Eins plus eins macht drei! von Rabenkralle ================================================================================ Kapitel 48: Graswachstum im Stillstand -------------------------------------- Kapitel 48: Graswachstum im Stillstand Ein Scheppern in der Küche. Temari fluchte. Shikamaru überlegte, ob er nachsehen sollte, doch Matsuris Gelächter und Sticheleien erübrigten diese Entscheidung. Mit einer kleinen Verbrennung kam sie schon alleine zurecht. Dafür riskierte er nicht, mit dämlichen Fragen überhäuft zu werden. Er schloss die Augen. Und dachte an damals. Demotiviert blätterte er seine Zettelwirtschaft hin und her. Er wollte arbeiten – zwangsweise –, aber ohne seine Kollegin machte es wenig Sinn. Die Kollegin, mit der er saudämlicherweise am Vorabend geschlafen hatte und die ihm seitdem nicht einmal mehr länger als zwei Sekunden in die Augen sehen konnte. Wenn Temari noch länger mit Abwesenheit glänzte, konnten sich die Genin-Teams, für die sie zuständig waren, gleich in der Gosse einrichten. Mist, warum musste das ausgerechnet jetzt passieren und nicht erst, wenn die Dreiergruppen schon im Wald unterwegs waren? Da konnte sie ihm zwar auch nicht ununterbrochen vor Scham aus dem Weg gehen, aber zumindest waren sie dann nicht dazu gezwungen, Zeit miteinander zu verbringen. Oder zu reden. Warum hatte er diese möglichen Folgen nicht bedacht, bevor er mit ihr ins Bett gegangen war? Eins stand fest: Dies war die dritte und letzte Chuuninprüfung, an der er sich an der Planung beteiligte. Vor allem in Zusammenarbeit mit einer unberechenbaren Frau, die alkoholisiert der Meinung war, ihren Stress mit Sex abbauen zu müssen. Sieben Wochen noch, dann hatte er seine Ruhe. Aber bis dahin … Shikamaru stand auf und warf eine Tiefkühlpizza in den Ofen. Und wenn er sie gegessen hatte, stattete er einer gewissen Kunoichi einen Besuch ab. Nur weil sie der Meinung war, wegen einer kleinen Dummheit ihren Job schleifen zu lassen, hieß das nicht, dass er sich von ihr mitreißen ließ. Und wenn ihr das nicht passte, dann musste sie eben einen Ersatz organisieren, mit dem man vernünftig arbeiten konnte. Er ließ sich wegen ihr jedenfalls nicht von Tsunade zur Sau machen, weil sie die Planung vermurkst hatten. Er sammelte den Papierkram zusammen und als er ihn in einen Rücksack stopfte, klingelte es an der Tür. „Schön, dass du dich schon blicken lässt“, begrüßte er Temari. „Ja ja, sorry“, sagte sie. „Ich musste erst fünf Stunden duschen.“ Ihre Erklärung nervte ihn. So sehr, dass er es nicht dabei belassen konnte. „Freut mich, dass dich mein Geruch so anwidert“, entgegnete er ironisch. „Hey, irgendwo muss man halt anfangen, Gras über die Sache wachsen zu lassen. Ging ja nicht direkt gegen dich.“ Irgendwie doch, dachte er, aber vermutlich hatte sie in dem Punkt Recht. Und wenn ihr eine ewig lange Dusche dabei half, gut. Sie zog ihre Schuhe aus, ließ sie achtlos liegen – wenn seine Mutter das gesehen hätte, hätte sie sich was anhören dürfen – und er sich erst recht, wenn sie jemals hinter das Techtelmechtel kam. Wir sind einmal im Urlaub und schon nutzt du das schamlos aus!, hörte er sie fluchen. Schäme dich! Ich dachte, dein Vater und ich hätten dich zu einem anständigen Jungen erzogen! Und dann Temaris Worte: Sei doch nicht immer so verdammt anständig! Ja, ein einziges Mal war er es nicht gewesen und gleich war das Leben kompliziert. Mist. Genau das war der Grund, warum er sich eigentlich noch ein paar Jahre Zeit mit den Frauen lassen wollte. Seine Kollegin wedelte mit der Hand vor seinem Gesicht herum und sagte: „Wenn du von gestern träumst, vergiss das bloß schnell wieder.