Be my drug von minowari (and stun me) ================================================================================ Kapitel 15: tricked ------------------- Es war bereits später Abend, als Shizuo erneut mit einem misstrauischen Blick auf sein Handy guckte. Aber noch immer war nichts passiert. Kein Anruf, kein gar nichts. Es wunderte ihn, warum sich der Dreckskerl noch nicht gemeldet hatte. Aber auch gut. Dann hatte er mal wenigstens für einen Abend Ruhe… Shizuo faltete die Verpackung auseinander, die vor ihm auf dem Tisch lag und inspizierte das Essen. Ein leckeres Kuchenstück kam zum Vorschein und Shizuo lächelte leicht. Es war vielleicht nicht das Gesündeste zu essen, aber es hob wenigstens seine Laune. Mit der Gabel brach er sich das erste Stück ab und wollte es sich gerade zum Mund führen, als ein lautes Piepen ihn davon abhielt. Genervt zuckte eine Augenbraue in die Höhe. Ach, jetzt meldete sich sein Telefon zu Wort? In einer schnellen Bewegung klappte er sein Handy auf und öffnete die SMS, die er bekommen hatte. Ich lasse den heutigen Abend ausfallen. Glück gehabt, Shizu-chan. Er lachte kurz auf. Was war denn nun los? Shizuo brauchte ein Weilchen, bis sein getipptes Wort auf dem Display erschien. Warum? Er drückte auf den Senden-Button. Der Blondschopf starrte weiterhin auf sein Handy und wartete bis er eine Antwort erhalten würde. Doch diese kam nicht. Es vergingen weitere fünf Minuten und Shizuo packte verärgert das Mobiltelefon zurück in seine Weste. „Tch, Bastard…“, murmelte er und hob sie nun endlich das Stück Kuchen zum Mund. Was hatte das zu bedeuten? Izaya ließ sich doch keine Chance entgehen, ihn in irgendeine Weise zu erniedrigen oder das Leben schwer zu machen. Sein genervter Blick wandte sich an die Decke und er verengte die Augen. Was heckte er nun wieder aus? Nachdem er seinen Kuchen vertilgt hatte, schmiss er den Abfall in den Mülleimer und setzte sich erneut auf die Couch. Es war bereits eine weitere Stunde vergangen und der Blondschopf starrte ein weiteres Mal auf sein Handy, doch noch immer keine Antwort von Izaya. Unruhig rutschte er hin und her und wusste nicht so wirklich, was er tun sollte. Er dachte an seinen Bruder und ob er wohlauf war. Wirklich was von ihm gehört hatte er ja nicht. Wenn Izaya dachte, er könnte hier einfach die Regeln brechen, dann hatte er sich geschnitten. Mit einem Grummeln erhob er sich von der Couch, schnappte sich Schuhe und Schlüssel aus dem Eingang und verließ seine vorübergehende Wohnung. Schließlich war es nicht weit, bis zu Izayas Apartment. Der Knopf für die Klingel wurde geradezu penetriert, als Shizuo ungeduldig drauf drückte und pausenlos durchklingelte. Doch das schien nichts zu bringen. Schließlich donnerte er hart gegen die Haustür und verlangte mit lauter Stimme, dass er aufmachen sollte. Nichts. Eine kurze Weile lauschte Shizuo, bevor er erneut gegen die Tür hämmerte. „Izaya, du Bastard, mach die verdammte Tür auf! Oder ich brech sie ein!“ Aber es tat sich immer noch nichts. Eine genervte Ader ploppte auf seiner Stirn auf und er war nahe dran, die Tür einzuschlagen. Er rüttelte einmal kurz an der Klinke, in dem Versuch sie vielleicht aufzubrechen, bis er plötzlich merkte, dass die Tür gar nicht verschlossen war. Mit einem Ruck war sie plötzlich offen und die Wut verschwand für einen Augenblick, während er verwundert die Stirn runzelte. Was… „Izaya?“, rief er fragend in die große Wohnung hinein, während er das Apartment betrat und die Tür hinter sich schloss. Niemand war zu sehen. Er fuhr sich kurz durch die blonden Haare, ehe er sich am Kopf kratzte. Warum war die Tür offen? Hatte er vergessen abzuschließen? Nein, eigentlich war der Floh nicht so unvorsichtig. Aber wo du Teufel steckte er dann? Shizuo blickte noch einmal in die Runde, doch außer die üblichen Gegenstände entdeckte er keinen Izaya. Vielleicht schlief er schon? Er schüttelte leicht den Kopf. Der Floh würde eher die Nacht durchmachen, als frühzeitig ins Bett zu gehen. Weiterhin mit einem seltsamen Gefühl im Bauch, betrat er die Treppe und steppte langsam nach oben ins zweite Stockwerk. „Komm raus, du Floh! Wenn das einer deiner Tricks ist…“, begann der Blondschopf erneut mit drohender Stimme und lief auf die erstbeste Tür zu, die in sein Sichtfeld kam. Immerhin könnte das Ganze ein mieser Trick von ihm sein... Nicht gerade leise stürmte