Last Desire 9.5 Teil 2 von Sky- (Uncertain Desire) ================================================================================ Kapitel 12: Die Lage spitzt sich zu ----------------------------------- Ezra wachte am nächsten Tag im Krankenhaus auf, fühlte sich aber noch ziemlich benommen. Das Erste, was er wahrnahm war, dass jemand seine Hand hielt. Zuerst hatte er die Hoffnung, es wäre seine Mutter, aber als er aufsah erkannte er, dass es Elion war. Sein Kopf fühlte sich schwer wie Blei an und an die Geschehnisse des letzten Abends konnte er sich nur etwas lückenhaft erinnern. Er wusste, dass er in den Club gegangen war und auf seine Mutter gewartet hatte. Und dann hatte dieser Joel ihn angesprochen und ihm nachher Kopfschmerztabletten gegeben. Nein, das waren keine Tabletten gegen Kopfschmerzen gewesen. Er war dann zu den Toiletten geflüchtet, weil er Panik bekommen hatte und dort hatte Joel ihn in eine der Kabinen gezerrt. Was war dann passiert? Ja richtig, Elion war dann gekommen und hatte Joel verjagt. Danach fehlten jegliche Erinnerungen. „Ezra, wie geht es dir?“ Er sah in Elions Gesicht und erkannte die Sorge und Angst darin. Sicherlich hat er sich wegen mir Sorgen gemacht. „Es geht. Sag mal, wie lange war ich denn weggetreten?“ „Ein paar Stunden. Du hattest LSD und eine gefährliche Menge Beruhigungsmittel im Körper. Momentan bist du noch auf der Intensivstation.“ Intensivstation? Ach du Scheiße, dann scheint es ja schlimmer um mich zu stehen, als ich selbst geahnt hätte. Erschöpft legte Ezra seinen Kopf zurück ins Kissen und fühlte sich furchtbar elend. Nun erhob sich Nastasja und streichelte ihm sanft über den Kopf. „Was hast du dir eigentlich dabei gedacht, irgendwelche Pillen von Fremden anzunehmen? Jeder vernünftige Mensch weiß doch, dass man so etwas nicht tun sollte, weil es gefährlich ist.“ „Tut mir Leid“, gab Ezra mit müder Stimme zurück. „Ich dachte, dieser Joel wäre ganz nett und ich war eh schon etwas neben der Spur, weil ich tierische Kopfschmerzen hatte und müde war. Mum sagte, ich solle an der Bar warten und sie war eben noch in einem Gespräch mit Geschäftskollegen. Sag mal, wo ist sie denn eigentlich? Ist sie nicht hier?“ Nastasja senkte den Blick und schüttelte verneinend den Kopf. „Sie ist im Hotel und weiß Bescheid. Die Polizei kommt gleich, um ein paar Fragen zu stellen. Wenn du möchtest, bleiben wir bei dir.“ „Polizei?“ Ezra musste instinktiv wieder an seinen Vater denken. Sein Vater, der drogensüchtige Cop, der seinen Sohn missbraucht und geschlagen hatte. Er hatte sich oft an die Polizei gewandt, um Hilfe zu finden, doch keiner hatte ihm geglaubt. Cops hielten eben immer zusammen. „Was wollen die von mir?“ „Ezra, in deiner Jackentasche wurden Drogen gefunden. Und in deinem Blut ebenfalls.“ Drogen? In seiner Tasche? Ja aber wie kamen die denn da hin? Er hatte noch nie etwas mit Drogen zu tun gehabt. „Das sind nicht meine, das müsst ihr mir glauben!“ „Wir glauben dir auch. Die ganze Familie steht hinter dir und meine Söhne arbeiten derzeit an dem Fall um zu beweisen, dass du das Opfer einer Intrige geworden bist. Wir vermuten, dass dieser Mann, den Elion bei dir gefunden hat, beauftragt wurde, dir Drogen zu verabreichen und dir auch welche unterzujubeln, um dir Drogenbesitz und Drogenkonsum anzuhängen. Mach dir keine Sorgen, Ezra. Du musst den Polizisten nur das sagen, was du erlebt hast und bei der Wahrheit bleiben.