Der Weg des Kriegers von sennen_item ================================================================================ Kapitel 12: Aufruhr ------------------- Der Wind. Der Wind, zweifellos eine Macht der Natur. Er kann Mauern niederreißen, Meere zerteilen, vermag es Feuer zu erlöschen. Wind, selbst wenn er für das bloße Auge unsichtbar scheint, kann für unermessliche Verwüstung sorgen. Sein Einfluss, lässt die Bäume anmutig tanzen und verbreitet die brennenden Sande der Wüste. Doch gerade an diesem Tag, zu dieser Stunde, auf den heißen Steinböden, die den Weg zum Marktplatz ebneten, wurde er von den Personen, die ihm schutzlos ausgeliefert waren, lediglich als lästig empfunden. Immerzu, blies er, den wandernden Personen, Haarsträhnen ins Gesicht. Hier und dort, zu allen Seiten, hörte man das genervte Schnauben, welches unausweichlich, von einer streichenden Geste begleitet wurde. Die Männer um die junge Frau herum, zupften an ihren Krägen, fächelten sich mit den Handflächen kalte Luft zu und rangen sichtlich mit sich, nicht an den Wasserschlauch zu greifen, um die letzten Tropfen, der raren Flüssigkeit, aus ihnen hinaus zu saugen. Obwohl um sie herum bereits so viel Bewegungen und Geräusche stattfanden, brachte sie es nicht fertig, einen Mann und seine lautstarken Ausdrücke des Unwohlseins, zu ignorieren. Dieser Mann schien ständig mit einem Teil seines Körpers in Bewegung sein zu müssen. Wenn sie liefen, drehte er Kreise um ihre Gruppe, wenn sie standen, stapfte er mit dem Fuß, in einem Tempo, dass die königlichen Heerscharen vor Eifersucht erstarren lassen würden. Zu allem Überfluss, schien, sein Honigblondes Haar in der brütenden Mittagssonne, so grell, dass sie Angst um ihr Augenlicht bekam. Anzu konnte sich das nervöse Verhalten des Kriegsmeisters nicht erklären. Konnte nicht sagen, ob seine überschüssigen Bewegungen herreichten von Tatendrang, oder ob sie einfach nur schlechte Angewohnheiten, aufgrund mangelnder Erziehung waren. Um ihren Kopf vor weiteren Schmerzen, seitens des blonden Energiebündels zu ersparen, sandte sie ihren Blich nach den anderen Begleitern ihres königlichen Trosses aus. Zu ihrer Linken, schritt Yuugi, dessen Lächeln und Freundlichkeit sie tagtäglich verfolgten und ein Gefühl der Unruhe auslöste. Seit sie zugestimmt hatte, sie auf ihren, fragwürdigen, Wegen zu begleiten, begegnete er ihr mit übermäßig viel Zuneigung und Aufmerksamkeit, dass sie sich am liebsten übergeben hätte. Es war, als wolle er ihr durch seine Freundlichkeit das Falsche und Böse austreiben, dass sie in sich aufkeimen spürte. Je mehr Tage ins Land zogen, die sie in seiner Gegenwart verbrachte, desto mehr betrachtete sie ihn, wohl gleich gegen ihren Willen und ihre Vernunft, als einen Freund. Es erfreute sie, wenn er am Tag bei ihren Räumlichkeiten Halt machte und auf einen Spaziergang einlud. Oft, wanderten sie ziellos durch die schier endlosen Gänge der majestätischen Behausung und sprachen über Belanglosigkeiten. Und so sehr die Zeit sie auch drängte ihm Informationen zu entlocken, verlor sie sich immer mehr und immer stärker in seinen freundschaftlichen Gesten. Sie war nun in der Lage, anders als zuvor, die Intelligenz des jungen Mannes zu erkennen, ebenso wie sein gutes Herz. Was fesselte ihn also an diesen Ort? Er verstand sich auf Literatur, erzählte ihr viele Geschichten über die Entstehung des großen Imperiums, dass er mit Leib und Seele liebte und Sagen über die Götter, ihren Einfluss auf die Welt, die Menschheit, von denen sie nicht einmal gehört hatte. Nun konnte sie sich nicht mehr erklären, wie sie ihn jemals für kindisch erachten konnte und sah, aus welchen Gründen der König ihn in seinen Stand erhoben hatte. Ihr wurde übel, wenn sie daran dachte, dass sie und dieser Tyrann ähnliche Auffassungen zu haben schienen. Über die Tage die sie in ihrer gegenseitigen Gesellschaft verbrachten, konnte sie, so sehr sie es auch versuchte, sich nicht mehr in der Lage sehen es zu leugnen: Sie konnte die rechte Hand des Königs gut leiden. Diese Feststellung führte lediglich zu noch größeren Unannehmlichkeiten seitens des jungen Mädchens. Wenn er bei ihr war, vergaß sie die Zeit, ihr Vorhaben, bis sie sich in ihrem Bett wiederfand und die volle Last ihrer Aufgabe mit voller Wucht, einen Weg zurück in ihre Gedanken fand. Stets, versuchte sie sich ins Gedächtnis zu rufen, aus welchen Gründen sie dieses doppelte Spiel spielte. Das sie sich nicht zu sehr auf diese aufkeimende Kameradschaft einlassen durfte, da es Dinge gab, die einfach dringlicher waren, als ihr unvorhersehbares Interesse. Der Tag, den Bakura und sie als Zeitpunkt ihres Treffens ausgewählt hatten, war nur einen Steinwurf entfernt und sie hatte nichts vorzuweisen, um ihren Brüdern und Schwestern einen Weg in die Freiheit zu weisen. Doch, dass hatte sie sich fest vorgenommen, als man sie in den frühen Morgenstunden aus dem Schlaf gerissen hatte, um ihr mitzuteilen, dass ihre Hilfe benötigt würde, dieser Umstand sollte heute geändert werden. Wütend, ballte das Mädchen die Fäuste, als sie daran dachte, wer sie zu diesem ´Ausflug` eingeladen hatte. Die Bitte des Königs, war sachlich gewesen, er hatte ihr fest ins Gesicht gesehen, während er sie fragte, ob sie als Vermittlerin zwischen dem Volk und den adeligen Schlossbewohnern agieren könne, doch hielt er mehrere Schritte Abstand zu ihr. Wenn er diesen Sicherheitsabstand aus Furcht, vor weiteren überraschenden Angriffen gehalten hätte, wäre die junge Frau, durchaus, in der Lage gewesen, ihn zwecks dieses Streifzugs zu ignorieren. Doch die Augen des Herrschers, voller Vorsicht auf sie gerichtet, sprachen angsterfüllt mit ihr, die Hände, die langsame, kontrollierte Bewegungen ausführten, taten es nicht, weil sie sich in Acht nahmen, nein, seine Körpersprache verriet ihr, dass er sich um sie sorgte. Dieser Umstand, hatte ihr Herz beinahe zum explodieren gebrachte und ließ den Zorn hochkochen. Widerwillig, hatte sie zugestimmt, einsilbig und hatte den Thronsaal, so beherrscht es ihr möglich war, verlassen. Schließlich hatte sie keine Wahl gehabt. Wenige Augenblicke später, hatte sich bereits wieder ein Lächeln auf ihre Lippen gestohlen und als sie jetzt, Stunden später, tatsächlich in Mitten bewaffneter Männer, den Weg entlang lief, konnte sie die Vorfreude nicht mehr zurückhalten, die sie in jedem Moment überkommen hatte. Zum einen, war sie endlich wieder außerhalb der massigen Palastmauern unterwegs und genoß den kurzen Blick auf die Freiheit und zum anderen, sehnte sie den Augenblick herbei, in dem dem König bewusste werden würde, wie sehr das Volk ihn hasste. Schon seit sie aufgebrochen waren, wurden sie, von hasserfüllten Augen, verfolgt. Auch Blicke der Angst waren auf sie gerichtet, Blicke voller Betrug, doch auch, wenn auch nur vereinzelt, Blicke voller Ehrfurcht. Wenn Anzu diesen Menschen ins Gesicht sah, kam sie nicht umhin sich schlecht zu fühlen und das Lächeln auf ihren Lippen, versiegte. Was, wenn sie jemand erkannte? Was, wenn die Sklaven, die eilig durch die Straßen liefen, sie als eine von ihnen identifizierten? Sie trug noch immer ihr Sklavenband um den Hals, weigerte sich, es abzunehmen, wollte nicht, in keiner Art und Weise von den Menschen getrennt werden, für die sie dieses falsche Spiel ertrug, oder sich gar in einen ´höheren´ Stand erheben. Dieses Band, erinnerte sie, woher sie kam und führte ihr vor Augen, wer der Feind war und was sie alles erduldet hatte um heute hier zu sein. Sie brauchte dieses Band. Es war eine Rettungsleine um, unter all dem Glanz und der Freundlichkeit der Hochgeborenen, nicht zu vergessen, wer sie war. Doch gerade diese Rettungsleine, veranlasste