Neue Zeiten von Plotchaser ================================================================================ Kapitel 4: Die Spürhunde ------------------------ Es schüttete bereits seit Stunden wie aus Eimern, sodass auch der aufgegangene Mond die Umgebung nicht erhellen konnte, als die Spürhunde endlich ihre Suche für einen Moment unterbrachen. Währenddessen hatten sich die Auroren in einen der leerstehenden Zugwaggons zurückgezogen und warteten nur darauf, dass sie endlich neue Informationen bekamen. Doch als der Truppenführer der Spürhunde den Waggon betrat und dabei entdeckte, wie einige von ihnen herumlungerten, verzog er angewidert das Gesicht. Trotzdem hielt er sich dieses Mal nicht damit auf, sich darüber aus zu lassen, sondern ging direkt zum wichtigen Teil über. „Wer von euch hat die Wägen als erstes betreten?“, kam es ruppig von dem Schwarzhaarigen, dessen lange, wellige Haare im Moment zu einem Zopf im Nacken zusammengefasst waren. Kurz blickten sich Harrison und Dale an, ehe Wesley antwortete. „Keiner von uns. Wieso?“ Misstrauen lag in Wesleys Blick, der auf einer Sitzbank saß und die Hände ineinander gefaltet hatte. Während sich Stille über sie senkte, blickten sich die Truppenführer finster an, bis der Spürhund endlich nachgab. „Das hier ist kein Spiel, Graves. Ich muss wissen, wer die Waggons als erstes betreten hat“, knurrte der Mann gereizt, doch wirkte der Auror weiterhin unbeeindruckt. „Und ich fragte, wieso du das wissen willst, Donovan.“ Leise fluchte Alister auf Kituhwa, der Sprache seiner Vorfahren, den Cherokee, bevor er den Älteren finster anfunkelte. „Irgendjemand hat den Auslöser beim Betreten der Waggons betätigt. Durch diesen Auslösezauber haben sich die anderen Zauber ineinander verwoben, was es äußerst schwierig macht, sie wieder zu entwirren. Doch geht es nicht darum. Es geht darum, dass wir bereits einige äußerst gefährliche Zauber entdeckt haben und zu befürchten ist, dass der Auslösezauber ebenfalls nicht ungefährlich sein könnte. Vielleicht war er wirklich nur ein Auslöser, doch ich, an eurer Stelle, würde nicht darauf vertrauen.“ Während der Schwarzhaarige sprach, wandte der Truppenführer der Auroren den Blick missmutig gen Boden. „Es war eine Schülerin, die nach Verletzten sehen wollte. Sie hat vor unserem Eintreffen die Waggons betreten.“ Wesleys braune Augen huschten zurück zu Alister. „Bringt sie her, damit ich sie mir ansehen kann.“ Kaum war dieser Satz gesprochen, hatte sich der Spürhund umgedreht und war wieder zu seiner Truppe zurück gegangen. Währenddessen hob der Auror mit den dunkelblonden Haaren seinen Blick wieder an und musterte seine Gefolgsleute. „Ihr habt ihn gehört.“   Die Kutschen waren bis vor das Schloss gefahren und hatten die Kinder dort abgesetzt, ehe die Lehrer sie in Grüppchen hineingeführt hatten. Während des Abendessens hatte man immer wieder versichert, dass man sich um das Geschehene kümmern würde und sich keiner der Schüler mehr als nötig darüber Gedanken machen müsse. Dennoch lies Justice dieses elektrostatische Kribbeln nicht mehr in Frieden. Ständig dachte sie daran. Und wenn es ganz still um sie herum war, kam es ihr sogar so vor, als könnte sie diese Spannung in der Luft noch immer spüren. Das musste alles