Kakashis Spezialtraining von BondingTails ================================================================================ Kapitel 5: Kapitel 5 – Liegestreik – oder auch: Wenn etwas fällt ---------------------------------------------------------------- Am nächsten Morgen erwachte Naruto mit der Nase gegen eine Stoffwand gedrückt. Verwirrt drehte er den Kopf weg von ihr und sah, im Zwielicht ihres Zeltes, dass Sasuke neben ihm lag, sein Kopf an seine Schulter gekuschelt. Der Blonde hob seine Augenbrauen und versuchte, sich zu erinnern, was passiert war. Es dauerte nicht lange und er erinnerte sich wieder an jede Einzelheit. Wie Sasuke sich auf ihn gerollt hatte, wie er ihn geküsst, wie er seinen Körper berührt, wie er ihn zum Beben gebracht hatte. Das Letzte, an was er sich erinnerte, waren Sasukes heiße Mundhöhle und seine Lippen an den seinen. Naruto konnte es nicht fassen, dass der andere das mit ihm getan hatte. Vor allem jetzt, als er in das friedlich schlafende Gesicht des Schwarzhaarigen blickte, konnte er sich nicht vorstellen, wie der andere ihn anblicken würde, wenn er jetzt die Augen aufschlug. Aber noch spielte es keine Rolle. Noch wollte er einfach nur die Nähe zu ihm genießen. Deshalb bewegte er sich so wenig wie möglich und schloss wieder die Augen. Als Sasuke kurz darauf seine Lider öffnete, schaute er verwirrt um sich. Der Stoff des Shirts zu allen Seiten war beengend. Die Decke des Zeltes war leicht gespannt, weil ihre Beine ziemlich weit auseinanderlagen und so den Stoff dehnten, doch sie war tief, die Luft darunter stickig. Trotzdem zögerte der Schwarzhaarige, sich zu bewegen und sich aus dieser leicht unangenehmen Wärme zu befreien. Er schaute den anderen an, wie jeden Morgen, und dachte unwillkürlich an die vergangene Nacht zurück. Sofort schien der Sauerstoff noch knapper zu werden, als er das ohnehin schon war. Er dachte daran, wie er über den anderen hergefallen war. Wie er seinen Körper verschlungen hatte, mit Haut und Haaren – und gewissen Körperflüssigkeiten. Es war keine Absicht gewesen. Naruto hatte ihm zwar sogar signalisiert, dass er kurz davor gewesen war zu kommen, und dennoch hatte Sasuke nicht rechtzeitig aufhören wollen. Er hatte nicht genug bekommen können von diesem Keuchen und Stöhnen des anderen. Es hatte ihn süchtig gemacht. Und bevor er sich es versah, hatte er eine zähe Flüssigkeit in seinem Mund gespürt und war zurückgewichen. Natürlich war es da bereits zu spät gewesen. Und der Schwarzhaarige hatte es aus einem Reflex heraus auch instinktiv geschluckt, weil es bereits so weit hinten in seinen Rachen geschossen war. Naruto hatte sich daraufhin – nachdem er wieder einigermaßen atmen konnte – etliche Male entschuldigt, doch Sasuke konnte ihm nichts vorwerfen. Deshalb war er nur zu seinem Kopf hinaufgerutscht, hatte seinen Hals geküsst, mehrere Male, unter dem ständigen „Gomen, Sasuke, gomen“ des Blonden, und hatte den Kopf geschüttelt, bevor er ihn auf den Mund geküsst hatte. Naruto hatte daraufhin endlich – zwangsläufig – mit seinen Entschuldigungen aufgehört und hatte den Schwarzhaarigen an sich herangezogen. Eng aneinandergeschmiegt waren sie schließlich eingeschlafen. Sasuke spürte es, dass er sich in dieser Nacht nicht sonderlich oft umgedreht hatte. Die Seite, auf der er lag, tat ihm etwas weh. Er musste annähernd die ganze Nacht darauf gelegen sein, aus Mangel an alternativen Liegepositionen wahrscheinlich. Naruto bemerkte jetzt an der Geschwindigkeit seines Atmens, dass Sasuke wach geworden war, und schlug die Augen auf, schaute zu ihm herüber. Dunkle Augen trafen auf helle. Beide rührten sich eine Zeit lang nicht mehr. Naruto hatte Angst, den anderen zu überfordern in dieser ohnehin schon nicht ganz einfachen Situation; Sasuke fürchtete schlicht, dass er irgendetwas falsch machen könnte, ohne zu wissen, was das sein könnte oder was es zur Folge haben würde. Und so starrten sie sich lange an. Irgendwann wagte Naruto es, etwas Unverfängliches zu sagen: „Guten Morgen.“ „Morgen“, murmelte Sasuke zur Antwort und machte jetzt erste Anstalten, seine Arme von Narutos Körper zu nehmen. Er hatte nämlich seine Hände beide auf dem Bauch des anderen liegen. Und zusätzlich noch ein Bein über denen des Blonden. Diese Kontakte löste der Schwarzhaarige nun mit gerötetem Gesicht. Nur die Verbindung ihrer Hände konnte er nicht brechen, auch wenn jetzt, als er seinen Arm von dem anderen fortzog, ein lautes Knacken zu hören war. Beide schauten auf die blaue Kugel hinab, die keine richtige Kugel mehr war. Sie war an mehreren Stellen eingefallen, sah zunehmend wie eine Rosine aus. Und jetzt entdeckten sie auch den Riss, der – dem Geräusch nach – eben entstanden sein musste. „Es zerkrümelt“, sagte Sasuke atemlos, seine peinliche Berührtheit für den Moment vergessend. Naruto öffnete den Mund, wusste jedoch nicht, was er dazu sagen sollte. Er konnte nicht viel Positives daran finden. Er spürte genau, dass der andere sich von ihm lösen wollte. Dass er Abstand wollte. „Halt mal dagegen“, sagte der Schwarzhaarige jetzt und zog seinen Arm fort von dem Blonden. Dieser folgte nur halbherzig der Aufforderung, tat, als hätte er kaum Kraft für so etwas so früh am Morgen. „Es geht noch nicht“, behauptete Naruto einfach. „Lass uns erst einmal aufstehen. Es wird schon bald von selbst abfallen, auch ohne Gewalt.