sie nun dazu, sich nervös umzusehen. Wenn jemand sie als Sklavin erkannte, würde man sich fragen, weshalb sie unter dem Banner des Königs, des Monsters, lief, als sei sie eine enge Vertraute. Ihre Leidensgefährten, konnten schließlich nicht wissen, dass sie verdeckt arbeitete und würden sie als Überläuferin abstemplen. Und sie würde es ihnen nicht einmal verübeln können, sah sie sich selbst, in immer häufiger werdenden Momenten, als solche. Die Augen des jungen Mädchens, hefteten sich an den Hinterkopf des Königs, der ihnen einige Schritte vorauslief. Er zog einen tiefblauen, beinahe schon schwarz wirkenden, Umhang hinter sich her, der um Haaresbreite den Kontakt mit dem staubigen Gehweg vermied. Anzu hatte gelernt, seinen Anblick zu meiden, so gut es ihr möglich war, begann ihr Herz doch immer wild zu schlagen, wenn sie ihn betrachtete, während ihr Magen sich anfühlte, als hätte man ihm einen Schlag versetzt. Doch, so wie seine brennenden Augen noch immer einen Weg in ihre Träume fanden, suchte sie in schwachen Momenten, gegen ihren Willen, nach seiner Erscheinung. Wie konnte ein Mann, der so sanft lächelte, wenn er mit seinem Großwesir sprach, ein Mann, dessen hauchzarte, beinahe liebevolle Berührung ihr eine Gänsehaut beschert hatte, ein Mann, dessen Worte so besorgt über sein Land sprachen, in Wirklichkeit ein solches Monster sein? Die Dinge sind nicht immer so wie sie scheinen. Gänzlich versunken in ihren Gedanken, übersah sie eine Erhebung auf dem unebenen Boden und stieß sich dabei ihren nackten Zeh. Unwillkürlich, stolperte sie einen Schritt nach vorne, während der Schmerz in ihren tiefliegenden Regionen ihr Tränen in die Augen trieb und ihr die Sicht nahmen. Nahezu blind, taumelte sie geradeaus und verlor das Gleichgewicht. Die Männer um sie herum gaben erschrockene Laute von sich, als sie im Sturz etwas Stoff zwischen die Finger bekam und sich instinktiv daran festklammerte, um ihren Fall zu verhindern. Mit aller Kraft riss sie an dem Zwirn und konnte weiteren Verletzungen , ausgelöst durch den Aufschlag auf dem harten Steinboden, entgehen. Jedoch, hatte sie wohl ein Gewicht , am Ende ihrer Rettungsleine in Bewegung gesetzt , welches bei dem Ruck, der sie vor Schmerzen schützte, in ihre Richtung gerissen wurde und mit ihrem Oberkörper zusammen krachte. Der Aufprall presste ihr die Luft aus den Lungen. Sie gab ein ächzendes Geräusch von sich. Um sie herum herrschte reger Aufruhr und noch ehe sie ihre Augen zu öffnen vermochte, legte sich ein Paar Hände um ihre Taillenweiteund richtete sie auf, während ein Weiteres ihr den Stoff aus den verkrampften Fingern löste. Der Schmerz in ihrem Zeh war vergessen, als sie die hellen, sandfarbenden Augen des Kriegsmeisters zu sehen bekam. Sie waren weit aufgerissen, Unglaube spiegelte sich in ihnen, während der Rest seines Gesichts scheinbar nicht wusste, ob es Empörung oder Belustigung ausdrücken sollte. Seine Mundwinkel zuckten auf und nieder, seine Nasenflügel waren geweitet. Noch völlig in einer Schockstarre gefangen, drehte sie ihren Kopf in alle Richtungen und traf auf die ähnlich aufgelösten Blicke der Wachen, die sie in ihre Mitte genommen hatten. Erst, als sie ein Husten vernahm, richtete sie ihr Haupt nach vorne und sah den tiefblauen Stoff eines faltigen Umhangs. Yuugis Haare schauten hinter der Gestalt hervor, die jenen feinen Zwirn am Leib trug. Unfreiwillig wanderte ihre rechte Hand über ihren Mund. `Bei den Göttern`, dachte sie, sicher, dass dies ein weiterer, schlechter Scherz sein musste, doch die Stimme des Großwesirs, die in jenem Moment ihren Weg an die Luft fand, bestätigte ihren schlimmsten Verdacht. „Seid Ihr wohlauf?“, fragte der junge Mann, an die hustende Gestalt vor sich gewandt. Sie hatte diesen einen, ganz speziellen, besorgten Blick erst einmal bei ihm gesehen. In der Nacht, als sie sicher war, ihren Kopf zu verlieren. ´Oh nein… ich flehe euch an… bitte nicht.´ Doch das Stoßgebet an die Gottheiten war sinnlos, dessen war sie sich absolut bewusst. Anzu beobachtete, wie sich eine Hand auf Yuugis Schulter legte und ließ die Person, dessen Schaden sie nun schon zum zweiten Mal zu verantworten hatte, nicht aus den Augen. Auch, wenn sie es längst gewusst hatte, setzte ihr Herz einen Schlag aus, als sie das Gesicht des Pharaos zu sehen bekam, der mit seiner freien Hand den Umhang um seinen Hals lockerte. Entgegen ihrer Erwartungen, lag ein amüsiertes Lächeln auf seinen Gesichtszügen, dass sich nur verstärkte, als er ihren Blick kreuzte. Ihr Herz schlug ihr, von einer Sekunde auf die nächste, bis zum Hals, dieses übelkeitserregende Gefühl zog ihren Magen zu einem Klumpen zusammen und wütend, nahm sie ihre Hand von den Lippen und ließ sie, ebenso wie die Andere, schlaff zu ihren Seiten hängen. Ärger trieb ihr die Röte in die Wangen. Wie konnte dieser Mann sie in einem so peinlichen Moment anlächeln? „Nun, wie mir scheint, sagt Euch die Farbe meines Umhangs zu. Oder sollte ich dieses Vorkommnis als gescheiterten Angriff auf mein Leben verwehten?“ Das Herz sprang ihr beinahe aus der Brust und sie war sich sicher, dass die Umstehenden es laut und deutlich zu hören vermochten. Die Welle der Peinlichkeit verflog, wurde ersetzt durch ihren Kampfgeist. Sie würde nicht zulassen, dass der König sie vor den erstarrten Menschenmengen noch mehr demütigte, als sie selbst es schon getan hatte. Das junge Mädchen straffte ihren Rücken und schaute ihrem Gegenüber herausfordernd entgegen. „Wenn ich Euch zu töten versuchte, fielen mir andere Wege ein, dieses Ziel zu erreichen.“ Ein mehrstimmiges Raunen drang in ihre Ohren, doch ließ sie sich nicht beirren. Die Worte waren ausgesprochen. Ab hier, gab es kein Zurück. Der König zog eine Augenbraue nach oben. Sie bekam das Funkeln in seinen blutroten Augen zu sehen, dass sie sehr stark an ihre eigene Kampfansage erinnerte. „Tatsächlich?“, fragte er interessiert, seine tief grollende Stimme, ihre Herausforderung, annehmend, „Und welchen Weg würdet Ihr wählen, würdet Ihr meinen Tod wollen?“ „Nun, wie ich hörte, soll es schneller und weitaus sicherer sein, jemandem, die Kehle aufzuschneiden, statt ihn zu erdrosseln.“, erklärte sie und legte ihren Kopf spielerisch auf die Seite, während sie ihrem Gegenüber ein zuckersüßes Lächeln schenkte. „Interessante Wahl, aber könntet Ihr mich nicht einfach vergiften? Das wäre für Euch körperlich weniger anstrengend.“ „Ihr verfügt doch sicherlich über Vorkoster, dass würde das Risiko steigern erwischt zu werden. Desweiteren könnte ich den Tod eines Unschuldigen niemals mit meinem Gewissen vereinbaren.“ „Und Ihr seid der Ansicht, dass Ihr mit meinem Tod, keinen Unschuldigen töten würdet?“ „Seid Ihr unschuldig, mein König?“ Das letzte Wort spie sie ihm förmlich ins Gesicht. Ihr Gegenüber schüttelte mit dem Kopf, dass Lächeln schwand und Anzu kam nicht umhin sich über den unlesbaren Ausdruck in seinen Augen zu wundern. „Nein. Bei weitem nicht.“ Dieser melancholische Klang in seiner Stimme, besorgte das Mädchen, auch wenn sie sich dies niemals eingestanden hätte. Die Stimmung war in eine Richtung abgedriftet, mit der sie weniger anfangen konnte, als ihrem Wortgefecht. Doch kurze Zeit später, schien der König, was auch immer seinen Geist betrübt hatte, abgeschüttelt zu haben und das Feuer kehrte zurück in sein Gesicht. „Warum haltet Ihr ausgerechnet diese Todesart für angebracht?“, fragte er und legte ein Hand an sein Kinn. „Würde ich Euren Tod wirklich wollen,“, begann sie sachlich zu erklären, „ würde ich Euch in die Augen sehen wollen, wenn es soweit ist. Niemand verdient es, seine letzten Momente alleine zu verbringen, unschuldig oder nicht.