nur Einbildung sein, anders konnte sie es sich nicht erklären. Trotzdem machte es sie nervös, wenn sich ihr die Härchen auf den Armen und im Nacken aufstellten. Um diesen Gedanken zumindest für den Moment zu vergessen, warf sich Justice auf ihr Bett und streckte den Arm darüber hinweg, um den Käfig ihres Frettchens zu öffnen. Hastig kletterte das Tier aus der Tür und sprang zu ihr auf die Matratze. Lächelnd warf die Rothaarige das Tier spielerisch mit der Hand um. „Bei uns ist doch alles in Ordnung, oder, Tucker?“ Natürlich bekam das Mädchen keine Antwort. Doch, dass das Tier so unbeschwert mit ihrer Hand spielte, beruhigte sie ungemein. Und somit konnte sie sich an diesem Abend zum ersten Mal entspannt auf ihr Bett legen und dem Frettchen zu sehen, das sich mittlerweile in ihre Armbeuge kuschelte und ihr sanft in die Hand biss.   Allerdings hielt diese Ruhe nicht lange. Denn kaum hatte Tucker sich dazu entschlossen, sich in Justice' Armen zusammen zu rollen und zu schlafen, drang Tumult aus dem Gemeinschaftsraum an ihre Ohren. Das Mädchen zählte im Stillen bis 20, ehe sie seufzte und das Frettchen in den Käfig zurück setzte. Erst nachdem sie die Käfigtür ordentlich verschlossen hatte, machte sie sich auf den Weg nach unten, um heraus zu finden, was los war. Glücklicherweise musste sie einfach nur den Raum betreten, um das Gesprächsthema sofort zu erfahren. Also blieb sie kurz am Treppenabsatz stehen, um zu lauschen. „Und ich sag' dir, dass das diese Kerle von vorhin waren!“ „Und wieso, bitte, sollten die Auroren jetzt hier sein?“ „Genau, so ganz ohne die anderen!“ „Moment! Oder, glaubt ihr etwa, dass...“ Kopfschüttelnd wandte Justice sich von der Unterhaltung der Gruppe ab. Sie wusste schon, worauf dieses „Moment!“ hinauslaufen würde und das wollte sie so gar nicht hören. Deshalb ging sie einfach an ihren Mitschülern vorbei und wollte sich eigentlich auf einen der freien Sessel vor den Kamin setzen. Nur für den Fall, dass es doch noch aufschlussreichere Informationen geben würde. Doch wurde sie von diesem Vorhaben abgehalten, als die Zwillinge sie bei den Armen packten und sie von den anderen weg zogen. „Haben wir dich endlich!“, kam es unisono von den Blonden, als sie sich vor Justice stellten, nachdem sie in einer Ecke des Raumes stehen geblieben waren. „Du machst es einem aber auch unmöglich, dich zu finden!“, brummte da auch schon Zoe. Mit skeptisch hochgezogener Augenbraue betrachtete Justice das Mädchen, ehe sie die Augen verdrehte. „Du-...“ „Ksht!“ Und, wie schon einmal an diesem Tag, wurde Justice prompt von Zoe zum Schweigen gebracht und nonverbal darauf hin gewiesen, dass sie zu flüstern hatte. „Zu aller erst: Hör endlich auf, mich auszu-ksh-ten! Und außerdem, Zoe, teilen wir uns den selben Schlafsaal. Wenn du also vorhattest, mich zu finden, warum hast du dann nicht dort nachgesehen?“ Einen Moment lang schaute die Blonde verdutzt, ehe ihr Bruder anfing zu grinsen. „Ich hab's dir ja gesagt, Zoe! Aber, nein, man hört ja nicht auf seinen Bruder!“ „Was daran liegt, dass du der unwissende, kleine Bruder bist! Also sei still!“ Ungeduldig verschränkte Justice die Arme vor der Brust und betrachtete die zwei streitenden Blondschöpfe einen Augenblick lang, ehe sie sich räusperte. „Wenn es nur darum ging, wo ich mich aufhalte, habt ihr das ja geklärt. Dann kann ich ja jetzt wieder dorthin zurück gehen.