Freundschaftsband von Tammix (Durch die Kraft des Bands der Freundschaft) ================================================================================ Kapitel 7: Verschiedene Arten an Beziehungen -------------------------------------------- Verschiedene Arten an Beziehungen „Hey Karnimani, jetzt warte mal. Ich wollte noch mal zu meinen Eltern, um dich ihnen vorzustellen. Also komm ja?“, frage ich, als ich zu Karnimani aufhole, der stur in Richtung Route 50 läuft. Karnimani reagiert allerdings nicht im Entferntesten auf mich, sondern geht einfach schneller. Also laufe ich auch schneller und stelle mich meinem Partner in den Weg. „Karnimani, ich möchte meine Familie besuchen gehen. Ich möchte, dass du sie kennenlernst und dass sie dich kennenlernen. Das ist mir wichtig!“, erkläre ich ihm eindringlich. Doch die blaue Echse schnaubt nur, geht gelassen an mir vorbei und weiter Richtung Route 50. Fassungslos sehe ich meinen Pokémon nach, wie es, ohne mich zu beachten, einfach weitergeht. Dann eile ich ihm mit einem fast schon bettelnden: „Karnimani! Bitte! Es ist wichtig! Bitte komm mit mir mit!“ hinter ihm her. Kurz scheint Karnimani zu stocken, dann geht er entschlossen weiter. Vermutlich habe ich schon Wahnvorstellungen! Plötzlich höre ich ein Rascheln neben mir in einem Gebüsch und dann schlängelt sich mit einem fragenden „Koro?“ ein Enekoro aus dem Busch. Überrascht bleibe ich stehen und sehe es scharf an. Doch im nächsten Moment wird mir klar, dass ich richtig zusammengezählt habe, denn mit einem freudigen „Enekoro“ läuft das Pokémon auf mich zu und schlägt dabei fröhlich mit dem Schwanz. Ich knie mich hin um es in den Arm zu nehmen, was Enekoro natürlich gleich ausnutzt um mir über die Wange zu lecken. „Nicht Kitty, das kitzelt“, kichere ich und halte Enekoro eine Armlänge von mir. Dabei sehe ich, dass Karnimani stehen geblieben ist und uns neugierig beobachtet, doch ich lasse es mir nicht anmerken. „Hat Mum dich endlich aus dem Ball gelassen und du durchstromerst jetzt die Gegend?“ Ein heftiges Nicken ist die Antwort von dem Enekoro meiner Mutter. Ich beuge mich näher zu seinem Ohr und flüstere: „Weißt du Kitty, das da hinten ist mein Partner Karnimani. Eigentlich wollte ich ja jetzt nach Hause gehen um euch allen meinen Partner vorzustellen, aber er ignoriert mich und will nicht mitkommen. Glaubst du, du kannst ihn überreden dir zu folgen?“ Ich grinse leicht, was schnell zu einem Schmunzeln wird, als Enekoro mit funkelnden Augen schnurrt und sich dann zum Einverständnis gegen meine Hand drückt. Dann dreht sie sich um und drippelt leichtfüßig und mit steil aufgerichtetem Schwanz auf Karnimani zu. Der sieht zwar misstrauisch aus, aber er macht keine aggressiven Anstalten. Den Reizen Enekoros kann sich halt weder Mensch noch Pokémon entziehen. Grinsend kann ich Enekoro dabei zu sehen, wie sie ihre ganzen Charmebolzen Fähigkeit entfaltet und Karnimani so langsam um den Finger wickelt. Gott sei Dank hat Kitty diese Fähigkeit, sonst würde das wohl nicht so einfach gehen! Doch nach einiger Zeit dreht Enekoro sich um und nach einem kurzen Zögern folgt Karnimani ihr. Breit grinsend recke ich Enekoro den erhobenen Daumen entgegen; Karnimani steht so unter dem Einfluss von Charmebolzen, dass er das ohnehin nicht mitbekommt, und Enekoro grinst und ruft mir stolz „Ene!“ zu. Zufrieden drehe ich mich um und gehe in Richtung nach Hause. Es ist zwar nicht gerade die feine Art, Enekoro auf Karnimani loszulassen und ihn so zu `überzeugen´, aber diese Ignoranz Karnimanis hat mich etwas wütend gemacht. Und anders hätte ich ihn doch nie dazu bekommen, mit mir zu meiner Familie zu gehen. So schaffen wir drei es unbehelligt bis nach Hause, wo ich meinen Haustürschlüssel auspacke und die Haustür öffne. Ich drehte ein, Enekoro und Karnimani folgen mir auf den Fuß und rufe: „Mum, Papa, ich bin´s! Ich will euch meinen Partner vorstellen!