The Escape from Darkness von Tales_ (*Taito*) ================================================================================ Kapitel 4: ----------- Leise murrte der Braunhaarige als er ein penetrantes Piepen vernahm. Müde öffnete er ein Auge und streckte sich leicht. Sofort zuckte er zusammen als einen stechenden Schmerz in seinem Unterleib spürte. Die Erinnerung an den letzten Abend drängten sich sofort in sein Gedächtnis. Tränen traten in seine Augen. Ekel bereitete sich in ihm aus und mit einem Mal war ihm übel. Hektisch rappelte Taichi sich auf und lief so schnell es sein schmerzender Körper zuließ, ins Badezimmer. Gerade noch rechtzeitig, kaum war er bei der Kloschüssel angekommen, musste er sich auch schon übergeben. Immer und immer wieder. Bis sein Magen restlos leer war. Müde ließ sich der Braunhaarige zurück sinken und legte sich auf den kühlen Boden. Eine Hand legte er auf seinem schmerzenden Bauch, während er mit der anderen die Tränen von seinen Wangen wischte. Ein paar Minuten blieb er so liegen und versuchte sich zu sammeln. In seinem Kopf schwirrten immer noch die Bilder des gestrigen Abends herum. Ihm war schwindelig. Sein Körper schmerzte und war erschöpft vom ständigen übergeben. Trotzdem zwang sich Taichi zur Ruhe und bemühte sich seine Gedanken auf etwas anderes zu lenken. Eine schier unmögliche Aufgabe, dennoch versiegten langsam seine Tränen. Trotz des Schwindels setzte er sich vorsichtig auf. Behutsam stützte er seine Hände auf die Toilettenschüssel ab und drückte sich nach oben. Schwerfällig kam er wieder auf die Beine und schaffte es stehen zu bleiben. Vorsichtig ging er zu dem Waschbecken und hielt sich dort fest. Mit zitternder Hand drehte er das Wasser auf und spritzte sich ein wenig davon ins Gesicht. Es half zumindest ein bisschen und nachdem er sicherer fühlte, schnappte er seine Zahnbürste und begann mit dem putzen. Er wollte den schrecklichen Geschmack loswerden. Als dies getan war, ging er langsam mit einer Hand an der Wand abstützend in die Küche. Ohne weiter darüber nachzudenken öffnete er den Kühlschrank. Etwas das er nur durfte um Essen für seine Familie zuzubereiten. Er selbst durfte nur essen was sein Vater ihm gab. Doch heute war ihm das egal. Sein Entschluss stand fest. Er hatte gestern Nacht noch lange überlegt, wie er hier entkommen könnte. Da seine Familie dachte, er hätte aufgegeben, waren sie auch unaufmerksamer. Es sollte einfacher sein, wie vor zwei Jahren. Doch zuerst einmal schnappte er sich ein paar Lebensmittel aus dem Kühlschrank. Eilig stellte er auf dem Esstisch ab und setzte sich vorsichtig auf einem der Stühle. Hungrig begann er zu Essen. Dinge die er schon so lange nicht mehr schmecken durfte. Und doch hatte er keine Zeit es zu genießen, eilig stopfte er alles in sich rein bis er satt war. Danach ging es ihm besser, die Übelkeit war fast ganz verschwunden und ihm war nicht mehr so schwindelig. Ohne das Chaos auf dem Esstisch zu beachten, erhob sich Taichi und ging durch das angrenzende Wohnzimmer in sein eigens. Dort durchstöberte er seinen Kleiderschrank nach passenden Klamotten. Es dauerte eine Weile aber schließlich fand er halbwegs bequeme Sachen. Danach führte ihn sein Weg zurück ins Bad. Er wollte sich endlich duschen, die Spuren des gestrigen Abends von sich waschen. Der Dreck sollte runter… An diesem Tag ließ er sich das erste Mal seit langem wieder richtig Zeit. Keine seiner Verpflichtungen interessierte ihn mehr… Etwas Später: Nervös saß Taichi auf der Wohnzimmercouch und betrachtete die Uhr an der Wand vor ihm. In einer halben Stunde würde seine Schwester hier sein. Donnerstags kam sie eigentlich immer gleich nach der Schule nach Hause. Ihre Freundin hatte da gleich im Anschluss einen Kurs und meist ging Kari erst danach mit ihr weg. Ein Umstand, der Taichi heute zugutekam. Sein Vater würde erst sehr viel später nach Hause kommen und da wollte er bereits verschwunden sein. Allmählich beschlich ihn jedoch die Angst. Angst