Der Beziehungsexperte von Bulletproof_Heart ((jetzt ganz ohne Sarkasmus)) ================================================================================ Kapitel 4: Tag 4: Donnerstagabend --------------------------------- Mit haargenau demselben mulmigen Gefühl wie am Montag öffne ich die Tür. Die Stille ist verdächtig. Wie die Ruhe vor dem Sturm. Ja, unter normalen Umständen wäre das vielleicht nichts Besorgniserregendes. Wenn man alleine wohnt ist es nun mal still, wenn man nach Hause kommt. Allerdings ist er nun mal kein normaler Umstand. Naruto hat sich heute nicht gemeldet, woraus ich schließe, dass er entweder in einen Gulli gefallen ist oder sich in meiner Wohnung befindet. Und weil sich meine bösen Vorahnungen in letzter Zeit ja wirklich immer bestätigen, habe ich auch diesmal Recht und meine Hohlbirne lungert wieder bei mir rum- ohne, dass ich ihm meinen Schlüssel gegeben habe, wohl bemerkt. „SAS, du bist zu Hause!!“, höre ich ihn gut gelaunt rufen, kurz darauf ein Poltern, ein Fluchen und dann sehe ich erst den blonden Haarschopf aus… ja. Wo auch sonst? Aus meiner bemitleidenswerten Küche heraus grinsen. Und das war’s mit meinem ruhigen Abend. Yeahy. „Mmh.“ Ich bleibe eiskalt an Ort und Stelle stehen und werfe ihm nur einen extrem skeptischen Blick à la ‚denk- nicht- dran’ zu. Naruto lacht und kommt mit wenigen, großen Schritten auf mich zu gehüpft. Will ich wissen, warum sein Gesicht voller Mehl ist? Nein. Nein, ich denke nicht. Es wäre besser es nicht zu wissen. „Hi, Baby“, begrüßt er mich sanft lächelnd, schlingt beide Arme um meinen Bauch und zieht mich an sich heran, sodass ich ihm direkt in die Augen blicke und unwillkürlich schlucken muss. So blau. Okay. Woher jetzt diese Gänsehaut?.. Es ist verfickt warm! … Auch, wenn wir schon seit vier, fast fünf Tagen zusammen sind… die Geste ist irgendwie überraschend intim, finde ich. Keine Ahnung. Es ist ja nicht so, als würde es bei nur einer Umarmung bleiben. „Hey.“ Krass, wie viel Liebe mit diesen Worten aus mir heraus strömt. Nicht. Er kichert nur und lässt mich immer noch nicht los. „Ich mach uns gerade Pizza.“ Oh mein Gott! Meine arme Küche… sie hat sich kaum vom letzten Mal erholt. Sie wird wohl traumatisiert bleiben. Armes Ding. Meine Hand wandert wie von selbst an seine Wange und ich reibe mit dem Daumen darüber. „Seh’ ich. Du hast da Mehl in der Fresse.“ „Naaw, liebevoll wie eh und je.“ Ich fühl mich geschmeichelt. „Mh.“ Meine Mundwinkel zucken leicht. „Willst du mir helfen?“ Mein inneres Ich schmeißt sich gerade lachend auf den Boden. Vielleicht wäre es ja ganz witzig mit ihm Pizza zu machen? „Nein.“ „Das wär’ romantisch.“ Ähmm.. total. „Das wär’ behindert.“ Er zieht zwar eine Schmolllippe, aber ich ignoriere sie eiskalt. „Naja..egal. Ich bin eh so gut wie fertig. Zieh dir was Bequemes an. Wir haben in fünf Minuten ein Date auf der Couch.“ Wow. Klingt großartig. Wie ein richtiges Traumdate. So ganz nebenbei fällt mir auf, dass ich vielleicht mal meine Hand von seiner Wange nehmen sollte. Wir tun immer hin nur so, als wären wir zusammen und das gerade war ziemlich.... komisch. Ich seufze und zucke mit den Schultern. „Mir egal.“ „Perfekt“, grinst er und… beugt sich blitzschnell vor. Ich glaube, er hat mit Absicht meinen Schock ausgenutzt. Er drückt mir ganz sanft, wirklich hauchzart, ein winzig kleines Küsschen auf den Mund, das schrecklicherweise sofort dieses komische Ziehen in meinem Bauch entstehen lässt. Was zur Hölle?! Es ist wohl an der Zeit sich ernsthaft Sorgen zu machen. Das war nicht mal ein Kuss!! Wieso… dann so eine Reaktion? Perplex starre ich ihn an, das Prickeln auf meinen Lippen immer noch spürend. Okay. Gestern. DAS ist die eine Sache. Unfall, okay, kein Problem [schon ein Problem, aber kein riesig großes]. Aber das?! „Alles okay?