The Escape from Darkness von Tales_ (*Taito*) ================================================================================ Kapitel 16: ------------ Stumm folgte Tai seinem Chef die Treppen hinunter und versuchte sich nicht anmerken zu lassen, wie nervös er eigentlich war. An seinem Entschluss hielt er weiterhin fest, ungeachtet dessen, dass er eigentlich Angst hatte. Taichi seufzte leise, als er merkte wohin Seiichi ihn führte. Dieser steuerte direkt die linke Ecke des Raumes an, wo sich bereits ein paar Damen aufhielten. Die meisten kannte Tai nur vom Sehen, denn hier arbeiteten wirklich viele Frauen und auch eine handvoll Männer. Die einzige mit der er aber bisher mehr, als nur als ein paar Worte der Begrüßung gesprochen hatte, war Yumiko. Diese hatte ihn an seinem Probetag die Haare geschnitten und ihn auch an mehreren darauffolgenden Tagen geschminkt. Sie schien wirklich nett zu sein und vielleicht vier oder fünf Jahre älter als er selbst, aber das war auch schon alles was Tai von der hübschen Blonden wusste. „Yumiko?“, sprach Seiichi diese an, sobald er den Tisch erreicht hatte. Fragend sah die junge Frau ihren Chef an, während der Rest die beiden neugierig beäugte. „Tai wird heute Probeweise ein, zwei Kunden übernehmen. Erklärst du ihm bitte alles Nötige und gibst ihm was zum anziehen“, fragte Seiichi. Überrascht sah Yumiko Tai an, ehe sie nickte. „Natürlich“ „Gut, danach kommst du bitte wieder in mein Büro?“, antwortete der Ältere an Tai gewandt. Dieser nickte zustimmend und sah anschließend seinem Chef hinterher, als dieser sich umdrehte und ging. „Komm“, sprach Yumiko ihn direkt an. Erschrocken zuckte Tai ein wenig zusammen, nickte leicht und folgte der Blonden. Im Vorbeigehen fiel sein Blick auf die Bar und er sah Akiras fragenden Blick. Leicht lächelte er und zuckte mit den Schultern. Bisher wusste dieser nichts von seinen neuen Plänen, da sie sich seit Taichi sich dazu entschlossen hatte, nicht mehr gesehen hatten. Tai konnte auch so die Sorge in dem Gesicht des Älteren sehen. Es war schon seltsam; weder Akira oder Seiichi kannten ihn wirklich. Wieso also sorgten sie sich um ihn? Kurz hielt er den Daumen hoch um Akira zu zeigen dass alles okay war, ehe er sich abwandte und sich auf die Worte der Blonden konzentrierte. ~~~~~~~~~~ Angespannt öffnete Yamato die Tür und schaute neugierig ins Gebäudeinnere. Zögernd folgte er der Musik den Gang entlang und trat schließlich in einen großen Raum. Neugierig sah er sich um, bemerkte einige Männer, welche an Tischen und auf den großen Ledersofas saßen, alle in Begleitung von Frauen, in aufreizender, bis keiner Kleidung. Die Frau welche gerade eine Show auf der Bühne hinlegte, bemerkte er kaum, denn plötzlich sah er etwas, das seine ganze Aufmerksamkeit erregte und sein Herz zum Schlagen brachte. Im ersten Moment wusste er nicht, ob er sich freuen oder weinen sollte, als er ihn dort stehen sah. Taichi…. Sein Freund der dort mit einigen leicht bekleideten Damen stand, selbst ebenfalls solch aufreizende Kleidung trug und wartete. Wartete das jemand mit ihm in ein Zimmer ging und… Fest biss sich Yamato auf die Lippe und hinderte sich daran, den Gedanken zu beenden. Die Bestätigung seiner schlimmsten Befürchtung tat weh und traf ihn um einiges härter als gedacht. Wo vorher noch ein