“ Doch für den 16-jährigen war das alles gerade ein bisschen viel und er begriff noch nicht so ganz, was hier ablief. Irgendjemand hatte vorgehabt, ihm eine Drogengeschichte anzuhängen? Ja aber wer denn? Etwa Parson, weil er sich rächen wollte? „Wer soll das denn getan haben?“ „Das finden wir noch heraus. Aber mach dir keine Sorgen, wir werden nicht zulassen, dass du in irgendwelche Schwierigkeiten gerätst. Ruh dich aus, Elion bleibt hier und ich werde mich mit L und den anderen besprechen, ob sie schon etwas Neues wissen.“ Damit erhob sich die Russin, gab ihm einen Kuss auf die Stirn und flüsterte Elion noch etwas zu, dann verließ sie das Zimmer. Draußen warteten Oliver, Andrew, Rumiko, Sheol und Liam. „Und?“ fragte Sheol sofort und sprang von seinem Platz auf. „Wie geht es ihm?“ „Er ist wieder bei Bewusstsein und es geht ihm wieder einigermaßen gut. So wie es scheint, hat er die Drogen, die man ihm gegeben hat, für Kopfschmerztabletten gehalten. Er sagte, dass der Mann, der ihm die Drogen verabreicht hat, Joel heißt und er hat auch keine Ahnung von den Drogen in seiner Tasche gehabt. Anscheinend stimmt es und jemand hat den Kerl beauftragt, Ezra Drogenkonsum und Drogenbesitz anzuhängen. Aus welchem Grund auch immer. Und das Problem ist, dass er schon zwei Mal vorbestraft ist. Wenn der Haftrichter also will, kann er Ezra in Untersuchungshaft nehmen und bei einer Verurteilung würde es mindestens zwei Jahre Gefängnis für ihn bedeuten. Im allerschlimmsten Fall sogar bis zu zehn Jahre, weil Drogenhandel in diesem Land extrem hart bestraft wird. Liam, hast du schon Neues von Jeremiel und L gehört, wie weit sie mit den Ermittlungen sind?“ „Sie sind noch bei der Beschaffung des Videomaterials. Wenn irgendwo eine Aufnahme sein sollte, wo Ezra drauf ist, wie er mit diesem Joel redet, dann wird Beyond mithilfe seines Augenlichts den Mann identifizieren und danach werden wir ihn schön ausfragen, wer ihn beauftragt hat.“ „Ich wette, das war seine gestörte Mutter“, meinte Sheol und nahm eine ähnliche Sitzhaltung wie Beyond ein, da ihm das normale Sitzen wohl nicht reichte. „Ich meine, die will doch unbedingt Publicity und wenn Ezras Alter schon Drogen genommen hat, dann werden viele denken, dass er selbst auch was nimmt.“ Doch Rumiko schüttelte den Kopf und konnte das nicht glauben. „Dass Monica ein wenig schwierig ist, wissen wir ja alle inzwischen. Aber dass sie dermaßen skrupellos ist und ihren eigenen Sohn vergiften lässt, glaube ich nicht. Und überhaupt: das würde sich doch negativ auf sie auswirken, wenn man erfährt, was ihr Sohn für Probleme hat.“ Aber Beyond fand Sheols Theorie gar nicht mal so verkehrt. Dass die Mafia damit zu tun hatte, bezweifelte er genauso wie Liam, denn die würden mit Sicherheit ganz anders vorgehen. Höchstwahrscheinlich hätten sie Ezra entführt, oder ihm weitaus Schlimmeres angetan. Und auch Nastasja hatte da so einige Theorien und meinte „Das würde zumindest erklären, wieso ausgerechnet LSD im Spiel war. Man müsste schon extrem hohe Mengen nehmen, damit es tödlich wirkt und bis heute sind noch keine Fälle bekannt, in denen LSD selbst tödlich war. Die einzigen Todesfälle ereigneten sich, weil die Betroffenen nicht in der Lage waren, Halluzination und Realität voneinander zu unterscheiden und deshalb aus dem Fenster gesprungen oder vor ein Auto gerannt sind. Außerdem macht LSD nicht abhängig so wie Heroin. Es wäre die ideale Droge, die deutlich zeigt, dass Ezra ein Drogenproblem hat und gleichzeitig ausschließt, dass es ihn töten könnte. Es würde nur für einen unkontrollierten Trip sorgen. Und die Beruhigungsmittel sollten wohl verhindern, dass er irgendeine Dummheit macht.