The Escape from Darkness von Tales_ (*Taito*) ================================================================================ Prolog: -------- Kalt blickten die braunen Augen auf den jungen Mann vor sich. Einst hatte sie Liebe für ihn empfunden, doch nun fühlte sie nur noch Hass und Verachtung bei seinem Anblick. In manchen wenigen Tagen, so wie heute empfand sie dennoch beinahe Mitleid. Doch dann erinnerte sie sich wieder daran wer er war. Er war niemand anders als der Mörder ihrer Mutter. Er hat sie ihr genommen. Sie war so ein fröhlicher so Mensch gewesen. Voller Liebe ihrer Familie gegenüber. Sie war die Sonne die jeden Raum erhellte. Für jeden hatte sie ein offenes Ohr. Niemanden verweigerte sie ihre Hilfe. Sie war immer für alle da gewesen, die Stütze ihrer Familie. Und er hatte sie getötet. Einfach so. Dabei hatte sie ihn so geliebt… Leise keuchte sie auf, als der Schmerz sie erneut durchflutete. Selbst nach zwei langen Jahren schmerzte es immer noch unerträglich. Schnell versuchte sie ihre Gedanken auf etwas anderes zu lenken. Langsam wanderten ihre Augen durch den dunklen Raum. Selten betrat sie ihn doch, mochte dort nicht sein. Die Fenster waren schon lange verschlossen und ließen kein Licht herein. Einzig die Tür hinter ihr warf einen kleinen Lichtstrahl in diesen trostlosen Raum. Kurz verweilten ihre Augen an dem Schreibtisch, auf welchen einzelne Blätter verstreut lagen. Der große Kleiderschrank, welcher sicherlich kaum noch Kleidung beherbergte. Die Regale an der Wand welche inzwischen leer waren, ebenso wie die Wand selbst, die früher übervoll mit Postern bedeckt war. Fast erinnerte sie sich an den einst hellen Raum, in denen sie so viel gelacht hatten. Doch jetzt herrschte hier die Dunkelheit. „Soll ich dir jetzt etwas zu Essen machen?“, fragte der junge Mann vor ihr plötzlich mit Tonloser Stimme. Genervt seufzend wandte sie ihre Aufmerksamkeit wieder ihm zu. Plötzlich spürte sie ihren Ärger erneut in sich aufflammen und schaute den anderen abfällig an. „Vergiss es, ich werde sowieso mit Freunden ausgehen. Aber glaub ja nicht dass ich es Papa nicht sage“, fauchte sie. „Okay“ Genervt kniff sie die Augen zusammen. Sie konnte dieses Wort nicht mehr von ihm hören. Inzwischen nahm er alles hin, was sie sagte und es störte sie einfach. Ein letztes Mal ließ sie ihre Augen über den etwas abgemagerten Körper vor sich schweifen. Die Kleidung die er trug passte nicht so richtig zusammen und war ohnehin zu klein. Seine Haare waren etwas zerzaust und schlecht geschnitten. Die Braune Haarpracht war einem Kurzhaarschnitt gewichen. Die einst schöne Bronzene Haut war übersäht mit blauen Flecken und Verletzungen. Manche neuer, andere älter. Auch viele Narben konnten sie erkennen. Auch sein Gesicht kam ihr anders wie früher vor. Blasser. Ein, zwei blaue Flecken. Und deutlich konnte sie sehen, dass er so langsam erwachsen wurde. Das Kindliche verschwand allmählich. Doch am meisten hatten sich doch seine Augen verändert, die sich den ihren so ähnelten. Damals strahlten sie eine Wärme und Lebensfreude aus. Heute waren sie stumpf und gebrochen. Teilnahmslos. Immer noch wartete sie darauf dass er etwas sagen würde um sie von ihrem Vorhaben abzubringen. Damit sie es ihrem Vater nicht verraten würde. Doch er blieb stumm. Regte sich nicht. Starrte sie nur stumm mit diesen grässlichen stumpfen Augen an. „Du widerst mich an“, murmelte sie nach einer Weile. Kopfschüttelnd drehte sie sich um und ging aus diesem dunkeln Raum. Kurz musste sie blinzeln, als sie in das helle einladende Wohnzimmer trat. Ohne einen Blick zurück zu werfen, schmiss sie Tür hinter sich zu. Zufrieden setzte sie sich auf die Couch die in der Mitte des Raumes stand. Einst hatte ihre Mutter es eingerichtet, ebenso wie die anderen Räume. Seufzend schnappte sie ihre Tasche und kramte darin nach ihrem Handy. Sofort wählte sie eine ihr nur allzu bekannte Nummer und wartete geduldig. „Hey Kari, was gibt’s?“, meldete sich die Stimme ihrer besten Freundin fröhlich. „Hey Yolei, hast du Lust shoppen zu gehen?“, fragte Kari. „Na klar, in einer halben Stunde am Treffpunkt?“, antwortete Yolei sofort begeistert. „Okay bis gleich“, sagte Kari fröhlich. Sofort vergaß sie ihren Ärger und ging vergnügt in ihr Zimmer um sich für das Treffen umzuziehen. Das Outfit war schnell gewählt und keine zehn Minuten später verließ sie die Wohnung. Ihre Gedanken auf das bevorstehende Treffen gerichtet, dachte sie keine Sekunde mehr an dem Jungen in dem dunklen Raum Kapitel 1: ----------- Ruhe. Absolute Ruhe war um ihn herum. Ruhig saß er da und horchte in die Dunkelheit. Die Minuten vergingen und kein Geräusch drang an sein Ohr. Sie war gegangen. Langsam erhob er sich von der Matratze und ging zur Tür. Er konnte kaum was erkennen, so finster war es. Doch war er die Dunkelheit schon gewohnt, da er die meiste Zeit von ihr umgeben war. Gezielt erfasste seine Hand den Türgriff und drückte diesen runter. Nur zögerlich trat er durch die Tür. Sofort schloss er seine Augen. Das Licht blendete ihn. Saß er doch schon wieder einige Stunden in seinem Zimmer. Doch so langsam musste er doch aufs Klo. Zwar durfte er dorthin gehen. Doch meist versuchte er den anderen aus dem Weg zu gehen. Versuchte ihre Wut nicht auf sich zu lenken. Ein Unterfangen was aussichtlos war. Er war immer Schuld. Egal was passierte, es war seine Schuld. Egal was er tat… Vorsichtig und bedacht schlich er durch die Wohnung zum Badezimmer. Erst als die Tür zu war und verschlossen, beeilte er sich auf die Toilette zu gehen. Zwar durfte er eigentlich keine Räume absperren, aber er wollte es jetzt wagen und kurz duschen. Nach dem Toilettengang strich er daher seine unbequemen Kleider vom Leib. Seufzend begutachtete er die blauen Flecke und Verletzungen die überall seinen Körper zierten. Auch verspürte er leichte Schmerzen, doch diese gehörten inzwischen zu seinem Leben. Er durfte froh sein, das es nicht schlimmer war. Ohne weitere Gedanken daran zu verschwenden stieg er unter die Dusche und stellte das Wasser an. Zufrieden genoss er diese Behandlung einige Minuten. Doch dann rief er sich wieder ins Gedächtnis, das er noch einiges zu erledigen hatte. Schnell wusch er seinen Körper rein, drehte das Wasser aus und stieg aus der Dusche. Leise wie immer schlich er durch den Raum und holte aus einem der Schränkchen sein Handtuch raus. Schnell rieb er seinen Körper damit trocken. Ab und an, schmerzten ihn seine Verletzungen. Ohne jedoch weiter darauf zu achten wickelte er das Handtuch um seinen Körper und schlich eilig aus dem Zimmer, in sein eigenes. Die Tür ließ er einen Spalt offen um ein wenig Licht zu haben. Die Lampen waren schon lange aus seinem Zimmer verschwunden. Eilig öffnete er seinen Kleiderschrank und griff nach einem Shirt und Hose. Die Farbe war ihm egal. So viel Auswahl gab es ohnehin nicht. Er konnte froh sein das es ihm passte. Ab und zu brachte sein Vater ihm ein paar neue Klamotten mit. Alle bereits getragen und meist etwas abgenutzt. Doch da ihn eh niemand außer seiner Schwester und seinem Vater sah, war es ihm egal. Socken und Unterwäsche besaß er schon lange nicht mehr. Das meiste ging irgendwann kaputt oder er konnte es einfach nicht mehr tragen. Geld gab sein Vater nicht mehr für ihn aus. Seit die Einnahmen seiner Mutter fehlten, sparte er was das anbetraf. Soweit er aber wusste bekam Kari alles was sie sich wünschte und auch seinem Vater ging es nicht schlecht. Susumu hatte schon früher gut verdient und seine Mutter ging eigentlich nur der Freude halber noch arbeiten. Sie mochte ihre Arbeit, auch wenn sie nicht viel Geld einbrachte. Taichi erinnerte sich an viele Tage wo sie lustige Geschichten von ihrer Arbeit erzählte. Doch dies war Vergangenheit. Zufrieden seufzte Taichi, als er merkte dass sie Sachen einigermaßen passten. Sie waren sogar bequemer als das was er vorher angehabt hatte. Nachdem er sich angezogen hatte, ging er zurück ins Bad. Dort hängte er sein Handtuch auf, damit es trocknen konnte bis sein Vater kam. Seine alten Klamotten sammelte er vom Boden auf und wusch sie im Waschbecken. Danach brachte er sie in sein Zimmer zum Trocknen. Als das erledigt war, begann er das Bad gründlich zu reinigen. Keinerlei Spuren sollten ihn verraten, alles musste sauber sein für die restlichen Bewohner. Nachdem dies geschafft war, ging er alle anderen Zimmer durch und schaute ob irgendwo etwas zum Aufräumen war. Jeder Müll wurde aufgesammelt, die Wäsche zum Waschen ins Bad gebracht und später aufgehängt. Nachdem alles ordentlich war, schaute Taichi das erste Mal auf die Uhr. Sein Vater würde in zwei Stunden zu Hause sein. Er kam meist immer zur selben Zeit. Doch seine Schwester ging oft nach der Schule noch mit Freunden aus. Jeden Morgen sagte sie ihm wann er das Essen für sie bereitstellen sollte, oder schrieb ihm einen Zettel. Heute Morgen meinte Kari, sie wolle mit ihren Vater zusammen Abendessen. Dann kam sie aber doch früher nach Hause. Natürlich war kein warmes Essen für sie da und daher schrie sie ihn an. Doch woher sollte er wissen dass sie früher kam? Sinnlos, etwas zu sagen. War er doch immer schuld. Da er noch eine Stunde Zeit hatte, ging Taichi zurück in sein Zimmer. Im Wohnzimmer durfte er sich nicht aufhalten, außer zum sauber machen. In seinem Zimmer hatte er einen Wecker auf welchen er die Uhrzeit im Auge behielt. Keinesfalls durfte er zu spät mit dem Essen beginnen. Jeder Fehler musste vermieden werden. Denn sie wurden hart bestraft. Geschlagen wurde er so oder so fast täglich. Doch war es nicht so schmerzhaft, wen er sich nichts zu Schulden kommen ließ. Früher wurde er oft wegen dem Essen geschlagen. Er konnte einfach nicht kochen. Doch zwei Jahre waren eine lange Zeit und inzwischen konnte er es sehr gut. Er musste es lernen. Im Haushalt übernahm er die Rolle seiner Mutter. Taichi musste sie in allen Dingen ersetzen. Putzen, Kochen, Wäsche waschen Jeden Tag. Und trotzdem konnte er sie nicht ersetzen. Ein tiefes Loch war in den Herzen der Verlassenen und nichts konnte es Schließen. Taichi versuchte nie an sie zu denken. Die Gedanken an jenen verhängnisvollen Tag zu verdrängen, als sie starb. Seine Schuld war erdrückend und brachte ihn fast um. Inzwischen lebte er damit so gut es ging. Oft schweiften seine Gedanken an jenen Tag zurück. Immer noch schmerzten seine Erinnerungen. Meist benutzte er die kleine Taschenlampe in solchen Momenten. Mit ihrer Hilfe konnte er an seinem Schreibtisch schreiben. Es war das einzige was er hatte. Das einzige was ihn ablenkte. Von den schrecklichen Erinnerungen. Von den Schmerzen. Der Dunkelheit und seinem Leben. Der Block, Stift und die Taschenlampe waren das einzige was er besaß. Viele Seiten hatte er schon geschrieben. Meist waren es nur seine Gedanken und Gefühle. Doch ab und zu schrieb er auch Gedichte oder gar Songtexte. Früher war er gar nicht für so was zu begeistern. Doch heute war es alles was er hatte. Die beschriebenen Blätter verwahrte er sorgfältig versteckt. Oft kam es vor das sein Vater im seine Schreib Utensilien wegnahm. Wen er wieder etwas Falsches getan hatte. Dann gab es nur noch Taichi und die Dunkelheit. Stundenlang. Tagelang. Doch die kurzen Momente außerhalb des Zimmers hielten Taichi am Leben. So konnte er täglich durch die Fenster die Welt beobachten. Die Sonne sehen und die vielen Menschen, welche durch die Straßen liefen. Für sie ging ihr Leben weiter. Sein Leben war verwirkt. Verwirkt durch seine Schuld an ihren Tod. Er durfte sich nicht beschweren. Musste alles erdulden. Denn nur ihr Schmerz hatte seine Familie so verändert. Den Schmerz den er ihnen zugefügt hatte, in dem er ihren Tod verschuldet hatte. Kapitel 2: ----------- Zufrieden vor sich hin summend schloss Hikari Yagami die Haustür auf. An ihren Arm baumelten mehrere Einkaufstüten mit ihren neusten Errungenschaften. Ohne ein Wort des Grußes betrat sie die Wohnung und schlüpfte eilig aus ihren Schuhen. Fröhlich stampfte sie ins Wohnzimmer und sah dort ihren Vater sitzen, mit der Zeitung in der Hand. „Hey Dad“, begrüßte sie ihn überschwänglich. „Hallo meine kleine“, brummte dieser leise und schaute kurz über die Zeitung. „Ist das Essen schon fertig?“, fragte Kari. „Ja, ich hab nur noch auf dich gewartet mein Schatz“, murmelte Susumu Yagami abwesend. „Okay, ich bring nur noch mein Zeug aufs Zimmer und dann können wir essen“, sagte Hikari fröhlich im Gehen. Schnell brachte sie die Tüten in ihr Zimmer und ging danach in die Küche. Ihr Vater befüllte bereits den zweiten Teller mit dem dampfenden Essen. Wortlos setzten sie sich beide an den Tisch und begannen mit dem Abendessen. Taichi durfte nie mit ihnen essen. Susumu gab ihm immer einen kleinen Teller, den er mit auf sein Zimmer nehmen durfte. Später musste er sowieso alles wieder aufräumen. Doch meistens war Kari da in ihrem Zimmer oder am Fern schauen mit ihren Vater. Mit diesen hatte sie ein ausgesprochen gutes Verhältnis. Es war sogar noch enger geworden als ihre Mutter starb. Er war viel für sie da und umgekehrt. Außerdem hatte er ihr die Wahrheit gesagt. Keine Lügen über den Tot ihrer Mutter. Sie wusste was geschehen war und das Taichi dafür verantwortlich war. Es brach ihr erneut das Herz, als ihr Vater ihr dies sagte. Damals liebte sie ihren Bruder abgöttisch. Sie hatten ein inniges Verhältnis. Doch nach Yukos Tot… Anfangs hatten sie und ihr Bruder sich gegenseitig getröstet. Die ersten Tage danach. Sie erinnerte sich noch genau an die schmerzhaften Momente. Vier Tage nach ihren Tot. Ihr Vater war unterwegs. Und als er wieder kam, war er außer sich vor Wut. Kari erinnerte sich noch genau an die wutentbrannte Stimme, welchen ihren Bruder gegolten hatte. Dort sah sie ihren Vater das erste Mal die Hand gegen ihren Bruder erheben. Es war kein leichter Schlag mit der flachen Hand gewesen. Er wollte ihm wehtun, das sah sie sofort. Zuerst ging sie dazwischen. Da hörte ihr Vater für den Moment auf. Taichi wurde eingesperrt und sie erfuhr die bittere Wahrheit. Taichi allein war der Schuldige. Er hatte sie getötet! Es war ein Schock für sie! Konnte es nicht glauben. Und doch war es die Wahrheit, die sie akzeptieren musste. Ihr Vater war für sie zu der Zeit immer da. Lange Gespräche gab es oft, nicht selten Taichis Schuld betreffend. Aber er half ihr durch diese schwere Zeit. Taichi wurde von da an eingesperrt. Anfangs hörte sie ihn oft um Hilfe schreien oder weinen. Doch mit der Zeit wurde es weniger. Sie wusste dass ihr Vater ihn schlug. Und sie fand sich damit ab. Ignorierte ihren Bruder und fing an den Groll und Hass ihres Vaters nachzuempfinden. Und heute ist keine Liebe für ihren Bruder mehr in ihren Herzen. Er war ihr gleichgültig. Anfangs wurde Taichi gesucht. Susumu hatte ihn als entlaufen gemeldet. Doch irgendwann hörte der Trubel auf. Ihre Freunde sprachen immer weniger von dem Braunhaarigen. Und so konnte sie ihr Leben weiter leben. Zwar litt sie lange durch den Verlust ihrer Mutter. Aber ihre Freunde und ihr Vater waren immer für sie da. Taichi durfte nach zwei Monaten wieder aus seinem Zimmer raus, was er vorher nur zum Duschen und zur Toilette unter Aufsicht gedurft hatte. Er musste ab sofort die Hausarbeit übernehmen und kochen. Anfangs war es komisch für sie, vor allem da Taichi oft versucht hat ihre Hilfe zu erhalten. Doch irgendwann fügte er sich in seine neue Rolle. Und nach zwei Jahren, war es für Kari selbstverständlich. Sie fühlte sich nicht schlecht dabei, das Essen ihres Bruders zu verspeisen. Während dieser in seinem dunklem Zimmer saß und sich mit einer kleinen Portion begnügen musste. Fröhlich erzählte sie Susumu von ihren Tag. Gemeinsam lachten sie über ihre Witze. Als sie mit dem Essen fertig war, erzählte sie ihren Vater auch dass sie heute Auswärts essen musste, da ihr Bruder nichts für sie vorbereitet hatte. Dass er es nicht wissen konnte, dass sie früher heim kam, war egal. Auch das er dafür hart bestraft werden würde. Für sie war es okay so. Hikari merkte sofort wie Stimmung ihres Vaters umschlug. Verärgert schaute er zu der Tür des Braunhaarigen und erhob sich langsam. Die Braunhaarige wusste was jetzt kommen würde und lächelte leicht. Sie mochte das teilnahmslose Verhalten ihres Bruders nicht. Vielleicht würde sich dies jetzt ändern… Ihr Vater musste nichts sagen. Ohne weitere Worte ging sie auf ihr Zimmer und schaltete die Musik an. ~~~~~ Fest hielt Taichi die Augen geschlossen. Auch als er die Schritte hörte, welche immer näher an seine Tür kamen. Er wusste was ihn erwartete. Kari hatte noch nie ihr Wort gebrochen. Die Tür wurde aufgerissen und wieder zugeknallt. Deutlich sah Taichi die große Taschenlampe seines Vaters auch durch die geschlossenen Augen. Angespannt blieb er einfach so sitzen. Es war unvermeidlich. Egal was er tat. Er konnte genau hören, dass die Lampe auf seinem Schreibtisch abgelegt wurde. Dann die Schritte und binnen Sekunden spürte er eine Hand um sein Handgelenk, an welchem er sofort vom Bett gerissen wurde. Erst jetzt öffnete Taichi die Augen und schaute in das wutentbrannte Gesicht seines Vaters. Er versuchte seine Emotionen zu unterdrücken und bereitete sich auf das kommende vor. Susumu indes starrte ihn weiter abfällig an und öffnete langsam seinen Gürtel. Kurz weiteten sich Taichis Augen. Den Gürtel musste er schon eine Weile nicht mehr spüren. Meist schlug ihn sein Vater mit den Händen oder Füßen. In selten fällen nahm er auch noch andere Gegenstände. Doch meist seinen Gürtel. Da Susumu wusste das er ihm mit diesem gut Schmerzen bereiten konnte. Wehren tat Taichi sich schon lange nicht mehr, da es nur noch mehr Schmerzen bedeutete. Er versuchte meist keinen Ton sich zu geben und sprach auch nur wen es sein musste. Er fühlte sich wie eine Marionette. Und versuchte eine zu sein um die Schmerzen zu ertragen. Gefühllos wie eine Marionette. Langsam rappelte Taichi sich auf und zog sein Shirt aus. Er wusste sein Vater würde es sowieso von ihm verlangen. Also tat er es gleich. Nachdem er dies getan hatte, legte Taichi sich auf den Bauch, die Hände unter den Kopf bettend. Angespannt wartete er ab. Susumu ließ sich jedoch richtig Zeit dabei den Gürtel aus der Hose zu ziehen. Sekunden vergingen in denen nichts geschah. Dann plötzlich traf der Gürtel mit einer Wucht den Rücken des Braunhaarigen. Erschrocken zuckte dieser zusammen und ein schmerzlaut entkam ihn. Sofort brannte die Stelle wie Feuer und schickte Wellen des Schmerzes durch seinen Körper. Fest biss Taichi in seine Hand und versuchte sich auf den nächsten Schlag vorzubereiten. Dieser kam schnell und hart. Tränen traten den Braunhaarigen in die Augen. Dies war die schlimmste Art von Strafe für ihn. Es schmerzte fürchterlich und die Folgen würde er noch tagelang spüren. Immer wieder schnellte der Gürtel auf seinen Körper herab. Vier Schläge später, hörte es dann auf. Benommen drehte Taichi seinen Kopf und schaute seinen Vater an. Sein ganzer Rücken brannte von der Wucht der Schläge. „Um neun Uhr“, knurrte Susumu abfällig. Langsam richtete Taichi sich auf und setzte sich unter Schmerzen auf. Mit zitternden Fingern tastete er nach seinem Shirt und zog es sich langsam über den Kopf. Sein Vater war indes damit beschäftigt den Gürtel wieder ordentlich einzufädeln. Also er damit fertig war, blickte er emotionslos auf seinen Sohn herab. Dieser erinnerte sich just an die Worte seines Vaters. „Ja“, hauchte er leise. Erst dann war Susumu zufrieden und verließ ohne ein weiteres Wort zu verlieren, das Zimmer. Taichi blieb zurück in der Dunkelheit. Stumme Tränen rannen dem Braunhaarigen übers Gesicht. Selten waren diese Momente in dem ihn der Schmerz übermannte. Er hasste es zu weinen. Und doch bedeutete es dass er noch am Leben war. Noch Gefühle hatte… Nur langsam ließ das Brennen auf seinem Rücken nach. Erschöpft und müde saß Taichi in der Dunkelheit, wo man ihn zurückgelassen hat. Es dauerte eine Weile, doch irgendwann zwang er sich nun doch zum Aufstehen. Benommen wankte er zurück zu seinem Bett. Mit wenigen Handgriffen stellte seinen Wecker auf halb neun und legte sich dann vorsichtig auf die Seite. In der Hoffnung bis dahin schlafen zu können. Dem Schmerz zu entfliehen. Wenigstens für eine Weile… Kapitel 3: ----------- Ein penetrantes Piepsen störte den Schlaf des Braunhaarigen. Leise murrte er und bewegte sich ein wenig. Sofort spürte er den Schmerz in seinem Rücken wiederkehren. Leicht seufzte der Braunhaarige und setzte sich vorsichtig auf. Träge nahm er den Wecker in die Hand und schaltete ihn aus. Immer noch müde, stand er dennoch auf und schlich leise zur Zimmertür. Leicht blinzelte er als das Licht seine Augen blendete. Braune Augen starrten ihn an. Hikari saß auf dem Sofa und schaute offensichtlich fern. Kurz trafen sich ihre Blicke, doch wandte sie sich schnell wieder dem Fernseher zu. Taichi beachtete seine Schwester auch nicht weiter und ging stattdessen ins Bad. Dass sein Vater ihn abends sehen wollte, kam sehr selten vor. Doch Taichi wusste genau was ihn erwarten würde. Vorsichtig schälte er sich aus seinen Klamotten und stieg zum zweiten Mal heute unter die Dusche. Leicht zuckte er zusammen als das Wasser seinen Rücken erreichte. Es brannte ein wenig, daher beeilte er sich und stieg schon nach wenigen Minuten wieder aus der Kabine. Er ließ sich Zeit beim Anziehen und putzte anschließend ausgiebig die Zähne. Nachdem das getan war, ging er zurück ins Wohnzimmer. Die Uhr dort verriet ihm, dass er nur noch fünf Minuten Zeit hätte. Daher schlug er ohne Umwege den Weg zu seinem Vater ein. Vorsichtig klopfte er an dessen Tür. „Komm rein“, ertönte sofort dessen Stimme. Kurz atmete Taichi nochmals durch und öffnete dann die Tür. Zögernd trat er ins Zimmer und verschloss die Tür hinter sich, drehte den Schlüssel im Schloss um. Diesen zog er dann ab und nahm ihn mit. Kurz schaute er auf den Rücken seines Vaters, welcher vor ihm am Schreibtisch saß. Dann ging er zu dem Fenster und zog die Vorhänge zu. Schwer schluckte Taichi, er hasste es hier zu sein. Dass erst mal als er dieses Arbeitszimmer nach dem Tod seiner Mutter betreten hatte, vergaß er nie. Langsam ließ er seinen Blick über die Regale schweifen. Es war ein geräumiges kleines Zimmer, das reich seines Vaters. Seine Mutter hatte es mit viel Liebe eingerichtet und sogar ein Sofa befand sich hier. Damit er sich zurückziehen konnte zum Lesen. Etwas was er schon immer gerne getan hatte. Plötzlich hörte Taichi seinen Vater hinter sich aufstehen. Ein verräterisches Klicken verriet ihm das die Zeit gekommen war. Zögernd drehte Taichi um, er schaltete das Radio an und drehte die Lautstärke etwas höher. Dann wandte er sich vollständig um und stellte sich zögernd neben seinen Vater, welcher wieder am Schreibtisch saß. Dort legte er ihm den Türschlüssel hin und wartete auf ein Zeichen von ihm. „Fang an“, sagte Susumu ausdruckslos. Leicht nickte Taichi und ging in die Knie. Vorsichtig krabbelte auf alle viere unter den Schreibtisch und setzte sich zwischen die Beine seines Vaters. Da dieser vorhin seine Hose bereits ausgezogen hatte, konnte Taichi ohne Umschweife tun was von ihm verlangt wurde. Sacht nahm er das bereits leicht aufgerichtete Glied seines Vaters in die Hand und begann es zu massieren. Ein leichtes Stöhnen kam von diesen. Doch Taichi wusste das es nicht genug war. Zögerlich setzte er seine Lippen auf die Spitze dessen Erregung. Schweißgeruch stieg ihm in die Nase und es ekelte ihn. Trotzdem machte er weiter, nahm das Glied immer weiter in seinen Mund auf. Geräusche drangen an sein Ohr. Stöhnen. Offensichtlich machte er seine Sache gut. Das Glied wurde in seinem Mund immer härter. Daher nahm Taichi nun auch noch eine Hand dazu. Sanft massierte er die Hoden und ließ seinen Mund immer schneller über die Härte seines Vaters gleiten. Dieser legte eine Hand in Taichis Nacken und drückte ihn immer wieder auf seine Erregung. Tränen traten dem Braunhaarigen in die Augen und er musste leicht würgen. Doch sein Vater kannte kein Erbarmen, immer wieder wurde er runter gedrückt. Dann endlich kam er in langen Schüben in Taichis Mund. Dieser zuckte sofort zurück und schluckte alles runter. Ekel breitete sich in ihm aus. Er hasste es. Doch auch hier musste er alle paar Monate seine Mutter ersetzen. Sein Vater mochte es nicht, aber wen der Druck zu groß wurde… Taichi wusste schon früh das mit ihm etwas nicht stimmte. Er merkte schnell dass er sich mehr zu Jungen hingezogen fühlte. Seine Mutter war ein verständnisvoller Mensch, daher hatte er keine Scheu gehabt es ihr zu erzählen. Bei seinem Vater hatte er etwas Sorge. Doch seine Mutter lachte und meinte sie würde das schon Regeln. Und das tat sie. Er hatte kein Problem mit der Sexualität seines Sohnes. Doch nach ihrem Tot kam alles anders. Wäre er nicht schwul gewesen, wäre es wohl nicht passiert. Doch sein Vater erinnerte sich daran. Er mochte keine Schwule und war es selbst nicht. Aber als der Druck zu groß wurde, wählte er seinen Sohn zum Druckabbau anstatt woanders, bei anderen Frau dies zu tun. Um es trotzdem genießen zu können, ließ er Taichi meist anfangs unter den Tisch gehen und sah sich kleine Schmuddelvideos an. Der Braunhaarige saß immer noch Bewegungslos zwischen den Beinen seines Vaters und wartete bis dieser sich etwas beruhigte. Es dauerte einige Momente und dann spürte Taichi wie dessen Erregung in seiner Hand wieder hart wurde. Sachte begann er damit seine Hand zu bewegen bis er wieder völlig hart war. Dann regte sich Susumo erstmals und reichte ihm eine Tube unter dem Tisch. Wortlos nahm Taichi diese entgegen und drückte ein wenig des zähen Inhalts auf seine Finger. Vorsichtig verteilte er diese nun auf der Erregung seines Vaters. Als er fertig rückte Susumu mit dem Stuhl ab und stand auf. Stumm kam Taichi unter dem Tisch hervor und folgte seinem Vater neben das Sofa. Mit einem Handgriff ließ er seine Hose zu Boden gleiten und lehnte sich nach vorne, bis er mit dem Armen auf der Lehne des Sofas aufkam. Nervös biss Taichi sich auf die Lippe und schloss die Augen. Er war jedes Mal so froh wen er diesen Teil hinter sich hatte und dieses Zimmer für ein paar Monate verlassen konnte. Langsam versuchte er sich zu entspannen um stärkere Schmerzen zu vermeiden. Leicht zuckte er zusammen als eine Hand seine Hüfte umfasste. Dann spürte er etwas Kaltes an seinem Eingang. Leicht drückte es gegen ihn und versank wenige Millimeter. Zitternd atmete Taichi aus und versuchte ruhig zu bleiben. Dann spürte er auch die zweite Hand seines Erzeugers seine Hüfte umfassen. Kurz verharrten sie so und Taichis Vater atmete schwer. Dann wurde der Griff die Hüfte des Braunhaarigen eisern und mit einem Mal versenkte sich sein Vater in ihm. Fast hätte Taichi aufgeschrien, biss sich aber dann in letzter Sekunde auf die Lippen. Ein Schmerzvolles Stöhnen verließ so nur seine Lippen. Sein Vater hingegen stöhnte genussvoll auf. Keine Ruhe gönnte er seinem Sohn. Keine Sekunde um sich an ihn zu gewöhnen. Schnell und hart stieß er immer wieder in den Körper vor sich. Taichi rannen die Tränen übers Gesicht. Die Schmerzen waren dieses mal wieder schlimmer. Er hoffte sein Vater würde bald aufhören. Plötzlich stoppte dieser tatsächlich und zog sich ganz aus ihm zurück. Verwundert schaute Taichi über die Schulter und sah in das Lustvolle Gesicht seines Vaters. Langsam ging der Ältere um ihn herum und setzte sich auf das Sofa. Taichi wusste was dies bedeutete, zögernd kletterte er über seinen Erzeuger und brachte sich vorsichtig in Position. Kaum hatte er dies getan, lagen wieder Hände an seiner Hüfte. Bestimmend wurde nach unten gedrückt. Taichi gab nach und tat was verlangt wurde. Immer wieder hob er sein Becken an und ließ gleich darauf hart sinken. Immer noch hatte er Schmerzen und doch... Sein Körper reagierte. Und ohne dass er es wollte, rührte sich auch bei ihm was. Verzweifelt versuchte Taichi seinen Körper daran zu hindern. Unmöglich. Wieder liefen Tränen über seine Wangen. Er fühlte sich gedemütigt und von seinem Körper verraten. Angespannt versuchte er die Augen geschlossen zu halten und hoffte sein Vater würde es nicht bemerken. Doch der bemerkte es. Erschrocken zuckte Taichi zusammen als eine Hand seine Erregung packte und beinahe schmerzhaft zudrückte. Trotzdem traute er sich nicht aufhören. Wieder gegen seinen eigenen Vorsatz öffnete er die Augen und schaute in das lustverhangene, dennoch wütende Gesicht seines Vaters. „Wie kannst du es nur schön finden was ich mit dir mache? DU bist wahrlich ekelhaft“, spottete Susumu voller Abscheu. Mit einem Ruck schubste er Taichi von sich, so dass dieser auf dem Boden landete. Doch blieb diesem keine Zeit zum Reagieren, den sofort kniete sich sein Vater vor ihm, packte und drehte ihn auf alle viere. Eine Hand hielt seine Hüfte fest und sofort spürte er wieder das harte Glied seines Erzeugers in sich. Schmerzvoll stöhnte Taichi und verkrampfte sich als sich wieder eine Hand um sein Glied schloss. Fest, beinahe schmerzhaft pumpte sein Vater es im Gleichtakt. Verzweifelt stöhnte Taichi auf, als nun immer mehr auch Lust neben dem Schmerz verspürte. Er versuchte mit allen Mitteln es zu verhindern. Doch sein Vater zwang ihn zum Höhepunkt. Schluchzend kam Taichi in die Hand seines Vaters, seine Arme knickten weg und er landete mit dem Gesicht auf den Boden. Die Hand an seinem Glied wurde entfernt und stattdessen seine Hüfte damit gepackt. Hart drang sein Vater noch drei Mal in ihn ein, ehe er kam. Einen langen Moment verharrte Susumu so und beruhigte seine Atmung. Dann endlich ließ er von Taichi und schubste ihn von sich. Erschöpft ließ Taichi sich einfach fallen und rollte sich weinend auf die Seite. „Du bist einfach ekelhaft. Das du sowas nur schön findest. Verschwinde, ich will dich nicht mehr sehen“, knurrte Susumu abfällig und spuckte auf den am Boden liegenden. Zitternd rappelte Taichi sich auf und langte nach seiner Hose. Umständlich stellte er sich auf wackelige Beine und zog seine Hose wieder hin. Benommen wankte er zu dem Schreibtisch und nahm den Schlüssel von dort. Immer wieder verließen Schluchzer seine Kehle, die Tränen wollten nicht aufhören. Sein Hintern brannte bei jedem Schritt und auch sein Rücken tat wieder weh. Trotzdem zwang er sich zur Tür zu gehen und diese aufzuschließen. Eilig trat er durch diese und warf sie sogleich wieder zu. Erleichterung machte sich in breit, er war froh dort rausgekommen zu sein. Kurz lehnte er an die Tür und versuchte seine Atmung zu beruhigen. Erst dann drehte er sich weg und wollte gerade in sein Zimmer gehen, als er ein leises Lachen hörte. Erschrocken schaute er zur Couch und sah dort seine Schwester sitzen. Amüsiert und voller Schadenfreude schauten ihn braune Augen an. Sofort schaute Taichi weg, er wollte nicht das sie ihn so. Eilig wankte er zu seiner Zimmertüre, so schnell es seine Beine vermochten. Gerade als seine Hand auf der Türklinke lag, hörte er erneut ein Lachen. Mit einem Mal spürte er seit langem wieder Wut in sich aufkeimen. Ernst drehte er sich um und schaute in das grinsende Gesicht seiner Schwester. „Fahrt doch beide zur Hölle“, fauchte Taichi und betrat sein Zimmer. Bestimmend warf er die Tür ins Schloss. Müde wankte er zum Bett und legte sich vorsichtig darauf. Immer noch spürte er die Wut in sich brennen. Er wusste nicht wieso, doch in diesem Moment kehrte sein Wille zu ihm zurück. Er wollte nicht länger sein Schicksal hinnehmen. Die Zeit seines Leidens sollte vorbei sein! Sie hatten ihn nun zwei Jahre bestraft und gequält! Und zum ersten Mal seither kam ihm der Gedanke in den Sinn, dass seine Mutter nicht wollen würde dass man ihn so behandelte. Ihn so quälte. Morgen. Morgen würde zum ersten Mal seit einer halb Jahren versuchen dieser Hölle zu entkommen. Egal was ihn da draußen erwarten würde! Niemals wieder sollte sein Vater Hand an ihn legen. Weder mit Schlägen. Noch sonst wie! Heute war die Grenze endgültig überschritten. Er hatte ihm alles genommen. Sein Leben. Seinen Willen. Sein erstes Mal… Kapitel 4: ----------- Leise murrte der Braunhaarige als er ein penetrantes Piepen vernahm. Müde öffnete er ein Auge und streckte sich leicht. Sofort zuckte er zusammen als einen stechenden Schmerz in seinem Unterleib spürte. Die Erinnerung an den letzten Abend drängten sich sofort in sein Gedächtnis. Tränen traten in seine Augen. Ekel bereitete sich in ihm aus und mit einem Mal war ihm übel. Hektisch rappelte Taichi sich auf und lief so schnell es sein schmerzender Körper zuließ, ins Badezimmer. Gerade noch rechtzeitig, kaum war er bei der Kloschüssel angekommen, musste er sich auch schon übergeben. Immer und immer wieder. Bis sein Magen restlos leer war. Müde ließ sich der Braunhaarige zurück sinken und legte sich auf den kühlen Boden. Eine Hand legte er auf seinem schmerzenden Bauch, während er mit der anderen die Tränen von seinen Wangen wischte. Ein paar Minuten blieb er so liegen und versuchte sich zu sammeln. In seinem Kopf schwirrten immer noch die Bilder des gestrigen Abends herum. Ihm war schwindelig. Sein Körper schmerzte und war erschöpft vom ständigen übergeben. Trotzdem zwang sich Taichi zur Ruhe und bemühte sich seine Gedanken auf etwas anderes zu lenken. Eine schier unmögliche Aufgabe, dennoch versiegten langsam seine Tränen. Trotz des Schwindels setzte er sich vorsichtig auf. Behutsam stützte er seine Hände auf die Toilettenschüssel ab und drückte sich nach oben. Schwerfällig kam er wieder auf die Beine und schaffte es stehen zu bleiben. Vorsichtig ging er zu dem Waschbecken und hielt sich dort fest. Mit zitternder Hand drehte er das Wasser auf und spritzte sich ein wenig davon ins Gesicht. Es half zumindest ein bisschen und nachdem er sicherer fühlte, schnappte er seine Zahnbürste und begann mit dem putzen. Er wollte den schrecklichen Geschmack loswerden. Als dies getan war, ging er langsam mit einer Hand an der Wand abstützend in die Küche. Ohne weiter darüber nachzudenken öffnete er den Kühlschrank. Etwas das er nur durfte um Essen für seine Familie zuzubereiten. Er selbst durfte nur essen was sein Vater ihm gab. Doch heute war ihm das egal. Sein Entschluss stand fest. Er hatte gestern Nacht noch lange überlegt, wie er hier entkommen könnte. Da seine Familie dachte, er hätte aufgegeben, waren sie auch unaufmerksamer. Es sollte einfacher sein, wie vor zwei Jahren. Doch zuerst einmal schnappte er sich ein paar Lebensmittel aus dem Kühlschrank. Eilig stellte er auf dem Esstisch ab und setzte sich vorsichtig auf einem der Stühle. Hungrig begann er zu Essen. Dinge die er schon so lange nicht mehr schmecken durfte. Und doch hatte er keine Zeit es zu genießen, eilig stopfte er alles in sich rein bis er satt war. Danach ging es ihm besser, die Übelkeit war fast ganz verschwunden und ihm war nicht mehr so schwindelig. Ohne das Chaos auf dem Esstisch zu beachten, erhob sich Taichi und ging durch das angrenzende Wohnzimmer in sein eigens. Dort durchstöberte er seinen Kleiderschrank nach passenden Klamotten. Es dauerte eine Weile aber schließlich fand er halbwegs bequeme Sachen. Danach führte ihn sein Weg zurück ins Bad. Er wollte sich endlich duschen, die Spuren des gestrigen Abends von sich waschen. Der Dreck sollte runter… An diesem Tag ließ er sich das erste Mal seit langem wieder richtig Zeit. Keine seiner Verpflichtungen interessierte ihn mehr… Etwas Später: Nervös saß Taichi auf der Wohnzimmercouch und betrachtete die Uhr an der Wand vor ihm. In einer halben Stunde würde seine Schwester hier sein. Donnerstags kam sie eigentlich immer gleich nach der Schule nach Hause. Ihre Freundin hatte da gleich im Anschluss einen Kurs und meist ging Kari erst danach mit ihr weg. Ein Umstand, der Taichi heute zugutekam. Sein Vater würde erst sehr viel später nach Hause kommen und da wollte er bereits verschwunden sein. Allmählich beschlich ihn jedoch die Angst. Angst davor, dass es misslingen würde. Vor der darauffolgenden Strafe… Und doch wollte er keinen Rückzieher mehr machen. Früher hatte er es oft versucht. Doch die schmerzhaften Strafen und Schläge zeigten Wirkung. Mit der Zeit änderte sich seine Denkweise und dachte nicht mehr daran zu verschwinden. Sondern nur noch daran wie er es schaffen konnte, seinen Vater nicht zu verärgern. Keine Schläge zu provozieren. Die Schuld fraß sich in sein Herz. Und er fügte sich in sein neues Leben ein. Sühnte für seine Schuld. Irgendwann versuchte Taichi seine Gefühle unter Verschluss zu halten. Die verletzenden Worte seines Vater an sich ab prahlen zu lassen. Sich selbst zu schützen vor dem Schmerz, den er doch verdient hatte. Bei seiner Schwester war es noch schwieriger, es tat weh wen sie gegen ihn sprach. Sie hatte sich verändert. War nicht mehr der Sonnenschein, den er kannte und liebte. Zwar hatte sie niemals die Hand gegen ihn erhoben. Doch ihre Worte und Blicke reichten ihm. Und irgendwann fand er sich auch mit ihrem Hass ihm gegenüber ab. Seine Schwester gab es nicht mehr. Genauso wie seine Mutter. Unruhig schüttelte Taichi den Kopf und versuchte diese Gedanken aus seinem Kopf zu vertreiben. Er musste sich auf sein Ziel konzentrieren. Wahrscheinlich war dies sein einziger Versuch. Sollte es schief gehen, würde es sicher für lange Zeit nahezu unmöglich werden. Er erinnerte sich noch zu gut an seinem letzten Versuch. Dieser war drei Monate nach dem Tot seiner Mutter. Susumu war in seinem Arbeitszimmer und Kari in ihrem eigenen Reich. Tai musste das Geschirr vom Abendessen aufräumen und durfte daher aus seinem Zimmer raus. Nachdem er fertig war, wollte er eigentlich nur auf die Toilette. Es war purer Zufall dass er den Haustürschlüssel dort liegen sah. Die Tür war immer abgesperrt. Als Taichi den Schlüssel dort liegen sah, fackelte er nicht lange. So leise wie möglich hob er den Schlüsselbund vom Schlüsselbrett und suchte den richtigen. Freudig schlug sein Herz schneller als er den Haustürschlüssel erkannte. Mit zitternden Fingern schob er den Schlüssel ins Schloss und drehte ihn vorsichtig herum. „Was machst du da?“, ertönte die misstrauische Stimme Hikari`s hinter ihm. Erschrocken zuckte Taichi zusammen und drehte sich ruckartig zu seiner Schwester um. Flehend blickte er ihr in die Augen, bat sie stumm zu schweigen. Sekunden vergingen in denen sie sich einfach anschauten. Er konnte sehen, wie sie mit sich rang. Doch dann… „DAD“, rief Hikari laut. Fassungslos . Trauer und Enttäuschung. Das alles fühlte Taichi bei ihrem Verrat. Keine Zeit blieb ihm zum Reagieren. Eine Tür wurde aufgerissen und Susumu schaute fragend in den Raum. Sofort erkannte er die Lage und eilte an Hikari vorbei zu Taichi. Grob wurde dieser am Arm gepackt und von der Haustür weggerissen und an seiner Schwester vorbeigezerrt in sein eigenes Zimmer. Mit einem Tritt wurde er dort hinein befördert und die Tür danach sofort zugeschlagen und verschlossen. Es dauerte eine Weile, aber sein Vater kam wieder. Das war das erste Mal das Taichi den Gürtel spüren durfte. Sein ganzer Rücken war danach wund und aufgerissen. Seine Lippe blutig geschlagen und ein Auge zugeschwollen. Viele neue blaue Flecke zierten seinen Körper. Es dauerte lange bis die Schmerzen vergingen. Tagelang konnte er sich kaum rühren. Die meiste Zeit lag er nur auf seinem Bett und schlief. Essen gab es zwei Tage lang keines. Nur etwas Wasser. Damals dachte Taichi er würde hier sterben. Doch die Verletzungen heilten. Er bekam wieder was zu essen und durfte seine Pflichten im Haushalt wieder aufnehmen. Ab da fügte er sich restlos in seine neue Rolle. Nie wieder wollte er solche Tage erleben. Er konnte es sich selbst nicht erklären. Sein Leben hatte sich in eine schreckliche Qual verwandelt. Und doch… Er wollte am Leben bleiben. Ein kleiner Funken Hoffnung blieb ihm immer erhalten. Die Hoffnung auf ein besseres Leben… Kapitel 5: ----------- Piep. Piep. Piep Erschrocken zuckte Taichi zusammen als der kleine Wecker in seinen Händen anfing zu klingeln. Schnell drückte er ihn aus und erhob sich langsam vom Sofa. Als erstes warf er den Wecker in den Rucksack welchen er bereits gepackt hatte. Ein bisschen Essen und etwas Kleidung befanden sich darin, mehr wollte er nicht mitnehmen. Schließlich musste er alles mit sich tragen. Den Rucksack stellte er ein wenig versteckt hinter das Sofa. Dann begann er damit ein Essen vorzubereiten, den es sollte nichts verdächtigt wirken. In wenigen Minuten würde Hikari nach Hause kommen und alles sollte für sie normal wirken. Wie ferngesteuert bereite er das Essen zu, seine Gedanken drehten sich nur noch um seine bevorstehende Flucht. Er hoffte so sehr, es dieses Mal zu schaffen. Nach wenigen Minuten hörte er ein leises Rascheln, welches seine Schwester ankündigte. Die Haustür öffnete sich und wurde wieder zugeworfen und abgesperrt. Schuhe ausgezogen, Jacke abgestreift und aufgehängt und schon näherten sich ihm Schritte. Trotzdem wandte Taichi seine Augen nicht von dem Essen weg. Er konnte sie nicht mehr ansehen, seit gestern. Ihr Anblick hätte ihn bloß wieder wütend gemacht und das konnte er nicht gebrauchen. Also wartete er darauf dass sie etwas sagen würde. „Ist das Essen bald fertig?“, ertönte Hikari´s gelangweilte Stimme hinter ihm. „In 20 Minuten“, antwortete Taichi. Er versuchte seine Stimme so normal wie immer klingen zu lassen. „Gut, ich geh bis dahin in mein Zimmer“, antwortete Kari zufrieden. Kurz warf der Braunhaarige einen Blick über die Schulter und sah seine Schwester mit ihrem Rucksack in ihr Zimmer gehen. Gleich darauf hörte er die Tür zu knallen und die Musikanlage laut anspringen. Darauf hatte er gehofft. Das machte ihm die Sache etwas einfacher. Trotzdem hörte er noch nicht mit seiner Arbeit auf. Noch war der Zeitpunkt nicht gekommen. Es dauerte noch ein paar Minuten und das Essen war zubereitet. Eilig füllte er einen Teller und stellte ihn auf dem Tisch ab. Erst jetzt wagte er sich zu seiner Schwester zu gehen. Langsam und auf Zehenspitzen schlich er vor ihre Tür. Eigentlich völlig unnötig, da die Musik nicht gerade leise aus dem Zimmer dröhnte. Als er schließlich vor der Tür stand, spürte er die Angst durch seinen Körper strömen. Dennoch wollte er jetzt nicht kneifen. Es musste sein. Mit zitternden Fingern umfasste er die Türklinke. So leise und vorsichtig wie nur möglich drückte er sie nach unten und öffnete die Tür einen Spalt weit. Vorsichtig schaute er ihn den Raum. Ein schönes großes Bett stand zu seiner Linken, ein kleines Nachtischkästchen daneben. Ein großer Kleiderschrank befand sich am Fuße des Bettes und eine Tür stand offen. Dieser Schrank beherbergte mindestens dreimal so viel Kleidung wie sein eigener. Links stand eine Kommode mit einem Fernseher oben drauf. Die Wände waren in einem dezenten Gelb gehalten und überall klebten Poster von irgendwelchen Boy Bands. Direkt ihm gegenüber saß seine Schwester mit dem Rücken zu ihm, am Schreibtisch und beschäftigte sich mit ihrem eigenen Computer. Bis jetzt hatte sie ihn noch nicht bemerkt und Taichi hoffte das würde auch so bleiben. Für den Fall das sie ihn doch sah, hatte Taichi eine perfekte Ausrede mit dem fertigen Essen und konnte es später erneut versuchen. Doch hoffte er bereits jetzt Erfolg zu haben. Kurz schaute er sich nochmals um und sah dann ihren Rucksack auf dem Bett liegen. Der Hausschlüssel musste sich dort befinden. Er wusste dass sie ihn immer bei sich hatte. Doch der Schlüsselbund ziemlich groß war, durch den ganzen Mist den sie dort angebracht hatte. Hatte sie ihn meist im Rucksack oder in der Handtasche bei sich. Niemals aber direkt am Körper. Das hatte er schon einige Male beobachten können. Vorsichtig schob Taichi die Tür noch ein Stückchen weiter auf, gleichzeitig zog er den Zimmerschlüssel an der Innenseite ab und hielt ihn fest in der Hand. Zögernd schlich er in den Raum. Seine Augen ruhten auf Hikari, welche ihre Aufmerksamkeit immer noch dem Computer widmete. Langsam bewegte Taichi sich auf das Bett zu und wagte es erst jetzt seinen Blick von ihr zu nehmen. Der Rucksack lag geöffnet vor ihm, er musste nur mit den Fingern ihn ein bisschen auseinander ziehen und schon konnte er den Inhalt sehen. Er fiel ihm sofort ins Auge. Er musste nur noch zugreifen. Ohne weiter darüber nachzudenken griff er mit der rechten Hand in den Rucksack und umfasste den Schlüssel und zog ihn heraus. Doch dabei blieb er mit einem der Deko Figuren am Rucksack hängen und er rutschte ihm aus der Hand und fiel laut zu Boden. Zu Laut. Es war deutlich trotz der Musik zu hören gewesen. Erschrocken schaute Taichi zu Hikari und sah in ebenso erschrockene braune Augen. Sie saß immer noch auf ihren Stuhl und sah ihn mit großen Augen an, dann wanderte ihr Blick auf dem Schlüssel vor ihm. Schnell sprang sie auf die Füße und wollte zu ihm gelangen, doch Taichi reagierte schneller, hob den Schlüssel auf und rannte schnell zur Zimmertür, riss diese hinter sich zu. Mit aller Kraft hielt er die Tür zu und Sekunden später spürte er wie Kari versuchte diese zu öffnen. Doch im Moment war er stärker. Schnell steckte er den Zimmerschlüssel, welchen immer noch in der Hand hatte in das Schloss und drehte ihn herum. Zögernd nahm er die andere Hand vom Griff und schaute einen Moment auf die verschlossene Tür. Lautes Klopfen und sein Name drangen an sein Gehör und doch konnte er es kaum fassen. Er hatte es geschafft hatte. Sekunden vergingen in denen er einfach nur auf die Tür starrte. Dann kehrte das Leben in ihn zurück und er wurde sich wieder bewusst, dass er sich doch beeilen sollte. Hikari hatte immer noch ihr Handy und bevor Susumu hier ankam, wollte Taichi verschwunden sein. Eilig hob er den Haustür Schlüssel auf, den er eben fallen gelassen hatte in der Hektik und holte seinen Rucksack aus seinem Versteck. Danach schlüpfte er in ein paar Schuhe seines Vaters. Sie waren ihm zwar zu groß, aber da er selbst keine besaß musste es so gehen. Mit zittrigen Fingern schob er den Schlüssel in die Haustüre und sperrte sie auf. Zu seiner Erleichterung öffnete diese sich sofort. Freude breitete sich in ihm aus. Tränen vor Glück traten ihm in die Augen. Taichi ließ den Schlüssel achtlos zu Boden fallen und lief durch Haustüre hindurch. Ohne einen Blick zurück zu werfen rannte er aus dem Gebäude und weg von dieser Hölle die sein Leben bisher war…. Kapitel 6: ----------- Schwer atmend hielt Taichi an. Er hatte im Moment keine Ahnung wo er sich befand. Er war nur noch gerannt, seitdem er die Wohnung verlassen hatte. Doch jetzt musste er inne halten. Sein Körper war es nicht mehr gewöhnt zu rennen und seine Verletzungen schmerzten immer wieder. Nur langsam beruhigte sich seine Atmung und er nutzte die Zeit um sich umzusehen. Es dämmerte inzwischen schon, war er doch lange gelaufen. Die Straße in der er war, war nicht so belebt wie die meisten. Die Menschen betrachteten ihn alle mit einem seltsamen Blick. Kein Wunder bei seiner Aufmachung. Doch Taichi interessierte sich nicht dafür. Zuerst einmal musste er sehen wo er war und allmählich sollte er sich auch Gedanken machen wo er hinsollte. Bis jetzt hatte er nur an seine Flucht gedacht, nicht an das danach. Natürlich hatte er etwas zu essen dabei und sogar Geld. Er hatte schon vor langer Zeit das Geldversteck seines Vaters gefunden und heute war ihm das zu Gute gekommen. Trotzdem musste er es sich einteilen. Langsam schritt Taichi weiter die Straße entlang und schaute sich um. Irgendwie kam ihm seine Umgebung bekannt vor. Doch er kam einfach nicht drauf. Staunend sah Taichi sich alles genau an. Es war so lange her, das er draußen war. Tief atmete er durch und genoss die frische Luft. Als eine leichte Brise ihn streifte, schloss er genießerisch die Augen und blieb stehen. Es fühlte sich so gut an, den Wind wieder zu spüren. Ihm war gar nicht bewusst gewesen wie sehr ihm das alles gefehlt hatte. Der Wind. Die Bäume Das Gras. Die frische Luft. Andere Menschen um sich zu haben. Und vor allen Dingen seine Freiheit. „Guck mal Mami“, rief die Stimme eines Kindes laut. Erschrocken riss der Braunhaarige seine Augen auf und sah ein kleines Mädchen an der Hand ihrer Mutter in seine Richtung gehen. Die Kleine zeigte auf ihn und ihre Mutter sah Taichi misstrauisch an. Ihm wurde bei dem Blick unwohl, daher ging er nun lieber weiter. Schnellen Schrittes ging er an der Frau vorbei, welche ihn immer noch mit demselben Blick bedachte und bog eilends in eine der Nebenstraßen ab. Wie von alleine trugen ihn seine Füße weiter und das Gefühl, das er diese Gegend kannte wurde immer stärker desto länger er der Straße folgte. Eine Weile folgte der Braunhaarige nur seinem Gefühl, ohne zu wissen was sein Ziel war. Es dauerte nicht lange bis er es schließlich sah. Das Fußballfeld seiner Alten Mannschaft. Nur zögernd trat Taichi an den Zaun heran und sah zu den Kindern welche gerade ausgelassen miteinander spielten. Ein Kloss bildete sich in seinem Hals, als er sich an die Zeit erinnerte wo er sich hier mit Freunden ausgetobt hatte. Der Fußball war sein Hobby gewesen. Er wollte schon von klein auf Profifußballer werden. Das hier war seine Stärke, sein Hobby und sein Traum. Tränen rannen über seine Wangen. Es tat weh zu wissen was stattdessen aus ihm geworden. Ein Mörder. Allein und verhasst. Kein Zuhause und keine Zukunft. Ein nichts. ~~~~ „Hallo? Erde an Matt. Hörst du mir überhaupt zu?“, fragte Izzy beleidigt und wedelte mit seiner Linken vor dem Gesicht des Angesprochenen. Mit einem genervten Stöhnen wurde selbige sofort gepackt und von dort weggezogen. „Was soll das?“, knurrte Yamato gereizt. „Das könnte ich auch dich fragen! Was ist denn heute mit dir los?“, fragte Izzy seufzend. Ihm war nicht entgangen das sein Blonder Freund heute viel in Gedanken versunken war. Sofort rollte dieser mit den Augen und fuhr sich mit einer Hand durch die Haare. „Keine Ahnung, ich weiß auch nicht was los ist. Irgendwie muss ich heute ständig an Taichi denken“, murmelte Matt leise. Sofort stockte Izzy als er den Namen seines ehemals besten Freundes hörte. Auch er musste öfters an ihn denken und fragte sich wie es ihm wohl ergangen war, seit er vor zwei Jahren davon gelaufen war. Bis heute war es ihm ein Rätsel wieso der Braunhaarige das getan hatte. Sie hatten alle damals gehofft dass er zurückkommen würde, doch leider war dem nicht so. Es stimmte ihn traurig, Taichi war ihm immer ein guter Freund gewesen. Er fehlte ihm. Und nicht nur ihm, auch die restlichen Digiritter vermissten ihren ehemaligen Anführer. Auch Yamato hatte es damals schwer getroffen, er stand dem Braunhaarigen von allen am nächsten. Die Beiden waren meist nur im Doppelpack anzutreffen. Doch nach dem Tot seiner Mutter änderte sich einfach alles für Taichi und Kari. Plötzlich war Taichi verschwunden… „Izzy! Hey“, schwer legte sich eine Hand auf seine Schulter und schüttelte ihn leicht. Erschrocken zuckte dieser zusammen und wandte sich seinem eigentlichen Gesprächspartner zu. „Entschuldige, ich war in Gedanken“, murmelte er zögernd. „Das ist mir aufgefallen“, sagte Yamato seufzend und rollte erneut mit den Augen. „Sorry, ich hab nur nicht erwartet an Taichi erinnert zu werden“, erklärte Izzy leise. Meist sprachen sie nicht über Taichis Verschwinden, da Hikari auf dieses Thema empfindlich reagierte. Daher vermieden sie es in der Öffentlichkeit darüber zu reden. „Weißt du….“, begann Yamato zögernd. Plötzlich blieb sein Blick an etwas hängen und sein Mund klappte auf. Verwirrt schaute Izzy seinen Freund an, ehe er dessen Blick folgte… ~~~~ Laut seufzte Taichi auf. Er stand nun schon eine ganze Weile an diesem Zaun gelehnt und beobachtete die lachenden Kinder auf dem Platz vor ihm. Seine Tränen waren versiegt und er hatte sich wieder unter Kontrolle. Wehmut lag in seinem Blick und doch zwang er sich, endlich weg zu gehen. Er durfte nicht mehr länger hier bleiben. Sein Vater war bestimmt längst auf der Suche nach ihm und das hier war wahrlich kein gutes Versteck. Außerdem musste er sich noch Gedanken machen, wo er heute Nacht hin sollte. Er hatte keine Ahnung was er tun sollte, klar könnte er sich ein Billiges Motel suchen. Doch das Geld was er hatte reichte nicht ewig und was dann? Wer gab ihm schon einen Job? Er war siebzehn, sah aus wie ein Penner und hatte keine Ahnung von irgendwas. Putzen konnte er ja, aber was brachte ihm das? Außerdem musste er aufpassen. Die Polizei durfte ihn auf keinen Fall in die Finger bekommen, immerhin galt er noch als entlaufen. Die würden wahrscheinlich sofort wieder zurück zu seinem Vater schicken und das wollte er auf gar keinen Fall. Dann konnte er sich auch gleich umbringen… Langsam lief er einfach weiter durch die Straßen, den Blick auf seine Füße gerichtet. Er wollte die Blicke seiner Mitmenschen nicht sehen. Ab und zu hob er seinen Kopf und schaute wo er war. So lange er sich von seinem ehemaligen zu Hause entfernte war ihm alles recht. „Taichi“ Erschrocken ruckte sein Kopf nach oben, als er seinen Namen hörte. Eine Grausame Sekunde lang dachte er, sein Vater hätte ihn gefunden. Doch dann sah er zwei Menschen vor sich, die er schon lange nicht mehr gesehen hatte. „Matt…Izzy“, murmelte Taichi überrascht. Sein Herz machte einen Sprung vor Freude, seine Gedanken spielten verrückt. Einer teils wäre er ihnen gerne um den Hals gefallen, doch die Zeiten hatten sich geändert. Sein Leben war jetzt anders. So gern er sich mit seinen Freunden unterhalten hätte. So sehr er sie auch vermisst hatte. Keinesfalls konnte er in ihrer Nähe sein, eigentlich durften sie ihn nicht sehen. Was wen sie seinen Vater oder Hikari benachrichtigen? Immerhin dachten sie er wäre weg gelaufen! Auch auf keine ihrer Fragen welche sie bestimmt stellen würden, hatte er eine Antwort. Einen Moment lang stand er noch still und sah in die Gesichter seiner Freunde. Neugierig betrachtete jede Veränderung an ihnen, war doch schon viel Zeit seit dem letzten Treffen vergangen. Mit einem mulmigen Gefühl bemerkte Taichi die entsetzen Gesichter der beiden. Ihm wurde wieder klar, welches Bild er abgab. Die blauen Flecke im Gesicht und an den Armen. Die dunklen Augenringe und diese grässliche Blässe. Zerschlissene Klamotten und schlecht geschnittene kurze Haare. Es musste komisch für die beiden sein, ihn so zu sehen und irgendwie war es ihm auch selbst unangenehm. Er sah wie Yamato nach Worten rang und ohne Nachzudenken, machte Taichi kehrt und rannte weg. Tränen traten ihm in die Augen, hatte diese Begegnung einen altbekannten Schmerz wieder hervorgerufen. Es tat weh sie zu sehen und trotzdem nicht bleiben zu dürfen. Doch es ging nicht anders, er hatte keine andere Wahl. Hektisch rannte er einfach durch die Straßen Tokios, fast bei jedem dritten Schritt geriet er ins Taumeln weil die Schuhe viel zu groß waren. Sein Körper fing an zu rebellieren, sein Unterleib schmerzte und auch am Rücken spürte er wieder ein deutliches Brennen. Einen kurzen Moment konnte er braunhaarige sein Tempo noch beibehalten, doch dann zwang sein Körper ihn zum Anhalten. Schwer atmend blieb er einfach in der Menschenmenge stehen, seine Arme auf Knie gestützt versuchte Taichi seine Atmung in den Griff zu bekommen. Ihm tat alles weh, das viele Laufen war einfach zu viel für ihn. Nur langsam kam er zur Ruhe. Vorsichtig richtete er sich ein wenig auf, ließ den Rucksack von seiner linken Schulter rutschen um in dessen Innern eine Wasserflasche heraus zu fischen. Gierig öffnete er den Verschluss und trank von dessen Inhalt. Plötzlich legte sich eine Hand auf seine Schulter, erschrocken zuckte Taichi zusammen und verschluckte sich beinahe. Die Flasche fiel achtlos zu Boden, während er einige Schritte zurücktaumelte. Die Hand rutschte von seiner Schulter und legte sich um sein Handgelenk um ihn dort festzuhalten. Überfordert starrte Taichi seinem ehemalig besten Freund in die Augen. Kein Wort brachte er über die Lippen, was sollte er auch sagen? Auch Yamato schien immer noch nach den richtigen Worten zu suchen. „Da seid ihr ja“, rief Izzy völlig außer Atem, als er erschöpft neben dem Blonden zum Stehen kam. Einen Moment schwieg er und schaute zwischen ihnen hin und her. Dann richtete er sich wieder auf und sah Taichi ernst an. „Ich gibt wohl so einige Fragen die wir an dich stellen möchten. Doch zuerst einmal, warum bist du weg gelaufen?“, fragte Izzy ernst. Leicht schluckte Taichi und versuchte seine Hand aus dem eisernen Griff zu befreien, doch vergebens. Yamato hielt ihn unerbittlich fest. Selbst wenn er frei gekommen wäre, davonlaufen konnte er nicht mehr. Dazu war sein angeschlagener Körper nicht mehr fähig. So wie es aussah musste er sich dieser Situation stellen und versuchen seine Freunde mit Worten loszuwerden. Doch eines war ihm klar, sie würden garantiert nicht so schnell aufgeben… „Was hätte ich den sagen sollen? Hallo?“, murmelte Taichi leise. „Das wäre zumindest ein Anfang gewesen“, sagte Izzy leicht lächelnd. „Wo warst du die ganze Zeit?“, fragte Yamato ernst. Kapitel 7: ----------- „Das geht euch nichts an“, sagte Taichi spitz. „Wieso nicht? Wir sind deine Freunde“, fauchte Yamato sauer. „Es gibt Dinge, von denen solltet ihr einfach nichts wissen“, murrte Tai und versuchte dabei so genervt und abweisend wie nur möglich zu klingen. „Ey sag mal geht’s noch? Du warst zwei verdammte Jahre weg! Jetzt willst du uns nicht mal sagen, wo du warst? Weißt du was du uns angetan hast? Was du deiner Schwester angetan hast? Deinem Vater! Bist du komplett bescheuert?“, schleuderte Matt ihm wütend entgegen. Erschrocken schaute Taichi zwischen ihm und Izzy hin und her. Yamatos Verhalten schüchterte ihn ein wenig ein, aber er konnte ihn durchaus verstehen. An seiner Stelle würde auch so reagieren. Trotzdem musste er lachen bei der Vorstellung, das Kari sich um ihm Sorgen machen sollte. Offensichtlich hatte sie die letzten Jahre hervorragend geschauspielert. „Also ich finde das nicht witzig“, murmelte Izzy gekränkt. Sofort verstummte der Braunhaarige wieder, als er die gekränkten Blicke seiner Freunde sah. Eigentlich war es auch nicht witzig, nichts an seinem Leben war zum Lachen. Aber die Vorstellung war einfach so absurd gewesen. „Ich verstehe das ihr euch Sorgen um mich macht. Es tut mir auch schrecklich Leid, wirklich“, sagte Taichi entschuldigend, ehe er kurz einen Blick durch die Menschenmenge warf. Keiner schien von ihnen Notiz zu nehmen und von seiner Familie sah er auch keinem. Trotzdem musste er so langsam weiter ziehen. Die Angst gefunden zu werden, kam allmählich wieder. „Hört mal, ich versteh euch, ehrlich. Wen die Dinge anders wären, würde ich jetzt nicht gehen. Aber ich muss jetzt sofort hier weg“, verwunderte Blicke wurden getauscht und der Griff um sein Handgelenk wurde fester. Anscheinend hatte Yamato nicht vor ihn in naher Zukunft loszulassen. „Sorry, aber du verstehst das wir dich nicht einfach so gehen lassen können“, sagte Yamato ernst, deutlich ruhiger wie zuvor. „Ich weiß, aber...“, kurz zögerte Taichi, entschied dann aber, teils die Wahrheit zu sagen. „Ich werde verfolgt und es wäre nicht gut für mich, wen die mich finden würden“ „Wer verfolgt dich?“, schoss es aus Izzy hervor, besorgt musterte er die Erscheinung Taichis. Der Braunhaarige hatte wohl schon einiges mitmachen müssen und er wollte nicht der Grund sein, dass noch mehr passierte. „Es ist besser wen ihr das nicht wisst, ich muss jetzt einfach von der Straße runter“, antwortete Taichi mit Nachdruck. „Mein Vater ist auf Geschäftsreise, noch zwei ganze Wochen“, sagte Yamato sofort. Kurz stockte Taichi, das Angebot war verlockend. Doch die Gefahr war einfach zu groß. Izzy oder Yamato könnten die Polizei anrufen oder seine Schwester. Das Risiko konnte er nicht eingehen. „Das geht nicht“, sagte Tai ruhig. „Warum nicht?“, fragte Matt. „Du hast Angst, das wir die Polizei oder deinen Vater anrufen“, schlussfolgerte Izzy sogleich, zustimmend nickte der Braunhaarige. Es hatte keinen Sinn, diesen Umstand zu leugnen. „Früher hast du uns vertraut, bitte nur eine Nacht wenigstens. Du kannst bei mir duschen, was essen und ordentliche Sachen zum anziehen haben. Nur bitte hau nicht gleich wieder ab“, sagte Yamato flehend. Tai konnte deutlich die Enttäuschung in ihren Gesichtern sehen. Er rang mit sich selbst, einerseits wäre er froh über die Hilfe seiner Freunde. Aber anderseits war die Gefahr groß. Vertrauen war gut. Es stand viel auf dem Spiel, wen sie doch jemanden benachrichtigen würden. Die Wahrheit erzählen konnte er ihnen auch nicht. Doch andererseits, könnte er sich heute Abend ausruhen. Sein Körper würde das vollkommen begrüßen. Kleidung wäre auch nicht schlecht und was gutes zum Essen. Dinge die er sich im Moment nicht leisten konnte. Außerdem war es ein schöner Gedanke, endlich mal wieder ein paar Stunden mit Menschen zu verbringen. Die ihn nicht hassten oder ständig schlugen. „Wenn ich mitkommen würde...“, begann Taichi zögernd und schaute Matt ernst in die Augen. „...dann dürft ihr niemanden verraten, das ich bei euch bin. Nicht mal meinem Vater oder Kari. Wen ihr es doch tut, ist das mein sicherer Tod“, erklärte der Braunhaarige mit Nachdruck. „Ich bin sicher, wen wir dich nach dem Grund fragen, bekommen wir keine Antwort?“, fragte Izzy besorgt. Ihm wurde ganz mulmig, er hatte wirklich keine Zweifel an den Worten seines Freundes. Auch Yamato war etwas beunruhigt und fühlte sich nicht sonderlich wohl. Es war für beide eine seltsame Situation ihren lange verschollenen Freund in solch zugerichteten Zustand wieder zu finden. Und dann auch noch diese Worte aus seinem Mund zu hören. Es war beängstigend. „Nein“,sagte Taichi schlicht. „Okay, wir werden es keinem erzählen. Aber ein paar Fragen muss du uns später wenigstens beantworten“, meinte Yamato zögernd. Kurz überlegte Tai, ehe er nickte. Ein paar Fragen waren okay. Er musste ja nicht die Wahrheit sagen... Kapitel 8: ----------- Müde ließ sich Taichi auf einem der Stühle sinken und spürte sogleich ein unangenehmes Brennen im Rücken, als er mit diesem die Lehne berührte. Erschrocken zuckte er nach vorne und wurde sofort von seinen Freunden misstrauisch gemustert. „Bist du verletzt?“, frage Izzy. „Schon okay, alles in Ordnung“, murmelte Taichi seufzend. Vorsichtig legte er seine Hände auf den Tisch ab und betete seinen Kopf auf ihnen. Aus dem Augenwinkel konnte er sehen, wie Izzy und Yamato zweifelnde Blicke tauschten, ehe der Blonde in die angrenzende Küche verschwand. Wahrscheinlich um das versprochene Abendessen zuzubereiten. Izzy setzte sich ihm gegenüber und schien seinen eigenen Gedanken hinterher zuhängen. War ihm nur Recht. Tai war einfach nur froh, endlich in der Wohnung der Ishidas angekommen zu sein. Während sie hierher gingen, hatte er kaum noch was gesagt und seinen Freunden lieber zugehört. Der Weg war nicht lang gewesen, aber er hatte trotzdem Angst seiner Familie dabei zu begegnen. Hier drin fühlte er sich um einiges wohler, obwohl ein bisschen Angst blieb. Sein Vertrauen in seine Freunde war nicht mehr so groß, wie vor zwei Jahren. Wie auch? Zwei Jahre waren eine lange Zeit und nicht nur er hatte sich verändert. Auch seine Freunde waren Älter geworden. Vielleicht hatten sie inzwischen kaum mehr an ihn gedacht? Wer weiß. „Magst du vielleicht vorher noch duschen oder erst nach dem Essen“, fragte Yamato an Tai gewandt und steckte den Kopf durch die Tür. „Später wäre mir lieber“ „Okay, das Essen dauert aber noch ein bisschen“ „Egal“, murmelte Taichi, er war jetzt eindeutig zu kaputt um aufzustehen. Der Tag war nervenaufreibend und anstrengend gewesen. Allein diese Situation hier, war für ihn sehr schwierig. Er fühlte sich unwohl in seiner Haut. Normaler Kontakt mit seinen Mitmenschen war ihm fremd geworden. „Ist mit dir wirklich alles okay?“, fragte Izzy nach einer Weile. „Ja, mach dir keine Gedanken“ „Du siehst.... schlimm aus Taichi“, sagte Izzy zögernd und sah ihm in die Augen. Leicht seufzte Tai, das er schlimm aussah wusste er selbst. Aber er hatte jetzt keine Lust seine Verletzungen aufzuzählen. Es würde heilen, so wie immer.... „Ich weiß“, nuschelte Taichi und schaute auf den Tisch vor sich. Es wäre ihm lieber um die Gespräche und unangenehmen Fragen herum zu kommen. „Was ist mit dir passiert?“, fragte der Rothaarige unruhig. „Glaub mir, das willst du nicht wissen“, entgegnete Tai. „Du bist mein Freund, Taichi. Ich möchte dir gerne helfen, Yamato möchte dir gerne helfen. Aber das können wir nur, wen du uns sagst was mit dir passiert ist“, meinte Izzy mit Nachdruck. Kurz überlegte der Braunhaarige, wie er es am besten formulieren sollte. Er hatte eine Ahnung, es war wirklich eine schwierige Situation. „Vielleicht kann man mir nicht mehr helfen. Vielleicht bin ich an einem Punkt in meinen Leben, wo alles besser werden kann oder es für immer dunkel sein wird. Egal, was kommen wird. Ihr könnt mir nicht mehr helfen, als ihr es jetzt tut. Glaub mir“ „Was meinst du damit, wen du sagst das es für immer dunkel sein wird?“, fragte Izzy stirnrunzelnd und ein wenig besorgt. Der Verlauf des Gespräch gefiel ihm gar nicht. Er wollte für seinen Freund da sein, ihm helfen sein Leben wieder in Griff zu bekommen. Zwei verdammte Jahre wussten sie alle nicht wo Taichi abgeblieben war. Und jetzt, saß er vor ihm. Schäbige Kleidung, die ungesunde Blässe, schlecht geschnittene Haare, blaue Flecke und wer weiß wie viele Verletzungen noch verdeckt waren. Es war schrecklich für ihn, seinen langjährigen Freund so zu sehen. Und er war sich sicher, Yamato erging es da nicht anders. Taichi zögerte dieses Mal länger mit seiner Antwort, es war eine gute Frage. Die Wahrheit konnte er nicht sagen. Seinen Vater verraten würde er nicht, niemals. Nein, er und Kari hatten genug Leid durch ihm erfahren. Da konnte er nicht auch noch seinen Vater ins Gefängnis schicken! Niemand durfte jemals die Wahrheit erfahren. Das einzige was er nun wollte, war den Rest seiner Familie nie wieder sehen zu müssen. Irgendwie würde er seinen Weg schon finden, auf der Straße. Vielleicht fand er einen Putzjob oder so. Wen er 18 war konnte er ja eine Ausbildung zum Koch machen, wer weiß. Vielleicht gelang es ihm, das schier unmögliche? Aber eigentlich glaubte er selbst nicht mal daran. Sein Leben würde wahrscheinlich immer ein Kampf bleiben. Ob er ihn früher oder später verlieren würde, stand jetzt noch in den Sternen. Daran wollte er jetzt auch gar nicht denken... Ein Schritt nach dem anderen. Seine Flucht war hoffentlich der erste Schritt in die richtige Richtung gewesen. Der Rest würde sich hoffentlich finden. Hauptsache, er war erst einmal frei. Zwar würde die Schuld ihres Todes immer schwer auf seinen Schultern lasten. Aber er hatte wenigstens eine kleine Chance auf ein halbwegs normales Leben. Ein Leben ohne die ständige Dunkelheit, den Hass und ohne Schmerzen. In seinem Innersten hoffte er, seine Mutter würde es verstehen, das er seinen Vater und Kari im Stich gelassen hatte. Das sie ihm eine bessere Zukunft wünschte. Das musste er einfach glauben. „Tai?...TAI?“, erschrocken zuckte Taichi zusammen und sah in das besorgte Gesicht seines Freundes. Leicht schüttelte er den Kopf und versuchte sich ins Gedächtnis zu rufen, was Izzy ihn gefragt hatte. Es dauerte einen Moment, bis es ihm wieder einfiel. „Izzy, es tut mir Leid, aber ich hab schon zu viel gesagt“, sagte Taichi zögernd, sofort sah er die Traurigkeit in den Augen seines Gegenübers. Es tat ihm irgendwie Leid, aber das durfte für ihn nicht von Bedeutung sein. Bevor Izzy etwas erwidern konnte, kam dann Matt endlich mit dem Essen und stellte es vor ihnen auf den Tisch. Dann holte er ihnen noch was zum Trinken und Teller plus Besteck. Das Gespräch war somit beendet. „Ich hoffe es schmeckt euch“, sagte Yamato, als er sich zu ihnen setzte. Sofort füllte er den Teller des Braunhaarigen großzügig. Dieser hatte für seinen Geschmack viel zu viel abgenommen, das konnte man sogar unter diesen schlabbrigen Klamotten sehen. Dieser nahm den Teller freudig entgegen, das Essen sah einfach köstlich aus und roch auch so. Yamato konnte schon immer verdammt gut Kochen. Taichi hatte es früher oft schmecken dürfen. Gierig machte er sich sofort über den Teller her, verschlang es geradezu. „Kann bitte noch was haben?“, fragte Taichi nach kurzer Zeit und hielt Yamato bittend seinen Teller hin. Verwundert schaute Matt seinen Freund an, er selbst hatte ebenso wie Izzy, gerade mal die Hälfte von seinem Teller gegessen. Es freute ihn, das Taichi etwas aß und es ihm anscheinend schmeckte. Früher war der Braunhaarige der totale Vielfraß gewesen, es war ein Wunder, das er nicht dick wurde, bei dem was er oft verschlang. Und heute, war er total abgemagert. „Klar“, sagte Yamato leicht lächelnd und füllte den Teller nochmals gut. „Danke“, hauchte Taichi und aß gierig weiter. Das restliche Essen verlief im Schweigen. Taichi wollte nicht reden und die andern wussten nicht was sie sagen sollten. Nach dem Essen räumte Yamato den Tisch wieder ab und verschwand kurz in seinem Zimmer um dort nach ein paar passende Klamotten für Taichi zu schauen. Zum Glück hatten sie ungefähr die selbe Größe, so wurde er schnell fündig. Mit den aussuchten Stücken auf seinem Arm ging er zurück zu seinen Freunden, die immer am Tisch saßen und schwiegen. „Hier hast du ein paar Sachen zum Anziehen, die Boxer ist noch ungetragen. Ich hab sie erst letzte Woche gekauft. Wo das Badezimmer ist, weißt du ja. Also wen du willst kannst du gerne duschen gehen“, sagte Matt und reichte Taichi die Kleidung. Dieser nahm sie dankend entgegen und erhob sich. „Danke, ich geh dann mal schnell“, murmelte Taichi und verschwand zögernd in Richtung Bad. Yamato wartete noch eine Weile, bis er die Tür ins Schloss fallen hörte. Dann wandte er sich an Izzy und sah diesen stirnrunzelnd an. „Was denkst du?