Kakashis Spezialtraining von BondingTails ================================================================================ Kapitel 2: Kapitel 2 – Die Ergänzung der Elemente – oder auch: Naruto in seinem Element --------------------------------------------------------------------------------------- Sasuke stand am Geländer der Brücke angelehnt und fragte sich, wie es sein konnte, dass er jetzt sogar als Erster hier stand. Den ganzen Morgen schon hatte er mit dem Gedanken gespielt, das heutige Training zu sabotieren und einfach nicht zu erscheinen. Doch wieder hatte er Narutos Lächeln zwischen den nassen Haarsträhnen in seiner Erinnerung gesehen und wusste, dass allein die Chance auf eine zweite Gelegenheit, dieses Lächeln zu sehen, ihn dazu zwang herzukommen. Und deshalb war er jetzt hier und wusste noch nicht recht, ob er es bereuen sollte oder nicht. Vor allem jetzt, da Naruto breit grinsend auf Sasuke zukam. Der Schwarzhaarige hatte keine Ahnung, was mit dem anderen passiert sein musste, dass er nicht ebenso sehr wie er diese seltsamen Trainingsmethoden Kakashis fürchtete, die auch heute auf sie warteten. „Warum grinst du so ekelhaft breit, Usuratonkachi?“, fragte er, als der andere nur noch wenige Meter von ihm entfernt war. „Ich habe etwas Tolles herausgefunden“, antwortete Naruto nur vage. „Wow“, machte Sasuke unbegeistert und vor allem desinteressiert. „Du willst doch sicher wissen, was das ist, oder?“, meinte Naruto und stieß dem anderen mit dem Ellenbogen in die Rippen. „Na? Na? Na?“ „Sag es einfach“, kam es schließlich genervt von Sasuke. Er hatte den Blick abgewandt. Naruto machte noch eine Spannungspause, bevor er sagte: „Ich habe mein Element herausgefunden.“ „Wow“, sagte Sasuke nur ein weiteres Mal. „Na und?“ „Na und?!“, entfuhr es Naruto ungläubig. „Ich habe die letzten beiden Tage und Nächte in jeder freien Minute trainiert und kann jetzt mein Element sogar schon richtig einsetzen, dattebayo!“ „Ich kann schon, seit ich ein kleines Kind bin, das Feuerelement einsetzen“, konterte Sasuke kalt. Naruto zog eine Schnute. „Das ist nicht fair. Das ist ja auch angeboren.“ Sasuke schnaubte. „Angeboren ist es nicht. Ich musste es auch erst trainieren.“ „Wirklich?“, staunte Naruto. Er hatte einmal gehört, dass der ganze Uchiha-Clan das Feuerelement beherrschte. Er war davon ausgegangen, dass sie einfach von Geburt an die Fähigkeit besaßen. „Außerdem kann ich das Blitzelement auch schon einsetzen“, ließ Sasuke ihn noch, wie nebenbei, wissen. „Was?! Du beherrschst schon zwei Elemente?!“, kam es schockiert von dem Blonden. Sasuke schaute nur arrogant auf den anderen herab. „Das ist nicht fair!“ „Es kann nicht jeder gleich gut sein“, sagte der Schwarzhaarige schulterzuckend. Naruto kochte vor Eifersucht. Kakashi schüttelte den Kopf. Es ist doch schon wieder Zeit einzuschreiten. Wenn ich sie noch länger hier stehen lasse, dann streiten sie sich nur noch mehr. „Yo!“, verriet er nun gutgelaunt seine Anwesenheit. „Seid ihr startklar?“ Die Antwort, die er bekam, war ein doppeltes lautes Seufzen. „Oje, oje.“ Er klatschte in die Hände. „Auf, auf! Keine Müdigkeit vortäuschen! Jetzt lernen wir eine neue Technik!“ Zumindest bei Naruto wirkte diese Ankündigung. Er schien gleich viel entschlossener und bereitwilliger, alles mitzumachen, was auch kommen würde. „Folgendes“, begann Kakashi auch gleich zu erklären. „Es geht heute nicht nur darum, mit dem Körper des anderen im Einklang zu arbeiten, sondern diesen Körper auch zu verstehen.“ „Das darf nicht wahr sein“, murmelte Sasuke so leise, dass man es kaum hörte. Kakashi hatte ihn zwar verstanden, tat aber so, als hätte er nichts mitbekommen. „Zunächst ist es ganz einfach“, fuhr er fort. „Ihr müsst nur atmen.“ Sasukes Augenbrauen hoben sich vorwurfsvoll. Sofort korrigierte Kakashi sich: „Ihr müsst synchron atmen.“ Sasuke konnte sich nicht davon abhalten, eine Hand an seine Stirn zu legen. Kakashi ignorierte auch dies. „Es ist besonders wichtig, den Körper des Partners zu verstehen, mit dem man eine neue Combo-Technik erlernen will.“ „Combo-Technik?“, wiederholten beide nun etwas erstaunt. Kakashi antwortete ihnen absichtlich nicht, sondern fuhr fort zu erklären, damit er weiterhin auch Sasukes volle Aufmerksamkeit hatte. „Stellt euch einmal voreinander“, wies er die beiden nun an. Mit gemischten Gefühlen befolgten sie die Anweisung. „Ein Stückchen näher“, setzte er noch hinzu, als sie mehr als einen Meter voneinander entfernt stehen blieben. Jeder machte noch einen Schritt nach vorn und sie schauten sich kurz in die Augen. Dann blickten sie zur Seite zu Kakashi. „Und jetzt atmet langsam ein und aus.“ Die beiden taten, wie ihnen geheißen. Und automatisch passte sich der eine dem anderen an. Naruto holte ein wenig langsamer Luft und Sasuke ein wenig schneller, bis sie schließlich gleichmäßig und gleichzeitig ein- und ausatmeten. Sie kontrollierten immer wieder, ob sich der Brustkorb des anderen zur selben Zeit hob und senkte wie der eigene. Ihren Trainer, der das bemerkte, brachte das auf eine Idee. Beziehungsweise auf eine gute Ausrede. „Zieht am besten eure Oberteile aus, damit der andere besser eure Bewegungen sehen kann.“ „Wir waren doch schon synchron“, warf Sasuke ein, während Naruto sich bereits auszuziehen begann. „Das mag sein, aber die Übung geht ja jetzt noch weiter“, entgegnete Kakashi vage. Sasuke gab seufzend nach und zog sein Shirt aus, warf es achtlos ins Gras. Ihr Trainer wartete, bis die beiden oberkörperfrei waren, bevor er fortfuhr: „Versucht einmal, genau die Aura des anderen zu spüren. Das Chakra, das durch seinen Körper fließt.“ Konzentriert schaute sich Naruto Sasukes Oberkörper an, als könnte er den Chakra-Fluss mit bloßen Augen sehen. Sasuke wurde ganz nervös unter diesem Blick. „Aber schön im Rhythmus bleiben“, erinnerte Kakashi die beiden ans Atmen, denn sie kamen allmählich aus dem Takt. „Rhythmus ist alles.“ Kakashi schaute amüsiert vom einen zum anderen, während sie wieder zur Synchronität fanden. „Könnt ihr den Chakra-Fluss des anderen schon spüren?“ „Ich glaube, ich spüre sein Chakra pulsieren“, murmelte Naruto und Sasuke schaute ihn überrascht an. Er fürchtete, dass er seinen raschen Puls sehen konnte. Möglicherweise in seiner Halsschlagader. Zu allem Übel trieb diese Befürchtung seinen Herzschlag nur noch mehr an. „Sehr gut, Naruto-kun“, lobte Kakashi und schaute dann fordernd zu Sasuke. „Spürst du auch Naruto-kuns Chakra?“ „Ja“, antwortete Sasuke unsicher. „Natürlich.“ Er war recht geübt darin, Auren zu spüren, und Naruto stand schließlich unmittelbar vor ihm. „Kannst du dann auch sagen, in welche Richtung es durch seinen Körper fließt?“ Bevor Sasuke etwas tun oder sagen konnte, fügte Kakashi sogleich an: „Ohne dein Sharingan einzusetzen.“ Sasuke schnaubte. „Wie soll ich das sehen können?“ „Du sollst es nicht sehen, du sollst es spüren“, belehrte Kakashi ihn. „Kommt noch einen Schritt näher“, schlug er dann vor. Die beiden gehorchten und standen nun so nahe voreinander, dass nur noch eine flache Hand zwischen ihre Brustkörbe passte, wenn beide gleichzeitig einatmeten. „Schließt einmal die Augen und fühlt nicht in euch, sondern in den anderen hinein.“ Beide probierten es aus. Kakashi ließ ihnen ein wenig Zeit, bevor er fragte: „Spürt ihr es?“ Naruto schüttelte den Kopf. „Die Richtung kann ich nicht sagen, nein.“ „Ich glaube, es ist im Uhrzeigersinn“, sagte Sasuke schließlich. „Sehr gut, Sasuke-kun!“, lobte Kakashi. Naruto hingegen kniff die Augen stärker zusammen, wollte sich zu höchster Konzentration zwingen. Wenn Sasuke nicht nur geraten, sondern es wirklich gespürt hatte, in welche Richtung sein Chakra floss, dann wollte Naruto das auch herausfinden, wie es bei Sasuke war. „Du kannst deine Hände an seine Brust legen, vielleicht spürst du es dann“, meinte Kakashi und musste sich ein Schmunzeln verkneifen, als er Sasukes Augen auffliegen sah. Entsetzt schaute er jedoch nicht seinen Trainer an sondern dessen Schüler, der gerade die Hände hob, um den Rat anzunehmen. Naruto ließ seine Augen geschlossen, als er seine Finger an Sasukes Haut legte und zu spüren versuchte, was mit seinen Händen eigentlich nicht spürbar war. Was mit seinen Händen aber spürbar war, war der schnelle Herzschlag in dieser Brust. Naruto bemerkte ihn sofort, glaubte jedoch zuerst, es wäre das Chakra, das darin pulsierte. Als er schließlich begriff, was es wirklich war, flatterten langsam seine Augen auf und er schaute in Sasukes, die sich kurz darauf allerdings abwandten. „Wofür müssen wir wissen, in welche Richtung das Chakra des anderen fließt?“, fragte der Schwarzhaarige eilig an Kakashi gewandt, um das Thema zu wechseln. Und die Blickrichtung. „Die Richtung spielt vielleicht gar keine so große Rolle“, gab der Trainer zu, weil ihm keine plausible Erklärung dafür einfiel. „Aber ihr müsst spüren lernen, wann und wo der andere sein Chakra einsetzt. Das ist essentiell für die neue Technik, die ihr heute lernt.“ „Lernen wir sie heute auch wirklich?