“ Im nächsten Moment merke ich, wie die Luft schwingt und dann segelt Schwalboss durch den Flur auf mich zu und landet vor mir. „Hat Papa dich also auch herausgelassen?“, frage ich lachend und streiche Papas Pokémon sanft über das weiche Gefieder. „Schwa, Schwa, Schwalboss!“, ruft er und schlägt aufgeregt mit den Flügeln, was alles, was nicht niet und nagelfest oder schwer genug ist, durch die Luft wirbelt. Lachend schnappe ich nach einzelnen Briefen und lege sie wieder auf die Kommode zurück. Währenddessen hat Schwalboss schnell seine Flügel zusammengeklappt und putzt diese nun ganz unschuldig. Ich lache wieder und frage dann: „Wo sind denn meine Eltern?“ Schwalboss erhebt sich zwitschernd in die Lüfte -zum Glück sind unsere Flure breit genug für seine große Flügelspannweite, sonst wäre das Fliegen schwierig- und führt mich nach draußen in den Garten. Dort sehe ich meine Eltern und auf einmal „Somniam!“ ruft die Kleine und saust durch die Luft auf mich zu. Ich lache und nehme sie in den Arm. „Luna, na Hallo! Wie gefällt dir das Haus?“ „So, Somniam!“, ruft die Kleine begeistert und schlägt einen Purzelbaum in der Luft. Ich lache, dann wende ich mich an meine Eltern, die lächelnd auf mich zukommen. „Mum, Papa, ich sehe ihr habt endlich alle aus den Bällen gelassen. Ich möchte euch jemanden vorstellen. Das ist mein Partner Karnimani“, sage ich lächelnd und trete etwas zur Seite, damit meine Eltern mein Pokémon sehen können. „Hallo Karnimani. Herzlich Willkommen in der Familie“, begrüßt meine Mutter ihn herzlich und kniet sich hin. Doch Karnimani reagiert nicht auf sie, sondern sieht immer noch wie hypnotisiert Kitty an. Verwundert steht meine Mutter wieder auf und fragt: „Ist alles in Ordnung mit deinem Starter?“ Ich kichere. „Ich glaube, Karnimani steht immer noch unter Kittys Charmebolzen Einfluss. Wir mussten zu diesem Mittel greifen, da Karnimani einfach nicht mitkommen wollte. Da habe ich Kitty gebeten, Karnimani zu `überreden´. Aber ich denke, dass kannst du jetzt stoppen Kitty, wir sind ja jetzt da. Allerdings macht Karnimani oft Probleme, es ist nicht ganz einfach, also haltet etwas Abstand von ihm und bedrängt ihn nicht, bitte Mum, Papa.“ Meine Eltern treten etwas zurück, worauf Enekoro nickt, dann streift es dann mit seinem Schweif über Karnimanis Gesicht, welcher zusammenzuckt und sich mit gehetztem Blick umsieht. Dann dreht Enekoro sich um und stolziert zu seiner Trainerin, wo sie um deren Beine schnurrt. „Karnimani, darf ich vorstellen? Das sind meine Eltern, das ist das Pokémon meines Vaters Schwallboss, das ist Luna und Kitty kennst du ja schon“, stelle ich ihm jeden vor und deute dabei auf die jeweilige Person bzw. das jeweilige Pokémon. Karnimani sieht mich verwirrt an, dann scheint er zu verstehen und knurrt wütend. Scheinbar scheint er es nicht lustig zu finden, wie ich ihn hier hergelockt habe. Gerade macht er einen bedrohlichen Schritt auf mich zu, da sirrt auf einmal Luna auf ihn zu, schwirrt immer wieder um ihn herum, während sie freudig: „ Somnia; So, Somnia, Som!“, ruft. Verwirrt bleibt Karnimani stehen und sieht dem lachenden Somniam zu. „Was meintest du denn mit Probleme machen?“, fragt auf einmal meine Mutter, die still und leise neben mich getreten ist. „Naja, Karnimani ist sehr wild und hat schlechte Erfahrungen mit seinen vorherigen Trainern gemacht. Er gehorcht mir nicht, egal wann, darum auch die Notlösung mit Kittys Fähigkeit, und wenn ihm etwas nicht passt, greift er an. Und das wiederum ist ein Problem, weil Karnimani anfällig für den Blutrausch ist“, erkläre ich, während ich besagtes Pokémon beobachte. Immer noch sieht er Luna zu, wie sie durch die Luft fliegt, doch er sieht nicht wütend aus. „Er gehorcht dir nicht? Wie meinst du das genau? Und weißt du, woran es liegt?