Life sounds like Booyakasha! von RaoulVegas (Einer für alle und alle auf einen!) ================================================================================ Kapitel 1: Daring Rescue ------------------------ Langsam spaziert der junge Mann durch die Straßen New Yorks. Es ist ein schöner Tag, warm und angenehm. Der Duft von tausenden Blumen liegt in der Luft und die Vögel versuchen sich gegenseitig mit ihren zauberhaften Melodien zu übertreffen. Eine laue Brise weht ihm ein paar schwarze Strähnen aus der Stirn und lässt ihn all die Hektik und den Lärm der Großstadt vergessen. Er fühlt sich wohl hier, auch wenn er seine Heimat Japan auch noch nach all der langen Zeit vermisst, genauso wie die geliebten Menschen, die ihm genommen wurden. Dennoch ist er froh hier zu sein, in einem neuen Leben, ohne den Schmerz und den Kummer, der ihm einst von seinem engsten Freund angetan wurde. Allerdings weiß er, dass genau dieser Freund jetzt am anderen Ende New Yorks lebt und nur auf seine Chance wartet, ihm auch dieses Leben zu zerstören. Aber Yoshi genießt wie auch sein Rivale ein großes Ansehen in der Stadt, doch es ist kein Geheimnis, dass die beiden Dojos nicht gut auf einander zu sprechen sind, weswegen sie sich normalerweise aus dem Weg gehen und ihre Feindseligkeit nur in alljährlichen Turnieren zur Schau stellen. Ein Seufzen entkommt dem Mann, der von seinen Schülern nur liebevoll Meister Splinter genannt wird. Doch plötzlich wird er durch einen schrecklichen Krach aus seinen Gedanken gerissen. Ungläubig blickt er sich um und weiß im ersten Moment gar nicht, wo er sich befindet. Er war so in den alten Zeiten versunken, dass er gar nicht gemerkt hat, wie er sich immer mehr von seinem ursprünglichen Weg entfernt hat und nun mitten vor einer riesigen Baustelle gelandet ist. Beinahe wäre er mit dem Absperrzaun zusammengestoßen. Neugierig legt er die Finger um die dünnen Metallgitter und blickt hindurch. Schwere Maschinen dominieren sein Blickfeld, darunter etliche Bagger und Tieflader. Doch am größten erhebt sich eine Abrissbirne vor ihm in die Luft. Die riesige Metallkugel an ihrem Ende pendelt leicht vor sich hin, während der Fahrer scheinbar eine geeignete Position für den ersten Schlag sucht. Der Lärm ist schier unerträglich und so entfernt sich Yoshi lieber wieder. Als er ein Stück weiter den Zaun entlang geht, entdeckt er eine Tafel, auf der verkündet wird, dass das alte Bürogebäude heute abgerissen wird, um dort ein Einkaufszentrum zu bauen. Angewidert von diesem Gedanken, noch so einen hässlichen Würfel in diese ohnehin schon überfüllte Stadt zu stellen, in den die Leute wie verrückt hineinstürmen, um sinnlosen Mist zu kaufen, entfernt sich der jungen Mann lieber schnell. Dieser grenzenlose Materialismus ist eines der wenigen Dinge, die ihn an dieser Stadt stören. Der ständige Lärm ist da ein weiterer Punkt. Man kann sich ja selbst kaum noch denken hören. Gut, dass sein Dojo in einer sehr ruhigen und friedlichen Gegend liegt und genau dahin möchte er jetzt auch auf dem schnellsten Weg wieder hin. Also läuft er an dem Zaun entlang, um zurück zur Straße zu kommen, die ihn hoffentlich schnell wieder nach Hause bringen wird. Dabei versucht er den Lärm um sich herum auszublenden, um die wenigen schönen Klänge wieder einzufangen, bevor ihm der Kopf platzt. Es gelingt ihm auch ganz gut. Doch dann wird die angenehme Melodie der Stille in seinem Kopf von dem kläglichen Schreien eines Babies zerrissen. Irritiert sieht er sich um. Außer ihm und den Arbeitern ist sonst keine Menschenseele zu sehen. Wo nur kommt dann das Schreien her, das ihm fast das Herz zerreißt, weil es sich wie die Todesschreie seiner eigenen Tochter anhören? Bei dem Gedanken daran fangen seine Augen an zu brennen und die Bilder jener schrecklichen Nacht erscheinen vor ihm. ‚MIWA!‘, hört er sich selbst in seinem Kopf schreien. Dann sieht er nur noch das Feuer, das sie aus seinem Leben gerissen hat. Er presst die Augen fest zusammen und ballt die Hände zu Fäusten, in der Hoffnung diese schrecklichen Bilder nicht mehr sehen zu müssen. Schließlich lösen sie sich langsam auf. Angestrengt geht sein Atem, als hätte er einen langen Kampf hinter sich gebracht. Ja, es ist ein Kampf, den er wohl niemals gewinnen wird. Als er glaubt, sich wieder unter Kontrolle zu haben, will er weitergehen. Yoshi kommt allerdings nur zwei Schritte weit, dann hört er erneut das Schreien. Diesmal hört er es viel deutlicher und sein Instinkt hindert ihn am Weitergehen. Er konzentriert sich auf das Geräusch und blendet alles andere aus. Schließlich kommt er zu dem Schluss, dass die Schreie aus dem Bürogebäude kommen, das in diesem Augenblick den ersten Schlag der Abrissbirne einstecken muss. „Nein…“, flüstert er. Es ist wie ein Déjà-vu. Doch diesmal hat er noch Zeit, etwas zu unternehmen. Ohne einen weiteren Gedanken zu verschwenden, springt Yoshi mit einem Satz über den meterhohen Absperrzaun und sprintet auf das Gebäude zu. Die Arbeiter sind so vertieft, die Abrissbirne zu beobachten, während sie ihr Bier trinken, dass sie nicht bemerken, wie der Schwarzhaarige ein Fenster einschlägt und dann in dem dunklen Schlot verschwindet. Das Gebäude ist von Innen total runtergekommen und weckt den Anschein, als wenn hier schon seit Jahren niemand mehr gewesen ist. Es riecht nach Schimmel und Unrat und er könnte schwören, gerade eine Ratte gesehen zu haben, die auf der Flucht vor dem plötzlichen Lärm davonhuscht. Alles andere als eine gute Umgebung für ein Baby! Hier drinnen sind die Schrei viel deutlicher zu hören und so braucht er nicht lange, bis er den richtigen Raum gefunden hat. Und tatsächlich ist dort ein Baby. Aber es ist nicht allein. Drei weitere Kinder unterschiedlichen Alters kauern sich mit dem Baby in die hinterste Ecke des Raumes. Sie zittern und scheinen nicht zu verstehen, was um sie herum passiert. Wieder spürt Splinter diesen Stich im Herzen und vergeudet daher keine weitere Sekunde. Als er nur wenige Schritte von ihnen entfernt ist, staunt er allerdings nicht schlecht. Als die Kinder ihn bemerken, nehmen sie augenblicklich eine Abwehrhaltung ein. Der sehr schmale, vielleicht 5-jährige, Junge, der das Baby im Arm hält, wendet Yoshi den Rücken zu und schließt die Arme noch enger um den Säugling. Der zweite Junge ist deutlich kräftiger gebaut, scheint aber im selben Alter zu sein. Er legt die Arme um den Brünetten und das Baby und blickt erschrocken zu Splinter auf. Doch am eindrucksvollsten ist wohl der dritte Junge. Er hat feuerrote Haare und ist vielleicht gerade mal 3 Jahre alt. Dennoch blickt er dem Ninjameister furchtlos entgegen und hält sogar ein kurzes Stück Stahl an den Händchen, um damit wohl seine Freunde zu beschützen. Seine gelbgrünen Augen sehen Yoshi so kalt entgegen, dass der junge Mann kaum glauben kann, dass er hier ein kleines Kind vor sich hat. Dann ist ein gewaltiges Krachen zu hören, als die Abrissbirne erneut das Gebäude trifft. Der Boden bebt, Staub und Steine rieseln von der Decke hinab, Fensterscheiben zerspringen und irgendwo fällt Metall klappernd zu Boden. Die beiden Jungen mit dem Baby zucken erschrocken zusammen, pressen sich noch enger aneinander und schreien auf. Doch der Rothaarige steht unbeeindruckt noch immer vor Splinter und funkelt ihn böse an. „Verschwinde, oder ich schlag dir den Schädel ein!“, brüllt er dem Ninjameister entgegen und hebt warnend die Metallstange noch etwas höher. Splinter ist mehr als nur beeindruckt, von so viel Mut, allerdings macht ihn dieser Anblick auch furchtbar traurig. Was haben diese Kinder durchgemacht, dass ein 3-jähriger zu solchen Worten fähig ist? Yoshi schiebt seine Gedanken beiseite und konzentriert sich darauf, die Kinder hier so schnell wie möglich rauszubringen. „Wir müssen hier sofort raus! Hier bricht gleich alles zusammen!“, versucht er den Kindern zu erläutern. Er macht einen Schritt vorwärts, doch der Rothaarige stellt sich ihm sofort in den Weg und holt mit der Metallstange aus. Es ist keine große Kunst, diesen Schlägen auszuweichen, dennoch springt der scheinbar Älteste der vier augenblicklich auf und stellt sich schützend vor den Fremden. „Raph, hör auf, er hat recht!“, versucht der schwarzhaarige Jungen seinen Freund zur Vernunft zu bringen. Der kleine Junge namens Raph, scheint aber wenig von den Worten des Älteren zu halten. „Nein Leo, er ist böse, so wie sie alle böse sind und jetzt geh mir aus dem Weg!“ Der Rothaarige holt mit dem Metallstab aus, um seinen Worten Nachdruck zu verleihen. Doch er hat nicht damit gerechnet, dass Leo einfach stehen bleiben würde und so trifft in das Eisen an der Schulter. Leo zuckt zusammen, dennoch gibt er keinen Mucks von sich, sondern steht weiterhin schützend vor dem Ninjameister. Erschrocken darüber Leo und nicht den fremden Mann getroffen zu haben, lässt Raph die Stange klirrend zu Boden fallen. Mit tellergroßen Augen sieht er zu dem Älteren auf. „Leo – ich – ich…“, setzt er scheinbar zu einer Entschuldigung an, doch dann setzt er einen wütenden Blick auf. „Bist du bekloppt? Warum stellst du dich mir in den Weg? Soll ich dir auch den Schädel einschlagen?“, plustert sich der Kleine vor ihm auf. „Versuchs doch!“, fordert ihn Leo heraus. Wutentbrannt versucht der Rothaarige auf den Älteren loszugehen. „AUFHÖRN!“, ertönt plötzlich die Stimme des Braunhaarigen hinter ihnen. Mit dem schreienden Baby auf dem Arm kommt er auf die anderen zu. „Da draußen befindet sich eine 10 Tonnen schwere Abrissbirne und wenn wir nicht sofort verschwinden, sind wir platt wie Pfandkuchen!“, ermahnt er die beiden Streithähne und sieht dann zu Splinter empor, als würde er Bestätigung suchen. „Er hat recht! Das Haus wird jeden Moment in sich zusammenstürzen!“ Als würde es seinen Worten noch mehr Nachdruck verleihen, schlägt die Abrissbirne erneut zu. Erschrocken zucken sie alle zusammen. Yoshi fängt sich aber schnell wieder und schnappt sich die Jungs, ehe sie wieder zu streiten anfangen. Die Gegenwehr, die ihm Raph entgegenbringt ignoriert er gekonnt und springt mit den vier Kindern auf dem Arm durch das nächste Fenster. Wie sich herausstellt, gerade noch rechtzeitig. Als Yoshi den Absperrzaun erreicht, schlägt die Abrissbirne gerade durch das Zimmer, indem sie bis eben noch gestanden haben. Den Schreck noch tief im Nacken springt Splinter über den Zaun und landet mit den Kindern sicher auf dem Gehweg. Als er sie jedoch absetzen will, stellt er fest, dass die drei Jungs ohnmächtig geworden sind, nur das Baby schreit immer noch aus vollem Hals. Leicht hilflos betrachtet er die Kinder und überlegt, was er jetzt tun soll. Schließlich kommt er zu dem Schluss, dass es wohl das Beste ist, sie erst einmal mitzunehmen und dann die Behörden zu informieren. Als er endlich von dem Lärm der Baustelle weg und die lästigen und verstörten Blicke der Fußgänger los ist, warum in Gottes Namen er vier reglose Kinder auf dem Arm hat, wird es still um ihn. Als er auf die Kinder hinabblickt, stellt er fest, dass das Baby aufgehört hat zu schreien und ihn stattdessen neugierig mit seinen großen blauen Augen mustert. Wieder spürt er einen schmerzhaften Stich in seinem Herzen und muss an seine tote Tochter denken. Er schiebt den Gedanken gequält beiseite und lächelt dem Baby sanft entgegen. Zu seiner Freude erwidert der Säugling sein Lächeln vergnügt und sieht sich dann glucksend in der Gegend um. In diesem Augenblick wird Splinter klar, dass dies nicht das einzige Abenteuer sein wird, dass er mit diesen Kindern bestreiten muss, allerdings kann er sich noch nicht erklären, woher dieses Gefühl kommt. Nicht lange später erreicht er sein Dojo. Er bringt die Kinder in den Raum, den er als Schlafzimmer benutzt und legt sie dort auf seinen Futon. Die drei sind noch immer völlig weggetreten, nur das Baby schaut sich mit großen Augen in dem Raum um. Yoshi eilt zum Telefon und ruft in dem Alternsheim an, das direkt neben seinem Dojo steht. Dort arbeitet und wohnt ein guter Freund von ihm, der als Arzt beschäftigt ist. Wenn sich einer seiner Schüler beim Training verletzt, kommt Thomas immer vorbei und kümmert sich darum. Nun hofft Splinter, dass Thomas ihm auch hierbei helfen kann. Erleichtert legt der Ninjameister den Hörer auf und kehrt zu den Kindern zurück. Amüsiert beobachtet er, wie das Baby durch das Zimmer krabbelt und alles versucht anzufassen. Keine fünf Minuten später kommt der Arzt durch die Tür und staunt nicht schlecht, über Splinters plötzlichen Kindersegen. Knapp erzählt Yoshi ihm, was vorgefallen ist, während Thomas die Kinder untersucht. Zum Glück scheint es den Vieren gut zu gehen. Tiefe Erleichterung macht sich in dem Meister breit. Noch einmal hätte er es nicht verkraftet, ein Kind sterben zu sehen. Bald darauf werden die Jungs auch wieder munter und erzählen den beiden Männern, wie sie in diese Lage gekommen sind. Oder versuchen es zumindest. Viel mehr als ihre Namen wissen sie nicht. Vielleicht haben sie durch all das einen Schock erlitten? Allerdings erfährt Splinter noch, dass die vier Brüder sind und die Namen berühmter Künstler tragen. So heißt Leo eigentlich Leonardo und Raph Raphael. Der Brünette heiß Donatello, wird aber Donnie genannt und das kleine Baby heißt Michelangelo bzw. Mikey. Diese Namen findet Splinter ziemlich interessant. Wer immer die Eltern dieser Kinder sind, sie scheinen Ahnung von Kunst zu haben. Und bei so ungewöhnlichen Namen wird es wohl auch nicht schwer sein, ihre Eltern zu finden. Doch dieser Gedanke stellt sich als Irrtum heraus… Kapitel 2: The Way of Bushido? ------------------------------ Zwei Monate später… Splinter hatte sich alles so leicht vorgestellt. Doch das Schicksal scheint gespürt zu haben, dass er sein Herz an die vier Jungs verloren hat. Man will es kaum glauben, aber niemand kennt die Kinder. Yoshi hat in der ganzen Stadt herumtelefoniert, doch ohne Ergebnis. Weder Krankenhäuser, noch Schulen oder Ämter haben irgendwelche Daten. Selbst die Polizei steht vor einem Rätsel. Niemand vermisst diese Kinder. Der Sensei ist sogar zu dem Schluss gekommen, dass die Kinder vielleicht nicht mal hier in New York geboren wurden, wer weiß, vielleicht nicht einmal in Amerika. Doch Splinter sieht das Ganze als eine Fügung des Schicksals, ein gutes Omen der Götter, die ihn für sein endloses Leid entschädigen. Nachdem die Stadtgewalt die Suche nach den Eltern der Kinder aufgegeben hat, ist Yoshi jetzt offiziell als ihr Vater eingetragen und sehr stolz darauf. Dennoch nerven ihn die ständigen, unangekündigten Besuche des Jungendamtes, die kontrollieren, dass die Kinder es auch gut haben und Splinter mit ihnen nicht überfordert ist. Vier Kinder sind allerdings auch ganz schön viel, wie der doch ziemlich unerfahrene Vater feststellen muss. Es ist so anders, als mit Miwa. Zwar ist Michelangelo auch noch ein Baby und sogar geschätzt in ihrem Alter, aber er ist so übereifrig und scheint niemals müde zu werden. Thomas spricht sogar davon, dass der Junge hyperaktiv sein könnte und das zerrt doch ziemlich an Yoshis Nerven. Zwar sollte man ein Baby eh nie unbeaufsichtigt lassen, aber schon ein Wimpernschlag scheint dem Jungen zu genügen, um irgendetwas anzustellen oder sich in Schwierigkeiten zu bringen. Für jemanden, der weder laufen noch stehen kann, ist der Kleine äußerst schnell und Angst scheint er ja wohl mal gar nicht zu haben. Im Gegenteil, es scheint eher so zu sein, dass er alles und jeden lieb hat. Seine Brüder sind da ganz anders, aber sie haben ja auch schon bei weitem mehr mitgemacht, als er, auch wenn sie sich nicht mehr daran erinnern können. Raphael ist wohl das tausendprozentige Gegenteil seines kleinen Bruders. Er ist laut, respektlos, ungehorsam, dickköpfig, stur und neigt zu unkontrollierten Wutausbrüchen. Dennoch hat er ein sehr inniges Verhältnis zu Mikey und versucht ihn vor der ganzen Welt zu beschützen. Manchmal darf Yoshi nicht einmal in die Nähe des Jungen, ohne das Raphael etwas dagegen hat. Leonardo ist da ganz anders. Er ist ruhig, ausgeglichen, folgsam, sehr respektvoll und höflich und für sein Alter ziemlich erwachsen. Er scheint jedes Wort des Sensei aufzusaugen und tut alles, um ihn stolz zu machen. Eigentlich der perfekte Schüler, wenn er sich nicht ständig mit Raph über irgendetwas streiten würde. Ihre Weltanschauung ist so verschieden, dass sie immer wieder aneinander geraten. Donatello hingegen scheint die perfekte Mischung aus seinen Brüdern zu sein. Er ist überdurchschnittlich intelligent, wissbegierig, neugierig, geschickt und dennoch klammert er sich mit endloser Geduld und Sturheit solange an etwas fest, bis er eine Lösung gefunden hat. Für ihn scheint die ganze Welt aus Daten und Fakten zu bestehen. Aber mögen sie auch noch so verschieden sein, so ist ihr Potenzial doch gewaltig. Und so hat Splinter beschlossen sie zu unterrichten und aus ihnen Ninjas zu machen. Schon nachdem er die Kinder gefunden hatte, hat er sein Dojo für die Öffentlichkeit geschlossen, um sich ganz auf die Kleinen konzentrieren zu können und es wird wohl auch noch sehr lange verschlossen bleiben. Die Enttäuschung der Leute darüber ist nicht zu übersehen, aber es ist das Beste so. Schon vor einigen Tagen hat Yoshi daher Vorbereitungen getroffen, um seinen neuen Schülern die Thematik näher zu bringen. Er hat für sie alle Bandanas anfertigen lassen, auch wenn Mikey und Raph noch etwas zu klein dafür sind. Zuerst einmal will er nur mit Donnie und Leo anfangen. Die beiden sind am Aufnahmefähigsten und daher sollte es kein Problem sein, ihnen die Grundlagen beizubringen. Bei Raph könnte das schwieriger werden, daher wird er ihn erst in ein paar Monaten trainieren. So war zumindest der Plan. Doch Raphael ist da ganz anderer Meinung. Als er seine Brüder beim Training beobachtet, will er unbedingt mitmachen. Er hat sich Splinter mit so einer grenzenlosen Sturheit entgegen gestellt, das dieser schließlich nachgegeben hat. Und wie sich herausstellt, ist Raphael für sein geringes Alter beachtlich kräftig und schlägt seine Brüder dabei schon jetzt um Längen. Doch er hat seinen eigenen Kopf und macht vieles eher auf seine Weise, anstatt so wie Splinter es gern hätte. Besonders Leo geht das ziemlich auf die Nerven und deswegen streiten sie dann auch wieder. Seufzend trennt der Sensei die beiden und versucht sie dazu zu bewegen sich zu konzentrieren und seinen Worten zu folgen. Er erläutert ihnen, dass Ninjutsu sich im eigentlichen Sinne nicht auf einen Kampfstil bezieht, sondern in erster Linie für Tarnung und Aufklärung steht. Ninjas sind Spione, die den Kampf nur als Selbstverteidigung nutzen oder um ihrem Auftraggeber Schutz zu bieten. Sie kämpfen immer ehrenhaft für die Ehre anderer oder ihrer eigenen wegen. Ninjutsu wird auch die Kunst des ausdauernden Herzens genannt, weil Geduld, Ausdauer und Selbstdisziplin zu den wichtigsten Tugenden eines Ninjas gehören. Bei dieser Aussage kann Raph nur leise schnauben. Was soll er schon mit Geduld anfangen? So kann man niemanden beschützen! Er will lernen, wie man jemanden auf die Matte schickt und seinen Gegner nicht zu Tode langweilen. Splinter sieht seinem Schützling genau an, was er denkt und seufzt innerlich auf. Aber anders hat er es von Raphael auch gar nicht erwartet. Seine Hitzköpfigkeit und sein heißblütiges Temperament werden noch mal sein Verhängnis sein. Aber noch hat Yoshi die Hoffnung, dass der Junge mit der Zeit ruhiger und vernünftiger wird. Immerhin horcht der Rothaarige auf, als Splinter ihnen nun etwas über Kampftechniken und Waffen erzählt. Ninjas müssen nicht nur möglichst viele verschiedene Kampftechniken beherrschen, sondern auch Wissen über Heilkünste, lautlose Bewegungstechniken, sowie Tarnmethoden besitzen. Diese nennt man die acht Fächer des Shinobi. Darin enthalten sind: Körperbeherrschung, kontrollierter Angriff, unbewaffnete Schlagtechniken, Wurftechniken, Speer-, Stab- und Stocktechniken, Klingen- und Seiltechniken, das Verwenden von Feuer und Wasser, Festungsbau, das Entwickeln von Strategien, Verstecken und Tarnen. Dazu kommen noch die spirituelle Sinnesschärfung, Nahkampf, Schwertkampf, das Arbeiten mit Rauch und Explosionen, Verkleidungen, Spionage, Fluchtmethoden, Wetter- und Umgebungseinflüsse nutzen und so weiter. Ninjas besitzen vor allen Dingen viel Einfallsreichtum und können aus jedem unbedeutenden Gegenstand eine Waffe machen. Konzentration ist aber auch ein sehr wichtiger Bestandteil der Ausbildung. Man muss eins werden mit seiner Umgebung und darf sich durch nichts ablenken lassen. Wer sich leicht aus der Fassung bringen lässt, wird unachtsam und das kann das Ende bedeuten. Diese Worte richtet Yoshi speziell an Raphael, der dafür allerdings nur wieder ein Schnauben übrig hat. „Um das zu verinnerlichen beginnen wir mit einer Konzentrationsübung. Erst wenn ihr dies beherrscht, können wir fortfahren. Also schließt eure Augen, hört auf die Stille und konzentriert euch auf die Worte in euch.“ Die Jungs begeben sich in eine angemessene Position, falten die Hände im Schoß und schließen die Augen. Tief atmen sie ein und aus, bis die Stille auf einmal zerbrochen wird. „Das ist doch dämlich!“, kommt es grummelnd von Raphael. Leo mustert ihn finster. Er kann nicht verstehen, warum Raph immer alles mies machen muss. Doch bevor er sich beschweren und womöglich wieder einen Streit anzetteln kann, erklingt Splinters Stimme. Mit endloser Geduld redet er auf den 3-jährigen ein. Schließlich gibt sich der Junge geschlagen und seufzt theatralisch, während er die Augen schließt und stumm in sich hinein meckert. ‚Mal sehen, wie lange ich sie noch bei Laune halten kann…‘, geht es dem Sensei durch den Kopf. Doch keine zwei Minuten später werden sie erneut unterbrochen. „Wirst du wohl hierbleiben, du Frechdachs!“, erklingt es aus der Küche. Kurz darauf krabbelt Mikey fröhlich brabbelnd an Splinter vorbei. Der schwarzhaarige Mann schnappt sich das Kind und wendet den Blick dann zur Küche. Ember steht in der Tür und streicht sich ein paar verirrte Strähnen aus dem Gesicht. Man sieht ihr an, dass Mikey nicht gerade ein einfaches Kind ist. Doch die junge Frau, die als Pflegerin im Altenheim nebenan arbeitet, hat viel Geduld. Bevor sie diesen Job angenommen hat, hat sie als Kindergärtnerin gearbeitet und genau deswegen kam Splinter auch zu ihr, damit sie sich etwas um das Baby kümmert, wenn er Unterricht gibt. Außerdem kocht sie für die Jungs, da Yoshi davon überhaupt keine Ahnung hat. Alles was mehr als Tütennudeln sind, ist für ihn ein Rätsel. Kinder brauchen aber eine gute Ernährung, besonders für das Wachstum und deshalb verlässt er sich dabei ganz auf Ember. Mit einem leicht erschöpften Lächeln kommt sie zu Yoshi und nimmt ihm den kleinen Jungen ab. Sie entschuldigt sich für die Störung und verschwindet wieder in der Küche. Doch keine fünf Minuten später krabbelt Mikey erneut an Splinter vorbei. Der junge Mann schnappt ihn wieder und nimmt ihn auf den Arm. Seufzend erhebt er sich unter den wachsamen Augen seiner Schüler und geht zur Küche. Lässig stellt er sich mit dem kichernden Kind auf dem Arm in die Tür und beobachtet Ember, die versucht das Essen zu machen. Bei ihrem Anblick muss er unweigerlich an seine verstorbene Frau Tang Shen denken. Es schmerzt, doch er schiebt den Gedanken beiseite und räuspert sich. „Kann es sein, dass du etwas vermisst, Ember?“, fragt er die sichtlich beschäftigte Frau amüsiert. „Wie bitte?“, fragt sie verwirrt, als sie sich zum ihm umdreht. Doch ihre Frage erübrigt sich schnell, als sie Splinter mit dem Baby auf dem Arm sieht. „Doch nicht schon wieder?“, kommt es in tadelndem Ton von ihr. „Ich weiß beim besten Willen nicht, wie er es ständig schafft aus seinem Stühlchen zu kommen. Immer wenn ich hinschaue, ist er ganz brav und kaum seh ich weg, ist er weg…“, resignierend seufzt sie auf. „Er ist ein cleveres Kerlchen.“, kommt es lächelnd von dem Sensei. „Früh übt sich, wer mal ein kleiner Ninja werden will, nicht wahr?“, erwidert Ember lachend. „Das ist dann doch etwas zu früh, aber er hat definitiv Talent…“, gibt der Sensei neidlos zu. Er überreicht ihr das Kind und verschwindet wieder ins Dojo. Allerdings hat sich Yoshi noch nicht einmal hingesetzt, da fängt Mikey herzzerreißend an zu schreien. Sofort ertönt von Raphael ein scharfes Knurren. Als er aufspringen will, halten Donnie und Leo ihn mit Mühe am Boden, während Splinter das Ganze beunruhigt beobachtet. Heftig setzt sich der Junge mit dem roten Bandana zur Wehr, doch als er sich fast befreit hat, zerreißt Splinters Stimme die Situation. „Yameru!“ Augenblicklich zucken die Jungen unter der Schärfe dieses Ausdrucks zusammen. Sie verstehen inzwischen genug Japanisch, um zu wissen, dass sie jetzt mit dem Unfug aufhören sollten. Selbst Raphael gibt sich für einen Moment geschlagen. Doch wenn Blicke töten könnten, wäre Splinter wohl schlagartig umgefallen. Er ignoriert das Ganze allerdings gekonnt, als Ember mit dem schreienden Jungen ins Dojo kommt. Ihr Blick ist beunruhigt, während sie das Kind hin und her wiegt. „Er hört nicht auf zu schreien, ich weiß nicht, was mit ihm los ist…“ Vorsichtig nimmt Yoshi ihr das Kind ab und versucht es zu beruhigen. Doch so einfach macht es ihm der Junge nicht. „Vielleicht möchte Mikey ja auch ein Ninja sein…“, kommt es nachdenklich von Donnie, der das orangefarbene Bandana für seinen kleinen Bruder auf der Couchlehne entdeckt hat. Leicht belustigt betrachtet Splinter den Jungen mit dem violetten Bandana. „Ich denke nicht…“, entgegnet er seinem Schüler, der verlegen mit dem orangenen Stoffband spielt. Raphael rappelt sich unterdes wieder auf und schiebt sich grob an Leo vorbei. Dann baut er sich fordernd und mit ausgestreckten Armen vor seinem Sensei auf. „Los, gib ihn mir!“, kommt es wütend von dem 3-jährigen. „Raph, sei nicht so vorlaut!“, kommt es streng von Leonardo, doch sein jüngerer Bruder ignoriert ihn vollkommen. „Du sollst ihn mir geben, hab ich gesagt!“, kommt es abermals von Raph. „Mit Sicherheit nicht, dafür bist du viel zu klein!“, versucht sich Splinter zu erklären. „Wie war das?“, kommt es scharf von dem Grünäugigen. Leo und Donnie halten ihn erneut fest, damit er nicht auf die Idee kommt, auf den Sensi loszugehen. Die hilflosen Schreie seines kleinen Bruders scheinen einen Schalter in Raphaels Kopf umgelegt zu haben und so setzt er sich wieder heftig gegen seine Brüder zur Wehr. Ember sieht das Ganze aber viel lockerer. „Nun gib ihm schon den Kleinen, es kann doch nichts passieren.“, flüstert sie Yoshi zu. Ungläubig blickt er sie an. Schließlich gibt er sich geschlagen, da ihm selbst auch nichts einfällt, um den Kleinen zu beruhigen und Raph wieder auf den Teppich zu holen. Seufzend beugt er sich zu dem Rothaarigen hinab, der augenblicklich von seinen Brüdern losgelassen wird. Trotzig streckt der die Arme nach Mikey aus. Behutsam legt Yoshi ihm das weinende Baby in die Arme. Raph plumpst auch sogleich auf seinen Hintern, als er das schwere Bündel an sich drückt. Doch wie durch ein Wunder hört Mikey plötzlich auf zu schreien, packt mit seiner knubbligen Hand das Ende des roten Bandanas und fängt fröhlich an, daran zu nuckeln. Ein sanftes Lächeln legt sich auf Raphaels Züge und er drückt seinen Bruder fester an sich. Fasziniert beobachtet Splinter das Schauspiel. Die Bindung der beiden Jungen scheint sehr eng zu sein. Mikey wollte einfach nicht von seinen Brüdern getrennt in der Küche hocken und ist deswegen immer wieder ausgebüchst. Langsam näher sich Donnie seinen beiden kleinen Brüdern. Argwöhnisch sieht Raphael zu ihm auf. Der Brünette kniet sich vor die zwei und sofort greift Mikey auch nach dem Ende seines Bandanas und zupft daran herum, während er weiterhin fröhlich an den roten Stoff saugt. Lächelnd betrachtet Donatello seinen Babybruder, bevor er das orangene Band aus seiner Tasche zieht und es Mikey vorsichtig um die Augen bindet. Fröhlich brabbelt der Kleine seinen Brüdern zu und scheint sich sichtlich über sein Bandana zu freuen. Seufzend betrachtet Yoshi seine vier Jungs. Für heute ist das Training wohl beendet, aber morgen ist ja auch noch ein Tag… Kapitel 3: Splinters charge --------------------------- Drei Jahre später… Es ist ein schöner und angenehmer Sommertag. Nicht zu heiß, ein laues Lüftchen weht und die Motivation steht den vier Jungs sichtlich ins Gesicht geschrieben. Sie haben sich in den vergangenen Jahren gut gemacht und sind schon ziemlich geschickt geworden. Leonardo hat ein gutes Gespür für jede Situation entwickelt und grübelt ständig über einen geeigneten Plan nach, um einen Erfolg zu erzielen. Donatellos Intelligenz schlägt nahezu alles, sodass er schon jetzt eine Klassenstufe übersprungen hat und mit Leo die Schulbank teilt. Sein Einfallsreichtum scheint keine Grenzen zu kennen und so schafft er es, aus dem unbedeutendsten Müll etwas Tolles zu machen. Raphael legt eine beachtliche Kraft an den Tag, doch sein Temperament steht ihm oft im Weg und lässt ihn kopflos die Situation unterschätzen. Michelangelo tut sich mit alldem noch etwas schwer. Sein Training hat erst vor ein paar Wochen angefangen und es scheint ihn oftmals ziemlich zu überfordern. Ihm fehlt die Konzentration und alles was man ihm sagt, scheint unerreichbar in einer Schublade weit hinten in seinem Kopf zu verschwinden. Das Lernen fällt ihm sehr schwer, dennoch hat er im Training ein Durchhaltevermögen, das seines Gleichen sucht. Splinter will diesen schönen Tag ausnutzen, um das Training seiner Söhne auf ein neues Niveau zu heben. So hat er sich dazu entschlossen, Leonardo und Donatello heute zum ersten Mal die Waffen zu überreichen, von denen er denkt, dass sie besonders gut zu ihnen passen. Bis zum Äußersten gespannt stehen die Jungs auf der Wiese hinter dem Haus und warten ungeduldig auf ihren Sensei. Es dauert auch nicht lange, da betritt Yoshi die Grünfläche. Mit sich führt er ein paar Gegenstände, die die Augen der Jungen zum Leuchten bringen. Ungeduldig setzen sie sich auf Splinters Befehl hin, auf den Rasen. „Ich denke, es ist langsam an der Zeit, euch mit euren Waffen vertraut zu machen. Wenn wir unsere Trainingseinheit für heute beendet haben, zeige ich euch die ersten Übungen, damit ihr euch mit ihnen vertraut machen könnt.“ Das Jubeln der vier kleinen Ninjas erfüllt die Luft für einen Augenblick, ehe sie wieder aufmerksam zuhören. Langsam erhebt sich Yoshi und zieht ein langes, schlankes, leicht gebogenes Schwert aus seinem Gürtel. Voller Begeisterung mustern die jungen Schüler den blanken Stahl von oben bis unten. „Das ist ein Katana, ein japanisches Langschwert, das in einem ganz bestimmten Winkel gebogen ist. Es wird hauptsächlich als Hieb- oder Stichwaffe verwendet und kann dabei mit beiden oder auch nur einer Hand geführt werden. Wichtig bei der Handhabung ist es, darauf zu achten, dass das Schwert sein Ziel nie senkrecht trifft, sondern in einer fließenden, ziehend-schneidenden Bewegung. So erreicht man durch den Hieb eine enorme Wucht, die durch das Schneiden zu einem schweren und präzisen Treffer anwächst.“ Während Splinter die Benutzung des Schwertes erläutert, vollführt er dabei gekonnt einen Kampf gegen einen unsichtbaren Gegner. Als er das Katana ins Gras legt und sich vor seinen Schülern verbeugt, um das Ende der Vorführung anzudeuten, applaudieren sie ihm voller Inbrunst. Als sie sich wieder beruhigt haben, deutet Yoshi Leonardo an, zu ihm zu kommen. Der Junge erhebt sich und verneigt sich vor seinem Meister. Dieser zieht ein Katana aus Holz hervor und überreicht es ihm. Mit stiller Begeisterung nimmt der Schwarzhaarige es entgegen und verneigt sich ein weiteres Mal vor ihm. „Um ein Gefühl für das Katana zu bekommen, trainierst du erst einmal mit diesem Holzschwert. Es ist viel leichter, aber auch wesentlich weniger gefährlich, als das Echte. Wenn du die Grundlagen beherrscht, bekommst du ein ungeschliffenes Schwert und zum Schluss die echten Klingen. Doch bis dahin ist es noch ein weiter Weg, mein Sohn.“ „Vielen Dank, Sensei!“ Yoshi legt dem Jungen eine Hand auf die Schulter und blickt ihm tief in die Augen. Er hat keinen Zweifel daran, dass Leo seine Arbeit gut machen wird. Ein letztes Mal verbeugt sich der Junge vor seinem Meister, ehe er sich wieder zu seinen Brüdern setzt und der Sensei seine Vorführung fortsetzt. Als nächstes nimmt Yoshi einen etwa zwei Meter langen Holzstab zur Hand und beginnt damit ihn elegant in seinen Händen kreisen zu lassen, während er die Stimme erhebt. „Das ist ein Bo-Stab. Menschen, die nicht zum Kriegeradel der Samurai gehörten, war es früher verboten Waffen zu tragen. Allerdings wurden sie auf ihren Reisen oft überfallen und haben aus ihrer Not heraus, diese unauffällige Waffe entwickelt. Sie dienste ihnen als Wanderstab und in brenzligen Situationen hatten sie ihre Waffe immer zur Hand. Der Bo ist äußerst biegsam und lässt sich ohne Hilfsmittel nur schwer zerbrechen. Im Kampf versetzt man den Stab in Rotation, um den Gegner auf Abstand zu halten oder trifft, mit der gespeicherten Energie am Stabende, empfindliche Körperstellen, wie den Kopf oder den Nacken. Man kann ihn aber auch als Hebel verwenden, um den Gegner zu entwaffnen. Durch seine große Reichweite hat er viele Vorteile gegenüber kurzen Nahkampfwaffen, wie dem Katana.“ Splinter zeigt auch hier wieder die verschiedenen Techniken, die er eben beschrieben hat. Plötzlich richtet er den Bo aber auf Mikey, der scheinbar wieder seine Konzentration verloren hat und in die Wolken starrt. Der Stab berührt den Jungen nicht. Das Ende schwebt mit einigem Abstand über seinem Gesicht, sodass der Junge das Ende aber nicht sehen kann. „Der Bo kann aber auch eine tödliche Waffe sein, die man nicht unterschätzen sollte, denn manch ein Reisender pflegte ihn mit einem kleinen Extra auszustatten!“ Kaum hat Yoshi den Satz beendet, springt eine scharfe Metallklinge aus dem Ende des Stabes hervor und zerschneidet die Luft keine zwei Zentimeter über Mikey´s Nase. Erschrocken schreit der 4-jährige auf und fällt nach hinten ins Gras. Mit großen Augen betrachtet er die Klinge, die ihn nur knapp verfehlt hat. Dann senkt der Sensei den Stab und die Klinge verschwindet wieder. Langsam löst sich die Starre, die auch Leo und Donnie in diesem Moment gefangen hält, ehrfürchtig blicken sie zu ihrem Sensei auf. Nur Raphael scheint es ziemlich lustig zu finden, dass sich Mikey vor Schreck fast in die Hose gemacht hat. Grinsend sitzt er da, während sein kleiner Bruder sich langsam wieder aufsetzt. „Konzentrier dich, Michelangelo! Unachtsamkeit ist der Tod eines jeden Ninja!“, tadelt Splinter seinen Schüler, der daraufhin traurig nickt. Darüber kann Raphael nur wieder lachen, zumindest bis der Sensei ihm mit dem Stab gegen die Stirn pufft. Schmollend blickt der Rothaarige in die strengen Augen des Mannes vor sich. „Raphael, man lacht nicht über das Unglück anderer, schon gar nicht, wenn man auch nicht viel besser ist!“, mahnt er auch ihn. Beleidigt verschränkt der Angesprochene die Arme und wendet bockig den Blick ab. Leise seufzt Yoshi, ehe er Donatello zu sich winkt und ihm den Bo-Stab überreicht. Allerdings hat er vorher eine Schutzkappe auf das Ende gesteckt, damit sich keiner von ihnen ausversehen an der Klinge verletzt. Brav bedankt sich der Braunhaarige bei seinem Meister und setzt sich wieder. Nun, so denkt sich Raphael, müsste er ja dran sein, so eine tolle Waffe zu bekommen. Doch Splinter scheint für heute damit durch zu sein und so fordert er seine Schüler stattdessen auf, sich hinzustellen, damit sie die Übungen von gestern wiederholen können. Wütend knurrt der Rothaarige. Doch Yoshi lässt sich nicht beeindrucken und erklärt ihm, dass er noch nicht bereit für seine Waffe sei und sie daher später erhalten wird. Das findet Raph mehr als nur unfair, ändern kann er es aber auch nicht. Mehr oder weniger gibt er sich geschlagen und das Training beginnt. Nacheinander treten sie gegen ihren Meister an und versuchen die gelernten Bewegungsabläufe so schnell und präzise wie möglich wiederzugeben. Das ist alles andere als einfach. Besonders für Mikey. Er trainiert ja noch nicht so lange wie seine Brüder und ist dementsprechend viel schwächer und seine fehlende Konzentration lässt ihn häufiger einen Treffer einstecken. Doch er ist zäh und steht schnell wieder auf. Was allerdings keiner von ihnen bemerkt, sind die drei Männer, die durch das Tor kommen und die Geräusche aus dem Garten für ziemlich beunruhigend halten. Zwei von ihnen sind Polizisten, der Dritte ist Splinter nur allzu gut als der Mann vom Jungendamt bekannt, der regelmäßig unangekündigt vorbeischaut und dem Ninjameister damit den letzten Nerv raubt. Der Kerl ist so was von aufdringlich und scheint immer fast schon verzweifelt nach einem Grund zu suchen, um ihm die Jungs wieder wegzunehmen. Und jedes Mal taucht er gleich mit den Polizei auf, als würde ihm das irgendetwas nützen. Doch das Training mit seinen Jungs nimmt den Schwarzhaarigen so sehr ein, dass er die Ankunft dieser unerwünschten Personen auch noch nicht mitbekommt. So lässt er sich nicht beirren, Michelangelo weiterhin zur Konzentration zu zwingen. Aber der blonde Junge steckt wieder einen Treffer ein und geht zu Boden. Eine Träne kuller an seiner Wange hinab, doch er reißt sich zusammen, um nicht zu weinen. Schwer schluckt er den Schmerz hinunter, der seinen Körper zittern lässt. Raphael kann das nicht mit ansehen. Wie kann es dieser Kerl nur wagen, seinen kleinen Bruder zu schlagen? *Er kann das heiße Blut in Wangen und Stirn pochen fühlen. Er versucht einen Vorwärtsgang in seinem Gehirn einzulegen, der ihm ermöglicht, diese sinnlose, ohnmächtige Wut hinter sich zu lassen, aber er schafft es nicht. Langsam richtet sich Mikey wieder auf. Doch schon kurz darauf wird er erneut von einem Treffer zu Boden geworfen. Raphael entkommt ein lautes Knurren. Wütend ballt er die Hände zu Fäusten. „Niemand außer mir haut Mikey!“, kommt es in einem tiefen Flüstern von ihm. Wissend was gleich folgen wird, blicken sich Leo und Donnie an, bevor sie Raph noch rechtzeitig an den Armen zu fassen kriegen, um zu verhindern, dass ihr Bruder auf Splinter losgeht. Mit wütendem Gebaren versucht sich der Rothaarige zu befreien, was ihm auch gelingen würde, wenn seine Brüder ihn nicht zu Boden drücken würden. „Lasst mich los, verdammt noch mal! Niemand außer mir darf Mikey hauen!“, wirft er ihnen entgegen. Ungeachtet macht Splinter aber mit seinem Training weiter. „Steh auf, Michelangelo!“, kommt es streng von dem Meister. Gequält blickt Mikey zu seinen Brüdern, die mit Mühe Raph versuchen, vor einer Dummheit zu bewahren. Denselben Blick wirft er seinem Meister zu, der allerdings kein Verständnis zeigt. Mühevoll erhebt sich der kleine Junge wieder und bringt sich in Position. Doch dann zerreißt eine Stimme die Szene. „Sofort aufhören, im Namen der Stadt New York!“ Irritiert wenden sich alle der Stimme zu. Beim Anblick des Herren vom Jungendamt und seiner scheinbar persönlichen Leibgarde, läuft es Splinter eiskalt den Rücken hinunter. Auch die Jungs wissen, dass dieser Mann nur Ärger macht und so kauern sie sich alle zusammen und mustern ihn ernst. „Mister Hamato, was denken sie sich eigentlich? Dachten sie wirklich, sie würden damit durchkommen? Ich hab schon immer gewusst, dass bei ihnen etwas faul ist und jetzt hab ich endlich den Beweis!“ „Wovon reden sie eigentlich?“ Splinter ist sich keiner Schuld bewusst, doch irgendwie kann er sich denken, was dieser äußerst nette Herr meint, da es vorher noch nie vorgekommen ist, dass er sie beim Training gesehen hat. „Ich denke, sie wissen ganz genau, wovon ich spreche! Diese wehrlosen Kinder müssen mit ansehen, wie sie sie einen nach dem anderen verprügeln, ohne auch nur die geringste Reue zu empfinden!“, kommt es scharf von dem Mann im Anzug. Yoshi traut seinen Ohren nicht, soviel Dämlichkeit auf einem Haufen hat er selten erlebt. „Ich verprügle hier niemanden! Ich versuche Kämpfer aus ihnen zu machen…“ „Verschonen sie mich mit ihren Ausreden!“, unterbricht er den Sensei. „Sie sind vorläufig festgenommen! Die Anklage steht auf Kindesmisshandlung! Die Jungs werden dem Jungendamt übergeben und sie verbringen die Nacht in einer ganz reizenden Zelle!“ Das miese Grinsen in seinem Gesicht ist so abstoßend, dass Splinter allein deswegen schon die Worte fehlen. Doch noch mehr schockiert ihn diese Anschuldigung. Aber noch ehe er ein Wort sagen kann, ergreifen ihn die beiden Polizisten und zerren ihn zu ihrem Wagen. Yoshi weiß, dass es keinen Sinn hat, sich dagegen zu wehren, dennoch muss er sehr mit sich ringen, um die Beamten nicht einfach k.o. zu schlagen und sich mit seinen Jungs im Haus zu verbarrikadieren. Fassungslos sehen die vier kleinen Ninja das alles mit an. Sie verstehen nicht wirklich, was die ganze Aufregung zu bedeuten hat. Nur eins steht fest: sie müssen Splinters Unschuld beweisen! Als die beiden Beamten den Sensei in ihren Streifenwagen gesperrt haben, kommen sie zurück in den Garten und helfen dem netten Herrn vom Jungendamt die äußerst wehrhaften Kinder einzusammeln. Sie schlagen und treten um sich, doch es hat alles keinen Sinn. Am Ende landen sie in dem Auto des Jungendamtes und werden fortgebracht. Ebenso ergeht es Splinter, der keine halbe Stunde später in einer kleinen, feuchten Zelle sitzt und darauf wartet, dem Richter vorgeführt zu werden. Man sollte meinen, dass es den Vieren besser gehen würde, doch sie fühlen sich, als würden sie ebenfalls im Knast sitzen. Nachdem sie sich mehr als nur lautstark und mit aller Macht gegen die freundlichen Männer und Frauen, die sich um sie kümmern wollten, gewehrt haben, hat man sie in einen kleinen, leeren Raum gesperrt. Verzweifelt, hilflos, missverstanden und von tiefer Trauer, wegen des Verlustes ihres geliebten Sensei und Vaters, erschüttert, haben sich die Jungs in einer Ecke zusammengekauert. Fest halten sie einander im Arm, während ihre Tränen stumm zu Boden fallen. Trotz alledem liegt eine tiefsitzende Wut auf die Gesellschaft in ihren Augen, die selbst den so fröhlichen Mikey befallen hat. Doch sie können nur abwarten. Alle Versuche, von hier abzuhauen, sind fehlgeschlagen. Die Hoffnung stirbt aber zu Letzt, wie es so schön heißt und darum zählen sie die Stunden bis zur Verhandlung. Indes sitzt Splinter ebenso verzweifelt und wütend in seiner Zelle. Zusammengekauert auf seiner Pritsche, die Arme um die angezogenen Beine gelegt und das Gesicht auf den Knie, lauscht er in die Stille seiner Gedanken und versucht über ein unsichtbares Band, das ihn mental mit seinen Schülern verbindet, herauszufinden, wie es ihnen geht. Doch es gelingt ihm nicht. Zu wirr sind die aufgebrachten Gedanken seiner Söhne, von seinen eigenen ganz zu schweigen. So bricht die Nacht mit tiefer Ungewissheit über sie alle hinein… Am nächsten Tag… Heftiger Regen klatscht gegen das vergitterte Fenster von Yoshis Zelle und reißt ihn aus einem Schlaf, den er nie geschlafen hat. Ausgezehrt richtet sich sein Blick durch die nasse Scheibe nach draußen. Die Welt um ihn ist grau, kalt und dunkel, genauso wie er sich fühlt. Die fröhlichen Sonnenstrahlen des gestrigen Tages scheinen so weit entfernt zu sein, als hätte es sie niemals gegeben. Wieder versucht er seine Söhne zu erreichen, in ihren Geist zu blicken, um sich Gewissheit zu verschaffen. Diesmal sind ihre Gedanken vollkommen gelöst und von Unschuld durchzogen – sie haben das geschafft, was ihr Meister die ganze Nacht versucht hat – sie schlafen. Die Erschöpfung muss sie mit sich gerissen haben und in Splinters Augen ist das schon mal ein gutes Zeichen. Sie brauchen ihren Schlaf, nicht um dies alles zu verstehen, aber wenigstens um es unbeschadet zu überstehen. Ein kleines Lächeln legt sich auf seine Lippen. Doch es verweilt nur kurz, dann spürt er einen Stich im Herzen, gefolgt von schrecklichen Schuldgefühlen. Nein, er darf seine Kinder nicht verlieren, nicht nach allem was er durchgemacht hat! Feste Entschlossenheit durchströmt ihn. Kurz darauf öffnet sich die Tür seiner Zelle und ein Wärter führt ihn nach draußen. Jetzt heißt es alles oder nichts! Etwa zur selben Zeit öffnet Michelangelo seine Augen und muss voller Verzweiflung feststellen, dass er nicht in seinem Zimmer ist. Die Erinnerungen an den gestrigen Tag sickern nur langsam in seinen verzweifelten Geist durch, doch schließlich treffen sie ihn wie ein Faustschlag. Keine Sekunde später bricht er in Tränen aus und weckt so seine Brüder. Ihre Orientierungslosigkeit wehrt nur kurz, dann gilt ihre ganze Aufmerksamkeit ihrem kleinen Bruder, wobei es ihnen selbst schwer fällt, nicht zu weinen. Sie schließen die Arme fest um einander und nehmen ihren kleinen Bruder schützend in die Mitte. Als die Tränen fast versiegt sind, öffnet sich die Tür und zwei Männer nehmen sie mit. Allerdings setzten sich die verängstigten Kinder erneut heftig zur Wehr, was ihnen am Ende aber nichts nützt. Schließlich erklärt man ihnen, dass sie ihren ‚Vater‘ jetzt im Gerichtssaal sehen können. Und tatsächlich ist es dann auch so. Als man die vier Jungs in den großen Saal führt, können sie ihre Freude kaum zügeln, als sie ihn erblicken. Das die vielen anwesenden Leute sie argwöhnisch dabei beobachten, wie sie ihrem Vater in die Arme fallen, merken sie gar nicht. Auch Splinter lässt sich von seiner Erleichterung übermannen und drückt seine Söhne fest an sich. Doch schließlich reicht es dem Richter und er schlägt mit dem Hammer auf sein Pult. Erschrocken fahren die Jungen zusammen und blicken hilfesuchend zu ihrem Sensi auf. „Ruhe im Gerichtssaal! Alle auf ihre Plätze!“, ertönt die strenge Stimme des Richters. Die Jungs werden daraufhin vom Wachpersonal auf ihre Plätze gebracht. Für Yoshi ist es nicht zu übersehen, wie sehr dies seinen Söhnen wiederstrebt, dennoch vermeiden sie jeglichen Unfug und setzen sich friedlich. Ein trauriges Seufzen entkommt dem Ninjameister, ehe auch er sich setzt und die Verhandlung beginnt. Der Staatsanwalt stellt Splinter seine Fragen und bohrt dabei ziemlich tief, doch der Sensei lässt sich wenig davon beeindrucken, auch wenn es schmerzt. Sachlich antwortet er auf die Anschuldigungen und versucht sie zu wiederlegen. Anschließend wird der Mitarbeiter des Jungendamtes befragt. Seine Schilderungen scheinen maßlos übertrieben und einige Dinge hat er sich auf jeden Fall nur ausgedacht, um Yoshi eins reinzuwürgen. Dennoch versucht der Schwarzhaarige all diese Lügen zu ertragen, ohne vor Zorn aufzuspringen, um sich lautstark zu rechtfertigen. Er sieht dem Richter genau an, dass dieser nur auf so einen Fehltritt wartet. Die Geschworenen hingegen geben sich vollkommen neutral und lassen keine Regungen erkennen, die für oder gegen ihn sprechen, was irgendwie genauso beunruhigend ist. Zu seinem Leidwesen sind seine Söhne allerdings nicht so beherrscht. Wütend über diese Lügengeschichten springen sie auf und machen ihrem Zorn lautstark Luft. Allen voran doch tatsächlich Raphael, der sonst immer so abweisend Splinter gegenüber zu sein scheint, zeigt jetzt, wie sehr er an ihm hängt. Die Anderen folgen seinem Beispiel. Mikey klettert sogar auf den Tisch vor ihnen, damit der Richter ihn auch ja nicht übersieht. Dieser zeigt sich davon allerdings nicht sonderlich beeindruckt und ruft sie streng zur Ordnung. „Wenn ihr die Verhandlung noch einmal unterbrecht, dann könnt ihr auf dem Flur warten, bis wir fertig sind! Ist das jetzt endlich klar?“ Hilfesuchend blicken sich die Jungen nach Splinter um. Dieser schenkt ihnen nur ein trauriges, aber dennoch verständnisvollen Lächeln und deutet ihnen an, den Worten des Richters zu folgen. Wiederwillig setzen sich die Jungs wieder hin und schweigen. Nachdem nun also wieder Ruhe eingekehrt ist, werden die beiden Polizisten befragt, die jeden Besuch des Kontrolleurs begleitet haben. Ihre Erzählungen decken sich nur ziemlich bedingt mit denen des Kontrolleurs, was Splinter doch ziemlich erleichtert. Sie scheinen einen guten Sinn für Gerechtigkeit zu haben und stehen nicht so tief im Dienst des Kontrolleurs, dass sie einem unschuldigen Mann solche Lügen andichten. Wie sich herausstellt, ist einer der Polizisten selbst Vater von zwei Söhnen und scheint daher einen ganz anderen Blickwinkel für diese Thematik zu haben. Zumal die Zwei als Polizisten schon wirklich schlimme Fälle von Kindesmisshandlung gesehen haben und die Reaktionen der Kinder auch überhaupt nicht zu diesen Anschuldigungen passen. Warum sollten die Jungs auch lügen? Kindern sieht man viel schneller an, ob sie sich unwohl fühlen und so wie es aussieht, hängen sie sehr an ihrem Vater. Der Kontrolleur ist nicht besonders begeistert davon, dass ihm die zwei Polizisten so vorführen. Aber dies ist nicht der erste Prozess, dem er beiwohnt und er hat schon Einige hinter Gitter gebracht, die dort vielleicht gar nicht hingehören… Das gewaltige Temperament der vier Jungs hat er aber nicht im Auge gehabt. Er hat sich vorgestellt, dass sie viel verängstigter nach dieser isolierten Nacht sind. Und seine Befürchtung bestätigt sich nur allzu sehr, als nun die Söhne einer nach dem anderen befragt werden. Energisch treten sie für ihren Sensei ein und schildern dem Richter nur allzu gern, wie viel Liebe und Geborgenheit sie von Yoshi erhalten. Die Worte seiner Söhne, so frei und ungezwungen, zu hören, rührt Splinter wahrlich zu Tränen. Das unsichtbare Band zwischen ihnen scheint noch viel stärker zu sein, als er es sich erhofft hat und dies erfüllt den Vater mit unendlicher Freunde und Stolz. Schließlich hat der Richter genug gehört und schickt die Geschworenen zur Beratung nach nebenan. Die Zeit scheint unendlich lang zu sein. Unruhig rutschen die Jungs auf ihren Stühlen hin und her und versuchen nicht daran zu denken, dass ihr Meister zum Greifen nahe ist, sie aber nicht zu ihm dürfen. Yoshi geht es da nicht anders, dennoch sieht er sich ruhig im Gerichtssaal um und versucht irgendetwas an den Gesichtern der Anwesenden zu erkennen, das für ihn spricht. Die einzige Zustimmung scheint er aber nur bei seinen Söhnen zu finden, was ihn sehr entmutigt. Dann endlich betreten die Geschworenen wieder den Saal und alle Anwesenden erheben sich für den Urteilsspruch. Splinter schluckt schwer und kaut nervös auf seiner Unterlippe herum, während er aus dem Augenwinkel beobachtet, wie sich seine Söhne bangend in die Arme schließen. Der Sprecher der Geschworenen tritt vor und erhebt die Stimme. „Die Geschworenen befinden den Angeklagten in diesem Prozess für nicht schuldig!