“ „Wer hat behauptet, dass sich das meiste mit Gewalt lösen lässt?“, fragte Sasuke und zog stärker. „Das tut weh“, sagte Naruto, auch wenn das nicht unbedingt der Fall war. Zumindest nicht körperlich. Es war mehr der Gedanke, dass er die Verbindung zu ihm verlieren würde, der schmerzte. „Jetzt hab dich nicht so“, meinte Sasuke und nahm seine freie Hand noch hinzu, um beidseitig ziehen zu können. Naruto konnte es nicht verhindern. Aber Sasuke schaffte es zum Glück nicht. Nicht allein. „Jetzt hilf mir doch“, sagte dieser empört. „Nur noch ein bisschen mehr und es reißt bestimmt.“ „Ich will jetzt hier raus“, ließ der Blonde ihn wissen und suchte die Öffnungen des Shirts. Sasuke, der es endlich aufgab, die Kugel zerreißen zu wollen, seufzte und überlegte einen Moment, ob sie das Shirt nicht besser wieder anziehen sollte, als es auszuziehen. Doch dann erinnerte er sich daran, dass sie sich ohnehin bald richtig anziehen mussten, deshalb konnten sie es auch gleich – Er erschrak. „Das Spezialtraining!“ „Was ist damit?“, wollte Naruto wissen und hielt inne, als er gerade den Saum des Shirts in die Finger bekommen hatte. „Der Wecker hat nicht geklingelt“, stellte Sasuke fest. „Dann wird es wohl auch noch nicht so spät sein. Also, ich bin noch ziemlich müde“, meinte der Blonde, doch Sasuke interessierten solche Vermutungen nicht. Er befreite sie beide von dem zeltartigen Shirt und schaute zu seinem Wecker auf. Er zeigte erst Viertel vor Sieben an. Der Schwarzhaarige warf einen Blick aus dem Fenster und bezweifelte, dass es um diese Jahreszeit bereits so hell sein würde um diese Uhrzeit. Deshalb wanderten seine Augen zu der Wanduhr und er erschrak ein weiteres Mal: Viertel nach Neun. „Wir sind zu spät!“, meinte er schockiert und blickte Naruto an. Dann schaute er zum Wecker zurück und stellte fest, dass er nicht mehr tickte. Der Sekundenzeiger hielt mucksmäuschenstill. „Aber wie…?“ Er runzelte die Stirn und murmelte: „Ich habe doch erst die Batterien gewechselt… Wie kann das sein?“ Bei dem Wort „Batterien“ war der Blonde mit einem Mal hellwach. Aber er hatte gelernt und machte dieses Mal genau das, was er schon letztes Mal bei dem Thema hätte tun sollen. Er zuckte mit den Schultern. Sasuke verengte die Augen zu Schlitzen. Er überlegte, ob der andere tatsächlich die Batterien herausgenommen hatte, damit sie verschlafen würden. Aber wozu? „Egal, wir müssen uns jetzt beeilen“, sagte Sasuke und stand auf. Ein letztes Mal – und zum ersten Mal mit dieser Eile – gingen sie zusammen ins Bad, auf die Toilette, putzten sich die Zähne und zogen sich an. „Die Nachttischlampe brennt noch“, stellte Naruto mit einem kleinen Lächeln fest. Sasuke, mit einem roten Schleier auf den Wangen, ging hin und schaltete sie aus. „Wir müssen los“, sagte er lediglich, und nachdem sie ihre Schuhe angezogen und die Haustür hinter sich abgeschlossen hatten, sprinteten sie zum Treffpunkt. Über eine halbe Stunde zu spät kamen sie dort an, doch von Kakashi war keine Spur zu sehen. Außer Atem standen sie da und schauten sich um. Er war weit und breit nicht zu entdecken. „Glaubst du, er ist wieder gegangen, weil wir nicht pünktlich da waren?“, fragte Naruto. „Vielleicht ist er auch – wie immer – zu spät und war noch gar nicht hier“, meinte Sasuke und setzte sich auf die Brücke, lehnte erschöpft gegen das Geländer. Naruto tat es ihm gleich. Er fühlte sich seltsam. Seine Stimmung war so gedrückt. Er wusste, dass es daran lag, dass Sasuke nichts mehr wollte, als diese Kugel zu zerstören. Es störte den Blonden unglaublich, dass er diesem Ziel nun schon sehr nahe war. Was jedoch fast noch mehr an ihm nagte, war, dass der andere noch kein Wort über die vergangene Nacht verloren hatte. Aber natürlich hatte er das nicht. Naruto hatte es auch nicht erwartet, er hatte es sich nur gewünscht. Doch wenn diese Kugel nicht alle Aufmerksamkeit auf sich gelenkt hätte, hätte er das Thema selbst ansprechen können. Und vielleicht hätte Sasuke – und wenn es nur ein Wort gewesen wäre – etwas dazu gesagt, das die Geschehnisse der Nacht irgendwie realer machte. Etwas, das ihm zeigte, dass der andere die Stunden auch genossen hatte. Etwas, das ihn hoffen ließ, dass es nicht die letzte gemeinsame Nacht gewesen war. Er wusste, dass das, was zwischen ihnen passiert war, eigentlich darauf hindeutete, dass es wieder passieren würde, doch das drohende Verschwinden der Kugel machte Naruto unsicher. Wenn der Schwarzhaarige erst einmal die Möglichkeit hatte, eine Distanz zwischen die beiden zu bringen, dann würde er es tun. Und Naruto hatte keine Ahnung, wie er ihn davon abhalten sollte. Wie er ihn dann wieder an sich heranziehen sollte. Er hatte gewusst, dass diese Verbindung nicht für ewig sein würde, doch er hatte gehofft, dass drei Tage ausreichten, um den anderen – auch ohne diese klebrige Masse – an sich zu binden. Naruto schaute auf sie hinab, diese blaue Kugel, die längst keine Kugel mehr war. Er betrachtete ausgiebig ihre Dellen, Risse und Falten. Bis Sasuke zu sprechen begann: „Wofür haben wir uns nur so beeilt?