Der Weg des Kriegers von sennen_item ================================================================================ Kapitel 3: Auktion ------------------ Auktion Demütigend. Anders als das, war ihre Situation nicht zu beschreiben. Hintereinander aufgestellt um auf das Podest geführt zu werden um an den Meistbietenden verkauft zu werden wie ein Möbelstück. Anzu suchte den Blick des jungen Mannes, den sie auf dem Weg durch die Wüste und den Sklavenmarkt kennengelernt hatte. Die beiden kannten sich zwar erst, seit wenigen Tagen, aber dennoch, er war der Einzige Vertraute, den sie hatte und desweiteren, schien er das Regime und den Pharao beinahe genau so sehr zu verachten wie sie. Seine Gesichtszüge waren angespannt, sein Kiefer offensichtlich aufeinander gepresst und eine Ader pulsierte auf seiner Stirn. Das war untypisch für ihn. Für gewöhnlich hüllte er sich in einen Mantel der Gleichgültigkeit, oder vielleicht war ihm für gewöhnlich auch einfach alles gleichgültig. Nur nicht heute. Nicht an dem Tag, an dem sie beide auf das modrige Podest geführt werden würden um zu erfahren, wohin sie ihre Reise über diesen Punkt hinaus verschlagen würden. „Ich bezweifle, dass wir uns nach heute wiedersehen werden.“, sagte er und nahm ihr damit die Worte aus dem Mund. „Nein…“, stimmte sie ihm zu. Der Gedanke versetzte sie in Unmut. Auch wenn sie einander quasi völlig fremd waren, so war er doch der Einzige Freund den sie hatte. Auf dem harten Weg, den sie zurück gelegt hatten, hatte Bakura es sogar geschafft sie das ein oder andere Mal zum Lachen zu bringen. Außerdem interessierte er sie. In einigen Momenten erwischte sie sich dabei, wie sie ihn beobachtete. Nicht etwa, weil sie begann romantische Gefühle für ihn zu entwickeln, sondern vielmehr weil er ihr manchmal Angst einjagte. Manchmal, wenn sie ihm ins Gesicht blickte erwischte sie ihn mit einem Ausdruck des puren Hasses auf seinen Zügen, dann grinste er bösartig, als ob ihm jemand einen grausamen Witz erzählt hatte. Es interessierte sie, woher sein ausgeprägtes Minenspiel rührte oder wie er zu der Person geworden war, die ihr ein ums andere Mal einen kalten Schauer den Rücken hinunter gejagt hatte. Eine Hand auf ihrer Schulter, riss sie aus ihren Gedanken und Anzu bemerkte, dass er nach dem letzten Sklaven auf dem Podest an der Reihe sein würde. „Es war mir eine außerordentliche Freude dich kennenzulernen, Mädchen.“, erklärte er. Ein Lächeln lag auf seinen Lippen und amüsierte sich als er das Feuer in ihren Augen auf sein Sticheln antwortete sah. Sie hasste es, wenn er sie Mädchen nannte. „Das gebe ich gerne zurück, Kerl.“, antwortete sie provozierend. Es war nicht der Abschied, den sie sich erwartet hatte, aber es schien passend und ihrer Beziehung ein angemessenes Lebewohl zu sein. Auch wusste sie nicht, WAS für eine Art von letzten Worten sie sich erwartet hatte. Bakura richtete seinen Blick auf das Podest, dass über seine Zukunft entscheiden würde und machte einen großen Schritt darauf zu. Er hatte den ganzen Weg hier her keine Angst gezeigt und würde es auch jetzt nicht tun. Seine Knie zitterten und er blieb einen Moment stehen um die Erregung in seinem Inneren zu beruhigen. An seinem Sklavenhalsband wurde tüchtig gerissen und er fiel vorne herüber auf das Podest, um von den Schaulustigen ausgelacht zu werden. Er fing sich auf seinen Händen ab, ehe er eine noch größere Lachfigur aus sich machen konnte und richtete sich wieder auf. Er sandte der lachenden Menge einen bösartigen Blick zu und einige von ihnen verstummten unsicher. Die vielen Augenpaare musterten ihn. Einige neugierig, andere interessiert. Er meinte sogar einen wollüstigen Blick seinen Körper herunter wandern zu spüren, tat diesen Gedanken aber mit einem Kopfschütteln ab. „Hier haben wir ein sehr schönes Exemplar.