“ Es dauert einen Moment bis sowohl Splinter als auch die Jungs diese Worte begreifen, doch dann gibt es kein Halten mehr. Die Vier springen auf, dass ihre Stühle polternd umfallen und stürzen sich ihrem Vater in die Arme. Überglücklich empfängt der Ninjameister sie und drückt sie an sich. Dann ertönt noch einmal die Stimme des Richters und lässt die Familie aufhorchen. „Hamato Yoshi, Kraft des mir von der Stadt New York verliehenen Amtes erkläre ich sie hiermit zu einem freien Mann! Sie dürfen jetzt gehen und ihre Söhne mitnehmen!“ Zum ersten Mal seit Beginn der Verhandlung sieht Splinter ein sanftes Lächeln auf den Zügen des Richters und alle Last fällt von ihm ab. Er verneigt sich ehrfürchtig vor dem Richter, bevor er seine Söhne aus dem Saal führt. Als sie das Gebäude verlassen, reißt die dicke Wolkendecke plötzlich auf und gleisendes Sonnenlicht erhellt den Tag, fast so, als würde der Himmel sich mit ihnen freuen. Freudestrahlend machen sich die kleinen Ninja mit ihrem Meister auf den Weg nach Hause und hoffen, dass sie so schnell keinen Besuch mehr vom Jungendamt bekommen! Kapitel 4: Fatherly sorrows --------------------------- Drei Monate später... Nach dieser ungewollten Trainingsunterbrechung ist nun endlich wieder Ruhe in das Dojo eingekehrt und die Ausbildung der jungen Ninja kann weitergehen. Mit großem Elan und Fleiß absolviert Leonardo die ihm aufgetragenen Übungen zur vollsten Zufriedenheit seines Sensei. Der Umgang mit dem Holzschwert geht dem Jungen mittlerweile leicht von der Hand, sodass Splinter zu dem Schluss gekommen ist, ihm in ein paar Tagen ein ungeschliffenes Katana zu geben. Donatello kommt mit seinem Bo-Stab auch ziemlich gut zu Recht, es ist nur ab und an etwas schwierig, da der Stab viel größer ist als er. So ist der Junge ständig darauf bedacht, Entfernungen und Abstände im Kopf zu berechnen, damit er nicht ausversehen jemanden trifft, den es nicht erwischen sollte. Das ist wirklich sehr faszinierend für Splinter mit anzusehen, wie sein Sohn ohne jegliche Hilfsmittel, scheinbar aus der Luft gegriffene Werte nimmt und in seinem Kopf in komplizierte Formeln einsetzt. Auf sein Bitten hin, hat sich Yoshi dann einmal erläutern lassen, wie sein Schüler dies denn anstellt. Doch als der Sensei die schier endlose Formel gesehen hat, die sein Sohn niedergeschrieben hat, fehlten ihm die Worte. Er kann nicht verstehen, wie sich ein 8-jähriger mit solchen Formeln rumschlagen kann und dabei auch noch Spaß hat. Aber so ist Donnie nun einmal und das hat auch Vorteile, selbst wenn er sich in der Schule langweilt. Splinter hat lange nachgedacht und die Gerichtsverhandlung immer wieder in seinem Kopf abgespielt. Am Schluss kommt er aber zu der Erkenntnis, dass sich Raphael sehr gut geschlagen hat und er ihm nun das Vertrauen entgegenbringen kann, ihm eine Waffe zu geben. Als der Rothaarige davon hört, ist er mehr als nur aus dem Häuschen, dennoch mahnt Splinter ihn zur Gehorsamkeit. Raphael verspricht sich zu beherrschen, doch als der Junge das glänzende Metall in den Händen seines Sensei erblickt, hat Yoshi das Gefühl, dass sein Sohn diesen Vorsatz wieder über Bord werfen wird. Dennoch kann er sich ja auch irren. Die Waffe in Splinters Händen erinnert Raph an einen Dreizack, nur das die mittlere Zinke viel länger ist, als die anderen beiden. „Diese Waffe nennt sich Sai. Im Kampf benutzt man sie meist paarweise. Neben Block-, Schlag- und Stoßtechniken, bietet es auch Klemm- und Entwaffnungstechniken. So kann ein Schwert damit leicht abgefangen und mit einem gezielten Schlag unter hoher Spannung zerbrochen werden. Für ihre relativ geringe Größe haben die Sais ein recht hohes Gewicht, welches im Kampf bei falscher Handhabung hinderlich sein kann. Dafür sind sie aber wesentlich stabiler als eine Klingenwaffe und in ihrem Anwendungsspektrum sehr vielseitig.“ Raphael scheint ihm genau zuzuhören und bewundert die eleganten Bewegungen, die Yoshi ihm vorführt. Schließlich überreicht der Ninjameister seinem Schüler die Waffen. Allerdings befinden sich an den spitzen Enden kleine Korken, damit sich niemand im Training verletzt. Raphael findet diese Vorsichtsmaßnahme ziemlich dämlich, doch er äußert sich ausnahmsweise nicht dazu. Hochmotiviert macht sich der Rothaarige an die Umsetzung der Übungen und stellt sich dabei wesentlich geschickter an, als Splinter es vermutet hat. Doch sein aufkeimender Stolz wird nur ein paar Stunden später wieder zugrunde gerichtet, als er hört, wie sich Leonardo und Raphael im Dojo streiten. „Warum kannst du nicht einmal das machen, was man dir sagt?“, fährt Leo seinen jüngeren Bruder an. „Du hast mir überhaupt nichts zu sagen!“, entgegnet ihm der Rothaarige wütend. „Ich bin aber der Älteste, also musst du auf mich hören…“, erwidert Leo. „Na und? Wenn interessiert das denn?“ Wütend geht Raphael auf seinen Bruder los. Dieser kann gerade noch sein Holzschwert zwischen sich und die Sais bringen, mit denen Raph ihn attackiert. Die Gabeln klemmen das Holz zwischen sich ein und auf einmal legt sich ein fieses Grinsen auf Raph´s Züge. Er verdreht die Gabeln und plötzlich zerbricht das Holzschwert mit einem widerlich knackenden Geräusch. Schockiert weicht Leonardo zurück und hält sich die schmerzende Hand. Doch dann hat er die Wand im Rücken. Ängstlich presst er die Augen zusammen, als Raph erneut auf ihn losgeht. Doch die Spitzen der Sais treffen ihn nicht. Irritiert öffnet er die Augen und erblickt Splinter, der Raphael im letzten Moment die Waffen entrissen und ihn zu Boden geworfen hat. Die Standpauke, die der Rothaarige dann empfängt, scheint ihn doch tatsächlich einmal zu treffen. Er entschuldigt sich halbherzig bei seinem älteren Bruder und stapft dann missmutig in sein Zimmer. Seine heißgeliebten Sais wird er erst in ein paar Tagen wiederbekommen, wenn er darüber nachgedacht hat, was er getan hat. Vielleicht war Splinter doch etwas voreilig mit seiner Entscheidung, aber Raphael kam ihm so vernünftig vor. Allerdings hätte er auch wissen müssen, dass die beiden Brüder sich streiten würden, da sie es ja ständig wegen jeder Kleinigkeit tun und warum hätte es jetzt auch anders sein sollen? Ein paar Tage später… am Abend… Das Abendbrot ist gegessen und bald ist es Zeit fürs Bett, doch vorher heißt es noch baden. Vergnügt sitzen die vier Jungs in der warmen Schaumwanne. Übermütig planscht Mikey im Wasser herum und pustet den Schaum durch die Luft. Laut kichert er dabei, während Raph hinter ihm sitzt und doch ziemlich Mühe hat, bei dem Gezappel seinem kleinen Bruder die Haare zu waschen. Säuerlich knurrt er vor sich hin und ermahnt ihn immer wieder, doch Mikey scheint ihn gar nicht zu hören. „Lass ihn doch…“, kommt es ruhig von Donnie, der das Shampoo in den roten Haaren des Jungen vor sich verteilt. „Ja, lass ihn sich müde strampeln!“, erwidert nun auch Leo, der hinter Donnie sitzt und ihm die Haare wäscht. Raphael schnaubt in sich hinein und macht stur weiter. So unendlich gern, wie er Mikey auch hat, geht er ihm die meiste Zeit doch furchtbar auf die Nerven. Einen Augenblick später betritt Splinter das Bad und schaut nach, ob auch keiner seiner kleinen Turtles zu weit raus geschwommen ist. Wie er die vier Jungs mit Schildkröten in Verbindung bringen kann, weiß er selbst nicht, doch seine Söhne scheinen sich einig darin zu sein, dass dies ihre Lieblingstiere sind. Und „Ninja Turtles“ ist irgendwie schon ein ganz besonderer Name für sie. Wie immer wenn die Jungs in der Wanne sitzen, scheint das halbe Bad unter Wasser zu stehen, was Splinter nur ein Seufzen abgewinnt. Er legt die mitgebrachten Handtücher auf den Toilettendeckel, ehe er sich auf den Wannenrand setzt und Leonardo die Haare shampooniert. Als das erledigt ist, nimmt er die Brause von der Wand und spritzt seine Söhne damit ordentlich ab. Anschließend hilft er den Jungs aus der Wanne und wickelt sie in die Handtücher ein. Brav folgen die Kinder ihm anschließend und verteilen sich auf ihre Zimmer. Doch Mikey fehlt wie so oft. Statt in sein Zimmer zu gehen, krabbelt er auf die Couch und versucht sich hinter den Kissen zu verstecken. Als Splinter das Handtuch seines jüngsten Sprosses vor der Couch auf dem Boden findet, weiß er schon, was los ist. Eigentlich ist es fast jeden Abend das Selbe. Mikey ist einfach nicht müde und mag deswegen auch nicht ins Bett gehen. Mit einem nachsichtigen Lächeln auf den Lippen steht der Ninjameister vor der Couch und betrachtet die ungewöhnliche Anhäufung von Kissen in der einen Ecke. „Ich frage mich, wo sich Michelangelo diesmal wohl versteckt hat…“, kommt es gespielt ahnungslos von ihm. Kurz darauf hört er das Kichern seines Sohnes zwischen den Kissen. Leise schleicht sich Yoshi heran und reißt die Kissen beiseite. Laut quietschend lacht der blonde Junge auf, als er entdeckt wird. Er versucht noch abzuhauen, doch Splinter schnappt ihn sich und verfrachtet ihn in sein Zimmer. Dort angekommen setzt er den Jungen auf den Futon und steckt ihn in seinen Schlafanzug. Das ist allerdings auch nicht so leicht, da der aufgeweckte Junge ziemlich rumzappelt und versucht zu entkommen. Doch am Ende ist es schließlich geschafft. Er legt den Kleinen unter die Decke und drückt ihm einen Kuss auf die Stirn. Mikey lächelt ihm hellwach entgegen. Und so muss sich Yoshi jeden Abend etwas einfallen lassen, um den Jungen zum Schlafen zu kriegen. Das Training und der Tag können noch so anstrengend sein, nichts scheint den hyperaktiven Jungen müde zu machen. „So jetzt schließ deine Augen und denk an eine Blume in der Sonne. Stell dir vor, wie sie ihren Tag verbringt. Und nicht blinzeln, ich komm gleich wieder.“, fordert Splinter ihn auf. Mikey schließt die Augen, drückt seine Plüschschildkröte an sich und versucht sich eine Blume auf einer Wiese vorzustellen, die von der Sonne beschienen wird. Unterschwellig hört er, wie Splinter aufsteht und das Zimmer verlässt. Der Ninjameister besucht seine anderen Söhne, die alle schon brav in ihren Futons liegen und auf ihn warten. Er wünscht ihnen allen eine gute Nacht, löscht das Licht und zieht leise die Türen zu. Anschließend geht er wieder zurück zu Michelangelo. Dieser liegt immer noch friedlich da und hält die Augen geschlossen. Als Splinter sich niederkniet, merkt er aber, dass sein kleines Sorgenkind eingeschlafen ist. Ein zufriedenes Lächeln legt sich auf seine Züge, ehe er sich wieder erhebt und leise das Zimmer verlässt. Ein paar Tage später… Der Tag beginnt so friedlich, doch wie immer, wenn man Kinder hat, hält dies nicht allzu lange an. Leonardo und Michelangelo trainieren unter den wachsamen Augen ihres Meisters, Raphael macht lieber ein Nickerchen in der Sonne und Donatello hockt in seinem Labor und bastelt irgendetwas. Und genau da liegt das Problem. Der intelligente Junge ist kaum zu zügeln mit seinem Wissensdurst und hat ständig Ideen für irgendwelche ausgefallenen Geräte. Doch die Umsetzung ist oftmals nicht so einfach. Und viele Dinge und Werkzeuge, die der Junge in seinem Reich stehen hat, haben in Kinderhänden nichts zu suchen. Splinter ist oft mehr als nur beunruhigt, wenn er sich das alles ansieht, auch wenn er seinem Sohn ziemliches Vertrauen entgegenbringt. Da Donnie einem aber manchmal wie ein zerstreuter Professor vorkommt, ist seine Sorge oftmals auch berechtigt. Ember meint zwar immer, dass die Jungs ihre eigenen Erfahrungen machen müssen, damit sie aus ihren Fehlern lernen können, aber Yoshi ist nicht unbedingt der Meinung, dass sie sich dafür unnötig verletzen müssen, oder wie Donnie ohnehin schon, ihrem Alter zu weit vorausschlagen. Donatello sitzt oft stundenlang da unten und niemand weiß genau was er macht. Von Sorgen gequält geht Splinter daher in regelmäßigen Abständen nach unten und sieht nach dem Rechten, auch wenn sein Sohn das eher hinderlich findet, ständig in seinen Denkprozessen unterbrochen zu werden. Aber er versteht natürlich, dass sich sein Sensei Sorgen macht und das findet er auch völlig okay. Dennoch wäre er lieber für sich. So auch jetzt. Er ist froh, das Splinter wieder nach oben geht, um das Training seiner Brüder zu überwachen und der Brünette so ungestört weitermachen kann. Er bastelt an einer Art düsenbetriebenem Fahrrad, das so auf kurzen Strecken beachtliche Geschwindigkeiten erreichen soll – zumindest theoretisch. Doch noch muss er das Fahrrad vom Schrottplatz verstärken, damit der Rahmen überhaupt so eine plötzliche und hefitge Beschleunigung aushalten kann, von den Reifen ganz zu schweigen. Dafür will er versuchen, Stützrohre anzubringen und das Ganze dann, ähnlich wie bei einem Motorrad, zu verkleiden. Für diese spezielle Arbeit hat er sich einen alten Schweißbrenner vom Schrottplatz mitgebracht und diesen, allerdings von einem Profi, wieder flottmachen lassen. Er ist schlau genug, um zu wissen, dass ihm das ganze Ding um die Ohren fliegen könnte, wenn irgendwo eine undichte Stelle ist. Außerdem brauchte er ja auch eine kleine Gasflasche. Ansonsten weiß er genau, wie so ein Schweißbrenner funktioniert, zumindest theoretisch. Jetzt wird sich zeigen, ob es auch mit der Praxis funktioniert. Langsam dreht er den Hahn an der kleinen Flasche auf, woraufhin er ein leises Zischen wahrnimmt, das ihm verrät, dass das Gas auch fließt. Er nimmt den Feuerstein zur Hand und erzeugt damit ein paar Funken, die das Gas schließlich in Brand setzen und ihm eine schöne Flamme bescheren. Vorsichtig dreht er den Gashahn etwas zu, damit die Flamme kürzer wird und nimmt sich sein Rohr zu Hand. Er hält es noch einmal probeweise an die richtige Stelle, bevor er es kurz zur Seite legt, um sich seine Schutzbrille über die Augen zu ziehen. Etwas nervös setzt Donnie das Rohr wieder an die gewünschte Stelle und hält dann den Brenner auf die Verbindungsstelle. Er ist hochkonzentriert und scheint alles um sich herum auszublenden. Doch dann gibt es plötzlich eine Verpuffung an der Flamme, weil wohlmöglich irgendetwas, vielleicht ein Insekt, hineingeraten ist. Für einen Augenblick wird die Flamme deutlich größer. Donnie bekommt einen riesen Schreck. Dabei verändert er ausversehen den Winkel der Gasflasche und die Flamme trifft genau seinen Handrücken. Schmerzerfüllt schreit er auf und lässt die Flasche fallen. Die Flamme erlischt mit einem leisen Ploppen. Geistesgegenwertig dreht Donnie den Gashahn wieder zu und stellt den Brenner auf den Tisch, ehe er sich seine verbrannt Hand betrachtet. Die Schmerzen sind unerträglich. Er kann seine Finger nicht bewegen, nur stumm zusehen, wie sich Brandblasen auf der krebsroten Haut bilden, während ihm heiße Tränen über die Wangen kullern. Aufgeschreckt durch den Schrei seines Sohnes, der durch die offene Kellertür zu ihm dringt, lässt Splinter alles stehen und liegen und rennt in das Labor hinunter. Mit furchtbarem Schrecken sieht er dort seinen kleinen Jungen stehen, sich die schmerzende Hand haltend, während er sich seinen Tränen ergibt. Schnell ist der Sensei bei ihm und traut seinen Augen kaum, als er die Brandwunde an Donatellos Hand sieht. Yoshi blickt sich um und findet einen sauberen Lappen auf der Werkbank. Im angrenzenden Bad tränkt er ihn in kaltem Wasser und eilt zu dem Brünetten zurück. Mit größter Vorsicht wickelt er den feuchten Lappen um Donnies verletzte Hand. Trotzdem zuckt der Junge heftig unter den Schmerzen zusammen und weint noch heftiger. Beruhigend redet Yoshi auf ihn ein. Als die Hand notdürftig verbunden ist, hebt er den Kleinen auf die Arme und eilt hinüber zum Altersheim. Ember, die gerade durch das Tor kommt, wird von ihm fast umgerannt. Doch als sie sein verängstigter Blick trifft und sie Donatellos Tränen sieht, hat sie Verständnis und geht schnell ins Dojo, um auf die anderen Drei zu achten. Ohne anzuklopfen stürmt Splinter in Thomas´ Behandlungszimmer und erschreckt den Arzt dadurch fast zu Tode. Doch die tadelnden Worte, die ihm auf der Zunge liegen, verschwinden, als ihm Splinter in Panik aufgelöst erzählt, was vorgefallen ist. Vorsichtig setzt der Ninjameister seinen Sohn auf die Behandlungsliege und tritt zur Seite. Donnie hat sich inzwischen schon wieder etwas beruhigt und schildert dem Arzt trotz zitternder Stimme sachlich, was passiert ist. Als Splinter die Worte seines Sohnes hört, schüttelt es ihn regelrecht vor Sorge und Schuldgefühlen. Doch Thomas nickt nur und wickelt vorsichtig den Lappen von der Wunde. So schlimm, wie es in Yoshis Augen aussieht, scheint es für den Arzt aber gar nicht zu sein. Er schmiert dem Jungen eine ordentliche Portion einer kühlenden Brandsalbe auf die Wunde und macht ihm einen dicken Verband. Dann wuschelt er dem kleinen Jungen tröstend durch die Haare und sagt ihm, was für ein tapferes kleines Kerlchen er doch ist. In ein paar Tagen, so meint Thomas, wird die Wunde wieder soweit verheilt sein, dass Donnie wieder weiterbasteln kann. Tiefe Erleichterung macht sich in dem jungen Vater breit, dennoch nagen die Schuldgefühle an ihm. Hätte er diesen Unfall verhindern können? Es lässt ihn nicht los. Als sie wieder nach Hause kommen, berichtet er Ember von dem ganzen Schlamassel. Im ersten Moment ist sie verständlicherweise auch erschrocken und kann Splinters Sorge gut nachvollziehen. Doch schon im nächsten Moment versucht sie seine Angst zu zerstreuen, in dem sie ihm versichert, dass Donnie daraus sicher eine Lehre gezogen hat und ab jetzt vorsichtiger mit so etwas umgehen wird. Beruhigen tut dies Yoshi allerdings nicht wirklich. Zu sehr schmerzt ihn noch immer der Verlust seiner eigenen Tochter, die jetzt etwa in Donnies Alter wäre. „Nimm es nicht so schwer Yoshi. Jungs sind nun mal Jungs, dass sollte dir doch klar sein. Sie sind wild und bringen sich ständig in Schwierigkeiten oder Verletzen sich. Aber das ist halb so schlimm. Kinder halten viel mehr aus, als du dir vielleicht vorstellst und es hilft ihnen nicht, sie in Watte zu packen.“ Jungs sind nun mal Jungs? Diese Worte sind wirklich nicht besonders hilfreich. Ember weiß natürlich, was er alles durchgemacht hat und wie sehr er noch immer unter dem Verlust seiner Familie leidet, aber diese Lässigkeit, die sie an den Tag legt, macht Splinter fast krank. Sie selbst hat keine Kinder, sie weiß gar nicht, wie furchtbar es ist, mit anzusehen, wie sie sich wehtun oder Schlimmeres. Es ist, als würde ein Teil in ihm mit sterben oder zumindest denselben Schmerz empfinden. Dennoch dankt er ihr, für den Rat und den Trost. Doch schon ein paar Tage später erschüttert sein zweiter Sohn wieder sein Denken und all die Worte von Ember sind vergessen. Donnie ist gerade erst seinen Verband wieder losgeworden, da sieht Splinter ihn schon wieder im Labor hocken, mit dem Schweißbrenner in der Hand. Dieses Bild schockiert ihn zu tiefst und ohne einen weiteren Gedanken zu verschwenden, nimmt er Donnie den Schweißbrenner aus der Hand. „Sensei?“, kommt es irritiert von dem Brünetten. „Es ist besser, wenn du dieses Gerät nicht wieder benutzt. Oder willst du dich wieder verbrennen? Hat dir denn das eine Mal noch nicht genügt, Donatello?“, kommt es strengt von dem Mann. „Aber Sensei, ich bin doch vorsichtig. Es wird nicht wieder passieren! Ehrlich!“, versucht sich der Junge zu verteidigen. Die endlosen Ideen in seinem Kopf wollen raus und es fühlt sich schon an, als würde sein Schädel platzen, wenn er noch länger darauf warten muss. „Nein, das ist keine Garantie. Du bist doch ein schlauer Junge und solltest wissen, was gut für dich ist. Du bist einfach noch nicht alt genug, um mit so etwas zu hantieren und daher bekommst du es erst wieder, wenn du gefahrlos damit arbeiten kannst!“ Entschlossen wendet sich Yoshi zum Gehen. „Aber Sensei…“, doch Donnies Worte treffen nur eine undurchdringbare Wand. Traurig blickt Donatello ihm nach. Trotz seiner überragenden Intelligenz, oder vielleicht gerade deswegen, versteht er nicht, warum Splinter ihn nicht weiterarbeiten lässt. Seufzend blickt er auf seine Hand hinunter, wo noch die Reste seiner Brandwunde zu sehen sind. Er kann sich schon vorstellen, dass sein Sensei krank vor Sorge um ihn ist, er hat es ja schon am Unglückstag gemerkt, aber das Ganze ist ja nun Vergangenheit. Donnie weiß nun, dass so etwas passieren kann und ist für das nächste Mal vorbereitet, aber wenn er seinen Schweißbrenner nicht wiederbekommt, wird es kein nächstes Mal geben. Aber er ist Yoshi nicht böse, er meint es ja nur gut. Trotzdem kann der junge Erfinder so nicht weitermachen. Seufzend blickt er sich in seinem Labor um und nach einigen Minuten findet er etwas anderen, an dem er arbeiten kann. Dennoch nagt der Gedanke an ihm, sein Fahrrad wohl nie fertig zu bekommen… Ein paar Tage später… Der Schreck nach Donnies Unfall scheint sich nun endlich etwas gelegt zu haben, auch wenn der junge Erfinder seinen Schweißbrenner noch immer nicht wiederbekommen hat. Splinter scheint jedoch viel entspannter zu sein – noch zumindest. Guter Dinge schlendert er in die Küche, um zu sehen, wie weit Ember mit dem Essen für die Jungs ist. Allerdings bleibt ihm fast das Herz stehen, als er Michelangelo statt Ember am Herd stehen sieht. Der 4-jährige steht auf einem Stuhl und rührt angesträngt in einem großen Topf. Ember steht unterdes neben dem Herd und schneidet Gemüse und scheint den kleinen Jungen gar nicht zu beachten. Mit tiefem Schreck in den Gliedern, eilt Splinter zu dem blonden Jungen und holt ihn vom Herd weg. „NEIN!“, kommt es protestierend von Mikey, während ihm der Kochlöffel aus der Hand gleitet und scheppernd auf dem Boden landet. Leicht erschrocken, weil sie denkt, Mikey hätte sich vielleicht wehgetan, blickt sich Ember nach dem Jungen um. Überrascht sieht sie dabei in Yoshis ernstes Gesicht. „Was wird denn das hier?“, fragt er sie streng, während er versucht seinen zappelnden Sohn festzuhalten. „Na wir kochen zusammen!“, entgegnet Ember ihm fröhlich. „Bist du denn verrückt? Michelangelo ist doch erst vier! Ihm könnte sonst was passieren!“, kommt es aufgebracht von dem Ninjameister. Vorsichtig nimmt sie ihm das Kind ab, stellt ihn wieder an den Herd und hebt den Kochlöffel auf, damit Mikey weiterrühren kann. Voller Begeisterung nimmt der Junge den Löffel entgegen und macht sich auch gleich wieder daran, in dem großen Topf herum zu rühren. Argwöhnisch mustert Splinter die beiden. „Du brauchst dir keine Sorgen zu machen, ich pass doch auf. Außerdem macht es ihm großen Spaß mir zu helfen. Vertrau mir und vertrau deinen Söhnen, sie wissen schon, was sie tun, auch wenn sie noch klein sind!“ Diese Worte beruhigen Yoshi nicht wirklich. Dennoch kann er nicht leugnen, dass es Mikey wirklich Spaß zu machen scheint und er sich für sein Alter doch ziemlich geschickt anstellt – geschickter noch als im Training. Unschlüssig schaut sich der schwarzhaarige Mann in der Küche um und beschließt schließlich sich in eine Ecke zu stellen und die beiden zu beobachten. Er kann es nicht mit seinem Gewissen vereinbaren, seinen Sohn jetzt allein zu lassen, auch wenn er ja gar nicht allein ist. Aber zumindest gibt er sich Mühe, sich nicht einzumischen und lauscht den sanften Worten Embers, die Mikey erklärt, was als nächstes kommt. Die zwei kommen ihm wie ein eingespieltes Team vor. Splinter hat seinen jüngsten Spross noch nie so aufmerksam und wissbegierig erlebt. Kaum zu fassen, dass es ausgerechnet das Kochen zu sein scheint, für das sich Michelangelo besonders begeistert. Aber warum auch nicht? Somit kann Mikey schon jetzt etwas, was Splinter in seinem ganzen bisherigen Leben nicht geschafft hat. Ein tiefes Gefühl von Stolz macht sich in dem jungen Vater breit. Und vielleicht hat Ember ja Recht. Seine Söhne sind grundverschieden. Jeder kann etwas besonders gut, was ein anderer nicht kann und jeder begeistert sich für etwas anderes. Sie sind eigenständige Persönlichkeiten und so sollte er sie wohl auch behandeln und nicht versuchen seine Verlustängste auf sie zu projizieren. Sonst werden aus ihnen nie die guten Kämpfer, die er aus ihnen machen will. Trotz alledem sitzt seine Angst so tief verwurzelt, das er sie nicht einfach vergessen kann. Jedes Mal, wenn er seine Söhne anschaut, sieht er seine kleine Tochter vor sich, wie sie in ihrem Alter hätte sein können und wie ihr das zustößt, was ihnen gerade passiert. Und am Ende bliebt nur die Gewissheit, dass er sie nie wiedersehen wird. Doch seine Söhne sind anders, dieses Leben hier ist anderes. Das alles kann man nicht miteinander vergleichen! So schwer es ihm auch fällt, er muss lernen loszulassen und sie ihre eigenen Erfahrungen machen lassen, so schrecklich und schmerzhaft diese vielleicht auch sein mögen. Am nächsten Tag… Langsam hat Splinter eingesehen, dass Ember vollkommen Recht hat und er seinen Söhnen wirklich mehr zutrauen und erlauben sollte. Mit diesem Gedanken betritt er die Küche und erblickt Mikey wieder am Herd. Im ersten Moment überkommt ihn allerdings wieder die Angst, als er den kleinen Jungen dort ganz allein sieht. Dann aber sieht er Ember am Waschbecken und beruhigt sich wieder. Er atmet tief durch und geht zu Mikey. Dieser sieht ihn mit tellergroßen Augen an, weil er wohl fürchtet, dass Splinter schimpfen und ihm das Kochen vielleicht sogar ganz verbieten könnte. Fast schon verzweifelt klammert sich der Junge deshalb an seinem Kochlöffel fest und blickt trotzig zu seinem Sensei auf, der bei diesem Anblick, doch tatsächlich das Gefühl hat, Raphael würde vor ihm stehen, da dieser Blick so gar nicht zu seinem dauerfröhlichen Sohn passt. Doch entgegen Mikey´s Annahme setzt Splinter ein sanftes Lächeln auf und streicht ihm durch sein strohblondes Haar. „Was gibt es denn heute Leckeres?“, fragt er den verdutzten Jungen. Mikey scheint einen Moment zu überlegen, ob das wirklich eine ernste Frage ist, oder ob Splinter ihn vielleicht nur ärgern will. „Eierreis…“, antwortet er schließlich zaghaft. „Das hört sich gut an. Darf ich mal kosten?“ Wieder scheint Mikey zu überlegt, sucht in dem Blick seines Meisters etwas, das nicht da zu sein scheint und legt dann ein breites Lächeln auf. „Klar!“, flötet er, während er den Kochlöffel aus dem Reis zieht und ihn Splinter unter die Nase hält. Vorsichtig nippt der schwarzhaarige Mann an dem Löffel und setzt dann ein zufriedenes Lächeln auf. „Das ist wirklich sehr gut, Michelangelo!“, lobt er den Jungen. Dessen Lächeln wird noch breiter und er rührt umso energischer in seinem Topf. Langsam tritt Ember hinter den Ninjameister und legt ihm eine Hand auf die Schulter. „Das war gut, nur weiter so!“, flüstert sie ihm ins Ohr, bevor sie sich wieder Michelangelo widmet. Ein leichter Rotschimmer legt sich auf Splinters Wangen. Es war schwierig, aber er hat es geschafft und es fühlt sich gut an. In seinem Denken bestärkt, macht er sich auch gleich mal auf den Weg zu Donatello. Vorsichtig klopft er an die halboffene Labortür und blickt fast schon scheu durch den Türspalt zu seinem Sohn. Dieser blickt auf und deutet Splinter an, reinzukommen, auch wenn er ihm dabei nicht direkt in die Augen sieht. Ihn beschleicht nämlich das Gefühl, dass sein Sensei nur wieder etwas sucht, das er ihm wegnehmen kann. Seine Überraschung ist daher umso größer, als Yoshi im plötzlich seinen Schweißbrenner vor die Nase hält. Irritiert mustert Donnie das Gerät, schließlich sieht er fragend zu seinem Sensei auf. „Du kannst ihn wieder haben. Ich bin zu dem Schluss gekommen, dass du nur Erfahrung damit sammeln kannst, wenn du auch mal einen Rückschlag einsteckst. Und solange du keine Angst hast, habe ich auch keinen Grund, welche zu haben.“, kommt es sanft von seinem Vater. „Danke, Sensei…“ Donnie ist doch etwas überrascht von diesem plötzlichen Sinneswandel. „Was wolltest du denn damit bauen?“ Donatello schiebt seine Gedanken bei Seite und erläutert Splinter seine Arbeit mit einer Inbrunst, die seines Gleichen sucht. Der Sensei versteht zwar kaum ein Wort davon, aber es scheint seinem Sohn sehr viel zu bedeuten und das ist alles, was im Moment zählt. „Stört es dich, wenn ich zu sehe?“, fragt Splinter schließlich, nicht ganz ohne den Hintergedanken, ein wachsames Auge auf seinen Sohn zu haben. „Nein, wenn du möchtest!“ Die Begeisterung breitet sich über Donnies ganzes Gesicht aus. Yoshi hat seinen Sohn selten so strahlen sehen, was ihm wieder das Gefühl gibt, doch das Richtige zu tun. Kapitel 5: Survival of the strongest? ------------------------------------- Ein Jahr später… Die Aufregung hat die Söhne des Ninjameisters kaum schlafen lassen. Die Sommerferien sind angebrochen und Splinter hat ein ganz besonderes Abenteuer geplant. Als sie den Armeehelikopter auf dem unscheinbaren Bürogebäude erreichen, verschlägt es den Jungs fast die Sprache. Freundlich werden sie von einem Mann begrüßt, der sich als guter Freund ihres Sensei vorstellt. Henry hat eine Flugschule für Helikopter und hat die Fünf schon erwartet. Mit großen Augen bestaunen die Kinder die tarnfarbende Maschine, deren gewaltige Rotorblätter fast die gesamte Breite des Daches abdecken. Schließlich erhebt sich die grünbraune Hummel in den Himmel und alles unter ihr wird immer kleiner. Lange hält es die Jungs daher auch nicht auf ihren Plätzen. Sie blicken aus den Fenstern und können auf einmal alle Wahrzeichen New Yorks wie auf einer Postkarte vereint erkennen. Splinter ist zwar der Ansicht, dass es besser wäre, die Jungs würden sich hinsetzen, aber seine Worte stoßen nur auf taube Ohren. Schließlich wirft Henry ein, dass der Flug mehrere Stunden dauern wird und man von Kindern doch nicht erwarten kann, solange stillzusitzen. Da ist etwas Wahres dran und solang die aufgeregte Meute ihn nicht beim Fliegen stört, ist es egal. Bald verlassen sie das Festland Nordamerikas und gleiten über schier endloses Wasser hinweg. Delfine und Wale tauchen aus dem tiefblauen Ozean auf, vollführen kunstvolle Sprünge und blasen gewaltige Mengen Wasser in die Luft, die dann perlend herniederregnen. Donnie hat die ganze Zeit ein kleines Buch auf dem Schoß und scheint sich ständig Notizen zu machen. Als Splinter ihn so dabei beobachtet, kommt er sich wie bei einem Dokumentarfilm vor und sein Sohn ist ein junger Wissenschaftler, der die Meeresbewohner studiert. Doch Donatello interessiert sich nicht nur für die Dinge außerhalb der Fenster, auch der Helikopter hat es ihm angetan und so fragt er Henry immer wieder Löcher in den Bauch. Der Fluglehrer ist mehr als nur überrascht, was für ein gewaltiges Wissen der Brünette zu haben scheint. Rein theoretisch kennt er die Hummel besser als Henry selbst. Doch wie sieht es mit einem Praxistest aus? Henry schnappt sich den neugierigen Jungen und setzt ihn auf seinen Schoß. Donatello schluckt leicht, als er die vielen Instrumente vor sich sieht. Schwer legt sich Henrys Kopf auf seine Schulter, um besser zu sehen. Etwas zittrig legen sich die Hände des Jungen um den Steuerknüppel. Führend legen sich Henrys Hände darüber und so gleiten sie eine Weile weiter über den Ozean, bis schließlich das Festland Südamerikas in Sichtweite kommt. Weites, endloses Grün erstreckt sich kurz darauf unter ihnen, durchzogen von den lebensspendenden Adern des gewaltigen Amazonas. Es ist tatsächlich wie in einem Dokumentarfilm, als sich der Regenwald in all seiner Pracht erstreckt und das Wasser dazwischen wie tausende Perlen in der Sonne funkelt. Langsam sinkt die Hummel tiefer, doch landen wird sie nicht. Die Vegetation ist zu dicht und außerdem ist ein Fallschirm auch viel lustiger. Henry steuert eine kleine Freifläche an und bringt den Helikopter auf die richtige Höhe. Unterdes bereiten sich seine Gäste auf ihren Absprung vor. Viel Gepäck haben sie nicht, nur ihre Waffen und ein Zelt. Was sie sonst noch brauchen, wird der Dschungel ihnen geben. Nur Donnie hat noch ein paar andere Sachen eingepackt, darunter Notizbücher, Stifte und Verbandsmaterial. Extra für diese Reise hat er auch kleine Sender gebaut, die sie sich an die Sachen pinnen können, damit sie sich im Ernstfall wiederfinden, falls sie getrennt werden sollten. Ansonsten sind sie fernab jeglicher Technik und Zivilisation völlig auf sich gestellt, bis Henry sie in ein paar Wochen wieder abholen kommt. Als dann alle gut mit ihren Fallschirmen verschnürt sind, öffnet Splinter die die Seitentür. Ein starker Wind drängt sich augenblicklich in die Kabine und zerrt an ihnen, doch das schmälert die Vorfreude der Kinder kein Stück. Nach letzten Anweisungen, stellt sich Yoshi schließlich an den Rand der Kabine, den Blick in den endlosen Abgrund unter sich gerichtet und springt. Mit großen Augen beobachten seine Söhne, wie er auf den Boden zurast, bis sich schließlich sein Fallschirm öffnet und er elegant zur Erde gleitet. Geschickt landet der Ninjameister im hohen Gras und befreit sich von seinem Fallschirm. Daraufhin erhält Leonardo ein Zeichen von Henry. Vorsichtig stellt sich der Schwarzhaarige an den Rand und blickt hinunter. Bei seinem Sensei sah es furchtbar einfach aus. Hilfesuchend blickt sich der Junge nach seinen Brüdern um. „Kann einer von euch vielleicht bis drei zählen?“, kommt es leicht nervös von dem Schwertkämpfer. „Aber klar doch, Bro. Nichts lieber als das!“, kommt es aufmunternd von Raphael. Mit einem zweideutigen Lächeln stellt er sich neben seinen Bruder. Als Leo diesen speziellen Blick in den Augen des Rothaarigen entdeckt, ist es aber schon zu spät. „Drei!“, posaunt der Ninja mit den Sais und schubst seinen wehrlosen Bruder einfach aus dem Heli. Dieser stürzt auf die Erde zu und fragt sich dabei nur, womit er das verdient hat. Schnell schiebt er seine Gedanken aber beiseite und zieht die Reißleine. Der Fallschirm öffnet sich und bremst abrupt seinen Sturz ab. Langsam gleitet er auf das Gras zu und wird schließlich behutsam von seinem Sensei aufgefangen. Nun erhält Donnie ein Zeichen von Henry, dass er als Nächster dran ist. Ebenso nervös stellt sich der junge Wissenschaftler an den Rand der Kabine und blickt hinab. „Mir musst du aber nicht helfen, Raph!“, kommt es von dem Brünetten. „Gern geschehen!“, erwidert Raphael allerdings und schubst Donnie trotzdem raus. Panik durchflutet den Stabkämpfer, als er mit ansieht, wie die Erde immer näher kommt. Schließlich besinnt er sich aber, atmet tief durch und öffnet seinen Fallschirm. Ein paar Augenblicke später landet der Junge sicher in Splinters Armen. Leo sieht ihm die Erleichterung nur allzu gut an und er kann sich auch bestens das miese Grinsen seines kleinen Bruders da oben vorstellen. Doch jetzt bekommt Raphael seinen Sprungbefehl. Allerdings wartet er nicht lange und springt einfach raus. Leicht verloren blickt Mikey ihm hinterher. Sicher landet auch der Rothaarige in den Armen seines Meisters und darf sich auch gleich eine Standpauke seiner beiden Brüder anhören, die er allerdings gekonnt überhört. „So, jetzt du, Mikey!“, ruft Henry dem blonden Jungen zu. Doch Mikey hat sich auf dem Boden der Kabine hingekauert, wie ein geschlagener Hund und blickt über den Rand nach unten. „Hast du nicht gehört, Mikey?“, wendet sich der Pilot nochmals an ihn. Mit großen Augen blickt der Junge zu ihm. „Ich wünschte, Raph hätte mich auch raus geschubst…“, kommt es leicht traurig von dem Blonden. „Soll ich dich dann vielleicht raus schubsen?“ „Nein, schon gut…“, erwidert der Junge und steht auf. Er schluckt schwer, breitet leicht zitternd die Arme aus und lässt sich dann einfach fallen. Nach ein paar Augenblicken ist auch sein Flug zu Ende und er landet erleichtert in den Armen seines Vaters. Als sie nun alle wieder beisammen sind, sammeln sie ihre Fallschirme ein und stopfen sie alle in einen großen Beutel. Kurz darauf sinkt der Helikopter so tief hinunter wie möglich und Henry lässt ihr weniges Gepäck an einem Seil hinab. Im Anschluss bindet Splinter den Beutel mit den Fallschirmen an das Seil und Henry zieht es wieder nach oben. Nur einige Momente später erhebt sich die Hummel wieder in die Luft und fliegt davon. Lange blicken die Jungs ihr noch nach, während Splinter sich schon nach einem geeigneten Platz für ein Lager umschaut. Für heute soll dies erst mal genug Aufregung sein. Sie werden noch ihr Zelt aufbauen, etwas Essen und dann hofft Splinter, dass er seine Jungs ins Bett bekommt. Jagen werden sie dann morgen, heute gibt es noch ein paar Konserven und für das Frühstück etwas Brot. Danach hängt es von ihrem Geschick ab, ob es etwas zu Essen gibt oder nicht. Auf einer kleinen Lichtung in der Nähe des Flusses im endlosen Regenwald errichten sie dann ihr Zelt. Doch schon während dieser Arbeit entgeht Yoshi nicht das laute Magenknurren seiner Jungs. Also schnell ein Feuer machen. Aufmerksam beobachten die Vier ihren Sensei, wie er ein flaches Loch mit den Händen gräbt und dessen Rand mit ein paar faustgroßen Steinen absteckt. Danach drapiert er geschickt das gesammelte Holz zwischen den Steinen, sodass es wie ein Kegel aussieht. In dem Zwischenraum platziert er jede Menge trockenes Moos. Etwas von dem Moos legt er vor sich hin und erzeugt dann mit zwei speziellen Steinen, die er aneinanderschlägt, Funken. Nach ein paar Schlägen beginnt das Moos zu rauchen. Vorsichtig pustet Splinter die kleine Glut an, bis richtige Flammen entstehen. Das brennende Moos drückt er zwischen dem Holz hindurch zu dem restlichen Moss, das daraufhin sofort Feuer fängt. Mach ein paar Minuten fängt auch das Holz an zu brennen. Ungeduldig öffnen die Jungs die Konservendosen, dennoch müssen sie sich noch gedulden, bis das Holz etwas runter gebrannt ist. Schließlich können sie die Dosen in die heiße Asche drücken und zusehen, wie ihr Inhalt langsam zu brodeln beginnt. Mehr als hungrig stürzen sich die Kinder auf ihr Essen, während sie den spannenden Geschichten ihres Sensei lauschen. Langsam setzt die Dunkelheit ein und die Nacht legt sich über den Regenwald. Es dauert auch nicht lange und Splinter kann seine Söhne ins Zelt bringen. Die Aufregung scheint selbst Mikey hundemüde gemacht zu haben. Eine Weile sitzt der Schwarzhaarige noch allein am Feuer und lauscht den ungewohnten Geräuschen dieser fremden Nacht. Irgendwann erhebt er sich, löscht das Feuer und krabbelt zu seinen Söhnen ins Zelt. Die Jungs haben sich zusammengekuscht und schlafen tief und fest. Mit einem Schmunzeln auf den Lippen legt er sich zu ihnen und versinkt kurz darauf auch in tiefen Schlaf. Ein paar Tage später… Fast schon mit ohrenbetäubendem Lärm rauscht das Wasser den Abhang hinunter, ehe es an großen Felsen zerbricht und ruhig seinen Weg wieder aufnimmt. Die Felsen sind von dichtem Nebel umhüllt, den das herabstürzende Wasser erzeugt. Nur vage kann man darin die Schatten einiger Personen erkennen, die reglos unter dem Wasserfall sitzen. Diese Konzentrationsübung soll Geist und Seele stärken und die Körper abhärten. Das Gewicht des Wassers scheint einen fast zu erdrücken, von der erstaunlich geringen Temperatur ganz zu schweigen. Die Jungs haben Mühe unter diesem Gewicht aufrecht sitzen zu bleiben und ihr Zittern ist nicht zu übersehen, dennoch versuchen sie ihr Bestes. Eine ganze Weile lässt Yoshi sie neben sich schmoren, ehe er sie von ihren Qualen erlöst. Erleichtert treten die Jungen durch das Wasser hinaus in die wärmende Sonne. Nach einer Weile sind sie wieder aufgetaut und wandern den Fluss entlang, um eine geeignete Stelle zum Fischen zu finden. Unterwegs finden sie einen Baum mit herrlich süßen Früchten und schlagen darunter ihr Zelt auf. Besonders Donnie freut sich über das Obst. Er geht zwar mit seinen Brüdern auf die Jagd, aber Fleischoder Fisch isst er deswegen noch lange nicht. Schon sehr früh hat Splinter gemerkt, dass der Brünette einen Hang zum Vegetarismus hat, was auch seine zierliche Gestalt erklärt. Nachdem das Zelt aufgebaut ist, treten sie ans Ufer und schnitzen sich aus Stöckern Speere zu Recht, mit denen sie die Fische aus dem Wasser holen wollen. Donnie benutzt allerdings seinen Bo-Stab dafür, der mit seiner Klinge einen prima Speer abgibt. Und auch Raphael ist der Meinung, seine Waffe würde sich gut zum Fischen eignen. Und so bindet er an den Griff seines Sais eine Liane. Splinter hat sich derweilen ins Gras gesetzt und beobachtet seine Jungs bei der Umsetzung ihrer Aufgabe. Voller Eifer werfen die Vier ihre Fischfanggeräte ins Wasser und versuchen die vorbeischwimmerde Mahlzeit zu erwischen. Es dauert eine ganze Weile, bis sie etwas erwischen und es auch schaffen es an Land zu kriegen. Die aufgespießten Fische sind nach dem Treffer nicht unbedingt tot und zappeln daher wild herum und vielen gelingt es dabei, sich freizukämpfen und wieder im Wasser zu landen. Bald darauf wird der Fluss unruhig und es scheinen sich Unmengen von Fischen auf kleinsten Raum zu drängen. Als Mikey seinen Speer aus dem Wasser zieht und sich freut, einen Fisch gefangen zu haben, entkommt ihm ein erschrockener Schrei beim Anblick seines Fanges. Neugierig versammeln sich die anderen und der Sensei um den komischen Fisch. Japsend zappelt das Tier an der Speerspitze, während seine rotgrauen Schuppen in der Sonne glitzern und seine riesigen Zähne versuchen nach den Jungs zu schnappen. Wild gebärt sich der Fisch und gibt ein leises Fachen von sich. „Ich hab ein Seemonster gefangen!“, kommt es mit belegter Stimme von dem Blonden. „Sei nicht albern, Seemonster gibt es doch gar nicht!“, fährt ihn Raph an. Schließlich wenden alle ihren Blick auf Donnie, der sich hinter ihnen räuspert. „Es ist kein Seemonster, Mikey, sondern ein Piranha.“, erklärt der Brünette sachlich. Alle Farbe scheint aus Mikey´s Gesicht zu weichen. „Du meinst, so wie im Fernsehen? Dann wird er uns alle auffressen!“ Panisch sieht sich der Junge um, bis er auf einmal einen Schlag auf den Hinterkopf bekommt. „Au!“, entkommt es ihm schmollend. Als er sich umdreht, steht Raphael hinter ihm. „So ein Schwachsinn! Wie soll uns denn dieser mickrige Fisch alle fressen?“, knurrt er seinen kleinen Bruder an. „Raph hat Recht, er wird uns nicht fressen. Aber ich würde mir schwer überlegen, da jetzt ins Wasser zu fallen…“, kommt es von Donnie, der auf das wild tobende Wasser deutet, indem sich die Piranhas über die halbtoten Fische hermachen, die den Jungs entwischt sind. Der Anblick gleicht wahrhaftig einem Gemetzel und erinnert Mikey nur noch mehr an dem Film, den er gesehen hat. Er leibt Horrorfilme überalles, auch wenn sie ihm schreckliche Angst machen und er bei weitem noch zu klein ist, um sie sich überhaupt ansehen zu dürfen. „Piranhas sind keine menschenfressenden Killer. Sie sind die Gesundheitspolizei des Amazonas. Sie fressen all die toten und verletzten Tiere, die im Wasser leben oder hineinfallen und sorgen so dafür, dass das Wasser sauber und frei von Krankheiten bleibt.“, erläutert Donatello weiter. „Und was machen wir jetzt mit ihm?“, hakt Leo nach. „Ihr könnt ihn essen! Die Eingeborenen des Regenwaldes sehen den Piranha als besondere Delikatesse an.“, schlägt der Brünette vor. Also töten sie den Fisch, bevor er doch noch einen beißen kann und legen ihn zu den anderen. Doch kurz darauf wird die Ruhe erneut gestört. Die Jungs bemerken nichts, doch Splinter sieht sich unruhig um und lauscht. „Was ist los, Sensei?“, kommt es vorsichtig von Leonardo. „Wir werden beobachtet…“ Mehr erläutert der Ninjameister nicht. Die Söhne tauschen fragende Blicke aus und versuchen dann im dichten Grün eine Bewegung auszumachen. Gebannt starren die Fünf jedes Blatt an, damit ihnen kein noch so kleines Rascheln entgeht. Schließlich tut sich zwischen all dem Grün etwas Helleres auf. Zwei goldgelbe Augen erscheinen und mustern die Ninja genauso intensiv, wie sie es tun. Ein leises, sehr tiefes Knurren dringt an ihr Ohr, bevor sich das Tier abwendet und im Grün untertaucht. „Was zum Teufel war denn das?“, kommt es von Raphael, wobei er die anderen fast zu Tode erschreckt, als er plötzlich die Stimme erhebt. „Was ist denn das für eine Ausdrucksweise?“, fährt Yoshi ihn an. Der Rothaarige sieht sich aber wenig beeindruckt und scheint Donnie mit seinen Blicken zu durchbohren, als könnte er so eine Antwort auf seine Frage bekommen. „Ich bin mir nicht sicher, was es war…“, gibt der Brünette schließlich von sich. „Hat sich angehört wie Shir Khan!“, kommt es aufgeregt von Michelangelo. „Das wollen wir aber nicht hoffen…“, versucht Splinter ihn etwas zu beruhigen und streicht ihm durch die blonden Haare. Mit großen Augen sieht der Junge zu ihm auf. Die Worte des Jungen gehen auch an dem Ninjameister nicht spurlos vorbei. Hier gibt es viele gefährliche Tiere und vielleicht hätte er mit dieser Reise lieber noch ein paar Jahre warten sollen. Aber nun sind sie hier und müssen sehen, wie sie klarkommen. Yoshi versucht ein Seufzen zu unterdrücken und lächelt dem kleinen Jungen stattdessen sanft zu. „Hier gibt es keine Tiger, Mikey!“, entschärft Donatello letztendlich die Situation. „Aber es könnte ein Panther oder ein Jaguar gewesen sein…“, ergänzt der junge Wissenschaftler, was nicht gerade beruhigend auf die anderen wirkt. „Wenn der Pelzmantel noch mal hier auftaucht, dann zieht ich ihm das Fell über die Ohren!“, bäumt sich Raph auf und ballt die Fäuste. Yoshi packt ihn an den Schultern und hält ihn zurück. „Das wirst du nicht! Solang man dir keinen Schaden zufügt, darfst du auch keinem andern Schaden zufügen, Raphael!“ Trotzig blickt der Rothaarige zu ihm auf. Durch die gelbgrünen Augen des Jungen kommt es Splinter fast so vor, als würde ihn eine Schlange anstarren und genauso unberechenbar scheint sein Sohn auch oftmals zu sein. Doch der Wunsch seine Brüder zu beschützen kocht förmlich in diesen Augen und das ist wiederum bewundernswert. Weniger bewundernswert ist allerdings, die Gewaltbereitschaft, die der Junge dabei an den Tag legt, ganz egal wer dort vor ihm steht. Das wird sicher eines Tages ein böses Ende nehmen. Splinter hofft inständig, dass er das verhindern kann und Raphael irgendwann ruhiger wird. Streng erwidert er deshalb den Blick seines Sohnes, bis dieser schließlich woanders hinschaut. „Äh Leute, wo ist denn Mikey hin?“, kommt es besorgt von Leonardo. Irritiert blicken ihn die anderen an, doch er hat recht, Mikey ist verschwunden. Sofort machen sie sich gemeinsam auf die Suche nach ihm. Weit kann er, ihrer Meinung nach, noch nicht gekommen sein. Doch bei dem Gedanken an die wilden Tiere, läuft es Splinter eiskalt den Rücken runter. Bei Mikey… Der kleine Junge hat sich einen der Fische geschnappt und bannt sich nun seinen Weg durch das Grün, auf der Suche nach diesem Tier, das sie eben beobachtet hat. Es muss hier ganz in der Nähe sein, er kann es förmlich spüren. Hinter dem nächsten Baum entdeckt er einen Felsen, der fast völlig mit Pflanzen überwuchert ist. Eine Stelle jedoch lässt den blanken rötlichbraunen Stein sehen. Es sieht aus, als hätte jemand versucht an dieser Stelle eine Höhle zu graben, hat dann aber aufgegeben, weil es zu schwierig war. So entstand nur eine zirka zwei Meter tiefe Mulde im Gestein, die dem Tier wohl als Wohnung dient. Vor dem dunklen Hintergrund der dichten Flora, scheint das samtgelbe Tier beinahe zu leuchten. Hier, wo kaum Sonne den Erdboden erreicht, ist es kühl und die Schatten dominieren. Dennoch scheint man die katzenartige Gestalt nur zu sehen, wenn sie in Bewegung ist, da die wilden schwarzen Flecken auf ihrem Fell, sie trotzallem perfekt tarnen. Majestätisch liegt die Großkatze auf dem Felsen und beobachtet die Gegend. Finster blicken sich ihre Bernsteinaugen um, während die langen Krallen ihrer riesigen Pfoten fast schon nervös über den Felsen kratzen. Die äußerst beweglichen Ohren nehmen jedes Geräusch der Umgebung wahr und scheinen Mikey schon entdeckt zu haben. Wie gebannt starrt der Junge den Jaguar an, als sich dieser erhebt und in seine Richtung blickt. Nun scheint das Tier aber jegliche Eleganz verloren zu haben. In Mikey´s Augen sieht es wie eine große Katze aus und irgendwie auch wieder nicht. Katzen sind eher zierlich und schlank gebaut. Der Jaguar jedoch wirkt eher massig und breit, fast schon plump auf ihn. Irgendwie muss er jetzt an Raph denken. Der Rothaarige sieht auch eher massig und plump aus, durch seine ganzen Muskeln, dennoch ist er im Kampf genauso elegant wie seine Brüder. Als das Tier nun von dem Felsen herabspringt, kommt wieder die katzenhafte Eleganz zum Vorschein, die es eben verloren zu haben schien. Allerdings ist das tiefe Knurren, das nun folgt, wieder wenig katzenhaft. Mikey schluckt schwer. Vielleicht war es doch keine so gute Idee, allein hier her zu kommen. Dann jedoch hört er ein leises Mauzen, das eindeutig nicht von dem Jaguar stammt. Als der Junge an dem großen Tier vorbei in die Felsmulde schaut, entdeckt er drei kleine Kätzchen, die wohl die Babies des Raubtiers sein müssen. Neugierig schauen sie aus ihrer Behausung heraus und versuchen zu erblicken, was ihre Mutter so unruhig macht. „Sind die aber süß!“, flüstert Mikey zu sich selbst und scheint dabei die Gefahr der näherkommenden Mutter völlig zu vergessen. Langsam tritt er aus dem schützenden Dickicht heraus und steht der Mutter plötzlich direkt vor der Nase. Die Großkatze knurrt ihn finster an und wühlt mit den Krallen die Erde auf. Der blonde Junge ist wie erstarrt. Die beachtliche Größe der Raubkatze lässt seinen Atem stocken. Seine himmelblauen Augen sind genau auf einer Höhe mit diesen beeindruckenden Bernsteinaugen. Der heiße Atem der Katze trifft ihn im Gesicht, während er sich noch immer nicht traut Luft zu holen. Dann verstummt das kehlige Knurren und die langen Schnurrhaare der Katze beginnen ihn im Gesicht zu kitzeln. Die Katze beschnüffelt ihn gründlich. Mikey kann ein kleines Kichern nicht unterdrücken, welches die Katze kurz in ihrem Tun einfrieren lässt. Schwer mustert die Jaguardame ihn erneut, scheint aber zu dem Schluss zu kommen, dass von diesem seltsamen kleinen Tier vor ihr keine Gefahr ausgeht. Langsam schleicht die Katze um das Kind herum, wobei sich Mikey tatsächlich wie Mowgli vorkommt, der gerade von Shir Khan gemustert wird. Er schluckt schwer und entgegen seiner Natur rührt er sich keinen Millimeter. Schließlich beendet die Raubkatze ihren Rundgang und blickt ihm wieder tief in die Augen. Irgendwie wirkt sie jetzt so friedlich, sodass sich auch Mikey wieder entspannt. Vorsichtig hebt er eine Hand und hält sie der Katze vor die Schnauze. Diese beschnüffelt sie ausgiebig. „Ich tu dir nichts, ok? Aber ich würde dich gern streicheln…“, kommt es ganz ruhig von dem Jungen. Die Raubkatze erwidert nichts auf seine Bitte hin, nimmt nur die Nase von seiner Hand. Also hebt der Junge seine Hand etwas höher und legt sie ganz sachte auf den Kopf des Tieres. Das kurze Fell fühlt sich unter seinen Fingern sehr weich und glatt an. Die Jaguardame senkt den Kopf etwas, als wolle sie damit erreichen, dass Mikey an eine andere Stelle herankommt. Ein Lächeln legt sich auf das Gesicht des Jungen. Behutsam schiebt er seine Hand über den riesigen Kopf des Tieres, bis er mit den Fingerspitzen ein Ohr berührt. Das pelzige Ohr zuckt kurz zur Seite und richtet sich dann wieder auf. Vorsichtig krault Mikey der großen Katze hinterm Ohr. Dieser scheint es sichtlich zu gefallen. Sie drückt ihren Kopf etwas fester gegen die kleine Hand und für einen Moment hätte Mikey schwören können, ein leises Schnurren gehört zu haben. „Du bist aber lieb!