“ Shikamaru schüttelte den Kopf, wandte sich ab und ging in die Küche. Sie folgte ihm und fläzte sich auf einen Stuhl. „Warum hast du den Kram zusammengepackt?“ Sie deutete auf den Rucksack. „Ich wollte gerade zu dir.“ „Warum denn?“ „Um dich zur Vernunft zu bringen.“ „Und wie?“ Was sollte die Frage? „Keine Ahnung“, gab er zurück. „Hat sich jetzt auch erledigt.“ „Und anderes hoffentlich auch“, meinte sie. „Das gestern hat niemals stattgefunden, okay?“ „Von mir aus.“ Ein Schulterzucken. „Ich denk schon nicht mehr dran.“ Was nicht stimmte, aber das wusste sie zum Glück nicht. Er bezweifelte auch, dass sie nicht mehr daran dachte. So schnell konnte Gras gar nicht wachsen. Er aß rasch seine Pizza, dann machten sie sich im Wohnzimmer – ein neutraler Platz, was man von seinem Zimmer definitiv nicht behaupten konnte – an die Arbeit. Ein Platz, an dem es kein Bett gab, das Erinnerungen, die verdrängt werden sollten, wieder hochspülte und die Arbeitsmoral senkte. Drei Stunden ging die Planung gut voran – sie hatten viel Zeit verloren und es war fast unmöglich, sie wieder aufzuholen – dann begann die schlechte Laune von vorn. Temari zerknüllte ein Blatt, zischte ein „Ich krieg gleich die Krise!“ und ließ ihren Kopf theatralisch auf den Tisch fallen. Shikamaru wusste, dass er die Frage bereuen würde, aber … „Wo ist das Problem?“ „Zu viele Teams, zu wenig Unterkünfte“, brummte sie. „Das Übliche also.“ „Dann steck eine Person mehr in jedes Zimmer und dann passt es schon“, schlug er vor. „Gar nichts passt! Ich soll die Teams nicht trennen, aber die Mädchen dürfen auf keinen Fall mit bei den Jungs schlafen“ – eine Geschlechtertrennung unterschrieb er nach gestern auch bei den Prüfern – „Und diesmal sind verdammt viele Mädchen dabei. Weißt du was? Ich geb’s auf.“ „Du gibst gar nichts auf“, widersprach er. „Mach zehn Minuten Pause und dann reiß dich gefälligst zusammen.“ „Nein, ich kann das nicht!“ Sie setzte sich wieder auf und pfefferte ihre Mappe auf den Teppich. „Dieser Stress macht mich fertig. Ich kapituliere. Bürokram ist nichts für mich.“ „Pech, da musst du jetzt durch“, sagte er und kam sich neunmalklug vor. „Ich hab selbst genug zu tun und kann deine Aufgaben nicht auch noch mitmachen.“ Shikamaru hob die Zettel auf, die sie in den letzten Stunden ausgefüllt hatte und legte sie vor ihr hin. Er wollte noch mal an ihr Gewissen appellieren, aber das erübrigte sich, als er sie ansah. Temari stützte ihr Kinn auf ihrem aufgestellten Arm ab, starrte vor sich hin – und lächelte. Es war ein Lächeln wie nach einem Geistesblitz. „Okay“, sagte sie schließlich, „vielleicht hilft mir ja ein wenig Entspannung.“ Er dachte erst, sie wollte den Fernseher anschalten, doch als sie auf Knien um den niedrigen Tisch herum kam, machte dieser Gedanken einem anderen Platz. Sie wollte doch nicht etwa …? Doch, sie wollte. Geistesgegenwärtig wich er zurück und sprang auf. „Ich hab auch Cola gekauft“, sagte er konfus. „Ich hol –“ „Die brauch ich jetzt nicht.