Sterben kann so schön sein... von Erenya (... oder auch nicht) ================================================================================ Kapitel 25: In tiefster Dunkelheit ---------------------------------- „Es ist noch etwas da, wenn du was willst“, hörte ich meine Mom sagen und seufzte leise. Natürlich war noch etwas da. Ich hatte wieder viel zu viel gekocht. Und da meine Mutter wie ein Spatz aß, war es nur logisch, dass noch etwas da war. „Ich bin satt.“ „Dann nimm dir noch etwas mit.“ „Ja, Mama. Ich nehm dann was mit. Aber noch ist Zeit. Ich muss erstmal verdauen.“ Ich seufzte und nahm mein Handy, während meine Mom das Geschirr in ihre Kochnische brachte und zu säubern begann. Ich hatte eine Nachricht von Shicchi und musste darüber schmunzeln. Ganz einfach weil wir uns für den Abend verabredet hatten um die neuste Staffel von Uta no Prince-sama weiter zu gucken. „Wolltest du nicht noch eine Geschichte schreiben?“, hörte ich meine Mutter aus der Küche rufen, woraufhin ich nickte. Immerhin hatte ich diesem Mittagessen nur zugestimmt, wenn sie mich schreiben ließ. Eigentlich war das ein Ding was fast schon selbstverständlich war. Meine Mutter ließ mich immer schreiben, wenn ich vor Ort war. „Was ist es denn dieses mal?“, fragte mein Vater und ließ mich von meinem Blog aufschauen. Seltsam, hatte er schon die ganze Zeit da gesessen? Sicher, mein Vater kam immer zum gemeinsamen Mittagessen. Meist blieb er auch einige Zeit, damit wir miteinander sprechen konnten. „Shicchi hat sich etwas zum Geburtstag gewünscht. Eine schöne, kranke Hisoka-FF. Ich hab HunterxHunter zwar nicht komplett gesehen, aber so eine kleine Ahnung wie man Hisoka schreiben kann. Ich hab auch etwas in den Manga rein gesehen und denke mal das werde ich irgendwie schaffen. Auch wenn mir der Plot ehrlich Schwierigkeiten macht. Ich hab zwar eine Idee, aber irgendwie ich weiß nicht... mich flasht es noch nicht. Und es ist für Shicchi, da muss es unglaublich toll werden.“ Ich seufzte innerlich und sah auf die Geschichte die ich angefangen hatte zu schreiben. Doch was ich las erinnerte mich gar nicht an den ursprünglichen Plot. Seit wann hatte ich etwas mit Göttern geschrieben? Sicher, die Kamigami Challenge die mir mit all dem Shipping immer Ärger bereitet. Shounen Ai, auch nur dezent angehintet war einfach nicht mehr so mein Ding. Leider. Ich liebte die Kamigami-Challenge einfach doch irgendwie war es schwer diese Pairs zu sehen und zu fühlen. „Ihr wird es sicher gefallen. Du machst dir immer Sorgen um so etwas.“ „Ich will halt das es gut wird, Papa. Besonders bei Shicchi. Das Dumme ist nur, kaum einer meiner anderen Freunde kennt die Serie weswegen mir einfach der Fangirl-Input fehlt und mit Shicchi will ich erst danach fangirlen. Am Ende verrate ich ihr zuviel Story und dann findet sie meine Idee doof und ich überwerfe sie und kann nichts passendes schreiben.“ „Hast du nicht schon einmal eine Geschichte für sie geschrieben?“ Mein Blick wandte sich zu Lilim und ich konnte nicht anders als eine Augenbraue heben. Lilim wohnte nicht in Gera, wie konnte sie also bei meiner Mutter sein? Ich verstand es nicht. Vor allem konnte ich mich wirklich nicht daran erinnern, dass sie sich zu Besuch angekündigt hatte. In meinem Plan lag der Urlaub noch in weiter Ferne. Es war seltsam. Ein schrilles Klingeln ertönte. Doch außer mir schien keiner es zu hören. „Alles in Ordnung, Eri?“ „Huh? Hört ihr das nicht?“, fragte ich Lilim, die von mein Verhalten verwundert schien. „Was hören?“ Das Klingeln verstummte nicht. Es schien sogar lauter zu werden und als hätte ein Instinkt mich zur Vorsicht gewarnt, hatte ich mich von meinem Platz erhoben und sah zur Decke, in der sich Risse bildeten. Ein Klopfen drang durch das Klingeln. Ein Klopfen wie auf massives Holz. Es hallte etwas, was merkwürdig war. Das Klopfen selbst war merkwürdig, denn so hätte es niemals geklungen, wenn jemand an die Tür meiner Mutter geklopft hätte. Sie hatte Glas in den Türen. „Was ist los, Tine.“ „Huh?“ Ich sah zu meiner Mutter, die mich besorgt anblickte. Niemand schien es zu merken oder zu hören. War ich denn die einzige? Ein Knacken lenkte meinen Blick gen Decke, doch zu spät, ich sah wie ein massives Stück direkt auf mich herunter sauste.   Der Schreck lag mir immer noch in den Gliedern. Ich saß aufrecht im Bett und blickte an die Decke, doch da war nichts. Keine Risse, kein Bruchteil. Ein Traum? Es dauerte einige Zeit, bis der Gedanke sackte. Scheinbar stimmte es, dass man seine Erlebnisse in seinen Träumen verarbeitete. Auch wenn sich mir nicht erklärte, was Lilim in diesem Traum zu suchen hatte. Hatte ich was vergessen was sie betraf? Ein Klopfen, welches mir vertraut war, erklang. Ich zuckte zusammen, sah sofort zur Decke. Nein ich war wach. Definitiv keine Risse. Es war also kein weiterer Traum und das bedeutete wiederum, dass dieses Klopfen echt war. Mein Blick schweifte durch das Zimmer. Ich war alleine. Weder Thoth noch Anubis waren hier und das obwohl wir uns ein Zimmer teilten. Seltsam. Wie lange hatte ich geschlafen? Ich holte tief Luft und hörte erneut das Klopfen. Wer auch immer auf der anderen Seite war, schien hartnäckig zu bleiben. Vorsichtig stieg ich aus dem Bett. Mein Körper fühlte sich immer noch etwas schwach, doch das war normal, denn ich war immer noch müde. Auf Arbeit ging es mir nicht anders. Wenn ich müde war, kam mein Körper nur schwer in Schwung. Aber gut, ich musste aufstehen. Quälend langsam, fast wie in Zeitlupe, erhob ich mich und ging zur Tür. Als ich sie öffnete, war ich überrascht. „Hades?“ „Thoth-sensei bat mich, dich abzuholen. Ich... hoffe ich habe dich nicht geweckt... oder das du schlecht geschlafen hast.