kleiner Funke Hoffnung war, herrschte nun eisige Gewissheit. Tai verkaufte sich wirklich! Er konnte ja nicht ahnen, dass Tai dies heute zum ersten Mal tat. Wusste nicht wie nervös dieser war, während er bei seinen Kolleginnen stand und darauf wartete, dass jemand zu ihm kam. All das wusste der Blonde nicht, woher auch? Logisch war die Annahme, dass Tai dies schon länger tat. Yamato holte tief Luft, riss sich von seinen Gedanken los, die ihn nur runter zogen. Es wurde Zeit, dass er endlich das tat, weswegen er hier war. Alles andere musste warten. Zielstrebig ging er langsamen Schrittes auf den Braunhaarigen zu, drängelte sich durch Tische ohne auf seine Umgebung zu achten. Kurz bevor er ihn errichte, bemerkte Taichi ihn und sah ihn an. Fast meinte Matt, Unsicherheit in den Augen seines Freundes zu sehen, doch war es nur ein kurzer Augenblick. Dann war es soweit, endlich stand er direkt vor Taichi, öffnete den Mund und… schloss ihn wieder. All die Worte, die er sich zurechtgelegt hatte, waren aus seinem Kopf gefegt. Neugierig musterte ihn sein eigentlich bester Freund, schien ihn jedoch nicht zu erkennen. Doch er hatte Angst davor den Mund aufzumachen, wollte sich nicht verraten. „Wollen wir uns ein Zimmer nehmen?“, fragte Taichi leise, nachdem er fertig mit seiner Musterung war. Er merkte, dass sein Gegenüber nervös war, vielleicht war dieser zum ersten Mal an solch einem Ort. Wer wusste das schon? Dann wäre es auf jeden Fall nicht nur für ihn eine Premiere… Schwer schluckte Yamato und nickte einmal zustimmend. Sein Mund schien immer noch wie zugeklebt und er war froh, dass Tai deutete ihm zu folgen. Aufgeregt folgte er dem Braunhaarigen, welcher auf die große Treppe zusteuerte. Insgeheim freute er sich, dass er nicht aufgeflogen war. „Ein spezielles Zimmer oder eher schlicht?“, fragte Taichi plötzlich und riss ihn somit aus seinen Gedanken. „Schlicht“, knurrte Yamato mit verstellter Stimme und zuckte selber bei dem rauen Ton zusammen. Aber immerhin klang es nicht nach ihm. Der Braunhaarige sagte nichts dazu, lief einfach weiter den Gang entlang und blieb schließlich vor einem der unzähligen Zimmer stehen. Die Tür wurde geöffnet, das Licht angeschaltet und schon verschwand Taichi nach innen. Staunend sah Yamato sich die schlichte Einrichtung an. Es wirkte wahrlich mehr wie ein Hotelzimmer, war ganz anders als er es sich vorgestellt hatte. Wieder war es Tai, der ihn aus seinen Gedanken riss, indem er sich räusperte. Fragend sah Yamato ihn an und bemerkte, dass dieser die Tür aufhielt und anscheint auf ihn wartete. Sofort trat Yamato ins Innere des Zimmers und hörte die Tür hinter sich zu gehen. Dann schritt der Braunhaarige an ihm vorbei und setzte sich vor ihm aufs Bett, schaute ihn abwartend an. „Möchtest du etwas Besonderes?“, fragte Taichi und beobachtete den jungen Mann vor sich. Irgendetwas an diesem störte ihn, aber er kam einfach nicht drauf. Sein Kunde schien selber genau so nervös und sogar etwas unschlüssig zu sein. Eigentlich keine schlechte Wahl für seinen ersten Probelauf, aber trotzdem war auch er nervös. „Ja“, antwortete der Fremde leise. Fragend sah Tai diesen an, welcher sich just in der Sekunde die Sonnenbrille von der Nase zog. Erschrocken japste Tai nach Luft, konnte nicht glauben was er da sah. Doch als auch noch die schwarze Perücke ihren Weg auf den Boden fand, war es eindeutig. „Yamato“, keuchte er erschrocken. Panik breitete sich in ihm aus. Wie war das möglich? Wie hatte er ihn gefunden? „Hallo Tai“, sagte Yamato leise und lehnte sich mit den Rücken an die Tür. Still beobachtete er das entsetzte Gesicht seines besten Freundes, sah zu wie dieser nach Worten rang. „Was tust du hier?