“ Sie stand galant wie eine Gazelle auf, packte ihn am Handgelenk und schubste ihn auf die Couch. Von wegen noch sieben Wochen. Er meldete sich gleich morgen von der Prüfung ab. Scheiß auf Tsunades Predigt und die Flüche seiner Mutter, solange er keine Sekunde länger mit dieser Verrückten zusammenarbeiten musste! Einen Augenblick hoffte er noch, dass sie sich nur einen kleinen Spaß erlaubte, aber als Temari sich auf seinen Schoß setzte und gegen die Lehne drückte, wusste er, dass es kein Spaß war. „Hast du schon wieder getrunken?“, fragte er in seiner Verzweiflung. „Oder du redest doch ständig von Gras wachsen lassen. Hast du welches geraucht?“ „Weder noch“, sagte sie und näherte sich ihm bedrohlich. Shikamaru roch ihren Atem. Ein Hauch Minze von ihrer Lieblingskaugummisorte, aber von Alkohol oder illegalen Rauschmitteln keine Spur. Sie hatte also tatsächlich alle Sinne beisammen – mehr oder minder – und wollte trotzdem … Nein, das musste ein Missverständnis sein. Oder ein schlechter Traum. Irgendwas in der Art. „Lass den Scheiß“, sagte er. „Das willst du doch gar nicht …“ Das willst du doch gar nicht?! Was wollte er denn mit der Aussage bezwecken? Als ob er sie mit so einer abgedroschenen Floskel zum Aufhören bewegte. Aufhören? Wollte er überhaupt selbst, dass sie aufhörte? Nicht wenn er heute Nacht noch den Löffel abgab. Aber da die Wahrscheinlichkeit darauf so gering war und er keine Lust auf weiteren Stress mit ihr hatte – und der kam garantiert, wenn er es jetzt drauf anlegte und nachgab –, war das, was er selbst wollte, zweitrangig. „Ich bin unentspannt“ – ein Schulterzucken – „und da mir nichts Besseres einfällt, um damit fertig zu werden …“ Was war denn das für ein Argument? Ihr fiel nichts Besseres ein … Als ob Vögeln ihr Problem in Luft auflöste. Lachhaft! Wenn er gestern gewusst hätte, dass sie zur Wiederholungstäterin mutieren würde, dann … Sie küsste ihn und vertrieb so das Ende seines Gedankengangs. Er erwiderte den Kuss nicht, dafür war er zu verstört von dem Ganzen. In was für eine Geschichte war er da nur hineingeraten? Warum traf es ausgerechnet ihn? Warum hatte sie sich dafür nicht ein anderes Opfer ausgeguckt? Er wollte doch nur seine Ruhe … Temaris Hände wanderten unter sein T-Shirt und bei der Berührung zog sich auf wohlige Weise sein Magen zusammen. Im Grunde hatte er zwar keine Lust auf etwas, das so kompliziert war, aber wenn er nicht gleich etwas dagegen tat, ließ er sich mit Freuden ein zweites Mal auf sie ein. Und diesen Fehler musste er um jeden Preis vermeiden. Für seinen Seelenfrieden. Bevor Shikamaru etwas tun musste oder konnte, löste sie sich von ihm. „Siehst du endlich ein, dass das hier eine schlechte Idee ist?“, fragte er, obwohl er es besser wusste. „Nein“, sagte sie und lachte. Ein gruseliges Lachen. „Und ein bisschen Entspannung schadet dir offensichtlich auch nicht.“ Sie machte sich an seinem T-Shirt zu schaffen und setzte den Kuss fort. Der fruchtige Geruch ihres Shampoos wehte zu ihm herüber und er sah seinen Seelenfrieden in rapidem Tempo den Bach runtergehen. Vom Verstand her war es so einfach, sie von sich runter zu schieben und für diesen Wahnsinn aus dem Haus zu schmeißen, aber sein Körper war zu seinem Leidwesen anderer Meinung – völlig anderer Meinung. Erneut ließ sie von ihm ab. „Gestern warst du nicht so angespannt“, bemerkte sie und zog ihr Top aus. Er fluchte innerlich über ihren Versuch, ihn zu manipulieren. Vor allem, weil es funktionierte. Und was war überhaupt los mit ihr? Am Mittag druckste sie herum und bestand darauf, alles zu vergessen und neun Stunden später zog sie sich freiwillig aus. So eine Dreistigkeit war echt nicht zu fassen … Was ging in diesem Weib nur vor? „Hat’s dir gestern etwa nicht gefallen?