“ Völlig absurd, als wäre er zufrieden mit dieser Antwort gewesen, nickte der Pharao und schenkte ihr ein schmales Lächeln. „Außerdem, glaube ich, dass es beinahe etwas traditionelles hat, einem Tyrannen auf diese Art das Leben zu nehmen.“, hängte sie hinten dran, wild entschlossen, ihm eben dieses Lächeln wieder aus dem Gesicht zu wischen. „Ihr denkt, ich sei ein Tyrann?“ „Und Ihr?“ „Ich denke, ein Tyrann, würde niemals von sich selbst zugeben, ein solcher zu sein.“ „Das mag stimmen…“, begann sie, „… doch beantwortet das nicht meine Frage.“ „Ebenso wenig, wie Ihr die meine beantwortetet.“ „Nun, verzeiht, doch im Gegensatz zu Euch, genoß ich keine königliche Erziehung mit Privatlehrern, die mir die Kunst der Höflichkeit zu vermitteln versuchten. Dort, wo ich herkomme, stellen wir eher Fragen, statt ihnen, durch irrelevante Floskeln ihrer Wichtigkeit zu berauben.“ Der Pharao faltete seine Hände hinter dem Rücken zusammen und machte einen Schritt auf sie zu, seine Augen, ebenso wie die ihren, erbarmungslos. Keiner von ihnen, wollte als Verlierer aus dieser Partie hervorgehen. „Auch in meinen Kreisen stellt man Fragen, scheint, als hätten wir eine Gemeinsamkeit gefunden.“ Um ein Haar, hätte das Mädchen die Kontrolle über ihre Gesichtszüge verloren, war diese Aussage doch so unglaubwürdig, dass allein ihre Erwähnung, wie ein Schlag ins Gesicht gewesen war. Dieser Mann wusste ganz genau, welche Knöpfe er bei ihr zu drücken hatte, um sie aus der Fassung zu bringen. Ironisch, hatte sie doch so viel Zeit damit verbracht, keine Zeit mit ihm zu verbringen. Sein amüsierter Ausdruck war nun in voller Form zurückgekehrt, nein, trotz der Ruhe seiner äußeren Ruhe, hatte er sich sogar noch gesteigert. Ihr ganzer Austausch schien wie ein Spiel. „In Euren Kreisen kleidet man sich auch in schwere Umhänge, die sich beim kleinsten Stolpern in eine tödliche Schlinge verwandeln. Meine Leute sind da eher praktisch als ästhetisch veranlagt.“, sie klimperte provozierend mit ihren Wimpern, auf eine Reaktion hoffend, ehe sie ihren Satz, mit einem stark melodramatischen Unterton, beendete: „Und dahin sind die gerade erst gefundenen Gemeinsamkeiten.“ Aus den Augenwinkeln, sah sie den Großwesir, der mit einem breiten Grinsen ihrer Konversation folgte. „So zwecklos Ihr ihn auch darstellt, leistete dieser Umhang mir heute schon gute Dienste.“, gab der König ruhig zurück und trat einen weiteren, auffordernden Schritt auf sie zu. Mit gespielten Interesse, legte das junge Mädchen ihre Stirn in Falten. „Tatsächlich? Und welchen Zweck war er so überaus dienlich?“ Sie weigerte sich einen Schritt zurück zu treten. Niemand hier sollte glauben, dass sie Angst hätte. Inständig hoffte sie, dass niemand ihren weichen Knien Beachtung schenkte, die jede Sekunde nachzugeben drohten. Je mehr der Mann vor ihr sprach, je näher er ihr kam, desto unsicherer wurde sie, völlig überwältigt von seiner Ausstrahlung und je unsicherer sie wurde, umso mehr brannte der Hass auf ihn in ihrem Inneren, weil er einen solchen Effekt auf sie hatte. Ihr Körper spannte sich an, als er den Mund öffnete um ihr seine Antwort zu geben: „Er hat Euch dazu veranlasst, ein paar Worte mit mir zu wechseln. Das ist mehr und durchaus erstrebenswerter, als unser letztes Zusammentreffen. Auch wenn das Thema unserer Unterredung etwas fröhlicher sein könnte.“ Das war´s. Seine Worte im Einklang mit diesem Blick, dieser Stimme, der unüberhörbaren Freude die er ausstrahlte, machten sie sprachlos. Die Schlacht war vorüber. Er hatte gesiegt. Die Peinlichkeit kehrte zurück, schlimmer als zuvor, da sie sich nun fühlte wie ein kleines Mädchen, dass zum ersten Mal mit einem Jungen sprach. Sie wünschte sich, im Erdboden versinken zu können oder von einem Blitz niedergestreckt zu werden. Anzu wandte sich von dem Mann ab, den sie für das Gefühlschaos in sich, nur noch mehr verabscheuen wollte. So eben hatte sie seine Macht am eigenen Leib zu spüren bekommen. Er kannte seine Gegner. Aus diesem Grund, hatte er wohl auch so viele Anhänger. Sie verschränkte die Arme vor der Brust und wartete. Wartete, auf seine letzten, sicherlich demütigenden Worte, die seinen Sieg bestätigen würden. Ein leises Kichern, sehr gedämpft, kaum lauter als ein Windhauch, drang an ihr Gehör. Erst jetzt wurde ihr klar, wie nah sie beieinander gestanden hatten. „Ihr seid wirklich ein Uniklat.“ Blitze durchzogen ihren zitternden Körper. Alles in ihr schrie, brüllte sie an diesem Mann ihre Verachtung entgegen zu schleudern, doch ihr Mund, folgte nicht länger ihrem Willen. Völlig handlungsunfähig, musste sie daher zusehen, wie er ihr ein letztes, unbekümmertes Lächeln schenkte, ehe er sich von ihr abwandte. Das Mädchen wusste, dass er Etwas zu seinen Männern sagte, da sie sich wenig später, wieder in Bewegung setzten, doch auch ihre Ohren ließen sich nun im Stich. Dumpfes Dröhnen, war das Einzige. Was zu vernehmen sie imstande war. Der kleine Tross, marschierte weiter und zog sie mit sich, wie ein gefallenes Blatt, auf einem reißenden Fluss. Sie hatte den König, ihren Feind, so nah an sich herangelassen, wie sie selbst es niemals für möglich gehalten hätte. nicht nur hatte sie sich auf einen Kampf mit ihm eingelassen und verloren, sondern war seiner Gnade ausgeliefert gewesen, als sie geschlagen war. Warum, warum handelte er immer anders, als sie es von ihm erwartete? Warum war sie so anfällig für seine Spielchen? Und dann, war da noch seine Furchtlosigkeit, diese bodenlose Frechheit, sich ihr zu nähern, ihr seinen Atem ins Gesicht zu blasen. Die Gänsehaut, die beim Hauchen seiner letzten Worte an sie entstanden war, prickelte noch immer über ihre Haut. Gerne hätte sie behauptet, dass sie vor lauter Ekel in diese Starre verfallen war, doch war dieses Gefühl in ihrem Inneren ihr gänzlich fremd. Sie wusste nichts damit anzufangen. „Macht Euch nichts draus.“ Überrascht, nahezu erschrocken, Worte wahrzunehmen, hatte sie doch angenommen auf ewig in Stille leben zu müssen, riss Anzu ihren Kopf herum, um von dem Gesicht des Kriegsmeisters in Empfang genommen zu werden. „Ich kenne niemanden, der ein Wortgefecht mit dem Pharao gewinnt.“ Seine strahlend weißen Zähne schienen ihr entgegen, während sie aus den Augenwinkeln das nervöse Nesseln seiner Finger am Griff seines Schwertes beobachtete. „Naja niemanden außer Yuugi.“, sprach er munter weiter, als eine Antwort ihrerseits ausblieb. Auich wenn das junge Mädchen die Kontrolle über einen, verloren geglaubten Sinn zurück erlangt hatte, war ihre Zunge noch immer wie gelähmt, während ihre Beine nur stur den Männern vor sich folgten. So konnte sie nicht verhindern, dass sie in ein Gespräch hineingezogen wurde, ohne in der Lage zu sein, es zu beenden. Denn, als er seinen Namen zu hören bekam, entschloss sich der Großwesir anscheinend, hinter seinem König zurück- und mit ihnen in Gleichschritt zu fallen. „Mein Herr und ich, liefern uns keinerlei Wortgefechte. Wir sind, bei nahezu jeder Angelegenheit einer Meinung.“ „Doch wenn ihr nicht einer Meinung seid, gibt er Euch zu Liebe nach.“ Der Großwesir zog seinen Mund in die Länge und beäugte den Anführer ihrer kleinen Gruppe. „Er gibt nach, wenn ich im Recht liege. Es ist nicht meine Schuld, dass dies des Öfteren der Fall ist.“ „Und Ihr schwört, dass Ihr diesem `Recht haben´ nicht gelegentlich nachhelft?“ Der Angesprochene setzte ein wissendes Lächeln auf und zwinkerte seinem Begleiter verschmitzt zu. „Nun… wenn ich Euch dies beantworten würde, gefährde ich doch meinen größtes Geheimnis zu verraten und mich des Vorteils, den ich daraus ziehe, zu berauben.