Last Desire 9.5 Teil 2 von Sky- (Uncertain Desire) ================================================================================ Kapitel 8: Falsches Spiel? -------------------------- Am nächsten Tag hatte sich Nastasja früher auf den Weg zur Uni gemacht und als sie nach der ersten Vorlesung in ihrem Büro saß und gerade die Materialien für die nächste Stunde heraussuchen wollte, da öffnete sich die Tür und Monica Denaux kam herein. Die Russin hob erstaunt die Augenbrauen und grüßte sie höflich „Guten Tag, Madame Denaux. Was kann ich für Sie tun?“ Wortlos, mit hochgereckter Nase und eleganten Schritten kam sie näher und war wie immer sehr vornehm gekleidet. Schließlich aber blieb sie direkt vor der Russin stehen und erklärte „Ich bin hier um Ihnen zu sagen, dass ich Ezra Alexis zu mir nehmen werde. Es wird Zeit, dass er zu seiner richtigen Mutter kommt.“ Die 30-jährige war ein wenig überfahren und verstand erst nicht so wirklich, worum es ging und was Monica von ihr wollte. Als sie aber dann registriert hatte, was diese Frau verlangte, da legte sie die Unterlagen weg, faltete die Hände und atmete tief durch. „Das ist nicht meine Entscheidung, Madame. Das Sorgerecht für Ezra liegt beim Jugendamt und überhaupt: lassen Sie dem Jungen doch die Zeit, sich an diese Situation zu gewöhnen. Es hilft doch nichts, wenn er so bedrängt wird.“ „Verstehe“, sagte die 40-jährige, ohne ihr groß zugehört zu haben und kramte aus ihrer Prada-Handtasche einen Umschlag heraus und reichte ihn Nastasja. Diese öffnete ihn und sah sogleich diverse Geldbündel. „Ich denke mir, dass 50.000$ für Sie mehr als ausreichend sind. Das Geld werden Sie sicherlich gut gebrauchen können und im Gegenzug werden Sie Ezra gehen lassen.“ Nun begann die Wut in der gebürtigen Russin aufzukochen. Sie knallte die Hände auf den Tisch, dann gab sie Monica energisch den Umschlag zurück. „Jetzt hören Sie mal gut zu: ich bin nicht käuflich und ich habe Ihr Geld ganz gewiss nicht nötig.“ Als sie das sagte, lächelte die Künstlerin amüsiert und blickte die 30-jährige abfällig an. „Das sieht mir ganz anders aus, meine Liebe.“ „Mag ja sein, dass ich mir keine schicken Klamotten kaufe wie Sie, aber ich setze meine Prioritäten anders und ich werde mich ganz gewiss nicht kaufen lassen oder Ezra in irgendeiner Weise in seiner Entscheidung beeinflussen. Ich weiß wirklich nicht, was Sie sich einbilden, mich bestechen zu wollen, aber Ezra zuliebe werde ich darüber hinwegsehen und nichts darüber sagen. Lassen Sie dem Jungen doch Zeit und die Ruhe, sich selbst zu entscheiden. Machen Sie sich keine Sorgen, ich werde den Jungen nicht davon abhalten, Sie zu sehen. Da brauchen Sie mir auch kein Geld zu geben.“ Hier aber wurde Monicas Blick ganz eiskalt und ein giftiges und bedrohliches Funkeln lag in ihren Augen. Zum ersten Mal zeigte sie ihr wahres Ich. „Das will ich Ihnen auch geraten haben. Denn sollten Sie es wagen, mir meinen Sohn vorzuenthalten, dann werde ich Sie vernichten. Das verspreche ich Ihnen.