“, begann der Marktschreier. „ Sein Name ist Bakura und wie man sehen kann, hat sich dieser Sklave sein ganzes Leben über mit harter körperlicher Arbeit befasst. Gut geeignet wäre er um bei dem Bau der Pyramiden zu helfen, oder auf einem Bauernhof die schweren Milchkannen zu tragen. Den Damen unter ihnen, sollte aufgefallen sein, dass er auch als Lustknabe durchaus seinen Dienste erfüllen sollte…“ Der braungebrannte Marktschreier fuhr damit fort Werbung für ihn zu machen und seine zahlreichen Einsatzmöglichkeiten zu erörtern und Bakura musste an sich halten um nicht laut loszulachen. Wenn auch nur einer seiner möglichen Käufer wüsste, warum er hier auf diesem „Viehmarkt“ zum Verkauf angeboten wurde, würden sie ihre Goldbesetzten Häupter von ihm wenden um die Flucht zu ergreifen. Der Weg den er hinter sich hatte führte nämlich über einige Leichen. Er wusste, dass er seinen Weg finden würde, dass er keine Angst zu haben brauchte, gebrochen zu werden, denn sein Geist war stark und das Verlangen nach Gerechtigkeit, oder vor allem Rache, trieb ihn an weiter zu machen. Sein Sorgenvoller Blick suchte den des jungen Mädchens hinter sich. Sie würde nach ihm an der Reihe sein und bei ihr war er sich nicht sicher, ob sie es in dieser Welt lange überleben würde. Der weißhaarige junge Mann schüttelte seinen Kopf. Wieso machte er sich Sorgen um sie? Was scherte es ihn, was aus ihr wurde. Das Mädchen war nach heute nicht mehr sein Problem und doch erwischte er sich dabei, wie er ihr alles Gute wünschte. Vielleicht war es, weil er in ihr eine Verbündete in dem Hass gegen den Pharao gefunden hatte, vielleicht war es, weil sie keine Angst hatte ihren Mund aufzumachen, wenn jemand ungerecht behandelt wurde. Vielleicht war es auch einfach nur, weil sie ihn an ein kleines Mädchen erinnerte, dass er von früher kannte und das er nicht hatte retten können, als die Truppen des Pharaos über ihr Dorf hergefallen waren und jeden einzelnen getötet hatten. Die erste Hand in der Menge hob sich nach oben und Bakura musterte den Mann, zudem sie gehörte. Schwarze Haare, auf denen ein prachtvolles Diadem saß. Desweiteren trug er viele Ringe an seiner fleischigen Hand und seine Figur bedeutete ihm, dass er aus einem wohlhabenden Haus zu stammen schien. Der Fettsack ist auf der Suche nach jemanden, der ihm die Scheiße vom Arsch wischt., dachte der Sklave bei sich. Unwohlsein veranlasste seinen Magen dazu sich schmerzhaft zu verdrehen. Eher würde er sich an den Pyramiden zu Tode schuften, als diesem aufgeblasenen Typen seine Wünsche zu erfüllen. Eine zweite Hand folgte der des fetten Landesherren. „10 Goldstücke!