Intoxicating Mindgames von Suppengruen ================================================================================ Kapitel 1: War das jetzt der Himmel? ------------------------------------ Warm lag sich das Gift um seine weiße Haut und es war so ganz anders, als beim ersten Mal. Kein Schmerz, kein brennen. Es fühlte sich gut an, er fühlte sich mit der Brühe verbunden und vergaß für ein paar Sekunden sogar, warum er hier war. Keine Luft zum atmen, aber es war nicht schlimm. Er hätte ewig in seinem Gift bleiben können, bis etwas seinen Arm streifte. Harley. Ja, er musste sie doch hier raus holen. Seine Finger verkrallten sich in das, was ihn soeben streifte und strampelte sich an die Oberfläche des Beckens. Mit ganzer Kraft, die er noch aufbringen konnte, zerrte er ihren Körper auf den Rand und drückte dann auch sich aus der Suppe. Atemlos sah er neben sich. Ihre Brust hob sich nicht mehr an. Sie atmete nicht mehr. Nein, nicht sterben Harley. Schnell kniete er sich vor sie und begann sie zu reanimieren. Das Gift rann aus ihren roten Lippen und kurz bevor er die Hoffnung fast aufgeben wollte, schnappte sie endlich nach Luft. Gab es vielleicht doch einen Gott? Sie lebte, verdammt er hatte es geschafft. Kraftlos nahm er ihr weißes Gesicht in seine Hände und blickte in ihre Augen. Moment, weißes Gesicht? Etwas zog an ihrem Arm und sie spürte, wie sie aus etwas auftauchte. War das jetzt der Himmel? Würde sie überhaupt in den Himmel kommen? Daran hatte sie gar nicht gedacht. Selbstmörder würden wohl eher im neunten Zirkel der Hölle schmoren, als in den Himmel zu gelangen. Irgendwie fand sie diese Diskussion mit sich selbst unglaublich erheiternd. Es war eindeutig hell um sie herum, doch konnte sie nichts erkennen. Ein seltsamer Geschmack lag auf ihrer Zunge und sie empfand ein unangenehmes Drücken auf ihrer Brust, was immer stärker zu werden schien. Was war das nur? Ihr wurde schlecht. Was? Wie bitte? War sie etwa nicht tot? Wie konnte man überhaupt noch fühlen, wenn man doch eigentlich tot sein sollte? Endlich wich der Druck von ihrer Brust und hustend und spuckend rang sie nach Luft. Eindeutig sie war nicht tot. Aber irgendetwas war anders, dass konnte sie spüren. Harley fühlte sich gerade zu wie neu geboren. Energisch riss sie die Augen auf. "Helloooo Sweety!" entfuhr es ihr lachend, als sie in das Gesicht des Clowns sah. "Warum denn so ein langes Gesicht?" Erst jetzt bemerkte sie, dass er ihren Kopf in seinen Händen hielt und etwas verwirrt drein sah. Harley tat es ihm gleich, nahm sein Gesicht in ihre bleichen Hände und küsste ihn leidenschaftlich auf den Mund. Moment mal? Fasziniert starrte sie auf ihre Hände, drehte sie in alle Richtungen, ehe sie sich eine Hand des Jokers griff, hastig die Überreste seines Handschuhs entfernte und diese neben ihre hielt. Euphorisch fuhr sie sich mit den Fingern durchs Gesicht. Einen Spiegel sie brauchte dringend einen Spiegel. Noch immer konnte sie das Gift auf ihren Lippen schmecken und erneut schlang sie ihre Arme um den bleichen Körper des Clowns. Diese Lippen waren einfach zu köstlich! Ihr ganzer Körper sprühte nur so vor neuer Lebensenergie. Ihre Hände vergriffen sich im Grün seiner Haare und zogen ihn enger zu sich. Ein raues Lachen drang aus ihrer Kehle. Sie fühlte sich so unglaublich gut. Mit einem Satz sprang sie auf ihre Füße, stemmte die Hände in die Seite und blickte fasziniert an sich hinab. Zugegeben, das Outfit konnte sie in die Tonne treten. So gut wie nichts war davon übrig geblieben. Ihre Haut war so bleich, wie die des Clowns und begeistert drehte sie sich einmal um die eigene Achse. Eine rote Strähne fiel in ihr Gesicht und ungläubig zog sie daran, ehe sich ihre Augen weiteten. Aufgeregt nahm sie einige der Strähnen in ihre Finger. Schwarz und Rot. Ungläubig hielt sie diese dem Clown entgegen. Ehe sie quietschend auf der Stelle sprang und die Arme dabei freudig in die Luft warf. So musste er sich also fühlen. Einfach irre. Mit einer Hand griff sie nach seiner