“ Er fuhr sich mit einer Hand frustriert durch die Haare. „Wir hätten es uns denken sollen, dass er noch nicht da ist. Schließlich ist es ja nur Training und keine Mission.“ „Wir hätten mindestens noch etwas frühstücken sollen“, sagte Naruto dazu nur. „Ja, stimmt“, pflichtete Sasuke ihm bei. „Mit komplett leerem Magen sollte man sowieso nicht unbedingt trainieren.“ „Wollen wir dann noch zu mir gehen und frühstücken?“, schlug Naruto vor. Sasuke zögerte, wägte ab, ob Kakashi sich in nächster Zeit hier blicken lassen würde, oder ob es sich doch eher noch um Stunden handeln würde. „Okay“, stimmte er dem Vorschlag schließlich zu. „Deine Wohnung ist näher und dort liegen auch noch ein paar Sachen von unserem ersten gemeinsamen Einkauf, die man zum Teil wahrscheinlich bald essen sollte.“ Er hatte ohnehin nicht sonderlich große Lust auf diese Spezialübungen. Wenn es nach ihm ginge, könnten sie heute auch ausfallen. „Essen wir besser erst noch etwas. Und wenn er dann vor uns hier sein sollte, ist er selbst schuld. Uns hat er schließlich auch warten lassen.“ Nicht lange zwar, aber…, dachte Naruto, doch er sagte es nicht laut, war froh, dass der andere überhaupt eingewilligt hatte. „Dann los“, sagte Naruto und sprang auf, zog Sasukes Arm mit sich hinauf und bereute es sofort, denn die blaue Kugel gab wieder ein lautes Knacken von sich. Er ermahnte sich selbst zur Vorsicht. Sasuke dagegen zwang sich zur Rücksichtslosigkeit und zog sich an Narutos Arm komplett hinauf, riskierte damit zwar, dass er den anderen näher an sich heranzog, doch das war es ihm wert, wenn er dadurch die blaue Masse überstrapazierte und schließlich zum Brechen bringen würde. Naruto wusste das, spürte Sasukes Absicht, und senkte den Blick. Schweigend gingen sie den Weg zurück in die Dorfmitte. Nicht weit von Narutos Wohnung sahen sie unerwarteterweise Kakashi mitten auf der Straße stehen. Bei ihm war Sakura, mit einem durch und durch glücklichen Lächeln im Gesicht, wie man es bei ihr selten sah. Die Ursache dafür war ziemlich offensichtlich: Sie hatte ein kleines getigertes Kätzchen auf dem Arm. „Kakashi-sensei“, entfuhr es Naruto überrascht und erst jetzt entdeckte ihr Trainer die beiden jungen Shinobi. „Ah, Naruto-kun, Sasuke-kun“, meinte Kakashi gezwungen fröhlich, während er sich am Hinterkopf kratzte. „Ich wollte gerade zum Treffpunkt kommen“, erklärte er, was ganz offensichtlich eine Lüge war. „Aber?“, wollte Sasuke wissen, sich dessen bestens bewusst. „Ich wurde aufgehalten, wie ihr seht“, sagte er nur. Naruto und Sasuke schauten synchron von Kakashi zu Sakura, zu der Katze und wieder zurück zu Kakashi, bevor dieser hinzufügte: „Ich wollte euch ohnehin nur mitteilen, dass das Training heute ausfällt.“ „Was? Warum?“, platzte Naruto gleich mit den offensichtlichen Fragen heraus. „Ich muss mich um das Kätzchen hier kümmern“, war Kakashis simple Erklärung. „Aber morgen machen wir dafür eine größere Mission.“ „Oh, okay“, meinte Naruto leicht irritiert. Diese Planänderung kam ziemlich überraschend. Er schaute auf das Tier hinab und dann hinauf in Sakuras Gesicht. Das Mädchen beachtete ihre Gesellschaft kaum, weil sie so fixiert auf das kleine Fellknäuel in ihren Armen war. Kakashi dagegen hatte gerade weder Augen für Sakura noch für das Kätzchen. Er starrte an ihnen vorbei, als war er in Gedanken. Naruto folgte seinem Blick, doch konnte dort nur einen Mann und eine Frau entdecken, die er beide nicht kannte. Mit gerunzelter Stirn beobachtete Naruto Kakashi dabei, wie er seinen starren Blick von den beiden in der Ferne losriss und sich hastig – und vor allem übertrieben laut und deutlich – mit Sakura über das Kätzchen unterhielt. Er stellte sich dabei ganz nahe an sie heran, streichelte die Katze nun ebenfalls, als wäre sie plötzlich der Mittelpunkt der Erde für ihn. Sasuke wollte losgehen, doch Naruto zog nur ganz leicht an seinem Arm, um ihn zu stoppen. Der Schwarzhaarige fragte nicht, was los war, sondern beobachtete einfach ebenfalls, was vor sich ging. „Ah, Yamato!“, sagte Kakashi fröhlich, nachdem er so getan hatte, als hätte er den Jounin erst jetzt entdeckt, da er nur noch ein paar Meter von der kleinen Gruppe entfernt war. „Gut, dass ich dich hier treffe.