“, setzte Temari nach und beförderte ihren Rock zu ihrem Oberteil auf den Boden. Nicht doch, dachte er voll Ironie. Genau das war sein Problem und der Grund, warum sie immer noch auf seinem Schoß saß. Nur in Unterwäsche bekleidet. Ein paar Kilo mehr hätten der Frau zwar noch besser gestanden, aber – Denk an den Stress, der dir bevorsteht!, mahnte er sich in Gedanken, doch die Wirkung blieb aus. Verdammt, die Natur war ein Sadist, wenn man nicht ohne jegliches sexuelles Interesse geboren worden war. Shikamaru seufzte. Das Wort Anständigkeit konnte man im Zusammenhang mit ihm endgültig streichen. „Du hast gewonnen“, gab er nach – in dem Wissen, dass er es wahrscheinlich bereuen würde. Er hatte es nie bereut. Ihm kam der Satz, den er Shuiro vor einigen Tagen gesagt hatte, in den Sinn. Das war der Zeitpunkt, an dem er den Verstand ausgeschaltet und vor seinen Hormonen kapituliert hatte.. Matsuri bekam einen Kicheranfall in der Küche und er fragte sich, was Temari ihr erzählt hatte. Aber solange sie vor ihren Brüdern nicht jedes Detail breittrat – die dann wirklich einen Grund hatten, ihn umzubringen –, sollte es ihm egal sein. Und bisher hatte sie das Thema nur grob angerissen und knappe Antworten auf die Fragen ihrer Freundin gegeben – nicht so wie damals, als sie in Redelaune gewesen war und die Vokabel totschweigen spontan aus ihrem Wortschatz gestrichen hatte. Ihr warmer, schwerer Atem streifte seine Schulter. Er fühlte ihre Brust, die sich im selben Takt hob und senkte, an seiner eigenen; ihre Arme, die immer noch verschränkt auf seinem Rücken lagen und ihr rechtes Bein an seinem Oberschenkel. Sie hatten Dummheit Nummer Zwei begangen und nach der Euphorie, die jetzt, nachdem sie fertig waren, allmählich abklang, machte sich langsam so etwas wie Ernüchterung breit. Gestern war es irgendwie einfacher gewesen, da sie beschwipst, wie sie war, einfach eingeschlafen war, aber diesmal war sie weder angetrunken noch war die kleine Couch der richtige Ort um sich auszuschlafen. Von der Uhrzeit und die Arbeit, die noch vor ihnen lag, mal abgesehen. „Was hast du dir dabei gedacht?“, fragte Temari und er hatte nicht den blassesten Schimmer, wie er ihren Ton deuten sollte. „Was hast du dir dabei gedacht?“, gab Shikamaru zurück. „Stressbewältigung.“ Diesmal spürte er ihren Atem an seinem Hals. Er löste einen Anflug Wohlbefinden in ihm aus. Genau das, was er in diesem Moment nicht gebrauchen konnte. „Großartige Methode“, sagte er nüchtern. „Wirklich großartig.“ „Beschwerst du dich gerade?“ Ein ersticktes Lachen. „Dann verklag mich doch. Du bekommst hundertprozentig Recht.“ „Nein, danke. Hinterher erfährt noch jeder hiervon.