“, fragte Yamato leise. „Was meinst du? Über Tai? Oder über diese absolut abwegige Situation?“, antwortete Izzy müde und stützte sich auf seine Hände. Schwer seufzte Matt, er wusste selbst nicht genau was er im Moment genau meinte. „Ich sage einfach zu allem“, sagte Yamato nachdenklich. „Keine Ahnung, Matt. Es ist Tai. Unser Tai! Weißt du nicht mehr, wie schlimm es damals war, als er verschwunden ist? Wie sehr wir ihn vermisst hatten und es auch heute noch tun? So oft hab ich mir vorgestellt, das er wieder kommen würde. Und jetzt? Sieh ihn dir doch mal an, ich mag mir gar nicht vorstellen was er alles hat durchmachen müssen!“, sagte Izzy leise. „Ich weiß, es ist schlimm. Irgendwie müssen wir ihm helfen, Izzy“, meinte Yamato ernst, er machte sich wirklich große Sorgen um Taichi. Irgendwo war er wütend auf den Braunhaarigen, weil er einfach ohne ein Wort abgehauen war, damals. Aber trotzdem hatte er immer gehofft, das es dem andern gut gehen würde. Zu sehen, wie schlecht es ihm nun Wirklichkeit gehen musste, war wirklich schrecklich. „Natürlich werden wir helfen, Matt. Aber die Frage ist, was sollen wir tun? Du hast gehört was er gesagt hat“, meinte Izzy ernst. „Warum denkst du, ist es sein sicherer Tod, wen wir die Polizei oder seine Familie benachrichtigen?“, fragte Yamato überlegend. Das ging ihm schon die Ganze Zeit nicht aus dem Kopf. „Ich habe keine Ahnung“, murrte Izzy kopfschüttelnd. „Vielleicht beobachten die Leute, die hinter ihm her sind sein Familienhaus. Vielleicht sitzt auch einer von ihnen bei der Polizei. Ich weiß es nicht“ „Also glaubst du auch, das es besser ist wen wir niemanden was sagen?“, fragte Matt leise. Im Moment wusste er selbst nicht genau, was er von alledem halten sollte. Aber irgendwie wollte er Taichi im Moment nicht in den Rücken fallen. Nicht so lange sie wussten, warum es für ihn gefährlich werden würde... „Nein, ich denke wir sollten versuchen ihn zu überreden, ein paar Tage hier zu bleiben. Vielleicht vertraut er sich uns doch an und dann können wir immer noch entscheiden was wir machen“, sage Izzy zögernd, zustimmend nickte Matt. „Ich denke auch, das es die Beste Lösung ist“, sagte Yamato seufzend. Angespannt horchte der Braunhaarige dem Gespräch seiner ehemaligen Freunde. Die Badezimmertür hatte er nur für einen Moment geschlossen gehabt und gleich wieder einen Spalt weit geöffnet. Ihm war von Anfang an klar, das sie die Zeit zum Reden nutzen würden. Leise schloss Taichi die Badezimmertür nun richtig. Ein leichtes Lächeln legte sich um seine Lippen. Er fand es schön zu hören, das sie ihn vermisst hatten und sich auch um ihn sorgten. So etwas war ihm im laufe der letzten zwei Jahre fremd geworden. Auch er hatte seine Freunde oft vermisst und immer wieder an sie gedacht. Es war ein schönes Gefühl, beinahe unbekannt. Lange Zeit fühlte er sich ungewollt und ausgestoßen, ungeliebt. Jetzt hörte er, das es doch noch Menschen gab, die ihn nicht aufgegeben hatten. Langsam pellte Taichi sich aus seiner Kleidung und legte diese auf einen Haufen. Nun wo er wusste, das sie ihn nicht verraten würden, konnte er endlich unter die Dusche steigen. Und wer weiß, vielleicht konnte er wirklich noch ein paar Tage hier bleiben. Irgendwie gefiel ihm der Gedanke. Ihren Fragen konnte er doch ausweichen. Er musste ja nichts erzählen. Aber so konnte er immerhin ein bisschen Zeit mit Menschen verbringen. Menschen denen er nicht egal war.. Kapitel 9: ----------- Leicht lächelnd öffnete Taichi die Bad Tür. Die Dusche hatte ihm unheimlich gut getan und er fand es schön endlich mal wieder Kleidung zu tragen, die ihm sogar halbwegs passte. Sogar Unterwäsche hatte er an! Sein Magen war gefüllt mit guten Essen und er war an einem Ort, wo ihm niemand etwas Böses wollte, sondern das Gegenteil. Taichi musste zugeben, dass er es ein wenig genoss hier zu sein, wären da nur nicht die Sorgen die er hatte. Seine Familie konnte die Polizei nicht rufen so viel stand fest. Aber sie würden ihn garantiert suchen, da sie sicher Angst hatten das er zur Polizei ging. Eine Angst die vollkommen unbegründet war, das würde er nicht tun! Er hatte nun seine Freiheit und würde auch darum kämpfen. Aber seiner Familie fügte er garantiert nicht noch mehr Leid hinzu. Sie sollten ein gutes Leben haben, aber auch eins in denen er nicht ihr Sklave war. „Tai“, ertönte Yamatos fragende Stimme und riss ihn somit aus seinen Gedanken. Seufzend schloss der Angesprochene die Tür hinter sich und ging zurück ins Wohnzimmer, wo Yamato am Tisch saß. „Wo ist Izzy?“, fragte Tai verwundert. „Er musste nach Hause, er kommt morgen nach der Schule wieder“, sagte Matt. Das Izzy gegangen war, damit er alleine mit dem Braunhaarigen reden konnte behielt er lieber für sich. Matt stand Taichi immer schon sehr nah und sie glaubten, das wen einer von ihnen was aus ihm herausbekam, dann war das Yamato. Und Matt hoffte wirklich, das sich sein Gegenüber ihm anvertraute. „Okay“, sagte Taichi misstrauisch und setzte sich ihm gegenüber. „Er verrät dich nicht, keine Sorge“, murrte Matt genervt und strich sich eine Strähne aus dem Gesicht. „Kannst du uns nicht wenigstens ein bisschen vertrauen?“, fragte er vorwurfsvoll. Traurig senkte Tai den Blick und schüttelte den Kopf. „Nein, ich glaube das hab ich verlernt“, murmelte er entschuldigend. „Was ist nur mit dir passiert, Tai?“, fragte Matt besorgt. „Das kann ich dir nicht sagen“, antwortete Tai monoton. „Warum verdammt noch mal bist du einfach weggelaufen?“, fragte Matt weiter, doch Tai schüttelte einfach nur den Kopf und lächelte ihm traurig entgegen. „Weißt du was du uns allen damit angetan hast? Was du mir angetan hast? Warum hast du dich nicht wenigstens gemeldet oder bist zurückgekommen? Ich meine, schau dich doch mal an! Dir kann es in den vergangen zwei Jahren nicht gut gegangen sein“, sagte Yamato vorwurfsvoll und biss sich auf die Lippen. Er wusste dass es unklug war, Taichi jetzt Vorwürfe zu machen. Aber er war einfach verletzt und wütend über das Verhalten seines Freundes. „Du hast Recht, mir ging es nicht gut, aber… ich konnte nicht zurück“, antwortete Tai leise. „Warum nicht? Und warum jetzt?“ „Das kann ich dir nicht….“, laut knallte Matts Faust auf den Tisch, erschrocken sah der Braunhaarige ihn an. Angst spiegelte sich in seinen Augen wieder. Laut seufzte der Blonde und fuhr sich durch die Haare. Er merkte dass er so nicht weiter kam. „Tut mir Leid, lassen wir das“, murmelte er ergeben. Zustimmend nickte Tai und langsam entspannte er sich wieder. „Bist du schwer verletzt?“, fragte Yamato nach einer Weile. „Nichts dramatisches“, antwortete Tai und versuchte zu Lächeln. Der kleine Ausbruch seines Freundes hatte ziemlich erschreckt. Es tat ihm Leid, das Matt seinetwegen in der Vergangenheit traurig gewesen sein musste. Er konnte auch dessen Reaktion verstehen, aber was sollte er sagen? Er wollte seine Freunde nicht verlassen. Niemals wollte er sein Leben gegen die Hölle die er in letzten zwei Jahren erlebt hatte, tauschen. Wie gern würde Tai Yamato einfach sagen, dass er gefangen war, vielleicht sollte er das tun. Er musste ja nicht sagen, dass er in seinem eigenen Zuhause festgehalten wurde. Aber Yamato würde dann vielleicht nicht mehr denken, dass er ihn einfach verlassen hatte. Andererseits was würde der Blonde dann tun? Zur Polizei konnte er nicht gehen und zu seiner Familie auch nicht. Er konnte nicht hier bleiben. „Wenn du irgendwas brauchst…“, fing Yamato zögernd an, fragend sah Tai ihn an. „…nimm dir einfach alles. Tabletten, Essen, Trinken. Du weißt ja wo alles steht“, dankbar nickte Tai und lächelte leicht. „Sollen wir uns einen Film anschauen?“, fragte Yama nach einer Weile. „Ja sehr gern“, antwortete der Braunhaarige. Er froh über diese Ablenkung, solange er nicht weiter Fragen beantworten musste, war ihm alles Recht. Schweigend folgte er seinem Freund und setzte sich vorsichtig auf das Sofa. Während der Gastgeber nach kurzem Überlegen eine DVD aus dem Schrank angelte und sie in den Blu-ray Player legte. Dann knipste er den Fernseher an und setzte sich neben Taichi. Seufzend schaute Tai auf den Fernseher und versuchte seine Gedanken auf den Film zu konzentrieren. Nach wenigen Sekunden wurde ihm klar, was für ein Film das war und ein leichtes Lächeln zierte seine Lippen. „Ist doch okay oder?“, fragte Yamato. „Ja, den hab ich ewig nicht mehr gesehen“, sagte Tai leise. Hancock. Das war damals einer seiner Lieblingsfilme gewesen. Tai und Yamato hatten ihn schon so oft gesehen, aber trotzdem gefiel er ihm immer noch total. „Aber Tai, wir haben immer noch eine Menge zu besprechen und ich habe nicht vor, es sein zu lassen. Aber trotzdem will ich dich um eines bitten…“, sagte Matt ernst. „…ich will dass du mir versprichst, dass du nicht einfach ohne ein Wort abhaust. Ich werde dich garantiert nicht festketten, aber bitte geh nicht einfach während ich gerade nicht hinsehe“ „Das tu ich nicht, versprochen“, sagte Tai ernst und er meinte es auch so. Nochmal wollte er das Matt nicht antun. Nicht ohne sich zu verabschieden… „Danke und jetzt lass uns den Film schauen“, sagte Yamato erleichtert. Die erste halbe Stunde schaffte Tai es, sich auf den Film zu konzentrieren doch dann drifteten seine Gedanken schon wieder ab. Er dachte an Kari und seinem Vater. Bestimmt suchten sie ihn immer noch. Wahrscheinlich erwarteten sie jeden Moment die Polizei vorfahren. Und sein Vater dachte sich bestimmt schon neue Bestrafungsmethoden für ihn aus. Ein flaues Gefühl breitete sich in seinem Magen aus. Er hatte Angst. Wieder zweifelte er an seiner Entscheidung hier geblieben zu sein. Es war einfach sehr gefährlich, was wenn Yamato doch seine Schwester anrief? Tai wollte auf keinen Fall wieder zurück, denn das wäre sein Ende. Aber wo sollte er hin? In den ersten Tagen konnte er sich vielleicht eine billige Pension leisten, aber eigentlich musste er Tokio verlassen um sicherzustellen, dass er seinem Vater nicht mehr begegnete. Und dann? Als Stricher wollte er keinesfalls arbeiten! Aber er hatte keinen Ausweiß, war minderjährig und hatte die Schule abgebrochen. Wer sollte ihn den wollen? Wenn Taichi ehrlich zu sich selbst war, hatte er selbst in Freiheit keine allzu rosigen Zukunftsaussichten. Vielleicht hätte er doch bleiben sollen… Aber täglich die Hausarbeiten erledigen und sich verprügeln lassen und immer hungern. Die tägliche Dunkelheit um ihn herum. Das sollte es sein? Sein Leben für den Rest seines Tages? Was wäre wenn sein Vater irgendwann starb? Würde ihn seine Schwester freilassen? Sollte er darauf warten und hoffen? Außerdem war jetzt eh zu spät, wenn Taichi jetzt zu Hause auftauchte, würde sein Vater ihn bestimmt halb tot prügeln. Danach hätte er bestimmt noch weniger Freiheiten und würde noch öfters geschlagen werden. Und das wollte er auf keinen Fall erleben. Er musste sich dringendst was einfallen lassen… „Alles in Ordnung?“, fragte Yamato. Überrascht schaute der Braunhaarige zu seinem Freund, sah dessen besorgten Blick. „Ja, ich war in Gedanken“, sagte Tai zögernd. „Vielleicht kann ich dir helfen, wen du dich mir nur anvertrauen würdest“, leicht schüttelte Tai den Kopf. „Du hast mir heute schon geholfen“ „Das meinte ich nicht“, murmelte Yamato. „Ich weiß“, sagte Tai schlicht und starrte auf seine Hände. Die Stimmung zwischen ihnen war in den letzten Sekunden wieder bedrückender geworden und er hatte keine Ahnung was er dagegen tun sollte. „Weißt du noch, damals? Wir konnten uns alles sagen, hatten keine Geheimnisse, waren unzertrennlich und…“ „…ein Paar“, antwortete Tai leise und schaute seinen Freund direkt an. „Ich hab es nicht vergessen, falls du das meinst“ „Du hattest mir versprochen, mich nie zu verlassen“, sagte Matt leise. Schwer seufzte Tai und atmete tief durch. Ja, dieses Versprechen hatte er definitiv gebrochen. Flashback: Schwer atmend löste sich der Braunhaarige von seinem Freund und schaute liebevoll in das erhitzte Gesicht. Ein verliebtes Grinsen legte sich über seine Züge. Seine Hand strich fast automatisch über den Rücken, des auf ihm liegenden. Das Gewicht des anderen störte ihn kein bisschen, im Gegenteil. Er fand es einfach nur schön so mit Yamato zu liegen. Das könnte er den ganzen Tag tun. Das und ihn küssen. Sein Herz klopfte aufgeregt in seiner eigenen Brust, als er in die schönen Augen seines Geliebten sah. Sein Körper kribbelte überall da wo sie sich berührten. Es war einfach nur schön. „Magst du nun was zu essen?“, fragte Yamato und grinste leicht. Sofort schüttelte Tai den Kopf, packte ihn stattdessen am Kragen und zog ihn zu sich. Wieder trafen ihre Lippen aufeinander. Zufrieden seufzte Taichi als er die Süße seines Kusspartners schmeckte. Yamato bewegte sich gegen ihn, seine Hüte streifte die seine. Leicht söhnte Tai, als er etwas Hartes an seinem Schritt spürte. Ein Schauer nach dem anderen durchlief seinen Körper. Sein kleiner Freund hatte sich inzwischen auch ein wenig aufgerichtet. Immer wieder ließ der Blonde seine Hüfte kreisen, während der Braunhaarige ihn fest an sich drückte und ihm ein wenig entgegen kam. Er konnte einfach nicht genug davon bekommen! Und dabei waren sie erst eine Woche zusammen. Eine Woche in der die beiden beste Freunde beschlossen, den tieferen Gefühlen füreinander nach zu gehen. Keiner wusste von ihrer Beziehung. Absolut keiner. Sie wollten erst sehen, wie es laufen würde. Ein kleiner Test, welchen sie wie Tai fand schon bestanden hatten. Ihre Freundschaft litt bisher keine Sekunde darunter. Sie behandelten sich nicht anders. Abgesehen davon das sie solche Dinge taten, wen sie alleine waren. Tai hatte das Gefühl, das seine Gefühlte für den Blonden in dieser einen Woche noch weiter gewachsen waren. Plötzlich löste sich Yamato von ihm und stand vom Sofa auf. Fragend sah Taichi ihn an. „Ich hab Hunger“, sagte Matt grinsend und hielt Tai eine Hand hin. Leicht schmunzelnd ließ er sich auf helfen und folgte seinem Freund zur Küchenzeile. Seine Sinne waren immer noch vernebelt und seine Erregung auch noch vorhanden, aber er wusste dass es aufhören würde. Bisher hatten sie noch keinen Sex gehabt. Nur küssen und ein bisschen fummeln. Sie wollten keinesfalls was überstürzen, daher hatten sie sich darauf geeinigt zu warten. Tai war eigentlich auch dafür, aber er war auch neugierig darauf. Das was sie bisher miteinander gemacht hatten, war einfach so schön. Daher fragte er sich, wie ihr erstes Mal wohl sein würde. Langsam schritt Tai auf seinen Freund zu, welcher mit dem Rücken zu ihm stand und schmiegte sich an ihm. Dieser zuckte leicht zusammen und lehnte sich danach aber direkt gegen ihn. Stumm standen einfach so da, Yamato schnitt einige Zutaten klein und Tai hielt ihn einfach nur fest. „Ich bin froh, dass wir es miteinander versuchen“, nuschelte Tai und vergrub seinen Kopf in der Schulter des Blonden. „Ich auch“, murmelte Yamato leise. „Ich liebe dich“, hauchte Tai, drückte sich noch mehr an seinen Freund. „Ich liebe dich auch, Tai“, antwortete Yamato und legte das Messer aus der Hand. „Aber…“, fragend sah der Braunhaarige seinen Freund an, welcher sich zu ihm umdrehte.“…ich liebe dich so, du darfst mich nicht verlassen, hörst du“, sagte Yamato ernst. „Nein, niemals“, antwortete Taichi und schluckte schwer. Er spürte dass sein Freund traurig war und zog ihn zu sich. „Ich verlass dich nicht… und sollte es mit uns nicht klappen, als Paar… werde ich immer dein bester Freund sein. Aber es wird klappen, das weiß ich“, sagte Tai ernst. Flashback Ende Traurig seufzte Taichi bei dieser Erinnerung. Natürlich war es vermessen, damals zu sagen, sie würden immer beieinander bleiben. Sie waren jung und Liebe war vergänglich. Aber damals meinte er es vollkommen ernst. Yamato war einfach alles für ihn. Sein bester Freund und seine erste Liebe. Sie waren damals so glücklich gewesen und ständig aufeinander geklebt. Ihr erstes Mal hatten sie einander versprochen, doch leider kam es nicht dazu. Einem Monat nach dem ihr Glück begann, kam dieser eine Tag der alles veränderte. Sie konnten sich nicht verabschieden. Es gab keine Trennung. Tai wurde gefangen gehalten. Er hatte alles verloren. Seine Mutter, seine Familie, seine Liebe und seine Freiheit. Es war schrecklich gewesen und er hatte Yamato lange Zeit am meisten vermisst von seinen Freunden. Doch auch für seinen Freund muss es schlimm gewesen sein. Er dachte das Tai davon gelaufen war und ihn einfach verlassen hatte. Dabei hatte er es doch versprochen. Gerne würde Tai sagen, das dem nicht so wahr, aber es ging nicht. „Es tut mir Leid, aber ich musste gehen“, sagte er stattdessen und wandte den Blick ab. „Du hättest mit mir reden können, ich weiß es war schlimm für dich aber trotzdem“, sagte Matt vorwurfsvoll. „Es ging nicht, du hast keine Ahnung“ „Wie sollte ich auch? Du bist einfach gegangen“, knurrte Yamato und sah ihn verletzt an. Schwer schluckte Tai und atmete tief durch. „Es tut mir Leid, okay. Ich wollte niemals meine Versprechen brechen“, sagte Tai leise und stockte. „Versprechen? Du hast….“, fragte Matt und sah ihn überrascht an, ehe er den Blick senkte. „Yamato, ich…“, begann Tai zögernd. „Lass gut sein ich hab dich verstanden. So wichtig konnte ich dir nicht gewesen sein, denn ich hab mein Versprechen nicht gebrochen“, sagte Yamato kalt, erhob sich und schaltete den Fernseher ab. „So ist das nicht“, sagte Taichi ernst. „Lass uns schlafen gehen, okay? Für heute haben wir eindeutig genug geredet“, fuhr Yamato ihm dazwischen und sah ihn wütend an. Tai öffnete den Mund und wollte etwas sagen, doch er wusste nicht was er tun konnte. Er hatte ihn verletzt, das konnte er genau sehen. Es tat ihm weh und er verfluchte sich dafür, es gesagt zu haben. Er fühlte sich elend. Ohne ein weiteres Wort zu verlieren folgte er Yamato in dessen Zimmer und wartete bis dieser den Gästefuton ausgebreitet hatte und eine Decke plus Kopfkissen hingeworfen hatte. Danach legte sich der Blonde in sein eigenes Bett und drehte ihm den Rücken zu. Verloren stand Tai in dem Raum und schaute zu dem Blonden. Dieser rührte sich nicht mehr, also schaltete er das Licht ab und legte sich auf sein Bett. „Es tut mir Leid, Yamato“, hauchte er reuevoll. Doch er bekam keine Antwort. Es war das erste Mal seit Jahren, dass er nicht alleine schlafen musste. Trotzdem fühlte er sich alleine in der Dunkelheit. Nervös schlang er seine Arme um seinen zitternden Körper. Er fühlte sich einfach miserabel, es tat ihm weh Yamato verletzt zu haben. Er wollte doch das alles gar nicht. Sein Vater hatte ihn eingesperrt und ihm sein erstes Mal genommen. So war das nicht geplant gewesen, so sollte es nicht sein. Yamato wusste wie es um seine Gefühle für ihn stand und er? Er wusste es nicht. Alles war weg. Die vergangen Jahre hatten alle Gefühle in ihm betäubt. Alles war weg. Sein Leben, seine Zukunft. So sollte sein Leben doch niemals werden… So voller Reue, Trauer und Aussichtslosigkeit. Plötzlich fasste eine Hand seine Schulter an und er erschrak fürchterlich. „Schhh, alles Okay“, flüsterte Yamatos Stimme in sein Ohr. Tai spürte wie er sich hinter ihn legte, zwei Arme sich um ihn legten und ihn fest an den warmen Körper drückten. Ein Schluchzen verließ seine Kehle und ihm wurde erst just in dem Moment bewusst, dass er weinte. „Nicht weinen, es ist doch alles gut“, murmelte Yamato leise. Es sollte aufmunternd sein, doch für ihn war es das Gegenteil. Laut schluchzte Tai, immer mehr Tränen rannen über sein Gesicht. Denn es war nichts gut. Kapitel 10: ------------ Seufzend starrte Yamato an seine Zimmerdecke und horchte auf den gleichmäßigen Atem des Braunhaarigen, welcher dicht an ihn geschmiegt lag. Nachdem sie gestern Abend zu Bett gegangen waren, hatte er Tai weinen gehört. Anfangs war er versucht, es zu ignorieren, hatte ihn sein Freund auch ziemlich verletzt. Aber er konnte es einfach nicht, stellte seine Gefühle zurück und nahm den braunhaarigen in den Arm. Alle Versuche diesen zu beruhigen scheiterten kläglich, er konnte einfach nur für ihn da sein. Schließlich war Tai irgendwann vor Erschöpfung eingeschlafen. Zurück in sein Bett gehen, wollte Yamato dann auch nicht, da er den schlafenden in seinen Armen hatte. Daher blieb er einfach die ganze Nacht bei ihm. Er selbst hatte schlecht geschlafen und war ständig aufgewacht in der Panik, dass sein Freund wieder verschwunden war. Doch seine Sorgen waren unbegründet, da Taichi die ganze Nacht friedlich neben ihm schlief. Matt gönnte ihm seinen Schlaf und lag daher seit nun mehr einer Stunde wach auf dem Futon. Tai hatte sich so an ihn gekuschelt, das es ihm unmöglich war aufzustehen. Aber eigentlich war es ihm auch egal. Er brauchte Zeit um über alles nachzudenken. Zwei Jahre lang hatte er seinen besten und festen Freund vermisst. Oft hatte er seinetwegen geweint und sich viele Sorgen gemacht. Zu recht, wenn man bedachte in welcher Verfassung Tai war. So wie er aussah, hatte er oft nicht genug zum Essen. Zwar war er nicht halb verhungert, aber deutlich unternährt im Vergleich zu damals. Die Hübschen braunen Haare, waren einfach abgeschnitten worden, besser gesagt abgebissen. Dann noch die unzähligen blaue Flecke und Blutergüsse. Er musste wohl oft geschlagen worden sein. Vorhin meinte Yamato auch, rote Striemen auf dessen Rücken gesehen zu haben. Aber so genau konnte er es aus seiner Position nicht erkennen. Er fragte sich woher Tai diese Verletzungen hatte. Wer tat dies seinen Freund an? Und warum wollte er nicht nach Hause, wenn es ihm auf der Straße doch offensichtlich nicht gut ging. Das ganze kam ihm schon mehr als seltsam vor. Vor allem gab es da ein Detail was nicht so ganz ins Bild passte. Wenn Tai doch auf der Straße lebte, zumindest dachte er dass es so sein musste. Wieso war er dann so schrecklich blass? Tai hatte immer eine natürliche bräune und diese verstärkte sich im Sommer. Aber jetzt wirkte er so blass, als hätte er in der letzten Zeit nicht gerade oft das Haus verlassen. Es war wirklich merkwürdig. Wieder schweiften seine Gedanken zu dem gestrigen Abend. Es tat weh zu wissen, das Tai wohl jemand anderes gefunden hatte. Klar, sie waren nur einen Monat zusammen gewesen, aber für Yamato hatte diese Zeit einfach alles bedeutet. Er hatte sich schon seit frühester Kindheit oft einsam gefühlt. Eigentlich genau ab dem Zeitpunkt wo seine Eltern sich getrennt hatten. Danach war es immer Still zu Hause. Takeru und seine Mutter wohnten wo anders und sein Vater arbeitete fast rund um die Uhr. Da war es kein Wunder das er in die Rolle des Einzelgängers schlüpfte. Es war Taichi gewesen, der ihm zeigte dass er nicht allein sein musste. Tai hatte seine unsichtbare Mauer, die er zum Schutz errichtet hatte, eingerissen. Er wurde sein bester Freund und irgendwann war er einfach so viel mehr. Die zwei Jahre wo Taichi nicht da gewesen waren, hatten an seinen Gefühlen nichts geändert. Er liebte ihn immer noch. Auch wenn Tai inzwischen jemand anderes gefunden hatte, sei es ein neuer Partner oder ein Mensch dem er sein erstes Mal geschenkt hatte. Der Gedanke, das Tai mit jemand anderen… tat unglaublich weh. Es zerriss ihm fast das Herz. Doch er wollte seine Gefühle nun zurück stellen. Tai hatte ihn damals vor der Einsamkeit gerettet und jetzt war es an der Zeit, dass er ihn rettete. Auf gar keinen Fall, ließe er seinen Freund nochmals gehen. Nein, er würde ihm helfen! Seufzend sah er wieder in das schlafende Gesicht seines Freundes. Dann löste er sich nun doch von dem Braunhaarigen und stand leise auf. So langsam musste er aufs Klo und er wollte ein gutes Frühstück für Taichi zubereiten. Die Schule war ihm im Moment sowas von scheiß egal. Tai durfte ruhig noch ein wenig schlafen. ~~~~~~ Unzufrieden brummte Taichi. Ein schrilles Klingeln durchschnitt die Stille und störte seinen Schlaf. Genervt öffnete er die Augen und sah sich einen Moment verwirrt um, es dauerte bis ihm wieder einfiel wo er war. Wieder erklang das störende Geräusch, welches er jetzt als Türklingel identifierzte. Erschrocken stand Taichi auf und starrte auf die Zimmertür. Yamato schien den Raum schon vor einiger Zeit verlassen zu haben und Tai konnte hören, dass er die Haustür öffnete. Wie erstarrt stand er einfach nur da und lauschte. Er konnte die Stimme seines Freundes hören, verstand aber nicht was er sagte. Eine andere Stimme antwortete und plötzlich wurde Tai eiskalt. Sie war hier… Seine Schwester. Ängstlich und mit klopfenden Herzen schaute Tai sich in dem Raum um. Flüchten konnte er schon mal nicht und verstecken? Im Schrank oder unterm Bett? Ihn dort zu finden war ein leichtes, da Yamato ja wusste, das er hier war. Zitternd ging Tai einige Schritte rückwärts, seine Augen nicht von der Zimmertür nehmend. Er hörte dumpf ein Gespräch und hoffte, das Matt sein Versprechen hielt. ~~~~~~ Überrascht schaute Yamato seinen Besuch an. Zwar war es schon nach Mittag und die Schule war aus. Aber trotzdem hatte er nicht mit ihr gerechnet. Kari besuchte ihn eigentlich nie. Wenn überhaupt nur mit seinem Bruder zusammen, aber dieser war nicht bei ihr. „Hi Matt, ich hab gehört dass du heute nicht in der Schule warst und wollte mal nach dir sehen“, sagte Hikari leicht lächelnd. „Hi Kari, ja mir ging es heute Morgen nicht so gut. Aber jetzt ist es schon wieder viel besser“, antwortete Matt mit einem schiefen Lächeln. Immerhin musste er die Lüge aufrechterhalten, die er heute Morgen seinem Rektor aufgetischt hatte. „Kann ich reinkommen?“, fragte Kari. Unsicher sah Yamato sich um, nickte dann aber. Er wusste keinen Grund mit dem er sie nun wieder wegschicken konnte. Doch die Situation war gefährlich. Immerhin schlief ihr seit zwei Jahren verschollener Bruder in seinem Zimmer. Und Tai war ziemlich deutlich gewesen was sein zu Hause anging. Da wollte er sicher nicht das Hikari ihn hier fand. Yamato konnte nur hoffen, das Tai noch eine Weile schlafen würde und er musste Kari ganz schnell wieder loswerden. Doch jetzt trat sie erst einmal an ihm vorbei in die Wohnung und schaute sich kurz um, ehe sie ihn wieder anlächelte. Matt schloss die Wohnungstür und ging mit ihr ins Wohnzimmer, deutete ihr sich zu setzten. „Magst du was trinken?“, fragte er. „Nein danke um ehrlich zu sein, bin wegen etwas anderen hier“, sagte sie leise. Fragend sah Yamato sie an und setzte sich zu ihr. „Weißt du, gestern hat eine Freundin von mir...“, begann sie zögernd und schaute ihn traurig an. „…Tai gesehen. Sie war sich absolut sicher und als du heute nicht in die Schule gekommen bist, dachte ich vielleicht…wäre er bei dir“, sagte Kari und sah ihn hoffnungsvoll an. Schwer schluckte Matt, als er das hörte. Ihm wurde heiß und kalt zu gleich. Er wusste nicht was er tun sollte, da er Tai nicht in den Rücken fallen wollte. Doch zu sehen wieviel Hoffnung sich Kari machte und diese zu zerstören, obwohl ihr Bruder wirklich bei ihm war… Konnte er ihr das wirklich antun? Er dachte daran wie sehr er seinen Braunhaarigen Freund vermisst hatte. Diese Ungewissheit war einfach schrecklich und Kari musste es mindestens genauso so schlimm wie ihm ergangen sein. Zumal sie damals auch noch ihre Mutter verloren hatte. Dann war da aber auch noch Tai, der ihn mehrmals gebeten hatte, niemanden zu verraten wo er war. Genauso wenig wollte er nach Hause gehen. Er hatte sogar gesagt, dass es seinen Tod bedeuten würde. Etwas was er eigentlich nicht riskieren durfte, Tai durfte auf keinen Fall etwas zustoßen. Aber andererseits, wenn er Kari nun sagte, das Tai hier war konnten sie vielleicht gemeinsam eine Lösung finden. Kari könnte es ja ihren Vater erzählen und die drei müssten einfach nur zur Polizei, damit die wer auch immer Tai verfolgte, einsperrten. Oder die Polizei würde Tai erst einmal verstecken können. Tai war ja nicht zu Hause, als eigentlich konnte ihm doch so nichts passieren, oder? Vielleicht würde Tai bei dem Wiedersehen mit seiner Schwester auch endlich darüber reden, wer oder was ihn verfolgte. So oder so würden seine Chancen doch eigentlich besser stehen, oder nicht? Tai könnte wieder nach Hause und musste nicht auf der Straße leben. Keiner würde ihn mehr schlagen und er wäre endlich wieder bei den Menschen, die ihn liebten. „Bitte Yamato, wenn du etwas weißt sag es mir“, flehte Hikari und sah ihn bittend an. Tief atmete er durch und nickte. Er hob sich und deutete Kari an, ihm zu folgen. Nur langsam führte er sie zu seiner Zimmertür, er zögerte noch. Tai wäre bestimmt enttäuscht und sauer auf ihn, wenn er dies jetzt tun würde. Aber irgendwann würde der Braunhaarige auch erkennen, dass es das Beste für ihn war. Tief atmete er nochmal durch und öffnete dann die Zimmertür. Sofort glitt sein Blick zu dem leeren Futon am Boden und dann zu Taichi welcher ganz in der Ecke stand und ihn ängstlich ansah. Er ging noch ein paar Schritte in dem Raum und ließ Hikari neben sich treten. Sofort als der Braunhaarige seine Schwester bemerkte, sah er ihn enttäuscht und verletzt an. „Ich wusste es“, murmelte Hikari und lächelte leicht, während Tai noch ein wenig zurückwich. Irritiert beobachtete Yamato das Verhalten seines Freundes, für ihn sah es fast so aus, als hätte dieser vor seiner Schwester Angst. „Verschwinde“, murmelte Tai abweisend. „Nicht ohne dich, Bruder. Lass uns nach Hause gehen“, sagte Hikari ruhig und streckte ihre Hand aus. Verwirrt schaute Yamato zwischen den beiden hin und her. Das Wiedersehen der Geschwister hatte er sich definitiv anders vorgestellt. Tai wirkte richtig abweisend und ängstlich, ja beinahe panisch. Während Hikari ruhig und ernst schien. Beide wirkten sehr verändert auf ihn, waren sie doch früher immer sehr herzlich miteinander umgegangen. Zögernd trat Tai auf seine Schwester zu und legte seine Hand in die ihre. Für einen Moment sah es so aus, als wollte er sie in eine Umarmung ziehen, doch stattdessen zog er sie zu sich und schubste sie weg. Unsanft landete sie auf ihren Hintern und bevor Yamato auch nur irgendwie reagieren konnte, stürmte der Braunhaarige an ihm vorbei. „Warte“, schrie Kari und rappelte sich wieder auf, um Tai nachzulaufen. Auch Yamato erwachte nun endlich aus seiner Erstarrung und folgte ihr aus seinem Zimmer. Die Haustür stand sperrangelweit offen und von Tai war nichts zu sehen. Hektisch rannten die beiden wortlos aus der Wohnung, die Treppen hinab. Auf der Straße angekommen sahen sie sich beide schnaufend um. Doch von Taichi fehlte jede Spur. Der Braunhaarige war wie vom Erdboden verschluckt. „Verdammt“, murmelte Hikari, überrascht sah Yamato sie an. „Ich verstehe nicht, was mit ihm los ist“, sagte Kari und wirkte plötzlich traurig. Seufzend sah Yamato sich um und fuhr mit der Hand durch seine Haare. Nur langsam sickerte die Erkenntnis in ihm durch, das Tai wieder verschwunden war. Tai war weg und er konnte nicht sagen, ob er ihn jemals wieder sehen würde. Schwer schluckte Matt, Tränen traten in seine Augen. Er hatte es verbockt. Er hatte gegen Tais Bitte gehandelt und nun war der Braunhaarige fort und dieses Mal vielleicht für immer. ~~~~~~ Weinend rannte Tai durch die gefüllten Straßen. Ab und zu sah er, wie man ihm mit abwertenden Blicken bedachte, aber er schenkte niemanden Beachtung. Er lief immer weiter und landete schließlich in einer weniger belebten Gegend. Trotzdem hielt er nicht an, er rannte und rannte bis ihn schließlich die Beine wegknickten und er unsanft auf dem Boden landete. Zitternd blieb er einfach liegen, sein Atem ging Stoßweise. Sein Körper war das Rennen nicht mehr gewohnt und seine Wunden schmerzten. Schluchzend rollte er sich zusammen und legte die Hände um seinen Bauch. Immer mehr Tränen liefen über sein Gesicht. Er fühlte sich verraten. Dabei hatte er es doch von Anfang an gewusst! Wieso hatte er sich nur darauf eingelassen? War doch klar, dass Yamato seine Bitte ignorierte. Und jetzt hatte er für sein blindes Vertrauen die Rechnung bekommen. Alles war weg! Er hatte nur noch die Kleidung von Yamato, die er gerade trug. Sein Rucksack mit den Klamotten, Geld und Lebensmitteln lag noch bei den Ishidas. Keine Schuhe oder Jacke hatte er nun und zurückgehen konnte er nicht mehr. Kari würde seinem Vater Bericht erstatten und nachdem was gerade passiert war durfte er sich Yamato auf keinen Fall mehr nähern. Er musste weg von den Menschen die ihn kannten, den bei dem Versuch ihm zu helfen würde sie ihn in noch mehr Schwierigkeiten bringen. Doch was sollte jetzt aus ihm werden? Er hatte kein Geld mehr und keinen Platz zum Schlafen und nichts zum Essen. Was würde den jetzt aus ihm werden? Kapitel 11: ------------ Wieder einmal war es soweit. Essen und Getränke wurden gepackt, mehrere Decken und Besteck wurden zusammengetragen und in den Park geschleppt. Jeder nahm sich die Zeit, jeder brachte was mit. Alle waren gut drauf und feierten diesen Tag ausgelassen. Nur zwei der Freunde saßen etwas abseits von anderen und hingen ihren eigenen Gedanken nach. Genervt seufzte Yamato und schloss die Augen. Es war inzwischen drei Wochen her. Drei ganze Wochen in denen es keine Spur von Tai gab. Der Braunhaarige war wieder einmal, wie vom Erdboden verschluckt. Seufzend öffnete Matt die Augen und sah zu den anderen rüber. Alle schienen fröhlich und zufrieden. Ein ganz normaler 1.August, wen man davon absah, das ein gewisser jemand nun schon zum dritten Mal fehlte. Wieder einmal blieb Matts Blick bei Kari hängen, welche mit Takeru und Miyako beisammen stand. Wenn Yamato es nicht besser wüsste, könnte man wirklich meinen dass es Hikari ziemlich kalt ließ, das ihr Bruder erneut verschwunden war. Besonders traurig wirkte sie nun wirklich nicht auf ihn, eher das Gegenteil. Hikari hatte ihn direkt nach Tais verschwinden gebeten, niemand von andern davon zu erzählen. Sie wollte nicht, dass die andern sich unnötig Hoffnung machten. Er hatte zugestimmt, fand er es auch das Beste. Nur Izzy wusste außer ihm noch, das Tai eine Weile bei ihm geblieben war. Dem Rothaarigen hatte er die ganze Geschichte auch erzählt. Kari meinte auch, dass sie mit ihren Vater sprechen würde, damit beide gemeinsam zur Polizei gingen. Vielleicht würden die den Braunhaarigen finden. Doch bis jetzt hatte sich absolut nichts getan. Jedes Mal wen er versuchte bei Kari nachzufragen, ob sie den schon was Neues von der Polizei wüsste, blockte diese ab. Immer hieß es ´Nein` oder `Jetzt Nicht, Matt` oder ihr beliebtester Satz: ´Ich sag dir schon Bescheid, wen ich was weiß´ Allmählich kam ihm die ganze Geschichte immer seltsamer vor. Das treffen der Geschwister war auch mehr als komisch gewesen. Zwar wusste Matt, dass der Braunhaarige vor irgendetwas Angst zu haben schien, aber für ihn sah es wirklich so aus, als hätte er vor Kari Angst. Die Frage war nur, warum? Kari hatte sich aber ebenso seltsam verhalten, als sie auf ihren Bruder traf. Richtig gefreut hatte sie sich nicht, so wie Yamato es eigentlich erwartet hatte. Es war wirklich komisch, er hatte einfach das Gefühl, dass etwas nicht stimmte, nur was? „Als wäre nichts gewesen“, sagte Matt leise und deutete mit dem Kopf in Richtung Kari. Seufzend folgte Izzy seinen Blick und beobachtete die Braunhaarige ebenso. „Sie versteckt es halt gut“, sagte Izzy nach einer Weile. „Ich weiß nicht, ich hab wirklich das Gefühl, dass da mehr dahinter steckt“, sagte Yamato nachdenklich. „Und was?“, fragte Izzy und ihn nun direkt an. „Ich hab keine Ahnung“, murmelte er, wieder verfolgte er jede Bewegung von Kari, welche plötzlich lauthals zu lachen begann. Plötzlich erhob sich Matt, es war als wäre in ihm ein Schalter umgelegt worden. Zielstrebig lief er auf seinen Bruder und Kari zu, dicht gefolgt von Izzy, welcher leise seinen Namen flüsterte. Doch es war ihm im Moment einfach egal. Direkt vor Hikari hielt er an und schaute die Jüngere ernst an. Diese hörte sofort auf zu lachen und sah ihm mahnend entgegen. „Gibt’s den nun endlich Neuigkeiten bezüglich Tai?“, fragte Matt laut. Sofort wurde es schlagartig ruhig um ihn und alle Blicke richteten sich auf ihn. Kari schaute sich zögernd um, ehe sie den Blonden wütend entgegen sah. „Matt, was…“, wollte Takeru gerade fragen. „Tai war vor 3 Wochen bei mir“, sagte Yamato schlicht und sah seinen Bruder eindringlich an, welcher ziemlich überrascht schien, ebenso wie die restlichen Digiritter. „Und wo ist er jetzt?“, wollte Daisuke wissen. „Keine Ahnung, er war nur eine Nacht bei mir und als Kari gekommen ist, ist er wieder abgehauen“, sagte Matt ernst. „Dafür kann ich aber nichts“, sagte Hikari und schaute gekränkt. „Nein, aber ich finde du könntest wenigstens irgendetwas dazu sagen. Immerhin ward ihr doch bei der Polizei, oder etwa nicht?“, fragte Matt genervt. „Natürlich waren wir bei der Polizei“, sagte Hikari empört und sah unsicher in die Runde. „Aber die finden ihn nun mal nicht, was soll ich denn dir da andauernd erzählen“ „Keine Ahnung, ich hab nur das Gefühl, als wäre es dir total egal, was mit deinem Bruder ist“, sagte Yamato wütend. „Matt“, rief Takeru erschrocken. „Was denn, ist doch wahr. Sie tut so, als wäre einfach nichts passiert“, rechtfertigte sich Matt. „Es ist mir nicht egal“, sagte Kari ernst. „Aber was kann ich dafür, dass er abgehauen ist. Es war seine Entscheidung damals abzuhauen und was soll ich da jetzt machen? Ich kann auch nicht dauernd rumheulen deswegen“, sagte Hikari nun etwas gereizt. „Also ich mache mir seit drei Wochen ständig Sorgen um Tai. Allein wenn ich an seinen Zustand denke“, entgegnete Matt kopfschüttelnd. Es brodelte direkt in ihm, die Ungewissheit machte ihn Wahnsinnig und Karis Teilnahmslosigkeit konnte er überhaupt nicht nachvollziehen. „Was meinst du damit?“, fragte Sora zögernd, seufzend sah Matt sich um, sah die besorgten Blicke seiner Freunde. „Tai war nicht gerade in bester Verfassung“, sagte nun Izzy, überrascht sah Kari diesen nun an. „Du hast ihn auch gesehen?“, fragte Joe, zustimmend nickte der Rothaarige. „Matt und ich, haben ihn ganz zufällig getroffen. Es war schwer ihn dazu zu überreden, mit zu Matt zu kommen. Er schien vor irgendetwas Angst zu haben und wir mussten ihm versprechen, niemanden von seinem Auftauchen zu erzählen. Später bin ich dann nach Hause, in der Hoffnung das Tai sich Matt anvertrauen würde“, erzählte Izzy. „Aber als Kari am nächsten Morgen aufgetaucht war, ist er sofort wieder abgetaucht“, ergänzte Matt. „Das war doch nicht meine Schuld“, sagte Kari empört. „Das sagt auch keiner, oder?“, sagte Takeru und sah auffordernd zu seinem Bruder. „Nein“, murmelte dieser. „Trotzdem schien es Tai in den letzten Jahren nicht besonders gut ergangen zu sein“, sagte Izzy. „Er hatte abgetragene Klamotten an, war total blass und so wie es aussah…“, erklärte Matt und sah unentschlossen in die Runde. „Sag es einfach, Matt“, meinte Mimi und verschränke die Arme. „So wie ich das gesehen habe, wurde Tai geschlagen und das nicht nur einmal. Deshalb mache ich mir solche Sorgen um ihn, ich hoffe einfach das die Polizei ihn findet und aus diesem Grund kann ich auch nicht verstehen, wie du einfach so feiern kannst, als wäre nichts gewesen“, sagte Matt ehrlich und fixierte die Jüngere mit seinem Blick. „Hört mal, es macht mir natürlich was aus und ich mache mir auch Sorgen. Aber es bringt nichts, wenn wir uns jetzt verrückt machen. Es war Tais Entscheidung, damals, wie heute und ich kann es nun mal nicht beeinflussen“, sagte sie mit gesenkten Kopf. Aufmunternd legte Takeru, ihr eine Hand auf die Schulter. Schweigend sah Matt sie an, ehe er sich umdrehte, wieder zu seinem Platz ging und sich dort setzte. Izzy folgte den Blonden und sah ihn tadelnd an. Keiner der Anwesenden wusste, was er nun sagen sollte. Alle schienen ihren Gedanken nachzuhängen. „Tut mir Leid, aber ich möchte jetzt für mich allein sein“, murmelte Kari nach einer Weile, schnappte sich ihren Rucksack und verschwand. Besorgt sah Takeru seiner Freundin nach und er war nicht der einzige. „Nicht die beste Art, das Thema anzuschneiden“, murmelte Tk und fing einen bösen Blick, seitens Yamato auf. „Schon gut“, sagte er sogleich und hob die Arme beschwichtigend. „Am besten erzählt ihr uns in Ruhe die ganze Geschichte nochmal“, sagte Mimi und sah auffordernd zu Matt und Izzy. ~~~~~~ Wütend stapfte Hikari die Treppen ihres Wohnhauses hoch und sperrte die Haustür auf, welche sie sofort nach sich zuwarf. Ihren Rucksack warf sie achtlos in die Ecke und ihre Schuhe folgten sogleich. Sie war im Moment so sauer. Dass Matt nicht einfach seine Klappe halten konnte! Jetzt war der anfänglich schöne Nachmittag ruiniert und in der nächsten Zeit durfte sie sich wieder ständig, dass rum Geheule wegen Tai anhören. Sie hatte es so satt, die traurige Schwester zu spielen. Wenn es nach ihr ginge, konnte ihr Bruder in der Gosse krepieren. Es war ihr scheißegal, wie es ihm ging. Sie wollte einfach Nichts mehr über ihn hören! Sie könnte sich selbst verfluchen für ihre Unachtsamkeit! Nie hätte sie damit gerechnet, dass er einen neuen Fluchtversuch starten würde… Dann hätte sie doch viel besser aufgepasst… Sie konnte nur hoffen, dass ihr Vater ihn fand. Natürlich waren sie NICHT zur Polizei gegangen. Es wäre eine Katastrophe wen Tai dort mit der Wahrheit rausrücken würde. Natürlich würde sie ihren Vater sofort unterstützen und das Gegenteil behaupten. Aber trotzdem wollten sie nicht diese Gefahr eingehen. Stattdessen hatte sich ihr Vater zwei Wochen Urlaub genommen und suchte ihren Bruder nun die ganze Zeit. Hoffentlich fand er ihn! Dann würden zumindest ihre Sorgen bezüglich der Polizei verschwinden. Sie wollte auf keinen Fall ihren Vater, wegen ihres Bruders auch noch verlieren. Es reichte schon, dass er ihr, ihre Mutter genommen hatte. Seufzend erhob sich Kari von dem Sofa, auf welchen sie sich gerade erst niedergelassen hatte. Zögernd schritt sie in das leere Zimmer ihres Bruders. Dort hatte sich nichts verändert, seit seinem verschwinden. Es war immer noch genauso kalt und dunkel wie vorher, den ihr Vater hatte die Hoffnung nicht aufgegeben, das er ihn fand. Schade, dass sie ihn nicht halt können, als sie ihn bei Matt antraf. Es wäre besser gewesen wenn sie ihn da schon mit nach Hause genommen hätte. Aber irgendwie konnte sie ihm auch nicht verübeln, dass er davon gelaufen war. Sie war sich durchaus bewusst, dass die Strafe die ihr Bruder bei seiner Rückkehr erhalten würde, nicht gerade angenehm war. Ein kleines Lächeln schlich sich auf ihre Lippen, bei dem Gedanken. Ja, sie hoffte wirklich, dass ihr Vater ihren Bruder fand. ~~~~~~~ Erschöpft lag der Braunhaarige eingerollt auf den alten Lumpen, die ihm nun als Bett dienten. Angespannt lauschte er in die Dunkelheit. Seine Nerven waren bis zum Zerreißen angespannt. Er hatte Angst. Er hatte nun jede Sekunde in seinem Leben Angst. Und Hunger. Er brauchte dringest was zu essen. Doch es war gar nicht so leicht. Drei Tage war seine letzte Mahlzeit nun her. Doch was sollte er tun? Seit er von Yamato weggelaufen war, irrte er durch die dunklen Gassen Tokios. Die ersten Tage schlief er im freien und versuchte sich sein Essen zu klauen. Oft wurde er erwischt und geschlagen, doch Gott sei Dank ging es niemals soweit, dass die Polizei gerufen wurde. Nach einer Woche hatte er sich eine kleine Unterkunft in einem Heruntergekommen und verlassenen Wohnhaus gesucht. Doch vor ein paar Tagen überraschte ihn dort ein anderer Obdachloser im Schlaf. Tai wurde gerade wach, als dieser seine mickrigen Essenvorräte aufaß. Als er sich seinen Rest zurückholen wollte, wurde der bullige Mann richtig ungemütlich. Da hatte er es mit der Angst bekommen und war geflohen. Gestern hatte er nun diese alte Fabrik gefunden, in der er sich jetzt gerade aufhielt. Mit einigen alten Stofffetzen hatte er sich dort ein Bett gebaut, doch schlafen konnte er dennoch nicht. Er hatte Angst wieder im Schlaf überfallen zu werden. Im Dunkeln schlichen allerhand düstere Gestalten umher. Was wenn wieder jemand sein Nachtlager fand? Er hatte Angst davor und blieb daher lieber wach liegen. Schlafen tat er nur wenige Stunden am Tag, das musste reichen. Morgen musste er unbedingt zurück zum Fluss, sich etwas waschen. Es ersetzte zwar keine richtige Dusche, doch half es zumindest gegen den fürchterlichen Gestank. Seine Klamotten mussten auch wieder gewaschen werden. Das einzig positives in den letzten Wochen war, das er wenigstens ein altes paar Schuhe im Müll gefunden hatte, die ihm sogar passten. Jetzt musste er wenigstens nicht mehr barfuß durch die Gegend laufen. Doch das würde bald nicht mehr reichen. Bald kam die Kälte und dann musste er sich dringest warme Kleidung zulegen. Doch woher? Er hatte keine Ahnung. Wenn das so weiter ginge, würde er noch elendig erfrieren, wenn ihn nicht vorher ein Obdachloser im Schlaf umbrachte… Manchmal dachte er darüber nach, zu seinem Vater zurück zu gehen. Aber das war auch keine Option. Er hatte Angst vor der Strafe die ihn dort erwartete und noch wollte er seine Freiheit nicht aufgeben. Aber sterben wollte er hier draußen auch nicht. In den letzten Tagen war er bei mehreren Clubs gewesen um nach Arbeit zu fragen. Doch bei den meisten scheiterte er schon bei dem Türsteher. Aber was sollte er sonst machen? Morgen wollte er zu einem ganz besonderen Club, den Tipp hatte er von einem anderen Obdachlosen. Der Besitzer soll wohl billige Arbeitskräfte suchen und dafür beim Lebenslauf ein Auge zudrücken. Das war im Moment seine ein zigste Chance. Nervös stand Tai vor dem besagten Club. Inzwischen hatte er sich gewaschen und seine Klamotten ebenso. Diese waren zwar noch ein wenig feucht, aber das störte ihn nicht wirklich. Er hatte versucht seine Haare halbwegs zu richten, doch auf Grund des fürchterlichen Haarschnitts, sahen sie immer noch recht seltsam aus. Das Glück war heute sogar auf seiner Seite und er konnte heute Morgen ein eingepacktes Sandwich aus dem Müll fischen. Das reichte gerade so, damit das Hungergefühl nicht mehr gar so unangenehm war. Seit einer halben Stunde stand er nun vor dem Club und starrte das besagte Gebäude an. Er war nervös, total nervös um genau zu sein. Das hier war verdammt wichtig, es musste einfach klappen. Aber er hatte auch Angst, er wusste genau was für eine Art Club das war. Plötzlich öffnete sich die Tür und ein Mann Mitte zwanzig kam heraus. Sein Blick fiel sofort auf dem Braunhaarigen, auf den er nun zielstrebig zulief. Kurz überlegte Tai davon zu laufen, ließ dann aber doch sein. „Kann ich dir vielleicht helfen?“, fragte der Mann, nachdem er bei ihm war. „Ich… bin auf der Suche nach einem Job“, sagte Tai zögernd. „So?“, sofort musterten ihn die braunen Augen eindringlich. „Wie alt bist du?“ „Achtzehn, fast neuen Neunzehn“, sagte Tai sofort. Natürlich war es eine Lüge, aber als Minderjähriger bekam er garantiert noch schlechter einen Job und gerade hier erst Recht nicht. „Du hast wohl kein Zuhause, was?“, zustimmend nickte Tai. „Und was hast du dir vorgestellt?“ „Keine Ahnung, vielleicht Kisten schleppen, Kellnern, Putzen oder so was“ „Du weißt was für ein Club das hier ist?“, fragte der Mann und sah ihn streng an. „Ja, das weiß ich“, sagte Tai. „Okay, dann komm mal mit“, sagte der Mann und deutete ihm, ihn zu folgen. Zögernd folgte Taichi dem fremden, welcher ihn direkt in den Club führte. Eingeschüchtert trat Tai ein und stockte kurz. Durch einen schmalen Gang, kamen sie direkt in einen riesigen Raum. In diesen befand sich eine Bühne, mit einer Art Laufsteg, auf der ganz vorne eine Stange angebracht war. Um den Laufsteg herum, waren mehrere schwarze Sessel aufgestellt, von denen man einen guten Blick hatte. Ringsherum, befanden sich noch viele weitere mit passenden Tischen. An der Wand entlang standen überall große Halbrunde, schwarz, rote Ledersofas. An diesen konnten sich bestimmt 6 Personen setzen. Gerade zu, befand sich eine großzügige Bar, hinter der man locker zu zweit arbeiten konnte. Hinter Bar, konnte Tai eine große Treppe sehen, die nach oben führte. Jede einzelne stufe war rot beleuchtet. Das Geländer war umwickelt von einem roten Led Schlauch. Überhaupt war der Raum in Rot und Schwarz Tönen gehalten. Es sah beinahe elegant aus, anders als er es erwartet hatte. Aber auch von außen sah es eigentlich schon recht gepflegt aus. Trotz dieser versteckten Lage und trotz dieser eher verruchten Umgebung. Also eigentlich der perfekte Ort dafür. „Komm“, sagte der Fremde, nachdem Taichi sich einige Minuten umgeschaut hatte. Zustimmend nickte Tai und folgte dem Mann durch den Raum. Unter der Treppe, war eine schwarze Tür, auf der ´Zutritt verboten´ stand, diese öffnete der Fremde und ließ Tai eintreten. Wieder befand er sich in einem Gang, dieses Mal war er jedoch länger und es gab zu beiden Seiten mehrere Türen. Der Mann führte ihn aber jedoch an allen vorbei, bis zur letzten Tür, an der ´Büro´stand. Die Tür wurde geöffnet und Tai hereingewunken. „Setz dich“, sofort folgte Tai der Aufforderung und sah sich genau um. Der Raum war kleiner als erwartet, aber trotzdem schön eingerichtet. Der Schreibtisch, an dem der Mann nun Platz nahm war in hellen Holztönen gehalten. Zur seiner Linken Stand ein großer Schrank in derselben Farbe und auf der rechten Seite, war eine kleine schwarze Couch mit einem Glastisch davor. „Zuerst einmal, meine Name ist Seiichi Satō und mir gehört dieser Club“, sagte der Fremde. „Taichi Nakamura“, sagte Tai mit einem Lächeln und verbeugte sich leicht. Es war besser, wen er nicht seinen richtigen Namen nannte. „So und du möchtest also gerne für mich arbeiten, Taichi?“, sagte Seiichi lächelnd. „Ja“, sagte Tai schlicht und spielte mit seinen Fingern. Er war ziemlich nervös und konnte nur hoffen, dass es hier für ihn endlich mal positiv ausging. „Nun gut, ich würde sagen du arbeitest einfach mal eine Nacht probe, heute am besten noch. Passende Arbeitskleidung sollten wir eigentlich da haben und wir haben auch Duschen für unsere Mitarbeiter, die du gerne benutzen darfst. Aber deine Haare…“, nachdenklich betrachtete ihn Seiichi. „ …ich denke Yumiko sollte dir einen vernünftigen Haarschnitt und ein bisschen Make-up verpassen, dann kannst du unter unsere Kunden“ Überfordert sah Tai den Mann vor sich an. Es dauerte ein paar Sekunden bis er begriff, was da gerade passiert war. „Hast du dich doch Um entschieden?“, fragte Seiichi. „Nein, danke ich werde mein Bestes geben“, sagte Tai sofort. Er konnte es kaum glauben, er fühlte sie wie im Traum. Sollte es wirklich so sein? Hatte er wirklich zum ersten Mal seit langem Glück? Bekam er hier gerade wirklich eine echte Chance? Ein Lächeln schlich sich auf seine Lippen, er war einfach nur dankbar. Dankbar für diese eine Chance. Kapitel 12: ------------ Erschöpft ließ Taichi sich auf sein Bett fallen und schloss die Augen. Er fühlte sich total ausgelaugt und hundemüde. Kein Wunder, es war bereits weit nach sechs Uhr morgens und er hatte seit gestern Abend um sechs im Club gearbeitet hatte. Der Job war anstrengend, aber dennoch war er einfach nur dankbar für diese Chance. Seit über einen Monat arbeitete Tai nun dort. Er konnte es selbst immer noch nicht glauben was für ein Glück er gehabt hatte. An seinem Probe Tag hatte man ihm alle möglichen Aufgaben gegeben, welche er fleißig und ohne Protest erledigt hatte. Erst war er in der Küche, wo er das Geschirr abspülen durfte, dann ließ man ihm die Toiletten putzen und anschließend durfte er die Kunden mit Getränke versorgen. Wie versprochen konnte Yumiko, eine der Frauen die dort arbeiteten ihm einen ordentlichen Haarschnitt verpassen. Zwar waren sie jetzt noch kürzer, aber es sah zumindest gut aus. Taichi wollte sie sich aber trotzdem auf jeden Fall wieder wachsen lassen. Er vermisste seine alte Haarpracht einfach. Nach der neuen Frisur bekam er auch Makeup um die blauen Flecke zu überdecken. Inzwischen waren die meisten zum Glück verheilt und er musste sich nicht täglich anmalen lassen. Nach dem der erste Tag zu Ende ging, sagte Seiichi ihm, das er für ihn arbeiten durfte. Seinen Lohn bekam er wöchentlich und es war wahrlich nicht viel. Aber es reichte, dafür dass er am Ende der ersten Woche sich ein paar billige Klamotten kaufen konnte. Er wollte nicht jeden Tag mit derselben Kleidung auftauchen und musste seine ja auch mal waschen. Für die Arbeit bekam er seine Kleidung gestellt und diese wurde auch dort gewaschen. Anfangs musste Taichi jedoch weiter Hungern, da von seinem ersten Lohn nicht mehr viel über war, nach diesem Einkauf. Ab der zweiten Woche konnte er sich endlich Lebensmittel kaufen, versuchte jedoch sich nur auf das nötigste zu beschränken. Immerhin wollte er so schnell wie möglich genug Geld zusammen bekommen um Tokyo, besser noch Japan zu verlassen. Das war die einzige Chance um seinen Vater endgültig zu entkommen. Bisher musste Tai in ständiger Angst leben diesem oder einen seiner Freunde über dem Weg zu laufen. Beides wollte er unbedingt vermeiden. Er musste einfach weg von hier, auch wenn das bedeutete das er seine Heimat für immer hinter sich lassen musste. Der Gedanke schmerzte, aber ihm bleib keine andere Wahl. Hier konnte er niemals ohne Angst leben und das wollte Taichi auch nicht. Er wollte sich wieder frei fühlen, sich ein neues Leben aufbauen ohne von Schmerzen und Ängsten geplagt zu werden. Daher war es ihm sehr wichtig, so schnell wie möglich genug Geld für die Reise zusammen zu bekommen. Aber alleine mit den Reisekosten war es nun leider auch nicht getan. Er musste auf jeden Fall noch Geld zusammen bekommen von dem er später leben konnte. So eine Chance wie hier, bekam er sicher nicht noch einmal. Daher sollte er besser mehr Geld mitnehmen, da er nicht wusste wann und wo er in seiner neuen Heimat Arbeit fand. Das Ziel seiner Reise stand auch noch nicht fest, aber da hatte er auch noch Zeit. Er glaubte nicht dass er genug Geld in unter einem Jahr zusammen sparen konnte, egal wie sparsam er nun war. Solange musste er einfach durchhalten und aufpassen. Da sein Lohn so gering war, hatte Taichi bereits nach zwei Wochen überlegt sich einen weiteren Job zu suchen. Aber das war schier unmöglich da er teilweise fast die ganze Nacht und den halben Tag im Club verbrachte um irgendwelche Hilfsarbeiten zu erledigen. Als er dann von einem seiner Arbeitskollegen, dem Barkeeper Akira erfahren hatte, das ein weiterer Barkeeper gesucht wurde, witterte Tai seine Chance, mehr Geld zu verdienen. Akira war ihm in kurzer Zeit fast eine Art Freund geworden. Er war zwar sechs Jahre älter wie er selbst, doch er war von seinem ersten Tag an nett zu Taichi. Eigentlich waren alle nett dort, aber Akira war eine Marke für sich. Der Schwarzhaarige war sehr offen und quasselte viel, aber er war auch freundlich und hilfsbereit. Ein bisschen aufgedreht so wie Tai früher, aber genau das mochte er so an ihm. Wenn Tai Kellnern durfte, hatte er die meiste Zeit mit dem Älteren zu tun. Dabei lernten sie sich immer mehr kennen und Taichi taute ein bisschen auf. Es tat ihm gut mit jemanden zu reden, auch wenn er über seine Vergangenheit schwieg. Niemand musste wissen was in seiner Vergangenheit passiert war. Es reichte dass alle wussten, dass er auf der Straße lebte. Ein Umstand den einfach nicht verbergen konnte. Zu Tais Glück war Akira bereit ihm nach Arbeitsschluss die wesentlichen Dinge eines Barkeepers beizubringen. Innerhalb einer Woche wusste Tai nun wie er welche Getränke mixen musste und wo alles hinter der Bar stand. Mit den Gästen konnte er sowieso gut umgehen, meistens blendete er aus wieso sie hier waren. Es war oft komisch für ihn an solch einen Ort zu arbeiten. Doch von dem Tun der Frauen und auch Männer bekam er weniger mit. Abgesehen von den Shows auf der Bühne, aber diese waren eher harmlos. Nachdem Akira der Meinung war, das Tai in der Lage wäre nun als Barkeeper zu arbeiten schlug er dies ihrem Chef vor. Tai musste dann vor Seiichi sein Können beweisen und schaffte es diesen zu überzeugen. Er bekam den Job als Barkeeper und verdiente nun mehr Geld wie vorher. Zwar musste er auch länger arbeiten aber das war ihm herzlich egal. Mit dem neuen Gehalt konnte er deutlich mehr Geld sparen und das war das einzige was zählte. Doch sein Glück hielt weiter an, den Seiichi unterbreitete ihn ein weiteres Angebot. Ein Geschäftspartner und guter Freund seines Chefs besaß einen kleinen Wohnblock in der Nähe des Clubs. Das Haus war heruntergekommen und benötigte einige Reparaturen und auch die Wohnung die man ihm anbot war bereits ziemlich verwahrlost. Nun Wohnung man konnte das eigentlich nicht nennen, da sie aus einem Zimmer plus ein kleines Bad bestand. Wenn man zur Tür rein kam war gleich zur linken ein Bett. In der Mitte des Raumes war ein kleiner Tisch mit ein paar Stühlen. Geradezu war eine kleine Küchenzeile in der lediglich der alte Herd funktionierte. Die Möbel waren allesamt nicht mehr die schönsten auch teilweise kaputt, aber es reichte zum Leben. Das Bad sah auch nicht gerade ansehnlich aus, manche Fließen waren kaputt, das Waschbecken hatte einen Sprung und die Badewanne hatte einige Verfärbungen, ebenso das Klo. Doch die Wohnung kostete kaum Miete, gerade wegen ihres Zustandes und das Geld wurde ihm direkt vom Lohn abgezogen. Anfangs hatte er gezögert, da er eigentlich so schnell wie möglich genug Geld zusammen sparen wollte. Doch die Gefahr war zu groß das man ihn ausraubte, wenn er schlief oder nicht da war und er konnte seine Habseligkeiten, bestehend aus Essen, Geld und Klamotten nicht immer mit in die Arbeit bringen. Jeden Morgen seine Kleidung am Fluss waschen war auch nicht das optimale und er fühlte sich auch schuldig, wenn er jedes Mal in Arbeit duschte. Als Barkeeper brauchte er einfach auch ein sauberes Auftreten und er konnte sich auch nicht nur von Brot ernähren. In der Wohnung konnte er sich wenigstens was Warmes zubereiten, würde nicht so elend frieren, auch wenn die Heizung auch nicht mehr so gut funktionierte. Ihm war einfach klar dass er nicht ewig in der Fabrik bleiben konnte und da nahm er dieses Angebot an. Abzüglich der Miete blieb ihm immer noch mehr als vorher von seinem Lohn über. Es würde dauern bis er genug Geld beisammen hatte, aber wenigstens hatte einen Ort an dem er halbwegs anständig leben konnte. Und er war nicht der einzige in dem Gebäude, es waren noch drei weitere Wohnungen belegt, aber Tai kannte die Mieter nicht. Er blieb lieber für sich und konzentrierte sich auf die Arbeit. Diese Wohnung war ein Segen für ihn, egal wie kaputt sie war. Er hatte sie gleich am Anfang ordentlich geputzt. Die kaputten Möbel interessierten ihn nicht, da er meist nur zum Schlafen und Essen da war. Trotzdem hatte er sich ein paar kleine Dinge geleistet. Ein bisschen Geschirr, einen Topf und endlich wieder einen Block und ein paar Stifte. Er wollte wieder schreiben, war es ihm in den letzten Jahren immer ein Trost gewesen. Ansonsten brauchte er nicht mehr, er war zufrieden mit dem was er hatte. Anderen erging es nicht so gut wie ihm, er konnte schon froh sein einen Job zu haben. Dann noch die Beförderung und die Wohnung war mehr als er sich erhofft hatte. Er war Seiichi mehr als dankbar und bemühte sich seine Arbeit gut zu machen. Meistens blieb er auch länger wie seine anderen Kollegen. Die Frauen und Männer, die den Kunden ihre Dienste anboten hatten sonst eigentlich keine Aufgaben und gingen meist als erste. Am längsten blieben jene, die die kleine Küche aufräumen mussten oder den Rest des Clubs putzen mussten. Die Zimmer mussten täglich gereinigt werden, ebenso der Bereich um die Bühne. Tais Job war eigentlich nur die Bar in Ordnung zu bringen, doch er half eigentlich immer bei allen mit. Zwar verdiente er dadurch nicht mehr Geld, aber das war seine Art seine Dankbarkeit zu zeigen. Seiichi hatte das auch schon öfters mitbekommen und war ab und an bei ihm an der Bar gesessen, während er aufgeräumt hatte. Der Braunhaarige schien irgendwie an ihm interessiert zu sein und fragte ihn dann meist aus. Doch bemühte er sich die Fragen so ehrlich zu beantworten, wie es ihm nur möglich war, ohne zu viel zu verraten. Es war ihm ein wenig unangenehm jedes Mal, aber sagen wollte er nichts. Ansonsten war sein Chef eigentlich ein sehr sympathischer Typ. Wenn Tai ihn unter anderen Umständen kennen gelernt hätte, wäre er niemals auf die Idee gekommen, dass dieser solch einen Nachtclub führte. Aber Tai hatte auch nie erwartet selbst mal in der Szene zu arbeiten und jetzt war er dankbar, dass er es durfte. Es war schon komisch wie das Leben so spielte. Vor ein paar Jahren war er noch ein Junge mit glücklichen Eltern und heute arbeitete er in einem Sex Club und war der Mörder seiner Mutter, verhasst von seiner eigenen Familie. ~~~~ Gelangweilt lag Hikari auf der Couch und starrte abwesend in den Fernseher ohne wirklich wahrzunehmen, was dort lief. Es war Freitagnachmittag und normalerweise wäre sie nun mit ihren Freunden aus. Doch dank ihres Bruders konnte sie heute zu Hause bleiben. Seit Matt die Bombe beim Treffen platzen hat lassen, kannte alle nur noch ein Thema: Tai. Das ganze kotzte sie so an, am liebsten würde sie ihren Freunden ins Gesicht schreien, das dieser Abschaum es nicht wert ist, das man sich um ihn sorgte. Aber nein, sie musste sich dauernd verstellen und das war wirklich anstrengend. Ständig hatte sie das Gefühl beobachtete zu werden, sei es von Takeru, Miyako oder Matt, wann immer er auf sie traf. Das ging nun schon seit Wochen so!! Außerdem riefen ihre Freunde ständig treffen ein in denen sie sich absprachen, wo man Tai suchen könnte. Klar fände sie es toll, wenn man Tai endlich finden würde und dieser wieder brav in seinem Zimmer säße. Aber ihre Freunde sollten Taichi am besten gar nicht erst finden. Nicht auszudenken was passierte, wenn dieser über die vergangen Jahre sprach. Hikari hasste diese Suchen einfach, auch wenn sie immer mitging und ihre Rolle spielte. Doch es ödete sie an und brachte rein gar nichts. Von Tai fehlte jede Spur und insgeheim hoffte sie, dass man bald einfach seine Leiche fand. Vielleicht hatte sie Glück und er war auf der Straße umgekommen und wurde nur noch nicht gefunden. Das wäre für sie auf jeden Fall der beste Weg, dann musste sie seine Nähe nicht mehr ertragen, es bestand keine Gefahr und sie konnte ihre Rolle als traurige Schwester bald wieder ablegen. Ein Klicken verriet die Ankunft ihres Vaters. Freudig lächelte Hikari und setzte sich auf. Susumu war in den letzten Wochen wenig zu Hause gewesen, da er in jeder freien Minute nach dem Braunhaarigen gesucht hatte, aber leider erfolglos. Inzwischen musste er wieder arbeiten und hatte seine Suche seit ein paar Tagen eingestellt. Da es erstens nichts brachte und zweitens brauchte er auch mal wieder ein paar Momente der Ruhe. Tai war bisher nicht bei der Polizei und Hikari hoffte dass es so blieb. Sie würde es mit aller Kraft verhindern dass man ihren Vater verhaftete. Aber lieber war es ihr, wen sie die Gewissheit hätte, das es gar nicht so weit kam. ~~~~ „Kari kommt heute nicht“, sagte Takeru und erntete sofort ein genervtes Schnauben seitens Yamatos. Wieder einmal trafen sich heute alle bei Yamato und besprachen wo man Tai noch suchen könnte. Jeder beteiligte sich dabei und alle hofften den Braunhaarigen zu finden. Heute fehlte Hikari, da es ihr nicht gut ginge, so hatte sie es zu Takeru gesagt und für diesen gab es keinen Zweifel an Karis Worten. Ganz im Gegensatz zu Yamato, welcher Kari gegenüber immer misstrauischer wurde und das auch bei jeder Gelegenheit kundtat. Das nervte wiederum Takeru, der zu hundert Prozent hinter Kari stand und Matts Verhalten einfach nicht verstehen konnte. Er sah doch wie schlecht es Kari ging auch wenn sie es nicht immer zeigte. „Jetzt hör doch mal auf“, sagte Tk genervt und warf seinem Bruder einen finsteren Blick zu. „Was denn?“, murrte Matt und erwiderte den Blick unbeeindruckt. „Schluss damit, Leute. Wir haben echt wichtigeres zu tun als eine erneute Diskussion von euch zu hören“, sagte Mimi spitz und bedachte beide mit einem Kopfschütteln. Jedes Mal wenn Kari nicht da war, sei es auf dem Klo oder sonstiges, gifteten sich die beiden Brüder über dieses leidige Thema an. Mimi hatte es satt und sie war wahrlich nicht die einzige. Jeder hier wollte Tai finden und Matts Verhalten gegenüber Kari war nicht förderlich. Auch wenn sie ihn verstand, da auch sie fand das Hikari sich seltsam verhielt. Aber das konnte auch andere Gründe haben und hieß nicht, dass ihr Tais erneutes Verschwinden egal war. „Also wo sollen wir heute suchen?“, fragte Izzy, nachdem keiner der Brüder mehr etwas sagte. Auch er wollte die Hoffnung nicht aufgeben. Sie würden Tai finden, er konnte sich nicht ewig verstecken. Ihre Chance mag gering sein, aber war nicht bereit aufzugeben, ebenso wie die anderen. Kapitel 13: ------------ Zufrieden summte Taichi vor sich hin, während er damit beschäftigt war die Bar zu reinigen. Sobald er damit fertig war, konnte er auch nach Hause gehen. Ein Glück, da heute Nacht wirklich viele Gäste da waren und er auch dementsprechend viel Stress gehabt hatte. Trotzdem ließ er es sich nicht nehmen seinen Kollegen beim Aufräumen zu helfen. Der Rest des Clubs war bereits sauber und die meisten schon auf dem Heimweg. Akira war heute auch schon weg, da Taichi ihn nach Hause geschickt hatte. Der Ältere fühlte sich nicht so besonders und da hatte Taichi angeboten, das Aufräumen alleine zu übernehmen. Das Mindeste was er für Akira tun konnte, nachdem dieser ihm so geholfen hatte. Doch jetzt freute sich Tai auch auf sein Bett und beeilte sich daher ein wenig. „Du bist ja noch hier“, ertönte plötzlich eine Stimme neben ihm. Erschrocken zuckte Tai zusammen und sah Seiichi direkt neben der Bar stehen. „Entschuldige, ich wollte dich nicht erschrecken“, sagte dieser grinsend. „Kein Problem“, erwiderte Tai und lächelte freundlich. „Heute wieder einer der letzten?“, „Siehst so aus, ja“, sagte Tai zögernd, Seiichi nickte anerkennend. „Beeindruckend“, fragend sah Taichi ihn an. „Du hilfst deinen Kollegen beim Aufräumen und Putzen. Obwohl das nicht einmal zu deinen Aufgaben gehört. Jeden Morgen bist du der Letzte der geht und wann immer du kannst, hilfst du aus. Sehr Lobenswert“, sagte Seiichi und setzte sich auf einen Barhocker. „Das mach ich gerne. Ich bin dankbar für diese Arbeit“, sagte Tai ehrlich und räumte die letzten Gläser weg. „Nun du scheinst ja dringend Geld zu brauchen, hab ich Recht?“, zustimmend nickte Tai. „Hast du dir schon mal überlegt einen anderen Job zu machen? Die Arbeitszeiten wären kürzer und du würdest mehr Geld verdienen“, fragend sah Taichi ihn an, verstand nicht was Seiichi ihm sagen wollte. „Ich meine du siehst gut aus, jetzt ohne die ganzen blauen Flecke und mit einer anständigen Frisur. Du hättest eine große Chance hier wirklich gutes Geld zu verdienen“, erschrocken sah Tai seinen Chef an. Er sollte…? Nein, das konnte er auf keinen Fall. Er wollte nicht seinen Körper verkaufen. Es musste auch so gehen. Bilder liefen vor seinen Innern Auge wie ein Film ab, erinnerten ihn was sein Vater ihm alles angetan hatte. Das wollte er nicht nochmal erleben! „Schlechte Erfahrungen gemacht?“, unterbrach Seiichi seine Gedanken, welcher plötzlich direkt neben ihm stand. Überrascht sah Taichi ihn an und bemerkte wie seine Reaktion wohl auf den Braunhaarigen gewirkt hatte. „Ja“, antwortete Tai schlicht, abstreiten war sowieso sinnlos. „Hm, dann wirst du mein Angebot bestimmt ablehnen“, erwiderte Seiichi bedauernd und seufzte schwer. „Tut mir Leid“, sagte Taichi entschuldigend. „Das muss es nicht, es wäre nur für uns beide sicherlich sehr profitabel gewesen. Aber dann bleibst du eben hinter der Bar“, erwiderte Seiichi und grinste. Zustimmend nickte Tai und lächelte zaghaft. Dieses Angebot hatte ihn aus der Bahn geworfen, da er damit einfach nicht gerechnet hatte. „Aber eins muss ich noch loswerden“, murmelte Seiichi und trat dicht an ihn heran. „Denk einfach nochmal darüber nach. Wenn du dich doch dazu entscheiden solltest, kann ich dich erst einmal anlernen und glaub mir, vor mir musst du keine Angst haben. Außerdem tut dir in meinen Club keiner weh, außer du willst es. Wer sich bei mir daneben benimmt, fliegt raus. Also es ist deine Entscheidung. Du musst es einfach nur sagen“, flüsterte Seiichi direkt in Tais Ohr. Wie erstarrt hörte Tai ihm zu und sagte kein Wort. Auch nicht als Seiichi wieder von ihm abwich und ihn angrinste. Erst als dieser mit einem „Bis Später“, durch die Tür zum Büro verschwand, konnte er sich aus seiner Starre befreien. Unsicher lehnte er sich gegen den Tresen und ließ die Worte erst einmal sacken. Nun wusste er warum Seiichi ihn so neugierig ausgefragt hatte, in den letzten Wochen. Sein Chef wollte ihn, dessen war er sich klar. Alleine wie er ihm dieses Angebot ins Ohr geraunt hatte… Sogar Tai verstand diese Signale nun klar und deutlich. Bei diesem Angebot ging es nicht nur ums Geschäft, auch wenn es ebenfalls eine Rolle spielte. Oft schon hatten Gäste gefragt ob Taichi zu haben wäre. Nicht wenige wollten ihn, auch wenn Tai nicht wusste wieso. Er konnte mit diesem Verlangen nach seinem Körper nicht umgehen und war auch an intimen Körperkontakt nicht interessiert. Besorgt sah Taichi zu der Tür, in der Seiichi verschwunden war. Er hatte Angst, dass er seine Arbeit verlor, wenn er Seiichis Angebot ablehnte, auch wenn er den Braunhaarigen nicht so einschätzte. Er hoffte, dass es nicht irgendwann zum Problem werden würde. Denn die Antwort war Nein. ~~~~~ „Lass uns einen Film anschauen“ „Nein“ „Dann lass uns rausgehen“ „Nein“ „Wie wär es wenn wir einfach mal gemeinsam was Kochen?