er in den Raum und blieb im nächsten Moment wie angewurzelt stehen. Seine Augen waren fixiert auf das große Objekt in der hinteren Ecke. Schwarzes Haar lugte unter der roten Bettdecke hervor, während der Rest des Körpers sich auf wilder Weise in den Rest der Decke eingewickelt hatte. Da lag er. Fast bewegungslos ruhte er auf dem Bett und schien nicht einmal gehört zu haben, dass Shizuo in den Raum, geschweige denn in sein Apartment eingedrungen war. Nur das fast unauffällige Heben und Senken der Bettdecke verriet, dass der andere noch atmete und offensichtlich am Schlafen war. Neben ihm auf dem riesigen Schlafgestell lagen sein schwarzer Laptop und mehrere Handy wild verteilt. Eines davon, lag noch halb geöffnet in seiner Hand. Shizuo wusste für einen Moment nicht, wie er reagieren sollte. Er hatte Izaya noch nie so gesehen, noch nie schlafend. Sein Gesicht konnte er nicht erkennen – dafür war er zu sehr in seiner Bettdecke eingemummt. Shizuo blinzelte. Müsste jetzt nicht ein Messer von irgendwo her kommen? Müsste der Schwarzhaarige ihn schon lange provoziert oder bedroht haben? Doch nichts geschah. „Oi, Izaya“, rief der Blondschopf erneut, doch der andere Mann schien immer noch weiter zu schlafen. Mit zerknirschter Miene trat Shizuo schließlich näher, beugte sich halb über den Schlafenden und begutachtete den Informanten. Seine Augen waren geschlossen, während man ihn leise atmen hören konnte. Sein Körper war auf so skurrile Art und Weise mit der Bettdecke verschmolzen, dass Shizuo nicht wusste, wo sie anfing und wo sie aufhörte. „Izaya!“, sagte er dann, während er mit der Hand an der Schulter des Schlafenden rüttelte. Es dauerte etwas, doch dann kam Bewegung in den kleineren Körper und die dunklen Augen öffneten sich langsam. „…Shi…zu-chan…?“, kam es etwas schlurrend aus seinem Mund, während er sich in der Decke umher wälzte. Einen Moment schien der Informant noch in seinen Träumen zu schweben, denn er drehte sich nur auf die andere Seite. Doch dann riss er die Augen auf. Hektisch flog die Decke zur Seite und der schwarzhaarige Mann rückte blitzschnell an den Rand des Bettes, um aus der Bettspalte ein Messer zu holen. Shizuo konnte gar nicht so schnell schauen, da stand der Informant auch schon vor seiner Nase und drückte ein scharfes Messer an seinen Hals. „…Warum…bist du hier, Shizu-chan…?“, brachte er etwas mühselig hervor und der ehemalige Bartender runzelte die Stirn. Seine braunen Augen blickten hinab auf die Gestalt des anderen. Nur in einer schwarzen Jogginghose bekleidet, starrte der andere zu ihm herauf. Also war er wirklich am Schlafen gewesen? Während Izayas rechte Hand das Messer an seinen Hals bohrte, hielt er mit der linken Hand seine eigene Hüfte fest. Sein Gesicht war zu einer leichten Grimasse verzogen, in einem Versuch die Schmerzen, die er anscheinend hatte, nicht nach außen zu tragen. Als Shizuo genauer hinsah, konnte man die weißen Bandagen an der Seite erkennen und er fragte sich, was er angestellt hatte. „Was ist passiert?“, fragte Shizuo, woraufhin der andere nur den Blick verengte. „…Oh? Ist das etwa Sorge die ich da höre?“, begann Izaya nun in seiner üblichen Stimmlage und so langsam schien er sich gefasst zu haben. Sein Blick wurde schärfer und das unregelmäßige Atmen schwächer. „Tch. Nie im Leben, du Floh.“ „Ehh…?“, raunte Izaya gespielt empört, bevor er das Messer entfernte, als er merkte, dass von dem anderen im Moment keine Gefahr ausging. „Nun? Was brichst du in meine Wohnung ein? Irgendein bestimmter Grund?“, fragte Izaya, während er das Bett umrundete und sich das graue Shirt vom Bett schnappte. „Wenn du mich umbringen wolltest, hättest du das lieber tun sollen, als ich noch am Schlafen war. Nur ein kleiner Tipp für die Zukunft.“ Shizuo knurrte auf die Provokation. Schließlich war das nicht seine Art, jemanden umzubringen, während dieser wehrlos schlief. Außerdem brauchte er diesen Bastard noch. In einer schnellen Bewegung hatte Izaya sich das Oberteil über den Kopf gezogen, wahrscheinlich damit er seine Verletzung verstecken konnte. „Ich bin nicht eingebrochen, du Bastard.“, knurrte Shizuo und folgte dem Floh, als er sich seinen Laptop und einige seiner Handys schnappte. „Ach nein, wonach sieht es denn aus?“, kam es belustigt von dem Informanten, während er zur Tür hinaus tapste und Shizuo ihm grimmig folgte. „Die Tür war offen.