“, verkündet der Junge ihr glücklich. Ein ungeduldiges Mauzen ertönt hinter der Großkatze. Langsam bewegt die Mutter ihren großen Kopf zur Seite und Mikey entdeckt die kleinen Kätzchen, die aus ihrem Nest gekommen sind. Neugierig betrachten sich die Kinder der beiden Arten. Vorsichtig setzt sich Mikey auf den Waldboden. Im ersten Moment schrecken die Kätzchen zurück und scheinen hinter ihrer Mutter Schutz zu suchen. Diese macht jedoch keine Anstalten das fremde Wesen zu verjagen. Daher kommen sie eins nach dem anderen wieder hinter ihr vor und näher sich dem Blonden. Sie umkreisen ihn und schnüffeln laut. Mauzend scheinen sie dabei ihrer Mutter von ihren Eindrücken zu erzählen, die sich mittlerweile entspannt hingesetzt hat. Schließlich fixieren die Kätzchen Mikey´s Hemd ganz besonders. Ein verlockender Duft breitet sich davon aus und lässt die Kleinen nur noch lauter Mauzen. Fragend blickt der Junge zu den kleinen Tieren hinab, bis ihm einfällt, dass er sich den Fisch zum besseren Transport unters Hemd gesteckt hat. Unter den wachsamen Augen der Mutter zieht Mikey den Fisch hervor und legt ihn vor den Kätzchen auf den Boden. Die Kleinen blicken noch einmal prüfend zu ihrer Mutter auf, ehe sie sich gierig auf die Mahlzeit stürzen. Überglücklich kichert Mikey, während er die Kätzchen beim Fressen beobachtet. Als der Fisch verschwunden ist, schmiegen sich die kleinen Fellbündel an ihn und lassen sich ebenfalls streicheln. Während der kleine Junge so durch das samtige Fell der Kätzchen fährt, kommt ihm nicht in den Sinn, dass seine Brüder und sein Sensei schon krank vor Sorge um ihn sein könnten und verzweifelt die Umgebung nach ihm absuchen. Der kleine Sender, den Donnie gebaut hat, ist ihnen dabei eine große Hilfe. Doch bei dem dichten Bewuchs ist es nicht einfach voranzukommen, auch wenn sich ein Katana als prima Buschmesser erweist. Endlich finden sie den verlorenen Sohn. Sein Kichern dringt an ihre Ohren und bald erblicken sie ihn, umringt von kleinen Kätzchen, die wild mit ihm zu spielen scheinen. Ein Stein fällt ihnen allen vom Herzen, als sie ihr jüngstes Mitglied gesund und munter wiederfinden. Doch ihre Freude wird zerbrochen, als der riesige Jaguar in ihren Blickfeld erscheint und auf Mikey zu schleicht. Raphael reagiert sofort und stürmt auf die Großkatze zu. Splinter versucht ihn noch zurückzuhalten, doch er greift ins Leere. „Verschwinde sofort von Mikey, du Fellschleuder“, brüllt der Rothaarige dem Tier entgegen. Die Raubkatze wendet sich blitzschnell um und wirft den Angreifer zu Boden. Schwer legt sich die krallenbesetzte Pranke auf Raphaels Brust und presst alle Luft aus seinen Lungen. Wie erstarrt beobachten Yoshi und seine beiden Söhne das Ganze, unfähig etwas zu tun, in der Hoffnung die Situation so eher entschärfen zu können, als mit einem undurchdachten Angriff wie Raphael. Erschrocken verstecken sich die Kätzchen hinter ihrem neuen Freund, der schockiert die Mutter anstarrt, die Raph ihre gewaltigen Zähne vor die Nase hält. „Nein!“, presst der Blonde hervor und versucht die Raubkatze von seinem Bruder herunter zubekommen. „Verschwinde, Mikey, bevor das Vieh dich auch noch Fressen will!“, faucht ihm Raph entgegen. Mikey ignoriert ihn aber vollkommen und redet stattdessen beruhigend auf den Jaguar ein. „Du darfst ihm nicht wehtun, er ist mein Bruder!“. Das Tier wendet den Kopf zu Mikey und blickt ihm tief in die Augen. Scheinbar findet sie etwas, dass die Aussage des Jungen bestätigt und gibt den Rothaarigen wieder frei. Wütend richtet sich der Kämpfer mit den Sais wieder auf. „Ich zieh dir das Fell über die Ohren!“, brüllt er dem Tier entgegen, bevor er sich erneut auf es stürzen will. Wütend knurrt und facht der Jaguar ihm ins Gesicht und macht sich ebenfalls zum Angriff bereit. Doch auf einmal steht Mikey mitten zwischen ihnen. „Aufhören, alle beide!“, verkündet er und schiebt die Zwei mit Mühe auseinander. „Wie kannst du nur diese Bestie verteidigen?“, kommt es prompt von dem Rothaarigen. „Das ist keine Bestie, sondern meine Freundin und sie versucht nur ihre Kinder zu beschützen!“, klärt Mikey ihn auf. Erst jetzt fallen Raphael so richtig die verängstigten Kitten auf, die sich in etwas Entfernung zusammen gekauert haben. Er sucht nach etwas, das er erwidern kann. Doch ehe ihm etwas einfällt, tritt Yoshi hinter ihn und zieht ihn in Stück zur Seite. Wütend mustert der Junge seinen Sensei. „Was hab ich dir vorhin gesagt?“ „Aber das Vieh hat mich doch angegriffen!“, versucht sich der Junge zu rechtfertigen. „Ja aber nur, weil sie ihre Kinder beschützen wollte, so wie du Michelangelo beschützen wolltest.“, versucht er seinem Schüler klarzumachen. Wütend ballt der Junge die Hände zu Fäusten, bevor er sich schmollend an einen Baum lehnt und die Arme vor der Brust verschränkt. Die Katzenfamilie hat sich indes in ihr Nest verzogen und beobachtet die Störenfriede genau. „Jetzt ist mir auch klar, warum uns der Jaguar vorhin so argwöhnisch beobachtet hat.“, stellt Donatello fest. „Ganz genau und ich finde, wir sollten sie jetzt in Frieden lassen, bevor sie doch noch auf dumme Gedanken kommt.“, erwidert Yoshi und sammelt die Jungs wieder zusammen. Traurig blickt Mikey seinen neuen Freunden hinterher, während sie sich ihren Weg durch das Grünzeug bahnen. Die Standpauke, die er sich anschließend von Splinter und seinen Brüdern anhören muss, weil er einfach so weggelaufen ist, geht wie sonst auch, einfach an ihm vorbei. Trotz seiner Angst um seinen Sohn, ist Splinter dennoch tief beeindruckt, wie Michelangelo es geschafft hat, diese wilden Raubtiere für sich zu gewinnen. Der Junge hat eine ehrliche und unschuldige Offenheit an sich, die es ihm ermöglicht, jeder für sich zu gewinnen. In dem Fall dieser gefährlichen Tiere war das ein Vorteil, doch Menschen denken ganz anderes und könnten seine unschuldige Art böse ausnutzen. Besorgt betrachtet Splinter seinen Schüler in dieser Nacht lange. Er fürchtet, dass sein Sohn noch auf schmerzhafte Art und Weise herausfinden wird, wer gut und wer böse ist… Zwei Wochen später… Langsam wird es Zeit die Zelte wieder abzubrechen und die Heimreise anzutreten. Der Gedanke daran bekümmert die Jungs, denn sie hatten doch ziemlich viel Spaß und haben einiges gelernt. Allerdings hat Yoshi ihnen versprochen, dass sie ab jetzt jedes Jahr so einen Trainingsausflug machen werden und das heitert ihre Stimmung schon sehr auf. Jeder versucht sich auf seine Weise von diesem Ort zu trennen. Raph liegt in der Sonne und macht ein Nickerchen, während sie auf den Helikopter warten, Leonardo und Splinter sitzen unter einem Baum und meditieren, Donnie hockt mit seinem Notizbuch auf dem Schoß da und notiert sich die Ereignisse des gestrigen Tages und Mikey hat sich wieder verdrückt. Diesmal wissen aber alle wo er hin ist, auch wenn nicht alle froh darüber sind, dass er allein gehen wollte. Vorsichtig nähert sich der Blonde dem überwucherten Felsen und wird dabei aufmerksam von den Bernsteinaugen gemustert. Die Jaguardame springt auf den Boden und nähert sich dem Jungen vorsichtig. „Diesmal bin ich ganz allein, du brauchst also keine Angst zu haben.“, verspricht er ihr. „Ich wollte mich auch nur verabschieden…“, kommt es dann traurig von dem Jungen. Er setzt sich auf den Boden und legt seinen Freunden ein paar Fische hin, die von Gestern übrig geblieben sind. Begeistert stürzen sich die Kleinen wieder darauf. Die Mutter hält sich zurück und betrachtet das fremde Kind. Mikey beobachtet die Kleinen beim Fressen. Dann fängt er plötzlich laut an zu schluchzen und dicke Tränen kullern über seine Wangen. Irritiert blicken die Kitten zu ihm auf. Die Mutter beschnüffelt ihn vorsichtig, setzt sich neben ihn und drückt ihren Kopf an sein feuchtes Gesicht. Mikey klammert sich haltlos an ihr fest und weint bitterlich. „Ich werd euch so furchtbar doll vermissen…“, presst er hervor. Er reibt sein Gesicht an dem weichen Fell und verweilt eine ganze Weile so. Irgendwann beruhigt er sich schließlich wieder. Langsam hebt er sein feuchtes Gesicht aus ihrem Pelz und blickt sie an. In ihren Augen scheint so etwas wie Mitgefühl zu liegen, aber vielleicht bildet sich der kleine Junge das auch nur ein. Aber irgendetwas scheint die Jaguardame dennoch zu fühlen, denn sie leckt ihm tröstend über die heißen Wangen. Mikey lächelt schwach, setzt ihr einen Kuss auf die große feuchte Nase und umarmt sie ein letztes Mal ganz fest. „Pass immer gut auf deine Kinder auf, ja?“, flüstert er ihr zu, bevor er aufsteht. Als wolle sie seiner Bitte gerecht werden, steht sie auf und stellt sich schützend vor ihre Jungen. Mikey nickt beruhigt und rennt dann davon. Betroffen blickt die Katzenfamilie ihm nach, bevor sie sich wieder ihrem Tageswerk widmen. Völlig außer Atem erreicht Mikey seine Familie, kurz bevor das Geräusch der Hummel sie alle aufhorchen lässt. Vereint besteigen sie den Helikopter und machen sich auf die weite Reise nach Hause. Wehmütig blicken sie über das Land, das ihnen so viel beigebracht hat. Vielleicht werden sie eines Tages wiederkommen und neue Abenteuer erleben, doch bis dahin haben sie noch viele andere Abenteuer zu erleben, die sie genau vor ihrer Haustür finden! Kapitel 6: Small but powerfull! ------------------------------- Zwei Jahre später… Schule, ein Ort des Wissens und der Freude, die jedes Kind gern aufsuchen sollte. So zum Beispiel Leo und Donnie. Besonders Donatellos Wissendrang ist riesig und er saugt jedes Wort seiner Lehrer auf wie ein Schwamm. Allerdings stellt er auch oft genug ihre Methoden in Frage und ab und an scheinen einige Lehrer sogar von ihm noch etwas zu lernen, was nicht jedem behagt. Leonardo ist auch in der Schule der perfekte Schüler, so wie zu Hause. Er ist immer aufmerksam, wiederspricht nicht und macht vorbildlich seine Aufgaben, ein echter Lehrerliebling. Alles Gründe dafür, dass Splinter sie auf eine Schule für Hochbegabte schickt. Dennoch gehen nicht alle Kinder gern in die Schule. So beispielsweise Mikey und Raph. Raphaels ungebrochenes Temperament macht auch vor seinen Mitschülern und Lehrern keinen Halt. Wer ihm dumm kommt, muss mit den Konsequenzen leben. Er prügelt sich ständig und versucht jedem seine Meinung aufzudrängen. Mikey hingegen fällt das Lernen furchtbar schwer, weswegen er sich dann sehr schnell langweilt und Unfug macht. Die Zwei machen Yoshi damit ständig Kummer und es ist auch keine Freude, mindestens dreimal die Woche zum Rektor gerufen zu werden, weil die beiden sich mal wieder nicht zusammen reißen konnten. Sowohl der Rektor, als auch Splinter sind mit ihrem Latein beinahe am Ende. Die Jungs lassen sich von den Strafen, die sie ihnen auferlegen, nicht sonderlich beeindrucken. Erschwerend kommt noch hinzu, dass Raphaels besonders stark ausgeprägter Beschützerinstinkt Mikey gegenüber, dem Rothaarigen erst Recht Schwierigkeiten bereitet. Ständig hat er seinen kleinen Bruder im Auge. Jeder, der Mikey auch nur anschaut, ist in Raphaels Augen ein Feind und gehört bestraft. Mit seiner überaus unschuldigen, vertrauenswürdigen und vor allen Dingen naiven Art, schafft es der Blonde aber auch immer wieder sich in Schwierigkeiten zu bringen und damit Raph erst Recht einen Grund zum Angriff zu geben. Michelangelo ist zwar ein Ninja und ein guter Kämpfer, dennoch ist Gewalt für ihn nie die erste Wahl. Er versucht die Leute mit Freundlichkeit zu erreichen und mit seiner kindlichen Unschuld zu besänftigen. Ein Angriff macht es in seinen Augen nur noch schlimmer und ein Schlag ins Gesicht ist nun nicht gerade ein schöner Start für eine Freundschaft. So versucht er solche Konflikte mit all seiner Herzlichkeit zu lösen, doch das geht meistens schief und seine Brüder müssen ihm zur Hilfe kommen. Dennoch klammert er sich an seine Meinung und lässt sich nicht umstimmen, auch wenn alle anderen Recht haben. Besonders Raph versucht ihm immer wieder klarzumachen, dass nur Angriff die beste Verteidigung ist, auch wenn das Mikey zu wieder ist und er sich seine Angriffe nur für einen wirklichen Gegner aufspart, der seiner Familie ein unsanftes Ende bereiten will und nicht für ein Großmaul, das ihm auf dem Pausenhof versucht sein Essensgeld zu klauen. Und gerade dieses Großmaul packt Mikey nun am Kragen und presst ihn gegen die Schulmauer. Unsanft schlägt der Blonde sich den Kopf am Beton an und blickt dann in die kalten Augen des Rowdies auf. Butch ist mit seinen 10 Jahren fast doppelt so alt wie Mikey, aber kein bisschen schlauer. Groß, breit gebaut und muskulös hat er nichts Besseres zu tun, als die Kleineren zu ärgern. Lernen ist für ihn ein noch größeres Fremdwort, als es für Mikey jemals sein könnte. Er hat mehr Verweise und Strafen erhalten, als alle anderen Schüler dieser Schule zusammen und dennoch wird er wahrscheinlich noch eher die Pubertät erleben, als seine Versetzung in die vierte Klasse. „Her mit deinem Essensgeld, du Zwerg!“, faucht er Michelangelo entgegen. Dieser zuckt unter den strengen Worten des Anderen zusammen und blickt dann wieder mit seinen großen traurigen Augen zu ihm auf. „Ich – ich hab kein Geld, Butch…“, versucht es der Blonde, was auch der Wahrheit entspricht. Wütend mustert der Größere den kleinen Turtle. Schließlich knurrt er und hebt Mikey an seinem Hemd in die Luft, damit er mit ihm auf Augenhöhe steht. Grob drückt er den Jungen wieder gegen die Wand. „Lüg mich nicht an, du kleine Kröte!“ „Ich würd dich niemals anlügen, aber – aber das Mittagessen ist doch schon vorbei…“, versucht sich der Blauäugige zu rechtfertigen. „Das ist völlig egal, verdammt! Ich will dein Geld, oder du kannst deine Milchzähne vom Boden aufsammeln!“ „Ich würd dir ja liebend gern mein Geld geben, damit du glücklich nach Hause gehen kannst, aber ich hab ehrlich keins. Wieso beruhigst du dich nicht einfach und ich bring dir morgen ein leckeres Essen mit!“, beschwichtigend lächelt Mikey ihm zu, doch Butch lässt sich davon kein bisschen beeindrucken. „Deine Frechheiten gehen mir langsam zu weit, du Zwerg!“ Er hebt die Faust und holt aus. Genau wissend, was nun folgen wird, presst Mikey die Augen fest zusammen und bereitet sich auf seine Abreibung vor. Doch ehe der Junge von einem Schlag getroffen wird, kommt ein Schmerzlaut von Butch, als dieser von einem Stein am Rücken getroffen wird. Irritiert öffnet Mikey die Augen und erblickt keine fünf Meter entfernt seinen Bruder Raphael mit einem weiteren Stein in der Hand. „Hey, du hässlicher Schrank, nimm sofort deine dreckigen Pfoten von meinem Bruder! Niemand außer mir, haut Mikey!“ Erleichterung breitet sich auf Michelangelos Gesicht aus. „Willst du dich etwa mit mir anlegen, Pumuckl?“, kommt es belustigt von Butch, während er Mikey nur noch fester gegen die Wand presst. „Wie war das gerade?“ Raph´s wütendes Zähneknirschen ist förmlich nicht zu überhören. Der Rothaarige wirft den Stein und trifft Butch direkt an der Brust. Durch den Treffer lässt der Schläger Mikey einfach fallen. Unsanft landet der kleine Junge auf seinem Hintern. „Na warte, das war das Letzte, was du jemals getan haben wirst!“, brüllt Butch dem jungen Ninja entgegen. „Komm nur, ich hab noch mehr!“, neckt Raph ihn allerdings und begibt sich in Angriffsstellung. Mit angehaltenem Atem beobachtet der blonde Junge die beiden Kontrahenten. Keinen Augenblick später gehen sie auch schon auf einander los. Doch Rettung ist in Sicht. Der Sportlehrer kommt gerade um die Ecke und sieht, wie sich die Jungen prügeln. Beherzt packt er die Rivalen im Nacken und zieht sie auseinander. „Was soll das denn hier? Sofort auseinander!“ Nachdem er die beiden getrennt hat, betrachtet er die Kinder und seufzt. „Raphael Hamato und Butch Chambers – ich hätt es mir denken können! Der Rektor wird sich freuen, euch wiederzusehen…“ So zerrt er, die sich wehrenden, Jungen einfach hinter sich her. Langsam rappelt sich Mikey wieder auf, als die Stimme des Sportlehrers wieder ertönt. „Michelangelo, du kommst auch mit!“, trifft es ihn streng. Mikey zuckt unwillkürlich zusammen und trottet dann mit gesenktem Blick und hängenden Schultern hinter den Dreien her. Wie zu erwarten war, ist der Rektor nicht sonderlich begeistert, seine drei Favoriten vor seinem Büro sitzen zu sehen, andererseits überrascht es ihn auch nicht. Streng mustert er die Jungen, als diese in seinem Büro platznehmen. Wie immer tadelt er sie und hört sich an, was sie zu sagen haben. Butch streitet natürlich alles ab und stellt Raphael als Bösewicht hin. Er behauptet sogar, Mikey würde für Raph lügen, weil sie Brüder sind. Kopfschüttelnd lauscht der Rektor ihren Geschichten. Er kann sich ganz gut vorstellen, wie es wirklich gewesen ist und das Butch nur versucht, sich vor einer Strafe zu drücken. Was ihm sogar gelingen könnte, da der Rektor mittlerweile keine Ahnung mehr hat, wie er Butch für sein Fehlverhalten angemessen bestrafen kann. Seine Eltern scheinen sich nicht sonderlich dafür zu interessieren, dass ihr Sohn solche Probleme verursacht und deswegen Ärger bekommt. Wie immer in solchen Fällen, sind sie nirgends zu erreichen, obwohl der Rektor mal ein erstes Wörtchen mit ihnen reden wollen würde. Auf Yoshi kann er sich hingegen immer verlassen. Der alleinerziehende Vater hat immer ein offenes Ohr für den Rektor und kümmert sich hingebungsvoll um seine Söhne, auch wenn ihm oftmals anzusehen ist, dass es ihm schwer fällt, vier Jungs vernünftig aufwachsen zu lassen. Erst recht, wenn zwei davon ständig Ärger kriegen. So dauert es auch nicht lange, bis es leise an die Tür klopft und Splinter eintritt. Höfflich verbeugt er sich vor dem Rektor, ehe dieser ihm zum Gruß die Hand reicht. Mikey und Raph machen sich in ihrem Stuhl so klein wie möglich. Ihnen ist bewusst, dass ihr Sensei sie bestrafen wird. Butch hingegen grinst nur siegessicher. Er weiß genau, dass seine Eltern nicht kommen werden und das bisschen Ärger vom Rektor steckt er locker weg. Mit einem undefinierbaren Blick mustert Yoshi seine Söhne, ehe er sich hinsetzt. Die beiden Jungs schauen sich nervös an, während sich die beiden Männer unterhalten. Doch die Nervosität verschwindet schnell aus Raphaels Blick, als er merkt, dass sich Butch lautlos über sie lustig macht, weil sie gleich Ärger bekommen werden. Frech streckt der Schläger dem Rothaarigen die Zunge raus. Raphael vergisst dabei vollkommen, dass sie nicht allein sind und seine Wut übermannt ihn erneut. „Na warte, du…“, kommt es von ihm, während er die Hände zu Fäusten ballt und sich angriffsbereit auf seinen Stuhl stellt. Butch sieht in dem jungen Ninja keine Bedrohung und bleibt einfach sitzen und neckt ihn weiter. Der Rektor findet das Ganze hingegen nicht sonderlich lustig. Allerdings reagiert Yoshi viel schneller auf diesen Unfug, bevor er auch nur die Stimme erheben kann. Der Ninjameister dreht sich auf seinem Stuhl geschickt ein Stück zur Seite, hebt seinen Stock und stößt Raphael die Spitze direkt in den Bauch. Dies tut er nicht, um seinen Sohn zu verletzen, nur um ihn dazu zu bewegen, sich wieder hinzusetzen. Und der Stoß tut seine Wirkung. Augenblicklich landet der Rothaarige mit einem Plumpsen wieder auf seinem Stuhl und blickt trotzig zu seinem Sensei hinüber. „Schluss jetzt!“, kommt es mit leichter Stränge von Splinter. „Aber Butch hat angefangen!“, erwidert der Kämpfer mit den Sais. „Das ist vollkommen egal, Raphael! *Groll mit uns herumzutragen ist wie das Greifen nach einem glühenden Stück Kohle in der Absicht, es nach jemandem zu werfen. Man verbrennt sich nur selbst dabei.“ „Hai Sensei…“ Schmollend verschränkt Raphael die Arme vor der Brust und wendet den Blick ab. Butch grinst nur wieder breit. Dieser Yoshi kommt ihm wie so ein alberner Kung Fu Lehrer aus dem Fernsehen vor. Echt zum totlachen und diese beiden Schwächlinge scheinen sich davon auch noch beeindrucken zu lassen. Das ist echt zu komisch. Doch gerade als er sich erneut über die beiden lustig machen will, hat er auf einmal die Spitze des Stocks direkt vor seiner Nase. Erschrocken fährt er zusammen. „Das Gleiche gilt für dich, junger Mann! Wenn du dich weiterhin so aufführst, wirst du dir bald mächtig die Finger verbrennen!“ Finster blickt der Junge dem Sensei in die Augen. „Glauben sie ernsthaft, dass sie mich mit ihren Möchtegernweisheiten beeindrucken können? Das ich nicht lache!“ Doch Splinter lässt sich davon nicht aus der Ruhe bringen. Stattdessen kommt ihm eine Idee, wie er diesem ungläubigen Bengel seine Frechheiten ein für alle Mal austreiben kann. Fasziniert beobachtet der Rektor das ganze Schauspiel. Es beeindruckt ihn stets aufs Neue, wie Yoshi mit den Kindern fertig wird und dabei so ruhig zu bleiben scheint. Als ihm der Sensei nun seine Idee erläutert, ist er zwar zuerst skeptisch, doch dann denkt er, dass es funktionieren könnte und stimmt zu. Als Splinter seinen Vorschlag an die Jungs richtet, stößt er hingegen auf geteilte Meinungen. Mikey soll in einem Kampf gegen Butch antreten und ihm damit beweisen, dass er bei weitem nicht so ein Schwächling ist, wie dieser denkt. Der Blonde ist allerdings nicht sonderlich begeistert davon und Raphael ergreift sofort wieder Partei für seinen kleinen Bruder. Doch Splinter winkt all ihre Einwände ab. Der Einzige, der sich auf den Kampf freut, ist Butch, der sich schon die Hände reibt und dessen Vorfreunde Mikey beinahe ins Gesicht springt. Ängstlich schluckt der Junge und versteckt sich etwas hinter Raph. Der Rothaarige ist nun der Ansicht, dass ihr Sensei vollkommen den Verstand verloren hat. Diese Strafe ist doch wohl das Letzte. Da kann der Sensei ja auch gleich selbst gegen Mikey antreten. Raphael versteht beim besten Willen nicht, wie ihr Vater Mikey so einer Gefahr aussetzen kann, ohne auch nur mit der Wimper zu zucken. Doch am Ende nutzen alle Wiederworte nichts. Keine zehn Minuten später versammelt sich die kleine Truppe in der leeren Sporthalle zu ihrem Kampf. Der Sportlehrer hat ein paar Matten vorbereitet, damit sich niemand unnötig wehtut und die Halle verschlossen, um vor neugierigen Blicken geschützt zu sein. Mikey ist immer noch schrecklich nervös und würde sich am liebsten irgendwo verstecken. Raph hingegen ist mehr als nur sauer mit Splinter, weil er seinen kleinen Bruder dieser Gefahr aussetzen will. Butch hingegen scheint von Minute zu Minute mehr gefallen an dieser Sache zu bekommen. Nach einer kurzen Erläuterung begeben sich die beiden Kontrahenten auf die Matten und stehen sich mit etwa zwei Metern Abstand gegenüber. Herausfordernd lässt Butch seine Fingerknochen knacken und bedenkt Mikey mit dem Blick eines ausgehungerten Wolfs, der ein wehrloses Lämmchen anstarrt. Mikey schluckt schwer und sieht hilfesuchend zu seinem großen Bruder hinüber. Dieser wird jedoch von Splinter am Kragen festgehalten, damit er nicht auf die Idee kommt, dazwischen zu gehen. Im Gegensatz zu Raph, hat Splinter vollstes Vertrauen in Mikey´s Technik und das der Junge im Ernstfall das Wissen anwenden kann, das ihm im Training so furchtbar schwer fällt. Der Schock und die Panik eines echten Kampfes sind kein Vergleich zum Training und man verhält sich automatisch anders, auch wenn einem das völlig unbewusst zu seien scheint. Also kann Mikey keine Hilfe erwarten. Er seufzt schwer und blickt eingeschüchtert zu seinem Gegner hinüber. Er schluckt erneut und blickt dann noch einmal zu Splinter. Sein Lehrer sieht ihm hoffnungsvoll und ermutigend entgegen, gepaart mit einem sanften Lächeln, das Mikey doch tatsächlich etwas Mut macht. Schwach lächelt der Junge zurück, ehe er sich wieder seinem Gegner zuwendet. Der Sportlehrer postiert sich neben den Matten und gibt schließlich das Zeichen zum Anfangen. Butch stürmt wie eine Dampflock auf den kleinen Ninja zu und holt aus. Der Schreck steht Mikey ins Gesicht geschrieben, dennoch scheint er aber konzentriert zu bleiben. Als Butch den geeigneten Abstand hat, duckt sich Mikey unter seiner Faust hinweg. Die Schulter des Blonden trifft seinen Gegner knapp über der Hüfte. Der Größere stößt überrascht die Luft aus, ehe Mikey die Arme um seine Taille legt. Mit Schwung wirft er anschließend den Jungen über seine Schulter zu Boden. Mit einem dumpfen Laut landet Butch auf der Matte und kann im ersten Moment gar nicht realisieren, was gerade passiert ist. Mit vor Überraschung geweiteten Augen blickt er zu Mikey auf, der sich respektvoll vor ihm verbeugt. Der Sportlehrer pfeift den Kampf ab und erklärt Mikey zum Sieger. Raphael steht fassungslos da und starrt seinen kleinen Bruder mit offenem Mund an. War das gerade wirklich Mikey, der den Schulschläger mit einem Satz auf die Matte geschickt hat? Es kommt ihm wie ein Traum vor. Dem Rektor geht es ähnlich. Er kann kaum glauben, wie so eine halbe Portion so jemanden wie Butch schlagen konnte. „Wie – wie um alles in der Welt hast du das gemacht?“, kommt es atemlos von Butch. Mikey steigt das Blut in die Wangen und er kratzt sich verlegen am Hinterkopf. So genau weiß er es selbst nicht mal. „Ein Ninjagroßmeister hat mal gesagt: *Wer gewinnen will, braucht nicht viel Kraft, dafür aber ein großes Herz. Und Michelangelo hat gerade bewiesen, dass er Recht hatte! Er hat vielleicht nicht viel Kraft, aber die Kraft, die ihm zur Verfügung steht, setzt er mit seinem ganzen Herzen ein und lässt sich nicht von seiner Wut blenden!“, ertönt Splinters Stimme. Mikey´s Wangen werden noch einen Schlag dunkler, ehe er Butch die Hand reicht, um ihm hoch zu helfen. Nach kurzem Zögern nimmt der Junge das Angebot an und mustert den Blonden dabei genau. „Ich hoffe, dir ist jetzt klar, dass nicht jeder, der schwach aussieht, auch schwach sein muss, junger Mann. Und vielleicht hilft dir diese Erkenntnis ja, in Zukunft besser mit deinen Mitmenschen umzugehen.“, mahnt Yoshi den Verlierer und richtet dabei gleichzeitig seine Aussage an Raphael. Butch scheint kurz zu überlegen, dann wendet er sich an Mikey. „Sorry, man…“, kommt es schon fast geflüstert von ihm. Im Moment scheint er vollkommen eingeschüchtert zu sein, doch wer weiß schon, wie lange das anhält und ob er sich jetzt nicht einfach jemanden sucht, der noch schwächer ist, als Mikey… Ein freudiges Lächeln legt sich auf Michelangelos Züge. „Schon okay!“ Schließlich schnappt sich der Rektor Butch und schleppt ihn zurück in sein Büro, um ihm noch mal ins Gewissen zu reden. „Raphael, ich hoffe, du hast auch etwas gelernt. Dein Bruder ist durchaus in der Lage, sich selbst zu verteidigen. Du musst dich nicht immer unnötig selbst in Schwierigkeiten bringen. Sonst lernt keiner von euch beiden etwas.“ „Hai Sensei…“, kommt es noch immer fassungslos von dem Rothaarigen. War Mikey schon immer so stark? Oder war das Zufall? Splinter scheint der Ansicht zu sein, dass Mikey das schon immer gekonnt hat. Raphael versteht die Welt nicht mehr. Hat Splinter am Ende Recht und er muss Mikey gar nicht beschützen? Seine Gedanken überschlagen sich fast, als Michelangelo auf einmal vor ihm auftaucht. Fröhlich lächelt er seinem großen Bruder entgegen. Raph mustert ihn genau. „Wie hast du das gemacht?“, flüstert er dem Blonden zu. „Ich hab echt keine Ahnung…“, flüstert Mikey zurück. Raphael betrachtet ihn streng. „Jetzt brauchst du mich wohl nicht mehr, hä?“, fragt er seinen kleinen Bruder ganz unverfroren. Entsetzt weiten sich Mikey´s Augen, doch dann lächelt er sanft. „Ich werde dich immer brauchen, Raph!“, flüstert der Blonde ihm zu, ehe er ihm einen Kuss auf die Wange haucht. Raph setzt an, etwas zu sagen, doch Mikey wendet sich schon mit einem zuckersüßen Lächeln ab. Raph bleibt zurück. Sein Herz schlägt wie wild, schon beinahe schmerzhaft gegen seine Rippen und es ist fast so, als könnte er Mikey´s Lippen noch immer auf seiner Wange spüren. Unbewusst hebt er eine Hand und streicht mit den Fingern über die Stelle. Es ist nicht das erste Mal, dass Mikey einen von ihnen einen Kuss gibt, das macht er ständig, doch normalerweise geht es Raph eher auf die Nerven, erst recht, wenn es jemand sehen könnte. Aber jetzt ist es irgendwie anders. Die Worte seines kleinen Bruders hallen noch in seinen Ohren. Ein kleines Lächeln schleicht sich auf Raphaels Lippen, als er daran denkt. „Ich werde dich nicht enttäuschen, Mikey! Versprochen!“, haucht er leise, ehe er sich gemeinsam mit seinem Bruder und seinem Sensei auf den Weg nach Hause macht. Kapitel 7: Nightmare... ----------------------- Acht Jahre später… Schon seit Michelangelo ganz klein war, wird er von schrecklichen Alpträumen heimgesucht, in denen er immer wieder das Gefühl hat, nicht mehr rechtzeitig aufwachen zu können und somit von der ewigen Dunkelheit verschluckt zu werden. *Träume in denen er verwirrt und allein durch die modrigen Gänge eines Schlosses irrt, auf denen Spinnenweben sein Gesicht streifen; dann das huschende Geräusch von etwas, was sich aus der Dunkelheit hinter ihm – oder vielleicht über ihm – nähert, und unmittelbar vor dem Aufwachen, das Leuchten roter Augen und eine nicht menschliche Stimme, die ‚Mikey‘ flüstert. So auch jetzt. Mit einem erstickten Schrei wacht er schweißgebadet in seinem völlig zerwühlten Futon auf. Diesmal war es wirklich sehr knapp. Knöcherne Hände kamen aus der Dunkelheit und haben versucht ihn zu packen und in einen bodenlosen Schlot zu werfen, in dem die Seelen der Verdammten schon auf ihn gewartet haben. Schwer atmend und mit weit aufgerissenen Augen sitzt er an die Wand gepresst da und schaut sich hektisch in seinem Zimmer um. Für einen Moment hat er noch das Gefühl, als wäre das Monster im Raum und würde auf ihn zu springen. Dann wischt er sich Tränen und Schweiß aus den Augen und erkennt, dass es nur eine Actionfigur ist, die vom Vollmond bestrahlt auf einem Regal steht. Erleichtert lässt er den Kopf gegen die kühle Wand sinken und versucht seine Atmung und sein Herzrasen wieder unter Kontrolle zu bekommen. Schon jetzt kann er sich nicht mehr an seinen Traum erinnern, so wie jedes Mal. Er weiß nur, dass es schrecklich war und er Todesangst hatte. Fast schon hilfesuchend schaut er durch sein Fenster hinauf zum Vollmond. Wie hypnotisiert betrachtet er die weiße Scheibe am Himmel einen Moment lang, bis der Schweiß auf seiner Haut trocknet und ihn frösteln lässt. Vor Kälte zitternd und mit dem Schreck in den Gliedern, erhebt er sich vorsichtig aus seinem zerwühlten Schlafplätz und tappst zur Tür. Jedes Mal, wenn er schlecht geträumt hat, fühlt er sich in seinem eigenen Zimmer nicht mehr sicher. Daher schleicht er dann immer leise zu Raph hinüber, manchmal auch zu Leo, wenn er Raph den Tag über zu sehr gereizt hat. Doch bei Raph fühlt er sich immer noch am sichersten. So gern Raphael ihn auch ärgert, in diesen Momenten hat selbst der Rothaarige einfach nur Mitleid mit seinem kleinen Bruder und gibt ihm die Geborgenheit, die er braucht. Also hofft Mikey auch diesmal wieder Zuflucht bei seinem Bruder zu finden. Leise schiebt er die Tür auf und schleicht aus seinem Zimmer. Er wirft einen unsicheren Blick durch das Dojo, als hätte er das Gefühl verfolgt zu werden und schiebt dann schnell Raph´s Tür auf. Sein verängstigter Geist lässt ihn schnurstracks auf den Schlafenden zu steuern, ohne einen Gedanken daran zu verschwenden, die Tür hinter sich wieder zu zuschieben. Langsam kniet er sich von Raph´s Futon und betrachtet seinen schlafenden Bruder einen Moment. Raphael liegt auf der Seite, eine Hand unter seinem Kissen verborgen, die andere klammert sich fest in sein Lacken, als würde er sein Sai in der Hand halten und sich für einen Angriff bereit machen. Die Decke ist ihm bis auf die Hüften hinunter gerutscht und gibt dabei den Rand seiner Shorts preis. Ansonsten hat er nichts an. Das helle Mondlicht taucht seinen Körper in ein mysteriöses Licht, fast so als wäre er ein Geist. Deutlich ist dabei das Spiel aus Licht und Schatten auf seinen Muskeln zu erkennen und verleiht dem kräftigen Jungen so eine mystische Schönheit. Plötzlich hört Mikey ihn leise Knurren. Mit wutverzerrtem Gesicht liegt er da und packt das Lacken noch fest an. Wovon er wohl träumen mag? ‚Bestimmt nichts so Schreckliches wie ich…‘, geht es Mikey durch den Kopf. Dann jagt ihm ein Schauer über den Rücken, als er an seinen verblassenden Traum denken muss. Er lässt seinen ganzen Körper erzittern. Schließlich räuspert sich der Junge vorsichtig, ehe er die Stimme erhebt. „Raph? – Raph? – Bist du wach?“, kommt es zaghaft von ihm. Raphael regt sich im Schlaf etwas, brummt dann irgendetwas Undefinierbares vor sich hin, ehe er die Augen einen Spalt öffnet. Noch bevor er seinen Bruder richtig sehen kann, weiß er, dass es nur Mikey sein kann, der nachts vor seinem Bett kauert und es wagt ihn zu wecken. „Hast du wieder schlecht geträumt?“, kommt es verschlafen von dem Rothaarigen, während er sich die Augen reibt. Die Frage ist zwar vollkommen überflüssig, da Mikey es sonst ganz sicher nicht wagen würde, mitten in der Nacht in sein Zimmer zu kommen und ihn bei seinem wohlverdienten Schlaf zu stören, aber es zeigt Mikey immerhin, dass sich Raph Gedanken macht. „Ja…“, gesteht Michelangelo ihm traurig. Raphael schenkt ihm ein besorgtes Lächeln, ehe er weiter an die Wand hinter sich rutscht und Mikey Platz macht. Erleichtert erwidert der Blonde sein Lächeln und krabbelt dann schnell zu ihm unter die Decke. Besitzergreifend zieht Raph seinen kleinen Bruder so eng wie irgend möglich an sich und legt schützend den Arm um ihn. Da sollen es diese miesen Monster nur wagen, ihm zu nahe zu kommen! Er vergräbt sein Gesicht in Mikey´s blonden Haaren und atmet tief den süßen Duft seines Bruders ein. Der Duft der Angst dominiert diesen schönen Geruch allerdings noch immer und so presst Raph den Kleineren schon beinahe schmerzhaft fest an sich, um ihm klarzumachen, dass er hier nun völlig sicher ist. Ein wohliges Seufzen ist von Mikey zu hören, ehe ihm die Augen zufallen und er in einen glücklichen und tiefen Schlaf abdriftet. Raphael schließt ebenfalls die Augen, doch schlafen kann er plötzlich nicht mehr. Er versucht es noch eine ganze Weile weiter – vergebens. Was ist nur los? Wut steigt in ihm auf und ein leises Knurren entkommt ihm. Inzwischen hat sich Mikey im Schlaf zu ihm herumgedreht und kuschelt sich ganz ungeniert an seine Brust. Resignierend öffnet Raph die Augen und blickt dabei direkt in das vom Mondlicht erleuchtete Gesicht seines kleinen Bruders. Lange beobachtet er den Jungen vor sich, wie dieser friedlich schlafend in seinen Armen liegt. Die blonden Haare sind von dem Alptraum noch ganz zerzaust und sein Gesicht strahlt so viel Unschuld aus, dass Raph ihm am liebsten solange in die Fresse hauen möchte, bis davon nichts mehr übrig ist. Doch irgendwie hat er dieses Verlangen ganz plötzlich nicht mehr, was ihn doch sehr verwundert. Time heals the wounded but my heart still bleeds Beinahe zärtlich streicht er seinem Bruder stattdessen ein paar verirrte Strähnen aus dem Gesicht. Die warme Haut unter seinen Fingern fühlt sich dabei unglaublich zart an und weckt in ihm das seltsame Verlangen, ihn noch weiter zu streicheln. Sanft gleiten seine Finger über Mikey´s Wange. Ein zufriedenes Lächeln breitet sich daraufhin auf dem Gesicht des Schlafenden aus. Als Raph es sieht, fühlt er sich irgendwie ertappt, weiß aber beim besten Willen nicht, wieso. Mit roten Wangen zieht er seine Hand zurück und betrachtet Mikey verwirrt. „Hm Raph…“, haucht ihm der schlafende Junge leise zu und kuschelt sich noch etwas mehr an ihn. ‚Hat er etwa gemerkt, was ich gemacht hab…?‘, geht es dem Rothaarigen geschockt durch den Kopf. Sein Herz rast wie wild, als er Mikey erneut betrachtet. ‚Was ist nur los mit mir?‘ I can´t get you out of my life Doch ehe er eine Antwort darauf finden kann, fixiert sich sein Blick auf Michelangelos Lippen. Nachdem der Junge nun tiefer eingeschlafen ist, ist das Lächeln auf ihnen verschwunden. Leicht geöffnet glänzen sie schwungvoll im Mondlicht. Raphael schluckt schwer. Ganz und gar nicht hilfreiche Gedanken gehen ihm plötzlich durch den Kopf. Langsam hebt er die Hand und führt sie zu Mikey´s Lippen. Seine Gedanken überschlagen sich förmlich und das in eine Richtung, die er überhaupt nicht lustig findet. Heftig schüttelt er den Kopf, um sich davon zu befreien. Nachdem sein Geist wieder klar zu sein scheint, nimmt er schlagartig die Hand wieder runter, bevor sie den Blonden berühren kann. ‚Herr Gott, das ist mein Bruder hier vor mir! Wie kann ich da nur solche Gedanken haben? – Warum muss er auch so verdammt unschuldig aussehen? Ist ja kein Wunder, dass man da auf dumme Ideen kommt!‘ Here´s my confession you´re all that I Need Wütend über sich selbst, aber besonders wütend auf seinen ach so unschuldigen Bruder, dreht sich Raph mit dem Gesicht zur Wand und grummelt in sich hinein. ‚Unschuldig, dass ich nicht lache!‘ Er spürt, wie ihm Mikey wieder den Rücken zuwendet und so gelingt es ihm letztendlich doch, einzuschlafen. Dennoch beschäftigen ihn diese seltsamen Gedanken und Gefühle die nächsten Tage. Jedes Mal, wenn er seinen kleinen Bruder anschaut, wüten sie erneut in seinem Kopf. Sie machen ihn schrecklich wütend, was Mikey mehr als deutlich zu spüren bekommt. Doch schließlich scheint er sie vertreiben zu können, fragt sich nur, wie lange… I don´t wanna love you but oh oh oh Ein paar Wochen später… Raphaels Gedanken kreisen immer wieder um seinen Bruder. Warum fühlt er sich in seiner Gegenwart so seltsam? Öfter als sonst muss er an ihn denken und immer wieder schweifen seine Gedanken in eine Richtung ab, die er nicht zu kontrollieren scheinen kann. Lange denkt er darüber nach, ob er diesen komischen Gefühlen einfach nachgeben soll. Andererseits ist es ja immerhin sein Bruder, was das Ganze ja noch schwieriger macht, als die Tatsache, dass er solche Gedanken mit einem anderen Jungen hat. Würde das denn dann bedeuten, dass er schwul ist? Wenn er es sich so recht überlegt, hat er so intensive Gefühle einem Mädchen gegenüber noch nie gehabt, obwohl er für sein Alter wahrscheinlich weit mehr Erfahrung hat, als nötig. Er ist halt ein Draufgänger und warum das nicht ausleben, wenn sich immer wieder jemand findet? Erst Recht, wenn man versucht seinen Bruder aus dem Kopf zu bekommen. Allerdings kommen die Mädchen nicht gerade besonders gut mit seiner brutalen und dominanten Art klar, weswegen es nie mehr als ein One-Night-Stand war, wenn es überhaupt so lange gehalten hat. Doch irgendwie war ihm das bis jetzt immer genug, da ihm die Mädchen eh schnell auf die Nerven gegangen sind und er froh war, sie schnell wieder los zu sein. With the touch of your hand I come undone Mikey ist da anders. Er nervt ihn zwar weit mehr, als jedes Mädchen der Welt es jemals könnte, aber er hält auch viel mehr aus. Raph kann alles an ihm auslassen, all seine Wut und seinen Frust und Mikey nimmt es hin, selbst wenn er gar nicht der Auslöser ist. Wenn sich der Rothaarige so besser fühlt, nimmt Mikey gern die Schmerzen in Kauf, so dumm sich das vielleicht auch anhören mag. Diese Tatsache schätzt Raphael sehr an ihm, so verrückt das auch klingt. Wenn er so weiterdenkt, hatte er einem Mädchen gegenüber auch nie dieses fast schon zwanghafte Verlangen, es zu beschützen oder gar als sein Eigentum anzusehen. Die Mädchen, die er kennengelernt hat, waren ihm völlig egal. Wenn sie in Schwierigkeiten waren, hat er ihnen nur aus einem einzigen Grund geholfen – um seiner Ehre als Ninja gerecht zu werden. Nie hat er ein Gefühl der Eifersucht in ihrer Gegenwart verspürt, wenn sie von anderen Männern angemacht wurden – es war ihm gleichgültig. Mikey hingegen darf von niemandem angeschaut oder gar angefasst werden, ohne dass Raph nicht vor krankhafter Eifersucht in die Luft geht. Völlig egal ob Mann oder Frau, niemand kommt SEINEM Mikey nahe, ohne dass er es erlaubt! With the flash of your burning eyes I know that you´re the only one Vielleicht sollte er gerade deswegen seinem Gefühlen freien Lauf lassen und der ganzen Welt zeigen, dass Mikey nur ihm allein gehört und niemand anders Hand an ihn legen darf. Scheiß drauf, was der Blonde davon hält oder der Rest dieser verkorksten Welt. Immerhin kann er sich selbst dann sicherer fühlen, wenn er dadurch herausfinden kann, was seine Gefühle wirklich bedeuten. Außerdem hat Mikey noch nie ein sichtbares Interesse an irgendeinem Mädchen gezeigt, egal wie sehr sie sich auch für ihn zu interessieren schienen. Vielleicht steht Mikey auch gar nicht auf Frauen? Raphael könnte sich seinen Bruder auch irgendwie mit keinem Mädchen vorstellen. In seinen Augen ist Mikey selbst schon fast feminin genug, um eines zu sein. Allein schon wenn er einen mit seinen großen unschuldigen Augen anschaut – genau derselbe Blick, den die Mädchen benutzten, wenn sie wollen, dass ein Mann ihnen etwas Bestimmtes schenkt. Nur das der Blonde nichts geschenkt haben will – was sich daher auch als Pluspunkt einen Mädchen gegenüber durchsetzt. I come I come undone I come undone Die Nacht ist angebrochen und Raphael liegt ruhelos in seinem Futon und wird diese Gedanken einfach nicht los. Wütend starrt er Löcher in die Decke und zerknautscht das Laken mit seinen Händen. Leise knurrt er in die Stille hinein, als sich auf einmal vorsichtig die Zimmertür aufschiebt. Raph muss nicht hinsehen, um zu wissen, dass es sein kleiner Bruder ist. Stattdessen stellt er sich schlafend, damit Mikey seine innere Unruhe nicht bemerkt. Tapsig nähert sich der Kleinere dem scheinbar Schlafenden. Als der Junge vor dem Futon auf die Knie geht, öffnet Raphael die Augen. Er sieht den traurigen und verängstigen Glanz in Mikey´s Augen und es zerreißt ihm fast das Herz seinen Bruder so hilflos zu sehen, gezeichnet von der wohl einzigen Sache, vor der er ihn nicht beschützen kann. „Mikey…“, haucht er ihm betroffen entgegen. Der Angesprochene zuckt erschrocken zusammen, da er nicht damit gerechnet hat, dass Raph wach ist. Die großen blauen Augen wenden sich ihm hoffnungsvoll zu und werden nicht enttäuscht. Der Rothaarige schlägt seine Decke zur Seite und macht seinem Bruder Platz. Mit einem erleichterten Seufzen legt sich der Blonde neben ihn und wird sogleich von den starken Armen des Älteren umschlossen. Your footsteps are heartbeats there´s knocking at my door Es dauert auch keine zwei Minuten und Michelangelo ist so tief und fest eingeschlafen, dass ihn so schnell nichts mehr wach kriegt. Raphael wünschte, er könnte das Selbe von sich behaupten, doch vergebens. Schon jetzt ist ihm klar, dass es ein Fehler war, Mikey in sein Bett zu lassen. Doch er hätte es niemals übers Herz gebracht, ihn rauszuwerfen. Nicht das der Blonde noch zu Leo geht und dort Trost sucht. Die Eifersucht kocht in dem jungen Saikämpfer hoch. Oh, wie sehr er Leonardo manchmal verachtet. Allein schon seine rechthaberische Art und erst dieser lächerliche Befehlston. Wen versucht er damit zu beeindrucken? Wütend knirscht er mit den Zähnen und presst den schlafenden Jungen fester an sich. „Hm Pizza…“, murmelt Mikey leise im Schlaf und dreht sich schmatzend zu Raph herum. Irritiert blickt der Rothaarige zu ihm runter. Träumt er jetzt etwa von Pizza, nachdem er gerade erst irgendwelchen Monstern entkommen ist? Es schein zumindest so. Genüsslich leckt sich der Blonde über die Lippen und murmelt wieder etwas, doch diesmal kann Raphael ihn nicht verstehen. I swore that I won´t let you in Ein Schmunzeln breitet sich auf seinen sonst so harten Zügen aus, während er seinen kleinen Bruder so beobachtet. Sanft streicht er dem blonden Jungen eine verirrte Strähne aus dem Gesicht. Die warme, weiche Haut unter seinen Fingern jagt ein merkwürdiges Kribbeln durch seinen Körper. Ihm wird auf einmal so warm und je länger er Mikey betrachtet, desto schlimmer wird es. Er schluckt schwer und sein Atem klingt gehetzt. Nervös gleitet er mit der Zunge über seine plötzlich staubtrocknen Lippen und starrt wie gebannt auf den Körper neben sich. Langsam wird die Hitze unerträglich, doch sie steigt weiter an und wandert dabei immer tiefer in seinen angespannten Körper. Er kann deutlich spüren, wie sie sich in seinen Lenden sammelt. Nun kann er auch nicht mehr leugnen, dass er erregt ist, erregt durch die Nähe seines Bruders! Die Intensität dieser Erregung kann er kaum beschreiben und er kann sich auch nicht erinnern, jemals so ein großes Verlangen nach jemandem verspürt zu haben. Es bringt ihn fast um den Verstand. Alle Zweifel und Hemmungen scheinen langsam von ihm abzufallen und er hat nur noch sein Ziel vor Augen. Love´s got its heroes but I know that I just Vorsichtig lässt er Mikey los und richtet sich auf. Mit pochendem Herzen und diesem verlangenden süßen Stechen im Unterleib, beugt er sich über seinen schlafenden Bruder. Die Frage, was in Gottes Namen er hier gerade tut, ist zwar in seinem Kopf vorhanden, doch sie hockt hinter einer dicken Panzertür und wird so unhörbar für seinen vernebelten Geist. Ein paar Augenblicke starrt er den blonden Jungen unter sich einfach nur an. Mikey hat sich inzwischen auf den Rücken gedreht und die Hände, wie ein kleines Kind neben seinem Kopf auf dem Kissen abgelegt. Raphael beugt sich etwas tiefer zu den leicht geöffneten Lippen hinunter. Der gleichmäßige, süße Atem des Jungen schlägt ihm entgegen und erinnert den Rothaarigen an Fruchtbonbons. Wieder jagt ein Kribbeln durch seinen erhitzten Körper und lässt ihn leicht erzittern. Vorsichtig streicht er mit dem Daumen über Mikey´s Lippen. Der im Traum gefangene Junge spitzt daraufhin die Lippen und haucht ihm so einen Kuss auf seinen Finger. Can´t hold out forever and oh oh oh Raph zieht scharf die Luft ein. Er selbst hält überhaupt nichts vom Küssen und kann es auch beim besten Willen nicht leiden, weswegen er sich dagegen verweigert. Aber diese unbewusste Geste war gerade so typisch für Mikey, dass Raphael auch noch das letzte bisschen Selbstbeherrschung verliert. Ohne weitere Bedenken lässt er seine Hand unter Mikey´s Shirt wandern. Hauchzart gleiten seine zittrigen Finger über die feinen Muskeln, immer weiter hinauf, bis sie die Brust den Jungen erreichen. Mittlerweile dröhnt ihm sein eigener Herzschlag so laut in den Ohren, dass es sich anfühlt, als würde sein völlig überforderter Kopf jeden Augenblick explodieren. Er hat keine Kontrolle mehr über seine Atmung und holt so angestrengt Luft, als hätte er gerade einen Marathon hinter sich. Seine Finger streichen fester über die weiche Haut. Das Stechen in seinem Unterleib ist kaum noch auszuhalten und in seiner ohnehin schon engen Shorts fühlt er sich wie in einer Sardinenbüchse. Dann regt sich Mikey plötzlich unter ihm und gibt ein leises Lachen von sich. „Raph, das kitzelt…“, kommt es von dem immer noch schlafenden Jungen, bevor er sich unter seinem Bruder auf die Seite dreht und seelenruhig weiterschläft. With the touch of your hand I come undone Der Schreck steht Raphael ins Gesicht geschrieben. Augenblicklich entfernt er sich von seinem Bruder und legt sich wieder neben ihn, allerdings mit dem Gesicht zur Wand. Er zieht sich die Decke über den Kopf und versucht wieder klar zu denken. Nach ein paar Momenten ist er sich sicher, dass Mikey nur irgendetwas geträumt und deswegen diese Äußerung von sich gegeben hat und er nichts damit zu tun hat – so hofft er zumindest. Langsam beruhigt er sich wieder. Allerdings ist ein Teil seines Körpers nicht der Meinung, jetzt genug zu haben. Noch immer zieht es schmerzhaft in seinen Lenden. Eine Weile versucht Raph es zu ignorieren, doch letztenendes verliert er auch diesen Kampf. Zielstrebig und zugleich zutiefst von sich selbst angewidert, lässt er seine Hand in seine Shorts gleiten. Heiß streckt sich ihm seine Erregung entgegen. Still flucht er in sich hinein, verflucht seinen kleinen Bruder, der ihn zu so einer Tat zwingt. Er kann sich gar nicht mehr daran erinnern, wann er es das letzte Mal so nötig hatte, sich selbst zu befriedigen. Er fühlt sich so schmutzig dabei, was in vollkommener Ironie zu den bei weitem schmutzigeren Gedanken mit seinem Bruder steht. With the flash of your burning eyes I know that you´re the only one Immer ungeduldiger und schneller bewegt sich die Hand des Rothaarigen. Dabei beißt er sich so fest auf die Unterlippe, dass er schon bald sein eigenes Blut schmecken kann und das nur, damit Mikey nicht doch noch aufwacht, weil er so laut keuchen muss. Raph ist sich sicher, dafür wird Mikey büßen müssen und wenn er ihn krankenhausreif schlägt, ist ihm das auch egal – alles nur um diese Gedanken los zu werden. Schließlich findet sein Fluchen ein Ende und der angestaute Druck in seinem Unterleib entlädt sich heiß in seiner Hand. Schwer atmend und zitternd liegt er eine Weile da, bis er seine Hand wieder an die Oberfläche holt. Als er seine verschmierten Finger im Mondlicht betrachtet, wird ihm fast schlecht. Angewidert aber dennoch vorsichtig steht er auf und schleicht ins Badezimmer. Minutenlang, so scheint es ihm, wäscht er sich die Hände, ehe er sich eine frische Shorts anzieht und zurück in sein Zimmer schleicht. Fix und fertig legt er sich wieder neben Mikey, achtet aber für den Rest der Nacht peinlichst genau darauf, sich nicht mehr zu ihm umzudrehen und ihn so wenig wie möglich zu berühren. Schließlich findet er aber endlich den langersehnten Schlaf. Ein paar Tage später… „Raph, bist du wach?“ Nur langsam dringen die Worte seines kleinen Bruders zu ihm durch. Raphael hat es gerade erst geschafft einzuschlafen, weil er die ganze Zeit an Mikey denken musste und jetzt hockt dieser verdammt Bengel schon wieder vor seinem Bett und bittet um Einlass. Womit hat er das nur alles verdient? Ein warnendes Knurren erntet der Blonde schließlich als Begrüßung. Schweigend sitzt er vor seinem älteren Bruder und wartet. Endlich öffnet Raphael die Augen. „Herr Gott, kriegst du Rabatt auf diesen Scheißtraum, oder was?