“, fragte Sasuke skeptisch. „Doch, doch, auf jeden Fall!“, sagte Kakashi sofort heiter. „Wir fangen sogar sofort damit an.“ Jetzt nahm Naruto langsam seine Hände von Sasukes Brust. Er bemerkte, dass es scheinbar keinen Grund mehr gab, nach der richtigen Richtung seines Chakra-Flusses zu suchen. Sie waren bereits einen Schritt weiter. Seltsamerweise fiel es ihm aber nicht leicht, seine Finger von Sasukes Haut zu lösen. Dieses rasche Pulsieren dahinter war einfach faszinierend. „Ihr stellt euch jetzt einmal nebeneinander dorthin und schaut in Richtung Fluss. Ihr werdet jetzt eine Technik zusammen ausführen.“ „Zusammen?“, wiederholte Naruto, der sich darunter offensichtlich nichts vorstellen konnte. Nach einem Moment fragte er: „So wie Kiba und Akamaru?“ „So ähnlich“, wich Kakashi der Frage aus. „Können wir uns dafür wieder anziehen?“, fragte Sasuke dazwischen. „Besser nicht“, war Kakashis Antwort, die er nicht weiter erläuterte. „Also. Wir verwenden jetzt Katon: Goukakyuu no Jutsu.“ Narutos Augenbrauen hoben sich, so hoch sie konnten. „Dazu formt ihr die Fingerzeichen, deren Abfolge du zunächst lernen musst, Naruto-kun.“ Dieser schaute einfach nur perplex. „Und dann?“, wollte er verwirrt wissen. „Dann kann ich diese Technik doch trotzdem nicht einsetzen, oder? Ich beherrsche das Feuerelement ja gar nicht.“ „Mit Sasuke zusammen schon“, antwortete Kakashi. „Und was nützt es uns, zu zweit eine Technik zu können, die ich auch allein kann?“, wollte Sasuke wissen. Ich wusste, dass er irgendwann schwierige Fragen stellen würde, dachte Kakashi grimmig. „Das werdet ihr dann schon noch sehen“, wich er wieder nur aus. „Es ist schließlich nur die Grundlage für die neue Technik“, versuchte er sich herauszureden. „Noch kann ich es euch auch nicht versprechen, dass es funktioniert. Es liegt an euch, ob ihr die Fähigkeiten dazu besitzt.“ „Wir kriegen das hin!“, rief Naruto angespornt. „Wir werden diese Technik in Nullkommanix meistern!“ „Das ist die richtige Einstellung“, lobte Kakashi und freute sich, dass es mit Naruto so einfach war und Sasuke sich von ihm mitziehen ließ. „Du bringst ihm jetzt am besten einmal die Fingerzeichen bei, Sasuke-kun. Und dann erkläre ich alles weitere.“ Der Schwarzhaarige seufzte laut, bevor er sich an die Arbeit machte. Naruto stellte sich ein wenig ungeschickt an; er konnte sich einfach nicht auf die simple Aufgabe konzentrieren, sich die richtige Reihenfolge der Zeichen zu merken. „Nein“, verzweifelte Sasuke schon nach wenigen Sekunden. „Zuerst das Handzeichen für Affe, dann Wildschwein. Nicht anders herum.“ „Okay“, sagte Naruto entschlossen und versuchte es nochmals, sich zu konzentrieren. Kakashi beobachtete die beiden und hoffte sehnlichst, dass hier und heute keine Unfälle passieren würden. Die zwei schienen beide etwas durch den Wind zu sein. Konzentration war für Naruto im Moment ein Fremdwort und Sasuke konnte nicht richtig arbeiten, weil er ständig auf den nackten Oberkörper des anderen starrte. Aber da müssen sie jetzt durch. „Ich hab’s!“, rief Naruto begeistert aus. „Wow“, kam es unbegeistert von Sasuke zurück. „Eine Glanzleistung.“ „Na, na“, unterbrach Kakashi die beiden sofort, bevor der Blonde sich zu sehr aufregen konnte. „Jetzt stellt ihr euch wieder nebeneinander hin. Naruto-kun, du wirst nur mit der linken Hand die Bewegungen für das Jutsu machen. Du, Sasuke-kun, wirst nur deine rechte Hand benutzen.“ „Waaas?! Warum, Kakashi-sensei?“, brach es aus Naruto heraus. „Was soll das bringen, Sensei?“, wollte nun auch Sasuke wissen. „Versteht ihr nicht, dass ihr damit euer Chakra kombiniert und etwas noch Stärkeres aus der Technik machen könnt?“, fragte Kakashi und hoffte, dass das halbwegs einleuchtend klang. Er hatte nämlich keine Ahnung, wovon er da sprach und ob das Ganze funktionieren würde. Aber Narutos Augen begannen zu leuchten und Sasuke entging das nicht. „So?“, fragte er, hob seine rechte Hand und machte damit nur den rechten Teil des ersten Handzeichens. „Genau“, stimmte Kakashi zu. „Und Naruto-kun macht die zweite Hälfte.“ Der Blonde hob nun seine linke Hand und legte sie an die Sasukes, damit zusammen das richtige Handzeichen entstand. Es war ein kompliziertes Umdenken, nur einen Teil des Ganzen zu tun, für beide. Und sie wussten nicht, wie sie sich hinstellen sollten, damit ihnen ihre Körper zwischen ihren Armen nicht im Weg waren. Momentan standen sie Schulter an Schulter. „Und jetzt das nächste Zeichen“, trieb Kakashi sie voran. Es sah sehr ungeschickt aus, wie beide ihre Hände wieder voneinander lösten und sie in anderer Position wieder zusammenzufügen versuchten. „Quetsch deine Finger nicht einfach so zwischen meine!“, beschwerte Sasuke sich. „Macht die Übung erst einmal langsam“, riet Kakashi. „Verinnerlicht die Bewegungen, damit der Ablauf fließender wird. Macht ein und dasselbe Handzeichen besser mehrmals hintereinander, bis es klappt.“ Die beiden versuchten, sich auf ihre Finger zu konzentrieren, doch das ständige Gefühl, die Schulter des anderen an sich gedrückt zu haben, lenkte sie ab. Sie wussten insgesamt nicht, was sie mit ihrer freien Hand machen sollten. Deshalb hing sie tatenlos zwischen ihnen herunter, was aber auch bedeutete, dass sie sich auf ganzer Länge berührten. Dass Sasuke seine linke Hand in die Hosentasche steckte, machte es nicht besser. So versteckte er nur seine Finger, aber der Rest des Armes berührte immer noch den Narutos. Sasuke versucht wohl, noch immer gut dazustehen. Kakashi musste sich ein Schmunzeln verkneifen. Die Bewegungen der beiden waren so ungelenk, dass man wirklich sagen konnte, dass sie zusammen zwei linke Hände hatten. Im Prinzip war es auch so, denn Naruto war Rechtshänder und Sasuke Linkshänder – und beide mussten die jeweils andere Hand benutzen. Das hatte Kakashi schon absichtlich so angeordnet. Es dauerte eine ganze Weile, bis sie die Handzeichen einmal alle zusammen ausprobiert hatten. Sie sollten dann versuchen, sie hintereinander vorzuführen, doch da kam es zu regelmäßigen Zusammenstößen und Verhakungen. „Das geht so nicht!“, sagte Sasuke frustriert. „Ja, ich glaube, so wird das wirklich nichts“, pflichtete Kakashi ihm bei, der sich hinter die beiden gestellt hatte. „Ihr steht einfach noch zu weit voneinander weg.“ Überrascht und empört drehten die beiden ihre Köpfe nach innen, um über ihre linke, beziehungsweise, rechte Schulter zu ihrem Trainer zu blicken. Dabei kamen sie dem Gesicht des jeweils anderen gefährlich nahe. Sie hielten sofort inne, als sich ihre Nasen berührten. Augenblicklich schreckten beide zurück. Sie ließen ihre Hände los und machten einen Schritt zur Seite. Das war knapp, dachte Sasuke, dessen Wangen sich rasant rot färbten. Ein Fast-Kuss, dachte Naruto und war sogar ein wenig enttäuscht. Es hätte ihr vierter Unfallkuss werden können. „Ihr tut nun Folgendes“, begann Kakashi, um sowohl ihre Aufmerksamkeit zurückzubekommen, als auch um die peinliche Situation zu überspielen. „Sasuke-kun stellt sich nicht neben, sondern hinter Naruto-kun.“ Die beiden hörten ihm noch nicht wirklich zu, weil sie noch zu sehr mit ihren Gedanken und ihrem Körper beschäftigt waren. „Wenn Naruto-kun seine Hand nahe vor seinen Oberkörper hält, dann kann Sasuke-kun diesen Ort auch leicht erreichen.“ Sasuke schüttelte den Kopf. Er kam nicht ganz mit. Zu viele Empfindungen überfluteten sein Bewusstsein. „Du kannst Naruto-kun einfach über die Schulter schauen. Versucht es mal.“ Vollkommen perplex blieben beide an Ort und Stelle stehen. „Das haben wir gleich.“ Kakashi schritt ein und stellte Naruto mit dem Gesicht Richtung Fluss hin, dann zog er Sasuke herüber und stellte ihn hinter ihn. Er nahm Narutos linke Hand und Sasukes rechte und führte sie vor Narutos Brust zusammen, wo er die Finger miteinander verschränkte. Nun wurden vor allem die Wangen des Blonden immer dunkler, denn Sasuke berührte nun auch seinen Rücken, und der rechte Arm, den er um ihn gelegt hatte, engte seinen Oberarm ein. „Am besten nimmst du deinen Arm zur anderen Seite, damit er nicht im Weg ist“, beschloss Kakashi, der gerade kritisch sein Werk betrachtete. „Und du hältst diesen Arm am besten fest, damit Naruto sich nicht auch noch darauf konzentrieren muss.“ Er ging hin und verschränkte nun auch die freien Hände der beiden miteinander an Narutos linker Hüfte. „Perfekt“, meinte er abschließend und nickte zufrieden. Sasuke, dessen Wangenfarbton Narutos nun Konkurrenz machte, wollte ein Stück zurückweichen, doch dazu hatte er nicht wirklich die Möglichkeit, vor allem, weil das seine Hand, zusammen mit der Narutos, nur gegen dessen Brust gedrückt hätte. „Schön vorne bleiben“, sagte Kakashi leichthin und schob ihn gegen den anderen, sodass nun auch sein Schoß den Hintern des Blonden berührte. Sasuke keuchte schockiert auf, wodurch er in Narutos Nacken eine Gänsehaut auslöste. Keiner rührte sich in den nächsten Sekunden. Wie versteinert standen sie da und konzentrierten sich nur darauf, nicht zu schnell oder zu laut zu atmen. Das Gefühl des anderen Körpers so nahe am eigenen und ihn an so vielen Stellen berührend, war ungewohnt, beängstigend und maßlos verunsichernd. Niemand wagte es mehr, sich auch nur zu regen, weil jede Bewegung nur noch zu mehr Körperkontakt oder gar zu Körperreibung geführt hätte. „Aber du solltest schon noch über seine Schulter schauen können“, kam es plötzlich von Kakashi, der seine beiden Hände nahm, sie an Sasukes Kopf legte und diesen ein Stück nach rechts schob. „Damit du sehen kannst, was du tust. Und vor allem, was der andere tut.