“, erklärte der Blondschopf und für einen kleinen Augenblick stockte Izaya in seiner Bewegung. Dann ging er weiter, als sei nichts geschehen. „Ach wirklich? Habe ich nicht abgeschlossen?“, sinnierte er gespielt und übertönte damit seine Überraschung. „Warum sollte ich heute nicht kommen? Was planst du nun schon wieder für dreckige Pläne in deinem Kopf, huh?“, kam Shizuo direkt aufs Thema zu sprechen und er durchbohrte den anderen mit seinem Blick, als der sich zu ihm umdrehte. „Dreckige Pläne? Ich bitte dich Shizu-chan, ich verkaufe lediglich Informationen an meine Klienten.“ Der Informant ließ sich auf die Couch nieder, während er den Laptop und die Handys darauf platzierte. Shizuo zischte, als er merkte, dass der andere seine Frage bewusst vermied. „Ich glaub dir kein Wort, du Ratte.“, erwiderte er und blieb neben ihm, direkt vor der Couch stehen. „Es ist nur die Wahrheit“, sagte Izaya amüsiert und fuhr den Laptop hoch, indem er den Startbutton betätigte. Ihre Blicke trafen sich und eine Weile starrten sie sich an, bevor Shizuo zischte. „Ich will wissen, wie es meinem Bruder geht!“, verlangte er und musste sich zusammen reißen, nicht den Laptop zusammen zu klappen. Immerhin schien Izaya nicht ganz zu begreifen, dass er sich immer noch zurück hielt, was seine Wut anging. „Habe ich nicht gesagt, dass heute keine Sitzung stattfindet?“, bemerkte Izaya lässig und holte sich den mobilen Computer auf den Schoß. „Das hast du gesagt. Seit wann bestimmst du hier die Dinge?“, erwiderte er knurrend und ging dann doch auf den anderen zu. „Nun, seitdem du so ziemlich in dreifacher Schuld stehst.“ Shizuo verzog das Gesicht, als er daran erinnert wurde. „Ich bin jetzt hier, also rück die Informationen raus, Izaya…“ Dieses Mal hob Izaya den Blick von seinem Laptop und schenkte ihm einen fragenden Blick. „Also willst du freiwillig mit dem Experiment fortfahren?“ Bei dem Wort Experiment verzogen sich seine Lippen zu einem schiefen Grinsen und Shizuo konnte es nicht verhindern, dass sich ein rötlicher Schleier auf seinem Gesicht abzeichnete. „Du weißt genau, was ich davon halte, I-za-ya-kun…“, sagte er drohend und ließ als musikalische Unterzeichnung seine Knochen in den Fingern knacken. „Ich will nur, dass du deinen Teil des Deals auch einhältst, du Bastard.“ Denn je länger sie hier herum diskutierten, desto schneller könnte Kasuka in der Zwischenzeit etwas passiert sein. Shizuo hatte schließlich längere Zeit keinen wirklichen Kontakt mehr zu ihm gehabt und so langsam machte er sich schwere Sorgen. Zudem kotzte es ihn so dermaßen an, dass er sich hier auf eine dreckige Ratte verlassen musste, der Menschenleben buchstäblich am Arsch vorbei gingen. Aber es war nicht anders zu lösen. Zumindest für den Moment nicht. Er hörte wie Izaya tief aufseufzte. „Zwischen dir und deinem Bruder möchte man lieber nicht stehen. Ist ja schon fast so schlimm wie bei Namie. Ekelhaft.“, kommentierte der Informant mit einer Grimasse und das Grinsen verschwand aus seinem Gesicht. Währenddessen wurde es dem Blondschopf zu viel. Mit einem Satz war er bei ihm, holte mit der Faust aus und rammte sie in das Sofa. Das Material gab sofort nach und man hörte ein seltsames Geräusch, dass vielleicht der Bruch einer Feder gewesen sein könnte. Izaya war nur ein kleines Stück zu Seite gerutscht, sodass er die Kraft des Schlages nicht zu spüren bekam. Das einzige was er bemerkt hatte, war der Luftzug direkt an seinem Gesicht. „Sag das nochmal du Ratte und es wird für dich kein Morgen mehr geben…“ Shizuos eiskalte Stimme war so scharf, dass man sich fast daran schneiden konnte. Izaya blinzelte unberührt zu ihm hoch und schien ganz genau zu wissen, dass Shizuo sich mit seiner bestialischen Kraft zurückhalten musste, da er sonst keine Informationen bekommen würde. „Ich bin heute freundlich, wenn du auch freundlich bist.“ „Huh?“, zischte Shizuo, während er sich zusammen reißen musste, den Arm langsam zu sich zurück zu ziehen, anstatt zu versuchen; dem Floh erneut eine runterzuhauen. „Sobald du siehst, dass es deinem Bruder gut geht, verschwindest du aus meiner Wohnung.“, sagte Izaya sachlich mit einem gewissen, genervten Unterton. Langsam zeigte der andere, dass er im Moment kein Interesse daran hatte, Shizuo auch nur zu sehen. Etwas irritiert runzelte er die Stirn. Eigentlich hatte er damit gerechnet, dass er wieder bei seinem Experiment mitmachen oder aus einer Milchflasche hätte trinken müssen. Doch nur aus seiner Wohnung verschwinden…? „Nichts lieber als das!