“, fährt der Rothaarige ihn giftig an. Gekränkt wendet Mikey den Blick ab. Als wenn er etwas dafür könnte, immer wieder von diesem Traum heimgesucht zu werden. Seufzend verdreht der Größere die Augen. Dennoch sieht Raph, wie Mikey eine Träne langsam die Wange hinab kullert und lautlos zu Boden fällt. Sofort überkommen den Rothaarigen Schuldgefühle. Das Letzte, was er ertragen kann, ist, daran schuld zu sein, das Mikey weinen muss. In solchen Momenten fühlt er sich immer so hilflos, weil er nicht weiß, wie er ihn trösten soll. Dann fällt ihm wieder Leo ein und eine Welle der Eifersucht durchflutet ihn. Es gibt nichts, was er mehr hasst, als wenn sich Mikey bei Leo ausheult und dann auch noch wegen ihm. Auf so eine beschissene Standpauke von diesem Möchtegernanführer kann er getrost verzichten. I come I come undone I come undone „Mach nicht so ein Gesicht, Kleiner…“, versucht Raph ihn ungeschickt zu beruhigen. Tröstend legt er seinem kleinen Bruder eine Hand auf die Schulter und schaut ihm tief in die Augen. Mikey erwidert seinen Blick etwas scheu. Schließlich rückt Raphael an die Wand und lässt den Jungen zu sich unter die Decke schlüpfen. Erleichtert kuschelt sich der Blonde an den Rothaarigen. Es dauert auch nur ein paar Augenblicke und der Kleinere ist tief und fest eingeschlafen, mit einem seligen Lächeln auf den Lippen. Seufzend betrachtet Raph den Schlafenden. Langsam lässt er sich auf sein Kissen sinken und starrt zur Decke. ‚Du musst ruhig bleiben, denk nicht daran…‘, versucht sich der Grünäugige einzureden. Doch unbewusst oder nicht, macht Mikey ihm prompt einen Strich durch die Rechnung. Der Junge dreht sich zu ihm und kuschelt sich an seine Brust, legt einen Arm um seinen Bauch und lässt ein zufriedenes Schnurren hören. ‚What the shell?‘ Raphaels Gedanken überschlagen sich förmlich. Mikey hat sich schon tausend Mal so an ihn heran gekuschelt ohne dass es ihm je etwas ausgemacht hat. Doch jetzt scheint sich sein gesamtes Blut auf nur zwei Regionen seines Körpers zu verteilen: seine glühenden Wangen und seinen kribbelnden Unterleib. Don´t know what you´re doing to me Schwer schluckt der Kämpfer mit den Sais und schiebt Mikey dann vorsichtig von sich runter. Als sein Blick auf den friedlich schlafenden Jungen fällt, scheint sich sein Gehirn vollkommen zu verabschieden. Der Gedanke, dass Mikey durch seinen Unfug aufwachen könnte, kommt ihm heute gar nicht. Und selbst wenn es passiert, er ist bei weitem kräftiger als der Blonde und wird ihn schon wieder zum Schweigen bringen. Das Einzige, was sich gerade in seinem Kopf einbrennt, ist ein Spruch aus irgendeinem dämlichen Film, den sich Mikey und Donnie neulich angeschaut haben. Raph selbst hat auf der Couch neben ihnen geschlafen. Doch dieser Spruch lief gerade, als er die Augen aufmachte. Er weiß nicht einmal den Zusammenhang. Es waren nur irgendwelche Weiber, die sich über Männer unterhalten haben und was sie an ihnen besonders reizt. Die eine sagte dann: Sie sind fröhlich, was wichtig ist. Sie sind frech, was noch wichtiger ist und sie haben einen tollen Hintern, was am allerwichtigsten ist. Und wie heißt es so schön: der Hintern eines Mannes ist der Motor, der die Welt antreibt! ´cause when your reach out I´m gone Der Spruch ist Mikey ja wohl mal völlig auf den Leib geschrieben. Und genau so fühlt sich der Rothaarige jetzt auch. Sein Motor läuft auf vollen Touren und hat längst den kritischen Bereich überschritten. Und wenn er jetzt auch noch an Mikey´s niedlichen, kleinen Knackpo denken muss, droht sein Motor zu explodieren. Die gefährliche Enge in seiner Shorts lässt ihn schließlich zu dem Schluss kommen, dass es für ihn kein Halten mehr gibt. Fast schon grob dreht er der Schlafenden auf den Rücken und platziert sich auf seinen Beinen. Dann wartet er einen Moment, ob irgendeine Reaktion kommt. Diese bleibt allerdings aus, Mikey liegt weiterhin friedlich da und schläft so unschuldig vor sich hin, wie es nur ihm eigen zu sein scheint. „Selbst schuld…“, flüstert Raph ihm zu, genau wissend, dass sein Bruder ihn nicht hören wird. Ungeduldig schiebt er dem Kleineren das Hemd hoch und gleitet mit seinen Händen über die weiche, warme Haut. Ein ersticktes Keuchen entkommt ihm, als Mikey im Schlaf ein versonnenes Schnurren von sich gibt. Länger hält es Raph beim besten Willen nicht mehr aus. Here´s my confession you´re all that I need Während er mit der einen Hand weiterhin über Mikey´s Brust streicht, gleitet seine andere Hand in seine eigene Shorts, um seine pochende Erregung von ihrem Gefängnis zu befreien. Keuchend legt er den Kopf in den Nacken und stellt sich dabei vor, dass es sein Bruder ist, der ihm hier jetzt so fleißig seine Hand leiht und ihm immer weiter Richtung Abgrund stößt. Also er nur noch einen Schritt von seiner langersehnten Erlösung entfernt ist, presst sich plötzlich eiskalter, schneidender Stahl gegen seine Kehle. Erschrocken schnappt Raphael nach Luft und friert mitten in seiner Bewegung ein. „Jetzt nimmst du brav die Hände hoch, bevor meine unruhigen Finger noch mehr Sauerei machen, als deine!“, haucht ihm Leonardo forsch ins Ohr. „Sag mal, schläfst du mit den Scheißding unterm Kissen?“, entgegnet ihm Raph knurrend, während die scharfe Katanaklinge sich fester gegen seinen Hals presst. „Könnte man sagen. Aber vielleicht hatte ich auch ein komisches Gefühl, als ich dein Keuchen durch die offene Tür gehört hab. Und jetzt nimm verdammt noch mal die Hände hoch – ich meins erst, Raphael!“, erwidert der Schwertkämpfer mit strenger Gelassenheit. I don´t want to love you but oh oh oh Der Ältere erntet ein weiteres Knurren, ehe der Rothaarige seiner Aufforderung nachkommt und die Hände hebt. „Und jetzt stehst du ganz langsam auf und wir gehen ins Dojo!“ Leos Worte dulden keine Widerrede, dennoch weiß er, dass Raph ihm mehr als genug bieten wird. Das Knurren des Jüngeren wird immer bedrohlicher und Leo ist schon jetzt froh, dass er sein Katana mitgenommen hat. Trotz alledem erhebt sich Raphael langsam und tritt vorsichtig aus seinem Futon. Gemeinsam bewegen sie sich aus dem Zimmer ins Dojo, wo Leo ihn grob im Nacken packt und auf die Couch stößt. Totbringende Funken sprühen förmlich aus Raphaels Augen, als ihn Leos kalter Blick trifft. Noch ehe der Rothaarige etwas sagen kann, richtet sich die glänzende Schwertspitze direkt auf seine Nase. „Ich wusste ja schon immer, dass du eine Schwäche für Mikey hast, aber jetzt bist du eindeutig zu weit gegangen! Herr Gott, er ist dein Bruder! Ist dir eigentlich klar, was das bedeutet? Oder hat es deine Hose doch tatsächlich geschafft, lauter zu schreien als du?”, die Wut ist dem Schwarzhaarigen deutlich anzusehen. Schließlich ist er ihr Anführer und ist dafür verantwortlich, dass sie alle das Richtige tun. Als wäre es nicht ohnehin schon schwierig genug, Raph und Mikey unter Kontrolle zu halten, da hat ihm so was gerade noch gefehlt. With the touch of your hand I come undone “Du kannst dir deine Predigt sonst wo hinstecken! Deine Befehle gehen mir am Arsch vorbei, also lass mich gefälligst in Ruhe!“, fährt Raphael ihn an. „Meine Befehle sind dir vielleicht egal. Aber glaubst du, dass dein Tun Splinter so egal ist? Was glaubst du, wird er mit dir machen, wenn er das rauskriegt? Und hast du auch nur einen Moment lang an Mikey gedacht? Glaubst du wirklich, er findet es toll, von dir betatscht zu werden und dann auch noch wenn er schläft? Sowas ist vollkommen krank, Raph!“ Leonardo ringt von Wort zu Wort mehr nach Beherrschung. Er will es unbedingt vermeiden, dass ganze Haus zu wecken, insbesondere Mikey. Wer weiß schon, wie der arme Junge reagiert, wenn er hört, was sein heißgeliebter Raph so anstellt, wenn er schläft. „Halt gefälligst Splinter da raus! Das ist jetzt eine Sache zwischen dir und mir und niemandem sonst! Und außerdem ist Mikey doch selbst schuld…“, wütend baut sich der Rothaarige vor seinem Leader auf und ignoriert dabei vollkommen die Tatsache, dass er selbst unbewaffnet ist. Leo fehlen einen Augenblick lang die Worte. Mikey selbst schuld? Das kann doch nicht sein Ernst sein! With the flash of your burning eyes I know that you´re the only one „Du hast total den Knall, Raphael! Aber mach nur so weiter, du wirst ja sehen, was du davon hast. Aber sei gewarnt: wenn ich dich noch einmal dabei erwische, wie du Mikey zu nahe kommst, dann werde ich es Splinter sagen und dann kannst du was erleben!“ Wütend funkeln sich die beiden an, bis Raph sich abwendet und mit verschränkten Armen neben der Couch darauf wartet, dass Leo verschwindet. Doch so leicht macht es ihm der Schwertkämpfer nicht. Er spaziert schnurstraks in Raphaels Zimmer hinein. Aufgebracht folgt der Rothaarige ihm. „Was soll der Scheiß?“, kommt es lauter als gewollt von ihm, als er sieht, wie Leo Mikey aus seinem Bett hebt. „Ich werde Mikey für den Rest der Nacht mit zu mir nehmen, damit du nicht wieder auf dumme Gedanken kommst, mein Freund!“ Ohne eine Antwort abzuwarten, drückt sich Leo an ihm vorbei und verlässt das Zimmer. Wutschnaubend schiebt Raph hinter ihm die Tür zu und lässt sich in seinen Futon fallen. „So ein verdammter Mist…“, brummt er in sein Kissen, während er für den Rest der Nacht kein Auge zu bekommt. I come I come undone I come undone Seufzend legt Leonardo seinen kleinen Bruder in seinen Futon. Er begreift beim besten Willen nicht, wie Raphael nur so etwas tun kann. Als er sich dieses Bild wieder vor Augen hält, fängt es schmerzhaft in seinem Kopf an zu pochen. Er presst die Faust gegen die Stirn, um die aufkommende Migräne zu vertreiben. Ein paar Minuten verharrt er so, bevor er die Augen wieder öffnet und sich neben seinen schlafenden Bruder legt. Dieser nutzt die neuentdeckte Wärmequelle auch sofort aus und kuschelt sich ganz eng an den Schwertkämpfer. Schmunzelnd betrachtet der Schwarzhaarige den Blonden in seinen Armen. „Leo…“, kommt es auf einmal als leiser Hauch von Mikey. Etwas irritiert betrachtet der Angesprochene seinen Bruder etwas genauer. ‚Woher weiß er denn, dass er nicht mehr bei Raph ist?‘ Leonardo sieht das weiche Lächeln auf Mikey´s Lippen und auf einmal wird ihm ganz warm ums Herz. Zärtlich streicht er dem Jüngeren eine Strähne aus dem Gesicht. Sanft gleiten seine Finger über die weichen Konturen und fahren schließlich über die leicht geöffneten Lippen. Ein angenehmer Schauer jagt ihm durch die Finger, als er Mikey´s warmen Atem auf seiner Haut spürt. Es erscheint ihm, wie in einem Traum. I come I come undone I come undone Schlagartig wird ihm dann aber bewusst, was er hier gerade tut und eine Flutwelle von Selbstzweifeln überkommt ihn. Erschüttert von sich selbst, entfernt er sich etwas von Michelangelo. Warum hat er das gerade getan? Wieder muss er an Raphael denken, wie dieser auf Mikey gehockt hat, so schamlos und verdorben. Ihn überkommt das dumme Gefühl, dass er gerade beinahe das Selbe getan hätte. Er rückt noch etwas von Mikey ab und beginnt zu meditieren, in der Hoffnung, so diese unschönen Gedanken wieder los zu werden. Nach einer Weile scheint es ihm auch zu gelingen. Doch irgendwie kann er jetzt verstehen, was Raph meinte, als er sagte, Mikey sei selbst schuld. Der Blonde ist nur selten bei ihm, weswegen ihm gar nicht so recht aufgefallen ist, dass Mikey jetzt in ein schwieriges Alter gekommen ist und sich seine Wirkung auf seine Umwelt nur noch mehr verstärkt. Dieser Gedanke bereitet dem Schwertkämpfer große Sorgen. Michelangelo hat von Natur aus schon eine ziemliche Anziehungskraft an sich, die sich leider oftmals immer an die falschen Leute wendet. Wenn sich das jetzt noch verstärkt, kann das ein großes Problem werden. Dabei ist Raph noch seine geringste Sorge… Er schüttelt die unguten Gedanken ab und versucht die Geschehnisse dieser Nacht ganz hinten in seinem Kopf zu verbergen, in der Hoffnung, dass sie nie wieder an die Oberfläche kommen. Nur eine Frage brennt in seiner Stirn: kann er Raphael für sein Tun überhaupt noch verurteilen, wo er doch augenscheinlich dieselben Gedanken hat? So sehr es auch schmerzt, so glaubt er, dass er das nicht mehr kann. Doch er kann wenigstens dafür sorgen, dass Raphael nicht noch weiter geht und Mikey noch unglücklich macht. Immerhin hängt der Blonde an keinem so sehr, wie an seinem Raph. Es würde ihn sicher zu Grunde richten, wenn Raphael ihm so etwas antun würde. Langsam legt sich Leo wieder hin, wendet Mikey aber den Rücken zu. Dieser lässt sie davon allerdings nicht beirren und kuschelt sich wieder an ihn. Und so bricht nicht nur für Raphael eine lange, schlaflose Nacht an. Ein paar Wochen später… Mikey ahnt nicht, welches Leid er seinen Brüdern unbewusst zu fügt. Sie schweigen sich darüber aus und geben sich so natürlich wie möglich. Mit dem einzigen Unterschied, dass sich Leo und Raph irgendwie öfter als sonst streiten. Doch wenn man sie nach dem Grund fragt, gibt keiner von ihnen eine Antwort. Allerdings hat Mikey auch genug eigene Probleme. So reißt ihn wieder dieser schreckliche Traum aus dem Schlaf und er flüchtet sich in Raph´s Zimmer. Bereitwillig nimmt er Rothaarige ihn auf und bereut es im selben Moment auch schon wieder. Als der Blonde selenruhig neben ihm liegt und schläft, verliert er selbst wieder die Kontrolle über sich. ‚Scheiß auf Leo und seine Drohungen!‘, geht es ihm durch den Kopf. Er richtet sich auf und lässt seine Hand unter Mikey´s Hemd gleiten. Der Junge bewegt sich leicht im Schlaf und streckt sich dabei ihm sogar entgegen. Raphael sieht das nur als stummen Zuspruch, der ihn nur noch mehr erregt. Derweilen liegt Leonardo ruhelos in seinem Bett und kriegt kein Auge zu. Seit der nächtlichen Begegnung mit Raphael, kam er nur noch selten dazu, mal eine Nacht durchzuschlafen. Zu sehr beschäftigen ihn die Gedanken, die sich ungewollt in seinem Kopf formen und denen Raph schon nicht mehr Herr zu werden scheint. Wenn das so weiter geht, verliert er auch noch die Beherrschung und diese Blöße kann er sich einfach nicht geben, besonders nicht vor Raphael. Und was wäre er für ein Anführer, wenn er mit einem so schlechten Bespiel voran gehen würde? Er fühlt sich auch ohne diese Gedanken oft genug nicht ernst genommen von seinen Brüdern. Ständig nörgeln sie an seinen Führungstechniken herum, aber am Ende kommen sie doch nicht ohne ihn aus. Aber wenn er jetzt auch noch diese Schwelle überschreitet und Raphaels schlechtem Beispiel folgt, dann taugt er weder als Anführer, noch als Ninja und erst recht nicht als großer Bruder. Und wie enttäuscht Splinter erst von ihm wäre, wenn er das rausbekommt. So etwas will er sich gar nicht vorstellen. Er ist ein guter Schüler und ein guter Anführer und keine postpubertierenden Gedanken werden ins davon abbringen! Etwas in seiner Selbstdisziplin gestärkt, steht er auf, um sich ein Glas Wasser zu holen, immer noch in der Hoffnung, die Nacht über etwas zu schlafen. Doch wie es aussieht, wird er bitter enttäuscht. Noch ehe er die Küche überhaupt erreicht, merkt er, dass sowohl Mikey´s als auch Raph´s Zimmertür offen stehen und ihn überkommt wieder ein sehr ungutes Gefühl. Vorsichtig nähert er sich dem Zimmer des Rothaarigen und blickt hinein. Bei dem Anblick trifft ihn fast der Schlag. Raphael ist gerade dabei, seine Hand in Mikey´s Shorts zu schieben, während der Kleinere wieder ahnungslos schläft. Blanke Wut gemischt mit einer winzigen Priese Eifersucht kocht in dem Leader hoch. Zitternd ballen sich seine Hände zu Fäusten als er das Zimmer betritt. Raphael scheint allerdings so in sein unanständiges Treiben vertieft zu sein, dass er dies nicht bemerkt. ‚Umso besser!‘, geht es Leo durch den Kopf, während er vorsichtig Raphaels Sai von der Wand nimmt. Er umfasst den langen Mittelzinken der Metallgabel und schlägt dem Rothaarigen mit dem bandagierten Griff nicht gerade sanft auf den Hinterkopf. Raph gibt einen überraschten Laut von sich, der sich augenblicklich in ein wütendes Knurren verwandelt, als er Leo entdeckt. Der Schwertkämpfer richtet nun das Sai mit den spitzen Zinken auf sein Gegenüber, was Raph nur noch wütender macht, da es ja schließlich seine eigene Waffe ist, die da auf ihn gerichtet wird. „Du nimmst sofort die Hände da weg und kommst mit!“, kommt es streng von dem Anführer. Eine ganze Weile blickt Raphael ihn einfach nur stur an, doch dann erhebt er sich und geht ins Dojo. Brummend lässt er sich auf die Couch fallen und wartet auf seine Standpauke. „Hatte ich dir nicht gesagt, dass du das lassen sollst? Was ist bitte schön so schwer daran, seine Hände bei sich zu behalten?“ „Das geht dich rein gar nichts an, klar! Und außerdem, was fällt dir eigentlich ein, mein Sai anzufassen?“ Grob reißt Raphael ihm die Waffe aus der Hand. „Das geht mich sehr wohl etwas an. Immerhin ist Mikey auch mein Bruder und ich will nur, dass es ihm gut geht!“ „Wer sagt denn, dass es ihm bei mir nicht gut geht?“, erwidert Raph trotzig. „Ich glaube Meister Splinter wird sich sehr dafür interessieren, was du hier nachts so treibst!“, kontert Leo. Doch Raphael verfolgt einen anderen Plan. Er packt Leo an seinem Hemd und wirft ihn grob auf die Couch. Erschrocken landet der Schwarzhaarige in den Polstern. Einen Augenblick später beugt sich Raph zu ihm hinunter und drückt die lange Zinke seines Sais in Leos Magen. Schmerzlich verzieht der Blauäugige das Gesicht und greift nach Raphaels Hand. „Wenn du auch nur auf die Idee kommen solltest, hier die blöde Petze zu spielen, dann werde ich dich hiermit aufschneiden und dich an deinen Gedärmen unter einer Brücke aufhängen – und ich werde es wie einen Unfall aussehen lassen!“, haucht Raphael ihn düster entgegen, während sich sein Sai immer fester gegen Leos Bauch drückt. „Du spinnst doch…“, keucht Leo schmerzlich. Ein dunkles Grinsen legt sich auf die Züge des Rothaarigen. „Das halte ich für ein Gerücht. Aber falls du jetzt nicht die Hosen voll hast, können wir das ja gern ausdiskutieren…“ „Nein danke…“, kommt es genervt von dem Leader. „Dachte ich mir schon…“ Raph´s Worte klingen schon fast enttäuscht, dennoch weiß Leo, dass Raph nur blufft. Er würde nie einem seiner Brüder so etwas antun, auch nicht Leo, so sehr er ihn auch manchmal hasst. Tief in seinem Inneren hängt er genauso an ihm, wie an den anderen. Langsam entfernt sich Raphael von ihm und mustert ihn streng. Doch als er den kleinen Blutfleck auf Leos Hemd entdeckt, dort wo eben noch sein Sai gesteckt hat, legt sich ein zufriedenes Grinsen auf sein Gesicht. Leo folgt seinem Blick zu seinem Hemd und starrt Raph dann mehr als erbost an. „Ich meins erst, Leo…“, entgegnet ihm der Rothaarige, auch wenn mittlerweile deutlich mehr Ruhe in seine Stimmer eingekehrt ist. Schwerfällig erhebt sich der Schwertkämpfer vom Sofa. Ein paar Momente lang starren sich die beiden einfach nur schweigend an. „Ich werde jetzt Mikey holen und du wirst mich nicht daran hindern!“, kommt es stur von Leonardo. „Tu was du nicht lassen kannst…“ Die Gleichgültigkeit in Raphaels Stimme verunsichert Leo einen Augenblick lang. Er behält seinen kleinen Bruder genau im Augen, während er den Blonden mit in sein Zimmer nimmt. Knurrend verschwindet Raphael in seinem eigenen Zimmer. Immer noch aufgebracht legt sich Leo nun neben seinen kleinen Bruder und versucht sich wieder in den Griff zu kriegen. „Leo bitte…“, flüstert Mikey plötzlich im Schlaf und kuschelt sich fester an ihn. „Ich wüsste zu gern, was du gerade träumst, Kleiner…“, haucht Leo ihm entgegen, während seine Finger wieder einige Strähnen aus dem Gesicht des Blonden streichen. Lange starrt er den Kleineren einfach nur an. Allerdings bleibt sein Blick immer wieder an Mikey´s Lippen hängen. Langsam beugt er sich hinab und legt seine Lippen hauchzart auf Mikey´s. Tausend Gedanken durchströmen ihn in diesem Augenblick, doch schlagartig wird ihm klar, was er hier gerade tut, als sich Mikey´s Lippen für einen Moment den seinigen entgegen drücken. Erschrocken weicht er zurück, doch Michelangelo schläft noch immer tief und fest. Es war wohl nur ein Reflex oder so. Dennoch wird Leo etwas klar: *Es gibt nur ein Problem in seinem Leben. Weiber sind es nicht, obwohl er natürlich wie jeder Mann gern das Rascheln eines Rocks hört oder die rauchige Glätte eines Seidenhöschens spürt. Nein, sein Problem ist sein kleiner Bruder! Und er selbst ist keinen Deut besser als Raphael! Er muss sich unbedingt zusammen reißen. So beschließt er, dass Mikey keine Minute mehr länger hier in seinem Zimmer bleiben kann. Vorsichtig nimmt er den schlafenden Jungen wieder auf den Arm und trägt ihn in Donnies Zimmer. Der Wissenschaftler hat sich erst vor kaum einer Stunde hingelegt, kurz nachdem Mikey sich zu Raph geschlichen hatte. Dementsprechend ist er nicht sonderlich erfreut, als Leo ihn jetzt weckt. „Herr Gott Leo, ich bin eben erst ins Bett gegangen! Es ist Samstag, lass mich schlafen!“ Doch Leo bleibt hartnäckig. Schließlich öffnet Donatello die Augen und ist doch ziemlich überrascht, dass Leo Mikey mitgebracht hat. „Was ist denn los?“, fragt der Brünette vorsichtig. „Nichts Besonderes. Mikey hatte nur wieder einen Alptraum und jetzt musst du auf ihn aufpassen…“, versucht sich Leo zu erklären. „Warum sollte ich denn auf ihn aufpassen müssen? Das ist doch Raph´s Aufgabe oder auch deine, aber ganz sicher nicht meine. Er hat noch nie bei mir geschlafen!“, empört sich Donnie, da er eigentlich seine Ruhe haben will. „Ich weiß, aber Raph ist leider verhindert und ich muss aufpassen, dass das auch so bleibt, also musst du Mikey nehmen.“ „Was heißt den bitte verhindert?“, kommt es skeptisch von dem Stabkämpfer. „Das kann ich dir leider nicht sagen, so gern ich es auch würde. Aber es wäre besser für deine Nerven, wenn du es nicht weißt…“, sucht Leo nach einer Antwort. Immer noch skeptisch mustert Donatello seinen älteren Bruder. Im Geiste sucht Leo nach einer weiteren Ausrede, die er Donnie erzählen kann. Doch zum Glück gibt sich der Wissenschaftler geschlagen und rückt zur Seite. „Wie auch immer. Gib ihn her und dann verschwinde endlich, ich will schlafen!“, kommt es sichtlich erschöpft von dem Größeren. „Danke Donnie…“, entgegnet ihm Leo erleichtert, während er den Blonden in Donnies Bett legt. „Jaja, raus jetzt!“ Donatellos Geduld ist am Ende, auch wenn er sonst so endlos entspannt ist, wenn er müde ist, kennt er keinen Spaß, was wahrscheinlich auch der Grund ist, warum Mikey sonst nie zu ihm kommt. Leise schließt Leo die Tür hinter sich und verschwindet in seinem eigenen Zimmer. Es dauert zwar eine ganze Weile, aber er schläft tatsächlich ein und muss dabei noch nicht einmal an Mikey denken. Donnie hingegen kommt sich gerade ziemlich überfordert vor. Mikey kuschelt sich friedlich an ihn. „Sieh mal, Donnie, ich hab dir Pizza gemacht…“, murmelt der Blonde plötzlich vollkommen zusammenhanglos. Donnie muss grinsen und schüttelt leicht den Kopf. „Das ist ja echt nett von dir, aber ich mach erst noch ein Schläfchen.“, erwidert der Brünette immer noch lächelnd, obwohl er es irgendwie unheimlich findet, dass Mikey mitten im Schlaf zu wissen scheint, dass er jetzt in einem anderen Bett liegt. „Schlafen…“, haucht Mikey müde zurück. „Ja, schlafen…“, entgegnet Donnie ihm gähnend, legt dann die Arme um ihm und erliegt keine zwei Minuten später seiner Erschöpfung. Kapitel 8: Hunter and Pray -------------------------- Zwei Jahre später… Zwei Jahre, gottverdammte zwei Jahre hat er sich zusammengerissen, dabei Höllenqualen durchlitten und alles Mögliche versucht, nur um die Gedanken an seinen kleinen Bruder loszuwerden oder zumindest zu verhindern, dass Leo ihm wieder auf die Nerven fällt, wenn ihm des Nachts die Beherrschung verloren geht. Doch jetzt ist das Maß endgültig voll! Er kann nicht mehr. Kein Stück. Mittlerweile ist ihm auch völlig egal, was Splinter oder die anderen davon halten könnten und es ist ihm auch egal, was sein Sensei mit ihm machen wird, wenn er es rausfindet. Soll er ihn doch verbannen und verjagen oder sonst was, es ist ihm gleich - solang er nur einmal diese verbotene Frucht kosten darf. Die Ewigkeit danach wird ihm bei weitem nicht mehr so schrecklich erscheinen, wie die Zeit, die er sich jetzt quält. Und wie war noch dieser Spruch: Neugier bringt die Schildkröte um, aber gestillte Neugier bringt sie wieder? Oder waren es doch Katzen? Vollkommen egal, es läuft auf das Selbe hinaus. Es wird ihn sein Leben lang verfolgen, wenn er nichts dagegen unternimmt. Vielleicht kann er danach auch sein eigenes Leben wieder normal führen und vielleicht hat er dann auch seine Eifersucht und seine Besitzansprüche besser im Griff… Jedenfalls hat er verdammt lange auf so eine Gelegenheit gewartet und so schnell wird ihm so eine auch ganz sicher nicht mehr vor die Füße fallen. Ob man es glaubt oder nicht, aber er ist ganz allein mit Mikey und vor Mitternacht wird auch niemand wieder nach Hause kommen und sie stören. Kann man sich einen schöneren Samstagnachmittag vorstellen? Leonardo arbeitet schon seit einer ganzen Weile in einem 24h-Fitnesscenter als Trainer. Dabei gibt er Kurse in Meditation und Selbstverteidigung und arbeitet insbesondere abends und am Wochenende. Seine Kurse werden rege besucht, besonders von jungen Frauen, was dem Schwertkämpfer nur recht sein kann, um seine Gedanken wegen Mikey zu ordnen. Heute findet eine Veranstaltung im Studio statt, wo die ganze Nacht hindurch Schnupperkurse angeboten werden, daher wird Leo erst morgen früh wieder zu Hause sein. Somit ist die größte Nervensäge schon mal beseitigt! Donatello macht seit fast drei Jahren eine Ausbildung zum Fachinformatiker für Medien- und Informationsdienste kurz FAMI in einer Bibliothek im Zentrum New Yorks. Raphael findet das so was von langweilig. In seinen Augen ist Donnie nichts weiter als ein Bibliothekar, der sich hinter einer viel zu langen, modernen Bezeichnung versteckt und verstaubte Bücher in Regale sortiert. Der Brünette versucht ihm zwar ständig klarzumachen, dass er keineswegs ein Bibliothekar ist, aber Raphael hört ihm sowieso nicht zu. Und wie das Glück so will, ist Donnie seit gestern auf einem Weiterbildungskurs mit seinen Mitschülern und wird erst Sonntagnachmittag wieder da sein. Also gibt es von dieser Seite auch schon mal keine Einwände. Bleibt nur Splinter. Ihr Sensei befindet sich gerade drüben im Altersheim. Er besucht dort alte Freunde und ist auch als Ehrengast des heutigen Frühlingsfestes eingeladen. Das Fest steht unter dem Motto Japan und seine Kirschblüten. Die Beschäftigten haben alles mit Blütengirlanden und Lampions geschmückt, sodass das ganze Gebäude wie ein japanischer Touristenmagnet aussieht, völlig kitschig und nur so japanisch, wie es sich die Amerikaner in ihren Klischeedenken vorstellen können. Für Yoshi daher eher belustigend als bewundernswert, aber immerhin, der Gedanke zählt. Es gibt Frühlingsrollen und andere fernöstliche Köstlichkeiten, die man hier kennt, traditionelle Musik, eine Bühnenshow und typische Spiele wie Ma-Jongg oder Go, allerdings ist Yoshi auch der einzige Japaner auf dem ganzen Fest. Als Ehrengast erzählt Splinter alte Geschichten von seinem vergangenen Leben in Japan, den Kampfsport und traditionelle Sagen und Legenden rund um die Kirschblüten. Die Begeisterung der älteren Mitbürger und ihrer angereisten Familien ist groß. Keine Spur mehr von der anfänglichen Skepsis, als Splinter sein Dojo vor fast zwanzig Jahren neben ihnen eröffnet hat. Die Feierlichkeiten dauern bis Mitternacht an und die Gäste werden mit einem kleinen Feuerwerk verabschiedet und danach wird Yoshi wohl auch noch nicht so schnell wieder da sein. So bleibt Raphael genug Zeit, um sich zu überlegen, wie er seinen Plan am besten in die Tat umsetzen kann. Er ist sich noch nicht ganz so sicher, wie Michelangelo darauf reagieren wird, doch in seinem Kopf wird diese Frage immer weiter in den Hintergrund gedrückt und von seinen eigenen Fantasien überschattet. Bei dem Gedanken daran, dass sein kleiner Bruder schon bald keuchend und stöhnend unter ihm liegen könnte, fangen seine Hände nervös an zu zittern. Unter seinen Finger kann er dabei schon fast die weiche, zarte Haut spüren, die sich ihm erhitzt entgegenstreckt. Es vernebelt seine Gedanken so sehr, dass er gar nicht mitbekommt, wie er sich auf der Couch verkrampft und schwer atmet. Er schluckt angesträngt und versucht sich etwas zu entspannen, damit Mikey nicht noch denkt, dass es ihm nicht gut gehe. Sein Blick klärt sich langsam wieder, doch das macht es nicht besser. Jetzt kann er nämlich prima sehen, wie sich der Blonde auf dem Boden vor dem Fernseher verrenkt, um das Kabelknäul der Spielekonsole zu entwirren. Beinahe gierig starrt der Rothaarige dabei ungeniert auf seinen Hintern, während er auf seiner Unterlippe herum kaut. Er ist so vertieft in seinem Denken, dass er gar nicht mitbekommt, wie Mikey triumphierend aufsteht und ihm einen der Controller vor die Nase hält. Irritiert wedelt der Kleinere mit der Hand vor Raph´s Nase herum, bis dieser schließlich erschrocken aus seinem Tagtraum zu ihm aufsieht. „Schläfst du etwa schon? Ich dachte, du wolltest ein Rennen mit mir fahren…“, kommt es schon beinahe enttäuscht von Mikey. Wieder Herr seiner Selbst, reißt der Rothaarige ihm den Controller aus der Hand und grinst ihn breit an. „Keine Sorge, du kriegst dein Rennen! Aber heul mir im Nachhinein nicht die Ohren voll, wenn deine Karre im Straßengraben landet!“, kommt es siegessicher von dem Saikämpfer. Lachend lässt sich Mikey neben ihm auf die Couch fallen. „Mach dir da mal keine Sorgen. Das sind nur Lachtränen, weil du so ein jämmerlicher Fahrer bist!“ Spielerich stößt ihn Raph grob in die Seite. „Na warte, du!“, lacht er, während sich das Spielmenu aufbaut. Keine Minute später sitzen die beiden Kontrahenten voll konzentriert auf der Couch und starren wie gebannt auf den Bildschirm. Mit einem angeberischen Röhren fährt der rote Ferrari, unter dem tosenden Jubel der digitalen Zuschauer, an die Starlinie. Der blankpolierte Lack glänzt in der Sonne wie glühende Lava. Dann fährt der orangene Bugatti neben ihn auf die freie Position. Die Menge jubelt erneut. Auch hier lässt die Sonne das Auto erstrahlen, das man es kaum anschauen kann. Kurz werfen sich die beiden Jungs ein herausforderndes Lächeln zu, ehe sie sich wieder auf den Bildschirm konzentrieren. Eine knapp bekleidete junge Dame stolziert auf mörderisch hohen Absätzen zwischen den beiden Autos hindurch und postiert sich dann vor ihnen. Die Bildschirmkamera zoomt raus und geht in den Rennmodus über. Die junge Dame hebt eine schwarz-weiß karierte Fahne empor. Die Fahrer lassen die Motoren aufheulen. Als die Fahne sich zum Start senkt, zischen die beiden Autos davon. Eine Staubwolke bleibt zurück und versperrt für einen Moment die Sicht. So hocken die Jungs eine ganze Weile da und spielen. Meistens ist es dabei Raphael, der die Nase vorn hat und seinen Gegner rücksichtslos im Straßengraben versenkt. Mikey lässt sich davon aber nicht den Spaß verderben. Doch man kann von Glück sagen, dass das keine echten Autos sind. Die spektakulär inszenierten Unfälle lassen nicht viel von den Fahrzeugen übrig, auch wenn ihre Fahrer dennoch jedes Mal unverletzt aus dem Wrack torkeln und sich nur den Kopf halten. Schade, dass kein echter Mensch so einen Crash oder eine Explosion überleben kann und dann nur Kopfschmerzen hat. Allerdings würde das wahrscheinlich auch schnell langweilig werden und vor lauter Menschen wäre die Welt schon lange erstickt. Und Raphaels Geduld findet langsam auch ein Ende. So überlegt er sich, wie er Mikey überlisten kann, um ihn in sein Bett zu bekommen. Doch während er so nachdenkt, vernachlässigt er das Rennen ein wenig und so gelingt es seinem Bruder neben ihn zu fahren. Ein simples Überholmanöver würde aber noch lange keinen Sieg bedeuten, also muss die Konkurrenz ausgeschaltet werden. Als der Rothaarige jedoch merkt, was Mikey vorhat, ist es schon zu spät. Der orange Bugatti rammt den roten Ferrari so heftig, dass er von der Strecke bekommt, den Straßengraben hinab rutscht, sich dabei mehrfach überschlägt und schließlich gegen die Begrenzungsmauer prallt. Noch während Raph´s Wagen in Flammen auf geht und der tapfere Fahrer sich aus dem Wrack zerrt, erreicht Mikey die Ziellinie und gewinnt den langersehnten Pokal. Mit offenem Mund sitzt der Rothaarige da und betrachtet die Flammen, die aus seinem Wagen schlagen. Ein kleines Feuerwehrauto braust über die Streckt und beginnt zu löschen, während Mikey´s Fahrer von lauter hübschen Frauen überfallen wird. Ironischer Weise scheint es Raph´s Fahrer schon wieder so gut zu gehen, dass er dem Sieger auf den Podium die Hand reichen kann. Die Szene ist so dermaßen absurd, dass die Wut in Raphael hochkommt. Er hat dieses Spiel schon tausend Mal gespielt und sich jedes Mal darüber aufgeregt, doch es bringt ihn jedes Mal dermaßen auf die Palme, tatsächlich einmal gegen Mikey zu verlieren, dass man es kaum beschreiben kann. Immerhin hat der Bengel noch nicht einmal einen Führerschein! Und alt genug zum Fahren ist er auch noch nicht. Das ist so frustrierend. Und wahrscheinlich gerade deswegen freut sich Mikey umso mehr, wenn er gewinnt. Jubelnd springt der Blonde von der Couch auf und tanzt vor Raphaels Nase herum. Das bringt das Fass endgültig zum Überlaufen. Wütend springt Raph ebenfalls auf und knurrt Mikey entgegen. „Hör sofort auf mit dem Scheiß, du kleiner Angeber!“ „Warum? Ich hab doch gewonnen, also darf ich mich doch auch freuen!“, erwidert der Kleinere. „Du hast mich von der Straße gedrängt, du mieser Betrüger!“, faucht Raph, wohlwissend, dass gerade das in dem Spiel Extrapunkte gibt. „Hey, was kann ich denn dafür, wenn du wie eine Oma fährst?“, entgegnet ihm der Blonde lachend. „Na warte!“, kommt es nur noch von dem Rothaarigen, ehe er anfängt, seinen kleinen Bruder durch das ganze Wohnzimmer zu jagen. Sein Plan ist ihm in diesem Moment völlig entfallen. Er will Mikey nur eine Lektion erteilen, die er so schnell nicht vergisst. Und da sie allein sind, kann ihn auch keiner davon abhalten, ihn ordentlich zu verprügeln! Mit einem leicht verzweifelten Quicken versucht Mikey vor ihm zu flüchten. Er ist zwar schneller und ausdauernder als Raph, dennoch ist dem blonden Jungen bewusst, dass er sich früher oder später in eine Sackgasse manövrieren wird und Raphael ihn dann erwischt. Noch während ihm dieser Gedanke kommt, rennt er in das Zimmer des Rothaarigen, dessen Tür offen steht. Schlagartig wird ihm bewusst, dass er jetzt in der Falle sitzt. Hecktisch dreht er sich zu seinem Verfolger um. Der Saikämpfer tritt aber bereits über die Schwelle und zieht die Tür hinter sich zu. Mit finsterer Miene und geballten Fäusten kommt der Größere auf ihn zu. Mikey schluckt und tritt ein paar Schritte zurück. Doch er stolpert über das Laken von Raph´s Schlafplatz und landet unsanft auf dem Futon. Genau darauf hat der Ältere gewartet. Beinahe elegant, einem wilden Löwen gleich, prescht er vor und stürzt sich auf sein wehrloses Opfer. Geschickt pinnt er Mikey die Hände neben dem Kopf fest und setzt sich auf seine Beine. Erschrocken blickt der Blonde zu ihm auf und sieht ihn mit seinen großen, traurigen Augen an. Doch so leicht lässt sich Raphael nicht erweichen. Auf einmal ist seine Wut jedoch weg und macht einem anderen Gefühl Platz. Ein Schauer jagt durch seinen Körper, als er sieht, wie sein Bruder mit glühenden Wangen und diesem grässlichen Unschuldsblick unter ihm liegt. Raphael zieht scharf die Luft ein. Allein schon für diesen Blick hätte Mikey die Tracht Prügel seines Lebens verdient. Der Rothaarige knurrt ihn wütend an, sodass Mikey erschrocken zusammen zuckt. In Raphaels Kopf konkurrieren Wut und Lust miteinander – und zwar so heftig, dass Raph davon Kopfschmerzen bekommt. Er knurrt noch lauter und versucht seine Wut in den Hintergrund zu drängen. Tief atmet er ein und aus und scheint sich wieder unter Kontrolle zu bekommen. Allerdings verwirrt er seinen kleinen Bruder damit doch ziemlich. „Raph, bitte…“, kommt es leise von dem Blonden, der schon gern wüsste, ob er verprügelt wird oder nicht. Langsam öffnet Raphael die Augen, als er Mikey´s Stimme hört. Die großen, blauen Seelenspiegel vor sich verursachen ein wohlig warmes Gefühl in seiner Magengegend, das zielstrebig nach unten wandert. Mit leicht geöffnetem Mund, stockendem Atem und einem undefinierbaren Blick betrachtet der Saikämpfer den Jungen. „Raph? Was hast du?“, kommt es vorsichtig von Mikey. „Nichts…“, erwidert der Angesprochene mit belegter Stimme. „Wirst du mich jetzt verhauen?“, hakt der Blonde nach, obwohl er die Antwort nur allzu gut kennt. „Nein…“ Es ist fast nur ein Hauchen, doch es macht Mikey irgendwie mehr Angst als vorher, da er nicht begreift, was mit seinem Bruder los ist. Raph spürt, wie es in seiner Hose langsam immer enger wird. Daher lässt er Mikey los und erhebt sich von seinen Beinen, um sich so mehr Platz zu verschaffen und seinen Bruder nicht allzu offensichtlich zu bedrängen. Allerdings verweilt er so auf allen Vieren über dem Kleineren. Vorsichtig sieht Mikey zu ihm auf. Das beinahe schnaufende Luftholen des Älteren lässt ihn einen sorgenvollen Blick aufsetzen. ‚Solange sind wir doch gar nicht gerannt! Nur warum ist er dann so außer Atem?‘ Doch noch ehe Mikey ihn erneut fragen kann, legt sich ein seltsames Leuchten in Raphaels Augen, das der Jüngere noch nie zu vor gesehen hat. Irgendwie fühlt er sich von diesem intensiven Blick mehr als nur beobachtet. Es ist ihm unangenehm, so von dem Anderen angeschaut zu werden – fast so als würde er in sein Innerstes schauen und all seine Geheimnisse entdecken. Ein leichter Rotschimmer breitet sich auf Michelangelos Wangen aus und er legt den Kopf auf die Seite, um nicht mehr von diesem Blick getroffen zu werden. Der Rotschimmer auf den Wangen seines Bruders verstärkt nur noch das Verlangen, das in Raphael hochkocht. Schließlich entflieht ihm auch seine allerletzte Beherrschung. Ohne Vorwarnung schiebt er seine Hand unter Mikey´s Hemd und streicht über die weiche, warme Haut. Geräuschvoll holt der Blonde Luft, während sich seine Wangen kirschrot verfärben. Mit weit aufgerissenen Augen, versucht er zu realisieren, was gerade passiert. Doch er kriegt es nicht zusammen. Sein Kopf ist vollkommen leer, bis auf zwei Gedanken, die in ihm schreien. Der eine sagt immer wieder, dass das hier falsch ist, dass Raph ihn nicht so anfassen darf, so sanft, beinahe zärtlich… Und der andere hat sich schon lange diesen Augenblick herbei gesehnt, an dem Raph einmal ohne Grund so nett zu ihm ist. Ein warmes Gefühl breitet sich in Mikey´s Magen aus und lässt ihn sich fast unter den sanften Berührungen verlieren. Bis plötzlich der erste Gedanke in seinem Kopf so laut zu schreien beginnt, dass ihm fast der Schädel explodiert. Er packt Raphaels Hand und versucht sie unter seinem Hemd hervor zu bekommen, doch der Ältere ist stärker. Vehement verharrt er unter dem dünnen Stoff und verstärkt seine Berührung nur noch. Mikey versucht sich weiterhin zu befreien. „Raph! Was machst du denn? – Bitte hör auf! Ich…“, doch weiter kommt der verzweifelte Junge nicht. Raph beugt sich vor und presst seine Lippen auf Mikey´s, um die Kleineren zum Schweigen zu bringen. Doch die Gegenwehr des Jungen wird nur noch heftiger. Er trommelt Raph hilflos auf die Brust und versucht ihn von sich zu schieben. Ohne Erfolg, Raphael ist einfach zu stark. Der Rothaarige vertieft den Kuss sogar noch und drückt nun auch noch seinen pochenden Unterleib gegen den des Unterlegenen. Unwillkürlich spürt Michelangelo die unglaubliche Hitze, die sich wie ein Feuer durch Raph´s Körper zu ziehen und langsam auf ihn über zu springen scheint. Einen Augenblick kämpft der Junge noch dagegen an, dann meldet sich der andere Gedanke in seinem Kopf wieder und sperrt die Zweifel fort. Das warme Gefühl breitet sich auf seinem gesamten Körper aus und lässt ihn schließlich nachgeben. Er erwidert Raph´s Kuss ungeschickt. Nie hätte er gedacht, dass er seinen ersten Kuss mal von Raphael bekommen würde, auch wenn er nicht abstreitet, schon einmal daran gedacht zu haben. Doch selbst in seinen Gedanken ging das dann von dem Blonden aus und Raphael war davon nicht gerade begeistert, was Mikey dann ziemlich traurig gemacht hat und er es daher auch gar nicht erst versucht hat, es auf die Wirklichkeit zu übertragen. Er weiß selbst nicht wieso, doch er fühlt sich sehr zu seinem Bruder hingezogen – wenn er es recht bedenkt, fühlt er sich überhaupt eher zu Männern hingezogen, erst Recht, wenn sie wie Raphael so stark sind und ihn beschützen. Irgendwie sehr mädchenhafte Gedanken, doch das ist dem jungen Ninja vollkommen egal. Dann steht er halt auf Jungs! Was ist denn schon dabei? Raphael scheint es doch ähnlich zu gehen, sonst würde er ihn doch wohl nicht küssen, oder? Versonnen seufzt Mikey in den Kuss hinein und legt Raphael die Arme in den Nacken. Langsam zieht er den Älteren näher zu sich heran, worauf dieser bereitwillig eingeht. Die heiße Zunge des Rothaarigen streicht verlangend über Mikey´s Lippen und fordert nach Einlass. Zwar ist Raphael das Küssen eigentlich zu wider, dennoch will er es wenigstens einmal richtig mit dem Jüngeren ausprobiert haben, erst Recht, da ihm vollkommen bewusst ist, dass das hier gerade Michelangelos erster Kuss ist. Allerdings scheint der Nunchakuträger seine Bitte nicht zu verstehen. Raph beweist aber auch hier keinerlei Geduld, weswegen er dem Kleineren einfach grob in die Unterlippe beißt. Erschrocken zuckt Mikey zusammen und gibt einen unterdrückten Schmerzlaut von sich. Der Rothaarige schmeckt das Blut des Kleineren, was ihn schon fast in einen Rausch versetzt und ihn nur allzu sehr seiner Dominanz bewusst macht. Aber auch jetzt öffnet der Blonde nicht dem Mund, verkrampft nur seine Hände in Raphaels Nacken. Bedrohlich knurrt der Rothaarige in den Kuss. „Mach verdammt noch mal den Mund auf!“, nuschelt er gegen die Lippen seines Bruders ohne sich von ihm zu trennen. Es klingt viel wütender als Raph es beabsichtigt hat und er spürt, wie ein Zittern durch Mikey´s Körper geht und der Junge abwehrend die Hände gegen Raph´s Schultern presst. Trotz der scheinbaren Angst, die in dem Körper des Blonden rumort, öffnet der Junge vorsichtig den Mund, wohl in der Hoffnung so einer weiteren Strafe entgehen zu können. Die Lippen haben sich kaum voneinander getrennt, da zwängt sich schon die Zunge des Älteren dazwischen. Herrisch drückt sie sich in jeden Winkel und erkundet das fremde Gebiet. Hilflos lässt Mikey es geschehen, zu sehr überwältigen ihn gerade seine Gefühle. Zitternd legen sich seine Hände wieder in Raphaels Nacken und klammern sich dort haltsuchend in den roten Haaren fest. Langsam versiegt der Blutgeschmack und macht dem süßen Geschmack von Fruchtbonbons und Schokolade Platz, der Mikey so eigen ist. Angewidert von dieser verhassten Süße zieht Raphael seine Zunge zurück und trennt sich schließlich von Mikey´s Lippen. Schon bei dem Gedanken an Süßigkeiten dreht sich Raph der Magen um und er kann beim besten Willen nicht verstehen, wie Mikey das Zeug jeden Tag futtern kann. Mit verklärtem Blick sieht Mikey zu seinem großen Bruder auf, der ihn genau mustert, als würde er etwas suchen, das gegen ihn spricht. Doch in Wirklichkeit kommt Raphael gar nicht auf so einen Gedanken. Eher ringt er mit sich, nicht gleich wie ein wildes Tier über den Jüngeren herzufallen und sich einfach zu nehmen, was ihm seiner Meinung nach sowieso zusteht. Immerhin hat er Mikey sehr gern und möchte tief in seinem Herzen auch, dass es ihm gefällt. Was aber noch lange nicht bedeuten muss, dass sich Raphael deswegen zurückhält oder besonders vorsichtig mit ihm umgeht. Michelangelo ist seine grobe Art ja gewöhnt, wäre doch mehr als komisch, wenn er jetzt einen auf Schmusekatze machen würde, das passt sowieso besser zu dem Blonden. Und wer sagt denn, dass Mikey nicht auch unanständige Gedanken hat. Immerhin hat er seiner Annäherung ja mehr oder weniger zugestimmt und seinen Kuss erwidert. Raph braucht sich auch nicht viel Mühe zu geben, um zu merken, dass hier noch viel mehr für ihn spricht. Schon während des Kusses hat der Rothaarige deutlich gemerkt, wie die Temperatur zwischen ihnen angestiegen ist und sich eine nicht unerhebliche Beule in Mikey´s Hose ausbreitet hat. Und genau diese Beule drückt jetzt verräterisch gegen Raph´s Erregung und treibt ihn damit fast in den Wahnsinn. Langsam beugt sich der Saikämpfer wieder zu ihm hinunter und Mikey hofft schon, jetzt noch einen Kuss von ihm ergattern zu können. Doch er wird enttäuscht. Denn Raph legt seine Lippen stattdessen auf Michelangelos Schulter. Dabei scheint es ihn nicht zu stören, dass der Kleinere noch sein Shirt an hat und ihn so der Stoff von der weichen Haut trennt. Gleichzeitig beginnt er seinen Unterleib gegen Mikey´s zu reiben und entlockt dem Jungen so ein überraschtes Keuchen. Der Blonde legt leicht zitternd die Hände auf Raphaels Rücken und klammert sich an dessen Shirt fest. Innerlich ist der Junge vollkommen durcheinander. Einerseits platzt er fast vor Neugierde in Hinsicht auf das Folgende, andererseits fürchtet er sich davor, erst Recht, da Raphael ja nicht gerade für seine Zärtlichkeit bekannt ist. Die Hitze in Michelangelos Unterleib nimmt weiter zu. Breitet sich allmehlig auf seinen ganzen Körper aus und schaltet jeden noch so angesträngten Denkversuch aus. Raphael verstärkt die Reibung zwischen ihnen nun auch noch, was Mikey ein langgezogenes Schnurren entlockt. Genau dies nutzt Raph jetzt aus, um Mikey klarzumachen, dass das hier keine Kinder-Streichel-Stunde wird. Er öffnet den Mund und setzt seine Zähne an die Schulter des Jungen. Schließlich beißt er fest zu. Erschrocken zuckt der blonde Junge unter ihm zusammen und stößt einen Schmerzlaut aus. „Raph…?“, presst Mikey zwischen zusammen gebissenen Zähnen hervor. Der Angesprochene knurrt, als wäre er ein wildes Tier, das seine Beute versucht zu verteidigen. Schließlich öffnet er den Mund wieder und der Schmerz nimmt langsam ab. „Glaub ja nicht, dass ich nett zu dir bin, nur weil du mein kleiner Bruder bist, verstanden?“, ertönt es mit tiefer Stimme in Mikey´s Ohr. Sowas hatte der Kleinere schon befürchtet. „Das will ich auch gar nicht…“, erwidert er dann. Daraufhin sieht Raph ihm prüfend ins Gesicht. ‚Er will gar nicht, dass ich vorsichtig bin? Das überrascht mich jetzt aber schon…‘, geht es dem Älteren durch den Kopf. ‚Vielleicht steht er ja drauf, wenn es ein bisschen härter ist?‘ Zuzutrauen wäre es Mikey sogar, seiner Meinung nach. Wenn man bedenkt, wie gern der Junge Raph doch ärgert, obwohl er genau weiß, dass er dann von ihm verprügelt wird. So dämlich könnte ja nicht einmal der Blonde sein, um da keinen Zusammenhang herzustellen, besonders da Raph ja auch schon ohne Mikey´s Zutun reizbar genug ist. Dem Rothaarigen soll es nur Recht sein. Je weniger er sich beherrschen muss, desto besser. Ein paar Augenblicke betrachtet er Mikey noch, um einen Widerspruch in seinem Blick zu finden, doch es gelingt ihm nicht. „Wag es aber ja nicht, zu flennen wie ein kleines Baby, wenn es dir dann doch zu viel wird! Ich werd keine Rücksicht auf dich nehmen!