“ Und diese Drohung ließ Nastasja nicht auf sich sitzen. Sie baute sich zu ihrer ganzen Größe auf und wirkte nun sehr furchteinflößend. Zwar konnte sie sich beherrschen, aber so leicht würde sie Monica nicht davonkommen lassen. Tief atmete sie durch und sah die Künstlerin fest an. „Nun passen Sie mal auf. Ich habe nichts dagegen, wenn Sie über meine Herkunft oder meine finanzielle Situation herziehen, darüber kann ich wegsehen. Ich weiß nicht, wieso Sie Ezra so plötzlich und dann noch unter allen Umständen zu sich holen wollen, aber eines sag ich Ihnen: passen Sie ja auf, sonst werden Sie es noch sein, die hier vernichtet wird. Ich habe genug Möglichkeiten, um herauszufinden, was Sie im Schilde führen und wenn Sie es wagen sollten, Ezra oder meine Familie in Schwierigkeiten zu bringen, dann werden Sie noch Ihr blaues Wunder erleben. Man nennt mich nicht umsonst die „Eisenfaust von Tscheljabinsk“ Nehmen Sie Ihr Geld und verschwinden Sie sofort aus meinem Büro!“ „Das werden Sie noch bereuen. Aber diese Kommunisten sind doch sowieso alle gleich.“ „Suka!“ zischte Nastasja verächtlich und ergänzte noch „Und im Übrigen: ich besitze sowohl englische als auch amerikanische Staatsbürgerschaft.“ Damit verschwand Monica Denaux und knallte die Tür hinter sich zu. Nastasja blieb einen Augenblick lang stehen, dann schnappte sie sich ein Wasserglas und drückte zu. Sie drückte es in ihrer Wut so fest, dass es zersprang und die Scherben fielen zu Boden. Aber ihre Hand selbst war unversehrt. Nun, wenn sie ein normaler Mensch gewesen wäre, dann hätte sie sich mit Sicherheit verletzt. Aber inzwischen war ihr Körper durch das jahrelange Training in diversen Kampfsportarten so abgehärtet, dass sie sich bei solchen Sachen allerhöchstens harmlose Schrammen zuzog. Während sie die Scherben aufsammelte, klopfte es an der Tür und L kam herein. „L, was machst du denn hier? Gibt es Schwierigkeiten mit Beyond oder ist irgendetwas passiert?“ „Ich wollte dich besuchen. Sag, ist irgendetwas passiert?“ „Ich hab das Glas zu fest gehalten und da ist es kaputt gegangen. Und zudem hatte ich ein Gespräch mit Ezras Mutter gehabt.“ „Ach ja, ich hab sie gesehen, als sie direkt an mir vorbeigestürmt ist.“ L half seiner Mutter, die Scherben aufzusammeln und als das kleine Durcheinander beseitigt war, setzten sie sich. Nastasja erzählte von dem Bestechungsversuch und wie sie darauf reagiert hatte. Der Detektiv begann nachdenklich an seinem Daumennagel zu kauen und betrachtete seine Mutter eine Weile, bevor er schließlich fragte „Und was willst du nun tun?“ „Ezra werde ich erst mal nichts sagen. Ich will keine Stimmung gegen Monica machen, auch wenn sie in meinen Augen ein ausgekochtes Miststück ist. Aber ich finde es langsam merkwürdig, dass sie unbedingt das Sorgerecht für Ezra haben und ihn zu sich nach Frankreich holen will. So langsam bekomme ich das Gefühl, dass sie etwas im Schilde führt und ich mache mir ernsthaft Sorgen um Ezra. L, könntest du mir einen Gefallen tun und mehr über Monica in Erfahrung bringen?“ „Klar, kann ich machen. Dieser Bestechungsversuch war in der Tat sehr merkwürdig und wenn diese Frau irgendwelche Hintergedanken hat, werde ich es herausfinden. Da mach dir mal keine Sorgen. Aber was ist mit dir und den anderen?