“ Ich schluckte schwer, denn ich fragte mich, was Hades gehört hatte, dass er sich fragte, ob ich schlecht geschlafen hatte. Das hatte ich, aber ich fürchtete, dass wenn ich Hades von meinem Albtraum erzählte, er seinem Unglück die Schuld gab. „Alles in Ordnung. Danke, dass du mich abholst. Wie geht es euch eigentlich? Habt ihr schon was gegessen?“ Ich war neugierig und wollte auch einfach nur von mir ablenken. Wahrscheinlich machte ich mir Sorgen, dass Hades und der Rest gemerkt hatten, dass ich mich plötzlich so schwach fühlte. Gleichzeitig interessierte es mich aber wirklich, wie es den Griechen hier in Asgard ging. „Sie sind sehr zuvorkommend. Man könnte meinen fast schon vorsichtig. Asgard hatte ich mir irgendwie anders vorgestellt.“ „Wirklich? Bist du dann enttäuscht, dass es nicht deiner Vorstellung entspricht?“ Es war eine Frage, die irgendwie vollkommen natürlich war. Wir alle hatten unsere Vorstellungen und manchmal trafen sie nicht so ein, wie wir es gehofft hatten. Anubis gegenüber hatte ich das erlebt. Ich hatte mir immer vorgestellt, dass wir uns sofort verstehen würden. Dass ich die Eine welche war, die sein Herz verändern konnte und das nur mit der ersten Begegnung. Meine Realität hatte sich hingegen mehr IC und eher ernüchtert klar gestellt. „Nein, ich bin froh, dass diese Vorstellung sich nun richtig stellt.“ „Ihr kommt nicht oft aus dem Olymp, oder?“, fragte ich und schloss die Tür hinter mir. Wir hatten lange genug hier gestanden und Hades hatte eine klare Aufgabe, die es zu erfüllen gab. Ich wollte nicht, dass Thoth hinterher Stunk machte. „Die Regeln erlauben es nicht, dass wir andere Götterreiche betreten. Es gibt Ausnahmesituationen, aber die sind eher selten der Fall.“ „Würde Zeus sauer sein, dass ihr hier seid?“, fragte ich vorsichtig und hatte einen kurzen Moment Angst, dass ich ihnen Ärger bereitet hatte. Immerhin hatte ich darauf bestanden, die Griechen mitzunehmen und Thoth hatte einfach nachgegeben. „Nein, ich denke nicht. Ich vermute er wusste, dass es so kommt. Zeus hat immer alles im Blick und manchmal weiß er sogar mehr als der Gott des Wissens, Thoth-sensei.“ Was Hades erklärte, ergab Sinn. Zeus schien ja sogar zu wissen, warum ich hier war. Er war nicht gewillt gewesen seinem Freund die Gründe zu nennen, aber nur, weil er wusste, dass dieser damit nicht zufrieden sein würde. „Sag mal, Thor hatte ja schon was angemerkt, aber warum wollen sich die Asen es nicht mit Zeus verscherzen. Die Regeln würden ihn doch daran hindern, dass er irgendwas tut.“ „Nun, Zeus ist ein besonderer Fall. Du weißt ja sicher, dass viele Götter sich ähnlich sind. In Ihren Positionen, Aufgaben und Mächten. Zeus... hatte bei so ziemlich jeder Mythologie seine Finger im Spiel. Er hat die Götter Asgards eingesetzt, er hat die Ägypter davor bewahrt ersetzt zu werden. Izanagi hat er unterstützt, als Japans Götterkultur von Grund auf neu aufgebaut werden musste. Was Macht, Intelligenz und Einfluss angeht, ist Zeus der wohl stärkste Gott der Welt. Auch wenn er diverse Grenzen hat und Schwächen. Doch alle respektieren ihn und fürchten ihn. Selbst die Asen, allen voran Odin. Man wird es demnach nicht wagen, Söhnen oder Geschwistern Zeus ein Haar zu krümmen.“ Wieder einmal unterschied sich die Mythologie Kamigamis von der, die ich aus Recherchen kannte. In der Regel galt Zeus als nicht so mächtig, dass er sämtliche Götterreiche unterwerfen konnte. Viel eher hätte ich Chronos für so einen Gott gehalten, eben weil die Zeit allgegenwärtig war und jeden betraf, sowohl Götter als auch Menschen. „Dann muss ich mir ja keine Sorge um euch drei machen.“ ich war wirklich irgendwie erleichtert. Mein Wunsch mit Takeru seinen Bruder zu suchen hatte die Griechen immerhin nach Asgard geführt. Mein eigener Egoismus hatte sie zu einen Ort geführt, an dem sie nicht sein durften. „Wir sollten uns mehr Sorgen um dich machen. Du wirst schließlich nach Svartalfaheim gehen.“ „Ist es dort denn so gefährlich?“, fragte ich Hades und sah ihn an. Er schien wirklich aufrichtig um mich besorgt zu sein. „Die Asen vermeiden wenn möglich den Weg nach Svartalfaheim. Das hat sicher seine Gründe, aber Thoth-sensei kann dir sicher mehr erzählen. Er wird euch noch einweisen.“ Ich nickte und fragte mich was für ein Aufgabe ich wohl bei der Rettungsaktion bekommen würde. Anders als die Götter hatte ich keine großen besonderen Fähigkeiten, die Thor oder Takeru unterstützen konnten und doch hatte Thoth mir zugestimmt, dass meine Teilnahme an dieser Mission nützlich sein konnte. „Mach dir keine Sorgen. Thoth-sensei würde dich nicht mit ziehen lassen, wenn deine Anwesenheit nicht sinnvoll wäre. Dafür ist Thoth-sensei ein viel zu großer Stratege.“ Er hatte meine Sorgen ohne große Mühe bemerkt. Und ich war froh darüber, denn seine Worte nahmen mir wirklich den Kummer, den ich aufgebaut hatte. Vor einer Tür blieb Hades stehen und klopfte. „Wir sind da. Die anderen warten sich auf dich. Viel Erfolg und pass auf dich auf.“ Ich nickte und lächelte Hades dankbar an. So egoistisch es auch gewesen war, ich freute mich, dass ich die Griechen mitgenommen hatte. Niemand hätte mir so gut den Kummer nehmen können wie sie. „Danke. Und sag Dionysos er soll die Götter hier nicht zu sehr unter den Tisch saufen.“ Ich öffnete die Tür und betrat den Raum, in dem Thoth, Thor, Takeru und Anubis bereits auf mich warteten. Just in diesem Moment tat es mir leid, dass ich so lange geschlafen hatte, dass man einen Weckdienst schicken musste. „Da bist du ja endlich... wir haben keine Zeit zu verlieren! Was hat dich so lange aufgehalten?