“, will jetzt mein Vater wissen. „Ich meine dass so, wie ich es sage Papa. Er macht immer das Gegenteil von dem, was ich ihm sage. Und ja, ich weiß vermutlich warum er nicht das macht, was ich ihm sage. Ich war eben bei Prof. Aquilon, er konnte mir einige aufschlussreiche Dinge über Karnimani und seine Vergangenheit sagen, sowie einige Tipps geben.“ „Ich kann das kaum glauben. Warum vermittelt der Professor den solch schwierige Pokémon als Starter?“, fragt mein Vater deutlich verwirrt nach. „Der Professor hofft eben, dass jemand Karnimani seine schlechte Einstellung gegenüber Menschen nehmen kann, indem er sich auf Karnimani einlässt. Und ich habe vor, genau das zu tun.“, erkläre ich nachdrücklich. Dann fällt mir auf, was mein Papa noch gesagt hat. „Was soll das überhaupt heißen, du glaubst mir nicht? Soll es ich dir etwa irgendwie beweisen, das Karnimani nie, nicht mal im Kampf, auf mich hört?“ „Das wäre eine Möglichkeit. Also Psychologe habe ich einen anderen Blickwinkel als der Professor und kann dir auch noch einmal meine Meinung und Tipps geben.“ Verblüfft sehe ich meinen Vater an. „Und wie stellst du dir das vor? Sollen ich und Karnimani etwa gegen Kitty kämpfen? Die ist doch viel zu stark für uns! Oder sollen wir wieder zur Route 50 gehen und dort gegen ein wildes Pokémon kämpfen? Ich glaube kaum, dass ich Karnimani dann noch mal hier her bekomme.“ Da mischt sich meine Mutter in unsere Diskussion ein. „Du hast Recht Liebling, Schwallboss und Kitty wären keine guten Gegner für dein Karnimani. Aber ich kenne jemanden, der nur zu gerne für einen Kampf bereit wäre.“ „Wer?“, frage ich. Schmunzelnd sieht meine Mutter zu Luna, die immer noch um Karnimani saust, der das Somniam mit funkelnden Augen verfolgt. „Das könnte klappen“, sagt mein Vater. Gleich darauf haben wir beiden Pokémon die Sachlage erklärt. Somniam ist ganz begeistert, als meine Mutter erklärt, dass sie gleich zusammen mit ihr gegen Karnimani und mich kämpfen wird, da sie noch nicht lange aus dem Ei geschlüpft und dementsprechend schwach ist. Und Luna liebt nichts mehr, als viel zu kämpfen und zu trainieren. Auch Karnimani scheint einverstanden zu sein. Also stehen sich jetzt Luna und Karnimani, geleitet von meiner Mutter und mir, gegenüber, während mein Vater den Schiedsrichter und Psychologen mimt. Schwallboss hat sich in einem nahegelegenen Baum niedergelassen und sieht genauso aufmerksam zu wie Enekoro, die auf der Terrasse auf ihrem Kissen liegt und sich hin und wieder über die Pfote leckt. „Okay, Maria wird mit Somniam, Svenja mit Karnimani kämpfen. Es gilt also Mutter gegen Tochter. Der Kampf endet, wenn einer der beiden Pokémon nicht mehr kämpfen kann.“ Meine Mutter und ich nicken synchron. „Dann beginnt! “ „Fang du an Svenja“, ruft meine Mutter mir zu. „Also gut Karnimani, dann zuerst Silberblick“, befehle ich, doch Karnimani wartet gerade mal, bis ich meinen Satz beendet habe, bevor er losrennt und Somniam kratzt, bevor diese reagieren kann. „So!“, quietscht die Kleine überrascht auf. Mein Vater nickt und auch meine Mutter sieht erstaunt aus, wie absolut gar nicht Karnimani auf mich hört. „Luna, setzt als erstes Einigler ein!“, ruft meine Mutter. „Somniam!“, verkündet das Pokémon und rollt sich ein paar Mal in der Luft ein. „Verdammt das stärkt ihre Verteidigung. Karnimani, wir müssen jetzt Silberblick einsetzen!“ Doch wieder schüttelt Karnimani den Kopf und rennt auf Somniam zu. Allerdings hat er die Rechnung ohne seinen Gegner gemacht, denn dieses Mal ist Luna aufmerksam und weicht Karnimanis Klauen aus. Immer wieder setzt Karnimani mit Katzer nach, bis meine Mutter ruft: „Wehr es mit Einigler ab.