“ Der Kriegsmeister gab einen zustimmenden Laut von sich und richtete seinen Blick auf das junge Mädchen, das völlig apathisch neben ihnen entlang lief. Auch wenn sich ihre Bewegungen eher als ´abwesendes voran Stolpern` bezeichnen ließen. Wäre Anzu dazu in der Lage gewesen, hätte sie womöglich selbst über den frechen Scherz des Großwesirs gelacht, doch noch immer, wurde sie einfach von den bewaffneten Männern um sie herum, mitgezogen. Längst schon, hatte ihre Gruppe den Marktplatz hinter sich gelassen und war weiter vor gestoßen, in die Außenbezirke der riesigen Hauptstadt. Je näher sie denen kamen, desto öfter sah sie die kurzen Blicke die ihr, von Menschen mit Halsschmuck, der dem ihren bis ins Detail ähnelte, zugeworfen wurden Beunruhigte Augen musterten sie mitfühlend, verwirrt, zornig, zugleich. Doch erst als Anzu ein Paar Augen traf, dir auf ewig festgehalten aus dem Gesicht eines jungen Mannes zu ihr hinüber sahen, verstand sie es. Ihre Sinne kehrten auf einen Schlag zurück, als die Erkenntnis über diese zufällige Begegnung und welche Bedeutung sie hatte, auf sie einprasselte. So, wie der junge Mann sie alle musterte, so, wie er sie aus seinen laubgrünen Augen ansah, hoffend, beinahe mitleidig, gab es nur eine Erkenntnis : Man hätte auf sie gewartet. Aus diesem Grund, starrte dieser fremde Mann sie an, noch immer denkend, sie sei eine von ihnen. Sorge für jemanden seines Standes, schien ihm ins Gesicht geschrieben. Sämtliche Alarmsignale beschleunigten Anzus Herzschlag auf ein Vielfaches und veranlassten sie dazu, das Wort an den Kriegsmeister zu richten: "Sind Euch die Blicke aufgefallen, die uns zugeworfen werden? " Ihre eigene Stimme klang in diesem Moment so weit weg, machte ihren Klang mechanisch, nahezu eisern. Der junge Blondschopf wandte sich ihr fragend zu, seine Bewegung so ruckartig und plötzlich, dass der Schild, den er auf seinem Rücken trug, sie um ein nur, verfehlte. Eine Augenbraue erhob sich auf seinem Gesicht fragend nach oben, während er stehen blieb und ihr einen erschöpften Gesichtsausdruck schenkte. Sie meinte ihn etwas wie "Weiber!", nuscheln zu hören, doch wenn er diesen Gedanken laut aussprechen wollte, beraubte ihm der Großwesir dieser Gelegenheit, indem er sich einmischte. "Was ist mit ihren Blicken, Mylady? " Kurz errötete das junge Mädchen, aufgrund der hochgestellten Anrede der jungen Mannes, ehe sie sich zur Ordnung rufen konnte und Yuugis Frage beantwortete. "Je näher wir den Sklavenfeldern kommen, desto mehr Menschen schauen uns entgegen, als würden sie versuchen uns durch diese Blicke etwas mitzuteilen... Oder vielmehr..." Die Stimme des jungen Adeligen mit den großen Augen, beendete ihren Satz, wie sie es erwartet hätte. "Euch." Anzu stimmte ihm mit einem Kopfnicken zu, während sie verstohlene Blicke auf die Menschen warf, die inzwischen die Straßenseite wechselten, wenn sie einen Blick auf das königliche Banner geworfen hatten. Yuugi, an ihrer Seite, tat genau dasselbe, mit einer ernsten Denkfalte, die mürrisch an seiner Stirn haftete. Sie hörte das unruhige, nervöse Klicken, das entstand, wenn Jounouchi mit einem Finger gegen den Griff seines Schwertes trommelte. Eindeutig, ließ auch ihn etwas außer Ruhe. "Und was zum Geier, soll das jetzt bedeuten? ", kam kurz darauf unzufriedene, dennoch erwartete Frage des Kriegers. Wie, als hätten seine Worte als ein Stichwort fungiert, entdeckte Anzu in jenem Moment eine im Kapuzen gefüllte Gestalt, die, in der Menge verborgen, aus mörderischen Augen zu ihnen blickte. Der Umhang jenes Fremdlings war weit, seine Körperformen nicht preisgebend und den Betrachter nur erahnen lassend, was, außer seiner eigenen Haut, unter den Schichten seiner ärmlichen Bekleidung verborgen lag. Als sie ein schmales Stück geschwungenen Holzes wahrnahm, dass hinter seinem Rücken hervor gezogen wurde, dämmerte es ihr. Sie riss den Kopf herum, in Richtung des Mannes, der durch seine laute Frage, die Aufmerksamkeit des Schützen auf sich gelenkt hatte. "Bogen!", war das einzige, dass sie ihm als Warnung entgegen werfen konnte, ehe sie das geräuschvolle Zischen, jenes präzisen Todeswerkzeugs, vernahm. Ihre Augen waren auf die Gestalt des Kriegsmeisters gerichtet, während sie jeden Moment die entsetzlichen Folgen dieses Schusses erwartete. Die Zeit lief dick und zähflüssig durch ihre bebenden Hände. Sie hätte schwören können, dass alles langsamer verging. Steine füllten ihren Magen, als sie vergeblich versuchte, einen Weg aus dieser Situation zu finden, der ohne ein menschliches Leben im Tausch zu lassen, funktionieren könnte. Sie versuchte ihr verlangsamtes Zeitgefühl zu nutzen, die Zeit, die sie geschenkt bekam, nicht zu vergeuden. Doch gleichzeitig, immer näher kommend, lief die Zeit des Kriegsmeisters, vor ihren Augen, ab. Seine lebhaften neugierigen Augen, verzogen sich zu vor Entsetzen geweiteten Löchern, dieser unbekannte Ausdruck verpasste Anzu einen Schlag in den Magen, als ihr Kopf ihr lauthals zuschrie: "Duck dich! Bring dich in Sicherheit! ", aber ihr Herz diesen Schrei beinahe übertönte: "Tu etwas! Steh nicht nur so rum! Rette ihn!" Als hätte sie eine Ohrfeige bekommen, setzte sie sich in Bewegung. Niemand, sollte bei dieser Sache Schaden erleiden. Ihre Beine beförderten sie vorwärts, folgten ihrem stummen Befehl. Länge Schritte rannten in die Schussbahn des heimtückischen Pfeiles hinein, nur um zum zweiten Mal an diesem Tag abrupt, durch Fremdverschulden, zum Stehen zu kommen. Sie erschrak, als sie das goldene Auge des Horus in ihrem Sichtfeld wieder fand. Das Mädchen hatte so sehr auf den bedrohten, jungen Mann geachtet, dass alle anderen ihrer Wahrnehmung entgangen waren. Schmerz sammelte sich in ihrer rechten Schulter, als sie grob von ihren Beinen gerissen wurde und ohne jede Logik, zu der sie noch fähig war, nach hinten geschleudert wurde. Der braungebrannte Arm des Pharao, war einige Sekunden mitten in der Luft, zum Stehen gekommen. Wieso schubste dieser Mann sie weg, war sie doch bereit gewesen, einen seiner Männer zu schützen? In ihrem Sturz nach hinten, schaffte sie es, das Geschehen im Auge zu behalten. Ruhige, kontrollierte Bewegungen hauchten dem prächtigen, statuenähnlichen König wieder Leben ein. Ein gekonnter, perfekt ausgeführter Griff, löste den Gurt, den der Kriegsmeister längs über seiner Brust verknotet hatte, während die andere Hand über seine Schulter hinweg, den fallenden Schild zu fassen bekam. Blitzschnell, riss er den Schild über Jounouchis Kopf hinweg und positionierte sich vor der Brust des Kriegers. Als ihre Kehrseite Kontakt mit dem staubigen Boden machte, hörte sie ein lautes, eisernes Kratzen und als sie ihre, aus Reflex geschlossenen Augen wieder öffnete, war ein deutlicher Kratzer, auf dem ansonsten unbeschadeteten, offensichtlich neuen, Schild zu sehen, während der gefürchtete Pfeil, entzwei gesprungen, zu ihren Füßen lag. Die Menschenmassen brachen in einen panischen Aufruhr aus. Laute Schreie hallten durch die Luft, fütterten sie, mit ihrem Schrecken. Die Wachen hechteten zu den beiden Männern, die dem Angriff mit einem Schrecken überstanden hatten. Zumindest, sah einer von ihnen verschreckt aus. Seine Lippen öffneten und schlossen sich, während seine weit aufgerissenen Augen, den König nicht aus den Augen ließen. Dieser beantwortete lässig, seine letzte Frage, während er den Schild sinken ließ und auf sie zugelaufen kam. "Sie haben uns erwartet. ", sprach er ihre und Yuugis Bedenken laut aus. Vor ihr, kam er zum Halt und sah sie entschuldigend an. "Verzeiht, wenn ich Euch verletzt haben sollte, doch Ihr seid direkt in die Schussbahn gerannt. " Seine freie Hand, bekam ihren nackten Oberarm zu fassen und zog sie mit einem Ruck, zurück auf die Beine. Die alarmierten Wachen, stritten laut