“ Nastasja fuhr sich seufzend durchs Haar und nahm schließlich ihre Brille ab, um die Gläser zu putzen. „Ach weißt du, ich mache mir einfach große Sorgen um Ezra. So wie ich erfahren habe, scheint es zwischen ihm und seiner Mutter nicht gerade gut gelaufen zu sein und es beschäftigt ihn schon sehr, dass sie sehr oberflächlich und egozentrisch ist. Die meiste Zeit hat sie offenbar nur über sich selbst geredet und nicht sehr viel Interesse an ihm gezeigt. Ich hoffe, dass sich das irgendwie wieder einrenken wird, aber ich will ihn auch gerne ein Stück weit schützen vor dieser Frau. Sie ist… sie ist eine… na eine verdammte…“ Und damit sprach sie mit donnernder Stimme etwas auf Russisch, da sie keine passenden englischen Worte fand, um Ezras Mutter zu beschreiben. „Naja, ich will mal nichts weiter dazu sagen. Wie läuft es denn bei euch? Wie weit sind Oliver und Andrew mit den Hochzeitsvorbereitungen?“ „Es geht gut voran. Der Termin steht für übernächste Woche und Frederica wird wohl Andrews Trauzeugin. Und Oliver wollte dich anrufen, ob du seine Trauzeugin sein willst.“ „Ich?“ rief Nastasja und war sprachlos. „Wieso denn ich?“ L kam sogleich mit der Erklärung und die haute die Russin nun echt aus den Socken. „Na ohne deine Forschungen wäre Andrew nicht hier, genauso wenig ohne Fredericas Hilfe. Von dir stammen doch die Konstruktionspläne vom elektrischen Gedankenschaltkreis und diese haben Andrew ein neues Leben ermöglicht. Außerdem hast du ihm geholfen, als seine Seele durch diesen Parasiten angegriffen war und es ihm nicht gut ging. Wahrscheinlich hätte es wahrscheinlich keine weiteren Hochzeitspläne mehr gegeben. Deshalb ist es den beiden wichtig, dass du die zweite Trauzeugin wirst.“ Nastasja fehlten immer noch die Worte, immerhin kannte sie Andrew und Oliver kaum. „Ja aber so etwas sollte man doch besser enge Freunde fragen oder enge Verwandte!“ „Mag sein, aber Oliver hat bei seiner Entscheidung gesagt: Wenn sie nein sagt, dann werde ich ihr so lange damit auf die Nerven gehen, bis ihr keine andere Wahl mehr bleibt, als ja zu sagen. Das ist das Mindeste, was ich tun kann, um mich für das zu bedanken, was sie für uns beide getan hat.“ „Ach Mensch“, sagte Nastasja und fast wären ihr noch die Tränen gekommen. „Das ist wirklich süß von den beiden. Wenn dein Vater noch leben würde. Ich weiß noch, wie wir beide geheiratet haben. Da waren du und dein Bruder schon unterwegs gewesen. Ich hatte ein schlichtes weißes Kleid getragen, aber dein Vater meinte, er wäre der glücklichste Mann auf der Welt und er hatte dabei sogar Tränen in den Augen. Mein Make-up hat auch nicht lange gehalten. Selbst Alice musste heulen, als sie unsere Trauzeugin war.“ Als sie wieder an Henry denken musste (und das tat sie fast immer, wenn sie L sah), da kamen ihr die Tränen. „Mum…“ L wollte schon aufstehen und zu ihr hingehen, doch sie schüttelte nur den Kopf und wischte sich die Tränen weg. „Schon gut, es geht schon. Ich freue mich wirklich darüber und werde natürlich zusagen. Es ist nur so, dass ich mich immer noch sehr schwer damit tue, dass ich deinen Vater nie wieder sehen werde. Natürlich wusste ich, worauf ich mich einlasse und ich bin ja auch glücklich mit meiner kleinen Familie. Elion ist wirklich ein Goldschatz und hilft mir sehr, Ezra taut auch langsam auf und Sheol… nun ja, er ist eben Sheol. Aber dennoch fühle ich mich in manchen Momenten schon etwas einsam, weil mir einfach dein Vater fehlt. Aber lass uns nicht länger darüber reden, solche Themen sind ohnehin zu deprimierend. Außerdem muss ich noch gleich in den Hörsaal und diesen Spatzenhirnen beibringen, wozu der Blinddarm gut ist. Ich bin ohnehin entsetzt, wie viele Idioten sie heutzutage auf die Uni lassen. Zu meiner Zeit in Russland hätte es das nicht gegeben.