“ Somniam rollt sich wieder in der Luft zusammen, sodass der Kratzer wirkungslos an seinem Körper abgleitet und Karnimani nach hinten geschleudert wird. „Karnimani!“, rufe ich laut, doch mein Pokémon rappelt sich schon laut knurrend wieder auf. „Sehr gut, dann jetzt Silberblick.“ Aber wieder rennt Karnimani los und jetzt trifft er Luna. „Noch einmal Einigler Kleine“, verlangt meine Mutter und erneut rollt sich Luna ein. Ihre Verteidigung dürfte jetzt schon ziemlich hoch sein und es wird schwer werden, nennenswerten Schaden zu erzielen. Warum kann Karnimani nicht einmal machen, was ich ihm sage, ich begreife das nicht! „Karnimani Kratzer!“ Mein Partner nickt, ein winziger Hoffnungsfunke flammt in mir auf… und dann wirft er Somniam einen Silberblick zu. Allerdings zeigt sich Somniam von diesem gänzlich unbeeindruckt, was Karnimani wütend knurren lässt. „Silberblick!“, rufe ich und aufs Stichwort rennt Karnimani los. Dummerweise wehrt Somniam den Kratzer mit einem erneuten Einigler ab. Wütend faucht mein Pokémon, doch er wird schonungslos von meiner Mutter unterbrochen. „Zeig ihnen jetzt deine Psywelle.“ „Somnia!“, schreit Luna und aus ihrem Mund kommt eine langsame, lilafarbene Welle auf Karnimani zu. Karnimani schnaubt nur abfällig, springt über den Strahl hinweg und rennt, sobald er auf dem Boden aufkommt, weiter auf Somniam zu. Die Welle verpufft nutzlos im Gras, was sofort verdorrt, während Karnimani wieder angreift und Somniam mit Einigler blockt. „Du machst das hervorragend Luna!“, lobt meine Mutter ihr Pokémon, was freudig aufquietscht und in der Luft hoch und runter hopst. „Kratzer schnell!“ , sage ich, um die Situation zu nutzen, doch obwohl Karnimani wütend knurrt- er scheint zu erkennen, dass meine Befehle kein total Stuss sind- setzt er Silberblick ein. Und nun ist der Erfolg sichtbar, Somniam erstarrt förmlich in der Luft. Bevor ich etwas sagen kann, ist Karnimani hochgesprungen und hat das Kleine mit einem Kratzer auf den Boden befördert. Als Karnimani wieder landet, erkennen wir, dass Luna besiegt auf dem Boden liegt. „Und der Kampf ist vorbei. Karnimani und Svenja haben gewonnen“, verkündet mein Vater. Aber das bedeutet ja… das bedeutet ja, dass Karnimani und ich gewonnen haben. Und das, ohne das Karnimani einmal getroffen wurde. Fassungslos sehe ich zu Karnimani, was neben dem sich gerade wieder berappelnden Somniam steht und eile auf ihn zu. „Karnimani, das war total großartig! Das war unglaublich! Das hast du ganz toll gemacht!“, jubele ich und fahre ihm in einer unbedachten Bewegung über den Kopf. Die Reaktion erfolgt prompt, indem mein Partner zurückzuckt und dann nach meinen Fingern schnappt. Zum Glück- oder eigentlich trauriger weise- sind meine Reflexe schon nach einem Tag mit Karnimani so geschult, dass ich sie gerade noch so aus der Gefahrenzone bringen kann. Doch das scheint Karnimani nicht zu reichen, er springt auf mich zu, ich stolpere schnell einige Schritte nach hinten, als ich die zähnefletschende Krokochse sehe und gestehe: „ Tut mir leid, Karnimani, das wollte ich nicht. Ich weiß, du magst es nicht berührt zu werden und ich wollte dich sicher nicht gegen deinen Willen anfassen. Ich habe mich nur so über unseren ersten Sieg gefreut, da habe ich mich in dem Moment verloren. Entschuldige bitte!