Eins plus eins macht drei! von Rabenkralle ================================================================================ Kapitel 20: Ein guter Rat ist unbezahlbar ----------------------------------------- Erst einmal möchte ich mich für das verspätete Posten entschuldigen. Ich hatte letzte Woche wirklich eine harte Arbeitswoche und nach mehreren Zehn-Stunden-Arbeitstagen schlicht und weg keine Lust mehr, dieses Kapitel zu editieren und hochzuladen. Nun aber wie gewohnt zu den Kommentaren. @ : Na, wenn jedem die Lust aufs Kinderkriegen vergehen würde, wäre die Menschheit aber ganz schnell ausgestorben. :D @ : Ob Konoha wirklich besser für das Kind wäre, darüber lässt sich sicher streiten. Aber ein übermäßiges Drama wie vor ein paar Kapiteln musst du auch nicht befürchten. ;) @ : » Dass er nicht alles fallen lässt für sie heißt ja nicht, dass er sie nicht liebt, es heißt nur, dass er auch andere liebt. « Das kann ich nur so stehen lassen. Ein tolles Zitat! :) @ all: Thanks for the feedback! =) Viel Spaß beim Lesen! ════════════════════════════════════════════════════ Kapitel 20: Ein guter Rat ist unbezahlbar Temaris Wut verebbte genauso schnell, wie sie gekommen war. Während sie weiterhin ziellos vor sich her ging, fragte sie sich, ob sie nicht vielleicht ein bisschen zu hart und unfair zu ihm gewesen war. Sie wusste schließlich inzwischen, wie die Menschen aus Konoha so tickten und was ihr Dorf und ihr Land ihnen bedeutete. In Sunagakure war es nicht viel anders, auch wenn ihr die Leute dort nicht annähernd so verbohrt vorkamen. Patriotismus schön und gut, aber alles hatte seine Grenzen. Und Shikamaru schien ja nun mal überhaupt nicht zu wissen, wo seine lagen. So gesehen war es doch gar nicht so blöd gewesen, ihn mit dem Thema zu konfrontieren. Vielleicht sah er auf diese Weise endlich mal ein, dass es nicht immer nur um die anderen ging. Wenn nicht, gut, dann würde sie eben auf ewig die zweite Geige spielen. Kein schöner Gedanke, aber solange ihr Kind nicht darunter zu leiden hatte, nahm sie es eben hin. Mit dieser Erkenntnis vor Augen überlegte sie einen Moment, ob sie wieder zu ihm zurückgehen sollte. Unnötiger Streit musste schließlich nicht sein, aber irgendwie … Nein, er durfte seinen sonst so intelligenten Grips ruhig ein paar Stunden anstrengen. Missmutig ballte sie ihre Hand zur Faust. So ein Vollidiot … --- „Was liegst du denn hier so faul herum?“ Shikamaru machte sich nicht die Mühe aufzusehen, da er Ino gleich an ihrer Stimme erkannt hatte. Er antwortete nicht, sondern brummte nur etwas vor sich hin. Seine ehemalige Teamkollegin ließ sich davon aber nicht beirren. „Mensch, du hast ja echt gute Laune“, meinte sie ironisch. „Was ist los?“ „Nichts“, erwiderte er knapp. Auf Gesellschaft hatte er momentan überhaupt keine Lust. Ino wusste sofort, was sein Problem sein musste. So wortkarg war er nur, wenn … „Temari ist wohl sauer auf dich“, schloss sie aus seiner Reaktion. „Was hast du diesmal angestellt?“ „Gar nichts“, gab er zurück und drehte ihr den Rücken zu. „Komm schon, mir kannst du es doch sagen …“ „Ja, wenn ich will, dass morgen halb Konoha darüber Bescheid weiß“, meinte Shikamaru bissig. „Ich bin vielleicht manchmal ’ne Quatschtante, aber über so was würde ich niemals herumtratschen“, legte sie etwas gekränkt fest. Er seufzte. Sie hatte definitiv die lästige Eigenschaft, jemandem mit wenigen Worten ein schlechtes Gewissen machen zu können … „Schon gut, schon gut“, gab er nach und wandte sich ihr wieder zu. „Sie denkt plötzlich über irgendwelchen Scheiß nach, der noch nie zur Debatte stand.“ „Und das wäre genau was?“ Er blickte sie einen Moment skeptisch an. Kaum zu fassen, dass er ausgerechnet mit Ino darüber reden würde … Na ja, wenn sie es so lange geschafft hatte über das zu schweigen, was heimlich zwischen Temari und ihm gelaufen war, war sie wohl vertrauenswürdig genug. „Sie hat mich gefragt, ob ich zu ihr nach Suna ziehen würde“, erzählte er letztendlich. „Und was hast du geantwortet?