“ Jedoch ließen die beiden sie nicht einen einzigen Schritt in Richtung Treppe machen. „Darum ging es nicht.“ „Ja, doch, schon, ein Bisschen, aber nicht direkt.“ „Es ging uns eher darum, was Darcy eben erzählt hat. Sie meint, sie hätte die Auroren unten gesehen, wie sie zum Büro des Direktors gegangen sind.“ Auch wenn Zachary sich in diese Aussage hineinsteigerte, als wäre es etwas wirklich wichtiges, schaute Justice nur kritisch und zuckte mit den Achseln. „Das hab ich gehört, als ich die Treppe runter kam. Und was ist daran jetzt so toll, dass ihr mich aufsuchen müsst?“ Auf der Stelle erntete die Rothaarige die bösen Blicke der Zwillinge, bevor Zoe sie belehrte, was daran so „toll“ war. „Denkst du denn nicht nach, Justice? Du hast als einzige mit ihnen geredet! Also, richtig geredet, nicht nur ihre Anweisungen befolgt, so wie es alle anderen gemacht haben!“ „Ich glaube der Theorie, die die dort hinten gerade aufstellen, kein Stück!“ „Und deswegen denken wir, dass die wegen dir hier sind! Irgendetwas muss da dran sein! Vielleicht glauben sie ja, dass du damit etwas zu tun hast!“ Erneut wollte Justice mit den Augen rollen, doch verkniff sie es sich dieses Mal. „Ich frage mich, ob ihr zu viel Fernsehen schaut, wenn ihr Ferien habt. Solche Verschwörungstheorien fallen doch keinem normalen Menschen ein.“ Als sich Stille zwischen den Dreien ausbreitete, wusste Justice bereits, dass sie, in den Augen der Zwillinge, etwas ganz dummes gesagt hatte. „Hey! Wir gucken zwar TV, wenn wir daheim sind, doch heißt das noch lange nicht, dass wir irgendwie verblödet sind!“ „Außerdem solltest du mal daran denken, dass wir keine normalen Menschen sind. Wir sind Zauberer, schon vergessen?“ Irgendwie verspürte die Rothaarige den inneren Drang dazu, ihren Kopf gegen die Wand zu hauen, doch hielt sie das verstummende Getuschel der anderen im Raum davon ab. Kopfschüttelnd schaute sie an den Zwillingen vorbei, während diese sich umdrehten, und entdeckte tatsächlich die Auroren von den Bahngleisen. Auch wenn sie es sich nicht eingestehen wollte, so wurde ihr doch mulmig zu mute, als sie die fünf sah. Hatten die Zwillinge vielleicht doch Recht? „Ich sag's ja, die kommen, um dich zu holen.“ „Halt die Klappe, Zachary!“ Erst, als Wesley in ihre Richtung schaute, war sich Justice sicher, dass der Junge recht behielt. Und so machte sie unwillkürlich einen Schritt zurück, was das blonde Doppelpack heftig zusammen zucken lies, als hätten sie einen elektrischen Schlag bekommen. Verdutzt blinzelten sie zu Justice hinüber, die erschrocken die Augen aufgerissen hatte und sie anstarrte. „Was, zur Hölle, war das?“, entfuhr es dem Jungen erschrocken, gerade, als die Erwachsenen hinter ihnen ankamen. „Was, zur Hölle, war was?“ Wesleys Blick war schneidender, als ein Messer, während er zwischen den Dreien hin und her schaute. Doch schüttelte Zoe da nur heftig ihren Kopf, bevor sie zu ihm auf sah. „Nichts. Es war nichts.“ Erklärte sie mit felsenfester Überzeugung. Sie war nicht darauf aus, dass Justice oder sie und ihr Bruder noch mehr Ärger bekamen, als es so schon den Anschein hatte. Eine Weile betrachtete Wesley das Mädchen einfach nur stumm, bis er nachgab und zu Justice schaute. „Gut. Wenn nichts war, dürfen wir uns doch sicherlich kurz eure Freundin ausleihen oder?