“ Pff, natürlich, du hast mich ja nur gerade absichtlich geküsst. Er sieht mich frech grinsend an. NEIN. „Ja. Ich geh mich mal umziehen.“ Oder in meinem Kissen ersticken. Lass dir bloß nicht anmerken, dass er dich verunsichert. Das wäre dein sicherer Untergang. Er macht das nur um dich zu ärgern. Beruhig dich. „Jup, bis gleich.“ WIR HATTEN DEN ZWEIEN MUNDKONTAKT. Ähh? Regel Nr. 4: Küssen gehört zu einer Beziehung dazu. (Auch, wenn es Naruto ist.) Fünf Minuten später sitzen wir echt da. Auf meinem Sofa. Zu weit. In bequemen Klamotten. Hab ich schon erwähnt, dass ich sterben möchte? Ich fühle mich unwohl. ER HAT MICH GEKÜSST. Extra. „Und was genau hast du dir diesmal ausgedacht, wenn ich fragen darf?“ .. so viel Begeisterung in meiner Stimme. Er grinst mich nur gefährlich an. „Naja… da du doch nicht füttern lässt... Kuscheln und Therapiestunde in einem!“ Das klingt nach jeder Menge Spaß. „Kann ich dich noch sitzen lassen?“ „Nope, du bist anwesend.“ „Hn.“ „Tja.“ Er grinst mich breit an und streckt die Arme nach mir aus. „Kuscheln, Sas.“ Dieser Spitzname. Argh. „Ich kann nicht kuscheln.“ Kindisch? Hm. Mit verschränkten Armen werfe ich ihm einen ‚Du- kannst- mich- mal’-Blick zu. Mein Bedürfnis mit dem Kerl zu kuscheln?.. Null. „Doch, kannst du. Du musst es nur wollen!“ Blaue Augen, die mich anstrahlen und ein total herzerweichendes Lächeln. „Aber ich will wirklich nicht.“ Und ehe ich mich versehen habe, finde ich mich in einer… neuen Position wieder. Ich… er..das.. also.. ähm. Nein. Wie erklärt man das jetzt am besten? Wir sitzen seitlich auf der Couch. Er hinter mir, ich zwischen seinen Beinen. Mein Rücken drückt an seine Brust und sein Kinn liegt auf meiner Schulter. Die Arme hat er locker um meinen Oberkörper gelegt, damit ich nicht wegrennen kann, schätz ich. „Ich schwör dir, wenn wir hier runterfliegen, bring ich dich um.“ Vorausgesetzt wir verfehlen den Glastisch.. Seine Lippen sind direkt an meinem Ohr. Er lacht. Und jagt mir damit eine Gänsehaut den Rücken hinunter. Ew. „Keine Sorge, ich hab dich.“ Das ist so ekelhaft niedlich. „Mh.“ „Aaaalso. Erzähl mir von deinen früheren Beziehungen.“ Nein, danke. „Es gibt nichts zu erzählen.“ Nichts, das er unbedingt wissen müsse, zumindest. „Dann versuch’s mit deiner letzten… Sakura.“ Wow, so ein angewiderter Ton. Allerdings kann ich es nachvollziehen. Schrecklich. „Sie hat mit mir Schluss gemacht.“ „Gab es da nähere Gründe für? Ich meine, angeblich war sie ja seit der achten Klasse so verrückt nach dir. Da trennt man sich doch nicht nach nicht mal einem Monat oder so!“ „…“ „Oh… Okay. Was waren denn eure Hauptprobleme?“ Ich will da wirklich nicht mit ihm drüber reden. Jetzt wird’s peinlich. Das mach ich nicht, bestimmt nicht. Oh, nein. Mit Naruto rede ich nicht über mein Sexleben. Er pustet mir an den Hals. Unangenehmes Gefühl. Es verpasst mir wieder eine Gänsehaut. „Sag schon… ist ja nichts Schlimmes.“ Wenn er nur wüsste. „Erzähl du doch was von deiner dreizehn-Jahre- Beziehung“, knurre ich und… lehne mich tatsächlich ein bisschen an ihn. Okay… sooo übel ist das jetzt auch nicht. Ich glaube, er spürt, das und schlingt die Arme gedankenverloren fester um mich. „Hmm. Mal sehen. Ihr Name ist Hinata und wir sind zusammengekommen, als wir elf waren. Auf Klassenfahrt. Richtig süß, eigentlich.