“, fragte Takeru sogleich und erhob sich von seinem Platz wobei sein Blick ernst auf mir ruhte. Die Sorge um seinen Bruder stand ihm deutlich ins Gesicht geschrieben, ebenso sein Denken, dass jede Sekunde zählte. „Fehlschlag, halte dich zurück. Sie ist ein Mensch und braucht genug Ruhe. Hast du das etwa schon aus meinem Unterricht vergessen?“ Thoth Stimme wurde eindringlich, lauter. Und sie wies Takeru in seine Schranken zurück. Gleichzeitig fühlte ich mich irgendwie behütet von Thoth. Was seltsam war... oder vielleicht auch nicht. Den Abend zuvor hatte er es bemerkt. Das ich mich schwach fühlte. Vielleicht wusste er ja, dass ich einfach nur schwerer aus dem Bett gekommen war. „Spätzünder, setz dich.“ Ich nickte und ging zu einem freien Platz, der direkt zwischen Anubis und Thor war. Anubis beachtete die ganze Szene nicht. Er hielt eine Tasse in der Hand und schnupperte misstrauisch an dieser. Vermutlich befand sich irgendein Saft darin, dessen Geruch er einfach nicht zu zu ordnen wusste. „Nun gut. Fangen wir an. Ihr vier werdet nach Svartalfaheim gehen. Bohnenstange, du wirst das Sagen haben. Alles wird also auf seine Befehle hören. Er wird es außerdem sein, der auch das Gespräch mit den Svarten suchen und die Verhandlung führen wird.“ „Huh? Und was ist mit mir?“, fragte Takeru, dem scheinbar die Verteilung, die noch nicht einmal vollständig genannt wurde, nicht gefiel. „Du Fehlschlag, konzentrierst dich einzig und allein auf den Dummkopf. Du wirst ihn überzeugen diese Spirenzchen zu beenden und mit dir zurück nach Japan zu gehen.“ „Und was sollen sie und Anubis auf der Reise?“ Ihn gefiel scheinbar so vieles nicht. Oder er vertraute Thoth nicht. Takeru schien auf jedenfall alles zu hinterfragen, was Thoths Wahl der Mitreisenden ausmachte. „Anubis kann sich aufgrund seiner geschärften Sinne gut im Dunkeln fort bewegen. Das wird euch helfen, wenn er euch zu eurem Ziel führt. Und der Spätzünder ist ein Mensch. Die Svarten spüren eine göttliche Präsenz sofort. Da aber ihre alles andere als göttlich ist, werdet ihr nicht auffallen. Vergesst nicht, eine menschliche Präsenz neigt dazu alles andere um sie herum zu verbergen und das obwohl sie unscheinbar ist. Seht sie als euren Mantel, der euch sicher durch Svartalfaheim geleiten kann.“ So wie Thoth es erklärte, klang meine Aufgabe zwar nicht schwer, denn eigentlich musste ich nichts tun, außer einfach nur da zu sein. Eine einfache Aufgabe und doch erschien sie mir wichtig zu sein. Doch ich war enttäuscht. Ich hatte mir irgendwie mehr erhofft. So was wie, dass Thoth mir eine strategische Planung zumutete, oder dass ich Takeru beruhigen konnte. Am Ende war ich nur ein Mantel. 'Vielleicht ist das besser so. Du neigst dazu dich in Schwierigkeiten zu bringen', murmelte mir eine kleine Stimme zu. Sie hatte Recht. Ich neigte wirklich dazu mich in Gefahr zu bringen. Es grenzte daher schon an ein Wunder, dass er mir überhaupt erlaubte in dieser Rettungsgruppe dabei zu sein. „Sag mal, Thor... wie geht es eigentlich Loki?“ Andere Gedanken. Ich musste mich auf andere Gedanken bringen und Loki schien gerade das interessantere Thema zu sein. Und vor allem lenkte es mich ab. „Mh?“ Ich sah zu Thor, dessen Blicke mich urteilsfrei aber doch eindringlich musterten. So als versuchte er in mir zu lesen. „I-ich meine... er wurde gestern in Ketten gelegt und er hat sich einiges an Ärger bekommen, oder?“ Es war seltsam, denn ich wollte mich erklären, obwohl ich das wohl eher weniger nötig hatte. Vielleicht wollte ich aber auch einfach kein Misstrauen erwecken. „Du kennst Loki kaum und doch scheinst du dir Sorgen um ihn zu machen...“, antwortete Thor. Er blieb mir die Antwort für diesen Moment schuldig und das obwohl ich wirklich zu gerne gewusst hätte was nun mit Loki war. Thor seufzte schließlich und sah mich an. Immer noch war nicht deutlich zu sehen was er fühlte oder dachte. Das war wohl Thors Stärke. Nichts zu offenbaren. „Ihm geht es gut. Er ist noch in Gewahrsam, aber Odin wird ihn nicht zu hart bestrafen, weil er freiwillig wieder zurück gekommen ist. Ich denke er wird seine Strafe abgesessen haben, wenn wir aus Svartalfaheim zurück kommen.“ Es war gut zu wissen, dass Loki nach allem was er durchgemacht hatte, nun nicht zu hart bestraft wurde. Ich war erleichtert, vielleicht zu sichtlich. Denn etwas in Thors Blick änderte sich, wenn auch unmerklich. Es fühlte sich zumindest so an, als hätte sich, einen kurzen Augenblick lang, etwas geändert. „Spätzünder, wir sind hier noch nicht fertig!“ Ich zuckte zusammen, als Thoths Stimme mich scharf in die Gesprächsrunde zurückzog. Später als er es wahrscheinlich für gewohnt getan hätte. Warum nur? Ich verstand es nicht und doch nahm ich es hin. „Tut mir leid...“ „Fehlschlag, Spätzünder, was ich jetzt sage, gilt besonders für euch beide.“ Thoths Blicke durchbohrten Takeru und mich förmlich. Und irgendwie wusste ich schon, was er sagen würde. Ob ich mich daran halten konnte, konnte ich aber nicht versprechen. „Egal was passiert, ihr hört ausdrücklich auf das was Thor sagt. Ihr haltet euch zurück und vor allem...“ Thoths Blick richtete sich auf mich und schien mich förmlich an den Stuhl, auf dem ich saß, zu fesseln. „Keine Alleingänge.“ Innerlich hörte ich mich manisch lachen. Es war ja klar, dass er das sagen würde. Überraschend war es zumindest nicht. Hätte ich in seiner Haut gesteckt, dann wäre mir dieser Spruch wohl auch über die Lippen gekommen. „Schon okay, wir werden uns an deinen Plan halten, Thoth“, murrte ich, wissend dass ich damit das Versprechen gab, einfach nur anwesend zu sein. Immerhin war das besser als gar nicht da zu sein und hier zu warten bis die anderen wieder kamen. „Das hoffe ich... Ihr solltet allmählich los. Wir haben keine Zeit für längere Verzögerungen.