“ Doch momentan tat keiner von ihnen etwas und wusste auch nicht, wann sie das je wieder vorhatten. „So. Jetzt versucht es noch mal. Ich mache solange Pause.“ Mit diesen Worten entfernte sich Kakashi und machte sich auf den Weg zu Sakura. Er würde heute nicht denselben Fehler wie gestern machen und die beiden mit seiner Anwesenheit stören. Auch nicht als Kagebunshin auf einem Baum. Das hatte gestern auch die ganze Romantik zerstört. Dieses Mal sollte es anders sein. Und nachdem er gerade so viel nackte Haut und so viel scheue Liebe gesehen hatte, konnte er auch nicht anders, als Sakura einen Besuch abzustatten. Auch als Kakashi bereits außer Sicht- und Hörweite war, rührten sich die beiden immer noch nicht. Und jede Sekunde machte die Situation schlimmer. Lange hielt Sasuke das nicht mehr aus. Vor allem spürte er, dass sein Körper nicht nur erstarrt war, sondern der Teil, der gegen Narutos Hintern gepresst war, nicht nur steif war, sondern sich auch regte. Entsetzt zuckte sein Körper zurück. Jetzt konnte er nicht mehr warten. Er löste gleichzeitig die Verschränkung zwischen beiden Händen und flüchtete nach hinten. „Das ist doch völliger Schwachsinn, dass das etwas nützen soll!“, beschwerte Sasuke sich. „Nicht mit mir! Ich gehe jetzt.“ „Wa-Warte!“, sagte Naruto sofort und Sasuke hielt tatsächlich inne. „Wir können doch nicht einfach gehen!“ „Ich kann das“, meinte Sasuke nur, zögerte aber loszugehen. Naruto nutzte diese Chance. „Lass es uns doch noch einmal versuchen“, sagte er eilig. „Wir können doch einfach Kakashis Angabe ignorieren und es auf unsere Art versuchen.“ Sasuke zögerte noch immer. „Ich glaube, dass das wirklich funktionieren könnte. Dass wir zusammen eine starke neue Technik kreieren können.“ Sasuke war hin und her gerissen, ob er es versuchen wollte. Ob er es zulassen wollte. Einerseits wollte er weg von hier, weit weg von der Möglichkeit, noch einmal in so eine Situation zu kommen. Doch andererseits sah er diese hoffnungsvollen Augen und wollte dieses Funkeln nicht von Enttäuschung ersetzen lassen. „Einen Versuch“, sagte er knirschend. „Ich geb dir nur einen Versuch.“ Seine Augen leuchteten auf. Und Sasuke war bereits froh über seinen Entschluss. „Yooshi!“, rief Naruto motiviert. „Los geht’s!“ Er bestand darauf, dass sie die Hände wechselten, damit jeder seine stärkere Hand benutzen konnte. Sasuke stellte die Bedingung, dass sie dazu nebeneinander stehen bleiben sollten. „Okay, versuchen wir es“, sagte der Blonde, als das geklärt war, und sie positionierten sich. Sasuke nahm zögerlich die ihm dargebotene Hand in seine. Er richtete seinen Blick geradeaus und versuchte, nicht darüber nachzudenken, dass sie trotzdem extrem nahe beieinander standen. „Se, no!“, gab Naruto das Startsignal und sie begannen, zusammen die Siegel zu formen. „Das war falsch, Dobe“, kam es sofort von Sasuke. Er nahm seine zweite Hand hinzu, um die Position der Finger von Narutos Rechter zu korrigieren. Dieser wunderte sich, dass der andere sich nicht aufregte und die ganze Sache sofort hinschmiss, sondern ihm half und ihn ruhig verbesserte. Er hätte auch einfach den Kopf schütteln und gehen können. Aber das tat er nicht. Er gab dem Blonden eine Hilfestellung und meinte dann: „Noch einmal von vorn.“ Naruto lächelte glücklich und gehorchte. Sie versuchten es erneut und dieses Mal klappte es. Am Ende sagten sie im Chor: „Katon: Goukakyuu no Jutsu!“, und pusteten beide über ihren zusammengeschlossenen Händen in die Luft – und tatsächlich funktionierte es. Es entstand eine große Feuerkugel, die sich in den Augen der beiden widerspiegelten, als sie sich daraufhin ansahen. Jetzt zeichnete sich auch auf Sasukes Gesicht ein Lächeln ab. Zwar war es allein sein Verdienst, weil Naruto einfach nicht wusste, dass er nicht nur Luft aus seinem Mund pusten sollte, sondern auch Chakra, aber das war vorerst egal. Das Erfolgserlebnis blieb. Und das Lächeln in Narutos Gesicht auch. „Noch mal!“, rief er glücklich und Sasuke tat ihm den Gefallen ein weiteres Mal, bevor er ihm erklärte, dass er ein wenig mehr Einsatz zeigen musste, indem er nicht nur die Bewegungen mitmachte, sondern auch Chakra beisteuerte. Es dauerte eine ganze Weile, bis der Blonde das begriffen hatte. Sasuke ließ ihn so lange pusten, bis er mit seinem Sharingan das Chakra deutlich aus seinem Mund kommen sehen konnte. Dann erst, als Naruto vollkommen außer Atem war, gönnte er ihm eine Minute Pause, bevor sie es erneut versuchten. Dieses Mal klappte es noch besser. Der Feuerball war jetzt um einiges größer. Und Narutos Augen strahlten deshalb umso heller. „Sugee!“, rief er begeistert aus und hüpfte auf und ab, seine Hand noch in Form des letzten Siegels mit der des Schwarzhaarigen verschränkt. Er legte die andere Hand noch bekräftigend auf seine Schulter, als er hinzufügte: „Die Kugel war riesig! Ne, Sasuke?“ „Ja, ja, Dobe“, sagte der Angesprochene nur. „Das war gar nicht schlecht.“ „Das war klasse!“, rief Naruto aus. Er ließ keine Abschwächung ihrer Leistung zu. „Komm, noch mal!“ Sasuke zögerte. Er war bereits ziemlich erschöpft, dennoch konnte er dem anderen seinen Wunsch nicht abschlagen. Sie wiederholten die Technik noch zweimal, wobei bei der letzten Vorführung keine allzu große Flamme mehr herauskam. Erschöpft ließ Naruto sich jetzt ins Gras fallen. „Ah, bin ich fix und alle!“ Sasuke zögerte, doch setzte sich dann neben ihn auf den Boden. Er fühlte sich auch ziemlich kraftlos und ihm war unglaublich heiß. Das Feuer hatte sein Gesicht und seine Fingerspitzen nahezu versengt. Der Schweiß lief ihm die Schläfe und den Rücken hinab. „Kakashi wird begeistert sein“, sagte der Blonde abschließend. Sasuke schnaubte nur leise. Er war sich da nicht so sicher. Wobei Kakashi wahrscheinlich sogar so tun würde, als ob, um die beiden nicht zu entmutigen. Damit sie auch weiterhin seine bescheuerten Trainingsmethoden mitmachten. Aber Sasuke war das recht, solange nur dieses Lächeln und dieses Funkeln in Narutos Augen nicht aufhörte. Der Schwarzhaarige schaute auf den anderen hinab. Das Lächeln in seinem Gesicht hielt sich wirklich hartnäckig. Und plötzlich – ohne großen Zusammenhang – erinnerte er sich an seinen gestrigen Traum. Er sah wieder, wie der Blonde zu ihm herüberkam und sich über ihn beugte. Wie er die Lippen auf seine legte… Er riss seinen Blick von Naruto und somit von seiner Erinnerung, schüttelte den Kopf. Nicht abdriften, sagte Sasuke sich ruhig, aber bestimmt. Er warf wieder einen Blick zu Naruto hinab, doch blieb damit länger hängen als geplant, und ertappte sich auch noch bei der Überlegung, sich selbst zu dem anderen hinunterzubeugen und ihn zu küssen. Er beschloss sofort, sich selbst auf den Rücken zu legen, damit er nicht mehr die Möglichkeit hatte, das zu tun oder auch nur zu dem anderen hinabzublicken, was ihn scheinbar dazu verleitete, über so etwas nachzudenken. Dass er, wenn er lag, dennoch zur Seite und Narutos Lächeln im Profil sehen konnte, bemerkte er erst, als es soweit war. Zu allem Übel drehte Naruto ihm nun auch noch sein Gesicht zu, sodass er ihn direkt anlächelte. Sasuke wollte die Augen verschließen, doch er konnte nicht. Er lächelte etwas perplex zurück. Und plötzlich änderte sich der Ausdruck in Narutos Gesicht. Das Lächeln verschwand ganz langsam, machte einem eher erstaunten Blick Platz. Sasukes Lächeln verblasste ebenso, denn er wusste noch nicht, was gerade geschah. Und plötzlich erhob sich Narutos Oberkörper, wie in Sasukes Traum, und der Blonde drehte sich um, stellte sich auf Hände und Knie. Mit offenem Mund und rasant beschleunigendem Herz starrte der Schwarzhaarige Naruto an, während dieser sich ihm weiter näherte. Sasuke hörte nichts mehr außer dem Rauschen in seinen Ohren, sah nichts als diesen nackten Oberkörper und dieses Gesicht mit den großen blauen Augen. Er wird doch nicht wirklich… Wie in meinem Traum…, dachte Sasuke, doch Naruto rückte tatsächlich immer näher, vernichtete den Abstand zwischen den beiden. Der Blonde wusste nicht wirklich, was er tat. Er handelte, ohne groß nachzudenken. Ohne sich über die Reaktion des anderen, die Konsequenz seines Vorhabens, Gedanken zu machen, schaute er ihm in die Augen und küsste ihn. Die beiden starrten sich an. Ihre Lippen lagen aneinander, doch das schien für einen Moment keinen mehr zu interessieren. Wichtig war jetzt nur, was ihre Augen sagten. Bei Sasuke war es eindeutig Fassungslosigkeit. Bei Naruto war es eine überraschte Frage. Wenn er sie hätte aussprechen müssen, hätte er wohl gesagt: „Darf ich das wirklich tun?