“ „Nein“ „Man Yama, so geht das nicht weiter“, sagte Takeru verzweifelt und ließ sich neben seinen Bruder auf die Couch fallen. „Du kannst gerne gehen“, sagte Yamato genervt, ohne den Blick vom Fenster zu nehmen. „Vergiss es, du wirst mich nicht los“, fauchte Takeru. „Dann nicht“, murrte Yamato und zuckte mit den Schultern. „Jetzt lass dich nicht so hängen“, schrie Takeru seine Wut hinaus. Erschrocken schaute Yamato seinen Bruder an, welcher tief durch atmete. „So geht es wirklich nicht weiter, Yama. Ich mach mir echt Sorgen um dich“, sagte Tk deutlich ruhiger und sah ihn bittend an. „Das musst du nicht“, sagte Yamato und fuhr sich mit einer Hand durchs Haar. „Oh, doch. So wie du im Moment drauf bist, muss ich das“, sagte Takeru ernst. Nachdenklich sah der Ältere ihn an, ehe er den Blick wieder abwandte. „Warum finden wir ihn nicht, Tk?“, fragte Yamato leise. Seufzend sah dieser ihn an und lehnte sich an ihm. „Ich weiß es nicht“, sagte er leise. Eine Weile blieben sie einfach so sitzen, keiner sprach ein Wort. Takeru war einfach für ihn da und das wusste Yamato auch zu schätzen. Er war froh, dass Tk bei ihm war, auch wenn er es ihm nicht zeigte. Gerade nachdem sie sich in der letzten Zeit so oft wegen Kari gestritten hatten, fand er es schön, dass sein Bruder sich dennoch um ihn sorgte. Yamato wusste selbst dass er nicht so weiter machen konnte. Aber er konnte einfach nicht anders. Inzwischen vertraute er Hikari überhaupt nicht mehr, eine Tatsache die er nur mit Izzy besprach. Denn er schien der einzige zu sein, der Matts Bedenken verstand, wenn auch nur teilweise. Sobald er aber das Thema vor den anderen zur Sprache brachte, endete es meist im Streit zwischen ihm und Takeru. Oder aber man ermahnte ihn, Kari in Ruhe zu lassen, da sie einfach anders mit der Situation umging. Jeder ging auf seine Art mit schlimmen Situationen im Leben um. Das dufte er sich in der letzten Zeit wirklich oft genug anhören, daher ließ er das Thema sein. Vielleicht hatten seine Freunde und sein Bruder Recht. Aber genauso gut konnten sie sich irren. Doch egal was sich hinter Hikaris merkwürdigem Verhalten verbarg, es half garantiert niemandem dabei, Tai zu finden. Das wurde Yamato inzwischen auch klar. Und mit jedem Tag an dem sie keine weitere Spur von Taichi fanden, schwand seine Hoffnung. Stattdessen fürchtete er, seine einmalige Chance Tai zurück zu holen, bereits verloren war. Es tat viel mehr weh, als er erwartet hatte. Der Schmerz über den Verlust seines besten Freundes und Geliebten schmerzte wie am ersten Tag. Es schnürte ihm die Luft ab und zerriss sein Herz. Lange Zeit hatte Yamato sich nicht mehr so hilflos gefühlt, so antriebslos. Es war als hätte sich in den wenigen Stunden Tai wieder in sein Herz geschlichen um es dann eiskalt zu zerbrechen.Taichi war weg und Yamato konnte einfach nichts dagegen tun. Inzwischen suchten sie immer seltener nach Tai und wann immer sie es taten, war es dennoch erfolglos. Es gab keine Hoffnung und dieser Gedanke schmerzte fürchterlich. „Tut mir Leid, Yama. Ich wünschte wir würden ihn finden“, sagte Takeru leise. „Ich auch Tk, ich auch“, murmelte Yamato mit einem traurigen Lächeln, fuhr seinem Bruder durch die Haare und brachte sie durcheinander. „Du hast Recht, lass uns was kochen“, sagte Matt und erhob sich. Sofort sprang Takeru auf und lief an ihm vorbei, während er schon munter darauf los redete. Matt wusste dass er es nur tat um ihn abzulenken, doch war er seinem Bruder dankbar. Es war schön jemanden um sich zu haben, der wusste was Taichi ihm bedeutete, auch nach all der Zeit. Ein warmes Gefühl breitete sich in ihm aus und ersten Mal seit Tagen lächelte er aufrichtig. Es tat gut zu sehen, dass er jemandem wichtig war und dass er nicht alleine war. ~~~~~ „Alles in Ordnung? Du bist so still“, fragte Ken leise und sah seinen besten Freund besorgt an. Schwer seufzte Daisuke, blieb stehen und legte den Kopf in den Nacken. Fragend blieb Ken neben ihm stehen und betrachtete ihn stumm. „Weißt du, Tai war immer mein Vorbild“, sagte Davis leise und sah Ken ernst an, verstehend nickte dieser. „Ich hätte nie gedacht, dass sowas mal passieren würde. Ich dachte immer wir bleiben alle Freunde und alles würde so gut weiterlaufen wie bisher…“, sagte Daisuke nachdenklich, ehe er wieder langsam weiter ging. „Das ausgerechnet Tai davon gelaufen ist, das war schon immer unfassbar für mich. Und jetzt soll er wieder aufgetaucht sein und ist doch wieder verschwunden.“ „Wir haben immer noch eine Chance ihn zu finden“, sagte Ken zögernd, wollte seinen Freund aufmunternd. „Eine sehr geringe Chance“, sagte Davis bitter und sah Ken direkt an. Der Blauhaarige nickte stumm, wusste dass es der Wahrheit entsprach. Man konnte nichts daran beschönigen, noch besser reden. Sofort kehrten seine Gedanken zu der heutigen Suche zurück, die wieder einmal erfolglos war. Es war anstrengend und nervenaufreibend, gar frustrierend. Selbst Yamato zeigte immer weniger Elan und schien in sich gekehrt. Kein Wunder, Ken wollte sich gar nicht in seine Lage versetzen. Er dachte daran, wie er sich fühlen würde wenn Davis plötzlich verschwinden würde und nach zwei Jahren total mitgenommen vor seiner Tür stünde, nur um Stunden später wieder davon zu laufen. Es wäre einfach schrecklich und er mochte gar nicht daran denken. Er war froh einen so guten Freund wie Davis zu haben. Nie hätte er sich nach seiner Niederlage als Digimonkaiser erhofft, solch gute Freunde zu bekommen, gar so einen tollen besten Freund, wie Davis es für ihn war. Der laute und aufdringliche Kerl war ihm in den letzten Jahren wirklich ans Herz gewachsen. Gerade ihm, der sich immer so schwer mit fremden Menschen getan hatte. Auch Yamato und Taichi hatten einen schwierigen Start hingelegt, wie Ken oft in den Geschichten hörte. Doch trotzdem wurden auch sie die besten Freunde. Wenn der Blauhaarige es genau bedachte, waren sie sich alle nicht so unähnlich. Gerade deswegen tat ihm Yamato auch so Leid. Auch Karis Schicksal war schrecklich und Ken mochte sich nicht vorstellen, wie sehr sie unter Tais Verschwinden litt… „Ken? Hörst du mir zu?“, überrascht blinzelte der Angesprochene und wandte den Kopf zu seinem Freund. „Entschuldige.“ „Ich glaube wir sind hier falsch“, sagte Daisuke und blieb stehen. Irritiert folgte Ken seinem Beispiel und nahm nun wieder seine Umgebung war. Sofort fiel ihm auf, dass dies wirklich der falsche Weg war. Eigentlich wollten sie zu ihm nach Hause, doch anscheint waren sie beide so abgelenkt und in ihren eigenen Gedanken versunken, dass sie einfach immer weiter gelaufen waren und schließlich in einer weniger belebten Gasse gelandet waren. „Lass uns wieder umdrehen“, sagte Daisuke, zustimmend nickte Ken. Er fühlte sich unwohl und wollte schnellstens nach Hause. Dieser Ort war nichts für sie das spürte er einfach. Daher folgte er Daisuke nur allzu gern und war fast erleichtert, als sie endlich am Ende der Gasse angekommen waren. Der Rothaarige ging voraus und stieß plötzlich mit jemand zusammen und Ken lief direkt in beide hinein. Erschrocken fingen sich die zwei Freunde und schauten entschuldigend zu dem Unbekannten. Doch… Entsetzt schnappte Davis nach Luft und auch Ken konnte sein Gegenüber nur anstarren. „Da bist du ja“, hauchte Davis plötzlich. Überrascht blinzelte ihr Gegenüber, ehe er sich an ihnen vorbei zwängte und schnellen Schrittes weiter die Gasse entlang ging. Verdutzt schauten die beiden Freunde ihm nach, ehe sich anschauten und anschließend dem Braunhaarigen hinterher liefen. „Tai warte mal“, rief Davis, holte auf und hielt den Angesprochenen am Arm fest. Unwirsch riss sich dieser wieder los und ging ohne sein Tempo zu drosseln weiter. „Wir haben dich ewig gesucht“, rief Davis, als er ihn wieder einholte. „Zeitverschwendung, geht nach Hause. Das ist kein Ort für euch“, sagte Tai kalt und bedachte beide mit einem ernsten Blick. „Aber für dich?“, fragte Ken und bemerkte sofort ein zögern seitens des Braunhaarigen. „Ich hab nur was zu erledigen“, sagte Tai etwas verspätet. „Ach und was?“, fragte Daisuke misstrauisch. „Das geht euch nichts an“, sagte der Braunhaarige und lief an einer kleinen Gruppe von Obdachlosen vorbei. Davis und Ken folgten ihn unbeirrt, bemerkten die Fremden am Rande des Weges nicht einmal. Doch auf einmal sprang eine ältere Frau auf und hielt Ken am Arm fest. Erschrocken hielt dieser inne und sah die Alte an. „Sag Jungchen, hast du etwas Geld für eine Arme alte Dame“, krächzte die Alte und grinste ihn an. Überfordert sah Ken sie einfach nur an, wusste nicht was er erwidern sollte. Aus dem Augenwinkeln nahm er noch mehr Menschen in seinem Umfeld war, alle in ebenso abgenutzter Kleidung wie die Alte. „Tut mir Leid, mehr haben wir nicht“, sagte Davis auf einmal und hielt der Frau seine Hand mit ein paar Münzen hin. Erleichtert sah Ken seinen Freund an und spürte wie die Alte ihren Griff löste. Schnell gingen die Beiden weiter, rannten sogar ein wenig, bis sie schließlich genug Abstand zu der kleinen Gruppe hatten. Keiner schien sie zu verfolgen, worüber beide ziemlich erleichtert waren. Diese Gegend und die Menschen hier… sie fühlten sich nicht wohl in ihrer Haut. Misstrauisch sah Davis sich nochmal um, war froh das keiner Notiz von ihnen nahm. Doch von Tai fehlte auch jede Spur…. ~~~~~ Erleichtert lehnte Tai sich gegen die geschlossene Umkleidetür und schloss für einen Moment die Augen. Er war einen riesen Umweg gelaufen, kreuz und quer durch irgendwelche Gassen. Wollte er somit vermeiden das ihn Ken und Davis bis hierher verfolgten. Gott sei Dank, wurden die beiden aufgehalten. Fast hätte Tai ihnen geholfen, doch er kannte die kleine Gruppe nur zu gut. Sie waren harmlos, doch es gab genug Menschen vor denen man sich in Acht nehmen musste. Tai konnte nur hoffen, dass die beiden inzwischen wohlbehalten zu Hause waren. Frustriert klopfte Tai mit der Faust gegen die Tür. Sein Herz klopfte immer noch wie verrückt, was nicht unbedingt mit dem vielen Laufen zu tun hatte. Es war ein Schock für ihn gewesen, zwei seiner Freunde in einer solchen Gegend zu finden und das auch noch abends. Damit hatte er nie gerechnet, war es hier doch wirklich nicht ungefährlich. Daisuke sagte auch noch, dass sie ihn gesucht hätten… Das war eine absolute Katastrophe! Das Schlimmste was passieren konnte. Was wenn seine Freunde ihn jetzt in dieser Gegend suchten? Die eine Gasse konnte Tai meiden, aber trotzdem war die Chance höher, dass er wieder auf jemand bekanntes stieß. Wie sollte er sich den jetzt ein ganzes Jahr weiter verstecken, wenn seine Freunde ihn fast direkt bei seiner Arbeit suchten? Das war doch ein Ding der Unmöglichkeit! Schon alleine dieses eine Treffen könnte alles ruinieren, wenn sein Vater davon erfuhr. Tränen traten in seine Augen und er wusste, dass seine Glückssträhne vorbei war. Es gab nur eines das er tun konnte, tun musste, wenn er weiter in Freiheit leben wollte. Jeder Tag schien plötzlich zu zählen und er kam sich beinahe dumm vor, gedacht zu haben, dass er ein Jahr hier arbeiten und leben könnte. Er wusste doch dass in Tokio einfach die Gefahr zu groß war. Doch bis heute hatte er es fast beinahe verdrängt, wie allgegenwärtig sie war. Taichi musste jetzt handeln… Oder seine Zelte abbrechen und mit dem bisschen Hab und Gut versuchen dieser Stadt zu entkommen. Doch in mitten des kalten Winters war das nicht gerade ungefährlich, zumal er gar nicht wusste wo er hin sollte. Die einzige Chance die er sah, war dass er noch schneller Geld verdienen musste. Er durfte kein Risiko mehr eingehen und nur noch in Verkleidung auf die Straße gehen. Je eher er Tokio verließ umso besser. Wie ferngesteuert öffnete Taichi die Tür, gegen die er noch vor wenigen Sekunden gelehnt hatte. Fast automatisch bewegten sich seine Füße und führten ihn direkt vor sein Ziel. Unsicher blieb Tai stehen. Er hatte es so oft in den letzten Tagen durchdacht, sich vorgestellt und durchgespielt. Eigentlich wollte er das Angebot nicht annehmen, sofern es auch anders ging. Doch so verdiente er nun mal wirklich viel mehr… so lange er seinen neuen Job gutmachen würde. Seiichi sagte er würde ihn anlernen. Taichi musste darauf vertrauen das der Braunhaarige ihm nicht wehtat. Er musste es lernen und er musste es auch aushalten. Es war der einzige Weg den er noch sah. Der einzige der ihm schnell genug Geld verschaffte, damit er endlich aus dieser Hölle entfliehen konnte. Auch wenn Taichi eigentlich gehofft hatte, dass er nie diesen Schritt gehen musste, tat er es lieber doch, in der Hoffnung schon bald ein neues Leben beginnen zu können. Er hatte Angst, dass sein Vater ihn fand. Panische Angst. Denn wenn Susumu ihn fand, wäre alles was dieser ihm dann wahrscheinlich antun würde, viel schlimmer, als das was Tai tun musste um es zu verhindern. Vielleicht war es dumm und ein Fehler. Vielleicht wäre es besser wenn er einfach von hier verschwand. Doch er hatte einfach Angst diesen Schritt zu tun. Er wollte nicht irgendwo verhungern, weil er keine neue Arbeit fand. Er wollte nicht erfrieren, auf der Straße ausgeraubt oder vergewaltigt werden. Diese Arbeit war die beste Chance die er bekommen konnte. Seine Freikarte in eine bessere Zukunft und wenn das der Preis war, musste er ihn wohl oder übel bezahlen. Denn alles war besser, als seine anderen Optionen. Zaghaft klopfte Tai an die Türe und öffnete jene, als er herein gebeten wurde. Seiichi saß vertieft in einige Unterlagen an seinem Schreibtisch, hob jedoch den Blick als Taichi eintrat. „Was kann ich für dich tun, Taichi?“, fragte Seiichi. Tief atmete Tai durch, ballte die Hände zu Fäusten. Sein Herz klopfte laut in seinen Ohren, er war aufgeregt. Trotzdem fiel es ihm leicht, diese Worte zu sagen… „Ich nehme dein Angebot an!“ ~~~~~~ „Was zur Hölle will er da?“, wisperte Davis und sah Ken fragend an. Dieser zuckte mit den Schultern und schaute wieder zu dem Gebäude in dem Tai verschwunden war. Es war nicht einfach gewesen, doch sie hatten Taichi wieder gefunden und konnten ihn sogar bis hierher verfolgen, ohne bemerkt zu werden. Dabei hatte Tai es ihnen wirklich schwer gemacht und wollte offensichtlich nicht gefunden werden. Seit nunmehr einer Stunde war der Braunhaarige jedoch nun schon in dem Gebäude verschwunden. Und mehr und mehr bekam Ken das Gefühl, das Tai dort wirklich arbeitete. Unbehagen breitete sich in ihm aus, der Gedanke gefiel ihm gar nicht und aus dem Augenwinkel konnte er sehen, dass auch Davis ähnliches dachte. „Sollen wir wen anrufen?“, fragte Daisuke zögernd, nachdenklich sah Ken ihn an und nickte schließlich. Davis kramte sein Handy aus der Hosentasche und tippte etwas darauf herum, hielt dann aber wieder inne. „Kari?“, fragte er unsicher. „Willst du ihr sagen, dass ihr Bruder wahrscheinlich dort arbeitet?“, fragte Ken und deutete auf das Gebäude, sofort schüttele der Rothaarige den Kopf. „Wenn den dann?“ „Du rufst Izzy an und ich Yamato“, beschloss Ken und holte sein eigenes Handy heraus. Nervös suchte er Yamatos Nummer und drückte auf wählen, während Daisuke dasselbe tat. Tief atmete Ken durch, er wusste nicht wie er es Tais bestem Freund sagen sollte. Dennoch war er sich sicher, dass es die richtige Entscheidung war. Die Älteren wussten sicher was zu tun war. Kari sollte davon erst mal nichts erfahren. Sie sollte sich auf keinen Fall noch mehr Sorgen machen… „Ja?“, drang die genervte Stimme Yamatos aus dem Hörer. „Yamato?“, hauchte Ken. „Was ist los, Ken?“ „Yamato, wir haben ihn gefunden!“ Kapitel 14: ------------ Yamato rannte so schnell er konnte durch die Straßen. Hinter sich hörte er immer wieder Izzy nach ihm rufen, doch es war ihm egal. Er konnte nicht langsamer tun, es ging einfach nicht. Endlich hatten sie eine Spur von Taichi und nicht nur das! Davis und Ken wussten sogar wo der Braunhaarige sich in diesem Moment befand! Yamato hatte die Hoffnung bereits aufgegeben, nicht mehr daran geglaubt ihn zu finden. Er war froh, dass er Unrecht behielt… „Matt, jetzt warte doch“, rief Izzy hinter ihm. Seufzend hielt der Gerufene inne und blieb stehen. Er stützte sich schwer atmend auf seinen Knien ab und versuchte zu Atem zu kommen. Ungeduldig wartete er darauf, dass er Rothaarige ihn endlich einholte. Dieser war ebenfalls völlig aus der Puste und musste erst mal einen Moment verschnaufen. „Können wir weiter?“, fragte Yamato abgehackt und sah den Jüngeren auffordernd an. „Gib mir doch mal einen Moment“, murrte Izzy, ehe er sich aufrichtete und umsah. „Die nächste links, wir sind fast da.“ Der Ältere nickte zustimmend, ehe er schnellen Schrittes in die angegebene Richtung ging. Das Rennen ließ er im Moment doch lieber sein, er sah Izzy an, dass dieser jetzt schon völlig erledigt war und ihm ging es fast genauso. Schweigend liefen sie nebeneinander her, hingen beide ihren eigenen Gedanken nach. Das alles war so plötzlich gekommen, dass sie noch keine Zeit hatten, es wirklich zu begreifen. „Da vorne“, sagte Izzy nach einer Weile und deutete in die Richtung. Fragend sah Yamato auf und bemerkte Davis und Ken, welche ein paar Meter entfernt beisammen standen. Sofort beschleunigte er seine Schritte und beeilte sich, bei den Jüngeren anzukommen. „Hey“, sagte Davis, als sie sie erreichten. „Wo ist er?“, fragte Yamato. „Dort drin“, antwortete Ken und deutete auf ein Gebäude, ein paar Meter weit entfernt. Neugierig trat Yamato ein paar Schritte an das Haus heran und betrachtete das Schild über der Tür. Entsetzt drehte er sich um und schaute die anderen fragend an. „Er ist da drin?“, fragte er leise. „Ja, ganz sicher. Wir haben genau gesehen wie er da rein ist und seitdem ist er auch nicht wieder rausgekommen“, erwiderte Ken mit einem mitfühlenden Blick. Sofort drehte Yamato sich wieder um, betrachtete das Gebäude erneut. Die Erkenntnis sickerte langsam in sein Hirn. Er wusste WAS für ein Ort das war und er ahnte was Tai da zu suchen hatte… Tief holte er Luft und versuchte den Schmerz in seiner Brust zu verdrängen. Er mochte es sich gar nicht vorstellen, der Gedanke schmerzte zu sehr. Yamato konnte es nicht glauben, wollte es nicht glauben. Verzweifelt klammerte er sich an die Hoffnung, dass alles nur ein Missverständnis war, glaubte es jedoch selbst nicht. Hatte er wirklich Tai an solch einen Ort verloren? War dieser lieber an so einem Ort, als das er sich von ihm helfen ließ? Ohne weiter darüber nachzudenken schritt Yamato auf das Gebäude zu, bereit ins Innere zu gehen und seinen Freund zur Rede zu stellen. Der Gedanke dass Tai dort arbeitete war für ihn unerträglich. Er wollte nicht, dass dieser sich dort nur noch eine weitere Minute aufhielt. Wenn es sein musste, holte er Taichi dort mit Gewalt raus. „Matt, was hast du vor?“, rief Izzy erschrocken. „Ich hol ihn da raus“, knurrte Yamato, ballte seine Hände zu Fäusten, schritt zielstrebig auf die Tür zu. „Was? Warte doch mal, lass uns jetzt nicht überstürzen“, erwiderte Izzy eilig, holte zu ihm auf und hielt ihm am Arm fest. „Ich werde ihn jetzt daraus holen, Izzy“, antwortete Matt schlicht, versuchte sich loszureißen. „Das bringt doch nichts“, warf Ken ein und trat vor ihn. „Lass uns doch erst mal in Ruhe nachdenken. Wenn du da jetzt einfach reinstürmst und auf Tai losgehst, fliegst du höchstens raus“, gab Izzy zu Bedenken, sah ihn bittend an. „Und was schlägst du vor?“, fragte Matt wütend. „Warten, während da drin vielleicht…?“, fest biss er sich auf die Unterlippe. Er konnte es noch nicht einmal aussprechen. „Wenn Tai wirklich… das tut was du denkst“, begann Izzy zögernd. „…dann können wir es eh nicht verhindern. Lieber fangen wir ihn einfach ab, sobald er durch diese Tür geht. Oder wir schauen wo er hinläuft, vielleicht finden wir so seinen Schlafplatz“ „Und wenn was schief läuft und er wieder weg ist?“, sagte Matt wütend. „Man Matt, er arbeitet doch wahrscheinlich hier oder nicht? Dann haben wir immer noch einen Anhaltspunkt und es darf dann halt nichts schief gehen“, erwiderte Izzy verzweifelt. „Was ist, wen wir einfach die Polizei rufen?“, warf Davis dazwischen und sah die Älteren fragend an. „Ganz schlechte Idee“, knurrte Yamato. „Wieso denn?“, fragte Daisuke. „Wir sollten Tai nicht mit Hilfe der Polizei zwingen nach Hause zu kommen. Wenn er nicht will haut er sowieso wieder ab. Falls die Polizei ihn überhaupt in die Finger kriegt. Außerdem hat er uns letztes Mal ausdrücklich gebeten, nicht die Polizei zu rufen, weil er sonst in Lebensgefahr schweben würde“, antwortete Matt ernst. „Also keine Polizei“, schlussfolgerte Ken seufzend. „Ich will das Risiko nicht eingehen. Es ist besser, wenn wir erst einmal rausfinden, was los ist“, sagte Matt. „Aber jetzt da reinstürmen ist auch nicht die Lösung. Lasst uns einfach einen Platz suchen, von dem aus wir die Tür im Auge haben, aber nicht gleich gesehen werden. Dann überlegen wir in Ruhe, was wir als Nächstes machen“, schlug Izzy vor. Seufzend drehte Yamato sich um, sah noch einen Moment zu der Tür, welche nur noch wenige Meter von ihm entfernt war. „Okay“, stimmte er schließlich zu. Es gefiel ihm nicht, doch im Moment schien es doch das Beste zu sein. Widerstrebend folgte er den anderen, schaute sich jedoch ständig um. „Es darf einfach nichts schiefgehen“, murmelte er leise. ~~~~ Nervös atmete Tai tief ein und hielt seinen Blick weiterhin gesenkt. Mit jeder Sekunde die verstrich, stieg seine Nervosität an. Er konnte nicht glauben, was er gerade im Begriff war zu tun. Eigentlich wollte er nie so tief sinken, doch was blieb ihm jetzt noch anderes übrig? Im Moment musste er einfach so viel Geld wie möglich zusammen bekommen und dann endlich raus aus Japan. Weg, einfach nur weit weg. Gerade das heutige Aufeinandertreffen mit seinen Freunden, hatte ihm wieder vor Augen geführt, wie gefährlich es für ihn hier war. Alleine, dass jemand Bekanntes ihn auf dem Weg zu seiner Arbeit gesehen hatte, war katastrophal. Was, wen sein Vater davon erfuhr? Das grenzte sein Suchgebiet deutlich ein! Seine einzige Alternative, die er jetzt noch hatte, war abzuhauen, mit dem bisschen Geld was er hatte. Aber wohin? Wieder auf der Straße leben und klauen? Die letzten Wochen hatten ihm gelehrt, dass es ein knallharter Kampf war, dort zu überleben. Der Job im Club war seine Rettung und er bezweifelte, dass es noch so eine Chance gab. Er musste da jetzt durch. Auch wenn es schwer werden würde, Tai wusste dass es die richtige Entscheidung war. Taichi seufzte und hob seinen Kopf an, um sich nochmals in dem Zimmer umzusehen. Es war eines der vielen speziellen Zimmer in diesem Haus. Alleine bei dem Gedanken wofür sie gut waren, wurde ihm mulmig. Daran musste er sich gewöhnen, von nun an würde er nicht nur zum Putzen in diese Räume gehen. Das Zimmer was sein Chef ausgesucht hatte, war eines der wenigen, das wirklich schlicht gehalten war. Es war für Kunden gedacht, die sich nichts Spezielles wünschten und eine normalere Umgebung wollten. Die Wände waren in einen dezenten Braun gehalten. Keine seltsamen Gegenstände oder Dekos, kein Rot oder Schwarz. Einfach nur ein großes Holzbett mit zwei Nachttischkästchen, in denen sich ein paar Dinge versteckt hielten. Auf den ersten Blick, könnte dieser Raum als Hotelzimmer durchgehen. Aber Tai war sich sicher, dass hier noch nie jemand einfach nur geschlafen hatte. Ein leises Klopfen ließ Tai aus seinen Gedanken schrecken und zur Tür sehen, welche gerade geöffnet wurde. Seiichi trat herein, schloss selbige wieder und schaute ihn musternd an. „Bist du sicher, dass du das willst?“, fragte der Ältere. Tai schaute ihn überrascht an und nickte. „Ich bin mir sicher“, zögernd bedachte Seiichi ihn mit einem ernsten Blick, ehe er auf ihn zukam und sich neben ihn setzte. „Dann fangen wir an?“, hinterfragte Seiichi nochmals. „Ja“, antwortete Tai und sah sein Gegenüber ernst an. Nervös biss er auf seine Lippe und versuchte zu verbergen, dass er aufgeregt war. Er hatte Angst, das konnte er nicht leugnen. Aber trotzdem würde Taichi nun keinen Rückzieher mehr machen. Eine Hand legte sich an Tais Wange, ließ diesen erschrocken zusammen zucken. Überrascht blickte er in braune Augen, die den seinen ein wenig ähnelten und irgendetwas ließ es ihn ruhiger werden. Er wusste nicht warum das so war, aber er fürchtete sich nicht vor dem Älteren, vertraute ihm beinahe. Es war seltsam, aber Seiichi hatte irgendetwas an sich, das Tai veranlasste ihn zu mögen. Dieser Mann konnte in seinen Augen kein Schlechter Mensch sein, das wusste er einfach, auch wenn es eigentlich unmöglich war. Hoffentlich täuschte er sich nicht. „Hab keine Angst, wir werden es langsam angehen. Sag mir einfach wenn du doch abbrechen willst“, flüsterte Seiichi leise. Tai lächelte leicht, er hatte das Gefühl, das sein Chef sich um ihn sorgte, fand den Gedanken schön. Auch wenn er nicht verstand, warum dieser dies tat. Immerhin kannten sie sich doch nicht einmal. Wieder riss Seiichi ihn aus seinen Gedanken in dem er sich erhob und seine Kleidung auszog. Tai atmete tief durch, stand ebenfalls auf und begann es dem anderen gleich zu tun. Als er nur noch seine Boxershorts an hatte, blieb er vor dem Bett stehen und schaute zu dem Älteren, welcher sich bereits wieder hingelegt hatte. Nervös huschte sein Blick über die nackte Gestalt, überrascht stellte er dessen leichte Erregung fest. Fragend sah er Seiichi an, welcher bei seinem Blick zu grinsen anfing und winkte ihn mit einer Handbewegung zu sich. Zögernd krabbelte Tai auf das Bett und setzte sich neben den andern. Dieser öffnete eine der Schubladen, taste kurz nach etwas und holte schon nach wenigen Sekunden ein Kondom heraus, welches sofort ausgepackt wurde. Still beobachtete Tai wie der Liegende es über seine Männlichkeit strich. Als dies geschehen war, deutete Seiichi ihn an anzufangen. Tai nickte leicht, kniete sich über den Liegenden und nahm dessen hartes Fleisch sanft in die Hand. Langsam und anfangs noch zögerlich, begann er die halb aufgerichtete Erregung zu pumpen, hörte sogleich ein zufriedenes Stöhnen. Sofort spürte Tai, wie Seiichi in seiner Hand hart wurde und seufzte einmal. Dieser Teil war leicht für ihn, musste er es doch in letzten Jahren schon ein paar Mal tun. Trotzdem taute er nur langsam auf, traute sich erst nach ein paar Minuten mehr. Seine zweite Hand fand einen Weg zu den angespannten Hoden, massierte diese. Wieder ein Stöhnen. Taichi merkte, dass es Seiichi gefiel und war erleichtert, seine Sache gut zu machen. Er wollte nichts falsch machen, er brauchte diesen Job. Daher dachte er gar nicht nach, tat es einfach. Ohne dass der Ältere einen Ton von sich geben musste, beugte Tai sich nach unten und nahm die Erregung in seinen Mund. Dieses Mal erreichte ein lauteres Stöhnen sein Gehör und als er aufblickte sah er in Seiichis überraschtes Gesicht. Davon ließ er sich nicht irritieren, machte einfach weiter. Pumpte das harte Fleisch und ließ es immer wieder in seine Mundhöhle gleiten. Das Kondom schmeckte merkwürdig, aber es ging eigentlich, störte ihn nicht. Er konzentrierte sich einfach auf das Hier und Jetzt, versuchte seinem Gegenüber größtmögliche Lust zu spenden. Doch plötzlich legte sich eine Hand auf seine Schulter, ließ ihn überrascht inne halten. Fragend sah er den Älteren an, welcher ihn schwer atmend und aus lustgetränkten Augen ansah. „Dreh dich um“, hauchte Seiichi. Tai nickte sacht und tat was ihm gesagt wurde. Fest biss er sich auf die Unterlippe und schloss angespannt die Augen. Erinnerungen prasselten auf ihn ein, Bilder huschten vor seinem inneren Auge. Panik überfiel ihn, dennoch bewegte er sich nicht. Mit aller Kraft versuchte er seine schlechten Erinnerungen zu verdrängen, schaffte es kaum. Immer wieder schlichen sie sich zurück in seinen Kopf. Er hatte Angst vor dem Kommenden und auch vor den Schmerzen. Ob er das ertragen konnte? Er wusste es nicht. Zitternd, wartete Tai einfach ab, ließ seinen Kopf auf seine Hände sinken. Hände fassten seinen Hintern an, strichen immer wieder darüber, dann fühlte er etwas Glitschiges an seinem Eingang. Erschrocken schnappte Tai nach Luft, als er spürte wie dieses etwas in ihn eindrang. Doch zu seinem Erstaunen blieben die Schmerzen aus. Verwundert hob der den Kopf und sah über seine Schulter, sah Seiichi hinter ihm knien. Es dauerte einen Moment bis er erkannte, was er da fühlte, der Ältere war nicht wie erwartet einfach in ihn eingedrungen, sondern bearbeitete ihn mit einem Finger. Erleichtert atmete Tai auf und ließ sich wieder zurückfallen. Es fühlte sich seltsam an, was Seiichi da mit seinem Finger tat, aber Tai musste sich eingestehen, dass es gar nicht mal so schlecht war. Bisher hatte er bei diesem Teil immer nur starke Schmerzen gespürt, sonst gar nichts. Doch dieses Mal war es völlig anders, es war ein völlig neues Gefühl. Schwer atmend blieb er einfach liegen und ließ den Älteren gewähren. Ein weiterer Finger fand seinen Weg in sein Innerstes und wieder spürte er keinerlei Schmerz. Im Gegenteil, die Finger schickten wohlige Schauer durch seinen Körper. Auch bei ihm regte sich nun etwas. Er konnte es nicht vermeiden, es war so seltsam. Kaum das ein dritter Finger in ihm war, musste Taichi sich auf die Unterlippe beißen um nicht zu stöhnen. Er verstand sich selbst nicht, war verwirrt von seinem eigenen Körper. Die Angst hatte ihn vollkommen verlassen und auf irgendeine Weise wünschte er sich mehr von diesem Gefühlen. Aber warum? Er verstand nicht, wieso ihm das gefiel. Ebenso wenig konnte er sich erklären, warum Seiichi so sanft zu ihm war. Tai wusste dass dieser sehr erregt war, also wieso achtete er überhaupt auf ihn? Tai keuchte überrascht auf, als die Finger aus ihm entfernt wurden. Sein Herz klopfte aufgeregt, bei dem Gedanken was als nächstes kam. Ein Körper drückte sich an den seinem, ein Arm schlang sich um seinen Bauch, zog ihn nach oben. Widerstandslos ließ Tai es geschehen und hielt die Augen geschlossen. Etwas hartes drückte gegen seinen Eingang, schob sich langsam in ihm. Aufgeregt hielt Taichi inne, spürte ein leichtes unangenehmes Ziehen, was ihm schon von früher bekannt war. Doch dieses Mal, war es nur leicht und verschwand Sekunden nachdem der Älter gänzlich in ihm war. Heftig atmete Tai aus und versuchte sich an dieses neue Gefühl zu gewöhnen, was so viel anders war als sonst. „Alles okay?“, haspelte Seiichi aufgeregt in Tais Ohr, drückte sich noch mehr an ihn. „Alles gut“, hauchte Tai und es entsprach sogar der Wahrheit. Es war seltsam seinen Chef so zu spüren, wieder seinem Körper hinzugeben. Aber wenigstens hatte er keine Schmerzen und irgendwie fühlte es sich auch gut an. Langsam begann der Ältere sich zu bewegen, rang Tai ein kleines Keuchen ab. Für eine Sekunde musste er daran denken, wie es wohl gewesen wäre, wenn er damals mit Yamato diesen Schritt gegangen wäre. Doch den Gedanken verwarf er schnell wieder, es stimmte ihn traurig. Er würde die Antwort sowieso nie erfahren und es sollte keine Bedeutung haben. Nicht wenn er damit nun in Zukunft sein Geld verdienen wollte… Eine Hand umfasste sein Glied, fing an es leicht zu pumpen. Erschrocken keuchte Tai, riss sich los von seinen Gedanken und lenkte seine Sinne wieder auf das Hier und Jetzt. Die sanften Stöße wurden fester, der anfängliche Rhythmus schneller. Überfordert von den Gefühlen, stöhnte Tai auf, zuckte erschrocken zusammen und presste seine Lippen aufeinander. „Du… darfst ruhig stöhnen… es darf dir auch gefallen und deine Kunden hören es bestimmt gerne“, sagte Seiichi unter stöhnen. Taichi schloss überfordert die Augen und überlegte fieberhaft. Er war verwirrt und überfordert, hatte nicht damit gerechnet dass es so sein würde. Bisher verband er diesen Akt nur mit Schmerzen, aber das was Seiichi da mit ihm tat… es gefiel ihm! Aber durfte es das? Seiichi sagte 'Ja', aber war das wirklich richtig? Er wusste es nicht. „Denk nicht so viel nach“, schwer schluckte Tai bei diesen Worten. Vielleicht sollte er das wirklich tun, aber konnte er das überhaupt? Zögernd schloss er seine Augen, konzentrierte sich einfach nur auf den Älteren. Nur langsam kam er ihm entgegen, fing an das Gefühl zu genießen. Ein leises Stöhnen verließ seine Lippen, als Seiichi seinen Rhythmus erneut beschleunigte. Jeder Stoß jagte einen Schauer durch seinen Körper, die Hand an seinem Glied verstärkte dieses Gefühl nur. Es war gut, wirklich gut! Tai wollte das es für den Älteren genauso gut war, er wollte seinen Job gutmachen. Alle Zweifel waren aus seinem Kopf verbannt, es zählte nur das Hier und Jetzt. Er wollte Seiichi beweisen, dass er diesen Job machen konnte und das würde er auch. Alles andere war egal. ~~~~~~~~~ Frustriert fuhr Yamato sich durch die Haare und schaute zu Izzy, welcher direkt neben ihm saß. Dieser schien ebenso müde und kaputt zu sein wie er selbst. Aber weggehen, wollte keiner von ihnen. Daisuke und Ken waren bereits vor einigen Stunden nach Hause gegangen. Zwar war ihnen das wirklich schwer gefallen, aber sie hatten schließlich keine Wahl, wegen ihren Eltern. Diese durften auf keinen Fall etwas von der Sache erfahren, sonst würden sie bestimmt mit Tais Vater reden. Doch solange sie nicht wussten, was mit Tai los war, galt es dies zu vermeiden. Yamato hatte zum Glück keinerlei Probleme, da sein Vater sowieso nachts arbeitete. Daher viel sein Verschwinden nicht auf. Izzy konnte mit Mühe und Not seine Mutter davon überzeugen, das er heute bei Yamato übernachten wollte. Zum Glück, ließ sie ihrem Sohn die Freiheit und so konnten wenigstens die Älteren hier auf Tai warten. Doch inzwischen war es weit nach Mitternacht, es war deutlich kühl draußen und Hunger hatten die beiden inzwischen auch. Trotzdem wollten sie nicht gehen, hielten jedes Mal die Luft an, wenn sich die Tür des Clubs öffnete, wurden jedoch immer enttäuscht. Yamato seufzte genervt, als sich erneut die Tür öffnete und wieder ein Fremder das Haus verließ. Das durfte doch alles nicht wahr sein?! Immer noch konnte er nicht glauben, dass Tai sich in dem Gebäude befinden sollte. Warum war Tai lieber dort als bei ihm zu bleiben? Es war ihm wirklich ein Rätsel. „Halb vier“, murmelte Izzy gähnend und riss Matt somit aus seinen Gedanken. Seufzend sah dieser zu seinem Gegenüber und schüttelte den Kopf. „Heimgehen kommt nicht in Frage“, antwortete er ernst. „Für mich auch nicht“, erwiderte sofort erbost, hielt seinem Blick stand. „Aber das wird auf jeden Fall ein verdammt langer Tag“, schloss der Rothaarige murrend, rieb sich über die Augen. Zustimmend nickte Matt, er wusste was Izzy damit sagen wollte. In vier Stunden mussten sie eigentlich in der Schule sein. Aber sollte Tai bis dahin nicht aus dem Gebäude raus gekommen sein, würde Yamato sowieso schwänzen. Es war egal, er wartete auch alleine, aber Tai dufte ihm dieses Mal nicht entkommen. Diesen Fehler machte er nicht noch einmal! Dieses Mal wollte Yamato ihn nicht wieder sofort verlieren. ~~~~~~~~~ Tai brummte unwillig, als er ein leichtes Rütteln an seiner Schulter spürte. Er war müde, wollte weiter schlafen, doch das Rütteln wurde stärker, hinderte ihn daran. Genervt öffnete Tai blinzelnd seine Augen und blickte sich verwirrt um. Im ersten Moment wusste er nicht, wo er war und drehte sich um. Erst jetzt nahm er die zweite Person in diesem Bett wahr, welche ihn auch geweckt hatte. „Na ausgeschlafen?“, fragte Seiichi grinsend. „Ich bin eingeschlafen?“, fragte Tai entsetzt und setzte sich ruckartig auf. Sofort plagten ihn Schuldgefühle, er wollte doch gar nicht schlafen! „Keine Panik, du hast vielleicht eine halbe Stunde geschlafen. Außerdem reicht es für heute sowieso“, stellte Seiichi schmunzelnd klar. Erleichtert atmete Tai durch und entspannte sich wieder. Trotzdem war es ihm immer noch peinlich eingeschlafen zu sein. Er erinnerte sich genau, eigentlich sollte es nur eine kurze Verschnaufpause sein. Aber er war so müde gewesen und völlig erledigt, was auch nicht weiter verwunderlich war! Schließlich war er zuvor schon einige Stunden mit Seiichi in diesem Zimmer beschäftigt gewesen. Dabei war es nicht nur bei dem einen Mal geblieben. Immer wieder wurde Tai von dem Älteren genommen und bekam auch viele Dinge von diesem gesagt, was er besser machen konnte. Nach und nach entspannte Taichi sich immer mehr und schaffte es, sich auf sein Handeln zu konzentrieren. Keine unangenehmen Gedanken störten ihn mehr, er konnte es erfolgreich verdrängen. Was nicht zuletzt an Seiichi selbst lag, da dieser ausgesprochen sanft mit ihm umging. Erschrocken zuckte Tai zusammen, als ihn etwas im Gesicht traf und schaute verwundert an sich runter. Überrascht stellte er fest, dass es sich um sein Shirt handelte und schaute fragend zu Seiichi, welcher nun vor dem Bett stand. Grinsend sah dieser ihn an, warf ihm auch seine restliche Kleidung zu. Ohne weiter darüber nachzudenken stand Tai auf und zog sich an. „Komm, ich fahr dich heim“, sagte Seiichi und ging zur Tür. „Das ist nicht nötig“, antwortete Tai leicht lächelnd. Die paar Minuten konnte er wahrlich auch laufen, außerdem wollte er seinem Gegenüber keine Umstände machen. „Ich will es aber so“, erwiderte Seiichi schmunzelnd, warf ihm einen auffordernden Blick zu und trat nach draußen. „Okay“, murmelte Tai, zuckte mit den Schultern und folgte dem Braunhaarigen. Kapitel 15: ------------ „Das wäre wirklich nicht nötig gewesen“, sagte Tai nochmals, nachdem er ins Auto seines Chefs eingestiegen und dieser losgefahren war. „Du wiederholst dich“; antwortete Seiichi schmunzelnd. „Ich fahre fast direkt an deinem Zuhause vorbei, also keine große Sache. Ein Einfaches danke reicht“ „Danke schön...“, erwiderte Taichi leicht lächelnd. „...für alles.“ Fragend sah Seiichi ihn an. „Ich meine für den Job, die Wohnung, dass ich mich als Barkeeper beweisen durfte und… auch für heute“, erklärte Tai ernst. „Ach, das war doch nichts, dass hast du dir selbst verdient“, meinte Seiichi schultern zuckend. „Das ist sogar sehr viel, die meisten anderen haben mich weggeschickt, keiner wollte mir eine Chance geben. Du schon“, entgegnete Tai ehrlich. Es war ihm wichtig, das zu sagen, denn er war Seiichi wirklich von ganzem Herzen dankbar. Nicht jeder Mensch war so hilfsbereit wie er. Ohne ihn wüsste Tai nicht, wo er jetzt stehen würde. In gewisser Weise verdankte er Seiichi sein Leben und das würde er ihm nie vergessen. „Um ehrlich zu sein, war das nicht ganz uneigennützig“, meinte Seiichi nach einer Weile und grinste ihn schief an. Verwundert sah Tai den Älteren an, konnte mit dieser Aussage nichts anfangen. „Um ehrlich zu sein fand ich dich in erster Linie interessant und trotz deines Auftretens, sah ich was für ein hübscher junger Mann du bist…“ Verwirrt legte Tai den Kopf schief, folgte Seiichi Schilderung aufmerksam. Plötzlich kam ihm ein Gedanke und er konnte nicht anders, als den Älteren erschrocken anzusehen. War dieser etwa… in ihn… Ein lautes Lachen seitens seines Sitznachbarn, ließ Taichi aufschrecken und verwirrte ihn nun vollends. „Ich bin nicht in dich verknallt, keine Sorge“, erklärte Seiichi immer noch grinsend. Erleichtert atmete Taichi auf, trotzdem irritierten ihn die Worte seines Chefs, verstand er nicht, was dieser ihm damit sagen wollte. „Erstens bin ich von Natur aus ziemlich neugierig, was du sicher schon bemerkt hast, daher wollte ich herausfinden, was dich dazu brachte so vor meinen Club zu stehen“, begann Seiichi. Zustimmend nickte Tai. Diese Neugier hatte er schon zu spüren bekommen! „Zweitens habe ich eine sehr gute Menschenkenntnis, musst du wissen. Ich wusste sofort, dass du ein fleißiger Mitarbeiter sein würdest. Außerdem hast du was an dir, was mich dazu veranlasst dich zu mögen“, meinte der Ältere weiterhin. „Du magst mich?“, fragte Tai verwirrt. Das wunderte ihn nun doch, war er zwar bis jetzt immer freundlich, aber eher verschlossen gewesen. Schließlich wollte er auch keine Freunde finden, sondern einfach nur Geld verdienen und je weniger seine Arbeitskollegen von ihm wussten, desto besser. „Naja…“, begann Seiichi zögernd und grinste ihn schief an. „Ich wollte dich auch ins Bett bekommen“, überrascht klappte Tai der Mund auf und er wusste ihm ersten Moment nicht was er darauf antworten sollte. „Weißt du, eigentlich arbeite ich meine Angestellten nicht ein“, meinte Seiichi leise. „Heißt das, du hast mir das Angebot nur gemacht, weil du mich ins Bett bekommen wolltest?“, fragte Taichi verwundert. „Auch, außerdem hast du ja gesagt, dass du schnell viel Geld verdienen willst“, bestätigte der Ältere. Irritiert runzelte Tai die Stirn und schüttelte den Kopf. Im Moment wusste er nicht was er davon halten sollte. Das sein Chef ihn mochte und anscheinend bei sich arbeiten ließ, weil er mit ihm ins Bett wollte, war ihm doch etwas suspekt. „Ist das jetzt schlimm für dich?“, fragte Seiichi nach einer Weile, da Tai nichts mehr gesagt hatte. „Naja, ehrlich gesagt hab ich mich schon öfters gefragt, warum du mir diese Chance gibst. Aber das es daran liegt, hätte ich nicht gedacht“, erklärte Tai zögernd. „Ich hab dich nicht eingestellt, weil ich mit dir ins Bett wollte. Naja, ich wollte das schon. Aber ich hab dir den Job in erster Linie gegeben weil ich dir helfen wollte und du dich wirklich sehr gut angestellt hast an deinem Probetag“, meinte der Ältere ernst und sah ihn eindringlich an. „Ich weiß nicht ob du davon gehört hast, aber ich gebe gerne den Menschen eine Chance, die wo anders keine bekommen.“ Tai nickte zustimmend. „Deswegen stand ich damals vor deinem Club“, sagte Tai lächelnd. „Na also, dann passt doch alles“, antwortete Seiichi lachend und auch Tai musste grinsen. Zwar wusste er immer noch nicht, was er davon halten sollte, dass Seiichi ihn mochte und mit ihm ins Bett wollte, aber so lange es ihr Verhältnis nicht störte, oder dafür sorgte, dass er seinen Job verlor, konnte es ihm egal sein. Und wenn Tai ehrlich zu sich selbst war, wusste er dass er den Älteren auch mochte und ins Bett hatte er ihn ja schon bekommen... ~~~~~~~~~~ „Das darf doch nicht wahr sein“, fluchte Yamato und raufte sich die Haare. „Ich hab es doch gewusst! Was machen wir jetzt?“ „Ich würde sagen, wir probieren es morgen wieder“, antwortete Izzy ruhig. Irritiert hörte Yamato damit auf, im Kreis zu laufen und schaute den Rothaarigen fassungslos an. „Wer sagt denn, dass Tai morgen wieder hier sein wird? Wahrscheinlich war das unsere einzige Chance“, rief er aufgebracht. „Überleg doch mal! Was sollte Tai den sonst hier wollen, wenn nicht arbeiten? Glaubst du echt, dass er genug Geld hat um sich da zu vergnügen?“, erwiderte Izzy ärgerlich, sofort hielt Yamato inne und biss sich auf die Lippe. „Es tut mir Leid, Matt. Aber so sieht es nun mal aus“, meinte Izzy mitfühlend. Er konnte es doch selber nicht mal begreifen, dass Tai so was tat! Er wünschte es sich doch auch anders… „Vielleicht hat er ja nur jemanden besucht?“, murmelte Yamato nach einer Weile. „Fast die ganze Nacht und das dort? Das ist doch eher unwahrscheinlich, das weißt du genau! Komm schon Matt, wir beide wissen, dass es logisch klingt, dass er hier arbeitet“, entgegnete der Rothaarige ernst. Seufzend hielt Yamato inne und drehte sich weg. Der Gedanke daran tat einfach nur weh, aber wenn er wirklich ehrlich zu sich war, wusste er dass Izzy recht hatte. Es musste so sein. Tai arbeitete hier. „Und was schlägst du vor?“, fragte Yamato nach einer Weile gereizt. Er war immer noch sauer auf seinen Freund, da er ihn davon abgehalten hatte zu Tai zu gehen, als dieser vor wenigen Minuten mit einem Fremden aus dem Haus gekommen war. Anstelle, dass Yamato Tai endlich zur Rede stellen konnte, durfte er zusehen, wie dieser mit dem anderen wegfuhr. Das dufte doch alles nicht wahr sein!! Er hatte es gewusst! Wäre er doch nur gleich zu Tai gegangen… Obwohl das wahrscheinlich auch nach hinten losgegangen wäre, das durfte Yamato sich in den letzten Stunden oft genug anhören. Aber was sollte er den bitteschön tun? Sollte es ihm kalt lassen, dass sein… bester Freund und Ex-Freund an solch einem Ort arbeiten musste? Sollte er etwa einfach ruhig bleiben und darauf hoffen, dass alles gut würde? Das Tai von alleine nach Hause kam? Er musste verdammt nochmal etwas tun! Er wollte endlich seinen Freund zurück! Konnte man ihn da nicht verstehen? „Hey Matt, hörst du mir überhaupt zu?“, fragte Izzy genervt und wedelte mit einer Hand vor dessen Gesicht. Seufzend sah Yamato ihn an und nickte. „Ich denke es ist das Beste, wenn wir es morgen nochmal versuchen. Wir sollten jetzt zu dir gehen und wenigstens noch eine Stunde schlafen, bevor wir in die Schule müssen“, wiederholte sich der Rothaarige. „Du willst wirklich in die Schule?“, fragte Yamato skeptisch. „Natürlich! Wenn wir schwänzen bringt uns das gar nichts. Tai wird bestimmt erst nachmittags anfangen zu arbeiten. Dann können wir ihn morgen direkt nach der Schule abfangen“, erklärte Izzy. „Ich weiß nicht“, sagte Yamato zögernd. Ihm gefiel der Gedanke nicht, jetzt hier wegzugehen. Er hatte Angst Tai zu verpassen, obwohl er wusste dass es Irrsinn war. Bestimmt hatte Izzy Recht und Tai würde vor morgen Nachmittag sowieso nicht mehr hierher kommen. „Also gut, dann gehen wir“, lenkte er schweren Herzens schließlich ein. ~~~~~~~~~~ „Geht das schon wieder los?“, murrte Izzy genervt und gähnte einmal herzhaft. Er war müde und kaputt und wollte nicht schon wieder wie ein Bekloppter hinter seinem Freund herlaufen. Aber gut, wenigstens rannte er nicht, sondern ging nur schnellen Schrittes. Trotzdem anstrengend und zu schnell für jemanden der völlig übermüdet war. „Was erwartest du? Das wir vorher noch einen Kaffee trinken?“, motzte Yamato, drosselte trotzdem sein Tempo ein wenig. „Nein, reg dich ab, ist ja schon gut. Wir sind ja gleich da“, antwortete Izzy seufzend und rollte mit den Augen. Yamatos Laune war wahrlich im Keller, das war ihm den ganzen Tag schon aufgefallen. Doch auch ihm ging es nicht besser, was nicht nur an denen wenigen Minuten Schlaf lag. Er wollte auch Tai dort raus holen! Er war immerhin auch sein Freund. Er hoffte wirklich, dass sie ihn heute wenigstens abfangen konnten und endlich die Gründe für dessen Verhalten erfuhren. Es musste doch eine Lösung geben! Es gab sonst immer eine. Genervt seufzte Yamato auf und schaute stur nach vorne. Allmählich näherten sie sich endlich ihrem Ziel, worüber er wahrlich erleichtert war. Die ganzen Stunden in der Schule waren die reinste Qual gewesen. Am liebsten wäre er gar nicht gegangen, wäre da nicht Izzy gewesen, der ihn dazu überredet hatte. Vielleicht war es auch richtig gewesen, aber jetzt wollte er endlich mit Tai reden. Er wollte wissen, warum er damals abgehauen war! Es machte ihn wahnsinnig, den Grund nicht zu kennen, er wollte es endlich verstehen. „Matt, Izzy“, rief eine Stimme zu ihrer linken. Überrascht schauten beide in die Richtung und sahen Davis und Ken hinter einem Baum stehen. Zielstrebig gingen sie auf die beiden zu, es überraschte sie nicht sie hier zu sehen, da die Jüngern früher aus hatten. „Tai ist schon drin“, sagte Davis, kaum dass sie bei ihnen waren. Fassungslos starrte Yamato ihn an und schüttelte den Kopf. „Nicht dein ernst?“, knurrte er und sofort sank seine Laune wieder gänzlich in den Keller. „Seit einer halben Stunde“, bestätigte Ken bedrückt. „Warum habt ihr ihn nicht aufgehalten?“, murrte Yamato frustriert. „Damit er wieder davon läuft? Es schien uns nicht sonderlich sinnvoll es ohne euch zu versuchen“, erklärte der Blauhaarige. „Das war die richtige Entscheidung“, antwortete Izzy und seufzte. „Und jetzt?“, fragte Daisuke. „Jetzt können wir wieder warten bis er irgendwann rauskommt und hoffen, dass wir Tai dann alleine erwischen“, meinte Izzy schulterzuckend, ließ seinen Rucksack von seinen Schultern rutschen und warf ihn anschließend ins Gras. „Und wenn ich doch reingehe?“, harkte Yamato nochmal nach, da er von diesem Plan überhaupt nicht begeistert war. Er wollte nicht schon wieder sinnlos in der Gegend herumsitzen. „Das hatten wir doch gestern schon zu Genüge ausdiskutiert“, sagte der Rothaarige ein wenig genervt. „Schon, aber was ist wenn ich mich einfach verkleide und dann reingehe. Wenn Tai wirklich als…. Arbeitet, kann ich doch so tun, als wollte ich mit ihm aufs Zimmer. Dann kann er mir erstens nicht einfach davonlaufen und es bekommt nicht jeder mit. Vielleicht bekomme ich ihn dann dazu, sich mit uns zu treffen, damit wir endlich mal mit ihm reden können“, erklärte Yamato seine Idee und sah seine Freunde ernst an. Er fand die Idee wirklich gut, spukte sie ihm schon seit einigen Stunden im Kopf herum. Zwar fühlte er sich unwohl an solch einen Ort zu gehen, aber für Tai würde er es tun! „Ich weiß nicht“, antwortete Izzy zögernd. „Was ist wenn er dich rauswerfen lässt?“, gab Ken zu bedenken. „Dann hab ich es versucht und wir können ihn trotzdem noch auf ihn warten, oder nicht?“, erwiderte Yamato schulterzuckend. „Was ist, wenn wir einfach Kari anrufen? Sie könnte dann ihrem Vater Bescheid sagen. Der weiß sicher, was zu tun ist“, fragte Daisuke unsicher und schaute in die Runde. „Nein“, rief Yamato sofort. „Aber…“, wollte Daisuke beginnen. „Tai hat zu uns gesagt, dass es für ihn tödlich enden würde, wenn er sich seinem zu Hause nähert oder jemand von dort Bescheid weiß. Das Risiko geh ich nicht ein, nur weil es der leichtere Weg ist“, sagte Yamato wütend. „Ich will doch auch nicht das ihm was passiert, aber…“, entgegnete Davis sofort. „Davis, nein! Auf gar keinen Fall, hast du verstanden?!“, unterbrach ihn Yamato harsch und zögernd sah dieser ihn an. „Verstanden?“ „Verstanden“ „Gut… also was ist jetzt mit meinen Plan?“, fragte der Blonde nach einem kurzen Schweigen. „Also wenn wir bis um 20:00 Uhr nichts von ihm sehen, kannst du es probieren“, stimmte Izzy nach einigem Überlegen zu. „Bist du sicher, dass du das tun willst?“, wollte Ken wissen. „Ja, ich bin mir sicher“, erwiderte Yamato und schaute auf die Uhr. Zufrieden ließ er sich ins Gras sinken und schaute zum Eingangsbereich des Gebäudes, welches noch ein paar Meter entfernt lag. Zwar mussten sie hier mit viel Pech noch etliche Stunden ausharren, aber immerhin gab es einen Plan B. So oder so würde er heute noch auf Tai stoßen. ~~~~~~~~~ Schwer atmend kippte Tai nach vorne und stützte sich auf seine Handgelenke ab. Eine Hand strich über seinen Rücken, ließ ihn die Augen öffnen. „Perfekt“, sagte Seiichi und grinste ihn an, brachte Tai zum Schmunzeln. Seufzend erhob er sich und ließ sich neben dem Älteren fallen. „Was meinst du? Willst du vielleicht heute schon mal einen Probelauf mit ein oder zwei Kunden machen?“, fragte Seiichi, verwundert sah Tai ihn an. “Oder willst du noch warten?“, Taichi zuckte mit den Schultern. Er hatte ehrlich gesagt nicht damit gerechnet, schon so früh weiter zu gehen. Ein Teil von ihm konnte immer noch nicht glauben, dass er das überhaupt tat! Sollte er da wirklich jetzt schon mit Kunden ins Bett gehen? Was wenn er nicht gut genug war, oder doch einen Rückzieher machte, in letzter Sekunde? „Zu früh?“, wollte Seiichi wissen. „Ich weiß nicht“, antwortete Tai ehrlich. „Du kannst ja auch noch warten, das war nur ein Vorschlag“, meinte Seiichi schultern zuckend. „Hm“ „Traust du es dir nicht zu?“ „Traust du es mir zu?“, meinte Taichi ernst. Es interessierte ihn wirklich, was der Ältere dachte. „Natürlich, ich finde du hast dich in den Stunden, in denen wir jetzt zusammen ´geübt´ haben wirklich deutlich verbessert. Vor allem gehst du entspannter damit um“, erklärte Seiichi. Tai seufzte und dachte darüber nach. Dass er entspannter war, lag mitunter auch an dem Älteren. Dieser war die ganze Zeit immer sanft und vorsichtig mit ihm umgesprungen, was ihm einen Großteil seiner Ängste genommen hatte. Doch nicht alle Menschen mit denen er es zu tun bekommen würde, verhielten sich so. Was, wenn es ihn dann an die Zeit mit seinem Vater erinnerte? Oder er wieder Schmerzen hatte, weil einer zu grob war? Aber andererseits, was änderte sich wenn er es erst in ein paar Tagen probierte? Klar, bis dahin konnte er noch ein paar Erfahrungen sammeln, aber sonst? Seine Sorgen würden trotzdem nicht verschwinden. War es da nicht besser, wenn er gleich wusste ob er diesen Job packte? Ein Probelauf war vielleicht doch nicht so verkehrt. Je eher er damit anfing, konnte er mehr Geld verdienen und sollte er merken, dass er diesen Job nicht machen konnte, dann hatte er zumindest gleich die Gewissheit… „Okay“, sagte Tai leise, spürte sogleich Seiichi fragenden Blick auf sich. „Ich mach es“ ~~~~~~~~~ Angespannt schaute Yamato zu dem Gebäude, in welches er in ein paar Minuten gehen würde. War er vorher noch ein wenig nervös, so lagen jetzt seine Nerven blank. Einerseits wollte er als Minderjähriger nicht unbedingt auffliegen und andererseits hatte er Angst, dass Tai ihn erkennen würde, trotz dieser lächerlichen Verkleidung. Mit dieser kam er sich auch wirklich blöd vor. Seine blonden Haare waren von einer schwarzen Perücke verdeckt, eine große Sonnenbrille saß auf seiner Nase und zum krönenden Abschluss hatte er auch noch einen seltsamen Trenchcoat an. Etwas, was er so niemals tragen würde, den es stand ihm nicht! Doch laut der Aussagen der anderen, konnte man ihn so nicht sofort erkennen. Gut bei näherer Betrachtung erkannte ihn Tai bestimmt, aber da musste Matt eben ein bisschen aufpassen. Ein bisschen Glück würden sie schon brauchen. Wenigstens sah er nicht ganz aus, wie ein Vollidiot, ein wenig schräg, aber nicht ungewöhnlich auffällig. Immerhin gab es auch Männer, die sich nicht gerne an solchen Orten zu erkennen gaben. Yamato verdankte sein tolles Outfit Davis, welcher es vor einer Stunde von Hause geholt hatte. Jun war eine leidenschaftliche Cosplayerin und wie es der Zufall wollte, war sie diese Woche auch nicht zu Hause. Da musste der Rothaarige nur noch zugreifen. „Nervös?“, fragte Izzy. „Ein bisschen“, gab Yamato zu und seufzte schwer. „Vielleicht sollten wir doch einfach noch warten“, schlug Ken vor. „Das hatten wir schon“, murmelte Yamato und lächelte schwach. Er hatte es satt zu warten! Daher atmete er noch einmal tief durch und ging zielstrebig auf den Eingang zu. Kneifen galt nicht, er musste es jetzt einfach versuchen! Kapitel 16: ------------ Stumm folgte Tai seinem Chef die Treppen hinunter und versuchte sich nicht anmerken zu lassen, wie nervös er eigentlich war. An seinem Entschluss hielt er weiterhin fest, ungeachtet dessen, dass er eigentlich Angst hatte. Taichi seufzte leise, als er merkte wohin Seiichi ihn führte. Dieser steuerte direkt die linke Ecke des Raumes an, wo sich bereits ein paar Damen aufhielten. Die meisten kannte Tai nur vom Sehen, denn hier arbeiteten wirklich viele Frauen und auch eine handvoll Männer. Die einzige mit der er aber bisher mehr, als nur als ein paar Worte der Begrüßung gesprochen hatte, war Yumiko. Diese hatte ihn an seinem Probetag die Haare geschnitten und ihn auch an mehreren darauffolgenden Tagen geschminkt. Sie schien wirklich nett zu sein und vielleicht vier oder fünf Jahre älter als er selbst, aber das war auch schon alles was Tai von der hübschen Blonden wusste. „Yumiko?“, sprach Seiichi diese an, sobald er den Tisch erreicht hatte. Fragend sah die junge Frau ihren Chef an, während der Rest die beiden neugierig beäugte. „Tai wird heute Probeweise ein, zwei Kunden übernehmen. Erklärst du ihm bitte alles Nötige und gibst ihm was zum anziehen“, fragte Seiichi. Überrascht sah Yumiko Tai an, ehe sie nickte. „Natürlich“ „Gut, danach kommst du bitte wieder in mein Büro?“, antwortete der Ältere an Tai gewandt. Dieser nickte zustimmend und sah anschließend seinem Chef hinterher, als dieser sich umdrehte und ging. „Komm“, sprach Yumiko ihn direkt an. Erschrocken zuckte Tai ein wenig zusammen, nickte leicht und folgte der Blonden. Im Vorbeigehen fiel sein Blick auf die Bar und er sah Akiras fragenden Blick. Leicht lächelte er und zuckte mit den Schultern. Bisher wusste dieser nichts von seinen neuen Plänen, da sie sich seit Taichi sich dazu entschlossen hatte, nicht mehr gesehen hatten. Tai konnte auch so die Sorge in dem Gesicht des Älteren sehen. Es war schon seltsam; weder Akira oder Seiichi kannten ihn wirklich. Wieso also sorgten sie sich um ihn? Kurz hielt er den Daumen hoch um Akira zu zeigen dass alles okay war, ehe er sich abwandte und sich auf die Worte der Blonden konzentrierte. ~~~~~~~~~~ Angespannt öffnete Yamato die Tür und schaute neugierig ins Gebäudeinnere. Zögernd folgte er der Musik den Gang entlang und trat schließlich in einen großen Raum. Neugierig sah er sich um, bemerkte einige Männer, welche an Tischen und auf den großen Ledersofas saßen, alle in Begleitung von Frauen, in aufreizender, bis keiner Kleidung. Die Frau welche gerade eine Show auf der Bühne hinlegte, bemerkte er kaum, denn plötzlich sah er etwas, das seine ganze Aufmerksamkeit erregte und sein Herz zum Schlagen brachte. Im ersten Moment wusste er nicht, ob er sich freuen oder weinen sollte, als er ihn dort stehen sah. Taichi…. Sein Freund der dort mit einigen leicht bekleideten Damen stand, selbst ebenfalls solch aufreizende Kleidung trug und wartete. Wartete das jemand mit ihm in ein Zimmer ging und… Fest biss sich Yamato auf die Lippe und hinderte sich daran, den Gedanken zu beenden. Die Bestätigung seiner schlimmsten Befürchtung tat weh und traf ihn um einiges härter als gedacht. Wo vorher noch ein kleiner Funke Hoffnung war, herrschte nun eisige Gewissheit. Tai verkaufte sich wirklich! Er konnte ja nicht ahnen, dass Tai dies heute zum ersten Mal tat. Wusste nicht wie nervös dieser war, während er bei seinen Kolleginnen stand und darauf wartete, dass jemand zu ihm kam. All das wusste der Blonde nicht, woher auch? Logisch war die Annahme, dass Tai dies schon länger tat. Yamato holte tief Luft, riss sich von seinen Gedanken los, die ihn nur runter zogen. Es wurde Zeit, dass er endlich das tat, weswegen er hier war. Alles andere musste warten. Zielstrebig ging er langsamen Schrittes auf den Braunhaarigen zu, drängelte sich durch Tische ohne auf seine Umgebung zu achten. Kurz bevor er ihn errichte, bemerkte Taichi ihn und sah ihn an. Fast meinte Matt, Unsicherheit in den Augen seines Freundes zu sehen, doch war es nur ein kurzer Augenblick. Dann war es soweit, endlich stand er direkt vor Taichi, öffnete den Mund und… schloss ihn wieder. All die Worte, die er sich zurechtgelegt hatte, waren aus seinem Kopf gefegt. Neugierig musterte ihn sein eigentlich bester Freund, schien ihn jedoch nicht zu erkennen. Doch er hatte Angst davor den Mund aufzumachen, wollte sich nicht verraten. „Wollen wir uns ein Zimmer nehmen?“, fragte Taichi leise, nachdem er fertig mit seiner Musterung war. Er merkte, dass sein Gegenüber nervös war, vielleicht war dieser zum ersten Mal an solch einem Ort. Wer wusste das schon? Dann wäre es auf jeden Fall nicht nur für ihn eine Premiere… Schwer schluckte Yamato und nickte einmal zustimmend. Sein Mund schien immer noch wie zugeklebt und er war froh, dass Tai deutete ihm zu folgen. Aufgeregt folgte er dem Braunhaarigen, welcher auf die große Treppe zusteuerte. Insgeheim freute er sich, dass er nicht aufgeflogen war. „Ein spezielles Zimmer oder eher schlicht?“, fragte Taichi plötzlich und riss ihn somit aus seinen Gedanken. „Schlicht“, knurrte Yamato mit verstellter Stimme und zuckte selber bei dem rauen Ton zusammen. Aber immerhin klang es nicht nach ihm. Der Braunhaarige sagte nichts dazu, lief einfach weiter den Gang entlang und blieb schließlich vor einem der unzähligen Zimmer stehen. Die Tür wurde geöffnet, das Licht angeschaltet und schon verschwand Taichi nach innen. Staunend sah Yamato sich die schlichte Einrichtung an. Es wirkte wahrlich mehr wie ein Hotelzimmer, war ganz anders als er es sich vorgestellt hatte. Wieder war es Tai, der ihn aus seinen Gedanken riss, indem er sich räusperte. Fragend sah Yamato ihn an und bemerkte, dass dieser die Tür aufhielt und anscheint auf ihn wartete. Sofort trat Yamato ins Innere des Zimmers und hörte die Tür hinter sich zu gehen. Dann schritt der Braunhaarige an ihm vorbei und setzte sich vor ihm aufs Bett, schaute ihn abwartend an. „Möchtest du etwas Besonderes?“, fragte Taichi und beobachtete den jungen Mann vor sich. Irgendetwas an diesem störte ihn, aber er kam einfach nicht drauf. Sein Kunde schien selber genau so nervös und sogar etwas unschlüssig zu sein. Eigentlich keine schlechte Wahl für seinen ersten Probelauf, aber trotzdem war auch er nervös. „Ja“, antwortete der Fremde leise. Fragend sah Tai diesen an, welcher sich just in der Sekunde die Sonnenbrille von der Nase zog. Erschrocken japste Tai nach Luft, konnte nicht glauben was er da sah. Doch als auch noch die schwarze Perücke ihren Weg auf den Boden fand, war es eindeutig. „Yamato“, keuchte er erschrocken. Panik breitete sich in ihm aus. Wie war das möglich? Wie hatte er ihn gefunden? „Hallo Tai“, sagte Yamato leise und lehnte sich mit den Rücken an die Tür. Still beobachtete er das entsetzte Gesicht seines besten Freundes, sah zu wie dieser nach Worten rang. „Was tust du hier?“, fragte Taichi geschockt. Nur langsam sickerte die Erkenntnis in seinem Gehirn. Und er wusste nur eins. Das war schlimm… Wirklich schlimm! Tränen traten in seine Augen, doch er schaffte es mir aller Kraft sie zu unterdrücken. Verzweifelt sah er seinen ehemals besten Freund und Geliebten an und wartete auf eine Antwort. „Ich will mit dir reden und dir helfen“, antwortete Yamato ernst und beobachtete sein Gegenüber genau. Es tat weh, das Tai sich offenbar überhaupt nicht freute ihn zu sehen, sondern eher das genaue Gegenteil der Fall war. Er hatte zwar nicht erwartet, dass dieser sich ihm in die Arme warf, aber mit so einer deutlichen Abneigung seines Besuchs hatte er nun auch nicht gerechnet. „Wenn du mir helfen willst, dann geh wieder und sag niemanden wo ich bin“, meinte Taichi leise und er meinte es auch so. Seine einzige Chance war es, dass Yamato die Klappe hielt und es niemanden erzählte, wo er aufzufinden war. So könnte er hier zumindest noch ein paar Wochen arbeiten, bis er genug Geld beisammen hatte. Sollte Yamato aber schon etwas zu seinem Vater gesagt haben, musste Tai heute noch verschwinden! Er wusste zwar nicht wohin, aber wichtig war, dass er dann weit weg von hier war… „Spinnst du? Ich will dir helfen und du schickst mich weg?“, fauchte Yamato empört. „Weil es das Einzige ist, womit du mir wirklich helfen kannst“, erwiderte Tai ehrlich. Schnaubend schüttelte Yamato den Kopf und verschränkte seine Arme vor seiner Brust. „Es muss doch noch etwas anderes geben. Sag mir doch einfach wo dein Problem liegt“, knurrte der Blonde. „Nein“, erwiderte Tai schlicht, er würde nichts sagen und seine Familie belasten. Fieberhaft überlegte er wie er Yamato schnellstmöglich loswerden konnte. „Ich versteh dich nicht, willst du hier bleiben?“, wollte Matt wissen und sah sein Gegenüber enttäuscht an. Tief atmete Tai durch und schüttelte den Kopf. „Nur solange bist ich genug Geld beisammen habe“, antwortete er ehrlich. „Geld wofür?“ „Um Japan endgültig zu verlassen“, erklärte Tai ernst. Erschrocken zog Yamato scharf Luft in seine Lungen und sah seinen Freund fassungslos an. Sein Gegenüber wirkte ruhig und gefasst, beinahe gefühlskalt. Dabei war Tai alles andere als gefühlskalt, musste sich mit aller Macht zusammenreißen um sich nicht zu verraten. Ein kleiner Teil von ihm war glücklich, dass er Matt anscheinend noch so viel bedeutete, das dieser ihn suchte und sogar in solch einen Club ging. Doch daran durfte er einfach nicht denken. Er musste versuchen das Unheil abzuwenden. Denn anscheinend wusste sein Vater noch nichts von seinem Aufenthalt, sonst wäre dieser selbst hier und nicht Matt. Nun galt es zu verhindern, dass Yamato mit seinem Vater redete. Das war das Einzige was ihn nun interessieren musste. „Wieso willst du Japan verlassen?“, wollte Yamato wissen und rang um seine Fassung. Der Gedanke, dass Tai für immer gehen wollte, zerriss ihm fast das Herz. Er hatte ihn doch gerade erst wieder gefunden! Es konnte doch nicht sein, dass dessen Probleme einfach unlösbar waren! „Ich muss gehen Matt, ich bin hier einfach nicht sicher“, erklärte Tai ruhig. „Warum?“ „Weil mich hier Leute suchen, denen ich keinesfalls in die Arme laufen will“ „Wer sucht dich?“, fragte Matt ernst. „Das tut nichts zur Sache“, murrte Taichi und schüttelte den Kopf. Geknickt seufzte Yamato und drehte sich weg. „Was wollen die Leute von dir?“ „Sagen wir es mal so, sie wollen mich umbringen“, meinte Tai ernst, schaute seinem Gegenüber fest in die Augen, als er sich wieder zu ihm drehte. „Wieso gehst du nicht zur Polizei?“, schlug Yamato vor. Er war verwirrt und verstand nicht, warum Tai verfolgt wurde. Es musste doch möglich sein, diesen Menschen das Handwerk zu legen. Für was gab es die Polizei, wenn nicht dafür! „Sie haben Leute bei der Polizei, daher geht das nicht. Außerdem beschatten sie meine Familie. Wenn sie rauskriegen, dass Kari oder mein Vater wüssten wo ich bin, sind wir alle drei tot“, erklärte Tai ernst. Innerlich war er total erleichtert, dass ihm diese Lüge so leicht von den Lippen gegangen war. Es musste sein und war die einzige Möglichkeit um Yamato begreiflich zu machen, dass er auf keinen Fall mit seiner Familie sprechen durfte. „Aber…“, hauchte Yamato und senkte den Blick. In seinem Kopf halten Tais Worte wieder, er konnte nicht glauben was er da hörte. Er wollte sich nicht damit abfinden, dass Tai nicht wieder zurück nach Hause konnte. Tai durfte Japan doch nicht einfach so verlassen. Es musste eine Lösung geben, irgendeine… Tai sah sie vielleicht einfach nur nicht. „Weiß Kari oder mein Vater dass du hier bist?“, wollte Tai wissen. Fest erwiderte er Yamatos Blick, sah den Schmerz in den blauen Opalen. Doch darauf durfte er nicht eingehen. „Nein“, antwortete Yamato schlicht. Erleichtert atmete Tai aus, hatte er vorher gar nicht gemerkt, dass er die Luft angehalten hatte. „Dann behalte es bitte für dich“ „Aber wir müssen doch etwas tun“, rief Yamato panisch. „Glaubst du nicht, dass ich nicht schon alle Optionen durchdacht habe? Dass hier, dieser Job ist meine letzte Chance, wenn ich überleben will. Ich bitte dich, mach mir das nicht kaputt“, rief Taichi wütend und biss sich auf die Lippe. Eigentlich wollte er so nicht reagieren, aber die Angst trieb ihn dazu. Yamato schaute ihn überrascht an, ehe er seine Augen zu schlitzen verengte. „Wir könnten uns doch auch gemeinsam was überlegen, wenn du mich nur lässt“, erwiderte der Blonde aufgebracht. „Das hat keinen Sinn, Yamato. Diese Typen sind überall und es ist nur eine Frage der Zeit bis sie mich finden! Und dann bringen sie mich um! Willst du das? Ist es das was du willst?“, knurrte Taichi ernst. „Also soll ich verschwinden damit du weiter Geld verdienen kannst und damit dann endlich aus Japan abhauen kannst?“, wollte Yamato wissen. „Ja“, antwortete Taichi schlicht, denn es war genau das was er wollte. So sehr ihn Yamatos Sorge ehrte, dieser konnte ihm nicht helfen. Es gab keinen anderen Weg für ihn und damit hatte er sich inzwischen abgeschlossen. „Das will ich aber nicht“, erwiderte Yamato verzweifelt. Tränen traten in seine Augen und er musste sich arg zusammenreißen um nicht gleich loszuheulen. „Das spielt keine Rolle“, hauchte Tai bedrückt. „Nein für dich spielt ja nur Geld eine Rolle“, rief Matt aufgebracht und ging auf Tai zu. Sein Verstand schaltete sich vollständig ab, er dachte nicht darüber nach, tat einfach das was er tun wollte. Grob packte er den Braunhaarigen und drückte seine Lippen auf die seines Gegenübers. Sofort spürte ein leichtes Kribbeln an selbigen und Erinnerungen an vergangene Zeiten drängten sich in seinen Kopf. Grob drückte Yamato sein Gegenüber auf das Bett, stützte sich mit den Händen neben dessen Kopf ab. Taichi erwiderte den Kuss nicht, befand sich in einer Art Schockstarre. Doch als eine Hand über seine Brust strich, kehrte endlich das Leben in seinen Körper zurück und bestimmend schob er sein Gegenüber von sich. „Was soll das?“, fragte Tai vorwurfsvoll. „Du wolltest doch Geld verdienen“, antwortete Yamato kühl und küsste ihn erneut. Tai keuchte erschrocken, als wieder die samtenen Lippen auf den seinen spürten. Süße Schauer jagten durch seinen Körper, wollten ihn dazu verleiten sich fallen zu lassen. Es war schön, nach all der Zeit Yamato nochmal so nahe zu kommen, doch es erfüllte ihn auch mit Trauer. Denn es war sicher das letzte Mal… Wieder fühlte Tai eine Hand über seine Brust streichen, dieses Mal ließ er sie gewähren und wartete ab. Innerlich haderte er mit sich, sollte er wirklich darauf eingehen? Als die Hand seinen Schritt erreichte, ging ein Ruck durch seinen Körper und aller Kraft schubste er Yamato von sich. Erschrocken landete der Blonde auf dem Boden und sah ihn ungläubig an. „Was soll das?“, fauchte Yamato. „Ich will das so nicht“, antwortete Tai ernst und setzte sich auf. „Ach? Mit Fremden vögeln ja, aber mir wir wolltest du weder damals, noch heute schlafen?