“ Flehend sehe ich das Pokémon an, während es immer noch wütend auf mich zukommt und meine Eltern wohl zu schockiert sind, um etwas zu unternehmen. Arceus sei Dank sind nicht alle von dieser Starre befallen, denn plötzlich stürzt sich Schwallboss aus dem Baum, greift Karnimani bei den Armen und hebt es in die Luft. Im selben Moment macht Kitty einen Satz von ihrem Kissen, springt nach einigen Laufsprügen in die Luft und berührt Karnimani. Sofort ersterben die Protestaktionen seitens Karnimani, da es wohl wieder von Charmebolzen beeinflusst wird. Langsam lässt Schwallboss Karnimani wieder auf den Boden sinken, wo er Zombieähnlich auf Enekoro zugeht. „Danke Kitty, danke Schwallboss“, stoße ich ausatmend hervor. Ich habe gar nicht bemerkt, dass ich die Luft angehalten habe. „Also jetzt verstehe ich, was du meintest“, erklärt mein Vater leicht geplättet. Meine Mutter tritt auf mich zu, umarmt mich kurz, dann hält sie mich eine Armelänge vor sich und sieht mich durchdringend an. „Er hat dir aber doch nicht ernsthaft verletzt, oder Liebling?“ Überlegend beiße ich mir auf die Lippen. Wenn ich zugebe, dass Karnimani mich beim ersten Zusammentreffen in die Hand gebissen hat, lassen sie mich vielleicht nicht mit ihm reisen. Und ich weiß, dass ich ohne Karnimani nicht reisen kann. Aber ich hasse es meine Eltern anzulügen, ganz abgesehen davon, dass vor allem mein Vater mich fast immer durchschaut. Verbissen sehe ich auf den Boden, um nicht in die besorgten Augen meiner Mutter sehen zu müssen. „Svenja sag uns bitte die Wahrheit, sonst müssen wir vom schlimmsten ausgehen“, sagt mein Vater. „Ganz abgesehen davon, dass wir dann einfach Prof. Aquilon fragen werden“, bemerkt meine Mutter. „Also?“ Geschlagen seufze ich auf. „Was wäre denn das schlimmste Papa?“ „Wenn er dich umgebracht hätte oder dich lebensbedrohlich verletzt hätte. Allerdings gehe ich davon nicht aus, sonst ständest du jetzt nicht hier.“ „Das stimmt, soweit würde Karnimani nicht gehen.“ Hoffe ich. „Aber als ich ihn ausgewählt habe, habe ich ihm die Hand hingehalten und dann hat er mich gebissen.“ Erschrocken nimmt meine Mutter meine Hände und entdeckt gleich darauf die kleinen Wunden, die Karnimanis Zähne in meine rechte Hand gegraben haben und die schon langsam verschorfen. „Oh mein armer Liebling. Warte, ich verratzte deine Hand gleich, dann kann sich da nichts entzünden.“ „Danke Mum, daran habe ich noch gar nicht gedacht“, antworte ich lächelnd. Sofort verschwindet meine Mutter im Haus, wobei sie Karnimani, das sich an ihr Enekoro kuschelt, weil es immer noch unter dem Charmebolzen steht, einen undeutbaren Blick zu wirft. „Also Papa, hast du durch den Kampf etwas herausfinden können?“, wende ich mich an meinen Vater. „Ja, das habe ich allerdings. Das Karnimani nicht auf dich hört, liegt einzig und allein daran, dass er dich provozieren will. Das reicht so weit, dass er freiwillig Schaden einsteckt, denn er erkennt, dass deine Kommandos richtig sind. Aber ich kann dir nicht sagen, warum es Karnimani so sehr darauf anlegt, dich zu provozieren.“ „Das hat mir Prof. Aquilon auch schon erklärt. Ich verstehe aber ebenfalls nicht so genau, warum er das tut. Denn ich werde ihn nicht aufgeben und zu dem Professor zurückbringen!“, erwidere ich entschlossen. „Das ist die Richtige Einstellung Liebling. Ich bin sicher, du wirst im Laufe deiner Reise mit Karnimani herausfinden, warum er sich so verhält, wie er es tut.“ „Heißt dass, ihr werdet mir nicht verbieten mit Karnimani zu reisen?“, frage ich freudig überrascht. „Aber natürlich nicht.“ Jubelnd laufe ich zu meinem Vater und umarme ihn heftig. Ich hatte wirklich Angst sie würden mir die Reise verbieten und mir Karnimani wegnehmen. Das würde ich nicht zulassen, Karnimani ist schließlich mein Partner! Aber so unkompliziert ist es natürlich viel besser! „Außerdem Liebling, muss die Show ja weitergehen. Wie sähe das denn aus, wenn wir bei dem ersten Problem einen Rückzieher machen?