und zog ihn zu sich heran. Noch einmal umschlangen ihre Arme seinen Körper. Sie konnte sich einfach nicht helfen, sie musste ihn küssen. Noch mit ihren Lippen auf den seinen begann sie sich mit ihm zu drehen. Immer schneller und schneller wirbelte sie mit ihm auf dem bedrohlich wankenden Gerüst. Sie platze gerade zu vor Euphorie. Ein irres Lachen entrann ihrer Kehle, als ihr schwindelig wurde und sie taumelnd nach hinten umfiel. Dumpf landete sie auf ihrem Hintern und begann sich lachend auf dem Metall umher zu rollen. Sie wusste selber nicht was so lustig war, aber befürchtete sie, wenn sie es nicht herauslassen würde zu platzen. Ihre blauen Augen sahen in die des Clowns. Endlich verstand sie seine Worte. Alles, was er in den Therapiesitzungen gesagt hatte. Und wie recht er doch mit alle dem gehabt hatte. Kurz stützte sie sich auf ihre Hände, ehe sie einen Moment später im Handstand war und ihn belustigt ansah. Im nächsten Moment war sie schon wieder auf den Beinen und baute sich vor dem Clown auf. "Na was hältst du von meinem neuen Ich?" fragte sie mit einem Zwinkern in seine Richtung. Unweigerlich musste Joker zusammenzucken, als Harley plötzlich die Augen aufriss und ihm lachend ihre Begrüßung zuwarf. Einen ziemlich unintelligenten Ausdruck, nahm das Gesicht des Clowns an, als sie ihm die Frage stellte. Er konnte einfach keine richtige Reaktion darauf finden. Stumm sah der Bleichen mit an, wie sie ihre Hände betrachtete und einen seiner lila Handschuhe von seinen Fingern zog. Weiß an Weiß fand sich ihre Haut an seiner und man konnte nur noch schwer beurteilen, wo ihre Hand endete und seine anfing. Es war zugegeben, wirklich faszinierend, Harley dabei zuzusehen, wie sie ihr neues Ich begriff. Noch eben schien ihrer beiden Welten zusammenzubrechen und jetzt schien es, als wäre nie etwas vorgefallen. In ihren Augen spiegelte sich der Wahnsinn wieder und kurz musste er daran denken, wie er sich gefühlt hatte, nach dem ersten Fall in die Brühe. Wie neugeboren und mit einem scheinbar nie enden wollenden Lachkrampf. Mit neuen Augen für diese verdammte Welt. Man fühlte sich frei und unbeherrscht. Und genau das spiegelte seine Blondine jetzt wieder. Wobei, ihre Haare nun andere Farben trugen, Schwarz und Rot, als wäre es Schicksaal gewesen. Hart trafen ihre giftig und sogleich köstlich schmeckenden Lippen die seine. Wie lange war ihr letzter Kuss her gewesen? Eine Ewigkeit, so fühlte es sich an. Ihr Lachen, dieser Blick, dieser Kuss, all das saugte aus ihm den Schmerz und die Trauer heraus. Man könnte schon fast sagen, sie führte ihn in seinen Wahnsinn zurück, machte ihn wieder zu dem Joker der er war und auch sein wollte. Eng wurde er an ihren Körper gedrückt. Die Leidenschaft riss ihn geradezu wehrlos mit, so dass er ihre animalischen Lippen nur erwidern konnte. Die Neugeborene sprang auf die Beine und zugleich wurde auch er zum stehen gebracht. Freudig tänzelte sie herum und schien sich so wohl wie noch nie zu fühlen. Es war so unwirklich, wie mit jedem Blick, in ihre neuen Augen, auch ihn von der Vergangenheit befreite. Alles tauchte in einen dichten Nebel und drohte zu verschwinden. Berauscht von dem was er sich so sehr gewünscht hatte, musste nun auch er laut kichern, was sich zu einem herzlichen Lachen verwandelte, als Harley rücklings auf ihrem Hintern landete. Wie freie und zugedröhnte Hippies sprangen sie auf dem Gitter herum, welches ebenfalls begann zu tanzen. Ihre Frage ließ ihn kurz verstummen. Was er davon hielt? Seine Hand griff nach ihrer und ruckhaft zog er sie zu sich heran. „Fantastisch“, hauchte er scharf gegen ihre Lippen, welche sogleich seine zu schmecken bekamen. Wild und unbeherrscht strich er über ihre neue Haut, ihr neues Haar. Alles schien plötzlich wieder einen Sinn zu haben. Endlich konnte er wieder klar sehen, fast noch klarer als jemals zuvor. Und das dank ihr, seinem nun schwarz roten Engel. Sein Engel des Wahnsinns. „Ich liebe dich Harley.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)