“ Sasuke antwortete dieser Frage nicht. Deshalb nahm Naruto seinen Kopf zurück, nur ein paar Zentimeter, und sagte: „Gomen.“ Sasukes Fassungslosigkeit wurde noch größer. Er entschuldigte sich? Wofür? Wofür hatte er ihn dann überhaupt erst geküsst? Und dann schloss Naruto die Augen und küsste ihn erneut. Das Maß der Fassungslosigkeit Sasukes war nun nicht mehr in Worte zu fassen. Naruto presste seine Lippen sanft auf seine, wieder und wieder, und änderte ständig ihre Position, als wüsste er einfach nicht, wie das, was er tat, tatsächlich funktionierte. Und so war es auch. Es war sein erster – absichtlicher – Versuch, jemanden zu küssen. Und er stellte sich dabei nicht gerade geschickt an. Sasuke hatte auch noch niemanden richtig geküsst, das hieß, nicht mehr als nur die Lippen eines anderen berührt – in allen Fällen übrigens bisher Narutos –, aber er wusste dennoch, dass ein richtiger Kuss etwas anderes war. Das interessierte ihn in diesem Moment jedoch recht wenig, denn er überlegte immer noch, wie er reagieren sollte. Er hatte gerade beschlossen, seine Augen zu schließen, um es vielleicht besser spüren zu können, was er tun sollte, hatte das aber nur einen Augenblick lang getan, da erschreckte die beiden ein lautes Klacken. Sofort schlugen sie die Augen auf, schauten sich an und schließlich um. Nichts bewegte sich, doch das mechanische Geräusch war definitiv aus ihrer unmittelbaren Nähe gekommen. Sein erster Gedanke war, dass jemand in eine Falle getreten war. Sofort sah er Kakashi vor seinem inneren Auge, wie er an einem Bein in der Luft baumelte. Aber das glaubte er nicht, dass seinem Trainer so etwas passieren würde. Doch egal, wer es gewesen war, Sasuke wollte sich gar nicht erst vorstellen, wie diese Szene für einen Außenstehenden aussehen musste: die Kleider auf dem Boden, beide oberkörperfrei, übereinander, die Köpfe auch jetzt nur wenige Zentimeter voneinander entfernt. Und das Schlimmste war: Er wusste nicht sicher, ob Naruto gesehen hatte, dass er seine Augen kurz geschlossen gehabt hatte. Er schaute sich unruhig um – die meiste Nervosität kam von der Nähe zu Naruto und der Frage, ob dieser nun glaubte, dass er sich auf den Kuss eingelassen hatte – und machte deutliche Anstalten aufzustehen. Der Blonde, der das bemerkte, rückte von ihm ab. Der Moment war vorbei. „Was war das?“, fragte Sasuke schließlich, als er aufgestanden war. „Ich habe keine Ahnung“, murmelte Naruto, während er sich umsah. „Aber ich glaube, es kam von oben.“ „Von oben?“, wiederholte Sasuke und schaute hinauf in die Baumkronen. Kakashi – ob als Affe oder in welcher Form auch immer – würde sie doch nicht etwa schon wieder beobachten? Er konnte sein Chakra definitiv nicht in der Umgebung spüren. Außerdem hatte sich das Geräusch eigentlich tatsächlich eher mechanisch angehört. Und nach einem Blick mit seinem Sharingan wusste er es sicher, dass niemand in der Nähe war. „Sollen wir nachsehen gehen?“, fragte Naruto jetzt und schaute zu Sasuke herüber. „Nein, es ist niemand da“, antwortete dieser ihm und schaltete sein Sharingan wieder aus. Fasziniert schaute Naruto dabei zu, wie die roten Iris verschwanden. „Ich weiß zwar nicht, was es war, aber ich denke, es ist nicht so wichtig.“ Kakashi, der gerade wieder bei Sakura auf der Leiter stand, wäre erleichtert gewesen, wenn er das mitbekommen hätte. Aber er hätte Sasukes Aussage auf jeden Fall widersprechen müssen. „Und was machen wir dann jetzt?“, fragte Naruto etwas unsicher. Er überlegte, wie sie wieder zu ihrer vorigen Tätigkeit zurückkehren könnten. „Ich denke, Kakashi wird früher oder später wieder zurückkommen“, meinte Sasuke. „Wir sollten also auf jeden Fall hier bleiben.“ Naruto nickte, wusste nicht, was er sagen sollte. Er überlegte, ob Sasuke es zulassen würde, wenn er ihn einfach wieder küsste. Aber Sasuke mied seinen Blick, schaute sich im Wald um oder sah hinab auf seine Füße. Nicht weit davon lag sein Shirt, das er jetzt vom Boden aufhob. Naruto öffnete den Mund, wollte ihn davon abhalten, sich wieder anzuziehen, doch er wusste nicht, wie. Er konnte schlecht sagen: „Nein! Bleib halbnackt!“ Deshalb schwieg er und schaute selbst auf den Boden zu seinem Shirt. Er dachte aber nicht im Entferntesten daran, es anzuziehen. Ihm war noch immer ziemlich heiß. Dann herrschte lange Zeit Stille. Sie hatten zwar schon oft zusammen warten müssen – meistens, wie jetzt, auf Kakashi –, doch nie war es eine so unangenehme Stille gewesen. Ihr Kuss lag unausgesprochen zwischen ihnen in der Luft. Keiner wagte es, dieses Thema anzuschneiden. Sasuke war es viel zu peinlich, was passiert war; er konnte mit dieser Situation noch nicht umgehen. Naruto dagegen würde zwar gerne etwas dazu sagen – und vor allem danach handeln –, doch er fand die richtigen Worte nicht und spürte nur allzu deutlich, dass es nicht einfach war, diese zu wählen. Ein falscher Satz und Sasuke würde ihm das vielleicht ewig nachtragen. Ganz zu schweigen davon, dass es ihm weitere Chancen auf solche Momente mit dem Schwarzhaarigen verbauen könnte. Er wusste ohnehin nicht, wie hoch die Chance war, dass sich noch einmal eine solche Gelegenheit ergab, jetzt da Sasuke wahrscheinlich eher zweimal darüber nachdenken würde, bevor er sich dem anderen näherte oder ihn unbekümmert näherkommen ließ. Auch jetzt konzentrierte Sasuke seine Sinne allein darauf, Narutos Position im Auge zu behalten, ohne ihn dabei anzusehen. Mit dieser Spannung in der Luft standen sie einige Minuten da. Gerade als Naruto zu sprechen ansetzte und vorschlagen wollte, dass sie doch noch einmal ihre neue Technik ausprobierten, da knackte ein Ast in einigen Metern Entfernung. Ihr erster Gedanke war es natürlich, dass ihre Wartezeit zum Glück bereits beendet war, da Kakashi zurück zu sein schien, doch als ein weiteres Knacken aus einer anderen Richtung folgte, schauten sie alarmiert um sich und griffen zu ihren Waffen. Gerade noch rechtzeitig, in Sasukes Fall, um den Kunai auszuweichen, die auf ihn zuflogen. Entsetzt schnappte Naruto nach Luft, doch mehr Zeit hatte er nicht, denn da kamen auch schon die ersten Shuriken auf ihn zu. Im nächsten Moment erfüllte das Klirren von Metall auf Metall den Wald und alles ging so schnell. Noch bevor Naruto einen Gegenangriff starten konnte, schlang sich ein Seil um seine Beine. Er fiel – mit dem Gesicht zuerst – ins Gras, denn seine Hände waren ebenfalls bereits zusammengebunden. „Kuso“, fluchte Sasuke, der das beobachtet hatte, und kämpfte sich seinen Weg zu Naruto durch. Doch er hatte keine Chance, da zwei in schwarz gekleidete Shinobi ihm zuvorkamen, Naruto packten, ihn dem einen über die Schulter warfen und – unter lauten Protestrufen des Blonden – mitnahmen, während drei andere vermummte Gestalten Sasuke angriffen. Durch den Anblick des verschleppten Narutos und vor allem dessen Hintern über der Schulter des Shinobi, war der Schwarzhaarige einen Moment unaufmerksam und bemerkte den vierten Angreifer nicht, der hinter ihm auftauchte und ihn mit einem Schlag in den Nacken außer Gefecht setzte. Als er wieder zu sich kam, war Narutos schadenfrohes Lachen das erste, was er hörte. „Ha, ha“, machte dieser. „Kakashi hatte recht“, meinte er. „Du wirst wohl immer bewusstlos.“ „Das wärst du auch, wenn man dich überhaupt hätte schlagen müssen, um dich zu verschleppen“, konterte Sasuke, während er sich aufsetzte und umsah. Sie waren noch immer im Wald, aber nicht mehr beim Fluss. Er war nun ebenso gefesselt wie Naruto. Zwei der Shinobi, die sie gefangen genommen hatten, saßen bei einem Lagerfeuer. Die anderen schienen sich in der Nähe aufzuhalten. Sie unterhielten sich lautstark. Sie schienen keine Angst zu haben, dass man sie entdeckte. Die Metallplatten an ihren Stirnbändern zeigten ein Symbol, das Sasuke noch nie zuvor gesehen hatte. Es sah ein wenig aus wie zwei kleine Herzchen. „Wer sind diese Typen und wo haben sie uns hingebracht? Und warum?“, fragte Sasuke leise, um keine Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen, doch die Ninja schienen überhaupt keine Notiz von ihnen zu nehmen. „Ich habe keine Ahnung“, antwortete Naruto. „Du musst doch gesehen haben, wo sie uns hingebracht haben?“, meinte Sasuke empört. „Schließlich warst du ja nicht bewusstlos.“ „Das habe ich nie behauptet“, sagte Naruto nun schmollend. Sasuke seufzte. „Das darf nicht wahr sein“, murmelte er. „Also“, begann er im Flüsterton. „Ich befreie mich aus den Fesseln, während du die beiden dort im Auge behältst“, erklärte er. „Dann binde ich dich los und wir fliehen in Richtung Westen, in Ordnung?“ „Wo ist Westen?“, fragte Naruto nur. Sasuke knirschte mit den Zähnen. „Folg mir dann einfach.“ „Okay“, willigte Naruto ein und schaute Sasuke dabei zu, wie er sich von den Fesseln zu befreien versuchte. Sasuke bemerkte das und meinte: „Du sollst die beiden da drüben im Auge behalten.“ „Ach so“, sagte Naruto eilig. „Ja.“ Er schaute zum Lagerfeuer herüber, über dem – köstlich duftend – etwas gebraten wurde, das verlockend nach Hühnchen aussah. „Kuso“, fluchte Sasuke kurz darauf wieder. „Was ist?