“ Da sie noch einiges vorbereiten musste, verabschiedete sich L wieder von ihr und versprach ihr, sich zu melden, wenn er etwas herausgefunden hatte. Damit war Nastasja wieder alleine in ihrem Büro und ahnte noch nicht, was sich da zusammenbraute. Als Ezra sich am Nachmittag mit seiner Mutter verabredet hatte, war die diesmalige Adresse der Club „Black Lotus“, ein sehr teurer und edler Schuppen, der seinem Wissen nach Liam gehören musste. Gleich schon am Eingang wurde er abgefangen wie im Ritz, aber der Türsteher hatte schon Bescheid bekommen und ließ ihn durch. Monica wartete in einem der Privaträume und als er hereinkam, unterhielt sie sich gerade mit einer jungen Frau, die sehr kurz geschnittenes schwarzes Haar hatte und vom Gesicht her ein bisschen wirkte wie die Protagonistin aus dem Film „Die fabelhafte Welt der Amelie“. Sie unterhielten sich auf Französisch und die Frau hatte ein Diktiergerät dabei und schien offenbar eine Journalistin zu sein. Ezra kam etwas zögernd herein und sagte auch „Hi Mum“, aber sie war so in ihrem Gespräch mit der Frau vertieft, dass sie ihn erst gar nicht bemerkte. Aber dann unterbrach sie kurz und wandte sich ihm zu. „Ezra! Wie schön, dass du gekommen bist.“ Damit ging sie zu ihm hin, gab ihm eine Umarmung zur Begrüßung und erklärte sogleich „Das ist Jeanne Dubois, eine gute Freundin von mir. Sie arbeitet für die Pariser Zeitung und begleitet mich überall hin.“ „Hallo“, grüßte er etwas zögerlich und sogleich grüßte die Französin ihn auch schon in ihrer Landessprache, da erklärte Monica „Jeanne versteht leider kein Englisch. Die Franzosen sind ohnehin sehr eitel, was Sprachen betrifft. Die meisten weigern sich aus Prinzip, Englisch zu sprechen, also brauchst du es gar nicht erst zu versuchen. Glaub mir, ich habe mich furchtbar schwer getan, aber inzwischen beherrsche ich Französisch schon wie meine eigene Muttersprache.“ Und daraufhin begann sie mit Jeanne zu reden, die von dem Gespräch der beiden rein gar nichts verstanden hatte. „Also Ezra, ich hatte da eine ganz fabelhafte Idee, von der du sicherlich begeistert sein wirst. Morgen Abend steigt hier im Club eine exklusive Party. Es treffen sich viele Prominente und ich hätte dich gerne dabei.“ Als er hörte, dass er auf eine Party gehen sollte, war er mehr als skeptisch und das sah man ihm auch an. „Eine Party im Club? Ich weiß nicht, ich pass da doch nicht hin.“ „Natürlich passt du dorthin. Immerhin gehörst du zu mir und damit zur gehobenen Gesellschaft. Glaub mir, mit ein bisschen Arbeit verpassen wir dir noch den nötigen Feinschliff und dann wird noch ein anständiger Kerl aus dir.“ Doch Ezra hatte da ganz andere Dinge im Kopf, denn er musste sich an ein paar Erlebnisse erinnern. An sehr unangenehme Erlebnisse. Als seine Mutter merkte, dass da wohl irgendetwas nicht stimmte, fragte sie auch direkt „Was ist los? Sag schon.“ „Ich glaube nicht, dass das unbedingt jeder mitkriegen sollte.“ „Ich sagte doch, Jeanne versteht kein Englisch. Ich könnte sie auch eine dumme Schlampe nennen. Da siehst du? Sie lächelt nur und versteht rein gar nichts. Also schieß los. Was hält dich davon ab, zu so einer wichtigen Party zu gehen?