“ Thor nickte zustimmend auf Thoths Anmerkung und erhob sich von seinem Platz. Es war ein stummer Befehl und so wie Thoth es uns eingebläut hatte, erhoben wir uns auch und reagierten damit entsprechend auf die Anweisung des Donnergottes.   Zusammen war unsere Reisegruppe zur Regenbogenbrücke Heimdalls gegangen. Der Wächter wartete bereits auf uns, doch kaum dass wir sein Gebiet betreten hatte, musterte er uns ausgiebig. „Ich weiß immer noch nicht, was du dir bei dieser Zusammenstellung denkst, Thoth.“ „Es ist die einzige die wirklich Sinn ergibt. Wir sollten die Svarten nicht in Alarmbereitschaft setzen. Zu viele Asen bei dieser Aktion und es könnte zu Problemen führen.“ Heimdall sah Thoth ernst an und blickte erneut zu unserer Gruppe. Es schien etwas zu geben, was er nicht ganz verstand, doch er hielt seine Gedanken zurück und schüttelte stattdessen nur den Kopf. „Hört zu, ihr werdet nach Svartalfaheim gehen und einige von euch wissen sicher nicht, was euch dort erwarten wird. Wenn ihr glaubt Svartalfaheim ist ein schöner Ort an dem es flauschig ist, dann irrt ihr euch. Svartalfaheim ist das Reich der Schwarzelfen. Einem heimtückischen, wilden, reizbaren und vor allem gewalttätigen Volk. Ich rate euch, dass ihr dort darauf verzichtet Lichtquellen für die Orientierung zu nutzen und euch ausschließlich auf eure Instinkte konzentriert. Solltet ihr doch in Versuchung geraten Licht einzusetzen, dann sei euch gesagt, die Svarten werden euch finden. Egal wo ihr euch versteckt. Da ihr Reich in absoluter Dunkelheit gehüllt ist, können sie Lichtquellen und stärkere Energien wahrnehmen. Was auch immer ihr tut, setzt nicht eure Kräfte ein.“ Heimdall machte eine kurze Pause und sah erneut durch unsere Reihe des Rettungstrupps. Der letzte Hinweis ging wohl eher an die Götter statt an mich. Ich hatte keine starken Energien, oder Kräfte. Das war also der Plan von Thoth. Ich würde unter dem Radar der Svarten fliegen. Oder eher schleichen. „Dennoch eine Warnung gebe ich euch noch mit. Unterschätzt die Svarten nicht. Sie mögen gewalttätig sein, aber sie sind nicht dumm. Im Gegenteil sie sind hochintelligent. Wenn sie die Mittel und Möglichkeiten hätten könnten sie Asgard wahrscheinlich einnehmen. Aber so weit ist es noch nie gekommen.“ Thor nickte auf Heimdalls Worte, als wollte er ihm Recht geben. Gleichzeitig wurde ich immer neugieriger zu erfahren, was für ein Volk die Svarten wirklich waren. Woher wollte Heimdall wissen, dass sie klug waren, wenn ihnen die Möglichkeiten fehlte, dies unter Beweis zu stellen? Ich musste sie unbedingt kennenlernen. Doch wahrscheinlich, so viel war mir klar, würde ich diesen Wunsch noch bereuen. Vorallem wenn wir Takeru dabei hatten. Er war immerhin nicht gerade dezent, oder ruhig. Aber Thoth hatte uns ja klare Anweisungen gegeben. Noch dazu, musste es funktionieren. Wir würden nicht mehr als diese Chance haben, wenn die Svarten wirklich so waren wie Heimdall es gerade schilderte. „Folgende Regeln, solltet ihr beachten. Da die Svarten im Dunkeln gut sehen, verhaltet euch unauffällig. Macht euch so gut es geht unsichtbar. Solltet ihr doch in die Bedrängnis kommen und ein Svarte steht vor euch, seht ihm nicht in die Augen. Zumindest, wenn euer Verstand euch lieb ist. Vermeidet am besten jeden Nahkampf. Die Svarten sind kämpferisch fähig einem Gott das Genick zu brechen. Es reicht also ein einzelner Kämpfer, der euch drein das Leben schwer machen kann.“ Heimdals Blick wandte sich dabei an die Götter. Mich hielt er wahrscheinlich bewusst aus dieser Ansprache, denn scheinbar mutete er mir nicht zu, dass auch in mir eine Amazone schlummerte, die kriegerisch was drauf hatte. Er hatte wohl Recht. Die Amazone schlummerte vielleicht, doch selbst wenn sie erwachte, würde nicht mehr als ein kriegerischer Schrei aufkommen. „Also schön... wenn ihr bereit seid, dann öffne ich den Weg nach Svartalfaheim. Thor, wenn ihr eure Mission erfüllt habt. Bedenke aber, dass ich nur einmal die Brücke öffne. Entweder kommt ihr mit Ihnen zurück oder ohne. Asgard wird keinen Krieg mit den Svarten riskieren.“ Wieder nickte Thor. Scheinbar hatte auch Odin seinen Sohn klar und deutlich eingetrichtert, was seine Rolle war. Er hatte die wichtigste und vor allem auch die Schwierigste. Ehrlich gesagt, hätte ich unter keinen Umständen mit ihm tauschen wollen. Und wahrscheinlich war es dieses Mal sogar besser, wenn ich tat was Thoth wollte und den Befehlen Thors folgte. Mit einer Handbewegung Heimdalls, öffnete sich die Brücke, die ich schon einmal überquert hatte.Allerdings nur mit Hilfe von Apollon. Ich fragte mich, mit wem ich dieses Mal Händchen halten sollte, doch die Frage beantwortete sich einfach, als Thor seinen Hammer zog und ihn mir entgegen hielt. „Greif ihn!“ Ich fragte mich kurz, ob das ein Test dafür war, ob ich auf ihn hören würde. Denn mehr erklärte er nicht. Vielleicht war Thor das Händchen halten aber auch unangenehm. Lange zögerte ich aber nicht, denn ich hatte es insgeheim versprochen. Ich griff nach Thors Hammer und spürte, wie er eine Hand an meine Hüfte legte und mich dichter an sich drückte. „Mach dir keine Sorgen, du kannst mir vertrauen“, flüsterte er mir zu und mir wurde zum ersten Mal bewusst, wie tief und männlich seine Stimme war. Gleichzeitig war mir klar, dass ich ihm vertrauen konnte. Ich hätte keine einzige Sekunde daran gezweifelt. Noch dazu hatte man nicht jeden Tag Thors Riesenhammer in der Hand... just kidding. Wie schon beim ersten Mal zog das Licht und Welten an uns vorbei. Viel zu schnell, als dass ich auch nur irgendwas klar ausmachen konnte. Irgendwo glaubte ich sogar die Erde zu sehen, verwarf den Gedanken aber, da mir keine klaren Silhouetten außer einer Klippe, Meer und eine silberne Perle am Himmel erkenntlich erschienen war. Mir wurde übel von den vorbei ziehenden Bildern, weswegen ich dieses Mal die Augen schloss und hoffte, dass diese Übelkeit schnell verschwand. Gleichzeitig klammerte ich fester an Thors Hammer und hoffte, dass ich nicht, schusselig wie ich war, losließ und irgendwo im Nirgendwo verschwand. Sonst hätte sich Apollons Weissagung doch noch erfüllt. „Alles in Ordnung, du kannst los lassen. Wir sind da.