“, fragte Naruto nach. „Die Entfesselungstechnik funktioniert nicht“, meinte Sasuke. „Jemand wollte wohl sichergehen, dass ich mich definitiv nicht befreien kann.“ „Was für eine Technik soll das denn sein?“, wollte der Blonde wissen. „Zum Fesselnlösen vielleicht?“, fragte Sasuke sarkastisch zurück. „Sag mir jetzt bloß nicht, dass du die nicht kennst.“ Als Naruto nicht antwortete, sondern ihn nur mit fragenden Augen ansah, seufzte er. „Okay, denk mit. Wie kommen wir hier wieder raus?“ Sasuke schaute sich an, wie Naruto gefesselt war. Zusätzlich zu den Seilen, die seine Arme und Beine zusammenbanden, war auch noch ein dünneres Seil um seinen Bauch gebunden, das seine Hände dort festzurrte. Zudem war das Ende dieses Seils an einen Pfahl gebunden, gegen den er sitzend lehnte. Er konnte sich also kaum bewegen. Von Sasuke dagegen waren nur die Hände gefesselt, diese dafür aber umso üppiger und so erbarmungslos fest, dass er keine Chance hatte, sich alleine daraus zu befreien. „Ich würde meine Fesseln ja versuchen durchzubeißen, aber ich komme nicht ran“, meinte Naruto plötzlich und zog an den Seilen, die seine Hände an seinen Körper banden. „Kannst du es nicht versuchen?“, fragte er jetzt und reckte sich Sasuke entgegen, so gut er konnte. Er stellte sich dazu mit angewinkelten Beinen unbeholfen auf seine Füße und wanderte mit ihnen so weit von seinem Pfahl weg, wie er konnte. „Bleib sitzen!“, zischte Sasuke und schaute nach, ob die Shinobi am Lagerfeuer bereits die Unruhe bemerkt hatten. Sie lachten und unterhielten sich vergnügt weiter über eine Buchreihe eines gewissen Jiraiyas, wie es schien. „Ich komm zu dir rüber, das ist viel unauffälliger“, erklärte der Schwarzhaarige leise und tat dies mit größter Vorsicht. Als er den anderen erreicht hatte, indem er langsam mit den Knien übers Gras gerutscht war, bemerkte er allerdings, was es bedeutete, dessen Fesseln lösen zu wollen. Vor allem als Naruto die Knie spreizte, um Sasuke sitzend Platz zu machen für seinen Kopf. „Was ist?“, fragte Naruto, als der andere zögerte. Er schaute zu seinen Händen hinab, die in seinem Schoß lagen, und begriff plötzlich, was den anderen hatte innehalten lassen. Einen Moment schauten sie sich an und es herrschte Stille. „Mach besser schnell, bevor sie uns bemerken“, sagte Naruto mit Blick zu den Shinobi. Sasuke zögerte noch, doch was sollte er tun? Hatte er eine Wahl? Sie hatten keine Ahnung, was diese fremden Shinobi mit ihnen anstellen würden. Weitaus Schlimmeres wahrscheinlich als das, was Sasuke nun tun musste. Doch als er sich hinunterbeugte, zwischen Narutos Beine, tief in seinen Schoß, konnte er sich nichts Schlimmeres vorstellen als das. Vorsichtig setzte er seine Zähne an, um so wenig wie möglich zu berühren dort unten, doch allein dass er dort atmen musste, gefiel ihm nicht. Er erinnerte sich nur zu gut daran, wie heiß Narutos Atem gestern gewesen war, als er dasselbe bei seinen Handgelenken getan hatte. Doch da waren diese weit entfernt von seinem Schoß gewesen. Sasukes Kopf wurde hochrot und knallheiß. Der einzige Trost für ihn war, dass Naruto das nicht sehen würde, weil er die Shinobi im Auge behielt – dachte er, denn als er während dem Reißen und Nagen an den Seilen zu Narutos Gesicht aufsah, fand er die blauen Augen des anderen starr auf sich gerichtet. Sasukes Augen weiteten sich jetzt mehr als sichtbar. Er konnte nicht umhin zu bemerken, dass auch auf Narutos Wangen ein roter Schleier lag. Und dieser peinlich berührte Blick machte die Situation noch unerträglicher für Sasuke, denn es zeigte, dass auch der andere sich der Intimität bewusst war. Er hatte das Seil jedoch fast durchgebissen. Er konnte jetzt nicht aufgeben. Er nuschelte etwas durch das Seil hindurch, nickte mit seinem Kopf in Richtung Lagerfeuer und Naruto verstand. Sofort riss er seine Augen von dem Anblick, den Sasuke zwischen seinen Beinen bot. Doch nicht für lange, denn er konnte die Tätigkeit des anderen nicht ignorieren. Und er musste sehen, was dieser tat, wenn er sich so nahe einer so empfindlichen Stelle befand, die ein Mann instinktiv beschützen musste. „Sasuke“, flüsterte Naruto jetzt und der andere schaute auf, ohne mit dem Nagen aufzuhören. „Maf?“, fragte Sasuke unverständlich, doch der Blonde hörte es allein an seinem genervten Tonfall, was es bedeutete: „Was? Was ist? Was soll das? Habe ich dir nicht gesagt, du sollst die am Lagerfeuer nicht aus den Augen lassen? Starr mich nicht so an!“ Naruto zögerte, bevor er sein Anliegen vorbrachte: „Ich muss pinkeln.“ Sasuke hielt einen Moment inne. Das war das Letzte, was er in dieser Situation aus dem Mund des anderen hatte hören wollen. Diese Frustration über diese Aussage packte Sasuke jetzt in seine Attacke auf das Seil und schaffte es nach kurzer Zeit tatsächlich, es durchzubeißen. „Danke“, sagte Naruto erleichtert, als Sasuke zurückwich und seinem Schoß wieder mehr Raum und Privatsphäre gab. „In meiner Gürteltasche sind noch Kunai“, flüsterte Sasuke jetzt, ohne das Lagerfeuer aus den Augen zu lassen. „Okay“, sagte Naruto, als er die Fesseln von seinen Händen schüttelte, „aber ich komme nicht ran.“ Seine Hände waren zwar befreit, doch sie waren noch immer an seinen Bauch gebunden. Und dieser wiederum an den Pfahl. Sasuke blieb nur die Option, seine Gürteltasche so nahe an Narutos Hände zu bringen, dass er hineingreifen konnte. Das – wie er mit einem unguten Gefühl im Magen feststellen musste – bedeutete, dass er Naruto seinen Hintern hinhalten musste. Das ist nur ein Traum, wiederholte er immer wieder in seinem Kopf, als er sich umwandte und rückwärts immer näher zu dem Blonden heranrückte, bis seine Finger seine Tasche erreichen konnten. Sasuke versuchte immer wieder, seine Augen auf das Lagerfeuer gerichtet zu lassen, doch er konnte nicht anders, als im Sekundentakt über seine Schulter zu Naruto zu schauen, bis dieser endlich in die Gürteltasche gegriffen, dort – für Sasuke deutlich spürbar – herumgewühlt und ein Kunai herausbefördert hatte. Jetzt drehte Sasuke sich wieder um und hielt Naruto seine gefesselten Hände hin. Vorsichtig zerschnitt dieser die Seile, bevor Sasuke ihm die Waffe abnahm und ihn von den Fesseln um seinen Bauch befreite. Zusammen machten sie sich gerade an den Fußfesseln des Blonden zu schaffen – wobei Naruto mit seinen Händen Sasuke nur im Weg war –, da rief plötzlich eine Stimme: „Hey! Sie haben sich befreit!“ Alarmiert sprangen beide auf die Beine, auch wenn Naruto danach noch nicht viel tun konnte, denn sie hatten die Seile um seine Knöchel noch nicht entfernt. Sasuke reagierte schnell und durchschnitt in einem Rutsch die restlichen Fesseln. „Ist unser Plan jetzt immer noch zu rennen?“, wollte Naruto eilig wissen. „Nein, Dobe! Natürlich nicht, kämpf!“, sagte Sasuke nur und griff an. Viel mehr als dieses eine Kunai hatte er allerdings nicht mehr. Die meisten Waffen hatte er bereits bei dem Überfall auf sie benutzt. „Kagebunshin no Jutsu!“, schallte es durch den Wald und Sasuke warf einen Blick über seine Schulter, bevor er einen der beiden am Lagerfeuer angriff. Er sah Naruto mit zwei Shuriken in der Hand auf ihn zulaufen. „Hier!“, rief er und gab Sasuke im Vorbeigehen eines davon, bevor er auf den anderen Shinobi losging. Nach einem Schlag in die Magengrube ging dieser zu Boden und so standen die beiden, mit Shuriken bewaffnet am Feuer und sahen sich um. Es dauerte nicht lange und die anderen vier kamen auf sie zu. Gleichzeitig warfen Naruto und Sasuke die Shuriken und rannten hinterher. Diejenigen, die rechtzeitig auswichen, wurden – in Sasukes Fall mit einem Kunai, in Narutos mit bloßen Fäusten – angegriffen, die beiden, die getroffen worden waren, verpufften noch im Flug. „Bunshin?“, fragte Sasuke verwirrt, doch er hatte keine Zeit, sich mehr Gedanken darüber zu machen, denn die restlichen zwei leisteten noch Widerstand. Doch nach einem Kick Narutos konnten sie auch das nicht mehr. Sie lösten sich ebenso in Rauch auf. „Waren das alle?“, fragte Naruto. Sasuke entgegnete: „Die Frage ist eher: Wo sind diejenigen, von denen die Bunshin stammen?“ Plötzlich hörten sie ein Klatschen. Verwirrt schauten sie sich um. „Nicht schlecht, nicht schlecht“, gratulierte Kakashis Stimme ihnen von irgendwoher. Sie hatten ihn noch nicht entdeckt. Jetzt sprang er von einem Ast und landete, für beide sichtbar, in der kleinen Lichtung. „Kakashi-sensei!“, rief Naruto überrascht aus, als hätte er seinen Trainer nicht bereits an seiner Stimme erkannt. „Das war schon sehr gut“, lobte dieser weiter, als Sasuke sein Kunai endlich sinken ließ. „War das ein Test?“, fragte der Schwarzhaarige sofort. „So könnte man es nennen, ja“, antwortete Kakashi. „Sollte das unser Teamwork zeigen?“, fragte Naruto. „Genau“, meinte Kakashi nur. „Ihr habt wirklich harmonisch zusammengearbeitet. Ich wusste doch, dass das Spezialtraining Früchte tragen würde.“ Er deutete auf das Lagerfeuer. „Zur Belohnung gibt es jetzt Mittagessen. Haut rein.