“ Yamato schaute überrascht, als Kakashi seine Unterhaltung mit der schwarzhaarigen Frau neben ihm unterbrach. „Ich werde morgen mit Sakura-chan auf Mission sein“, erklärte Kakashi abrupt. Dass Sasuke und Naruto noch dabei sein würden, ließ er geflissentlich aus. Die beiden bemerkten das, doch sagten nichts dazu, betrachteten die Szene nur sprachlos. „Könntest du solange auf das arme Ding hier aufpassen?“, bat Kakashi den anderen Jounin. „Ich?“, fragte Yamato überrumpelt. Kakashi nickte nur und sah zu, wie der jüngere Trainer sich die Katze ansah und gar nicht anders konnte, als zu lächeln bei dem Anblick, den das kleine Tier bot. Die Frau neben ihm reagierte etwas anders, hielt sich die Hand vor die Nase. Sakura, die das sah, fragte höflich: „Entschuldigen Sie, sind Sie allergisch gegen Katzen?“ „Ja, genau so ist es“, antwortete die Schwarzhaarige. Kakashi konnte ein Grinsen nicht unterdrücken, das aber niemand sehen konnte durch die Stoffmaske hindurch. Wenn Yamato tatsächlich zustimmen sollte, dann würde das bedeuten, dass er weniger Zeit für diese Frau haben würde. Und hoffentlich, dachte Kakashi, würden so viele Katzenhaare an seinen Kleidern hängen bleiben, dass er nicht einmal ohne Katze in ihre Nähe kommen konnte, ohne dass sie niesen musste. „Wir gehen dann jetzt“, sagte Sasuke, der sich ungewöhnlich überflüssig vorkam. Es reichte ihm, was sie gesehen hatten. Er verabschiedete sich und ging weiter in Richtung Narutos Wohnung. „Seit wann hat Kakashi-sensei eine Katze?“, murmelte er, als sie sich ein Stück von den vieren entfernt hatten – oder von den fünfen, wenn man die Katze mitzählte. „Ist er nicht eigentlich mehr der Hundetyp, mit dem ganzen Rudel Suchhunde, das er hat?“ „Stimmt, eigentlich schon“, musste Naruto ihm beipflichten. Er blickte zurück zu den anderen und sah, dass Kakashi gerade wieder weder der Katze noch Sakura irgendwelche Aufmerksamkeit schenkte. Er schaute konzentriert in die andere Richtung den Weg hinauf, in die Yamato mit der schwarzhaarigen Frau verschwand. Naruto runzelte die Stirn. Irgendetwas war hier seltsam. Unbemerkt war er langsamer gegangen und spürte jetzt Sasuke an seinem Arm ziehen. Ein leises Knacken brachte ihn dazu, den Blick von Kakashi abzuwenden. Er würde noch früh genug erfahren, was das zu bedeuten hatte, was er eben gesehen hatte. Jetzt gab es erst einmal Wichtigeres zu klären. „Was machen wir jetzt mit unserem freien Tag?“, stellte er die einzig wichtige Frage für ihn. „Ich gehe nach Hause“, wollte Sasuke sagen, doch er wusste, das konnte er nicht. Er blickte auf die Kugel zwischen ihnen und wusste, dass er bleiben oder den anderen mitnehmen musste, egal, wohin er gehen wollte. „Ich will nach Hause“, meinte Sasuke trotzdem laut. Er war sich bewusst, dass er, obgleich er das gesagt hatte, noch immer Narutos Wohnung ansteuerte. Aber schließlich konnten sie auch noch immer daran vorbei und zu ihm nach Hause gehen. „Wollen wir nicht trotzdem bei mir frühstücken?“, kam es sofort hoffnungsvoll von dem Blonden. Seine großen Augen schauten den Schwarzhaarigen flehend an, womit er jedem Dackel Konkurrenz gemacht hätte. „Doch, können wir machen“, gab Sasuke sich geschlagen und Naruto bemerkte den ständigen Blick zu der Kugel hinab. Es war, als erwartete er, dass sie jeden Moment abfiel. Und Naruto befürchtete auch, dass sie das tun würde. Die Stimmung beim Frühstück und auch danach war dementsprechend angespannt. Nachdem sie alles vom Esstisch wieder abgeräumt hatten, standen sie zunächst ratlos mitten in der Küche. „Und was jetzt?“, wollte Sasuke wissen. „Trainieren wir doch selbst ein bisschen“, war Narutos Vorschlag. „Dazu brauchen wir Kakashi-sensei ja nicht unbedingt.“ Es war offensichtlich, dass der Schwarzhaarige nicht allzu angetan war von dieser Idee. Aber sie hatten in den letzten Tagen nur unregelmäßig trainiert, das gefiel ihm auch nicht. Wenn diese Kugel nur endlich weg wäre, dachte er griesgrämig. Sasuke spürte den Blick des Blonden auf sich. Und er hatte gesehen, wie er zu ihren noch verbundenen Händen hinabgeschaut hatte. „Von mir aus“, sagte er jetzt schnell. „Ein bisschen Training sollte heute auf jeden Fall noch sein.“ „Okay!“, kam es von Naruto enthusiastisch. Er begab sich ins Wohn- und Schlafzimmer. Hier war am meisten Platz auf dem Boden. „Wir können mit Liegestützen anfangen“, schlug Sasuke vor. „Normale Liegestützen“, setzte er gleich noch hinzu. Nicht, dass der andere noch an Kakashis Version dachte. „Nebeneinander dann, meinst du?