“ „Ja aber wenn man Ezra etwas anhängen wollte, dann hätte man es doch unauffälliger gestalten können. Ich meine, wenn das alles wirklich auf Kamera aufgezeichnet wurde, dann würde man doch sehen, dass dieser Joel sie ihm gibt.“ „Das schon“, entgegnete Beyond und begann auf seiner Daumenkuppe herumzukauen. „Aber da die Kameras ohne Ton laufen, könnte man genauso gut davon ausgehen, dass Ezra sie ihm abkauft und Joel wäre der Dealer. Und gehen wir mal davon aus, dass tatsächlich die Mutter hinter der Tat steckt. Was wäre, wenn sie in ihrer Biografie schreiben würde, dass sie mit allen Mitteln versucht hätte, Ezra zu helfen und sich regelrecht für ihn aufgeopfert hat und er nicht in der Lage wäre, sein Drogenproblem in den Griff zu kriegen? Monicas Biografie würde sich besser verkaufen als Schokolade in einem Diätcamp. Wer würde denn nicht gerne von einem verkommenen Sohn mit Drogenproblemen lesen wollen, der sich dann auch noch an ältere Männer prostituiert? Da passt die Drogengeschichte einfach perfekt rein. Viele, die auf den Strich gehen, nehmen Drogen und es ist bekannt, dass Ezra schon mit zehn Jahren mit dem Rauchen und Trinken angefangen hat. Dann noch die ganzen Geschichten mit seinen Pflegefamilien und der Tatsache, dass er mit der Mafia zu tun hatte. Eine Drogengeschichte wäre ihm da durchaus zuzutrauen und das wird auch die Polizei so sehen. Ezra wird einen verdammt guten Anwalt brauchen.“ „Den kriegt er auch“, meldete sich Liam, der sich bei der ganzen Sache eher im Hintergrund gehalten hatte und den anderen lieber zuhörte, als selbst irgendwelche Theorien zu spinnen. „Marcel ist nicht nur mein Buchhalter, sondern auch Anwalt. Wenn die Polizei auf den Trichter kommen sollte, Ezra zu verhaften, wird er ihn schon wieder rausboxen. Dafür lege ich meine Hand ins Feuer.“ Na, dann war das wenigstens schon mal geklärt. Nun lag der Rest der Arbeit bei L und Jeremiel. „Was genau ist eigentlich mit dem Messer, mit dem Elion angegriffen wurde? Da müssten ja die Fingerabdrücke drauf sein.“ „Wurde der Polizei übergeben, nachdem wir selbst die Fingerabdrücke eingescannt haben. So haben wir uns für den Fall abgesichert, falls durch „Zufall“ irgendwelche Beweise verschwinden sollten.“ Nun, dann war eigentlich das Meiste erledigt. Nachdem sie sich besprochen hatten, machte sich Beyond auf den Weg, da er L und Jeremiel helfen wollte und die Polizei eh im Anmarsch war und es deshalb besser war, wenn die nicht von ihm erfuhren. Das hätte nur für Komplikationen gesorgt. Liam begleitete ihn, da auch er der Ansicht war, dass es nicht gerade förderlich für Ezra und Nastasja war, wenn sich herausstellte, dass er mit ihnen gut bekannt war. Immerhin war es kein Geheimnis, dass er ein Mafiaboss war. Sheol, Nastasja, Rumiko, Oliver und Andrew blieben da und warteten unruhig. Schließlich traf Marcel Lewinski ein, der zu Liams Leuten