“ Als er nichts sagte, schüttelte sie ungläubig den Kopf. „Du hast doch nicht wirklich Nein gesagt, oder?“, forschte sie zur Sicherheit, dass sie es nicht falsch auffasste, nach. „Nicht direkt“, sagte er. „Ich hab gesagt, dass ich es nicht weiß und dann ist sie auch schon ausgetickt.“ Ino schlug sich abrupt die Hand vor die Stirn. „Bist du lebensmüde?“, fragte sie dann. „So was kannst du ihr doch nicht sagen!“ „Und warum nicht?“ „Warum nicht?“, wiederholte sie ihn empört. „Welche Frau hört es schon gerne, dass ihr Freund auf ein Leben mit ihr verzichtet, weil er umziehen müsste? Du bist wirklich so einfühlsam wie ein Stück Brot!“ „Aber ich hab’s doch überhaupt nicht ausgeschlossen“, protestierte er. „Red keinen Stuss. Für uns Frauen bedeutet das so viel wie: Fürs Bett bist du gut genug, mehr aber auch nicht.“ „Wo hast du denn den Schwachsinn her?“ Sie zuckte mit den Schultern. „Also, ich würde so denken, wenn mein Zukünftiger das zu mir sagen würde, was Temari von dir zu hören bekommen hat.“ „Ich hab’s aber echt nicht so gemeint“, sagte er. „Was ist so verkehrt daran, wenn man sich nicht sicher ist?“ „Nichts“, entgegnete sie. „Ich war nicht dabei, aber hättest du ihr das wenigstens nicht etwas schonender beibringen können?“ „Machst du Witze? Noch schonender ging es wirklich nicht“, gab Shikamaru zurück. „Du weißt doch auch, wie sie manchmal ist. Ein falsches Wort und ihr brennen die Sicherungen durch.“ „Na ja, dann nickst du vielleicht beim nächsten Mal alles brav ab.“ „Toller Rat“, erwiderte er trocken. „Schon mal daran gedacht, dass ich sie überhaupt nicht anlügen will?“ Ino schwieg einen Augenblick und lächelte schließlich aufmunternd. „Warum sagst du das nicht zu ihr? Alles, was kein Ja ist, ist zwar immer noch unschön, aber mich würde ein Tut mir leid, ich weiß es nicht, aber ich möchte dich auch nicht anlügen sofort milder stimmen.“ „Ach, tatsächlich?“, zweifelte er. „Natürlich“, bestätigte sie ihm. „Ein Nein bleibt zwar ein Nein, aber wichtig ist letztendlich immer noch, wie es verpackt ist. Der Ton macht schließlich die Musik.“ „Es war kein Nein“, verbesserte er sie. Seine ehemalige Teamkollegin blickte ihn tadelnd an. „Und warum ist Temari dann wütend geworden?“ Shikamaru zuckte halbherzig mit den Schultern. „Du hast wirklich nicht die geringste Ahnung von den Gefühlen einer Frau! Manchmal wundert es mich echt, warum sie überhaupt noch mit dir zusammen ist.“ „Ja, würg’s mir noch weiter rein“, entgegnete er. „Als ob ich nicht wüsste, dass sie etwas Besseres als mich verdient hätte …“ „Jetzt übertreib mal nicht so. Du musst dich nicht schlechter reden, als du bist“, legte sie fest. „Dann hör auf, mir ein schlechtes Gewissen zu machen. Ich weiß selbst, dass ich Mist gebaut hab.“ „Gut, dass du das schon mal einsiehst“, meinte sie. „Dann musst du dich jetzt bloß noch bei ihr entschuldigen.“ „Fragt sich nur, wie ich das anstellen soll.“ Ino dachte kurz nach und fuhr fort: „Komm bloß nicht auf die Idee, mit etwas Materiellem bei ihr anzukommen und das Thema totzuschweigen.“ Er schüttelte den Kopf. „Temari würde das Ganze nicht einmal vergessen, wenn ich ihr alle orangenen Gerbera der Welt schenken würde …“ Sie schürzte die Lippen. „Nur allzu verständlich, wenn du mich fragst … Mensch, da hast du dich aber mal richtig in die Scheiße manövriert.“ „Was du nicht sagst … Erzähl mir lieber was Neues“, sagte Shikamaru trocken. „Wenn mir was einfällt, gerne“, neckte sie ihn. „Aber sag mal“, setzte sie in einem ganz anderen Ton nach, „was hält dich eigentlich davon ab, mit ihr nach Sunagakure zu gehen?