miteinander. Widerwillig, schüttelte Anzu seine warme Hand ab, richtete ihre nächsten Worte aber doch an ihn, da er der einzige in ihrer Umgebung war, der ihre brüchigen, unheilvollen Worte zu vernehmen vermochte. "Es ist noch nicht vorbei. ", flüsterte sie und suchte nach seiner Reaktion. Verstehend, nickte er und wirkte, als wäre dies eine Annahme, die auch er bereits gemacht hatte. "Ihr habt Recht. Wir wurden schon seit unserer Ankunft beobachtet, dieser Mann, war nur die Eröffnung. " Die Menschen hatten nicht so ängstlich ausgesehen, wenn nur ein Einzelner versuchen würde, die Krone zu bedrohen, brachte sie seine Worte zu ende. Er wandte sich seinen Wachen zu, um ihnen neue Befehle zu erteilen, als ein zweiter Pfeil, an der Stelle einschlug, wo er zuvor noch gestanden hatte. Noch ehe sie einen sorgenvollen Blick an den Großwesir aussenden konnte, um sich nach seiner Unversehrtheit zu erkunden, hatte man sie an beiden Schultern gepackt und nach vorne gerissen. Langsam kam sie sich vor, wie ein Gepäckstück. Die blutroten Augen des Königs brannten in den ihren und pressten ihr die Luft aus den Lungen. "Lauft!", schrie er ihr entgegen und ließ, wenig später, von ihr ab, drehte ihr den Rücken zu. Das Mädchen fühlte ihre wackeligen Beine, hörte die aufsteigende Panik, Angst um ihr Leben, wo sie doch endlich wieder etwas hatte, dass sie zum weiterleben ermutigte und klammerte sich an das Einzige, dass in diesem Chaos, diesem Albtraum, einen Sinn machte. Sein Befehl. Anzu stieß mit ihren Beinen fest in den Boden, als sie ihre Hände schützend über sich hielt, als würden sie wirklich in der Lage sein, Pfeile abzuwehren. Sie rannte, ohne zu wissen wohin, da sie aus den Augenwinkeln weiterhin zurück schaute, zu den Menschen mit denen sie hergekommen war und die nun ihren Albtraum teilten. Sie erkannte das Blau, des königlichen Umhangs, das gezielt durch die flüchtenden Mengen raste. Ohne das jemand etwas hatte sagen müssen, wusste sie, wo er hinrannte, während der Schild des Kriegsmeisters, seine Glieder vor tödlichen Wunden schütze. Yuugi. Für den Bruchteil eines Augenblicks zog sich ihr Herz zusammen. Dieser Schild war der einzige Schutz, den der König bei sich trug. Kein Schwert. Keine Waffe. Kurz bevor ihre Füße sie um eine Ecke beförderten, vernahm sie noch, die gebrüllten Worte des Pharao, die sich an jemanden in seiner unmittelbaren Nähe richteten : "Pass auf ihn auf! Beschütz ihn! Beschütz ihn!" Jede Erwiderung dieses Befehls, verlor jegliche Bedeutung, als sie erkannte, was hinter der Straßenecke, die ihre Rettung hatte sein sollen, auf sie wartete. Die vermummte Gestalt, die den ersten Pfeil abgefeuert hatte und dann in dem Chaos, dass sie losgetreten hatte, untergetaucht war. Ihre Gesichter kreuzten sich. Auch er erkannte sie wieder. Er war nicht allein. Zwei bullige Männer standen ihm zur Seite. "Scheiße!, fluchte sie laut und machte mitten in ihrem Sprint Halt, um einen Haken zu schlagen und in die entgegengesetzte Richtung zu flüchten. Sie wusste, dass sie die Verfolgung aufgenommen hatten, ohne sich umdrehen zu müssen. Ihre Atmung ging stoßweise und sie war, nun doch, dankbar dass sie in den königlichen Mauern etwas Erholung gefunden hatte. Sonst, wäre sie schon jetzt zusammengebrochen. "Scheiße!", schrie sie, als sie in einen Gasse abbog, in der Hoffnung, ihre Verfolger dort abhängen zu können. So schnell es ihr möglich war, tauchte sie in die Häuserreihen ab, wild den Kopf herumreißend, auf der Suche nach einem Fluchtweg. Doch so sehr sie ihren Körper auch anschrie weiter zu laufen, spürte sie ihre Muskeln ächzen. Diese Männer waren definitiv in einer besseren körperlichen Verfassung als sie. "Scheiße! " Die einzigen Möglichkeiten, die sie noch sah, war entweder die Männer durch häufige Richtungswechsel zu überfordern und sich im einem solchen Moment zu verstecken, oder sich ihnen entgegen zu stellen und hoffen, auf diese Weise einen Ausweg zu finden. Die nächste Ecke und was sie zu sehen bekam, nahm ihr die Entscheidung ab. Nichts, nur eine sandfarbende, kalte Wand. Eine Sackgasse. Das Mädchen kämpfte gegen die aufkommenden Tränen, als ihre letzte Hoffnung darin bestand, sich allein gegen drei Männer zu stellen. Die zum Stehen kommenden Schritte ihrer Verfolger, rissen sie aus ihrem Selbstmitleid. Immer nach einem Ausweg suchen. Nicht aufgeben. Sarkastisch, warf sie ihr Hände in die Luft und zuckte mit den Schultern. "Tja... da hab ich mich wohl in etwas verrannt. ", scherzte sie furchtlos und stemmte ihre Hände in die Hüften. Ohne darauf einzugehen, kamen die drei Hühnen näher, versperrten jeden erdenklichen Ausweg, allein durch die Masse ihrer Körper. "Du!", knurrte der Anführer des Aufstandes. "Was hattest du bei dem König zu schaffen?" "Na was schon? Jetzt, wo der feine König sich noch ein Denkmal errichten lässt, ist er in Stimmung und hat sich eine neue Sklavin gesucht, die er ficken kann, wenn es ihm beliebt. ", lachte der Mann zu einer Linken laut und trieb Anzu mit seinem vulgären Worten die Schamesröte ins Gesicht. Gleichzeitig konnte sie nicht fassen, dass jemand so etwas denken würde. "Ist das wahr?", ergriff der Vermummte wieder das Wort, "Bist du gegen deinen Willen bei ihnen gewesen? " Anzu blinzelte nervös. Hier war er. Diese Männer hatten ihr selbst einen Fluchtweg aufgetan, hatten ihr einen Weg gegeben hier unbeschadet hinauszukommen. Aber dann, sah sie das fette, widerliche Grinsen auf den Lippen des dritten, bisher schweigenden Mannes. Seine Augen wanderten gierig ihren Körper auf und nieder, während er seine wulstigen Lippen mit der Zunge benetzte. Ein Schauer lief ihr über den Rücken, als Ekel sie schüttelte. Eher würde sie sich töten lassen, als solchen Menschen in die Karten zu spielen. Frech, zog sie ihre Lippen auseinander. "Ganz im Gegenteil sogar, der König hat mich ganz förmlich eingeladen und ich habe dankend akzeptiert. " Die beiden linksstehenden Männer lachten laut auf, während der Dritte sie zufrieden anlächelte und sich den Schweiß, mit dem Handrücken, abwischte. "Schnapp sie dir, Großer ", sagte der vermummte Anführer zu dem riesenhaften Ekel, dass sie mit seinen Augen auszog. Der brockenhafte Mensch, setzte sich in Bewegung und trieb sie mit jedem weiteren Schritt zur Wand hin. Auch, wenn sie ängstlich war, verfiel dad junge Mädchen nicht wieder in eine instinktive Panik, sondern ging in ihren Gedanken durch, was sie tun konnte, um diesen Mann davon abzuhalten sie zu schänden. Eine Idee kam ihr, mehr noch, die einzige Rettungsleine, die sich ihr noch darbot. Sie musterte das menschliche Raubtier, dass nur noch zwei Schritte von ihr entfernt war und war sich ihrer Aussichtslosigkeit bewusst. Welche Wahl, hatte sie schon? Sie hatte ja nicht einmal ein Messer, um es diesem Pack in den Wanst zu rammen. Sie dachte an den Moment zurück, als der erste Pfeil abgefeuert würde. Der König hatte keine Sekunde gezögert. Entschlossen, schnappte sie nach Luft und nahm den wenigen Anlauf, den sie noch kriegen konnte. Die Sohlen ihrer offenen Sandalen wirbelten den Staub auf, als sie ein Bein, mit aller Kraft nach hinten ausholte und dann, blitzartig nach vorne schnellen ließ. Wie erhofft, hatte ihr Angreifer ihren Gegenschlag nicht kommen sehen und griff sich nun, mit beiden Händen, zwischen die Beine, Schmerz hatte die Lust in seinem Blick vertrieben. Schwer getroffen, gab er ein Winseln von sich, das einem getretenen Hund deutlich mehr ähnelte, als einem Menschen und ging in die Knie, um sich anschließend zur Seite, auf den Boden, fallen zu lassen. Völlig abwesend, beobachtete Anzu das Geschehen, nicht begreifen könnend, dass Ihr Plan tatsächlich aufgegangen