“ Naruto freute sich riesig und strahlte zu Sasuke herüber. Dieser konnte gar nicht anders, als sich ebenfalls zu freuen. Dieses Lächeln war schon wieder Belohnung genug für ihn. „Aber ich muss zuerst dringend aufs Klo!“, rief Naruto plötzlich, als wäre ihm das bei Sasukes Anblick wieder eingefallen. „Aber nicht ohne mich anfangen!“, meinte er noch, bevor er in die Büsche verschwand. Sasuke schüttelte den Kopf und verzog sich selbst in eine andere Richtung, um sich ebenfalls zu erleichtern. Eine so gute Gelegenheit kam wahrscheinlich heute nicht wieder. Als beide zurückgekommen waren, setzten sich die drei um das Lagerfeuer und aßen die Hühnchen, deren Geruch den dreien ohnehin schon seit einer Weile in den Nasen lag. Während dem Essen erzählte Naruto Kakashi noch einmal, was passiert war, bis Sasuke ihn daran erinnerte, dass er das bereits wissen musste, wenn es Kagebunshin von ihm selbst gewesen waren. „Ano ne, ano ne!“, begann Naruto aufgeregt, als alle Hühnchen verschwunden waren. „Wir haben unsere Technik verbessert!“ „Technik?“, fragte Kakashi überrascht, während er das Feuer mit einer kleinen Wassertechnik löschte. „Ah, die neue Technik!“, rief er dann – schlecht gespielt – aus. „Na, dann lasst mal sehen“, meinte er nur und stellte sich demonstrativ wartend hin. „Komm, Sasuke!“, rief Naruto begeistert und stellte sich Schulter an Schulter mit dem Schwarzhaarigen und hielt seine rechte Hand bereit. Widerwillig führte Sasuke seine Hand zu der Narutos. Sie wiederholten die Prozedur von heute Morgen, als hätten sie das Training nie unterbrochen. „Katon: Goukakyuu no Jutsu!“, sagten sie, nachdem sie die Siegel geformt hatten, und pusteten so viel Chakra heraus, wie sie nur konnten. Die riesige Feuerkugel hatte kaum Platz auf der Waldlichtung. „Wow“, staunte Kakashi nach einem Moment der Sprachlosigkeit. „Unglaublich – äh – genau so habe ich mir das vorgestellt!“ Insgeheim dachte er: Naruto hat also die Führung übernommen. Moment. Bedeutet das, meine Vermutung war falsch und Naruto ist von beiden der dominantere Part? Sehr interessant. Wer hätte das gedacht. Da muss ich meine Trainingsmethoden wohl etwas anpassen… Aber was wundert es mich noch bei unserem Number-One-Surprising-Ninja? „Kann ich die Technik jetzt eigentlich auch allein?“, fragte Naruto auf einmal und wartete gar nicht erst eine Antwort ab, sondern probierte es einfach aus. „Katon: Goukakyuu no Jutsu!“, hallte es ein weiteres Mal durch den Wald, doch eine Feuerkugel gab es nicht noch einmal zu sehen. „Warum funktioniert es nicht, Kakashi-sensei?“, fragte er nun. „Hm…“, machte dieser nachdenklich. „Ich denke, du hast einfach kein Talent für das Feuerelement.“ „Waaas?!“, brauste Naruto auf. „Warui, warui“, winkte Kakashi sofort ab. „Ich hätte es vielleicht anders formulieren sollen“, murmelte er dann und sagte wieder lauter: „Das ist überhaupt nicht schlimm. Man kann nicht für alle Elemente geeignet sein.“ „Man kann schon“, warf Sasuke ein, nur um Naruto zu ärgern. „Du bist das ja auch nicht, bäh!“, sagte der Blonde und streckte dem anderen die Zunge heraus. „Noch nicht“, kam es arrogant vom Schwarzhaarigen zurück. „Was ich sagen will, ist“, schaltete sich Kakashi nun wieder ein. „Das war nur ein Test, um herauszufinden, ob Naruto-kun auch eine Affinität für das Feuerelement besitzt. Das ist zwar nicht der Fall, aber dafür haben wir ja bereits herausgefunden, dass du das Windelement beherrschen kannst. Ne, Naruto-kun?“ Der Blonde nickte übertrieben stolz. „Und das passt perfekt in diesem Fall. Denn Wind und Feuer ergänzen sich unglaublich gut.“ Jetzt horchten beide auf. „Das eine bestärkt das andere. Zusammen könnt ihr damit eine unglaublich mächtige Attacke kreieren. Viel stärker als das hier eben.“ „Wirklich?“, kam es sofort von Naruto. Kakashi nickte. Und dann erinnerte sich der Blonde wieder, was sein Trainer gesagt hatte, als sie vor zwei Tagen herausgefunden hatten, welches Element in Naruto steckte: „Das ist geradezu perfekt“, hatte er gesagt. „Ein besseres Element hättest du dir nicht aussuchen können.“ Wir ergänzen uns, wiederholte Naruto noch einmal in seinem Kopf und schaute zu Sasuke herüber. „Wenn ihr wollt, probieren wir das auch noch gleich aus“, meinte Kakashi. „Aber klar doch!“, kam sofort Narutos Reaktion. Sasuke sagte zunächst gar nichts, doch Kakashi nahm das als ein Ja und sagte: „Naruto stellt sich jetzt einmal auf die Brücke, mit Blick den Fluss hinauf“, koordinierte Kakashi die Übung. „Und Sasuke stellt sich hinter ihn und legt ihm eine Hand an den Rücken.“ Diese Anweisung gefiel dem Schwarzhaarigen gar nicht. Die Körpernähe zum anderen, dessen nackte Haut ständig an seiner spüren zu müssen, brachte ihn ganz durcheinander. Er folgte dem Blonden und zögerte, seine Handfläche an sein Schulterblatt zu legen. „Und jetzt“, begann Kakashi und unterbrach sich selbst. „Nein, Moment. Entschuldigt. Anders herum, anders herum.“ Er gestikulierte, rührte mit seinem Zeigefinger in einer imaginären Schale Pudding. Sasuke rechnete fast damit, dass er seinen Finger auch noch abschlecken würde. Ich habe immer noch das Bild von meiner alten Rollenverteilung im Kopf. Naruto ist der Seme und somit in diesem Fall natürlich hinten. „Sasuke, zieh bitte dein T-Shirt aus“, warf er dann noch ein. Widerwillig folgte der Schwarzhaarige der Anweisung, auch wenn er nicht genau wusste, warum. Wahrscheinlich war es einfach deshalb, weil er nicht wusste, wie er dagegen argumentieren sollte. Was er als Begründung nennen sollte, warum er das vor Naruto nicht so gerne tat. „Und jetzt legt Naruto-kun seine Hand an Sasuke-kuns Rücken, und während Sasuke-kun seine Feuerattacke macht, steuert Naruto-kun – und das ist wichtig – im richtigen Moment den Wind bei. Versucht das mal.“ Etliche Male hörten die drei: „Katon: Goukakyuu no Jutsu!“, aus Sasukes Mund und sahen die Feuerkugel langsam übers Wasser schweben, doch Narutos Wind ließ auf sich warten. „Du hast doch gesagt, du würdest das Element beherrschen!?“, meinte Sasuke irgendwann frustriert und Kakashi sah von seinem Buch auf. „Ja, das dachte ich auch“, sagte Naruto niedergeschlagen. „Mit den Blättern hat es funktioniert.“ „Ihr bekommt das schon noch hin“, meinte ihr Trainer zuversichtlich. „Manche Dinge brauchen Zeit. Hierbei braucht ihr aber vor allem den Einklang mit dem Partner.“ Kakashi ging hin, nahm Narutos linke Hand und legte sie auch noch an Sasukes Rücken. „Du musst spüren, wann Sasuke-kun die Technik einsetzt, um die Stelle zu finden, an der du selbst einsetzen musst.“ Er schob Naruto näher an Sasuke heran, drückte ihn gegen den anderen, sodass nicht nur seine Hände, sondern auch seine gesamten Unterarme an Sasukes Rücken auflagen. „Versucht es noch einmal.“ Und durch Zufall – Kakashi selbst war überrascht – funktionierte es dieses Mal. Die Feuerkugel rollte nicht einfach durch die Luft übers Wasser, nein, sie schoss regelrecht darüber hinweg und ihre Flammen züngelten fast doppelt so hoch. „Seht ihr, geht doch“, meinte Kakashi nur, als hätte er das die ganze Zeit vorhergesehen. Naruto rüttelte begeistert an Sasukes Schulter. „Hast du das gesehen? Hast du das gesehen?“, fragte er aufgeregt, weil der Schwarzhaarige noch gar nichts dazu gesagt hatte. „Natürlich habe ich es gesehen, Dobe“, schnaubte Sasuke, konnte aber das Lächeln nicht unterdrücken, als er über seine Schulter zu dem anderen zurückschaute. Kakashi lächelte ebenfalls unter seinem Mundschutz und klappte nun sein Buch zu. Für heute war es genug. Und ein schöneres Happy End konnte der Tag fast nicht haben. Und Kakashi war gespannt auf das, was er heute Abend noch auf seinem kleinen Fernsehbildschirm sehen würde. Er klopfte gegen eine der vielen Taschen an seiner Weste und versicherte sich, dass sich die Videokassette noch darin befand, die er, als die beiden bewusstlos waren, aus der Kamera genommen hatte. Sie schien voll zu sein, zumindest hatte das Gerät nicht mehr gefilmt, als er es geholt hatte. „So. Ihr geht jetzt besser nach Hause. Ihr müsst ausgeschlafen sein für morgen.“ „Wieso? Wird das Training da noch härter?“, wollte Naruto wissen. „Nein, morgen gibt es erst einmal eine kleine Trainingspause“, kündigte Kakashi an. „Was? Warum?“, fragte Naruto, der auf keinen Fall mit diesem Spezialtraining aufhören wollte. Aus diversen Gründen. Dass er dadurch tatsächlich neue Techniken lernte, war dabei mehr als nebensächlich geworden. „Wir haben morgen eine Mission“, erklärte Kakashi. „Die geht natürlich vor. Aber danach werden wir das Training definitiv fortsetzen. Die Fortschritte, die ihr macht, sind erstaunlich.“ Sasuke konnte keinen wirklich großen Fortschritt bei sich feststellen, aber er war dennoch erleichtert, dass sie das Training nicht beendeten, jetzt da es tatsächlich interessant zu werden schien –, auch wenn er fast noch mehr erleichtert war, dass er dann erst einmal einen Tag zum Ausruhen hatte nach diesen zwei Tagen anstrengenden Spezialtrainingstagen. Anstrengend allerdings mehr auf andere Weise als nur körperlich. „Also dann, um die gewöhnliche Zeit am Eingangstor“, waren Kakashis letzte Worte, bevor er die Hand hob und verschwand. „Was machen wir jetzt?