“ Ezra atmete tief durch und sah zu Jeanne, die einen komplett fragenden Blick hatte und anscheinend tatsächlich nicht verstand, was gesagt wurde. Also konnte er es doch erzählen. Früher oder später würde seine Mutter sowieso davon erfahren. „Mum, ich hatte schon Kontakt mit den Bonzen… geschäftlich.“ „Oh, so jung und schon geschäftstüchtig? Na das lobe ich mir, das hast du mit Sicherheit von mir. Natürlich musst du das von mir haben, von deinem Vater sicherlich nicht.“ „Mum, lass mich bitte ausreden. Ich habe nicht die Art von Geschäften gemacht, die du dir vielleicht vorstellst.“ „Hast du sie etwa beklaut? Nun, da dein Vater ja offensichtlich versagt hat, wundert es mich nicht, dass es hinterher so schlecht stand, dass du so etwas machen musstest.“ „Nein!“ rief Ezra und wurde langsam richtig genervt, weil seine Mutter nicht endlich mal aufhören konnte, die ganze Zeit nur über sich selbst zu reden oder über andere zu lästern, anstatt ihm einfach mal zuzuhören. Und als wolle er es darauf anlegen, dass sie gleich mit Entsetzen und Ablehnung reagierte, damit es sich nicht immer nur um sie drehte, rief er schon fast „Ich habe für Geld mit diesen Kerlen geschlafen!“ Und hier ließ seine Mutter das Glas fallen. Jeanne, die sichtlich verwirrt war, fragte sie leise etwas auf Französisch, doch Monica erwiderte nur irgendetwas, was wie eine Abweisung klang und sogleich sah sie ihren Sohn schon fast mit einem gewissen… Ekel an. Sie konnte nicht fassen, dass ihr eigenes Kind so tief gesunken war und sich prostituierte. „Um Gottes Willen, du hast dich verkauft?“ „Ich hatte keine Wahl!“ rief der 16-jährige und stand auf. „Die Mafia hat uns bedroht und Dad sagte mir, wenn ich nicht mit denen in die Kiste steige, bringen sie ihn um. Und nach seinem Tod haben sie mich nicht in Ruhe gelassen und so musste ich die Schulden abbezahlen. Da ich mit fünf Pflegefamilien eine Vollpleite erlebt habe, habe ich mich als 18-jähriger ausgegeben und bin neben meinem Job als Packer im Supermarkt auf den Strich gegangen, um über die Runden zu kommen. So sieht mein Leben aus, Mum. Beschissen und ganz tief unten angelangt. Ich bin ganz gewiss nicht stolz darauf, was ich getan habe. Aber es war der einzige Weg für mich, um zu überleben!“ Nachdem er alles gesagt hatte, wollte er gehen, weil er nicht mehr miterleben wollte, wie seine Mutter darauf reagierte. Doch dann rief sie überraschend „Warte Ezra!“ und daraufhin blieb er stehen. Sie wirkte bestürzt und zwar immer noch ein wenig angewidert von dieser Erkenntnis, aber sie wollte ihn dennoch nicht gehen lassen. „Wir… wir kriegen das gemeinsam wieder hin, okay? Tut mir Leid, ich wollte diese Wunde sicherlich nicht noch weiter aufreißen und ich werde dir helfen, das durchzustehen. Ich werde dich unterstützen.“ Erstaunt und auch ein Stück weit sprachlos sah Ezra sie an und hätte nicht gedacht, dass sie tatsächlich so etwas sagen würde. Er hatte eher damit gerechnet, dass sie sich von ihm abwandte und angewidert war. Aber stattdessen wollte sie für ihn da sein. „Meinst du das ernst?“ „Natürlich, du bist doch mein eigen Fleisch und Blut! Gemeinsam finden wir schon einen Weg, das zu regeln. Und mach dir keine Sorgen, auf der Party sind anständige Leute und ich bin auch da, wenn etwas sein sollte. Wir gehen dir gleich ein schönes Outfit besorgen.“ „Okay, ähm… darf ich jemanden mitbringen?