“, fauchte Yamato wütend und setzte sich auf. Im Grunde wusste er selbst nicht, wieso er das in diesem Moment wollte. Aber das war egal, einzig die Ablehnung Taichis zählte gerade für ihn. Das und die Gewissheit, dass sein Freund ihn endgültig verlassen wollte. Der Grund weswegen er überhaupt hier war, hatte seine Bedeutung verloren. Er konnte hier nichts mehr ausrichten… Ein Umstand der ihn verzweifeln ließ. „Das ist nicht fair“, hauchte Tai verletzt. Es tat weh solche Worte aus dem Mund seines ehemaligen Freundes zu hören. Er wollte es damals doch, aber hatte nicht die Chance dazu gehabt. Als seine Mutter starb, änderte sich doch alles… „Weißt du was nicht fair ist?“, fragte Yamato eiskalt, stand nun endgültig auf und fixierte ihn mit einem festen Blick. „Nicht fair ist, dass mein bester Freund einfach über Nacht abhaut. Nicht fair ist, dass er nachdem er Jahre später wieder auftaucht, wieder abhaut. Nicht fair ist, dass dieser anstatt sich helfen zu lassen, lieber das Land verlässt. Das ist nicht fair“, sagte Matt und wurde mit jedem Wort lauter. „Es tut mir…“, begann Tai zögernd. „Spar' es dir!“, unterbrach ihn Yamato harsch, sammelte die Perücke und die Sonnenbrille auf. „Weißt du was, du kriegst deinen Willen, denn ich will wirklich nicht du stirbst. Ich werde niemanden erzählen dass du hier bist“, erleichtert atmete Taichi auf, ehe er sein Gegenüber dankbar anschaute. Yamato erwiderte das Lächeln nicht, setzte stattdessen die Perücke auf und wandte sich zur Tür um. Als er sie geöffnet hatte, blieb er stehen und drehte sich ein letztes Mal um. „Ich wünsch dir noch ein schönes Leben“, fauchte er, bevor er endgültig aus der Tür trat, welche mit einem lauten Knall hinter ihm zuflog. Wie erstarrt blieb Tai einfach sitzen und starrte auf die Türe. Nur langsam begann er zu verstehen was so eben passiert war. Ein Kloß bildete sich in seinem Hals. Erst jetzt merkte er, wie sehr er seinen Freund verletzt haben musste. Der Gedanke daran tat weh und trieb auch ihm Tränen in die Augen. Für seine Freunde war er der Buhmann. Er war es, der davongelaufen war und sie im Stich gelassen hatte. Es war ein Wunder das Yamato sich überhaupt noch um ihn sorgte. Und er? Er trat diese Sorge mit Füßen und trampelte auf Yamatos Gefühlen herum. Aber was hätte er denn tun sollen? Er hatte doch gar keine andere Wahl… ~~~~~~~~~~ Ohne auf seine Umgebung zu achten ging Yamato schnellen Schrittes in Richtung des Aufgangs. Er war froh, dass ihn keiner aufhielt und erleichtert, als er endlich aus dem Gebäude war. Tief holte er Luft und versuchte sein aufgewühltes Gemüt zu beruhigen. Doch es war vergebens, die Tränen rannen bereits über seine Wangen. Das Aufeinandertreffen lief überhaupt nicht so, wie er es sich vorgestellt hatte. Im Gegenteil, nun wusste er das Tai vorhatte Japan zu verlassen und der Gedanke schmerzte ungemein. Noch schlimmer war die Tatsache, dass er sich nicht von ihm helfen lassen wollte. Schluchzend hielt Yamato die Hand vor dem Mund und lief schnellen Schrittes los. Er wollte nur noch weg von diesem Ort, dachte nur noch daran. Doch schon nach wenigen Metern hörte er seine Freunde nach ihm rufen. Überfordert blieb er einfach stehen und hörte wie sie sich ihm näherten. Im Moment wusste er nicht was er sagen sollte. Wie sollte er das erklären, wo er es doch noch nicht einmal selbst begriffen hatte? Izzy war der erste, der ihn erreichte und vor ihn trat. Als er sein Gesicht sah, zuckte er merklich zusammen. Yamato war sich bewusst wie er auf ihn wirken musste. „Lasst uns nach Hause gehen“, murmelte Yamato und sah den Rothaarigen bittend an. Zustimmend nickte Izzy, da er nicht wusste was er sonst tun sollte. „Wir reden morgen“, fügte Yamato noch an, ehe er einfach loslief. Er konnte jetzt nicht bei seinen Freunden bleiben, wollte nicht dass die andern ihn auch noch so sahen. Das was er jetzt brauchte, war seine Ruhe. Erst musste nachdenken, verstehen was passiert war. ~~~~~~~~~ Wortlos stellte Tai sich neben Yumiko und starrte auf den Boden. Nachdem er sich endlich wieder halbwegs im Griff hatte und sicher war, dass man ihm seine innere Unruhe nicht ansah, war er endlich aus dem Zimmer gekommen. „Alles okay?“, fragte Yumiko besorgte. Erschrocken sah Tai sie an und nickte leicht. „Ja, der Kunde hat einen Rückzieher gemacht, war sein erstes Mal“, erklärte Tai stumpf und hoffte somit seine Ruhe zu bekommen. Diese wollte jedoch gerade etwas erwidern, als ein Mann vor Tai zum Stehen kam. Ein etwas älterer Herr, Mitte vierzig, schätzte er. „Wollen wir?“, fragte der Ältere an ihn gewandt. Sofort schlich sich ein Lächeln auf Tais Lippen, obwohl ihm gar nicht danach war. Sein Innerstes war stumpf und taub, er fühlte sich völlig leer. Nicht einmal nervös war er in diesem Moment. Dabei hatte er noch vor ein paar Stunden angst bei dem Gedanken an seinen ersten Kunden gehabt… Kapitel 17: ------------ Seufzend setzte Taichi sich auf einen der Stühle an der Bar und schaute Akira dabei zu, wie er hastig Getränke zusammenstellte. Sofort überkamen ihn Schuldgefühle, als er merkte wie viel Stress der Ältere nun seinetwegen hatte, da er wieder alleine hinter der Theke stand. Als der Schwarzhaarige ihn dann bemerkte, schlich sich dennoch ein Lächeln auf seine Lippen, welches Tai leicht erwiderte. „Na, wie war dein erster Tag in deinem neuen Job?“, fragte Akira neugierig, als er auf seiner Höhe war. Nachdenklich zuckte Tai mit den Achseln und seufzte tief. Er wollte gerade nicht darüber reden, was weniger mit seinem letzten Kunden zu tun hatte, als mit Yamato. „Tut mir Leid, das du meinetwegen so viel Stress hast“, entgegnete Taichi stattdessen entschuldigend, versuchte somit vom Thema abzulenken. „Das macht nichts, das hatte ich ja, bevor ich dich hatte auch“, meinte Akira und winkte ab. „Aber ich muss zugeben, dass mir mein gesprächiger Freund hinter dem Tresen fehlt“, fügte er augenzwinkernd hinzu. Leicht schmunzelnd schüttelte Tai den Kopf. Gesprächig war nun wirklich das falsche Wort für ihn, zwar war er wirklich nicht schweigsam und unterhielt sich gerne mit den Älteren während ihrer gemeinsamen Schicht, doch von sich hatte er nichts erzählt, egal wie oft Akira ihn gefragt hatte. Trotzdem musste er zugeben, dass ihm der Ältere auch ein wenig fehlte, da dessen aufgedrehte Art und die vielen belanglosen Gespräche meist von seiner Situation abgelenkt hatten. Jetzt kreisten seine Gedanken ständig um seine missliche Lage und es gab nichts was ihn ablenkte. Stattdessen musste er sich noch mehr anstrengen und dafür sorgen, dass er seinen Job hervorragend machte. Das war wirklich etwas ganz anderes, als hinter der Bar Getränke in Gläser einzuschenken. „Ich hab mich schon gewundert, als du nicht gekommen bist“, sagte Akira nach einer Weile. „Tut mir Leid, das ging alles so schnell. Seiichi hat mir dieses Angebot gemacht und eigentlich wollte ich es erst nicht annehmen, aber hab mich dann umentschieden“, antwortete Tai. „Hm, gefällt dir der Job hinter der Bar nicht mehr?“ Kurz stockte Tai bei der Frage. Natürlich gefiel ihm seine vorherige Arbeit mit dem Schwarzhaarigen. „Das ist es nicht“, meinte Taichi und zuckte mit den Schultern. „Liegt wohl am Geld, hm?“, harkte Akira mit einem wissenden Blick nach. „Sorry, ich muss los“, murmelte Tai plötzlich und erhob sich. In gewisser Weise musste er das auch. Seiichi wollte ihn ja sehen und hören wie es gelaufen war. Daher war es besser, wenn er sich nun auf den Weg machte. Seufzend ging Tai los und achtete nicht mehr auf Akira. Er wollte die Fragen des Schwarzhaarigen nicht beantworten, obwohl es eigentlich nichts Schlimmes gewesen war. Die Antwort wäre simpel und gewesen, aber er wollte es einfach nicht aussprechen. Leise klopfte Tai an der Bürotür und öffnete diese, als er herein gebeten wurde. „Und?“, fragte Seiichi neugierig, kaum dass er die Tür geschlossen hatte. „Der erste Kunde ist abgesprungen, da er selbst zum ersten Mal hier war und dann doch nicht wollte. Aber der zweite Kunde war zufrieden“, erklärte Tai ruhig. Er musste Yamatos Verhalten ja erklären, denn schließlich sah man Tai heute mit zwei Kunden die Treppe nach oben verschwinden. Dass er beim ersten Kunden kein Geld verdient hatte, würde man sowieso bemerken. „Er ist abgesprungen, wirklich? Naja, was soll´s. Ab und zu gibt es so was auch. Und wie war es für dich?“, wollte der Ältere wissen. Tai seufzte leise und zuckte mit den Schultern. Sein Kunde wollte nichts besonders und war auch nur auf sich selbst fixiert. Aber was anderes brauchte man in dieser Branche auch nicht zu erwarten. Es war komisch gewesen mit diesem Mann zu schlafen, aber es ging. Die meiste Zeit war er in Gedanken sowieso bei Yamato und dem Gespräch zwischen ihnen. Er konnte froh sein, das sein Körper fast automatisch das tat, was der Kunde wollte. Hätte dieser mehr von ihm verlangt, hätte Tai es sicher versaut, weil er sich nicht wirklich konzentrieren konnte. Schmerzen hatte er keine gehabt, das wusste er inzwischen auch zu vermeiden. Im Nachhinein betrachtet, ekelte er sich ein wenig, wenn er daran dachte was sein Kunde da mit ihm getan hatte. Klar, sein Körper hatte irgendwie auch darauf reagiert, doch Lust hatte Taichi nicht empfunden. Es ging rein ums Geld und sonst gar nichts. Es war anders, als mit Seiichi, welcher jedes Mal dafür sorgte, dass es ihm auch gefiel. Der Braunhaarige war anders als sein Kunde, es schien ihm wichtig zu sein, dass er auch Spaß daran hatte. Das war ihm schon beim ersten Mal aufgefallen. Es war wirklich komisch, doch im direkten Vergleich fand er es mit Seiichi besser. Auch wenn es für ihn immer noch komisch war, dass er überhaupt in der Lage war, so darüber nachzudenken. Doch bei Seiichi fühlte es sich einfach nicht so an, als ginge es da nur ums Geld. Es war einfach merkwürdig und schwer zu beschreiben. „Es war ganz okay“, antwortete Tai schließlich nach einigem Zögern. „Nur okay?“, fragte Seiichi spöttisch. „Ich denke ich bin bereit dafür diesen Job zu machen“, erwiderte Taichi nachdenklich. Gerne hätte er sich noch ein paar Tage Zeit genommen, doch wie es schien, hatte er nun einfach keine Zeit mehr dafür. Es war das Beste, wenn er so schnell wie möglich damit anfing. „Bist du sicher?“, wollte Seiichi verwundert wissen und stand langsam von seinem Schreibtischstuhl auf. „Ja, bin ich“, meinte Tai ernst und beobachtete Seiichi der gemächlich auf ihn zukam. „Willst du nicht noch ein paar Tage warten? Es langsam angehen?“, fragte der Ältere und sah ihn prüfend an. Inzwischen stand er direkt vor Taichi. „Nein, ich bin mir sicher“ „Okay“, stimmte Seiichi zu. Tai meinte für einen Augenblick Enttäuschung in den braunen Augen aufblitzen zu sehen. „Du kannst morgen anfangen“ „Wieso erst morgen?“, fragte Tai verwundert. „Ich finde du hast dir ein paar Stunden Ruhe verdient…“, erklärte Seiichi grinsend, trat näher an Tai heran. „Außerdem hab ich jetzt noch einen speziellen Auftrag für dich“ „Welchen?“, fragte der Jüngere verwirrt, doch schon im nächsten Moment spürte er die Lippen des Älteren auf den seinen. Eine Hand wurde um seine Hüfte gelegt und mit einem Ruck an den warmen Körper gedrückt. Überrumpelt ließ Tai es geschehen und verharrte einfach in seiner Position. Gerade als er sich eines Besseren besann, löste sein Gegenüber den Kuss und sah ihn grinsend an. „Also ich finde, du solltest dir trotzdem einmal täglich Zeit für mich nehmen. Du bekommst auch dafür Geld, keine Sorge“, murmelte Seiichi leise, rieb sich leicht an dem Jüngern. Erschrocken keuchte Tai auf, als er das feste Glied seines Gegenübers spürte. Sein Körper kribbelte angenehm und er fühlte sich wohl in der Umarmung. „Und, nimmst du dir Zeit für mich?“, fragte Seiichi, da Taichi nichts dazu sagte. Zustimmend nickte Taichi, wieso auch nicht? Seiichi war gut zu ihm und er verdiente ja auch daran. „Gut, damit fangen wir aber gleich an, würde ich sagen“, hauchte Seiichi leise, strich mit seinen Händen über Tais Körper. Leicht grinste Tai, ihm war schon aufgefallen, dass der Ältere ausgesprochen oft auf ihn ansprang. Es gefiel ihm, das er solch eine Wirkung auf jemanden zu haben schien. „Ja“, murmelte Taichi leise als Zustimmung und sofort spürte er wieder die sanften Lippen seines Partner auf den seinen. Die Hände, welche ihn vorher fast streichelten, wurden schneller, wilder. Ungestüm fuhren sie über seinen Rücken, bescherten ihm eine Gänsehaut. Doch verharrten sie dort nicht lange, sein Gegenüber schien keine Zeit verlieren zu wollen. Denn schon nach kurzer Zeit, spürte er wie seine dünne Hose von seinem Hintern geschoben wurde. Auch er blieb nicht untätig, strich mit seinen Händen unter Seiichis Hemd und streichelte die sanfte Haut. Lust keimte in ihm auf, er wollte es ebenso wie der andere. Yamato war völlig aus seinen Gedanken verschwunden, er dachte nur noch an das Jetzt uns sonst gar nichts. Fast automatisch rieb er sich an dem Älteren, streifte immer wieder dessen Erregung. Plötzlich löste sich Seiichi von ihm, dirigierte ihn zu seinem Schreibtisch und drückte ihn mit dem Oberkörper nach vorne. Sofort verstand Tai die stumme Aufforderung, stützte sich mit den Händen auf dem Tisch ab. Aufgeregt wartete er auf das Kommende, merkte wie seine Hose hektisch weiter nach unten gezogen wurde. Dann drückte sich ein warmer Körper an ihn, ließ ihn auf keuchen. „Bist du bereit?“, fragte Seiichi atemlos. Sofort nickte Tai, den er brauchte dieses Mal keine Vorbereitung. Fest packten zwei Hände seinen Hintern, zogen ihn ein Stückchen zurück. Etwas hartes berührte seinen Eingang und versank schließlich langsam in ihm. Laut stöhnte Tai auf und biss sich auf die Lippen. Quälend langsam schob sich der Ältere in ihn, brachte ihn schier um den Verstand. Ihm wurde heiß und er wollte mehr. Lust vernebelte seinen Verstand, ließ sein Handeln instinktiv werden. Ungeduldig drückte Taichi sich dem anderen entgegen, keuchte als dieser vollständig in ihm versunken war. „Mach schon“, murrte er leise, da Seiichi einfach nur still hielt. Es war das erste Mal das Tai ihn darum bat und Seiichi kam seiner Bitte sofort nach. Erst langsam, dennoch stetig schneller stieß er in den Braunhaarigen, welcher ihm sogleich entgegen kam. Leise stöhnte Tai und schloss die Augen. Wieder spürte er diese seltsamen Gefühle, die Seiichi schon vorher in ihm ausgelöst hatte. Doch dieses Mal ignorierte er sie nicht, ließ sich darauf ein. Dieses Mal wollte er wirklich mit Seiichi schlafen, sein Denken abschalten und sich endgültig fallen lassen. Plötzlich stieß Seiichi fester in ihn, entlockte ihm einen kleinen Schrei. Fest krallte Taichi sich mit seinen Händen in die Schreibtischplatte und drückte sich dem anderen entgegen. Eine Hand strich seinen Körper entlang, erreichte seine Männlichkeit und legte sich fest um sie. Laut stöhnte Tai, das Kribbeln in seinem Körper wurde stärker, als die Hand sein Glied im Rhythmus der Stöße pumpte. Genießerisch warf er den Kopf in den Nacken, keuchte als er spürte wie Seiichi seine Stöße noch mehr festigte. Plötzlich schlich sich ein Bild in seinem Kopf, er sah Yamato vor sich, stellte sich vor das er an der Stelle von Seiichi war. Yamato wie er in ihn stieß und ihn stimulierte. Yamato der ihn sanft in den Nacken küsste. Laut stöhnte Tai auf, als er einen Punkt in ihm traf, der ihm Sterne sehen ließ. Immer noch hatte er das Bild vor seinen Augen, als es mit einem Mal zu viel wurde und er mit einem heißeren Schrei kam. Überfordert sank Taichi mit dem Oberkörper auf den Schreibtisch und versuchte zu Atem zu kommen. Sein Körper kribbelte angenehm und ein Gefühl tiefster Befriedung breitete sich in ihm aus. Ein sanftes Lächeln schlich sich auf seine Lippen, er fühlte sich einfach nur wohl. „Ich find es schön, wenn man hört dass es dir auch gefällt“, murmelte eine Stimme schwer atmend in sein Ohr. Erschrocken riss Tai die Augen auf und augenblicklich zerplatzte der Traum. Zitternd stand er auf und drehte sich zu Seiichi um, welcher ihn erschöpft angrinste und seine Hose wieder zuknöpfte. Tai schluckte schwer, als ihm bewusst wurde, was er gerade getan hatte. Warum auch immer hatte er sich völlig auf Seiichi eingelassen, wollte sogar mit ihm schlafen. Nicht nur dass, er hatte es auch in vollen Zügen genossen und sich dabei vorgestellt, dass es Yamato war! Total verwirrt schüttelte Tai den Kopf und zog auch seine Hose wieder hoch. Seiichi hatte sich in der Zwischenzeit wieder auf seinen Stuhl gesetzt und schaute ihn fragend an. „Alles okay?“, fragte er ihn stirnrunzelnd. „Ja, ich glaube eine Pause tut mir doch ganz gut“, erwiderte Tai schnell und grinste schief. „Na gut“, murmelte Seiichi und zuckte mit den Schultern. „Dann sehen wir uns morgen“ „Ja, bis morgen“, antwortete Taichi und verließ zügig das Büro. Sein Herz klopfte heftig vor Aufregung und er hatte das Gefühl Seiichi immer noch an seinem Körper zu spüren. Es war merkwürdig. Innerlich ohrfeigte er sich dafür, sich so fallen gelassen zu haben. Er verstand sich selbst nicht mehr. Warum hatte er das getan? Und dann auch noch dabei an Yamato gedacht… Klar, ihr aufeinandertreffen heute. Da war es klar, dass er sich noch Gedanken machte, so wie dieses verlaufen war. Aber warum dachte er gerade in diesen Moment an Yamato? Sie waren vor Jahren zusammen, aber inzwischen war so viel passiert. Tai hatte sich nicht mit mehr mit dem Thema Liebe beschäftigt. Es war in seinen Augen unwichtig geworden. Natürlich dachte er gerne an die vergangene Zeit mit Yamato zurück, aber war da wirklich noch Liebe? Er wusste es einfach nicht. So gehen lassen durfte er sich auf jeden Fall nicht mehr! Erst recht nicht bei seinen Kunden. Sein erstes Mal sollte eigentlich Yamato gehören, doch sein Vater hatte dies vereitelt. Das was er jetzt tat, sollte nichts mit Lust zu tun haben, es ging nur ums Geld! Aber warum hatte er es dann so genossen? Was machte Seiichi mit ihm, das ihn dazu verleitete? Er verstand es nicht. Er verstand sich nicht mehr. ~~~~~~~~~~ Seufzend strich Yamato die Tränen aus seinem Gesicht und starrte in den Himmel. Immer wieder spielte er in Gedanken das vergangene Gespräch mit Taichi ab, doch es brachte ihn nicht weiter. Was sollte er noch tun, wenn Tai seine Hilfe nicht wollte? Wenn er stattdessen, lieber still und heimlich das Land verließ… Alleine bei diesem Gedanken kamen Yamato wieder die Tränen. Er wusste gar nicht, dass er so viel weinen konnte. Er tat es sonst nie, es gab nie einen Grund oder er wollte einfach nur stark sein. Doch als Tai damals gegangen war, weinte er auch, wenn auch weniger als jetzt. Es war immer seine Hoffnung, dass man seinen Freund nach ein paar Tagen wieder finden würde. Doch aus Tagen wurden Wochen und aus Wochen, Monate sogar Jahre. Bis heute hatte Yamato seine Hoffnung nicht aufgegeben. Doch nun, nachdem Tai ihm gesagt hatte, dass er fortging war alles zunichte. Es gab nichts mehr, was ihm Trost in dieser Sache spendete. In den zwei Jahren hatte er Tai nie aufgegeben, immer wieder an ihn gedacht. Sich vorgestellt, wie es wäre ihn zu finden. Und jetzt? Hatte er ihn nur gefunden um ihn endgültig zu verlieren? Wie konnte das sein? Warum war das Schicksal so grausam zu ihm? Fast wäre es ihm lieber, er und Izzy hätten Tai niemals getroffen. Dann wüsste er nicht, dass es Tai nicht gut ging. Dass er nicht irgendwo ein halbwegs normales Leben führte. Alles was er sich ausgemalt hatte war falsch und die Realität sah ganz anders aus. Sein Freund wurde geschlagen, verkaufte seinen Körper, wurde verfolgt und hatte viele Probleme. Keines konnte Yamato beheben, Tai ließ es nicht zu. Verschwand wieder und dieses Mal für immer. Schluchzend schlug Yamato auf eine Wand zu seiner Linken ein. Es schmerzte, doch es war kein Vergleich zu dem Schmerz in seinem Herzen. Zitternd hielt er inne, lehnte sich an die raue Wand und schaute sich in der verlassenen Gasse um. Seine Hände brannten, waren aufgerissen und bluteten leicht. Aber es war ihm egal. Lustlos lief einfach weiter, immer noch liefen die Tränen über sein Gesicht. Doch er konnte sie nicht stoppen. Plötzlich drängte sich ein Gedanke in sein Innerstes und ihm wurde kalt und heiß zugleich. Zitternd holte er sein Handy aus der Hosentasche und wählte eine ihm nur allzu bekannte Nummer. Sekunden vergingen, in denen sein Herz raste, vor Aufregung und auch vor Angst. Er hoffte nicht zu spät zu sein. „Matt?“, fragte eine Stimme am anderen Ende der Leitung. „Izzy, hör mir zu. Ich will das du Davis und Ken anrufst und ihnen mitteilst, dass sie auf gar keinen Fall mit irgendwem darüber reden sollen, wo Tai sich aufhält“, sagte Yamato atemlos. „Okay, das hatten wir doch schon besprochen“, erwiderte Izzy verwirrt. „Ich weiß, aber Tai hat mir nochmal deutlich erklärt, dass er verfolgt wird. Diese Leute kennen seine Familie und sitzen sogar bei der Polizei. Wenn wir auch nur irgendwem etwas sagen, ist das sein Todesurteil. Wir müssen dicht halten, verstehst du?“, erklärte Yamato nervös und aufgebracht. „Aber…“ „Nein Izzy, bitte tu es einfach, ja?“, unterbrach Yamato seinen Gesprächspartner unwirsch. „Ja okay, ich will auch nicht das ihm was passiert. Ich ruf sie gleich an“, antwortete Izzy ernst und seufzte leise. „Yamato, was ist denn bloß vorgefallen? Geht’s dir gut?“ „Das erzähl ich dir morgen, okay? Mir geht’s gut, keine Sorge“, erwiderte Yamato und legte auf. Kurz starrte er das Telefon in seiner Hand an, ehe er es wegsteckte. Dass er morgen nicht in die Schule gehen würde, hatte er sowieso schon beschlossen. Aber das musste er Izzy nicht auf die Nase binden. Es war unfair seinem Freunden nicht die Wahrheit zu sagen, doch im Moment konnte er es einfach nicht. Er musste erst einmal selber damit klar kommen. ~~~~~~~~ Nachdenklich starrte Tai an die Zimmerdecke und seufzte schwer. Zwei Tage war es nun her, dass Yamato bei ihm gewesen war. Seitdem hatte er nichts mehr von diesem oder seinen anderen Freunden gesehen. Gott sei Dank tauchte weder die Polizei, noch sein Vater auf. Etwas was Tai wirklich unheimlich erleichterte. Yamato schien wirklich dicht zu halten, doch darauf verlassen tat er sich nicht. Jeden Tag achtete er auf seine Umgebung, beobachtete jede Person in seinem Umfeld, doch alles war ruhig. Eigentlich ein Grund zum Aufatmen, aber er konnte es einfach nicht. Was nicht nur an der Angst entdeckt zu werden lag. Immer noch machte ihm die Sache mit Seiichi zu schaffen. Zwar hatte er inzwischen wieder mit dem Älteren geschlafen, so wie er es vorgeschlagen hatte. Aber dabei hatte Tai vermieden, sich so auf den Braunhaarigen einzugehen. Auch versuchte er dabei Yamato völlig aus seinem Kopf zu verbannen, obwohl es ihm schwer fiel. Seiichi schien es fast zu bedauern, dass er sich nicht mehr so fallen ließ. Aber Tai wollte ihn nicht anders behandeln, als seine anderen Kunden. Auch wenn er es trotzdem tat. Seiichi behandelte ihn dafür einfach nicht wie einen Angestellten, sondern wirkte mehr wie ein Freund… der Gelegentlich mit ihm Sex hatte. Zwar fragte ihn der Ältere immer wieder aus und versuchte etwas von seiner Vergangenheit zu erfahren, doch Tai blockte immer ab. Trotzdem hatte er das Gefühl dem anderen zu vertrauen zu können. Etwas was er sich eigentlich nicht leisten durfte. Aber er konnte es einfach nicht abstellen, sich nicht zwingen, sich in der Gegenwart des Älteren nicht wohl zu fühlen… Mit seinen restlichen Kunden, war das ganz anders. Klar, hatte er mit denen auch Sex, aber er fühlte dabei nichts. Seine Emotionen hatte er diesbezüglich komplett im Griff, das musste er auch! Sein Geld verdiente er nur noch damit und das war alles was zählte. Zwar waren manche seiner Kunden mal etwas grob oder ein wenig ekelerregend. Aber bis jetzt konnte er damit umgehen. Was blieb ihm auch anderes übrig? Aber Gefühle mussten tabu sein, vor allem bei Seiichi! ~~~~~~~~~~ Müde schloss Yamato seine Augen und kuschelte sich noch mehr in die Decke. Wieder einmal läutete die Türklingel und auch jetzt wollte er nicht aufmachen, einfach niemanden sehen. Zwei Tage war er nicht in der Schule gewesen und hatte sich stattdessen in der Wohnung verkrochen. Anrufe und ungebetene Gäste ignorierte er, das Haus wollte er auch nicht verlassen. Nicht einmal heute, an einem Samstag. Im Moment war ihm alles egal, es ging ihm einfach total mies. Die Sache mit Tai machte ihn mehr als nur fertig, er war verzweifelt, dachte ständig darüber nach, ob es nicht doch noch eine andere Möglichkeit gab. Aber er fand einfach keine und außerdem wusste er noch nicht einmal ob Tai überhaupt noch in Japan war! Er könnte inzwischen weiß Gott wo sein und allein diese Tatsache machte ihn wahnsinnig. Plötzlich spürte Yamato eine sanfte Berührung an seiner Schulter und zuckte erschrocken zusammen. Verwirrt öffnete er die Augen und sah seinen kleinen Bruder vor sich stehen. „Scheiße Matt, was ist denn mit dir los?“, fragte Takeru verwundert und musterte seinen Bruder besorgt. Überrascht blinzelte Yamato ein paar Mal, es dauerte einen Moment bis er begriff, dass Takeru wohl seinen Schlüssel genommen hatte. Er hatte zwar einen, benutzte ihn jedoch sonst nie. „Was ist passiert?“, wollte Takeru wissen. Seufzend setzte Yamato sich auf und schaute beschämt zu Boden. Er ahnte, welchen Eindruck er gerade auf seinen Bruder machen musste und es war ihm mehr als unangenehm so gesehen zu werden. Genau aus diesem Grund hatte er sich doch überhaupt hier versteckt. Genervt wischte er die Tränen fort und atmete tief durch. „Yama?“, fragte Takeru besorgt und legte ihm eine Hand auf die Schulter. Leicht biss der Ältere sich auf die Lippen und betrachtete ihn nachdenklich. Er sah nur zu deutlich die Sorge in den blauen Augen seines Gegenübers. Es tat ihm Leid, das sein Bruder sich sorgte. Unsicher öffnete er den Mund und wollte etwas sagen um Takerus Sorgen zu zerstreuen, doch sagte er dann doch etwas völlig anderes… ~~~~~~~~~ Stumm saßen die beiden Brüder nebeneinander auf seinem Bett und hingen ihren eigenen Gedanken nach. Yamato kämpfte mit seinen Schuldgefühlen, da er nun doch mit jemanden über das Treffen mit Tai geredet hatte. Zwar hatte er nicht gesagt, wo Tai arbeitete, aber trotzdem fühlte er sich schlecht. Eigentlich wollte er Tk das alles gar nicht sagen, doch die Worte sprudelten einfach nur so aus ihm heraus. Er musste mit jemanden reden, es ging einfach nicht anders. Alleine mit seinen Gedanken, wäre er bald durchgedreht. Wenigstens fühlte sich jetzt ein klein wenig besser, auch wenn Takeru keine Lösung für ihr Problem parat hatte. Wie sollte er auch? Es gab keine, das wusste Yamato. „Warum bist du eigentlich hier?“, fragte Yamato nach einer Weile. „Izzy meinte dir geht es wohl nicht so gut, da hab ich mir Sorgen gemacht“, meinte Takeru mit einem schiefen Lächeln. Ihm ging die ganze Geschichte auch ziemlich nahe, immerhin war Tai sein Freund. Und den eigenen Bruder so fertig zu erleben, tat auch ihm weh. Wissen nickte Yamato, er verstand schon. Izzy hatte ihn nicht erreicht und daher seinen Bruder vorgeschickt, da er niemandem die Tür geöffnet hatte. Eigentlich schlau, wenn man es recht bedachte. Aber er war froh, das Takeru jetzt hier war. Es machte diese unerträglichen Gedanken ein klein wenig erträglicher. „Heute ist wieder ein Treffen“, nuschelte Takeru leise und sah Yamato unsicher an. Schwer seufzte dieser und stand schließlich auf. An das Treffen hatte er gar nicht mehr gedacht, dabei trafen sie sich in den letzten Wochen immer samstags um Tai zu suchen. Zeitverschwendung in Anbetracht dessen, das der Braunhaarige vielleicht schon tausende Kilometer weit entfernt war. Träge ging Matt zu seinem Kleiderschrank und öffnete diesen. Zielstrebig griff er sich einfach die nächstbesten Klamotten und wollte gerade zu Tür raus, als Takeru ihn aufhielt. „Was hast du vor?“, fragte der Jüngere. „Ich geh duschen und zieh mich an. Wir müssen bald los“, antwortete Yamato und deutete auf den Wecker auf seinem Nachttisch. „Du willst hin gehen?“, wollte Takeru verwundert wissen. Frustriert seufzte Yamato und schüttelte leicht den Kopf. Eigentlich wollte er nicht dorthin gehen, aber er musste doch dafür Sorgen, dass seine Freunde nicht vergebens nach Tai suchten. Er würde ihnen eine Geschichte erzählen, eine kleine Lüge. Vielleicht so etwas wie, Tai wäre in einen Bus gestiegen um Japan zu verlassen. Er hatte keine Ahnung, irgendetwas würde ihm schon einfallen. Wenn der Rest weg war, konnte er dann Izzy, Davis und Ken die Wahrheit erzählen, das war er ihnen schuldig. Ihm behagte es gar nicht und am liebsten würde er sich davor drücken. Aber es wurde Zeit, dass er endlich etwas tat und wenn es dazu beitrug, dass man die Suche nach Taichi endgültig einstellte. Kapitel 18: ------------ Still schaute Izzy in die Runde und seufzte leise. Die ganze Truppe hatte sich inzwischen im Park eingefunden, abgesehen von Zweien die noch fehlten. Frustriert blickte er auf seine Uhr, nur um festzustellen, dass Yamato und Takeru schon längst hätten hier sein müssen. Vielleicht war es doch keine so gut Idee gewesen, Takeru zu seinem Bruder zu schicken. Aber was hatte er denn schon für eine Wahl? Seit Yamato in dem Club verschwunden war, ließ er sich nicht mehr blicken. Reagierte weder auf sein Handy, noch wenn er vor dessen Haustür stand. Kein Wort hatte er darüber verloren was eigentlich vorgefallen war. Izzy wusste nur, dass er wohl wirklich auf Tai getroffen sein musste, aber anscheinend verlief das Gespräch nicht so gut wie erhofft… Zu gerne wüsste er endlich was los war! Tai war auch sein Freund und es fiel ihm wirklich schwer die Füße still zu halten und auch niemandem davon zu erzählen. Hätte Matt ihn nicht so ausdrücklich davor gewarnt, hätte er wahrscheinlich schon längst mit den anderen geredet. Doch so traute er sich nicht. Er hatte Angst, Tai zu schaden nachdem was Yamato ihm gesagt hatte. Noch schwerer als sich selbst zurückzuhalten, war es Davis im Zaum zu halten. Der Jüngere ließ sich kaum reinreden und wollte unbedingt etwas tun. Es viel ihm sichtlich schwer niemanden etwas zu erzählen. Einzig dank Ken verhielt sich Davis ruhig, da zumindest der Schwarzhaarige den Ernst der Lage verstand. Daisuke tat dies auch, aber er war einfach nach wie vor davon überzeugt, dass sie einfach zur Polizei gehen sollten. Aber wenn es da wirklich Leute gab, die Tai speziell suchten, ging das nun mal nicht. Solange Izzy nicht mehr Informationen hatte, wollte er nichts riskieren. Das hatte er in den letzten Tagen immer wieder zu Davis gesagt und es schien zu wirken. „Da sind sie ja“, rief Mimi plötzlich. Überrascht zuckte Izzy zusammen und folgte Mimis Blick. Erleichtert atmete er auf, als er Yamato und Takeru auf sie zukommen sah. Anscheinend war es doch richtig gewesen… Wenigstens war Matt nun endlich mal aus seinem Schneckenhaus gekrochen. Er war wirklich froh ihn zu sehen, allmählich hatte er sich wirklich große Sorgen um seinen Freund gemacht. Nun war er gespannt, ob er etwas zu anderen sagen würde. Falls nicht wollte er auf jeden Fall später antworteten von ihm. Still blieb er einfach sitzen und wartete bis die beiden bei ihnen waren und erst einmal alle begrüßten. Yamato wirkte ebenso angespannt wie er selbst, als er sich dann endlich zu ihnen hinsetzte und in die Runde schaute. „Geht es dir wieder gut?“, fragte Sora besorgt an den Älteren der Brüder gewandt. „Ja, danke“, antwortete Matt ernst und warf Izzy einen kurzen Blick zu. „Schön, dann können wir uns ja endlich auf die Suche machen“, rief Mimi grinsend und schlug in die Hände. „Das ist nicht nötig“, erwiderte Yamato ernst und schloss die Augen. Sofort spürte er alle Blicke auf sich ruhen und seufzte schwer. „Ich weiß wo Tai ist“, sagte er ruhig. Überrascht sahen ihn alle an, abgesehen von den Vieren, welche ebenfalls Bescheid wussten. „Das ist ja großartig“, rief Joe, welcher sich als erstes gefasst hatte und ihn fröhlich angrinste. Schwer schluckte Yamato bei dessen Anblick und seufzte leise. Es fiel ihm nicht leicht, die Hoffnung zu zerstören, welche seine Freunde im Moment empfanden, aber es war nun mal das Beste . „Er hat Japan verlassen“, sagte er ernst. Beinahe sofort wich das Grinsen aus Joes Gesicht und verwandelte sich in pure Fassungslosigkeit. „Bist du sicher?“, fragte Mimi geschockt, sprach damit aus, was alle in diesem Moment dachten. „Ich bin mir sicher“, antwortete Yamato. „Aber wohin?“, wollte Sora wissen. Ihre Finger verkrampften sich in ihrer Hose und sie schien mit den Tränen zu kämpfen. „Ich weiß es nicht“, erwiderte Matt ehrlich. „Woher bist du dir dann so sicher?“, fragte Kari ernst. Sofort schaute Matt zu der Schwester seines ehemaligen Freundes und betrachtete sie genau. Bisher hatte er sie gekonnt ignoriert, so wie er es die meiste Zeit tat. Doch jetzt, wo sie ihn so direkt ansprach, kam er nicht umhin sie genauestens zu mustern. Sein Gefühl sagte ihm immer noch, dass Kari sich komisch benahm. Er konnte es sich nicht erklären, aber er mochte sie einfach nicht mehr. Es war einfach so. Auch jetzt wirkte sie auf ihn nicht wirklich betrübt, obwohl sie erfahren hatte, dass ihr Bruder das Land verlassen hatte. Neugierig, aber nicht wirklich betrübt. Seufzend sah Yamato die Braunhaarige an und schaute anschließend zu seinem Bruder, welcher neben dieser saß und ihre Hand hielt. Takeru nickte ihm ernsten zu, forderte ihn still auf fortzufahren. Die Lüge die er sich ausgedacht hatte, kannte er bereits und sie waren beide der Meinung, dass es so am besten war. „Ich habe Tai alleine gesucht, schon öfters. Und vor ein paar Tagen stand er plötzlich an dieser Bushaltestelle. Ich hab mich so gefreut und konnte es kaum glauben, dass ich sofort zu ihm hingegangen bin…“, angespannt schloss er die Augen, kniff selbige zusammen. Die Erinnerungen an sein Treffen mit Tai drängten sich in sein Gedächtnis zurück. „..wir haben geredet, ich wollte dass er wieder nach Hause kommt, aber Tai sagte mir, dass er fortginge. Endgültig raus aus Tokio und schließlich sogar weg von Japan. Als ich das hörte war ich entsetzt, ich flehte ihn an, nicht zu gehen. Aber er ließ sich nicht umstimmen. Der Bus kam und Tai stieg einfach ein und jetzt ist er weg. Endgültig“, endete Yamato. Fest ballte er seine Hände zu Fäusten, versuchte die aufkommenden Erinnerungen zurück zu drängen. Wieder spürte er den Schmerz über den Verlust seines Freundes aufkommen. Traurig öffnete er die Augen und sah in die entsetzten Gesichter seiner Freunde. Alle wirkten betroffen und für einen Moment sagte keiner ein Wort. „Er ist einfach gegangen?“, wollte Joe wissen. „Ja“, antwortete Yamato schlicht. „Ich kann es nicht fassen“, hauchte Sora leise und schluchzte. Sofort legte Mimi einen Arm auf ihre Schulter und drückte sie etwas an sich. Auch sie schien den Tränen nahe. „Tut mir Leid“, sagte Kari auf einmal und sprang auf. Angespannt schaute sie auf den Boden, drehte sich um und ging. Kaum, dass die Braunhaarige sich in Bewegung gesetzt hatte, erhob sich Takeru ebenfalls und lief seiner Freundin besorgt nach. Nach dieser schlimmen Nachricht, wollte er einfach nur für sie da sein. „Ich verstehe das nicht. Warum ist er gegangen?“, murmelte Joe und rückte seine Brille zurecht. „Wer weiß“, sagte Yamato leise. Das Taichi verfolgt wurde, behielt er für sich, er wollte die anderen nicht auch noch damit belasten. Dennoch war es auch ihm ein Rätsel. Eines verstand er bis heute nicht. Warum war Tai überhaupt abgehauen? Seufzend stand Yamato auf und ging ebenfalls los. Er wollte nicht mehr hier sein und sehen wie seine Freunde trauerten. Es war zu viel auch ihren Schmerz zu sehen, wo er seinen eigenen kaum ertrug. Kein Wort des Abschieds verließ seine Lippen, er wollte einfach nur weg. Langsam lief er zum Ausgang des Parks und blieb dort stehen. Er wusste das Izzy, Davis und Ken ihn wahrscheinlich einholen würden. Sie würden eine andere Erklärung verlangen und es war besser wenn er es gleich tat. Schon nach wenigen Minuten bestätigte sich sein Verdacht. Ernst blieben die drei vor ihm stehen und sahen ihn erwartungsvoll an. „Und jetzt bitte die Wahrheit“, sagte Daisuke ernst. Man merkte sofort, dass ihm Yamatos Lüge nicht gefallen hatte. „Tai ist wirklich weg“, sagte Yamato ernst und zuckte mit den Schultern. Zwar wusste er nicht ob es wirklich so wahr. Aber wenn er wirklich gewährleisten wollte, dass keiner von den dreien auf die Idee kam, Tai zu besuchen, war diese Lüge besser. „Tai hatte mir gesagt, dass er heute Morgen in einen Bus steigen würde. Es war also die Wahrheit“, erklärte Yamato leise. „Warum hast du das zugelassen?“, rief Davis aufgebracht. „Meinst du ich hab nicht versucht ihn davon abzuhalten?“, knurrte Yamato wütend. „Du hättest uns die Wahrheit sagen können, dann hätten wir ihn gemeinsam aufhalten können“, warf Daisuke ihm vor. „Das hätte gar nichts gebracht! Tai wollte gehen, da er von irgendwelchen Leuten verfolgt wird. Er wollte keine Hilfe und egal was ich gesagt habe, oder was ihr ihm hättet sagen können, er wäre so oder so gegangen“, entgegnete Yamato aufgebracht. „Aber…“, begann Davis, verstummte jedoch als Ken eine Hand auf dessen Schulter legte. „Das Thema Tai ist endgültig zu Ende. Er ist weg und er kommt auch nicht wieder“, sagte Yamato ernst. Wartete keine Antwort ab, sondern rannte einfach los. Seine eigenen Worte schmerzten, es war etwas was er akzeptieren musste. Tai war weg und alle Hoffnung vergebens. Endgültig! ~~~~~~~~~~ Gemächlich folgte Tai seinem letzten Kunden die Treppen hinab und verabschiedete sich höflich von diesem. Anschließend ging er zur Bar und lehnte sich erschöpft auf den Tresen. „Willst du was trinken?“ fragte Akira, sobald er ihn bemerkt hatte. Zustimmend nickte Tai und erwiderte das Lächeln des Älteren. Kaum, dass dieser das Glas vor ihm abgestellt hatte, trank Taichi es gierig aus. Er war erschöpft und ausgelaugt. Dieser Job forderte ihn wirklich. Nicht nur das er heute eine Stunde mit Seiichi verbracht hatte, er hatte sogar schon drei Kunden gehabt. So viele hatte er die letzten Tage nie gehabt. Zwar begrüßte er es wegen des Geldes, aber trotzdem war er froh, wenn er für heute Feierabend machen konnte. Zum Glück war es bereits spät und wahrscheinlich bekam er maximal noch einen Kunden ab, wenn überhaupt. „Tai?“, rief Yumiko leise und stellte sich neben ihn. Fragend sah dieser seine Arbeitskollegin an. „An Tisch 7 wartet ein Kunde auf dich“, sagte die Blonde lächelnd. „Wirklich?“, fragte er verwundert. Bisher hatte er keine Stammkunden und es gab auch keinen der bereits ein zweites Mal da war. Nicht verwunderlich, da er ja erst seit vier Tagen dabei war. „Ja, er wartet schon länger auf dich, du solltest besser hingehen“, meinte Yumiko schulterzuckend. Seufzend stellte Tai sein Glas zurück und drehte sich um und ging auf den benannten Tisch zu. Ein wenig neugierig war er schon, wer da auf ihn warten würde. Denn wenn jemand schon auf ihn wartete, war das sicher ein gutes Zeichen. Sofort schlich sich ein freundliches Lächeln auf sein Gesicht, welches er immer bei seinen Kunden aufsetzte. Doch kaum das er sich dem besagten Tisch näherte, verschwand es wieder. Diese seltsamen Klamotten kamen ihm mehr als bekannt vor und sofort bekam er ein ungutes Gefühl. „Was willst du hier?“, fragte Tai leise, nachdem er seinen Kunden erreicht hatte. Jener zuckte kurz zusammen, da er ihn noch nicht bemerkt hatte. „Wir müssen reden“, antwortete Yamato schlicht. Genervt verdrehte Tai die Augen und schüttelte den Kopf. „Es ist alles gesagt, geh nach Hause“, erwiderte Tai ruhig und wollte sich wieder abwenden, doch Yamato packte sein Handgelenk. „Wenn du nicht willst, das ich dir hier eine Szene mache, gehen wir jetzt in eines der Zimmer“, sagte Yamato mit Nachdruck. Frustriert sah Taichi seinen Freund an und dachte nach. Einerseits hatte er keine Lust auf ein weiteres Gespräch mit Yamato. Das letzte hing ihm wahrlich noch genug nach und schlich sich immer wieder in seine Gedanken. Noch mehr Vorwürfe oder verzweifelte Versuche ihn am Gehen zu hindern wollte er nun wirklich nicht hören. Für ihn war es verdammt nochmal auch nicht einfach! Aber so wie es aussah musste er sich darauf einlassen, da Yamato ihm keine Wahl ließ. „Folge mir“, sagte Tai murrend und ging langsam los. ~~~~~~~~~~~ Erleichtert atmete Yamato auf und ging dem Braunhaarigen hinterher. Er war froh, dass dieser nochmal mit ihm reden wollte. Wobei der dies wahrscheinlich nur tat, weil er ihm keine andere Wahl gelassen hatte. Aber was hätte er denn sonst tun sollen? Er wusste dass er Tai loslassen musste, doch er konnte es einfach nicht. Es war wie ein innerer Zwang, der ihn dazu brachte nochmals in diese lächerliche Verkleidung zu schlüpfen und hierher zu kommen. Im ersten Moment dachte er wirklich, dass er zu spät gekommen wäre und Tai bereits weg war. Doch eines der Mädchen sagte ihm dann, dass Tai im Moment einen Kunden hatte. Es fiel ihm schwer sich hinzusetzen und auf seinen Freund zu warten, während dieser gerade mit einem anderen beschäftigt war. Der Gedanke war beinahe unerträglich, obwohl er bereits seit Tagen davon wusste. Dennoch blieb er geduldig sitzen und wartete ab. Egal wie weh es tat oder wie unangenehm er sich fühlte, er konnte nicht gehen. Er musste einfach nochmal mit Tai sprechen! Einen letzten Versuch wagen… ~~~~~~~~~~~ „Kommst du?“, murrte Tai genervt und starrte den anderen auffordernd an. Sofort zuckte der Angesprochene zusammen und trat endlich ins Innere des Zimmers, worauf Tai die Türe sorgfältig abschloss. Es war ein ähnlich eingerichtetes Zimmer wie bei ihrem letzten Gespräch. In eines der anderen Zimmer wollte er nun beim besten Willen nicht mit Yamato gehen. Gemächlich schritt Tai auf das Bett zu und setzte sich darauf, beobachtete Yamato dabei, wie er sich seiner Verkleidung entledigte. Als dieser fertig war, trat er direkt vor ihn und sah ihn einfach nur an. „Was willst du?“, fragte Tai nach einigen Minuten leise. Es war ihm unangenehm so von Yamato beobachtet zu werden, er war ohnehin schon aufgeregt genug. Das alleine fiel ihm schon schwer zu verstecken… Yamatos Gegenwart machte ihn einfach nervös und dabei ging es nicht einmal darum, dass jener ihn verraten könnte. Hätte Matt das tun wollen, hätte er es schon längst getan. Trotzdem fragte er sich, was sein ehemaliger Freund nun von ihm wollte. Eigentlich hatte er nicht damit gerechnet, ihn nochmal zu sehen. Einerseits freute er sich, aber andererseits war es einfach besser wenn er sich von ihm fern hielt. Jedes Mal wenn sie aufeinander trafen, fiel es Tai schwerer ihn von sich zu stoßen. Yamato war einfach ein wichtiger Bestandteil seines Lebens gewesen und auch wenn das in den letzten zwei Jahren nicht der Fall war, lag ihm noch etwas an ihm. Es war eine schöne Vorstellung, wieder mit seinen Freunden leben zu können, doch es hatte mit der Realität nichts zu tun. Er musste gehen und Yamato machte es ihm immer schwerer diesen Schritt zu tun. „Ich hatte Angst, dass du schon weg bist“, murmelte Yamato nach einer Weile, legte seine Hand an Tais Wange und riss diesen damit aus seinen Gedanken. Überrascht schaute Tai ihn einfach an, verharrte in seiner Position. Was sollte er auch darauf erwidern? Plötzlich beugte Matt sich weiter herunter und kam ihm immer näher, bis sich ihre Lippen fast berührten. Irritiert legte Taichi den Kopf schief und sah sein Gegenüber fragend an. „Ich bin froh, dass du noch da bist“, hauchte Yamato leise. Seufzend öffnete Tai den Mund, wollte zu einer Antwort ansetzen. Doch stattdessen spürte er plötzlich sanfte Lippen auf den seinen. Überrumpelt riss Taichi seine Augen auf und verkrampfte sich. Kurz hatte er den Drang, den anderen von sich zu stoßen, doch Gefühle prasselten auf ihn ein, erinnerten ihn an längst vergangene Tage. Wieder einmal fühlte er sich in der Zeit zurück versetzt. Yamatos Lippen waren weich und sanft. Alleine dieser unschuldige Kuss warf ihn einfach nur aus der Bahn, ließ ihn inne halten. Seine Hände, welche zuvor noch an Yamatos Brust lagen, bereit diesen wegzudrücken, ließ er einfach sinken, krallte sich stattdessen in die Matratze. Sein Herz schlug aufgeregt in seiner Brust, während sein Kopf ihn anschrie Yamato endlich von sich zu schubsen, aber er konnte es nicht. War gefangen in dem Wirrwarr seiner Gefühle. Eine Zunge strich über Tais Lippen, forderte Einlass. Ein Teil von ihm wollte sich dem Blonden öffnen, aber er konnte sich nicht dazu durchringen. Er wollte seinen Freund nicht noch mehr in sein Herz lassen und mehr von den alten Gefühlen aufleben lassen. Er wollte sich nicht auf Yamato einlassen, nur um ihn dann für immer zu verlassen. Das würde ihnen beiden das Herz brechen und Yamato könnte seine Gründe auch nie verstehen. Alleine die Lüge über sein Verschwinden stand zwischen ihnen und es war so viel ungeklärt. Sie konnten nicht einfach da weiter machen, wo sie aufgehört hatten. Tai wusste nicht einmal was er für seinen Freund empfand. Liebe, Freundschaft; das alles war ihm in den letzten zwei Jahren fremd geworden. Dass Yamato ihm etwas bedeutete wusste er, das zeigten ihm seine eigenen Reaktionen nach ihrem letzten Gespräch nur all zu gut. Seufzend löste Yamato ihre Bindung und sah ihn traurig und auch vorwurfsvoll an. Tief atmete Tai ein, schloss die Augen und versuchte sein aufgeregtes Herz zu beruhigen, doch es war vergebens. Eine Hand packte seinen Kragen, zog ihn dichter an den anderen Körper. Irritiert öffnete er seine Augen und sah einen entschlossenen Ausdruck in Yamatos Gesicht. „Ich bin dein Kunde, behandele mich nicht anders“, murrte Yamato leise. Überrascht sah Tai ihn an, öffnete den Mund um zu einer Erwiderung anzusetzen. Doch wieder wurden Lippen auf die seinen gedrückt, verhinderte somit sein Vorhaben. Eine vorwitzige Zunge nutzte die Gelegenheit und drang in seine Mundhöhle ein. Überfordert stöhnte Tai auf, als er spürte wie Yamato versuchte den Kuss zu vertiefen. Immer und immer wieder stupste ihn die freche Zunge an, wollte ihn zum Mitmachen animieren. Doch Tai konnte nicht, war nicht fähig sich zu bewegen. Überfordert hielt er einfach still während seine Gedanken nur so rasten. Er konnte Yamato nicht wie einen einfachen Kunden behandeln, das ging nicht. Wieso wollte dieser überhaupt und was hatte er vor? Wollte er wirklich…? Eine Hand legte sich in Tais Nacken, drückte ihn zusätzlich an den Blonden, riss ihn somit aus seinen Gedanken und lenkte ihn auf das Hier und Jetzt. Es war ein komisches Gefühl Yamato so nahe zu sein, ganz anders als mit seinen Kunden. Yamatos Küsse erinnerten ihn an seine Vergangenheit, in der er glücklich war. Bei seinen Kunden fühlte er nichts, doch bei seinem Gegenüber fühlte so vieles. Widersprüchliches, positives doch auch negatives. Er war geneigt sich in dem Kuss fallen zu lassen, doch sein Kopf hielt ihn davon ab. Es war verrückt, doch auch nach so langer Zeit warf Yamato ihn völlig aus der Bahn und das nur mit einem einzigen Kuss. Genervt stöhnte Yamato in ihren Kuss und löste sich sacht von ihm. Seufzend stand er auf und drehte sich um. „Was soll das?“, fragte er gekränkt. „Das könnte ich auch dich fragen. Was willst du damit erreichen“, murmelte Taichi und senkte seinen Blick gen Boden. „Gar nichts“, antwortete Yamato. Überrascht schaute Tai ihn an, ihre Blicke trafen sich für einen Moment. „Ich weiß dass ich verloren habe…“, murmelte Yamato leise. Wieder ging er auf Tai zu, blieb unmittelbar vor ihm stehen und sah ihm fest in die Augen. „…daher bitte ich dich darum, nur ein einziges Mal“ Kapitel 19: ------------ Mit klopfenden Herzen sah Taichi in das ernste Gesicht seines Gegenübers. Die Worte hallten in seinem Kopf wieder, doch er war nicht fähig den tieferen Sinn darin zu erkennen, verstand die Tragweite dessen nicht, was Yamato da von ihm verlangte. Überfordert blieb einfach wie erstarrt sitzen, nicht fähig auch nur einen klaren Gedanken zu fassen. Vor seinem geistigen Augen blitzten Bilder auf, zeigten ihn was geschehen könnte, wenn er Yamatos Wunsch gewährte. Doch sollte er das? Sollte er sich wirklich seinem Freund hingeben und ihn körperlich, sowie emotional an sich heran lassen? Wie sollte das gehen? Yamato war kein x-beliebiger Kunde, niemand Fremdes, er war so viel mehr. ~~~~~~~~~~~ Aufgeregt beobachtete Yamato den Braunhaarigen aufmerksam. Sah nur allzu deutlich dessen Zögern und er konnte es auch verstehen. Er selbst hatte Angst davor, aber trotzdem wollte er es. Matt wusste nur zu gut, dass er sein Gegenüber verlieren würde, aber er konnte ihn nicht einfach so gehen lassen. Es musste sein, er wollte ihn spüren. Wenigstens ein einziges Mal… Auch wenn das bedeutete, dass der Abschied ihm umso mehr das Herz zerbrechen würde. Seine Gedanken waren nur noch davon beherrscht, es hatte sich einfach in seinem Kopf festgesetzt. Er musste sich einfach nochmal in diese lächerliche Verkleidung werfen und hierher kommen. Er konnte einfach nicht anders. Ein leises Seufzen verließ seine Lippen, als er merkte das Taichi sich einfach nicht zu einer Antwort durchringen konnte. Es frustrierte ihn ungemein, dass sein Freund so zögerte. Doch für den Moment warf er diesen Gedanken von sich, legte stattdessen seine Hände auf die Schultern des Braunhaarigen und drückte diesen auf das Bett. Widerstandslos ließ dieser es geschehen, daher nutzte er die Chance und kniete sich auf einfach auf das Bett, direkt über seinen Freund. Sofort öffnete Tai den Mund, Matt spürte das er etwas sagen wollte, was er nicht hören mochte. Daher küsste er sein Gegenüber einfach stürmisch. Wieder schob er seine Zunge in die süße Mundhöhle und suchte nach seinem Gegenstück. Ein Kribbeln breitete sich in seinem Körper aus, als er den Geschmack seines Freundes zu schmecken bekam. Nach all der Zeit machte es ihn immer noch wahnsinnig und er wollte endlich mehr. Er war inzwischen älter geworden und auch reifer. Küsse reichten ihm schon lange nicht mehr, er wollte mehr, viel mehr. Bisher war ihm das immer verwehrt geblieben. Es gab keine Andere und keinen Anderen. Nur Tai! Und er wollte ihn! Fahrig strich er mit einer Hand über die durch einen dünnen Stoff verhüllte Brust. Seine andere Hand nutzte er um sich abzustützen, während er den Kuss weiter intensivierte. Immer noch erwiderte Taichi den Kuss nicht, trieb ihn damit an dem Rand der Verzweiflung. Gerade wollte er sich erneut von dem Liegenden lösen, als dieser zögerlich den Kuss erwiderte. Überrascht zuckte Yamato zusammen und keuchte als er ein sanfter Kampf zwischen ihren Zungen entstand. Zufrieden ging er auf dieses sanfte Spiel ein, spürte wie Tai langsam mutiger wurde. Hände strichen nun seine Seiten entlang, bescherten ihm ein angenehmes Kribbeln. Gierig lehnte Yamato sich noch näher an den unter ihm Liegenden, presste sich direkt an ihm. Alleine dieser Kuss löste absolute Freude in ihm aus und machte ihn einfach nur glücklich. Es war so schön wie vor zwei Jahren und besser als er es sich erträumt hatte. Er wollte mehr davon, konnte einfach nicht genug davon bekommen. Willig strich er mit einer Hand unter Tais Oberteil, genoss das Gefühl der sanften Haut unter seinen Fingerkuppen. Heftig amtend löste Yamato ihren Kuss, schnappte gierig nach der dringend benötigten Luft, während er fest in die Augen seines Gegenübers sah. ~~~~~~~~~~ Schwer atmend versuchte Tai ebenfalls zu Atem zu kommen während er sein Gegenüber musterte. Fahrig strichen seine Hände über den Körper des anderen, zerrten dessen Oberteil von ihm. Gierig schaute er auf die freigelegte Haut, ehe er wieder nach Augenkontakt suchte. In den blauen Opalen sah er die selbige Lust, die er auch in seinem Körper spürte. Er dachte gar nicht weiter darüber nach, zog sein Gegenüber am Nacken zu sich und vereinte ihre Lippen zu einem neuen Kuss. Die Gefühle welche seinen Körper nun überschwemmten waren stark wie in einer nie gekannten Intensität. Es war vergleichbar mit dem, was er letztens bei Seiichi gespürt hatte, doch um einiges stärker. Alleine ihre Küsse lösten ein Verlangen in ihm aus, das er bisher nicht gekannt hatte. Er musste sich einfach seinem Freund hingeben, konnte sich nicht mehr mit den möglichen Konsequenzen befassen. Sein Kopf war wie leergefegt, er ließ keine negativen Gedanken mehr zu. Alles was zählte war das, was jetzt gerade in diesem Moment passierte. Erschrocken stöhnte er auf, als er mit einem Ruck von seiner Hose befreit wurde. Doch er fing sich sofort wieder, trat sie selbst gänzlich von sich. Eine Hand strich nun über sein linkes Bein, hinterließ eine sachte Gänsehaut. Ganz automatisch öffnete er seine Beine, ließ zu das Yamato sich zwischen sie kniete. Seine Beine schlangen sich um sich um den Blonden, zogen ihn mit einem Ruck an sich. Zufrieden stöhnte Tai in ihrem Kuss, als er dem anderen so nahe bei sich spürte. ~~~~~~~~~ Überrumpelt ließ sich Yamato einfach an sein Gegenüber ziehen und keuchte, als er dessen Erregung an seiner eigenen spürte. Dieses Spiel machte ihn wahnsinnig, trieb ihn weiter in seine Lust. Ihm war heiß, so verdammt heiß. Es schien als würde Tai ihn mit seinen Berührungen verbrennen. Keiner der damaligen Küsse brachte ihn so um den Verstand wie dieser. Früher wollte er, dass ihr erstes Mal genossen, sich Zeit ließen. Doch jetzt konnte er es kaum erwarten, wollte keine Zeit verlieren. Vielleicht war es die Verzweiflung, da er wusste, dass es das erste und einzige Mal war, das ihn so handeln ließ. Er wusste es nicht und es war ihm schlichtweg egal. Mit zitternder Hand strich er immer wieder über den Körper des Liegenden, erreichte schließlich sein Ziel. Fest nahm er die halb aufgerichtete Erregung in seine Hand und fing an es leicht zu pumpen. Fast zeitgleich hörte er ein lautes Stöhnen von dem anderen und ihr Kuss wurde gelöst. Doch es störte ihn nicht, stattdessen hauchte er einzelne Küsse auf das erhitzte Gesicht, während seine Hand ihr Tun nicht unterbrach. Nur vage spürte er ein sanftes Ziehen an seiner eigenen Hose und ließ es nur allzu gerne zu, dass Tai selbige samt Boxershorts weiter runter schob. Ungeduldig löste er sich von dem Liegenden, richtete sich ein wenig auf und schob seine Hose in seine Kniekehlen. Kaum war dies geschafft, presste er sich an den anderen, stöhnte leicht als sich ihre Nackt haut berührte. Alleine dieses Gefühl brachte ihn um den Verstand. Wieder trafen sich ihre Lippen zu einem wilden Kuss, während eine Hand sich nun um das Glied des Blonden legte und es sanft massierte. Genießerisch stöhnte dieser immer wieder in ihren Kuss, rieb sich leicht an seinem Freund. Seine Erregung wuchs ins unermessliche, brachte ihn dazu mehr zu wollen. Aufgeregt nahm er seine Hand von dem Körper unter ihm und ließ sie weiter hinunter gleiten. Quälend langsam suchte er sich einen Weg zu seinem Ziel, doch gerade als er kurz davor war, hielt ihn eine Hand fest. Verwundert löste Yamato den Kuss und sah den Liegenden fragend an. Schwer schluckte er bei diesem Anblick und zitterte leicht. Es war das Schönste was er jemals gesehen hatte, niemals wollte er dies vergessen. In seinen Augen war Taichi einfach wunderschön. Die lustgetränkten Augen, die roten Wangen und die wundgeküssten Lippen… „Das brauchst du nicht“, hauchte Tai leise und lächelte ihn sanft an. Irritiert erwiderte Matt den Blick, verstand nicht was ihm sein Gegenüber sagen wollte. Es dauerte einen Moment, bis er sich wieder seiner Hand bewusste wurde, welche Tai aufgehalten hatte. Erst da verstand er, was dieser ihm sagen wollte. Es versetzte seinem Herzen einen Stich, als er daran dachte, warum Taichi keine Vorbereitung brauchte. Es tat weh und ließ ihn einfach so verharren. Dann ergriff Taichi die Initiative, zog ihn zu sich und küsste ihn. ~~~~~~~~~~ Erleichtert seufzte Tai, als er spürte das Yamato sich wieder fallen ließ. Für einen Moment hatte er Angst dass dieser aufhören würde. Nur allzu deutlich konnte er den Schmerz in den blauen Augen sehen. Er verstand ihn, doch jetzt für diesen Moment sollte es nicht wichtig sein. Vorfreude machte sich in ihm breit, als er registrierte das sich sein Gegenüber in Position brachte. Willig spreizte er seine Beine noch weiter und zog sie an seinen Körper. Jede Faser seines Körpers sehnte sich nach dem Blonden. Noch nie sehnte er sich so danach mit jemand zu schlafen. Es war seltsam, aber auch unglaublich schön zu wissen, dass es hierbei nicht nur um Lust ging. Yamato wollte ihn! Nicht irgendeinen um seine Lust zu stillen, sondern einfach nur ihn! Überrascht stöhnte Tai auf, als Yamato sich mit einem Mal in ihm versenkte. Fest krallte er seine Hände in den Rücken des über ihm Liegenden und versuchte sich an das Gefühl zu gewöhnen. Schmerzen hatte er nicht, nicht nach solch einem langen Tag. Dennoch brauchte er einen Moment um sich zu sammeln. Doch Yamato ließ ihm keine Zeit, begann sofort mit einem schnellen Rhythmus in ihn zu stoßen. Überfordert stöhnte Tai und löste ihre Lippen voneinander. Schwer atmend drückte er sich in die Kissen und versuchte seinem Partner entgegen zu kommen, während seine Hände immer wieder über dessen Rücken auf und ab fuhren. Stöhnend gab er sich seinem Freund völlig hin, genoss das Gefühl der sanften Stöße. Es war schön, schöner als alles was er bisher erlebt hatte. So intensiv! Er spürte alles, einfach alles, jeden Millimeter von Yamatos Erregung in seinem Inneren. Der Geruch der ihn umgab, machte ihn wahnsinnig, steigerte seine Lust ins Unermessliche. Noch nie hatte er sich so gefühlt, nie war es so gut. „Mehr“, haspelte er unter Stöhnen, drückte sich seinen Freund immer wieder entgegen. Schwerfällig öffnete er die Augen, sah in Yamatos angespanntes Gesicht, sog den Anblick in sich auf. Sekunden vergingen ehe sich auch die blauen Augen öffneten und seinen Blick erwiderten. Stumm sahen sie einfach nur an, versuchten den Anblick des anderen in ihren Köpfen zu verewigen. Dann erhöhte Yamato nochmals das Tempo, stieß schneller in den Braunhaarigen, entlockte diesem einen wohlwollenden Laut. Benebelt kam Taichi dem anderen entgegen, hieß jeden der feurigen Stöße willkommen. Plötzlich streifte Matt einen Punkt in ihm, der süße Schauer der Lust durch seinen Körper schickte. Genüsslich stöhnte er auf, drückte sich seinem Freund entgegen. Fast automatisch schossen sich seine Augen, während er den Kopf nach hinten warf. Wieder traf der Blonde diesen süßen Punkt, trieb ihn schier in den Wahnsinn. Fest krallte Tai sich in dessen Schulterblätter, zog diesen zu sich herunter und vereinte ihre Lippen zu einem verlangenden Kuss. Stöhnend genoss er das Gefühl der sanften Lippen auf der seinen, sein Körper begann zu kribbeln. Heiße und kalte Schauer durchliefen seinen Körper und er spürte, dass er diese süße Folter nicht mehr lange ertragen konnte. Es war einfach viel zu gut, besser als alles, was er sich jemals erträumt hatte. Nichts war mit dem hier zu vergleichen! Erstickte Geräusche drangen an sein Gehör, bescherten ihm eine Gänsehaut. Wie ein ertrinkender klammerte er sich fester an seinen Freund, genoss das wundervolle Gefühl, welches ihm dieser bescherte. Immer wieder traf Yamato diesen einzigartigen Punkt in ihm, trieb ihn weiter in seine Lust. Bis es mit einem Mal zu viel wurde. Mit einem lauten Schrei, riss Taichi sich von den Lippen des anderen los und kam. Zufrieden stöhnte er auf, als er eine gewisse Wärme auf seinen Bauch spürte und atmete heftig. Immer noch stieß sein Gegenüber fest in ihn, verlängerte das Gefühl des Orgasmus bis auch er mit einem lauten Schrei kam. Ein Keuchen verließ Tais Lippen, als er spürte wie sein Freund sich in ihm ergoss. Er begrüßte das warme Gefühl in seinem Innern und ließ sich erschöpft zurück fallen. Schwer atmend blieb Taichi einfach liegen und genoss die Nachwirkungen ihrer Vereinigung. Sein Kopf war wie leergefegt, das einzige was er fühlte war eine tiefe Zufriedenheit, wie er sie noch nie verspürt hatte. Zum ersten Mal seit Langem fühlte er sich einfach wohl. Doch das Gefühl hielt nicht lange an, den schon nach wenigen Minuten in denen sie einfach so in ihrer Position verharrten, spürte er ein Beben das durch Yamatos Körper fuhr. Verwundert öffnete Tai seine Augen und sah sein Gegenüber fragend an. Erschrocken schnappte er nach Luft, als er die Tränen auf den blassen Wangen bemerkte. Unendlich traurig sahen ihn die blauen Augen an, versetzten seinem Herzen einen Stich. Unsicher öffnete Tai den Mund, schloss ihn sogleich wieder. Kälte legte sich um sein Herz, vertrieb alle guten Gefühle aus seinem Inneren. „Yama“, hauchte er leise, flehend, nicht wissend was er sagen sollte. Unwirsch schüttelte der Angesprochene den Kopf und schloss die Augen. „Wir hätten das nicht tun dürfen“, murmelte Yamato erstickt. Schmerzhaft zog sich Tais Herz bei dieser Aussage zusammen. Angst keimte in ihm auf, er fürchtete sich vor den Worten, die nun zu hören bekam. Unfähig sich zu bewegen blieb einfach so liegen und starrte sein Gegenüber flehend an. „Ich dachte es würde mir besser gehen, wenn ich dir wenigstens einmal nahe bin. Aber genau das Gegenteil ist der Fall“, sagte Yamato erstickt und sah ihn traurig an. Nur langsam löste er sich von Taichi, beendete somit auch ihre Vereinigung und stand auf. Zögernd erhob sich Tai ebenfalls, streckte eine Hand aus um seinen Gegenüber aufzuhalten, ließ es dann doch sein. Stattdessen beobachtete er stumm, wie dieser seine Kleidung zusammen suchte. „Yamato“, wisperte Taichi leise, flehend. Seine Gefühle fuhren Achterbahn, er hatte Angst sein Gegenüber gehen zu lassen. Er war verwirrt und durcheinander, wusste nicht was er tun sollte. Sein Herz klopfte schmerzhaft in seiner Brust und die Angst stieg mit jeder Sekunde weiter. Yamato zog sich einfach an und Tai konnte nur dabei zu sehen. Als dieser dann fertig war, trafen sie ihre Blicke. Überfordert zuckte Taichi zusammen, als er den Schmerz in den blauen Augen sah. Es tat weh das zu sehen und nichts dagegen tun zu können. „Eigentlich bin ich gekommen um dir das zu geben“, sagte Yamato nach einer Weile leise. Mit seiner linken griff er in die weiten Taschen des Mantels und holte etwas heraus und warf es vor Tai aufs Bett. Verwundert nahm dieser die Gegenstände in die Hand und schaute sein Gegenüber fragend an. „Es ist mein altes Handy, nur die Karte ist neu und aufgeladen“, erklärte Matt ruhig und sah ihn mit einem traurigen Lächeln an. „Ich wollte es dir geben, damit du dich melden kannst, falls du Hilfe brauchst. Meine Nummer ist auf der Karte gespeichert“ Überrascht sah Taichi zu Yamato, ein trauriges Lächeln erschien auf seinen Zügen. Ihm gefiel die Idee, er fand es schön so wenigstens die Möglichkeit zu haben, sich bei dem Anderen melden zu können. Ob es klug war das zu tun, war eine andere Sache. Doch der Gedanke, der hinter dieser Geste steckte war schön. Plötzlich landete noch etwas mit einem dumpfen Aufschlag vor ihm auf dem Bett und ließ seinen Blick von dem Handy schweifen. Ein Bündel Geldscheine lag vor ihm auf den Bett und ließ ihn entsetzt zu dem Blonden aufschauen, welcher ihn immer noch mit diesem traurigen Blick bedachte. „Deine Bezahlung“, sagte Yamato schlicht, wandte den Blick von ihm ab. Mit einem Mal wurde Taichi schlecht und er ließ das Bündel wieder fallen, als hätte er sich verbrannt. Er wollte kein Geld von Yamato haben. Schon gar nicht dafür, dass sie miteinander geschlafen hatten! Sein Freund war für ihn niemals ein Kunde gewesen und der Gedanke schmerzte, dass sein Gegenüber es anders sah. „Nimm es wieder mit“, sagte er leise und sah sein Gegenüber verletzt an. Dieser erwiderte seinen Blick verwundert und schüttelte den Kopf. „So oft hab ich mir vorgestellt, wie unser erstes Mal verlaufen wäre. Ich dachte es wäre das Richtige es heute zu tun…“, erklärte Yamato verzweifelt und drehte sich um. „…aber jetzt weiß ich, dass es falsch war. Für dich bin nichts weiter als ein Kunde und sonst nichts. Es hatte nichts bedeutet, gar nichts. Ich will dir keinen Ärger machen oder irgendeinen Vorwurf. So ist dein Leben jetzt nun mal, also nimm das Geld einfach“ Taichi schluckte schwer und versuchte die aufkommen Tränen zu unterdrücken. Jedes der Worte hatte sich wie ein Schlag ins Gesicht angefühlt. Das alles lief so unglaublich falsch! Das sollte doch so nicht sein. Zitternd schlang Tai seine Arme um seinen Körper und sah sein Gegenüber flehend an, welcher immer noch mit dem Rücken zu ihm gewandt stand. „Naja, vielleicht meldest du dich trotzdem einmal“, sagte Yamato leise. Verzweifelt öffnete Taichi den Mund um etwas zu erwidern, doch Matt ging einfach los, öffnete die Tür und verschwand aus dem Zimmer. Leicht zuckte Tai zusammen als die Tür ins Schloss fiel und starrte auf selbige. Tränen rannen über sein Gesicht und Schluchzen verließ seine Kehle. Aufgebracht schüttelte er den Kopf und versuchte zu verstehen, was eben passiert war. Es war dumm gewesen sich auf Yamato einzulassen. Ein Fehler, ein schrecklicher Fehler! Sein Herz schmerzte fürchterlich, es tat einfach nur weh. ~~~~~~~~~ Mit zitternder Hand schloss Yamato die Wohnungstür auf und schlich leise ins Innere, obwohl er wusste dass sein Vater sowieso noch auf Geschäftsreise war. Ohne Licht anzuschalten, zog er seine Schuhe und den Mantel aus, ließ alles einfach im Flur liegen, ging schnurstracks in sein Zimmer, um sich dort auf sein Bett fallen zu lassen. Tief amtete er ein und versuchte den aufkommenden Schmerz zu unterdrücken. Er war so ein Idiot! Als ihm noch vor ein paar Stunden die Idee mit dem Handy kam, war seine Laune seit Tagen mal wieder besser gewesen. Er fand die Idee einfach super, sie gab ihm Hoffnung. Einerseits hätte er die Möglichkeit gehabt, seinen Freund anzurufen, da er die Nummer ebenfalls abgespeichert hatte, aber was noch viel wichtiger war, Tai hätte sich bei ihm melden können. Es wäre eine Chance gewesen den Braunhaarigen nicht gänzlich zu verlieren. Doch nun war er sich nicht einmal sicher, ob er wollte dass Taichi sich bei ihm meldete. Wenn er seine Hilfe bräuchte, würde er sie ihm sicher nicht verwehren. Aber trotzdem war nach diesem Ereignis alles anders. Jetzt kam er sich dumm vor überhaupt darüber nachgedacht zu haben. Er ahnte doch von Anfang an, dass es zu nichts Gutem führen würde. Dennoch konnte Yamato es sich nicht nehmen eine große Summe Bargeld mitzunehmen. In seinem Kopf schlief er mit Taichi und gab ihm anschließend das Geld, damit es so aussah, als hätte er einen Kunden gehabt. Immerhin arbeitete Tai ja auch und das Letzte was er wollte, war ihm Schwierigkeiten zu breiten. Doch die Realität sah ganz anders aus… Er selbst war auch nur ein weiterer Kunde von seinem Freund. Nichts Besonderes, einfach nur Sex. Alleine der Gedanke daran, dass Tai keine Vorbereitung benötigt hatte, weil er schon vorher mehrmals Sex hatte, war ihm zuwider. Ließ ihn sogar leichten Ekel empfinden. Es war alles so anders, als er es sich vorgestellt hatte. Keine verliebten Küsse, kein wirkliches Vorspiel, einfach nur Sex. Klar hatte es ihm irgendwo gefallen, doch es war nicht das was er sich gewünscht hatte. Er wollte nicht Einer von Vielen sein, die mit seinem Freund geschlafen hatten. Es sollte etwas Besonderes sein! Immer und immer wieder schlich sich das Gesicht des Braunhaarigen vor sein inneres Auge. Wie er erregt unter ihm lag und sich ihm stöhnend hingab. Es machte ihn wahnsinnig dass er nur Einer von Vielen war, die ihn so sahen. Ein Schluchzen verließ seine Kehle, während er sein Gesicht in seine Hände legte. Sein Herz schmerzte bei dem Gedanken daran, welcher sich in seinem Kopf einnistete. Am liebsten würde er es verleugnen und vergessen, doch er wusste, dass es so war. Sein bester Freund und die Person in der er sich verliebt hatte, gab es nicht mehr. Tai war nicht mehr derselbe und je eher er es akzeptierte desto besser! Kapitel 20: ------------ Stumm lag er einfach nur da und weinte. Lange, unendlich lange wie er fand. Doch wieviel Zeit wirklich verstrichen war, wusste er nicht. Es war ihm auch egal. Selbst wenn er es gewollt hätte, könnte er seine Tränen nicht stoppen, welche wie ein nie enden wollender Fluss über seine Wangen flossen. Wie hätte er da aufstehen und sich zu seinen Arbeitskollegen begeben sollen? Es ging nicht, sein Herz schmerzte zu sehr. Zwei Jahre lang war er an die Einsamkeit gewöhnt und daran dass er Niemandem wichtig war. Er hatte nichts außer einer Familie, welche ihn hasste. Jetzt hatte sich Yamato so einfach in sein Herz zurückgeschlichen, in so wenigen Stunden die sie gemeinsam verbrachten. Und nun zerbrach er es wieder… Tai konnte ihm nicht einmal böse sein. Er verstand warum Yamato dachte, dass auch sein Besuch für ihn nichts als Arbeit sein sollte. Für seinen Freund sah es nun mal anders aus als es wirklich war. In seiner Welt war er einfach weggelaufen und hatte sich gegen seine Familie, Freunde auch gegen seine Liebe entschieden. In dieser Welt musste Yamato annehmen, dass er diesen Beruf schon länger machte als ein paar Tage. Trotzdem tat es weh, das Matt dachte er wäre für ihn ein einfacher Kunde. In seinem Inneren hatte Tai gehofft, dass er spüren würde, dass es auch für ihn etwas Besonderes war. Doch es war ein Trugschluss. In dieser Welt gab er zwangsläufig ein falsches Bild ab, welches er nicht verändern durfte. Auch wenn es verdammt wehtat, musste Taichi weiter machen und an seinem Plan festhalten. Selbst wenn es sein Herz weiter zerriss, wenn er von hier fortgehen musste. Es gab kein Zurück mehr, in seinem Innersten wusste er, dass er selbst daran Schuld trug. Seine Mutter… Er selbst hatte diesen Stein ins Rollen gebracht und musste nun damit leben. Seine Schuld würde niemals verschwinden oder in Vergessenheit geraten. Die Konsequenzen musste Taichi tragen, so wie er es jeden Tag tat. Dass Yamato ihm gezeigt hatte, was er eigentlich alles verloren hatte, damals… Er sollte es als Geschenk sehen, sich freuen über die gemeinsam verbrachten Stunden und es als schöne Erinnerung behalten. Das wäre der richtige Weg, den er einschlagen sollte. Doch noch konnte er es nicht, noch schmerzte sein Herz zu sehr. Das Handy welches er immer noch umklammert hielt, würde er nicht benutzen. Niemals. Es war besser so. Für ihn und auch für Yamato. Ein Klopfen durchbrach die Stille welche ihn umgab und ließ Taichi kurz zusammenzucken. Eigentlich hatte er damit gerechnet, dass bald jemand in diesen Raum wollte. Inzwischen musste der Club geschlossen haben und die Zimmer mussten noch gereinigt werden. Seufzend schloss Tai die Augen und schüttelte den Kopf, er wusste dass er jetzt aufstehen musste, dennoch schaffte er es nicht sich dazu aufzuraffen. Wieder ertönte ein Klopfen, gefolgt von einer gedämpften Stimme. Seiichis Stimme, welche gerade seinen Namen rief. Erleichtert atmete Taichi auf, er war froh dass es keine seiner Kolleginnen war, auch wenn es wahrscheinlich besser wäre, wenn sein Chef ihn nicht so sah. „Ich komme gleich“, rief er in Richtung der Tür, zuckte erschrocken zusammen, bei dem weinerlichen Klang seiner Stimme. Träge setzte er sich auf und schwang seine Beine über die Bettkante. „Alles in Ordnung? Yumiko meinte dein letzter Kunde wäre schon vor einer Stunde gegangen…“, sagte Seiichi besorgt, nachdem er einfach in das Zimmer herein trat. Doch kaum dass sein Blick auf Tai fiel, stockte er und starrte den Jüngern entsetzt an. Überrumpelt senkte dieser den Blick, es war ihm unangenehm so gesehen zu werden. „Was ist passiert?