“ „Süß.“ Oder auch nicht. Mir gefällt der Gedanke nicht, muss ich feststellen. Es ist total absurd und ich kann es eigentlich gar nicht genau beschreiben, aber… irgendwas daran passt mir einfach überhaupt nicht. „Heh, lass mich. Naja.. ehrlich gesagt bin ich damals nur mit ihr zusammen gegangen, weil ich eine Freundin haben wollte.“ „Ach, und bei dir hält das dann dreizehn verdammte Jahre oder was?!“ Wie kann so eine dumme Person nur so ein Glück haben? Ich meine, es kann doch gar nicht so schwer sein eine scheiß Beziehung zu führen, oder? Mit vernünftigem Sex und einer gesunden, emotionalen Basis und dem ganzen Mist. „Schon irgendwie.“ Ich schnaube genervt und er lacht. „Und warum habt ihr euch getrennt?“ Es interessiert mich eigentlich gar nicht. Ich frage nur aus Höflichkeit. „Hmmm..“ Denkpause. Ja, ich bin auch überrascht deswegen. Naruto und denken? Verrückt. „Sie hat die ganze Zeit vom Heiraten gesprochen und wollte Kinder kriegen und alles. Ähh.. Versteh mich nicht falsch. Ich würde schon gern mein Leben mit einer Person verbringen und eine Familie haben und so… aber eben nicht mit ihr. Irgendwann ist mir einfach bewusst geworden, dass ich sie nicht so liebe, wie ich sollte, weißt du?“ „Nicht wirklich, nein. Wieso warst du dann dreizehn Jahre lang mit ihr zusammen?!“ Narutos Logik. Zwei kleine Wörtchen, die so viel beschreiben können.. „Keine Ahnung. Weil ich sie nicht verletzen wollte? Weil es nett mit ihr war…“ Seine Stimme wird leiser und er murmelt irgendwas, was ich nicht verstehe. „Ich wusste einfach nicht, was Liebe ist, schätz ich.“ „Und weißt du es jetzt?“, frage ich gelangweilt und ignoriere das dämliche, peinliche Ziehen in meinem Bauch. ES SOLL VERSCHWINDEN. „Keine Ahnung. Aber das war sie auf jeden Fall nicht“, lacht er. „Und was war jetzt mit deiner Beziehung?“ „Mieser Sex, ich bin ein unsensibles Arsch und… nennen wir es Differenzen.“ Ein Schulterzucken und ein gleichgültiges ‚Mh.’ Regel Nr. 5: Man redet über Dinge, die einen beschäftigen und/oder bedrücken (außer das Sexleben). Es herrscht Stille. Naruto scheint ziemlich intensiv über etwas nachzudenken. Andernfalls hätte er mir jetzt wahrscheinlich ein Ohr abgelabert. Ob das, was dabei rauskommt wirklich hilfreich ist?.. ich glaube nämlich, dass ich es gar nicht wissen will. „Hmm.. Sasuke? Kann ich mal was ausprobieren?" Das kann nicht gut werden. „Mach doch was du willst.“ Als ich sagte, habe ich das ehrlich so gemeint. Er ist ein freier Mensch, er kann machen was er will.. aber damit habe ich nicht gerechnet. Eine kurze Pause in der er noch mal zu überlegen scheint und schon fängt er an seine Lippen an meinen Hals zu drücken und langsam Küsse darauf zu verteilen. Was zur..? Beinahe schon schüchtern wandern sie überraschend sanft über meine Haut. Seine Hände streichen zurückhaltend über meinen Oberkörper, meine Seiten entlang. Innerhalb der nächsten zehn Sekunden ist mein Kopf gerade so in der Lage zwei extrem komplexe Fragen zu formulieren. 