“ Sein heißer Atem schlug gegen mein Ohr und ich spürte, wie er vorsichtig seine Hand von mir löste, sie aber immer noch in meiner Nähe hielt, so als fürchtete er, dass ich zusammen brechen würde. Hatte Thoth ihm davon erzählt? Logisch wäre es nur gewesen. Vorsichtig öffnete ich meine Augen, erwartete einen Moment lang, dass mich etwas blendete, doch alles was mich begrüßte war schwarze Dunkelheit. Richtig. Heimdall hatte es ja erwähnt, dass das Reich der Svarten düster war. Aber das hier war nicht mehr düster es war pure Finsternis. „Bara?“, hörte ich es neben mir und spürte wie Thors Hand sich schlagartig von mir entfernte. „Anubis... du hast ein gutes Gespür, oder? Kannst du uns führen? Wir sollten einander an der Hand halten, sonst verlieren wir uns“, entschied Thor und ich konnte spüren, dass er sich von mir entfernte. Fast schon sicher und gezielt, so als könnte er wenigstens etwas sehen. Meine Augen hingegen gewöhnten sich nur schwerlich an diese Umgebung. Die Finsternis wurde nur spärlich heller und ich konnte auch nur ganz schwach Konturen von Grenzen erkennen. „Ka bara bara! Bara bara ka ka bara ka ka ka bara“, flüsterte Anubis. Seine Stimme war aber laut genug, dass ich erkannte, dass er unmittelbar neben mir stand. „Verdammt... dieser Bifröst ist übel...“, fluchte Takeru hinter mir, wobei ich auch das niederrieseln von Stein hörte. Scheinbar war er nicht so sicher gelandet, vielleicht sogar gegen eine Wand geprallt. Sagen konnte ich das bei all dem Dunkel wirklich nicht. „Pst... Nicht so laut. Takeru, du wirst-“ „Susanno-o“, murrte der Japaner Thor an und unterbrach ihn dabei. Thor schwieg kurz und ich konnte förmlich vor meinem inneren Auge sehen, wie es in seinem Kopf arbeitet. „Susanno-o, du wirst an meiner Hand gehen.“ Ein Murren von Takeru. Ihm gefiel es scheinbar nicht, doch er sagte nichts. Vielleicht weil er verstand, warum Thor darauf bestand. Nicht unbedingt, weil Thor ihn abgöttisch liebte und heimlich Händchen halten wollte... wobei diese Szene einen Stormshipper richtig zur Begeisterung gebracht hätte. „Anubis du nimmst-“ „Ka bara bara!“, antwortete Anubis sofort und griff zielsicher zu meiner Hand. Erneut schwieg Thor, scheinbar hatte er sich das anders gedacht. Hatte er mich ebenfalls an der Hand halten wollen? Das hätte zumindest nach einer Idee geklungen, die ihm Thoth eingebläut hätte. „Das geht auch, denke ich. Susanno-o nimm ihre Hand. Und keine unnötigen Aktionen, sonst tust du ihr weh.“ Erstaunlich. Thor war einfach erstaunlich, wie schnell er umgeplant hatte und wie logisch es trotz allem wirkte. „Schon kapiert“, antwortete Takeru, wobei er sich zu mir vor tastete und an die freie Hand nahm. Seine Hand war kalt, etwas feucht. Ganz anders als Anubis Hand, die fest um meine geschlungen war. Sie war warm und sanft. So vertrauenswürdig. Takerus Hand hingegen war voller Schwielen, rau und ich konnte ein paar Narben spüren. Wahrscheinlich Zeichen dafür, dass er viele Kämpfe ausgetragen hatte. Sein Griff war lockerer, so als fürchtete er, dass er mich verletzen konnte, wenn er fester zupackte. Wie von selbst, um ihm zu zeigen, dass es okay war, umklammerte ich seine Hand fester und spürte, dass er zuckte und versucht war, seine Hand zurück zu ziehen. Er unterdrückte aber diesen Impuls.   Mein Herz klopfte wie wild, als ich von Anubis geleitet die Dunkelheit durch schritt. Aus den Grenzen waren Konturen geworden, die darauf hindeuteten, es ein trockener Ort war. Kein Wasserplätschern, nur das Knacken unter unseren Füßen. Das Knacken von trockenen Ästen, oder Gestein, welches aber unter unseren Füßen zerbröselte. Alles in allem hätte ich diesen Ort als trostlos bezeichnet und wenn ich ehrlich war, konnte ich verstehen, warum die Svarten andere um ihr Licht beneideten. Hier konnte niemand leben, zumindest nicht freiwillig. Es war einfach nicht fair. Andere Orte besaßen soviel Licht und die Svarten schienen komplett ohne auszukommen. Bemerkenswert, aber nicht erstrebenswert. „Bara...“, murmelte Anubis, und gab mir mit einer Handbewegung zu verstehen, dass wir eine leichte Linkskurve machen mussten. Es war unglaublich, wie gut er mir das kommunizierte. Er tat es, indem er etwas mehr Druck auf die linke Seite meiner Hand ausübte. Mit dem Daumen um genau zu sein. Es hatte mich nur zweimal Stolpern gekostet um das zu verstehen. Es war die erste wirkliche Art von Kommunikation, die Anubis und ich hatten. Sie war einfach, aber doch sehr wirkungsvoll. Takeru hingegen signalisierte ich Richtungswechsel, indem ich meine Hand mit seiner etwas nach Links oder Rechts zog. Vorsichtig, aber doch bestimmend. Takeru schien es aber nicht so zu verstehen. Er stolperte immer noch hin und wieder, versuchte aber sich nichts anmerken zu lassen und schimpfte auch nicht. In Gedanken war er wohl immer wieder bei Tsukito, was ich nur zu deutlich merkte, denn sein Griff lockerte sich in regelmäßigen Abständen und er versuchte sich zu lösen. Zum Glück hatte Thor ihn im Griff oder machte sich bei dem kleinen Japaner immer wieder bemerkbar. „Bara bara.