“, fragte Seiichi alarmiert und trat sofort an seine Seite, hob Tais Kopf sachte an dessen Kinn an, musterte ihn streng. „Nichts, alles okay“, erwiderte Taichi ausweichend und schob die Hände des Älteren von sich, um endlich aufzustehen. Doch kaum dass er ein paar Schritte gegangen war, hörte er ein Keuchen hinter sich. Verwundert drehte Tai sich um, bemerkte sofort Seiichis geschockten Blick. „Ohne Kondom? Taichi du weißt doch wie gefährlich das ist!“, sagte Seiichi entsetzt und starrte ihn fassungslos an. Überrumpelt blinzelte Taichi, ehe er eine Hand an seinen Hintern führte, wo er dann spürte weswegen Seiichi so reagierte. Tief atmete er ein und scholt sich für seine Unbedachtheit. Ihm war völlig entgangen, dass Yamato kein Kondom benutzt hatte. Dabei war es eigentlich seine Aufgabe daran zu denken und sich zu schützen. Angst vor irgendwelchen Krankheiten hatte er nicht. Nicht bei Yamato. Trotzdem war es unverantwortlich und er wunderte sich wirklich, wie ihnen dieser Fehler unterlaufen konnte. „Weißt du, was du dir da alles einfangen kannst?“, fragte Seiichi ernst, nachdem Tai ihm nicht geantwortet hatte. „Ja, ich weiß, aber…“, begann Tai zögernd. „Da darf es kein aber geben! Ohne Gummi ist bei uns Tabu, wenn ein Kunde damit nicht klar kommt, soll er verschwinden. Aber auf keinen Fall lässt man sich darauf ein“, unterbrach ihn der Ältere scharf. „Ich hab es einfach vergessen“, sagte Taichi schulterzuckend. „Vergessen? Hier geht es um deine Gesundheit! Und was ist hier überhaupt los? Wieso hast du geweint?“, wollte Seiichi wissen. Tai seufzte schwer und sah sein Gegenüber entschuldigend an, welcher ihn mit einem ernsten Blick bedachte. Verzweifelt schüttelte er den Kopf und senkte den Blick gen Boden. Er wusste dass Seiichi antworten wollte, doch was sollte er darauf sagen? „Tai bitte. Wenn dein Kunde etwas getan hat, was er nicht durfte muss ich das wissen“, sagte der Ältere ernst. „Nein, er hat nichts falsches getan“, erwiderte Taichi leise und hob den Blick. Langsam schritt er zurück an das Bett und setzte sich auf selbiges. Es war egal, dass er darauf Flecken hinterlassen würde, es waren sicher nicht die einzigen. Seiichi folgte seinem Beispiel und setzte sich neben ihn und legte eine Hand auf seine Schulter. „Es war ein alter Freund von mir“, murmelte Taichi und schloss die Augen. Etwas Besseres als die Wahrheit fiel ihm in dieser Situation nicht ein. Lieber wäre es ihm jetzt einfach wegzulaufen, war er so schon durcheinander genug. Doch Seiichi jetzt einfach stehen zu lassen, schien ihm nicht richtig zu sein. Der Ältere hatte sich in der vergangen Zeit immer gut um ihn gekümmert und auch viel geholfen. Er musste das jetzt einfach klären und seine Gefühle für einen Moment beiseite stellen. Um diese konnte er sich dann immer noch kümmern, wenn er alleine in seiner Wohnung war… „Ein Freund?“, fragte Seiichi verwundert. Zustimmend nickte Tai und schaute sein Gegenüber an. „Wir waren vor Jahren zusammen“ „Okay“, murmelte Seiichi überrascht. „Er hat durch Zufall erfahren, dass ich hier arbeite und ist deswegen hierhergekommen“, erzählte Taichi weiter. „Und dann hattet ihr Sex“, schlussfolgerte Seiichi. „Ja, er hat auch bezahlt“, stimmte Tai zu und deutete auf das Bündel Geld hinter ihnen. „Aber trotzdem hättet ihr ein Kondom benutzen müssen“, meinte der Ältere ernst. „Ich weiß, dass war auch keine Absicht. Aber ich denke nicht, dass ich etwas zu befürchten habe. Normalerweise geht er nicht zu… zu Leuten wie mir. Das war eine Ausnahme. Ich bin sicher, dass er keine ansteckende Krankheit hat“, erklärte der Jüngere nachdenklich. Das Yamato eine Geschlechtskrankheit haben sollte, konnte er sich einfach nicht vorstellen. Er war sich sicher, nichts zu befürchten müssen. „Eine Garantie gibt es trotzdem nicht“ „Ich bin mir sicher, dass alles okay ist, Seiichi“, murmelte Tai leise und erwiderte den kritischen Blick ernst. „Okay und warum finde ich dann hier weinend?“, fragte Seiichi skeptisch. Seufzend schloss Tai die Augen und schüttelte leicht den Kopf. Irgendwie war ihm klar, dass er nicht um diese Frage herum kam. „Mein Freund bezahlte mich, da er der Meinung war, dass er für nur ein einfacher Kunde sei“, antwortete Tai ehrlich. Seine Hände ballten sich zu Fäusten, als eine neue Welle des Schmerzes ihn bei diesen Worten erfasste. „Aber das war er für dich nicht“, sagte Seiichi zögernd. Traurig lächelnd öffnete Tai die Augen und versuchte die aufkommenden Tränen zu unterdrücken. „Nein, war er nicht“ ~~~~~~~~~ Aufgebracht lief Yamato durch das Zimmer und versuchte seine Gedanken zu ordnen. Doch es gelang ihm einfach nicht. Seit er in der letzten Nacht zu Hause angekommen war, hielten sie ihn auf Trab, ließen ihm keine Sekunde Ruhe und hinderten ihn sogar am Schlafen. Es war zum Verrückt werden! Sie sehr er sich wünschte, einfach niemals zu Tai gegangen zu sein! Doch kaum dass er dies dachte, schwemmten Bilder der vergangen Nacht seinen Geist. Immer wieder sah er Taichi unter sich liegen und es machte ihn wahnsinnig. Nein, tief in seinem Innern wusste er, dass er trotz des Gefühlschaos in dem er sich befand, es nicht bereute bei seinem Freund gewesen zu sein. Dafür war ihre gemeinsam verbrachte Zeit viel zu wertvoll! Es war schön gewesen, das konnte er nicht leugnen… Dennoch war es anders als er es sich gewünscht hatte. Kein süßes Vorspiel, keine Liebe, es war einfach nur Sex. Sex mit Taichi, der Person die er liebte. Doch trotzdem fühlte es sich falsch an. Klar hatte Yamato es genossen mit dem Menschen zu schlafen den er liebte. Jede Sekunde hatte er vollends ausgekostet. Der Anblick seines Freundes, wie er ihm ausgeliefert war, der warme Körper, welcher sich willig an ihn gepresst hatte. Seine eigene Erregung tief in dem Braunhaarigen versenkt. Oh ja, er hatte es wirklich genossen. Bis zu dem Zeitpunkt, als es endete. In dem Moment, als er sich stöhnend in den Körper unter sich ergoss, wurde es ihm klar. Das alles war aus seiner Traumwelt entsprungen. Weder war er der erste, der mit Taichi geschlafen hatte, noch war er der letzte. Die innigen Küsse und Tais Stöhnen erschienen ihm plötzlich unwirklich und falsch. Taichi musste in seinem Beruf so tun, als ob es ihm gefiel. Yamato konnte nicht sagen, was davon echt war und was nicht. Der Gedanke das Taichi ihm etwas vorgemacht hatte, beherrschte ihn von nun an. Die Tatsache, dass alles zwischen ihnen nicht echt gewesen sein könnte, traf ihn mitten ins Herz, machte es für ihn unerträglich. Es wäre besser gewesen, einfach nur das Handy abzugeben und anschließend zu gehen. Doch in dem Moment als er vor dem Braunhaarigen stand, wusste er dass er das nicht konnte, dass er das Geld, welches er eingepackt hatte brauchen würde. Yamato bereute seine Entscheidung und irgendwie auch nicht. Ein Teil von ihm war froh, dem anderen so nahe gekommen zu sein, auch wenn es vielleicht nicht echt war. So konnte er wenigstens einmal Taichi nahe sein. Dann war das nicht das Einzige was ihm einfach nicht aus dem Kopf ging. Dass Taichi besser aussah, als bei ihrem ersten Treffen, war ihm bereits beim vorherigen Besuch aufgefallen. Auch dass er keine neueren Verletzungen davon getragen hatte. Seine Haare sahen inzwischen ebenfalls wieder besser aus, auch wenn Yamato die lange Mähne aus damaligen Zeiten vermisste. Trotzdem spürte er einige Erhebungen und Unebenheiten auf der einmal so glatten Haut des Braunhaarigen. Ein Zeichen von Narben, wie er fand. Zum Nachschauen blieb ihm ja nicht wirklich viel Zeit. Trotzdem fragte er sich, woher diese stammten. Was war in Tais Vergangenheit passiert? Ein Klingeln durchbrach die Stille der Wohnung und ließ Yamato erschrocken zusammenzucken. Erleichtert atmete er auf und ging eilends zu Tür, um selbige zu öffnen. Wie erwartet stand Izzy vor ihm und Yamato bat ihn mit einer einladenden Geste herein und warf anschließend die Tür zu. Der Rothaarige schritt einfach ins Wohnzimmer, nachdem er sich seiner Schuhe entledigt hatte und drehte sich anschließend um. „Du wolltest mich sprechen?“, fragte er und Yamato nickte zustimmend. „Am besten setzt du dich“, antwortete Matt ernst. ~~~~~~~~~~ Müde stützte Hikari sich auf ihren linken Arm und rührte mit dem rechten ihre Tasse Tee um. Gelangweilt beobachtete sie die Kellnerin welche die vollen Tische bediente. Gerne wäre sie jetzt zu Hause auf der Couch, als sich an einem Sonntagmorgen in den Trubel zu stürzen. War sie doch froh, Takeru wenigstens abwimmeln zu können. Sie mochte den Jüngeren wirklich sehr und verbrachte gerne ihre Zeit mit ihm, doch im Moment war sie einfach nur genervt davon sich ständig verstellen zu müssen. Die ganzen Gespräche ödeten sie einfach an und sie hatte es satt die traurige Schwester zu mimen. Takerus Verhalten war zwar wirklich süß und es freute sie einerseits das er sich so um sie sorgte. Doch lieber wäre ihr, wenn alle endlich aufhörten über ihren Bruder zu reden und Normalität einkehren würde. So wie es aussah sollte das bald der Fall sein, nachdem was Yamato gestern erzählt hatte. Tai war weg und die anderen würden ihn sicher bald vergessen. Trotzdem konnte sie sich dennoch nicht darüber freuen. Kari traute Yamato nicht mehr. Wer wusste schon, ob er die Wahrheit sprach? Vielleicht versteckte er ihren Bruder schon wieder? Es wäre nicht das erste Mal und da er ihr nicht vertraute, würde sie sich nicht wundern wenn er ihr Gegenüber log. Andererseits wirkte er wirklich sehr traurig, als er ihnen die Nachricht übermittelt hatte. Vielleicht war es doch wahr… Sie wusste es einfach nicht. Gestern Abend hatte sie lange mit ihrem Vater darüber gesprochen. Doch was sollten sie schon tun? Ihr Vater wollte Tai weiterhin suchen und sie musste Yamato einfach im Auge behalten. Wenn Tai wirklich das Land verlassen hatte, konnten sie auch nichts daran ändern. Auch wenn es sie wirklich ärgern würde, wenn er wirklich seiner gerechten Strafe entkommen wäre. Aber eigentlich war es ihr auch egal, dann müsste sie wenigstens nicht ständig seine hässliche Visage sehen. Vermissen würde sie ihn ganz bestimmt nicht! Immerhin war er der Mörder ihrer Mutter! Sie und ihr Vater kamen auch ohne ihn als Putzhilfe gut aus, also was sollte es… „Hallo Kari“, erschrocken zuckte die Angesprochene zusammen und sah von ihrem Tee auf. Sie hatte gar nicht bemerkt dass Davis hereingekommen war, so tief war sie in Gedanken versunken. „Hallo Davis“, murmelte sie und setzte ein freundliches Lächeln auf, während dieser sich ihr Gegenüber setzte. Neugierig beobachtete die Braunhaarige ihren Freund, während dieser etwas bei der Bedienung bestellte. Sie merkte sofort dass Daisuke heute anders war als sonst. Er wirkte geradezu geknickt. Außerdem fragte sie sich insgeheim, was er ihr wohl mitteilen wollte. Immerhin war er es, der sie vor einer Stunde angerufen hatte und um dieses Treffen gebeten hatte. „Du wolltest mit mir sprechen?“, fragte sie neugierig, nachdem er sein Getränk vor sich stehen hatte. Zögerlich nickte Davis und starrte auf seine Hände, wich ihrem Blick geradezu aus. „Ich wollte mich bei dir entschuldigen“, sagte Davis leise, strich mit der Hand durch seine Haare. Verwundert sah Hikari ihn an und legte den Kopf schief. „Weswegen?“ „Weißt du, wir wussten schon länger wo Tai ist und wir konnten ihn nicht aufhalten. Wenn ich dir von Anfang an Bescheid gesagt hätte, wäre es vielleicht anders gekommen“, erzählte Daisuke zögernd und sah sie traurig an. „Ich versteh nicht, Davis“, fragte Hikari verwirrt. Ihr Herz fing an vor Aufregung schneller zu klopfen. Konnte es sein, dass sie jetzt den Beweis erhielt, dass Yamato doch log? „Ken, Izzy, Yamato und ich haben rausgefunden wo Tai arbeitet. Aber wir wollten es dir erst sagen nachdem wir mit Tai gesprochen haben. Yamato war dann auch bei ihm und dann… 'wir wussten nicht, dass er in einen Bus steigen und abhauen würde. Keine Ahnung warum Matt uns das nicht gesagt hat. Ich hätte dir einfach viel früher Bescheid geben müssen, aber die anderen waren dagegen, weil sie dir nicht wehtun wollten. Aber ich wollte wenigstens jetzt ehrlich zu dir sein. Es tut mir so leid, Kari“, sprudelte es geradezu aus Davis heraus. Überrumpelt sah Kari ihn an und ließ sich die Worte nochmals durch den Kopf gehen. Yamato hatte also gelogen bezüglich Tais verschwinden. Sie wusste es! „Davis hast du gesehen, dass Tai in diesem Bus gestiegen ist?“, fragte Hikari aufgeregt. „Nein, Yamato hat es uns gestern nach dem Treffen erzählt. Er wollte euch nicht sagen, wo Tai gearbeitet hat“, erklärte Davis irritiert. Eigentlich hatte er mit Anschuldigungen und Tränen gerechnet, aber Kari schien geradezu aufgeregt zu sein. „Es tut mir wirklich leid, Kari“, murmelte er bedrückt. Sein schlechtes Gewissen hatte ihn in den letzten Stunden wahrlich in den Wahnsinn getrieben. Er musste wenigstens jetzt Kari die Wahrheit sagen. Daisuke bereute es zutiefst auf Yamato gehört zu haben. Sie hätten es verhindern können, dass Tai abhaute, da war er sich sicher! „Alles in Ordnung, Kari?“, fragte Davis besorgt, nachdem die Braunhaarige nichts erwiderte sondern stattdessen nachdenklich vor sich hin schaute. „Ja alles gut“, murmelte die Braunhaarige und sah ihr Gegenüber direkt an. „Davis, wo habt ihr Tai gefunden?“ „Warum fragst du?“, wollte Davis verwundert wissen. „Ich vertraue Yamato nicht, er ist im Moment so komisch zu mir“, antwortete Kari nachdenklich. „Du glaubst er hat gelogen?“, meinte Daisuke überrascht. Bisher hatte er keinen Gedanken an die Aufrichtigkeit von Yamatos Worten verschwendet. Er konnte sich auch gar nicht vorstellen, dass dieser log. Wieso auch? Was hätte er denn davon? „Naja, es ist einen Versuch wert oder? Entweder er ist da oder nicht“, antwortete Hikari und sah ihr Gegenüber bittend an. „Bitte sag mir, wo ihr Tai gefunden habt“ ~~~~~~~~~ „Zusammenfassend heißt das. Du warst nochmal bei Tai, weil der zwar das Land verlassen will, aber du weißt nicht wann. Aber stattdessen dass du ihn davon abhalten wolltest, hast du mit ihm geschlafen, da ihr beide ja bereits vor seinem Verschwinden eine Beziehung miteinander hattet“, sagte Izzy ruhig. „Ja, genau so ist es“, antwortete Yamato seufzend. „Warum hast du gelogen und gesagt dass Tai schon weg ist?“, wollte Izzy wissen. „Ich hab es dir doch erzählt. Wir können ihm nicht helfen und ich wollte euch wenigstens dieses Gefühl der Hilflosigkeit ersparen in dem ich einfach behauptet habe, dass er bereits weg ist“, erwiderte Matt ernst. „Schön und warum hast du deine Meinung geändert und mir die Wahrheit gesagt?“ „Weil ich mit jemanden reden muss, bevor ich noch durchdrehe“, gestand Matt und fuhr sich durch die Haare. „Warum hast du nicht einfach mit Takeru gesprochen? Der wusste ja immerhin als einziger von eurer Beziehung?“ „Toll, ich soll mit meinen vierzehnjährigen Bruder darüber reden, dass ich mit Taichi ungeschützten Sex hatte, wo dieser doch täglich mit mehreren ins Bett steigt“, antwortete Yamato sarkastisch. „Ihr habt euch nicht mal geschützt?“, fragte Izzy geschockt. „Nein, ich hab nicht dran gedacht“, fauchte der Blonde aufgebracht. „Das ist nicht gut“ „Das weiß ich selbst“, murrte Yamato frustriert und setzte sich wieder neben Izzy. „Was mach ich den jetzt?“ „Mit Tai? Keine Ahnung, aber auf jeden Fall würde ich an deiner Stelle sicherheitshalber zum Arzt gehen“, antwortete der Rothaarige ernst. Yamato seufzte genervt und ließ sich einfach gegen die Lehne fallen. Nachdenklich starrte er an die Decke. Er hatte ein wenig Angst vor einer ansteckenden Krankheit, da er nicht wusste ob Tai sich bereits was eingefangen hatte. Um einen Besuch beim Arzt kam er also nicht drumherum. „Du und Tai, ihr wart also ein Paar“, sagte Izzy nach einer Weile und sah ihn fragend an. Yamato nickte zustimmend und ein leichtes Lächeln schlich auf sein Gesicht. „Wir wollten es erst einmal probieren, bevor wir es bekannt machen. Aber wir waren wirklich glücklich miteinander. Irgendwann war da einfach mehr zwischen uns. Wahrscheinlich hätten wir es euch auch gesagt, wäre da nicht das mit Tais Mutter passiert“, sagte Yamato ehrlich. „Irgendwie schwer vorstellbar, das ihr zwei…“, murmelte Izzy nachdenklich. „Stört es dich?“, fragte Matt leise und sah sein Gegenüber fragend an. Bisher hatte er noch keinen Gedanken daran verschwendet dass Izzy damit vielleicht nicht klar kam. Doch ein Kopfschütteln seines Gegenübers ließ ihn aufatmen. „Nein, es ist nur ungewohnt“, sagte Izzy ehrlich und lächelte leicht, brachte sogar ein kleines Lächeln auf seine Lippen. Nachdenklich wandte Yamato den Blick ab und dachte nach. Mit jemanden darüber zu reden hatte ihm ein wenig geholfen. Er fühlte sich besser, wenn auch nicht viel. Die Probleme waren dieselben und wie er sie lösen sollte, wusste er nun wirklich nicht. Kapitel 21: ------------ Nervös schritt Tai durch das kleine Zimmer und versuche sich verzweifelt abzulenken. Doch irgendwie wollte ihm das einfach nicht gelingen. Seitdem Yamato bei ihm war, drehten sich seine Gedanken nur noch um den Blonden. Es war einfach zum verrückt werden! Nicht mal Seiichi konnte ihn von seinen trüben Gedanken ablenken und dabei hatte er wirklich lange mit dem Älteren gesprochen. Es dauerte auch eine halbe Ewigkeit bis Seiichi ihm glaubte, dass er keine Geschlechtskrankheiten befürchten musste. Tai war wirklich froh, dass man ihm nun doch glaubte. Seiichi hatte ihm nochmals eingebläut, dass so etwas niemals wieder vorfallen dürfte, aber das war ihm auch selbst klar. Der Einzige bei dem ihm das passieren konnte war Yamato und der kam nun wirklich nicht mehr zu ihm. Tai wusste dass es diesem wahrscheinlich auch nicht gut ging. Doch ändern konnte er es auch nicht. Ihm ging es ja selbst nicht gut. Das was zwischen ihnen vorgefallen war, belastete auch ihn. Es verwirrte ihn, brachte alles durcheinander. Seine Gefühle fuhren Achterbahn. Tai wusste nicht mehr was er fühlen oder denken sollte. Alles war dadurch komplizierter geworden. Es fiel ihm schwer, einfach so weiter zu machen und darüber hinweg zu sehen. Inzwischen wusste er, dass er sehr wohl noch Gefühle für Yamato hatte. Es war als hätten diese nur zwei Jahre in seinem Inneren geruht. Eigentlich war er der Meinung, nichts mehr mit Gefühlen anfangen zu können. Die letzten Jahre kannte er nur Schmerz, Schuld und Hass, den er von seiner Familie zu spüren bekam. Dass er trotz allem noch Gefühle für seinen ehemaligen Freund empfand, überraschte ihn ebenso sehr wie dass es diesem wohl ähnlich erging. Eine Erkenntnis über die er sich wohl freuen sollte, doch ließ das sein Leben einfach nicht mehr zu. Es gab in dieser Geschichte kein Happy End. Das musste er sich einfach aus dem Kopf schlagen! Bald würde er dieses Land verlassen und damit alles hinter sich lassen. Trotzdem schmerzte sein Herz, wollte sich durch Vernunft nicht beruhigen lassen. Es schmerzte ununterbrochen bei dem Gedanken daran, dass Yamato der Meinung war, er wäre nur ein beliebiger Kunde gewesen. Gerne würde er dieses Missverständnis aufklären, doch wusste er, dass es nichts bringen würde. Die Wahrheit hinter seinem Verschwinden durfte niemand erfahren. Er durfte seiner Familie nicht noch mehr antun, als er es ohnehin schon getan hatte. Es gab kein Leben, welches er in Japan führen konnte. Das war die gerechte Strafe für seine Schuld. Und je eher er das akzeptierte umso besser… Abrupt blieb Tai stehen und schloss die Augen, während seine Hände sich über sein Gesicht legten. Schon wieder musste er weinen. Verzweifelt schüttelte er den Kopf und versuchte die aufkommenden Tränen zu unterdrücken. Doch es war zwecklos. Genervt öffnete er die Augen und sah sich in seiner kleinen Wohnung um. Sein Blick blieb an der Uhr hängen, welche ihm verriet dass es bereits nach einundzwanzig Uhr war. Normalerweise musste er um diese Zeit schon längst im Club sein, doch Seiichi hatte ihm für den heutigen Abend frei gegeben, damit er erst einmal Zeit hatte sich zu sammeln. Doch seit Taichi zu Hause war, drehten sich seine Gedanken ständig im Kreis. Keine Sekunde Ruhe hatte er gehabt, abgesehen von den vier Stunden Schlaf, nachdem er total übernächtigt und weinend eingeschlafen war. Tai bereute es, sich von Seiichi zu einem freien Abend überredet haben lassen. Es brachte ihm gar nichts, im Gegenteil. Das was er wirklich zwingend brauchte, war Ablenkung. Seufzend strich Tai die Tränen fort und ging ins angrenzende Bad. Es wurde Zeit dass er etwas gegen diese unerträgliche Stimmung seinerseits tat. Nach einer kurzen Dusche wollte er in den Club gehen. Seiichi ließ sich bestimmt umstimmen und dann könnte er heute doch noch arbeiten. Es würde ihn ablenken und das war alles was er im Moment wollte. ~~~~~~~~~~ Ein lautes Klingeln riss Hikari abrupt aus ihren Gedanken und ließ sie leicht zusammenzucken. Genervt erhob sich von dem Bett, in welchem sie die letzte Stunde gelegen und der leisen Musik zugehört hatte. Schnell verließ sie ihr Zimmer und ging direkt auf die Lärmquelle zu, packte das Telefon und hob es an ihr Ohr. Wer rief den noch so spät abends an? „Bei Yagami“ „Hallo Kari, ich bin es Takeru“, antwortete man ihr gewohnt freundlich. Sofort stieg Hikaris Laune deutlich, als sie die Stimme ihres Freundes vernahm. „Hallo Takeru, was gibt es denn?“, antwortete sie sofort deutlich netter als zuvor. „Ich wollte bloß nachfragen wie es dir so gut“, zufrieden lächelte Hikari, ehe sie kurz seufzte. „Schön dass du anrufst, es geht. Es ist schrecklich dass Tai wirklich endgültig weg sein soll“, antwortete sie gespielt traurig. Sie hasste es Takeru anzulügen, aber was sollte sie sonst tun? Kari konnte nur hoffen, dass es bald vorbei war. „Wenn du jemanden zum Reden brauchst, kannst du jederzeit bei mir vorbeikommen“, sagte Takeru besorgt. „Ich weiß, danke. Im Moment möchte ich aber lieber für mich sein“ „Okay, aber wenn du deine Meinung änderst... Ein Anruf genügt, ja?“ „Ja, danke, wir sehen uns morgen in der Schule“, antwortete Hikari leicht lächelnd. „Bis morgen, Kari“ „Bis morgen, Tk“, zufrieden grinsend legte Kari auf und seufzte kurz. Takeru war auch wirklich zu süß! Sie konnte sich wirklich froh schätzen einen so tollen Freund zu haben. Sobald das Thema Tai erledigt war, konnte sie endlich wieder mehr Zeit mit ihm verbringen und musste sich nicht ständig verstellen. Darauf freute sie sich wirklich. Plötzlich öffnete sich eine Tür hinter ihr, erschrocken drehte Kari sich um und sah ihren Vater aus seinem Büro kommen. „Gehst du jetzt?“, fragte Kari und folgte ihm zur Wohnungstür. „Ja, ich denke jetzt ist ein guter Zeitpunkt“, antwortete ihr Susumu und zog seine Schuhe an. „Willst du ihn wirklich wieder mitbringen, wenn er da sein sollte?“, fragte Hikari wenig begeistert. Je mehr sie darüber nachdachte, desto besser fand sie es, wenn Taichi einfach endgültig aus ihrem Leben verschwand. Dann konnte sie nach vorne sehen und auch endlich wieder Freunde mit nach Hause bringen. Die letzten zwei Jahre hatte sie sich immer mit allen auswärts getroffen. Doch die Ausrede, dass sie ihr zu Hause zu sehr an ihre Mutter erinnerte und sie daher gerne raus ging, würde auch nicht ewig zählen. Irgendwann würde sich doch jemand von ihren Freunden wundern, oder nicht? Seufzend schaute Susumu seine Tochter an, ehe seine Jacke von der Garderobe nahm. „Kleines, es ist nicht gut wenn Tai durch die Straßen läuft“, erwiderte er ernst. „Ich weiß, er könnte zur Polizei. Aber das war er bisher noch nicht“, murrte Hikari. „Genau, wir können uns nicht darauf verlassen, dass er weiterhin schweigt“ „Er hat doch gar keine Beweise und ich würde doch auch gegen ihn Aussagen“, antwortete Kari ernst. „Trotzdem, es ist besser wenn er bei uns ist. Vertrau mir, okay“, sagte Susumu bestimmend und strich ihr übers Haar. „Ich mach mir nur Sorgen, Papa“, murmelte Hikari besorgt. „Das weiß ich, aber das brauchst du nicht“, sagte er leise, strich ihr nochmals durchs Haar, ehe er sich umwandte und durch die Haustür verschwand. Seufzend sah Hikari ihm einen Moment nach, ehe sie wieder ins Wohnzimmer ging um sich dort aufs Sofa zu setzen. Sie war aufgeregt, dass konnte sie nicht leugnen. War Taichi wirklich noch im Land? Einerseits hoffte sie, dass ihr Bruder Japan wirklich verlassen hatte, denn dann hatten sie wenigstens ihre Ruhe. Andererseits würde sie sich auch freuen wenn ihr Vater ihn fand. Sie wollte wirklich nicht in Tais Haut stecken, bei der Strafe die ihn erwarten würde. Zwar hatte sie keine Ahnung was ihr Vater ihm antun würde, aber sie ahnte dass es schmerzhaft sein würde. Mitleid? Nein, das verspürte sie überhaupt nicht! Taichi hatte ihrer Meinung nach jede Art von Strafe verdient! Das einzige was ihr Sorgen bereitete, war das jemand ihren Vater sehen könnte, wenn er wirklich mit dem Braunhaarigen hier auftauchte. Das wäre nicht gut. Die Menschen würden es nicht verstehen, wenn sie davon erfuhren was ihr Vater Tai angetan hatte. In der Beziehung waren sie einfach dumm. Niemand konnte verstehen wie groß ihr Schmerz und der ihres Vaters war, den sie durch den Verlust von Yuko verspürten. Taichi hatte sie getötet… Dabei hatte sie ihn so sehr geliebt. Sie waren glücklich gewesen. Bis er einfach alles zerstört hatte… ~~~~~~~~~~ Gelangweilt bereitete er die Getränke für die Kunden vor. Bis jetzt war es eigentlich noch relativ ruhig, so dass er keinerlei Stress hatte. Ein bisschen fehlte ihm ein Kollege zum Reden, wie zum Beispiel Taichi. Aber dieser arbeitete ja jetzt nicht mehr hinter der Bar und so musste Akira sich alleine beschäftigen, bis er wieder mehr zu tun hatte. Ein Kunde setzte sich an die Bar und lenkte die Aufmerksamkeit des Schwarzhaarigen auf selbigen. Ein Mann mittleren Alters, braune Haare, wirkte angespannt. Also nichts Ungewöhnliches. In diesem Club gingen Männer aller Altersklassen ein und aus, abgesehen von jenen, denen es nicht erlaubt war. „Guten Abend, was kann ich für sie tun?“, fragte Akira freundlich. „Ich suche jemand bestimmtes“ „So, nun vielleicht kann ich ihnen da helfen“, antwortete der Schwarzhaarige neugierig. Es war nichts Neues für ihn, das manche eine bestimmte Frau suchen, welche ihnen ein Freund empfohlen hatte oder aber ein Kunde der wieder dieselbe aufsuchen wollte. Stammkunden gab es hier einige, viele kamen gerne wieder zurück. „Ich suche einen jungen Mann, mein Freund hat ihn mir empfohlen. Braungebrannt, kurze braune Haare, braune Augen“, sagte der Ältere. Nachdenklich legte Akira den Kopf schief, es gab eigentlich nur einen auf den die Beschreibung passte. „Ich glaube, sie meinen Taichi“, sofort schlich sich ein Lächeln auf die Lippen des Braunhaarigen. „Taichi, natürlich so war sein Name“, antwortete Susumu grinsend. Er war sich fast sicher, seinen Sohn gefunden zu haben. Ein wenig musste er schmunzeln, für so dumm hätte er ihn nicht gehalten. Seinen eigenen Namen zu benutzen. „Nun, Taichi hat heute frei soweit ich weiß“, sagte Akira nachdenklich. „Wirklich? Wann kommt er den wieder?“, fragte Susumu angespannt. „Morgen Abend“ „Vielen Dank, dann komme ich morgen Abend wieder“, erwiderte der Ältere mit einem leichten Lächeln. Es wurmte ihn, Taichi heute nicht mehr anzutreffen. Doch anscheinend hatte Hikaris Freund wirklich gelogen und sein Sohn hatte noch nicht das Land verlassen. Ein Umstand den er sehr begrüßte. „Wissen Sie, wir haben auch noch andere fähige Männer“, schlug Akira vor und deutete auf eine Gruppe junger Frauen und Männer. „Das glaube ich ihnen, aber ich möchte nur Taichi“, antwortete der Braunhaarige freundlich und stand auf. Verwundert sah der Schwarzhaarige dem Fremden hinterher und zuckte mit den Schultern. Taichi musste seine Sache gut machen, wenn seine Kunden bei anderen schon so von ihm zu schwärmen schienen. ~~~~~~~~~~ Nachdenklich schaute Yamato auf das Handy in seiner Hand und fragte sich nun schon zum tausendsten Mal, ob Taichi ihn wohl jemals anrufen würde. Wenn er ehrlich sein müsste, hoffte er wirklich von ganzen Herzen dass Tai sich meldete. Er vermisste seinen Freund schon jetzt wieder und es waren nicht einmal 24 Stunden seit seinem Besuch in dem Club vergangen. Seit Izzy gegangen war fühlte Yamato sich ein wenig besser und auch ruhiger, aber ganz abschalten konnte er immer noch nicht. Wie sollte er auch? Es war einfach alles noch zu frisch. Doch wenigstens betrachtete er manches nun etwas nüchterner. Er war Izzy wirklich dankbar, dass er heute für ihn da gewesen war. Es war ein komisches Gefühl zu wissen, dass nun noch jemand, abgesehen von ihm selbst, Taichi und Takeru von ihrer damaligen Beziehung wusste. Aber es tat gut darüber zu reden. Takeru wusste es eigentlich auch nur, weil er damals direkt nach Tais Verschwinden nicht locker gelassen hatte. Der Jüngere hatte genau gemerkt wie sehr Matt darunter litt und war stets an seiner Seite. Irgendwann war es ihm dann rausgerutscht und Tk reagierte ganz entgegen seiner Erwartung positiv. Es störte ihn nicht, was vielleicht auch an seinem noch jungen Alter lag. Dennoch war Yamato ihm einfach dankbar. Alleine seine Anwesenheit reichte um ihm aufzumuntern. Ihr Verhältnis war immer noch sehr innig, auch wenn ihre Eltern schon vor Jahren geschieden wurden. Yamato würde alles für seinen kleinen Bruder tun und umgekehrt. Doch bei dem was ihm heute durch den Kopf ging, konnte er nicht mit Takeru sprechen. Er war froh dass es kein Fehler war mit Izzy darüber zu reden. Ein leichtes Vibrieren in seiner Hand ließ Yamato aufschrecken. Neugierig starrte er auf das Display seines Handys und seufzte enttäuscht. Trotzdem öffnete er die Nachricht und las sie durch. Erschrocken setzte er sich auf und las den Text nochmals. »Hey Matt, ich hab Kari heute die Wahrheit über Tai gesagt. Sie weiß jetzt, dass wir ihn getroffen haben. Tut mir Leid, aber ich wollte wenigstens ehrlich zu ihr sein. Davis« „Das kann doch nicht dein ernst sein“, sagte Yamato schockiert. ~~~~~~~~~~~~ Seufzend legte Davis sein Handy weg und legte sich wieder hin. Seitdem er sich mit Kari getroffen hatte, dachte er über ihre Vermutung nach. Er glaubte nicht daran, dass Yamato log. Wieso sollte er das auch tun? Er wollte Tai doch genauso zurück wie der Rest. Er war froh Kari endlich die Wahrheit gesagt zu haben, auch wenn sie sich durch ihn nun falsche Hoffnungen machte. Immerhin war er ehrlich gewesen und das war ihm wichtig. Davis wollte seine Freunde einfach nicht belügen. Genau aus diesem Grund lag er heute Nacht schon wieder wach. Eigentlich hatte er gehofft, nun, da er sein Gewissen gegenüber Kari erleichtert hatte, endlich Ruhe zu finden. Doch nun plagte es ihn wegen Yamato. Deswegen hatte er ihm auch so spät am Abend noch diese Nachricht geschickt. Er wollte nicht mehr bis morgen warten, um ihm davon zu erzählen. Es ging nicht, das alles machte ihn noch verrückt. Schlimm genug dass sein Idol einfach abgehauen war und nun unter solch schlimmen Bedingungen aufgetaucht war. Mussten sie sich auch noch alle belügen? ~~~~~~~~~~ Zügig schritt Taichi durch die dunklen Gassen und sah sich um. Inzwischen waren noch weniger Menschen unterwegs als sonst. Einzig ein paar Obdachlose schlichen durch die Gegend. Diesen ging er weiträumig aus dem Weg, man wusste ja nie. Er vertraute jedenfalls keinem dieser Menschen, erst recht nicht nach dem Vorfall bei seinem ersten Schlafplatz. Überfallen werden wollte er sicher nicht noch mal. Daher beschleunigte er seine Schritte nochmal, immerhin wollte er auch bald ankommen. Hoffentlich ließ Seiichi ihn arbeiten, die Ablenkung täte ihm wirklich gut. Im Moment hatte er sich im Griff und er hoffte dass es so blieb. Eilig bog Tai in die Straße ab, in der sich der Club befand. Ein Mann ging an ihn vorbei, doch Tai würdigte ihn keines Blickes, bis er plötzlich am Handgelenk gepackt und zurück gezogen wurde. Erschrocken drehte Tai sich um und wollte den Fremden gerade anschreien ihn loszulassen, doch dann sah er in das Gesicht des Mannes und verkrampfte sich. „Papa“ Kapitel 22: ------------ Wie erstarrt stand Taichi da und schaute in das ernste Gesicht seines Vaters. Sein Kopf war wie leergefegt. Er wusste weder was er tun oder denken sollte. Angst schlich sich in sein Herz, hielt ihn eiskalt in ihrem Griff. Sekunden vergingen in denen keiner ein Wort sprach, dann regte sich Susumu als Erster, festigte seinen Griff um Tais Handgelenk nochmals und entlockte diesem ein schmerzhaftes Keuchen. „Wir gehen jetzt nach Hause und wehe ich höre ein Wort“, sagte Susumu ernst und sah seinen Sohn scharf an, welcher unter diesem Blick zusammenzuckte. Beinahe sofort setzte sich der Ältere in Bewegung und zog Tai mit sich. Erst jetzt kehrte Leben in diesen zurück. Panisch stemmte er sich gegen den Älteren. Verzweifelt versuchte Taichi den eisernen Griff um seine Hand zu entfernen und von seinem Vater loszukommen. Panik breitete sich in ihm aus, er wusste dass er sofort von ihm weg musste. Plötzlich stieß ihn sein Vater gegen die Wand und drückte mit seinem Arm gegen seine Kehle. Erschrocken zuckte Taichi zusammen und versuchte mit seiner freien Hand die seines Vaters von sich zu schieben. Doch all seine Mühen schienen vergebens, stattdessen wurde noch mehr Druck auf seine Kehle ausgeübt, machte ihm das Atmen schwerer. Panisch sah der Braunhaarige in das wütende Gesicht seines Gegenübers. „Ich hab die Schnauze voll von deinem Mist. Hör sofort auf damit“, knurrte Susumu aufgebracht und erhöhte kurzzeitig nochmals den Druck. Überfordert nickte Taichi, so gut es in seiner Situation eben ging und atmete erleichtert auf, als der Arm endlich weggenommen wurde. Sofort schnappte er nach Luft und schloss für einen Moment die Augen. Wirklich Zeit bekam er jedoch nicht, da er sogleich weiter gezogen wurde. Hilflos ließ Tai sich mitziehen, zerrte jedoch immer wieder an seiner Hand. Die Drohung seines Vaters machte ihm zwar Angst, aber sein Verstand riet ihm, einfach davonzulaufen. Er wollte auf keinen Fall wieder zurück in die alte Hölle, denn das wäre sein Todesurteil. Mit einem Ruck wurde Taichi an seinem Arm zu dem Älteren gezogen und bevor er auch nur reagieren konnte, schubste dieser ihn von sich. Überrumpelt konnte Tai den Sturz nicht abfangen und spürte einen dumpfen Schmerz auf seinen Hinterkopf. Ein schmerzhaftes Stöhnen verließ seine Lippen, während er seine Augen zusammenkniff. Sein Kopf schmerzte und leichter Schwindel überkam ihn. Langsam setzte er sich auf und fasste mit einer Hand die betroffene Stelle, spürte er etwas Warmes an seinen Fingern. Erschrocken zog er sie wieder zurück und erkannte eine dunkele Flüssigkeit an seinen Fingern. Es fiel ihm schwer, mehr zu erkennen, da es kaum Lichtquellen um sie herum gab. Irritiert sah Tai sich um und bemerkte erst jetzt, dass sie sich auf dem Hinterhof eines Hauses befanden. Vorher war ihm das gar nicht aufgefallen, war er doch zu beschäftigt damit, sich zu befreien. Der Hof war etwas uneinsichtig, da er von Häusern umringt war und wohl nur durch eine Gasse erreichbar war, durch die sie wahrscheinlich gekommen waren. Das woran Taichi sich den Kopf gestoßen hatte, war einer der Fahrradständer, die hier herum standen. Ein unangenehmes Pochen riss Tai aus seinen Gedanken und ließ ihn schmerzhaft das Gesicht verziehen. Erst jetzt fiel sein Augenmerk wieder auf seinen Erzeuger, welcher just in diesem Moment auf ihn zukam. Grob wurde Tais linke Hand gepackt und etwas Kaltes legte sich um selbige. Verzweifelt versuchte Tai sich zu wehren, doch traf ihn ein Schlag ins Gesicht. Sofort fasste er mit seiner freien Hand nach seiner Nase, welche durch den Schlag unangenehm schmerzte. Dadurch abgelenkt merkte er kaum, wie seine andere Hand nach hinten gezogen und schließlich losgelassen wurde. Verwirrt starrte Tai von seinem Vater, welcher nun wieder vor ihm stand, zu seiner Hand. Schwer schluckte er, als er realisierte dass diese nun mit einer Handschelle an den Fahrradständer gekettet war. Ein Geräusch ließ ihn aufschrecken und wieder zu dem Älteren sehen. Ängstlich biss Tai sich auf die Lippen und verkrampfte sich, als er sah wie sein Vater seinen Gürtel aus der Hose fädelte. Sofort prasselten unangenehme Erinnerungen auf ihn ein und schürten seine Angst. Bittend sah er seinen Vater an, welcher seinen Blick wütend erwiderte. „Bitte lass mich gehen“, flehte Taichi und zerrte an seiner Fessel. „Tzz, dass hättest du wohl gerne“, fauchte Susumu und schüttelte spöttisch den Kopf. „Dreh dich um“, Verzweifelt schüttelte Tai den Kopf. Tränen traten in seine Augen, er hatte panische Angst, wollte nicht nochmal durch diese Hölle gehen. Susumu reagierte jedoch schnell, packte Taichi und drehte ihn brutal auf den Bauch. Durch seine Fessel lag dieser nun mit der Hüfte auf dem Fahrradständer und sein Gesicht wurde von einer Hand in den Boden gedrückt. Erschrocken wehrte Tai sich, versuchte sich wieder vom Boden weg zu stemmen, doch der Druck in seinem Nacken machte es ihm unmöglich. So konnte er nur liegen bleiben und abwarten. Mit klopfenden Herzen biss Tai sich auf die Lippen und atmete hektisch aus. „Ich soll dich gehen lassen?“, sagte Susumu bedrohlich und erhöhte den Druck, presste Taichi noch schmerzhafter auf den Boden. „Warum sollte ich das? Weißt du was du dir geleistet hast? Du hast Kari eingesperrt, bist abgehauen. Ich musste mir frei nehmen um dich zu suchen. Und du? Willst ernsthaft dass ich dich einfach laufen lasse“, „Bitte“, flehte Tai gepresst und keuchte. „Wieso sollte ich?“ „Weil du mich dann endgültig los bist“, antwortete Taichi mühevoll. Es war das einzige was ihm einfiel. Er musste seinen Vater davon überzeugen, ihn hier zu lassen. Körperlich war er diesem völlig unterlegen, erst recht mit einer gefesselten Hand. Es blieb ihm nur diese eine Möglichkeit. „Wer sagt, dass dich loswerden will?“, fragte Susumu höhnisch. „Es ist besser so“, murmelte Tai ächzend, es fiel ihm schwer zu sprechen. Langsam ließ der Druck in seinem Nacken nach und er konnte seine Wange ein paar Millimeter vom Boden weg bewegen. Dennoch hielt in das Gewicht seines Vaters unten. „Warum sollte es besser sein?“, wollte der Ältere wissen. Nachdenklich schloss Tai seine Augen und dachte fieberhaft nach. Seine Antworten mussten mehr als nur gut gewählt sein. „Erstens musst du dann kein Geld mehr für mich ausgeben, kein Essen und keine Kleidung“, sagte Tai leise und öffnete blinzelnd seine Augen. Sein Kopf pochte und ihm war schwindelig. Dennoch konzentrierte er sich auf seine Worte. „Deine Kleidung kostet mir nichts und das Essen? Wirklich meinst du das Bisschen stört mich?“, fragte Susumu spöttisch. „Vielleicht nicht, aber was ist wenn jemand dahinter kommt, dass du mich einsperrst…“, erwiderte Tai und keuchte, als sein Kopf wieder hart auf den Boden gedrückt wurde. „Du bekommst nur, was du verdient hast“, knurrte Susumu wütend. Eine Faust traf Tai im Gesicht und ließ ihn zusammenzucken. Danach spürte er Hände die ihn etwas hochhoben und sich an seiner Jacke zu schaffen machten. Sekunden später hörte den Reißverschluss aufgehen und spürten wie selbige von ihm gerissen wurde. Einzig seine Hand mit der er gefesselt war, wurde noch von der Jacke umhüllt. Sein Körper hingegen war abgesehen von dem dünnen Pullover schutzlos. Hektisch wollte Tai sich aufrichten und umdrehen, doch beinahe sofort kehrte die Hand in seinem Nacken zurück und drückte ihn erneut zu Boden. „Denkst du wirklich, ich lass dich ungestraft davonkommen? Dich? Den Mörder meiner Frau“, keifte Susumu und spuckte ihm ins Gesicht. Brutal zog er den Braunhaarigen am Nacken nach oben, nur um ihm dann wieder grob zu Boden drücken. Ein leises Stöhnen verließ die Lippen des Braunhaarigen, als sein ohnehin schon schmerzender Kopf auf den harten Boden traf. Benommen blieb er liegen und merkte wie sein Vater sich erhob. Dann spürte er einen heftigen Schmerz in seinem Rücken, als er so plötzlich von etwas getroffen wurde. Überrumpelt von dem starken Schmerz schrie Tai auf. „Hör sofort auf zu schreien“, knurrte Susumu und schlug erneut zu. Wieder schrie Tai auf und zuckte merklich zusammen, der Schmerz war zu heftig, als das er es kontrollieren konnte. „Du sollst ruhig sein, sonst wird es nur noch schlimmer“, rief Susumu aufgebracht. Wieder traf der Gürtel den Rücken des Braunhaarigen, welcher unter dem heftigen Schmerz zusammenzuckte. Wimmernd biss er in seine freie Hand und versuchte den Schmerz zu ertragen. Dieser schlag war noch schlimmer als die beiden anderen. Es schmerzte fürchterlich und fühlte sich so an, als hätte er keine Kleidung an. Sein Rücken brannte schon jetzt. „Bitte lass mich gehen“, flüsterte Tai leise und stöhnte gequält als ein weiterer Schlag ihn traf. „Damit du mich anzeigst? Keine Chance“, wieder ein Schlag. „Wenn ich das gewollt hätte, dann hätte ich es schon getan“, hauchte Tai und biss die Zähne zusammen. Immer und immer wieder traf der Gürtel seinen Rücken, verstärkte mit jedem weiteren Mal die Schmerzen. Es war unerträglich und hart an der Grenze des erträglichen. Tränen traten in seine Augen, als der Gürtel erneut seinen Körper berührte. „Wer sollte mir den glauben? Wenn du alle Beweise verschwinden lässt und Kari eh für dich aussagt?“, fragte Tai keuchend. Plötzlich stoppten die Schläge, eine Hand packte ihn am Nacken und riss seinen Kopf nach oben. Verschwommen sah Tai das ernste Gesicht seines Vaters direkt vor sich und zitterte bei diesem Anblick. Sein Körper schmerzte inzwischen nur noch und fühlte sich beinahe taub an. „Und du machst dir dann ein schönes Leben, was?“, fragte Susumu spöttisch und funkelte ihn böse an. „Ich… habe bald genug Geld um Japan für immer zu verlassen“, sagte Tai benommen und blinzelte um seine Sicht zu schärfen. „Ach, ich vergaß“, antwortete Susumu lachend, ehe er ihn abfällig ansah. „Du bist ja inzwischen eine kleine Nutte. Aber was wundert mich das, für was anderes bist eh nicht zu gebrauchen“, spöttisch sah ihn sein Vater an, doch Tai erwiderte nichts. Die Beleidigungen seines Vaters kannte er nur allzu gut, damit konnte er ihm nicht mehr wehtun. Schon lange hatte Tai sich damit abgefunden was er war. „Du verlässt also das Land und damit ist alles okay?“ Sacht schüttelte Tai den Kopf. Susumu ließ ihn abrupt los und Tais Kopf fiel zu Boden. Stöhnend blieb Tai liegen und schloss die Augen. Sekunden vergingen in denen nichts geschah, dann wurde auch noch der Pullover, der ihm wenigstens ein wenig Schutz bot, nach oben gezerrt. Anschließend spürte Taichi erneut einen glühenden Schmerz auf seinen Rücken und schrie gequält. Der nächste Schlag war um einiges stärker, verzweifelt presste er seine freie Hand auf seinen Mund und versuchte jeglichen Laut zu ersticken. Immer wieder traf der Gürtel seinen Rücken und Tai meinte etwas Warmes an selbigen zu fühlen. Nach unzähligen weiteren Schlägen hörte es dann auf. Benommen blieb Tai liegen und schluchzte. Nur vage nahm er war, das sein Vater sich an seiner Hand zu schaffen machte und ihm seine Fessel abnahm. Sein Kopf wurde erneut angehoben und mühevoll versuchte er seine Augenlider zu öffnen, welche sich Bleischwer anfühlten. „Du verlässt dieses Land und kommst nie wieder zurück. Wenn du zur Polizei gehen solltest oder aber dich mir oder Hikari näherst, lernst du mich richtig kennen“, sprach Susumu langsam. Zögerlich nickte Taichi unter Anstrengungen. „Haben wir uns verstanden?“, fragte Susumu erneut und packte Tai am Hals und drückte leicht zu. „Ja“, hauchte Taichi stockend und endlich wurde er losgelassen. Hart schlug der Braunhaarige auf dem Boden auf und blieb einfach liegen. Vage hörte er Schritte, welche sich von ihm wegbewegten, doch er war nicht in der Lage etwas zu erkennen. Seine Augen zeigten ihm seine Umgebung nur noch verschwommen. Sein Kopf pochte inzwischen unerträglich und sein Rücken schmerzte in einem unvorstellbaren Ausmaß. Sein Körper fühlte sich taub und schwer an. Zitternd blieb einfach liegen und lauschte in die Dunkelheit. Müdigkeit legte sich wie ein Schleier auf ihn, sein Verstand war dabei in die Bewusstlosigkeit abzudriften. Mit aller Kraft versuchte Tai dies zu verhindern. Angst breitete sich in ihm aus, er wusste dass er hier nicht bleiben konnte. Es durfte ihn auf keinen Fall jemand so finden. Mit zitternder Hand griff er in seine Hosentasche und holte das Handy heraus, welches Yamato ihm erst gegeben hatte. Er war froh es eingesteckt zu haben, rettete es ihm vielleicht sogar das Leben. Mühevoll hob er das Handy vor sein Gesicht und schaltete es ein. Ohne weiter darüber nachzudenken wählte er die einzige Nummer, die auf diesem Telefon gespeichert war. ~~~~~~~~~~~ Frustriert lief Yamato zurück nach Hause. Gerade war er noch bei dem Club gewesen um Tai Bescheid zu sagen, dass Kari nun wusste wo er sich befand. Nicht auszudenken wenn die Braunhaarige ihren Vater oder die Polizei zu diesem Ort schickte. Zwar dachte Hikari, dass Tai das Land verlassen hatte, denn immerhin hatte er ihnen allen das vor zwei Tagen gesagt, aber wer wusste schon, ob nicht trotzdem jemand nachsah, ob es der Wahrheit entsprach. Wer wusste schon was dann passierte? Tai hatte ihn so eindringlich davor gewarnt und er hatte es versaut. Jetzt hatte er panische Angst um seinen Freund… Deswegen hatte er ihn auch gleich nach Davis Nachricht angerufen, doch das Telefon war aus. Also musste Yamato schließlich doch nochmal in seine Verkleidung springen und in den Club gehen. Doch da sagte man ihm, das Tai heute frei hatte. Das war doch zum verrückt werden! Jetzt waren ihm die Hände gebunden und er konnte nur nach Hause gehen und es morgen nochmal probieren. Hoffentlich war es da noch nicht zu spät! Ein Klingeln riss Yamato aus seinen trüben Gedanken. Verwundert holte dieser sein Handy aus der Jackentasche und schaute auf selbiges. Ein erleichtertes Lächeln breitete sich auf seinem Gesicht aus, als er bemerkte wer ihn da anrief. Sofort nahm er den Anruf an und hielt das kleine Gerät an sein Ohr. „Tai“, „Yama…“ Sofort stutzte Yamato. Die Stimme seines Freundes hörte sich alles andere als gut an und sofort war er in Alarmbereitschaft. „Tai ist alles okay?“, wollte er besorgt wissen. „Nein.. mir.. geht’s nicht…gut“, antwortete die müde Stimme des Braunhaarigen. „Wo bist du?“, fragte Matt besorgt. Angst schlich sich in sein Herz, er bekam richtig Panik. „Ich weiß nicht… irgendein Hinterhof… in der Nähe des Clubs“, kurz schloss Yamato die Augen und dachte nach. Die Beschreibung war nicht die Beste, aber sofort kam ihm eine Idee. „Tai, ich bin gleich bei dir, okay? Wir legen jetzt auf und du stellst dein Handy laut, ja? Dann werde ich dich bestimmt finden“, sagte der Blonde aufgewühlt und drehte sich um, um in die entgegengesetzte Richtung zu laufen. „Okay“ ~~~~~~~~~~~ Ein Geräusch störte den leichten Schlaf der Braunhaarigen und ließ sie erschrocken hochfahren. Desorientiert sah sie sich um, ehe sie erkannte wo sie sich befand. Gähnend stand sie von der Couch auf und ging zur Zimmertür ihres Bruders, aus der die Geräusche kamen. Verwundert blieb sie in der Tür stehen und beobachtete ihren Vater dabei, wie er die Kleidung ihres Bruders in einem Karton warf. „Was machst du?“, fragte sie verwundert. Erschrocken hielt ihr Vater inne und drehte sich zu ihr um. Ein sanftes Lächeln schlich auf seine Lippen. „Ich räume sein Zimmer aus, damit es keine Bewiese gibt“, sagte er schlicht. „Hast du Tai nicht gefunden?“, wollte Hikari wissen. „Doch aber ich hab mich dazu entschieden, dass er nicht mehr mit zu uns kommt“, antwortete er mit einem Lächeln, welches sich auch sofort auf ihre Züge ausbreitete. „Das ist auch besser, dann kann dir nichts mehr passieren“, antwortete sie fröhlich und Susumu nickte zustimmend. „Davor müssen aber die Beweise weg, erst mal alles in Kartons und morgen richten wir dieses Zimmer neu ein“ „Soll ich dir helfen?“, fragte Hikari sofort. „Du musst doch morgen in die Schule“, sagte Susumu verneinend. „Und du in die Arbeit, komm ich helfe dir, dann sind wir schneller fertig“, konterte Hikari grinsend. Ohne eine Antwort ihres Vaters abzuwarten schnappte sie sich einen der Kartons und faltete ihn auseinander. Ihr Blick fiel auf den Gürtel der auf dem Bett lag, deutlich konnte sie das Blut daran sehen, was auch den Bettbezug ein wenig rot färbte. Ein Lächeln schlich sich auf ihre Lippen. Tai hatte seine Strafe erhalten, da war sie sich sicher. ~~~~~~~~~~~~ So schnell er konnte lief Yamato in die Richtung des Klingelns, welches er nun deutlich vernahm. Endlich war er in Taichis Nähe, es dauerte viel zu lange bis er dort war. Ein schmaler Weg war zu seiner linken zu sehen und ohne darüber nachzudenken lief er einfach hinein. Er führte in eine Art Hinterhof, wo er sich nun hektisch umsah. Schnell entdeckte er das klingelnde Gerät wenige Meter vor sich auf dem Boden. Daneben lag eine Gestalt regungslos am Boden. Geschockt rannte Yamato auf diese zu und stellte mit erschrecken fest, dass es sich um Tai handelte. Panisch legte er seine Hand auf den Rücken des offensichtlich Bewusstlosen und zog sie fast sofort zurück. Verwundert sah er auf seine Hand und sah eine dunkel Flüssigkeit an ihr kleben. Mit zitternden Fingern nahm das immer noch klingelnde Gerät vom Boden auf und drückte den Anruf weg. Anschließend schaltete er die kleine Taschenlampe ein und ließ sie über den Körper des Bewusstlosen schweifen. Erschrocken schnappte Matt bei dem Anblick nach Luft. Tai lag zur Hälfte auf einem Fahrradständer. Auf seinem Rücken konnte Yamato unzählige Wunden sehen. Rote Striemen, teilweise aufgeplatzt und blutig. Es sah schlimm aus, wirklich schlimm. Auch in seinem Gesicht konnte er ein wenig Blut erkennen. Fieberhaft überlegte Yamato ob er nicht den Notruf wählen sollte, traute sich aber nicht. Er hatte Angst einen weiteren Fehler zu begehen und rüttelte daher einfach nur vorsichtig an Tais Schulter. Sekundenlang passierte nichts. Dann nach schier unendlicher Zeit begann sich der Braunhaarige zu rühren. Blinzelnd öffneten sich die braunen Augen und sahen sich verschwommen um, nahmen ihn anscheinend nicht richtig wahr. „Tai“, hauchte Yamato besorgt und beugte sich zu seinem verletzten Freund herunter. „Yamato“, antwortete dieser nach einigen Sekunden mit schwacher Stimme. „Was ist passiert? Ich muss den Notarzt rufen“, sagte der Blonde besorgt. „Nein, bitte nicht“ „Tai“, flehend sah Matt seinen Freund an. Sofort bemerkte er dessen verzweifelte Versuche sich aufzurichten und half ihn, sich in eine sitzende Position zu bringen. Vorsichtig lehnte er den Braunhaarigen an den Fahrradständer, darauf bedacht ihm nicht noch mehr weh zu tun. „Bring mich bitte nach Hause“, murmelte Taichi schwach und sah ihn bittend an. Fest biss Yamato sich auf die Unterlippe, diese Verletzungen sahen wirklich schlimm aus und er hatte Angst, dass es ein großer Fehler war jetzt nicht den Notruf zu tätigen. Aber andererseits hatte er auch Angst diesen zu rufen. Was wenn er Tai damit in die Hände seiner Peiniger brachte? „Geh zum Club“, sagte Tai leise und durchbrach somit seine Gedankengänge. Entsetzt sah er auf den Verletzen herab. Er sollte ihn alleine lassen? „Tai“ „Nein, du musst hingehen und nach dem Chef fragen, Seiichi. Sag dass ich dich schicke und du mit ihm allein sprechen musst. Du musst ihn bitten uns zu helfen, er ist der Einzige dem ich vertraue“, sagte Taichi und verzog immer wieder sein Gesicht schmerzhaft. Zögernd sah Yamato seinen Freund an und nickte. Es gefiel ihm nicht Tai hier in solch einem Zustand zu verlassen, aber was hatte er schon für eine Wahl? „Ich bin gleich zurück, versprochen“, sagte er leise, wartete auf Tais Zustimmung. „Bis gleich“, sagte dieser leise. Mit einem letztem Blick auf seinen verletzten Freund rannte Yamato los. Kapitel 23: ------------ Schwer atmend betrat Yamato den Club und ging direkt auf die Bar zu. Seine Umgebung nahm er kaum wahr, nackte Panik hatte ihn im Griff. Er hatte Angst um Taichi und wollte so schnell wie möglich wieder zurück zu ihm. Kaum hatte er den Tresen erreicht, bemerkte der Barkeeper ihn und sah ihn fragend an. „Ich muss mit dem Chef sprechen, Seiichi“, sagte Matt atemlos und stützte sich auf der Arbeitsplatte ab. „Bist du überhaupt schon volljährig?“, fragte der Schwarzhaarige misstrauisch und musterte ihn genau. „Bitte, ich muss mit Seiichi sprechen. Taichi schickt mich, es ist wirklich sehr wichtig“, erwiderte Yamato ohne auf die Frage einzugehen. Er hoffte dass die Erwähnung von Tai reichte um überhaupt mit dem Chef sprechen zu können. Sonst musste er sich wirklich etwas anderes einfallen lassen. Alleine konnte er Tai nicht von hier wegbringen und bis einer ihrer Freunde hier waren, dauerte einfach viel zu lange. Taichi musste aus der Kälte raus und seine Wunden mussten versorgt werden! Das Beste wäre wirklich wenn er den Notarzt rufen könnte, aber er wollte Tais Leben nicht riskieren sondern retten, verdammt… „Du bist ein Freund von Taichi?“, fragte der Barkeeper verwundert und durchbrach Matts Gedanken. Erschrocken zuckte dieser leicht zusammen und nickte. „Bitte es ist wirklich wichtig“ „Na schön, warte hier“, stimmte der Ältere nach einem kurzen Zögern zu. Erleichtert atmete Yamato auf, als der Schwarzhaarige um die Bar herum in Richtung einer Tür ging. Die erste Hürde hatte er schon Mal geschafft… Nervös kaute er auf seiner Unterlippe rum und trat von einem Bein aufs andere. Jede Minute fühlte sich unendlich lange an und er wollte einfach wieder zurück. Hoffentlich konnte man diesem Seiichi auch wirklich trauen! Und hoffentlich glaubte er ihm. Nach schier unendlicher Zeit, wie es ihm schien kehrte der Barkeeper wieder zurück, dicht gefolgt von einem Braunhaarigen Mann. Während der Schwarzhaarige wieder hinter die Bar ging, hielt der andere direkt auf ihn zu. Sofort spürte Yamato wie er misstrauisch gemustert wurde, dennoch streckte sein Gegenüber ihm die Hand entgegen. „Seiichi“ „Yamato“, antwortete der Blonde aufgeregt und ergriff die dargebotene Hand. „Taichi schickt dich?“, fragte der Ältere neugierig. „Ja, wenn wir bitte kurz draußen miteinander reden könnten“, erwiderte Yamato ernst. „Wir können auch in mein Büro gehen“ „Nein, es dauert nur einen Moment. Bitte es ist wichtig“, schlug Yamato bittend vor. „Nun gut, wieso nicht“, antwortete Seiichi schultern zuckend. Erleichtert folgte Matt dem anderen aus dem Club raus und war froh endlich dort weg zu kommen. Doch kaum waren sie ein paar Schritte aus der Tür getreten hielt der Ältere an und sah ihn fragend an. „Also Taichi schickt dich ja?“, fragte er misstrauisch. „Ja, es ist ein Notfall…“, begann Yamato nervös. „Was für ein Notfall?“, unterbrach Seiichi harsch. „Taichi wurde überfallen und ist verletzt. Er will nicht dass ich den Krankenwagen rufe, aber in seinem Zustand kann er nicht einmal mehr laufen. Wir brauchen Hilfe und er meinte Sie wären der einzige dem er vertraut“, sprudelte es nur so aus Matt heraus. „Er wurde überfallen?“, wiederholte Seiichi schockiert und beinahe sofort meinte Yamato so etwas wie Sorge in den braunen Augen aufblitzen zu sehen. „Und warum rufst du nicht den Notarzt?“ „Weil ich das nicht kann“ „Was soll das heißen?“ „Taichi wird verfolgt von Leuten. Keine Ahnung deswegen versteckt er sich. Ich weiß es auch nicht so genau, er redet ja nicht. Er hat mich vorhin angerufen und ich hab ihn nicht weit von hier gefunden, verletzt und völlig fertig“, erklärte Yamato aufgebracht. „Er wird verfolgt?“, fragte Seiichi überrumpelt. „Ja, können wir bitte zu ihm gehen? Er liegt da völlig alleine und ich mache mir wirklich Sorgen um ihn. Was ist wenn die Angreifer zurückkommen?“, bat Matt besorgt. Dieser Gedanke war ihm bis dato auch nicht in den Sinn gekommen. Jetzt hatte er noch mehr Angst! „Zeig mir den Weg“, sagte Seiichi ernst. Erleichtert rannte Yamato los und bemerkte das Seiichi es ihm gleich tat. Sie mussten endlich zu Taichi! ~~~~~~~~~~ Zitternd und mit geschlossenen Augen saß Taichi da und versuchte krampfhaft bei Bewusstsein zu bleiben. Sein Rücken schmerzte bei jedem Atemzug fürchterlich und ihm war schrecklich kalt. Seine Jacke hatte er immer noch mit nur einer Hand an, aber er hatte nicht die Kraft sie anzuziehen. Alleine den Pullover über seine Verletzungen zu bekommen war anstrengend genug und schmerzte fürchterlich. Taichi konnte nur hoffen das Yamato bald mit Seiichi wieder kam. Er musste dringend hier weg, doch alleine schaffte er es keinen Millimeter. Sein Kopf dröhnte fürchterlich und seine Umwelt verschwamm immer wieder vor seinen Augen. Er konnte wirklich froh sein, dass Yamato an sein Handy ran gegangen war und nach ihrem letzten gemeinsamen Treffen dennoch breitwillig zu ihm gekommen war. Dafür war Tai seinem Freund wirklich dankbar, auch wenn sein Handeln Konsequenzen haben würde. Matt sah ihn nun so und Seiichi würde ihn auch in diesem Zustand zu Gesicht bekommen. Fragen würden sichergestellt werden und er wusste keine Antworten. Wieder einmal lag sein Leben in Scherben… Aber was sollte er tun? Er wollte nicht in einer dreckigen Gasse elendig erfrieren. Er hatte keine Wahl, nicht dieses Mal. Schritte waren plötzlich in der Stille zu hören und sofort verkrampfte Tai sich. Für eine Sekunde fürchtete er, dass es sein Vater war der zurückkam. Doch als Yamato vor ihm kniete atmete er erleichtert auf. Ein Licht wurde angemacht und blendete seine Augen. Stöhnend kniff er sie zusammen und hörte jemand weiteres neben ihnen zum Stehen kommen. „Mein Gott, Taichi“, hörte er dumpf Seiichis Stimme. Mühevoll öffnete er die Augen und sah das entsetzte Gesicht seines Chefs direkt neben dem besorgten Yamatos. „Wir müssen einen Krankenwagen rufen“, sagte Seiichi ernst. „Nein“, keuchte Tai und stöhnte gequält. „Taichi“, hauchte Seiichi. „Ich hab doch gesagt, dass das nicht geht“, erwiderte Yamato ungeduldig. „Aber schau ihn dir doch mal an“, entgegnete der Ältere aufgebracht. „Bringt mich… nach Hause“, bat Taichi und sah die beiden bittend an. „Du musst ins Krankenhaus“, behaarte der Ältere. „Nein.. dann könnt… ihr mich auch …gleich liegen lassen“, antwortete Tai mühevoll. „Was? Kommt gar nicht in Frage“, erwiderte Seiichi schockiert. „Wir können ihn nicht ins Krankenhaus bringen, das hab ich doch schon gesagt“, rief Yamato aufgebracht. „Aber…“ „Vertrauen Sie mir, wenn es nach mir ginge würde ich Tai sofort ins Krankenhaus bringen, aber nicht wenn es ihn in Gefahr bringt“, sagte Matt mit Nachdruck. „Mist, also gut“, sagte Seiichi nach einigem Zögern. Erleichtert atmete Tai auf und schloss erschöpft die Augen. „Ich hole mein Auto, ich bin sofort wieder da und du bleibst bei ihm“, knurrte Seiichi. „Ja, ist gut“, antwortete Matt. ~~~~~~~~~ Besorgt schaute Yamato auf die halb auf ihm liegende Gestalt. Es dauerte eine Ewigkeit bis Tais Chef endlich mit dem Auto da war. Gemeinsam verfrachteten sie den Braunhaarigen so vorsichtig wie nur möglich auf dem Rücksitz des Wagens. Yamato hatte sich direkt zu ihm gesetzt und sorgte dafür, das Taichi auf der Rückbank liegen blieb. Tai wirkte sehr erschöpft und war kaum, das er in den warmen Auto war eingeschlafen oder aber bewusstlos. So genau konnte Matt das nun nicht sagen. Er war immer noch am Zittern und Yamato machte sich große Sorgen um Taichi. Er brauchte wirklich einen Arzt, anders ging es wirklich nicht. „Gib mir bitte die Adresse von Tais Wohnung“, bat Yamato. „Was hast du vor?“, fragte Seiichi angespannt und sah ihn durch den Innenspiegel kurz an. „Der Bruder meines Freundes ist Arzt. Ich will dass er zur Wohnung kommt und Tai anschaut“, erklärte Yamato kurz angebunden. Es musste einfach sein, auch wenn Taichi sauer werden würde. Matt musste Joe und seinen Bruder einweihen, es ging immerhin um Tais Leben. Er wollte nicht verantworten das Tai starb! Das würde er sich niemals verzeihen. „Ich hab sowas von kein Plan, Japan hat ja irgendwie keine Adressen wie wir, muss ich noch schauen ^^“ „Danke“, murmelte Yamato und holte sein Handy aus der Jackentasche und wählte sogleich Joes Nummer. Hoffentlich ging dieser ran! Es war auch schon mitten in der Nacht… Einige Sekunden vergingen in denen Matt ungeduldig wartete, doch dann nahm tatsächlich jemand ab. Fast hätte Yamato vor Erleichterung jubiliert, ließ es aber dann sein. „Matt“?“, fragte die verschlafene Stimme Joes. „Joe, Gott sei Dank“ „Was ist den los?“ „Joe, hör zu es ist wirklich verdammt wichtig. Ich weiß es klingt komisch, aber kannst du bitte deinen Bruder wecken und ihn so schnell wie möglich zu Nicht vorhandene Adresse schicken?“, sagte Yamato ernst. „Was? Wieso? Was ist den los?“, fragte Joe verwirrt. „Es geht um Tai“ „WAS? Ich dachte Tai ist weg?“, rief Joe mit einem Mal hellwach. „Ich hab gelogen“ „Ja, aber Matt. Warum?“ „Das ist nicht wichtig, ich erklär es dir später. Tai ist verletzt und er braucht einen Arzt, aber ich kann ihn auf keinen Fall ins Krankenhaus bringen. Deswegen musst du bitte deinen Bruder schicken“ „Verletzt? Wieso kann er nicht ins Krankenhaus? Yamato, was ist los?“ „Joe, ich erklär dir meinetwegen morgen alles, aber jetzt ist es wirklich wichtig, dass du Jim zu der Adresse schickst. Und bitte, du darfst niemanden etwas davon erzählen und dein Bruder auch nicht“ „Okay, na gut. Ich versuche ihn zu erreichen und schicke ihn dort hin“, antwortete Joe ernst. „Danke“, sagte Yamato erleichtert. „Aber kein Wort zu niemanden, okay? Ich meine es wirklich ernst. Es geht um Leben und Tod“ „Verstanden, aber du schuldest mir eine Erklärung“, erwiderte der Blauhaarige und legte auf. Zufrieden legte Yamato das Handy weg und schaute auf den bewusstlosen herab. Hoffentlich erreichte Joe seinen Bruder. Mit einem Arzt der Taichi anschaute, fühlte er sich einfach wohler. „Kommt der Arzt?“, wollte Seiichi wissen. „Ich hoffe sein Bruder erreicht ihn“ ~~~~~~~~~~ Ungeduldig trat Yamato von einem Bein aufs andere. Inzwischen hatten sie Taichi nach Hause gebracht. Er selbst war regelrecht schockiert als der Braunhaarige vor diesem heruntergekommen Gebäude hielt. Selbst im Inneren sah es nicht besser aus und hier wohnte Tai… Doch im Moment hatte er wirklich weit größere Probleme. Selbst als Seiichi seinen Freund vorsichtig aus dem Auto gehoben hatte, war dieser nicht aufgewacht. Auch nicht als sie endlich mühevoll die Treppen nach oben gestiegen waren und ihn in seiner heruntergekommen Wohnung aufs Bett gelegt hatten. Sie hatten Angst dem Braunhaarigen unnötig weh zu tun und als Joes SMS eintraf, in der stand das Jim auf dem Weg war, ließen sie Tai erst mal in Ruhe. Zogen nur seine Schuhe aus und deckten ihn vorsichtig zu. Schnell holte Seiichi etwas warmes Wasser und einen Lumpen um den liegenden wenigstens vom größten Dreck im Gesicht zu befreien. Jetzt im hellen, sah man erst das ganze Ausmaß, obwohl der Pullover das meiste verdeckte. Doch an manchen Stellen hatte er sich schon leicht Rot verfärbt, doch schienen die Wunden wenigstens jetzt nicht mehr zu bluten. Im Gesicht hatte Taichi auch einige blaue Flecke und die Nase war geschwollen und am Hinterkopf konnte Matt auf eine kleine blutverschmierte Stelle ausfindig machen. An diese Verletzungen trauten sie sich nicht, umso besser war es das Jim jeden Moment hier war. Matt wartete unten vor dem Gebäude auf diesen um ihn gleich zur Richtigen Wohnung zu führen. „Matt“, überrascht hob der Angesprochene den Kopf und sah Joe und seinen Bruder auf sich zukommen. Jim hatte einen schwarzen Koffer dabei, worüber Yamato wirklich erleichtert war. An Verbandsmaterial hatte er nicht gedacht. „Da seid ihr ja, danke“, sagte Yamato erleichtert, ernst nickte Jim und deutete an ihm den Weg zu zeigen. Schnell führte der Blonde sie zu der besagten Wohnung und öffnete die Tür. Immer noch hatte sich das Bild darin nicht verändert, Tai schien immer noch bewusstlos und Seiichi saß immer noch besorgt vor ihm. Kaum das die Blicke der Brüder auf dem Braunhaarigen lagen, tauschten sie ernste Blicke aus. Beide schienen regelrecht erschrocken zu sein und hatten wohl nicht damit gerechnet. „Wer sind sie?“, fragte Jim an Seiichi gerichtet. „Ich bin Taichis Chef und auch ein Freund“, erwiderte der Braunhaarige ernst. „Tais Chef?“, fragte Joe irritiert. „Können sie mir helfen?“, fragte Jim und ignorierte die Frage seines Bruders. „Selbstverständlich“ „Gut, Joe ich möchte dass du mit Yamato runter gehst“, sagte Jim ernst. Er stellte seinen Koffer neben dem Bett ab und beugte sich zu Taichi herab. „Was? Nein!“, rief Matt aufgebracht. „Ich kann euch hier nicht gebrauchen, ich hole euch dann wenn ich fertig bin“, sagte Jim schlicht. „Aber…“, begann Yamato. Er wollte Taichi auf keinen Fall alleine lassen, er wollte doch verdammt nochmal für ihn da sein! „Komm Yamato, es ist besser so“, warf Joe ein und bedachte ihn mit einen eindringlichen Blick zu. Genervt seufzte Yamato und ging wieder aus der Wohnungstür raus, dicht gefolgt von Joe. Langsamer als zuvor gingen die beiden wieder runter. Kaum waren sie aus der Haustür raus, lehnte Yamato an die Hauswand und funkelte Joe wütend an. „Jim kümmert sich um ihn“, sagte Joe ruhig und ernst. Doch wollte er darauf nichts erwidern, am liebsten wäre er jetzt dort oben…. „Sei froh, dass er überhaupt gekommen ist. Ich stand mitten in der Nacht in seiner Tür und komme mit sowas und hab keine Ahnung was überhaupt los ist“, entgegnete Joe. Genervt seufzte Matt und ließ seine angespannte Haltung fallen. Er wusste das Wut ihm jetzt nicht weiter half und er sollte wirklich dankbar sein. „Entschuldige“, abwehrend schüttelte der Blauhaarige den Kopf. „Es ist eine Ausnahmesituation“, sagte er schlicht. Yamato nickte zustimmend, das war es wirklich. Solche Situationen kannte er nicht, so etwas war ihm, einer seiner Freunden oder Familienmitgliedern nie passiert. Seit er diesen Anruf von Taichi erhalten hatte, war er unter ständiger Anspannung und voller Angst gewesen. Doch jetzt war Tai zu Hause, in Sicherheit und ein Arzt schaute ihn an. Jim konnte ihm bestimmt helfen, er musste es! Daran musste Matt jetzt einfach glauben. „Erklärst du mir jetzt was hier eigentlich los ist? Du hast gesagt Tai wäre nicht mehr im Land und jetzt, dass hier. Sag mir bitte was hier los ist“, fragte Joe leise und sah ihn bittend an. Schwer seufzte Yamato und nickte. Eine Erklärung hatte Joe nun wirklich verdient und er würde ihm alles sagen, was er wusste. Vielleicht konnten sie ja gemeinsam eine Lösung finden. Vielleicht ließ Tai sich nun endlich helfen, denn immerhin hatte er ihn angerufen. Er hatte um seine Hilfe gebeten und Yamato würde jederzeit alles für ihn tun. Kapitel 24: ------------ Schweigend standen sich die beiden Freunde gegenüber. Nervös kaute Yamato auf seiner Unterlippe herum und beobachtete Joe. Er hatte ihm alles erzählt, alles abgesehen von der Tatsache das Taichi und er in der Vergangenheit ein Paar gewesen waren. Ebenso ließ er die Tatsache aus, dass sie miteinander geschlafen hatten. Dass musste Joe jetzt nicht wissen, war es sowieso schon genug was er gerade erfahren hatte. Das reichte wirklich für eine Nacht. Seitdem Matt zu Ende erzählt hatte, kam von Joe kein Wort mehr, schien er geradezu in Gedanken versunken zu sein. Die Tatsache gemischt mit der Sorge um Taichi machte den Blonden allmählich wahnsinnig. „Alles in Ordnung?“, fragte er neugierig und endlich erwachte der Blauhaarige aus seiner Starre und schaute ihn wieder an. „Es ist etwas viel, das ist alles. Aber ich bin froh dass du mir das alles erzählt hast“, gestand Joe ehrlich. „Ich bin dir wirklich dankbar Joe. Du bist mitten in der Nacht los und hast deinen Bruder hier her gebracht ohne zu wissen was los ist. Da ist es das mindeste, dass ich wenigstens ehrlich bin“, erwiderte Yamato wahrheitsgemäß. „Du bist mein Freund, Matt. Ich helfe dir wann immer ich kann. Dasselbe gilt auf für Tai, vielleicht können wir ja gemeinsam etwas für ihn tun“ „Ja, das wäre schön“, murmelte Matt leise. Die Vorstellung dass… Es würde ihn sehr glücklich machen, könnten sie doch etwas für Tai tun. „Aber ich verstehe wieso du die anderen und mich angelogen hast“, sagte Joe plötzlich. „Wirklich?