“, rief er und überbot damit seinen Vorgänger um das Doppelte. Die Hände der Pyramidenbauer die sich gerade ein Stück in die Luft erhoben hatten, sanken auf einen Schlag wieder ab. Niemals würde einer von ihnen 10 Goldstücke oder mehr für einen Sklaven bezahlen, der letztendlich doch nur Teil der Wüste , oder Fraß für die Kojoten werden würde. Bakura hörte Anzu hinter sich in Erleichterung aufatmen und auch er freute sich für einen kleinen Moment, bis er den Mann musterte, der so viel auf ihn geboten hatte. Hinter ihm standen bereits andere Sklaven aneinander gekettet und sie alle waren entkleidet worden. Auch die Wachen, die mit ihm auf dem Markt erschienen waren, trugen alle nichts außer dem Notwendigsten um ihre Männlichkeiten zu verdecken. Die Erkenntnis traf ihn wie einen Blitz. Dem Mann, der das bis jetzt höchste Angebot für ihn getätigt hatte, war ein Harem handhabend. Der Knoten in seinem Magen begann sich zuzuziehen. Niemals würde er sich die Blöße geben in einem Harem sein Sein zu fristen. Eher würde er sich selbst in die tiefsten Abgründe der Unterwelt stürzen und das Risiko eingehen vom Ammit gefressen zu werden. Als würde er seinen Körper verkaufen wie eine billige Straßendirne. In Anbetracht seiner Situation schalt er sich über jenen letzten Gedanken. Wenn alle Dirnen über diesen Sklavenmarkt zu ihren Tätigkeiten gekommen waren, musste er Nachsicht ihnen gegenüber walten lassen. Andererseits, welche Wahl hatte er schon? Außer dem Tod. Dieser schien ihm nun wie ein alter Freund zuzuwinken, ihn einladend sich ihm anzuschließen. Gerade als er von dem Podest springen und damit sein Todesurteil unterschreiben wollte, riss jemand zu seiner Linken seine Hand in die Höhe. „15 Goldstücke!“ Bakuras Blick richtete sich auf den blonden, jungen Mann, der sein Retter zu sein schien. Er verhüllte sein Gesicht unter einer Kapuze, doch es war unschwer zu erkennen, dass er in seinem eigenen Alter war. Die braune Haut, die in Form seiner Arme zur Schau kam, sah unberührt aus, beinahe Makellos und unter dem Schatten, der sein Gesicht vor der Menge verbarg, die ihn erschüttert anstarrte, funkelten blaue Augen hervor. Auch der Marktschreier hielt inne und begutachtete die Farbe seines Umhanges. Es war ein violettfarbender Seidenumhang auf dem das Wappen des Pharaos eingestickt war. Kein Zweifel, der Bieter gehörte definitiv zu dem alten Clan der Grabwächter. „M- Meister Ishtar…“, richtete er seine Worte an ihn. Ishtar…, schoss es Bakura durch den Kopf. Er kannte jenen Namen. „Was sagt ihr? 15 Goldstücke und wir beenden das Durcheinander um den jungen Mann?“, fragte der mysteriöse Mann, während er seine Hand zurück an seine Seite sinken ließ. Eifrig nickte der Marktschreier. Er hatte ohnehin schon mehr für diesen weißhaarigen Mistkerl bekommen, als er erwartet hatte und jetzt wurde ihm auch noch die Ehre zu Teil einen Sklaven an eine der angesehensten Familien Ägyptens zu verkaufen, nicht weit unter der Familie des Pharaos. „Aber natürlich Herr! Wir sind uns einig.“, rief er erfreut. Der Grabwächter bahnte sich einen Weg durch die vor Staunen verstummte Menge. Demütig wichen sie vor ihm zurück, bis er den Weg zu dem Podest gefunden hatte und die Treppe hinaufstieg um seinen frisch erworbenen Sklaven in Empfang zu nehmen. Er baute sich vor Bakura auf, der einen Kloß in seinem Hals bekam, als er in das schöne Antlitz des jungen Mannes blickte. Seine Augen waren so tief und geheimnisvoll wie das Meer und auf seinen Lippen zeichnete sich der kleinste Hauch eines Lächelns ab, das seinen Geist leerte. Er erwischte sich dabei, wie sein Mund sich in Staunen öffnete und das Herz in seiner Brust seinen