“, fragte Naruto, der ernsthaft hatte überlegen müssen. Er hatte sich bereits zu sehr an Kakashis Trainingsmethoden gewöhnt. Gleichzeitig ließen sie sich zum Boden hinab und suchten eine gute Position und vor allem eine gute Balance mit der Kugel, die über die Holzdielen wegzurutschen drohte. Naruto löste das Problem mit einem Handtuch, das er unter der Kugel platzierte. Lange stemmten sie sich daraufhin schweigend nebeneinander vom Boden nach oben, beide in ihre eigenen Gedanken vertieft. Und doch rankten sie sich praktisch um dasselbe. Wie es sein würde, wenn sie voneinander getrennt sein würden. Wie viel Zeit sie dann noch mit dem anderen verbringen würden. Ob Kakashi ihr Spezialtraining dennoch weiterführen würde. Immer wieder ertappten sie sich gegenseitig dabei, wie sie auf die blaue Kugel zwischen ihnen starrten. Sie knackte immer noch ab und zu, vor allem jetzt, da sie sich beide mit der Hälfte ihres Gewichtes darauf abstützten. Naruto hatte zunehmend das Gefühl, dass Sasuke diese Übung mit Absicht gewählt hatte und er sie erst beenden würde, wenn ihre Hände auseinanderbrachen. Irgendwann ließ sich Naruto deshalb einfach auf den Boden sinken, nahm schon einmal sein eigenes Gewicht von der Kugel. Sasuke schaute zu ihm hinab, hielt inne, bevor er fragte: „Was ist?“ „Können wir noch etwas anderes machen als nur Liegestützen?“, wollte Naruto wissen. „Schlag etwas vor“, sagte Sasuke nur und überlegte, ob er indessen weitermachen sollte, während der andere nachdachte. Er entschied sich dagegen und stand auf. Naruto erhob sich ebenfalls, zwangsläufig, um nicht zu sehr an der Kugel reißen zu müssen, aber er wollte es auch, denn sein Entschluss war gefasst. Er wusste, dass der andere es gerade nicht riskierte, angekettet und ungeschützt neben ihm auf dem Boden zu liegen. Er spürte es wohl, was Naruto dann früher oder später getan hätte. Doch das konnte er auch im Stehen tun. Und vielleicht sogar noch besser. Vielleicht war es, weil die Verbindung zwischen ihnen nicht mehr lange halten würde, eine nur noch einmalige Gelegenheit. Ohne Vorwarnung griff der Blonde um den Körper des anderen herum, presste seine Hand auf dessen Rücken und warf sich mit ihm aufs Bett. „Was zum…?!“, konnte Sasuke nur beginnen, dann waren Narutos Lippen bereits gegen seine gepresst. Der Schwarzhaarige starrte mit offenen Augen auf die geschlossenen Lider des anderen. Er konnte es nicht glauben, wie egoistisch der Blonde handelte. Wie wenig er danach fragte, was Sasuke selbst wollte. Wie konnte er sich einfach gewaltsam nehmen, was er wollte? Das konnte der Schwarzhaarige auf keinen Fall zulassen. Er würde sich nicht unterwerfen, auf keinen Fall. Er schob den anderen grob von sich, drehte zeitgleich seinen Kopf zur Seite, aus der unmittelbaren Reichweite von Narutos Lippen. „Sag mal, spinnst du? Was soll das?“, wollte er wissen und schaute jetzt wieder zu dem Blonden auf, Wut in seinen Augen. Dieser sah keinen anderen Ausweg, als es einfach noch einmal zu probieren. Er nahm seinen Arm unter dem Rücken des anderen heraus, was dieser zuerst als einen Rückzug deutete, doch dann legte Naruto diese Hand an die Wange des Schwarzhaarigen und küsste ihn wieder. „Hey!“, rief dieser wütend, als er erneut seine Lippen von denen des Blonden befreit hatte. „Hör auf damit!“ Naruto klammerte sich jetzt wieder, so gut er konnte, an Sasuke fest, presste sein Gesicht in seine Halsbeuge. Dieser zerrte an der Schulter des Blonden, doch bekam ihn nicht von sich los. Er griff deshalb um den anderen herum und Naruto freute sich bereits, dass er die Umarmung erwiderte, da rollte Sasuke sie zur Seite, rollte sich über ihn und gewann die Oberhand. So schien es. Der Blonde hielt sich jedoch unverändert fest, ungeachtet der Schwerkraft, tat nichts anderes mehr, sagte nichts, wollte nichts, als dass Sasuke ihn bei ihm sein ließ. Nach einer Weile gab der Schwarzhaarige es auf, den anderen von sich zerren zu wollen, ließ sich erschöpft zur Seite fallen. „Was soll das werden, Usuratonkachi? Ein ‚Liegestreik’?“ Naruto nahm seinen Kopf zurück, schaute ihm in die Augen, zögerte nicht zu antworten: „Das, was es braucht, um dich dazu zu bringen, hier zu bleiben, auch nachdem die Kugel zerbrochen ist.“ Sasukes Mund blieb offen stehen. Er war sich bestens bewusst, dass dem anderen das nicht entgehen konnte, da er ihm direkt ins Gesicht blickte. Aber er konnte es nicht ändern. Er war fasziniert von dieser Direktheit. Dieser Offenheit. Diesem direkten Blick dieser offenen Augen. Er wusste nicht, was er sagen sollte. Er starrte nur in diese Augen und wartete darauf, dass sie ihm auch nur einen kleinen Teil ihres Mutes abgaben. Naruto dagegen wartete darauf, dass der andere bejahte. Dass er auch nur nickte, als Antwort auf diese indirekte Frage. Er konnte es nicht. Obwohl sie sich beide nicht bewegten, hörten sie plötzlich ein Knacken aus der blauen Kugel. „Bleib hier“, brach es jetzt aus dem Blonden heraus, nachdem er seinen Blick von ihren nur noch schwach verbundenen Händen gelöst hatte. Er streckte seinen Arm nach dem anderen aus, griff nach seiner Schulter. Sasuke holte zwar Luft, doch konnte nicht sprechen, konnte auch nicht nicken. „Na?“, drängte Naruto nach einer Antwort. „Na?