“, fragte der Blonde verwundert. „Ja, zu wissen was Tai tun musste. Was für einen Beruf er ausübt und dass er verfolgt wird… es ist einfach besser wenn die anderen es nicht erfahren, solange wir Tai nicht helfen können. Es täte ihnen nur unnötig weh, falls er doch gehen würde“, erklärte Joe ernst und seufzte leise. Yamato nickte zustimmend, genau deswegen wollte er es ihnen auch nicht sagen, er war froh dass Joe ihn verstand. Aber Joe war schon immer sehr verständnisvoll, was vielleicht auch daran lag das der Älteste von ihnen war. Seufzend hob Matt den Kopf und schaute in Richtung des Fensters, hinter welchem Taichi lag. „Dein Bruder ist schon ziemlich lange da drin. Vielleicht sollten wir mal nachsehen“, murmelte Matt nachdenklich. „Jim, sagt uns schon Bescheid wenn er fertig ist“, antwortete Joe schulterzuckend. „Ich mache mir einfach Sorgen“ „Ich weiß, Matt. Ich auch“, murmelte der Blauhaarige und seufzte. Schweigend blieben die beiden jungen Männer nebeneinander stehen und hingen ihren Gedanken nach. Während Joe die Ereignisse der Nacht nochmal überdachte, kreisten Yamatos Gedanken einzig darum, wie es nun weiter gehen würde. Wie schlimm war Taichi verletzt? Was würde er sagen wenn er aufwachte und Joe und Jim sah? Was würde Tai jetzt tun? Wie würde er auf die neue Situation reagieren? Vor allem, was war Yamato bereit für seinen Freund zu tun? Konnte er ihn jetzt alleine lassen, wo er so verletzt war? Im Moment konnte er es sich auf gar keinen Fall vorstellen. Er wollte Taichi nicht aus den Augen lassen, sondern ihm helfen. Alles andere wirkte unwichtig. Niemals könnte er einfach nach Hause gehen, in dem Wissen dass es dem Braunhaarigen nicht gut ging. Die Haustür wurde geöffnet und riss Yamato jäh aus seinen Gedanken. Erschrocken sah er zu Seiichi, welcher im Türrahmen stand. „Ihr könnt jetzt wieder rauf kommen“, sagte der Braunhaarige ernst. Erleichtert atmete Yamato auf und folgte dem Älteren, ebenso wie Joe ins Innere. Stumm gingen die drei die Treppen hinauf und betraten die Wohnung. Sofort fiel Matts Blick auf das Bett, in welchen Tai gerade schlief. „Wie geht es ihm?“, fragte Joe besorgt seinen Bruder, der gerade seine Tasche zusammen packte. „Er wird wieder“, antwortete Jim und schloss seine Tasche. Erleichtert atmeten die beiden Freunde auf. „Er hat einige blaue Flecke und Schürfwunden abbekommen. Die Nase ist wahrscheinlich nicht gebrochen soweit ich das beurteilen kann. Die Platzwunde am Hinterkopf, war jetzt nicht so groß, ich hab sie notdürftig behandelt. Am schlimmsten sind jedoch die Verletzungen am Rücken. Da hatte er wirklich riesiges Glück. Die Wunden sind zum Glück nicht sehr tief, sondern nur oberflächlich. Hätte derjenige der ihn ausgepeitscht hat noch härter zugeschlagen, müsste er jetzt ins Krankenhaus“, erklärte Jim ruhig. „Ausgepeitscht?“, fragte Joe erschrocken, während Yamato besorgt auf den Liegenden schaute. „Ja, die Verletzungen sind eindeutig. Ich werde ihn mir in den nächsten Tagen noch ein paar Mal anschauen. Aber es muss definitiv jemand bei ihm bleiben und regelmäßig die Verbände wechseln. Wahrscheinlich wird er Kopfschmerzen und starke Schmerzen wegen seinem Rücken haben. Er muss sich wirklich erholen und sollte sich so wenig wie möglich bewegen. Sollte sich die Wunde entzünden, muss mir umgehend Bescheid gesagt werden. Dann müssen wir ihn eventuell doch noch in ein Krankenhaus bringen“, erklärte der Ältere der Brüder und schaute dabei direkt zu Seiichi, welcher zustimmend nickte. „Ich werde auf ihn aufpassen“, sagte Seiichi ernst. „Ich bleibe auch hier“, warf Yamato sofort ein und wurde von allen überrascht angeschaut. „Was ist mit der Schule?“, fragte Joe. „Ist mir egal, ich Regel das schon. Mein Vater ist sowieso auf Geschäftsreise“, antwortete Matt schulterzuckend. „Du kannst ruhig nach Hause gehen, ich passe schon auf Taichi auf“, erwiderte Seiichi stirnrunzelnd. „Nein, ich gehe auf gar keinen Fall nach Hause solange es Tai nicht besser geht“, entgegnete der Blonde ernst. In diesem Punkt wollte er keinesfalls nachgeben. Er würde nicht gehen und damit basta! „Aber Matt…“, begann Joe. „Nein Joe, es gibt nichts zu diskutieren. Ich werde meine Meinung nicht ändern“, unterbrach ihn Yamato unwirsch. „Also gut, aber wir sollten jetzt gehen Joe. Ich muss in ein paar Stunden ins Krankenhaus“, sagte Jim ruhig, bevor sein Bruder etwas erwidern konnte. Unsicher sah der Blauhaarige zwischen dem Älteren und Matt hin und her, ehe er seufzend nickte. „Ihr meldet euch, sobald etwas ist?“, fragte Jim an Seiichi und Yamato gewandt. „Selbstverständlich“, antwortete Seiichi ernst. „Gut, dann gehen wir jetzt“, sagte Jim zufrieden und ging zur Wohnungstür um selbige zu öffnen. „Kommst du, Joe?“, fragte er und drehte sich nochmals um. Joe nickte zustimmend, warf noch einen letzten Blick auf den Schlafenden ehe er Matt ernst ansah. „Ich ruf dich später an“ „Okay“, murmelte der Blonde und lächelte milde. Erst jetzt schien der Blauhaarige zufrieden und folgte seinem Bruder aus der Wohnungstür. Erleichtert atmete Yamato auf, als die Wohnungstür hinter den Zweien zuschlug. Er war froh dass er jetzt nicht noch weiter über seine Entscheidung diskutieren musste. Dafür hatte er nun wahrlich keinen Nerv, gerade nicht nach solch einer Nacht. Er war müde und erschöpft, war froh wenn er sich jetzt einfach mal hinsetzen konnte, um sich wenigstens ein wenig zu erholen. An Schlaf war nun wirklich nicht zu denken, nicht solange Tai nicht aufgewacht war. Seufzend ging Matt an Seiichi vorbei, welcher immer noch am selben Fleck stand wie vorher und setzte sich neben Tais Bett auf den Boden. Besorgt ließ er seinen Blick über das friedliche Gesicht des Schlafenden wandern. Die blauen Flecke und die geschwollene Nase, alleine diese Verletzungen taten Yamato in der Seele weh. Es war schrecklich zu wissen, dass es nicht die einzigen waren. Dass Tai ausgepeitscht wurde, alleine die Vorstellung war unvorstellbar. Wie grausam diese Menschen sein mussten, die ihm das angetan hatten… Er wollte sich gar nicht ausmalen wie Tai sich gefühlt haben musste. Was für Schmerzen er jetzt noch deswegen haben würde. Es war einfach schrecklich! Ein Alptraum. Ein scharrendes Geräusch riss Yamato jäh aus seinen Gedanken und ließ ihn erschrocken aufsehen. Seiichi hatte sich auf einen der Stühle gesetzt und sah ihn entschuldigend an. „Tut mir leid, ich wollte dich nicht erschrecken“, sagte der Ältere leise, doch Yamato winkte ab. Schweigend schauten die Beiden zu dem Liegenden und hingen wieder ihren eigenen Gedanken nach. „Danke, dass Sie mir geholfen haben Tai nach Hause zu bringen“, meinte Matt nach einer Weile. Er meinte es wirklich ernst, ohne Seiichis Hilfe, hätte er nicht gewusst wie er Tai so schnell von dort weg bringen konnte. Er kannte diesen Mann nicht, wusste nur dass es sich um Tais Chef handelte und dieser ihm vertraute. Auch schien dem Älteren was an dem Braunhaarigen zu liegen, sonst würde er nicht hier bleiben, hatte er doch sicher noch andere Dinge zu tun. Aber andererseits beschäftigte dieser Mann Minderjährige in seinem Club und ließ zu, dass sie sich trotz ihres jungen Alters verkauften. Was sollte er davon halten? Er wusste nicht wie er sich dem anderen gegenüber verhalten sollte. Ob man ihm trauen konnte… „Das ist doch selbstverständlich“, murmelte Seiichi und strich sich durch die Haare. Nachdenklich schüttelte Matt den Kopf, nicht jeder Mensch würde so reagieren. „Nein, das ist es nicht“ „Nun ich weiß, Taichi und ich, wir kennen uns noch nicht sehr lange. Aber ich mag ihn, da steht es außer Frage dass ich ihm helfe“, antwortete Seiichi ruhig. „Wenn Sie ihn mögen, warum lassen sie dann zu, dass er seinen Körper verkauft?“, fragte Yamato. Die Frage lag ihm einfach auf der Zunge, er musste sie einfach stellen. Er würde niemals zulassen, dass einer seiner Freunde so etwas tun musste. Wenn er könnte würde er Tai da raus holen, aber er konnte ihn nicht dazu zwingen. Seiichi schon, er könnte dafür Sorgen das Taichi einen anderen Job machte, wenn schon unbedingt in solch einen Club. „Ich habe es ihm zwar vorgeschlagen, aber es war ganz alleine seine Entscheidung“, antwortete Seiichi stirnrunzelnd. „Vorgeschlagen? Einem Minderjährigen vorgeschlagen seinen Körper zu verkaufen?“, wollte Yamato geschockt wissen. „Minderjährig? Taichi ist doch nicht mehr minderjährig! Sonst würde ich ihn doch nicht bei mir arbeiten lassen. Ich gebe Sozialschwächern eine Chance, aber Minderjährige arbeiten bei mir nicht. Ich dachte du kennst Taichi?“, fragte Seiichi erschrocken und bedachte sein Gegenüber mit einem ernsten Blick. „Taichi ist Siebzehn, natürlich ist er Minderjährig und ich kenne ihn schon seit Jahren. Ich bin sein Freund“, erwiderte Matt erbost. „Du musst dich täuschen, er hat mir gleich am ersten Tag gesagt, dass er Achtzehn ist und nächsten Monat Neunzehn wird“, erklärte Seiichi stirnrunzelnd und sah zu dem Schlafenden. Ein mulmiges Gefühl machte sich in ihm breit, sollte Taichi wirklich erst Siebzehn sein? Das würde alles ändern. Dann hätte er doch nicht… „Tai wird nächsten Monat Achtzehn, er muss gelogen haben. Am besten fragen Sie ihn selbst wenn er aufwacht“, antwortete Yamato ernst und sah ebenfalls zu Taichi. Sein Freund hatte also gelogen was sein Alter betraf. Ein Umstand der Seiichi wohl nicht gefallen würde, wenn er die Bestätigung bekam. Yamato sah dem Älteren sein Unbehagen nur allzu deutlich an. Ein bisschen erleichterte ihn diese Reaktion, denn das hieße dass dieser Mann eigentlich keine Minderjährigen beschäftigte. Doch was Taichi dazu sagen würde, wenn er erfuhr das Yamato seinem Chef sein wahres Alter verraten hatte? War es wirklich die richtige Entscheidung gewesen? Tai brauchte diesen Job um Geld zu verdienen, es schien ihm wirklich sehr wichtig zu sein. Was wenn er jetzt durch ihn diesen verlor? Würde Tai ihm das verzeihen? Schlechtes Gewissen machte sich in ihm breit, er hätte mit dem Thema nicht anfangen sollen. Aber er wollte einfach wissen was für eine Art Mensch Seiichi war. Er dachte dieser wüsste Tais richtiges Alter und ließ ihn trotzdem bei sich arbeiten. Er hatte nicht nachgedacht, als er weiterhin auf Taichis Alter behaarte. Hoffentlich war das kein Fehler… Wieder riss ihn ein schabendes Geräusch aus seinen Gedanken. Verwundert schaute er zu Seiichi, welcher zielstrebig auf die Wohnungstür zuging. Vor selbiger blieb er stehen und drehte sich nochmals um. „Ich fahre mal kurz in meine Wohnung und hole uns ein paar Decken und auch ein paar Lebensmittel. Tai hat ja hier nicht wirklich viel hier und da wir noch ein ganze Weile bei ihm bleiben ist es nur von Vorteil“, sagte Seiichi ruhig. Yamato nickte zustimmend, die Idee war nicht schlecht. Er musste später auch noch ein paar Klamotten von zuhause holen, aber das hatte noch Zeit. „Ich denke ich brauche maximal zwei Stunden, meine Handynummer liegt auf dem Tisch. Wenn was ist ruf mich sofort an und ansonsten kommst du sicher zurecht?“, fragte Seiichi und sah Yamato fragend an. „Ja, natürlich“, sagte Matt. „Dann bis später“, sprach der Ältere und verschwand durch die Wohnungstür. Nachdenklich schaute der Blonde ihm nach, das plötzliche Verschwinden des anderen verwunderte ihn schon ein wenig. Die Sachen zu holen war eine gute Idee, aber es hätte ruhig noch ein, zwei Stunden warten können. Er wurde das Gefühl nicht los, das Seiichi unter anderem wegen ihres Gesprächs gegangen war. Yamato konnte nur hoffen das der Ältere wieder zurück kam, im Moment war er sich dessen nicht zu 100 Prozent sicher… Zögernd schaute der Blonde zu dem Liegenden und seufzte leise. Seine Gedanken kreisten um die vergangen Geschehnisse, versuchten alles zu verarbeiten, was passiert war. So verging einige Zeit, in der sich Yamato durchgehend den Kopf zerbrach. Während Taichi ruhig schlief, kämpfte auch Yamato allmählich mit der Müdigkeit. Die letzten Stunden zerrten an seinen Kräften, dazu noch der fehlende Schlaf. Erschöpft legte er seine Arme auf das Bett und bettete seinen Kopf darauf. Nach und nach zerrte die Müdigkeit immer mehr an ihm, doch an Schlaf wollte er nicht denken. Er wollte wach sein, sobald Tai aufwachte. Ein leichtes Rütteln an seiner Schulter war das erste was er spürte. Unwillig brummte er und drückte sein Gesicht in seine Arme. Doch das Rütteln hörte nicht auf und so langsam kehrte Yamatos Bewusstsein zurück. Verwirrt öffnete er die Augen und blinzelte als er die braune Bettdecke entdeckte. Für einen Moment wusste er nicht wo er sich befand und bemerkte seine unbequeme Situation. Irritiert erhob er sich und sah sich um, bis seine Augen den Braunhaarigen streiften welcher vor ihm saß. „Tai“, sagte Yamato erfreut, als er bemerkte dass der Andere wach war. Schwach lächelte dieser ihn an und ließ sich vorsichtig zurück in die Kissen sinken, verzog sein Gesicht dabei schmerzverzerrt. „Wie geht es dir?“, fragte Yamato sofort besorgt, erhob sich von dem unbequemen Boden und setzte sich aufs Bett. Erschöpfte Augen fixierten ihn und ein bitteres Lächeln schlich auf die Gesichtszüge des Liegenden. „Es geht“, murmelte er leise und schloss die Augen. „Brauchst du was? Möchtest du was essen oder trinken? Seiichi holt uns gerade was, aber vielleicht finde ich auch so etwas“ „Seiichi?“ „Ja, er hat mir geholfen dich nach Hause zu bringen. Du hast gesagt ich solle zu ihm gehen, weißt du nicht mehr?“, fragte Yamato verwundert. Leicht nickte Taichi, er erinnerte sich daran. Doch sein Kopf schmerzte so fürchterlich, dass ihm das Denken schwer fiel. Nur vage erinnerte er sich daran, dass Yamato und Seiichi ihn aus dieser Gasse geholt hatten. Alles war verschwommen und der Schwindel machte es ihm auch nicht gerade leichter. Sein gesamter Körper schmerzte, seine Nase pochte unangenehm, sein Bauch tat ihm weh. Aber am schlimmsten war der Rücken, solche starke Schmerzen wollte Taichi eigentlich nie wieder haben. Bisher hatte ihn sein Vater nur einmal so extrem schlimm verletzt und das war, als er damals die Schlüssel genommen hatte um abzuhauen. Damals hatte er tagelang solche schrecklichen Schmerzen, dass er sich seinem Vater gefügt hatte. Nie wieder wollte er so etwas erleben und nun war es doch anders gekommen. Sein Rücken brannte wie Feuer, es tat fürchterlich weh. Tränen traten in seine Augen, der Schmerz war allgegenwärtig. Fest presste er die Lippen aufeinander und versuchte die Tränen zu unterdrücken. Doch es war vergebens. Es war einfach zu viel, der Schmerz war zu mächtig. Yamato. Seiichi. Was würde jetzt geschehen? Wie ging es weiter? Was sollte er tun? Tai wusste keine Antworten, spürte nur noch diese qualvollen Wunden. Und es war zu viel. Kapitel 25: ------------ Eine Hand schloss sich um die seine, ließ Tai zusammenzucken. Ein leises Keuchen verließ seine Lippen, als sich bei der ruckartigen Bewegung der Schmerz intensivierte. Krampfhaft packte er die warme Hand und hielt sie fest, seine Augen schlossen sich schmerzerfüllt und ein Zittern durchfuhr seinen Körper. Fest presste Taichi seine Lippen aufeinander und versuchte krampfhaft ein Schluchzen zu unterdrücken. Er wollte nicht weinen, nicht zeigen wie es ihm ging. Yamato sollte nicht sehen wie es in ihm aussah, wie schwach und zerbrechlich er doch war. Stärke, das musste er jetzt beweisen, sich zusammen nehmen und in Ruhe nach einer Lösung für dieses Chaos suchen. Es musste eine geben, eine die ihm aus dieser Sache heraushalf. Jetzt wo er seinen Vater endgültig los war, die Erlaubnis hatte dieses Land für immer zu verlassen. Nur langsam beruhigte Taichi sich und öffnete langsam die Augen und sah direkt in Yamatos besorgtes Gesicht. Zögernd entließ er die warme Hand aus der seinigen, legte sich wieder vorsichtig auf die Seite und deckte sich zu. „Im Kühlschrank sollte noch was zum Trinken sein“, murmelte Tai bemüht ruhig, entgegen des Sturms der in seinem Inneren tobte. Erschrocken zuckte der Blonde zusammen und blinzelte verwirrt, ehe er sich mit einem Nicken erhob. Stumm sah Tai ihm nach und seufzte leise, ehe er krampfhaft seine Lippen aufeinander presste. Er fühlte sich schlichtweg miserabel und wünschte einfach zu schlafen. Das Chaos in seinem Kopf schien ihm unüberwindbar. Der Schwindel und die Kopfschmerzen machten die Sache nicht einfacher. Plötzlich drängte sich etwas in sein Blickfeld und zog seine Aufmerksamkeit auf sich. Dankend nickte Tai und setzte sich vorsichtig auf, die Schmerzen ignorierend. Gierig setzte er die geöffnete Wasserflasche an die Lippen und trank den Inhalt auf einem Mal aus. Zufrieden seufzte er auf und überreichte seinem Gegenüber die leere Flasche, ehe er sich vorsichtig hinlegte. Müde schloss er seine Augen und atmete tief durch. Die Matratze bewegte sich leicht und signalisierte ihm, dass Yamato sich wohl zu ihm gesetzt hatte. Fragend öffnete Taichi die Augen und sah direkt in die besorgten blauen Opale seines Freundes. „Du kannst ruhig noch etwas schlafen“, sagte Yamato leise. Dankend nickte der Braunhaarige und schloss seine Augen. Er wusste dass sein Freund Fragen an ihn hatte, die er ihm sicher nur allzu gerne stellen wollte. Auch Tai wollte wissen, was passiert war, nachdem er ohnmächtig gewesen war. Es gab vieles das besprochen werden musste. Ein Gespräch schien unausweichlich, auch über Dinge die mit ihrem letzten Treffen zu tun hatte. Nie hätte er gedacht die Möglichkeit zu haben, Yamato nochmals zu sehen und die Chance zu haben, manche seiner Vorwürfe zu zerstreuen. Doch im Moment musste das warten, sein Körper forderte Erholung und Taichi war gewillt sie ihm zu geben. Ein wenig Schlaf und vielleicht, ging es ihm das nächste Mal wenn er die Augen aufmachte besser. Dann konnte er dieses Gespräch mit Yamato führen, wenn ihm dann eingefallen war, wie er die gestrigen Ereignisse erklärte... ~~~~~~~~~~ Nachdenklich schaute Yamato in das friedlich schlafende Gesicht und seufzte. Er war froh, dass Tai inzwischen aufgewacht war, doch er merkte gleich wie schlecht es seinem Freund ging. Konnte nur erahnen wie es wirklich war. Gerne hätte er Tai sogleich mit Fragen bombardiert, doch es war gut, dass er es nicht tat. Als er seinen Freund so verkrampft vor sich sitzen sah, merkte wie er krampfhaft die Tränen zurückhalten wollte. Es brach ihm fast das Herz, ihn so sehen. Am liebsten hätte Matt ihn in die Arme genommen!! Doch er hatte sich nicht getraut, aus Angst Tai unabsichtlich zu verletzen, daher hatte er nur zaghaft seine Hand genommen. Zuerst schien diese kleine Geste zu helfen, doch dann hatte er das dumpfe Gefühl dass Taichi sich vor ihm verschloss. Er ließ seine Hand los und tat so als wäre nichts. Doch Yamato konnte trotzdem nur allzu deutlich sehen, wie sehr er sich zusammen reißen musste. Es tat weh, dass Taichi sich nicht von ihm helfen ließ, sondern sich stattdessen lieber verschloss. Aber im Moment konnte er nichts dagegen tun, nur hoffen dass es dem Braunhaarigen bald wieder besser ging. Und er würde alles in seiner Macht stehende dafür tun, damit es ihm besser ging! Dann war der Zeitpunkt da, wo er seine Fragen stellen konnte. Und dieses Mal würde er sich nicht abschütteln lassen oder gar wieder verschwinden. Taichi sollte ihn nicht wieder so einfach vertreiben wie vorher! Bisher hatte er immer dem Flehen des Jüngeren nachgegeben und war auf sein Bitten eingegangen. Doch was war das Endergebnis? Hätte er Taichi nicht dieses Handy mit seiner Nummer gegeben, wäre dieser in der dunklen Gasse vielleicht gestorben! Allein der Gedanke daran, versetzte ihn in panische Angst. Er wollte Taichi nicht verlieren, wollte nicht ständig darüber nachdenken wie es ihm ging. Ihr letztes Treffen und die damit verbunden Gefühle, negative sowie positive, verbannte er vollständig aus seinem Kopf. Das einzige was zählte, war dass er Taichi endlich helfen konnte. Und es war ihm schlichtweg egal ob Taichi damit einverstanden war oder nicht! Verdammt er war sein bester Freund und ja? Sein Ex, seine Liebe, ein sehr wichtiger Mensch in seinem Leben. Ein Mensch der ihn vor zwei Jahren aus heiterem Himmel verlassen hatte und ihn damit schwer verletzt hatte. Doch trotz all der Zeit und nach den wenigen verbrachten Minuten mit Tai wurde ihm klar, wie sehr er ihn brauchte. Wie sehr er ihm gefehlt hatte. Er wollte kein Leben ohne Taichi! Und es war ihm egal, was Taichi in der Zwischenzeit getan hatte. Auch wenn sein Job schon einiges für sich sprach, es spielte keine Rolle. Das einzige was zählte, war dass Tai bei ihm blieb. Dass er die Chance auf ein normales Leben, umgeben von seiner Familie und Freunden verbringen konnte. Ob sie jemals wieder zueinander finden würden, als Paar, spielte keine Rolle. Aber er wollte wenigstens die Chance, es zu versuchen. Sehen wohin es sie führen würde. Es musste einfach einen Weg geben, einen Ausweg aus all diesem Schlamassel. Daran glaubte Yamato ganz fest, anders ging es einfach nicht…. Schritte drangen dumpf durch die alte Holztür die als Wohnungstür diente und ließ Yamato aufhorchen. Angespannt wandte er den Kopf in die Richtung aus der die Geräusche drangen. Seine Hand wanderte automatisch zu seinem Handy um es im Notfall zu benutzen. Dann klopfte es leicht, besorgt schaute Yamato zu Tai, welcher aber dennoch friedlich weiter schlief. Eine Stimme drang durch die Tür, erleichtert erhob sich der Blonde und ging auf selbige zu. Ohne zu Zögern öffnete er diese und ließ den Braunhaarigen herein. Stumm sah er dem Älteren dabei zu, wie er mehrere Taschen und Decken in die Wohnung schleppte und schloss die Türe hinter diesem. Zögernd trat er an den Älteren heran und beobachtete wie dieser einige Lebensmitteln aus den Taschen holte, um sie anschließend in den Kühlschrank zu räumen. „Ich habe einfach ein bisschen was von allem mitgebracht. Ich wusste ja nicht was ihr genau mögt“, sagte Seiichi gelassen. „Schon in Ordnung“, antwortete Yamato stirnrunzelnd und half dem anderen kurzerhand. Ihm war es ehrlich gesagt egal was es zu essen gab, Hauptsache sie hatten etwas da. Und Seiichi schien ihm mehr als genug mitgebracht zu haben. Verstohlen beobachtete Matt den anderen, Seiichi schien immer noch sehr angespannt und genauso ernst, wie seit ihrem Gespräch. Die frische Luft schien dem Älteren in der Beziehung doch nicht wirklich geholfen zu haben. Anscheint nagte der Gedanke wirklich sehr an ihm, das ein Minderjähriger in seinem Club arbeitete. „Wie geht es Taichi?“, fragte Seiichi plötzlich, während er die letzte Flasche Wasser in den Kühlschrank stellte. „Naja, er war vorhin kurz mal wach“, erklärte Yamato schulterzuckend. Seiner Meinung nach ging es Taichi wirklich mies, aber so genau hatte der Braunhaarige es nun leider auch nicht verlauten lassen. „Wirklich? Was hat er gesagt?“ „Nichts Besonderes. Er hat nur kurz etwas getrunken und ist dann gleich wieder eingeschlafen“, sagte Matt leise. Mehr musste Seiichi seiner Meinung nach nicht wissen. Der Ältere musste nicht von Tais Tränen erfahren… Seufzend fuhr Yamato sich durch die Haare und beobachtete den Älteren wie er sich auf einen der Stühle setzte und nachdenklich zu dem Liegenden sah. Seit Seiichi wieder da war, fühlte er sich unwohl. Es erinnerte ihn wieder daran, was er diesem erzählt hatte und sorgte dafür, dass sein schlechtes Gewissen erneut aufflammte. Vielleicht sollte er selbst mal an die frische Luft, es würde ihm sicher gut tun. Außerdem musste er eh ein paar Sachen von zuhause holen, er konnte schließlich nicht ewig in den gleichen Klamotten rumlaufen. Und gegen eine bequemere Kleidung hatte er wahrlich nichts einzuwenden. Bei der Gelegenheit könnte er flink unter die Dusche hüpfen und Joe anrufen, bevor er sich wieder auf dem Weg machen konnte. Tai schlief im Moment sowieso und er würde es ihm sicher verzeihen, wenn er für eine Stunde weg war. Wahrscheinlich schlief er sowieso durch und bemerkte sein Fehlen gar nicht. Außerdem war Seiichi auch noch hier, auch wenn Matt diesem Mann nur bedingt traute, hatte er dennoch bemerkt, dass diesem etwas an Taichi lag. Es war schwierig für ihn, sich zum Gehen zu entscheiden. Aber Taichi würde ihm in diesen Zustand sicher nicht davon laufen. Das hoffte er zumindest. „Ich werde auch kurz nach Hause gehen und ein paar frische Sachen holen“, sagte Yamato nach einigem Zögern. Nachdenklich wand der Ältere den Blick zu ihm und nickte leicht. „Ich passe auf ihn, keine Sorge“, antwortete er leise als schien er Matts Unsicherheit zu bemerken. „Ich brauche nicht lange“, erwiderte er leise, schnappte seine Jacke vom Stuhl und schritt auf die Wohnungstür zu. Seine Hand legte sich auf den Griff, dennoch drehte er sich zögernd zu Taichi um und beobachtete diesen besorgt. „Geh ruhig, ich werde auf ihn aufpassen“ Seufzend nickte der Blonde und öffnete die Tür. Er würde sich definitiv beeilen um so schnell wie möglich wieder da zu sein. ~~~~~~~~~~ Wieder war es der dumpfe Schmerz der ihn zuerst begrüßte und dafür sorgte, dass sich seine Lippen zu einem schmalen Schlitz verzogen. Zuerst spürte er das stetige Brennen und Pochen in seinem Rücken, dann begann sich auch sein Kopf langsam zu melden. Seufzend öffnete Tai die Augen und blinzelte ein paar Mal. Er fühlte sich besser als vorhin, doch es war nur verschwindend gering. Alles andere wäre auch zu schön um wahr zu sein, es war von vorneherein klar, dass seine Verletzungen nicht in wenigen Stunden heilten. Träge schaute Taichi sich um, bis seine Augen an dem Älteren hängen blieben. „Seiichi“, murmelte er leise. Sein Herz setzte für einen Moment aus, als er seinen Chef erblickte und schlug anschließend doppelt so schnell weiter. Der Blick des Älteren war nachdenklich und ernst, doch nachdem er seine Stimme vernahm löste sich dieser in Erleichterung und Freude auf. Ruckartig erhob sich Seiichi von dem Stuhl auf dem er zuvor noch saß und trat auf das Bett zu. Fast zeitgleich setzte Taichi sich mit zusammengebissen Zähnen vorsichtig auf und versuchte eine halbwegs angenehme Haltung zu finden. Der Ältere setzte sich zu ihm aufs Bett und musterte ihn einem besorgten Blick. „Wie geht es dir?“, fragte er ruhig. Eine Hand legte er sacht auf Tais Stirn, welcher bei der Berührung leicht zusammen zuckte. „Fieber hast du keines“ „Es ist etwas besser als vorhin“, sagte Taichi leise, da er nicht so recht wusste wie er diese Frage am besten beantworten sollte. Die Hand verschwand von seiner Stirn und ein Seufzen verließ die Lippen des Älteren. „Wo ist Yamato?“, fragte Tai, nachdem er sich umgesehen hatte. „Er ist nur kurz zu sich nach Hause gegangen, aber er wollte nicht lange Weg bleiben“ Verstehend nickte Taichi und ein kleines Lächeln schlich auf seine Lippen. Er war dankbar dass es wirklich Menschen gab, die sich um ihn sorgten. Dass Yamato ihm nach alledem immer noch half und bei ihm geblieben war, trotz ihrer Differenzen. Und Seiichi, der eigentlich nur sein Chef war, ihm aber dennoch geholfen hatte und jetzt sogar immer noch hier war. Niemals hätte Tai erwartet, dass er in dem Club nicht nur einen Job, sondern auch einen Freund finden würde. Einen Freund, der eigentlich sein Chef war… „Möchtest du etwas trinken?“, fragte Seiichi nach einer Weile. „Nein, danke“ „Essen?“ „Vielleicht später“, murmelte Tai und lächelte leicht. Im Moment war er damit zufrieden, hier einfach zu sitzen. Essen wollte er sicher bald, doch im Moment war der Hunger noch nicht wirklich vorhanden. Eher war ihm noch leicht schlecht, eine Begleiterscheinung von seiner Kopfverletzung oder aber von dem Schlag in den Magen. Es war aber auszuhalten und der Rest… Zumindest sein Kopf war wieder etwas klarer und darüber war er sehr dankbar. Ein Seufzen des Älteren ließ ihn aufschauen. Ernst blickte Seiichi ihn an, fast schien es so, als würde er mit sich selbst ringen. Tai wusste nicht wieso, aber irgendwie sorgte dies dafür, dass er sich Sorgen machte. Seiichi schien etwas auf der Zunge zu liegen und Taichi ahnte dass er es gar nicht hören wollte. „Tai, wie alt bist du?“, fragte Seiichi plötzlich. Überrumpelt blinzelte der Jüngere irritiert und schaute sein Gegenüber erschrocken an. Das ungute Gefühl bestärkte sich mit einem Mal und Tai konnte nur erahnen, warum diese Frage plötzlich aufkam. „Ich bin Achtzehn, das weißt du doch“, antwortete Tai schlicht und versuchte seine Nervosität zu verbergen. „Wieso sagt dann dein Freund, dass du erst Siebzehn bist?“, entgegnete Seiichi ernst und sah ihn scharf an. Tai schluckte schwer, mit einem Mal wurde ihm richtig schlecht. „Ich weiß nicht, er muss sich getäuscht haben. Ich bin Achtzehn“, widersprach Taichi ernst. Panisch bemühte er sich um Ruhe, er hatte Angst vor dem Gespräch, musste sein Gegenüber unbedingt von sich überzeugen. Wenn Seiichi ihm nicht glauben würde, dann…. …wäre er seinen Job los. …seine Wohnung. …und Seiichis Vertrauen. Der Ältere hatte in der letzten Zeit so viel für ihn getan, er wollte ihn jetzt nicht enttäuschen. Die Wahrheit würde ihm vor den Kopf stoßen, doch seine Chance ihn von seinen Worten zu überzeugen schien gering, angesichts des enttäuschten Blicks den er gerade zugeworfen bekam. Wut stieg in Taichi auf, mischte sich zu seiner Verzweiflung. Warum hatte Yamato das auch Seiichi auf die Nase binden müssen? „Schon komisch, so wie ich das mitbekommen habe kennt dich dein Freund schon länger. Ebenso wie der blauhaarige Junge. Schon seltsam, dass er sich da gerade bei deinem Alter getäuscht haben muss. Er schien seiner Sache ziemlich sicher“, erwiderte Seiichi ernst, erhob sich von dem Bett und kehrte Tai den Rücken zu. Verwirrt blinzelte Taichi. Der Blauhaarige? Joe? Was hatte er damit zu tun? Doch er konnte sich weiter keine Gedanken darüber machen, da Seiichi sich wieder zu ihm umdrehte und dieses Mal wütend anfunkelte. „Du hast gelogen“, knurrte er Ältere und ballte die Hände zu Fäusten. „Nein, Seiichi ich…“, begann Tai. Es war der letzte verzweifelte Versuch den anderen doch noch davon zu überzeugen ihm zu glauben. Doch Seiichi unterbrach ihn unwirsch. „Sei wenigstens jetzt ehrlich“, rief der Ältere aufgebracht. Tai zuckte erschrocken zusammen, spürte dabei wieder einen stechenden Schmerz in seinem Rücken. Doch dieses Mal nahm er es gar nicht wirklich wahr. Seine Augen hingen an dem wutverzerrten Gesicht des anderen. Nie hatte er ihn jemals so wütend erlebt. Nur allzu deutlich sah er die Enttäuschung, doch er war unfähig etwas dagegen zu unternehmen. „Ich bin Siebzehn“, hauchte Tai und wandte den Blick ab. Resigniert schloss er die Augen und versuchte die aufkommenden Tränen zu unterdrücken. Er wusste das jetzt alles vorbei wahr. Seiichi würde ihn nach diesem Geständnis nicht mehr in den Club lassen, das war klar. „Verdammt, Taichi“, schrie der Ältere wutentbrannt und ging ein paar Schritte. Erschrocken über diesen Ausbruch, hob Angesprochener den Blick und sah dem anderen entgegen. „Wir haben…. Ich hätte doch nie mit dir all diese Dinge… wenn ich gewusst hätte das du noch Minderjährig bist“, rief Seiichi verzweifelt und fasste sich mit einer Hand an den Kopf, welchen er ununterbrochen schüttelte. Tai konnte seine Tränen bei diesem Anblick nicht mehr zurückhalten, es tat ihm Leid den Älteren so aufgebracht zu sehen und an diesem Fiasko auch noch Schuld zu sein. Er hatte Seiichi belogen, ausgenutzt und sein Vertrauen missbraucht. Nie war ihm in den Sinn gekommen, den Älteren damit zu verletzen oder gar in solch ein Chaos zu stürzen. „Es tut mir Leid“, hauchte Taichi erstickt und sah den Älteren flehend an. „Bitte lass mich erklären“ Stumm Sah Seiichi ihn an, sein Gesichtsausdruck war nichtssagend. Plötzlich schüttelte er erneut den Kopf, nahm seine Jacke von dem Stuhl und zog sie sich über. „Bitte“, murmelte Tai flehend. Er hatte selbst keine Ahnung wie er das ganze erklären sollte oder was daran irgendetwas ändern sollte. Aber er wollte es versuchen, es wieder gut machen. „Ich hab genug gehört“, sagte Seiichi leise und setzte sich in Bewegung. Verzweifelt öffnete Tai den Mund, wollte den anderen irgendwie aufhalten. Doch was sollte er sagen? Ehe er sich zu irgendetwas durchgerungen hatte, war der Ältere weg und die Tür fiel nach ihm ins Schloss. Ungläubig starrte Taichi auf die geschlossene Wohnungstür und er versuchte das Geschehene zu verarbeiten. Plötzlich breitete sich Panik in ihm aus, er musste das jetzt einfach klären! Das hatte Seiichi einfach nicht verdient, nicht nachdem was er alles für ihn getan hatte. Hektisch versuchte er aufzustehen, was sofort mit einem beißenden Schmerz in seinem Rücken bestraft wurde. Schmerzvoll presste Tai die Lippen aufeinander und ignorierte die Signale seines Körpers. Nur wackelig kam er auf seinen Füßen zum Stehen. Sein Kopf pochte bei jedem Schritt unangenehm und auch der Schwindel ließ ihm keine Ruhe. Dennoch schlüpfte er in seine Schuhe welche neben dem Bett standen und nahm die Jacke die daneben lag und zog sie über. Derjenige der seinen Oberkörper verbunden hatte, hatten ihm auch eines seiner weiten Shirts und bequemeren Hosen angezogen. Es waren nicht seine besten Kleidungstücke, aber für den Moment war es egal. Wichtig war nur dass er Seiichi erklären konnte, warum er so gehandelt hatte. Verzweifelt klammerte er sich an die Hoffnung alles regeln zu können und vielleicht sogar weiterhin in dem Club arbeiten zu können. Wenn auch nur als Barkeeper, das war ihm vollkommen egal. Hauptsache er durfte noch ein paar Wochen dort arbeiten. Seiichi musste ihm verzeihen, ihn verstehen. Ohne weiter darüber nachzudenken ging Tai aus seiner Wohnungstür und verschloss diese vorsorglich. Der Schwindel zwang ihn, sich an die Wand zu lehnen, doch schon nach Kurzem ging er langsam an selbige gestützt weiter. Sein Ziel war der Club und er konnte nur hoffen, dass der Ältere auch wirklich dort anzutreffen war… Kapitel 26: ------------ Aufgeregt schritt Yamato auf das Gebäude zu, in dem die Wohnung seines Freundes lag. Er hatte sich wirklich sehr beeilt und nur das nötigste eingepackt. Die paar Klamotten in seinem Rucksack reichten ihm alle mal. Geduscht war er auch und er hatte sogar eine Kleinigkeit gegessen. Der versprochene Anruf bei Joe war auch erledigt. Jetzt konnte er sich erst mal wieder um Taichi kümmern. Hoffentlich schlief der Braunhaarige noch! Yamato wäre gerne da wenn der andere aufwachte. Zielstrebig öffnete er die alte Eingangstür und schloss sie nach sich wieder. Kaum dass er die ersten Treppenstufen erreichte, hörte er langsame Schritte über ihn erklingen. Unsicher blieb er einen Moment stehen und lauschte, bisher war ihm hier noch niemand begegnet und war sich nicht mal sicher, ob überhaupt noch viele hier wohnten. Kurz zögerte er, wollte niemandes Fremden begegnen, doch dann schob der den Gedanken beiseite. Er wollte zu Taichi und wer auch immer die Treppen dort runter lief, würde ihn schon hoffentlich in Ruhe lassen. Schnellen Schrittes ging Matt die Treppenstufen hinauf, kam den Schritten immer näher. Gerade als er im ersten Stock um die Ecke ging, sah er den Verursacher des Geräuschs. Sofort stockte ihm der Atem und er hielt erschrocken inne. Mit diesem Anblick hatte er nun wahrlich nicht gerechnet. Es war niemand anderes, als Taichi welcher da gerade die Treppen hinunter ging, wobei sein Körper ihm offensichtlich Schwierigkeiten bereitete. Der Braunhaarige ging recht langsam, sich mit einer Hand an der Wand abstützend und Blick auf den Boden gewandt. „Taichi, was machst du denn?“, rief Yamato erschrocken und eilte an Tais Seite. Dieser zuckte erschrocken zusammen, da er ihn vorher noch nicht bemerkt hatte. Doch als er ihn erkannte, stieß er seine Hand mit der Matt ihn hatte stützen wollen sogleich von sich. Besorgt musterte Yamato sein Gegenüber. Irgendwas schien Tai schwer aus der Fassung gebracht haben, so verweint und aufgelöst wie er wirkte. Für einen Moment bekam er Angst, dass Tai in seiner Abwesenheit etwas zugestoßen war, doch konnte er keine neuen Verletzungen ausfindig machen. „Lass mich bloß in Ruhe“, fauchte Taichi, schob Yamato endgültig von sich und ging vorsichtig weiter. Verdattert starrte dieser seinen Freund an, ehe er sich ihm kopfschüttelnd in den Weg stellte. „Was soll das, Taichi? Wo willst du in deinem Zustand hin? Du kannst ja kaum laufen“, fragte Matt aufgebracht und packte den Braunhaarigen sanft an der Schulter um ihn zu stoppen. „Das… geht dich nichts an“, erwiderte der Braunhaarige schlicht und versuchte ihn erneut von sich zu stoßen. Irritiert beobachtete der Blonde das seltsame Verhalten seines Freundes. Er verstand es nicht, was war geschehen? Vorhin war Taichi normal gewesen und jetzt… „Jetzt warte doch mal, was soll denn das? Bleib doch mal stehen. Ich will dir nur helfen“, entgegnete Matt empört und stellte sich dem anderen wieder in den Weg. „Danke, du hast mir genug geholfen“. Irritiert blinzelte Yamato, bei der besonderen Betonung des Wortes helfen. Irgendwas lief hier doch eindeutig schief! Hatte er doch immer alles in seiner Macht stehende getan um Tai zu helfen. „Rede bitte Klartext“ „Du hast Seiichi gesagt das ich Minderjährig bin“, sagte Taichi leise, lehnte sich vorsichtig an die Wand und sah Yamato wütend an. Die Tränen schienen langsam zu versiegen und der Wut Platz zu machen. Schuldig stöhnte Yamato auf und schloss für einen Moment die Augen. Er hatte doch geahnt dass es ein Fehler war, dem Älteren die Wahrheit zu sagen. Er hätte einfach nachdenken sollen, bevor er es getan hatte. Ihm war schon klar, dass es Taichi wahrscheinlich nicht gefallen würde, aber dass so etwas passieren würde. Wo war Seiichi überhaupt? Matt konnte sich nicht vorstellen dass er Tai hier einfach durch die Gegend laufen lassen würde. War er gegangen? Das konnte doch gar nicht sein! Er wollte doch auf den Braunhaarigen aufpassen… Wut keimte in Yamato auf, bei dem Leichtsinn des Älteren. Tai sollte verdammt nochmal im Bett liegen und nicht hier im Gang herum laufen, nach… naja wo wollte er überhaupt hin? „Willst du gar nichts dazu sagen?“, wollte Tai wissen. „Tai, ich… es war keine Absicht“, antwortete Yamato ehrlich. „Ich hab einfach nicht nachgedacht, es tut mir Leid“ „Weißt du was du damit angerichtet hast? Ich bin meinen Job los und Seiichi fühlt sich total hintergangen, verdammt“, rief Tai verzweifelt. „Es tut mir Leid“, entgegnete Yamato leise. Schuldgefühle machten sich in ihm breit, er wünschte sich seinen Fehler rückgängig. Er wollte doch helfen und nicht alles schlimmer machen… Auch wenn ein kleiner aber auch egoistische Teil froh war, das Taichi damit auch keine Möglichkeit mehr hatte, sich zu verkaufen. Vielleicht… Schnell verwarf Matt diesen Gedanken und sah sein Gegenüber bittend an. „Ich wollte dir nicht schaden, ganz bestimmt nicht. Es tut mir wirklich leid, wenn ich es rückgängig machen könnte, dann…“ „Das hilft mir jetzt auch nichts“, murmelte Tai und wandte den Blick gen Boden. Die Wut wich aus seinen Gesicht und machte der Verzweiflung Platz. „Komm, lass uns nach oben gehen. Du musst dich ausruhen“, sprach Yamato leise. Sofort schüttelte Taichi den Kopf. „Nein, ich muss zu Seiichi“ „Tai du bist verletzt, du musst dich ausruhen“, erwiderte Matt ernst. In diesem Zustand sollte Tai sich wirklich nicht bewegen, er musste sich doch ausruhen. „Das muss warten, ich muss jetzt zu Seiichi“, entgegnete der Braunhaarige leise. Frustriert stöhnte der Blonde auf und angelte sein Handy aus seiner Hosentasche. Seiichi Nummer hatte er vorhin schnell abgespeichert und eben diese wählte er nun. Stumm hielt er das Gerät an sein Ohr und lauschte dem Tuten. Er konnte nur hoffen dass der Ältere abnahm und er ihn dazu bewegen konnte wieder zurück zu kommen. Doch sein Hoffen war vergebens, denn schon nach wenigen Sekunden ertönte das Belegtzeichen. „Weggedrückt“, murmelte Yamato empört. „Seiichi hat mich einfach weg gedrückt“ Gerade als er die Nummer nochmals wählen wollte, schob der Braunhaarige seine Hand von sich und setzte sich erneut in Bewegung. „Jetzt warte doch, Tai. Seiichi soll einfach hierher kommen“, rief Matt ihm nach und holte ihn wieder ein. „Er wird nicht kommen“, murmelte Taichi und seufzte gequält. Eine Hand legte sich auf seine Stirn und für einen Moment schloss er die Augen. Es war offensichtlich dass es ihm nicht gut ging. Trotzdem ging er schon nach wenigen Sekunden weiter. „Ich gehe jetzt in den Club, entweder bleibst du hier oder gehst mit“ Genervt knurrte Matt und kniff die Augen zusammen. Dann nahm er Tais freie Hand und legte sie sich um die Schulter, um diesen so zu stützen. „Dann tu wenigstens langsam“ ~~~~~~~~~~~ Erleichtert atmete Tai auf, als er das Haus in dem sich der Club befand in der Ferne erblickte. Er war froh dass Yamato sich dazu entschlossen hatte, ihn zu begleiten. Ohne ihn hätte er für den Weg ewig gebraucht, es war doch anstrengender als er dachte. Und sein Rücken machte ihn wirklich wahnsinnig! Trotzdem war es für ihn die richtige Entscheidung hierher zu kommen, er musste einfach mit Seiichi reden. Auf Matt war er auch noch stinksauer wegen der Sache, auch wenn sich dieser mehrmals bei ihm entschuldigt hatte. Doch richtig böse sein konnte er ihm auch nicht, so viel wie sein Freund ihm in der letzten Zeit geholfen hatte. Im Moment war es ihm einfach alles zu viel. Erst musste das mit Seiichi irgendwie geklärt werden und dann musste er weiter sehen. „Da sind wir“, murmelte Yamato neben ihm leise, als sie endlich vor dem Eingang standen. Stumm nickte Taichi und ließ sich von dem anderen bis zur Tür stützen, bevor er seinen Arm von den schmalen Schultern zog. Er wollte nicht unbedingt Aufmerksamkeit auf sich ziehen, daher öffnete er die Tür und ging alleine hinein. Er spürte wie Matt ihm folgte, konzentrierte sich dann aber auf den Weg. Seine Beine fühlten sich etwas wackelig an, sein Körper sehnte sich nach Ruhe. Zielstrebig ging er an die Bar, hinter der der Schwarzhaarige bereits alles herrichtete. „Akira“ „Hey Taichi…“, begann der Schwarzhaarige fröhlich und hielt erschrocken inne, als sein Blick den Braunhaarigen streifte. „…was ist denn mit dir passiert?“ „Erzähl ich dir ein anderes Mal“, winkte Taichi ab und zwang sich zu einem kleinen Lächeln. „Ist Seiichi hier?“ „Im Büro“, antwortete Akira besorgt. Tai nickte dankend und wandte sich um. Er war froh dass er Recht hatte und Seiichi wirklich hier war. So ganz sicher war er sich dessen nicht gewesen. Langsam ging Taichi auf die Tür zu und trat in den dahinterliegenden Gang, dicht gefolgt von Yamato. Tief atmete er ein und ging zögernd weiter, jetzt wo er fast angekommen war, bekam er Zweifel. Was sollte er sagen? Wie konnte er sein Verhalten rechtfertigen? Ein Teil von ihm wollte wieder gehen und der unangenehmen Situation entfliehen, doch dafür war es nun zu spät. Außerdem schuldete er es Seiichi einfach. Ohne weiter darüber nachzudenken klopfte er an die Bürotür und atmete erleichtert auf, als Seiichis dumpfe Stimme ihn herein bat. Vorsichtig öffnete er die Tür und trat ein, sofort begegnete er Seiichis überraschtem Blick. Doch kaum dass Matt die Tür hinter ihnen geschlossen hatte, schaute Seiichi die beiden wütend an. „Du solltest im Bett sein“, sagte er Tai gewandt. „Und du sollst ihn hier nicht rumlaufen lassen, sondern darauf achten dass er sich schont“ „Was soll ich denn machen wenn er unbedingt zu dir will? Warum bist du überhaupt abgehauen und hast ihn alleine gelassen“, antwortete Yamato empört und auch wenig wütend. Genervt schüttelte der Ältere den Kopf, erhob sich und nahm seine Schlüssel vom Schreibtisch. „Ich fahre euch jetzt zurück“, sagte er schlicht. „Nein, ich bleibe“, entgegnete Tai sofort und setzte sich demonstrativ auf einen der Stühle. Nervös beobachtete er den Älteren, so wie jetzt kannte er ihn gar nicht. Seiichi war immer nett und freundlich gewesen, doch nun war da nur eisige Kälte. „Tai, lass das. Steh auf“, murmelte der Ältere genervt. „Nein, erst wenn du mich erklären lässt“ „Erklären? Es gibt nichts zu erklären! Die Wohnung kannst du noch haben solange du nicht gesund bist. Die Kosten übernehme ich und deinen restlichen Lohn und deine Sachen aus dem Spind bringe ich die Tage vorbei und damit war es das“, sprach Seiichi ruhig und ernst. Taichi schluckte schwer und schloss einen Moment die Augen, nachdem die harten Worte gehört hatte. Es tat weh und machte ihm Angst, aber verwundern tat es ihn nicht. Was sollte er auch anderes erwarten? Aber so schnell aufgeben wollte er nun auch nicht. „Lass mich es bitte erklären“, bat Taichi flehend. „Taichi, das ist vergeudete Zeit, es ändert nichts“, erwiderte der Ältere kopfschüttelnd. „Bitte, ich brauchte damals einfach einen Job“ „Schon klar, da dachtest du dir, ich mache mich einfach mal älter“ „Hättest du mich sonst eingestellt?“, fragte Taichi verzweifelt. „Nein“, antwortete Seiichi ernst. „Dieser Club ist nicht nur einfach eine Diskothek, dass weißt du genau. Minderjährige haben hier einfach nichts zu suchen“ „Der Club war meine ein zigste Chance, ich war verzweifelt“, erwiderte Tai verzweifelt. Verstand Seiichi ihn wirklich kein bisschen? „Du hättest zu mir kommen können oder einfach nicht wieder weg laufen“, mischte Yamato sich plötzlich in das Gespräch mit ein. Tai schüttelte seufzend den Kopf. „Ich kann nicht nach Hause und je weniger ich mit Leuten in Kontakt komme, die mich kennen desto besser“, sagte Taichi ruhig. Ein wenig fühlte er sich in die Ecke gedrängt und überfordert. Wie sollte er Seiichi nur begreiflich machen, dass es damals für ihn um alles ging, wenn Yamato sich jetzt auch noch mit einmischte. „Du musst dir helfen lassen, Taichi. So geht es doch nicht mehr weiter, es kann nicht sein dass deine Probleme unlösbar sind“, entgegnete Matt ernst. „Matt, das hatten wir schon, bitte nicht jetzt“, bat Taichi leise. Dieses leidige Thema, er konnte es nicht mehr hören. Im Moment hatte er wirklich andere Probleme. „Seiichi, bitte gib mir noch eine Chance“, sprach Taichi den Älteren an, doch dieser schüttelte den Kopf. „In ein paar Wochen werde ich Achtzehn, bis dahin könnte ich doch einfach hinter der Bar arbeiten“ „Vergiss es Taichi. Es geht nicht nur darum, dass du Minderjährig bist. Sondern auch das du mich angelogen hast. Ich kann dir nicht mehr trauen, ich weiß nicht einmal mehr wer du bist. Ist dein Name überhaupt Nakamura? Wo sind deine Eltern?“, fragte der Ältere ernst. Frustriert stöhnte Taichi auf und schüttelte den Kopf. Ein wenig bereute er seine Entscheidung hierhergekommen zu sein, er hätte es einfach auf sich beruhen lassen sollen. Vielleicht wäre es besser gewesen wenn er noch ein paar Tage gewartet hätte. Dann wäre Seiichi eventuell weniger wütend gewesen und er hätte Zeit gehabt über seine Antworten nachzudenken, welche er im Moment nicht hatte. Erst recht nicht wenn Yamato mit im selben Raum war. „Ich…“, begann Taichi zögernd, hielt dann aber doch wieder inne. Was sollte er auch sagen? „Lass mich raten, dir fallen keine passenden Lügen ein. Wahrscheinlich wäre es das Beste wenn ich einfach zur Polizei gehe. Ich denke mal du bist von irgendwo abgehauen. Diese Sache mit dem verfolgt werden, ich weiß einfach nicht was ich dir glauben soll. Also sollen die das regeln“, sagte Seiichi nachdenklich. Entsetzt starrte Taichi den Älteren an, ehe sein Blick flehend zu Yamato glitt, welcher ebenso erschrocken drein sah. „Bitte keine Polizei“, bat der Braunhaarige stockend. „Dann nenne mir bitte einen Grund warum ich das nicht tun soll. Sag einfach die Wahrheit, keine Lügen mehr“, forderte der Ältere kühl. Stumm sah Taichi den Braunhaarigen an, sein Herz raste, ebenso wie seine Gedanken. Ratlos was er jetzt tun sollte, überlegte er fieberhaft. Sollte Seiichi zur Polizei gehen, musste er sofort Untertauchen aber wie? Im Moment war er nicht einmal in der Lage alleine die Strecke von seiner Wohnung zum Club zurück zu legen. Wie sollte er dann abhauen und vor allem wohin? Dann war da noch Yamato, welcher ihn sicher nicht einfach so gehen lassen würde. Mit einem Mal fühlte Tai sich in die Ecke gedrängt. Zögernd sah er zwischen den Zweien hin und her, ehe er resigniert nickte. „Okay, ich sage euch die Wahrheit“, sagte Tai zögernd. Teilweise zumindest… „Schön, dann lass hören“, sagte Seiichi stirnrunzelnd und setzte sich wieder auf seinen Stuhl. Yamato setzte sich ebenfalls auf einen freien Platz und schaute Tai aufmerksam an. Dieser atmete tief durch und biss sich auf die Unterlippe. Er war nervös ohne Ende, keine Frage. Kapitel 27: ------------ „Zuerst einmal, mein Name ist Taichi Yagami“, begann Tai ruhig. Fragend sah Seiichi zu Matt, welcher sofort zustimmend nickte. „Weiter“, murmelte Seiichi seufzend. „Nach dem Tod meiner Mutter vor über zwei Jahren bin ich überstürzt von zu Hause abgehauen“, fing Taichi zögernd an. „Auch das stimmt“, murmelte Yamato bedrückt zu dem Älteren. „Es war damals ein Fehler, ich weiß. Aber wahrscheinlich wäre ich schon ein paar Tage später wieder nach Hause gegangen, aber dann bin ich diesen Leuten begegnet“ „Leuten?“, fragte Seiichi stirnrunzelnd. „Menschen die mich aufgenommen haben, als ich nicht wusste wohin. Ich blieb eine Weile, half wie jeder andere mit. Doch nach ein paar Monaten bekam ich Heimweh, daher beschloss ich nach Hause zu gehen“, erklärte Taichi nervös. Sein Herz schlug ihm bis zum Hals, er hoffte dass die beiden diese Lüge schlucken würden. Denn im Moment fiel ihm einfach nichts Besseres ein. „Als ich ihnen sagte dass ich gehen wollte, stellte sich heraus das diese Leute nicht so gut waren wie dachte. Sie ließen nicht zu, dass ich ging. Sperrten mich ein, überwachten mich jede freie Minute. Es war beinahe unmöglich zu entkommen, bis vor ein paar Monaten als meine Aufpasser unaufmerksam waren. Ich habe die Chance genutzt und bin abgehauen. Aber die verfolgen mich, wissen wer meine Familie ist, wo ich wohne und deshalb kann ich nicht nach Hause zurück. Es geht nicht, diese Leute sind gefährlich“ „Das ist es? Dein Geheimnis?“, murmelte Matt. Nachdenklich schaute Yamato zu dem Braunhaarigen und dachte über das Gesagte nach. Das alles war etwas vage und nur eine extrem kurze Geschichte. Er wusste nicht was, aber irgendetwas daran störte ihn. Taichis Nervosität bestärkte dieses Gefühl nur, lag es wirklich daran das er Angst hatte? Aber diese Geschichte hätte er ihm doch von vornherein sagen können. Immerhin wusste er immer noch nicht, wer Tais Verfolger waren. Und warum hatten sie ein solches Interesse an Taichi? „Tut mir Leid, wer sind diese Leute und was wollen die von dir? Das alles klingt recht fadenscheinig“, sagte Seiichi misstrauisch und sprach damit aus, was Matt dachte. „Ich will euch nicht in Gefahr bringen, in dem ich euch die Namen verrate. Es ist schon schlimm genug dass sie mir das Leben zur Hölle machen“, widersprach Taichi bittend. Nervös biss er sich auf die Unterlippe, er merkte deutlich das Misstrauen der anderen und es machte ihm Angst. Irgendwie musste er sie von der Wahrheit dieser Lüge überzeugen! Er konnte ihnen doch nicht sagen was wirklich los war… „So? Dann waren die es die dich überfallen haben? Wieso haben sie dich dann zurück gelassen?“, wollte der Ältere wissen. „Nein, ich kannte die Leute nicht, die das waren. Sie wollten einfach nur Geld“, antwortete Taichi unruhig. „Geld?“ „Ja, Geld. Ich war so dumm und wollte es ihnen nicht geben“, erwiderte Tai aufgebracht. Der Blick mit dem Seiichi ihn musterte machte ihm Angst. Er konnte förmlich sehen, dass er ihm kein einziges Wort glaubte. Verdammt… „Schon komisch, als ich dem Doktor geholfen habe sind dir ein paar Yen aus der Hosentasche gefallen“ „Ja und, die haben sie eben übersehen. Sie haben mir meinen Geldbeutel geklaut“ „Ach? Den kleinen grauen der auf deinem Küchentisch liegt? Interessant“, entgegnete der Ältere belustigt und funkelte den Braunhaarigen wütend an. Stumm sah Taichi zu Seiichi, öffnete den Mund und schloss ihn wieder. Bittere Gewissheit sickerte in sein Innerstes. Er wusste dass man ihm nicht glaubte. Verzweiflung machte sich in ihm breit, trieben ihm beinahe die Tränen in die Augen. Ein Blick zu Yamato verriet ihm dass dieser ihm ebenso wenig zu glauben schien. Und jetzt? War es das? Wie sollte er hier wieder raus kommen? „Schön sehen wir mal darüber hinweg dass du uns andauernd anlügst. Dann lass uns zur Polizei gehen und du sagst denen die ganze Wahrheit. Die kennen sich mit Verbrechern aus und wissen wie sie dir helfen können“, sprach Seiichi nach ein paar Minuten des Schweigens. „Das geht nicht weil Leute von denen dort arbeiten“, erwiderte Tai leise. „Okay, dann fahren wir zu einer anderen Wache. Tokio hat schließlich nicht nur eine und du willst mir doch nicht sagen, dass sie in jeder Wache ihre Leute haben?“ Resignierend schüttelte Tai den Kopf, war zu keiner Antwort fähig, denn er wusste nicht was seine Lügen glaubhafter machen könnte. Er hatte verloren, musste gehen. Jetzt. Sofort. Doch wie? Er war zu schwach, sein Körper war total erledigt von dem kurzen Weg. Davonlaufen konnte er niemandem mehr. Was nun? Keine Ahnung. Vorbei. Es war alles vorbei. „Tai, sag doch bitte die Wahrheit“, flehte Yamato und sah ihn bittend an. „Lass es gut sein, Kleiner. Er wird es uns nichts sagen, das Beste ist wenn wir ihn einfach zur Polizei bringen“, sagte Seiichi ruhig und seufzte. „Aber was ist mit den Leuten die ihn verfolgen?“, fragte Matt, ehe Tai auch nur den Mund aufmachen konnte. „Glaubst du ihm das? Ich denke das war alles gelogen, weil er einfach nicht nach Hause will. Den Grund mag ich zwar nicht zu kennen, aber etwas anderes kann ich mir einfach nicht mehr vorstellen“ „Ich kann nicht nach Hause“, murmelte Taichi und schloss die Augen. „Lass es gut sein, Taichi“, rief Seiichi augenverdrehend. „Nein, ich kann nicht nach Hause“, behaarte Tai verzweifelt und biss sich auf die Unterlippe. Panik machte sich in ihm breit, er dachte daran wie es wäre wenn die Polizei ihn zurück zu seinem Vater bringen würde. Wie seine Strafe dann ausfiel… Nein, das durfte nicht sein. Er konnte nicht zurück, nicht jetzt. Nicht nachdem er seinen Vater endlich losgeworden war. Es schien ausweglos, ihm fiel nichts mehr ein außer… „Ich bin nicht weggelaufen“, sagte Taichi leise und sah Yamato unsicher an. „Bitte? Natürlich, was soll denn das jetzt Tai“, entgegnete dieser stirnrunzelnd. „Ich bin nicht weggelaufen“ „Sondern?“, fragte Seiichi kopfschüttelnd. „Mein Vater hat mich eingesperrt“, antwortete Tai ernst. „Bitte was?“, sagte Yamato erschrocken. „Weswegen hätte der das tun sollen?“, rief Seiichi dazwischen. „Weil…“, begann Taichi zögernd, ließ aber dann doch wieder sein. Sollte er wirklich weiter reden? Ihnen sagen was er getan hatte? Was sein Vater getan hatte? Durfte er das überhaupt? „Ich wusste es, schon wieder eine Lüge“, sagte der Ältere spöttisch. „Tai, was soll das Ganze“, murmelte Yamato kopfschüttelnd und blickte ihn enttäuscht an. „Er hat mich eingesperrt, weil ich Schuld am Tod meiner Mutter bin“, rief der Braunhaarige aufgebracht und schloss die Augen. Sein Herz zitterte vor Aufregung und er wünschte sich weit weg von hier. Das war etwas was er eigentlich nie jemanden sagen wollte. Er wollte nicht über Sie reden und über seine Schuld. Keiner sollte erfahren was er seiner Familie angetan hatte. Es war eine Verzweiflungstat, es doch zu tun. „Wieso solltest du Schuld am Tod deiner Mutter haben?“, fragte Yamato leise. Er war verwirrt von den ganzen Lügen die er gerade gehört hatte, hielt auch diese wieder für eine. Aber warum sollte Taichi sich das ausdenken, was bezweckte er damit? Früher hatte der Braunhaarige ihn nie angelogen, sie waren immer ehrlich zueinander gewesen. Doch jetzt? Sollte er diese Geschichte wirklich glauben? Stumm musterte er den Braunhaarigen, sah dessen Zittern und die Angst in seinen Augen. Doch da war auch noch etwas anderes… Schmerz. Konnte es wirklich sein? Matt musste an Kari denken, die immer so seltsam auf den Namen ihres Bruders reagierte. An das Aufeinandertreffen der Geschwister und Tais panischer Angst davor, dass man seiner Familie verriet wo er war. Er konnte es nicht leugnen, passte das alles zu Tais Aussagen, aber… Wieso sollte Tai Schuld am Tod seiner Mutter haben? Das konnte er sich keinesfalls erklären, der Braunhaarige hatte sie doch geliebt. Sie war eine so herzliche und liebevolle Mutter gewesen. Taichi hatte sich nie mit ihr gestritten oder aber über sie beschwert. Das ging einfach nicht in seinen Kopf, dass Tai etwas mit ihrem Tod zu tun haben sollte. Es war doch ein Unfall gewesen. War es doch eine Lüge? Wieder etwas womit der Braunhaarige sich einfach aus dieser Situation retten wollte? „Es ist meine Schuld“, antwortete Taichi leise und schloss die Augen. Ein Zittern ging durch seinen Körper, es tat weh nur an Sie zu denken. „Deine Geschichten werden immer unglaubwürdiger und du denkst anscheinend wirklich, dass wir sie dir glauben werden“, sprach Seiichi genervt. Man merkte deutlich dass er ihm kein Stück glaubte. Er war immer noch ziemlich wütend, alleine der Blick mit dem er Tai fixierte, zeigte es diesem überdeutlich. Verzweifelt schüttelte Taichi den Kopf und atmete tief durch. „Es ist aber die Wahrheit, du wolltest sie hören und hier ist sie“, erwiderte er mit zitternder Stimme. „Ach komm, dein eigener Vater hat dich eingesperrt weil du deine Mutter umgebracht hast? Ich bitte dich, das muss sich doch in deinen eigenen Ohren schon unglaubwürdig anhören“, erwiderte Seiichi schnaufend. „Es ist aber die Wahrheit“, rief Taichi und stand auf. Kurz wurde ihm schwindelig bei der ruckartigen Bewegung aber er ignorierte es einfach. „Glaubst du ihm?“, fragte der Ältere an Yamato gewandt, welcher unsicher zwischen den beiden hin und her schaute. „Ich weiß es nicht“, antwortete er unsicher. Verzweifelt sah Taichi ihn an ehe er sich kopfschüttelnd abwandte. Er war am Ende, wusste nicht mehr was er tun sollte. Sagte er die Wahrheit glaubte man ihm nicht, log er glaubte man ihm auch nicht. Egal was er tat, er hatte einfach verloren. Seiichi würde mit ihm zur Polizei gehen und dann würde er wieder vor seinem Vater stehen… Ruckartig wandte Tai sich ab und ballte die Hände zu Fäusten. Ihm wurde klar, dass er etwas tun musste wenn er hier raus wollte. „Es ist mir egal ob ihr mir glaubt. Lasst mich einfach in Ruhe“, sprach er leise und rannte los. Seine Beine fühlten sich schwer an und drohten nach wenigen Schritten einzuknicken, doch er schaffte es sich auf ihnen zu halten. Das unangenehme Pochen in seinem Kopf verstärkte sich mit jedem Schritt, aber er versuchte es zu ignorieren. Tränen liefen über seine Wangen, zeugten von der Verzweiflung die in ihm wohnte. Akira rief seinen Namen, als er an der Bar vorbeilief aber er ignorierte es. Sein Weg führte ihn aus dem Club und einfach weg. Nach Hause schaffte er es nicht, er konnte seine Habseligkeiten nicht schnell genug da raus holen. Wäre er gesund vielleicht, aber so? Er musste alles aufgeben wenn er der Polizei entkommen wollte. Weder Seiichi und Yamato durften ihn je wieder finden. Wieder knickten seine Beine ein, ließen ihn kurz taumeln. Gequält stöhnte Taichi auf und lief einfach weiter. Sein Körper schmerzte und schrie nach einer Pause. Er musste einen Ort finden, an dem er ein paar Stunden ruhen konnte. Aber als seine Beine das nächste Mal nachgaben konnte er sich nicht mehr halten. Unsanft fiel einfach auf den harten Beton und spürte ein Brennen in den Handflächen. Stöhnend rappelte Tai sich auf und blinzelte die Tränen weg, welche seine Sicht verschwommen. Hektisch versuchte er erneut aufzustehen, doch das Pochen in seinem Kopf wurde unerträglich. Eine Stimme rief seinen Namen und dann war alles dunkel. ~~~~~~~~~ Schweigend saß Yamato neben Seiichi auf einem der Stühle und starrte zu dem Bett in dem Tai wieder lag. Der Braunhaarige war noch nicht wieder aufgewacht, seitdem er zusammengebrochen war. Er hatte seinem Körper viel zu viel zugemutet, als er einfach kopflos losgerannt war. Schuldgefühle überkamen ihn bei dem Gedanken daran, er hätte ihn einfach aufhalten sollen. Aber auf so eine Reaktion war er einfach nicht gefasst gewesen, ebenso wenig wie Seiichi. Sie waren beide hinter Tai her gerannt und hatten ihn dann eingeholt, als dieser bewusstlos zu Boden gegangen war. Der Ältere war zwar immer noch stinksauer gewesen und hatte Matt harsch aufgefordert hier zu bleiben. Erst dachte er dass Seiichi die Polizei oder den Krankenwagen rufen wollte, doch stattdessen kam er mit seinem eigenen Auto. Sie fuhren Tai zu sich nach Hause und schafften ihn zurück ins Bett. Seitdem warteten sie darauf, dass dieser wieder aufwachte. „Glaubst du ihm diese Geschichte?“, fragte Seiichi und sprach das erste Mal seit sie hier waren. Er schien ruhiger, nicht mehr ganz so wütend, eher nachdenklich. Unsicher zuckte Matt mit den Schultern, er hatte keine Ahnung was er glauben sollte. Er ging Tais Worte immer und immer wieder in seinem Kopf durch. Es war einfach schwer zu glauben…. „Ich weiß nicht“, sagte Yamato zögernd. „Seine Mutter kam damals bei einem Unfall ums Leben, Tai war total fertig deswegen. Ich kann mir einfach nicht vorstellen dass er ihr etwas antun wollte. Er hat sie sehr geliebt“ „Und dass sein Vater ihn eingesperrt haben soll?“ „Keine Ahnung, sein Vater war immer streng, aber sowas? Vor allem wo soll er ihn den eingesperrt haben? Tai hat eine Schwester und so nah wie sich die beiden immer gestanden haben, würde sie das nicht zulassen. Aber andererseits war sie in der letzten Zeit immer sehr merkwürdig, wenn der Name ihres Bruders fiel“, erklärte Matt langsam. „Tja, das alles klingt irgendwie nicht glaubwürdig. Ich weiß nicht ob ich ihm diese Geschichte abkaufen soll“, meinte Seiichi ehrlich und schüttelte den Kopf. Er sah müde aus und schien mit der Situation überfordert, aber Matt ging es da nicht anders. „Früher hätte ich auch nie geglaubt dass Tai von zu Hause weglaufen würde. Ich konnte es nicht glauben, als man es mir damals sagte. Keine Ahnung, vielleicht sollten wir ihm einfach nochmal zu hören. Wer weiß ob es nicht vielleicht doch wahr ist. Wir leben in einer Welt in der ständig schlimme Dinge geschehen“, meinte Yamato nachdenklich. „Für einen Moment hatte ich vorhin überlegt die Polizei zu rufen, vielleicht hätte ich das einfach tun sollen. Ich weiß nicht was richtig oder falsch ist. Ihr seid beide Minderjährig, ich bin sauer auf Taichi wegen dieser Lüge. Aber ich mag ihn und vielleicht ist genau das mein Problem“, meinte Seiichi nachdenklich und seufzte tief. „Ich weiß nicht, irgendetwas stimmt nicht. Tai hat vor jemandem Angst, das habe ich jetzt schon ein paar Mal mitbekommen und das glaube ich ihm auch. Wenn wir jetzt zur Polizei gehen, spielen wir damit den Leuten in die Hände, die ihn finden wollen. Sollte sich aber nach dem Gespräch herausstellen dass er gelogen hat…“, schlug Yamato vor. „Na gut“, murmelte Seiichi stirnrunzelnd. „Eine Chance hat er noch“ „Danke“, antwortete Matt dankbar. Er war froh den Älteren überzeugen zu können, denn er wollte Tai noch einmal die Möglichkeit geben, ihnen zu sagen was vorgefallen war. Vielleicht war es Wirklichkeit und Tais Vater war für sein Verschwinden verantwortlich. So unglaublich es klang, so schrecklich die Bedeutung, würde er ihm helfen. Falls sie merkten dass er wieder nur log, wollte Yamato mit Seiichi gemeinsam zur Polizei gehen. „Eine Frage“. Fragend schaute Matt zu dem Braunhaarigen. „Du bist aber nicht auch von Hause abgehauen, oder?“ „Ich wohne mit meinen Vater zusammen und der ist auf Geschäftsreise. Er denkt ich übernachte bei Freunden. Also nein, ich bin nicht von Zuhause weggelaufen“, sagte Yamato schmunzelnd. Kapitel 28: ------------ Stöhnend griff Taichi sich an den Kopf, als er einen dumpf pochenden Schmerz spürte. Verwirrt öffnete er die Augen und sah sich um, sein Blick fiel auf die beiden Personen die am Tisch saßen. Plötzlich kehrten mit einem Mal seine Erinnerungen zurück, ließen ihn ruckartig nach oben schnellen. Sein Körper protestierte bei der heftigen Bewegung und die Umgebung verschwamm für einen Moment. „Tai“, rief Yamato erfreut und kam direkt auf ihn zu. Dieser schaute sich verwirrt um, ehe er stirnrunzelnd zu seinem Freund sah, welcher inzwischen direkt vor ihm stand. Er war wieder zu Hause? Aber… Seiichi, die Polizei? Dass sie ihm nachgelaufen waren wunderte ihn jetzt nicht wirklich, aber warum war er hier und nicht in einem Krankenhaus, an dessen Bett schon ein Polizist stand? „Wieso?“, fragte er leise. „Wieso du nicht von einem Polizisten begrüßt wirst? Weil wir beschlossen haben dir noch eine Chance zu geben, endlich die Wahrheit zu sagen“, entgegnete Seiichi und stand ebenfalls auf. Er nahm eine Flasche Wasser vom Tisch und füllte etwas von dem Inhalt in ein Glas. Dieses reichte er dann Taichi, ehe er ihn aufmerksam musterte. „Du solltest dich dann wieder hinlegen, solche Aktionen wie weglaufen sind wirklich überflüssig. Du siehst miserabel aus“ Dankend nickte Taichi und nahm das Glas entgegen, trank es gierig aus ehe er es dem Braunhaarigen zurück gab und sich wieder vorsichtig hinlegte. Seiichi wirkte deutlich weniger wütend als zuvor, dennoch war er mehr als nervös. Für ein weiteres Gespräch hatte er eigentlich keinen Nerv. Taichi wollte nicht mehr, wünschte sich Ruhe, doch wusste er auch, dass er dankbar sein musste, dass die beiden ihn nach Hause gebracht hatten und ihm diese Chance einräumten. „Ich habe die Wahrheit gesagt, aber es macht keinen Sinn, wenn ihr mir nicht glaubt“, antwortete Tai schlicht. Denn wenn die zwei ihm weiterhin nicht glaubten, war die Sache von vorneherein sinnlos. „Deswegen werden wir dir dieses Mal zuhören, aber du musst ehrlich zu uns sein, bitte, Taichi“, sagte Yamato ruhig. Tai nickte leicht und atmete tief durch, er war sich der Richtigkeit dessen was er hier tat nicht sicher. Aber eine andere Wahl hatte er eh nicht mehr, also musste er da durch. Kurz wartete er ab bis Seiichi zwei Stühle ans Bett geholt hatte und die beiden sich setzten. Müde fuhr Tai sich durchs Haar und schloss einen Moment die Augen, er hatte zwar keine Ahnung wie lange er geschlafen hatte. Aber richtig erholt fühlte er sich nicht, eher wie von einem Lastwagen überfahren. Zwar war ihm nicht mehr ganz so schwindelig wie vorher, sein Kopf tat aber immer noch weh, ganz zu schweigen von seinem Rücken. Trotzdem war es besser wenn er dieses Gespräch gleich hinter sich brachte, das Warten machte sie alle bloß verrückt. Tai musste jetzt einfach da durch und am besten fing er ganz am Anfang an… „Als meine Mutter gestorben war, waren wir alle total fertig. Kari und ich haben uns gegenseitig getröstet und mein Vater… er war am Ende, heillos überfordert. Ein paar Tage danach musste er nochmal zur Polizei und dort hat er ein paar Dinge erfahren, die einfach alles veränderten…“ Fest hielt Tai den zierlichen Körper seiner kleinen Schwester an sich gedrückt und versuchte sie zu trösten. Immer wieder erbebte sie in seinen Armen und ihr Schluchzen erfühlte den Raum. Verzweifelt versuchte er sie zu beruhigen, ging es ihm aber selbst auch nicht besser. Sie war fort. Für Immer. Wie sollte das gehen, ohne sie? Wie sollten sie jetzt weiter machen? Warum war das passiert… Tränen rannen über sein Gesicht, egal wie sehr er versuchte sie zurückzuhalten, es ging einfach nicht. Der Schmerz war zu groß über diesen Verlust. Taichi war dankbar wenigstens seine Schwester zu haben, denn ohne sie würde er durchdrehen. So hatte er einen Grund, um sich zusammenzureißen. Stark für sie zu sein und sie aufzufangen, das war jetzt wichtig. Plötzlich hörte er ein Geräusch und lauschte, bis er es als die Haustür identifizierte. Ihr Vater kam wohl endlich nach Hause, musste dieser zuvor nochmals zur Polizei. Die Tür öffnete sich und flog sogleich laut ins Schloss. Erschrocken zuckten die Geschwister zusammen und schauten beide in Richtung des Ganges. Keine Sekunde später stand Susumu Yagami im Wohnzimmer und er schien wütend. Richtig wütend, so sehr dass sogar Taichi es sofort mit der Angst bekam. Sein Vater war streng ohne Frage, aber so hatte er ihn noch nie erlebt. Dann fixierten ihn die braunen Augen und der Ältere stürmte los. Erschrocken wich Tai zurück und löste sich von Kari, welche ebenfalls zur Seite rutschte. Es ging so schnell und bevor er reagieren konnte, schlug sein Vater ihn mit der Faust ins Gesicht. Schmerzhaft stöhnte Tai auf und hielt sich die Nase, welche sofort zu bluten begonnen hatte. Angstvoll blickte er seinen Vater an, der ihn grob an der freien Hand packte und vom Sofa zog. Überfordert und verängstigt ließ Taichi es zu und schaute hilflos zu Kari, die dem Geschehen entsetzt zusah. „Papa was machst du denn?“, rief Kari schrill, stand auf und zerrte an ihrem Vater. „Dieser kleine…Kari, lass mich los“, knurrte der Ältere wütend und drückte die Braunhaarige von sich weg. „Papa, was ist den los?“, fragte Taichi ängstlich und versuchte seinen Arm frei zu bekommen. „Was los ist“, brüllte Susumu wütend und zerrte Tai mit sich. Panisch wollte sich dieser losreißen, aber er hatte keine Chance. Seinem Vater war er einfach haushoch unterlegen. Kari versuchte ihm zu helfen, doch es brachte nichts. Die Türe zu seinem Zimmer wurde aufgestoßen und er mit einem unsanften Ruck in selbiges geschleudert. Überrumpelt fiel Tai zu Boden und rappelte sich blitzschnell wieder auf. Sein Vater hielt Hikari mit einer Hand zurück, in der anderen hielt den Türgriff. Voller Abscheu schaute er auf seinen Sohn herab. „Du Missgeburt, wenn ich gewusst hätte, dass du zu sowas fähig bist. Deine eigene Mutter töten und dann hier auf trauriges Kind machen. Damit kommst du nicht durch, das Verspreche ich dir!