“, mahnt er ihn noch. Mikey schenkt ihm ein kleines Lächeln. „Mach ich nicht…“ Einen Moment verweilt der Saikämpfer noch, ehe er sich wieder an Mikey´s Schulter zu schaffen macht. Seine enge Hose bringt ihn allerdings fast um den Verstand, weswegen es ziemlich grob rüberkommt, als Raph seine Hand unter Mikey´s Shirt gleiten lässt. Forsch streicht er dort über die Brust des Jungen, woraufhin sich ihm die zarten Knospen hart entgegen recken. Wohlig stöhnt der Junge auf und spreizt fast reflexartig die Beine. Dies begrüßt der Rothaarige nur allzu gern und drückt sich dann noch fester gegen seinen Unterleib. Die beiden pochenden Erregungen treffen sich und reiben dabei schmerzhaft an dem Stoff, der sie voneinander trennt. Erneut versenkt Raphael seine Zähne in der Schulter des Jungen unter sich, doch diesmal scheint es Mikey weit weniger auszumachen. Von Schmerz ist kaum noch etwas zu hören. Es ist eher wie ein angestrengtes aber dennoch erregtes Wimmern. Stattdessen spürt Raphael, wie Mikey sein Reiben zaghaft erwidert und sich ihm langsam entgegenstreckt. Gleichzeitig kratzen die Nägel des Jungen über seinen Rücken und krallen sich fester in sein Shirt. Letztendlich wird es dem Rothaarigen zu viel. Er entfernt sich von seinem Bruder und zieht sich sein Shirt und die viel zu enge Hose aus. Eine wahre Wohltat, wo seine Shorts doch eine viel höhere Elastizität hat und er sich nun nicht mehr so schrecklich erdrückt fühlt. Allein schon deswegen entkommt ihm ein leises Seufzen. Mit großen Augen beobachtet Mikey ihn dabei aufmerksam. Der Blonde hört das angesträngte Atmen seines Gegenübers, sieht die verhangenen Augen und das zerzauste Haar. Alles Dinge, die Raphael in einem ganz anderen Licht zeigen, ihn schon beinahe niedlich wirken lassen, verletzbar. Mikey´s Herz schlägt ihm bis in die Ohren, seine Wangen färben sich wieder kirschrot, er kann sein Blut rauschen hören und sein ebenfalls angestrengter Atem passt sich unbemerkt Raphaels Atemzügen an. Der blonde Junge wagt es nicht, sich zu bewegen, nur seine Augen gleiten völlig ungeniert über den entblößten Oberkörper seines Bruders. Schon tausend Mal hat er ihn halbnackt gesehen, doch nie etwas Besonderes daran gesehen – nur immer seine Muskeln bewundert. Er selbst ist ja eher zierlich gebaut und bei weitem nicht so stark wie Raphael. Daher sieht er ihn gern an, besonders wenn der Rothaarige verschwitzt in der Sonne steht und man beobachten kann, wie sich jeder Muskel unter seiner glänzenden Haut bewegt. Schon oft musste Mikey bei diesem Anblick schlucken und nun wird ihm auch langsam klar, wieso. Raphael entgeht nicht, dass Mikey ihn anstarrt, der Kleinere versucht es ja nicht einmal zu verstecken. Stattdessen liegt er dort auf seine Unterarme gestützt und mustert ihn mit offenem Mund. Raph gefällt dieser Blick. Er hat ihn schon bei so vielen Leuten gesehen, vor denen er sein Shirt ausgezogen hat und es schmeichelt ihm immer wieder aufs Neue so bewundert zu werden, auch wenn er nie gedacht hätte, diesen Blick mal von seinem kleinen Bruder zu bekommen und dann auch noch in so einer Situation. Einen Moment gönnt er Mikey noch den Anblick, ehe er sich wieder zu ihm beugt. Sie sehen sich tief in die Augen, wobei Mikey von einem Gefühl grenzenloser Nähe durchflutet wird. Dieses Gefühl weicht allerdings einem kurzen Schreckmoment, als Raphael ihm ohne zu fragen das Hemd auszieht. Achtlos wirft der Rothaarige es auf den Haufen zu seinen Sachen, ehe er sich an der Hose des Kleineren zu schaffen macht. Nervös schluckt der Blonde, als sich Raphaels Finger geschickt daran machen, Knopf und Reißverschluss zu öffnen. Dabei drückt sich ihm die anwachsende Erregung des Liegenden neugierig entgegen und entlockt Mikey ein beinahe erleichtertes Seufzen. Kurz darauf landet die Hose auch schon auf dem kleinen Haufen Stoff. Nun, als der Blonde nur noch in seiner Shorts vor den gierigen Augen seines Bruders liegt und dieser seinen Blick starr auf die Beule in seiner Unterhose gerichtet hat, fühlt sich Michelangelo unsicher und hilflos. Sie haben einander zwar schon so oft nackt gesehen, doch jetzt ist es vollkommen anders. Raphael entgeht die Unsicherheit seines Bruders nicht. Es geht ihm selbst nicht besser, doch sein grenzenloses Verlangen überschattet alles. Wo sich nun bei weitem weniger Stoff zwischen ihnen befindet, ist die Hitze viel deutlicher zu spüren. Als der Rothaarige seine Erregung gegen die des Blonden drückt, kommt von ihnen beiden ein Keuchen. Raph beugt sich tiefer und legt seine Lippen wieder auf Mikey´s Hals. Kurz darauf spürt der blonde Junge wieder Zähne, die sich in seine Haut bohren und ein blutrotes Mahl hinterlassen. Doch diesmal spürt Mikey den Schmerz kaum, da Raphael wieder angefangen hat, seinen Unterleib zu bewegen. Die Reibung ist weit intensiver als zuvor und der enganliegende Stoff trägt deutlich seinen Beitrag dazu bei. Die Hitze bringt ihn fast um den Verstand. Hilflos legt er seinem großen Bruder die Arme in den Nacken und vergräbt seine Finger in den roten Haaren. Mit wachsender Intensität dringt dabei sein Stöhnen an Raphaels Ohr und ermutigt den Saikämpfer dadurch nur noch mehr. Er wandert mit seinen Zähnen tiefer hinab. Knabbert sich vom Schlüsselbein hinunter zur Brust. Währenddessen streichen seine Hände über Mikey´s Seiten hinab zur Hüfte, über den Stoff der Shorts, bis zum Ansatz des Oberschenkels und wieder hinauf. Ein süßer Schmerz durchzieht seine Haarwurzeln, als Mikey sich fester an ihn klammert. Instinktiv spreizt Michelangelo die Beine noch weiter auseinander und drückt sein Becken fester gegen Raph. Kurz darauf ahmt er dessen Bewegung nach, was beiden ein tiefes Stöhnen entlockt. Warmer Speichel breitet sich auf Mikey Brust aus, als Raphael mit der Zunge darüber gleitet. Die neugierig empor wachsende Knospe erhält nun etwas mehr Aufmerksamkeit. Nachdem sie ausgiebig von der heißen Zunge geneckt wurde, kosten auch hier wieder die Zähne von der makellosen Haut. Diesmal spürt Mikey den Schmerz ziemlich deutlich, doch er protestiert nicht. Stattdessen zieht er Raphael noch näher an sich heran und bewegt sein Becken stärker. Der Rothaarige begrüßt die scheinbare Offenheit seines Gegenübers sehr, denn seine Zurückhaltung findet nun ein Ende. Die Hand des Saikämpfers drängt sich zwischen sie und umfasst die pochende Beule in Mikey´s Shorts. Erschrocken zuckt der blonde Junge zusammen. Ein Schauer jagt durch seinen Körper und lässt ihn erzittern. Fast schon forsch fangen Raphaels Finger an sich zu bewegen. Sie streichen fest über den elastischen Stoff, der beinahe seine Grenzen erreicht hat. Schwer keucht der Kleinere unter dieser Berührung. Langsam saugt sich der dünne Stoff mit den Lusttropfen voll und verleiht ihm dadurch ein klebrig-feuchtes Antlitz. Bevor er seinen Bruder damit allerdings über die Klippe schickt, stoppt er seine Berührung und zieht die Hand zurück. Ein fast schon enttäuschter Laut entkommt Mikey dabei. Der Ältere entfernt sich wieder etwas von ihm und zieht sich schließlich seine Shorts aus. Heiß und feucht erhebt sich seine Erregung vor Mikey´s Augen. Der Anblick überwältigt ihn, ist es doch das erste Mal, dass er ihn so sieht. „Na, gefällt dir, was du siehst?“, flüstert Raph ihm neckisch ins Ohr. Doch Mikey fehlen die Worte, um etwas zu erwidern, stattdessen schluckt er trocken, während seine Wangen wieder die dunkle Farbe reifer Kirschen annehmen. Ein raubtierhaftes Lächeln legt sich auf Raphaels Gesicht. Oh ja, er hat den Jungen genau da, wo er ihn haben wollte! Ehe der Kleinere wieder einen Gedanken fassen kann, zieht Raph auch ihm die Shorts aus. Vor Lust glänzend erhebt sich die Erregung des Blonden vor ihm und lässt ihn dabei endgültig den Verstand verlieren. Er sieht nur noch sein Ziel vor Augen und will es möglichst schnell erreichen. Grob drückt er Mikey in die Lacken, umschließt mit den Händen seine Hüften, bringt ihn in die richtige Position und zwängt sich dann ohne jegliche Vorwarnung in den Jungen hinein. Ein entsetzlicher Schmerzensschrei erfüllt das Zimmer. Doch Raphael ignoriert es vollkommen. Er packt den Jungen nur noch fester an den Hüften und schiebt sich weiter in ihn hinein. Mikey windet sich vor grenzenlosen Qualen unter ihm und klammert sich dabei kraftlos in den Lacken fest. Das erregte Stöhnen des Rothaarigen mischt sich unter die Schmerzlaute. Es ist ein so überwältigendes Gefühl. So eng, dass es ihn fast zerquetscht und so heiß, wie in einem Backofen. Als er vollständig in seinem Bruder versunken ist, fängt er an, sich in einem gleichmäßigen Rhythmus zu bewegen. Mikey hingegen wird auch weiterhin von dem schrecklichen Schmerz erschüttert. Er zittert am ganzen Körper und verkrampft sich dabei noch mehr. Heiße Tränen kullern ihm ungehalten über die glühenden Wangen. Alles schmerzt und er wünscht sich nichts mehr, als das es aufhört. Doch dann verändert Raphael irgendwie seine Position und trifft damit einen Punkt tief in dem geschundenen Körper, der Mikey Sterne sehen lässt. Aus den kläglichen Schmerzlauten wird plötzlich ein überraschtes Stöhnen. Leicht irritiert blickt Raph zu seinem Bruder hinunter und versucht dabei erneut die Stelle zu treffen. Als es ihm gelingt, erntet er ein lustvolles Seufzen von dem Blonden. Er versucht sich die Stelle zu merken, lässt Mikey´s Hüften los und beugt sich zu dem Jungen hinunter. Mit seiner Zunge sammelt er die Tränen von Mikey´s Wange. „Du sollst doch nicht heulen!“, flüstert er dem Kleineren ins Ohr. „Raph…“, ist alles, was Mikey hervorbringen kann. Dann nimmt der Rothaarige seine Bewegung wieder auf und versucht diese spezielle Stelle wiederzufinden. Nach einem Augenblick gelingt es ihm auch und er erntet erneut Michelangelos erregtes Stöhnen. Zitternd löst der Kleine seine Finger von dem zerknitterten Laken und klammert sich in Raph´s Nacken fest. Die Beine kreuzt er um die Hüften des Rothaarigen und drückt ihn damit noch etwas tiefer in sich hinein. Ihr gemeinsames Keuchen und Stöhnen erfüllt das Zimmer und trägt sie immer näher an den Abgrund heran. Als Raph spürt, dass er jeden Moment kommen wird, legt er eine Hand um Mikey´s Erregung und versucht ihn mit reibenden Bewegungen ebenfalls soweit zu bekommen. „Raph!“, presst der Junge noch hervor, bevor sein Atem so hektisch wird, dass es fast so aussieht, als würde er gleich ersticken. Er wirft den Kopf in den Nacken, seine Fingernägel bohren sich schmerzhaft tief in Raph´s Rücken, ehe er mit einem langgezogenen Schrei kommt. Heiß ergießt sich seine Lust über Raphaels Hand. Sein ganzer Körper verkrampft sich dabei und zieht jeden Muskel zusammen, sodass sich Raph fühlt, als würde er in einer Schraubzwinge stecken, die immer weiter zugedreht wird. Und das ist auch für ihn der letzte Schritt. Er bäumt sich auf und kommt schließlich mit einem erstickten Laut. Wie glühende Lava durchströmt die Flüssigkeit Mikey´s Unterleib und entringt ihm ein letztes kraftloses Keuchen, ehe er der Ohnmacht nahe in die Laken sinkt. Raph schafft es gerade noch solange sich aufrecht zu halten, um sich aus Mikey zu entfernen, bevor er bäuchlings neben ihm ins Laken sinkt. Schlagartig fallen ihm die Augen zu. Er weiß nicht genau, wie lange er sich so ausgeruht hat. Doch als er die Augen öffnet, ist es noch dunkel draußen. Schwerfällig setzt er sich auf und sucht nach seinem Wecker. Mit müdem Blick erkennt er, dass es erst kurz nach zehn ist, also kann er kaum länger als eine halbe Stunde geschlafen haben. Träge stellt er den Wecker wieder an seinen Platz und blickt dann zu Michelangelo hinab. Der Vollmond scheint durchs Fenster und erhellt den Körper des blonden Jungen beängstigend gut. So gut, dass Raph bei seinem Anblick zusammenzuckt, als hätte man ihn geschlagen. Mikey liegt neben ihm, hat sich keinen Zentimeter bewegt. Die Augen geschlossen, die Wangen noch immer von einer leichten Röte bedeckt, der Atem gleichmäßig flach. Doch als Raph seinen Blick weiter schweifen lässt, packt ihn das Entsetzen. Deutlich leuchten die Mahle, die er seinem kleinen Bruder mit den Zähnen zugefügt hat. Desweiteren entdeckt er Kratzspuren an Mikey´s Hüften. Doch das allerschlimmste ist der etwa faustgroße Blutfleck, der sich unter Mikey´s Po auf dem Laken ausgebreitet hat. Mit geweiteten Augen starrt Raph diesen Fleck an. Ein eiskalter Schauer lässt seinen Körper erzittern. Panik macht sich in ihm breit. Was hat er nur getan? Was hat er seinem kleinen Bruder nur angetan? Fassungslos starrt er den Schlafenden an. „Nein…“, flüstert er erstickt. Hilflos dreht er sich um und kauert sich neben Mikey zusammen. Er zieht die Beine an, schlingt die Arme darum und vergräbt sein Gesicht auf seinen Knien. Er fängt an zu zittern und schließlich kullern ihm Tränen die Wangen hinab. Haltlos schluchzt er in der Dunkelheit. „Oh Gott, nein! Was hab ich dir nur angetan?“, kommt es angesträngt zischen dem Schluchzen hervor. „Was bin ich nur für ein egoistisches Arschloch?“ „Raph?“, dringt es leise an sein Ohr, bevor sich warme Hände auf seine Schultern legen und sich Mikey von hinten an ihn schmiegt. Erschrocken wendet Raph den Kopf nach hinten. Seine Tränen glänzen im Mondlicht und irritieren den Kleineren. Er hat Raphael noch nie weinen sehen. Raph wollte immer stark sein und wenn er überhaupt mal einen Grund zum Weinen hatte, hat er sich immer versteckt, damit es keiner sieht und ihn für schwach hält. Doch jetzt fühlt sich Raph kein bisschen schwach. Er wird von Schuldgefühlen zerfressen, wegen dem, was er Mikey angetan hat. Gleichzeitig hat er schreckliche Angst, dass der Blonde ihn nun hassen könnte. Die tiefen Gefühle, die er für Mikey in seinem Herzen versteckt hat, drohen zu zerbrechen, wenn sein überallesgeliebter Bruder ihn fortan hassen könnte. Allerdings scheint Mikey so von seinen Tränen irritiert zu sein, dass er gar nicht daran denkt, ihn für sein Tun zu hassen. Stattdessen streicht er ihm liebevoll über die feuchte Wange und sieht ihn besorgt an, obwohl Raph weit mehr Grund zur Besorgnis hat. „Was hast du denn?“, fragt Mikey ihn vorsichtig. Schwer schluckt Raph. „Ich – ich…“, mehr bringt er nicht zu standen, zu groß ist seine Angst vor Mikey´s Ablehnung. „Du bist doch hoffentlich nicht enttäuscht von mir, weil ich geheult hab, obwohl ich dir versprochen hatte, es nicht zu tun?“ Fassungslosigkeit breitet sich in Raphael aus. War das jetzt tatsächlich Mikey´s Ernst? Als er in die großen Augen seines kleinen Bruders schaut, besteht für ihn kein Zweifel, dass es sein voller Ernst war, dennoch kann Raph es nicht verstehen. „Wie kommst du nur auf solchen Unsinn? Wie könnte ich jemals enttäuscht von dir sein, nachdem ich dir so schreckliche Dinge angetan hab?“; platzt es beinahe wütend aus Raph heraus. Michelangelo zuckt leicht zusammen. „Ich dachte – dass du mir deswegen wehgetan hast…“, kommt es ganz leise von dem Blonden. „Ich dachte, dass – ich damit die schöne Stimmung kaputtgemacht hab…“, versucht er sich weiterhin zu erklären. „Gott nein! Ich wollte dich nicht bestrafen und schon gar nicht, weil du geheult hast! – Ich hab das nur gesagt, damit du dich mehr entspannst und dich dass vom Schmerz ablenkt. – Ich wollte dir nicht wehtun, ehrlich! Ich hätte nicht gedacht, dass es dir so wehtut. – Ich hab die Beherrschung verloren und hab nur an mich gedacht! Ich bin der schlimmste Mensch auf der ganzen Welt…“, wieder kullern ein paar Tränen über Raphaels Wangen. Er kann sie nicht zurückhalten, so sehr er es auch versucht. „Das stimmt nicht! Du bist der beste Bruder, den ich mir nur wünschen kann und dir muss überhaupt nichts leidtun!“, kommt es energisch von dem Kleineren. Raphael weiß beim besten Willen nicht, wie er das verkraften soll. Tröstend nimmt Mikey ihn in die Arme und streicht ihm durch die zerzausten Haare. Raph lässt es einfach geschehen, obwohl es sich so falsch anfühlt, von seinem kleinen Bruder getröstet zu werden. „Ich hab dich nicht verdient, Mikey!“, flüstert der Saikämpfer. „Doch das hast du! – Und ich fand es schön, dass mit dir erleben zu dürfen. – Ich hab dich lieb, Raph!“, erwidert der Blonde und drückt den Rothaarigen einen Kuss auf die Stirn. Raph blickt zu ihm auf, sieht ihm eine ganze Weile in die Augen. Schließlich lächelt er leicht. „Ich hab dich auch lieb, Mikey!“, haucht er ihm zu. Einen Moment verweilen sie noch, bevor sie sich zusammenkuscheln und tief einschlafen. Tief in der Nacht kehrt Splinter ins Dojo zurück. Das Fest ist vorbei, die letzten Gäste gegangen. Leise schleicht er durch das dunkle Haus. Vorsichtig schiebt er Michelangelos Tür auf, um sich wie jede Nacht zu vergewissern, dass es seinen Söhnen gut geht und sie friedlich schlafen. Tut er es einmal nicht, überkommen ihn schreckliche Ängste, dass ihnen etwas passiert sein könnte und er daran Schuld ist. Zu sehr schmerzt noch immer der Verlust seiner eigenen Familie. Allerdings überrascht es ihn nicht wirklich, dass Michelangelo nicht in seinem Bett ist. So öffnet er Raphaels Tür und findet die beiden Jungs Arm in Arm tief und fest schlafen. Ein beruhigtes Lächeln breitet sich auf seinen Zügen aus. Nicht ahnend, was noch vor wenigen Stunden vorgefallen ist, schließt er die Tür wieder und geht dann in sein eigenes Bett. Kapitel 9: Leader without self-control -------------------------------------- Zwei Monate später… Hart knallt der blonde Junge mit dem Rücken auf den Boden, nachdem er von Leonardos Schlag getroffen ist. Schmerzlich verzieht er das Gesicht und reibt sich den Hinterkopf. „Steh auf, Mikey! Wir sind noch längst nicht fertig!“, ertönt die Stimme seines ältesten Bruders vor ihm. Als wenn die Schule nicht schon ansträngend genug gewesen wäre, ist Leo wie immer der Meinung, ihm beim Training helfen zu müssen. Der Ehrgeiz des Schwarzhaarigen ist zwar bewundernswert, doch so recht teilen kann Mikey ihn nicht. Er würde jetzt viel lieber ein Comic lesen oder fernsehen. Doch da er gerade mit Leo allein ist, ist auch niemand in der Nähe, den der Schwertkämpfer sonst rumscheuchen kann. ‚Die anderen haben es gut…‘, denkt sich Mikey, während er sich langsam erhebt. Leonardo hat heute Urlaub, weswegen er Niemanden durchs Fitnessstudio jagen kann, also macht er das eben mit seinem kleinen Bruder. Als wenn das Training von Splinter nicht schon hart genug wäre… Doch der Meister ist gerade wieder im Altersheim, um sich mit seinen Freunden zu unterhalten und das kann dauern. Beinahe hilfesuchend blickt sich Mikey in dem leeren Dojo um. Außer ihm und Leo ist trotzdem niemand hier. Donnie hat heute seine Abschlussprüfung und Raph ist bei der Arbeit. ‚Ich würde jetzt auch gern mit einer Abrissbirne durch die Gegend fahren und Sachen kaputt machen…‘, geht es dem Blonden durch den Kopf, während er sich vorstellt, wie viel Spaß Raphael doch seine Arbeit macht. Und zufälligerweise arbeitet Raph genau bei der Abrissfirma, die damals das Gebäude zerlegt hat, indem Splinter seine Jungs gefunden hat – Zufälle gibt’s. Mikey muss aber noch eine Weile die Schulbank drücken, bis er an Arbeit denken kann. Obwohl er schon jetzt sehr angergiert ist und jede Menge Praktika macht, um seinem Traum einmal Koch zu werden, näher zu kommen. Trotzdem hat Leonardo kein Erbarmen, solange er der Meinung ist, dass Mikey noch jede Menge Training nötig hat und dummerweise ist Splinter derselben Ansicht und ermutigt Leo immer wieder, seine Brüder mehr zu fordern. Seufzend begibt sich Michelangelo wieder in Position und wartet auf Leos nächsten Schritt. Der Angriff des Schwertkämpfers lässt auch nicht lange auf sich warten. Pfeilschnell prescht er hervor und schwingt die beiden Katana. Den ersten Schlägen kann Mikey noch ausweichen. Doch als er dem nächsten Schlag ausweichen will, stößt er mit dem Rücken gegen die Wand. Er sitzt in der Falle! Leonardo hebt die Schwerter in die Luft und lässt sie dann mit einem zischenden Geräusch hernieder sausen. Mikey gelingt es im letzten Moment sein Nunchaku zu spannen und es so vor sich zu halten, dass die scharfen Klingen auf die Kettenglieder schlagen. Dabei entsteht ein fast schon klirrendes Metallgeräusch, das einem einen Schauer über den Rücken jagt. Schwer atmend blicken sich die Brüder über ihre gekreuzten Waffen hinweg an, ehe Leo seine Katana zurück zieht und sich wieder in die Mitte des Dojo begibt. Erleichtert lässt Mikey die Waffe sinken. „Das war gut. Versuchen wir es gleich noch mal!“, fordert Leo ihn auf. Murrend kommt Mikey seinem Befehl nach und postiert sich wieder vor ihm. Erneut gelingt es dem Blonden den Angriffen auszuweichen. Doch als er hinter Leonardo auftaucht und zu einem eigenen Angriff ansetzt, trifft ihn der Griff des Katana mit voller Wucht im Magen. Geräuschvoll stößt Mikey die Luft aus und taumelt ein paar Schritte zurück. Dies nutzt Leo aus und befördert ihn mit einem geschickten Griff auf die Matte. Mit einem schmerzlichen Keuchen und völlig außer Atem liegt Mikey zu seinen Füßen. „Du hast gewonnen. Ich gebe auf…“, kommt es angestrengt von ihm. „Du bist noch längst nicht besiegt, Mikey! Als dein Gegner würde ich jetzt ganz sicher nicht zögern, dich zu töten! Das muss dir klar sein! Ein Kampf ist erst dann vorbei, wenn sich dein Gegenüber nicht mehr wehren kann. Niemand nimmt Rücksicht darauf, wenn dir die Puste ausgeht!“, mahnt der Ältere ihn streng. Müde rollt Mikey mit den Augen. „Ist das dein Ernst?“ Doch die großen gequälten Seelenspiegel des Jungen beindrucken Leo kein bisschen. Er will Mikey doch bloß klarmachen, dass das Training ein Spiel ist und besiegt nun mal erst besiegt ist, wenn einer von ihnen symbolisch gestorben ist oder ohnmächtig wird. Mit strengem Blick beugt er sich über seinen kleinen Bruder, fixiert ihn mit einer Hand auf dem Boden und bringt sein Katana in eine Position, mit der er Mikey im Ernstfall die Klinge mitten durchs Herz rammen könnte. Soweit wird Leonardo natürlich nicht gehen. Doch ähnlich wie beim Fechten wird er ihm mit der Spitze auf die Brust tippen und ihn so symbolisch erledigen – außer Michelangelo fällt eine Möglichkeit ein, ihn davon abzuhalten. „Noch irgendwelche letzten Worte?“, tönt der Schwarzhaarige, während sein Schwert bedrohlich in der Nachmittagssonne glänzt. „Äh – ich glaube nicht…“, kommt es beinahe gleichgültig von dem Jüngeren. „Mikey!“, schimpft ihn der Ältere, als wären sie bei einer Theaterprobe und Michelangelo wäre zum widerholten Mal sein Text entfallen. Das Leo aber auch immer so ein Drama daraus machen muss… „Ich hab wirklich keine letzten Worte mehr, aber vielleicht genügt dir ja auch das…“, entgegnet ihm der Junge schließlich. Er greift nach Leos Hemd und zieht ihn zu sich herunter. Als Mikey´s Lippen sich auf die seinigen legen, ist Leonardo so überrumpelt, dass er den Kampf völlig vergisst. Sein ganzer Körper verkrampft sich und er lässt sein Katana fallen, das klappernd neben ihm auf dem Boden landet. Mit weit aufgerissenen Augen und glühenden Wangen blickt er wie erstarrt in die halbgeschlossenen Augen seines Bruders. Die weichen Lippen blockieren sein logisches Denken vollkommen und nach ein paar Momenten geht er fast schon hilflos auf den Kuss ein. Kurz darauf spürt er allerdings, wie Mikey zu grinsen beginnt. Doch als er wieder soweit denken kann, um zu merken, dass das ein Trick war, ist es schon zu spät. Unbemerkt hat Mikey die Kette seines Nunchaku um Leos Hals gelegt. Die kurzen Metallglieder sind gerade lang genug, um damit einen Menschen zu erwürgen. Langsam kreuzt der Blonde die Holzgriffe und zieht dabei die Kette um Leos Hals zu. Dann löst der blonde Junge die Verbindung ihrer Lippen und setzt ein triumphierendes Lächeln auf. „Und so wurde der Verdammte zum Sieger!“ Fassungslos blickt Leo auf seinen kleinen Bruder hinab, während dieser ihm die Kette wieder vom Hals nimmt. Nach einem Augenblick scheint er seine Beherrschung wieder zu finden. Mit roten Wangen räuspert er sich, verharrt allerdings in seiner Stellung über Mikey. „Ja – gut – das war – ein wirklich guter Einfall…“, kommt es noch ganz überrascht von dem Schwerkämpfer. Seine Gedanken überschlagen sich und all die Dinge, die er dachte, verdrängt zu haben, hageln nun wieder auf ihn nieder und machen damit die ganze harte Arbeit zu Nichte. „Aber so was kannst du doch nicht mit deinem Gegner machen. Das ist völlig absurd!“, versucht Leo ihm klarzumachen. „So was würde ich doch auch nicht mit meinem Gegner tun. Bei dir ist das was ganz anderes. Ich wollte dich damit ja nur ablenken, was ja auch bestens geklappt hat!“, erwidert der Junge unschuldig. Leo seufzt leicht entnervt. „Ich bin aber dein Gegner und du sollst das ernst nehmen, verflucht! Und wie kommst du überhaupt auf die Idee, mich mit einem Kuss abzulenken?“, kommt es streng von dem Größeren. „Bei Raph hat das auch geklappt…“, erwidert Mikey mit traurigem Unterton. Ihm ist nicht ganz bewusst, warum Leo das so schlimm findet. „Was? Du hast Raph geküsst? Sag mal spinnst du?“ Leo versteht die Welt nicht mehr. Noch vor Monaten hat er verzweifelt versucht, Raphael davon abzuhalten, irgendwelchen Unsinn mit seinem schlafenden Bruder anzustellen und dann so etwas! „Du verstehst das völlig falsch, Leo. Er hat mich geküsst, um mich zu beruhigen!“, versucht Mikey sich zu rechtfertigen. „Er hat – das darf doch wohl nicht wahr sein! Dieser Mistkerl!“, wütend schlägt Leo die Faust neben Mikey´s Kopf auf den Boden. Erschrocken zuckt der Junge zusammen. „Nun reg dich doch nicht so auf. Ich fand es schön und er war ganz lieb zu mir und…“, weiter kommt Mikey nicht, da der Schwertkämpfer ihm ins Wort fällt. „Was soll das heißen? Was zum Teufel hat er denn noch gemacht?“, wütend funkelt er den Jungen unter sich an. Mikey schluckt schwer. Er ist sich nicht sicher, ob es eine gute Idee ist, Leo zu erzählen, was Raphael alles gemacht hat, wenn er schon wegen einem kleinen Kuss völlig ausflippt. Doch der Ältere drängt ihn energisch zu einer Antwort. „Ich schätz mal, er hat das gemacht, was du am liebsten jetzt auch tun würdest…“, kommt es vorsichtig von Michelangelo. „Wie bitte?“ Leonardo versteht beim besten Willen nicht, was sein Bruder ihm damit sagen will. Das Einzige, das er jetzt tun wollen würde, ist Raphael das Fell über die Ohren ziehen, weil er seinem kleinen Bruder solche widerlichen Flausen in den Kopf setzt. „Ich dachte ja nur, weil du auch so eine Beule in der Hose hast, wie Raph…“ Fassungslos treffen Leonardo die Worte seines Bruders. Schlagartig wird ihm klar, was Raphael ihm angetan haben muss. Erst einen Moment später, merkt er, dass Mikey Recht hat und sich seine Erregung mittlerweile schmerzhaft in seinem engen Trainingsanzug bemerkbar macht. Seine Wangen beginnen erneut zu glühen und er wünschte, er wäre jetzt ganz weit weg und könnte Mikey diesen Anblick ersparen. Er schämt sich furchtbar, doch in seinem Kopf formen sich immer mehr Bilder von Raph und Mikey, wie sie sich küssen und wie der Rothaarige dann… Leo schüttelt den Kopf, als könnte er damit diese verhassten Bilder vertreiben. Wie kann er als Anführer und besonders als großer Bruder nur solche Gedanken haben? Und wieso erregen ihn diese Gedanken so sehr? Er versteht die Welt nicht mehr. Wie konnte Raph nur so etwas Abartiges tun? Doch warum immer die Schuld bei dem Rothaarigen suchen, wenn er doch selbst so abartige Ideen hat? Innerlich zerreißen ihn die Konflikte förmlich. Besorgt sieht Mikey zu ihm auf. „Leo?“, fragt er vorsichtig. Als Mikey´s Stimme zu ihm durchdringt, wird ihm plötzlich klar, wie ungünstig seine Position gerade ist, besonders in Anbetracht seiner weiter ansteigenden Erregung. Erschrocken versucht sich Leo von ihm zu entfernen, doch Mikey packt ihn wieder an seinem Hemd und zieht ihn zu sich hinunter. „Mikey, nicht…“, presst der Schwarzhaarige überfordert hervor. Doch Mikey hört wie so oft nicht auf seine Anweisungen. Kurz darauf spürt er erneut die weichen Lippen seines kleinen Bruders auf den seinigen. So zart und unwiderstehlich und doch so verlangend. Mikey legt ihm die Hände in den Nacken und zieht ihn noch weiter zu sich heran. Leo fühlt sich, als hätte ihm eine Kugel sein gesamtes Gehirn aus dem Kopf gepustet und nur ein einziger schmutziger Gedanke ist verschont geblieben. Hilflos ergibt er sich diesem Gedanken und erwidert den Kuss ausgehungert. Wie Raph ist auch Leo ein Draufgänger, der viele eher kurze Bekanntschaften gepflegt hat, die meistens nur auf das eine hinausgelaufen sind, ganz besonders um sich von seinem Bruder abzulenken. Doch so ein intensives Verlangen hat er noch nie gespürt. In diesem Moment kann er Raph sehr gut verstehen, auch wenn das sein Verhalten nicht entschuldigt. Er wird sich ernsthaft mit ihm darüber unterhalten müssen, wenn er jemals wieder einen klaren Gedanken fassen kann. Etwas überrascht merkt Leonardo, wie Mikey die Beine auseinander spreizt, um ihm mehr Platz zu machen. Eine Tatsache, die der Ältere nur begrüßen kann, da es in seiner jetzigen Position doch langsam etwas unbequem wird. Vorsichtig lässt er sich in dem neuen Freiraum nieder, achtet aber noch sehr darauf, Michelangelo nicht mit seinem Unterleib zu berühren. Er will seinen kleinen Bruder weder bedrängen noch verschrecken, obwohl er sich sicher ist, dass Raph das bereits ausgiebig getan hat. Der Schwertkämpfer versucht den Rothaarigen aus seinem Kopf zu bekommen, damit er sich vollständig auf sein jetziges Handeln konzentrieren kann, leicht ist es jedoch nicht. Er fragt sich die ganze Zeit, was Raphael wohl alles mit seinem jüngsten Bruder angestellt hat und wie sich Mikey dabei wohl gefühlt hat. Aber wenn er es so recht bedenkt, kann es ja nicht unbedingt so schlimm gewesen sein, wie Leo es sich vielleicht vorstellt. Denn immerhin scheint Mikey ja ziemlich zutraulich zu sein, was bei zu negativen Erfahrungen wohl eher nicht der Fall sein dürfte. Schließlich langt es dem Schwarzhaarigen und er verbannt alle Gedanken aus seinem Kopf und konzentriert sich nur noch auf Michelangelo. Vorsichtig gleitet der Ältere mit seiner Zunge über die weichen Lippen seines Partners. Diesmal kann sich der Blonde auch vorstellen, was von ihm verlangt wird und öffnet bereitwillig die Mund. Noch etwas scheu begibt sich Leonardo auf Erkundungsgang. Er gleitet mit der Zunge in die feuchtwarme Höhle und wird sogleich von diesem süßen Bonbongeschmack begrüßt, der Mikey so eigen ist. Im Gegensatz zu Raph, stört sich Leo auch nicht weiter daran. Es ist vielmehr etwas, das der Anführer erwartet hat, weil es so gut zu dem Kleineren passt. Spielerisch stupst er mit der Zunge gegen Mikey´s und fordert ihn damit zu einem kleinen Tänzchen auf. Etwas unbeholfen versucht der Kleine die Bewegungen seines Bruders nach zu ahmen, bis ihnen schließlich die Luft ausgeht und sie sich erschöpft voneinander trennen. Mit glühenden Wangen blicken sie sich tief in die verhangenen Augen. Wieder kommen Zweifel in Leonardo auf, ob dies wirklich das Richtige ist, was sie hier tun. Doch dann lächelt ihm Mikey so sanft entgegen, dass er sein Lächeln einfach nur erwidern kann, ohne weiter nach zudenken. Langsam beugt er sich zu einem erneuten Kuss hinunter und wird dabei freudig von dem Nunchakuträger empfangen. Etwas ermutigt begibt sich eine Hand des Schwertkämpfers auf Wanderschaft. Vorsichtig tastet sie nach dem Reißverschluss an Mikey´s Trainingsanzug und zieht ihn bis zum Bauchnabel des Jungen hinab. Probehalber legt Leo seine Hand auf den Bauch des Blonden und verweilt dort bis sie den Kuss beenden. Fragend sieht er seinem kleinen Bruder entgegen. „Und das ist auch wirklich in Ordnung für dich, was wir hier machen?“, hakt der Ältere nach. Mikey schenkt ihm wieder dieses süße Lächeln, während er mit leicht geröteten Wangen und vernebelten Augen zu ihm aufsieht. „Solang es für dich in Ordnung ist, ist es für mich auch in Ordnung.“ Das hilft Leonardo allerdings nicht sonderlich weiter. Er seufzt schwer. „Ich weiß nicht, was ich darüber denken soll. Es ist so schwierig. Und eigentlich ist es vollkommen falsch, so etwas zu machen. Immerhin sind wir Brüder…“ Verzweifelt versucht der Schwarzhaarige eine Lösung für diese Situation zu finden. Immerhin ist er der Anführer. Es ist seine Pflicht, sein Team gut zu leiten und vor allem Unheil zu bewahren. Zudem ist er der Älteste und somit wird von ihm auch verlangt, dass er verantwortungsbewusst handelt und dass er auf seine Geschwister aufpasst. Doch irgendwie ist das hier wohl das Verantwortungsloseste, das er nur tun könnte. Und wenn rauskommt, was sie getan haben – oh er will sich gar nicht ausmalen, was Splinter dann mit ihnen macht und vor allen Dingen, wie enttäuscht er dann von ihm sein wird. Die Angst zu versagen und seinen geliebten Sensei maßlos zu enttäuschen, ergreift von ihm Besitz und zieht ihn immer tiefer in einen Abgrund, aus dem es kein Entrinnen gibt. Bis Michelangelos Stimme ihn wieder in die Wirklichkeit zurückholt. „Leo, hör nicht auf deinen Kopf, hör auf dein Gefühl!“ Etwas irritiert betrachtet er seinen kleinen Bruder. „Ich weiß nicht, was ich für ein Gefühl hab. Ich will nur das Richtige tun…“, kommt es fast schon traurig von dem Größeren. Ein freches Lächeln breitet sich auf Mikey´s Zügen aus, welches Leo nur noch mehr verwirrt. „Ich denke schon, dass du weißt, was du fühlst!“, kommt es von dem blonden Jungen, während er keck mit dem Fuß gegen die Beule in Leos Hose stupst. Mit glühenden Wangen weicht Leo erschrocken ein Stück zurück und holt geräuschvoll Luft. Mikey´s direkte, offene und unschuldig-naive Art ist manchmal echt erschreckend. Er sagt und tut immer das, was er fühlt, handelt stets aus dem Bauch heraus, ohne an die Konsequenzen zu denken, falls er dabei überhaupt an etwas denkt. Manchmal wünscht sich Leo wirklich, er wäre ein bisschen mehr wie Mikey, zumindest in dieser Hinsicht. Aber das wäre genau das Gegenteil eines guten Anführers. Stattdessen macht er sich den ganzen Tag nur Gedanken. „Wo ist denn der starke und furchtlose Anführer, der du sein willst? Der sich mutig, ohne Zögern in jeden Kampf stürzt? Du willst immer das Richtige tun, doch vielleicht ist das Richtige gerade das Falsche. Logik bringt dich nicht weiter, wenn sie dir sagt, dass du etwas nicht tun darfst, obwohl du fühlst, dass es dich glücklich macht. Muss ein Anführer nicht auch mal etwas riskieren?“ Leo denkt einen Moment über Mikey´s Worte nach. Allerdings kann er kaum einen klaren Gedanken fassen. Er denkt an Raphael und das sein vollkommen unüberlegtes Handeln Mikey scheinbar nicht geschadet hat. Und wenn man die ethnischen Regeln außer Acht lässt, die sie hier verletzen, hat diese Verbindung nichts Negatives an sich. Immerhin ist Mikey ja nicht seine Schwester und kann daher auch nicht schwanger werden, was eine große Erleichterung ist. Und wenn es dem Blonden dabei gut geht, wieso dann nicht dem Verlangen nachgeben, das ihn schon so lange auffrisst? Geduldig wartet der Jüngere auf eine Antwort. Schließlich legt sich ein kleines Lächeln auf Leos Züge. „Ich geb es nur ungern zu, aber ich glaube, du hast Recht und ich werd das Risiko eingehen. Immerhin bin ich ja nicht der Erste, der damit Mist baut…“, lässig zuckt er mit den Schultern, während er wieder zu Michelangelo heran rutscht. „Ok großer Anführer, viel Spaß bei deiner Mission!“, grinst Mikey ihm schelmisch entgegen. Grinsend beugt sich Leonardo zu ihm hinunter. „Dito! – Aber du musst mir sagen, wenn ich irgendwas mache, das dir nicht gefällt. Ich will dir nicht wehtun…“, wieder schwingt Sorge in seiner Stimme mit und verunsichert ihn etwas. Zart haucht Mikey ihm einen Kuss auf die Lippen. „Keine Sorge, du kannst mir nicht wehtun…“, kommt es sanft von dem Kleineren. Dies bezweifelt Leo zwar stark, aber immerhin hat Mikey ja auch Raph ausgehalten und Leo weiß, dass der Rothaarige auch hierbei eine äußerst grobe Methode an den Tag legt – da wird er bei Mikey wahrscheinlich keine Ausnahme gemacht haben. Doch nun ist Schluss mit dem unnötigen Denken, bevor sich die Gefühle noch selbstständig machen! Sanft legt Leo seine Lippen an Mikey´s Hals, verteilt dort hauchzart ein paar Küsse, die dem Jüngeren sogar ein Kichern abgewinnen. Anschließend fährt er mit der Zunge über die weiche Haut, was ihm ein wohliges Schnurren einbringt. Seine Hände legen sich auf die Brust des Liegenden und streichen darüber. Nach einem kurzen Augenblick recken sich die kleinen Knospen empor und drücken reizvoll gegen den dünnen Stoff. Leos Finger reiben immer wieder über sie, bis sie schon beinahe schmerzhaft hart sind. Seufzend windet sich Mikey unter seinen Fingern und drückt sich ihnen entgegen. Die Geräusche des Jungen brennen sich in Leonardos Kopf ein. Sie jagen dem Größeren einen angenehmen Schauer über den Rücken, der ihn viel sorgloser werden lässt. Vollkommen außer Acht lässt er dabei die Tatsache, dass man solche Geräusche ganz sicher nicht von seinem eigenen Bruder hören sollte und schon gar nicht, wenn man selbst dafür verantwortlich ist. Er tastet sich mit den Lippen über Mikey´s Hals und sucht nach einer guten Stelle. Als er sie gefunden zu haben scheint, saugt er sich leicht an der warmen Haut fest, bis ein kleines rotes Mahl entstanden ist. In diesem Moment ist ihm auch gar nicht bewusst, dass es vielleicht jeder sehen könnte und sich dann wundert, da Mikey doch eigentlich keinen Freund hat. Doch es sitzt gerade so tief, dass es noch von seinem Hemd verdeckt wird. Zufrieden mit seiner Arbeit, gleitet er, einer Entschuldigung gleich, mit der Zunge über die Stelle. Kurz darauf spürt der Schwertkämpfer allerdings, wie der Kleinere ihn etwas von sich schiebt und ihn gequält anschaut. Ein Schreck jagt durch Leos Körper. „Hab ich was falsch gemacht?“, fragt er einem Entsetzen gleich. „Nein, es ist nur so eng…“ Hilflos zupft der Junge an seinem Trainingsanzug herum, um Leo sein Problem zu verdeutlichen. Der Anzug besteht aus einem sehr festen und strapazierfähigen Material, das enganliegt und einem aber dennoch eine überaus große Bewegungsfreiheit ermöglicht, fast so als hätte man nichts an. Allerdings liegt er auch so eng an, dass es nun wahrlich schmerzt, wenn sich die Erregung darin versucht auszubreiten. Leo kann das bestens nachempfinden, erst recht, da ihm auch gerade wieder bewusst wird, wie sehr ihn sein eigener Anzug einschnürt. Vorsichtig zieht er den Reißverschluss an Mikey´s Anzug ganz herunter. Schmerzlich zuckt der Kleine zusammen, als sich die scharfen Metallzähne über seiner pochenden Erregung öffnen. Etwas umständlich hilft Leo seinem Bruder aus dem Anzug und breitet ihn neben sich auf dem Boden aus. Anschließend schält er sich mühsam aus seinem Anzug und breitet ihn über Mikey´s aus. Er gibt seinem kleinen Bruder zu verstehen, dass er sich nun auf den Stoffhaufen legen soll, damit er sich nicht an den harten Bambusmatten verletzt, mit denen das Dojo ausgekleidet ist. Bei weitem wohler in seiner Haut, kommt der Blonde Leos Wunsch nach und macht es sich bequem. Der Schwertkämpfer nähert sich, um einen weiteren Kuss zu erhaschen, während er vorsichtig seinen erhitzten Unterleib gegen den des Liegenden drückt. Die nervösen Finger des blonden Jungen vergraben sich ziellos in den schwarzen Haaren, während er sich fester gegen Leos Unterleib drückt und sich verlangend dagegen reibt. Mit einem rauen Stöhnen unterbricht der Ältere daraufhin den Kuss und erwidert die Bewegung. Etwas ungeduldig zupft er an Mikey´s Hemd herum, bis er es ihm ausziehen kann. Im Gegenzug hilft der Jüngere ihm aus seinem Hemd. Nun trennt sie nur noch wenig Stoff von einander und die Ungeduld zwischen ihnen ist fast schon greifbar. Dennoch will Leonardo nichts überstürzen und seinem Bruder ausreichend Zeit geben, sie völlig an ihn zu gewöhnen. Er gleitet erneut mit der Zunge über Mikey´s Hals, während sich seine Finger langsam an den Seiten des Jungen hinab tasten. Sie streichen über den flachen Bauch, weiter über die Hüften bis hinab zu den Oberschenkeln. Wohliges Keuchen dringt dabei an sein Ohr. Die Hitze zwischen ihnen gleicht einem flimmernden Sommertag. Mit jedem Grad, das die Hitze zu nimmt, verliert Leo ein Stück mehr von seiner Beherrschung, obwohl er so heftig gegen dieses hemmungslose Verlangen in sich ankämpft, dass ihm fast der Kopf explodiert. Er will nicht so unbeherrscht und kopflos in diese Situation stolpern, wie Raphael. Das wäre gegen alles, für das er steht. Langsam fährt seine eine Hand den Oberschenkel wieder hinauf. Doch anstatt, wie zuvor, weiter über die Hüften zu gehen, wandert sie zur weichen Innerseite des Schenkels. Vorsichtig streicht sie über die heiße Beule, die sich ihr unter dem dünnen Stoff entgegen streckt. Mit lustverhangenen Augen windet sich Mikey unter ihm und drückt sich seiner Hand fordernd entgegen. Stöhnend beißt sich der Kleinere auf die Unterlippe, als die Finger sanften Druck an verschiedenen Stellen ausüben. Es dauert auch nicht lange, bis sich der Stoff mit den hervorquellenden Lusttropfen tränkt, die dann auch Leos Finger benetzen. Die Ungeduld des Jüngeren erreicht ihr Maximum und er wünscht sich nichts mehr, als Leo endlich zu spüren. „Leo, bitte – ich…“, versucht er sich angestrengt mitzuteilen. Der Größere merkt deutlich, dass es seinem Bruder zu viel wird und deshalb will er ihn nicht weiter quälen. Behutsam zieht er dem Blonden die Shorts aus und gönnt dem Jungen damit noch etwas mehr Freiraum. Schnell verschwindet auch seine eigene Unterhose. Nun endlich steht nichts mehr zwischen ihnen. Vorsichtig drückt Leo ihm noch etwas die Beine auseinander und begibt sich in eine geeignete Position. Der Schwertkämpfer hebt die Hüften des Untenliegenden etwas an und setzt dann seine Erregung an den Eingang. Dann beugt er sich soweit vor, dass er Mikey einen Kuss geben kann, in der Hoffnung, ihn somit etwas von dem bevorstehenden Schmerz abzulenken. Bereitwillig geht der blonde Junge darauf ein und verschränkt die Finger im Nacken seines Bruders. Behutsam zwängt sich der Schwarzhaarige in die enge Öffnung, Millimeter für Millimeter. Peinlich genau achtet er dabei auf die Reaktion seines Partners. Mikey scheint es soweit gut zu gehen. Er klammert sich zwar etwas fester an Leo und zittert leicht, doch kommt kein Schmerzlaut von ihm. Er keucht nur angestrengt. Immer wieder hält der Ältere inne und lässt sich Mikey an ihn gewöhnen. Wenn er das Gefühl hat, dass Mikey es aushält, schiebt er sich weiter vor. Der Blonde vergräbt sein Gesicht in Leos Halsbeuge und keucht ihm ungehalten ins Ohr. Nach ein paar Augenblicken ist Leo ganz in ihm verschwunden und atmet erst mal durch. Es ist viel enger, als er es sich vorgestellt hat und dies nagt gewaltig an seiner Beherrschung. Am liebsten würde er einfach ein paar Mal hart zu stoßen, damit er endlich kommen kann, doch das kann er seinen kleinen Babybruder nicht antun. Stattdessen verweilt er reglos und gibt Mikey Zeit zum Durchatmen. Prüfend hebt er den Kopf und versucht dem Jungen in die Augen zu sehen. Als es ihm gelingt, schreckt er jedoch zusammen. Tränen kullern über Mikey´s erhitzte Wangen und der Ausdruck auf dem jungen Gesicht sieht so schrecklich gequält aus, dass es Leonardo das Herz zerreißt. „Mikey!“, die Sorge ist seiner Stimme überdeutlich anzuhören. Der blonde Junge blickt ihm direkt in die Augen. „Ist schon gut, Leo. Es ist nur halb so schlimm, wie es vielleicht aussieht. Du brauchst dir keine Sorgen zu machen, ich halt das schon aus…“, versucht sich Mikey zu erklären. „Bist du dir da auch ganz sicher?“, hakt der Ältere nach. Mikey setzt ein sanftes Lächeln auf, das ihn schon viel entspannter wirken lässt und nickt dann. „Na gut…“, kommt es nachdenklich von dem Größeren. Mikey kann ihm deutlich ansehen, dass er innerlich mit sich hadert, ob es eine gute Idee ist, weiterzumachen oder nicht. Daher setzt der Junge wieder sein kleines Lächeln auf und zieht ihn etwas näher zu sich. Sanft legt er seinem Anführer die Lippen auf den Mund und verführt ihn zu einem innigen Kuss. Nach ein paar Augenblicken trennen sie sich wieder von einander. Mikey wirkt schon viel entspannter und seine Tränen scheinen auch versiegt zu sein. Etwas beruhigter streicht Leo ihm über die noch feuchten Wangen. „Ich hab dich lieb, Leo!“, haucht ihm der Kleine zu. „Ich hab dich auch lieb, Mikey!“, kommt prompt die Antwort, als hätte er darüber gar nicht nachdenken müssen. Sie lächeln einander an, ehe Leonardo langsam beginnt, sich zu bewegen. Michelangelo klammert sich wieder an ihm fest und versteckt sein Gesicht in Leos Halsbeuge. Dadurch hört der Schwertkämpfer nur allzu deutlich, das schmerzliche Keuchen seines Partners. Er selbst fühlt sich, als wäre er in einer Sardinenbüchse eingesperrt. Doch urplötzlich wandelt sich Mikey´s schmerzverzerrtes Keuchen in ein wollüstiges Stöhnen. Überrascht lässt es Leo aufhorchen. Vorsichtig versucht der Schwarzhaarige diese besondere Stelle wiederzufinden. Als es ihm gelingt, erntet er ein so lustverhangenes Stöhnen, dass ihm ein gewaltigen Schauer über den Rücken jagt und er an etwas furchtbar Abstoßendes denken muss, um nicht allein von der Klippe zu fallen. „Oh Leo…“, haucht ihm der Blonde entgegen. Wieder jagt ein Schauer durch seinen ganzen Körper. Die Art und Weise, wie Mikey seinen Namen ausgesprochen hat und dann auch noch in einer so verbotenen Situation, bringt ihn völlig um den Verstand. Er verstärkt seine Bewegung und achtet dabei darauf, immer schön diesen Punkt zu reizen, der Mikey tausend Sterne sehen lässt. Dadurch, dass der Jüngere nun keine quälenden Schmerzen mehr hat, hat sich der Körper des Kleineren auch viel mehr entspannt und Leo fühlt sich mittlerweile ausgesprochen wohl in seiner Stellung. Nur allzu gut kann er verstehen, warum Raphael diesen Schritt gewagt hat. Hätte er selbst genauso wenig Selbstbeherrschung, wie sein rabiater Bruder, hätte er diesen Schritt wohl auch schon früher gewagt. Doch er ist irgendwo ganz froh, nicht der Erste zu sein, der so mit Mikey umgeht. Wäre er dafür verantwortlich, dass Michelangelo seine Unschuld verliert, könnte er sich selbst wohl nie wieder in die Augen sehen. Ob Raph wohl auch solche Sorgen damit hat? Leo bezweifelt es irgendwie. Der Rothaarige ist nicht der Typ, der sich andauernd Sorgen macht und schon gar nicht über sein eigenes Handeln – dennoch macht er sich ständig Sorgen um Mikey. Ein komischer Widerspruch, der sich dabei ergibt. Aber egal, Raphael wird trotzdem nicht ungeschoren davon kommen! Schlagartig blockt sein Gehirn alle weiteren Denkprozesse ab. Er schließt die Augen und findet sich an einer mörderisch hohen Klippe wieder. Zitternd blickt er in ihren Abgrund. Es schnürt ihm die Kehle zu und plötzlich kriegt er kein Luft mehr. Doch gerade, als er in Panik verfallen will, legt sich eine warme Hand in die seinige. Irritiert blickt er zur Seite und entdeckt seinen kleinen Babybruder. Zuversichtlich lächelt Mikey ihm entgegen und rennt dann einfach los. Der Blonde zieht Leo hinter sich her, immer dichter an den Abgrund heran. Leos Herz scheint auszusetzen. Er hält die Luft an und dann fliegen sie auf einmal Hand in Hand über den Rand der Klippe, in das endlose Nichts hinein. Mit einem lauten Stöhnen kommen die beiden schließlich. Heiß überrollt sie das Gefühl und reißt sie mit sich. Einige Augenblicke später liegen sie schwer atmend nebeneinander. Langsam klärt sich alles um sie herum wieder und Leos Gehirn nimmt seine Arbeit endlich wieder auf. Angestrengt setzt er sich auf und sieht sich im Dojo um. Ein Blick auf die Wanduhr verrät ihm, dass sie nicht mehr allzu lange allein sein werden. Mit noch leicht zitternden Fingern angelt der Schwertkämpfer nach seiner Unterhose und dem T-Shirt. Während er sich anzieht, versucht er Mikey ebenfalls zum Aufstehen zu bewegen. Doch sein Bruder antwortet ihm nicht. Verwundert beugt sich der Größere über ihn und muss schmunzelnd feststellen, dass der Kleine einfach eingeschlafen ist. Schon witzig, das ihn ausgerechnet so etwas zum Einschlafen bringt, wo Splinter doch selbst heute noch jeden Abend damit kämpft ihn ins Bett zu kriegen. Sanft streicht er dem Jungen ein paar verirrte Strähnen aus dem Gesicht, ehe er Mikey etwas umständlich wieder in seine Sachen verfrachtet. Anschließend legt er den Nunchakuträger zum Ausschlafen auf die Couch und räumt das Dojo auf. Als das alles geschafft ist, lässt er sich völlig erschöpft neben seinen Bruder auf die Couch fallen und schläft ebenfalls ein. Etwa eine Stunde später öffnet Mikey verschlafen die Augen. Es hat bereit angefangen zu Dämmern und die Sonne zaubert lange Schatten in das beinahe totenstille Dojo. Die einzigen Geräusche, die der Junge wahrnehmen kann, sind aber nur das Ticken der Wanduhr und das gleichmäßige, tiefe Atmen seines Bruders neben sich. Gähnend richtet sich der blonde Junge auf und blickt zu dem Schlafenden neben sich. *Ein dünner, zarter Speichelfaden hängt von seinem Mundwinkel herab und spiegelt die erste zitternde Berührung des Abendlichts mit perlmuttfarbener, wunderschöner Treue wieder. Mikey beobachtet dieses seltsame Phänomen fasziniert. Er will Leo nicht aus seinem Schlummer wecken, für den Augenblick reicht es, sich in der Nähe eines Menschen zu befinden, den man mag. Ein Schmunzeln legt sich auf seine Lippen. Er kann sich nicht erinnern, Leonardo jemals so gesehen zu haben. Er könnte ihn noch ewig so betrachten, doch keine fünf Minuten später öffnet sich schwungvoll die Haustür und ein überaus strahlender Donatello betritt das Wohnzimmer. Leicht orientierungslos erwacht Leo daraufhin und kriegt noch gar nicht ganz mit, was eigentlich los ist, da redet Donnie schon ohne Punkt und Komma auf ihn ein und berichtet aufgeregt von seiner bestandenen Prüfung. Wenig später treffen auch Raphael und Splinter wieder zu Hause ein und dann ist es endgültig vorbei mit der Ruhe… Am nächsten Morgen… Fest entschlossen schlüpft Leonardo in seine Klamotten. Nun gibt es kein Zurück mehr. Gleich wird er mit Raphael ein ernstes Wörtchen reden. Allerdings schafft er es gerade mal, sein Hemd fertig zu zuknöpfen, als Raph schwungvoll seine Zimmertür aufreißt und wütend herein getrampelt kommt. Ehe der Schwertkämpfer sich darüber beschweren kann, packt Raphael ihn schon am Kragen und verfrachtet ihn unsanft gegen die nächste Wand. „Was fällt dir eigentlich ein, mein Eigentum so schamlos zu besudeln, du Dreckskerl!“, wirft er dem Schwarzhaarigen lautstark entgegen, während er ihn heftig durchschüttelt. „Dein Eigentum? Sag mal, hast du ne Vollmeise? Das ist dein Bruder, von dem du da redest!“, gibt Leo empört zurück, ohne sich bewusst zu sein, dass Raphael Mikey ja mit keinem Wort erwähnt hat. „Das ist völlig egal! Du hast ihn nicht anzufassen!“, wütend holt Raph mit der Faust aus. Stechender Schmerz breitet sich auf Leos Wange aus, als der Schlag ihn trifft. Ein dünnes Rinnsal Blut perlt von seiner aufgeplatzten Oberlippe und sickert langsam am Kinn hinab, ehe ein einziger Tropfen lautlos auf seinem Hemd landet. Doch er ignoriert den Schmerz. „Woher weißt du eigentlich, dass ich ihn angefasst hab?“, will er stattdessen wissen. „Na weil er es mir gesagt hat, du Schweinehund! Ich glaube kaum, dass er sich selbst Knutschflecken macht und außerdem wart ihr gestern ganz allein hier! Ich bin nicht dämlich, Leonardo!“, presst Raph scharf zwischen den Zähnen hervor. Ertappt zuckt Leo zusammen. Doch woher weiß Raph von dem Knutschfleck? Der dürfte doch gar nicht zu sehen sein. Wieder holt Raph zum Schlag aus. Allerdings schafft er es nicht, Leo zu treffen. Mikey hat den Streit natürlich mitbekommen und hält nun krampfhaft Raphaels Hand fest, um ihn am Schlag zu hindern. Und nun weiß Leo auch, wie Raph den Fleck am Hals des Jungen sehen konnte. Mikey hat nur eine Shorts an und seine Haare sind noch ganz nass von der Dusche. Nur ein Handtuch auf Mikey´s Schultern verdeckt jetzt den verräterischen Fleck. Raph muss ihn wohl gesehen haben, als Mikey aus dem Bad kam. „Nicht Raph! Hör auf!“, versucht der Blonde die beiden auseinander zu bekommen. „Nein Mikey! Er hat es verdient, dass ich ihm die Fresse poliere!“, kommt es wütend von dem Rothaarigen. „Aber ich wollte es doch! Leo trifft keine Schuld!“, erwidert der Blonde traurig. Irritiert lässt Raphael von dem Schwarzhaarigen ab. „Was?