“ „Ich…“, begann Sasuke, auch wenn er noch keine Ahnung hatte, was er sagen sollte. Er wollte einfach nur, dass der andere still war, damit er denken konnte. Doch noch bevor der Schwarzhaarige auch nur irgendetwas Aussagekräftiges entgegnet hatte, hörten sie ein weiteres Knacken, ein lauteres noch, und beide mussten zu ihren Händen hinabschauen. Es war, als lebte die Kugel. Oder besser noch: als starb sie. „Versprich es mir“, flüsterte Naruto und sie schauten sich wieder in die Augen. Die blaue Masse knackte noch lauter und plötzlich brach etwas mit einem Klirren. Beide starrten wortlos auf ihre Hände. Dann hob Sasuke seinen Arm von der Matratze und sie sahen, mit großen Augen, wie er sich hindernislos aus der Kugel löste. Beide schauten sich jetzt an, starrten sich an. Sasuke mit einem fassungslosen Blick, Naruto mit einem furchtsamen Ausdruck in den Augen. Beide wussten, weshalb. Sasuke konnte lange nur zurückstarren, versuchte, das Gefühl der Freiheit zu begreifen, an das er schon fast nicht mehr geglaubt hatte. Und Naruto hatte Angst, dass der andere seine neu gewonnene Freiheit sofort ausnutzen würde. Als der Blonde zu den Scherben ihrer Verbindung hinabblickte, fehlten ihm die Worte. Er glaubte, er müsste etwas tun, um das Verschwinden Sasukes zu verhindern, doch gleichzeitig wagte er es nicht, fürchtete, dass er ihn so noch schneller vertreiben würde. Aber nach einer Weile schaute er wieder auf und stellte fest, dass Sasuke sich noch immer nicht gerührt hatte. Wenn er hätte gehen wollen, hätte er es längst getan, dachte der Blonde. Stattdessen streckte der Schwarzhaarige jetzt seine Hände aus, griff nach der Kugel und dem Handgelenk Narutos – und brach es aus der blauen Masse heraus. Seine Hand löste sich nicht ganz so problemlos davon ab wie Sasukes. An ihr blieben noch Bruchstücke von der Kugel hängen. Naruto bemerkte das jedoch gar nicht, schaute gar nicht hin, denn er starrte nur Sasuke an. Seine Augen huschten hin und her, suchten sein Gesicht ab, nach einer Erklärung, auch nur nach einem Hinweis. Es verriet allerdings nicht viel. Es zeigte hauptsächlich, dass er sich selbst wunderte, was er gerade tat. Er ließ Narutos Hand los, hatte sie zuvor behutsam auf der Matratze abgelegt. Den Blonden aber interessierte das nicht; der andere war noch da. Er war noch nicht fortgelaufen. Zwar hatte er noch keine Antwort gegeben, doch Naruto brauchte nicht zwingend eine Antwort in Worten. Er machte einen Satz in seine Richtung, presste den anderen näher an sich, rollte sich auf ihn, sodass die federnde Matratze unter ihnen auf und ab wippte. Und als sich auf Sasukes Gesicht langsam ein unsicheres kleines Lächeln ausbreitete, war das Antwort genug. Mehr als das. Naruto konnte bei dem Anblick nichts anderes tun, als selbst zu lächeln, wusste nicht, wie er sonst reagieren sollte, wie er seiner Freude Ausdruck verleihen sollte. Und Sasukes Lächeln wurde sicherer, als er diese Freude auf sich übergehen spürte. Doch sie, sowie das Lächeln der beiden erstarb, als unter ihnen ein lautes Klacken zu hören war. „Was war das?“, fragte Sasuke erschrocken. Dann folgte ein zweites klackendes Geräusch und eines, wie etwas über die Holzdielen rollte. Beide zuckten noch einmal zusammen und hoben dann den Kopf, reckten den Hals, blickten vorsichtig über den Bettrand hinaus und sahen eine Batterie gegen den Nachttisch rollen. Sasuke wollte gerade erleichtert sein, dass es nichts mit Kakashi zu tun zu haben schien, dann erkannte er die Batterie als solche, wie er eine in seinen Wecker getan hatte. Eigentlich. Aber er erinnerte sich auch, wie dieser Wecker heute Morgen die falsche Uhrzeit angezeigt hatte. Als wären die neuen Batterien niemals tatsächlich dort angekommen, wo sie sollten. „Wo kommen die Batterien her?“, fragte er jetzt und schaute Naruto, eine Erklärung fordernd, an. „Das sind doch meine, oder nicht?“, meinte er harsch und der Blonde ging automatisch auf Abstand, nahm beschwichtigend die Arme hoch, zeigte seine leeren Handflächen, als könnte ihn das unschuldig machen. Doch weder tat es das, noch beruhigte es den anderen, der sich nun sicher war, ins Schwarze getroffen zu haben. Und allmählich begann er zu spüren, dass hier etwas ganz und gar nicht stimmte. Er konnte es auch sehen, dass der Blonde dieses Thema unter keinen Umständen weiter ausführen wollte. Und dafür musste es einen Grund geben. „Nein, wie kommst du darauf?“, log dieser jetzt sehr schlecht. „Das sind meine Batterien.“ „Und warum waren sie dann, wie es scheint, unter der Matratze versteckt?