“, wispert mir mein Vater so leise und unauffällig ins Ohr, dass die Kameras, die hier bestimmt irgendwo im Garten sind, um mich aufzunehmen, das nicht sehen können. Die Kameras folgen einem Trainer eigentlich überall hin, solange es öffentliche Plätze sind. Wohnhäuser sind zb. tabu, genauso wie die Zimmer im Pokémon Center, Badezimmer oder wenn ich draußen übernachte, mein Zelt. Aber in Gärten zb. dürfen die Kameras filmen, was bedeutet, dass mein erster Sieg in der Sendung zu sehen sein wird. Glücklich umarme ich meinen Vater etwas fester und danke ihm so stumm für diese unfassbare Möglichkeit, in meiner Lieblingsserie teilzunehmen. Da kommt meine Mutter aus dem Haus. In der einen Hand hält sie unseren Hausarztkoffer und in der anderen… einen Pokéball. Dabei wirft sie meinem Vater einen fragenden Blick zu, doch ich bin zu langsam um seine Reaktion zu sehen. Aber ich sehe, wie meine Mutter verstehend nickt und den Ball in ihre Jacke steckt. „Hier mein Liebling. Komm her, ich kümmere mich um deine Hand.“ Dankbar lächle ich sie an, während meine Mum meine Hand desinfiziert und verbindet, dann wende ich mich an Enekoro. „Kitty, ich denken, du kannst den Charmebolzen jetzt auflösen. Danke für deine Hilfe. Es wäre wirklich nett, wenn du in der Nähe bleiben könntest. Nur für den Fall.“ Enekoro nickt und tippt Karnimani mit ihrer Pfote auf die Stirn. Wieder zuckt er zusammen, bevor er mehrmals blinzelt und mich dann wütend ansieht. Doch Kitty stößt ein warnendes Fauchen aus, worauf Karnimani sich wieder zurücklehnt, dann abwertend schnaubt und sich umdreht. Danach läuft er unter den Baum, auf dem Schwallboss sitzt und setzt sich an den Stamm gelehnt hin. „Was wirst du jetzt machen Liebling? Gleich ist es 19 Uhr und dann wird es bald dunkel, du wirst doch wohl nicht in Dunkelheit neue Wege oder Orte erkunden? “, fragt meine Mutter besorgt. „Das stimmt Mum, das wäre vermutlich nicht das klügste“, gebe ich ihr Recht. „Warum schläfst du dann nicht für heute noch hier? Dann könntest du auch dein neues Zimmer einweihen, in dem hast du ja immerhin noch nie geschlafen.“ Ich mache ein unentschlossenes Gesicht. An sich wäre das wirklich praktisch, aber die anderen Trainer sind sicher schon viel weiter als ich und ich will nicht die letzte sein, die überall ankommt und Orden sammelt, zumal ich sicher nicht, die einzige bin, die Champion unserer Region werden will, so wie ich die Leute bisher einschätze. Nun fällt auch noch mein Vater ein. „Außerdem interessiert es uns sehr, welche neuen Bekanntschaften du schon gemacht hast. Von denen könntest du uns dann ja nachher erzählen. Und… deine Mutter und ich möchten dir noch etwas schenken.“ Als mein Vater das Geschenk erwähnt, fahren meine Augen automatisch zu der Jackentasche meiner Mutter. Kann es wirklich sein, dass sie mir ein Pokémon schenken wollen? Nun haben sie mich am Hacken und mit einem Seufzen sage ich: „Gut, ihr habt mich überzeugt. Ich bleibe über Nacht hier. Aber dann muss ich morgen wirklich früh los, um die anderen einzuholen und zu trainieren.“ „Keine Sorge Liebling, du wirst die anderen sicher schnell aufholen“, sagt meine Mutter und streicht mir sanft einige Haarsträhnen aus der Stirn. „Und was das Geschenk angeht…“, meint mein Vater und fasst in die Jackentasche meiner Mutter. Meine Augen werden groß, als er wirklich den Pokéball in Händen hält. „Eigentlich wollten wir das Pokémon erst zu deinem Geburtstag nächsten Monat schenken, allerdings hat deine Mutter Recht. Es wird dauern, bis Karnimani auf dich hört und bis dahin kann es gefährlich sein, kein Pokémon zu haben, das dich beschützt. Das wollen wir nicht riskieren, schließlich wollen wir dich in einem Stück wieder haben, wenn du deine Reise beendest. Daher haben wir uns entschlossen, dir das Pokémon schon einen Monat früher zu geben.