1. Was tut Naruto da? 2. WIESO LÄUFT MIR GERADE EIN VERDAMMTER SCHAUER ÜBER DEM RÜCKEN?? Frage eins zu beantworten ist eigentlich relativ einfach; Naruto liebkost meinen Hals. Frage zwei zu beantworten ist da allerdings weitaus schwieriger. Es fühlt sich… gut an. Viel zu gut, für die Tatsache, dass das hier Naruto ist. Scheiße, viel zu gut dafür, dass das ein Kerl ist! Mit sechsundzwanzig Jahren wechselt man nicht plötzlich das Ufer! Mein Magen versucht sich gerade an Gymnastik, habe ich so im Gefühl. Dieses Ziehen, was der Lippenkontakt in mir auslöst ist definitiv ein fettes Problem. Ich würde gern irgendwas sagen, aber mir fällt nichts ein. Mein Gehirn ist wie leer gefegt und wer ist dran schuld? Mein fester Freund, auch als Hohlbirne oder Vollidiot bekannt. Unbeirrt macht er weiter, hat mich dabei fest im Griff und ich muss gestehen, er macht seine Sache ziemlich gut. Ein Seufzen verlässt meine Lippen. Was zur Hölle tue ich hier überhaupt?! Man seufzt nicht rum wenn Naruto (!!!) einem den Hals… küsst. Verdammte Scheiße, was soll das eigentlich werden? Er drückt mich nun fest an sich und bringt seine Zähne mit ins Spiel. Ein Biss in meine Halsbeuge. „Mhh~“ Fuck. Das war ich. Das raue Lachen jagt mir eine weitere Gänsehaut über den Rücken. „Was meinst du?“, haucht er mir gegen meine Haut und bringt mich zum erzittern. Nicht vor Respekt oder so. Er hat eine erogene Zone erwischt und meine einzige Hoffnung ist eben, dass er das nicht bemerkt hat. Obwohl die Situation so schon peinlich genug ist. „Wie, was meine ich?“ Meine Stimme ist ein Flüstern. Wieso flüstere ich? „Wie hat sich das hier für dich angefühlt?“ Er flüstert auch. Also kein Problem. „Okay.“ Untertreibung des Jahrhunderts. „Soll ich weiter machen?“ Mein Herzschlag rast augenblicklich in die Höhe. „Wie du willst“, sage ich betont lässig und cool, obwohl ich mich wahrscheinlich zum ersten Mal in meinem Leben gar nicht so cool fühle, wie ich eigentlich bin. Ja, gerade bin ich sogar etwas verunsichert. Ich meine, es ist doch nicht normal, dass ich mir gerade wünsche, dass er es tut, oder? „Ja oder nein?“ Er ist direkt, das muss ich ihm lassen. „Ja.“ Stille. Das hier ist ein wunderschöner Fall von ‚Mund-schneller-als-Hirn’. Normalerweise gehöre ich zu logisch denkenden Menschen, die in Paniksituationen einen kühlen Kopf bewahren. ... so viel dazu. Potentielle Zahnpastawerbungzähne kratzen über meinen Hals, zupfen etwas an der Haut. Sie streichen über meine Halsschlagader und wandern höher, wobei seine Haare mich etwas kitzeln. Je höher seine Lippen, desto höher auch mein Puls. Er küsst erst meinen Kiefer und dann meine Wange. Mein Kopf muss mittlerweile aussehen wie eine Tomate. Dann hört er plötzlich auf. Seine Lippen sind immer noch auf meine Wange gedrückt und er atmet ruhig. Ehrlich, ich hab keine Ahnung, was mich letztendlich dazu bringt und eigentlich wäre es vielleicht besser, wenn ich ihn einfach wegschubsen würde, aber ohne zu zögern drehe ich auf einmal meinen Kopf in seine Richtung und küsse ihn direkt auf die Lippen. Überraschte blaue Augen starren mich förmlich an. Was das soll? Keine Ahnung. Meine Intelligenz ist gerade gestorben. Gerade in diesem Moment habe ich ehrlich gesagt von nichts eine Ahnung. Nur vielleicht von der plötzlichen Hitze die sich in mir ausbreitet. Die ist böse. Und so sitzen wir da. Er hat mich umarmt. Ich habe mich total verdreht. Wir haben die Lippen aufeinander gepresst und starren uns dumm in die Augen. Das alles bestimmt für zehn Sekunden, bevor ich mich endlich aus der Schockstarre lösen und den Mund wieder langsam bewegen kann. Meine Augenlieder fallen wie von selbst zu und meine Rechte Hand legt sich ebenfalls selbstständig an seinen Kiefer. Vorsichtig küsse ich ihn mit wenig Druck, was er freundlich erwidert. Seine Lippen sind warm und weich. So wie es für Lippen eben nun mal typisch ist. Vielleicht schmaler als die von Frauen, aber das stört mich