gehörte und Ezra helfen sollte. Er begrüßte die Anwesenden höflich und ging sogleich ins Zimmer des 16-jährigen, um mit ihm das weitere Vorgehen zu besprechen. Soweit hatten sie alles getan, was sie tun konnten. Nun hieß es nur noch abzuwarten. Schließlich traf die Polizei ein und befragte nicht nur Ezra, sondern auch Elion und Nastasja, die ja ebenfalls im Club gewesen waren. Sie waren immerhin wichtige Zeugen und machten wahrheitsgemäß ihre Aussagen und dank Marcels Überzeugungskunst und seiner mehr als zweihundertjährigen Erfahrung als Anwalt durfte Ezra nach seiner Krankenhausentlassung nach Hause gehen. Das war für sie alle eine große Erleichterung, insbesondere als die Polizei nach der Auswertung des Drogenbefundes nicht mehr davon ausging, dass Ezra drogenabhängig war oder schon öfter solche Mittel genommen hatte. Denn der Befund bewies eindeutig, dass er gestern Nacht das allererste Mal Drogen genommen hatte. Nun aber wollte man noch die Aussage seiner Mutter hören. Nachdem Oliver, Andrew und Rumiko dem angeschlagenen Ezra einen kurzen Besuch abgestattet hatten, gingen sie nach Hause. Nastasja ging zum Arzt, der Ezra behandelte und fragte sogleich nach den näheren Einzelheiten und wie sein Zustand war. „Nun, da wir ihn wieder stabilisieren konnten, werden wir ihn auf die fünfte Station verlegen und ihn noch zwei Nächte da behalten. Danach können wir ihn entlassen.“ Erleichtert atmete die Russin auf und war heilfroh, dass alles so gut verlaufen war und Elion noch rechtzeitig da gewesen war, um Schlimmeres zu verhindern. Nicht auszudenken, was passiert wäre, wenn dieser Joel Ezra noch mehr angetan hätte. Denn so wie Elion geschildert hatte, schien dieser Kerl nichts Gutes vorgehabt zu haben. Doch trotzdem machte sie sich Vorwürfe, dass sie nicht viel früher da gewesen war, um zu verhindern, dass Ezra mit Drogen vollgepumpt und fast vergewaltigt worden war. Sie hatte ja schon mit einigem gerechnet, als sie erfahren hatte, was Monica für eine falsche Schlange war, aber dass sie selbst dazu fähig war, ging einfach über ihr Fassungsvermögen. Sie verstand einfach nicht, wie manche Eltern so kaltblütig sein konnten und einfach die Gesundheit ihres Kindes aufs Spiel setzen konnten, nur um sich selbst Vorteile zu verschaffen. Nastasja setzte sich wieder und begann Lakritz zu essen. Ihr Adoptivsohn Sheol saß neben ihr und dachte nach. Nach einer Weile fragte er schließlich „Wäre es eigentlich möglich, dass Ezra ganz zu uns kommt? Ich meine, es wäre doch das Beste, wenn er adoptiert werden würde. So wäre er zumindest vor seiner bescheuerten Mutter sicher.“ „Die Idee ist gut“, gab Nastasja zu und begann damit, eine Lakritzschnecke auseinanderzudrehen. „Aber das wird nicht ganz einfach. Das wird das Vormundschaftsgericht entscheiden müssen. Zugegeben, ich hab auch schon mit dem Gedanken gespielt. Das Risiko ist einfach zu groß, dass Monica irgendwelche Beziehungen spielen lassen könnte, selbst beim Jugendamt. Inzwischen traue ich ihr wirklich alles zu und wenn ich das Sorgerecht für Ezra verliere, kann ich nichts mehr ausrichten, um ihn zu schützen. Bei einer Adoption wäre das wesentlich besser geregelt, allerdings wird Monica nicht so schnell aufgeben, da bin ich mir sicher. Sie wird um das Sorgerecht für ihren Sohn kämpfen und so wie ich sie einschätze, wird sie die Drogengeschichte mir noch unterschieben wollen.