“, fragte Taichi geschockt. Nur langsam sickerte die Erkenntnis in seinem Gehirn. Und er wusste nur eins. Das war schlimm… Wirklich schlimm! Tränen traten in seine Augen, doch er schaffte es mir aller Kraft sie zu unterdrücken. Verzweifelt sah er seinen ehemals besten Freund und Geliebten an und wartete auf eine Antwort. „Ich will mit dir reden und dir helfen“, antwortete Yamato ernst und beobachtete sein Gegenüber genau. Es tat weh, das Tai sich offenbar überhaupt nicht freute ihn zu sehen, sondern eher das genaue Gegenteil der Fall war. Er hatte zwar nicht erwartet, dass dieser sich ihm in die Arme warf, aber mit so einer deutlichen Abneigung seines Besuchs hatte er nun auch nicht gerechnet. „Wenn du mir helfen willst, dann geh wieder und sag niemanden wo ich bin“, meinte Taichi leise und er meinte es auch so. Seine einzige Chance war es, dass Yamato die Klappe hielt und es niemanden erzählte, wo er aufzufinden war. So könnte er hier zumindest noch ein paar Wochen arbeiten, bis er genug Geld beisammen hatte. Sollte Yamato aber schon etwas zu seinem Vater gesagt haben, musste Tai heute noch verschwinden! Er wusste zwar nicht wohin, aber wichtig war, dass er dann weit weg von hier war… „Spinnst du? Ich will dir helfen und du schickst mich weg?“, fauchte Yamato empört. „Weil es das Einzige ist, womit du mir wirklich helfen kannst“, erwiderte Tai ehrlich. Schnaubend schüttelte Yamato den Kopf und verschränkte seine Arme vor seiner Brust. „Es muss doch noch etwas anderes geben. Sag mir doch einfach wo dein Problem liegt“, knurrte der Blonde. „Nein“, erwiderte Tai schlicht, er würde nichts sagen und seine Familie belasten. Fieberhaft überlegte er wie er Yamato schnellstmöglich loswerden konnte. „Ich versteh dich nicht, willst du hier bleiben?“, wollte Matt wissen und sah sein Gegenüber enttäuscht an. Tief atmete Tai durch und schüttelte den Kopf. „Nur solange bist ich genug Geld beisammen habe“, antwortete er ehrlich. „Geld wofür?“ „Um Japan endgültig zu verlassen“, erklärte Tai ernst. Erschrocken zog Yamato scharf Luft in seine Lungen und sah seinen Freund fassungslos an. Sein Gegenüber wirkte ruhig und gefasst, beinahe gefühlskalt. Dabei war Tai alles andere als gefühlskalt, musste sich mit aller Macht zusammenreißen um sich nicht zu verraten. Ein kleiner Teil von ihm war glücklich, dass er Matt anscheinend noch so viel bedeutete, das dieser ihn suchte und sogar in solch einen Club ging. Doch daran durfte er einfach nicht denken. Er musste versuchen das Unheil abzuwenden. Denn anscheinend wusste sein Vater noch nichts von seinem Aufenthalt, sonst wäre dieser selbst hier und nicht Matt. Nun galt es zu verhindern, dass Yamato mit seinem Vater redete. Das war das Einzige was ihn nun interessieren musste. „Wieso willst du Japan verlassen?