nicht. Wie denn auch? Das dämliche Kribbeln in meinem Bauch fühlt sich viel zu gut dafür an. Etwas schüchtern knabbert er zunächst an meiner Unterlippe und leckt dann ganz leicht mit seiner Zungenspitze drüber. Fuck. Vorsichtig öffne ich die Lippen und vertiefe den Kuss. Es ist nur irgendwie ziemlich unbequem weil ich meinen Kopf so schön verdrehen darf. Mit immer noch geschlossenen Augen versuche ich mich zwischen seinen Beinen umzudrehen ohne unseren Kuss zu unterbrechen. … Was soll ich sagen? Ich hatte vielleicht schon bessere Ideen. Naruto checkt nicht ganz was ich vor habe, krallt sich aber anscheinend an mir fest… Wir verlieren das Gleichgewicht, alles dreht sich und in der nächsten Sekunde landen wir extrem elegant mit lautem Klirren auf dem Boden… und dem ehemaligen Glastisch. „Uff“, rutscht es mir über die Lippen, weil ich Naruto durch meinen naiven Festhaltversuch auf mir gelandet ist. „Scheiße.“ Ja, allerdings scheiße. Mein Tisch.. und mein Rücken! Auch, wenn er eine gute Figur hat, ich würde ihn jetzt nicht unbedingt als Elfe bezeichnen. Er hätte besser Salat machen sollen. Bestimmt schiebe ich ihn von mir runter. Das ist ein richtig schön peinlicher Moment. Gratulation, Sasuke. „Uhm… sorry.“ Er reibt sich verlegen über den Nacken. Ach was, kein Problem. Wir liegen hier ja nur auf dem Boden inmitten von den jämmerlichen Überresten meines zerstörten Wohnzimmertisches, der nebenbei bemerkt teuer gewesen ist. Wirklich. Macht überhaupt nichts. „Sorry?“ Ich ziehe eine Augenbraue hoch und sehe ihn wütend an. „Wieso machst du so ’ne Scheiße überhaupt?!“ ...Mal abgesehen von der Tatsache, dass ich ihn geküsst habe. „Naja.. ich wollte nur-…“ ICH BIN SAUER. Und gerade hole ich Luft um meine Wut zum Ausdruck zu bringen, da kreischt er auf einmal überraschend panisch und schrill los. „OH MEIN GOTT, FUCK, DEINE HAND!“ Meine Hand?.. Und irgendwie spüre ich erst jetzt das brennen und die feuchte Flüssigkeit, die über meinen Arm Läuft. Einen Augenblick später weiß ich, dass ich mich an einer Scherbe geschnitten haben muss. „Na toll.“ Die Schmerzen sind erträglich, aber der Schnitt ist vermutlich ziemlich tief. „FUCK, DAS BLUTET.“ Genie. „Ja, ist schon okay..“ Es ruiniert meinen Teppich. „GAR NICHTS IST OKAY!“ „…“ Naja, es ist schon etwas viel Blut, aber es geht wirklich. „DU VERBLUTEST, SAS!!“ Ja, vermutlich. „Ich werde nicht verbluten, das ist nur ein kleiner Schnitt…“ „BIST DU IRRE?! GUCK MAL WIE VERDAMMT VIEL BLUT DAS IST!! DU STIRBST, FUCK, SCHEISSE, ECHT JETZT!!“ „Naruto, ich werde nicht sterben, guck mal das wird schon weniger..“ „WENIGER?! Du musst in die Notaufnahme!!“ „Das Badezimmer genügt.. Ich hab da Verbandszeug.“ Und schon ist er aufgesprungen und zieht mich auf die Beine. Mit einem Letzten blick auf meinen wunderschönen, ehemaligen Wohnzimmertisch folge ich ihm.. bis er sich auf einmal umdreht und in die Arme nach mir ausstreckt und etwas in die hocke geht. Wow. „WAS HAST DU VOR?!“ Ja. Schnitt in der Hand? Kein Thema. Naruto der mich ins Badezimmer tragen will? Panikattacke. Und ausgerechnet ich beschwere mich über seine Logik. „Du kannst unmöglich laufen!! DAS GANZE BLUT AN!“ Das in diesem Moment auf meinen Fußboden tropft. „Lieber flieg ich richtig auf die Fresse als mich von dir tragen zu lassen, du Idiot! Das sind fünf Meter!“ „Du bist mein fester Freund, das kann ich nicht zu lassen!