“ Auffordernd streckt mein Vater mir den Pokéball entgegen und nehme ihn mit leuchtenden Augen an mich. Meine Eltern schenken mir wirklich ein Pokémon!Aber was ist es eigentlich für eins? Als hätte mein Vater meine Gedanken gelesen, erklärt er plötzlich: „In dem Pokéball ist ein Lin-Fu. Dieses Pokémon ist nur in Einall und Kalos zu finden, darum ist es hier bei uns relativ unbekannt. Aber dort kennt man es als Kampfspezialist und als wir das hörten dachten wir, so ein Pokémon wäre perfekt, um dein Ziel, Champion zu werden, zu erreichen. Also hat deine Journalisten Mutterhier bei einer ihrer Reportagen in Einall ein Lin-Fu bei einem Züchter gekauft und nun ist Lin-Fu dein Pokémon. Lass sie doch mal raus, dann kannst du sie kennenlernen und Schwallboss und Enekoro können eingreifen, falls Karnimani irgendwelche Probleme mit Lin-Fu hat.“ Überglücklich sehe ich meine Eltern an, dann umarme ich erst meinen Vater und dann meine Mutter stürmisch. Danach drehe ich mich zu Karnimani um. „Komm mal her Karnimani. Wir werden gleich unser neues Teammitglied kennenlernen.“ Karnimani schnaubt und sieht demonstrativ in eine andere Richtung. Mein breites Lächeln flackert kurz, doch als meine Eltern ermutigend auf die Schulter klopfen, nicke ich und atme noch einmal tief durch. Karnimani wird Lin-Fu ja so oder so kennenlernen, auch wenn es momentan nicht danach aussieht, als würde deren Beziehung besonders harmonisch werden. Aber das ändert sich hoffentlich, sobald die zwei sich kennenlernen. Noch einmal atme ich tief durch, während Schwallboss und Enekoro neugierig näher kommen, dann öffne ich den eben bekommenen Pokéball. Der weiße Strahl schießt daraus hervor, dann bildet sich langsam ein menschenähnliches Pokémon, auch wenn es mir gerade Mal zur Mitte der Oberschenkel reicht. Dann verzeiht sich das Licht, ich erkenne das Pokémon, welches „Lin-Fu!“ ruft, während es abwechselnd in die Luft kickt. „Hallo Lin-Fu. Ich bin Svenja und ab jetzt deine Trainerin. Willkommen im Team!“, begrüße ich es freundlich lächelnd und gehe leicht in die Knie, um auf gleicher Höhe mit dem Pokémon zu sein. Das steht still, als ich es anspreche und hört mir gebannt zu. Sobald ich meine Worte beende, jubelt es freudig „Lin-Fu!“ und umarmt mich spontan. Überrascht lächle ich und umarme es ebenfalls, während ich dankbar meine Eltern ansehe. Diese lächeln und scheinen augenscheinlich froh über die Wahl des Pokémons zu sein. „Lin-Fu scheint dich zu mögen“, stellt mein Vater das offensichtliche fest. Ich nicke lächelnd und wende mich dann an mein neues Pokémon, was mich aufmerksam ansieht. „Lin-Fu, ich möchte dir auch Karnimani vorstellen, mein Partner und erstes Teammitglied.“ Dann drehe ich mich zu Karnimani um, der die ganze Aktion aufmerksam vom Baum aus beobachtet. „Karnimani, komm doch mal her bitte, damit du Lin-Fu kennenlernen kannst.“ Kurz scheint Karnimani zu überlegen, dann steht Karnimani auf und kommt schnell herüber. Glücklich, dass er tut, worum ich ihn bitte, sehe ich meinem Partner entgegen. Schließlich bleibt Karnimani vor Lin-Fu stehen, welches freundlich „ Fu“, sagt und Karnimani die Pfote entgegen hält. Mit unergründlichem Blick sieht Karnimani die Pfote an und mir kommt der böse Gedanke, dass es Karnimani wohl nicht so passt, einen neuen Teamkollegen zu haben. Ich habe den Gedanken noch nicht fertig gedacht, da bleckt Karnimani die Zähne, schlägt die Pfote Lin-Fus so heftig aus, dass das Pokémon wegstolpert und dann kommt Karnimani knurrend auf mich zu. Ich bleibe erschrocken stehen und halte beruhigend die Hände hoch. „Karnimani, was hast du? Warum bist du böse auf Lin-Fu, sie hat dir nichts getan. Und ich dir auch nicht. Ich verstehe, dass du sauer bis,dass wir jetzt ein neues Pokémon in unserem Team haben, auch wenn ich nicht verstehe, was dein dabei Problem ist, aber du könntest doch Lin-Fu erst mal kennenlernen, bevor du dir ein Urteil bildest. Bitte Karnimani, wenn du wegen irgendwas unzufrieden bist, dann können wir doch auch darüber reden.