“ „Wieso das denn?“ „Weil ich ihr klar gemacht habe, dass ich Ezra beschützen will und mich nicht bestechen lasse. Ich bin diejenige, die zwischen ihr und ihrem Sohn steht und deshalb muss sie mich als eine schlechte Mutter darstellen, in deren Umfeld Ezra nicht sicher ist. Oder aber sie manipuliert Ezra und treibt einen Keil zwischen uns. Das sind momentan die einzigen Taktiken, die ihr bleiben, damit sie das Sorgerecht bekommt. Und mit Sicherheit wird sie auch das Jugendamt bestechen wollen. Deshalb wird es das einzig Richtige sein, dass ich mir bloß keine falschen Schritte erlaube und den Antrag auf Adoption sehr gut begründe. Wenn Ezra schildert, dass seine Mutter ihn im Club allein gelassen hat, dann hat sie ihre Aufsichtspflicht verletzt und das wird man vor Gericht nicht gerne sehen. Und wenn sich herausstellt, dass sie Joel beauftragt hat, Ezra die Drogen unterzuschieben, wird sich das für uns wiederum positiv auswirken. Denn dann wird sie das Sorgerecht nicht bekommen und die Chancen stehen gut, dass ich Ezra adoptieren kann.“ Der Rothaarige nickte und verstand die ganze Situation. Er war ja nicht dumm und konnte schon mit den Gedankengängen seiner Adoptivmutter mithalten. Dann aber lächelte er und meinte „Schon cool, dass wir ihr immer zwei Schritte voraus sind.“ „Ich hab ihr auch gesagt, sie soll mich besser nicht unterschätzen. Ich hab nicht umsonst mit elf Jahren meinen Doktortitel in Medizin und Humanbiologie und mit 13 Jahren schon unterrichtet. Die mag zwar Kunst studiert haben und ein tolles Leben führen, aber die Suppe werde ich ihr gehörig versalzen. So schnell wird sie das Sorgerecht für Ezra nicht kriegen. Da muss sie schon früher aufstehen.“ Insgesamt blieb Ezra noch zwei Tage im Krankenhaus, bis er endlich nach Hause gehen durfte. Während der ganzen Zeit waren L und die anderen natürlich nicht untätig geblieben und hatten den Kerl aufspüren können, der sich als Joel ausgegeben hatte, in Wirklichkeit aber Nick Jacoby hieß. Derzeit war die Polizei noch dran, ihn zu verhören und ihn wegen Drogenhandels, Drogenbesitz, gefährlicher Körperverletzung und sexueller Nötigung dranzukriegen. Ezra selbst konnte und wollte einfach nicht glauben, dass seine Mutter damit etwas zu tun haben könnte und wollte sie selbst zur Rede stellen. Nastasja selbst war nicht sonderlich begeistert von der Idee. „Ezra, du solltest vielleicht erst mal Abstand von ihr nehmen und etwas zur Ruhe kommen.“ „Nein, ich will es selbst von ihr wissen. Wenn sie mir das tatsächlich angetan hat, dann werde ich es herausfinden. Deshalb werde ich mich mit ihr treffen und außerdem in Erfahrung bringen, wieso sie mich noch nicht mal im Krankenhaus besucht hat.“ „Also schön, aber ich möchte, dass wenigstens jemand mit dir mitgeht. Nur zur Sicherheit. Und da ich sowieso noch ein Wörtchen mit ihr zu reden habe, komme ich mit dir mit.“ Damit war Ezra einverstanden und so vereinbarten sie telefonisch ein Treffen mit Monica im Black Lotus. Sheol hatte derweil andere Pläne und wandte sich an Elion. „Hey Elion, könntest du mich vielleicht für die nächsten zwei bis drei Stunden decken? Ich hätte da nämlich etwas Wichtiges zu erledigen.“ „Was denn?“ „Es gibt da etwas, das ich herausfinden will und dazu brauch ich ein Alibi.