“ Und diese Frage sorgte für ein herablassendes und hochnäsiges Lächeln. „Ezra, das ist ein exklusiver Club und nichts für die gewöhnlichen Leute. Wenn wir jeden Dahergelaufenen mitnehmen würden, dann wäre es nicht mehr exklusiv.“ „Ich würde gerne Elion mitbringen, damit du ihn besser kennen lernen kannst. Er ist ganz in Ordnung und er wird auch keinen Ärger machen. Versprochen.“ Doch immer noch war Monica alles andere als begeistert. Aber da sie wohl merkte, dass sie Ezra diese Idee nicht ausreden konnte, gab sie schließlich nach. „Also gut, dann kann er kommen. Das ist aber eine Ausnahme und wenn er nicht entsprechend gekleidet ist, kommt er erst gar nicht in den Club.“ Okay, das war zumindest etwas. Und insgeheim war der 16-jährige froh, dass wenigstens Elion mitkam. Denn er traute diesen Bonzen nicht und er hatte auch Sorge, dass er vielleicht irgendjemanden von Parsons Leuten begegnen könnte und da wollte er wenigstens, dass Elion in der Nähe war. Noch ein Mal wollte er sicher nicht von diesen Schlägern verprügelt und im Anschluss vergewaltigt werden. Aber dann fiel ihm noch was ein. Nämlich die große Frage, was Nastasja dazu sagte, denn sie war ja Erziehungsberechtigte und er brauchte ja auch ihre Erlaubnis. „Entschuldige mich kurz, ich muss eben Natascha anrufen und sie fragen, ob das klar geht.“ „Ach Ezra, du kannst doch auch mal etwas lockerer sein. Sie ist nicht deine Mutter, sondern ich.“ „Ich weiß, aber ich will keinen Stress. Ich hab schon zwei Vorstrafen und wenn ich mir in irgendeiner Form wieder etwas leiste, dann gibt es noch richtig Probleme.“ „Du bist was?!“ „Ja. Ich musste für Dad Handys stehlen und verticken, um seine Schulden zu bezahlen und eines Tages wurde ich erwischt. Und dann habe ich wegen Sachbeschädigung Sozialstunden aufgebrummt bekommen. Ich will einfach keinen Ärger mehr. Entschuldige, ich muss kurz raus, irgendwie krieg ich hier drin keinen Empfang.“ Damit ging Ezra raus, um in Ruhe mit Nastasja zu telefonieren. Diese war alles andere als begeistert und erlaubte ihm auch erst gar nicht, zu der Party zu gehen, weil er ihrer Meinung nach noch zu jung war. Als er aber anbot „Wenn Elion mit mir mitkommt, ginge das dann in Ordnung?“, schien sie sich deutlich kompromissbereiter zu zeigen. Eine Weile überlegte die Russin noch und war anscheinend noch etwas unschlüssig. Dann aber sagte sie „Okay. Wenn Elion mitkommt, dann geht das in Ordnung. Aber du bist um halb elf Uhr wieder zuhause und du trinkst auch keinen Alkohol. Das sind die Bedingungen.“ „Ach Mann, sei doch mal etwas lockerer! Das ist eine Party und kein Seminar.“ „Nun gut, du darfst zwei Bier trinken. Harte Sachen sind verboten.“ Mit diesem Kompromiss war er einverstanden und er versprach auch, sich an die Bedingungen zu halten. Als das geklärt war, ging er wieder zurück zu seiner Mutter, die sich wieder mit Jeanne unterhielt. Wenig später gingen sie los, um für ihn ein passendes Outfit für die Party zu besorgen. Doch die Stimmung zwischen ihnen war etwas anders als zuvor. Denn Monica verhielt sich nun deutlich distanzierter als zuvor und sie vermied es auch, Ezra anzufassen. Dem 16-jährigen fiel das nicht auf und er dachte sich auch nichts sonderlich dabei. Aber hätte man die beiden gesehen, hätte man sie niemals für Mutter und Sohn gehalten. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)