“ Schließlich erklärt ihm der Kleinere alles und gibt Raphael zu verstehen, dass er nicht sein Eigentum ist. Er kann selber entscheiden, mit wem er was macht und er könne es ihm nicht verbieten. Die Worte seines kleinen Bruders treffen den Rothaarigen schwer, dennoch sieht er ein, dass Mikey Recht hat. Die ganze Sache ist schon pikant genug, auch ohne dass sie sich deswegen an die Gurgel gehen. Was passiert ist, ist passiert. Und Mikey will sich auch gar nicht zwischen ihnen entscheiden. Er liebt sie beide von ganzem Herzen und das wird sich auch nicht ändern, nur weil sie sich wegen ihm streiten. Außerdem ist es viel wichtiger, das Ganze vor Splinter geheim zu halten, als in irgendwelche kindischen Balzkämpfe zu verfallen. Also legen die beiden eine Waffenruhe ein, was aber noch lange nicht heißt, dass sie keine Rivalen sind, wenn es um Mikey geht. Keiner von ihnen will aufgeben, wo das Verbotene doch so köstlich ist. Knurrend gehen die beiden Kontrahenten auseinander, ehe Yoshi den Tumult doch noch beenden muss. Doch sie behalten sich genau im Auge! ‚Das kann ja was werden…‘, geht es Mikey durch den Kopf, während er seinen beiden Brüdern zum Frühstück folgt. ‚Als wenn die zwei nicht schon genug zum Streiten hätten…‘ Seufzend setzt sich der Blonde zwischen seine älteren Brüder, um sie etwas auf Abstand zu halten. Den beiden gelingt es zumindest für den Moment, sich zu beherrschen, doch lange wird es ganz sicher nicht anhalten… Kapitel 10: Subtle fingers -------------------------- Zwei Monate später... Leise vor sich hin pfeifend liegt Donatello in seinem Labor unter einem alten VW-Bus, der einen wehmütig an längst vergangene Hippiezeiten erinnert. Doch von seiner einstigen Flowerpower ist nicht mehr viel zu erkennen. Der Lack ist bis auf das blanke Metall abgeschmirgelt; Türen, Seiten und das Dach sind mit schweren Stahlplatten gepanzert und besonders bei der Dachpanzerung muss man unweigerlich an einen Schildkrötenpanzer denken. Die Fenster sind durch Panzerglas ersetzt worden; die einst flache Nase des Busses wurde durch den breiten, beinahe furchterregenden Grill eines Zehntonners ersetzt und die Reifen sehen aus, als wären sie von einem Monstertrack geklaut worden. Alles in allem ist von dem unschuldigen Äußeren nichts mehr geblieben, außer dem geräumigen Innerraum. Der Wagen erinnert mehr an ein gepanzertes Armeefahrzeug, als an etwas, dass man auf der Straße fahren sollte. Besonders deutlich wird dies im Cockpit. Dutzende Knöpfe, Hebel und Bildschirme zieren das Armaturenbrett und ebenso viele Lämpchen leuchten in allen Farben um die Wette. Sie gehören unteranderem zu einem ausgeklügelten Verteidigungssystem, das die Insassen vor einem feindlichen Angriff schützen soll und sie gegebenenfalls zurückschlagen lässt. Allerdings gibt es auch genauso viele Knöpfe, die der Unterhaltung und Versorgung dienen. Beispielsweise für eine Stereoanlage, einen Fernseher, Kühlschrank, eine Kochplatte, Toilette, sogar eine Mikrowelle, aber alles so eingebaut und versteckt, dass man es auf den ersten Blick nicht sieht, außer man weiß, welchen Knopf man drücken muss. Halt so platzsparend, wie nur irgend möglich, auch wenn der Wagen damit fast doppelt so breit ist, wie vorher und man damit wahrscheinlich nie einen Parkplatz finden wird. Mit ein paar Handgriffen lässt sich sogar ein großer Schlafplatz errichten, der der ganzen Familie Platz bietet, was bei langen Reisen sehr nützlich sein kann. Und genau für so eine Reise soll das Auto bald dienen. In ein paar Monaten findet in Kalifornien ein großes Turnier statt, in dem die besten Ninjutsukämpfer der Welt ermittelt werden. Dieses Jahr hat Splinter all seine Söhne dazu anmelden können, da nun auch Mikey das Mindestalter von 16 Jahren erreicht hat. Die Jungs sind wie immer sehr aufgeregt deswegen. Das Turnier findet jedes Jahr in einem anderen Bundesstaat statt und so reisen sie manchmal durch das ganze Land, um dort hinzukommen. Und mit diesem neuen Auto und der Tatsache, dass drei von ihnen mittlerweile einen Führerschein haben, kann die weite Reise ganz entspannt von statten gehen. Donnie bastelt in jeder freien Minute daran und ist sehr darauf bedacht, alles so zu gestalten, dass das Auto auch straßentauglich wird, trotz seiner ungewöhnlichen Extras und der überbreiten Karosse. Der Wagen soll ihnen aber auch ihre nächtlichen Touren erleichtern, wenn sie, einer Bürgerwehr gleich, durch die dunklen Straßen fahren und nach bösen Buben Ausschau halten. Immerhin sind sie nicht die einzigen Ninjas in New York, weswegen das Auto so gut gepanzert ist. Splinter hat ihnen viele Schauergeschichten von seinem Widersacher Oroku Saki erzählt, der am anderen Ende New Yorks ebenfalls ein eigenes Dojo hat und dort Ninja ausbildet, die er für seine finsteren Pläne missbraucht. Er nennt sich selbst der Shredder und verbreitet Angst und Schrecken in der Unterwelt, wobei er sich nach außen hin immer als seriöser Geschäftsmann präsentiert. Es ist sehr wahrscheinlich, dass sie Shredder auch auf dem Turnier begegnen werden, von daher wollen sie gut vorbereitet sein, falls Saki irgendwelche miesen Tricks versucht, um Splinters geheime Kampftechniken zu stehlen. Schon seit Jahren versucht Saki Yoshis Dojo schlecht zu machen und seinen Namen zu beschmutzen, doch bisher ohne Erfolg. Und seit Shredder von Splinters Söhnen weiß, die eine endlose Begabung an den Tag legen und das Dojo wegen ihrer Ausbildung geschlossen wurde, ist Sakis Aufmerksamkeit nur noch größer geworden. Splinters Schule ist im ganzen Land berühmt, selbst nach ihrer Schließung hört man nur Gutes von dort. Ganz im Gegensatz zu Shredders Dojo. Es ist düster und strahlt eine böse Aura aus und nur wahrlich finstere Gestalten gehen dort ein und aus. Die meisten seiner Schüler stammen aus Japan, aus dem dort noch ansässigen Foot-Clan, dessen Führer Saki einst gewesen war. Die wenigen Schüler, die er hier in New York aufgegabelt hat, führen verdeckt seine Befehle aus, um Splinter und seine Brut ein für alle Mal zu vernichten und somit die vorherrschende Schule New Yorks, ach was, der ganzen Welt, zu werden. Dabei ist ihnen jedes Mittel recht, um sie zum Schweigen zu bringen! Doch so viele düstere Gedanken sind nicht gut und noch sind die Jungs dem Shredder auch noch nie begegnet. Seine furchteinflößende Gestalt kennen sie nur von Yoshis Erzählungen und von alten Bildern, die ihn noch innerhalb des Foot-Clans in Japan zeigen. Nur Oroku Saki ist öfter mal im Fernsehen zu sehen, meist in Begleitung seines besten Schülers Chris Bradford, der selbst eine kleine Berühmtheit in der Kampfsportszene ist und ein eigenes kleines Dojo hat. Und die Jungs, aber insbesondere Splinter, hoffen, dass diese Begegnung noch lange auf sich warten lassen wird. Sollten sie Shredder eines Tages wirklich gegenüber stehen, dann stehe Gott ihnen bei, dass sie es überleben! Dem jungen Wissenschaftler läuft ein eiskalter Schauer über den Rücken, wenn er an ein Foto denkt, das ihr Sensei ihnen letztens gezeigt hat. Auf ihm sah man Shredder, in seiner bedrohlich glänzenden Krallenrüstung, wie er ein Heer von schwarzvermummten Ninja angeführt hat, ein unschuldiges Dorf anzugreifen. Die Rücksichtslosigkeit seiner Tat konnte man ihm förmlich vom Gesicht ablesen, obwohl man dieses durch die Rüstung gar nicht sehen kann. Doch allein sein Erscheinungsbild verrät einem deutlich, warum man ihn den Shredder nennt… Ein erneuter Schauer jagt dem Brünetten über den Rücken, wenn er daran denken muss, das Saki und Yoshi in ferner Vergangenheit einst Kameraden, ja sogar Freunde waren. Er schüttelt energisch den Kopf, um diesen unschönen Gedanken wieder los zu werden. Langsam schiebt er sich mit seinem Rollbrett unter dem aufgebockten Wagen hervor. Allerdings erleidet er fast einen Herzinfarkt, als Mikey direkt über ihm auftaucht und ihn angrinst. Ein erschrecktes Quieken entkommt ihm und er legt sich dramatisch die Hand auf die Brust, unter der sein Herz so heftig hämmert, das es fast zerspringt. Mit weit aufgerissenen Augen, setzt er sich langsam auf und blickt in das fröhliche Himmelblau seines kleinen Bruders. „Muss du mich so erschrecken, Mikey?“, fährt er den Kleineren etwas grob an. Dieser ist sich allerdings keiner Schuld bewusst und wischt Donatello liebevoll etwas Öl von der Wange. „Ich dachte, du brauchst vielleicht etwas Hilfe?“, fragt er zuckersüß. Der Stabkämpfer seufzt schwer. So gern er Mikey auch hat, so sehr hasst er es, wenn der Junge diese Frage stellt. Donnie arbeitet viel lieber allein, wo er sich konzentrieren kann und nicht ständig darauf aufpassen muss, dass jemand seine Arbeit wieder kaputt macht, wenn auch nicht absichtlich. Mikey ist ihm viel zu anstrengend, zu laut und zu aufgedreht und ständig fummelt er an irgendetwas herum, das leicht kaputt gehen kann. Er hat ein echtes Talent dafür. Allerdings versteht der sonst so gelassene und ruhige Tüftler da überhaupt keinen Spaß. Da kann Mikey ein noch so trauriges Gesicht aufsetzten, Donnie schmeißt ihn immer wieder raus. „Tut mir leid, aber ich brauch deine Hilfe nicht und es wäre schön, wenn du jetzt wieder gehen würdest!“, kommt es mit leicht strengem Ton von dem Brünetten. Mit großen traurigen Augen sieht Mikey seinen älteren Bruder an, doch dieser lässt sich nicht erweichen. „Versuch es gar nicht erst!“, erwidert er diesen Blick und schiebt Mikey einfach aus dem Labor hinaus und verriegelt die Tür hinter ihm. Schmollend schiebt Michelangelo die Unterlippe vor und blickt noch einen Moment auf die verschlossene Tür vor sich, in der Hoffnung, Donnie würde es sich vielleicht doch noch anders überlegen, ehe er traurig wieder nach oben geht. Derweilen macht sich der Braunäugige wieder an die Arbeit. Mit dem Schweißbrenner bewaffnet klettert er auf das Dach des Vans und versiegelt dort noch ein paar undichte Nähte. Nach einigen Augenblicken schiebt er sich die Schutzbrille auf die Stirn und betrachtet sein Werk. Ein zufriedenes Lächeln legt sich auf seine Züge. Die Arbeit ist fast vollbracht. Eigentlich fehlen nur noch eine geeignete Lackierung und ein paar Lampen. Als er sich umdreht, um wieder von dem Auto herunterzusteigen, trifft ihn wieder fast der Schlag. Mikey sitzt direkt hinter ihm und sieht ihn wieder mit diesem flehenden Blick an. „Herr Gott, Mikey! Hatte ich dich nicht raus geschmissen? Wie bist du wieder reingekommen, verdammt?“, Donnies Nerven sind echt am Ende. Warum muss sich der Bengel auch immer so anschleichen? Ninja gut und schön, aber mal ehrlich! „Ich wollte dich nicht schon wieder erschrecken, aber das Garagentor steht offen…“, versucht es der Jüngere mit seiner Unschuldsmine. Der Brünette blickt an ihm vorbei und stellt fest, dass das Garagentor tatsächlich offen steht. Dann fehlt ihm wieder ein, dass er es geöffnet hatte, weil es vom vielen Schweißen so stickig hier drinnen geworden war. Genervt fährt er sich mit der Hand übers Gesicht. „Aber nur weil das Tor offen steht, heißt das noch lange nicht, dass du wieder rein darfst!“, mahnt er ihn. „Aber…“ „Nichts aber! Los raus mit dir!“ Mikey setzt zu einem erneuten Widerspruch an. Doch ihm scheint wohl nichts Passendes einzufallen, weswegen er den Mund wieder zu macht und geknickt vom Van herunter krabbelt. Er wendet sich noch einmal zu Donnie, doch dieser blickt ihn nur fordernd an und weist auf das Tor. Mit hängenden Schultern schleicht der Nunchakuträger endgültig davon. Donatello atmet gestresst aus. Vielleicht findet er jetzt endlich Ruhe zum Arbeiten. Schön war zumindest dieser Gedanke. Doch keine zwei Minuten später nimmt Donnie eine Bewegung im Augenwinkel wahr. Es scheint so, als würde sich Mikey wieder durch das Tor schleichen. Murrend wendet sich der Stabkämpfer zu ihm um. „Hab ich dir nicht gerade gesagt, du sollst draußen bleiben?“, schimpft er drauf los. Doch dann muss er mit Entsetzen feststellen, dass dort sein Sensei vor ihm steht, statt seines kleinen Bruders. Mit hochrotem Kopf entschuldigt sich Donnie hastig bei seinem Meister. „Findest du nicht, dass du etwas zu streng zu Michelangelo bist, mein Sohn?“, fragt Yoshi ihn mit beinahe mahnender Stimme. „Vielleicht. Aber anders versteht er es doch nicht! Ich kann nicht arbeiten und gleichzeitig die ganze Zeit auf ihn aufpassen. Ich bin Erfinder und kein Kindermädchen…“, versucht sich der Brünette zu rechtfertigen. „Ich bin sicher, Michelangelo versteht dich auch so ganz gut. Er will sich doch nur nützlich machen.“, die Ruhe in Yoshis Stimme kommt Donatello schon fast wie eine Strafe vor, oder wie die Ruhe vor den Sturm… „Das mag ja sein. Aber er ist wie ein kleiner Welpe. Nimmt man ihm den Schuh weg, auf dem er rum kaut, sucht er sich halt eine Socke zum kaputtmachen.“ Donnies Worte klingen schon beinahe traurig, so als wünschte er sich, er könnte Mikey ändern, was er weiß Gott schon oft genug versucht hat. „Er mag vielleicht wie ein kleiner Welpe sein, anstrengend und unkonzentriert. Aber einem Welpen kann man mit einfachen Tricks beibringen, was man von ihnen möchte. Wenn du Michelangelos positives Verhalten belohnst, dann merkt er, was du gut findest. Du musst ihm mehr Vertrauen entgegenbringen.“, kommt es mit ruhiger Stimme von dem Meister. Donnie denkt einen Moment darüber nach. „Ich möchte ihm ja vertrauen, aber…“, setzt er an. Splinter legt ihm sanft eine Hand auf die Schulter und sieht ihm fest in die Augen. „Mein Sohn, erinnerst du dich noch daran, wie du dir damals die Hand an dem Schweißbrenner verbrannt hast?“ Unwillkürlich blickt Donnie auf seine Hand hinab, auf der man noch heute eine kleine Narbe sehen kann. Fragend blickt er dann wieder zu seinem Sensei auf. „Ich hatte damals schreckliche Angst davor, dass dir so etwas wieder passiert. Doch ich hab all meinen Mut zusammen genommen und dir vertraut und wurde nicht enttäuscht. Genauso war es mit Michelangelos Kochversuchen und und und. Ihr seid alle nur soweit gekommen, weil ich meine Angst besiegt und auf eure Fähigkeiten vertraut habe und euch euren eigenen Weg gehen ließ. Und jetzt wird es Zeit, dass du Michelangelo vertraust.“ Donatello lässt die Ereignisse durch seinen Kopf wandern und erkennt, dass Yoshi gar nicht so unrecht hat. Er seufzt schwer. „Okay, ich werde es versuchen. Aber wie schaff ich es, dass er nicht ständig Blödsinn macht?“ Doch statt ihm zu antworten wendet sich Yoshi zum Gehen um. Verloren blickt der Brünette ihm nach. Aber dann stoppt der Sensei am Garagentor. „Konfuzius hat einmal gesagt: *Was du mir sagst, das vergesse ich. Was du mir zeigst, daran erinnere ich mich. Was du mich tun lässt, das verstehe ich.“ Ohne eine weitere Erklärung verschwindet Yoshi einfach und lässt Donnie ratlos im Regen stehen. Wieder seufzt der Tüftler schwer. Wehmütig blickt er zu seinem Auto hinüber, ehe er sich auf den Weg nach oben zu Mikey macht. Er findet seinen kleinen Bruder schließlich auf der Couch, versunken in ein Comicheft. Von Raph und Leo ist nichts zu sehen. Wahrscheinlich treiben sie sich wieder irgendwo rum und wollten Mikey nicht mitnehmen, weswegen der Blonde sich langweilt und Donnie deshalb auf die Nerven geht. Vorsichtig spricht er seinen kleinen Bruder an. „Mikey?“ Als dieser von seinem Comic aufschaut, nimmt Donatello ihn einfach wortlos an die Hand und führt ihn hinunter in sein Labor. Etwas irritiert lässt Mikey es geschehen. ‚Wahrscheinlich schimpft er mich gleich wieder aus, weil ich irgendwas kaputt gemacht hab…‘, geht es dem Kleinen durch den Kopf und ein ungutes Gefühl macht sich in seinem Magen breit. Doch überraschenderweise schimpft Donnie ihn kein bisschen aus. „*Wenn du unbedingt rumspielen musst und anscheinend denkst du, du musst, dann kannst du mir auch helfen, den Van zum Lackieren in den Hof zu bringen!“, schlägt er dem Kleineren vor, in der Hoffnung es nicht später doch zu bereuen. Erleichtert und voller Vorfreude fangen Michelangelos Augen an zu leuchten. „Was, ehrlich? Ich darf dir helfen?“, platzt es aus ihm heraus. „Ja, aber du musst genau das machen, was ich dir sage!“, mahnt Donatello ihn. Eifrig nickt der Blonde. „Okay, dann setz dich ans Steuer und…“, weiter kommt er nicht, da Mikey ihm ins Wort fällt. „Aber ich kann doch gar nicht fahren!“ „Dann lernst du es eben jetzt!“, erwidert der Wissenschaftler und versucht dabei ruhig zu bleiben. Unsicher tapst Mikey von einem Bein auf das andere. Abermals nimmt Donnie ihn an die Hand und verfrachtet ihn hinter das Steuer des aufgemotzten Wagens. Überwältigt von all den Lämpchen und Knöpfen schluckt Mikey schwer. „Beachte die ganzen Schalter und Knöpfe gar nicht, die haben nichts mit dem Fahren zu tun…“, versucht Donatello ihm etwas die Unsicherheit zu nehmen. Dann steckt er den Schlüssel ins Zündschloss und der Motor heult unter ihnen auf. „Wir haben hier keinen Rückspiegel. Aber die Seitenspiegel sind schon mal hilfreich. Und wenn du sehen willst, was hinter dir ist, dann schau einfach auf diesem kleinen Monitor. Der ist mit einer Kamera am Heck verbunden und zeigt dir, was hinter dir passiert.“ Mit einem Knopfdruck schaltet der Stabkämpfer den Monitor ein und augenblicklich erscheint ein Schwarzweißbild, auf dem das offene Garagentor zu sehen ist. „Desweiteren haben wir hier eine Automatikschaltung. Das heißt du musst nur diesen Hebel auf Reverse schalten, da wir ja rückwärtsfahren müssen und das Gaspedal betätigen.“ Mit einer Engelsgeduld zeigt er seinem kleinen Bruder den Hebel und das Gaspedal, der Vollständigkeit halber auch noch die Bremse. Mikey versucht sich alles genau zu merken, um Donnies Erwartungen gerecht zu werden, damit er ihm auch weiterhin helfen darf. Auf Donnies Anweisung hin, stellt der Blonde mit leicht zitternden Fingern den Hebel auf Reverse. Ermutigend legen sich die warmen Hände des Älteren auf seine Schultern. Leicht unsicher lächelt Mikey ihm zu. Langsam legt er die Hände an das große Lenkrad und betätigt vorsichtig das Gaspedal. Gemächlich setzt sich der sperrige Wagen in Bewegung und rollt auf das offene Garagentor zu. Wie gebannt blickt Michelangelo die ganze Zeit auf den Monitor, der sein Auge nach Hinten ist. Er versucht den Van möglichst mittig durch das Tor zu bugsieren, da an den Seiten nicht gerade viel Platz übrig ist, weil das Auto ja Überbreite hat. Aufmunternd redet Donatello auf ihn ein und versucht ihm die Scheu zu nehmen. Und scheinbar funktioniert es auch. Das Auto bewegt sich schon deutlich schneller. Dafür, dass es Mikey´s erste Fahrstunde ist, stellt er sich doch ziemlich geschickt an. Elegant gleitet der Van durch das Tor in die gleißende Nachmittagssonne hinaus. Das blanke Metall reflektiert das Licht so stark, dass man den Wagen überhaupt nicht anschauen kann, ohne das einem die Augen schmerzen. Ihn umgibt ein seltsames Licht, das einen beinahe an ein Raumschiff aus einer fremden Welt denken lässt. In der Mitte der gepflasterten Einfahrt hat der Brünette eine riesige Plane ausgelegt, die verhindern soll, dass die Farbe auf den Steinen landet. Noch etwas wackelig lenkt der Blonde den Wagen auf die Plane. Als die geeignete Position erreicht ist, tritt Michelangelo auf die Bremse. Allerdings etwas zu heftig, sodass das Auto sehr abrupt zum Stehen kommt und die beiden etwas durchgerüttelt werden. „Die Bremse kannst du ruhig mit mehr Gefühl bedienen, die ist neu und noch sehr empfindlich…“, kommentiert Donnie das Ganze. „´Tschuldige…“, kommt es etwas verunsichert vom dem frischgebackenen Fahrer. Doch Donnie schüttelt nur nachsichtig den Kopf. Er hätte nie gedacht, dass sein ausgeflippter kleiner Bruder das so gut hinbekommt. Wenn er da an Raph´s erste Fahrstunde denkt. Mit welcher Geschwindigkeit der Rothaarige allein schon angefahren ist, das war ja mörderisch und sein Fahrlehrer war davon auch kein bisschen begeistert. Anscheinend kann sich Mikey aber auch recht gut konzentrieren, wenn es wirklich drauf ankommt. In einem echten Kampf hat er das schon oft bewiesen, doch sonst fehlt ihm für alles die nötige Konzentration. Ein Gefühl von Stolz macht sich in dem Tüftler breit, das er in Mikey´s Gegenwahrt sonst leider eher selten empfinden kann. „Das hast du wirklich sehr gut gemacht!“, lobt er ihn daher. Der blonde Junge strahlt übers ganze Gesicht und wäre Donnie am liebsten um den Hals gefallen. Doch der Größere steigt bereits aus dem Wagen und ruft Mikey zu sich. „Jetzt hab ich noch eine Aufgabe für dich und ich hoffe, du nimmst sie genauso ernst, wie das Fahren gerade!“, mahnt der Brünette ihn. Als Donatello sich sicher ist, dass er die ungeteilte Aufmerksamkeit seines Bruders hat, redet er weiter. „Und zwar können wir den Wagen ja so nicht lassen. Sieht ja ziemlich traurig und langweilig aus. Ich hab dir dort neben das Garagentor Farbe, Pinsel, Spritzpistole und so weiter hingestellt und möchte, dass du aus diesem silbernen Ungetüm einen Wagen machst, der den Leuten zeigt, dass hier die Turtles kommen und sie sich lieber in Acht nehmen sollten!“, erläutert er. Mikey´s Augen werden ganz groß. Damit hätte er nie gerechnet. Das ist eine Aufgabe ganz nach seinem Geschmack. „Und ich darf das wirklich ganz allein machen?“, hackt er nach. „Klar, ich hab noch einiges zu tun. Ich mach das Tor zu, damit der Farbgestank nicht in mein Labor zieht. Also werde ich auch nicht schmulen. Du kannst dich nach Herzenslust austoben!“ Kaum hat der Stabkämpfer seine Ansprache beendet, fällt Mikey ihm nun doch schwungvoll in die Arme. „Oh danke, Donnie! Vielen vielen Dank! Ich werde dich ganz sicher nicht enttäuschen!“, trällert der Kleinere. Etwas mühsam, aber schmunzelnd befreit sich der Ältere aus der innigen Umarmung seines Bruders und verschwindet dann schnell in seinem Labor. Mit leisem Rattern schließt sich hinter ihm das elektrische Tor und verbirgt somit sein nervöses Seufzen. Er ist sich noch immer nicht sicher, ob das eine gute Idee ist. Besonders nicht, seinen aufgeweckten Bruder ganz allein mit seinem Meisterstück zu lassen. Grübelnd beißt er sich auf die Unterlippe. Er wiedersteht dem heftigen Drang in sich, nach zu sehen, was Mikey treibt. Splinters Worte kreisen in seinem Kopf. Schließlich vertreibt er seine negativen Befürchtungen und macht sich wieder an die Arbeit. Drei Stunden später… Resignierend legt Donatello sein Werkzeug nieder. Er kommt einfach nicht weiter. Ihm fehlen die richtigen Teile. Wahrscheinlich wird er sich mit seinen Brüdern noch einmal auf dem Schrottplatz umsehen müssen, um sie zu finden. Seufzend fährt er sich mit der Hand über die Stirn. Sein Blick schweift zur Uhr an der Wand. Es dauert einen Moment, bis ihm klar wird, dass er Mikey schon seit drei Stunden da draußen mit seinem Auto alleingelassen hat. Eine ungewollte Panik macht sich in ihm breit. Er war so in seine Arbeit vertieft, dass er gar nicht gemerkt hat, wie die Zeit vergangen ist. Wer weiß, was sein kleiner Bruder in der Zwischenzeit alles angestellt hat. Bei dem Gedanken daran läuft ihm ein eiskalter Schauer über den Rücken. Er schüttelt sich kurz, als ihm Splinters Worte wieder einfallen. Vertrauen. Ja, er sollte Mikey mehr vertrauen, doch alles in ihm schreit danach, zu kontrollieren, ob sein Auto überhaupt noch heil ist. Auch wenn er Mikey nicht zu traut, den Wagen absichtlich zu beschädigen. „Ich werde nur mal kurz schauen, ob bei ihm alles in Ordnung ist und dann werde ich weiter machen…“, teilt er mehr oder weniger seinem Computer mit. Dieser bleibt jedoch stumm, wie all die Stunden zuvor. Nur der Ventilator im Tower dreht kaum hörbar seine Runden. Einen Moment starrt der Stabkämpfer einfach nur auf seine Notizen, die sich über den Monitor erstecken. Hektisch blinkt der kleine Cursor am Zeilenende, als könne er es nicht erwarten, weitere Befehle seines Herren auszuführen. Doch Donnie ignoriert den blinkenden schwarzen Strich und wendet sich dem Garagentor zu. Tief atmet er ein und aus, als er den Knopf an der Wand neben dem Tor betätigt und bereitet sich damit auf den bevorstehenden Anblick vor. Mit leisem Quietschen gleitet das Tor an seiner Aufhängung empor und flutet das Labor mit warmer Nachmittagssonne. Einen Augenblick lang ist Donnie von ihr geblendet, doch dann gewöhnen sich seine Augen an das grelle Licht. Der Van baut sich als riesiger Schatten vor ihm auf, nur von seinem Bruder fehlt jede Spur. Allerdings haftet Donatellos Blick förmlich an dem Objekt, das vor wenigen Stunden noch sein schmuckloser Van gewesen ist, das er dem Fehlen seines anstrengenden Bruders erst gar keine Beachtung schenkt. Mit offenem Mund steht Donnie vor der Schnauze des Wagens. Seine Augen wissen gar nicht, wo sie zuerst hinschauen sollen. Es sieht so aus, als hätte Mikey den ganzen Wagen in verschiedenen Grüntönen angespitzt, die ihm eine Art Tarnmuster verleihen, das aber wesentlich weicher im Übergang ist, als ein klassisches Camouflagemuster, mehr so wie Schuppen oder Haut. Über der Panzerglaswindschutzscheibe prangt ein weißer Streifen mit einem schwarzen Schriftzug, dessen Anblick Donatello an einen Bus oder eine U-Bahn denken lässt. In schwungvollen, aber zugleich gefährlich spitzen Lettern steht dort das Wort ‚Shellraiser‘. Etwas irritiert betrachtet der Brünette die Buchstaben, die in seinen Augen noch wenig Sinn ergeben, aber irgendwie klingt das Wort bedrohlich. Langsam geht der Wissenschaftler auf die Seite des Wagens, um sich das Werk weiter zu betrachten. Was ihn hier erwartet, haut ihn noch mehr um, als es die Vorderansicht getan hat. Die riesigen Radkappen der Monstertruckreifen sind so gestaltet, dass sie wie übergroße Pizzen aussehen. Eine Tatsache, die Donnie nur schmunzeln lässt. Eindeutig Mikey´s Handschrift. Doch der Rest erschreckt ihn fast. Auf der gesamten Seite des Wagens springt ihm ein weiterer Schriftzug entgegen, den er nur allzu gut kennt. Es ist der Name ihres Teams, der sich dort in diesem markanten, beinahe grellen, verlaufenem Grünton erstreckt. Die Buchstaben, die in ihrem Stil schon fast an ein Graffiti erinnern, liegen auf schwarzem Grund, indem sich vergleichsweise streng gerade rote Buchstaben über dem Grün mischen. Zusammen bilden sie das Logo, das in der Ninjutsuszene nur allzu bekannt ist: Ninja Turtles! Donnie muss unweigerlich schmunzeln, als ihm mal wieder die Ironie dieses Wortes bewusst wird. Ninja-Schildkröten, echt zu komisch. Doch es könnte den Jungs nicht ernster sein. Dann vergeht Donatello das Lächeln, als ihm wieder einfällt, wie sehr die Leute doch gelacht haben, als sie diesen Namen zum ersten Mal gehört haben. Niemand hat die jungen Ninjas für voll genommen. Alle dachten, dass sie genauso schwach und langsam wären, wie ihr Name es verlauten lässt. Doch schnell mussten sie begreifen, dass hinter einem Namen auch etwas stecken kann, dass niemand vermutet. Der Name könnte passender nicht sein, da sie so ständig von ihren Gegnern unterschätzt werden und so das Überraschungsmoment auf ihrer Seite haben. Außerdem sind Schildkröten die absoluten Lieblingstiere der Vier. Das Logo wird begleitet von den vier Farben, die jeder mit ihnen in Verbindung bringt: Blau, Lila, Rot und Orange. Ihren Bandanas gleich schlingen sich die vier Farben als breite Bänder über die gesamte Seite. Es sieht aus, als hätte jemand ihre Masken an den Wagen geklebt und sie würden nun im Fahrtwind wehen. Mit großen Augen macht sich der Brünette auf den Weg zur Rückseite des Wangens. Auf den großen, fensterlosen Flügeltüren, die die altmodische und unpraktische Heckklappe ersetzen, hat Mikey einen so detailgetreuen Schildkrötenpanzen gemalt, dass man fast das Gefühl bekommt, dort wäre ein echter Panzer aufgeklebt worden. Auf dem Panzer kreuzen sich in einem angedeuteten Viereck die Waffen der Jungs, die ebenfalls so täuschend echt wirken, als könnte man sie tatsächlich benutzen. Katana, Bo, Sai und Nunchakus. Nun merkt der hochgewachsene Junge auch, dass sein Bruder selbst das Dach angemalt hat. Die aufgeschweißten Stahlplatten haben den blonden Jungen auch hier dazu inspiriert, einen riesigen Schildkötenpanzer daraus zu machen. Donnie hätte nie gedacht, dass so ein Talent in seinem Bruder steckt, der sich normalerweise keine zwei Minuten auf eine Sache konzentrieren kann, wenn diese nichts mit Essen oder Comics zu tun hat. Langsam schlendert der Tüftler auf die andere Seite des Wangens. Hier schlägt ihm dasselbe Bild ihres Logos mit den Bandanas entgegen, wie zuvor auf der anderen Seite. Allerdings findet er hier nun endlich seinen kleinen Bruder. Dieser liegt auf den warmen Steinplatten und scheint zu schlafen. Neben ihm liegt eine umgefallene Leiter, etliche Eimer Farbe, die feucht in der Sonne glänzen und jede Menge Pinsel in allen Varianten, alle bis zum Anschlag mit Farbe beschmiert. Die Spritzpistole hat der Nunchakuträger noch in der Hand, als wäre er mitten bei der Arbeit eingeschlafen. Doch wenn sich Donnie den Wagen so betrachtet, stimmt das nicht. Es gibt kein noch so kleines Fleckchen mehr, das keine Farbe abbekommen hat. Es wirkt eher so, als wäre der Junge bei dem Anblick des fertigen Wagens einfach eingeschlafen. Er trägt sogar noch die Staubmaske, die Donnie ihm hingelegt hatte, damit er nicht den feinen Farbnebel einatmet. Unter der Maske befindet sich wahrscheinlich aber auch die einzige Stelle, die keine Farbe abbekommen hat. Mikey´s Sachen und jeder freie Zentimeter seiner Haut und der Großteil seiner Haare sind ebenso bunt, wie der Van – oder besser gesagt der Shellraiser. Von einer Überdosis Stolz durchflutet, geht Donnie neben ihm auf die Knie und streicht ein paar farbige Strähnen aus seinem Gesicht. „Hey Mikey. Wach auf!“, kommt es sanft von dem Größeren. Doch der Angesprochene reagiert nicht. Er schmatzt nur leise im Schlaf und dreht den Kopf zur Seite. Behutsam nimmt Donatello ihm die Staubmaske ab. Anschließend nimmt er den Jungen auf den Arm und trägt ihn in sein Labor zurück. Dort legt er ihn vorsichtig auf die Couch. Einen Moment betrachtet er den schlafenden Jungen, ehe er draußen die Malsachen zusammenräumt und anschließend den Shellraiser in die Garage zurückfährt. Von alledem scheint Mikey nichts mitbekommen zu haben. Selbst als Donnie die Fahrertür etwas schwungvoller als gewollt ins Schloss fallen lässt, wacht der Junge nicht auf. „Er scheint sich ausnahmsweise mal völlig verausgabt zu haben…“, flüstert der Brünette in den stillen Raum hinein. Dann sucht er sich einen sauberen Lappen, feuchtet ihn an und setzt sich neben seinen Babybruder. Sanft reibt er ihm die Farbe von den Armen und dem Gesicht. Leise seufzt der Blonde im Schlaf. Unweigerlich muss Donatello wieder schmunzeln und ein zufriedenes, warmes Gefühl macht sich in seinem Magen breit. Eine Weile betrachtet er den Schlafenden vor sich einfach nur. Ohne es richtig mitzubekommen, legt er einen Finger auf Mikey´s Lippen und streicht sanft darüber. Die weiche Haut macht ihm deutlich, wie verletzbar sein Bruder in diesem Moment doch ist. Gedankenverloren streicht sein Finger immer weiter über die zarten Lippen. Der Ältere merkt dabei nicht, wie Mikey langsam die Augen öffnet und ihn ansieht. Erst als sich ein kleines Lächeln auf seinen Lippen bildet, schreckt Donnie auf. Unweigerlich merkt er, dass sein Bruder ihn anlächelt und dabei sein Finger auf dessen Lippen liegt. Mit leichtem Schreck zieht Donnie die Hand zurück. Der Brünette räuspert sich etwas nervös. „Du hattest da Farbe auf den Lippen…“, sagt er schließlich, obwohl ihm mehr als bewusst ist, dass das nicht stimmt. Mikey lächelt ihn nur weiterhin sanft an. Verlegen kratzt sich Donnie am Kopf und weicht seinen Blicken mit leicht geröteten Wangen aus. Nur warum fühlt sich der Erfinder jetzt so ertappt? Angestrengt grübelt er, um eine Antwort zu finden, doch weit kommt er nicht. Stillschweigend hat sich Michelangelo aufgerichtet und drückt seinen älteren Bruder jetzt sanft auf die Couch hinunter. Irritiert blickt Donnie zu ihm auf, als dieser über ihm auftaucht. Noch ehe der Stabkämpfer den Sinn von Mikey´s Tun begreift, beugt sich der Blonde tief zu ihm hinunter. Sinnlich schließt der Kleinere dabei die Augen. Und plötzlich wird Donnie klar, was er vorhat. Ehe sich ihre Lippen berühren können, legt der Tüftler dem Blonden die flache Hand auf den Mund und hindert ihn somit am Weiterkommen. Verwirrt und leicht gekränkt blickt Mikey ihm in die Augen. Donnie drückt ihn ein Stück von sich weg und nimmt die Hand wieder von seinem Mund. „Das kannst du ganz schnell wieder vergessen, Mikey! Ich weiß, was Raph und du gemacht haben und von Leo weiß ich ebenfalls!“, kommt es etwas streng von ihm. Mikey zuckt zusammen, als hätte man ihn geschlagen und blickt dann beschämt auf seine Hände. „Tschuldige…“ nuschelt er schließlich. Nun tut es Donatello schon etwas leid, dass er seinen kleinen Bruder so forsch abgewiesen hat. Doch im Gegensatz zu seinen beiden Brüdern legt Donnie eher eine enthaltsame Art an den Tag. Wie es so schön heißt, ist er mit seiner Arbeit verheiratet und macht sich daher nicht viel aus Partnerschaft. Allerdings wünscht er sich schon jemanden an seiner Seite. Doch bis jetzt ist ihm noch nicht die richtige Person begegnet, mit der er sein Leben teilen kann. Aber er sucht auch nicht wirklich. Kitschiger Weise und entgegen aller Theorien glaubt er tatsächlich an die Liebe auf den ersten Blick und dass ihm daher sein idealer Partner eines Tages über den Weg laufen wird. Und bis dahin wird er sich eben aufsparen, auch wenn das vielleicht blöd klingt. Sein Interesse an so zwischenmenschlichen Aktivitäten ist eh nicht sonderlich groß, zumindest hat noch niemand ein derartiges Verlangen in ihm geweckt, der es wert wäre, sich darüber Gedanken zu machen. Doch scheinbar scheint Mikey genauso ein Verlangen in seinen anderen Brüdern auszulösen, was Donnie beim besten Willen nicht nachvollziehen kann. Rein biologisch gesehen hat dieses Spielchen doch auch überhaupt keinen Sinn, also wozu die Mühe? So nötig können Raph und Leo es doch ehrlich nicht haben, bei der Trefferquote, die die beiden sonst an den Tag legen. Also muss es ja einen anderen Hintergrund haben. Nur welchen? Nachdenklich betrachtet er seinen Bruder. Süß ist es ja, aber soll das wirklich schon alles sein, was Leo und Raph dazu veranlagt, sich gegen die Natur zu stellen? Dann fällt ihn ein Gerücht ein, das er nur zu oft schon gelesen hat. Angeblich seien Schwestern ja sehr eng miteinander verbunden und würden allerhand zusammen ausprobieren. Küssen üben beispielsweise. Oder rausfinden, wo sich eine Berührung gut anfühlt. Vielleicht gibt es so was ja auch bei Brüdern und das ist der Grund, warum sich Raph und Leo so um Mikey bemühen. Obwohl das Ganze bei ihnen irgendwie ausartet. Fragen über Fragen jagen durch Donnies Kopf. Eigentlich hat er ja Hemmungen sich auch noch an seinem Bruder die Finger schmutzig zu machen, doch etwas anderes in ihm sagt, dass es wohl kaum schaden kann, etwas auszuprobieren, wo Mikey doch mehr Erfahrung hat als er. Vielleicht lernt er sogar noch etwas von ihm, was ihm später mal helfen könnte… All diese Gedanken durchströmen das Genie in Bruchteilen von Sekunden, sodass Mikey seine Sorgen, Fragen und Befürchtungen gar nicht mitbekommt, ehe er nun wieder das Wort ergreift. „Okay, okay, schau mich nicht so traurig an. Vielleicht können wir das Ganze ja als eine Art Belohnung für deine gute Arbeit abschreiben…“, versucht es Donnie. Mikey´s Blick hellt sich augenblicklich auf. Er dachte schon, dass sein Bruder ihn jetzt nicht mehr mag, weil er ihm zu nahe getreten ist und weil er weiß, dass er unanständige Dinge mit seinen anderen Brüdern gemacht hat. Doch dem scheint nicht ganz so zu sein. Glücklich über Donnies Entscheidung, beugt sich Mikey zu ihm vor und versucht ihn erneut zu küssen. Doch abermals weißt der Ältere ihn ab. „Hab ich was falsch gemacht?“, kommt es traurig von dem blonden Jungen. „Nein, schon gut. Aber so geht das nicht!“, erklärt sich der Größere. Doch Mikey hat keine Ahnung, was er meint. Allerdings wird es ihm bewusst, als der Brünette ihn nun wieder auf die Couch drückt und sich über ihm aufbaut. „Aber so geht das?“ „Ich denke schon…“ erwidert der Stabkämpfer etwas unsicher. Der Gedanke, das Mikey bei dieser Szene die Führung übernehmen könnte, erscheint ihm irgendwie nicht richtig. Aber vielleicht will er einfach nur selbst das Kommando haben, damit das Ganze nicht doch noch weiter geht, als er es ertragen könnte. Allerdings scheint sich sein kleiner Bruder auch nicht sonderlich daran zu stören. Es ist das erste Mal, dass Donnie jemand anderem auf diese Weise nahe kommt. In diesem Fall ist er mal der Dumme. Mikey fällt so etwas viel leichter. Ständig umarmt er jemanden oder drückt ihm einen Kuss auf Wange oder Stirn. Donnie ist mit seinen Gefühlen da eher sehr verschlossen bzw. hält sich da an die gesellschaftliche Etikette. Aufmunternd lächelt Mikey ihm entgegen. „Aber du darfst das hier keinem verraten! Raph bringt mich sonst um…“, mahnt Donnie seinen kleinen Bruder. „Ich verspreche es!“, kommt es augenblicklich von dem Blonden. Donatello macht sich dahingehend ehrlich Sorgen. Er hat nur allzu gut noch den Streit zwischen Raph und Leo im Gedanken, den er damals zufällig mitbekommen hat. Und er möchte nicht der Nächste sein, der von dem Rothaarigen eine Abreibung bekommt. So ‚nachsichtig‘ wie bei Leo, wird Raphael bei ihm bestimmt auch nicht sein. Es ist schon schwer genug für den Saikämpfer mit jemandem zu teilen, wenn jetzt noch jemand dazu kommt, na dann gute Nacht! Donnie atmet noch einmal tief durch. Dann beugt er sich langsam zu seinem Bruder hinab und vereint ihre Lippen miteinander. Der Unterschied zwischen den drei Brüdern ist für Mikey mehr als deutlich zu spüren. Im Gegensatz zu den beiden Dominaten, ist Donnie unglaublich sanft und vorsichtig, was sich ja auch sonst in seinem Charakter wiederspiegelt. Allzu lange dauert der Kuss auch nicht an und Donatello wird weder fordernd noch aufdringlich. Sanft gleitet er mit seinen Händen über Mikey´s Seiten, bis hinab zu seinen Schenkeln. Vorsichtig drückt er sie auseinander und setzt sich dazwischen. Dabei lässt er den Blonden keinen Moment aus den Augen. Dieser blickt ihn dabei fast schon fragend an. „Ich werde nicht so weit gehen, wie die anderen beiden, nur damit du es weißt. Ich finde das nicht richtig und irgendwie ist es mir im Moment auch noch zu unangenehm. Also versuch gar nicht, mich umstimmen zu wollen…“, erklärt ihm der Ältere. Verstehend nickt Mikey. Dann scheint sich Donatello vollkommen zu konzentrieren, so als würde er an einer schwierigen Maschine arbeiten, die sehr empfindlich ist. Langsam öffnet er seine Hose und bringt seine Erregung zum Vorschein. Allein diese Tat fühlt sich für ihn schon schrecklich unanständig an, doch er verdrängt den Gedanken schnell wieder. Als sein Kopf wieder klar ist, öffnet er seinem Bruder die Hose. Vorsichtig drückt Donnie die beiden Erregungen gegeneinander und umschließt sie mit seiner Hand. Er hat diese Technik mal unfreiwillig in einem Film gesehen, der nachts im Fernseher lief. Doch es erscheint ihm jetzt irgendwie plausibel. Langsam fängt er an, seine Hand auf und ab zu bewegen und dabei leichten Druck auszuüben. Es fühlt sich irgendwie komisch an. Doch Mikey scheint sein Tun zu gefallen. Mit halbgeschlossenen Augen liegt er da und schnurrt beinahe wie ein Kätzchen, während sich seine Finger fest in das Polster der Couch graben. Der Anblick seines naiven kleinen Bruders lässt Donnies Herz schneller schlagen. Irgendwie gefällt ihm der Gedanke, Mikey etwas Gutes zu tun, von Minute zu Minute mehr. Er verstärkt den Druck etwas und bewegt seine Hand schneller. Mikey fängt an zu keuchen und auch Donnie kann nicht leugnen, dass sich ein gewisses Verlangen in ihm breit macht – eines das sich nach Erlösung sehnt. Er kann sein Stöhnen nicht mehr unterdrücken. Allmehlig werden seine Bewegungen fester, unkoordinierter. Er lässt sich von seinen Gefühlen leiten, die ihn immer weiter antreiben. Zitternd streckt Mikey die Hände nach ihm aus, würde ihn so gern in den Arm nehmen und sich an ihm festhalten. Doch diesen Gefallen tut ihm der Ältere nicht. Stattdessen nimmt er eines der Couchkissen und drückt es dem Kleineren in die Arme. Fast schon hilflos presst Mikey es an sich, doch er will sich auch nicht beschweren. Donnie hat sicher seine Gründe, ihm nicht so nahe kommen zu wollen. Allerdings ist der Grund wesentlich banaler, als Michelangelo es sich vielleicht vorstellt. Es ist für den hochgewachsenen Donatello einfach wesentlich bequemer das Ganze im Sitzen zu machen und so seinen Rücken zu entlasten, als sich so umständlich zu ihm runter zu beugen. Außerdem dient der große Abstand zwischen ihnen auch der Erhaltung seiner Selbstbeherrschung, die sonst wohlmöglich darunter leiden könnte. Das Keuchen der beiden vereinigt sich zu einem harmonischen Gleichklang, obwohl die zwei immer mehr an Beherrschung verlieren. Schließlich lässt es sich nicht mehr aufhalten. Donnie wirft den Kopf in den Nacken und stöhnt laut auf, während sich Mikey ebenso auf der Couch windet. Heiß ergießt sich die milchige Flüssigkeit über Donatellos Hand. Schwer atmend blicken sie einander an, ehe Donnie von ihm ablässt und nach dem Lappen angelt, mit dem er Mikey vorhin die Farbe abgewischt hat. Beinahe penibel reibt sich der Brünette die Finger sauber. Anschließend putzt er den Rest von sich ab und kümmert sich auch noch um seinen kleinen Bruder. Sanft lächelt Mikey ihm dabei zu, während seine Augen schon wieder ganz klein werden. Mit geschickten Handgriffen verschießt der Tüftler die Hose des Blonden wieder und erhebt sich dann, um seine eigene besser schließen zu können. Gedankenverloren wandert er mit dem Lappen in der Hand zu seiner Werkbank, neben der ein kleiner Eimer steht, in dem er all seine schmutzigen Handtücher und Lappen für die Wäsche sammelt. Als er sich kurz darauf wieder seinem Bruder zuwendet, ist dieser bereits wieder friedlich eingeschlafen. Noch immer hält der Junge das Kissen fest in den Armen und noch immer liegt dieses sanfte Lächeln auf seinen kindlich wirkenden Zügen. Mit einem kleinen Lächeln nimmt Donnie ein Lacken aus einem Schrank und deckt Mikey damit zu. Einen Moment beobachtet der Stabkämpfer ihn noch beim Schlafen, ehe er sich wieder dem Shellraiser zuwendet. Es fehlen noch die Lampen, die er extra für Anstreichen abgebaut hatte. Mit einem ungewohnt befreiten Gefühl im Kopf schnappt sich der junge Bastler sein Werkzeug und die Lampengehäuse und macht sich wieder an die Arbeit, so als hätte er die ganze Zeit über nichts anderes getan. Nur ab und zu wendet er seinen Blick wieder seinem Bruder zu, der sich seiner wohlverdienten Ruhe ergibt. Ob Splinter wohl klar ist, wie viel Vertrauen sie einander heute geschenkt haben? Donnie kann es sich nicht vorstellen, aber er glaubt es ja selbst kaum. Kapitel 11: Bad Company ----------------------- Sechs Monate später… Endlich ist der Tag gekommen – das große Turnier steht an! Ninjutsukämpfer aus allen Teilen der Welt haben sich versammelt, um die Besten der Besten zu küren. Begleitet von dem tosenden Jubel hunderter begeisterter Fans betreten die Kämpfer das Stadion. Die Teilnehmer werden in verschiedene Gruppen eingeteilt, die sich, ähnlich wie beim Boxen, durch unterschiedliche Gewichtsklassen charakterisieren. Durch den doch ziemlich unterschiedlichen Körperbau der Turtles, landen die Jungs alle in unterschiedlichen Klassen und müssen daher auch nicht gegen einander antreten, was irgendwie eine Erleichterung für sie ist. Selbst für Leonardo und Raphael, die es sich unter anderen Umständen nicht nehmen lassen, sich mit einander anzulegen. So hat aber auch jeder von ihnen die Chance, Champion in seiner Gewichtsklasse zu werden. Während die Kämpfer nun per Los ihren jeweiligen Gegnern zugeordnet werden, werden sie aufmerksam von ihren Lehrmeistern beobachtet, die in einer Loge im Publikum sitzen. Die meisten der Senseis kennen sich untereinander sehr gut, da sie schon viele Jahre an diesem Turnier teilnehmen und unterhalten sich nebenbei angeregt. Auch Yoshi lässt es sich nicht nehmen, alte Bekannte zu begrüßen. Allerdings gilt seine größte Aufmerksamkeit Oroku Saki, der ein paar Reihen vor ihm sitzt und stumm zu seinem Schüler Bradford starrt. Dieser erntet schon im Vorfeld jede Menge Jubel, da sein Name in vieler Munde ist und er sich auch gern im Fernsehen präsentiert. Man sieht dem jungen Mann an, dass er den Trubel um seine Person genießt. Doch auch Splinters Jungs werden ausgiebig von den Massen begrüßt. Dies sorgt bei Saki für einen deutlichen Missmut, doch er hält sich mit all seiner schlechten Meinung zurück und überlässt vorerst seinem Schüler die Arbeit. Bradford wird zwar in keinem Kampf auf einen der Turtles treffen, aber wozu gibt es den so was wie Umkleidekabinen oder Ähnliches? Außerdem dauert das Turnier drei Tage, da wird sich sicher eine Gelegenheit finden, um diese Bengel genauer unter die Lupe zu nehmen. Mit einem beinahe hinterhältigen Blick mustert Christopher die vier Ninjas und macht sich schon mal ein Bild von ihnen. Ihre Fähigkeiten und Taten sind ihm längst nicht mehr fremd, da auch sie des Öfteren für Schlagzeilen im Fernsehen oder der Zeitung sorgen. Er überlegt sich, wie er an wenigstens einen von ihnen herankommen kann, um ihm ein paar Geheimnisse zu entlocken. Leicht wird es nicht werden. Sie haben alle sehr unterschiedliche Charakterzüge. Zweien von ihnen sieht man schon ihren enormen Ehrgeiz und die nicht zu unterschätzende Kraft an. So wird er sich wohl eher an den anderen beiden versuchen. Sicher ist sicher. Doch sie im Kampf zu beobachten, könnte sich als sehr nützlich erweisen. Schon einen Moment später stehen die Begegnungen fest und die Kämpfer versammeln sich in ihrer jeweiligen Gruppe. Die ersten Kämpfe werden parallel geführt. Das bedeutet, dass alle Gewichtsklassen zur selben Zeit antreten. Auf kleinen Bühnen, die gleichmäßig in dem riesigen Stadion verteilt sind, treten immer zwei Kämpfer gegeneinander an. Stehen dann jeweils die Paarungen für das Viertelfinale aller Klassen fest, wird immer nur ein Kampf auf der großen Hauptbühne abgehalten, bis schließlich der Sieger jeder Klasse feststeht. Gekämpft wird ausschließlich mit dem eigenen Körper oder bereitgestellten Holzwaffen, die vorher streng kontrolliert wurden, damit sich niemand unnötig verletzt, oder versteckte Mechanismen zu Tage kommen. Besonders für die Schwertkämpfer ist diese Tatsache ein bisschen entwürdigend, da sie doch alle als blutige Anfänger das letzte Mal ein Holzschwert in der Hand hatten. Aber was tut man nicht alles für den Titel… Immerhin darf Leonardo trotzdem mit zwei Schwertern kämpfen, was das Ganze wieder etwas angenehmer macht. Dennoch sind die Kämpfe nicht weniger spannend und anstrengend. Nach und noch lichtet sich die Anzahl der Teilnehmer und es wird deutlich, wer in jeder Klasse die Nase vorn zu haben scheint. Doch noch steht ja kein Sieger fest. Während Mikey so darauf wartet, dass er endlich seinen nächsten Kampf bestreiten kann, blickt er sich im Stadion um. Seine Augen wandern über jeden Teilnehmer und mustern ihn genau. Doch wirklich Interesse zeigt er für keinen. Alles nur ein Haufen Angeber! Mit gewissem Stolz verbunden, beobachtet er seine drei Brüder, die einen Gegner nach dem anderen auf die Matte schicken. Dann trifft sein Blick auf Bradford, der gerade wieder unter dem Jubel der Menge in den Ring steigt. Mikey´s Augen weiten sich, ein zarter Rotschimmer legt sich auf seine Wangen und sein Herz beginnt zu rasen. Dort steht er, Bradford höchst persönlich. Sein Idol, seit er denken kann. Ein Bild von einem Mann und von einem Kämpfer ganz zu schweigen. Er hat den Älteren schon immer bewundert, wollte mal ein so toller Kämpfer werden wie er. Nur einmal wollte er ihn treffen und ihm tief in die Augen sehen. Beim Anblick seines durchtrainierten Körpers, läuft Michelangelo ein wohliger Schauer über den Rücken. Er seufzt leise in sich hinein und kann den Blick nicht mehr abwenden. Das der Blonde ausgerechnet auf Bradford steht, ja sogar schon seit Jahren in ihn verknallt ist, können seine Brüder nicht wirklich nachvollziehen. In ihren Augen ist er nur ein Angeber, der sich mit billigen Tricks vor seinen Fans aufplustert. Außerdem ist er Shredders Schüler und das kann doch nichts Gutes bedeuten. Doch Mikey ist vollkommen blind für diese Tatsachen und wünscht sich nichts mehr, als ihm einmal nahe sein zu dürfen. Christopher lässt seinen Blick siegessicher durch die Menge schweifen. Plötzlich trifft ihn der schon beinahe schmachtende Blick von Splinters jüngstem Schüler. Ein Lächeln legt sich auf Bradfords Züge, das seinen hinterhältigen Plan bestens versteckt. Er sieht, wie der blonde Junge bei dem Anblick seines Lächelns rot anläuft und verlegen zu ihm rüber sieht. ‚Bingo!‘, geht es dem Brünetten durch den Kopf. Keck zwinkert er dem Jungen zu, der daraufhin nur noch röter anläuft und verlegen in eine andere Richtung blickt. Allerdings nur für zwei Sekunden, dann klebt sein Blick förmlich wieder an Bradford. Der Blauäugige begibt sich in seine Kampfposition und spürt dabei nur allzu deutlich die Blicke des Jüngeren auf sich. ‚Das ist ja schon fast zu einfach…‘, geht es ihm durch den Kopf, während er zum Angriff ansetzt. Es dauert auch nicht lange, da ist sein Gegner k.o. Siegreich blickt sich Christopher nach seinem kleinen Verehrer um, doch er muss feststellen, dass der Junge inzwischen seinen eigenen Kampf beginnt. Auf dem Weg zur Umkleidekabine studiert er die Technik des Jungen unauffällig. Für heute stehen die Teilnehmer der Viertelfinalkämpfe beinahe fest. Wirklich interessant wird es dann morgen, wenn die Sieger er ersten drei Gewichtsklassen ermittelt werden. Gemütlich schlendert Chris in die Umkleidekabine. Wartet dort darauf, dass der Blonde herkommt, um seine Sachen zu holen. Und vielleicht kann er ihn ja dann in ein kleines Gespräch verwickeln und ihm etwas Vertrauen abgewinnen. „Bei den Blicken, mit denen er mich angeschaut hat, dürfte das ein Kinderspiel werden!“, sagt er leise lachend in den stillen Raum hinein. Langsam sammelt er seine Sachen aus seinem Spind und hört dabei, wie sich die Tür öffnet. Unauffällig verbirgt er sein Gesicht hinter den Blechtür seines Spindes und beobachtet die eintretende Person. Zu seiner Freude ist es der blonde Junge, der mit strahlendem Gesicht auf seinen Spind zu marschiert. Scheinbar hat sich der Kleine auch für das Viertelfinale qualifiziert. Fröhlich pfeifend sammelt der Junge seine Sachen zusammen und wirft sich die Tasche schwungvoll über die Schulter. Als er Blonde sich zur Tür wendet und an Bradford vorbeigeht, rempelt Chris ihn absichtlich an, um ein Gespräch mit ihm beginnen zu können. Erschrocken blickt Mikey sich um, als er von dem anderen Mann angestoßen wird. Argwöhnisch blickt er in das Gesicht des Anderen und muss mit Entsetzen feststellen, dass es sich um Bradford handelt. Hastig entschuldig sich der Nunchakuträger bei seinem Idol, doch Chris winkt nur ab. „Es war meine Schuld und es tut mir leid…“, kommt es mit gespielt besorgter Stimme von dem Älteren. „Nein, schon gut, halb so schlimm…“, erwidert Mikey, während er schon wieder knallrot anläuft. „Ich hoffe, ich hab dir nicht wehgetan…“ Mit großen traurigen Augen mustert Bradford den Jungen vor sich und bringt diesen damit nur noch mehr in Verlegenheit. Mikey kriegt kein Wort mehr heraus, kann nur in diese tiefen blauen Augen vor sich blicken. „Ich hab gesehen, wie du mich vorhin bei meinem Kampf angeschaut hast…“, versucht Christopher das Thema zu wechseln. Erschrocken zuckt Michelangelo zusammen, als hätte man ihn geschlagen, obwohl es doch mehr als offensichtlich war, das er ihn auch gesehen hat. „Es tut mir schrecklich leid, ich wollte sie nicht anstarren…“, erwidert der Junge nervös. „Das mit dem ‚sie‘ vergisst du mal ganz schnell wieder! Nenn mich einfach Chris! – Und außerdem haben mich deine Blicke kein bisschen gestört, im Gegensatz zu all den anderen Leuten, die mich sonst so anstarren.