“, antwortete Shizuo knurrend. „Exzellent.“, sagte der andere lediglich und zeigte auf das andere Ende der Couch, ohne seine Augen von dem Bildschirm zu heben. „Nimm dort hinten Platz.“ Shizuo grummelte etwas vor sich hin, während er widerwillig das tat, was der Informant von ihm verlangte. „Du brauchst also nur einen Beweis, dass es ihm gut geht, ja?“, fragte Izaya dann nach einigen Minuten und klickte weiterhin unruhig hin und her. Shizuo nickte. „Hier.“ Der Laptop wurde umgedreht und der Blondschopf konnte erkennen, dass es wieder eine Überwachungskamera war. Statt den Floh zu hinterfragen, woher er zum Teufel Zugriff auf die Kameras hatte, konzentrierte er sich auf den Bildschirm des Laptops. Zu sehen war eine Kulisse mit mehreren Gerätschaften und Kameras. Leute wuselten durch die Gegend und hantierten mit allerhand Werkzeug herum, das Shizuo noch nie gesehen hatte. In der Mitte des Getummels sah er seinen Bruder mit einigen anderen Leute wie sie über etwas diskutierten. Kasuka trug ein seltsames Kostüm, welches ihn wie einen Samurai aussehen ließ. „Ah, was für ein fleißiger Typ er doch ist. Dein Bruder ist wirklich hart am Arbeiten. Er ist immer noch am Proben, auch wenn die Regisseure schon längst überzogen haben.“ Izaya begann gelangweilt zu gestikulieren, doch das nahm Shizuo gar nicht richtig wahr. Er starrte weiterhin mit einem fokussierten Blick auf dem Bildschirm. Eine der Frauen, die durch die Kulisse streiften, reichte dem TV-Star ein Handtuch, womit er sich in der nächsten Sekunde über die Stirn wischte. „Es geht ihm gut, Shizu-chan.“, sagte Izaya mit einer bestimmten Tonlage und klappte den Laptop zu, sodass Shizuo nichts anderes übrig blieb, als hinauf in die dunklen Augen zu starren. „Wenn du nun bitte durch die Tür da drüben verschwinden könntest…“ Tch. Ein wirklicher Beweis war es nun nicht. Da hätte er lieber seine Stimme gehört, doch Shizuo wusste, das Kasuka öfters mal bis in den späteren Abend hinein probte. Also musste er das fürs erste akzeptieren. Er würde einfach gleich nochmal probieren, ihn per Handy zu erreichen. „Beim nächsten Mal trete ich die Tür gleich ein, damit deine anderen Verfolger dich einfacher ums Eck bringen können.“, zischte Shizuo und in seiner Stimme schwang ganz deutlich die Unzufriedenheit mit, dass er immer noch nicht wirklich über den Vorfall mit dem Angriff auf seinen Bruder Bescheid wusste. Doch Izaya nahm den Satz so hin, ließ lediglich mit einem schiefen Grinsen verlauten, dass es ihm egal war, was der Blondschopf mit seiner Tür machte. „Nur zu. Ich stell es dir in Rechnung.“ Shizuo schnaubte wütend und erhob sich ruckartig von der Couch, während er beim Hinausgehen darauf achtete, die Tür ordentlich hinter sich zuzuknallen. Es ertönte ein gefährliches Geräusch, doch die Tür brach glücklicherweise noch nicht in sich zusammen. Trotz der ganzen Umstände hatte sich der Floh heute extrem seltsam benommen. Etwas stimmte nicht. Es war nicht normal, dass der Floh seine Haustür nicht abschloss. Oder gar jemanden in sein Schlafzimmer ließ, ohne dass gleich ganze Messer durch das Zimmer flogen. „Tch…“, grummelte er leise und bewegte sich die Treppe hinunter. Shizuo hob seine Hand und griff in seine Weste. Und dieses Mal konnte er die altbekannte Verpackung in seinen Fingern spüren, was eine gewisse Erleichterung in ihm auslöste. Da konnte er dem Floh nicht mal seine Zigaretten präsentieren. Er wurde ja geradezu gezwungen, seine Wohnung so schnell wie möglich zu verlassen. Was auch immer der miese Bastard für einen speziellen Grund hatte. In Sekundenschnelle hatte er eine Zigarette im Mund und zog im nächsten Moment auch schon kräftig daran, bevor er den Rauch in die kühle Luft blies. Es war sehr dunkel geworden und Shizuo wollte gar nicht wissen wie spät es war. Shizuo grummelte weiter vor sich hin, während er ein Stockwerk tiefer die Tür aufschloss. Offensichtlich hatte es irgendwas mit Izayas Verletzung zu tun - die an seiner Hüfte… Vielleicht hatte der Floh doch nun endlich Angst um sein Leben? Angst, dass das Monster von Ikebukuro ihn diese Mal zerquetschen könnte? Doch Shizuo wusste selbst, dass er ihn nicht einfach so umbringen konnte. Nicht, wenn sein Bruder weiterhin in einer Gefahr schwebte, über die nur Izaya Bescheid wusste. ♔ ♕ Mit einem tiefen Seufzen lehnte er sich noch weiter zurück, während er mit den Augen die Decke anstarrte. So gut wie möglich versuchte er den Arzt an seiner Seite zu ignorieren, doch die Schmerzen spürte er dennoch. Izaya verzog erneut das Gesicht, als Shinra eine unüberlegte Bewegung machte. Der Mann legte die silbernen Instrumente mit einem Klimpern zu Seite und ließ ein kleines Lachen verlauten. „Wenn du darüber lachen kannst, sollte ich mir wirklich überlegen, Celty davon zu erzählen.