“, fragte Naruto daraufhin, nicht ohne Hintergedanken. „Sollen wir noch weitertr–?“ „Ich gehe nach Hause“, fiel Sasuke ihm ins Wort. Naruto holte Luft, doch sparte sie sich erst einmal auf und folgte ihm. „Lädst du mich heute bei Ichiraku ein?“, fragte er hoffnungsvoll, nachdem sie eine Weile still nebeneinander hergegangen waren. „Nein“, antwortete Sasuke schlicht, wandte sich ab und ging ohne ein weiteres Wort. Er brauchte jetzt wirklich einmal eine Minute oder zwei für sich. Insgeheim wollte er sich diese Versprechung für einen Tag aufheben, an dem er nicht so viel Zeit mit dem Blonden verbracht hatte und nicht wusste, wie sonst er das ändern sollte. Naruto, der von diesen Gedanken natürlich nichts wusste, war enttäuscht und fragte sich, ob Sasuke seine Spielschuld überhaupt je begleichen würde. Vor allem aber wollte er wissen, wie der andere jetzt einfach nach Hause gehen konnte, nach dem, was heute zwischen den beiden gewesen war. ~ Was tue ich hier eigentlich?, fragte Naruto sich ein paar Minuten später, als er mit einem großen Umweg zu Sasukes direkter Route auf das Haus zuhechtete, in dem der Schwarzhaarige wohnte. Er wollte noch mehr Zeit mit ihm verbringen, wollte eine weitere Chance herauszufinden, was das zwischen ihnen war, doch er wusste nicht, wie er den anderen dazu bringen sollte, dem zuzustimmen. Er hoffte noch, dass ihm spontan ein Plan einfallen würde; immerhin würde er definitiv vor dem anderen ankommen. Das allerdings mit nur wenigen Minuten Vorsprung. Was sollte er in dieser Zeit schon ausrichten können? Würde ihm so schnell etwas Gutes einfallen? Als er ankam, schwebte ihm zunächst vor, sich ein geeignetes Versteck zu suchen, von dem aus er den anderen beobachten konnte, in der Hoffnung, dieser würde irgendwie verraten, was er dachte oder fühlte. Doch als er sich durch das Fenster in Sasukes Wohn- und Schlafzimmer hereingeschlichen hatte, stand er erst einmal nur verblüfft da. Die Wohnung war so tadellos aufgeräumt, dass sie beinahe zu glänzen schien. Naruto staunte. Der Vergleich zu seinem eigenen kleinen Reich war… schwierig. Nirgends lagen Wäscheberge oder irgendwelcher Müll. Das Bett war ordentlich gemacht und jeder Gegenstand schien seinen festen Platz zu haben. Auf der Kommode stand neben einem Wecker nur ein einziges gerahmtes Foto. Es war das von Team 7. Erst als Naruto ein Klicken im Türschloss hörte, erwachte er aus seiner Starre und verfiel sofort in Panik. Sasuke war schon hier und er hatte noch nicht einmal annähernd einen Plan, geschweige denn die Möglichkeit, noch unentdeckt zu fliehen. Hastig suchte er den Raum ab, der allerdings so gut aufgeräumt und auch noch so spärlich eingerichtet war, dass es kaum – bis gar keine – Versteckmöglichkeiten gab. Die Tür im Flur öffnete sich, ihm lief die Zeit davon und so schnappte er sich den Wecker von der Kommode, ließ ihn in der obersten Schublade – Oh, mein Gott! – unter Sasukes Unterwäsche verschwinden und verwandelte sich mithilfe eines Henge no Jutsu selbst in einen Wecker. Sasuke seufzte ausgiebig, als er seine Wohnung betrat. Erst jetzt konnte er wirklich spüren, wie erschöpft er war. Sein Kopf schien wie taub vor Überanstrengung. Er zog sich die Schuhe aus, legte seine Gürteltasche auf den Nachttisch und warf sich auf sein Bett. Dort seufzte er noch einmal ausgiebig und legte seinen Unterarm über seine Augen. „Das darf nicht wahr sein“, murmelte er. Naruto lauschte gebannt seinen Worten. Mehr sagte er jedoch nicht. Er nahm nur seinen zweiten Arm noch hinzu und legte beide Handflächen nebeneinander an die Stirn, bevor er einen frustrierten Laut von sich gab. Der Wecker schaute ratlos zu ihm herüber und fragte sich, was durch den Kopf des Schwarzhaarigen ging. Wenn Naruto nur gewusst hätte, dass der andere gerade an nichts anderes denken konnte als an die vergangenen Tage mit ihm, dann hätte er sich wahnsinnig gefreut, hätte es vielleicht sogar gewagt, sich zurückzuverwandeln, und hätte Sasuke einfach wieder geküsst. Einen weiteren niedergeschlagenen Seufzer von sich gebend stand dieser schließlich auf und zog sich in einer fließenden Bewegung sein Shirt über den Kopf. Das Ziffernblatt des Weckers färbte sich ein wenig rot. Sasuke warf das Kleidungsstück auf den Boden, bevor sich seine Finger an seinem Gürtel zu schaffen machte. Der zuvor weiße Wecker wurde zunehmend rötlicher. Sasuke stand auch noch in perfekter Sichtweite vor ihm, als er sich auch noch die Hose auszog. Dann folgten noch die Socken, die ebenfalls auf dem Kleiderhaufen landeten, den Sasuke jetzt unter den Arm nahm und aus dem Raum trug. Der Wecker konnte nur mit großen Augen hinterhersehen, wie sich der fast nackte Körper aus dem Raum bewegte. Ironischerweise konzentrierte sich Narutos Blick zuletzt auf genau das, was noch bekleidet war. Als auch Sasukes Hintern aus dem Raum verschwunden war, wusste Naruto nicht, ob er aufatmen sollte oder nicht. Einerseits war jetzt die perfekte Chance, um sich noch heimlich aus dem Staub zu machen, doch andererseits war jetzt auch die perfekte Chance, um noch mehr zu sehen. Als er das Rauschen des Wassers hörte, spielte er mit dem Gedanken, sich in etwas Kleines zu verwandeln, das sich ins Bad schleichen könnte, eine Maus vielleicht oder eine Kakerlake. Doch im Endeffekt war das Risiko zu groß, dass Sasuke ihn dann zertreten würde. Also, absichtlich. Er beschloss, dass es besser war, hier zu warten. Er hoffte nur, dass das die richtige Entscheidung war und sich später noch einmal eine Gelegenheit ergeben würde, um unbemerkt zu entkommen. Spätestens wenn der andere schlief, würde er sich wohl hinausschleichen können – dachte er. Wäre es aber nicht noch viel schlimmer, wenn er ihn auch noch nachts in seiner Wohnung erwischte? Was würde er erst dann von ihm denken? Er konnte es schon hören, wie er sich ungeschickt herauszureden versuchte: „Nein, nein! Ich habe mich nicht erst nachts hier reingeschlichen! Ich bin schon seit Stunden hier!“ Die Zweifel nahmen mit jeder Minute zu und Naruto überlegte, ob er nicht doch besser sein Glück nicht zu sehr ausreizen sollte. Schließlich hatte er eben Sasuke bereits fast nackt gesehen, was noch einmal bestätigt hatte, was für eine starke Reaktion dies in seinem Körper auslöste. Außerdem hatte Sasuke deutlich gezeigt, dass er frustriert war. Die Gründe dafür lagen zwar nicht klar auf der Hand, aber Naruto wollte sich einbilden, dass es daran lag, dass er es bereute, nicht auf den Vorschlag des gemeinsamen Ramen-Essens eingegangen zu sein, oder einfach daran, dass er allgemein momentan nicht sicher wusste, was er wollte, was er fühlte und was er fühlen wollte. Naruto ging es ähnlich, aber er hatte längst beschlossen, dass er es um jeden Preis herausfinden wollte, wohingegen Sasuke eher entschieden hatte, diese Fragen zu verdrängen, so gut er konnte. Narutos Gedanken begannen sich zu überschlagen, als er bemerkte, dass die Geräusche der Dusche gestoppt hatten. Und sie lösten sich in Luft auf, als Sasuke – nur mit einem Handtuch umgebunden – zurück ins Zimmer kam. Seine nassen Haare hingen ihm ins Gesicht und Naruto fühlte sich sofort an ihre Schwimmübung erinnert. An das Nebeneinanderliegen im Gras. Und schließlich an ihren Kuss heute Mittag. Er konnte nur starren, wie sich der schlanke Körper durch den Raum bewegte. Er erwischte sich dabei, wie er hoffte, dass das Handtuch sich lösen würde. Und er spürte, wie allein die Vorstellung das Blut in seinem Körper anders verteilte. Zielstrebig kam Sasuke nun auch noch direkt auf die Kommode zu – und somit auf den Wecker. Naruto bemühte sich stillzuhalten, auch wenn er in diesem Moment nichts lieber gewollt hätte, als fortzulaufen und seine Scham zu verbergen. Die nackte Brust des anderen kam immer näher, wurde in den Augen des Weckers immer größer. Sasuke öffnete die oberste Schublade – Oh, nein! – genau die Schublade, in die Naruto den echten Wecker gelegt hatte – dem Blonden blieb das Herz stehen. Wenn Sasuke den Wecker jetzt finden würde, wüsste er genau, dass der andere – also er selbst – eine Fälschung war. Und Naruto wollte sich gar nicht ausmalen, wie der Schwarzhaarige dann reagieren würde. Sasuke nahm sich eine frische Unterhose von dem Stapel und schob die Schublade wieder zu. Zu Narutos Glück hatte er den Wecker nicht bemerkt. Er wollte aufatmen, doch das konnte er erst, als Sasuke sich weiter entfernt hatte. Nach zwei Schritten allerdings löste dieser das Handtuch um seine Hüften und warf es auf das Fußende des Bettes. Der Wecker bekam nun eine knallrote Farbe – und keine Luft mehr. Naruto spürte, wie sich der kürzeste der drei Zeiger des Weckers von allein anhob und gegen das Glas drückte. Zum Glück hatte Sasuke schnell seine Unterwäsche angezogen und griff unter sein Kopfkissen, von wo er seinen Schlafanzug hervorholte. Diesen zog er nun ebenfalls an und setzte sich dann aufs Bett, um dort seine Haare trocken zu rubbeln. Naruto schaute fasziniert dabei zu und beruhigte sich so automatisch wieder ein wenig bei dieser friedlichen Szene. Auch wenn die Schmetterlinge im Bauch nicht verschwanden. Plötzlich schaute Sasuke direkt zu ihm herüber. Als hätte er seinen Blick bemerkt. Naruto erstarrte in seiner Reglosigkeit. Zum Glück wanderten Sasukes Augen auch gleich weiter, nachdem er die Uhrzeit abgelesen hatte. „Hm?