davor, dass es misslingen würde. Vor der darauffolgenden Strafe… Und doch wollte er keinen Rückzieher mehr machen. Früher hatte er es oft versucht. Doch die schmerzhaften Strafen und Schläge zeigten Wirkung. Mit der Zeit änderte sich seine Denkweise und dachte nicht mehr daran zu verschwinden. Sondern nur noch daran wie er es schaffen konnte, seinen Vater nicht zu verärgern. Keine Schläge zu provozieren. Die Schuld fraß sich in sein Herz. Und er fügte sich in sein neues Leben ein. Sühnte für seine Schuld. Irgendwann versuchte Taichi seine Gefühle unter Verschluss zu halten. Die verletzenden Worte seines Vater an sich ab prahlen zu lassen. Sich selbst zu schützen vor dem Schmerz, den er doch verdient hatte. Bei seiner Schwester war es noch schwieriger, es tat weh wen sie gegen ihn sprach. Sie hatte sich verändert. War nicht mehr der Sonnenschein, den er kannte und liebte. Zwar hatte sie niemals die Hand gegen ihn erhoben. Doch ihre Worte und Blicke reichten ihm. Und irgendwann fand er sich auch mit ihrem Hass ihm gegenüber ab. Seine Schwester gab es nicht mehr. Genauso wie seine Mutter. Unruhig schüttelte Taichi den Kopf und versuchte diese Gedanken aus seinem Kopf zu vertreiben. Er musste sich auf sein Ziel konzentrieren. Wahrscheinlich war dies sein einziger Versuch. Sollte es schief gehen, würde es sicher für lange Zeit nahezu unmöglich werden. Er erinnerte sich noch zu gut an seinem letzten Versuch. Dieser war drei Monate nach dem Tot seiner Mutter. Susumu war in seinem Arbeitszimmer und Kari in ihrem eigenen Reich. Tai musste das Geschirr vom Abendessen aufräumen und durfte daher aus seinem Zimmer raus. Nachdem er fertig war, wollte er eigentlich nur auf die Toilette. Es war purer Zufall dass er den Haustürschlüssel dort liegen sah. Die Tür war immer abgesperrt. Als Taichi den Schlüssel dort liegen sah, fackelte er nicht lange. So leise wie möglich hob er den Schlüsselbund vom Schlüsselbrett und suchte den richtigen. Freudig schlug sein Herz schneller als er den Haustürschlüssel erkannte. Mit zitternden Fingern schob er den Schlüssel ins Schloss und drehte ihn vorsichtig herum. „Was machst du da?“, ertönte die misstrauische Stimme Hikari`s hinter ihm. Erschrocken zuckte Taichi zusammen und drehte sich ruckartig zu seiner Schwester um. Flehend blickte er ihr in die Augen, bat sie stumm zu schweigen. Sekunden vergingen in denen sie sich einfach anschauten. Er konnte sehen, wie sie mit sich rang. Doch dann… „DAD“, rief Hikari laut. Fassungslos . Trauer und Enttäuschung. Das alles fühlte Taichi bei ihrem Verrat. Keine Zeit blieb ihm zum Reagieren. Eine Tür wurde aufgerissen und Susumu schaute fragend in den Raum. Sofort erkannte er die Lage und eilte an Hikari vorbei zu Taichi. Grob wurde dieser am Arm gepackt und von der Haustür weggerissen und an seiner Schwester vorbeigezerrt in sein eigenes Zimmer. Mit einem Tritt wurde er dort hinein befördert und die Tür danach sofort zugeschlagen und verschlossen. Es dauerte eine Weile, aber sein Vater kam wieder. Das war das erste Mal das Taichi den Gürtel spüren durfte. Sein ganzer Rücken war danach wund und aufgerissen. Seine Lippe blutig geschlagen und ein Auge zugeschwollen. Viele neue blaue Flecke zierten seinen Körper. Es dauerte lange bis die Schmerzen vergingen. Tagelang konnte er sich kaum rühren. Die meiste Zeit lag er nur auf seinem Bett und schlief. Essen gab es zwei Tage lang keines. Nur etwas Wasser. Damals dachte Taichi er würde hier sterben. Doch die Verletzungen heilten. Er bekam wieder was zu essen und durfte seine Pflichten im Haushalt wieder aufnehmen. Ab da fügte er sich restlos in seine neue Rolle. Nie wieder wollte er solche Tage erleben. Er konnte es sich selbst nicht erklären. Sein Leben hatte sich in eine schreckliche Qual verwandelt. Und doch… Er wollte am Leben bleiben. Ein kleiner Funken Hoffnung blieb ihm immer erhalten. Die Hoffnung auf ein besseres Leben… Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)