“, drohte Izaya, als er das grinsende Gesicht des Arztes studierte, der sich offensichtlich über Izayas Zustand amüsierte. Als er die Worte des Informanten registrierte, verstummte er abrupt und schenkte ihm augenblicklich einen glühenden Blick. „Das tust du nicht.“, sagte Shinra und holte sich frische Bandagen aus seiner Tasche, die er nach Izayas Geschmack ein bisschen zu eng schnürte. „Kommt drauf an, wie du mich beim nächsten Mal verarztest, Shinra.“, erwiderte der Schwarzhaarige matt grinsend und drehte seinen Kopf zum Fenster. Er war gerade nochmal davon gekommen. Kirima schien weitere, gefährliche Kontakte geknüpft zu haben, von denen noch nicht einmal er gewusst hatte. Er konnte von Glück sprechen, dass er nur mit einer leichten Stichwunde davon gekommen war. Und das alles nur für Shikis Recherchen. Shinras Laune gestern war eher durchwachsen gewesen, als er Izaya im Eingangsbereich begrüßt hatte. Er und Celty hatte sich wohl wegen irgendeiner belanglosen Sache in die Haare gekriegt. Also wirklich, die beiden waren schon fast wie ein altes Ehepaar. Nur Celty schien sich ihren eigenen Gefühlen nicht im Klaren zu sein, oder war einfach zu naiv. Doch als der Arzt seinen alten Freund verarzten durfte, schien er gleich bessere Laune gehabt zu haben. Wahrscheinlich nur um weiter heimliche Blutproben zu nehmen und sie für irgendwelche Experimente zu testen. Izaya war nur froh, dass er während der Flucht den USB-Stick nicht verloren gebracht hatte. Das wäre nämlich absolut tödlich gewesen. „Nimmst du auch die Medizin ein, die Celty dir gestern mitgegeben hat?“, fragte Shinra, woraufhin Izaya das Gesicht verzog. „Nachdem du mir gestern irgendein Beruhigungsmittel untergejubelt hast, werde ich das nicht mehr tun.“, zischte der Informant unzufrieden und dachte an die gestrige Situation. Dieser Stümper hatte nämlich heimlich das Mittel injiziert, ohne dass er es bemerkt hatte. Kein Wunder, dass er sich so extrem müde gefühlt hatte. Er hatte vorsichtshalber sogar Shizuo abgesagt, da er nicht wusste, wie gut er sich in dem Zustand verteidigen konnte… „Es war kein Beruhigungsmittel, es war ein leichtes Schlafmittel. Ich weiß ja, wie schlecht du manchmal einschläfst.“, erklärte Shinra mit neutraler Stimme, packte gerade alle notwendigen Sachen zurück in seine Tasche. „Ah, wie schön. Noch viel besser.“ Izayas Stimme triefte vor Sarkasmus und mit einer Grimasse im Gesicht erhob er sich von der Couch. In einer genervten Bewegung schnappte er sich sein schwarzes Shirt von der Couchlehne, während er sich schnell über den Kopf zog. Shinra wusste wohl genau, dass der Schwarzhaarige seine Medizin kaum einnahm, weshalb er gestern zu anderen Mitteln gegriffen hatte. Doch genau das hatte dem Informanten gerade gefehlt. Er hatte genug Arbeit um die Ohren, die zu erledigen war. Abgesehen von seinem normalen Tagesgeschäft, war da immer noch die Sache mit dem USB-Stick, dessen Daten er sich immer noch nicht genauer angesehen hatte. Izaya drehte sich um, während sich langsam ein Grinsen in seinem Gesicht breit machte. „Ich glaube das nächste Mal ist die Behandlung umsonst, ne?“, sagte der Informant und streifte sich gerade seine Plüschjacke über. „Sorry, das kann ich leider nicht erlauben.“, sagte Shinra emotionslos, während ein kleines Lächeln sein Gesicht bedeckte. „Du willst mich wohl arm machen, Shinra~“, nörgelte Izaya weiter und fuhr mit der Hand über seine Messer in der Jackentasche. Shinra lachte. „Das brauche ich mir von dir nicht anhören. Du hast so viel Geld, dass es dir aus dem Ohren wieder hinaus quillt.“, erwiderte er, während er seine Tasche mit den Utensilien sortierte. Einen Moment später wandte er sich zu dem anderen Raum. „Pass lieber auf, mit wem du dich in Zukunft einlässt. Kirima ist wahrlich niemand, mit dem man Dart spielen sollte.