“, schrie Susumu außer sich vor Wut. Geschockt schauten Taichi und Hikari den Älteren an, dann riss dieser die Tür zu und das letzte was Tai sah war der verängstigte Blick seiner Schwester. Dann hörte er es. Er war eingesperrt…. Kurz hielt Taichi bei der schmerzhaften Erzählung inne, es tat weh nur daran zu denken. Damals hatte er keine Ahnung gehabt warum sein Vater so etwas sagte. Er wusste es doch nicht! „Tai“, hauchte Yamato leise und fuhr sich durch die Haare. Sein Hals fühlte sich trocken an und ihm war schlecht. Er spürte, dass es dieses Mal anders war, die Art wie Tai erzählte… Das konnte keine Lüge sein. Aber es war auch unglaublich und schockierend. Er konnte sich gar nicht vorstellen wie der Braunhaarige sich damals gefühlt haben musste. Fast wollte er nichts mehr hören, hatte Angst was er noch alles erfahren würde, was das alles bedeutete… Auch Seiichi bemühte sich sehr um Fassung, er glaubte Tai ebenfalls und war schockiert von dem was er da hörte. Es klang wie ein Film und dennoch schien es Wirklichkeit zu sein. „Wie kommt dein Vater darauf, dass du deine Mutter umgebracht haben sollst?“, fragte der Ältere. Tief atmete Tai ein und zuckte mit den Achseln. „Die Polizei hat ihm den genauen Hergang gesagt. Ich selbst konnte mich zum damaligen Zeitpunkt nicht erinnern“, erklärte Tai. „Du warst dabei, als…“, fragte Matt zögernd. „Ja, aber ich hab mir den Kopf gestoßen und war ohnmächtig. Daher hatte ich zum dem Zeitpunkt einfach keine Ahnung“ „Aber jetzt erinnerst du dich wieder?“, wollte Seiichi wissen. „Nicht an alles, es ist bruchstückhaft, aber ja, ich weiß es wieder“, antwortete er langsam. Es waren die Erinnerungen die er am sehnlichsten aus seinem Kopf verbannen wollte, denn sie taten weh. Es schmerzte nur daran zu denken, aber zu sehen was er getan hatte, war fast zu viel. Nachdenklich sah er die zwei Sitzenden an, er war froh, dass sie ihm bis jetzt glaubten. Er wusste dass ihnen die Frage, nachdem was an jenem verhängnisvollen Tag passiert war, auf der Zunge lag. Eine Frage die er beantworten würde, doch nicht jetzt. Es tat zu weh und er wollte jetzt nicht über diese Erinnerungen weinen. Nicht jetzt, wo er gerade in der Lage war, seine Geschichte zu erzählen. „Mein Vater hat mich ein oder zwei Stunden eingesperrt. Ich denke er hat mit Kari gesprochen und ihr alles erzählt. Danach kam er wieder zu mir…“ Zitternd saß Tai auf seinem Bett und versuchte seine Gedanken zu ordnen. Seine Nase schmerzte immer noch und an seinem Arm war ein blauer Fleck zu sehen. Sein Vater hatte ihn wirklich sehr grob angepackt, etwas was er bisher noch nie getan hat. Doch schlimmer als die Schmerzen und die Tatsache, dass er eingesperrt war, war das was er zu ihm gesagt hatte. Er sollte seine… Mutter umgebracht haben? Alleine bei dem Gedanken wurde ihm schlecht und er hatte Angst. Er war dabei gewesen, sie wollten zum Supermarkt, dass wusste er noch. Auch ein paar Fetzen ihres Gesprächs, dann war alles weg. Das Nächste an das er sich erinnerte waren die Sanitäter, welche ihn gerade in einen Krankenwagen verfrachteten. Sonst war da nichts. Man sagte ihm auch lange nichts. Er wurde ins nächstgelegene Krankenhaus gebracht und dort untersucht. Doch schnell wurde klar, dass er nur eine leichte Gehirnerschütterung und Platzwunde hatte. Sie nähten diese und ließen ihn eine Nacht zur Beobachtung da. Dass seine Mutter tot war erfuhr er erst ein paar Stunden später von seinem Vater, der mit Kari ins Krankenhaus geeilt war. Als er davon hörte brach seine Welt zusammen… Wieso dachte sein Vater nun, dass er sie getötet hatte? Er wusste es nicht, was war denn nur geschehen? Er könnte doch nie… Ein Geräusch ließ Taichi aus seinen Gedanken aufschrecken und zur Tür blicken. Sein Vater kam anscheinend wieder zurück und er wusste nicht ob er sich über diesen Umstand freuen soll oder nicht. Er hatte Angst vor diesem Mann. Angst vor dem, was er nun zu hören bekommen würde. Verkrampft blieb er einfach sitzen, beobachtete den Älteren wie er in sein Zimmer kam und die Tür abschloss. Ihre Blicke trafen sich und sofort verstärkte sich Taichis Zittern. Dieser Hass und die Verachtung die seinem Vater ins Gesicht standen, machten ihm Angst. Susumu sagte nichts, schaute ihn einfach nur an und ging langsam auf ihn zu. Direkt an seinem Bett blieb er stehen, packte Tai am Bein und zog ihn daran zu Boden. Erschrocken knallte der Braunhaarige auf den harten Untergrund und rutschte sogleich ein wenig von dem anderen ab. Susumu beugte sich herunter, riss Taichi am Fuß erneut zu sich und packte ihn am Hals. Panisch legten sich die braunen Hände um die Hand seines Vaters. Dieser drückte leicht zu, entrang Tai ein erschrockenes Keuchen. Verzweifelt riss dieser an der Hand und trat nach seinem Vater. Diesen schien das jedoch nicht zu stören, stattdessen erhöhte er den Druck noch ein wenig. Angstvoll schaute Tai in die kalten Augen seines Gegenübers und versuchte etwas zu sagen. Doch es ging nicht, er bekam kaum noch Luft. Ihm wurde schwindelig, der Druck verfestigte sich noch einmal und dann urplötzlich wurde er losgelassen. Hart wurde er zu Boden geworfen, wo er keuchend und hustend liegend blieb. Eine Hand wanderte zu seinem schmerzenden Hals, während er verzweifelt versuchte zu Atem zu kommen. Seine Augen gequält geschlossen sah er den ersten Schlag nicht kommen. Es traf ihn im Bauch und entlockte ihm einen Schmerzenslaut. Immer und immer wieder trafen ihn Schläge, am Oberkörper, im Gesicht, am Rücken. Verzweifelt wollte Tai seinem Vater entkommen, doch egal wie er sich drehte oder wegrutschte, der Ältere war dicht bei ihm und schlug unermüdlich zu. Minuten lang ging das Martyrium weiter, Taichi konnte sich nicht wehren. Seine Beine wurden inzwischen durch das Gewicht des Älteren nach unten gehalten und immer mehr Schläge prasselten auf ihn ein. Gequält schrie Taichi immer wieder auf, flehte, bettelte. Nichts half, nichts konnte ihn vor den Schmerzen retten. Alles tat weh, sein Körper schmerzte einfach überall. Jeder neuer Schlag verschlimmerte es immer mehr. Dann als er dachte ohnmächtig zu werden, hörte es auf. Das Gewicht von seinen Beinen verschwand. Weinend rollte Taichi sich zusammen und versuchte sich so zu schützen. „Ic..h…ab doch…nichts…ge…tan“, flüsterte Taichi unter Anstrengung. Ihm war schwindelig, er war kurz davor das Bewusstsein zu verlieren. „Nichts getan?“, ertönte eine wütende Stimme über ihn. Ein Tritt traf ihn in die Seite und ließ ihn erneut aufschreien. „Du hast sie getötet! Meine Frau!“ Wieder traf ihn ein Tritt und noch einmal, bevor ihn die Dunkelheit endgültig umfing. Als er das nächste Mal seine Augen öffnete fror er ganz jämmerlich. Ihm tat alles weh, einfach alles. Benommen richtete er sich auf und sah sich um, nur um festzustellen, dass er sich im Bad auf dem kalten Boden befand. Verwundert sah er sich um, es dauerte einen Moment bis ihm klar wurde warum ihm alles so wehtat. Dann brach alles wieder über herein und alle Dämme brachen. Tränen rannen über sein Gesicht, während er seinen Bauch fest umklammert hielt. Ihm war schlecht und an seinen Händen konnte er unzählige blaue Flecke ausmachen. Zitternd stand er auf und biss die Zähne aufeinander. Es tat so weh, jede Bewegung schmerzte einfach. Seine Beine zitterten, drohten ihn nicht länger zu tragen. Langsam setzte er einen Schritt nach dem anderen, stolperte beinahe bis zum Waschbecken und stützte sich auf diesem ab. Zögernd sah in den Spiegel und schluckte schwer. Sein verweintes Gesicht war unnatürlich blass, eine Nebenerscheinung von der Übelkeit. Dazu kamen viele blaue Flecke und Rötungen. Er sah schlimm aus, richtig schlimm. Und das sollte sein Vater gewesen sein? Verzweifelt schüttelte Taichi den Kopf, er konnte es einfach nicht begreifen. Er hatte doch nichts getan, warum wurde er so bestraft? Niemals hatte er seine Mutter umgebracht, das konnte er doch gar nicht! Was war da los? Was passierte hier? Er hatte Angst, musste weg von hier. Konnte nur hoffen dass Kari ihm half, sie musste doch wissen dass sein Vater ihn hier einsperrte! Stolpernd ging Tai in Richtung der Badezimmertür und wollte jene öffnen. Entsetzt stellte er fest, dass sie abgeschlossen war. Zugesperrt. Von außen. Verzweifelt klopfte er an die Tür und rief nach Hilfe. Immer und immer wieder, doch es kam keine Reaktion. Sein Hals war trocken und sprechen schmerzte, trotzdem wollte er nicht aufgeben. Seine Beine gaben nach und er rutschte zu Boden, blieb einfach an die Tür gelehnt sitzen. Flehend rief er nach Kari, schlug immer wieder gegen das unnachgiebige Holz. Alles vergebens… „Oh Gott“, rief Yamato und erhob sich ruckartig von dem Stuhl und drehte sich weg. Ihm wurde Schlecht bei dem Gehörten, er konnte Tai jetzt nicht ansehen. Tränen traten in seine Augen und er kam sich vor wie in einem schlechten Film. Hass keimte in ihm auf, Hass auf Tais Vater. Wie konnte ein Mensch sein eigenes Kind so behandeln? Wie verzweifelt musste Taichi damals gewesen sein? Wie ausweglos seine Situation war? Verdammt, er war fünfzehn Jahre alt gewesen und hatte gerade seine Mutter verloren. Egal aus welchem Grund dieser Mann dachte, Tai hätte Schuld am Tod seiner Mutter. Er hatte nicht das Recht ihn so zu behandeln. Wie konnte man nur so grausam sein? „Yama“, rief Taichi leise und setzte sich vorsichtig auf. Besorgt starrte er auf den Blonden, welcher zitternd vor ihm stand. Ihm schien seine Erzählung ziemlich nahe gegangen zu sein. Seiichi saß nach wie vor auf dem Stuhl und öffnete immer wieder den Mund. Er wirkte etwas blass um die Nase. Auch er schien damit zu kämpfen. Zögernd drehte sich der Blonde um und sah Tai direkt an, ehe er zurückkam. Taichi schluckte schwer als er die Tränen in den blauen Augen sah. Er fühlte sich schuldig, weil es seinem Gegenüber wegen ihm so ging. Aber was sollte er tun? Ihn trösten? Er hatte keine Ahnung. Es war Yamato, der als erstes den Blickkontakt brach und tief durchatmete. „Wie ging es dann weiter?“, fragte er mit zitternder Stimme. Dankbar um diese Entscheidung gebracht worden zu sein, dachte Tai nach, ehe er antwortete. „Nach einer Weile kam mein Vater wieder und brachte mich zurück in mein Zimmer. Danach wurde mir auch klar, warum ich so lange im Bad eingesperrt war“ „Was meinst du damit?“, fragte Seiichi, der seine Stimme wiedergefunden hatte. „Er hat mein Zimmer ausgeräumt bis auf das Nötigste. Alle Regale waren leer, mein kleiner Fernseher, die Ps2, die Poster einfach alles war weg. Mein Schreibtisch, Bett und Kleiderschrank waren das einzige was er mir gelassen hat. Ach ja und ein Wecker, ein Block und Stift“, antwortete Tai nachdenklich. „Er hat dir alles weggenommen“, wiederholte Matt leise. „Naja, ein paar Flaschen zum Trinken standen noch in der Ecke aber ansonsten war es das“ „Und dann hat er dich da eingesperrt?“, wollte Seiichi wissen. „Ja, Monate lang. Ich durfte nur zwei Mal am Tag unter Aufsicht raus auf die Toilette und Essen hat man mir abends gebracht. Vorausgesetzt ich war brav“, erklärte Taichi zögernd. Er merkte deutlich wie schockiert die beiden waren und wusste nicht ob es klug war weiter zu sprechen. Vielleicht sollten sie eine Pause machen, damit sie das Gehörte verdauen konnten. „Das Schlimmste für mich war aber, dass er mir das Licht genommen hat. Mein Fenster war abgedeckt und wenn ich auch nur versucht habe ein bisschen Licht rein zu lassen ist er ausgerastet. Meine Nachttischlampe war weg und die Deckenlampe abmontiert. Das einzige Licht was ich hatte, war die Taschenlampe, die er mir ein paar Tage später gegeben hat. Batterien bekam ich aber nur begrenzt, daher musste ich sie mir einteilen“ Kapitel 29: ------------ „Du musstest da im Dunkeln sitzen?“, rief Seiichi schockiert und fasste sich an den Kopf. Zögernd nickte Taichi und beobachtete die beiden ruhig. Er merkte immer mehr wie sehr ihnen das Ganze zusetzte. Ihn kostete es auch viel Nerven, das Alles nochmal aufzurollen, aber es musste sein. „Nach ein paar Monaten durfte ich raus, aber nur unter einer Bedingung“, sagte Tai leise. „Welche?“, fragte Yamato und schluckte schwer. „Ich war dafür verantwortlich dass der Haushalt sauber war und die Wäsche gewaschen wird und jeden Abend eine warme Mahlzeit auf den Tisch stand“ „Du… warte du kannst nicht mal Kochen“, haspelte Matt überrumpelt und auch überfordert. „Jetzt schon“, antwortete Tai und lächelte traurig. „Wenn du jedes Mal geschlagen wirst, sobald das Essen nicht schmeckt, lernst du es“ „Willst du mir damit sagen, dass du die letzten beiden Jahre zu Hause warst und dein Zimmer nur verlassen hast, um deinen Vater zu bedienen?“, wiederholte Seiichi langsam. „Naja, nicht die ganze Zeit. Die ersten Monate war ich ja nur eingesperrt gewesen. Aber ja, das war meine Aufgabe. Jeder Fehler wurde mit Schlägen bestraft und selbst wenn ich nichts falsch gemacht habe. Es gab immer einen Grund dafür“, sagte Tai schulterzuckend. Für ihn war es nichts Außergewöhnliches mehr, so war sein Leben gewesen. Er hatte sich daran gewöhnt gehabt. „Wieso hast du nicht versucht abzuhauen?“, fragte Yamato aufgebracht. „Meinst du das habe ich nicht? Was meinst du wie oft ich Kari am Anfang angefleht habe mir zu helfen?“, erwiderte Tai seufzend. Wie oft er es damals versucht hatte, aber es klappte ja nichts. „Moment mal, Kari“, rief Yamato ruckartig und fasste sich an den Kopf. Ihm war die ganze Zeit entgangen dass Kari Bescheid gewusst hatte. Sie wusste dass Tai nicht weggelaufen war, sie hatte zugesehen wie er eingesperrt und misshandelt wurde. Jetzt ergab alles einen Sinn! Hikaris Verhalten und Tais Reaktion auf das Aufeinandertreffen der beiden. Dass sie das getan hatte? Ihren eigenen Bruder so behandelte, ihm nicht half. Das war unglaublich, einfach nicht zu fassen. Wut keimte in ihm auf, dieses kleine Biest! „Diese miese kleine…“ „Anfangs hat sie mich noch unsicher angeschaut und mit sich gehadert. Aber nach einer Weile ignorierte sie mich immer mehr. Irgendwann hat sie mir den gleichen verachtenden Blick zugeworfen wie mein Vater. Und dann auch genauso behandelt. Abgesehen von Schlägen, dass hat sie sich nicht getraut aus Angst, dass ich mich wehren würde. Lieber hat sie meinen Vater einfach so auf mich angesetzt“, sprach Taichi nachdenklich. Früher hatte es ihn verletzt, als er spürte dass seine kleine Schwester ihn hasste. Heute war da nichts mehr, er hatte es einfach akzeptiert. Sie war ihm schlichtweg egal. „Nach den ersten drei Monaten versuchte ich einmal abzuhauen. Mein Vater hatte den Schlüsselbund im Flur liegen lassen und keiner war da. Tja kaum dass ich ihn in der Hand hatte, stand Kari vor mir…“ „Sie hat doch nicht…“, unterbrach ihn Yamato ihn mit großen Augen. „Doch sie hat eiskalt meinen Vater gerufen und der war wirklich stinksauer. Das was darauf folgte… ich hatte es nie mehr probiert danach. Er hat mich fast zu Tode geprügelt und zum ersten Mal seinen Gürtel dazu genommen. Ich konnte mich tagelang nicht bewegen und ich… dachte ich müsste sterben, aber es wurde besser und ich bekam dann endlich wieder etwas zu essen“, sprach Tai leise und schüttelte den Kopf. Es war eine schlimme Zeit für ihn gewesen. Tagelang hatte sein Leben nur aus Schmerzen und Hunger bestanden. Es war grausam. „Ab diesem Tag hat sich dann alles geändert. Ich machte meine Aufgaben, sprach nur wenn ich durfte. Schläge bekam ich immer noch, aber nicht mehr wie an diesem einem Tag“ „Scheiße Tai, ich… es tut mir so leid. Wenn ich gewusst hätte...“, sagte Yamato. Er fühlte sich schuldig. Die ganze Zeit war er sauer auf seinen Freund gewesen, dabei wollte er eigentlich nicht abhauen. Er war nie weg gewesen…Greifbar nah, wenn er es doch nur gewusst hätte! „Du konntest es nicht wissen“, antwortete Taichi leise. „Ich dachte du wärst einfach gegangen“, murmelte Matt bedrückt. „Das wäre mir nie in den Sinn gekommen“ Schweigend saßen die drei einfach da. Jeder schien für den Moment seinen eigenen Gedanken nachzuhängen. Tai war müde und ausgelaugt, aber an Schlaf war nicht zu denken. Seine Gedanken rasten und ließen ihm keine Ruhe. Die Erinnerungen zogen ihn runter, taten weh. Gleichzeitig fragte er sich ob es richtig gewesen war. Doch bereute er es nicht, auf eine schräge Art tat es gut darüber zu reden. Er fand es schön dass Yamato nun wusste das er ihn nicht freiwillig verlassen hatte. „Es tut mir Leid, Taichi“, sagte Seiichi nach einer Weile und erhob sich. Verwundert sah dieser zu dem Braunhaarigen auf. „Wenn ich gewusst hätte dass du so etwas durchgemacht hast, hätte ich anders reagiert“ „Schon okay, ich versteh dich ja. Immerhin hab ich dich angelogen“, winkte Tai ab. Obwohl er zugeben musste, dass er sich über die Worte des Älteren freute. Wie es aussah war er nicht mehr sauer auf ihn. Das erleichterte ihn wirklich ungemein. „Du solltest was essen, möchtest du was? Ich war einkaufen“, sagte Seiichi plötzlich. Dankend schüttelte Tai den Kopf, doch Seiichi ging einfach zum Kühlschrank und holte einige Dinge heraus. Stumm schaute Taichi dem Älteren zu wie er ein paar Brote schmierte und belegte. Yamato saß währenddessen einfach da und starrte stur auf dem Boden. In Gedanken ganz weit weg, reagierte er erst spät auf das ihm dargereichte Brot. Seiichi hatte mehrere gemacht und den Teller kurzerhand aufs Bett abgelegt. Tai und Matt bekamen je eines in die Hand gedrückt. Ohne Worte begannen die drei zu essen und wenn Taichi ehrlich war, hatte er doch Hunger. „Wie bist du dann letztendlich daraus gekommen?“, fragte Yamato nach einer Weile. Nachdenklich runzelte Taichi die Stirn und dachte nach. Eigentlich wollte er diesen Teil auslassen, aber er hatte versprochen ehrlich zu sein. „Da muss ich etwas weiter ausholen…“, sagte langsam. Er fühlte sich unwohl darüber zu reden, dennoch sprach er einfach weiter. Flashback: Träge lag Taichi auf seinem Bett und hielt die Augen geschlossen. Das Bild änderte sich sowieso nicht, wenn er sie öffnete. Die Dunkelheit hatte ihn fest in seinem Griff, egal was er tat. Schritte waren aus dem Wohnzimmer zu hören, ließen ihn beten dass sie nicht zu ihm führten. Er hatte doch alle seine Aufgaben zur Zufriedenheit erfüllt. Trotzdem näherten sich die Schritte seinem Zimmer und die Tür wurde aufgerissen. Fast gleichzeitig öffnete Tai die Augen und blinzelte aufgrund der ungewohnten Helligkeit. Sein Vater stand in der Tür und sah ihn mit einem undefinierbaren Blick an. „Komm mit“, knurrte er. Verwundert sah Tai seinen Vater an, stand aber im nächsten Moment auf um dem Älteren zu folgen. Ihr Weg führte sie in das Arbeitszimmer, welches der Braunhaarige nur zögernd betrat. Die Tür wurde nach ihm zugemacht und abgesperrt. Der Schlüssel fand einen Weg in die Hosentasche seines Vaters, welcher zum Radio ging und es laut stellte. „Geh unter den Schreibtisch“, forderte Susumu. Verwirrt blickte Tai ihn an und reagierte einen Moment nicht. Er hatte keine Ahnung was das sollte und bekam es allmählich mit der Angst zu tun. „Wird’s bald“, knurrte Susumu und schubste ihn leicht. Aus seiner Starre befreit, tat Tai wie ihm geheißen und krabbelte unter dem Schreibtisch. Ängstlich starrte er auf die Beine seines Vaters, welche sich dem Stuhl nährten. Ein Rascheln drang an seine Ohren und mit einem Mal sah die Hose an den Beinen seines Erzeugers herunter rutschen. Jener setzte sich auf den Stuhl und rutschte an den Tisch heran. Ängstlich drückte Tai sich an die Wand als er den nackten Unterleib immer näher kommen sah. Panik breitete sich in aus, er verstand allmählich, doch konnte es nicht fassen. Wollte sein Vater wirklich? Verlangte er gerade wirklich danach… „Du weißt sicher was du zu tun hast“, rief Susumu auf einmal. Dann hörte Tai noch etwas neben dem Radio, leise und kaum zu hören. Mit Schrecken wurde ihm bewusst das sein Vater sich gerade einen Porno ansah und nun wirklich von ihm verlangte… „Na los“, knurrte Susumu und trat nach Taichi. Erschrocken keuchte dieser als er einen leichten Schmerz spürte. Tränen traten in seine Augen, als er das Glied seines Vaters in die Hand nahm. Er wünschte sich nichts sehnlicher, als endlich aus diesem Alptraum aufzuwachen… Flashback Ende „Oh Gott, mir wird schlecht“, rief Yamato und rannte auf die Toilette. Traurig sah Taichi ihm hinterher, für ihn waren die Erinnerungen auch mehr als schlimm. Ihm wurde selbst bei dem Gedanken daran schlecht. Sein halb aufgegessenes Brot landete auf dem Teller, ehe er den Blick auf die Bettdecke wandte. Er traute sich nicht zu Seiichi zu schauen, was dieser wohl von ihm denken musste? Würggeräusche drangen leise ins Wohnzimmer, sorgten weiter für Tais Unwohlsein. Vielleicht hätte er diesen Teil einfach überspringen sollen, aber er fand es nicht für richtig. Wenn er schon ehrlich war, dann wenigstens zu 100 Prozent. Minuten vergingen in denen Taichi kein Wort sagte und dann waren Schritte zu hören. Yamato kam zurück und setzte sich zitternd auf seinen Stuhl. Er war kreidebleich und sah wirklich nicht gut aus. „Tut mir Leid“, murmelte er erstickt. „Nein, mir tut es leid. Vielleicht hätte ich es einfach weg lassen sollen“, antwortete Taichi und schaute entschuldigend zu dem Blonden. Dieser schüttelte schwach den Kopf und zwang sich zu einem kleinen Lächeln. „Ich bin froh dass du ehrlich bist, aber ich hab einfach nicht mit sowas gerechnet“, sagte Yamato bedrückt. „Ist das öfters passiert?“, fragte Seiichi zögernd, beinahe unsicher. „Ja, aber nur alle paar Wochen einmal. Doch irgendwann reichte ihm das nicht mehr und er ging weiter“, antwortete der Braunhaarige ehrlich. „Du meinst…?“, wollte Seiichi zögernd wissen. Taichi nickte leicht, was zur Folge hatte das dieses Mal der Braunhaarige aufsprang und laut los fluchte. Yamato schien es noch nicht begriffen zu haben und schaute verwirrt zwischen beiden hin und her. „Verdammt Taichi, hast du deswegen damals so reagiert?“, fragte der Ältere aufgebracht. „Ja“ „Scheiße, wenn ich das gewusst hätte, hätte ich doch nie...“, sprach der Ältere entsetzt. „Seiichi, es war meine Entscheidung okay? Du hast nichts Falsches gemacht“, erwiderte Tai ernst, als er merkte in welche Richtung die Gedanken des Älteren drifteten. Er wollte nicht dass dieser sich deswegen Vorwürfe machte, denn er hatte nichts falsch gemacht. Tai hatte sich freiwillig dazu entschieden und er wurde von ihm immer gut behandelt. „Moment mal…“, rief Yamato dazwischen und starrte beide mit großen Augen an. „…ihr wollte mir doch nicht sagen dass dein Vater dich…“ „Es tut mir Leid, Yama. Ich weiß wir wollten damals zusammen… aber ich, naja ich konnte dieses Versprechen nicht halten“, sagte Taichi entschuldigend und er meinte es wirklich ernst. Nur allzu genau erinnerte er sich an den Schmerz in den blauen Augen, als er davon erfuhr, das Taichi dieses Versprechen gebrochen hatte. Sprachlos starrte Yamato sein gegenüber an. War das sein ernst? War das verdammt nochmal wirklich sein ernst? Er erfuhr gerade dass sein Freund von seinem eigenen Vater missbraucht worden war, aber ER entschuldigte sich bei IHM? Weil er ihr Versprechen nicht gehalten hatte? Als ob er ihm einen Vorwurf machen würde! Er war vergewaltigt worden, verdammt nochmal… „Entschuldige dich nicht, nicht dafür!“, sagte Yamato geschockt. Er wusste gar nicht was er sagen sollte. Nie im Leben hatte er so eine Geschichte erwartet! Gut okay, er hatte von Anfang an das ungute Gefühl, dass Tai mit seinem Vater die Wahrheit sagte… Aber dass so etwas dabei herauskam?! Tai wurde nicht nur eingesperrt, beleidigt und ständig geschlagen, ja sogar ausgepeitscht. Man hatte ihn sogar Missbraucht! Was sollte er jetzt tun? Wie damit umgehen? Das war einfach nur schrecklich, ein Alptraum. Es wunderte ihn wirklich dass Taichi das einfach so ruhig sagen konnte. Klar merkte man dass es ihm schwer es ihm fiel, aber in seinen Augen war Taichi einfach nur tapfer. Er bewunderte ihn dafür wirklich. Dass er hier vor ihnen saß und darüber sprach was ihm passiert war. Und sein Job! Dass er nach alledem auch noch gerade das machte… Das war einfach Wahnsinn…. Wie war das nur passiert? Wann nahm das Leben seines Freundes eine solch schreckliche Wendung? Warum nur? Er verstand das nicht. Tai war so ein toller Mensch. Klar, große Klappe und manchmal etwas frech. Aber auch liebenswert, hilfsbereit und der beste Freund den man sich nur wünschen konnte! „Wie kam es dazu, dass du dann endlich da raus gekommen bist?“, fragte Seiichi nach einer Weile und starrte den Braunhaarigen überfordert an. „Naja, die letzte Nacht zu Hause war es wieder so weit. Mein Vater rief mich zu sich, aber dieses Mal war es anders… es…“, sagte Taichi stockend und hielt dann inne. Er wollte es nicht aussprechen, schämte sich dafür. „Du musst es nicht sagen, wenn du nicht möchtest“, murmelte Matt, da er seine Unsicherheit bemerkte. Leicht schüttelte Tai den Kopf und atmete tief durch. „Es ist nicht so als hätte es mir gefallen, nicht dass ihr das denkt. Ich… wollte das nicht, aber mein Körper…“ „…hat reagiert?“, endete Seiichi vorsichtig. Er legte eine Hand auf die Schulter des im Bett sitzenden, zog sie aber gleich wieder zurück aus Angst ihn zu bedrängen. „Er hat es ausgenutzt und mich gezwungen zu….“, sprach Taichi weiter. Seinen Blick hielt er gesenkt, es war ihm einfach peinlich und unangenehm. „Das war wie ein Schalter der in meinen Kopf umgelegt wurde und auf einmal wollte ich das alles nicht mehr hinnehmen. Es war einfach genug, endgültig. Am nächsten Tag habe ich mir einen Plan ausgedacht und siehe da, es hat geklappt. Kari war unvorsichtig, sie hat nicht aufgepasst und ich konnte ihr die Schlüssel aus dem Rucksack klauen“, endete der Braunhaarige mit seiner Erzählung. Seufzend legte er sich wieder hin und schloss einen Moment die Augen. Es war nervenaufreibend gewesen das alles zu erzählen und dadurch neu aufleben zu lassen. Aber es war notwendig und er fühlte sich leichter. Ein wenig besser, jetzt da er nicht mehr alleine mit all diesen Geheimnissen da stand. Aber es war wirklich sehr schwer gewesen. „Wieso hast du es nicht schon vorher versucht… ich meine Kari, sie ist doch nicht stärker als du“, fragte Matt vorsichtig. Seufzend öffnete Tai die Augen und sah seinen Freund einfach nur an. „Ich hatte Angst vor den Konsequenzen falls es schief geht, gerade weil sie anfangs wirklich alle beide extrem aufgepasst haben. Außerdem habe ich mich schuldig gefühlt, wegen… wegen meiner Mutter. Ich wollte meiner Familie nicht noch mehr antun, als ohnehin schon. Ich dachte ich hätte es verdient“, sagte Tai nachdenklich. „Niemand hat so etwas verdient“, sprach Seiichi ernst und sah ihn durchdringend an. „Rede dir das bloß nicht ein“ „Er hat Recht, dein Vater hätte das niemals tun dürfen. Das war Freiheitsberaubung, mehrfache Körperverletzung und…. und Missbrauch“, meinte Yamato nachdrücklich. „Du musst zur Polizei gehen, Taichi“, riet der Ältere. „Nein“, antwortete Tai bestimmend und schüttelte demonstrativ den Kopf. „Warum nicht? So kann es doch nicht mehr weitergehen“, sagte Matt besorgt und auch verwirrt. Warum wollte sein Freund nicht zur Polizei? Das hätte er doch von Anfang an tun können, dann wäre ihm der Job in dem Club erspart geblieben. „Ich möchte meinen Vater nicht anzeigen und er lässt mich auch ab jetzt in Ruhe“ „Woher willst du das wissen?“, fragte Seiichi kritisch. „Weil er mich gestern Nacht gefunden hat“ „Moment mal, er hat dich so zugerichtet?!“, rief der Ältere. „Ja, aber er hat mir auch gesagt dass er mich in Ruhe lässt, solange ich in ein paar Wochen von hier verschwinde“, erwiderte Tai ernst. „Verschwinden! Wohin? Und vor allem was dann? Du hast keinen Ausweis, bist Minderjährig. Du hast doch gar keine Perspektiven außer auf der Straße als irgendein kleiner Stricher zu leben“, entgegnete Seiichi ernst. Er schien von Tais Plan überhaupt nicht überzeugt zu sein. „Ich habe keine Ahnung wohin und was danach kommt, aber irgendwie wird das schon. Deswegen wollte ich mir ja erst einmal ein bisschen zusammen sparen“, verteidigte sich Taichi. „Schön und gut, aber wenn dir das Geld ausgeht, was ist dann? So kannst du doch nicht Leben. Du musst zur Polizei gehen“, sprach Seiichi genau seine größte Sorge an. Tai wusste es ja selbst und klar hatte Seiichi irgendwo Recht. Aber er selbst hatte nicht das Recht das Leben seines Vaters und Karis wieder zu zerstören, und aus. Er wollte aus dieser Hölle raus und das hatte er geschafft, ob er sie nun nur gegen eine andere eingetauscht hatte, würde sich zeigen. Ernst schaute er zu dem Älteren, er musste ihm begreiflich machen, dass er unter keinen Umständen zur Polizei gehen durfte. Sein Blick streifte Yamato und als er gerade erneut zu einer Antwort ansetzen wollte, doch dann hielt er inne. Matts Anblick erschreckte ihn ein klein wenig, wie er da so zusammengesunken auf seinen Stuhl saß. Ganz blass um die Nase und traurig auf seine verkrampften Finger schauend. „Matt, ist alles okay?“, fragte Taichi zögernd. Nun wurde auch Seiichi auf den Blonden aufmerksam und sah diesen besorgt an. „Es ist meine Schuld“, nuschelte Matt und schloss gequält die die Augen. „Was meinst du?“, fragte Tai verwirrt. „Ich habe Davis und den anderen gesagt dass du Japan verlassen hast. Daraufhin hat er Kari erzählt wo wir dich gesehen hatten. Sie muss es deinem Vater gesagt haben. Es ist meine Schuld dass er dich gefunden hat… meine Schuld dass er dich verletzt hat“, sprach Yamato langsam. Tränen traten in seine Augen und er versuchte sich krampfhaft zusammen zu reißen. Doch er fühlte sich so schuldig. Seinetwegen war Taichi erst verletzt worden! Er hätte mit Davis reden müssen, ihn zum Stillschweigen bringen. Eine andere Lüge erzählen sollen, einfach irgendwas anders machen müssen. Tai wurde seinetwegen ausgepeitscht! Überrumpelt sah Taichi Yamato einfach nur an. Er wusste im ersten Moment nicht, was er sagen sollte. Nun war klar wie sein Vater ihn gefunden hatte, aber konnte er Matt dafür verantwortlich machen? Nein eigentlich nicht, immerhin wollte er seine Wünsche respektieren, sonst hätte er Davis nicht diese Lüge erzählt. Und außerdem wollte er ihn doch nie absichtlich verletzen… „Es ist nicht deine Schuld“, sagte Seiichi und riss Tai so aus seinen Gedanken. „Er hat Recht, es ist nicht deine Schuld, Yamato“, stimmte Taichi sofort zu. „Aber…“, begann Yamato stockend. „Vergiss es einfach. Es kann keiner was dafür. Keiner von euch konnte wissen was wirklich los ist, okay? Außerdem hast du mich gerettet, ohne dich wäre ich da nicht weg gekommen und dafür danke ich dir“, sagte der Braunhaarige ehrlich und lächelte leicht. Tief atmete Yamato ein und schloss die Augen um sich zu sammeln. Er war froh dass Taichi nicht sauer auf ihn war, sondern ihm stattdessen sogar dankte. Es erleichterte ihn ungemein und langsam beruhigte er sich wieder. Doch ein bitterer Nachgeschmack blieb trotzdem. Das alles war ihm einfach zu viel, viel zu viel! „Du musst wirklich zur Polizei gehen, Taichi“, sagte Matt nach einer Weile. Öffnete seine Augen und wischte die restlichen Tränen fort. „Es tut mir Leid, aber ihr versteht das nicht. Ich kann das nicht tun“, antwortete Taichi seufzend und zuckte mit den Schultern. „Du hast Recht, wir verstehen das nicht. Dann sag uns wieso?“, erwiderte Seiichi leise. „Ich bin wirklich Schuld am Tod meiner Mutter“ „Selbst wenn…“, begann der Ältere. „Nein, nicht wenn. Es ist so, ich erinnere mich wieder daran. Zwar bruchstückhaft aber es ist da. Ich bin Schuld, ich alleine habe den Stein ins Rollen gebracht. Ich habe ein Leben beendet und zwei zerstört, ich hab kein Recht dazu es nochmal zu tun“, sprach Taichi leise. Zitternd atmete er ein, diese Worte schmerzten so ungemein und dennoch waren sie wahr. Er hatte kein Recht und das mussten die anderen begreifen. „Ich versteh das nicht, Tai. Was ist denn damals passiert?“, stellte Yamato die Frage vor der er am meisten Angst hatte. Seufzend fuhr Tai durch seine Haare und schaute auf seine Finger. Es war schwer, schwerer als alles zuvor, aber er würde diese Frage beantworten. Und zwar jetzt… Kapitel 30: ------------ „Ich weiß noch wie schön das Wetter an diesem Tag war, deshalb wollte ich gleich nach den Hausaufgaben raus an die frische Luft. Meine Mutter stand wie sooft in der Küche und versuchte sich an neuen Backrezepten, die sowieso meist nichts wurden“, erinnerte Taichi sich und lächelte leicht. „Ihr sind die Zutaten ausgegangen und daher wollte sie nochmal schnell los in den Supermarkt. Da ich zum Fußballplatz wollte und es in der gleichen Richtung lag wie der Markt sind wir dann gemeinsam los“ Flashback: „Taichi lass das bitte“, sagte Yuko mahnend. Gespielt genervt rollte Tai mit den Augen, schoss seinen Fußball leicht nach oben und fing ihn auf. „Das stört doch keinen“, murmelte er grinsend und schaute auf die Leute um sie herum. Niemand schien sich für ihn interessieren, ob er nun seinen Ball unter dem Arm trug oder leicht vor sich her schoss. „Trotzdem, ich möchte das du auf dem Weg achtest also behalt ihn bitte in deiner Hand“, erwiderte Yuko streng. „Na gut“, murrte der Braunhaarige. Er wusste dass er es bei der nächsten Gelegenheit wieder tun würde. Es ging immer ganz automatisch und er liebte es einfach sich mit dem Fußball einen Weg durch die Menschenmenge zu bahnen. Für ihn war es ein gutes Training. „Du sag mal…“, begann Yuko nach einer Weile und sah lächelnd zu Taichi herab. „…wie läuft es eigentlich mit dir und Yamato?“ „Mom, wir sind bloß Freunde“, beschwerte sich Tai und wurde rot. Es war eine glatte Lüge, aber noch war er nicht dazu breit es jemanden zu erzählen. Seine Mutter schien ihnen nur dahinter zu kommen, denn in letzter Zeit fragte sie ihn ständig nach Matt. „So so, Freunde die sich küssen?“, entgegnete sie lachend. Überrumpelt sah Tai seine Mutter an und sein Mund stand offen. „Guck nicht so, ich hab euch gestern sehr wohl in deinem Zimmer gesehen“, meinte Yuko lachend. Erschrocken blieb Taichi stehen und dachte nach. Yamato war da gewesen und da sonst keiner zu Hause war, hatten sie sich in sein Zimmer verzogen und ein wenig miteinander geknutscht, bis seine Mutter dann kam. Aber er hätte nicht gedacht, dass sie etwas mitbekommen hatte. Immerhin ließ sie sich nichts anmerken. „An deiner Stelle würde ich die Zimmertür zu machen, wenn ich nicht gesehen werden will“, sagte Yuko grinsend und wuschelte ihm durch die Haare. „Also erzähl, wie läuft’s?“ „Das war… ach man, wir probieren es einfach“, stotterte Tai und wurde rot. Es war ihm peinlich jetzt schon mit seiner Mutter darüber zu reden. „Na das ist doch schön“, lachte Yuko. „Ja schon, aber eigentlich wollten wir es noch für uns behalten“, murrte Taichi und drehte sich weg. „Hm, dann ist das wohl keine gute Idee meinen zukünftigen Schwiegersohn zum Abendessen einzuladen?“ „Mom“, rief Tai empört. „Du bist die einzige die davon weiß, also wäre es lieb wenn du es erst einmal für dich behältst“ „Na gut, wenn es sein muss. Aber haltet es nicht zu lange geheim, ich finde euch richtig süß zusammen“ „Mom, bitte“, beschwerte sich Taichi. Erneut färbten sich seine Wangen rot, es war ihm einfach unangenehm mit seiner Mutter darüber zu reden. Klar freute er sich, dass sie kein Problem damit hatte. Aber auf so ein Gespräch konnte er dann auch verzichten. „Schon gut, ich sag ja schon nichts mehr“, antwortete Yuko grinsend. „Danke“, murmelte Tai erleichtert. Nachdenklich ließ er seinen Fußball fallen und schoss ihn wieder vor sich her. Dass seine Mutter das nicht gerne sah, hatte er schon wieder vergessen. Mit seinen Gedanken war er ganz wo anders. „Taichi du sollst das sein lassen“, schimpfte Yuko ernst. Der Braunhaarige zuckte leicht zusammen, kickte den Fußball nach oben und drehte sich um. Gerade als er ihn mit seinen Händen auffing kam er ins Taumeln und stürzte nach hinten. Es ging so schnell, sein Name wurde geschrien, ein Ruck ging durch seinen Körper. Dann ein dumpfer Schmerz und alles war weg. Flashback Ende „Ich glaube sie wollte mich von der Straße weg ziehen. So oft hatte sie es gepredigt, dass ich es lassen sollte. Und sie hatte Recht. Ich erinnere mich nicht genau daran, aber sie muss mich gerettet haben und ist dabei selbst auf die Straße gefallen. Ich… weiß es nicht, ich habe mir den Kopf gestoßen und… sie sagten ein Auto habe sie erwischt und sie war… fast sofort tot. Es ging alles so schnell…“, sprach Taichi leise. Seine Hände krallten sich in die Bettdecke, er versuchte krampfhaft sich zusammen zu reißen. Sein Herz schmerzte fürchterlich und ihm wurde schlecht. Wie sehr er sich doch dafür hasste. Warum hatte er nicht auf sie gehört? Wieso musste das nur passieren? Mit zitternder Hand wischte er sich übers Gesicht und strich die Tränen fort. Er konnte es nicht zurück halten, es tat einfach so weh. Diese Schuld war erdrückend. Die Welt grausam… Aus einer Spielerei heraus starb seine Mutter, weil er nicht hören wollte. Wie oft hatte er sich gewünscht, sie hätte ihn einfach fallen lassen. Es wäre richtig gewesen, seine eigene Schuld. Dann wäre seiner Familie und auch ihm sehr viel erspart geblieben. Sie hätte Leben können… Eine Berührung ließ Taichi aufschrecken, direkt in blaue tränenerfüllte Augen sehen. Dann wurde er in eine sanfte Umarmung gezogen und er ließ sich einfach fallen. Dankbar krallte er sich in dem Pullover seines Gegenübers fest, vergrub sein Gesicht in Yamatos Nacken und weinte. Wie ein ertrinkender klammerte er sich an den Blonden, brauchte diese Nähe einfach. Dankbar, dass er nicht verurteilt wurde, dankbar dass man ihn nicht weg stieß aufgrund seiner Tat… Immer wieder hörte er geflüsterte Worte, die ihn beruhigen sollten, nahm sie nicht wirklich war. Es war als würde ein Damm brechen und all die Tränen die in den letzten Jahren zurückgehalten hatte, wollten nun auf einmal aus ihm heraus. Und er ließ es einfach zu… ~~~~~~~~~~ Verzweifelt hielt Yamato seinen Freund einfach nur fest, darauf bedacht ihm nicht unnötig weh zu tun. Es zerriss ihm das Herz Tai so zu erleben und zu wissen was ihn belastete. Taichi trug eine Schuld mit sich, die er nicht tragen sollte. Es war ein Unfall gewesen, ein schrecklicher ohne Zweifel! Aber es war doch nie seine Absicht gewesen, es war ein Fehler der einfach etwas Schreckliches mit sich zog. Unwissend was er jetzt tun sollte, heillos überfordert und selbst fertig mit den Nerven hielt Matt ihn einfach nur fest und brabbelte ein paar Worte vor sich hin. Er wollte Tai beruhigen, hatte aber keine Ahnung wie er das machen sollte. Ihm selbst liefen auch seit geraumer Zeit die Tränen übers Gesicht. Es war einfach schrecklich was er heute alles erfahren hatte. Was Tai erlebt hatte… Hilfesuchend sah Yamato zu Seiichi, der immer noch an Ort und Stelle saß. Tais Schluchzen tat ihm in der Seele weh, er wiegte ihn sanft, hoffte dass es helfen möge. Seiichi schien wie festgefroren, heillos überfordert und total in Gedanken versunken. Von ihm konnte Matt keine Hilfe erwarten, doch was sollte er jetzt tun oder sagen? Was war in solch einer Situation richtig? ~~~~~~~~ Zitternd blieb Taichi in Yamato Arme gelehnt und genoss das Gefühl der Nähe. Es beruhigte ihn allmählich und stoppte seine Tränen. Mühevoll schob er diese schmerzhaften Erinnerungen zur Seite und versuchte nicht mehr daran zu denken. Inzwischen war es ihm peinlich so reagiert zu haben, aber er konnte einfach nicht anders. Selbst nach zwei Jahren tat es noch furchtbar weh und wahrscheinlich würde dieser Schmerz nie wirklich vergehen. Tief atmete Tai ein und schloss die Augen, nahm Yamatos Geruch war. Es beruhigte ihn ungemein und er fühlte sich wohl. Geborgen. Etwas das ihm fremd geworden war. Trotzdem zwang er sich, sich endlich von dem Blonden zu lösen und die restlichen Tränen weg zu wischen. Unsicher sah er Matt an und bemerkte die feuchten Spuren auf dessen Wangen. „Geht’s dir wieder besser?“, fragte Yamato zögernd und rückte ein Stück ab. Dankbar dafür dass sein Gegenüber den ersten Schritt getan hatte, nickte Tai. „Tut mir Leid“, murmelte er verlegen und wandte den Blick ab. „Es muss dir nicht leidtun“, sagte Seiichi, bevor Yamato auch nur die Chance etwas zu erwidern. „Tai, du kannst nichts dafür“ Verwirrt schaute Taichi zu dem Braunhaarigen und schüttelte sachte den Kopf. Meinte der Ältere gerade das was er dachte? Natürlich konnte er etwas dafür! Es war seine Schuld… „Taichi, das war ein Unfall. Dich trifft keine Schuld“, sprach Seiichi ernst. „Natürlich ist es meine Schuld“, erwiderte Tai sogleich. „Er hat Recht, Tai. Es war ein Unfall, du hast sie ja nicht vor das Auto gestoßen“, meinte Yamato zögernd. „Es wäre trotzdem nicht passiert, wenn ich auf sie gehört hätte“ „Mag sein, aber du hast diesen Unfall nicht mit Absicht heraufbeschworen. Du wolltest das nicht und hattest nie deiner Mutter schaden wollen“, sagte der Ältere ernst. „Natürlich nicht“, unterbrach ihn Taichi unwirsch. Selbstverständlich wollte er ihr nie schaden. Aber es war nun mal seinetwegen passiert, da gab es nichts zu diskutieren. „Es war ein Unfall und dein Vater hätte dich deswegen niemals so behandeln dürfen. Kein Mensch verdient es so behandelt zu werden. Du musst hier deinen Vater nicht schützen, weil du denkst es ist deine Schuld. Ein Leben auf der Flucht, dass alles hat doch so keinen Sinn!“, erklärte Seiichi ernst und fuhr sich durch die Haare. „Du musst zur Polizei gehen“ „Nein“, antwortete Taichi schlicht und schüttelte den Kopf. Das war für ihn keine Option! Gerade als Seiichi zu einer Erwiderung ansetzen wollte, ertönte ein Klingeln und erschreckte alle kurz. Hektisch kramte Yamato in seiner Hosentasche nach seinem Handy, welches für den Lärm verantwortlich war. Ein kurzer Blick auf das Display verriet ihm, dass Joe ihn anrief. Genervt ging Matt an das Handy, obwohl der Zeitpunkt kaum schlechter sein könnte. „Joey?“ „Matt, wie geht es Taichi?“, fragte der Blauhaarige besorgt. „Er ist inzwischen aufgewacht und naja, ganz gut denke ich“, antwortete Matt und sah zu Taichi welcher ihn fragend und verwirrt ansah. „Du denkst ganz gut? Bist du nicht bei ihm und habt ihr die Wunde schon angeschaut? Soll Jim heute noch vorbei kommen“ „Doch, ich bin bei ihm Joe, keine Sorge. Nein die Wunde haben wir noch nicht angeschaut“. Misstrauisch sah Taichi den Blonden an und runzelte die Stirn. Yamato sprach eindeutig mit Joe über ihn! Hatte Seiichi heute nicht mal was von einem Arzt gesagt? Hatte Matt Joe zu sich nach Hause kommen lassen, als er bewusstlos war? „Hat er Fieber oder übermäßige Kopfschmerzen?“, wollte Joe wissen. „Warte“, antwortete Yamato und stöhnte frustriert. „Tai, wie geht es dir? Hast du Kopfschmerzen, Schwindel oder tut dir sonst irgendwas übermäßig weh?“ „Bitte?“, fragte Taichi völlig aus dem Konzept gebracht. „Mir geht’s gut. Ein wenig Kopfschmerzen und Müdigkeit. Der Rücken tut weh, aber das war zu erwarten“, antwortete er zögernd. „Hast du gehört?“, fragte Matt ins Telefon. „Ja, dann schau dir bitte die Wunde an und wenn sie dir entzündet vorkommt ruf mich an. Ansonsten kommt Jim morgen früh vor Arbeit schnell vorbei“, sagte Joe streng. „Alles klar, danke dir“ „Bis Morgen, Matt“ „Bis morgen“, murmelte der Blonde und legte auf und ließ sein Handy sinken. Zögernd sah er zu Taichi, welcher ihn ernst ansah. „Du hast Joe Bescheid gegeben?“, wollte Taichi wissen. Wut keimte in ihn auf. Wer wusste noch alles wo er sich befand? Verdammt, so langsam nahm das wirklich überhand. „Ja, er hat Jim mit hierher gebracht, damit er dich untersuchen konnte. Es tut mir leid, ich wollte dir das noch erzählen. Aber keine Angst sie halten beide dicht“, antwortete Yamato entschuldigend. „Auch noch Joes Bruder?“, stöhnte Tai und schüttelte den Kopf. „Sei nicht sauer, es war richtig von Yamato. Du warst bewusstlos und verletzt, wir hatten Angst um dich. Es war gut dass ein Arzt dich angeschaut hat und auch in den nächsten Tagen nach dir sieht“, sprach Seiichi ruhig. „Aber…“ „Kein aber, die beiden werden dich nicht verraten und Ende. Wir sollten nicht die ganze Zeit über alles möglich diskutieren. Ein wenig musst du uns auch vertrauen“, sagte der Ältere ernst. Genervt stöhnte Tai und zuckte mit den Achseln. Es gefiel ihm nicht, aber ändern konnte er es auch nicht mehr. Außerdem, auch wenn er es ungern zugab, wäre er selbst auch froh wenn sie mit diesen sinnlosen Diskussionen aufhören könnten. Wie gerne würde er sich ausruhen… „Okay“, sagte Tai schlicht. „Gut, dann sollten wir jetzt deinen Verband anschauen und du musst endlich etwas essen. Nicht nur eine halbe Scheibe Brot und ich weiß nicht wie es euch geht, aber finde wir sollten unser Gespräch verschieben. Mir brummt der Schädel und ich muss erst einmal über alles nachdenken. Morgen können wir immer noch über den nächsten Schritt entscheiden. Aber heute sollten wir uns ausruhen, der Tag war anstrengend genug“, schlug Seiichi nachdenklich vor und massierte sich die Schläfen. „Einverstanden“, murmelte Yamato und atmete tief durch. Ihm schwirrte ebenfalls der Kopf und er musste das Chaos erst einmal ordnen. „Meinetwegen gerne“, stimmte Tai zu und atmete erleichtert auf. „Dann sehen wir uns jetzt mal deinen Rücken an“, sagte Seiichi bestimmend. ~~~~~~~~~ Leise vor sich hin summend spülte Yamato das benutzte Geschirr ab und räumte es zurück in den Schrank. Er war froh dass sie das Gespräch auf morgen verlegt hatten. Es war auch zwingend notwendig, dass Tai endlich mal etwas aß und er selbst war auch hungrig gewesen. Den Verbandswechsel hatte Seiichi übernommen, die Wunden hatten sich Gott sei Dank nicht entzündet. Matt hatte derweil eine Kleinigkeit gekocht und schweigend hatten sie das Essen hinter sich gebracht. Jetzt lag Taichi wieder im Bett und ruhte sich aus, so wie er es eigentlich schon den ganzen Tag hätte machen müssen. Seiichi saß wieder am Küchentisch und dachte nach und er selbst, fertig mit dem Abwasch setzte sich neben den Älteren. Seufzend streckte sich der Ältere und sah Yamato nachdenklich an. „Denkst du dass ihr zwei alleine zurecht kommt?“, fragte er zögernd. „Wo willst du hin?“, fragte Taichi und setzte sich müde auf. „Nach Hause, ins Bett wenn es euch nichts ausmacht. Wenn etwas ist habt ihr ja meine Nummer“, antwortete der Ältere stirnrunzelnd. „Nein, ich gehe nicht zur Polizei, wir entscheiden das morgen gemeinsam“, fügte er noch an, als er Tais zweifelnden Blick sah. „Also ich denke das wir auch alleine zurecht kommen“, meinte Yamato nach kurzem Überlegen. Einerseits würde es ihn freuen mit Taichi alleine zu sein, dann konnte er ihm vielleicht später noch ein, zwei Fragen beantworten, die er in der Gegenwart des Älteren nicht stellen wollte. Zum Beispiel wie Tai zu seiner Arbeit gekommen war und wie lange er das machte. Die Wahrheit änderte seine Sichtweise dahingehend. Wo er vorher noch dachte, dass Taichi dies schon länger tat, herrschte nun Gewissheit dass eben nicht so wahr. Auch wollte er gerne noch einmal über die gemeinsame Nacht reden, vielleicht… Naja, das was er erfahren hatte, änderte so einiges. „Und du läufst auch nicht davon?“, fragte Seiichi an Taichi gewandt. „Sehe ich so aus, als könnte ich davon laufen?“, murmelte dieser und verdrehte die Augen. „Nein, aber du hast mich schon mal überrascht und hast es getan. Also bitte, bleib hier und ruh dich aus“, entgegnete Seiichi mahnend. „Du hast ja gesehen, wie weit ich gekommen bin“, sagte Taichi schmunzelnd. „Taichi“ „Ich laufe nicht davon, sofern ich dein Wort habe und du nicht zur Polizei gehst“ „Ich habe doch gesagt, dass du uns vertrauen musst. Nein, ich gehe nicht zur Polizei“, antwortete der Ältere ernst. „Okay“, murmelte Tai und seufzte leicht. Er konnte im Moment sowieso nichts tun, also musste er ihm einfach glauben und darauf vertrauen das er die Wahrheit sagte. „Na also, du rufst mich an wenn was ist, ja?“, fragte Seiichi zufrieden und sah Yamato fragend an. „Mach ich“ Langsam stand der Ältere auf und streckte sich, ehe er seine Schlüssel vom Tisch nahm und in Richtung Tür ging. „Dann habt ihr wenigstens die Gelegenheit ungestört miteinander zu reden“ „Was meinst du?“, fragte Tai verwirrt. „Ich bitte dich, wenn ich raten müsste, dann ist er der Freund der letztens bei uns im Club war. Darüber gibt es bestimmt Redebedarf, gerade nachdem was heute alles ans Licht gekommen ist. Aber du musst dich ausruhen, ja? Keine Streitereien“, antwortete Seiichi schmunzelnd und wartete keine Erwiderung mehr ab. Verwirrt schaute Yamato auf die geschlossene Tür und anschließend zu Tai, welcher ungläubig drein blickte. Seiichi wusste also von ihm? Interessant… Fragen brannten auf seiner Zunge, fragen die er gerne Stellen wollte, doch vorerst wollte er Taichi noch ein wenig Ruhe gönnen… Kapitel 31: ------------ Müde öffnete Taichi die Augen und sah Yamato immer noch auf diesem Stuhl sitzen. Seit Seiichi gegangen war, hatten sie nicht wirklich miteinander gesprochen. Tai war froh, sich endlich einmal ausruhen zu können. Doch er war auch froh dass Yamato da war, denn er sah es wirklich nicht als selbstverständlich an. „Willst du die ganze Nacht auf diesem Stuhl sitzen?“, fragte Tai leise, stellte sich das als äußert unbequem vor. Yamato schreckte hoch, als er ihn ansprach und schaute Tai schulterzuckend an. Schmunzelnd rutschte Tai etwas weiter nach hinten und klopfte auf den freien Platz vor sich. „Hier ist noch genug Platz“, sagte er leise. „Sicher?“, fragte Yamato zögernd. „Ich glaube nicht dass du neuerdings beißt“, antwortete Taichi leicht lächelnd. Der Gedanke neben Yamato zu liegen machte ihn nervös, gerade nachdem was in der Vergangenheit alles passiert war. Doch deswegen musste dieser nicht die ganze Nacht auf einem unbequemem Stuhl verbringen. „Okay“, murmelte Matt und grinste kurz bei dieser Aussage. Langsam stand er auf und streckte sich, bevor er zum Bett ging. Zögernd ließ er sich darauf nieder und nahm dankend die Decke an. Ein zufriedenes Seufzen verließ seine Lippen. In der Wohnung war es zwar nicht extrem kalt, doch als warm bezeichnete er etwas anderes. Daher war er froh über Tais Vorschlag, wenn er auch ein wenig nervös war. Nachdenklich schaute Taichi den Blonden an, Yamato lag mit dem Gesicht der Decke zugewandt und schien angespannt, sogar ein wenig verkrampft zu sein. Eigentlich war es die perfekte Möglichkeit um jetzt über ein paar Dinge zu reden, die ihm auf der Seele lagen. Dinge die sie beide betrafen. Jedoch traute er sich nicht wirklich. Zu viel war heute gesagt worden, viel zu viel passiert, sollte er da wirklich nochmal ein tiefsinniges Gespräch anfangen? Eigentlich war er auch recht müde und ausgelaugt, Schlaf wäre genau das Richtige. Aber irgendetwas hielt ihn davon ab die Augen zu schließen. „Du solltest schlafen“, sagte Yamato plötzlich und drehte sich zu ihm um. „Du solltest dich endlich ausruhen“ „Ich weiß“, murmelte Taichi leise seufzend. „Aber?“ „Yamato, ich wollte mit dir reden, wegen unserem letzten Treffen“, begann der Braunhaarige zögernd. „Das hat Zeit, wichtig ist dass du dich erst einmal ausruhst. Darüber können wir auch morgen früh reden“, antwortete Yamato hektisch. Sein Herz klopfte aufgeregt, eine gewisse Panik überkam ihn. Ihm war das alles einfach zu viel, er konnte im Moment nicht darüber reden. Nicht darüber dass sie beide miteinander geschlafen hatten. Vorhin wollte er das noch, aber je mehr er darüber nachdachte, desto mehr bekam er vor dem Gespräch Panik. Was wenn ihm Tais Worte nicht gefielen? Es weh tat was er hören musste? „Aber…“, sagte Tai unsicher und ein wenig erschrocken von Yamatos Reaktion. „Tai, lass uns bitte schlafen, ja?“ „Okay“, murmelte Taichi enttäuscht. Seufzend sah er in die blauen Augen seines Freundes, ehe sich dieser von ihm wegdrehte. Müde schloss er seine Augen und versuchte die quälenden Gedanken abzuschütteln. Kurz öffnete er den Mund, schloss ihn dann doch wieder. Yamato wollte gerade nichts hören und er musste das akzeptieren. »Ich wollte dir nur sagen dass du für mich kein beliebiger Kunde warst…« Schweigend lag Taichi da und versuchte krampfhaft einzuschlafen. Nicht wissend dass es Matt genauso erging. Es dauerte lange bis endlich beide eingeschlafen waren. ~~~~~ Ein Klingeln riss Yamato aus seinem Schlaf und ließ ihn ruckartig hochfahren. Desorientiert sah er sich um und entdeckte sein Handy eine Handbreit vom Bett entfernt. Hektisch langte er nach dem Störenfried und schaltete den Wecker aus. Seufzend ließ er es einfach aufs Bett fallen und legte seinen Kopf in seine Hände. Er fühlte sich gerädert und überhaupt nicht ausgeruht. Wirklich lange schien auch er nicht geschlafen zu haben. Seufzend ließ er sich zurück in die Kissen sinken, bevor er bemerkte das etwas fehlte oder besser gesagt jemand. Erschrocken sprang Yamato auf und sah sich um, doch von Tai fehlte jede Spur. „Tai?“ Keine Antwort. Panisch sprang Matt auf und schaute sich suchend um. Fassungslosigkeit überkam ihn, wie durfte das sein? Wieso war Tai nun wieder verschwunden…? Hektisch zog er seine Schuhe an und angelte seine Jacke vom Stuhl als eine Stimme ihn aufhielt. „Was machst du da?“. Erschrocken fuhr Yamato herum und sah Tai in der Tür stehen. Erleichtert atmete er auf und schloss für einen Moment die Augen. Er hatte wirklich gedacht, den anderen wieder verloren zu haben. „Ich dachte du bist gegangen“, murmelte der Blonde und ließ sich auf das Bett fallen. „Ich war nur auf dem Klo“, antwortete Taichi schmunzelnd. „Du hast aber nicht geantwortet“, sagte Yamato leise und sah seinen Gegenüber ernst an. „Bitte hau nicht mehr ab“ Seufzend stieß Taichi sich vom Türrahmen ab und ging langsam zurück zum Bett und ließ sich neben dem Sitzenden nieder. „Hatten wir das nicht erst gestern?“, fragte er leise. „Schon, aber ich habe Angst dass du es trotzdem tust“, gestand Matt ernst. „Werde ich nicht“ „Verstehst du nicht, dass ich dich nicht schon wieder verlieren will?“ „Doch“, antwortete Tai schlicht und wandte den Blick ab. Nur zu deutlich sah er die Angst und Sorge im Gesicht seines Freundes. Doch wie sollte er sie ihm nehmen? Davon laufen würde er nicht, aber trennen mussten sie sich sowieso irgendwann. Seufzend sah Yamato zu Taichi und schüttelte den Kopf. So langsam verarbeitete er den ersten Schock wieder, er war froh dass Tai noch bei ihm war. Auch wenn es noch viele Probleme gab, die sie bereinigen mussten. Es war ihm egal, genauso wie die Schule. Für ihn zählte im Moment nur Taichi. Die Dinge die er Tags zuvor gesagt bekommen hatte, hatte er nicht einmal ansatzweise verarbeitet. Klar, allmählich verstand er was passiert war. Was man seinem Freund angetan hatte, aber war immer noch ein riesiger Schock. Man hörte immer wieder im Radio oder im Fernsehen von Menschen die anderen Schreckliches antaten, aber das so etwas eine Person in seinem Umkreis einmal traf, war unbegreiflich. Das Leid, der Horror der vergangen Jahre, dass alles hätte Tai nicht erdulden müssen. Niemand hatte so etwas verdient und erst recht nicht der Braunhaarige! Es war ein grausamer Unfall der den Tod von Yuko zur Folge hatte. Solch eine Strafe hatte Taichi nicht verdient. Und egal wie, irgendwie würde Yamato dafür sorgen dass Tai hierbleiben durfte. Dass er sein Leben zurück bekam und endlich so behandelt wurde, wie es ihm zustand, denn gehen lassen, wollte er ihn nicht mehr! Auf gar keinen Fall… Ihnen musste was einfallen, irgendwas… Sachte schüttelte Yamato den Kopf und sah zu dem Braunhaarigen der immer noch abwesend zu Boden schaute. „Wie geht es dir eigentlich?“, wollte er wissen. „Besser“, antwortete Tai leise. „Es tut immer noch weh und ich habe auch noch Kopfschmerzen. Ein paar Stunden mehr Schlaf hätten auch nicht geschadet, aber mir geht es immerhin deutlich besser als gestern“ „Möchtest du noch etwas schlafen?“, fragte Matt zögernd. Er war froh dass es Tai besser ging und wollte ihn keinesfalls am Schlafen hindern. „Nein, ehrlich gesagt habe ich etwas Hunger“, antwortete Taichi und lächelte leicht. „Dann Zauber ich uns schnell was“, murmelte Matt und erhob sich rasch. Seine Jacke warf wieder über einen der Stühle und schritt eiligst zur Küchenzeile. Dieses Lächeln hatte ihn irgendwie aus dem Konzept geworfen. Es war dumm, früher hatte Taichi immer ein Grinsen im Gesicht, ganz anders als heute. Das gerade war das erste Mal dass er ein ehrliches Lächeln von ihm zu sehen bekam, wenn auch nur ein sehr kleines. Froh über die Ablenkung holte er ein paar Lebensmittel aus dem Kühlschrank und legte sie sich zurecht. Ein Rascheln hinter ihm ließ ihn kurz aufschrecken, doch ein kurzer Blick verriet ihm, dass Tai sich wieder hingelegt hat. „Ein paar Brote reichen“, sagte Taichi plötzlich. Irritiert drehte Yamato sich um und schüttelte den Kopf. „Du solltest was Anständiges essen“ „So viel Hunger habe ich im Moment sowieso nicht, da reichen ein bis zwei Scheiben Brot“, antwortete Tai schulterzuckend. „Na gut“, murmelte Matt. „Aber später koch ich dir was“. Kaum ausgesprochen räumte er das Meiste zurück in den Kühlschrank und holte alles für die Brote heraus. Er machte jedem von ihnen einen Teller, für sich zwei Brote und für Taichi drei. Ruhe geben würde er nicht bevor der Braunhaarige alles aufgegessen hatte. Früher waren drei Brote am morgen schon grenzwertig, meistens verdrückte der andere mehr, viel mehr. Verwunderlich das er trotzdem seine schlanke Figur halten konnte. Jetzt war Tai für seinen Geschmack immer noch viel zu dünn, ein wenig besser wie vor ein paar Wochen. Doch ein paar Kilo mehr auf den Rippen schadeten ihm nicht. Mit den zwei Tellern in der Hand schritt Matt zurück zum Bett. Tai rutschte sogleich zur Seite und setzte sich auf. Dankbar nahm er einen Teller entgegen und begann stumm zu essen, ebenso wie Yamato. Stumm aßen beide ihr Essen, doch keiner schien es wirklich zu genießen. Die Stimmung zwischen ihnen war komisch und irgendwie unangenehm. Matt ahnte dass Tai ihm gerne noch etwas sagen wollte, hatte er ihn ja gestern erst abgewürgt. Teils fürchtete er sich davor mit dem Braunhaarigen darüber zu sprechen. Ihr letztes aufeinander treffen im Club war… Wie sollte man das beschrieben? Gut oder schlecht, nicht mal Yamato konnte es sagen. Doch eins wusste er genau, wenn er jetzt von Taichi hören würde, dass es ein Fehler oder eine einmalige Sache gewesen war, zerriss es ihm das Herz. Da war es besser sie ignorierten und verdrängten das Ganze einfach. „Yama“ Zögernd wandte der Angesprochene den Kopf und sah in die ernsten braunen Augen seines Gegenübers. Sofort beschleunigte sich sein Herzschlag, er ahnte dass Taichi nun genau das zur Sprache bringen würde, was er nicht hören wollte. „Wegen dem Abend im Club…“, begann Tai zögernd. „Wir brauchen nicht darüber zu reden“, unterbrach ihn Matt hektisch. Irritiert blinzelte der Braunhaarige und schüttelte den Kopf. „Ich möchte aber mit dir darüber reden“, erwiderte Taichi nachdrücklich und sah ihn bittend an. „Hör zu…“, fing Yamato an, stellte den Teller ab und stand auf. Aufgeregt fuhr er durch seine Haare und drehte sich von dem Sitzenden weg. „Ich weiß es sind inzwischen zwei Jahre vergangen und wahrscheinlich dachtest du, ich hätte schon längst jemand neues gehabt, aber…“, seufzend drehte Matt sich zurück zu Tai, sah ihm in die Augen. „…es gab keinen anderen, den in meinen Herzen gibt es immer noch nur dich. Kitschig, ich weiß, aber es ist nun mal so. Ich liebe dich immer noch und ja, es war wahrscheinlich ein Fehler dich dazu zu bringen mit mir zu schlafen. Aber ich konnte damals nicht anders, verstehst du? Ich verlange nichts von dir und erwarte auch keine Antwort“, kurz hielt er inne und schloss die Augen. „Ich bin dein Freund und das werde ich auch immer bleiben. Mit meinen Gefühlen muss ich alleine klar kommen und das ist okay. Also tu mir bitte den Gefallen und lass uns einfach nicht mehr darüber reden“ ~~~~~~~~~~ Mit klopfenden Herzen lauschte Taichi dem Redeschwall seines Freundes. Diese Worte nahmen ihm förmlich den Wind aus den Segeln. Sein Herz machte einen Sprung, als er hörte dass Yamato ihn wirklich noch liebte. Einen Teil von ihm machte es glücklich, doch andererseits stimmte es ihn traurig. Welche Zukunft würden sie schon miteinander haben? Keine… Als Matt endlich endete schmerzte sein Herz, er ahnte dass jener immer noch dachte es wäre für ihn bedeutungslos. Das war Unsinn, dieses eine Mal war schön, wenn auch hektisch und ohne viel Liebe. „Yama“, begann Taichi vorsichtig. „Bitte Tai, lass es“, antwortete der Blonde hektisch. Genervt stöhnte Taichi auf und schloss die Augen. Auch wenn sie keine Zukunft haben würden, er musste doch wenigstens klar stellen, was er dabei empfunden hatte. Was dachte Matt? Er war nie ein einfacher Kunde gewesen! „Yama, denkst du wirklich es hat mir nichts bedeutet?“, fragte Taichi leise und sah sein Gegenüber traurig an. Es tat weh, hatte sein Freund nicht gespürt, dass es auch für ihn besonders war? „Ich weiß nicht…“, antwortete Matt langsam und zuckte mit den Schultern. „Woher soll ich wissen… es ist dein Job…“ Enttäuscht schnaubte Taichi und wandte den Blick ab. „Ich hatte bis dahin noch nicht viele Kunden“, murmelte er leise. „Das wusste ich aber nicht, ich dachte du… machst das seit zwei Jahren“ „Wie kannst du nur denken, dass du für mich einfach ein beliebiger Kunde warst? Dass es mir nichts bedeutet hat? Denkst du, wenn es Izzy gewesen wäre hätte ich das auch gemacht?“, fragte Taichi enttäuscht und sah Yamato anklagend an. „Nein… ich weiß nicht“, antwortete Yamato nach einem kurzen Zögern. Er war verwirrt und wusste nicht was er denken sollte. „Bei einem Kunden hätte ich mich nie so gehen lassen wie bei dir. Du bist ein besonderer Mensch für mich und ich habe jede Sekunde genossen. Bis zu dem Moment wo du mich bezahlst hast, wie einen einfachen Stricher“, sprach Taichi leise und schüttelte den Kopf. „Liebe, Freundschaft, Vertrauen das alles ist mir fremd geworden. Ich weiß nicht was ich für dich empfinde, ich weiß nur das du mir nach all der Zeit immer noch wichtig bist“ „Tai“, sagte Matt leise. „Nein, lass bitte. Wahrscheinlich hast du Recht, wir sollten einfach nicht mehr darüber reden. Ich wollte einfach nur dass du weißt, dass du mir nicht egal bist“ Stur sah Taichi zur Seite und hoffe dass Yamato das Thema nun sein ließ. Es tat einfach weh und erst recht wenn er an seine baldige Abreise dachte. Ein Klopfen an der Tür ließ ihn zusammenzucken und sofort besorgt in selbige Richtung blicken. Matt stand derweil eilig auf, ging zu selbiger, schloss sie auf und ließ den Besucher herein. Kapitel 32: ------------ Stumm lag Taichi da und hörte den anderen nur halbherzig zu. Vorhin noch dankbar über Jims Störung, wünschte er sich nun dass der Ältere wieder ging. Joes Bruder hatte ihn inzwischen untersucht und einen neuen Verband angelegt. Außerdem wurde ihm noch Bettruhe verordnet, aber ansonsten konnte dieser nicht mehr für ihn tun. Taichi war ihm dankbar für seine Hilfe, auch wenn es ihm immer noch lieber wäre, wenn nicht so viele Leute seinen Aufenthaltsort kennen würden. Aber ändern konnte er das jetzt auch nicht mehr. Seiichi war inzwischen auch wieder hier und gemeinsam diskutierten die drei nun über ihre Möglichkeiten. Wie oft kam der Vorschlag mit der Polizei nun auf? Tai konnte es nicht sagen und er wollte auch nichts mehr davon hören. Er wusste was zu tun war und sobald er sich besser fühlte, würde er seine Habseligkeiten packen und verschwinden. Klar, er hatte immer noch zu wenig Geld und kam damit wahrscheinlich nicht sehr weit, doch zumindest schaffte er es aus Japan raus und was danach kam? - Er wusste es nicht, es war gefährlich so zu gehen. Es machte ihm Angst, er wollte nicht irgendwo erfrieren oder von irgendwelchen fremden Gestalten angegriffen werden. Er musste unbedingt einen neuen Job finden.Ob er das schaffte war mehr als fragwürdig. Noch so eine Chance bekam er sicher nicht mehr und sein Geld reichte wahrscheinlich gerade mal für ein bis zwei Wochen. Dableiben konnte er aber nicht mehr. Ob Seiichi ihn weiter für sich arbeiten ließ war wirklich sehr unwahrscheinlich, jetzt da er wusste dass er noch minderjährig war. Nicht nach der ganzen Geschichte und je länger er hierblieb, desto größer war die Gefahr dass doch einer zur Polizei ging. Und was dann? Niemals würde er dort die Wahrheit erzählen, da konnten alle sagen was sie wollten. Er war verdammt nochmal Schuld am Tod seiner Mutter und fertig. Seine Familie verdiente nicht noch mehr Leid. Er musste einfach gehen. Ohne Abschied, still und heimlich sobald er halbwegs fit war. Zwei Tage musste er noch ausharren, dann sollte es so weit gehen. Es tat ihm Leid um seine Freunde, da sie ihm wirklich helfen wollten, aber es gab keine Lösung die in diesem Fall richtig für alle wäre. Nun konnte er nur hoffen dass sein Plan klappte… „…chi“. Verwirrt blinzelte der Braunhaarige und hob den Blick. Jim stand direkt vor ihm und nahm nun seine Hand wieder weg, mit welcher er vor seinem Gesicht gewedelt hatte. „Ich muss jetzt ins Krankenhaus, aber ich möchte dass du dich ausruhst, ja?“, sprach der Ältere ernst. „Mach ich“, antwortete Tai langsam. „Gut und wenn irgendetwas sein sollte, meldet ihr euch bei mir“, mahnte Jim und griff nach seiner Tasche. „Keine Sorge, wir passen auf ihn auf“, erwiderte Seiichi ruhig. „Sagt mit Bescheid falls euch eine Lösung eingefallen ist, ich werde mir auch noch meine Gedanken machen“, nachdenklich schritt der Schwarzhaarige zur Tür. „Lass dich nicht unterkriegen, Tai. Wir finden eine Lösung. Zögernd nickte Taichi und blickte dem anderen nach, ehe er verwirrt zu den anderen beiden schaute. Vielleicht wäre es besser gewesen ihrem Gespräch zu folgen. „Schau nicht so, ich weiß du warst gerade mit dem Kopf wo anders. Nein, wir haben noch keine Lösung gefunden. Dass einzige was unser Problem beheben könnte, wäre zur Polizei zu gehen“, sprach Seiichi stirnrunzelnd. Sofort durchlief Taichi ein eiskalter Schauer und ihm stockte der Atem. „NEIN“, rief er aufgebracht. „Warum nicht?“ „Weil ich meiner Familie nicht noch mehr Leid antue“ „Deiner Familie? Das mit deiner Mutter war…“, begann Yamato. „…meine Schuld“, unterbrach ihn Tai unwirsch. „Ein Unfall, Taichi. Dein Vater hatte kein Recht mit dir so umzuspringen. Das war Freiheitsberaubung, Körperverletzung und eine ganze Palette anderer illegaler Dinge. Die Polizei weiß was in solch einer Situation zu tun ist“, sprach Seiichi ruhig. „Ach ja? Meinen Vater einsperren und mich und meine Schwester in eine fremde Familie stecken? Nein, danke. Ich habe den beiden schon mehr als genug angetan“, antwortete Taichi kopfschüttelnd. Alleine bei dem Gedanken daran wurde ihm schlecht… „Und was ist mit deinem Vater? Hat er dir nicht Leid angetan? Er hat dich eingesperrt und misshandelt, er hat dir dein Leben geklaut“, entgegnete Matt wütend. Er hasste diese Situation einfach! Wieso stellte Taichi sich nur so verdammt stur? Stumm sah der Braunhaarige seinen Freund an, er wusste nicht was er antworten sollte. Ja, sein Vater hatte ihm Leid zugefügt. Doch er selbst war doch der Auslöser dieser schrecklichen Situation. Alles wäre anders gelaufen, wenn er einfach nur auf seine Mutter gehört hätte. „Taichi warum bist du überhaupt abgehauen, wenn du denkst dass du das alles verdienst“, fragte Seiichi nach einem kurzen Schweigen und sah ihn ernst an. Seufzend zuckte Taichi mit den Achseln und schüttelte leicht den Kopf. „Ich… wollte nicht mehr so leben, ich glaube meine Mutter würde sich das auch nicht für mich wünschen“, sagte er nach kurzem Zögern. „Aber das heißt nicht dass ich meiner Familie noch mehr antun muss“ „Das heißt du bleibst bei deinem Plan? Du steigst in irgendeinen Bus und verschwindest einfach?“, fragte Yamato leise. „Es ist das Beste so“, murmelte Taichi. Nur allzu deutlich hatte er die Traurigkeit in den Worten seines Freundes gehört. Und ja, es machte ihn auch traurig! Gerade wenn er an Yamas Worte von heute Morgen dachte. Liebe… Wie schön wäre es, wenn er es zulassen könnte. Stumm sahen sich die drei an ehe Yamato den Kopf schüttelte, sich seine Jacke schnappte und in Richtung Tür ging. „Yama?“, fragte Taichi unsicher. „Ich… muss nachdenken, okay? Einfach ein paar Minuten raus...