“, wollte Yamato wissen und rang um seine Fassung. Der Gedanke, dass Tai für immer gehen wollte, zerriss ihm fast das Herz. Er hatte ihn doch gerade erst wieder gefunden! Es konnte doch nicht sein, dass dessen Probleme einfach unlösbar waren! „Ich muss gehen Matt, ich bin hier einfach nicht sicher“, erklärte Tai ruhig. „Warum?“ „Weil mich hier Leute suchen, denen ich keinesfalls in die Arme laufen will“ „Wer sucht dich?“, fragte Matt ernst. „Das tut nichts zur Sache“, murrte Taichi und schüttelte den Kopf. Geknickt seufzte Yamato und drehte sich weg. „Was wollen die Leute von dir?“ „Sagen wir es mal so, sie wollen mich umbringen“, meinte Tai ernst, schaute seinem Gegenüber fest in die Augen, als er sich wieder zu ihm drehte. „Wieso gehst du nicht zur Polizei?“, schlug Yamato vor. Er war verwirrt und verstand nicht, warum Tai verfolgt wurde. Es musste doch möglich sein, diesen Menschen das Handwerk zu legen. Für was gab es die Polizei, wenn nicht dafür! „Sie haben Leute bei der Polizei, daher geht das nicht. Außerdem beschatten sie meine Familie. Wenn sie rauskriegen, dass Kari oder mein Vater wüssten wo ich bin, sind wir alle drei tot“, erklärte Tai ernst. Innerlich war er total erleichtert, dass ihm diese Lüge so leicht von den Lippen gegangen war. Es musste sein und war die einzige Möglichkeit um Yamato begreiflich zu machen, dass er auf keinen Fall mit seiner Familie sprechen durfte. „Aber…“, hauchte Yamato und senkte den Blick. In seinem Kopf halten Tais Worte wieder, er konnte nicht glauben was er da hörte. Er wollte sich nicht damit abfinden, dass Tai nicht wieder zurück nach Hause konnte. Tai durfte Japan doch nicht einfach so verlassen. Es musste eine Lösung geben, irgendeine… Tai sah sie vielleicht einfach nur nicht. „Weiß Kari oder mein Vater dass du hier bist?“, wollte Tai wissen. Fest erwiderte er Yamatos Blick, sah den Schmerz in den blauen Opalen. Doch darauf durfte er nicht eingehen. „Nein“, antwortete Yamato schlicht. Erleichtert atmete Tai aus, hatte er vorher gar nicht gemerkt, dass er die Luft angehalten hatte. „Dann behalte es bitte für dich“ „Aber wir müssen doch etwas tun“, rief Yamato panisch. „Glaubst du nicht, dass ich nicht schon alle Optionen durchdacht habe? Dass hier, dieser Job ist meine letzte Chance, wenn ich überleben will. Ich bitte dich, mach mir das nicht kaputt“, rief Taichi wütend und biss sich auf die Lippe. Eigentlich wollte er so nicht reagieren, aber die Angst trieb ihn dazu. Yamato schaute ihn überrascht an, ehe er seine Augen zu schlitzen verengte. „Wir könnten uns doch auch gemeinsam was überlegen, wenn du mich nur lässt“, erwiderte der Blonde aufgebracht. „Das hat keinen Sinn, Yamato. Diese Typen sind überall und es ist nur eine Frage der Zeit bis sie mich finden! Und dann bringen sie mich um! Willst du das? Ist es das was du willst?“, knurrte Taichi ernst. „Also soll ich verschwinden damit du weiter Geld verdienen kannst und damit dann endlich aus Japan abhauen kannst?