war. Das Erfolgsgefühl durchströmte ihren Blutkreislauf, als ihr klar wurde, was der Schmerz in ihrem Fuß zu bedeuten hatte. Sie hatte einen Mann außer Gefecht gesetzt. Fehlten nur noch zwei. Ihr Tatendrang und das Gefühl alles zu schaffen, wenn sie nur hart genug dafür kämpfte, fanden ein jähes Ende, als der vulgäre Mann, sie grob gegen die Wand knallte, während der Anführer ihm dabei über die Schulter schaute. "Du miese Fotze! ", schrie er sie an, so dass es in ihren Ohren klingelte. "Du hältst dich wohl für äußerst schlau, wenn du dachtest, du würdest es vermeiden von jemanden gefickt zu werden. Ich sag dir was, du Dreckstück: wenn er es nicht machen kann... Mach ich es..." Sein Griff dehnte den Stoff ihres Gewandes. Wenn er weiter so zerrte, würde es zerreißen. "Und ich bin nicht so nett und lasse dich nach einem Mal gehen.", fügte er noch bedrohlich hinzu. Mit einem Mal, hatte das junge Mädchen den totalen Durchblick. Nicht die Götter, trugen Schuld an den sich verschlechternden Zuständen in ihrem Leben. Nicht sie, machten sich einen Spaß daraus, sie leiden zu sehen, oder waren ihr gegenüber so gleichgültig eingestellt, wie sie immer dachte. Nein. Allein ihr loses Mundwerk, ihre impulsiven Entscheidungen, waren der Grund für Ihre dauerhafte Pechsträhne. Die Hände des groben Mannes rieben ihr über den Körper. Seine Finger ließen eine tiefe Narbe der Zerrüttung auf ihrer Haut zurück. Sie schloss die Augen und schwor sich, keinen Laut zu machen, wenn dieser Widerling sich an ihr vergehen sollte. Sie würde ihm nicht auch noch ein Gefühl des Triumphes, in ihren Plageschreien finden lassen. Seine Hände waren rauh, dicht behaart und sehning, nichts, was sie früher als gefährlich wahrgenommen hatte, was nun aber für immer in ihre Netzhaut gebrannt wurde, als Erkennungsmerkmal eines Monsters. Jede weitere Berührung seinerseits, verstärkte dieses Gefühl nur noch. Sein heißer Odem brannte auf ihrer Haut, wie ein Peitschenhieb und schnitt ihr das Fleisch von den Knochen. In ihrer Kehle sammelten sich flehende Worte, von denen jedermann denkt, sie wären die letzte Chance, wenn sie sich in einer lebensbedrohlichen Situation wiederfanden. Gerade, als er seinen Mund öffnete, um ihr mit seiner dicken, stinkenden Zunge, den letzten Widerstand zu rauben, wurde er an den Haaren zurück gerissen. Sein Griff, verlor jede Härte und auch jede Macht, die er über sie gehabt hatte. Ihre Zehen berührten die Erde und als sie wieder festen Boden unter den Füßen spürte, begann sie sich von der Wand zu entfernen. Auf zittrigen Beinen, trat sie einen Schritt vor den Anderen, behielt dabei stets den Mann im Blick, dessen bösartige Worte, sie wohl fortan begleiten würden. Als sie einen Halbkreis um den sich windenen Mann vollzogen hatte, erkannte sie die Ursache, die seinen Angriff auf sie beendet hatte. Das gleißende Licht der Sonne strahlte ihnen, von seinem goldenen Haupt abgeprallt, in die Augen. Doch, auch wenn es schmerzte hinein zu sehen, konnte man bei genauer Betrachtung, das allessehende Auge erkennen. Zu ihrem großen Bedauern, handelte es sich, bei ihrem Beschützer in dunkler Stunde, um den verhassten König Ägyptens. Seine schnellen, muskulösen Hände, hatten so eben den Schopf des vulgären Mannes, losgelassen und zog sich zu seinem Körper zurück. Der tobende Hühne trat dichter an ihn heran, während er unheilvoll knurrte und fluchte. "Du mieser Wichser! Für wen hältst du dich, mir zu nehmen, was mir zusteht? " Der König behielt den Mann im Auge, wich nicht vor ihm zurück, hob lediglich seine einzige Quelle der Verteidigung vom Boden. Den Schild, mit dem er das Leben des Kriegsmeisters gerettet hatte. Er strafte die rühden Worte mit schweigen und tat, als hätte er nichts gehört, richtete seine Stimme an Anzu: "Kommt hinter mich. Euch wird niemand etwas tun, aber kommt hinter mich." Das Mädchen lauschte seiner Stimme und wog ihre Optionen ab. Sie hatte die Kraft, dieser Männer am eigenen Leib zu spüren bekommen. Würde der König, der im Gegensatz zu den beiden Gegenern, die ihn kleiner und schmächtiger wirken ließen, der, weder eine anständige Waffe, noch Unterstützung dabei hatte, sich gegen sie behaupten können? Und dann war da hinter ihm der schmale Durchgang, der den Weg hinaus aus dieser Falle ebenen würde. Und niemand versperrte ihr den Weg. Der Pharao und sein Kontrahent warfen sich böse Blicke zu. Der hühnenhafte Mann vor ihm begann, immer ungeduldiger auf- und ab zu wippen. Es würde nicht mehr lange dauern, ehe er den ersten Schlag austeilte. Die junge Frau, setzte ihren ersten Schritt, als der König sie wieder ansprach : "Kommt hinter mich und ich hole uns hier hinaus. Aber wenn Ihr weglauft, verliere ich Euch wieder aus den Augen. Ich kann Euch nicht versprechen, Euch ein weiteres Mal zu finden." Seine Tonlage, war zugleich sachlich, als auch verständnisvoll und ergaben auch tatsächlich einen Sinn. So hätte sie auch gehandelt, wäre es ihr möglich gewesen. Bei einem Aufstand, durfte man nicht darauf hoffen, sich alleine durchschlagen zu können. Allein war man verloren. Und doch setzte sie in diesem Fall, auf ihren Fluchtinstikt, wenn sie diesen widerlichen Wiedersacher ansah. Wenn es sich vermeiden, oder auch nur hinauszögern ließ, dass jener Mann sie je wieder berührte, dann war ihr sogar diese Aussicht recht. Zwei weitere Schritte führten sie näher an ihren Ausgang heran, dann noch einer, doch gerade als sie die Beine in die Hand nehmen wollte, um sich mit letzter Kraft zu retten, schenkte der König ihr einen aufgebrachten Blick, als er einen zischenden Fluch ausstieß und festen Schrittes auf sie zuging, die beiden Männer, verwirrte Blicke tauschend, hinter sich lassend. Der Anführer des Aufstandes hatte sich bisher ziemlich zurück gehalten, während sein Kämpfer wild auf den Boden stampfte. Anzu hob schützend die Arme, als ihr selbsternannter Retter zu ihr aufschloss. Seine Arme ließ er seitlich, schlaff an seinem Körper ruhen, doch seine Augen verhinderten jede weitere Bewegung ihrerseits. Diese blutroten Vollmonde, fesselte sie, wie der Griff einer Würgeschlange. "Hört mich an! Ihr werdet hier bleiben und mich die Sache regeln lassen und dann werden wir gemeinsam die Anderen finden. Ich weiß, Ihr erkennt mich nicht als Euren König an, das ist Euer Recht, doch als wir heute morgen zusammen losgezogen sind, seid Ihr damit unter meinem Schutz aufgebrochen. Ihr seid eine Verpflichtung eingegangen, meine Befehle zu befolgen, wenn es Eurem Schutz dient, so wie ich mich verpflichtet habe, Euch zu beschützen! Ihr habt die Pflicht mir zu gehorchen! " Instinktiv, zog sich alles in ihr, bei seinem Tonfall zusammen und die Steine in ihrem Magen, drückten schwer auf ihre übrigen Organe, als sie erkannte, dass seine Worte den einzig, wirklich, logischen Plan bildeten, den diese Situation zuließ. "Also begebt Euch hinter mich und wartet. ", beendete er seine Rede bestimmt. Ohne auf ihre Reaktion zu warten, wandte er sich den beiden Männern erneut zu, stellte sich ihnen herausfordernd entgegen. "Wenn ihr eure Waffen fallen lasst, werde ich euch nicht verletzen. ", sprach er an sie gerichtet. "Ach ja? Der Pharao sitzt doch lediglich auf seinem Thron und befehligt die Männer, die seine Drecksarbeit verrichten! ", höhnte der vulgäre Mann, "Eure Fähigkeiten im Nahkampf, dürften ziemlich dürftig sein. " Der junge König, festigte den Griff um seinen Schild. "Für Euch, werden sie reichen. " Unheil lag in seinen Worten. Die Dunkelheit, schien zugenommen zu haben und doch, spürte Anzu nach seiner Kampfansage, keinerlei Angst mehr. Nun wieder alleinige Herrin ihrer Sinne, suchte sie, wie befohlen, hinter seiner Gestalt Schutz. "Euer