“, fragte Sasuke und warf den anderen von sich, der sich nicht mehr an ihm festklammerte. Er stand auf und hob die Batterie vom Boden auf, schaute sie sich noch einmal genauer an und war sich ganz sicher, dass es eine von jenen war, die er in seinen Wecker getan hatte. Jetzt sah er auch die andere Batterie, die gegen einen Stellfuß des Bettes gerollt und dort liegen geblieben war. Sie war von einer anderen Marke, weil er von der einen nur noch eine letzte gehabt hatte. Es war also eindeutig: Aus irgendeinem Grund hatte Naruto seine Batterien geklaut. Sasuke versuchte, sich daran zu erinnern, wo er diese zuletzt gesehen hatte. Und wie sie dann hierhergekommen sein konnten. Er hatte sie in den Wecker getan, auch wenn er sich gewundert hatte, dass sie sich fast gar nicht hatten hineinzwängen lassen. Ebenso wenig wie sich die alten Batterien hatten leicht herausholen lassen. Aber wenn die neuen Batterien hier in Narutos Zimmer waren, fragte er sich jetzt, welche waren dann bei ihm zu Hause im Wecker? Hatte Naruto die alten wieder aus der Schublade geholt und in den Wecker zurückgetan? Und wann hätte er das tun sollen? Und warum? Und warum hätten sie dann noch funktionieren sollen für eine gewisse Zeit? Schließlich hatte der Wecker gestern noch getickt und auch laut geschellt, als er ihn in seiner Kommode gefunden hatte. Hatte der Blonde – in ihrer gemeinsamen Nacht bei Sasuke – die Batterien wieder ausgetauscht? Das war unmöglich. Sie waren die ganze Zeit zusammen gewesen, zwangsläufig. Aber wann hätte er das sonst tun sollen? Und, verdammt noch mal, warum überhaupt?! „Sag es jetzt endlich!“, verlangte Sasuke. Seine Geduld war am Ende. „Was versuchst du zu verheimlichen? Was hast du gemacht?“ Er griff an Narutos Kragen. „Du wirst mich auch ganz sicher nicht…“ Naruto schluckte. „…umbringen oder so?“ „Das entscheide ich, nachdem du mir die Wahrheit gesagt hast“, sagte Sasuke nur und fragte sich mittlerweile wirklich, was sich der andere geleistet hatte. „Spuck es jetzt endlich aus, wenn du willst, dass ich keine Ausnahme mache und einmal ein Versprechen nicht halte.“ Er würde ihn nicht zum Essen einladen? Würde er so weit gehen? „Ich…“, begann der Blonde jetzt und schloss die Augen, um sich ganz darauf konzentrieren zu können, so schnell er konnte zu sprechen, damit er die Beichte so schnell wie möglich hinter sich brachte. „Ich habe mich als dein Wecker getarnt.“ „Du hast was?“, fragte Sasuke und ließ endlich seinen Kragen los – fassungslos. Es hätte den Blonden nicht gewundert, wenn der andere ihn nicht verstanden hätte. Er glaubte, wirklich noch nie so hastig gesprochen zu haben. „Ich wollte an dem Abend noch Zeit mit dir verbringen, aber du wolltest nicht mit mir Ramen essen gehen, deshalb habe ich mich in deine Wohnung geschlichen.“ Der Blonde holte tief Luft, um auch den Rest in einem Rutsch, ohne zu atmen, loszuwerden. „Und als du reingekommen bist, musste ich mich schnell verstecken, habe aber kein Versteck gefunden, also habe ich den Wecker in der Schublade verschwinden lassen und mich selbst als Wecker getarnt.“ „Stopp, stopp, stopp“, sagte Sasuke und hob seine Hand. „Du warst der Wecker?“ Naruto zögerte zu nicken. In Sasukes Kopf spielte sich die Szene noch einmal ab, wie er die Klappe geöffnet, die Batterien herausgepult und die neuen hineingezwängt hatte. Er versuchte, sich vorzustellen, dass er das nicht mit einem Wecker, sondern mit Naruto getan hatte. Sofort ließ er die Batterie in seiner Hand zu Boden fallen. Sein Puls begann zu rasen, ebenso wie seine Wut, die hauptsächlich von der peinlichen Berührtheit kam. Dass er sich zuvor darüber geärgert hatte, dass der andere in seiner Wohnung herumspioniert hatte, war fast nebensächlich geworden. „Bist du eigentlich bescheuert?!“, brach es jetzt aus ihm heraus und er wusste nicht, wie er mit dieser Wut umgehen sollte. Er wollte nicht auf Naruto losgehen, auch wenn sein Körper das wollte. „Was soll das?! Warum tust du so was?!“ „Es war keine Absicht“, murmelte Naruto, der unsicher auf dem Bett kniete, es nicht wagte aufzustehen und Sasuke in irgendeiner Form näher zu kommen. „Keine Absicht?“, fragte dieser entrüstet. „Ich habe eben Panik bekommen“, erklärte Naruto. „Panik? Vor was?“, wollte Sasuke wissen. „Vor mir?“ „Davor, dass du mich erwischst“, antwortete Naruto kleinlaut. „Wieso? Was hast du denn in meiner Wohnung gemacht?“, fragte Sasuke sofort beunruhigt. Er stellte sich vor, wie der andere an seiner getragenen Wäsche geschnüffelt hatte, und seine Ohren wurden noch röter. „Nichts!“, sagte Naruto eilig, bevor der andere alle Möglichkeiten in seinem Kopf durchgehen konnte. „Gar nichts! Ich bin ja nur zwei Minuten vor dir hier gewesen.