“ Seine Stimme gleicht schon fast einem Hauchen und jagt Mikey wieder einen wohligen Schauer über den Rücken. Er schluckt schwer. „Okay – Chris…“, kommt es unsicher von ihm. Von seiner sonst so aufgedrehten Art ist nichts mehr übrig, zu aufregend ist es für ihn, dass Bradford ausgerechnet mit ihm redet. Wäre Michelangelo ein Mädchen, wäre er jetzt bestimmt in Ohnmacht gefallen, doch der Junge kann diesem Drang gerade noch wieder stehen. Die beiden sind so in ihr Gespräch vertieft, dass sie gar nicht mitbekommen, wie die Tür ein weiteres Mal aufgeht. Mikey´s Brüder haben ihre Kämpfe für heute ebenfalls erledigt und wollen ihre Sachen holen. Doch als Leo durch die Tür blickt und dort Mikey mit Bradford erblickt, macht er die Tür leise wieder zu. Fragend schauen ihn Raph und Donnie an. „Mikey ist dort mit Bradford drin…“, erläutert der Schwertkämpfer seinen Brüdern. Neugierig blicken die drei daraufhin durch den Türspalt und beobachten die beiden. Allerdings sind sie so weit weg, dass sie nicht hören können, was die zwei besprechen. Ein unsagbares Gefühl der Eifersucht macht sich in Raphael breit, als er sieht, mit welchen Blicken dieser schmierige Bradford seinen Bruder betrachtet und wie Mikey ihn anhimmelt. Dem Rothaarigen reicht es schon immer, wenn Michelangelo das vor dem Fernseher macht. Wütend knirscht er mit den Zähnen und ballt die Hände zu Fäusten. „Bleib locker, Raph. Die beiden reden doch nur miteinander. Er wird Mikey schon nicht auffressen.“, versucht Donatello den aufgebrachten Rothaarigen zu beruhigen. Sein Erfolg ist jedoch nicht sonderlich groß, doch wenigstens hört der Saikämpfer auf mit diesem schrecklichen Zähneknirschen. „Und wie ist dein Name, Kleiner?“, kommt es verführerisch von dem Größeren. „M-M-Mikey…“, stottert der Angesprochene einfach nur. Unweigerlich muss Chris schmunzeln. ‚Der Bengel ist ja richtig goldig und dabei hab ich es doch gar nicht so mit Jungs. Aber das hier wird eine Ausnahme, die mir viel Spaß machen wird…‘, denkt er so bei sich, während er Mikey anlächeln. Völlig neben der Spur lächelt der Nunchakuträger einfach nur zurück. „Und Mikey, hat dir denn gefallen, was du gesehen hast?“, haucht er dem Jungen ins Ohr, während er seine Hand neben dem Kopf des Blonden am Spind abstützt. Christopher kann spüren, wie der Junge unter seiner Stimme zu Beben beginnt. Mit verhangenen Augen sieht Mikey zu ihm auf und schluckt leicht. „Ja, sehr sogar! – ich bin ein Riesenfan von dir…“ „Das freut mich aber zu hören. Soll ich dir noch ein bisschen mehr zeigen?“, herausfordernd lächelt er dem Kleineren entgegen. In Raph kocht es derweilen nur noch mehr. Was fällt diesem Kerl eigentlich ein, seinem Eigentum so nah zu kommen? Wütend versucht er sich an seinen Brüder vorbei zu drücken. Doch Leo hält ihn zurück. „Was soll der Scheiß?“, faucht er dem Älteren entgegen. „Nun bleib doch mal ruhig! Es passiert doch gar nichts…“, erwidert Leo und drückt Raph auf seinen Platz zurück. Raphael straft ihn mit einem tödlichen Blick, doch der Schwertkämpfer lässt sich davon kein bisschen beeindrucken. Die Eifersucht und der Besitzanspruch des Rothaarigen treiben Leonardo noch mal in den Wahnsinn und das ja nicht nur, weil er selbst oft genug von Raph deswegen angeblafft wird, wenn er Mikey nahe kommt. Nein, so geht das ja ständig, sobald ein Typ sich nach dem Blonden umschaut. Hat er etwa vor, jedes Mal so einen Aufstand zu machen, nur weil Mikey sich mit einem anderen Mann unterhält? Oder ein bisschen flirtet? Der Schwarzhaarige will sich gar nicht vorstellen, wie das erst werden soll, wenn Mikey wirklich mal einen Freund hat… „Oh ja, das wäre wirklich toll…“, kommt es völlig geistesabwesend von dem Blonden. „Dann können wir ja gleich hier mal was ausprobieren…“, erwidert Bradford. Sanft legt er dem Kleineren einen Finger unters Kinn und drückt seinen Kopf noch etwas weiter nach oben. Mit großen Augen und rasendem Herzen lässt Mikey es geschehen und ahnt dabei nicht, welche Qualen er dadurch dem Saikämpfer zufügt. Dessen Zündschnur wird dadurch nur noch kürzer. Mit Mühe gelingt es Donatello und Leonardo ihn zurückzuhalten. Bei dem Gedanken an das, was gleich folgen könnte, ist ihnen zwar auch nicht ganz wohl, erst recht nicht, wenn sie zu sehen können, aber solang Mikey alles freiwillig mitmacht, wollen sie sich auch nicht einmischen. Immerhin ist es ja seine eigene Entscheidung. Raphael ist da zwar ganz anderer Meinung, aber das ignorieren die zwei, solange er sich ruhig verhält. Tief sieht Bradford dem Blonden in die Augen und kann immer noch nicht glauben, wie leicht das hier doch ist. Aber wer hätte denn auch ahnen können, dass der jüngste Sohn Yoshis auf Männer steht und dann auch noch ausgerechnet auf ihn? Langsam rutscht Mikey seine Tasche von der Schulter und landet mit einem dumpfen Plumpsen auf dem Boden. Als das Geräusch verklungen ist, legt Christopher seine Lippen auf Mikey´s und verführt den Jungen zu einem innigen Kuss. Michelangelo schwirrt der Kopf. Er kann keinen klaren Gedanken mehr fassen, zu schön ist die Tatsache, dass sein Idol ihm so nahe kommt. Er klammert seine Hände in Bradfords Weste und zieht ihn noch etwas näher zu sich. Schnell vertieft sich der Kuss und bereitwillig öffnet Mikey, auf Chris´ Bitten hin, den Mund. Als dem Brünetten der süße Geschmack von Fruchtbonbons entgegenkommt, wird ihm wieder bewusst, dass dies hier normalerweise nicht das ist, was er bevorzugt und das Mikey ihm unter Umständen sogar etwas zu jung ist. Aber wenn er damit sein Ziel erreichen und Meister Shredder damit die gewünschten Informationen verschaffen kann, ist ihm so einiges Recht… Raphael ist dies aber so gar nicht recht. Er sieht nur noch rot. Ein weiteres Mal weisen ihn seine Brüder forsch zurecht und zwingen ihn zur Geduld. Er kann sie aber beim besten Willen nicht verstehen. Sehen sie denn nicht, was dieser widerliche Dreckskerl dort mit ihrem Bruder anstellt? Wollen sie ihm das denn einfach so durchgehen lassen? Ist er denn hier der Einzige, der an Mikey´s Gefühle denkt? Fassungslos plustert er sich vor seinen Brüdern auf und versucht brutal seinen Standpunkt klarzumachen, doch sie ringen ihn erbarmungslos nieder und halten ihm am Boden fest. Es ist ein wahres Wunder, dass Raph dabei nicht anfängt rumzubrüllen. Stillschweigend knurrt er nur vor sich hin und knirscht wieder bedrohlich mit den Zähnen. Doch wer weiß, wie lange sie ihn noch in Zaum halten können… Unterdes scheint sich Mikey ausgesprochen wohl in seiner Lag zu fühlen. Er genießt den Kuss sehr und vergisst alles um sich herum. Allerdings holt ihn Bradford ungewollt wieder in die Wirklichkeit zurück, als er anfängt am Reißverschluss seines Trainingsanzuges herumzufummeln. Mikey ergreift seine Hand, um ihn daran zu hindern, ihn noch weiter herunterzuziehen. Doch Bradford bleibt hartnäckig und presst den Jungen energisch gegen den Spind. Etwas hilflos befreit sich Mikey von dem Kuss und keucht überrascht auf, als Chris seine Hand unter sein Shirt schiebt. Forsch gleiten seine Finger über die weiche Haut. „Warte! Nicht so schnell…“, versucht Mikey ihn atemlos zu bremsen. „Was hast du denn? Du wolltest es doch!“, hakt Bradford nach, während seine Hand sich unter den Bund von Mikey´s Shorts stielt. Wieder packt der Junge seine Hand und versucht ihn am Weiterkommen zu hindern. „Nicht! Wenn jemand kommt…“, setzt er an. Doch Christopher ist stärker als er und entzieht sich seinem Griff. Immer tiefer schiebt der Brünette seine Hand in Mikey´s Shorts, als auf einmal lautstark die Tür aufgerissen wird und mit einem ohrenbetäubenden Poltern gegen die Wand knallt. Wutschnaubend wie ein wilder Stier stürmt Raphael herein. Schlagartig trennen sich die beiden Ertappten von einander. „Wie kannst du es wagen, meinen Bruder mit deinen dreckigen Fingern anzufassen, du mieses Schwein?!?“, brüllt der Rothaarige Chris unbeherrscht entgegen. Der Angesprochene ist doch etwas überfordert mit der Tatsache, gleich Yoshis gesamte Brut am Hals zu haben. Also bringt er erst mal etwas Abstand zwischen sich und die anderen. „Raph, wie redest du denn mit ihm?“, kommt es empört von Michelangelo, der schon vollkommen vergessen zu haben scheint, dass Bradford ihm gerade noch an die Wäsche wollte. Fassungslos sieht Raphael mit an, wie sich Mikey für ihn entschuldigt und diesen Dreckkerl auch noch in Schutz nimmt. Dennoch ist Mikey innerlich ganz froh darüber, dass seine Brüder hereingeplatzt sind. Ihm wurde es doch etwas zu viel. Ganz so leicht will er sich dann doch nicht rumkriegen lassen. Immerhin kennt er Chris ja gar nicht richtig. Und irgendwas in ihm, hemmt ihn auch, sich Bradford einfach so schutzlos auszuliefern, so gern er es auch würde. Mit wütendem Knurren fixiert Raphael den Mann, der es gewagt hat, seinen Bruder anzufassen. Seine Hände haben sich so sehr zu Fäusten verkrampft, dass seine Nägel tiefe Abdrücke auf der Innerseite seiner Hände hinterlassen. Doch er spürt den Schmerz gar nicht. Seine Wut dominiert ihn und er würde nichts lieber tun, als diesem Typen die Fresse zu polieren. Doch ehe dies geschehen kann, schiebt sich Leonardo dazwischen. Er hebt Mikey´s Tasche vom Boden auf und drückt sie seinem kleinen Bruder in die Hand. „Wir müssen jetzt gehen, Mikey!“, kommt es ruhig von dem Anführer, allerdings schwingt ein strenger Unterton in seiner Stimme mit, der dem Blonden sagt, dass er lieber nicht wiedersprechen sollte. Etwas geknickt nimmt er Leo die Tasche ab und wirft sie sich wieder über die Schulter. Mit Mühe gelingt es Donatello seinen aufbrausenden Bruder dazu zu bewegen, sich Richtung Ausgang zu wenden und dirigiert ihn auch gleich mal durch diesen. Leo wendet sich ebenfalls zum Gehen, auch wenn er es sich nicht verkneifen kann, Bradford einen finsteren Blick zu zuwerfen. Irgendwo kann er schon verstehen, was Raph so ausrasten lässt. Das Ganze ging doch zu weit. Wäre der Saikämpfer nicht gewesen, wäre Leo wohl selbst dazwischen gegangen. Betrübt blickt Mikey seinen Brüdern hinterher, während er sich selbst auf den Weg zur Tür macht. Doch bevor er die Umkleide verlässt, wendet er seinen Blick noch einmal dem Brünetten zu. „Es tut mir wirklich leid…“ „Ach halb so wild. Er ist nicht der erste Kerl, der wegen mir ausrastet!“, entgegnet Chris belustigt. Mikey schenkt ihm ein sanftes Lächeln. „Ich hoffe, wir sehen uns wieder…“ „Das fänd ich schön!“, erwidert der Blonde. „MIKEY!!“ Ohrenbetäubend zerreißt Raphaels Stimme die Situation, hallt unheilvoll durch den Gang, wie die Stimme eines Wahnsinnigen. Unweigerlich zuckt der Blonde zusammen. Sein Bruder hat sich wohl noch nicht wieder beruhigt. Dann taucht Donnie vor dem Nunchakuträger auf. Etwas atemlos nimmt er Mikey an die Hand. „Wenn du nicht willst, dass Raph ein Bild mit Leos Gesicht an die Wand malt, solltest du jetzt wirklich mitkommen!!“ Die Besorgnis in Donatellos Stimme könnte kaum größer sein, daher wartet er auch gar nicht erst darauf, dass Mikey ihm antwortet, sondern zieht ihn einfach hinter sich her. Keine Minute später erreichen sie Leo und Raph. Der Rothaarige schien wirklich gerade dabei zu sein, den Älteren zurechtzustutzen. Allerdings lässt er augenblicklich von seinem Leader ab, als er Mikey erblickt. Ohne ein Wort stapft er auf seinen kleinen Bruder zu und zerrt ihn in seine Arme. Er drückt ihn schon fast schmerzhaft stark an sich, so als wolle er ihn nicht mehr gehen lassen. Dennoch erwidert Michelangelo die Umarmung und streicht dem Älteren beruhigend über den Rücken. „Mach das nie wieder…“, flüstert Raph ihm streng ins Ohr. Der Blonde ist sich zwar nicht ganz sicher, was er falsch gemacht hat, dennoch verspricht er es ihm. Erleichtert blicken sich Leo und Donnie an, ehe sie sich dann endlich alle auf dem Weg nach Draußen machen können. Bradford bleibt allein mit seinen Gedanken zurück. Ans Aufgeben denkt er jedoch noch lange nicht. Nur weil sich dieser Möchtegern hier so aufgespielt hat. Mit dem wäre er doch locker fertig geworden. Doch wenn jemand gesehen hätte, wie sie sich hier außerhalb des Turniers prügeln, dann wären sie alle disqualifiziert worden und das wäre schlecht für seinen Ruf gewesen. Den Kleinen scheint er zumindest noch nicht verschreckt zu haben, auch wenn er etwas übereilt an die Sache rangegangen ist. Umso besser. Er kann seinen Erfolg förmlich schon greifen. Mit einen siegessicheren Lächeln schnappt er sich seine Sachen und macht sich ebenfalls auf den Weg. In den nächsten Tagen begegnet er den Turtles nur noch flüchtig. Die drei Älteren scheinen ein Auge auf Mikey zu haben, damit dieser nicht mehr allein umher streunt. Doch das stört Bradford kein Stück. Er hat dem Blonden einen Zettel in den Spind gesteckt, mit seiner Telefonnummer und einigen sehr schönen Worten und er ist sich ganz sicher, dass der Bengel diesen nicht wiederstehen kann. Also nutzt Chris die restliche Turnierzeit um die Kampftechniken der Vier ausgiebig zu studieren. An einigen Stellen ist er doch wahrlich von der Geschicklichkeit der Jungs beeindruckt. Yoshi scheint ein wirklich guter Lehrer zu sein und so gehen seine Schüler auch alle als Sieger vom Platz. Einen Monat später… Entgegen der Meinung seiner Brüder und dem Rat seines Senseis trifft sich Mikey dennoch mit Bradford. Man könnte die beiden mittlerweile schon als Paar bezeichnen, auch wenn Chris das Ganze, Gott sei Dank, nicht an die große Glocke hängt und es nicht gleich der Presse erzählt. Solche Geschichten hätten sicher keinen so guten Einfluss auf den Frieden in der Stadt. Sie treffen sich ziemlich oft in Bradfords Wohnung. Raphael findet das natürlich kein bisschen lustig und versucht ständig auf Mikey einzureden, doch sein kleiner Bruder ist mindestens genauso stur, wie er selbst. Selbst Splinter hat es inzwischen aufgegeben, ihn vom Gegenteil zu überzeugen. So fällt die Diskussion auch nicht lang aus, als Mikey an diesem Abend wieder beschließt, seinen Freund zu besuchen. Wütend knallt Raph seine Zimmertür zu und verzieht sich schmollend in seinen Futon. Er kann beim besten Willen nicht verstehen, was Mikey an diesem Typen so toll findet. Seufzend setzt sich Leonardo neben seinen Sensei auf die Couch. „Hoffentlich geht das gut…“, murmelt der Schwertkämpfer vor sich hin. Er ist zwar nicht so engstirnig wie Raphael, dennoch macht er sich jedes Mal Gedanken, wenn Mikey sich mit Bradford trifft. Er kann sich nicht vorstellen, dass der Brünette wirklich Gefühle für seinen Bruder hat und nicht Shredder irgendwie seine Finger da im Spiel hat. Doch was hätte der Rüstungsträger schon für einen Vorteil von so einer gestellten Verbindung? Will er etwa Mikey gegen seine Familie aufhetzen? Allein das zu versuchen, wäre schon eine dumme Idee und Michelangelo so gar nicht der Typ dafür! „Du machst dir Gedanken um deinen Bruder, nicht wahr mein Sohn?“, kommt es schließlich von Yoshi. „Ja, ist doch auch verständlich…“, erwidert Leo betrübt. „Das stimmt. Doch Michelangelo ist jung und verliebt. Er muss seine eigenen Erfahrungen machen, so schwer das auch manchmal sein mag. Bei euch war das doch nicht anders…“ „Ja, aber wir waren ja auch nicht mit Shredders Schüler liiert. Und Mikey ist so naiv. – Ich will nicht, dass ihm jemand weh tut. Keiner von uns will das!“ Tief seufzt der Anführer der Turtles. „Buddha sagt: *Widme dich der Liebe und dem Kochen mit wagemutiger Sorglosigkeit.“, kommt es von dem Meister. Daraufhin kann sich Leonardo ein kleines Schmunzeln nicht verkneifen. Ja, das passt wirklich perfekt zu Mikey. „Ich bin sicher, früher oder später wird Michelangelo den Weg zu uns zurück finden und diesen Mann vergessen. Denn niemand wird ihn jemals so lieben, wie seine Familie. Denkst du das nicht auch, mein Sohn?“, beinahe streng mustert er seinen Schüler neben sich. Irritiert blickt Leonardo zu seinem Ziehvater. „Natürlich Vater!“, entgegnet der Junge. „Doch bist du nicht der Meinung, dass ihr es ab und an mit der Liebe etwas übertreibt?“ Der strenge Blick seines Meisters lässt den Schwertkämpfer erschaudern. „Ich – bin mir – nicht ganz sicher, was ihr damit meint…“ Nervös blickt sich der Schwarzhaarige um, doch es ist niemand da, der ihm helfen könnte. „Ich denke schon, dass du weißt was ich meine, Leonardo. Ich bin ja nicht blind und taub schon gar nicht!“ Langsam dämmert Leonardo die Erkenntnis. Scheinbar hat Splinter ihr pikantes Geheimnis entdeckt. Schwer schluckt der Junge und weiß nicht, was er sagen soll. „Als Anführer und insbesondere als großer Bruder solltest du wissen, dass euer Tun nicht ganz rechtens ist!“, mahnt Yoshi ihn. „Dem sind wir uns durchaus bewusst und es tut mir leid, euch so zu beschämen, Sensei…“ „Du brauchst dich nicht zu entschuldigen, mein Sohn. Ich kann mir gut vorstellen, wie schwer es für euch ist. Insbesondere da sich Michelangelo ja sehr zu euch hingezogen fühlt. Doch gebt acht, dass ihr es nicht übertreibt, besonders Raphael. Michelangelo ist durchaus in der Lage, seine eigenen Entscheidungen zu treffen, auch wenn er dazu etwas länger braucht. Eines Tages werdet ihr ihn loslassen müssen, denkt daran!“ Verwundert lauscht der Schwertkämpfer Splinters Worten. „Ihr seid nicht böse und wollt es uns verbieten?“, kommt es schon fast enttäuscht von dem Schüler. „Ich werde es euch nicht verbieten, da ich keinen Sinn darin sehe. Ihr würde es trotzdem tun. Ihr seid mittlerweile in einem Alter, in dem ihr lernen müsst, für euer Handeln Verantwortung zu übernehmen. Und daher möchte ich, dass du als Anführer dafür Sorge trägst, dass deine Brüder das auch einsehen!“ Eine ganze Weile sieht Leo seinen Meister einfach nur stumm an. Sucht in seinem Gesicht nach etwas, dass seine Worte widerlegt. Doch er findet nur Sorge und Ehrlichkeit. „Wenn ihr das so seht, werde ich mich bemühen, alles unter Kontrolle zu halten.“, erwidert der Schwertkämpfer. „Das bedeutet aber nicht, dass ihr machen könnt, was ihr wollt. Nur weil ich es weiß, dürfen es nicht noch andere wissen. So etwas kann schlimme Folgen mit sich bringen…“, mahnt Yoshi ihn erneut. „Das ist mir klar, Sensei. Ich werde es den anderen mitteilen…“ So erhebt sich Leonardo, verbeugt sich in tiefer Ehrfurcht vor seinem Meister und begibt sich zu seinen beiden Brüdern. Splinter bleibt allein zurück und betet dafür, dass sein jüngster Spross möglichst bald zur Einsicht kommt, ehe Shredder doch etwas unternimmt. Derweilen bei Mikey und Chris… Seufzend lässt sich der blonde Junge auf die Couch sinken. Es belastet ihn sehr, dass seine Brüder es so schwer nehmen mit seiner Entscheidung. Besonders die ständige Streiterei mit Raphael macht ihn fertig. Nun weiß er auch, wie sich Leo immer fühlen muss, wenn Raph ständig stänkert. Warum nur gönnt sein Bruder ihm nicht sein Glück? Hat er sich nicht auch immer für den Rothaarigen gefreut, wenn dieser ihm von einer neuen Eroberung erzählt hat, auch wenn es Mikey schon damals fast das Herz gebrochen hat? Tief in seinem Inneren wollte er Raph auch nie mit jemand anderen teilen müssen. Doch er hat eingesehen, dass er nur sein Bruder ist und Raph ihm nicht dieselben Gefühle entgegen bringen kann – zumindest bis zu jener Nacht, in der Raphael die Beherrschung verloren hat. Seitdem ist vieles anders. Doch gerade jetzt wünscht er sich, dass es nie soweit gekommen wäre. Denn dann müsste Raph jetzt nicht wütend auf ihn sein und er könnte sich besser auf Chris konzentrieren. Wieder seufzt der Junge schwer, als sich Chris neben ihn setzt. „Was ist los, Kleiner?“, fragt er, auch wenn es ihn kein bisschen interessiert. „Ich hab mich wieder mit Raph gestritten, wegen dir…“, kommt es traurig von dem Jüngeren. Bradford schnaubt nur. Dieser Raphael geht ihm so dermaßen auf die Nerven – der wird ihm noch seinen ganzen schönen Plan kaputtmachen. „Hey, Kopf hoch. Du musst dir nichts von ihm sagen lassen. Vergiss ihn, du bist jetzt hier bei mir und ich hätte gern deine volle Aufmerksamkeit!“, lockt er den Jungen. „Du hast ja recht.“, lächelnd sieht Mikey zu ihm auf. Chris erwidert sein Lächeln und beugt sich dann zu ihm. Geschickt verführt er den Jungen zu einem tiefen Kuss. Langsam schiebt Mikey seine Gedanken beiseite und konzentriert sich nur auf seinen Partner. ‚Heute werde ich mir endlich holen, worauf ich schon so lange warte und dann wird er mir all die kleinen Geheimnisse verraten, die Meister Shredder so sehnsüchtig erwartet!‘, ein hinterhältiges Grinsen schleicht sich in den Kuss hinein, als Christopher diese Gedanken durch den Kopf gehen. Du hast Schatten im Blick, dein Lachen ist gemalt Deine Gedanken sind nicht mehr bei mir Streichelst mich mechanisch, völlig steril Eiskalte Hand, mir graut vor dir Fordernd drückt der Ältere den Blonden auf das Polster nieder und vertieft den Kuss noch weiter. Wohlig seufzt der Junge unter ihm. Forsch gleiten die kräftigen Hände des jungen Mannes unter Mikey´s Hemd. Fast schon grob streichen sie über die zarte Haut, getrieben von grenzenlosem Verlangen. Doch Michelangelo kann sich nicht entspannen. Irgendetwas in ihm sagt ihm, dass dies hier falsch ist und sie nicht weiter machen sollten. Doch warum? Er liebt diesen Mann doch. Warum sollte er ihm dann nicht auch nahe sein? Alles in ihm brennt darauf, hat diesen Augenblick so lang erwartet. Und nun, da er endlich gekommen ist, fühlt er sich so schlecht, wie nie zu vor. Langsam und kraftlos greift er nach Bradfords Händen und versucht sie von sich zu schieben. Doch der Mann über ihm bleibt stur, so wie damals in der Umkleidekabine. Fühl mich leer und verbraucht, alles tut weh Hab Flugzeuge in meinem Bauch Kann nichts mehr essen, kann dich nicht vergessen Aber auch das gelingt mir noch Michelangelo versucht es ein weiteres Mal. Er windet sich aus dem Kuss heraus. „Warte…“ „Was ist?“, kommt es ungeduldig von dem Älteren. „Ich kann nicht!“, entgegnet ihm der Junge. Innerlich kocht langsam die Wut in Christopher hoch. Der Bengel macht ihn noch mal wahnsinnig. Seit einem Monat versucht er jetzt schon irgendwie weiter zu kommen, doch jedes Mal lässt der Junge ihn hängen. Allmehlig ist seine Geduld am Ende. „Warum nicht? Ich dachte du liebst mich?“, hackt Bradford grob nach. „Das tu ich ja auch, aber ich kann trotzdem nicht…“, erwidert der Blonde traurig. „Das ist nicht lustig!“, kontert Chris beleidigt. „Ich weiß und es tut mir schrecklich leid. – Aber können wir nicht einfach nur reden?“, versucht es Mikey. ‚Ach scheiß auf den Plan, mir reicht’s! Ich krieg schon, was ich will!‘, geht es Bradford durch den Kopf. Gib mir mein Herz zurück, du brauchst meine Liebe nicht Gib mir mein Herz zurück, bevor es auseinander bricht Je eher, je eher du gehst, umso leichter, umso leichter wird’s für mich „Ich hab aber keine Lust mehr darauf, mir immer nur dein Gejammer anzuhören! Du gehst mir tierisch auf die Nerven!“, schnauzt er den Jungen unter sich an. Erschrocken zuckt Mikey zusammen. Die Härte und Ernsthaftigkeit in Bradfords Stimme ängstigt ihn beinahe. Er versteht nicht, was los ist. Warum regt sich der Ältere nur so darüber auf? „Aber was hast du denn?“ fragt er vorsichtig nach. Wütend knurrt Christopher ihm entgegen. „Das kannst du dir echt nicht vorstellen? Ich hätte es neulich in der Umkleidekabine beenden sollen, als ich die Chance dazu hatte! Aber jetzt ist dein seltenblöder Bruder ja nicht hier, um mich davon abzuhalten!“, tönt der Brünette. Mikey ist völlig perplex. Wo ist nur der nette junge Mann hin, den er immer so bewundert hat? Brauch niemand der mich quält, niemand der mich zerdrückt Niemand der mich benutzt, wann er will Niemand der mit mir redet, nur aus Pflichtgefühl Der nur seine Eitelkeit an mir stillt Der Größere drückt den Jungen fest in das Polster und versucht ihm die Hose zu öffnen. „Jetzt werde ich dir mal Manieren beibringen!“, knurrt er ihm entgegen. Mikey kann es einfach nicht fassen. Seine Brüder hatten recht. Splinter hatte recht. Bradford ist böse und er war zu blind, um es zu merken. Mikey windet sich unter ihm und versucht sich zu befreien. „Lass mich los!“, wirft er seinen Freund verzweifelt entgegen. „Klar doch, aber erst, wenn ich mit dir fertig bin!“, grinst Bradford ihm entgegen und zerreißt dem Jungen das Shirt. Bei dem Geräusch des reißenden Stoffes wird Mikey beinahe schlecht. Es gelingt ihm, eine Hand freizubekommen. Im nächsten Moment landet sie klatschend auf Bradfords Wange. Niemand der nie da ist, wenn man ihm am Nötigsten hat Wenn man nach Luft schnappt, auf dem Trocknen schwimmt Lass mich los, oh lass mich in ruh, damit das ein Ende nimmt Überrumpelt lässt der Brünette einen Augenblick von ihm ab. Das gibt Michelangelo die Chance zur Flucht. Dachte er zumindest. Doch weit kommt er nicht. *Chris packt seinen Arm und drückt fest zu, so fest, dass es wehtut. Seine Augen sind ganz dunkel und tot – so tot, als sei er gerade aus seinem eigenen Sarg gefallen. Er reist den erschrockenen Jungen zu Boden und fixiert ihn dort. „Jetzt hab ich aber endgültig die Nase voll von deinen Spielchen!“, entgegnet er dem Jungen, bevor er ihm mit der Faust ins Gesicht schlägt. Blut rinnt dem Blonden von der aufgeplatzten Unterlippe hinab, dennoch legt sich ein freches Lächeln auf seine Lippen. Oh gib mir mein Herz zurück, du brauchst meine Liebe nicht Gib mir mein Herz zurück, bevor es auseinander bricht Je eher, je eher du gehst, umso leichter, umso leichter wird’s für mich „Ach schade, ich kenn doch ein so schönes Spiel!“, entgegnet Mikey seinem Gegenüber. Noch ehe Bradford etwas erwidern kann, zieht Mikey sein Knie ruckartig an und trifft damit Shredders Schüler an seiner empfindlichsten Stelle. Ein höllischer Schmerz breitet sich schlagartig in Bradfords gesamten Körper aus und macht es ihm unmöglich, den Jungen etwas entgegen zu setzen. Grob stößt Mikey ihn von sich weg und erhebt sich taumelnd. Bradford rollt sich gequält auf die Seite und presst die Hände zwischen die Beine. „Du verdammtes Miststück!“, kommt es als eine Mischung aus Wimmern und Knurren von ihm. Lachend steht Mikey vor ihm, während bittere Tränen sich ihren Weg über die geröteten Wangen des Blonden suchen. „Ich bin lieber ein Miststück, als so ein arrogantes Arschloch wie du!“, brüllt er dem Liegenden mit zitternder Stimme entgegen. Fühl mich leer und verbraucht, alles tut weh Hab Flugzeuge in meinem Bauch Kann nichts mehr essen, kann dich nicht vergessen Aber auch das gelingt mir noch Ohne einen weiteren Blick an seinen Ex-Freund zu verschwenden, rennt Mikey zur Tür und dann hinaus auf die Straße. Eiskalter Regen strömt auf ihn nieder, doch er merkt es nicht einmal. Er rennt einfach die Straßen entlang, so schnell ihn seine Füße tragen. Vor lauter Tränen sieht er kaum seinen Weg, dennoch findet er ohne Probleme den Ort, an den er immer geliebt wurde und geliebt werden wird, ganz egal, was für dumme Sachen er anstellt. Nass bis auf die Unterwäsche reißt er die Haustür auf und stapft ins Dojo. Die überraschten Blicke seiner Familie sind da nur all zu verständlich. Vor lauter Regenwasser fällt ihnen zuerst gar nicht auf, dass Mikey weint. Doch der Anblick seiner zerrissenen Sachen lässt Raphael regelrecht explodieren. „Was ist passiert?“, kommt es erschrocken von Donatello. Doch sein kleiner Bruder kann nicht antworten. Völlig fertig fällt er stattdessen auf die Knie und fängt bitterlich an zu weinen. Oh gib mir mein Herz zurück, du brauchst meine Liebe nicht Gib mir mein Herz zurück, bevor es auseinander bricht Je eher, je eher du gehst, umso leichter, umso leichter wird’s für mich Dies ist jedoch die einzige Antwort, die Raphael braucht. „Ich bring den Mistkerl um…“, knurrt er kaum noch verständlich vor Wut und stürmt in Richtung Tür. Donnie kommt derweilen mit einem großen Handtuch aus dem Badzimmer. Vorsichtig wickelt er Mikey darin ein und führt den Jungen in sein Zimmer. Leo versucht noch Raphael aufzuhalten, doch vergebens. Fassungslos sieht er seinem Bruder hinterher, der im Regen verschwindet. Dann wendet er sich an seinen Sensei. „Wollt ihr ihn nicht aufhalten? Er wird Bradford umbringen!“, die Verzweiflung in Leos Stimme ist nicht zu überhören. Doch Splinter sitzt scheinbar nur ruhig da. Doch er hat die Augen geschlossen und in seinem Schoß krampfen sich seine Hände zu Fäusten zusammen. „So schrecklich es sich vielleicht anhören mag, aber gerade jetzt in diesem Moment würde ich liebend gern das Selbe tun, wie Raphael!“ Geschockt betrachtet Leonardo seinen sonst so beherrschten Meister. „Doch ich bin euer Lehrer und muss euch ein Vorbild sein. Daher gönne ich Raphael dieses Vergnügen! Mach dir keine Sorgen, mein Sohn. Raphael wird ihn nicht umbringen. Schande ist weit schlimmer für einen Krieger, als es der Tot jemals sein könnte!“, kommt es ruhig von dem Sensei. „Seid ihr euch da auch ganz sicher? Ihr wisst doch, wie Raph sein kann, erst recht wenn es um Mikey geht…“, versucht es der Schwertkämpfer erneut. Beruhigend legt Splinter ihm eine Hand auf die Schulter. „Ich bin mir nicht sicher – ich weiß es!“, erwidert der Meister, ehe er sich zu Mikey und Donnie begibt. Unschlüssig bleibt Leonardo zurück. Er kann nur hoffe, dass Yoshi recht behält und Raph keinen Fehler begeht, den er bereuen wird. Seufzend blickt er zur Haustür, ehe auch er sich zum Rest seiner Familie gesellt. Inzwischen bei Raphael… Wutentbrannt hechtet er über die nassen Dächer der Stadt. Ist heilfroh, dass außer ihm niemand hier oben ist – jeder der ihm jetzt begegnen würde, würde es bitter bereuen. Als Bradfords Wohnung in Sichtweite kommt, kocht noch mehr Wut in dem jungen Ninja hoch. All die Wut und der Zorn, den er jahrelang runtergeschluckt hat, um sich in Beherrschung zu üben, überwältigen ihn jetzt. Und er kämpft nicht dagegen an – kein Stück. Bradford muss für das, was er seinem geliebten Bruder angetan hat, büßen und wenn es das Letzte ist, dass er tut, soll es ihm auch recht sein! Mit einem kräftigen Sprung landet er vor dem Wohnkomplex auf der Straße. Keine Sekunde später knallt die Eingangstür mit heftigem Poltern gegen die Wand. Nass wie eine Kanalratte und knurrend wie ein tollwütiger Bär erklimmt Raphael die Stufen. Es dauert auch nicht lange und er steht vor Bradfords Wohnung. Die Tür steht noch immer offen, so wie Mikey sie verlassen hat. Also betritt Raph einfach das Apartment ohne zu fragen. Bradford hat sich in der Zwischenzeit halbherzig aufgerappelt und auf die Couch zurückgeschleppt. Noch immer dominiert der Schmerz seine Gedanken, sodass er Raphael erst bemerkt, als dieser vor ihm steht. Doch ehe sich Chris über seinen unerwünschten Gast beschweren kann, packt Raph ihn auch schon am Kragen. „Du dreckiger Abschaum, wie kannst du es wagen meinen Bruder anzufassen?“, brüllt er ihm entgegen. Angeschlagen versucht sich Christopher loszureißen, doch es gelingt ihm nicht. Allerdings schmälert das seine Arroganz nicht im Geringsten. „Ich weiß überhaupt nicht, warum du dich so aufregst? Das kleine Miststück hat mich doch gar nicht rangelassen!“, grinst er Raphael frech entgegen. Bei so einer Aussage fackelt der Rothaarige keine Sekunde. Er wirft Bradford zu Boden und stürzt sich auf ihn. Hart und unnachgiebig treffen Raphaels Fäuste ihr Ziel immer und immer wieder. Blut fließt, Knochen brechen, alles Wimmern und Bitten bleibt ungehört. Eine ganze Weile vergeht, ehe Raph atemlos innehält. Röchelnd liegt Bradford am Boden, nur noch ein Schatten seiner Selbst. Von dem eingebildeten Kämpfer ist nichts mehr übrig. „Warum bringst du es nicht zu Ende, du Feigling?“, tönt er trotz seiner Schmerzen. Wütend funkelt Raphael ihn an, ehe er ein durchtriebenes Lächeln aufsetzt, das Bradford fast das Blut in den Adern gefrieren lässt. Der Rothaarige gräbt seine Finger in Christophers Haare und zieht ihn daran zu sich hoch. „So gern ich das auch tun würde, möchte ich Shredder diese Freude doch nicht vergönnen! Ich bin sicher er wird sich über dieses Geschenk sehr freuen und du bestimmt auch!“, haucht er dem Brünetten ins Gesicht. Die Erkenntnis sickert nur langsam zu Bradford durch, doch dann trifft sie ihn härter als jeder Schlag. Was Yoshis Sohn nicht tut, wird Shredder mit Freuden machen, erst recht, weil er versagt hat. Und der Zorn seines Meisters wird im Vergleich zu dem bisschen Prügel, die er hier bezieht, wahrhaft grauenvoll sein. Wimmernd bitte er Raphael um Gnade. „Du widerst mich an!“, ist allerdings die einzige Antwort, die er bekommt. Dann lässt der Rothaarige ihn einfach zu Boden fallen und wendet sich zum Gehen. Erleichterung macht sich in dem Brünetten breit, doch sie hält nicht lange. Im nächsten Moment dreht sich der rote Ninja wieder zu ihm um. „Das ist dafür, dass du meinen kleinen Bruder zum Weinen gebracht hast du Scheusal!“, kommt es knurrend von dem Saikämpfer, ehe er mit dem Fuß ausholt und einen harten Treffer in Bradfords Magengrube landet. Blut spritzt zu Boden, dann wird dem Brünetten endgültig schwarz vor Augen. Mehr als zu Frieden macht sich Raphael anschließend auf den Weg nach Hause – zu SEINEM überallesgeliebten kleinen Bruder… Kapitel 12: Tenure ------------------ Am nächsten Abend… Gemütlich sitzt die Familie an dem flachen Wohnzimmertisch, genießt noch die Reste ihres Abendmahls und blickt dabei friedlich in den Fernseher, indem das Ende irgendeiner kitschigen Seifenoper läuft, die keinen interessiert. Sie alle warten, wie jeden Abend, nur auf die Nachrichten. Mikey ist bei seiner Begegnung mit Bradford ja nicht viel zugestoßen, weswegen er körperlich wieder fit ist. Doch der seelische Schmerz, die herbe Enttäuschung, von seinem großen Idol so hintergangen worden zu sein und sein gebrochenes Herz, sind weit schwerer als jedes körperliche Leiden. Zwar lacht er schon wieder und macht dumme Witze, doch das ist alles irgendwie nur Show. Seinen Brüdern ist dies durchaus bewusst und sie versuchen ihr Möglichstes, um Mikey´s Gedanken in andere Bahnen zu lenken. Doch das ist nicht sonderlich leicht, wenn die ganze Welt ständig über Christopher redet. So auch jetzt, als die Nachrichten beginnen, prangt ein Bild des Kampfsportlers überdeutlich in all seiner heroischen Arroganz neben dem Sprecher, der mit hörbar betroffener Stimme den Sonderbericht verließt. „Guten Abend meine Damen und Herren. Gleich zu Beginn unseres Nachrichtenblogs einen soeben eingetroffenen Sonderbericht. Wie uns vor wenigen Minuten sein Pressesprecher berichtete, wurde der berühmte Kampfsportkünster Chris Bradford heute Morgen schwer verletzt in seinem Apartment gefunden. Ein Bekannter hatte sich Sorgen gemacht, nachdem Bradford nicht zu einem vereinbarten Treffen erschienen ist, obwohl er noch Stunden zuvor fest zugesagt hatte. Als er an der Wohnung des Dojo-Besitzers ankam, stand die Tür weit offen und Bradford lag schwer verletzt auf dem Boden. Er wurde in das New York General Hospital eingeliefert und sofort notoperiert. Den Ärzten zu Folge befindet sich Bradford aber nicht mehr in Lebensgefahr. Doch er hat etliche Knochenbrüche, Frakturen und innere Blutungen erlitten. Einem Krankenhaussprecher zu Folge wird sich der Sportstar aber wieder von seinen Verletzungen erholen. Doch schon jetzt ist abzusehen, dass er nie wieder Kampfsport betreiben können wird…“ Während der Nachrichtensprecher angeschlagen den Bericht verliest, werden mehrere Bilder von Mikey´s einstigem Idol eingespielt. Die meisten zeigen ihn bei seinen Kämpfen und in seinem Dojo, doch es werden auch Bilder aus dem Krankenhaus und aus seiner Wohnung gezeigt, die das Ausmaß seiner Verletzungen deutlich rüber bringen. „Noch weiß die Polizei nicht genau was vorgefallen ist, da Bradford den Großteil seiner Aussage verweigert , vielleicht aus Angst vor einem erneuten Angriff?. Da sich keine Einbruchsspuren in der Wohnung finden lassen, geht die Polizei davon aus, dass Bradford seinen Angreifer wohlmöglich gekannt hat und ihm nichts ahnend die Tür öffnete. Doch in der Wohnung lassen sich fast keine verwertbaren Spuren finden. Die Polizei vermutet einen Anschlag aus der Kampfsportszene oder einen verfeindeten Clan hinter der Tat. Oroku Saki, der Lehrmeister Bradfords, lässt seine tiefe Betroffenheit ausrichten und wird alles in seiner Macht stehende tun, um den oder die Täter schnellst möglich hinter Gitter bringen zu lassen. Doch solange Bradford diesbezüglich schweigt, stocken die Ermittlungen.“ Weitere Bilder werden eingespielt. Diesmal ist Bradford mit seinem Lehrmeister zu sehen – eine sehr trügerische Friedlichkeit geht von den Bildern aus, doch die Familie Hamato weiß, wie es wirklich ist. Dann wechselt das Bild zu einem Auto, das von heftigen Regenfällen in den Straßengraben gedrückt wurde. „Und nun zu weiteren Nachrichten des Tages. Die schweren Regenfälle der letzten Nacht haben in weiten Teilen New Yorks erheblichen Schaden…“ Doch folgen kann Michelangelo den Worten nicht mehr. Zu sehr rührt es ihn, was Raph getan hat. Er hat zwar gewusst, dass sein aufbrausender Bruder seinem Ex-Freund einen Besuch abstattet, weil Leo immer wieder davon geredet hat, doch er hätte nicht gedacht, dass Raph sich wirklich an Bradford rächen würde und ihn niemand daran hindert. Mit offenem Mund haben seine Brüder und sein Meister den Bericht verfolgt, während Raphael Zähneknirschend und Fäuste ballend daneben saß und sich zusammenreißen musste, um nicht Bradfords eingebildete Visage im Fernseher zu vermöbeln. Mit großen leuchtenden Augen blickt Mikey zu seinem Bruder hinüber. Raphael entgehen diese Blicke nicht – sie stecken vollen Bewunderung und Dankbarkeit. Ehe Mikey jedoch etwas sagen kann, nimmt Raph ihn beinahe grob an der Hand und zerrt ihn in sein Zimmer. Geräuschvoll schließt er die Tür hinter sich und verriegelt sie. Etwas irritiert beobachtet der Blonde ihn dabei. Ohne ein Wort zu verlieren, zieht der Ältere den Jungen zu seinem Schlafplatz hinüber und setzt sich dort mit ihm hin. Noch immer hält er dabei schmerzhaft fest Mikey´s Hand. Doch der Kleinere scheint sich nicht an dem Pochen seiner Hand zu stören, zu groß ist seine Bewunderung für seinen geliebten Bruder. „Raph – ich – du – was du getan hast…“ Michelangelo fehlen die richtigen Worte, um seinem Gegenüber klar zu machen, wie sehr ihn seine Tat bewegt. Es ist zwar bei Weitem nicht das erste Mal, dass Raph energisch seinen kleinen Bruder vor Anderen beschützt, doch war es bisher niemand gewesen, der Mikey auf so eine Art nahe stand. Mit leicht geröteten Wangen wendet Raph den Blick ab. „Was hätte ich denn sonst tun sollen? Dieses Arschloch hat es gewagt, dir wehzutun, dich zu belügen und zu benutzen. Und obendrein hat er dich auch noch zum Weinen gebracht. Das konnte ich nicht zulassen…“, presst der Rothaarige knurrend zwischen seinen Zähnen hervor. Schnaubend wendet er sich schließlich dem Jüngeren zu und hält seine Hand noch fester. Als sich ihre Blicke treffen, stellt Raphael erschrocken fest, dass seinem kleinen Bruder dicke Tränen über die Wangen laufen. Plötzlich wird ihm auch bewusst, wie stark er Mikey´s Hand umfasst hält. Schnell lässt er ihn los und fährt stattdessen vorsichtig mit den Fingern über die heißen Tränen. „Mikey, was…?“ Wie immer, wenn der Blonde anfängt zu weinen, fühlt sich Raphael schrecklich hilflos und schuldig, selbst wenn er gar nicht der Auslöser ist. Mikey´s Tränen sind eines der wenigen Dinge im Leben, die er nicht durch Gewalt versiegen lassen kann und daher weiß der Rothaarige auch nicht wirklich, was er tun soll. Ungeschickt reibt er die Tränen von den Wangen des Jungen, wobei sich Michelangelo einer Katze gleich seinen Fingern entgegen schmiegt und ein sanftes Lächeln aufsetzt. „Danke Raph…“, haucht der Junge ihm entgegen. Ohne etwas zu erwidern, zieht der Saikämpfer seinen kleinen Bruder fest in die Arme und drückt ihn schützend an sich. Derweilen im Wohnzimmer… Nur allzu gut können sich Donnie und Leo vorstellen, was dort hinter der verschlossenen Tür passieren wird. Da Splinter mittlerweile ja über ihr unanständiges Verhalten Bescheid weiß, scheint sich Raph kein bisschen daran zu stören, dies auch gleich auszunutzen. Doch die beiden älteren Brüder sind sich einig darin, dass es nicht von Vorteil ist, das Ganze ihrem Meister gleich so direkt auf die Nase zu binden. Eine Ablenkung wäre vielleicht eine gute Idee. Leo kommt der Gedanke, den Fernseher einfach etwas lauter zu stellen und so die entstehenden Geräusche etwas abzuschirmen. Donnie ist jedoch der Meinung, dass dies nicht ausreicht und das Raph nun etwas mehr Privatsphäre mit dem Blonden ganz gut tun würde. Daher schnappt sich der Brünette seinen Laptop von der Couch, tippt kurz darauf herum und ergattert dann die Fernbedienung, ehe Leonardo sie in die Finger bekommen kann. Zum Entsetzen des Leaders schaltet Donnie den Fernseher jedoch völlig aus, anstatt die Lautstärke zu erhöhen. „Warum, in Gottes Namen, schaltest du denn den Fernseher aus? Gleich kommt doch Space Heros!“, protestiert der Schwarzhaarige schmollend. „Du bist doch sicher auch der Meinung, dass wir die beiden lieber allein lassen sollten, oder nicht? Und ich bin sicher, der Sensei möchte nicht miterleben, wie die zwei gleich Versöhnung feiern…“, kommt es sachlich von dem Wissenschaftler, der wieder auf seinem Laptop herum tippt. Etwas überrascht wird er dabei von Splinter betrachtet. Der Meister hätte jetzt nicht unbedingt damit gerechnet, dass Raphael ihr Gespräch von Gestern gleich so umsetzt – immerhin sollte das ja kein Freifahrtsschein sein. „Aber Donatello, was denkst du dir denn da?“, erwidert Yoshi noch ganz durcheinander. „Bei allem Respekt Sensei, aber glauben sie ernsthaft, dass Raphael sich so eine Chance entgehen lässt? Immerhin ist er schon seit er denken kann der Meinung, dass Mikey sein persönliches Eigentum ist und niemand sonst ihm zu nahe kommen darf. Und nun muss er dringend die Spuren seines verhassten Rivalen beseitigen, damit die ganze Welt auch weiß, dass Mikey nur ihm gehört – auch wenn das etwas übertrieben ist, in Anbetracht unseres Verhaltens untereinander…“, erläutert der Brünette ohne von seinem PC aufzuschauen. Nachdenklich reibt sich der Sensei das Kinn. Ja, irgendwie hat Donatello Recht. Schmollend mustert Leo seinen jüngeren Bruder. Er kann immer noch nicht fassen, dass Donnie einfach den Fernseher ausgemacht hat, wo doch gleich seine Lieblingsserie anfängt. „Ist dir eigentlich klar, dass heute das umstrittene 8te Staffelfinale kommt? In Spielfilmlänge? Wo wir endlich erfahren, wie es Captain Ryan gelingt…“ Doch Donnie scheint seine Einwände völlig zu ignorieren. „In einer halben Stunde beginnt ein Vortrag über alte japanische Kampftechniken im Asiatischen Museum. Wenn wir jetzt losfahren, kommen wir noch rechtzeitig an!“, schlägt der Bastler stattdessen vor. Eine Idee, die Splinter nur allzu gut findet. Und somit ist es beschlossene Sache und alle Einwände des Leaders bleiben wie immer ungehört. Splinter wendet sich schon zur Kellertür, um zum Shellraiser zu gelangen, während Leonardo sich bockig vor Donnie aufbaut, der noch immer auf seinem Laptop tippt. Gekonnt ignoriert der Brünette allerdings das kindische Verhalten seines sonst so erwachsenen Anführers und kniet sich mit dem Laptop vor den Fernseher. Er fummelt ein USB-Kabel aus dem Gewirr unter dem TV-Gerät hervor und schließt es an den tragbaren Rechner an. Verdutzt beobachtet Leo ihn dabei. „Warum schließt du denn den Laptop an den Fernseher an, Donnie?“ Flink huschen die Finger des Wissenschaftlers über die Tasten. „Kannst du dir das denn nicht denken? – Ich möchte mir nicht den Rest des Abends dein Gejammer anhören und programmiere den Laptop darauf, Space Heros aufzunehmen, damit du endlich erfährst, wie es Captain Ryan gelingt, die Dauntless aus dem Schwarzen Loch zu befreien, bevor sie in tausend Stücke zerrissen wird…“, kommt es augenrollend von dem Stabkämpfer. Augenblicklich werden Leos Augen ganz groß. Stürmisch umarmt er seinen Bruder und kann ihm gar nicht genug dafür danken. Keine Minute später machen sich die drei dann auf den Weg ins Museum und gönnen Raph und Mikey ihre Ruhe. In Raph´s Zimmer… Langsam lösen sich die beiden aus ihrer Umarmung und Mikey lehnt sich mit dem Rücken an die Wand. Verträumt lächelt er Raphael entgegen. Der Rothaarige erwidert das Lächeln verhalten, mit einem strengen Ausdruck im Gesicht. Der Bericht in den Nachrichten hat all die Wut des gestrigen Abends wieder in ihm hochkommen lassen. Es erfüllt den Saikämpfer allerdings mit einer tiefen Befriedigung, zu hören, dass Bradford nie wieder kämpfen können wird. Ein Idiot weniger, um den sie sich Sorgen machen müssen! Doch Shredder wird das Ganze sicher nicht auf sich sitzen lassen. Nur weil Chris der Polizei nicht erzählt, was passiert ist, heißt das ja nicht, dass er es nicht Shredder erzählt. Und wenn das passiert, dann können sie sich alle warm anziehen, so viel steht fest. Bis es jedoch so weit ist, wird noch etwas Zeit vergehen und ihnen wird sicher eine Möglichkeit einfallen, dass Ganze halbwegs zu überstehen. Solche Gedanken sind aber nicht sonderlich hilfreich für Raph, um sich wieder zu beruhigen. Außerdem hat er ganz andere Dinge im Kopf, die ihm im Moment wichtiger erscheinen. Sein Revier markieren zum Beispiel! Die Spuren dieses widerlichen Mistkerls von Mikey´s Körper entfernen und mögen sie noch so klein sein – er wird sie finden und ein für alle Mal ausradieren! I feel the night explode when we´re together Emotion overload in the heat of pleasure Take me, I´m yours, into your arms Never let me go Tonight I really need to know Dieser Gedanke ist weit schöner, auch wenn er nicht dazu beträgt, Ruhe und Gelassenheit zu verströmen. Doch er sorgt zumindest dafür, dass Raphael sich wesentlich besser fühlt. Also beugt er sich zu dem Blonden hinüber und legt seine Lippen an dessen Hals. Bereitwillig legt Mikey den Kopf zur Seite und spreizt die angewinkelten Beine auseinander, damit Raph näher zu ihm rutschen kann. Dieser Einladung kommt der rote Ninja auch sogleich nach und fährt mit den Händen über Mikey´s Seiten. Ein wohliges Seufzen dringt an sein Ohr. Langsam hebt Michelangelo die Arme und gleitet mit den Fingern in die wirren Haare seines Gegenübers. Kurz darauf spürt er, wie Raphaels spitze Zähne sich in seinen Hals bohren. Er beißt fest zu, sehr fest, sodass ein beinahe blutrotes Mahl entsteht, das noch tagelang für jeden sichtbar ist. Der Blonde zuckt merklich bei dieser Tat zusammen und beißt sich auf die Unterlippe, um einen Schmerzlaut zu unterdrücken. Dennoch beschwert er sich nicht, da dieser Schmerz ihm irgendwie ein gutes Gefühl vermittelt – ein Gefühl tiefer Verbundenheit statt des Leidens. Tell it to my heart Tell me I´m the only one Is this really love or just a game? Tell it to my heart I can feel my body rock every time you call my name Langsam öffnet Raphael den Mund wieder und nimmt die Zähne von der gereizten Haut. Einen Moment lang betrachtet er sein Werk, scheint es für gelungen zu befinden und fährt dann, einer Entschuldigung gleich, sanft mit der Zunge über die pochende Stelle. Dann wendet er sich Mikey´s Ohr zu. „Du gehörst mir, nur mir und keiner wird dich mir wegnehmen, dass schwör ich…“, knurrt er dem Jungen entgegen. Er rechnet nicht damit, dass Michelangelo ihm widersprechen könnte, umso härter trifft es ihn, als dieser es doch tut. Er blickt dem Rothaarigen mit großen Augen entgegen. „Und was ist mit Leo und Donnie?“ In seiner Stimme liegt so viel Unschuld, dass es Raphael so vorkommt, als hätte er ein kleines Kind vor sich, das nach Süßigkeiten bettelt, obwohl es gleich Mittagessen gibt. Er mustert seinen kleinen Bruder einen Augenblick unschlüssig. Ja, Leo und Donnie – die einzigen Rivalen, gegen die er wohl nie etwas unternehmen kann. Dieser Gedanke schmerzt ihn, macht ihn mehr als wütend, doch er respektiert es, dass Mikey für die beiden dieselben Gefühle hat, wie für ihn und dass sich das wohl auch nie ändern wird. Dann lässt er ein tiefes Knurren hören. „Ja, von mir aus. Aber das ist etwas ganz anderes…“ Scheinbar zufrieden mit dieser Antwort lächelt Mikey ihm sanft entgegen. „Ich hab dich sehr lieb, Raph!“ „Ich hab dich auch lieb, Mikey!“, entgegnet der Rothaarige, diesmal aber mit einem echten Lächeln. The passion´s so complete It´s never ending As long as I receive, the message you´re sending Schnell sind die Gedanken an seine älteren Brüder verdrängt – immerhin hat er jetzt Wichtigeres zu tun. Er entfernt sich ein Stück von dem Blonden, damit er sich sein Shirt ausziehen kann. Ungeachtet landet es auf dem Boden neben dem Futon und legt dabei den Grundstein für alles Nachfolgende. Mit entschlossener Miene nähert er sich wieder dem Nunchakuträger und befreit auch ihn von seinem Shirt. Anschließend rutscht er wieder zwischen Mikey´s Beine und legt erneut seine Zähne an den Hals des Jungen – diesmal aber auf der anderen Seite. Weit weniger schmerzhaft knabbert er sich hinab zur Schulter, weiter über das Schlüsselbein, zur Brust des Jungen. Michelangelos Finger gleiten wieder in die roten Haare und streichen ziellos darin herum. Ab und an kichert der blonde Junge unter Raphaels Berührungen. Das ändert sich abrupt, als der Saikämpfer ein weiteres Mahl auf Mikey´s Brust setzt. Wieder zuckt der Jüngere unter dem Schmerz zusammen, doch auch diesmal beschwert er sich nicht. Er weiß zwar nicht ganz, was Raph damit bezwecken will, doch er wird sicher seine Gründe dafür haben. Body to body, soul to soul Always feel you near So say the words I long to hear „Meins, alles meins!“, haucht der Saikämpfer brummend gegen das zweite Mahl, bevor er auch hier mit der Zunge darüber gleitet. Ganz bewusst verdrängt er dabei wieder den Gedanken an seine anderen Brüder. Besonders an Leo, der es damals so schamlos gewagt hatte, SEIN Eigentum als das Seinige zu markieren. Mikey hingegen ignoriert Raphaels Aussage, dass er doch ihm allein gehöre. Der Blonde weiß, dass es für den Älteren nichts Schlimmeres gibt, als ihn teilen zu müssen, dennoch kann Mikey seine Gefühle nicht ändern. Und er will die schöne Stimmung auch nicht kaputt machen, indem er wieder an den Worten des roten Ninja herum kritisiert. Also lehnt er den Kopf nach hinten an die kühle Wand und genießt die Zärtlichkeiten, die sein Bruder ihm auf seine so eigene Art und Weise gibt. Dieser begibt sich auch gleich weiter hinunter in seinem Territorium und landet mit seinen Zähnen an Michelangelos Bauch. Zuerst muss der blonde Junge wieder kichern, als der Ältere prüfend nach einer geeigneten Stelle knabbert, doch dann zuckt er heftig zusammen, als der Saikämpfer ein weiteres Mahl neben seinem Bauchnabel platziert. Tell it to my heart Tell me I´m the only one Is this really love or just a game? „Raph…!