“, murmelte der Blonde leise. „Aber…“, begann Tai, doch Yamato ignorierte ihn einfach und ging. Die Tür fiel zu und sein Freund war weg. Sofort machte sich schlechtes Gewissen in ihm bereit, er ahnte dass er seinen Freund damit verletzte. Aber was sollte er denn bitte tun? So oft hatte er das alles in letzter Zeit durchgekaut, er hatte es satt. Das alles hatte er einfach so satt! Wann hörte es endlich auf? Wann musste er nicht ständig kämpfen und Angst haben? Ja, vielleicht änderte sich das nie. Vielleicht bereute er es in ein paar Monaten, wenn er irgendwo allein auf der Welt war und nicht mehr weiter wusste. Aber im Moment erschien ihn das als Beste Lösung. ~~~~~~~~ Kaum war die Tür hinter ihm ins Schloss gefallen, liefen auch schon die ersten Tränen über sein Gesicht. Wie dumm das alles war… Er hatte doch geahnt dass Taichi trotzdem an seinem Plan festhalten wollte, aber es tat so weh. Alleine der Gedanke dass er seinen Freund für immer verlor. Nein, das war wirklich unerträglich. Yamato hatte ihn doch erst gefunden und er konnte ihn nicht mehr gehen lassen. Wie oft hatte er das in letzter Zeit gedacht? Er konnte sich einfach nicht an den Gedanken gewöhnen. Es zerriss ihn jedes Mal aufs Neue… All diese Lügen, von wegen er erwarte nichts von Tai… Verdammt nochmal er liebte ihn und er wollte seinen Freund zurück! Wenn nicht als fester Freund, dann wenigstens als bester Freund. Ihm sollte es gut gehen und nicht ständig auf der Flucht leben. Wo wollte er denn hin? Wie sollte er selbst damit klar kommen, nicht zu wissen wo Tai sich befand und ob es ihm gut ging. Natürlich gab es Telefone, aber das reichte ihm einfach nicht. Taichi sollte in seiner Nähe bleiben. Langsam lief Yamato einfach weiter, er musste hier weg. Ein wenig gehen und nachdenken. Es musste eine Lösung geben, bis hierher hatten sie es doch schon geschafft. Tai hatte das Telefon benutzt und ihn um Hilfe gebeten. Er war noch immer in Tokio und irgendwie würden sie es schaffen dass das auch so bleiben würde… Taichis Vater und Hikari mussten es ja nicht wissen. Tokio war doch groß genug und vielleicht konnte er Taichi im Laufe der Zeit dazu bringen, endlich zur Polizei zu gehen. Diese beiden, wenn Yamato schon an sie dachte wurde ihm schlecht. Hikari… Wie konnte sie das alles zulassen? Wie konnte man einen Menschen so quälen? Es war ihm immer noch schleierhaft, wie Hikari und ihr Vater ihre Taten rechtfertigten. Wie konnte er nur all die Jahre mit dieser Person befreundet sein? Wieso hatte er nicht geahnt, was für ein schlechter Mensch sie hinter ihrer freundlichen Fassade war. Aber woher sollte er es wissen? Wie hätte er wissen können dass Taichi so nah bei ihm war, die ganze Zeit nie weg gewesen war… Ja an dem Morgen an dem Kari bei ihm aufgetaucht und Tai so panisch abgehauen war, da waren ihm zum ersten Mal Zweifel an ihr gekommen. Es kam ihm merkwürdig vor, aber so etwas? Hikari hatte ihn getäuscht, sie alle getäuscht. Was würde wohl Takeru sagen, wenn er wüsste wozu seine geliebte Kari im Stande war? Nein, daran sollte er im Moment nicht denken. Jetzt galt es Tai zu helfen, doch wie? ~~~~~~~~~ Krampfhaft starrte Taichi an die Wand und lauschte Seiichis Geräuschen beim Kochen. Es war Stunden her, dass Yamato gegangen war. Eine Ewigkeit hatte er damit verbracht, mit Seiichi zu diskutieren. Der Ältere wollte ihn von seinem Vorschlag überzeugen, endlich zur Polizei zu gehen, aber Tai wollte das nicht, auf keinen Fall! Irgendwann lief es sogar soweit dass Seiichi ihm drohte, alleine zur Polizei gehen. Taichi hingegen mahnte ihn dann alles als Lüge darzustellen, einfach alles zu dementieren und zu behaupten dass er fortgelaufen war. Darauf folgte eine weitere lange und hitzige Diskussion die sie aber auch keinen Schritt weiter brachte. Irgendwann gab Seiichi auf und zwang ihn sich auszuruhen, während er das Abendessen kochte. Tai war erleichtert und nahm die Gelegenheit an, sich aus diesen unangenehmen Gesprächen zu entziehen. Aber schlafen? Wie sollte er in solch einer Situation schlafen können? Egal wie schlecht es ihm gerade auch ging, er konnte es einfach nicht. Das alles machte ihn einfach fertig. Angst wurde zu seinem ständigen Begleiter. Was wenn Seiichi, trotz seiner Warnung die Polizei rief sobald er schlief? Oder Yamato, wo war er? Kam er nicht wieder, weil er bei der Polizei war oder hatte er einfach die Nase voll von ihm? Taichi wusste dass er ihnen vertrauen sollte, aber es fiel ihm einfach so unglaublich schwer. Am liebsten würde er heute noch verschwinden… Aber in seinem jetzigen Zustand kam er einfach nicht weit. Es war zum verrückt werden, was sollte er denn bitte tun? Wieso verstanden die beiden nicht, dass er Recht hatte? Das er gehen musste? Es war zu viel für ihn, wie sollte er es ihnen nur begreiflich machen? Schritte näherten sich ihm plötzlich und schreckten ihn aus seinen Gedanken. Sofort kniff er die Augen zusammen und stellte sich schlafend, auf eine weitere Diskussion wollte er sich keinesfalls einlassen. Ruhig verharrte er und wartete einfach ab. Er merkte wie Seiichi neben ihm zum Stehen kam und fühlte dessen Blick auf sich. Fast wäre er zusammen gezuckt, als eine Hand plötzlich sachte durch seine Haare strich. Leicht fuhr die Hand immer wieder hindurch und verursachte eine leichte Gänsehaut. „Wie sollen wir dir nur helfen“, murmelte Seiichi leise. Die Hand verschwand und der Ältere entfernte sich wieder. Zögernd öffnete Tai die Augen und seufzte leise. Es war schön dass sowohl Seiichi, als auch Matt sich so um ihn sorgten. Doch versetzten ihm die Worte auch einen kleinen Stich. Wie würden sich die beiden wohl fühlen, wenn er einfach abhaute? ~~~~~~~~ Tief atmete Yamato durch, ehe er die Tür öffnete und trat ein. Sofort erspähte er den Braunhaarigen schlafend in seinem Bett. „Wo warst du?“, fragte Seiichi, kaum dass er die Tür geschlossen hatte. „Ich bin einfach nur rumgelaufen und habe nachgedacht“, antwortete Matt schulterzuckend, während er aus seiner Jacke schlüpfte. Langsam schritt er neben den Älteren und schaute in den Topf auf dem Herd. „Du hast gekocht?“ „Ja“ „Gibt es was Neues, sind Tai und du weiter gekommen?“, fragte Matt. „Nein, er möchte nicht zur Polizei gehen und ich denke nicht dass wir ihn dazu überreden können“, antwortete Seiichi stirnrunzelnd und sah ihn ernst an. „Wir haben noch ewig diskutiert, aber ohne Erfolg. Am Ende war ich fertig mit den Nerven und er erst Recht, daher hab ich dafür gesorgt dass er schläft“ „Hm, verstehe“, sagte Yamato langsam und schaute zu dem Braunhaarigen. „Ich glaube mir ist eine Lösung eingefallen. Etwas womit Tai einverstanden sein sollte und er eben nicht weglaufen muss“ Kapitel 33: ------------ Murrend drehte Tai sich weg als er ein leichtes Rütteln an seiner Schulter spürte. Er wollte nicht aufwachen, es war gut so wie es im Moment war. Ruhig, keine Schmerzen, keine Diskussionen. Hier zu liegen und zu schlafen war einfacher, als die Realität die ihn erwartete sobald er die Augen öffnete. Krampfhaft versuchte er sich an der Müdigkeit festzuhalten, doch es gelang ihm nicht wirklich, langsam klärte sich sein verstand immer mehr. Die störende Hand berührte ihn wieder an seiner Schulter und erneut entzog sich Taichi dieser. Doch leider bewegte er sich zu ruckartig und sofort zog sich ein stechender Schmerz durch seinen Rücken. Ein schmerzvolles Keuchen verließ seine Lippen und ließ ihn letztendlich doch die Augen öffnen. Blinzelnd schaute er nach dem Ruhestörer und setzte sich vorsichtig auf. Trotz seiner eher gedrückten Stimmung, schlich sich ein kleines Lächeln auf seine Lippen, war er doch erleichtert seinen Freund wieder zu sehen. „Du bist wieder da“, murmelte er leise. „Natürlich, was hast du denn gedacht“, antwortete Matt und verzog die Lippen zu einem kleinen Lächeln. Nachdenklich öffnete Tai den Mund und schloss ihn sogleich wieder. Was sollte er auch sagen? Ja, er hatte Angst gehabt dass Yamato nicht mehr wieder kommen würde. Dass er ihn einfach satt hatte und aufgab und er war wirklich froh, dass dem nicht so war. Vielleicht wäre es besser gewesen… Aber im Moment war Taichi einfach nur froh, dass er da war. „Hey, ich habe nicht gekocht damit ihr beide es kalt werden lasst“, beschwerte sich Seiichi und riss den Braunhaarigen aus seinen Gedanken. Verwundert schaute dieser zu dem Älteren, welcher bereits an dem gedeckten Tisch saß. „Ja, das Essen ist fertig“, meinte Yamato überflüssiger Weise. Verstehend nickte Tai und schwang die Beine aus dem Bett um vorsichtig aufzustehen. Wieder machte sich sein Rücken bemerkbar, aber er ignorierte es einfach und ging etwas steif zum Tisch und setzte sich auf einen der freien Stühle. Sofort wurde ihm von Seiichi ein dampfender Teller vor die Nase gesetzt, welchen er dankend entgegen nahm. Seine letzte Mahlzeit war schon eine Weile her und die letzte Zeit nach der Begegnung mit seinem Vater hatte er nicht wirklich viel Hunger gehabt. Aber im Moment hatte er endlich einmal wirklich Hunger, da war es ihm sogar egal was er da aß, Hauptsache er konnte seinen Magen füllen. Obwohl er zugeben musst, dass ihm das Essen wirklich sehr gut schmeckte, es war richtig lecker. Ohne groß darüber nachzudenken leerte er den Teller gierig und schaute danach auf den dampfenden Topf in der Mitte des Tisches. „Du kannst dir ruhig noch etwas nehmen“, sagte Seiichi belustigt. „Danke, es ist wirklich lecker“, antwortete Tai und nahm sich sogleich eine weitere Portion. Wieder machte er sich gierig ans Essen und wurde erst zur Hälfte langsamer. Seine Augen huschten hin und wieder zu den beiden anderen und ein kleines Lächeln schlich sich wieder auf seine Lippen. Es war schön, im Moment… Diese Ruhe, ja, beinahe Harmonie die hier herrschte. Keine anstrengenden Diskussionen und auch keine Trauerstimmung, einfach nur drei Menschen die friedlich beisammen saßen und aßen. Fast wie normale Freunde! Plötzlich ließ Taichi seinen Löffel sinken und hielt inne. Es dauerte einen Moment bis er sich ins Gedächtnis rief, dass er sich aber eben nicht in einer völlig normalen Umgebung befand. Hier war nichts normal und keinesfalls in Ordnung. Wieso also hatten die beiden so verhältnismäßig gute Laune, im Vergleich zur vorherigen Stimmung? Seit Seiichi und Yamato ihn nach dem Angriff seines Vaters gerettet hatten, war es hier noch nie so… harmonisch gewesen. Was also war der Grund für diesen Stimmungswandel? „Alles in Ordnung? Ist dir schlecht?“, fragte Yamato plötzlich und riss ihn abrupt aus seinen Gedanken. Taichi schüttelte den Kopf und senkte den Blick nachdenklich. Ein komisches Gefühl überkam ihn, irgendetwas stimmte hier doch nicht... „Ihr habt gute Laune“, sagte Taichi zögernd und schaute beide zögernd an. Nun hörte auch Seiichi auf zu essen und blickte ihn irritiert an, ebenso wie Matt. „Naja… als gute Laune würde das jetzt nicht bezeichnen, aber wir sind etwas besser darauf als vorhin“, antwortete der Blonde ruhig. „Aber warum?“, fragte Tai ernst und legte den Löffel nun ganz beiseite. Misstrauisch bemerkte er den Blick, den die beiden austauschten, ehe sie sich wieder ihm zuwandten. „Eigentlich wollten wir dir es nach dem Essen sagen“, meinte Seiichi schulterzuckend. „Mir Was sagen?“ „Dass uns eine Lösung für das ganze Dilemma eingefallen ist, besser gesagt Yamato ist es eingefallen“, erklärte der Ältere leicht lächelnd. „Aha“, murmelte Tai kritisch. An eine andere Lösung als die seine glaubte er nicht, hatte er nie. Wieso auch? Sein Plan kostete Opfer, große Opfer, aber er war zwingend notwendig. Egal was für Ideen sie auch hatten, er wusste von vorneherein dass sie alle keine richtige Lösung für ihn sein würden. „Jetzt schau nicht so zweifelnd, hör es dir bitte erst einmal an“, bat Yamato seufzend. Tai nickte leicht, anhören würde er es sich, was hatte er auch schon für eine Wahl? „Was ist das für eine Idee?“ „Du wirst doch in ein paar Wochen Achtzehn“, meinte Matt schlicht. „Ich weiß, und?“ „Was ist wenn du dich bis dahin einfach hier versteckst und sobald du volljährig bist tust du so, als würdest wieder nach Hause kommen“, erklärte Matt. Irritiert blickte Taichi seinen Gegenüber an. Nach… Hause kommen? Zu seinem Vater und Hikari etwa? Was sollte das denn? Die Idee war einfach nur idiotisch, warum sollte er das tun? Gerade wollte den Mund öffnen und den beiden dies auch sagen, als Seiichi ihm zuvor kam. „Du wärst dann ja Volljährig und müsstest auch nicht mehr bei deinem Vater wohnen. Du könntest dir eine bessere Wohnung suchen und einen Nebenjob. Dann könntest du die Schule fertig machen und eine Ausbildung anfangen. Dein Leben wäre normal und du wärst zu Hause. Tokio ist groß genug um sich aus dem Weg zu gehen und niemand würde die Wahrheit erfahren, warum du damals wirklich verschwunden bist“, sagte Seiichi ernst. Stumm schaute Taichi die beiden an und schüttelte den Kopf. Dieser Plan war wahnwitzig und würde niemals funktionieren. Sein Vater ließ ihn gehen, nur unter der Voraussetzung dass er das Land verlassen würde. Wieso sollte er bei solch einer Scharade mitspielen und was wäre, wenn er dazu gezwungen werden würde, doch bei seinem Vater zu leben? Alleine der Gedanke daran! Nein, einfach Nein! „Und von was soll ich bis dahin Leben? Was wenn ich doch bei meinen Vater leben muss? Wieso sollte der überhaupt bei einer solchen Sache mitspielen?“, fragte Tai schnaubend. „An Geld musst du auch erst einmal nicht denken, die Wohnung hier hast du ja und ich kann dir auch aushelfen bis du eigenes Geld verdienst“, meinte Seiichi ernst. „Aber halt nicht mehr im Club“, fügte Matt hinzu. „Es wäre eine gute Lösung“, bekräftigte der Ältere. „Ich weiß nicht, es klingt eher nach einem ziemlich gefährlichen und kaum ausgereiften Plan, der wahrscheinlich sowieso nach hinten losgehen wird“, meinte Taichi kopfschüttelnd. „Er ist nicht ausgreift, weil wir bisher noch nicht so viel darüber nachgedacht haben. Aber wenn wir es richtig angehen, könnte es klappen. Bis zu deinem Geburtstag ist ja noch Zeit und bis dahin können wir uns das alles genau durch den Kopf gehen lassen“, sagte Seiichi. „Es ist doch einen Versuch wert, Taichi. Du bist im Moment sowieso nicht fit und brauchst gar nicht daran zu denken das Land zu verlassen. Sag bitte nicht gleich Nein, sondern lass uns einfach darüber nachdenken. Es könnte klappen, also bitte“, bat Yama flehend. Seufzend schloss Tai die Augen und schüttelte sacht den Kopf. Der Plan war einfach Wahnsinn! Er konnte dem doch nicht zustimmen. Der Gedanke hier bleiben zu können war schön, aber nein, es ging nun mal nicht. Traurig öffnete er die Augen und schaute die beiden stumm an. Nur allzu deutlich merkte er, wie sehr sie auf ein Ja von ihm hofften. Es tat ihm Leid diese Hoffnung nun wieder zerschmettern zu müssen. Es war schön dass sich die beiden so viele Gedanken gemacht hatten. Dass Yamato nach der langen Zeit, immer noch so sehr um ihn kämpfte... Und Seiichi war eigentlich nur sein Chef, doch inzwischen so viel mehr als das. Freunde, das waren sie geworden. Zögernd öffnete er den Mund und wollte gerade etwas sagen, als ihm ein neuer Gedanke kam. Unverrichteter Dinge verschloss er seine Lippen wieder und seufzte. Es war gemein und hinterhältig. Absolut fies und total egoistisch, aber es war die Lösung... Wieder öffnete Tai den Mund und ein trauriges Lächeln schlich sich auf seine Lippen, ehe er nickte. „Okay“ ~~~~~~~~~~ Nachdenklich tippte Yamato eine kurze Nachricht an seinen Bruder in sein Handy und legte es anschließend weg. Er fühlte sich mies, dass er sich so lange nicht bei seinem kleinen Bruder gemeldet hatte. Takeru machte sich bestimmt Sorgen, aber im Moment konnte er ihm nicht die Wahrheit sagen. Es war besser wenn sein Bruder nicht so viel davon mitkam. Wenn alles vorbei war, würde er mit ihm reden, bis dahin sollte die kurze SMS reichen und in den nächsten Tagen wollte er ihm sowieso einen kleinen Besuch abstatten. Seufzend schaute Yamato zu dem Braunhaarigen und beobachtete diesen stumm. Tai saß schon seit einer ganzen Weile auf dem Bett und schrieb irgendetwas auf seinen Block. Matt hatte das Gefühl, als wollte der andere einfach nicht mit ihm reden und wahrscheinlich war es auch so. Seiichi war vor ein paar Stunden aufgebrochen, denn er musste sich mal wieder um seinem Club kümmern. Jetzt wo sie Tais Zustimmung zu ihrem Plan hatten, fühlte sich der Ältere sichtlich wohler. Im Moment fürchtete er nicht mehr dass Taichi einfach verschwand. Anfangs hatte Yamato noch ähnlich gedacht, doch jetzt… Er hatte so ein komisches Gefühl… Und je mehr er darüber nachdachte, desto schlimmer wurde es. Die schlimme Vorahnung verwandelte sich immer mehr in Angst. Angst Taichi doch zu verlieren… Genervt fuhr Matt sich durch die Haare und stand auf. Taichi warf ihm einen fragenden Blick zu und beobachtete ihn stumm, als er auf ihn zuging. Er ließ sich direkt vor dem Braunhaarigen auf das Bett sinken und schaute ihn einfach nur an. Mit jeder Sekunde die er sein Gegenüber betrachtete stieg die Angst immer mehr und trieb ihm die Tränen in die Augen. Dabei wusste er nicht einmal wieso! Yamato wollte doch einfach nur seinen Freund nicht verlieren. Er fühlte sich so hilflos… Plötzlich erinnerte er sich wieder an ihr Gespräch von heute Morgen. Taichi hatte gesagt dass er ihm nicht egal war. Ein seichtes Kribbeln breitete sich in seinem Magen aus und ein trauriges Lächeln schlich sich erneut in sein Gesicht. „Yamato, was ist los?“, fragte Taichi leise und schaute ihn besorgt an. Erst jetzt wurde jener sich bewusst, dass der andere den Block beiseite gelegt hatte und wie nah er ihm doch war. Ein neues Gefühl breitete sich in ihm aus. Sehnsucht. Es war keine Entscheidung, kein Abwägen ob richtig oder falsch. Er tat einfach das, was er wollte und sich just in dem Moment erst bewusst wurde. Fest kniff er seine Augen zusammen und krallte seine Hände in den Pullover seines Freundes. Ein überraschtes Keuchen drang an sein Gehör, gedämpft von seinen eigenen Lippen. Es war kein sanfter Kuss und auch nicht sonderlich romantisch. Dennoch kribbelte es an den Stellen wo sie sich berührten. Ein kleiner Zauber, so schnell wieder verflogen, als Hände ihn bestimmend weg drückten. Flehend sah Yamato sein Gegenüber an und zog ihn sanft zu sich. „Yama“, hauchte Taichi überrumpelt. Verzweifelt schüttelte Angesprochener den Kopf und lehnte seine Stirn an die seines Gegenübers. Die braunen Augen, so nah, so schön und unglaublich tief. „Nicht nachdenken“, bat Matt leise. „Aber…“ „Ich liebe dich“, murmelte Yamato verzweifelt. Er hatte das Gefühl es jetzt sagen zu müssen, als würde er schon bald keine Gelegenheit mehr haben. Und wieso sollte er es auch nicht? Es war die Wahrheit! Dahin waren die guten Vorsätze und alles was er sich vorgenommen hatte. Das einzige was im Moment zählte war Taichi und die ohnmächtig starke Angst diesen zu verlieren. Er brauchte ihn jetzt! Musste ihn spüren… spüren dass er noch bei ihm war. Erneut verschloss er die Lippen seines Freundes mit den seinen. Beinahe verzweifelt krallte er seine Hände in dessen Oberteil. Erneut spürte er wie Taichi sich verkrampfte und presste sich näher an seinen Gegenüber. Doch alles schien vergebens, Tai entspannte sich einfach nicht. Tränen schossen erneut in seine Augen und liefen über seine Wangen. Taichi hatte gesagt, er würde ihm etwas bedeuten, doch anscheinend war es nicht genug. Enttäuscht wollte Yamato sich zurückziehen, sich entschuldigen und auf Abstand gehen. Es schmerzte, er wollte es nicht und gerade als er dabei war es doch zu tun, bekam er endlich die erhoffte Reaktion. Nur langsam entspannte sich der Braunhaarige in seinen Armen und ließ sich auf den Kuss ein. ~~~~~~~~~ Mit klopfenden Herzen öffnete Tai seine Lippen und gewährte seinem Freund Einlass. Sacht stupste die fremde Zunge die seine an und versuchte ihn zu animieren. Nur langsam ließ er sich auf dieses süße Spiel ein. Sein Kopf schrie ihn an wie falsch das alles hier war. Dennoch konnte er einfach nicht anders, als sich diesem süßen Kuss hinzugeben. Yamatos Verzweiflung schmerzte, es tat ihm weh den anderen so zu sehen. Gleichzeitig genoss er die Nähe ebenso wie sein Freund. Immer wieder löste der Blonde solch seltsame Gefühle in ihm aus und er konnte nicht anders als sie zu genießen. Yamato Hände fuhren zaghaft über seine Schulter bescherten ihm eine leichte Gänsehaut. Ihr Kuss wurde noch intensiver, als er noch näher an den anderen gezogen wurde. Es brauchte nicht mehr, Taichi dachte einfach nicht mehr nach. Immer noch spürte er die Verzweiflung seines Freundes, den starken Drang nach seiner Nähe und er gab dem einfach nach. Es war zu schön um damit aufzuhören, auch wenn er gewollte hätte, konnte er sich diesem Bann nicht entziehen. Kurz trennten sich ihre Lippen und ihre Blicke trafen sich, bevor ein neuer Kuss entbrannte. Dieses Mal war es Taichi der den Anfang machte und es war gut so. es war das was sie beide wollten und mehr war im Moment nicht wichtig. Nur am Rande spürte Taichi, wie sich Matt in die Kissen sinken ließ und er langsam auf ihm zum Liegen kam. Sanfte Hände streichelten seine Seiten, vorsichtig darauf bedacht ihn nicht zu verletzen. Ihre Zungen fochten einen Kampf, den niemand zu gewinnen schien. Ob richtig oder falsch? Das vermochte keiner von Beiden zu sagen, wichtig war das, was gerade passierte. ~~~~~~~ Sanft strich Yamato über Taichis Arm und seufzte leise. Ein Kribbeln breitete sich in seinem Magen aus, als er an die vergangene Zeit zurückdachte. Vielleicht war es ein Fehler gewesen, so zu handeln und sich erneut aufeinander einzulassen. Trotzdem bereute er es kein bisschen, dafür war es einfach viel zu schön gewesen. Nachdenklich betrachtete er das schlafende Gesicht seines Freundes in der Dunkelheit und lächelte sanft. Mit Taichi hier zu liegen, ihn zu küssen und ihn einfach nur in den Armen halten, das war es was er sich in den vergangenen Jahren so sehr gewünscht hatte. Vielleicht wusste Tai nicht was er empfand, vielleicht dauerte es seine Zeit bis sie wieder zusammen kommen konnten, doch Matt wollte nicht aufgeben! Er liebte diesen Menschen der hier in seinen Armen lag. Trotzdem konnte er es einfach nicht genießen. Die Angst breitete sich erneut wie Gift in ihm aus und er konnte sie einfach nicht vertreiben. Je länger er darüber nachdachte, desto mehr überkam ihm das Gefühl das etwas nicht stimmte. Etwas Wichtiges hatte er einfach übersehen, doch er kam einfach nicht darauf. Die panische Angst Tai zu verlieren, war das einzige was er sicher benennen konnte. Seufzend fuhr er durch seine blonden Haare und betrachtete den Schlafenden mit einem traurigen Lächeln. Mit einem Mal wurde es ihm klar, fast ruckartig setzte er sich auf und schaute entsetzt auf den andern herab. Taichi hatte ihrem Plan zugestimmt… Warum aber hatte er so seltsam geschaut? Schuldig und traurig… Taichi hatte zugestimmt, obwohl er zuvor ihre Pläne alle für nichtig erklärt hatte. Dabei war das wahrlich nicht der beste Plan und verdammt gefährlich. Warum also hatte der Braunhaarige zugestimmt? Bis vor kurzem wollte er unbedingt weg, egal was er gesagt hatte. Hatte er etwa gelogen um sie in Sicherheit wiegen? Wollte er gehen sobald sie unachtsam waren? Der Blick, als er ihnen zugestimmt hatte… So schaute er wenn er log. Yamato kannte diesen Blick, er kannte Taichi! Er hatte ihn früher immer damit aufgezogen, so ein schlechter und durchschaubarer Lügner zu sein. Plötzlich war es völlig klar, Yamato verstand langsam was das zu bedeuten hatte. Schmerzvoll schaute er den Schlafenden an und biss sich auf die Lippen. Diese Erkenntnis schmerzte, schnürte ihm die Luft ab und trieben Tränen in seine Augen. Wie sollte er nun damit umgehen? Taichi ansprechen oder mit Seiichi einen Plan ausarbeiten? Was sollte das bringen?! Konnten sie es überhaupt verhindern, wenn Tai wirklich gehen wollte? Egal wie sehr sie aufpassten, es gab keine hundert prozentige Garantie… Doch was nun? Zitternd stand Yamato auf, schlüpfte in seine Schuhe, schnappte sich seine Jacke und eilte zur Tür. Erst dort hielt er nochmals inne und schaute mit klopfenden Herzen zu dem Schlafenden. Tränen rannen über sein Gesicht, welche er verzweifelt weg wischte. Die Idee, die ihm gekommen war, erschien ihn immer mehr als die richtige, die einzige! Leise öffnete er die Haustür und schloss sie nach sich wieder. Erst als er aus dem Gebäude herauskam fing er an zu rennen. Sofort meldete sich sein schlechtes Gewissen, doch die Angst Taichi zu verlieren überschattete alles. Keine Sekunde zögerte er mehr und anhalten tat er erst an seinem Ziel. Zitternd und völlig außer Atem kam er vor dem Gebäude zum Stehen und wartete einen Moment ab. Nur langsam beruhigte sich sein erschöpfter Körper und ohne sich einmal umzudrehen schritt er auf das Gebäude zu, auf dem mit großen Buchstaben 'Polizei' stand. Kapitel 34: ------------ Zufrieden summte Hikari vor sich hin, während sie ihre Tasche packte. Im Moment war sie einfach nur gut gelaunt und freute sich auf den heutigen Tag. Nachdem sie mit ihrem Vater gemeinsam vor ein paar Nächten alle Gegenstände aus Tais Zimmer entfernt hatte, wollten sie heute endlich ein paar neue Möbel für dieses kaufen. Eigentlich wollten sie das ja gleich am darauffolgenden Tag erledigen, aber leider wussten sie zuerst nicht, was genau sie aus dem Raum machen wollten. Ihr Vater hatte vorgeschlagen, dass sie dieses Zimmer ebenfalls haben könnte. Einfach eine Couch mit einem Fernsehschrank und dazugehörigen TV. Als zweites Wohnzimmer für sie alleine, damit sie dort mit ihren Freunden Zeit verbringen konnte. Nun da Taichi hier nicht mehr eingesperrt war, gab es nun wirklich keinen Grund, nie jemanden mitzubringen. Die Idee würde ihr schon gefallen, aber sie ahnte dass es manche ihrer Freunde zum Nachdenken anregte. Wahrscheinlich dachte hier jeder an Taichi und das war nun wirklich nicht in ihrem Interesse. Jetzt wo Tai endlich weg war, sollte sich dieses leidige Thema hoffentlich bald von selbst erledigen. Die zweite Idee, war einfach ihr Zimmer mit Tais altem zu tauschen und aus ihrem das zweite Wohnzimmer zu bauen. Aber sie mochte ihr Zimmer so wie es war und hatte keine Lust in dem Raum zu schlafen wo jahrelang der Mörder ihrer Mutter gelebt hatte. Daher hatten sie und ihr Vater sich nun darauf geeinigt einfach ein Gästezimmer daraus zu machen. Brauchen taten sie es zwar nicht unbedingt, aber immer noch besser als den Raum leer stehen zu lassen. Ein schrilles Klingeln riss Hikari aus ihrem Tun und ließ sie erschreckt zur Haustür schauen, ehe sie seufzend zur selbigen ging. Ihr Vater war noch in seinem Büro und wollte noch kurz etwas erledigen, bevor sie endlich los konnten. Neugierig öffnete sie die Tür und schaute die Besucher fragend an. Erschrocken zuckte sie zurück, als sie die Uniform erkannte blickten die beiden Polizisten ängstlich an. „Hallo, ist dein Vater zu Hause?“, fragte einer der Beamten. Zögernd nickte Kari und drehte sich um, um nach ihren Vater zu rufen. Jener kam nach einem kurzen Moment aus dem Zimmer und trat fragend auf sie zu. Kaum dass er bei ihr war, fiel sein Blick auf die Besucher und sein Gesicht spannte sich an. Mit klopfenden Herzen trat Hikari beiseite und ließ die beiden eintreten, nachdem ihr Vater dies gestatte. Die Beamten gingen Susumu hinterher, während Kari langsam die Tür schloss und in Richtung Wohnzimmer starrte. Fest biss sie sich auf die Lippen und versuchte sich zu beruhigen, was jedoch kläglich misslang. Sie hatte Angst um ihren Vater, Angst davor dass man ihn bestrafen sollte, wegen dem was er mit Tai gemacht hatte. Dabei war das nicht falsch gewesen… Langsam schritt Kari durch den Gang ins Wohnzimmer und lauschte dem Gespräch… ~~~~~~~~~ Verschlafen öffnete Taichi die Augen als er ein lautes Klopfen vernahm. Verwirrt blickte er sich um und bemerkte sofort dass Yamato fehlte. Müde rappelte er sich auf und schaute sich nach seinem Freund um, doch er war alleine. Wieder klopfte es laut und ließ ihn erschrocken zusammen zucken und zur Tür schauen. Langsam stand er auf und schritt zur Wohnungstür , legte seinen Kopf an das Holz. Wieder ertönte ein Klopfen und sorgte dafür dass er kurz zurückschreckte. Als nächstes vernahm er Stimmen, leise aber gerade noch zu verstehen. Es schienen wohl zwei Menschen vor seiner Tür zu stehen und sich gerade darüber zu unterhalten, ob er denn zu Hause war. Nur das Problem war dass Taichi diese Personen nicht kannte! Diese Stimmen waren ihm absolut fremd und das war ein Umstand der ihn wirklich erschreckte. Er bekam nie Besuch! Abgesehen von Seiichi, Yamato und Jim in den letzten Tagen, aber sonst war nie jemand bei ihm gewesen. Wer also war da? Kurz flackerten die braunen Augen durch den Raum, hoffend seinen Freund doch zu finden, doch vergebens. Unsicher schritt er einfach zur Seite und stellte sich dicht an die Wand. Die Tür sollte eigentlich abgeschlossen sein, war aber dennoch nicht wirklich solide. Da er keine Ahnung hatte was er tun sollte, oder was diese Leute von ihm wollten, blieb er lieber einfach hier stehen. Keinesfalls wollte er mit einem unbedachten Geräusch die Aufmerksamkeit dieser Menschen auf sich lenken. Plötzlich hörte er ein Geräusch und bewegte den Kopf ruckartig in Richtung der Türe, nur um festzustellen dass jemand die Türklinke herunter drückte. Mit klopfenden Herzen schaute er dabei zu und betete, dass die Tür abgeschlossen war. Gestern nachdem Seiichi gegangen war, war sie es jedenfalls noch und sein Schlüssel steckte im Schloss. Einzig Yamato hätte sie aufgeschlossen um hier raus zu gehen, aber Taichi wüsste nicht, wieso er das getan haben sollte. Wahrscheinlich war er einfach auf dem Klo… Die Klinke wurde immer weiter herab gedrückt und mit entsetzten sah Taichi zu, wie die Tür geöffnet wurde. Angstvoll hielt er einfach den Atem an und hielt ganz still. Das Holz wurde immer weiter aufgerückt und versperrte ihn schließlich die Sicht. Schritte waren zu hören, die Leute gingen einfach in seine Wohnung. Vorsichtig lehnte Taichi sich zur Seite und versuchte einen Blick auf die Eindringlinge zu erhaschen. Ihm stockte der Atem und entsetzt öffnete er den Mund, als feststellen musste, dass zwei Polizisten hier in seiner Wohnung standen. Panisch zwang er sich zur Ruhe und beobachtete die beiden stumm, wie sie immer weiter in den Raum gingen und sich umsahen. Seine Gedanken rasten und er hatte einfach Angst. Sie durften ihn einfach nicht sehen! Die Polizisten blieben schließlich bei dem Tisch stehen und Tai fasste einen Entschluss. Er musste hier verdammt nochmal raus! So leise wie möglich, schob er die Tür zur Seite und schlich um selbige herum. Seine Augen huschten zu den beiden, welche ihm zum Glück immer noch den Rücken zugewandt hatten und trat aus der Tür, raus in den Flur. Gerade wollte er erleichtert aufatmen, als er einen lauten Ausruf hörte. Erschrocken zuckte er zusammen und begann einfach zu rennen. Von Panik erfüllt, traute er sich nicht sich umzudrehen, glaubte jedoch Schritte zu hören. Hektisch rannte er die Treppenstufen hinab. Sein Körper schmerzte immer wieder leicht bei der Anstrengung doch es war ihm egal. Er musste hier einfach nur weg! Heftig atmend rannte er eine Treppe nach der anderen hinab, bis er fast ganz unten war. Mit einem Mal spürte er eine Hand an seiner Schulter, welche ihn heftig zurückzog. Schmerzhaft stöhnte Taichi auf und riss sich dessen ungeachtet frei, doch leider kam er dadurch ins Taumeln und stürzte die letzte Treppe hinab. Ein schmerzhafter Schrei verließ seine Lippen, als sein lädierter Körper mit den harten Stufen kollidierte. Dann traf ihn etwas am Kopf und die Welt versank in der Dunkelheit. ~~~~~~~~ „Wir haben neue Hinweise bezüglich dem Verschwinden ihres Sohnes bekommen“, sagte einer der Polizisten, der sich gerade eben als Ryo Hisagi vorgestellt hatte. „Hinweise? Sie haben ihn doch nicht etwa gefunden?“, fragte Susumu Yagami gespielt hoffnungsvoll. Mit großer Anstrengung versuchte er, den besorgten Vater und völlig unschuldigen Bürger zu spielen, während in seinem Inneren vor Wut schäumte und auch ein wenig besorgt war. Eigentlich hatte er wirklich angenommen, dass das Thema Taichi endlich aus der Welt war. Hielt er es vor kurzer Zeit noch für eine gute Idee, diesen… losgeworden zu sein, bereute er es jetzt, ihn nicht endgültig… Doch jetzt war nicht die Zeit für solche Gedanken, er musste sich konzentrieren und sich keinesfalls verdächtig benehmen. Zurzeit wusste er noch nicht was genau die Polizisten in Erfahrung gebracht hatten. Vielleicht hatte man ihn bloß in einen Bus steigen sehen… „Im Moment begeben sich ein paar Kollegen zu dem Ort, an dem sich ihr Sohn aufhalten soll“, antwortete der Beamte ruhig. „Das ist ja großartig! Nach all der Zeit hatten wir die Hoffnung schon fast aufgegeben“, sagte Susumu stockend und zwang sich ein freudiges Lächeln auf die Lippen. „Wie haben Sie ihn den gefunden?“, fügte er vorsichtig hinzu. „Wie gesagt wir haben einige Hinweise von einer Person erhalten, darunter auch der angebliche Aufenthaltsort ihres Sohnes. Aber das war noch nicht alles, es gab auch Anschuldigungen Sie betreffend“ „Anschuldigungen?“, fragte Hikari leise und lenkte die Aufmerksamkeit der Anwesenden auf sich. „Kari, geh bitte auf dein Zimmer“, bat Susumu seine Tochter ernst, doch diese schüttelte den Kopf und setzte sich stattdessen einfach neben ihn. Seufzend sah der Ältere seine Tochter mahnend an, ehe er sich erneut den Polizisten zuwandte. „Welche Anschuldigungen?“, fragte er so normal wie möglich. Er ahnte was nun kommen würde, aber so einfach würde er es Taichi nicht machen! Es gab keine Beweise und Hikari war auf seiner Seite! Er musste sich jetzt einfach ruhig verhalten! „Laut Aussage unseres Informanten soll ihr Sohn nicht erst vor zwei Jahren weggelaufen sein, sondern erst vor zwei Monaten“, erklärte Hisagi ernst. „Aha und wo sollte er sich die ganze Zeit aufgehalten haben?“, fragte Susumu verwundert. „Er soll die ganze Zeit bei ihnen gewesen sein und von ihnen festgehalten und misshandelt worden sein“ „Was? Das glauben sie doch nicht wirklich?“, rief Hikari schrill und schaute die beiden Beamten schockiert an. Stumm dankte ihr Vater ihr für ihre schauspielerische Leistung und versuchte sich ein Beispiel zu nehmen. „Im Moment müssen wir einfach allen Hinweisen nachgehen“, meinte Hisagi schlicht. „Ja, aber wieso sollte ich den so etwas tun? Taichi ist mein Sohn! Ich würde ihn doch niemals etwas antun“, sprach Susumu nervös. „Als Motiv wurde angegeben, dass sie ihren Sohn für den Tod ihrer Frau verantwortlich machen“ „Bitte? So ein Blödsinn! Meine Frau ist bei einem tragischen Unfall ums Leben gekommen! Das ist absoluter Blödsinn“, rief Susumu aufgebracht. „Nun, wenn sie das so sehen werden Sie sicher damit einverstanden sein, wenn sich unsere Kollegen einmal in ihrer Wohnung umsehen?“, fragte Hisagi ruhig. „Selbstverständlich, ich habe nichts zu verbergen“, antwortete der Braunhaarige sofort. Denn alle Beweise waren inzwischen ja längst vernichtet oder aufgeräumt… „Am besten begleiten Sie uns auf die Wache, während unsere Kollegen sich hier umsehen. Ihre Tochter kommt am besten auch mit, damit wir ihre Aussagen zu den Vorwürfen aufnehmen können“ „Also ich komme sofort mit, mein Papa hat nichts getan und das werde ich auch bezeugen“, sprach Hikari ernst. ~~~~~~~~~ Schnellen Schrittes lief Jim neben seinem Kollegen und Ranghöheren Arzt durch die Gänge des Krankenhauses. Seine Schicht hatte gerade erst begonnen und schon bekamen sie einem Verletzen rein. Treppensturz, mehr wusste er im Moment auch nicht. Ohne weiter darüber nachzudenken schritt er in den Behandlungsraum in der der Verletzte lag und hielt einen Moment inne, als er einen Beamten direkt neben der Tür entdeckte. „Hallo, ich bin Doktor Uzumaki, was ist passiert?“, fragte sein Kollege sogleich den Polizisten und schüttelte ihm kurz die Hand. Jim schaute kurz zu den beiden, ehe er den Verletzten betrachtete und sich neue Handschuhe von der Ablage nahm. Erschrocken hielt er inne und schaute geschockt zu dem Bewusstlosen. „Taichi“ „Kennen Sie den jungen Mann?“, fragte Dr. Uzumaki ihn plötzlich. Unsicher sah Jim zu seinem Oberarzt und dem Polizisten, ehe er zögernd nickte. „Er ist ein Freund meines Bruders und wird seit ein paar Jahren vermisst“, sagte er vorsichtig. „Dann gehen Sie bitte und schicken mir einen anderen Assistenzarzt“, sagte Uzumaki ernst. Überrumpelt sah der Schwarzhaarige ihn an, ehe er besorgt zu dem liegenden sah. Seufzend nickte er und verließ den Raum, ging direkt zur Schwesternstation und ließ einen seiner Kollegen rufen. Erst dann hielt er inne und schaute zurück zur Tür, hinter der der Braunhaarige lag. Er machte sich große Sorgen, wusste fast kaum etwas von Tais Gesundheitszustand. Am liebsten würde er wieder rein gehen, doch er wusste dass er das nicht durfte. Man behandelte niemanden, den man persönlich kannte und seine Kollegen stören wollte er keinesfalls! Er musste nun einfach abwarten, bis Doktor Uzumaki wieder den Raum verließ damit er ihn fragen konnte. Hoffentlich war die Kopfverletzung nicht allzu schlimm, Jim hatte die blutende Wunde sofort bemerkt. Doch ohne genaueren Blick konnte auch er nichts sagen. Langsam schritt er durch die Gänge und dachte nach. Wieso war Taichi hier in Obhut eines Polizisten eingeliefert worden? Und wieso war keiner bei ihm? Es war doch abgemacht gewesen, dass man nicht zur Polizei ginge… Wo waren Yamato und Seiichi? Verdammt, Joe, er musste sie alle anrufen und fragen was passiert war! Eilig rannte Jim durch die Gänge nach draußen und holte sein Handy aus der Tasche um sogleich die erste Nummer zu wählen. ~~~~~~~~~~ Mit hängenden Schultern saß Yamato auf einem der Stühle und versuchte sein schlechtes Gewissen zu beruhigen. Tränen rannen über sein Gesicht und er war einfach fix und fertig. War es wirklich richtig gewesen, hierher zu kommen? In gewisser Weise hatte er Taichi verraten und sein Versprechen gebrochen. Aber es ging doch nicht anders, oder? Doch warum fühlte er sich dann so furchtbar schlecht? Wie lange saß er nun überhaupt schon hier auf der Wache? Er hatte wirklich jedes Zeitgefühl verloren… Das Gespräch mit den Beamten war lange und mühsam. Ständig wurde alles hinterfragt und kritisch angehört. Es dauerte sehr lange, bis er endlich mit der ganzen Geschichte geendet hatte. Yamato hatte ihnen alles erhält, außer die Sacht mit dem Club. Seiichi hatte er aus der ganzen Sache herausgehalten, den das hätte nur Ärger für ihn bedeutet. Der Ältere hatte so viel für sie getan, da war dies das Mindeste was er hatte tun können. Nach dem Gespräch, waren einige von der Wache aufgebrochen um zu Tais Wohnung zu fahren. Yamato mochte gar nicht daran denken, wie Taichi sich fühlen würde, wenn er die Tür öffnete und die Polizei stand davor! Verdammt, er kam sich einfach so schäbig vor... Vielleicht würde Tai ihn dafür hassen, aber im Endeffekt war es doch richtig und irgendwann würde er das auch erkennen. Hoffte Matt auf jeden Fall! Ein paar andere waren zu Tais Vater aufgebrochen und wollten mit diesen reden und auch die Wohnung durchsuchen. Das war das einzig Gute an der ganzen Sache! Dieser Mensch musste einfach dafür bezahlen, was er getan hatte… Hoffentlich fanden sie dort einige Hinweise! Es musste einfach so sein. Taichi war dort jahrelang eingesperrt und misshandelt worden, da mussten einfach noch einige Spuren da sein. Ein schrilles Klingeln ließ Yamato erschrocken zusammen zucken. Mit zitternden Fingern langte er in seine Hosentasche und holte sein Handy heraus. Jim „Jim, ich…“ „Yamato, hör zu ich weiß nicht ob du es schon weißt“, unterbrach ihn der Ältere hektisch. „Nein, was?“, fragte Matt verwirrt. „Taichi wurde gerade in Begleitung eines Polizisten ins Krankenhaus gebracht. Anscheint muss er die Treppe runter gefallen sein, genaueres weiß ich aber auch nicht“ Geschockt krallte Yamato seine Finger in das Handy und starrte einfach nur gerade aus. Sein Kopf schien die Information kaum verarbeiten zu können. Überfordert atmete er hektisch ein und aus, ehe er gequält die Augen schloss. „Was ist passiert?“ »Was habe ich nur getan?« Kapitel 35: ------------ „Yamato“ Stolpernd kam der Gerufene zum Stehen und schaute sich atemlos um. Direkt an der Eingangstür des Krankenhauses entdeckte er Joe, welcher direkt zu ihm kam. „Joe“, hauchte Matt verwundert und wischte sich kurz über die Wangen. „Was machst du denn hier?“ „Jim hat mich angerufen wegen Taichi“, antwortete Joe ernst. Verstehend nickte Yamato, ehe sein Blick besorgt zur Krankenhaustür wanderte. Der Blauhaarige folgte seinem Blick und seufzte leicht. „Lass uns reingehen“ „Ja“, murmelte Matt. Seine Hände ballten sich zu Fäusten und er versuchte verzweifelt sich etwas zu beruhigen. Doch wie sollte das gehen? Seit dem Anruf von Joes Bruder war alles nur noch schlimmer geworden! Taichi lag im Krankenhaus! Anscheinend war er die Treppe herunter gefallen und hatte sich dabei verletzt. Neue Wunden, wieder neue Schmerzen und das alles war seine Schuld! Yamato bereute seine Entscheidung zur Polizei gegangen zu sein im Moment einfach nur. Er wollte doch dass es Tai besser ging und er ein normales Leben führen konnte. Stattdessen war sein Freund nun wieder verletzt und er hatte keine Ahnung wie sehr! Stumm lief Matt seinem Freund hinterher und achtete kaum auf den Weg. Die Sorge um Taichi machte ihn einfach wahnsinnig, ebenso wie seine Schuldgefühle. Wieso war das passiert? Eine Hand legte sich plötzlich auf seine Schulter und zwang ihn zum Stehen bleiben. Erschrocken hielt er inne und schaute auf, direkt in das Gesicht einer der Polizisten bei dem er heute seine Aussage gemacht hatte. „Solltest du nicht auf dem Revier sein?“, wurde er sofort gefragt. „Ich…“, zögernd hielt Matt inne und blickte an dem Beamten vorbei zu Joe, der mittlerweile bemerkt hatte, dass er stehen geblieben war und irritiert zwischen ihm und dem Erwachsenen hin und her schaute. „Ich habe gehört dass mein Freund hier liegt und daher wollte ich unbedingt hier her“ „Woher weißt du das? Wer hat dir das gesagt?“ „Ist das wirklich wichtig? Ich möchte einfach zu Taichi“, versuchte der blonde sich rauszureden. Er hatte für dieses Gespräch im Moment einfach nicht die Nerven. „Nein, ich hätte schon gern eine Antwort“, erwiderte der Polizist ernst. „Ein Freund von mir hat mich angerufen, er hat gesehen dass Tai hier eingeliefert wurde. Darf ich jetzt bitte zu ihm?“, erklärte Yamato unwirsch und fuhr sich durch die Haare. „Nein, er wird gerade noch behandelt also kannst du im Moment nicht zu ihm, verstanden? Am Ende des Ganges sind ein paar Stühle, dort setzt du dich hin und wartest. Sobald ich etwas weiß, sage ich dir Bescheid und alles andere klären wir noch.“ Dankbar nickte Yamato und atmete kurz auf, er war froh von dem Polizisten weg zu kommen. Lieber wäre er sofort zu Taichi gegangen, denn er wusste ja immer noch nicht wie es ihm genau ging. Klar hatte Jim ihn kurz informiert, aber seitdem war ja schon wieder eine Stunde vergangen. „Was ist eigentlich passiert? Ich meine, warum ist Taichi eingeliefert worden?“, fragte Matt, nachdem er einige Schritte gegangen war. Die Fragen stellte er sich schon die ganze Zeit und der Polizist wusste sicherlich eine Antwort. Wieso war Taichi eine Treppe herunter gefallen? „Also wir in die Wohnung deines Freundes sind, hat er versucht zu flüchten und ist dabei die Treppe runter gefallen.“ Nachdenklich nickte Yamato und seufzte leise, bei dem Gedanken wurde ihm sofort noch elender zu Mute und seine Schuldgefühle wuchsen ins Unermessliche. Ohne ein weiteres Wort setze er sich in Bewegung und ging an Joe vorbei, welcher sogleich neben ihm herging. „Yamato.. die Polizei? Was…“, begann der Blauhaarige stockend, doch der Angesprochene schüttelte nur den Kopf, hoffte dass sein Freund verstehen würde. Die letzten Meter liefen die beiden schweigend nebeneinander her und leise seufzend ließ er sich auf einen der freien Stühle fallen. Joe folgte seinem Beispiel und beobachtete ihn stumm, nachdem er eine kurze Nachricht in sein Handy eingetippt hatte. Wahrscheinlich an Jim… Matt konnte nur erahnen wie verwirrend die Situation für ihn sein musste. Es fiel ihm selbst schwer das alles zu begreifen. Hatte er am Ende wirklich solch einen schrecklichen Fehler begangen? Tais Verletzungen, sein Aufenthalt war allein seine Schuld! Dabei wollte er doch nur das Beste für ihn… „Yamato“ Sacht zuckte Matt zusammen und wischte sich über die Wangen, ehe ein trauriges Lächeln seine Lippen zierte. Eine Hand legte sich auf seine Schulter, sollte ihm wohl Trost spenden. „Ich bin zur Polizei gegangen, heimlich und ohne Tais Wissen“, murmelte er. „Was? Wieso! Ich dachte Tai wird verfolgt?“, fragte Joe erschrocken und auch verwirrt. „Ja, aber nicht von irgendwelchen fremden Leuten“, murmelte Yamato und schloss die Augen. Eine Hand wanderte zu seiner Stirn und landete schließlich in seinen Haaren. Das Gespräch welches er nun führen musste überforderte ihn maßlos. Er selbst konnte das alles noch gar nicht wirklich begreifen, wie sollte er es dann Joe begreiflich machen. Das was er nun zu sagen hatte, war einfach unfassbar… „Tai ist nicht weggelaufen…“, sagte er zögernd und sah Joe vorsichtig an. „Aber…“ „Es war sein Vater“ „Ich verstehe nicht…“ „Sein Vater gibt ihm die Schuld an dem Tod von seiner Frau, Tai und Karis Mutter und hat ihn daher eingesperrt. Tai war die ganze Zeit in unserer Nähe, nie weggelaufen, sondern stattdessen eingesperrt und geschlagen“, murmelte Yamato leise und schaute in das geschockte Gesicht seines Freundes. „Was, aber Kari? Wie sollte das funktionieren? Das kann doch nicht…“, stammelte Joe überfordert und schüttelte den Kopf. Traurig lächelte Matt und zuckte mit den Schultern. „Unfassbar, ich weiß… Aber es ist die Wahrheit. Es dauerte lange bis Taichi endlich mit der Wahrheit rausgerückt ist, aber ich glaube ihm. Sein Vater hat ihn über zwei Jahre eingesperrt, geschlagen und Schlimmeres. Er wurde gezwungen die ganze Hausarbeit zu übernehmen und zu Kochen, wie ein Sklave. Er selbst hatte nichts, keine anständige Kleidung und oftmals kaum was zu Essen. Sein altes Zimmer wurde bis auf das Bett leer geräumt und die Fenster verdunkelt. Dort musste er sich die meiste Zeit aufhalten und jedes Fehlverhalten wurde hart bestraft. Deswegen war keiner von uns in den letzten Jahren bei Kari, deswegen war sie so komisch als ich nicht aufgeben wollte, ihn zu suchen. Sie wusste es und hat nichts gesagt…“ ~~~~~~~~~ Gestresst eilte Jim durch die Gänge des Krankenhauses. Nachdem er Joe und Yamato informiert hatte, war er zurück zu Taichi gegangen und sich nach dessen Gesundheitszustand gekümmert. Leider durfte er sich ja nicht um ihn kümmern, doch wenigstens wusste er wie es dem Braunhaarigen ging. Die SMS von Joe hatte er erst 20 Minuten später gelesen, da er einfach zu abgelenkt gewesen war. Doch jetzt hatte er sich auf den Weg zu seinem Bruder gemacht und wollte diesen endlich informieren. Yamato sollte wohl auch da sein, zumindest stand das in der kurzen Nachricht. Tief atmete er ein, ehe ein letztes Mal abbog. Er war nervös und aufgewühlt, es kam nicht oft vor, dass Menschen eingeliefert wurden, die er kannte und mochte. Klar war Taichi eigentlich ein Freund seines Bruders, aber er hatte auch ein paar Mal die Gelegenheit gehabt ein wenig Zeit mit dem Braunhaarigen zu verbringen. Er mochte den Jüngeren ganz gut leiden und auch Joe sprach immer in den höchsten Tönen von ihm. Als er damals verschwunden war, traf es ihn ebenso wie seinen Bruder litt. Ihn jetzt mit diesen Verletzungen im Krankenhaus wieder zu finden, nachdem er ihn erst Letztens in solch lädiertem Zustand aufgefunden hatte, war einfach schrecklich. Und wenn es ihm nun schon so ging, wie ging es da erst Joe und Yamato? Just in dem Moment fand er die beiden auf den Stühlen im Wartebereich sitzend und trat eiligst auf beiden zu. „Hey, entschuldigt, ich habe deine Nachricht nicht sofort gelesen“, sagte Jim reuevoll. „Schon okay“, murmelte Joe, rückte seine Brille zurecht und sah seinen Bruder einfach nur stumm an. Jener runzelte bei dem Anblick seines Bruders die Stirn. Natürlich war es klar, dass es ihm schlecht ging und er sich Sorgen machte, doch irgendetwas stimmte hier nicht. So blass und geschockt wie Joe wirkte, musste da mehr dahinter stecken. Gerade wollte zu einer Frage ansetzen, als Yamato ihn direkt ansprach. „Wie geht es Taichi?“ „Dem Umständen entsprechend, aber besser als erwartet…“, begann Jim langsam und lächelte angespannt, als er den erleichterten Ausdruck bei den beiden Jüngeren bemerkte. „Die Kopfverletzung sah anfangs schlimmer aus, als sie dann schlussendlich war. Es handelt sich zum Glück nur um eine einfache Platzwunde, aber durch die vorherige Gehirnerschütterung, wird ihm sobald er aufwacht der Kopf trotzdem ziemlich wehtun. Ansonsten hat er sich noch einige blaue Flecke und Blutergüsse zugezogen, auch sein Rücken wurde wieder in Mitleidenschaft gezogen. Am schlimmsten ist jedoch sein Knie, bei dem Aufprall hat er es sich gebrochen“ ~~~~~~~~~~ „Okay und was heißt das?“, fragte Yamato nervös und biss sich auf die Lippen. Der kurze Moment der Erleichterung schwand sogleich wieder. Keine schlimme Kopfverletzung, aber dennoch unzählige andere und nun auch noch das! „Im Moment beraten sich die Ärzte über die weitere Behandlung und entscheiden ob sie Operieren müssen oder ein einfacher Gipsverband reicht“ Nachdenklich nickte Matt, Tränen traten in seine Augen. Das alles tat ihm so schrecklich Leid! Eine Hand legte sich um die seine, ruckartig drehte er den Kopf und schaute in besorgte blaue Augen. Dankbar nickte er und nahm die warme Hand in die eigene, er brauchte im Moment einfach jemanden der für ihn da war und er war Joe unendlich dankbar. Der Ältere war selbst noch durch den Wind, wegen dem was er eben erfahren hatte, trotzdem war er für ihn da. „Ich gehe wieder zurück und komme wieder sobald es etwas neues gibt“, sagte Jim ruhig. „Danke“, hauchte Yamato und nickte leicht. Krampfhaft versuchte er seine Tränen zurück zu halten und schaute Jim stumm nach. Ein Zittern durchlief seinen Körper während er angestrengt versuchte sich zusammen zu nehmen. Doch wie sollte er das tun? Er war doch erst für alles verantwortlich! „Sie kümmern sich gut um ihn“, sagte Joe leise, hörte sich aber ebenso aufgewühlt an wie Matt sich fühlte. „Es ist meine Schuld“, hauchte er schuldbewusst. „Unsinn, es war ein Unfall“, beharrte Joe sofort. „Wäre ich nicht zur Polizei gegangen…“ „Du wolltest Taichi doch nur helfen und konntest nicht ahnen, dass so etwas passieren würde“, sprach der Blauhaarige ernst. „Ich… hatte ihm versprochen nicht zur Polizei zu gehen und es doch getan. Jetzt ist er verletzt und ich habe ihn hintergangen. Meinst du, er verzeiht mir das?“, fragte Yamato mit belegter Stimme. Die ganze Zeit während seiner unüberlegten Aktion hatte er nie auch daran gedacht, dass Taichi ihm das vielleicht nicht verzeihen würde. Er war so damit beschäftigt sich selbst einzureden das Richtige zu tun, dass er es einfach verdrängt hatte. Dabei war es nicht das einzig Richtige, sondern der einzige Weg um Taichi in seiner Nähe halten zu können. Wenn er es genau bedachte war es ziemlich egoistisch. Taichi hatte ihm vertraut und was tat er? „Jetzt ist es erst einmal wichtig, dass Taichi wieder gesund wird und wir ihn einfach so gut es geht unterstützen. Vielleicht wird er sauer sein, ganz bestimmt sogar. Aber wenn das alles vorbei ist und er genau darüber nachdenkt, wird er verstehen warum du das getan hast“, sagte Joe, bemühend ihn aufzumuntern. Doch Yamato konnte nur allzu deutlich die Unsicherheit in den Worten seines Freundes hören und das machte ihm Angst. Dennoch hatte Joe in einem Punkt Recht… Sie mussten Tai jetzt unterstützen, so gut es nur ging! Zitternd atmete Matt ein und versuchte sich zu beruhigen. Zweifel durften keinen Platz haben, jetzt war nicht die Zeit. Alles was jetzt zählte war für Taichi da zu sein. Viele Dinge kamen nun auf seinen Freund zu, er musste seine Aussage bei der Polizei machen, sich unangenehmen Fragen stellen. Was würde danach überhaupt geschehen? Wo konnte Tai hin? Sicher würde man ihm helfen, aber das war alles nicht so einfach und im Moment alles nicht klar. Zum Glück war er ja bald Achtzehn! Trotzdem würde es ein langer Weg sein, bis Taichi sich wieder in ein normales Leben einfinden würde. Zu lange hatte er dies nicht mehr gehabt und so viel Schreckliches erlebt. Tais Knie… Daran vermochte Yamato im Moment nicht zu denken! Würde es wieder vollständig verheilen? Früher hatte Taichi den Sport so geliebt, es wäre schrecklich wenn er das jetzt nicht mehr könnte. Yamato konnte nur hoffen, dass es wieder vollständig genesen würde. Doch egal was die Zukunft jetzt bringen würde, er musste für Taichi da sein und das würde er. Er hatte ihn verraten, doch er würde sich erklären und irgendwann, so hoffte er, würde Tai ihm wirklich verzeihen… ~~~~~~~~~~ Ein gequältes Stöhnen verließ seine Lippen, kaum dass er die Augen einen Spalt geöffnet hatte. Sein Kopf hämmerte in einer unerträglichen Intensität, schlimmer als die Tage davor. Blinzelnd öffnete er die Augen und verzog das Gesicht schmerzerfüllt. Sein ganzer Körper schmerzte, sogar sein Rücken war wieder deutlich schlimmer. Verwirrt versuchte Tai sich zu erinnern was geschehen war und sah sich um. Sein Blick war leicht verschwommen und er kannte die Umgebung nicht. Ein ungutes Gefühl breitete sich in ihm aus, blinzelnd versuchte er seine Sicht zu schärfen. Dann blieben seine Augen an etwas hängen, was ihn sofort erstarren ließ. Entsetzt starrte Taichi auf sein linkes Bein dass vollständig von einem Gips umhüllt war. Nicht begreifend wie das geschehen war, starrte er einfach auf den dicken Verband und schüttelte den Kopf, welcher bei der Aktion noch mehr pochte. Nur langsam löste er seinen Blick und schaute sich erneut um. Jetzt wusste er wo er sich befand, er musste in einem Krankenhaus sein. Nur langsam dämmerte es ihm, was geschehen war. Die Polizei und seine Flucht, er war gestürzt und dann war es dunkel… Panisch begriff Taichi, dass er sich nun in der Situation befand, vor der er sich am meisten gefürchtet hatte… Er war in einem Krankenhaus, die Polizei wusste sicher inzwischen wer er war und hatte seinen Vater informiert. Weggelaufen konnte er auch nicht… nicht mit diesem Bein! Überfordert durchsuchte er das Zimmer nach etwas hilfreichem, doch es gab nichts. Was hätte ihm auch helfen sollen? Er war allein und egal wer auch durch diese Tür kommen würde, es gab einfach kein Entkommen. Aber er durfte nicht hier sein! Was würde geschehen wenn sein Vater hier auftauchte? Verzweifelt rollte Tai sich zur Seite und biss die Zähne zusammen, jede Bewegung tat ihm einfach nur weh. Dazu sein Kopf, der ihm das Denken so erschwerte… Trotzdem drehte er sich weiter, bis er schließlich mit seinem gesunden Bein aus dem Bett kam und zog das andere einfach mit sich. Umständlich stellte er das gesunde auf den Boden und versuchte aufzustehen. Doch misslang der Versuch kläglich, denn sein gesunder Fuß wollte sein Gewicht nicht tragen und ließ ihn stattdessen zu Boden fallen. Ein schmerzhaftes Keuchen verließ seine Lippen, ehe er sich einfach über den Boden robbte. Ihm war klar, dass es sinnlos war, doch er war nicht gewillt sein Schicksal hinzunehmen. Er war doch erst vor ein paar Wochen aus dieser Hölle entkommen! Er durfte und wollte dahin nicht zurückkehren. Taichi musste hier raus! Vielleicht konnte er durch das Fenster, sollte es im ersten Stock sein. Einfach raus und dann konnte er sich was überlegen. Im Moment zählte für ihn nur das Entkommen. Plötzlich legten sich Hände auf seinen Rücken und ließen ihn erschrocken zusammen zucken. Panisch drehte er den Kopf und schaute in das Gesicht einer besorgten Krankenschwester. Diese hielt ihn an Arm fest und redete auf ihn ein, doch Taichi wollte und konnte ihr nicht zuhören. Stattdessen versuchte er die Frau einfach nur abzuschütteln. Er musste doch hier raus! ~~~~~~~~~ Müde massierte Yamato seine Schläfen und stöhnte genervt. Seit Stunden saßen Joe und er hier nun herum und durften nicht zu Taichi. Es war zum durchdrehen, seine Nerven waren zum Zerreißen gespannt. Jim war zwar immer wieder bei ihnen gewesen um sie zu informieren, aber Yamato konnte und wollte erst aufatmen, wenn er Taichi mit eigenen Augen gesehen hatte. Der einzige Lichtblick war, dass Jim ihnen mitgeteilt hatte, dass man Tais Knie nicht operieren müsste. Anscheinend war der Bruch nicht so kompliziert und sollte nur mit einem Gipsverband behandelt werden. Trotzdem ließ man ihn nicht zu seinem Freund! Tai war bisher noch nicht aufgewacht und die Polizei hielt es für keine gute Idee, denn sie wollten diesen erst einmal befragen und er war ja kein Angehöriger… Er war verdammt nochmal sein bester Freund und es war ihm sowas von egal, was jemand anderes sagte. Das war doch alles zum verrückt werden! Zum vierten Mal heute sah Yamato Jim zu ihnen kommen und sah den Älteren ernst entgegen. „Kommt mit“, murmelte dieser und drehte sich wieder um. Verwundert sprang Matt auf die Beine und folgte dem anderen, dicht gefolgt von Joe. „Was ist denn los?“, fragte jener seinen Bruder verwirrt. „Yamato, du möchtest doch zu Taichi?“, „Unbedingt“, antworte Matt sofort und sah den Älteren fragend an. „Dann zeige ich dir jetzt in welchem Zimmer er liegt, du wirst zwar nicht viel Zeit haben, aber sonst gibt es keine Möglichkeit“ „Okay“, murmelte Matt und atmete erleichtert auf. Er war dem schwarzhaarigen mehr als dankbar für diese Möglichkeit. Endlich konnte er zu Taichi! „Ist das nicht schlecht, wenn das jemand rauskriegt?“, wollte Joe unsicher wissen. „Das lass mal meine Sorge sein“, murmelte Jim und lief unbeirrt weiter, nur um nach wenigen Minuten stehen zu bleiben. „Da vorne, das letzte Zimmer links. Sollte dich jemand finden, dann…“ „…bin ich ganz allein hergekommen“, beendete Yamato den Satz. „Danke Jim, geht ihr einfach zurück. Ich komme dann später zu euch“. Zustimmend nickten die beiden Brüder und wandten sich zum Gehen. Joe hielt noch einmal inne und legte seine Hand auf Matts Schulter. Kurz sahen sie die beiden Freunde an, ehe Matt leicht nickte. Er wusste was Joe ihm damit sagen wollte und war einfach nur dankbar. Seine Augen wanderten den Gang entlang und zögernd setzte er sich in Bewegung. Mit jedem Schritt wuchs seine Nervosität an und er bekam Angst. Angst vor dem was ihn dort erwartete und Angst, wie Taichi auf ihn reagieren würde… Dennoch lief er tapfer weiter und hielt erst direkt vor der Tür inne. Kurz schlossen sich seine Augen, ehe er tief durchatmete. Das was er Tai nun gestehen musste, war das Schlimmste was er jemals über die Lippen gebracht hatte. Noch nie, niemals in all den Jahren ihrer Freundschaft, hatte er seinen Freund so dermaßen hintergangen und er konnte wirklich nur hoffen, dass jener ihn verstand. Zitternd legte Yamato seine Hand auf die Türklinke, während er sich die vorher zu Recht gelegten Worte nochmals durch den Kopf gehen ließ. Gerade wollte er die Klinke herunter drücken, als eine Hand sich auf seine Schulter legte und ihn fest hielt. „Was soll das werden?“, ertönte die ernste Stimme des Polizisten hinter ihm. Verzweifelt stöhnte Matt auf und kniff die Augen zusammen. Das durfte doch nicht wahr sein! Nur langsam drehte er sich in dem festen Griff und sah dem jungen Polizisten flehend ins Gesicht. „Ich möchte ihn durch nur kurz sehen“, murmelte er verzweifelt. „Das geht leider nicht“, antwortete dieser ernst. „Bitte, nur fünf Minuten wenigstens“, bat Yamato verzweifelt. Genervt seufzte der Beamte auf und schaute nachdenklich auf ihn herab, ehe er ungläubig den Kopf schüttelte und ihn anschließend los ließ. „Fünf Minuten“. Überrumpelt sah Matt sein Gegenüber an, konnte es nicht fassen. Eigentlich hatte nicht damit gerechnet, dass man ihn nun doch zu Tai ließ. Schnell drehte er sich um, bevor sich der andere es nochmal überlegen konnte. Wieder legte er seine Hand auf die Türklinke und wurde dabei erneut aufgehalten. „Wir haben mit deinem Freund auch noch nicht gesprochen. Er ist vor einer halben Stunde aufgewacht und wollte anscheinend fliehen, was jedoch auf Grund seines Zustandes nicht möglich war. Die Ärzte haben ihm etwas zur Beruhigung gegeben, aber er scheint immer noch sehr aufgewühlt zu sein. Ich war vor kurzem bei ihm, doch er hat nicht geredet“, sprach der Polizist zögernd. Erschrocken hielt Yamato inne und kniff die Augen zusammen. Tai wollte in seinem Zustand noch fliehen? Sein Freund musste wirklich verzweifelt sein… Wieder spürte er Schuldgefühle, ließ sich jedoch nicht davon beirren und öffnete endlich die Tür und verschwand hinter selbiger. ~~~~~~~~~ Leicht zuckte Tai bei dem Geräusch der schließenden Tür zusammen und schaute zögernd zu selbiger. Überrascht weiteten sich seine Augen, als er Yamato vor sich stehen sah und nicht wie erwartet irgendeinen Arzt oder Polizisten. Der Blonde schaute ihn einfach nur an, sein Blick wirkte erschrocken und besorgt. Natürlich… Wenn er nur annähernd so aussah, wie er sich fühlte, musste sein Anblick wirklich kein schöner sein. Ein leichtes Seufzen verließ seine Lippen, während er seinerseits Yamato betrachtete. Es tat gut seinen Freund jetzt zu sehen, jemanden um sich zu haben den er kannte und mochte. Das alles hier war ein Alptraum, das Schlimmste was ihm hätte passieren können und er gefangen. Schon jetzt… Seine vorherige Flucht war lächerlich und unnötig, hatte er sich dabei nur noch mehr Schmerzen zugefügt, sonst gar nichts. Und ja, eine Schwester hatte ihm ein Mittel zur Beruhigung gespritzt nachdem man ihn wieder ins Bett verfrachtet hatte. Davon wurde ihm sogar noch schwindeliger als ohnehin schon und am liebsten würde er schlafen. Doch er konnte nicht, seine Gedanken schwirrten nur so durch seinen Kopf. Der Polizist welcher ihm vorhin ein paar Fragen gestellte hatte, würde wieder kommen und irgendwann musste er ihm Antworten geben. Außerdem war es wirklich nur eine Frage der Zeit bis sein Vater hier auftauchte. Und davor fürchtete er sich am meisten… Klar konnte er ihm nichts tun, solange sie nicht alleine waren. Aber was würde er überhaupt tun? Eine Hand legte sich auf die seine und ließ ihn erschrocken zusammen zucken. Überfordert sah Taichi in das angespannte Gesicht seines Freundes, welcher mit den Tränen kämpfen zu schien. „Wie geht es dir?“ Ein spöttisches Lächeln legte sich auf Tais Züge, denn war es nicht offensichtlich? „Großartig“, murmelte er leise und bemerkte sofort den betroffenen Blick seines Freundes. Seufzend ließ er zu, dass Matt seine Hand in die seine nahm und sich neben ihm auf das Bett setzte. Die blauen Augen schauten ihn ununterbrochen an, sorgten für ein gewisses Unwohlsein. Müde schloss Tai die Augen und legte den Kopf zurück in die Kissen. „Tai, ich muss dir was sagen“, ertönte die unsichere Stimme seines Freundes und sorgte dafür das jener die Augen wieder öffnete und sein Gegenüber fragend ansah. „Ich… bin Schuld…“, begann Matt zögernd und verkrampfte sich ein wenig. Verwirrt beobachtete Taichi seinen Freund und stellte mit Verwunderung fest, wie sehr dieser sich zu quälen schien. Er verstand nicht was Yamato ihm sagen wollte und drückte seine Hand leicht. Ja, eigentlich war er es, der im Moment Trost und Beistand brauchte. Aber er konnte es einfach nicht mit ansehen, wie der andere sich quälte. Woran sollte er schuld sein? Dass er nicht da war, als die Polizei heute Morgen vor seiner Tür gestanden hatte? Das konnte doch keiner wissen, denn wenn es so wäre, wäre Tai schon viel früher abgehauen… Er wusste zwar nicht wo Yamato gewesen war, aber er trug auf jeden Fall keine Schuld. Tief atmete der Blonde ein und sah ihn schmerzerfüllt an, ehe er zitternd die Lippen öffnete um erneut zu sprechen. Stumm wartete Taichi einfach ab und wartete was sein Gegenüber zu sagen hatte. „Die Polizei… das sie heute Morgen bei dir war, das lag daran das ich… heute Nacht bei ihnen war. Ich habe ihnen alles erzählt“, sagte Yamato mit Tränen in den Augen. Geschockt weiteten sich die braunen Augen und für einen Moment war Taichi als würde die Zeit stehen bleiben. Ungläubig sah er in das Gesicht seines Freunds und hoffte darauf, darin einen Beweis zu finden, dass es sich nur um einen makaberen Scherz handelte. Doch er fand nichts. Stattdessen begriff er langsam den Inhalt von Yamatos Worten und ein glühender Schmerz breitete sich in seinem Innern aus. Ruckartig riss er seine Hand aus der des Blonden und Tränen traten in seine Augen. Flehend blickten ihn die blauen Augen an, doch er wandte den Blick ab. Nur langsam fraß sich die Gewissheit von Yamatos Verrat in seinem Verstand und es schmerzte ungeheuerlich. „Tai, du musst das verstehen“, murmelte Yamato verzweifelt und versuchte nach seiner Hand zu greifen. Ruckartig wandte Taichi den Blick zu seinem Freund und riss seine Hand zur Seite. Sein Herz klopfte schmerzhaft, während er in das ihm so bekannte Gesicht sah. Ihm wurde schlecht bei dem Gedanken, was Yamato da getan hat. Seine Lippen presste er fest aufeinander um verzweifelt ein Schluchzen zu unterdrücken. Die Tränen suchten sich nun einen Weg über seine Wangen. „Tai, ich wollte dir nur helfen, dass musst du glauben…“, fing Matt erneut an. Auch er weinte und schien verzweifelt, doch das war dem Braunhaarigen inzwischen herzlich egal. „Verschwinde“, hauchte Tai leise. Geschockt weiteten sich die blauen Augen und sahen ihn flehend an. „Bitte…“ „Hau ab, ich will dich nicht mehr sehen“, sagte der Braunhaarige nun etwas lauter und funkelte seinen Gegenüber wütend an. „Tai, bitte…“, bat Matt weinend. „Du musst nur deine Aussage machen und dann…“ „Du sollst gehen!“ „…dein Vater bekommt seine gerechte Strafe und du wirst ein normales Leben führen“ „RAUS HIER!“, schrie Taichi. „Seiichi und ich, wir werden dir auch helfen und die anderen bestimmt auch...“ „Helfen?“, rief Taichi und lachte verzweifelt. „DU musst mir gar nicht mehr helfen… DANKE. Verschwinde einfach, Yamato. Ich will dich nicht mehr sehen. Schmerzerfüllte blaue Augen trafen seinen Blick, sorgten nur noch für mehr Tränen, doch Taichi konnte und wollte seine Worte nicht zurücknehmen. „Taichi“, hauchte sein Gegenüber beinahe tonlos. „Du hast alles zerstört, Yamato. Geh einfach und komm nicht wieder, hörst du? Ich will dich nie wieder sehen“, rief Tai laut und setzte sich ruckartig auf, den brennenden Schmerz in seinem Körper ignorierend. Er wollte den Blonden nicht mehr sehen, nicht mehr daran denken. Es tat so schrecklich weh… Er hatte ihm vertraut… Gedacht er könnte es. Sich an den Menschen von vor zwei Jahren erinnert und sich gewünscht, es wäre immer noch so zwischen ihnen. Doch das alles war nur eine Illusion. Nichts war echt… Yamato hatte ihn verraten und alles zerstört. Sein Leben war nun ein Scherbenhaufen und es gab niemanden mehr, dem er vertrauen konnte. Er war ganz allein… „Taichi..“. Ruckartig drehte Tai sich zur Seite und packte das Wasserglas auf dem Kästchen und warf es in Yamatos Richtung. Das Glas verfehlte den Blonden um einen Meter, aber er wollte ihn auch gar nicht treffen. Matt zuckte bei der Aktion erschrocken zusammen und schaute ihn weinend an. Taichi wandte den Blick ab und wartete einfach nur ab. Sekunden vergingen in der absoluten Stille, ehe er endlich die Schritte seines ehemaligen Freundes hörte. Dann wurde die Tür geöffnet und anschließend wieder geschlossen. Zögernd schaute Taichi sich um und stellte erleichtert fest nun endlich alleine zu sein. Zitternd atmete er ein und versuchte sich zu beruhigen. Immer wieder schwirrten die eben gehörten Worte durch seinen Kopf und sorgten dafür, dass endgültig alle Dämme brachen…. Epilog: -------- Benommen lag der Braunhaarige einfach nur da. Er hatte keine Ahnung wieviel Zeit vergangen war, seitdem Yamato das Zimmer verlassen hatte. Aber das spielte auch keine Rolle mehr. Irgendwann waren seine Tränen gestoppt, er fühlte sich sogar zu schwach zum Weinen! Und nun lag er hier, benommen von den Beruhiguns- und Schmerzmedikamenten mit einem sehr lädierten Körper und wartete. Darauf dass jemand zu ihm kam, der ihm Fragen stellte. Oder auf seinen Vater… Egal wer da kam, Taichi konnte es nicht mehr ändern und musste nun das Beste aus der Situation machen, wie auch immer das aussehen sollte… Ein Klopfen schreckte ihn aus seinen Gedanken und ließ ihn zur Tür sehen, durch welche gerade der Polizist von vorhin, in Begleitung eines Kollegen kam. Taichi reagierte mit einem Nicken, als sich ihm die beiden vorstellten und hörte ihnen einfach nur zu. Das alles kam ihm wie ein schlechter Traum vor, als er die Vorwürfe hörte, die man gegen seinen Vater erhoben hatte. Anscheint hatte man dessen Wohnung sogar durchsucht, doch bisher gab es keine Beweise. Nur Yamatos Anschuldigungen. Nachdem die beiden geendet hatten, hob Taichi das erste Mal den Kopf und schaute die beiden direkt an. Tief atmete er ein und öffnete den Mund. Es war klar, wie er jetzt zu reagieren hatte. Den er hatte keine Recht… Nein. „Die Anschuldigungen an meinen Vater sind falsch, er hat mir nie etwas getan. Ich bin damals weggelaufen und vor ein paar Wochen bin ich leider auf einen ehemaligen Freund von mir gestoßen. Ich wollte nicht dass er zur Polizei geht, da ich nicht nach Hause wollte. Mit meinem damals unbedachten Verhalten habe ich meine Familie sicher zutiefst verletzt und ich wollte ihnen nicht noch mehr wehtun, indem sie sehen was aus mir geworden war. Zuerst hatte ich ihm erzählt, dass ich verfolgt werde. Aber nachdem das nicht geholfen hat, ist mir diese haarsträubende Geschichte eingefallen. Glauben sie mir, ich bin wirklich nicht stolz darauf! Ich hätte Tokio sobald ich gesund gewesen wäre verlassen und Yamato einen Brief hinterlassen, in dem ich ihm erzähle dass alles eine Lüge war. Aber leider ist alles anders gekommen“, sprach Taichi monoton und sah in die überraschten Gesichter der Beamten. Ja, er hatte gelogen und Yamatos Aussage damit hoffentlich ungültig gemacht. Der Schaden den er seiner Familie in der Vergangenheit zugefügt hatte, war zu massiv und irreparabel. Er hatte sich geschworen, ihnen nicht noch mehr Leid anzutun und das würde er einhalten. Auch wenn das bedeutete, dass die Dunkelheit ihn nun bald zurückbekam. Seine Entscheidung stand fest!! Ende Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)