“ Doch Karnimani schüttelt knurrend den Kopf, während er drohend auf mich zukommt. Seine Augen glühen rot und ich trete unsicher ein paar Schritte zurück. Ich habe ja gemerkt, dass Karnimani es nicht so toll fand, dass wir einen neuen Freund haben, auch wenn ich nicht verstehe, was er dagegen hat, aber das er so wütend wird, hätte ich nicht gedacht. Auf einmal hört man einen lauten Schrei, dann springt ein Pokémon vor mich und schlägt Karnimani ins Gesicht. Dieser faucht überrascht, dann erkennt er, wer ihn angegriffen hat und knurrt tief. „Lin-Fu was machst du?“, frage ich erschrocken, denn Lin-Fu war es, die mich verteidigt hat. „Lin-Fu! Fu!“, antwortet mir das Pokémon entschlossen, dann dreht es sich wieder zu Karnimani um und geht in Angriffshaltung. Auch Karnimani scheint entschlossen zu sein gegen Lin-Fu zu kämpfen. Aber das kann ich nicht zulassen! Die beiden sind im selben Team, sie sollen nicht gegen, sondern mit einander kämpfen! Beide rennen schreiend aufeinander zu, da rufe ich: „Hört auf! Alle beide aufhören!“ Lin-Fu hält sofort inne, als sie meine Stimme hört, Karnimani aber nicht. Er holt aus und kratzt Lin-Fu. Das stolpert zurück und schreit dabei empört auf, dann fängt sie sich wieder und holt aus, um Karnimani wieder anzugreifen. Schnell fasse ich mir Lin-Fus Arm und halte ihn fest. Überrascht dreht das Pokémon sich zu mir um. „Nicht Lin-Fu. Es ist alles in Ordnung. Ich finde es toll, dass du mich vor Karnimani beschützen willst, aber das musst du nicht. Er ist mein Partner und unser Freund.“ Lin-Fu legt verwirrt den Kopf schief und ich kann es ihr nicht verdenken. Karnimani und ich verbindet wohl eher nicht das typische Trainer-Pokémon Band. Trotzdem sage ich: „Alles in Ordnung Lin-Fu.“ Langsam lässt das Pokémon den Arm sinken und wir beide sehen zu Karnimani, das heftig atmend vor uns steht und uns aus zusammengekniffenen Augen betrachtet. Langsam trete ich an Lin-Fu, was immer noch beschützend vor mir steht, vorbei und gehe vorsichtig zu Karnimani, auch wenn beide meiner Pokémon davon nicht begeistert zu sein scheinen. Dann gehe ich vor Karnimani in die Knie und bin innerlich schon erleichtert, dass er mich nicht angreift, weil ich so nah bei ihm bin. Allerdings ist er bestimmt müde von dem Kampf gegen Luna eben und jetzt auch noch Lin-Fu. Das zehrt an den Kräften. „Karnimani, Lin-Fu gehört ab jetzt zu unserem Team. Das heißt wir halten zusammen und kämpfen für dieselbe Sache. Wir greifen uns nicht an. Ich würde mir wünschen, dass du Lin-Fu als Teammitglied akzeptierst. Ihr müsst ja keine besten Freunde werden, aber ihr solltet miteinander klarkommen.“ Trotzig sieht Karnimani mich aus roten Augen an, auch wenn sie nicht mehr so glühen wie vorhin. „Bitte“, setzte ich nochmal hinterher. Kurz scheint dieses Bitte Karnimani in seiner Meinung etwas zu verunsichern, doch dann schüttelt er entschlossen den Kopf und dreht sich um. Im nächsten Moment springt Lin-Fu nach vorne und will Karnimani nach, womöglich um ihn dazu zu bringen, mir Respekt zu zollen, doch ich halte sie zurück. Mit Gewalt hat man bei Karnimani keinen Erfolg, so viel habe ich begriffen. Aber scheinbar scheint mein Bitte von vorhin etwas in Karnimani berührt zu haben. Ob es etwas bringt Karnimani zu bitten, anstatt ihm einfach etwas zu sagen? Das sollte ich bei nächster Gelegenheit ausprobieren. Plötzlich klatscht mein Vater in die Hände und ich zucke erschrocken zusammen. Meine Eltern habe ich ja komplett vergessen! „So, wo dass jetzt also alles geklärt wäre, kommt doch alle mit rein, dann erzählst du uns von allem Svenja und dann ist es ja auch schon bald Zeit fürs Bett, schließlich willst du morgen früh los.“ Zustimmend nicken wir alle und jeder, sowohl Pokémon als auch Mensch, folgt meinem Vater nach drinnen in die Küche. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)