Schlag beschleunigte. Wie war es möglich, dass etwas so wunderschönes im Dienste eines Monsters stand. Das Zeichen des Pharaos auf seiner Kleidung hatte ihn zu dieser Vermutung bewegt. Die Neugier gewann Überhand und er fand sich beinahe ungeduldig auf den Moment wartend, indem er mehr über seinen neuen „Herrn“ erfahren würde. Der junge Mann überreichte dem Verkäufer die 15 versprochenen Goldstücke und beugte sich zu Bakura hinunter. Er strich seine Kapuze aus dem Gesicht und durch die Menge ging ein Raunen. Er dachte wie er den Namen „Marik“ ein ums andere Mal vernahm. Bakura spürte wie sein Kinn gepackt und sein Kopf von einer auf die andere Seite gedreht wurde, der Blick des Schönen unbekannten weitergehend auf sich ruhend. „Wie ist dein Name, Bursche?“, fragte er. Seine Stimme war wie das Grollen eines Sandsturmes, genauso mächtig, genauso angsteinflößend aber doch so unglaublich imposant und atemberaubend zu hören. Er musste sich räuspern, ehe er auch nur einen Laut aus seiner Verstopften Kehle hinausbrachte. „Ba- Bakura.“, antwortete er und ärgerte sich. Hatte sein Käufer, sein neuer „Meister“ seinen Namen nicht bereits am Anfang des Verkaufsgespräches mitbekommen? Warum musste er ihn also noch einmal fragen? „Gut. Also kannst du reden und du kennst deinen Namen. Das ist von Vorteil.“, brachte ihm der blonde Mann entgegen und lächelte dabei Schadenfroh. Mit einer Geste bedeutete er ihm aufzustehen, doch bevor er sein Halsband zu fassen bekam um ihn von dem Podest in sein neues „Heim“ zu führen, tat der Kluftenträger etwas gänzlich unerwartetes: Er zog ein Messer und schnitt ihm sein Sklavenhalsband ab. Alle Augenpaare waren nun auf sie beide gerichtet. Bakura riss seine Augen in Unglauben auf und wich einen Schritt von dem Mann zurück. Verwirrt suchte er Anzu´s Blick. Doch auch sie konnte sich keinen Reim auf das machen, was gerade geschehen war. Sie starrte fassungslos vom panischen Gesicht ihres Freundes, in das lächelnde Gesicht des jungen Mannes, den die Situation offensichtlich zu amüsieren schien. Seine Hand fand Bakuras Arm. „Hab keine Sorge, Bursche. Da wo wir beide hingehen, wirst du das Slavenband nicht benötigen, weil du nicht in meinem Dienst stehen wirst, sondern im Dienst der Götter.“ Er wandte sich an die empörte Menge. „Hat jemand ein Problem mit der Art und Weise, wie ich diesen Mann behandle, den ich so eben rechtskräftig erworben habe? Wenn dem so ist, bitte kommt in unseren Familientempel und richtet Eure Beschwerden an meine Schwester.“ Das Starren der Menge verflüchtigte sich, als jeder den Blick abwandte um ihn in eine der Himmelsrichtungen zu richten. Niemand wollte dabei erwischt werden, wie er die Ehre der Ishtar- Familie in Frage stellte. Zufrieden nickte der blonde Mann und richtete das Wort wieder an Bakura. „Komm jetzt Bursche.“ Geistesabwesend folgte er seinem Geheiß. Gerade als sie zusammen das Podest verlassen wollten, richtete der Marktschreier sein Wort noch einmal an den Grabwächter. „V- Verzeiht Herr, doch ich muss wissen, welchen Namen ich auf die Liste setzen soll.“ Der Mann vor Bakura wandte sich nicht einmal um während er auf die Frage des Verkäufers antwortete. „Marik.