“ Für einen Moment war selbst Izaya überrascht und er blieb bewegungslos mitten im Raum stehen. Woher der andere wusste, mit wem er es zu tun gehabt hatte, ließ Izaya vorsichtig werden. Sein alter Freund hatte selber gute Kontakte. Nicht umsonst, war er Untergrundarzt. Aber eigentlich konnte es dem braunhaarigen Mann ziemlich egal sein... „Vielleicht solltest du auch aufpassen, wo du deine Nase hinein steckst.“ Shinra lächelte. „Dann gilt das wohl für uns beide, was?“, sagte er und schob sich seine Brille ein Stück höher. Izaya grinste bitter. Er war gerade erst dabei die Kontrolle über das Monster zu gewinnen. Und das würde er sicherlich nicht so schnell aufgeben. Es war gestern definitiv gefährlich gewesen. Zu gefährlich. Denn er hatte Shizuos Unberechenbarkeit mal wieder unterschätzt. Trotz der Absage, die er dem Monster geschickt hatte, war er vorbei gekommen. Izaya war wahrlich nicht darauf vorbereitet gewesen. Nicht auf seine Anwesenheit, noch auf den Rest der folgte. Der Informant war davon ausgegangen, dass es nichts Besseres für Shizuo war, einfach mal einen Tag auszusetzen. Doch er hatte er sich mal wieder geirrt… Es war ein Wunder, dass Izaya vor Schwindel und Müdigkeit nicht umgekippt war. Leider kam hinzu, dass Shizuo ihn so ruhig und so angreifbar gesehen hatte. Izaya hatte sich ihm quasi wie auf dem goldenen Servierteller präsentiert. Sowas durfte nicht noch einmal passieren… Unbewusst biss sich der Informant auf die Lippe, während er fokussiert auf die Pflanze in die Ecke starrte. Shinra runzelte fragend die Stirn und wedelte im nächsten Moment mit der Hand vor seinen Augen. „Izaya?“ Angesprochener wurde aus seinen Gedanken gerissen und blickte zu dem irritierten Arzt. Kommentarlos wandte er sich zum Gehen, in Richtung Tür. „Das Geld ist morgen auf deinem Konto.“, erwiderte der Schwarzhaarige sachlich, während er sich selbst hinaus geleitete. Shinra blickte ihm hinterher. „Nimm die Medizin!“, rief der Arzt noch, doch Izaya war bereits zu Tür hinaus. Der Informant beeilte sich die Treppen hinunter zu kommen, während er seiner Verletzung kaum Beachtung schenkte. In der nächsten Sekunde hatte er bereits sein Handy in der Hand und bestellte sich ein Taxi. Während er kurz wartete, blickte er durch die Gegend und beobachtete die Menschenmassen Ikebukuros. Unbekannte Gestalten umrundeten ihn, streiften ihn teilweise durch das Gedränge, doch Izaya bewegte sich kein Stück zur Seite. Dann grinste er. In der Ferne konnte er blondes Haar entdecken, wodurch er die Person beinahe mit jemand anderes verwechselt hätte. Na sieh mal einer an. Da wurde ihm seine Beute quasi schon ins Netz getrieben. Dann würde er sich mal ein Wörtchen mit ihr unterhalten. Izaya ignorierte die Tatsache, dass er eigentlich gerade auf ein Taxi wartete und huschte über die Straße. Sie bewegte sich zügig durch die Massen hindurch und schien vollkommen mit sich selbst beschäftigt zu sein. Zumindest merkte die Frau nicht, dass ihr jemand folgte. Izaya streunte unauffällig hinterher, beobachtete wie sie nur einmal kurz Halt machte, um an einem Takoyaki-Stand sich etwas zu essen zu holen. Der Informant gesellte sich währenddessen zwischen eine Gruppe Menschen, holte sein Handy hervor und gab vor eine SMS zu tippen. Die Leute um ihn herum, musterten ihn für einen Moment, jedoch schienen sie ihn nicht zu erkennen. Die blonde Frau drückte gerade das Geld in die Hand des Verkäufers und lächelte matt. Izaya rückte ein Stück vorwärts, und senkte den Blick, als sie beide kurz davor waren Blicke auszutauschen. Aber wenn es ums ausweichen ging, war er da doch relativ geübt. Der Schwarzhaarige kicherte leise, während er weiterhin Beispieltexte in sein Handy tippte, um nicht aufzufallen. Niemand schien ihn wirklich zu beachten, während er in der Menge unterging wie ein Ninja. Doch als Izaya in der nächsten Sekunde hochblickte, war von der Frau nichts mehr zu sehen. Rasant ging sein Blick hin und her, huschte von einer Person zur nächsten, doch die Frau war nirgendswo zu entdecken. Der Informant verengte die Augen, bevor er im nächsten Moment aufseufzte. „Ahh, entwischt.“, sagte er und erntete seltsame Blicke von seinen geliebten Menschen in der Umgebung, doch das war nicht weiter von Belang. „Schade eigentlich. Dabei wollte ich nur ein paar Fragen stellen.