“ Ein sanftes Drücken auf meiner rechten Seite der Hand, von Anubis, signalisierte mir, dass wir etwas Rechts gehen mussten. Ich bereitete mich auf diese Abbiegung vor, signalisierte es Takeru und just in diesem Moment, zog mich Anubis behutsam, aber doch sehr bestimmt nach Rechts. „Hast du was gefunden, Anubis?“, fragte Thor, der diesen stärkeren Richtungswechsel bemerkt hatte. „Bara Bara ka ka ka bara bara ka“, antwortete Anubis und ich fragte mich, ob Thor ihn verstehen konnte. Der Donnergott schwieg aber. Stattdessen sprach Takeru meine Gedanken aus. „Du verstehst was er sagt?“, fragte Takeru verstimmt, der scheinbar genauso viel von Anubis verstand wie ich. Immerhin etwas das ich mit dem Gott des Meeres gemeinsam hatte. „Ich ahne was er zu sagen versuchte.“ „Dann sag es uns!“, fuhr Takeru etwas lauter Thor an. Doch erneut schwieg dieser und behielt es für sich. Warum? War es nicht wichtig? Oder aber hatte Anubis irgendetwas über Tsukito gesagt? „Thor!“, forderte Takeru lauter und blieb stehen. Er verankerte sich förmlich auf dem Boden und ich selbst war zu schwach um ihn zu ziehen. „Bara!“, murrte Anubis, der durch mich zurück gezogen wurde. Doch er ließ mich nicht los, sondern starrte zu Takeru. Zumindest blitzten seine goldenen Augen dezent erbost zu ihm. Thor hingegen seufzte und irgendwie hatte ich gerade ein Deja... Thoth seufzte auch immer wenn er etwas genervt war, oder nachgeben musste. „Er hat ihre Fährte aufgenommen.“ Takeru schwieg und scheinbar tröpfelte die Bedeutung von Thors Worten langsam in seinen Verstand. „Anubis, gehen wir weiter. Zeige uns den Weg.“ „Bara“, antwortete der Ägypter auf Thors Aufforderung. Es war seltsam. Und sicher würde ich Thor später fragen, aber es schien so, als verstand er Anubis. Ich musste wissen wie er das machte, denn auch ich wollte Anubis verstehen. Mehr als nur über einen Händedruck. Schließlich würden Anubis und ich nicht ewig Händchen halten können. Für den Moment bestand er nur darauf, weil er sich um mich sorgte. Sobald ich aber wieder sicher in Asgard war, würde ich dieses schöne warme Gefühl missen müssen. „Bara?“, flüsterte Anubis leise und ließ mich aufsehen. Wir waren immer noch nicht losgegangen, was wohl daran lag, dass ich einfach abgeschaltet hatte. „Ja, ja alles okay. Ich... hab mich nur gerade gefragt wie Tsukiyomi und Baldr so sind.“ „Du wirst sie noch früh genug kennenlernen. Aber erst einmal sollten wir uns beeilen“, erklärte Thor freundlich, aber doch zur Eile mahnend, weswegen ich nickte und Anubis mit einem sanften Druck seiner Hand zu verstehen gab, dass wir gehen konnten.   Es war kalt. Nicht eisig, sondern einfach nur kalt. Ihr wisst schon, dieses Gefühl von Kälte wenn man kein Licht hat. Körperlich gesehen spürte ich keine Kälte, aber seelisch erfror ich förmlich ohne Licht. Wie mussten sich dann die die Svarten hier fühlen? War es da nicht verständlich, dass sie andere um ihr wärmendes Licht beneideten? Ich konnte und wollte mir so ein Leben gar nicht vorstellen. Auch wenn ich es vielleicht bald führen würde, wenn ich mich in Wohlgefallen auflöste. Wobei... spürte man etwas, wenn man sich auflöste? Oder hörte man einfach auf zu existieren, zu sein, ein Teil dieser Welt und aller anderen Personen zu sein. Würde Shicchi mich vergessen? Meine Eltern? Die Götter? Würde Thoth mich vergessen? Ich seufzte leise und folgte Anubis, der scheinbar meine Gedanken spürte und meine Hand fester umklammerte. So als wollte er mir sagen „Keine Sorge, ich lass dich nicht gehen.“ Wobei das wäre eher das gewesen was Apollon sagen würde. Und doch bedeutete mir diese kleine Geste so unendlich viel. Sie nahm mir die Angst für diesen Moment. Alles würde gut werden, irgendwie. Selbst wenn Hades gesagt hatte, dass dies keine Geschichte war, so würde auch für mich als Protagonistin dieses Abenteuers alles gut werden. Ich nahm lediglich ein paar Sidestorys mit, die meinen Begleitern mehr Tiefe gaben. Ja, so konnte man das sehen. „Bara!“ Ein Ruck fuhr durch meinen Arm als Anubis mich dichter an sich zog und sich selbst hinter einem Sichtschutz verkroch, der wohl aus trockenen Buschwerk und etwas Felsgestein bestand. „Was hast du, Anubis?“, fragte Thor, der dank Takeru und mir gezwungen war, ebenfalls hinter hinter diesen Sichtschutz zu verschwinden. „Ka bara bara ka“, murmelte Anubis und hob sich etwas über unser Versteck, wobei er in eine Richtung wies, aus der ein Leuchten kam. Ich hörte, dass sich an meiner Seite auch noch Thor oder Takeru erhoben und ebenfalls dieses Leuchten sahen. „Anubis... führe uns dahin, aber vorsichtig. Wir dürfen keine Aufmerksamkeit erregen.“ „Ka“ Ich beneidete Thor wirklich, dass er scheinbar mit Anubis so etwas wie eine Kommunikation führen konnte. Wobei in einigen Momenten war ich wohl froh, wenn er mich nicht verstand. Zum Beispiel wenn ich ihm die Ohren voll heulte oder ihm sagte wie toll ich ihn fand. I n diesen Momenten durfte er mich gerne auch weiterhin nicht verstehen.   Anubis führte uns sicher und mit vielen potentiellen Verstecken näher zu dem Leuchten. Er ging Umwege, wahrscheinlich damit man uns nicht entdeckte und doch versuchte er sich mit jedem Schritt bewusst unserem Ziel zu näheren. Es dauerte zwar eine kleine Ewigkeit, doch wir hatten es geschafft. Und erkannten das unser Vorhaben nicht so einfach werden würde. „Und ist Anii da?“, fragte Takeru aufgeregt flüsternd an Thor gerichtet, der ihm verboten hatte aus unserer Deckung zu blicken. „Ja, aber nicht nur er...“ „Sind diese großen Dinger... Wesen... die Svarten?