“, machte Sasuke jetzt jedoch überrascht und blickte zum Wecker zurück, dessen Zeiger mucksmäuschenstill hielten. Verdammt, verdammt!, fluchte Naruto innerlich und erinnerte sich wieder, was er war – oder zumindest, was er darstellen sollte – und schickte hastig den Sekundenzeiger los. Hoffentlich würde Sasuke sich nichts weiter dabei denken, dass die Uhr einen kleinen Herzstillstand gehabt hatte. Das jedoch war es gar nicht, was Sasuke bemerkt hatte. So kurz, wie er auf das Ziffernblatt geschaut hatte, war ihm die Bewegungslosigkeit überhaupt nicht aufgefallen, was er allerdings registriert hatte, war eine seltsame Andersartigkeit des Weckers an sich. Er schien mehr orange als weiß zu sein, vor allem aber war etwas anderes nicht ganz richtig. Sasuke stand vom Bett auf und trat mit gerunzelter Stirn näher. Naruto wusste nicht, was er tun sollte. Er versuchte, sich auf seine Aufgabe – das Sekundenzählen – zu konzentrieren, aber Sasukes Annäherung scheuchte jetzt mehr als nur ein paar Schmetterlinge auf und brachte den Wecker vollkommen aus dem Takt. „Wie kann denn das…?“, murmelte Sasuke vor sich hin und streckte seine Hand nach dem Wecker aus. Naruto verlor die Kontrolle. Er atmete unregelmäßig, bewegte den Sekundenzeiger mal vor, mal zurück, und konnte es auch nicht verhindern, noch stärker rot anzulaufen. Er hat mich, dachte Naruto entsetzt. Jetzt gibt es kein Entkommen mehr. Sasukes Hand schloss sich um den Wecker. Naruto hoffte immer noch, dass er ihm nur einen Schlag verpassen und ihn dann wieder absetzen würde. Was, wenn er ihn in den Mülleimer warf? Sasuke schüttelte den Wecker ein paar Male kräftig und brachte Narutos Inneres damit noch mehr in Unruhe. Dann klopfte er gegen das Glas und der Blonde begriff, dass das, was Sasukes Aufmerksamkeit erregt hatte, unter anderem der nach oben gebogene Stundenzeiger war. Panisch überlegte Naruto hin und her, ob er nun den Zeiger wieder gewaltsam hinunterdrücken sollte, doch das würde Sasuke dann nicht entgehen und ihn nur noch mehr verraten. Deshalb ließ er es sein, ebenso wie das Sekundenzählen, das er bei all der Panik wieder vergessen hatte. Verwundert drehte Sasuke den Wecker in seinen Händen und machte sich an der Abdeckung der Batterien zu schaffen. Naruto wusste nicht, wie ihm geschah. Alles, was er spürte, waren Sasukes Hände und vor allem seine warmen Finger, die sich in ihn hineinbohrten, um die Batterien herauszuholen. Naruto spürte deutlich, dass er das nicht mehr lange aushalten würde. Er war bereits an dem Punkt, an dem er nicht mehr wusste, was schlimmer war: diese Tortur auszuhalten oder sich jetzt zurückzuverwandeln und Sasuke wissen zu lassen, was genau er gerade in der Hand hatte und worin er gerade herumpulte. Naruto starb fast vor Scham. Vor allem, weil er sich nicht zu sehr verkrampfen durfte, denn so bekam Sasuke die Batterien nicht aus ihm heraus. Endlich nahm der Schwarzhaarige seine Finger zurück und stellte den Wecker – mitsamt Zubehör – auf dem Schrank ab. Naruto war so erleichtert, dass er endlich wieder richtig durchatmen konnte, doch er fühlte sich so entblößt. Seine Abdeckung lag neben ihm und er spürte die Kälte an seiner Hinterseite, vor allem jetzt, da Sasukes warme Finger nicht mehr da waren. Wenn der Schwarzhaarige nicht noch im Raum gewesen wäre, hätte Naruto sich jetzt definitiv aus dem Staub gemacht. Dieses Erlebnis musste er erst einmal verarbeiten – und er musste dringend etwas gegen den verbogenen Zeiger tun. Doch Sasuke blieb im Zimmer, ging nur an die Schublade eines kleinen Telefontisches und nahm etwas heraus, bevor er wieder zum Bett – nein, zur Kommode – zurückkam. Naruto konnte nur noch starren, als er die Batterien in Sasukes Händen sah. Hh…!!! Mehr konnte er in diesem Moment nicht denken. Als Sasuke den Wecker wieder hochhob, war Naruto der Ohnmacht nahe. Er wusste, was jetzt kommen würde. Er versuchte, sich mental darauf vorzubereiten, doch das konnte er nicht. Er konnte es nur bereuen, dass er nicht die Flucht ergriffen hatte, als Sasuke ihm kurz den Rücken zugekehrt hatte. Jetzt hielten seine Finger ihn fest, drückten gegen die kleinen, aber für ihn großen Stromspeicher und pressten sie somit gegen Narutos Körper. Dieser war so angespannt, dass er fürchtete, dass die Batterien dem anderen wieder entgegenschießen würden. Als beide endlich hielten, drehte Sasuke sich das Ziffernblatt des Weckers zu und der Blonde begriff, dass er jetzt funktionieren musste, wenn er diesen Tag lebend überstehen wollte. Es brauchte all seine Körperbeherrschung, sowohl diese beiden Fremdkörper in sich festzuhalten, als auch den Sekundenzeiger in glaubwürdiger Geschwindigkeit zu bewegen. Einundzwanzig, zweiundzwanzig…, versuchte er ruhig zu zählen. Die Gefahr, dass er zu schnell war, war ziemlich groß, doch Sasuke bemerkte es nicht, dass nicht jede Sekunde exakt gleich lang war. Er wunderte sich nur, dass der Stundenzeiger nach wie vor so weit nach oben geklappt war. Er schüttelte jedoch nur leicht den Kopf und drehte dann an dem Rad, um die Uhrzeit einzustellen. Denn auch das hatte Naruto falsch gemacht. Er zeigte über zwei Stunden zu spät an. Sasuke korrigierte das und Naruto wusste gar nicht, wo genau er dazu gerade an seinem Körper herumschraubte. Jede Berührung ging ohnehin durch seinen ganzen Körper. Seine Nerven waren zum Zerbersten angespannt. Bitte lass es jetzt zu Ende sein… Tatsächlich machte Sasuke nun die Klappe über den Batterien wieder zu und stellte den Wecker zurück an seinen Platz auf der Kommode. Dann wandte Sasuke sich ab und setzte sich aufs Bett. Naruto war dankbar für diesen Abstand und für die herbeigesehnte Berührungslosigkeit, aber der Druck in seinem Körper war noch immer da. Die Batterien drückten bereits so stark gegen die Abdeckung, dass er fürchtete, dass sie aufspringen würde. Deshalb flehte er den Schwarzhaarigen stumm an, dass er den Raum verlassen sollte. Er wollte hier raus. Und vor allem wollte er die Batterien aus sich heraus haben. Lange Sekunden saß Sasuke nur auf seinem Bett und tat nichts, als vor sich auf den Boden zu starren. Er schien nicht vorzuhaben, sich demnächst von der Stelle zu bewegen. Das gefiel Naruto gar nicht, der nicht mehr wusste, wie lange er noch durchhalten würde. Es war ein besonders unangenehmes Gefühl, die kalten Batterien in sich stecken zu spüren. Vom Bett aus schaute Sasuke dann auch noch lange zu ihm herüber – oder eher zu dem Bilderrahmen – und zwang ihn, seine Funktionen als Uhr zu erfüllen. Diese Minuten waren die mit Abstand schlimmsten seines bisherigen Lebens. Plötzlich rührte sich Sasuke wieder und Naruto verfolgte angespannt, wie er sich mit dem Handtuch in der Hand erhob und in Richtung Hausflur entfernte. Der Blonde schätzte, dass er nicht lange in diese Richtung verschwinden würde – wahrscheinlich nur zu einem kleinen Wäscheraum gleich nebenan –, doch er konnte nicht mehr warten. Er würde jetzt jede Chance nutzen, um dieses drückende Gefühl loszuwerden. Deshalb verwandelte er sich zurück, schnappte sich die fortschießenden Batterien, bevor sie geräuschvoll auf dem Boden aufgekommen wären und sprang aus dem Fenster, das er leise wieder zuschob, bevor er, so schnell er konnte, nach Hause rannte. Erst dort angekommen, blieb er stehen und atmete tief durch. Er blickte auf die Batterien in seiner Hand und warf sie auf seinen Esstisch. Er rieb sich seinen Hintern, um das seltsame Gefühl darin zu verwischen. Er wagte es noch eine Weile nicht, sich tatsächlich hinzusetzen. Und auch dann nur auf sein weich gepolstertes Bett. Sasuke hatte nichts bemerkt. Er ging durch sein Wohn- und Schlafzimmer in die Küche, um sich etwas zum Abendessen zu machen. Naruto dagegen hatte absolut keinen Appetit mehr. Kakashi saß derweil bei sich zu Hause und aß Popcorn, während er auf seinen Fernsehbildschirm starrte. Dort konnte er beobachten, wie sich Naruto über das Gras zu Sasuke herüber bewegte. Als der Blonde seine Lippen auf die des Schwarzhaarigen legte, sog Kakashi scharf die Luft ein und ein Stück Popcorn blieb ihm im Hals stecken. Er hustete und schlug sich gegen die Brust, bevor er nach der Cola griff und das Popcorn hinunterspülte. Als er damit fertig war, sah er, wie sich Naruto seinen Kopf erneut zu Sasuke herabsenkte, doch bevor seine Lippen die des anderen ein weiteres Mal berührten, wurde der Bildschirm schwarz. Das Band war zu Ende und das Abspielgerät stoppte mit einem lauten Klacken. Verdammt!, fluchte Kakashi innerlich und schrieb sich auf seine mentale Einkaufliste, dass er sich unbedingt eine Videokassette mit längerer Aufnahmezeit kaufen musste. ~ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)