“ Ihr Gegenüber sah sie mit hochgezogenen Augenbrauen an. „Soll das eine ernste Frage sein? Du weißt doch ganz genau, dass ich –“ „Ja, schon“, unterbrach sie ihn. „Aber es geht hier schließlich nicht um irgendeine flüchtige Bekanntschaft, die du zufällig kennengelernt hast. Du liebst sie doch und ihr erwartet ein Kind! Gibt es denn einen besseren Grund, um alte Verpflichtungen anderen zu überlassen?“ „Nein, aber …“ Sein Protest ging in Schweigen unter. --- Lustlos rührte Temari in der kalten grünlich-braunen Suppe herum, die vor einer guten Viertelstunde noch ihr Schokoladen- und Pfefferminz-Eis gewesen war. Im Grunde wusste sie nicht einmal, warum sie sich überhaupt an die Eisdiele gesetzt und es sich bestellt hatte. Oder war sie doch ohne etwas zu merken zur Frust-Esserin mutiert? Schließlich konnte sie sich doch dazu durchringen, es zu essen. Sie nahm einen Löffel und stellte fest, dass die komisch aussehende Pampe vor ihr trotzdem gut schmeckte. Na ja, irgendetwas musste sie sich bei dieser Kombination auch gedacht haben … Als sie fertig gegessen hatte, lehnte sie sich zurück und sah sich um. Prompt fing sie den Blick eines Mädchens auf, das vielleicht drei oder vier Jahre jünger als sie war. Rasch schaute die fremde junge Frau weg, wandte sich an ihren Freund und begann zu tuscheln. Temari verstand zwar nicht, was sie sagte, war sich aber sicher, dass es kein Lästereien, sondern eher etwas wie Sieh mal, sie bekommt ein Baby! Wann machst du mir ein Kind? oder Ähnliches war. Seit es für sie unmöglich geworden war, ihren Bauch zu kaschieren – was sie ohnehin nie versucht hatte – hatte sie so ein Verhalten schon bei einigen Frauen im zeugungsfähigen Alter beobachtet. Angefangen bei ein paar Teenagern bis hin zu alleinstehenden und kinderlosen Frauen Ende vierzig. Temari störte es inzwischen zwar nicht mehr, ständig angestarrt zu werden, aber es war ihr trotzdem ein Rätsel, was Leute, die sie nicht kannte, an ihrem Babybauch so faszinierend fanden. Nein, sie hatte nie irgendwelchen Schwangeren neidvoll auf den Bauch gestarrt. Dafür hatte sie inzwischen eine Schwäche für Kleinkinder entwickelt. Jedes Mal, wenn sie eins sah, schlichen sich Worte wie süß, niedlich oder Hoffentlich wird meins auch so in ihren Kopf. Gut, dass sie genug Beherrschung besaß, um diese dann nicht auszusprechen. Es war ja schon untypisch – und irgendwie auch peinlich – genug, dass sie sich regelmäßig zu solchen Aussagen herabließ, wenn es um Hiruzen ging … Sie grinste. Ja, mit diesen Hormonen und Muttergefühlen machte sie schon was mit. Temari dachte an den Streit zurück. Jetzt, da sie etwas Abstand davon bekommen hatte, kam sie sich ein bisschen albern vor. Auch wenn Shikamaru es nur gut tun konnte, wenigstens über das Thema nachzudenken, war es völlig unnötig von ihr gewesen, das Ganze anzuzetteln. Den Drang, alles stehen und liegen zu lassen und zu ihm zu gehen, verspürte sie aber trotzdem nicht. Nein, bei der Frage ging es ihr ums Prinzip. Und solange ihm nicht klar war, was für einen Stellenwert seine zukünftige Familie hatte, ließ sie ihn nur zu gerne noch ein wenig schmoren. Das hatte er in ihren Augen für sein Verhalten mehr als verdient. Sie rief die Bedienung herbei, um zu bezahlen und verließ die Eisdiele. Zuerst wusste sie nicht, wohin sie gehen sollte. Zu ihrer Wohnung wollte sie noch nicht. Zum einen, da dort die Gefahr bestand, dass sie in sinnlose Grübeleien verfiel und ihre Beziehung infrage stellte und zum anderen hatte sie kein großes Verlangen danach, Shikamaru so schnell über den Weg zu laufen und sich dann von irgendwelchen netten Worten breitschlagen zu lassen. Das hatte er schließlich schon viel zu oft geschafft. Die meisten Konfrontationen waren nicht mal den Atem wert gewesen, den sie dafür verschwendet hatte, aber wenn sie auf solche Situationen zurückblickte, fühlte sie sich manchmal wie ein jämmerliches, zartbesaitetes Weibsbild. Tja, die Liebe machte früher oder später wohl aus jeder noch so starken