“, fragte ich an Thor gewandt, als ich die hochgewachsenen Elfen erblickte. Sie waren leicht bekleidet, in etwas das aussah wie Fell, aber eher grau war. Danke der leichten Bekleidung konnte ich allerdings auch deutlich die Muskeln erkennen, die zwar Thors beachtlichen Körperbau in nichts nachstanden aber auch noch einmal Heimdalls Worte unterstrichen. Im sanften Licht konnte ich sogar erkennen, dass diese Dunkelelfen nicht das waren, was man aus Herr der Ringe kannte. Ihre Hautfarbe war nicht weiß, sondern hatte ein dunkles schwarz. Wobei es variierte. Ich sah auch einen Svarten, dessen Hautfarbe dunkelbläulich schien. Immerhin wurde in der Götterwelt kein Whitewashing betrieben. „Ja“, antwortete Thor und blickte weiter über die Situation, in der sich Tsukito und Baldr befanden. „Dann sollten wir sofort eingreifen und Anii dort rausholen!“, murrte Takeru, wurde aber von einer Hand Thors, die ihn zurück hinter unseren Schutz drückte, zurück gehalten doch vor zu preschen. Um sicher zu gehen, dass dieser es nicht noch einmal wagen würde sich erheben zu wollen. Ich spürte die Bewegungen Takerus, der sich gegen Thors Griff wehrte, dagegen aufbegehrte, denn er wollte seinen Bruder sehen. Was ich verstehen konnte. Doch es wäre ein Fehler gewesen, wenn er ihn erblickt hätte, weswegen ich das für ihn übernehmen wollte, um ihm wenigstens versichern zu können, dass Tsukito nicht in Gefahr war. Selbst wenn ich dafür lügen musste. Mein Blick schweifte über die Reihen der Krieger, die Lanzen, Speere und Äxte trugen, und erkannte schließlich den Käfig, den Thor wohl noch vor mir gesehen hatte. Durch das Licht welches von einer Person ausging, konnte ich sogar erkennen, wer dort in diesem Käfig saß. Und er, von dem das Licht ausging, raubte mir den Atem. Sein weißes Haar wehte trotz Windstille und umspielte sein makeloses Gesicht. Er hatte die Arme ausgestreckt, wie Jesus es am Kreuze tat, nur das seine Haltung weit aus weniger tödlich war. Die Muskeln zeichneten sich unter seiner weißen Kleidung ab und verliehen ihm diese wunderbare, machtvolle Aura, die mich in ihren Bann schlug. Er hatte die schönsten goldenen Augen im Vergleich zu all den anderen Göttern die ich bisher gesehen hatte. Und sie schienen so traurig, dass ich hervor eilen und ihn in den Arm nehmen wollte. Ich wollte sein seidiges Haar berühren und ihn alle Liebe geben, die mein Herz in diesen Moment empfand. Niemals wollte ich diesen Gott leiden sehen, oder in Gefahr wissen. Ich wollte von ihm beachtet werden, von seinem Licht eingehüllt und genauso geliebt werden, wie ich es tat. Mit sanfter Gewalt drückte mich Thor zurück hinter unsere Barrikade und riss mich damit aus dem Bann den Baldr dank dem Fluch seiner Mutter auslöste. Erst jetzt erinnerte ich mich wieder daran, dass ich in Baldrs Nähe vorsichtig sein musste. Mein Herz beruhigte sich nur langsam und ich holte tief Luft um mich von diesem Fluch zu erholen. Doch meine Gedanken taten sich nur schwer sich von Baldr zu lösen. Das Bild von diesem wunderschönen Gott verschwamm einfach nicht. Es hielt sich hartnäckig. „Danke...“, flüsterte ich Thor zu, der verständnisvoll nickte. Er hatte mich im Blick gehabt und erkannt, was gerade passierte. Doch bevor ich unsere Deckung verraten konnte, hatte er mich daran gehindert, indem er mich einfach daran hinderte Baldr weiter anzusehen. „Okay, wie gehen wir vor? Wir müssen Susanno-o nahe genug an Tsukiyomi kommen lassen, damit er ihn zum gehen überreden kann.“ „Anubis könnte...“ „Bara bara ka bara bara bara bara ka.“ Ich sah verwundert zu Anubis, dessen Ohren aufgeregt aufgestellt waren. Er sah fast schon erschrocken über die Absperrung, weswegen selbst ich es noch einmal wagte darüber zu sehen und erkannte, was ihn in solche Aufruhr versetzt hatte. „Lasst sofort Anii frei!“, schrie Takeru in Kampfeseifer und richtete so nicht nur alle Aufmerksamkeit auf sich, sondern auch auf unser kleines Versteck. Er war schnell, dass musste man ihm lassen, doch leider war er auch schlimmer als ein Sack voll Flöhe, wenn es um seinen Bruder ging. Wir hatten immerhin nur einen Augenblick lang nicht hingesehen. Ein Augenblick der lang genug gewesen war, damit er all die Anweisungen von Thoth vergaß und einen auf Alleingänger machte. Dabei war das definitiv meine Rolle in dieser Gruppe. Er sollte nur der Hitzkopf sein. Wobei er gerade beide Rollen ganz gut ausfüllte. „Takeru-san?“ Die liebliche Stimme Baldrs ertönte und schien Verwunderung zu demonstrieren. Doch ich versuchte alle Vernunft beisammen zu halten um Baldrs unglaublicher Anziehung oder viel mehr seinem Fluch zu widerstehen. Das Problem war nur, man konnte dem so schwer ausweichen. Dagegen waren Ikkis Augen ein Scheißdreck. Was hätte ich nicht alles für eine Sonnenbrille gegeben, doch die hätte mir nicht geholfen dem süßen Tönen von Baldr auszuweichen. Alles in ihm entfachte Liebe in mir und sorgte dafür, dass ich ihn beschützen, oder viel mehr für ihn kämpfen wollte. „Der Kleine ist kein Ase... Er stinkt nach Fisch...“ „Vielleicht schmeckt er wie einer.“ „Wenn er so schmeckt wie er schreit, dann ist er unverdaulich.“ Die Svarten lachten, denn scheinbar hatten sie bereits ihre Chancen gut ausgerechnet. Oder aber sie unterschätzten einfach Takeru wegen seiner Größe. Scheinbar hatte ihnen niemand die Geschichte von David gegen Goliath erzählt, aber für den Moment war Takeru auch kein David, sondern einfach nur ein schreiender kleiner japanischer Gott... Der nach Fisch roch, wenn man den Svarten glauben konnte. Und irgendwie tat ich das. „Rückt Anii raus, oder ihr bekommt es mit mir zu tun!