“ Auf die Berichterstattung der Medien konnte er verzichten – und noch mehr auf die Reaktion seiner Mutter, die ihm dann die Hölle auf Erden bereitete. Außerdem hatte er nicht vor, Temari vor Gericht zu zerren. Klar, sie hatte ihn dreist ausgenutzt, aber es war ja nicht so, dass sie ihn dazu gezwungen hatte. Okay, er glaubte nicht, dass sie ihm letzten Endes groß die Wahl gelassen hätte, aber da er, bis auf den Anfang, freiwillig mitgemacht hatte … „Muss ich auch nicht haben“, sagte sie. „Und scharf auf ’nen Knastaufenthalt bin ich auch nicht gerade.“ „Darüber hast du wirklich nachgedacht?“ „Die Rechtslage ist eindeutig, oder?“ „Über so was denkst du ernsthaft nach?“ „Wenn man sich zu so was Blödem hinreißen lässt, sollte man auf alles gefasst sein.“ Ja, sicher. Weil er selbst an nichts anderes gedacht hatte … Seiner Meinung nach war es sinnvoller, wenn sie ihre Energie in die Planung der Prüfung steckte, anstatt sie in einen solchen Unsinn zu investieren. Er und sie verklagen … Weil sie etwas mit ihm angestellt hatte, das ihm gefallen hatte? Unbegreiflich, diese Frauenprobleme. „Okay“, unterbrach sie die Pause, „wir machen jetzt Folgendes: Wir ziehen uns an und dann ist das hier nie passiert.“ „Und du meinst, das funktioniert?“ Temari lachte. Warum auch immer. Aber zumindest gestaltete ihr Lachen die Ausgangssituation schon mal ein wenig angenehmer. Keine peinliche Stille, Ausweichungen und Gezicke wie am Mittag. Und das, obwohl es erst ein paar Minuten her war, dass sie sich auf dem Sofa gewälzt hatten. Das mussten die berüchtigten Endorphine sein. Und wer weiß, wie kratzbürstig sie war, wenn die Wirkung nachließ. „Nein“, sagte sie. „Nicht, solange du noch auf mir liegst.“ „Ich würde aufstehen, aber du hältst mich fest“, bemerkte Shikamaru. Sie löste ihre Umarmung und sie setzten sich auf. Doch anstatt sich anzuziehen, fuhr sie sich mit den Fingern durch die zerzausten Haare und entfernte die zwei übriggebliebenen Haargummies. Er reichte ihr ihre Kleidung hoch, zog sich selbst an und setzte sich zurück an den Tisch. „Mit dem Totschweigen hast du es wohl nicht eilig“, meinte er schließlich und bemühte sich darum, sie nicht anzustarren. Und es war schwierig, die Frau, mit der er eben geschlafen hatte, nicht anzustarren. Besonders, wenn sie immer noch nackt war. Was, wenn seine Eltern gleich nach Hause kamen und sie so sahen? Nein, ihre Reaktionen darauf wollte er gar nicht wissen. „Ach, ist doch sinnlos.“ – Temari streifte sich nun doch ihr Top über – „Das erste Mal kann man vielleicht noch verdrängen, vergessen oder was auch immer, aber nach dem zweiten Mal gibt’s nichts mehr schönzureden. Machen wir einfach das Beste draus.“ Sie erwiderte seinen Blick und sah auch nicht weg. Die Phase des peinlich berührten Wegschauens schien sie überwunden zu haben. Das passte ohnehin nicht zu ihr. „Und das heißt?“ „Wir sind beide Single und falls es uns mal wieder überkommen sollte: Warum eigentlich nicht? Wozu braucht man so was wie Freundschaft, wenn man Sex haben kann?“ Schön, dass sie das mal so eben festlegte, ohne ihn gefragt zu haben. Nicht, dass er groß Einwände dagegen hatte, aber trotzdem. Dass sie sich nicht um seine Meinung scherte, hatte sie seit gestern mehrmals bewiesen. Sie stand auf und bemerkte mit einem Lächeln: „Du hast Glück. Die Couch ist sauber geblieben.“ „Den Bezug kann man waschen“, sagte er beiläufig – was im Notfall tatsächlich Glück war – und zwang sich, woanders hinzusehen, als sie sich Slip und Rock anzog. „Vergiss den bloß nicht.