“ „Okay. Solange es nichts ist, das uns alle noch in Schwierigkeiten bringt. Du weißt, dass wir noch richtig Ärger kriegen können.“ „Pah, Regeln werden eh überbewertet. Also ich verlass mich auf dich.“ Damit schnappte sich Sheol seinen Rucksack und machte sich auf den Weg. Er rief Beyond an und hatte Glück, denn der BB-Mörder hatte gerade nichts zu tun. „Hey Zwerg, was gibt’s?“ „Nenn mich nicht immer Zwerg“, gab Sheol genervt zurück. „Und überhaupt: Größe wird eh überbewertet! Hör mal, ich ruf dich an, weil ich einen Plan habe, wie wir diese Zicke Monica drankriegen können. Ezra und Mum treffen sich gerade mit ihr im Black Lotus und ich hatte vor, mich ein wenig in ihrem Hotelzimmer umzusehen, um dort irgendwelche Indizien zu finden. Allerdings hab ich keine Ahnung, wie ich das am besten anstellen soll, ohne dass ich gleich auffliege.“ „Hey, nun mal langsam mit den jungen Pferden. Wenn du dir irgendeine unüberlegte Aktion erlaubst, wird das nicht gerade hilfreich sein. Überlass das besser den Profis.“ „Ja aber… Ezra ist auch Teil der Familie und ich dachte, in einer Familie hilft man sich gegenseitig. Ich lasse doch nicht zu, dass diese Bekloppte ihn noch zu sich nach Frankreich holt und Mum hinterher Probleme bekommt, nur weil sie ihn schützen wollte!“ „Na gut. Ich spreche mit L darüber und dann überlegen wir uns was.“ Na toll… War ja klar, dass Beyond erst mal seinen Babysitter um Erlaubnis fragen musste. Oh Mann, dabei hab ich gedacht, er wäre viel cooler drauf. Anscheinend hat er zu viel Zeit mit L verbracht. Na was soll’s, Hauptsache der hilft mir und wir finden einen Weg, um dafür zu sorgen, dass Ezra bei uns bleibt. Wäre doch echt das Letzte, wenn er zu so einer bescheuerten Mutter kommt. „Pah, Blutsverwandtschaft wird eh überbewertet.“ Und diese Worte meinte der ehemalige Proxy mehr als ernst. Denn was verband seine neue Familie denn? Jedenfalls keine Blutsverwandtschaft. Außer Jeremiel, L und Nastasja war keiner mit dem anderen verwandt und dennoch hielten sie mehr zusammen als so manch andere Familien. Und lieber hatte Sheol eine liebevolle Adoptivfamilie, als eine beschissene leibliche Familie, die ihn so mies behandelte wie all die anderen, die Unglück mit ihrer eigenen Familie hatten. Rumiko wurde von ihrer reichen Familie nur als lebendes Ersatzteillager für ihre Schwester benutzt, Jamie wurde von seinem Vater misshandelt, genauso wie Beyond und die anderen hatten ihre Eltern sehr früh verloren. Ezra gehörte zu dieser Familie genauso dazu wie alle anderen auch. Deshalb würde er genauso wenig zulassen wie die anderen, dass Monica mit ihrer Masche durchkam und ihn noch ins Verderben stürzte. Natürlich wusste er, dass das, was er vorhatte, kriminell war, aber manchmal heiligte der Zweck die Mittel und wenn er tatsächlich auf die Weise Beweise finden konnte, dann war ihm das wert. Schließlich, knapp eine Viertelstunde später rief Beyond zurück. „Also ich hab mich mit den anderen abgesprochen. Ich komme gleich zum Hotel und dann werden wir uns gemeinsam im Zimmer umsehen. Aber nur unter der Bedingung, dass du keinen Alleingang machst und auf alles hörst, was ich sage. Ich kenne mich mit solchen Aktionen deutlich besser aus.“ „Ja ist gut. Du hast mein Wort. Dann treffen wir uns gleich am Hotel.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)