“, murmelte er weiter und begann in Richtung U-Bahn zu trotten, während er unterwegs weiterhin Ausschau nach blondem Haar hielt. Erneut ein Taxi zu bestellen war wohl sinnlos, wo er doch sowieso schon in der Nähe des Bahnhofs war. Erneut blickte der Informant auf sein Handy. Es war erst kurz nach Mittag, stellte er mit einem Blick auf die Uhrzeit fest. Er musste die Zeit unbedingt noch nutzen, um die Daten von dem USB-Stick auszuwerten. Das hatte momentan Vorrang, schließlich wollte er Shiki-san nicht mit leeren Händen gegenüber treten. Der Informant lief weiter durch die Massen hindurch, bis es zum Ende hin schließlich weniger Menschen wurden. Er nahm die nächste Abkürzung, bog um die Ecke, während er fröhlich vor sich hin pfiff. Bis plötzlich ein Blitzen in seinem Sehbereich auftauchte. Ein scharfes Objekt befand sich plötzlich unmittelbar an seinem Nacken, während er erst jetzt die Präsenz eines anderen Menschen hinter sich spüren konnte. Izaya blieb ruckartig stehen, so als ob er sich an etwas erinnert hätte. Es war natürlich der passendste Ort: eine dunkle Seitengasse. Der Ausgang zur offenen Straße gegenüber war nicht mal mehr weit entfernt, doch Izaya hatte noch nicht vor, jetzt schon zu gehen. „Gibt es einen speziellen Grund, warum du mir folgst, Orihara Izaya-san?“, kam eine scharfe und doch ruhige Frauenstimme an seine Ohren und der Informant konnte das Grinsen in seinem Gesicht nicht verhindern. „Ahh…jetzt habe ich ja nicht mal eine Chance, mich vernünftig vorzustellen. Wie schade…“, säuselte er lediglich und wollte am liebsten die Hände in die Luft schmeißen um seinen Worten Ausdruck zu verleihen, jedoch wollte er im Moment kein Risiko eingehen. Nicht, wenn die Frau hinter ihm immer noch das Messer an seinen Hals drückte. „Ich weiß wer du bist. Kein Grund für Formalitäten.“, stellte die weibliche Stimme klar, während das Messer sich noch enger an ihn drückte. „Und ich weiß, was du imstande bist zu tun.“ Ho? Das schien ja noch interessanter zu werden, als bislang angenommen. „Eh? Ach wirklich?“ Izayas Stimme senkte sich gefährlich, was der Frau hinter ihm auch aufzufallen schien. Denn sie spannte sich an und wartete ab was der andere vorhatte. Doch darauf war sie nicht vorbereitet. In der nächsten Sekunde flog die Waffe der Frau aus ihren Händen und schlitterte ein paar Meter weiter über den Asphalt. Das Geräusch klang noch immer in ihren Ohren, während Izaya innerhalb von ein paar Sekunden ihre Positionen gewechselt hatte. Nun klebte sein Messer an ihrem Hals und das nicht zu dicht. Ihr Körper war nahe an der Wand hinter hier, auch wenn er sie noch nirgendwo hin drängte. Er hatte lediglich den Arm ausgestreckt, das silberne Messer scharf an ihren Hals gedrückt. Er konnte den nervösen Herzschlag unter der Waffe fühlen, als ihre Halsschlagader rasant pochte. „Masami Miya-san…ne? Es gibt ein paar Fragen die ich dir stellen möchte.“ Ihre blauen Augen verengten sich, während sie versuchte aus seinem süffisanten Lächeln, das seine dunklen Augen nicht erreichte, Informationen heraus zu filtern. Doch mehr als schieres Amüsement entdeckte sie nicht. „Ich bin nicht bereit dir auch noch in die Hände zu spielen, Orihara-san.“ In ihren Augen spiegelte sich Kampfeswillen wider, was den Informanten weiter belustigte. Als ob er auf ihre Fassade herein fiel. Sie war ein Mensch, der sich nicht anpasste. Sie war jemand, der nicht war, wie Izaya es gerne haben wollte, auf seinem Schachbrett. Ein Bauer, der ein Feld zu weit sprang. Ein lautes Geräusch ertönte plötzlich und unterbrach das stumme Gefecht der beiden Personen, die überrascht zur Seite blickten. „I-ZA-YA-KUN!“, dröhnte es durch die Straßen, bevor sich direkt neben ihnen eine Sitzbank in den Boden bohrte. Izayas Gesicht verzog sich zu einer Grimasse. Dass Shizuo ihn auch von überall aus her riechen konnte. Es war schon fast unmenschlich. Ach was dachte er denn, der Typ war nicht menschlich. Nein, nicht mit dieser Kraft eines Monsters. Izaya zwang sich selbst zu einem matten Grinsen, während er der blonden Frau einen kurzen Blick schenkte. „Ich denke unser Gespräch muss warten. Also dann!