“ Ein Leuchten erhellte Takerus Hand, als er in dieser aus Wasser eine Art Katana formte. Zuminest war es das, was zurück blieb, als das Wasser zu Boden tropfte. Die Klinge blitzte auf, bereit für den Kampf und noch bereiter dafür seine letzte Schlacht zu führen. „Tho-“ Ich stockte, denn der Donnergott hatte sich ebenfalls aus unserem Versteck begeben und war langsam auf die Svarten und Takeru zu gegangen. Doch mit einem Blitz, der auf ihn niederging, hielt er seinen Hammer wieder in der Hand. „Aber der da ist ein Ase“, murrte einer der Svarten. „Bara bara...“, flüsterte Anubis leise und seine Ohren zuckten aufgeregt, während Takeru sein Katana aufleuchten ließ. „Bleib wo du bist, Thor. Mit denen werde ich alleine fertig.“ „Takeru-san, kämpfe nicht gegen sie. Du hast keine Chance!“ Baldrs Worte drangen nicht zu Takeru vor, der sich mit bereit gemachten Katana auf die Svarten stürzte. Dabei lenkte er mit einigen Wasserpeitschen Angriffe von jenen ab, die nicht gerade im Ziel seiner Klinge waren. Ihn zu beobachten hatte etwas... seltsames. Denn es schien fast so, als würde er tanzen. Keine Bewegung schien überflüssig, auch wenn seine Angriffe nicht ihr Ziel trafen, so trafen auch die Svarten ihn nicht. Doch jedes Mal wenn sein Schwert auf eine Waffe der Svarten traf, blitzte etwas auf. Ein Licht, dass für einen kurzen Moment nur das Leuchten Baldrs durchbrach. Und doch änderte sich etwas an der Atmosphäre. Schritte... Knackendes Gestrüpp... Geröll das ins Rollen kam. Um uns herum kam alles in Bewegung. Anubis wurde nervöser... meine Nackenhaare stellten sich auf. Etwas stimmte nicht. Wir hatten ein Problem. Ein großes Problem. „Bara“ Anubis griff nach meinem Handgelenk. Seine Hand war kalt. Hatte er Angst? Er zog mich weg und ich konnte nur noch sehen, wie sich Thor zwischen einen Svarten und Takeru stellte und den Angriff des Japaners mit seinem Hammer blockte. Ein Fluchen war laut und deutlich zu vernehmen. Schritte, die in unsere Richtung kamen. Anubis zog mich hinter sich her und erlaubte mir nicht, noch einmal zurück zu blicken. Was war mit Thor? Was war mit Takeru? Ich wusste es nicht.   Anubis hatte irgendwie eine Höhle ausfindig gemacht. Er hockte dort am Eingang und lauschte, während ich an einer Wand saß und mich fragte wo die anderen waren. „Bara... Bara bara bara. Ka bara bara...“, murmelte Anubis und schien dabei mit mir zu reden. Wie gewohnt verstand ich nicht was er sagte, aber es fühlte sich an, als wollte er sich rechtfertigen. „Ich weiß... wir waren zahlenmäßig unterlegen... Aber wie sollen Thor und Takeru zurück finden?“ „Bara bara...“, flüsterte Anubis und wandte sein Gesicht mir zu. Ich bereute es, dass ich es nicht sehen konnte. Sah er gerade besorgt aus? Oder traurig? „Ich weiß... ich hätte nichts tun können... Aber... Ob sie da raus gekommen sind?“ Anubis antwortete nicht. Wahrscheinlich wusste er nicht, wie er mir diese Sorge nehmen konnte, wenn ich ihn schon nicht verstand. Gleichzeitig wusste er wahrscheinlich auch nicht wie wir sie zu uns führen sollten. Zumindest nicht so, dass die Svarten nicht auf uns aufmerksam wurden. Doch wird brauchten Thor. Ohne ihn würden wir nicht zurück nach Asgard kommen. Doch wie sollten wir ihn retten, wenn die Svarten ihn hatten? In meinem Kopf routierte es. Was konnte ich tun? Was konnte ich tun? Was konnte ICH tun? WAS? Ich zuckte zusammen, als von draußen Schritte ertönten. Hatten sie uns doch gefunden? Mein Blick richtete sich auf Anubis, dessen Ohren, oder viel mehr was an seinen Silhouetten ich als Ohren ausmachte, zuckten. Doch er reagierte nicht auf die Schritte. Er blieb ruhig, schien nicht aufgeregt. „Bara!“, sagte er schließlich und machte Platz für zwei Gestalten. Erst als ich ganz genau hinsah, konnte ich sehen, dass es Thor war, der über seine linke Schulter Takeru trug, der zappelte, zeterte und meckerte. Zumindest vermutete ich, dass er meckerte, doch ich hörte nichts von seinem rauen Stimmchen. „Einfach rein und sie holen wird wohl nicht mehr funkionieren...“, erklärte der Norde und setzte Takeru ab. Wie als hätte man einen Korken aus einer Flasche gezogen, sprudelten plötzlich seine Worte lautstark aus ihm heraus. „Was fällt dir ein, Thor? Ich hätte diese Horde Wilder besiegt. Ganz alleine! Anubis, führe mich sofort zurück zu A-“ Es war ein Reflex, der zielsicherste den ich an diesem Tag hatte, als ich meine Hand einfach auf den Mund des Japaners legte, nachdem ich mich diesem genähert hatte. „Wie habt ihr uns gefunden?“, fragte ich Thor und ignorierte, dass Takeru versuchte von meiner Hand weg zu kommen. Ich ließ es aber nicht zu, denn noch konnte jeder zur laute Ton uns verraten. Und Takerus Stimme war alles andere als unauffällig. „Durch dich“, erklärte Thor kurz angebunden. Verwundert sah ich von ihm zu Anubis, denn ich verstand nicht was er meinte. Ich hatte bei meiner Flucht mit Anubis nichts großartiges gemacht. Eigentlich gar nichts außer Anubis zu folgen. „Du bist der einzige Mensch hier. Wärst du eine Göttin, hätte ich mehr Probleme gehabt euch aufzuspüren. Immerhin wären da noch die Präsenzen von Tsukito und Baldr. Aber einen Gott, der bei einer menschlichen Präsenz ist, zu finden, war kein Problem.“ Meine Präsenz? Hatte Thoth nicht so etwas ähnliches gesagt? Dass meine Präsenz die der Götter überschatten würde? Dass die Svarten uns deswegen nicht aufspüren würden? Wenn dem so war... dann mussten wir jetzt alle unsere Karten sammeln und ausspielen, um diese Mission doch noch zu einem Erfolg zu machen. „Wir brauchen einen Plan. Einen verdammt Guten. Die Svarten wissen nun, dass wir hier sind dank Takeru“, murrte ich leise und fuhr mir mit einer Hand durchs Haar. Irgendetwas in mir sagte mir, dass nichts mehr so lief, wie Thoth es mal geplant hatte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)