Kopfschmuck gefällt mir, den werde ich tragen, wenn ich bei dem Mädchen da weiter mache, wo Ihr uns so wüst unterbrochen habt.", spuckte ihm sein Gegener entgegen, während sein Begleiter, ebenso wie Anzu, schwieg. "Niemand, wird Euch jemals wieder in die Hände fallen. " Diese letzte Aussage, reizte den ungeduldigen Hühnen so sehr, dass er einen wütenden Kampfschrei ausstieß und sich in Bewegung setzte. Seine prankenähnliche Hand formte sich zu einer Faust und schnellte dem König entgegen, der sich noch keinem Schritt bewegt hatte. Kurz bevor, die Faust Kontakt mit seinem Gesicht machte, Schritt der Pharao einen Satz nach rechts und drehte seinem Gegener den Rücken zu. Seine eigene Hand umschloss das Handgelenk, der fliegenden Faust und riss kräftig daran, den Angreifer aus dem Gleichgewicht bringend. Als dieser ins Stolpern geriet, drehte der Pharao sich über seine linke Schulter und riss, den Schild in seiner Linken, mit sich herum, während er mit der Anderen, seinen Griff um das Handgelenk löste. Ein ohrenbetäubendes Krachen zog durch die brennend heiße Wüstenluft. Völlig erschrocken, legte Anzu ihre beiden Hände, über ihren, vor Entsetzen, aufgerissenen Mund. Das, für sie, unbesiegbare Monster, glitt regungslos und schlaff, wie ein nasser Sack zu Boden. Nur der Pharao stand, wie eingefroren, noch auf seinen Füßen, die Hand, die den vernichtenden Schlag ausgeführt hatte, hoch in der Luft erhoben. Er dehnte seinen Nacken, warf ihr einen aufmunternden Blick über die Schulter zu und drehte sich, während er seine Glieder schüttelte, dem letzten, noch stehenden Gegener zu. "Nur noch ein Letzter. ", sagte er und jagte dem Mädchen damit einen Schauer über den Rücken. Er schien so unglaublich siegessicher, dass auch sie in ihrem Gefühl der Sicherheit, bestärkt wurde. "Scheint, als hätte mein Partner Euch unterschätzt, Majestät. ", entgegnete sein Kontrahent frech und kramte, aus seinem Gewand, ein Messer hervor. "Dieser Fehler, wird kein weiteres Mal begangen werden." Die beiden Männer, begannen schleichend um einander herum zu laufen, fixierten einander, jeder erwartend, dass Der Andere, den ersten Zug machte. Geistesabwesend, folgte Anzu den Schritten des Herrschers, noch immer völlig schockiert, über die Kürze des letzten Kampfes. Außer, das der Pharao seine linke Hand schüttelte, die vom Aufschlag wohl sehr weh zu tun schien, hatte er das Zusammentreffen ohne weiteren Schaden, überstanden. Anerkennung, machte sich in ihr breit. Er war anscheinend, sehr gewillt, sein Wort zu halten, wie ein Ehrenmann. Dieses neue, unbekannte, jedoch keineswegs negative Gefühl, stahl sich wieder zurück in ihre Gefühlslage. Was war das nur? Auch wenn sie in diesem Augenblick keine Antwort auf diese Frage erhalten sollte, wehrte sie sich gegen diese Empfindung, würde ihr dann nur wieder unwohl, wenn sie den König ansah. Die Dinge, sind nicht immer, wie sie scheinen. Die Szene vor ihr, setzte sich in Bewegung. Der Anführer des Aufstandes hatte anscheinend die Geduld verloren und den ersten Schritt gemacht. Ein Satz nach vorne, brachte das Messer in seiner Hand zum aufschimmern. Er stieß es, in seiner Hand, nach vorne, steuerte es auf die Körpermitte des Königs, der den Angriff, mit seinem Schild ablenkte. Der Angreifer stolperte an ihm vorbei, hielt sich aber auf den Beinen, als er sich umdrehte und erneut losstürmte. Dieses Mal, holte er mit seiner Waffe, über den Kopf hinweg, aus, um von oben zuzustoßen. Der Verteidiger riss seinen Schildarm nach oben, das Messer von seinem Gesicht stoßend und wehrte mit seiner freien Hand, einen Faustangriff auf seine Magengegend ab. Der Pharao nutzte den Schwung seines Gegenübers, duckte sich und knallte ihm mit seinem Schild vor die Knie, sodass er über die erhobene Verteidigung des jungen Königs stürzte. Im Fall, versuchte der unheilvolle, Vermummte noch einmal einen Angriff, fuchtelte wild mit seiner Waffe. Für einige, ewig erscheinende Momente, war Anzu nicht in der Lage, die Schäden dieser Angriffswelle auszumachen. Erst, als die beiden Gegener sich wieder gegenüber standen, jeder sich zunächst zurückziehend, war es ihr möglich, einen Blick zu erhaschen. Der Angreifer humpelte auf und ab, hielt sich zischend seine Knie. Doch, der König wischte sich mit seiner Hand über eine Wange. Die rote Flüssigkeit, die an ihr haften blieb, lenkte ihre Augen in sein Gesicht. Blut floss aus einem geraden Schnitt, oberhalb seines Wangenknochens. Der Pharao sah das Blut auf seinem Handrücken an, während sie scharf die Luft durch ihre Zähne sog. Es klang, wie ein besorgtes Piepsen. Sie hasste es. "Alles in Ordnung, es ist kein tiefer Schnitt. ", versicherte er ihr. Ihr Herz hämmerte, als sie errötend feststellte, dass er ihren Angstschrei , laut und deutlich zu hören bekommen hatte. Genervt verschränkte sie die Arme. "Hört auf Loblieder auf Euch zu singen, solange Euer Feind noch immer in der Lage ist, zu stehen. " Ein leises Kichern, verstärkte ihre Errötung nur noch mehr. Es klang echt und amüsiert, donnerte aber, wie ein tosender Wasserfall. Seine Mundwinkel zuckten, beinahe ungesehen, nach oben, bevor sie wieder einer entschlossenen Miene wichen. "Jawohl ", sagte er gerade laut genug, für ihre Ohren. Als die beiden Gegner zum zweiten Mal aufeinander losgingen, fiel ihr etwas auf. Heute hatte sie viele eigenartige Gedankengänge. Bevor der König an ihrer Seite erschienen war, hatte sie vor lauter Furcht beinahe die Kontrolle verloren, aus Angst, vor den Alternativen, doch jetzt, fühlte sie sich inzwischen so sicher, dass sie sogar ihr lautes Mundwerk wiedererlangt hatte. Das Klirren von Metall auf Metall, riss sie zurück zum Geschehen, das vor ihrer Nase stattfand. Irgendwie, hatte der Angreifer es geschafft, den Schild des Pharao zu fassen zu kriegen. Sie rissen heftig an der einzigen Verteidigung des Königs, keiner von beiden wollte dieses Ringen verlieren. Sie schmissen sich wild von Seite zu Seite, als der Kontrahent versuchte nach dem Besitzer des Schildes zu treten. Dieser, wich seinen Attacken aus, während er dafür einige Schritte zurück weichen musste. Der Abstand zwischen ihnen, brachte ihm eine reine Verteidigungsposition. Der Pharao musste seinen Tritten ausweichen, und gleichzeitig den Griff um den Schild festigen. Eine Weile ließ er sich, von dem Vermummten umhertreiben, als er die Geduld zu verlieren schien. Mit einem heftigen Satz nach Vorne, riss der Pharao seinen Kopf in den Nacken und rammte seine Stirn auf die Nase seines Wiedersachers. Dieser stieß einen spitzen Schmerzensschrei aus, als er ruckartig nach hinten taumelte, durch seinen Schwung, den Schild des Königs, aus dessen Hand reißend. Das ovale Verteidigungswerkzeug knallte auf den Boden und wurde anschließend, wütend, von seinem Angreifer, außer Reichweite getreten. "Ihr! Ihr seid des Todes! ", brüllte der blutende Mann, vorsichtig, seine wohl gebrochene Nase, betastend. "Niemand wird heute durch Eure Hand den Tod finden. ", gab der Pharao gewissenhaft zurück. Doch seine Augen suchten nach Etwas, womit er sich wehren konnte, während der störende Wind, seinen Umhang um seine Knöchel wehen ließ. Dieses lästige Ding, würde womöglich noch sein Todesurteil. Voll blinder Wut, stürmte der Mann, mit der zertrümmerten Nase los, das Blut überall in seinem Gesicht klebend. Er riss das Messer empor, wie zu einem tödlichen Stoß. Wieder, verlangsamte sich die Zeit und Anzu nahm alle Bewegungen schleichender wahr. Doch dieses Mal, blieb sie nicht regungslos stehen, um ihre Logik nach einer Lösung zu bitten. Dieses Mal, verließ sie sich auf ihren Kampfgeist, während das Blau des Umhangs ihren Blick fesselte. "Euer Gewand! Ihr