“, erklärte er und bestätigte damit das vorherige Rumoren des Pöbels. Der junge Sklave drehte sich ein letztes Mal in die Richtung seiner Freundin und flüsterte ihr: Gib auf dich Acht zu. Er war nicht sicher, ob sie verstanden hatte, was er sagte, doch als sie wenig später nickte und ihrerseits etwas erwiderte, drehte er ihr den Rücken zu und schritt mit seinem Meister den Weg zu seinem neuen Heim entlang. Anzu sah den beiden Männern hinterher. Sie hoffte Bakura hatte verstanden, dass auch sie ihm Glück wünschte und ihn ermahnt hatte, auf sich aufzupassen. Während sie den Weg auf den Verkaufspodest erklamm, sah sie sein langes weißes Haare in der Menschenmenge immer kleiner werden, bis es schließlich verschwunden war. Der einzige Freund der ihr geblieben war, war nun wie die Erinnerung an ihr früheres Leben untergegangen. Sie hob ihr Haupt und versuchte so stolz auszusehen wie sie konnte. Niemand würde es schaffen sie zu demütigen, oder zumindest nicht noch mehr als ohnehin schon. Sie würde nicht zulassen, dass das letzte bisschen Selbstrespekt, dass sie für sich selbst noch empfinden konnte, ihr genommen werden würde. Aus den Augenwinkeln, erkannte sie das Gesicht des Viehtreibers, mit dem sie auf dem Weg hierher aneinander geraten war. Er stand in der Nähe eines großen und musklulösen Mannes und drückte ihm etwas in die Hand, verborgen vor den Blicken der Menschen um sich herum, aber darauf bedacht, dass sie genau sehen konnte, was er tat. Dann suchte sein Blick ihre Augen und er grinste sie diabolisch an. Er bewegte seine Lippen und sie war sich sicher die Worte: Ich sagte doch, dass es ein Nachspiel haben wird., ablesen zu können. Obwohl die Nervosität in ihrem Herzen die Oberhand zu gewinnen versuchte, ermahnte sie sich und atmete tief durch ihre Nase ein um die Luft anschließend laut durch ihren Mund entweichen zu lassen. Egal welches Schicksal die Götter für die vorherbestimmt hatten, sie würde sich dem stellen. Außerdem, welche andere Wahl hatte sie schon. Immerhin war nicht sie die Stimme des Volkes. Bei Ra, nicht einmal die Stimme des Volkes, war die Stimme des Volkes. Die einzige Stimme die für sie alle zu zählen schien, war die Stimme des Mannes, der jenseits der großen Palastmauern auf seinem goldenen Thron saß und die Menschen unter sich beherrschte wie es ihm beliebte. Sie erhob ihren Blick in den Himmel und sandte ein Gebet an Horus hinaus, den Gott der für das warme Klima verantwortlich war, dass ihr den Schweiß auf die Stirn trieb. „Das nächste Exemplar…“, begann der Marktschreier. „…eine schöne junge Frau. Seht wie sie ihren Blick in den Himmel erhebt, wohl wissend an wen sie sich zu richten hat um den Pharao für diese Gelegenheit zu danken. Wie mir von ihrem Wärter berichtet wurde, neigt sie dazu ein wenig wild zu sein, doch das ist nichts, was man mit ein wenig Disziplin und einer Rute wieder wett machen kann. Sie spricht nicht viel, doch in ihren wachen Augen kann man erkennen, dass sie alles versteht, was um sie herum geschieht und um ehrlich zu sein, wer von uns möchte schon einen geschwätzigen Sklaven?