“, wollte Yamato wissen. „Ja“, antwortete Taichi schlicht, denn es war genau das was er wollte. So sehr ihn Yamatos Sorge ehrte, dieser konnte ihm nicht helfen. Es gab keinen anderen Weg für ihn und damit hatte er sich inzwischen abgeschlossen. „Das will ich aber nicht“, erwiderte Yamato verzweifelt. Tränen traten in seine Augen und er musste sich arg zusammenreißen um nicht gleich loszuheulen. „Das spielt keine Rolle“, hauchte Tai bedrückt. „Nein für dich spielt ja nur Geld eine Rolle“, rief Matt aufgebracht und ging auf Tai zu. Sein Verstand schaltete sich vollständig ab, er dachte nicht darüber nach, tat einfach das was er tun wollte. Grob packte er den Braunhaarigen und drückte seine Lippen auf die seines Gegenübers. Sofort spürte ein leichtes Kribbeln an selbigen und Erinnerungen an vergangene Zeiten drängten sich in seinen Kopf. Grob drückte Yamato sein Gegenüber auf das Bett, stützte sich mit den Händen neben dessen Kopf ab. Taichi erwiderte den Kuss nicht, befand sich in einer Art Schockstarre. Doch als eine Hand über seine Brust strich, kehrte endlich das Leben in seinen Körper zurück und bestimmend schob er sein Gegenüber von sich. „Was soll das?“, fragte Tai vorwurfsvoll. „Du wolltest doch Geld verdienen“, antwortete Yamato kühl und küsste ihn erneut. Tai keuchte erschrocken, als wieder die samtenen Lippen auf den seinen spürten. Süße Schauer jagten durch seinen Körper, wollten ihn dazu verleiten sich fallen zu lassen. Es war schön, nach all der Zeit Yamato nochmal so nahe zu kommen, doch es erfüllte ihn auch mit Trauer. Denn es war sicher das letzte Mal… Wieder fühlte Tai eine Hand über seine Brust streichen, dieses Mal ließ er sie gewähren und wartete ab. Innerlich haderte er mit sich, sollte er wirklich darauf eingehen? Als die Hand seinen Schritt erreichte, ging ein Ruck durch seinen Körper und aller Kraft schubste er Yamato von sich. Erschrocken landete der Blonde auf dem Boden und sah ihn ungläubig an. „Was soll das?“, fauchte Yamato. „Ich will das so nicht“, antwortete Tai ernst und setzte sich auf. „Ach? Mit Fremden vögeln ja, aber mir wir wolltest du weder damals, noch heute schlafen?“, fauchte Yamato wütend und setzte sich auf. Im Grunde wusste er selbst nicht, wieso er das in diesem Moment wollte. Aber das war egal, einzig die Ablehnung Taichis zählte gerade für ihn. Das und die Gewissheit, dass sein Freund ihn endgültig verlassen wollte. Der Grund weswegen er überhaupt hier war, hatte seine Bedeutung verloren. Er konnte hier nichts mehr ausrichten… Ein Umstand der ihn verzweifeln ließ. „Das ist nicht fair“, hauchte Tai verletzt. Es tat weh solche Worte aus dem Mund seines ehemaligen Freundes zu hören. Er wollte es damals doch, aber hatte nicht die Chance dazu gehabt. Als seine Mutter starb, änderte sich doch alles… „Weißt du was nicht fair ist?“, fragte Yamato eiskalt, stand nun endgültig auf und fixierte ihn mit einem festen Blick. „Nicht fair ist, dass mein bester Freund einfach über Nacht abhaut. Nicht fair ist, dass er nachdem er Jahre später wieder auftaucht, wieder abhaut. Nicht fair ist, dass dieser anstatt sich helfen zu lassen, lieber das Land verlässt. Das ist nicht fair“, sagte Matt und wurde mit jedem Wort lauter. „Es tut mir…“, begann Tai zögernd. „Spar' es dir!“, unterbrach ihn Yamato harsch, sammelte die Perücke und die Sonnenbrille auf. „Weißt du was, du kriegst deinen Willen, denn ich will wirklich nicht du stirbst. Ich werde niemanden erzählen dass du hier bist“, erleichtert atmete Taichi auf, ehe er sein Gegenüber dankbar anschaute. Yamato erwiderte das Lächeln nicht, setzte stattdessen die Perücke auf und wandte sich zur Tür um. Als er sie geöffnet hatte, blieb er stehen und drehte sich ein letztes Mal um. „Ich wünsch dir noch ein schönes Leben“, fauchte