könnt den Umhang nutzen! ", brüllte sie, noch bevor sie ihren Lippen diesen Befehl geben konnte. In der verlangsamten Zeit, die vor ihr verging, sah sie, was ansonsten nur flüchtige Sekunden gewesen wären, deutlich. Der König veränderte seinen Gesichtsausdruck gleich mehrfach. Zunächst sah er gestört aus, dann wandelte sich seine Miene in ein Gesicht der Verwirrung, bevor sie sich ein letztes Mal änderte. Er hatte verstanden, was sie meinte. Schnell, wich er dem Messerstich seitlich aus, zog sich mit beiden Händen am Kragen seines Umhangs herum. Mit geschickten Fingern, gelang es, ihn zu lösen und zog ihn vor sich. Der tobende Angreifer ließ ihm keinen Augenblick Zeit, sich mit dem neuen Hilfsgegenstand eine Strategie zurecht zu legen. Der nächste Stoß seiner scharfen Waffe, wurde durch den nachtblauen Stoff abgefangen, der sich um seinen Arm wickelte. Der König gab ein schmerzerfülltes Stöhnen von sich, als die beiden auseinander glitten. In seiner Rechten hielt der König, den Stoff, der ihm vermutlich das Leben gerettet hatte. Doch der andere Arm blutete. Eine dunkelrote Schnittwunde, zog sich über den Unterarm des waffenlosen Mannes. Blut sickerte unaufhaltsam aus der Wunde und auch, wenn sie keinerlei Erfahrung über Kämpfe und dem Gefährlichkeitsgrad vom Wunden hatte, konnte sie sehen, dass diese Verletzung tiefer reichte, als der schmale Schnitt auf seiner Wange. Doch, auch wenn sie eingreifen wollte, blieb ihr keine Zeit mehr dafür. Mit gesteigertem Selbstbewusstsein, setzte der Kontrahent zum finalen Schlag an. Das er seinem Gegner eine Wunde zugeführt hatte, ließ ihn jegliche Kontrolle verlieren und unvorsichtig werden. Dieser letzte Angriff, würde die Entscheidung bringen. So schnell es ihm, mit dem verletzten Arm möglich war, rannte der Pharao, mit dem Umhang in dem anderen los und glitt, bei voller Geschwindigkeit auf seine Knie. Er rutschte auf ihnen voran, eine schmale Blutspur zurück lassend. Augenscheinlich, waren seine nackten Knie, beim Kontakt mit dem Boden aufgeschlagen. Er riss den Umhang hoch, als er seinem Angreifer zwischen den Beinen hindurchrutschte. Der Stoff seines Gewandes wickelte sich um die Beine seines Gegners und rissen ihm die Füße weg. Der Vermummte, stürzte nach vorne, ließ dabei sein Messer fallen und versuchte sich nun, mit vorausgestreckten Händen abzufangen. Doch er war zu langsam und fiel auf sein, ohnehin schon, geschundenes Gesicht, während der Pharao sich so eben auf seine Füße erhob und sein Gewand abklopfte. Anzu starrte mit offenem Mund auf den regungslosen Mann vor sich. Jede voran schreitende Sekunde, wurde ihr deutlicher bewusst, dass er kein weiteres Mal aufstehen würde. Sieg. Das Mädchen richtete ihr Haupt, in Richtung des verletzten Königs. "Ich merke, ich habe in den letzten Tagen mein Training vernachlässigt. Früher, hätte ich die Sache eleganter geregelt. " Fassungslos starrte sie ihn an. Wenn das so war, interessierte es sie, wie der König IM Training war. Ungläubig, begeistert, widerwillig, erleichtert schüttelte sie ihren Kopf. "Scheint ganz so.", antwortete sie ihm frech. Oder, es sollte frech klingen, kamen aber nicht mehr als brüchige Worte aus ihrer Kehle. "Wenn Ihr mir nicht diesen Tipp gegeben hättet, hätte es böse für mich enden können. ", sagte er, ihr seine Schulter zuwendend, während er sein Gewand zusammrnrollte und es hochhielt. "Seht Ihr? Noch ein guter Dienst, den diese 'Todesfalle' mir geleitet hat. " Das lautlose Kichern drang aus ihrem Hals, noch ehe sie reagieren konnte. Der König stimmt kurz in ihr leises Lachen mit ein, ehe er auf sie zulief und unmittelbar vor ihr zum halten kam. Ernst sah er sie an. "Jetzt müssen wir Yuugi finden.", erklärte er ruhig. Bei der Erwähnung ihres neuen Freundes, dachte Anzu an den ersten Angriff zurück. Der König war doch losgeeilt, um ihn zu holen. "Wo ist er?", fragte sie besorgt. "Wir wurden getrennt, als die Angriffe losgingen, ich habe ihn bei Jounouchi gelassen. Sorgt Euch nicht, er ist in guten Händen, doch wir müssen ihn jetzt finden. ", entgegnete er, an ihr vorbei laufend, sie mit einer Geste auffordernd, ihm zu folgen. Ihr Blick, glitt zu seinem blutenden Arm, aus dessen Wunde, der rote Lebenssaft unnachgiebig tropfte. "Ihr seid verletzt. ", sagte sie nüchtern, rührte sich keinen Schritt. Sein Blick haftete sich kurz auf seinen Unterarm, als er den Kopf schüttelte und weiter gehen wollte. "Es ist Nichts. Das kann ich behandeln lassen, wenn wir die Anderen gefunden haben." Doch sie blieb noch immer stur stehen. "Es ist nicht, Nichts. Das sehe sogar ich als Laie. Ihr müsst die Wunde verbinden, ehe Ihr verblutet. " "Dafür ist keine Zeit. Die Anderen... " Das Mädchen unterbrach ihn: "Dann müsst Ihr Euch die Zeit nehmen. Ihr seid der König. " Sie starrten sich in die Augen, keiner von beiden versucht, den Blick abzuwenden. Erst, als sie mit den Augen rollte und einen Schritt auf ihn zumachte, kehrte Leben in seine reglosen Glieder zurück. Er drehte ihr die Brust zu und beobachtete, wie sie immer näher auf ihn zutrat. Anzus Gedanken, wanderten zu Yuugi. "Der Großwesir, würde es mir niemals verzeihen, wenn Ihr durch mein Nichtstun den Tod findet, denn glaubt mir, eine solche Wunde tötet Euch." Sie zog ihn an seinem verletzten Arm, näher zu sich, würdigte ihn keines weiteren Blickes in seine Augen. "Ihr nützt niemanden etwas, wenn Ihr jetzt unvorsichtig werdet. Das hat auch diese Männer zu Fall gebracht. ", deutete sie über ihre Schulter hinweg. Zügig wanderten ihre Finger zu dem Saum ihrer Bekleidung und rissen den Stoff entzwei. Sie zerrte sich zwei Streifen los, die lang genug waren, den Schaden zu bekämpfen. Das Ende ihres Rockzipfels, reichte ihr nunmehr knapp über die Knie, hatte es vorher, eben diese verdeckt. "W-was tut Ihr?",fragte der König verwirrt. "Ihr kommt ja nicht aus Eurer Starre heraus, also beschleunige ich das Ganze und verbinde Euch selbst, ehe Ihr noch durch Rumstehen sterbt. " Resolut, griff sie nach seiner Hand und begann ihn, so gut es ihr möglich war, zu behandeln. "Wieso habt Ihr Eure Kleidung zerrissen? Ihr hättet das Gewand nutzen können. ", verlangte er amüsiert zu wissen. "Der Umhang wurde durch den Dreck geschleift. ", antwortete sie, als wäre seine Frage ohne jeden Sinn gewesen, fügte dann aber widerwillig lächelnd hinzu: "Außerdem, hat er uns das Leben gerettet. " "So nutzlos ist er gar nicht, seht Ihr?" Anzu kam nicht umhin sich selbst für dieses freundschaftliche Geplänkel zu hassen. Gut, der König, hatte ihre Haut gerettet, doch hatte sie ihm geholfen, wo sie konnte. Sie hatte sich also nichts zu schulden kommen lassen. Und dennoch fühlte sie sich verpflichtet, seinen Arm weiter einzubandagieren und mit einem Lächeln, seine Frage zu beantworten. "Scheint ganz so." Der König zuckte kurz zusammen, als sie den Stoff enger zurrte. Um diesen Schmerzenslaut zu überspielen, überrumpelte er sie schon mit der nächsten : "Wir bilden ein funktionsfähiges Team. " Wieder, dieser Drang zu antworten, wieder verdrehte sie die Augen. Was geschah nur mit ihr? "Scheint ganz so." Mit ein paar Verbesserungen, trat sie zurück und begutachtete ihr Werk. Zwar trat noch immer Blut aus der Wunde, doch der Fluss hatte sich verlangsamt. Durch den Druck, hoffte Anzu sie im Zaum zu halten, bis sich ein Medicus die Verletzung ansehen konnte. Alles in allem, war sie durchaus zufrieden. "Und jetzt suchen wir Yuugi? ", fragte sie, als sie den gefallenen Schild vom Boden hob und aus der Gasse hinaussteuerte. Ihre Ohren vernahmen, wie er die Verfolgung aufnahm. "Jetzt suchen wir Yuugi. ", pflichtete er ihr entschlossen bei. 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