“ SO EIN … argh. Dafür gibt es keine Beleidigung. Keine Strafe der Welt ist schlimm genug für ihn. Nein, er darf mich nicht tragen! Wieso kann er den Beziehungsmüll nicht wenigstens einmal kurz vergessen?! ICH BLUTE. Er sieht mich entschuldigend an und grinst schließlich. „Sorry, Schatz. Das wollte ich wirklich nicht..“ Und blitzschnell greift er nach mir. Ich kann gerade so zwei Schritte zurückspringen und ihm entkommen. Leider landen dabei noch mehr rote Tropfen auf meinem Teppich. „MANN, ICH WILL DIR DOCH NUR HELFEN!“ „ICH BRAUCH DEINE HILFE NICHT!!“ „ABER DU BLUTEST… Wo rennst du hin? BLEIB STEHEN SASUKE!!“ Mein ursprünglicher Plan war, in die Küche zu rennen, die Blutung zu stillen und ihm eine Pfanne über den Schädel zu ziehen.. Funktioniert allerdings nicht, weil er mir den Weg abschneidet. Hoffentlich rutscht er auf meinem Blut aus. Tut er aber nicht. Nach einer zwanzig Sekunden andauernden Verfolgungsjagd hat er mich schließlich über seine Schulter geworfen und schleppt mich ins Badezimmer. Sein T-Shirt hat das gleiche blutbesprenkelte Muster wie.. so ziemlich der Rest meiner Wohnung und schließlich sitze ich auf dem Badewannenrand und gucke ihn nur mit einem Todesblick an. „Heh. Das heute ist irgendwie blöd gelaufen, kann das sein?“, stammelt er und grinst aus unsicheren blauen Augen zu mir hoch. Übrigens kniet er gerade vor mir und verbindet meine Hand, weil… naja, man kann sich die rechte Hand als Rechtshänder nicht so gut selbst verarzten. „Hmm.. ich weiß ja nicht.“ Würde man eine Schale unter mich halten, könnte man den Sarkasmus (und das Blut) theoretisch auffangen. So sehr trieft meine Stimme davon. „Hör auf mit deinem Saskasmus!“ WIE KANN ER JETZT SCHON WIEDER LACHEN!? „Du bist ein Idiot.“ „Ich liebe dich auch!“ Fröhlich grinsend macht er den Verband fest und drückt mir einen Kuss auf die Hand. Das ist total dämlich. Scheiß Bauchkneifen. „Das ist süß.“ Ein extrem skeptischer Blick, der ihm außerdem sagt, dass er ein Idiot ist und ich nicht weiß wovon er redet. „Ich meine, dass du rot wirst.“ Fick dich. „Ich bin nicht rot geworden. Das ist noch das Blut.“ „Hätte ich auch gesagt, echt jetzt… Aber du hast da echt noch was im Gesi-…“ Er wird von einem lauten Klopfen an der Haustür unterbrochen. „Ich geh schon.“ Seufzend drehe ich mich um und… „Moment mal. Riechst du das auch?“ Ein beißender Geruch steigt mir in die Nase. Oh, Fuck. „Hä? Was meinst du?“ „Irgendwie verbrannt oder so?“ Ich runzle die Stirn. Was könnte das…? „FUCK!!!!“ „Was?“ Er guckt mich halb panisch, halb verlegen an. „Okay. Ich kümmere mich um die Pizza, du um die Tür!“ Eigentlich bin ich der Idiot von uns beiden, weil ich mich auf die Beziehungssache eingelassen habe. Und schon rennen wir beide los. Das Klopfen hat immer noch nicht aufgehört und wird sogar zunehmend aggressiver. Schnell versuche ich noch mal blind meine Haare irgendwie in Form zu bekommen, was kläglich scheitert, dann öffne ich mit einem emotionslosen, ruhigen Gesichtsausdruck. Es ist meine Nachbarin, die mich mustert, als wäre ich gerade aus dem Irrenhaus geflohen.. Okay, ich bin voller Blut, meine Harre müssen aussehen, wie sonst was und man kann an mir vorbei in mein zerstörtes Wohnzimmer sehen. Warum guckt sie wohl so verstört? „Ist alles i-in Ordnung hier?“ Ein zweifelnder Blick. „Ich hab Schreie gehört..“ „Ja, alles bestens.“ Die Frau sieht mich panisch an. Kann ich überhaupt nicht nachvollziehen. „SCHEISSE, SIE BRENNT!!“ Danke, Naruto. Perfektes Timing. Regel Nr. 6: Keine Pizza und kein Rumknutschen in der Nähe von zerbrechlichen Gegenständen oder Nachbarn. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)