“ Dieses Argument ließ Sasuke zählen, denn er wusste schließlich, dass er sich nicht lange, bevor er seine Wohnung erreicht hatte, vom Blonden verabschiedet hatte. Aber er begriff es dennoch nicht, konnte und wollte es auch nicht begreifen, was passiert war, denn in seinem Kopf drehte sich alles nur noch um diesen Wecker und was er mit ihm getan hatte – vollkommen unwissend, was er tatsächlich mit seinen Fingern getan hatte. Nicht einmal Naruto hätte es ihm genau sagen können. Und der Schwarzhaarige hätte niemals gefragt. „Ich gehe“, beschloss Sasuke und ging zur Tür. Noch bevor er sich seine Schuhe angezogen hatte, war Naruto bei ihm und entschuldigte sich, doch Sasuke wollte das nicht hören. Nicht jetzt. Er musste erst einmal seine Gedanken ordnen. Und dazu musste er hier weg. „Wir sehen uns morgen“, verabschiedete er sich, ohne dem anderen ins Gesicht blicken zu können. Verzweifelt, aber ratlos, sah Naruto dem anderen nach. Er hätte nichts sagen können, was Sasuke aufgehalten hätte, das wusste er. Niedergeschlagen schloss er die Tür und ging – ohne Eile, denn er hatte keine Ahnung, was er mit dem Rest des Tages anfangen sollte – zurück ins Schlafzimmer. Er sah die Batterien am Boden liegen und verfluchte sich dafür, dass er die dumme Idee gehabt hatte, sie unter der Matratze zu verstecken. Aber andererseits hätte Sasuke sie sonst noch viel früher gefunden. Nein, sein Fehler war es gewesen, darauf zu bestehen, dass sie bei ihm zu Hause frühstückten. Wenn sie zu Sasuke gegangen wären, wäre vielleicht alles anders gekommen. Der Blonde ließ sich auf sein Bett fallen, hörte ein Knacken und drehte den Kopf, betrachtete die Überreste der blauen Kugel. Er streckte die Hand danach aus und berührte sie mit seinem Finger. Sie war mittlerweile steinhart. Der Blonde schloss die Augen, versuchte, sich aufzuraffen, sich abzulenken, doch er rührte keinen Finger mehr. Er konnte nichts gegen diese Lethargie tun. Es war, als hätte Sasuke all seine Energie mitgenommen. Als hätte er ihm die Batterien herausgenommen. Sasuke erging es nicht viel anders. Kaum hatte er sein Zuhause erreicht, warf er sich auf sein Bett und schloss die Augen. Er wollte sich auch nicht mehr bewegen. Er versuchte, noch einmal in Ruhe über das Problem nachzudenken, doch schon den ganzen Weg hierher hatte er an nichts anderes gedacht und war es bereits satt. Außerdem hatte er festgestellt, dass all das Grübeln nichts nützte. Was passiert war, war passiert. Und was genau passiert war, hatte noch keiner ausgesprochen. Wahrscheinlich würde es auch nicht mehr laut gesagt. Und es war wohl besser so. Vielleicht könnten sie es auf diese Art einfach vergessen. So lag Sasuke nun – zeitgleich mit Naruto – im Bett und dachte an die vergangenen Tage zurück. An all den Spaß, den sie zusammen gehabt hatten. An ihre lächelnden Gesichter in so vielen Situationen. An die eigenartigen Übungen und diese verhängnisvolle Mission, die alles verändert hatte. Sasuke schaute auf seine linke Hand hinab und sah einen leicht blauen Schimmer. Eine dünne Schicht der Chakra-Masse war zurückgeblieben, die er zuerst gar nicht gesehen hatte, doch jetzt schimmerte sie im Sonnenlicht, das zum Fenster hereinfiel. Er hob seine Hand, wendete und musterte sie. Er war froh, noch ein Überbleibsel der Verbindung zu Naruto sehen zu können. Einen Beweis zu haben, dass die letzten Tage nicht nur ein Traum gewesen waren. Den Rest des Tages taten die beiden nicht mehr viel. Sie lagen die meiste Zeit in ihrem Bett. Naruto versuchte, sich vom Fernseher ablenken zu lassen, aber ohne Erfolg. Er konnte nur daran denken, wie er das zusammen mit Sasuke getan hatte. Wie sie sich über den Film von Shikamaru amüsiert hatten. Sasuke wusste auch nichts mit sich anzufangen. Eine der wenigen Dinge, zu denen er sich bringen konnte, war, dass er sich um seinen Wecker kümmerte, der ihn morgen wieder einmal pünktlich aufwecken sollte. Aber sonst fand er keine Beschäftigung. Er wollte nicht trainieren, er wollte nicht die Wohnung saubermachen. Er begriff, dass er das vor allem deshalb nicht wollte, weil er Angst hatte, die Spuren zu verwischen, die der andere hinterlassen hatte. Die Handtücher, die er einfach über Stühle gehängt oder am Badewannenrand hatte liegen lassen. Die Kleider, die er im Bad ausgezogen und einfach irgendwohin geworfen hatte. Das dreckige Geschirr vom vergangenen Tag, das sie noch nicht gespült hatten. In fast jedem Raum fand Sasuke Spuren von dem Blonden. Und er wollte sie nicht verschwinden lassen. Eigentlich hatte er sich vorgenommen, Wäsche zu waschen, doch nicht nur weigerten sich seine Hände, die Sachen, die der andere in der Wohnung verteilt hatte, aufzuheben und in den Wäschekorb zu werfen, als er den Schlafanzug, den er Naruto geliehen hatte, in die Hand nahm, ertappte er sich sogar dabei, wie er sich damit zurück aufs Bett setzte und sein Gesicht in den Stoff presste, um den Geruch des anderen einzuatmen. Als Sasuke das endlich bemerkte, schloss er genervt aufstöhnend die Augen und ließ sich rückwärts auf die Matratze fallen, einen Arm beschämt vor seine geschlossenen Lider haltend. Es war derselbe Arm wie der, der den Schlafanzug hielt und so legte er den Stoff unabsichtlich über sein Gesicht und atmete weiter den Duft ein. Er kam sich so fürchterlich vor. Es war ihm peinlich, wie er sich aufführte. Und er hoffte mit allem, was er hatte, dass ihn niemand heimlich beobachtete. Er seufzte und nahm das Kleidungsstück von seinem Gesicht, legte es neben seinen Kopf. Er konnte es nicht mehr leugnen, dass er den Blonden bereits vermisste. ~ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)