“, rief Izaya lässig aus, während er die Hand zum Abschied hob und in entgegengesetzter Richtung davon rannte. Sie konnte gar nicht so schnell gucken, da stürmte auch schon ein großer, blonder Mann an ihr vorbei und brüllte wütend hinter dem Schwarzhaarigen Mann her. Izaya zischte innerlich. Er hatte gehofft, ihn heute mal zu umgehen, doch das Glück war anscheinend nicht auf seiner Seite. Diese alte Gewohnheit ihrer Jagden würde sich auch nicht legen, egal in was für Umstände die beiden Männer verwickelt waren. Sobald Izaya in Ikebukuro sein Gesicht zeigte, hieß das Mord und Totschlag. Für die Einwohner war es Stichwort sich in Sicherheit zu bringen, sobald die Worte „Izaya“ oder „Shizu-chan“ zu hören waren. Aber heute hatte er keine Zeit für eine spannende Hetzjagd. Vor allem mit seiner Verletzung würde es nicht mehr so einfach sein wie vorher, dem Monster zu entwischen. „Du Bastard!“, brüllte Shizuo erneut und zog im gleichen Atemzug ein Straßenschild aus dem Asphalt, als ob er gerade eine Blume gepflückt hätte. „Du hast echt Nerven dein schäbiges Gesicht in Ikebukuro zu zeigen!“ Izaya lachte kurz, bevor er dem Objekt mit einem Sprung zur Seite auswich. Momentan machte sein Körper noch mit. Aber je mehr er sich bewegte, desto mehr, drohte die Wunde wieder aufzugehen. „Tokyo ist bislang noch eine freie Stadt. Ich wüsste nicht, wieso ich nicht hier sein dürfte.“, antwortete der Schwarzhaarige lässig, während er ein spöttisches Grinsen auf sein Gesicht brachte. Die beiden Männer blieben nach ein paar Straßenecken kurz stehen und atmeten für eine Weile aus. Izaya atmete dabei angestrengter als Shizuo. Dem schien das jedoch nicht aufzufallen, als er mit seinem wütenden Blick den Floh nicht aus den Augen ließ. Die Passanten um sie herum, starrten mit geweiteten Augen auf die beiden Männer, die schon den halben Ort auf ihrem Weg zerstört hatten. Izaya ignorierte bereits ihre Blicke und konzentrierte sich nur auf den Blondschopf. „Du wirst nicht aufhören hier hin zu kommen, oder?“, fragte Shizuo plötzlich etwas ruhiger und Izaya runzelte die Stirn. „Nicht wirklich, Shizu-chan~“, flötete er. Shizuos wütende Miene verzog sich langsam zu einem ruhigeren Ausdruck, während er in seine Weste griff, um eine Zigarettenschachtel hervor zu holen. Izaya verengte für einen Augenblick die Augen, während er beobachtete, wie der andere sich eine Zigarette anzündete. Oh…? Seit wann hatte er wieder Zigaretten? Dabei war er sicher gewesen, dass er alle Verbindungen unterbrochen hatte. Izaya schnaubte. „Heh…? Du hast deine Zigaretten wieder?“ Der andere antwortete nicht. „Wie armselig. Dabei dachte ich, dass du es länger aushältst, Shizu-chan…“ Shizuo zog ein weiteres Mal kräftig an dem Stängel, schien zu versuchen, sich selbst zu beruhigen. Es war nicht so einfach, wenn der andere ihn weiterhin versuchte zu provozieren. „Tch. Als ob du mich vom Rauchen abhalten kannst, Bastard.“ Izaya schnaubte belustigt, während er sich innerlich einen Vermerk machte: Unbedingt Shizuos Zigaretten stehlen und dieses Mal zu hundert Prozent sicher gehen, dass alle Verbindungen gekappt waren. Mit einem schnellen Blick, prüfte Izaya, wie sehr Shizuo gerade von seinem Suchtmittel abgelenkt war, bevor er sich für die Flucht bereit machte. Er musste dringend den Inhalt des USB-Sticks genauer unter die Lupe nehmen. Und das am besten noch, bevor er von Shizuos Faust getroffen wurde. Mit einem spielerischen Grinsen hob er die Hand zum Abschied. „Bis heute Abend, Shizu-chan…“, rief er noch über seine Schulter hinweg und der seltsame Ton in seiner Stimme, ließ Shizuo aufblicken. Ein peinlich berührter Ausdruck war das letzte, das Izaya von seinem Gesicht sah, bevor die Steinwand sich zwischen ihnen schob, als der Informant um eine Ecke bog und flüchtete. Als Shizuo schließlich realisierte, dass der andere schon halb entkommen war, ballte sich seine Hand zu einer Faust. Sein Gesicht war ein Mix von Scham und Zorn und irgendwie wusste er nicht, ob er dem anderen weiter hinterher jagen sollte. „Shizuo!“ Tom nahm ihm die Entscheidung ab, als er von ihm gerufen wurde. Der Blondschopf wandte sich zu ihm um und begegnete dem müden Blick seines Chefs. „Lass uns gehen.“, sagte dieser nur und wartete am hinteren Ende der Gasse auf ihn. Shizuo nickte langsam und zusammen trotten die beiden Männer durch die Straßen davon. Etwas weiter von dem Geschehen entfernt, hörte man ein kleines Ausatmen, was mit einem nervösen Kichern verbunden war. Die verkrampfte Haltung um sein Messer blieb, während sein Mund sich verzog. Heute lief auch nichts wie geplant. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)