Karaokeabend in der Aufklärungslegion von JCZoldyck ================================================================================ Kapitel 3: ----------- Fazit des Abends war Folgendes – man darf einen Erwin Smith nicht allein in einen Elektroladen lassen. Als er die schwarz-glänzende, fabrikneue Karaokemaschine im Regal sah, konnte er die Augen nicht von ihr wenden. Blitzschnell wurde sie über die Kasse gezogen und schon stand sie im Gemeinschaftsraum der Aufklärungslegion. Anfangs beschwerten sich natürlich seine Kollegen über die Geldverschwendung, aber anscheinend fand jetzt sogar der sonst so trübblickende Levi Gefallen an dem Spielzeug. Unbemerkt drückte Hanji immer wieder den Wiederholungsschalter, Levi sang sowieso durch, als hätte das Lied kein Ende. Am Boden liegend hielt sich Sasha die Ohren zu. Die Chips lagen nun um sie herum verstreut, als hätte sie jemand um ihren Körper drapiert, allerdings wären weder Jean noch Connie dazu in der Lage gewesen. Bei der vorangeschrittenen Zeit konnte kaum noch jemand klar denken. Plötzlich funkte Erwin wieder dazwischen und zog ungeschickt an den Strippen. „Was macht ihr hier? Ne Schnulze? Mann, andere wollen auch noch dran“, sang er. Ohne Mühe riss er dem verwirrten Corporal das Mikrofon aus der Hand und hielt es Christa vor die Nase. „Shota Boy, du singst jetzt.“ „Herr Kommandant, ich bin ein Mädchen!“ Während Erwin noch mit der Verwirrung kämpfte und Christa für einen Zwilling hielt, hüpfte Hanji durch den Raum direkt auf Armin zu. Jetzt war Taktik gefragt, dachte sich der blonde Junge. Am besten war es, jemanden zu finden, der groß und stark genug war, um sich hinter ihm zu verstecken. Levi? Auf keinen Fall. Reiner? Perfekt. Nur wo war er? Weder er noch Berthold waren in der Nähe … Die Snacks aus dem Gemeinschaftsraum zu klauen war leichtes Spiel, wenn die meisten sowieso nichts mehr mitbekamen und obendrein vom Karaoke der älteren Aufklärungsmitglieder gefoltert wurden. „Reiner, wirf mal die Salzstangen her.“ „Ich hab immer noch ein schlechtes Gefühl, dass wir das ganze Essen mitgenommen haben.“ „Was glaubst du, was Sasha ständig tut?“ Die Tatsache, dass das gefräßige Mädchen regelmäßig die Vorräte plünderte, konnte wirklich niemand verleugnen. Und bis jetzt hatte sich noch keiner darüber beschwert. Wieso sollten sich die besoffenen Kollegen jetzt darüber auslassen, wenn ihre Snacks nicht mehr auf dem Tisch standen, kam Reiner zum Entschluss und machte es sich mit Berthold auf der großen Couch in Erwins Büro gemütlich, während beide sich die Bäuche vollschlugen. Immerhin ließen sie eine Schüssel Chips zurück. „Jetzt wollen wir nur hoffen, dass der Kommandant die Krümel in seinem Zimmer nicht entdeckt“, mampfte Reiner. „Dann schicken wir vorher Corporal Levi ins Büro, der putzt auch ohne zu fragen, wo der Dreck her kommt.“ Mittlerweile bekam Levi mit, dass Erwin ihm das Mikrofon weggenommen hatte und torkelte am Tisch entlang. Hanji jagte den armen Armin quer durch den Raum, bis dieser unglücklich mit dem Corporal zusammenkrachte. „Mensch Jäger, pass doch auf!“, raunte er ihn an. „Corporal Levi, mein Name ist immer noch Armin.“ „Arm … in … was?“ „Nein, Armin! Armin Arlert!“ „Verarsch mich nicht, Junge.“ Hanjis Augen blitzten auf und sie hielt jäh inne. „EREN! Wie viel hast du getrunken?“, schrie sie und änderte sofort ihren Kurs. Wie konnte sie nur vergessen haben, was sie anfangs vorhatte! „Eren, wo bist du?“, trällerte sie munter und suchte nach dem verschollenen Titanenjungen, der sich im Nachbarzimmer vor seinen singenden Kollegen versteckte. Man hätte vermuten können, dass niemand um diese Uhrzeit mehr munter wäre. Erwin bewies das Gegenteil – nachdem er keine Lust mehr hatte mit Ymir zu streiten, weil er Christa für einen Jungen hielt, suchte er ein weiteres Opfer. Nun jammerte Jean immer wieder ins Mikrofon: „Lonely, I’m Mister Lonely …“ Und weil das noch nicht genug des Guten war, setzte Erwin in der nächsten Strophe mit ein. Zu dumm für Levi, dass er genau jetzt langsam wieder anfing klar zu denken. Vorhin war ihm gar nicht aufgefallen, wie grauenvoll das klang. „Verschissene … Karaokemaschine“, murmelte er nur immer wieder und legte seinen schmerzenden Kopf auf die Tischplatte. Von Nacht konnte man nicht mehr sprechen, die Uhr zeigte nun beinahe fünf Uhr in der Frühe an, als alle versuchten, ihre Betten zu suchen. Allein Eren verlief sich in der oberen Etage, obwohl sein Bett im Keller stand. Bevor Levi sich an der Türklinke abstützte, torkelte der Junge völlig abgefüllt auf seinen Vorgesetzten zu. „Corporal Levi, warten sie!“ Er drehte seinen Kopf zur Seite und Eren stand direkt vor ihm. Sein Blick ging leicht schräg zu seinem Gegenüber herunter und ein versifftes Grinsen bildete sich auf seinen Lippen ab. „Was ist denn?“ „Sie sehen süß aus.“ „Warum das?!“ „Weil sie so klein sind.“ Nachdem er langsam wieder zu Verstand kam, war das natürlich das erste, was er hören wollte. Die unzähligen Male „Something Stupid“ mit Hanji waren bereits eine Qual gewesen (wenn er nüchtern gewesen wäre), aber ein besoffener Eren toppte alles. „Geh ins Bett“, brummte der Corporal und schaukelte durch seine Zimmertür. „Gute Nacht, Heichou. Schlafen sie schön“, rief er ihm hinterher und versuchte, einen Weg zurück zu finden. „Hoppla, wo kommt denn jetzt die Treppe her?“ Levi hörte mehrere Male ein lautes Poltern im Flur, bis er das Kopfkissen gegen seine Ohren drückte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)