“ Da es sich keines der Kinder wagte, einen Widerspruch zu erheben, nickte Wesley nur in Richtung Ausgang und Justice folgte zaghaft. Das war ihr alles ganz und gar nicht geheuer.   Die Auroren warteten, bis das Gemälde hinter ihnen den Eingang zum Gryffindor Gemeinschaftsraum verschlossen hatte, ehe sie sich endlich an das nichtsahnende Mädchen wandten. Selbstverständlich war es der Truppenführer, der das Wort ergriff, während sie die Treppen hinunter stiegen. „Wir haben bereits alles mit deinem Schulleiter abgeklärt, Justice. Er weiß, dass wir dich nur kurz mit nehmen müssen. Es ist zu deiner eigenen Sicherheit und dir wird nichts passieren. Vermutlich ist es aber nur falscher Alarm.“ Mit misstrauischem Blick schloss das Mädchen zu dem Mann auf. „Was soll nur falscher Alarm sein, Mister Graves?“ Wesley wich Justice' Blick kurzerhand aus, als er hinaus auf den Innenhof trat und in den Himmel schaute. Es schüttete immer noch wie aus Kübeln, doch zeigte sich in der Ferne, dass die Wolkendecke langsam aufriss. Vermutlich würde es in den nächsten Stunden endlich aufklaren und dieser Wolkenbruch ein Ende haben. „Wenn es nur falscher Alarm ist, dann brauchst du dir darüber keine Gedanken zu machen. Falls es doch etwas Ernsteres sein sollte, wirst du es erfahren, sobald Flynt dich abgesetzt hat.“ Eigentlich wollte die Rothaarige protestieren, doch verwirrte sie das Ende des Satzes ein wenig, weshalb sie fragend zu den anderen schaute. Sie erinnerte sich, dass Flynt entweder der Mann mit dem Zopf oder der mit den blonden Locken sein musste, weshalb sie beide kurz musterte. Sie wirkten angespannt und doch vertrauenswürdiger, als der Schwarzhaarige, der hinter ihnen her trottete. Erst jetzt wurde ihr klar, dass die fünf Auroren um sie herum aufgestellt waren, als wären sie ihr Geleitschutz. Unwillkürlich schluckte das Mädchen hart, ehe sie sich einen Schritt zurück fallen lies. „Und wohin gehen wir?“, fragte sie dann doch entmutigt. „Zurück zum Hogwarts-Express.“ Und schon blieben alle stehen. Justice begriff erst, dass sie den Bereich verlassen haben mussten, in dem man nicht apparieren konnte, als der Mann mit den blonden Locken zu ihr kam und ihr die Hand hin hielt. Das war also Flynt. „Bist du schon ein Mal appariert?“ Kleinlaut schüttelte das Mädchen den Kopf und schaute unsicher in seine vertrauensvollen, bernsteinfarbenen Augen. „Du brauchst keine Angst davor zu haben, ich beherrsche das Seit-an-Seit-Apparieren. Ich werde dich unbeschadet hin und wieder zurück bringen. Nur... Sollte ich dich wohl darauf hinweisen, dass dir danach vermutlich schlecht sein wird. Das tut mir jetzt schon Leid.“ In Lyles Augen war echte Reue zu erkennen, was Justice ein wenig aufbaute, sodass sie seinen dargebotenen Arm ergriff. „Ich werd's schon überleben. Immerhin appariert Ihr auch ständig und lebt noch.“ Ein Grinsen zeigte sich auf den Zügen des Aurors. „Irgendwann gewöhnt man sich eben ans Apparieren. Na dann, auf geht’s.“ Und mit einem „Plopp“ waren die beiden disappariert. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)