“ Bei seinem Scherz ging ein Kichern durch die Menge. Übelkeit stieg in ihr auf. Wie konnten normale Menschen, Menschen die dieselben Emotionen und Hoffnungen teilten wie sie, nämlich ein friedliches Leben zu führen, ihre Mitmenschen nur so behandeln? Wie konnte man jemanden, der derselben Rasse entstammt nur so etwas antun? Sie kannte die Antwort auf ihre Frage: Macht. Macht war eine widerliche Wucherung die sich durch die Gebeine der Gesellschaft fraß, unaufhörlich und unersättlich voranschreitend und angetrieben durch den Wunsch des menschlichen Daseins, das Überleben. Wer mächtig war überlebte und wer überlebte konnte Teil der glorreichen Zukunft sein und sich darin vielleicht sogar einen Namen oder ein Monument errichten. Es war die menschliche Natur sich den Weg zu ihrem Ziel über den Rücken anderer Menschen zu erschleichen, anstatt gemeinsam daran zu arbeiten diese Zukunft in die Realität umzusetzen. Ein grauenvoller Scherz wie viele Leichen auf dem in die Zukunft hinterlassen wurden. „Ihr Aussehen ist von einer besonderen Schönheit und sie würde sich gut eignen als Hausmädchen, um sie anderen zu präsentieren. Vielleicht auch als kleines Geschenk für einen verehrten Gast…“, er zwinkerte mit seinem linken Augen und schlug Anzu anzüglich auf ihr Hinterteil. Sei gab einen überraschten Laut von sich und die Menge begann erneut zu lachen. Gedemütigt bemerkte sie wie ihr Gesicht rot anlief und sie versuchte die aufquellenden Tränen in Zaum zu halten, als sie ihre Augen zu ihren Füßen senkte. „Seht nur wie sie rot wird. Ich bin mir sicher, dass man dieses wilde Fohlen noch einreiten kann.“ Die Menge brüllte vor Lachen und Anzu versuchte sich so klein zu machen, wie es ihr möglich war. Sie ärgerte sich über ihre eigene Schwäche. Hatte sie doch niemanden zeigen wollen, wie nah ihr ihre Gefangenschaft ging, so hatte sie es jetzt geschafft sämtliche Blicke des Marktplatzes auf sich zu ziehen. Hilfesuchend blickte sie auf und versuchte in der Menge jemanden zu finden, der sich ihrer erbarmen würde, doch das einzige Gesicht, dass ihr ins Auge sprang war das von Akubakar, dem grausamen Viehtreiber, der ihr panisches Gesicht als Anlass nahm um sich an seiner Männlichkeit zu reiben. Angewidert schaute sie von ihm weg und fand direkt vor der Tribüne das Gesicht einer wunderschönen blonden Frau, die ihr Dekoltè provozierend zur Schau stellte. Ihr fester Blick traf den von Anzu und als ihre Augen sich fanden, schüttelte sie resolut mit dem Kopf, wie um zu sagen: Sie dich doch nur an. Du bist eine Schande! Die schöne junge Frau hob eine Hand und legte sie unter ihr eigenes Kinn, anschließend drückte sie jenes ruckartig nach oben und warf ihr einen aufmunternden Blick zu. Das braunhaarige Mädchen verstand ihre Nachricht. Wie konnte sie es wagen, sich so hängen zu lassen, hatte sie sich nicht geschworen niemals so mitleidserregend und feige zu werden, wie sie in diesem Moment gewesen war? Hatte sie nicht geschworen sich ihrem Schicksal entgegenzustellen und mit aller Macht zu versuchen, das Beste daraus zu machen? Vielleicht sogar die Chance zu bekommen, etwas für alle Menschen zu erreichen, denen es genauso ergangen war wie ihr? Sie straffte ihre Schultern und pustete sich ihre zerzausten Haare aus den Augen, dann stellte sie sich in einen Hüftbreiten Stand, fest und entschlossen und hob ihren Kopf. Sie versuchte nicht länger den Blicken der lachenden Menschen auszuweichen, vielmehr forderte sie sie heraus. Viel Spaß bei dem Versuch mich zu brechen., dachte sie störrisch. Ich werde es euch mit Sicherheit nicht leicht machen! Kurz suchten ihre Augen nach der blonden Frau, die ihr das Zeichen gegeben hatte und Fand sie stolz lächelnd in der ersten Reihe stehend, wo sie sie vor gefunden hatte. Der Arm eines Mannes hatte sich um ihre Schultern geschlungen und seine Zunge nesselte an ihrem Hals. Der Blitz traf Anzu, als sie erkannte, welchem Gewerbe die Frau nachgehen musste. „Die Lebensgeister sind wohl in sie Zurückgekehrt, wollen wir doch mal sehen, für wie lange noch.