Frau ein schwächliches Weichei. Mit einem leichten Kopfschütteln vertrieb sie diese Gedanken schnell. So, wie sie sich kannte, driftete sie so bloß wieder grundlos in Selbstmitleid ab und das konnte ihr nach den letzten Wochen mehr als gestohlen bleiben. Nein, was sie jetzt brauchte, war keine Depression, sondern Gesellschaft. Sie wollte schon in die Richtung von Sakuras Elternhaus schlendern, als sie sich plötzlich eines Besseren besann. Irgendwie hatte sie Lust bekommen, Hiruzen und Kurenai mal wieder einen Besuch abzustatten. Ein bisschen Beschäftigung mit dem Kleinen konnte sie sicher wunderbar ablenken. --- „Wenn es dir nur um Hiruzen geht, kann ich dich beruhigen: Es gibt genug fähige Jounin hier, die ihn trainieren können, wenn er alt genug ist. Und falls dir das nicht reicht, übernehmen auch Chouji und ich liebend gern sein Training.“ Ino zwinkerte ihm zu. Shikamaru lächelte müde. „Nett von euch, aber das ist doch nicht dasselbe …“ Der Gesichtsausdruck seiner ehemaligen Teamkollegin änderte sich schlagartig. Sie blickte ihn wie ein hungriger Drache an, der kurz davor war, sein Opfer zu verspeisen, wenn er nicht schnell seine Meinung änderte. Drache, dachte er. Wie passend … Er konnte seinen belustigenden Gedanken nicht zu Ende führen, als sie auch schon wetterte: „Meine Güte, wie verdammt stur kann ein Mensch sein?“ Sie schlug demonstrativ mit der flachen Hand auf die Erde neben ihn, was ihn automatisch ein kleines Stück zurückweichen ließ. „Wie kann man so ’ne alte Kamelle vor das Glück der eigenen Familie stellen? Wie dumm bist du denn?“ Ihr Verhalten und ihre Wortwahl ließ ihn einen Moment sparsam aus der Wäsche schauen. Reichte es denn nicht, wenn Temari ständig so drauf war? Wenn er gewusst hätte, dass heute gleich zwei Furien auf ihn losgehen würden, wäre er am Morgen erst gar nicht aus dem Bett aufgestanden … „Du hast doch keine Ahnung“, antwortete Shikamaru, nachdem er sich wieder einigermaßen von ihrem Angriff erholt hatte. „Und überhaupt: Was steigerst du dich eigentlich so in die Sache hinein?“ „Weil ihr beide meine Freunde seid und ich keinen Bock habe, dass ihr wegen so einer Scheiße auseinandergeht!“ „Wenn du denkst, dass wir uns wegen so ’ner kleinen Lappalie trennen würden, kennst du uns aber schlecht.“ „Du nennst es eine Lappalie, wenn sie wieder zurück nach Suna geht und ihr euch nur noch alle Jubeljahre seht?“, regte sich Ino auf. „Ist dir dein Kind so egal?“ Er fragte sich einen Augenblick, wovon sie überhaupt redete, doch dann ging ihm ein Licht auf. Hatte er sich etwa so unklar ausgedrückt? „Kann es sein, dass du mich schon die ganze Zeit missverstehst?“, entgegnete er und erklärte rasch: „Sie hat mich das doch nur so gefragt und zieht gar nicht zurück.“ Hoffe ich zumindest, setzte er gedanklich nach. Sie spürte, wie ihr ein kleiner Stein vom Herzen fiel. „Mensch, warum hast du das nicht gleich gesagt?“, fragte sie vorwurfsvoll. „Und ich blöde Kuh mach mir auch noch Sorgen …“ Shikamaru erwiderte nichts. Das kam eben davon, wenn sie sich immer zu sehr in Dinge hineinsteigerte, mit denen sie nicht viel zu tun hatte. Ihre Laune änderte sich schlagartig. „So weit, so gut“, plapperte sie los. „Um eine Entschuldigung kommst du trotzdem nicht herum.“ Ihr ehemaliger Teamkamerad seufzte. „So weit waren wir schon mal.“ „Was du nicht sagst“, stichelte sie zurück. „Dann wird es höchste Zeit, dass du dein hochintelligentes Hirn mal für eine Lösung deines Problems anwirfst.“ Ach, wie schön einfach das klang … Leider war einer wütenden und enttäuschten Frau auf diese Weise nicht beizukommen. Gegen diese war nämlich auch der klügste Verstand machtlos. ════════════════════════════════════════════════════ Langsam lerne ich wirklich, Ino zu lieben. Ist es nicht toll, wie sie sich für die beiden einsetzt? Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)