“ Er deutete auf ihren BH. Wenn den seine Mutter fand: Gute Nacht. Dann war alles verloren. Er hatte leider keine Schwester, die er als Ausrede vorschieben konnte. Temari stopfte ihn in ihre Tasche – wozu auch anziehen? – und setzte sich zurück an ihren Platz. Sie starrte einen Moment auf die Liste und lächelte. „Wie viele leerstehende Zimmer habt ihr hier?“, fragte sie. „Vier. Wieso?“ „Dann bring ich einfach hier drei Teams unter. Der vierte Raum ist für die Mädels.“ „Vergiss es.“ „War auch nur ’n Scherz.“ Sie notierte sich mit zufriedener Miene etwas auf dem Zettel und fuhr fort: „Siehst du, dein Einsatz hat sich gelohnt. Zweck erfüllt.“ Am selben Abend erfüllte es seinen Zweck noch einmal und so war ihre Affäre – ja, so konnte man es wohl nennen – ins Rollen gekommen. Und mit jedem Tag wurde es trotz der Lockerheit, mit der sie das Ganze angingen, ein klein wenig komplizierter, als er merkte, dass er gerne Zeit mit ihr verbrachte. Nicht nur, weil sie miteinander schliefen, sondern vor allem, weil er sie mochte. „Geht’s noch ein bisschen schwammiger?“ Shikamaru öffnete die Augen und sah zum Esstisch herüber, wo sich Matsuri aufregte. „Dann hätte ich mich auch weiter mit deinem Freund unterhalten können. Da kommt genauso viel bei rum.“ „Ist eben nicht sonderlich spannend“, sagte Temari mit einem Schulterzucken und verteilte die Teller. „Aber man verliebt sich doch nicht, nur weil man zweimal zusammen in der Kiste war.“ Sie grinste. „Zweimal? Wie niedlich!“ „Dann dreimal?“ „Pack noch ’ne Null hinter und nimm es mal zwei, dann kommt es in etwa hin.“ Matsuris Augen weiteten sich, als sähe sie einen Untoten. „Was?“ „Du hast schon richtig gehört“, sagte sie und breitete das Besteck aus. „Sechzig Mal ist ein bisschen hoch gegriffen, aber ja, irgendwas im mittleren, zweistelligen Bereich wird’s wohl gewesen sein.“ „Was?“ „Nun ja, wenn man die Grenze einmal überschritten hat, kommt der Rest quasi von selbst. Außerdem ist es für uns Prüfer immer recht langweilig, wenn die Genin im Wald herumwuseln und anschließend einen Monat fürs Finale trainieren. Irgendwie muss man die Zeit bis dahin ja überbrücken.“ „Aber doch nicht damit!“, protestierte Matsuri. Temari zuckte erneut die Achseln. „Ist doch nichts dabei, wenn zwei Singles mal ein bisschen Spaß haben. Und wenn du es auf sieben Wochen umrechnest, kommst du auf einmal am Tag. Nicht gerade ein Weltrekord.“ „Aber was hat das bitte mit Liebe zu tun?“ „Nichts.“ „Und warum seid ihr dann überhaupt zusammen? Weil bei euren Eskapaden offensichtlich was schief gegangen und du schwanger geworden bist?“ „Genau so ist es. Dumm gelaufen“, sagte sie ernst. Ein Blick auf ihre entsetzte Freundin und sie schnaubte vor Belustigung. Matsuri schürzte beleidigt die Lippen. „Du verarscht mich schon wieder, oder?“ „Nur, weil du doch so leicht verarschen lässt“, erwiderte sie mit einem Lächeln. „Und jetzt denk mal nach: Meinst du, ich würde mit einem, den ich außer für Sex ätzend finde, freiwillig die nächsten Jahrzehnte verbringen geschweige denn ein Kind von ihm bekommen wollen?“ „Wahrscheinlich nicht.“ „Definitiv nicht.“ „Schön und gut, aber irgendwann musst du doch gemerkt haben, dass da Gefühle im Spiel sind, die über ’ne Bettgeschichte hinausgehen.“ „Ja, kann schon sein.“ „Kann schon sein?“ Temari lächelte nur. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)