er, bevor er endgültig aus der Tür trat, welche mit einem lauten Knall hinter ihm zuflog. Wie erstarrt blieb Tai einfach sitzen und starrte auf die Türe. Nur langsam begann er zu verstehen was so eben passiert war. Ein Kloß bildete sich in seinem Hals. Erst jetzt merkte er, wie sehr er seinen Freund verletzt haben musste. Der Gedanke daran tat weh und trieb auch ihm Tränen in die Augen. Für seine Freunde war er der Buhmann. Er war es, der davongelaufen war und sie im Stich gelassen hatte. Es war ein Wunder das Yamato sich überhaupt noch um ihn sorgte. Und er? Er trat diese Sorge mit Füßen und trampelte auf Yamatos Gefühlen herum. Aber was hätte er denn tun sollen? Er hatte doch gar keine andere Wahl… ~~~~~~~~~~ Ohne auf seine Umgebung zu achten ging Yamato schnellen Schrittes in Richtung des Aufgangs. Er war froh, dass ihn keiner aufhielt und erleichtert, als er endlich aus dem Gebäude war. Tief holte er Luft und versuchte sein aufgewühltes Gemüt zu beruhigen. Doch es war vergebens, die Tränen rannen bereits über seine Wangen. Das Aufeinandertreffen lief überhaupt nicht so, wie er es sich vorgestellt hatte. Im Gegenteil, nun wusste er das Tai vorhatte Japan zu verlassen und der Gedanke schmerzte ungemein. Noch schlimmer war die Tatsache, dass er sich nicht von ihm helfen lassen wollte. Schluchzend hielt Yamato die Hand vor dem Mund und lief schnellen Schrittes los. Er wollte nur noch weg von diesem Ort, dachte nur noch daran. Doch schon nach wenigen Metern hörte er seine Freunde nach ihm rufen. Überfordert blieb er einfach stehen und hörte wie sie sich ihm näherten. Im Moment wusste er nicht was er sagen sollte. Wie sollte er das erklären, wo er es doch noch nicht einmal selbst begriffen hatte? Izzy war der erste, der ihn erreichte und vor ihn trat. Als er sein Gesicht sah, zuckte er merklich zusammen. Yamato war sich bewusst wie er auf ihn wirken musste. „Lasst uns nach Hause gehen“, murmelte Yamato und sah den Rothaarigen bittend an. Zustimmend nickte Izzy, da er nicht wusste was er sonst tun sollte. „Wir reden morgen“, fügte Yamato noch an, ehe er einfach loslief. Er konnte jetzt nicht bei seinen Freunden bleiben, wollte nicht dass die andern ihn auch noch so sahen. Das was er jetzt brauchte, war seine Ruhe. Erst musste nachdenken, verstehen was passiert war. ~~~~~~~~~ Wortlos stellte Tai sich neben Yumiko und starrte auf den Boden. Nachdem er sich endlich wieder halbwegs im Griff hatte und sicher war, dass man ihm seine innere Unruhe nicht ansah, war er endlich aus dem Zimmer gekommen. „Alles okay?“, fragte Yumiko besorgte. Erschrocken sah Tai sie an und nickte leicht. „Ja, der Kunde hat einen Rückzieher gemacht, war sein erstes Mal“, erklärte Tai stumpf und hoffte somit seine Ruhe zu bekommen. Diese wollte jedoch gerade etwas erwidern, als ein Mann vor Tai zum Stehen kam. Ein etwas älterer Herr, Mitte vierzig, schätzte er. „Wollen wir?“, fragte der Ältere an ihn gewandt. Sofort schlich sich ein Lächeln auf Tais Lippen, obwohl ihm gar nicht danach war. Sein Innerstes war stumpf und taub, er fühlte sich völlig leer. Nicht einmal nervös war er in diesem Moment. Dabei hatte er noch vor ein paar Stunden angst bei dem Gedanken an seinen ersten Kunden gehabt… Hosted by Animexx e.V. 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