“, setzte der Verkäufer seine Werbung fort. „Wenn dieses Mädchen ihrem Zweck gedient hat, wird sie auch als nicht Jungfrau noch von Wert für das nächste Hurenhaus sein, oder, wenn sich niemand für sie interessiert, wozu warten? Ich habe viele Bordellbetreiber in unseren Reihen gesehen! So eine Hure findet ihr nicht jeden Tag. Ihre Wangen sind rosig und sie besitzt noch alle Zähne!“ Wie zum Beweis trat er an das Mädchen heran und riss ihr grob den Mund auf um seine Aussage zu bestätigen. Drauf und dran zuzubeißen um diesen widerlichen Kerl einen seiner Finger zu rauben, schallt sie sich zur Vernunft. Alle diese Menschen würden ihren Kopf sehen wollen, sollte sie sich in der Öffentlichkeit wie ein wildes Tier benehmen. Schweigen, den Kopf noch immer erhoben, ließ sie die Prozedur über sich ergehen. „Nun denn, alle Vorzüge dieses Mädchens sind zur Sprache gekommen, sie konnten sie sich lange genug ansehen. Nun lasst uns sehen, was ihr bereit seid für sie zu bieten.“ Der Tag neigte sich nun beinahe dem Ende und leuchtete auch das Ende ihrer Reise ein. Fünf Hände schossen in die Luft. Unter anderem die Hand des Mannes, neben dem Akubakar sich noch immer an dem Anblick den sie, hilflos und in Ketten gelegt, auf dem Podest abgab, vergnügte. Anzu versuchte die Stimmen um sich herum auszublenden. Sie wollte nicht wissen, wohin sie zu gehen hatte, ohnehin würde sie es früh genug erfahren müssen. Für einen kurzen letzten Moment, wollte sie sich in ihre Heimat zurück denken. An das Lächeln ihrer Mutter, wenn sie sie zärtlich aufweckte, um sie an ihre Pflichten zu erinnern. An ihren Vater, mit seinem ergrauten Haar, der sie schalt, wenn sie sich dreckig machte, ihr den Hintern versohlte, wenn sie die Ziegen freiließ, aber ihr nachts eine Geschichte vorlas, und ihre Strin küsste, damit sie sich sicher fühlte. Und das kindliche Lachen ihres kleinen Bruders, wenn er sie mit Dreck bewarf und anfing zu weinen, wenn sie sich zur Wehr setzte. Doch all das hatte nun keine Bedeutung mehr. Sie war hier und musste sich für das wappnen was ihr bevor stand. Sie verschloss die Gesichter der Menschen die sie liebte und verloren hatte in ihr Herz und vergrub sie tief im Inneren ihrer Gedanken. Dorthin wo sie nun zu gehen hatte, musste sie alleine gehen. „Verkauft!“ Die Stimme des Verkäufers riss sie aus ihren Erinnerungen. Angsterfüllt öffnete sie ihre Augen und sah sich um. Akubakar lachte ihr grausam entgegen und die Gewissheit, dass etwas Schreckliches geschehen war brannte sich den Weg in ihren Kopf. Der Mann mit dem er sich vor Beginn der Auktion unterhalten hatte, legte den Weg durch die drängelnden Massen zurück. Verzückt verzog sich seine Mine zu einem Lächeln. „Du wirst meinem Haus eine Menge Geld bringen.“, sagte er zu ihr und riss sie an ihrem Halsband mit sich. Sie schallt sich eine Närrin, weil sie keine Acht gegeben hatte, wer der Mann war und was seine Berufung war. Doch als er den Blick über ihren Körper gleiten ließ traf sie die Gewissheit. Ihr schlimmster Albtraum war in Erfüllung gegangen. So eben war sie an ein Hurenhaus verkauft worden. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)