“, keucht der Junge erschrocken auf und zieht seinem Peiniger unbewusst an den Haaren. Davon lässt sich Raphael aber keines Wegs abschrecken. Er gibt nur wieder ein tiefes Knurren von sich. „Nur meins…“ Ihm ist bewusst, dass er seinem kleinen Bruder Schmerzen zufügt und dass ihm diese unangenehm erscheinen, doch ein unüberwindbarer Drang in dem Älteren treibt ihn dazu, auch wenn es ihm nicht unbedingt gefällt, seinen geliebten Bruder so zu quälen. Außerdem wird er sich noch ausgiebig bei ihm entschuldigen! Soviel ist sicher. Beruhigend gleitet er mit der Zunge auch über dieses Mahl und wartet, bis sich Mikey wieder gesammelt hat. Dann setzt er seinen Abstieg fort. Allerdings stößt er schon nach wenigen Zentimetern auf den Hosenbund des Jungen, der ihn am Weiterkommen hindert. Etwas erbost richtet er sich ein Stück auf und öffnet den Knopf. Kurz darauf ist es auch um den Reißverschluss geschehen. Prüfend sieht er zu dem Nunchakuträger auf, der seinen Blick etwas unsicher erwidert. Der blonde Junge ist sich nicht sicher, wie weit Raph dieses Spiel wohlmöglich noch treiben will. Andererseits will er seinen Bruder auch nicht verärgern, wo er sich doch so sehr für ihn eingesetzt hat. Raphael scheint in seinem Blick aber keine Abneigung zu finden, weshalb er den Kleineren kurzerhand von seiner Hose samt Shorts befreit. Tell it to my heart I can feel my body rock every time you call my name Nun sitzt Michelangelo völlig nackt vor ihm und fühlt sich irgendwie etwas ausgeliefert. Erst recht in Betracht auf Raph´s derzeitiger Bissigkeit. Der Ältere senkt seinen Kopf wieder zwischen Mikey´s Beine und setzt erneut seine Zähne an die empfindliche Haut. Der orange Ninja schluckt schwer und beginnt unweigerlich zu zittern, je tiefer der andere gleitet. „Keine Bange, drei Mahle dürften fürs erste wohl genügen…“, haucht der Ältere ihm warm gegen die Leiste. Merklich entspannt sich der Junge bei dieser Aussage und hofft, dass sie auch der Wahrheit entspricht. Fest streichen Raphaels Hände über Mikey´s Seiten, hinab zu den Schenkeln und suchen sich schließlich einen gemütlichen Platz auf den Hüften des Jungen. Derweilen gleitet er mit Zunge und Zähnen von der Leiste, die Schenkelinnenseite hinab bis fast zur Kniebeuge und wieder zurück. Wohlig dringt dabei das Seufzen seines Bruders an seine Ohren. Als der rote Ninja wieder an der Leiste des Blonden ankommt, wird er schon freudig von der wachsenden Erregung des Jüngeren begrüßt. Ein raubtierhaftes Lächeln legt sich auf die Züge des Saikämpfers, getränkt mit Vorfreude. Love, love on the run, breaking us down Though we keep holding one I don´t want to lose, no I can´t let you go Er betrachtet kurz die Erregung, die sich ihm voller Erwartung entgegen reckt. Dann öffnet er langsam über ihr den Mund. Mit verklärtem Blick beobachtet Mikey ihn dabei. Noch weiß er nicht, was der Ältere vor hat, doch irgendwie überkommt ihn ein unguter Schauer, als er die weißen Zähne bedrohlich über seiner Erregung sieht. Selbst wenn er sie nicht sehen könnte, wüsste er, dass sie sich trügerisch hinter den blassroten Lippen verbergen. Mikey will ihn schon bitten, damit aufzuhören, da schiebt sich die Zunge des Rothaarigen aus ihrer feuchten Höhle und gleitet an seiner gesamten Länge auf und ab. Erschrocken zieht Michelangelo die Luft geräuschvoll ein. Was um Himmels Willen tut Raph da nur? Was auch immer es ist, die Reaktion seines Bruders scheint den Saikämpfer zu amüsieren. Grinsend sieht er zu dem Kleineren auf. Mit glühenden Wangen erwidert Mikey seinen Blick, doch er Schreck ist noch deutlich in seinen Augen zu sehen. Allmehlig trocknet der warme Speichel auf seiner Erregung und Kälte überkommt ihn, die den Blonden leicht zittern lässt. Tell it to my heart Tell me I´m the only one Is this really love or just a game? „Na, soll ich weiter machen?“, fragt Raphael ihn daraufhin immer noch grinsend. Unsicher sieht Mikey ihm in die Augen und nickt dann vorsichtig. „Dann sag, dass ich es tun soll!“, befiehlt er dem Jungen. Mikey´s Augen weiten sich. Unschlüssig überlegt er. Kann er ihm so etwas wirklich sagen? Der Rothaarige genießt die Unsicherheit im Blick des Anderen doch ziemlich. Ein schönes Spielchen, um ihn zu ärgern. Zwar kann er sich selbst kaum noch beherrschen und würde am liebsten sofort loslegen, doch das hier kann er sich einfach nicht entgehen lassen. Er wartet noch einen Moment, doch Mikey scheint sich nicht so recht zu trauen. „Und, was ist jetzt? Ich kann auch gehen, wenn dir das lieber ist!“, neckt er ihn weiter. „Nein!“, kommt es augenblicklich, fast panisch, von dem Blonden. Raphaels Grinsen wird noch breiter. „Nein was?, hackt er nach. „…nicht gehen…“, kommt es leise von dem Blauäugigen. „Sondern?“ Durchdringend mustern die stechenden gelbgrünen Augen den Jungen. Raph hat seine wahre Freude daran, Mikey jedes Mal vor eine neue Herausforderung zu stellen. Nur rummachen kann immerhin jeder. Doch der Saikämpfer ist wild und will alles Mögliche ausprobieren. Und schließlich lernen sie beide dabei ja auch etwas über den Körper des anderen. Doch Mikey hält seinem Blick nicht lange stand. Mit hochroten Wangen schlägt er die Augen nieder und kaut nervös auf seiner Unterlippe herum. Tell it to my heart I can feel my body rock every time you call my name „Sieh mich an!“, kommt es mit gespielter Strenge von dem Älteren. Erschrocken hebt Mikey den Kopf und sieht ihm verlegen in die Augen. Bedrohlich anmutend nähert sich Raph ihm, bis sich ihre Lippen fast berühren. „Und jetzt sag mir, was du willst!“, haucht er ihm verführerisch entgegen. Allerdings bezweifelt er, dass Mikey ein Wort herausbekommt. Der Junge wirkt so eingeschüchtert, dass er Raph schon beinahe wieder leid tut. Doch dann antwortet er ihm tatsächlich. „Dich…“, kommt es leise, aber mit fester Stimme von dem Nunchakuträger. Überrascht legt Raph die Stirn in Falten und lächelt. „Mich?“, fragt der Rothaarige nach. „Ja, dich…“, erwidert Mikey nun sicherer. ‚Er lässt sich ja doch nicht so leicht ärgern…‘, grinst Raphael in sich hinein. „Das kannst du haben!“, entgegnet ihm der Größere schließlich, ehe er den Kopf wieder zwischen seine Beine schiebt. Erwartungsvoll beobachtet Mikey ihn wieder dabei, wie er seinen Mund öffnet und mit der Zunge über seine Erregung gleitet. Ein lustvolles Kribbeln breitet sich in seinem Unterleib aus und verteilt sich dann in seinem ganzen Körper. Seufzend legt er den Kopf nach hinten an die Wand und klammert sich am Laken fest. Tell it to my heart Tell me from the start Tell it to my heart Stück für Stück lässt Raphael die Erregung in seinen Mund gleiten, umfängt sie mit seinen Lippen und reibt seine Zunge daran. Aus dem Seufzen des Jüngeren wird ein lustvolles Stöhnen und seine Finger krampfen sich immer fester in das Laken. Auf und ab bewegt der rote Ninja seinen Kopf und saugt dabei leicht an der erhitzten Haut, die seinen Mund ausfüllt. Das Stöhnen seines Partners wird lauter, kräftiger und von leichter Ungeduld durchzogen. Zaghaft und doch wie ferngesteuert drückt Mikey sein Becken nach oben und gelangt so noch tiefer in die feuchte Hitze, die ihn um den Verstand bringt. Herbsüß schmeckt Raphael die Lusttropfen, die ihm entgegen quellen. Ein Geschmack, der nach mehr verlangt. Inzwischen ist er selbst so hart geworden, dass er sich kaum noch konzentrieren kann. Mit einer Hand fummelt er ungeduldig seine Hose auf, um sich etwas mehr Platz zu verschaffen. Doch das wird gerade mal lange genug halten, um sein kleines Spielchen zu beenden. Er drückt die Lippen fester zusammen und saugt stärker, fast so, als würde er versuchen, einen dickflüssigen Milchshake durch einen engen Strohhalm zu bekommen. Mikey reagiert prompt darauf. Unkontrolliert keucht er auf und krallt sich so fest in das Laken, dass seine Fingerknöchel ganz weiß werden und Raph sie überansträngt knacken hören kann. Tell it to my heart Tell it from the start Kaum einen Augenblick später vernimmt er einen erstickten Schrei von Mikey, während sich die herbsüße Flüssigkeit heiß in seinem Mund ausbreitet. Erschöpft sinkt der Blonde in sich zusammen und klammert sich weiterhin wie ein Ertrinkender am Laken fest. Raphael lässt derweilen langsam seinen Bruder aus seinem Mund gleiten. Grinsend blickt er zu Michelangelo empor, während ihm ein feines Rinnsal übers Kinn läuft. Mit einem ausgelaugten Lächeln erwidert Mikey seinen Blick. Dann kommt Raph ihm wieder näher und legt seinen Kopf auf Mikey´s Schulter ab. Der Blonde kann deutlich hören, wie Raphael erst schluckt, bevor er zu sprechen beginnt. „Jetzt hab ich einen Teil von dir in mir!“, verkündet er dem Jungen in einem stolzen Ton, der Mikey das Blut in die Wangen schießen lässt. Noch ehe der Junge etwas erwidern kann, zieht Raph ihn in eine liegende Position und blickt ihn hungrig an. Mit großen Augen sieht der orange Ninja zu ihm auf. Nur allzu deutlich spürt er dabei die Erregung seines älteren Bruders an seinem Hintern reiben. „Raph…“, haucht Mikey ihm entgegen, legt ihm die Hände in den Nacken und zieht ihn langsam zu sich hinunter. Bereitwillig geht der Größere darauf ein und dringt mit allerletzter Geduld in den Untenliegenden ein. Tiefes Keuchen erhält er als Antwort, während er merkt, wie sich der Jüngere unter ihm versucht zu entspannen, um ihm sein Vorankommen zu erleichtern. Never make it stop Oh, take it to my heart Schließlich gelingt es Raphael sich tief in einem Bruder zu versenken. Mikey legt ihm ungeschickt die Beine um die Hüften und drückt ihn damit noch etwas tiefer in sich hinein. Beide stöhnen dabei lustvoll auf. Tief sehen sie sich in die Augen, bevor Raph sich langsam in ihm bewegt. Längst nicht mehr unsicher erwidert der blonde Junge seine Bewegungen und drückt sich ihm immer weiter entgegen. Es dauert auch nicht lange, da findet Raphael diesen ganz bestimmten Punkt, tief hinten in Mikey´s Körper, und stößt zielstrebig dagegen. Diese Tat wird von dem Kleineren sehr begrüßt. Stöhnend klammert er sich an dem Älteren fest und wimmert dabei immer wieder seinen Namen. Tell it to my heart Tell me I´m the only one Is this really love or just a game? Dies ermutigt den Rothaarigen dazu, seine Bewegungen zu verstärken. Schnell und hart stößt er in den sich windenden Körper unter sich hinein. Er spürt, wie sich Michelangelos Fingernägel in seinen Rücken bohren und haltsuchend über die schweißnasse Haut kratzen. Die tiefen Striemen, die dabei entstehen, erfüllen Raphael mit einer tiefen Verbundenheit seinem Bruder gegenüber – haben sie für ihn doch die selbe Bedeutung, wie die Mahle, die er dem Blonden verpasst haben. Und am liebsten würde er die nächsten Tage ununterbrochen ohne Shirt rumlaufen wollen, damit die ganze Welt sie sehen kann. Doch diesen ach so schönen Gedanken vergisst er ganz schnell wieder, da wohl nicht nur seine anderen Brüder das nicht sonderlich lustig finden dürften. Tell it to my heart I can feel my body rock Every time you call my name Näher, immer näher kommen sie dem Abgrund. Nichts könnte sie jetzt mehr aufhalten. Nur wenige Augenblicke später stürzen sie sich Hand in Hand von der Klippe, in ein endloses Meer aus Wolken, Sternen und grenzenloser Verbundenheit. Das laute Stöhnen der beiden Jungen erfüllt den Raum. Schweiß fließt, Muskeln krampfen sich zusammen, scheinen einen beinahe zu erdrücken, Herzen rasen im Gleichklang, Atem stockt im schieren Angesicht der Anstrengung. Heiß durchströmt es Michelangelos Unterleib und gibt ihn ein unbeschreibliches Gefühl von Liebe und Wärme, das ihm so nur sein Bruder vermitteln kann. Tell it to my heart Tell me I´m the only one Is this really love or just a game? Tell it to my heart I can feel my body rock Erschöpft, aber ebenso glücklich lässt sich Raphael neben seinen Bruder aufs Kissen fallen. Ihr schwerer Atem ist eine ganze Zeit lang alles, was man in dem Zimmer hört. Dann geht ein Zittern durch Mikey´s Körper, als die kühle Nachtluft von ihm Besitz ergreift. Kurzerhand angelt der rote Ninja nach der Decke und breitet sie über ihnen aus. Mit einem schwachen Lächeln wendet Mikey ihm den Blick zu. Der Ältere erwidert es zufrieden und zieht dann den Jungen fest an seine Brust. Schützend schließt er die Arme um den schlanken Körper und vergräbt sein Gesicht in den zerzausten blonden Haaren. Tief atmet er den markanten Duft seines Gegenübers ein. „Meins, alles meins…“, murmelt er träge vor sich hin, bevor ihm die Augen zufallen. „Raph…“, haucht Mikey ihm, wie zur Antwort, entgegen, ehe ihn auch die Müdigkeit überkommt und er, sicher an seinen Bruder gekuschelt, in einen tiefen Schlaf abdriftet. Kapitel 13: My blood on your hands... ------------------------------------- Eine Woche später… Es ist ruhig in New York. Beinahe schon zu ruhig. Yoshi macht sich Gedanken um Shredder. Was Raphael seinem Schüler Bradford angetan hat, ist schrecklich, wenn auch in vielerlei Hinsicht gerechtfertigt und daher ist es nur eine Frage der Zeit, bis Oroku Saki seine Rache an seinen geliebten Söhnen nehmen wird. Jeder Tag, an dem nichts geschieht, versetzt die Jungs und Splinter mehr und mehr in Alarmbereitschaft. Dennoch denken die jungen Ninja gar nicht dran, sich zu verstecken. Das Wohl der Bürger und dieser Stadt liegt ihnen viel zu sehr am Herzen, um sich feige zu verkriechen und Shredder seine Terrorherrschaft zu gestatten. Daher fahren sie auch weiterhin Abend für Abend durch die dunkler werdenden Straßen ihrer Stadt und halten Ausschau nach bösen Buben. Sie ahnen nicht, dass sie dabei auf jedem Meter, den ihr Shellraiser zurücklegt, beobachtet werden. Shredder ist ihnen näher, als es den Anschein hat und er ist bereit, sie ein für alle Mal zu vernichten. Soll die Stadt ihn doch fürchten, Hauptsache er hält die Fäden in der Hand und alles geht nach seinem Willen! Und nichts wünscht er sich mehr, als seinen alten Rivalen und dessen jämmerliche Brut endlich niederstrecken zu können! Langsam rollt der gepanzerte Van über die verlassene Hauptstraße. Es ist bald Mitternacht und New York scheint ausnahmsweise friedlich zu schlafen. Zumindest treiben sich keine zwielichtigen Gestalten im Revier der Turtles herum. Weit und breit ist keine Menschenseele zu sehen. Gähnend sitzt Leonardo hinter dem Lenkrad und blickt träge auf die Straße hinaus. Als er zu Raphael hinüberblickt, der neben ihm auf dem Beifahrersitz lümmelt, sieht er, dass sein Bruder die Augen geschlossen hat und scheinbar eingeschlafen ist. Wer könnte es ihm verübeln, bei so einer ereignislosen Nacht? Leo gibt ein leises Seufzen von sich und gähnt abermals. Mikey blickt geistesabwesend auf die blinkende Radaranzeige neben sich. Mit jeder Umdrehung, die das grellgrüne Licht macht, scheinen die Augen des Blonden immer kleiner zu werden. Und auch Donnie kann sich kaum noch auf seinen Monitor konzentrieren. Zwar nicht, weil er müde ist, dass ist er keineswegs, aber es passiert rein gar nichts und daher sucht er beinahe fieberhaft nach etwas anderem, um sich abzulenken, um dieses Gefühl der sinnlosen Nutzlosigkeit loszuwerden. Allerdings findet er nichts, weswegen er sich an seinen Leader wendet. „Ich denke, wir sollten für heute Schluss machen, Leo.“ Resignierend seufzt der Schwarzhaarige auf. „Ja, ich denke, du hast Recht…“ Gemächlich wendet er das breite Fahrzeug und setzt den Kurs Richtung Heimat. Allzu weit kommen sie aber nicht. Schon ein paar Straßen weiter ertönen mehrere Schläge auf dem Dach des Vans und lassen verlauten, dass sie ein paar ungebetene Mitfahrer an Bord haben. Durch den Lärm wird auch Raphael wieder wach und Mikey zuckt erschrocken zusammen und blickt nach oben, als würde er versuchen, durch die Decke zu erkennen, was dort auf ihrem Panzer gelandet ist. Alarmiert versucht Donatello die Kamera am Heck so zu verstellen, dass sie ihnen zeigt, was auf dem Dach vor sich geht. Doch auch ohne ein Bild können sich alle vorstellen, was los ist. Heftige Schläge treffen erneut das Dach. Metall trifft auf Metall. Scheinbar versuchen die Angreifer einen Weg hinein zu finden. Knurrend zieht Raph seine Waffen, während sich ein erwartungsvolles Lächeln auf seinen Lippen bildet. Mikey hat sich hinter Donnie verkrochen und blickt mit pochendem Herzen auf den Kameramonitor. Schließlich gelingt es dem Tüftler ein Bild zu bekommen. „Foot-Ninja!“, ruft er den anderen zu. „Na wunderbar, endlich mal ein bisschen Aktion!“, kommt es begeistert von Raph, dessen Müdigkeit nie da gewesen zu seien scheint. „Ich versuche sie abzuschütteln!“, kommt es, einer Warnung gleich, von dem Schwertkämpfer, eher er das Lenkrad abrupt zur Seite reißt und eine beängstigende Wendung hinlegt, die den sperrigen Wagen fast zum Umstürzen bringt. Tatsächlich landen dabei zwei der Foot-Ninja auf dem Asphalt, aber nur Sekunden später stehen sie wieder und nehmen die Verfolgung auf. Dann geben Donnie und Mikey einen überraschten Laut von sich. „Einer von denen hat die Heckkamera abgeschlagen!“, kommt es, einer Empörung gleich, von dem Stabkämpfer. Kurz darauf gerät der Shellraiser ins Schlingern. „Verdammt, die haben Rauchbomben! Ich sehe nichts mehr!“, kommt es zwischen zusammengepressten Zähnen von Leo. Verzweifelt versucht er irgendwie die Spur zu halten und den Wagen zum Stehen zu bringen. Schließlich lichtet sich der Rauch wieder und Leo kann gerade noch bremsen, ehe sie mit einer Ampel zusammenstoßen. „Das war knapp…, gibt Mikey erleichtert von sich. „Es ist noch nicht vorbei!“, mahnt Leo ihn allerdings. Da das Auto jetzt steht, versuchen die Foot-Ninja durch die Türen und Fenster zu kommen. Angespannt ziehen die Jungs ihre Waffen und machen sich für den bevorstehenden Angriff bereit. Heute Nacht wird Shredder also seine Rache einfordern! Die Vier haben ja schon drauf gewartet. Von Entschlossenheit beflügelt stürzen sie sich durch die Hecktüren auf die Foot-Ninja. Ein wilder Kampf entbrennt, bei dem mal die Turtles die Nase vorn haben und mal die feindlichen Ninja. Waffen klirren, Schweiß perlt, Blut tropft, Wut kocht, Schmerzlaute erfüllen die nächtlich kühle Luft. Doch am Ende gelingt es den Brüdern den Großteil ihrer Gegner kampfunfähig zu machen. Schwer atmend stehen sie den letzten paar Maskierten gegenüber. Bereit, auch sie niederzustrecken und als Sieger vom Platz zu treten. Alle machen sich zum letzten Angriff bereit. Die Foot-Ninja stürmen vorwärts auf die wartenden Jungs zu. Doch ehe sich ihre Waffen kreuzen, stoppen die Foot ihren Angriff plötzlich und ziehen sich lautlos in die Dunkelheit zurück. Überrascht blicken die Brüder ihnen nach. Das kann nichts Gutes bedeuten… Einem schlechten Omen gleich, beginnt es auf einmal heftig zu blitzen. Donner grollt bedrohlich über das Kampfareal hinweg und bringt heftigen Regen mit sich, der die Jungs binnen Sekunden durchtränkt. Sie drängen sich dichter zusammen und versuchen ihre Augen nach allen Seiten zu richten. Deutlich spüren sie, wie sich eine dunkle Aura nähert. Ein gewaltiger Blitz schlägt ein paar Meter von ihnen entfernt in einen Laternenpfahl ein. Funken sprühen empor, die Birne platzt und lässt ihre Scherben auf den feuchter werdenden Gehweg fallen. Im gleißenden Licht des Blitzes erscheint ein düsterer Schatten vor ihnen. Seine Umrisse scheinen einem Horrorfilm zu entspringen. Langsam kommt die Gestalt näher. Ein weiterer Blitz zuckt hell über den Himmel, begleitet von unheilvollem Donnergrollen. Doch diesmal fällt sein Licht so auf die Gestalt, dass es von der metallischen Rüstung, die sie trägt, reflektiert wird und sie zu erkennen gibt. Es besteht kein Zweifel – hier vor ihnen steht Shredder höchst persönlich! Die vielen metallisch glänzenden Lanzen und raubtierhaften Klauen, die rasiermesserscharf geschliffen, seine Rüstung zieren, machen den jungen Ninjas mehr als deutlich, warum er den Namen Shredder trägt. Eine gewisse Nervosität macht sich in ihnen breit, dennoch sind sie bereit zum alles entscheidenden Kampf. Sie bezweifeln nicht, dass all die Schauergeschichten, die Yoshi ihnen erzählt hat, der Wahrheit entsprechen, doch deswegen werden sie sich nicht vor ihrer Bestimmung drücken. Irgendwann muss es ja enden und wenn nicht jetzt, dann in einer anderen Nacht. Einige Meter vor ihnen bleibt der Führer des Foot-Clans stehen. Die Jungs blicken einander entschlossen an, sammeln allen Mut zusammen, den sie haben und begeben sich in Angriffsposition. Die stechend, rotglühenden Augen, die in dem Helm ihres Gegners sichtbar sind, fixieren die Brüder auf eine unheimliche Art und Weise. Schon allein dieser Blick fühlt sich wie ein Faustschlag an. Dann hören die vier Brüder zum ersten Mal eine Stimme aus der Rüstung. Sie gleicht dem Donnergrollen, das ihn umgibt und lässt einem fast das Blut in den Adern gefrieren. „Wenn das nicht Hamato Yoshis Schildkröten sind. Wie lang habe ich auf diese Gelegenheit gewartet? Nun endlich kann ich meine Rache nehmen…“, die dunkle Stimme Shredders ist noch nicht ganz verklungen, da prescht er schon zum Angriff vor. Die enorme Geschwindigkeit und präzise Wendigkeit des Mannes in der schweren Rüstung überwältigt die Jungs. Sie haben kaum die Möglichkeit seinen Angriffen auszuweichen. Und selbst wenn es ihnen gelingt, können sie immer noch von den unzähligen Klingen getroffen werden, die den selbsternannten Herrscher umgeben. Erschwerend kommt außerdem hinzu, dass Shredder über eine fast übermenschlich anmutende Kraft zu verfügen scheint, die jeden Angriff wie ein Geschoss erscheinen lässt. Ohne jede Vorwarnung richtet Shredder seinen Angriff plötzlich gegen Michelangelo. In aller letzter Sekunde gelingt es dem Jungen sein Nunchaku zwischen sich und die tödlichen Klingen zu bringen. ‚Da war das Extratraining mit Leo also doch für etwas gut…‘, geht es ihm noch durch den Kopf. Doch nützen tut es ihm reichlich wenig. Noch ehe er reagieren kann, packt Saki die kurze Metallkette seiner Waffe und zieht dann den Blonden damit hoch. Mikey gibt einen erschrockenen Laut von sich. Einen Augenblick später schleudert der Rüstungsträger ihn so heftig gegen die nächste Hauswand, dass er ohnmächtig zu Boden geht. Geschockt verfolgen seine Brüder die Szene. „MIKEY!“, brüllt Raph gegen den aufkommenden Donner an, doch die Sorge in seiner Stimme ist trotzdem deutlich zu hören. Von unbändiger Wut getrieben, greift Raphael an. Doch Shredder weicht ihm mit Leichtigkeit aus, als wäre der rote Ninja ein blutiger Anfänger, der versucht seinen Meister zu erwischen. Dies versetzt den Saikämpfer nur noch mehr in Rage. „Niemand außer mir haut Mikey!“, knurrt er dem Größeren entgegen, während er erneut blindwütig zum Angriff ansetzt. „Wenn das so ist, dann werde ich eben dich hauen!“, kommt es mit einem finsteren Lachen aus der Rüstung. Blitzartig bekommt er Raphaels Hände zu fassen und entwaffnet ihn mit so einer Leichtigkeit, als hätte er ein kleines Baby vor sich. Kurz darauf landet der Rothaarige unsanft auf dem regennassen Stein. Ein entsetzlicher Schmerz durchfährt ihn daraufhin, als seine eigenen Waffen seine Handflächen durchbohren und ihn damit, einer Kreuzigung gleich, am Boden festnageln. Sein markerschütternder Schrei hallt durch die dunklen Straßen und bleibt dennoch ungehört. Nun ist es an Leonardo zum Angriff anzusetzen. Es gelingt ihm, Shredder von hinten zu überraschen, während er noch über Raphael hockt. Doch die metallene Rüstung bekommt nicht mal einen Kratzer, als sie von den Katana getroffen wird. Das eine Schwert verkantet sich stattdessen so unglücklich zwischen den Klauen an Sakis Schulter, dass die Klinge mit einem hellen Ton entzwei bricht, ehe er sie frei bekommt. Geschockt betrachtet Leo sein zerbrochenes Schwert nur den Bruchteil einer Sekunde lang. Doch dieser winzige Moment genügt Saki, um dem Schwarzhaarigen eine tiefe Wunde am linken Bein zuzufügen. Mit einem gequälten Laut landet Leo auf den Knien, ehe er von Shredder brutal zur Seite getreten wird. „LEO! Du verdammtes Arschloch, dass zahl ich dir heim!“, kommt es schnaubend von Raphael, der mit aller Gewalt versucht, sich vom Boden zu befreien. Er ignoriert dabei fast vollkommen den entsetzlichen Schmerz, der versucht seine Sinne zu betäuben und den bestialischen Gestank seines eigenen Blutes, das im die Galle hochkommen lässt. Langsam kommt Mikey wieder zu sich. Noch ganz neben der Spur sieht er Raph und Leo am Boden. Donnie hingegen steht noch. Mit einem gefährlich geschmeidigen Laut lässt Donatello die versteckte Klinge aus seinem Bo schnellen und geht dann zum Angriff über. Aber nur wenige Millimeter bevor die Klinge Shredder ein Auge ausstechen kann, fängt dieser sie ab. Verzweifelt versucht der Tüftler seine Waffe wieder frei zu bekommen, doch Sakis Griff gleicht einem Schraubstock. Ein feuchtes Krachen ist zu hören, als der Stab unter dem festen Griff des Metallmonsters zerbricht. Donnie taumelt nach hinten und stößt gegen die Hauswand. Sekunden später durchbohrt ihm die Klinge seines Bo-Stabs mit chirurgischer Leichtigkeit die Schulter. Mit einem heiseren Schmerzlaut sinkt Donatello auf die Knie und versucht mit zitternden Fingern die Waffe aus seinem angeschlagenen Körper zu ziehen. Heißes Blut läuft ihm dabei unaufhörlich den Oberkörper hinab und zeichnet dabei ein grausiges Muster auf seinen Trainingsanzug. In der Zwischenzeit ist es Leo gelungen, die Wunde an seinem Bein notdürftig mit einer seiner Bandagen zu verbinden, auch wenn diese sofort durchtränkt werden von seinem Blut. Hinkend und unter grässlichen Schmerzen gelingt es ihm dann, zu Raphael zu kommen. Schwer lässt er sich neben seinem Bruder auf den nassen Stein fallen. Der Rothaarige ist außer sich vor Wut und reißt damit immer größere Wunden in seine Handflächen. Man brächte mittlerweile wohl schon einen Korken, um sie zu verschließen… Scharf fährt Leonardo ihn an, doch still zu halten, um es nicht noch schlimmer zu machen und wohlmöglich die empfindlichen Nervenbahnen zu zerstören, doch er hat wenig Erfolg. Dies erschwert seine Hilfeversuche ungemein. Innerlich verflucht er seinen trotzigen Bruder dafür, andererseits kann er seine Wut gut nachempfinden. Nur am Rande bekommen die beiden mit, wie Shredder mit erhobenen Klingen auf Donnie zuschreitet. Doch gerade als der Tüftler denkt, jetzt habe sein letztes Stündlein geschlagen, verfehlen ihn die scharfen Klingen nur knapp. Als er die Augen wieder öffnet, sieht er, dass Mikey sich beherzt zwischen sie gedrängt und den Angriff mit seinem Nunchaku abgefangen hat. „Ich lass nicht zu, dass du meinen Brüdern wehtust, du Scheusal!“, gibt der Blonde ungewohnt erbost von sich. Allerdings erntet er nur ein müdes Lachen von Saki. „Du hast eine ganz schön große Klappe für so einen Zwerg!“, kommentiert er. „Ach ja? Und du hast eine verdammt hässliche Fresse, für so ein dämliches Blechgesicht!“, kontert der Blonde gehässig. Ein erzürnter Laut kommt daraufhin aus der Rüstung. Bedrohlich glühen die roten Augen ihm entgegen. „Du bist das Früchtchen, das dafür verantwortlich ist, dass mein Schüler jetzt im Krankenhaus liegt und nie wieder kämpfen kann!“, stellt Saki voller Abscheu fest. „Darauf kannst du Gift nehmen! Und ich würde es jeder Zeit wieder tun!“, posaunt der Blonde, in der Hoffnung Shredder damit etwas hinzuhalten, damit seine Brüderetwas Zeit haben, um wieder auf die Füße zu kommen. Und tatsächlich gelingt es dem Leader endlich seinen hitzköpfigen Bruder vom Boden loszubekommen. Auch Donnie gelingt es unter heftiger Anstrengung sich von der Klinge zu befreien, auch wenn ihm dabei kurz schwarz vor Augen wird. Aber dann geht alles ganz schnell, keiner von ihnen kann auch nur einen Muskel bewegen. Starr vor Schreck können sie nur hilflos zu sehen. Shredder packt Mikey grob am Kragen und rammt ihm die langen Lanzen seines Handschuhs in den Leib. Mit weit aufgerissenen Augen muss Donnie mit ansehen, wie die rasiermesserscharfen Lanzen bluttropfend an Mikey´s Rücken wieder zum Vorschein kommen. Sofort färbt sich die Rückseite von Michelangelos Trainingsanzug tief rot vom hervorquellenden Lebenssaft. I´m fighting too hard to win Back on the ground again Ein feuchtes Röcheln ertönt von dem Nunchakuträger. Zitternd hängt er auf den Klingen und kann sich nicht rühren. Sein Körper ist wie gelähmt, nur ein gewaltiger Schwall Blut sprudelt dem Jungen immer wieder aus dem Mund. Shredder lässt ein sadistisches Lachen hören, das durch den Helm klingt, als wäre es gerade aus dem Texas Massaker gekommen. „Jetzt bist du nicht mehr so vorlaut, was? Bradford wird sich sicher gleich viel besser fühlen, wenn ich ihm erzähle, dass du hier wie ein Schwein am Hacken hängst und um dein Leben bettelst!“ Erneut ertönt dieses markerschütternde Lachen, doch Mikey lacht ebenfalls, wenn auch nur schwach unter Schmerzen. „Du kannst den räudigen Köter so viel aufmuntern, wie du willst. Es wird an seiner Situation auch nichts mehr ändern – er wird immer ein durchtriebener Mistkerl bleiben, genau wie du! Und bevor ich dich anbetteln werde, jag ich mir lieber freiwillig eine Kugel in den Kopf!“, erwidert der orange Ninja amüsiert, während sich zu seinen Füßen eine immer größere Lache aus Blut sammelt, die nun langsam den Rinnstein hinab gleitet und gemischt mit dem Regen in nächsten Gully verschwindet. I feel like giving in But you´re my second wind „WAS? Wie kannst du es nur wagen, so mit mir zu reden, du jämmerlicher Wurm? Ich werde dich vernichten! ICH WERDE EUCH ALLE VERNICHTEN!“, kommt es wutschnaubend von Shredder. Dann fährt eine weitere Klinge aus seinem Handschuh. Einem Pfeil gleicht geformt, durchbohrt sie ebenfalls Mikey´s geschundenen Körper, schiebt sich blitzartig an Gedärmen, Muskeln, Sehnen und Nerven vorbei, zerfetzt sie und kommt an seinem Rücken, nur knapp neben seinem Rückgrat, wieder zum Vorschein. Ein erneuter Schwall heißen Blutes verlässt den Mund des Jungen und verteilt sich auf dem feuchten Boden. Ein unkontrolliertes Zucken geht durch den zierlichen Körper. Doch trotz der Schmerzen hört man keinen Laut von dem Blonden, nur das Donnergrollen, das mit Shredder um die Wette lacht. Triumphierend hebt Saki den bewegungslosen Jungen höher in die Luft und schleudert ihn dann in die nächste Ecke. Dabei zerreißen die gekrümmten Klingen nur noch mehr sein Fleisch, sodass man denken könnte, ein Rudel wilder Hunde sei über ihn hergefallen. Augenblicklich bildet sich ein roter Teppich unter dem reglosen Körper, der mit weit aufgerissenen Augen in Richtung seiner Brüder starrt. Don´t you ever tire Facing all my fires Das grauenerregende Lachen des Foot-Clan-Führers hallt weit durch die Straßen und scheint doch niemanden zu interessieren, begleitet vom heftigen Donner, der New York erzittern lässt. „Da waren es nur noch drei! Doch keine Sorge, du wirst deinen Bruder gleich in der Hölle wiedersehen!“, kommt es triumphierend von Saki, als er sich wieder Donatello zu wendet. Vor Schock und Angst erstarrt, ist der lila Turtle jedoch nicht in der Lage, irgendetwas zu tun. Sein Kopf ist so leer, wie er es nie zu vor in seinem Leben gewesen sein mag. Wut durchströmt ihn und lässt heiße Tränen hinter seinen Augen brennen, doch sein Körper verweigert seinen Dienst und so kann er nur hilflos zusehen, wie Shredder seine Klingen hebt, um ihm damit endgültig den Gar aus zu machen. Siegessicher ertönt das Lachen hinter der Metallmaske, doch plötzlich wird es abrupt abgebrochen. Donnie beobachtet starr, wie seine beiden Brüder sich mit letzter Verzweiflung auf Shredder stürzen und ihm eine Mülltonne über den Kopf ziehen. Anschließend verteilt sich blauer Rauch in der Gasse und die Umrisse der Jungs verschwinden. I don´t need no one but you right now So, I say Als es Saki schließlich gelingt, sich aus der Tonne zu befreien, lichtet sich der blaue Dunst gerade wieder. Wutentbrannt muss er feststellen, dass die Turtles geflüchtet sind – zurück bleibt nur ihr kaltes Blut im Rinnstein. In einiger Entfernung hört der Rüstungsträger das Quietschen schnell anfahrender Reifen, die seine Vermutung nur betätigen. Sie sind weg. Sie haben ihn ausgetrickst und gedemütigt und dafür werden sie eines Tages büßen! Doch vorerst zieht sich Shredder zurück und denkt fieberhaft darüber nach, wie er sich diese lästigen Kids endlich vom Hals schaffen kann. Doch ganz so schwer wird es sicher nicht mehr werden, denn immerhin sind sie jetzt nur noch zu dritt! Derweilen rast der Shellraiser mit beinahe mörderischer Geschwindigkeit durch die regennassen Straßen New Yorks. Eisiges Wasser spritzt zu allen Seiten empor und trifft auf beiden Seiten Fenster und Hauswände. Raphael hat sich hinter das Steuer gesetzt, da Leo mit seinem verwundeten Bein das Gaspedal nicht bedienen kann und weil Raph der Meinung ist, dass sein Leader eine zu enge Bindung zu den örtlichen Verkehrsregeln pflegt. Und gerade jetzt ist das sehr unangebracht. Immerhin liegt Mikey tödlich verwundet auf dem Boden des Wagens! Oh, my friend, you´re holding out your hand I take it like an oar from the depth Leo und Donnie haben sich um Mikey versammelt und versuchen ihn irgendwie am Leben zu erhalten, bis sie zu Hause sind. Hektisch durchwühlt der Tüftler die verschiedenen Schubladen, in denen sich medizinische Utensilien befinden. Seine Schulter schmerzt höllisch, doch er ignoriert das pochende Stechen, das sich bei jeder noch so kleinen Bewegung unüberhörbar durch seinen Körper frisst und versucht von ihm Besitz zu ergreifen. Endlich findet er, was er sucht. Schnell klebt er die kleinen Elektroden auf Mikey´s Brust und schließt sie an den tragbaren Herz-Lungen-Monitor an, damit er den Herzschlag und die Atmung seines Bruders besser im Blick hat. Doch die Anzeige beunruhigt ihn zu tiefst. Seine Atmung ist so flach, das sie schon fast nicht mehr vorhanden ist und bei seinem Herzschlag sieht es nicht viel besser aus. Er kramt eine Art Blasebalg hervor und presst das Mundstück auf Mikey´s Gesicht. Das andere Ende drückt er Leonardo in die Hand und gibt ihm zu verstehen, dass er es gleichmäßig drücken soll, damit Mikey besser atmen kann. Mit dem Stethoskop überprüft er währenddessen die Geräusche in der Lunge. Sie geben ihm Grund zur Annahme, dass der Nunchakuträger entweder jede Menge Blut in der Lunge hat, oder das sie durch Shredders Klingen verletzt wurde. Beides ein sehr schlechtes Zeichen. Hey, Lifesaver, I´m drowning in despair But you´re fighting for me right until the end Zwischendurch wechselt er die blutgetränkten Tücher auf Michelangelos Bauch. Er muss irgendwie versuchen, die Blutung zu stoppen, doch es scheint aussichtslos. Der ganze Wagen riecht inzwischen nach dem vergossenen Blut, das einen fast zu erschlagen scheint. Übelkeit dominiert die Jungs, doch niemand versucht es sich anmerken zu lassen. Panisch arbeitet der Brünette weiter, doch Mikey´s Lebenszeichen werden immer schwächer und schwächer. Nichts scheint auch nur ansatzweise zu wirken. Donnie platzt fast der Kopf. Er kann keinen klaren Gedanken mehr fassen und der Schmerz in seiner Schulter wird immer stärker, von seiner Übelkeit ganz zu schweigen. Schließlich erleidet er, in seiner hektischen Panik, einen Blackout. Kein einziger Gedanke durchquert mehr seinen Kopf – so als wäre eine Sicherung durchgebrannt und lässt ihn nun im Dunkeln stehen, wo er das Licht doch mehr denn je braucht. Vor seinem geistigen Auge sieht er nur immer wieder diese schrecklichen Bilder, wie Shredder Mikey´s Körper durchbohrt, als wäre er ein Stück Butter. Wie sich sein kleiner Bruder geopfert hat, um ihm das Leben zu retten. Er fängt an zu hyperventilieren. Sein ganzer Körper verkrampft sich, während er mit weit aufgerissenen Augen endlose Tränen zu Boden fallen lässt. Verzweifelt versucht Leonardo ihn wieder zur Vernunft zu bringen, doch Donnie reagiert nicht auf seine Worte. You pull me back to land and save me once again Ruckartig bremst der Shellraiser ab und kommt mit quietschenden Reifen mitten auf einer, sonst viel befahrenen, Kreuzung zum Stehen. Leo kann sich gerade noch aufrecht halten, doch Donnie kippt haltlos zur Seite und prallt hart auf den Boden des Wangens. Wutschnaubend erhebt sich Raphael vom Fahrersitz und stapft zu den beiden nach hinten. Grob packt er den Tüftler am Kragen und zerrt ihn hoch. „Sag mal, hast du noch alle Tassen im Schrank? Reiß dich gefälligst zusammen, du Genie! Oder willst du etwa, dass Mikey stirbt?“, hefig schüttelt er den Stabkämpfer durch, der immer noch krampfhaft versucht Luft zu holen und vor lauter Tränen nichts sehen kann. Leo versucht noch den Hitzkopf zu beruhigen, doch Raphael hört nicht ein einziges seiner Worte. Stattdessen verpasst er dem Brünetten eine so heftige Ohrfeige, dass Donnie sekundenlang Sterne sieht. Doch scheinbar hilft es, ihn in die Wirklichkeit zurück zu holen. Seine Atmung normalisiert sich wieder und er sieht Raph mit wachen Augen an. „Bist du jetzt endlich wieder klar in deinem verdammten Oberstübchen? Dann setz deinen Arsch da hin und kümmer dich gefälligst um meinen Bruder oder ich schwöre dir, du wirst noch vor ihm draufgehen!“, grob stößt er Donnie zu Boden, ehe er sich knurrend und fluchend wieder hinters Steuer setzt. Von seinen angsterfüllten Tränen sieht allerdings niemand etwas. You help me wash away The insane mistakes I´ve made Wieder Herr seiner Selbst, richtet sich Donatello auf, fährt sich mit dem Arm über die feuchten Augen und führt seine Arbeit mit festem Blick und sicherer Hand fort, so als wäre überhaupt nichts gewesen. „Danke Raph, dass hab ich gebraucht!“, kommt es noch von ihm, ehe der Rothaarige den sperrigen Wagen wieder in mörderische Bewegung setzt. Raphael erwidert nichts auf Donnies Worte hin, er hofft nur, dass er ihren geliebten Bruder nicht sterben lässt. Wütend wischt er sich die Tränen weg und blickt dann nur noch stur auf die nasse Straße. Bald darauf biegt der Wagen mit quietschenden Reifen in die Einfahrt ein. Erzürnt über den Fahrstil seines Sohnes kommt Yoshi daraufhin nach draußen. Als sich allerdings die Hecktüren des Wagens öffnen, traut er seinen Augen kaum. Blutverschmiert und mehr als angeschlagen kommen ihm seine Söhne entgegen. Raphael hat Mikey auf die Arme genommen, während Leo neben ihm her läuft und weiterhin den Blasebalg drückt. Als Letzter steigt Donnie mit wackeligen Beinen aus dem Wagen und hält sich die pochende Schulter. Beim Anblick seiner geschundenen, blutverschmierten Kinder wird Yoshi augenblicklich klar, was ihnen wiederfahren ist, oder besser wer. Daher fragt er gar nicht erst, sondern läuft rüber ins Altersheim, um Thomas zu holen, während die Jungs ihren schwerverletzten Bruder in das Krankenzimmer bringen. And I see it in your face My only source of grace Das Krankenzimmer gleicht einem voll ausgestatteten OP in einem Krankenhaus. Etliche Geräte reihen sich an einer Wand auf, massenhaft Operationsbesteck liegt steril verpackt auf einem Tisch und in der Mitte des Raumes befindet sich ein Operationstisch mit riesigen Lampen darüber. All diese Dinge stammen aus einem alten Hospiz, das vor gut zehn Jahre schließen musste. Gemeinsam haben Thomas und Splinter die Geräte und Utensilien gekauft und hier aufgestellt und seitdem hat dieses Zimmer viele gute Dienste getan. Aber nun kann es hoffentlich auch Mikey helfen? Mit letzter Kraft gelingt es Raphael und Leonardo ihren kleinen Bruder auf den Tisch zu legen. Mit schwerem Atem blicken sie auf seinen reglosen Körper hinab, während Donnie schwerfällig durch die Tür tapst. Die Erschöpfung ist ihm meilenweit anzusehen, doch die Entschlossenheit in seinen Augen versucht einen auf brutale Art vom Gegenteil zu überzeugen. Beinahe ehrfürchtig treten Raph und Leo beiseite, damit der Brünette an ihnen vorbei kommt. Schwankend, aber dennoch zielstrebig greift sich der Tüftler etwas Verbandszeug und drückt es den beiden in die Hand, damit sie sich um ihre eigenen Wunden kümmern können. No, I don´t take for granted All the time you´ve wasted Zur selben Zeit erreichen Yoshi und Thomas das Dojo. Mit einem unguten Gefühl betritt der Arzt das Haus. Er hat die Jungs schon öfter wieder zusammengeflickt, doch niemals zu vor schien es so ernst zu sein. Er kennt die Sauergeschichten über Shredder genauso gut wie die Jungs und kann sich ziemlich gut vorstellen, was ihn da jetzt erwartet. Unwillkürlich muss er an ein Schlachthaus denken und schüttelt sich. Doch sie sind kaum zwei Schritte ins Dojo getreten, da erstreckt sich vor ihren Augen eine endlose Blutspur auf dem Boden. Sie zieht sich bis zum Krankenzimmer hin und wird dabei immer größer. Geschockt starrt Splinter sie an, unfähig zu glauben, was er dort sieht. Die Angst um seine geliebten Söhne war nie größer und doch kann er nichts tun, um ihnen zu helfen. Die Menge an vergossenem Blut überrascht auch Thomas, doch er geht weit gefasster damit um, als Yoshi. Schließlich ist er Arzt und hat schon weit schlimmere Dinge gesehen – so denkt er zumindest. Festen Schrittes begibt er sich in das Krankenzimmer, aus dem ihm schon Raph und Leo entgegen gewankt kommen. Er sieht ihnen nur zu gut an, wie schlecht es ihnen geht. Dennoch wanken die beiden Jungs, sich gegenseitig stützend, an ihm vorbei, schenken ihm nur diesen unendlich traurigen, flehenden Blick, den er schon so oft in seinem Leben ertragen musste. Making sacrifices for a fool So I say Mit letzter Kraft lassen sich die beiden Kämpfer neben dem Krankenzimmer an der Wand hinab gleiten und blicken beinahe hilflos zu ihrem Sensei auf. Yoshi eilt sofort zu ihnen und geht vor ihnen auf die Knie. Für einen Moment schließt er sie fest in seine Arme, vergießt stumme Tränen und dankt allen Göttern, dass sie es lebend nach Hause geschafft haben. Dennoch ist ihm durchaus bewusst, dass das nicht für alle von ihnen gelten könnte. Derweilen betritt Thomas das Krankenzimmer und wird von einem hektischen Donatello begrüßt. Der junge Ninja ist ebenfalls schwer verletzt, dennoch wuselt er in dem Zimmer mit einer schier beängstigenden Präzision umher und sammelt alles für die bevorstehende Operation zusammen. Kraftlos stolpert der Stabkämpfer aber gegen eine Wand und atmet schwer. „Donatello, setz dich hin und ruh dich aus! Ich bin sicher, ich kann deinem Bruder helfen!“, kommt es besorgt von dem Arzt, während er dem Tüftler wieder auf die Beine hilft. Doch der Brünette lässt sich nicht so schnell vertreiben. Als er wieder auf den Füßen steht, schiebt er Thomas schwach, aber bestimmend zur Seite. „Ich bin ganz sicher, dass Sie das können, doch ich muss Ihnen helfen…“, erwidert der Junge schwer atmend. „Du hilfst mir am meisten, wenn du dich hinsetzt und dich ausruhst…“, bestimmend versucht der Arzt den jungen Ninja zur Tür zu schieben. Doch so schnell lässt sich der Stabkämpfer nicht abschieben. Mikey hat sich für IHN geopfert, er ist es ihm schuldig, sich um ihn zu kümmern! „Es ist meine Schuld, dass Mikey so schwer verletzt wurde und deshalb muss ich ihm auch helfen! UND DU WIRST MICH NICHT DARAN HINDERN!“, energisch macht Donnie seinen Standpunkt klar und überrascht Thomas mit der Unmenge an Kraft, die noch in ihm zu schlummern scheint. Oh, my friend, you´re holding out your hand I take it like an oar from the depth Zornig blickt der Brünette dem Älteren in die Augen. Von der wohlerzogenen Höflichkeit, die Donatello Erwachsenen gegenüber normalerweise an den Tag legt, ist nichts mehr übrig. Schließlich gibt der Arzt dem Ganzen nach. Es hilft niemandem, wenn sie sich hier Ewigkeiten streiten, anstatt zu handeln. Also schließt Thomas die Tür des Krankenzimmers und versperrt den drei anderen somit den Blick auf das Folgende. Resignierend und bangend blickt Splinter einen Monet auf die geschlossene Tür, ehe er den Wundfaden mit leicht zitternden Fingern durch die Nadel fädelt und anfängt die Wunde an Leonardos Bein zu schließen. Mit schmerzlich zusammen gepressten Augen lässt der Schwertkämpfer die unangenehme Prozedur über sich ergehen. Raph sitzt vor Wut zitternd neben seinem Leader und versucht sich zu beruhigen. Kraftlos schlägt er mit seiner blutigen Hand auf den Boden, während ihm eine Träne die Wange hinab rollt. Unterdes hat die Operation begonnen. Trotz seiner eigenen schweren Verletzung kämpft sich Donnie tapfer vorwärts. Thomas ist von so viel Entschlossenheit und Ausdauer mehr als überwältigt. Das Band zwischen den Jungs ist so stark, dass sie niemals an sich selbst denken würden, wenn einer der anderen in Schwierigkeiten steckt. Das hat ihnen schon oft Probleme eingebracht, ihnen aber auch immer wieder das Leben gerettet. Hey, Lifesaver, I´m drowning in despair But you´re fighting for me right until the end Nach einer gefühlten Ewigkeit gelingt es den beiden schließlich die Blutungen des Nunchakuträgers zu stoppen. Doch dies ist nur ein winziger Erfolg. Glücklicherweise wurden bei Shredders Angriff keine lebenswichtigen Organe oder Nerven verletzt, was allein schon an ein Wunder grenzt. Dennoch sieht es sehr schlecht für den orangen Ninja aus. Er hat schrecklich viel Blut verloren und ist in ein tiefes Koma abgeglitten. Dennoch sind seine Lebenszeichen schwach, aber stabil. „Er braucht dringend eine Bluttransfusion, sonst wird er die nächste Stunde nicht mehr erleben…“, wirft Donnie erschöpft in den Raum. „Derselben Meinung bin ich auch. Ich geh gleich rüber ins Lager und hole welche…“, erwidert Thomas, doch der Tüftler hält ihn zurück. „Nein, das würde viel zu lange dauern! Und außerdem kannst du nicht mit Bestimmtheit sagen, dass dort die passenden Konserven vorhanden sind!“ „Und was soll ich deiner Meinung dann stattdessen tun? Yoshi hat eine ganz andere Blutgruppe als ihr, ich ebenfalls und ihr drei seit mehr als angeschlagen. Keiner von euch würde das überleben…“, versucht der Arzt zu erklären. Doch Donatello ist sich dieser Sache mehr als bewusst, trotzdem gibt es nur eine einzige Lösung! „Sie müssen mein Blut nehmen, anders geht es nicht!“, entgegnet er ihm. You pull me back to land and save me once again Fassungslos sieht Thomas in die entschlossenen Augen des Brünetten. „Das kann ich auf gar keinen Fall verantworten! Es würde dich umbringen, ihm so viel Blut zu spenden! Zu dritt hättet ihr vielleicht ein Chance, aber…“, versucht der Arzt den Stabkämpfer zur Vernunft zu bringen, doch Donnie unterbricht ihn grob. „Das funktioniert nicht. Leo und Raph sind Rhesus negativ, Mikey und ich aber Rhesus positiv. Ich bin der Einzige, der ihm helfen kann und wenn Sie mir nicht helfen, dann mach ich es eben allein. Ich werde ihn retten, so wie er mich gerettet hat, und wenn es das Letzte ist, was ich tue, ich tu es für meinen Bruder!“, wild entschlossen baut er sich vor dem Arzt auf. Thomas ist tief beeindruckt von der grenzenlosen Liebe zwischen ihnen und von Donatellos Entschlossenheit, dennoch grenzt sein Plan an Selbstmord. Aber es bleibt ihnen nichts anderes übrig. „Also gut…“ Ganz wohl ist dem Arzt dabei kein bisschen, doch er weiß, dass sich Donnie von nichts abbringen lassen wird, das er sich einmal in den Kopf gesetzt hat. Mit einem liebevollen Blick beugt sich der Tüftler über seinen Bruder. Sanft streicht er ihm über die blutverschmierte Wange und setzt ihm vorsichtig einen hauchzarten Kuss auf die Stirn. „Ich lass dich nicht streben, Mikey! Du wirst wieder gesund, das versprech ich dir…“, haucht er ihm leise zu. Anschließend lässt sich der Größere auf einen Stuhl fallen und beobachtet schwach, wie Thomas die Nadeln setzt und ihre Körper mit einem dünnen Schlauch verbindet, durch den das lebensspendende Rot von einem zum anderen fließt. In der Zwischenzeit kümmert sich Thomas um Donnies Schulter, was dem Tüftler unsagbare Schmerzen erleiden lässt. Dennoch kommt nicht ein Laut über seine Lippen. Stumm blickt er nur zu seinem Bruder und hält dessen Hand. You lift me higher You hold the fire Ewigkeiten vergehen und Donatello wird immer unwohler. Allein durch dem Kampf mit Shredder hat er sehr viel Blut verloren und sein Körper rebelliert hartnäckig gegen noch mehr Blutverlust, dennoch ignoriert der Tüftler jedes Warnsignal und macht weiter. Zwischenzeitlich wird er immer wieder ohnmächtig, was Thomas große Sorgen bereitet und er mehrmals die Transfusion abbrechen will, um wenigstens einen von ihnen überleben zu lassen, doch Donnie wird jedes Mal rechtzeitig wieder wach, um ihn daran zu hindern. Unterdes ertragen es die drei vor der Tür kaum noch zu warten. Kraftlos hat sich Leo an Splinter gekuschelt und beobachtet, wie sein aufgebrachter Bruder im Dojo auf und ab geht. Raph ist zwar genauso schwach auf den Beinen, wie sein Leader, doch anmerken lässt er es sich nicht. Mit geballten Fäusten, leise vor sich hin schimpfend, stapft er in dem Raum herum und macht die beiden anderen damit nur noch nervöser. Außerdem hat das Ganze auch keinen positiven Effekt auf Raphaels Gesundheit. Durch sein energisches Fäuste ballen sind seine Wunden wieder aufgegangen und tränken die Verbände in verräterischem Rot. Doch er kann nichts dagegen tun. Er würde jetzt nur allzu gern nach Draußen gehen und Shredder dafür bezahlen lassen, doch ihm ist schmerzlich klar, dass er das keine zehn Sekunden überleben würde und damit wäre Mikey´s Opfer vollkommen umsonst gewesen. You make me strong enough to stay You lift me higher Schließlich erträgt Splinter das Ganze nicht mehr und erhebt sich. Sanft fängt er Raphael ein und zieht ihn zu sich auf den Boden. Der rote Ninja setzt sich heftig zur Wehr, doch im Endeffekt fehlt ihm die Kraft. Ausgelaugt lässt er sich in die Arme seines Meisters ziehen und sich die Verbände von ihm wechseln. Fünf Minuten später öffnet sich langsam die Tür des Krankenzimmers. Heraus tritt Thomas. Wie in einer billigen Fernsehsendung zieht er sich die blutgetränkten Handschuhe aus. Erwartungsvoll blicken die drei zu ihm auf. Schweigend nimmt sich der Arzt den ebenfalls blutigen Mundschutz ab, ehe er zu sprechen beginnt. „Es ist überstanden! Wenn Michelangelo die Nacht übersteht, ist er wohl aus dem Gröbsten raus. Dann muss er nur noch aufwachen…“, verkündet der Mann in einstmals Weiß. Augenblicklich hellen sich die Gesichter der Anwesenden auf. Keine zwei Sekunden später rappelt sich Raph auf und stürmt an dem Arzt vorbei ins Krankenzimmer. Doch als er in den Raum blickt, wird ihm sofort schlecht, als er das viele Blut sieht, das den Boden wie ein feiner Teppich überzieht. Die Fußabdrücke in dem klebrigen Rot wirken wie in einem billigen Film – völlig fehl am Platz und dennoch da. Doch es ist nicht nur der Boden. Auf einem Tisch liegen dutzende Werkzeuge, die nur mit Fantasie erkennen lassen, dass sie eigentlich aus hochglänzendem Stahl bestanden und nicht aus rotem Plastik. You hold the fire Made up stand tall Desweiteren liegen unzähligen Handschuhe und andere Kleidungsstücke in einem Korb, die nur vermuten lassen, dass sie einst Blütenweiß waren. Angesträngt presst sich der Saikämpfer die Hand auf den Mund, um sich nicht zu übergeben. Doch dies macht es nicht besser, da von seiner Hand ein ebenso strenger Blutgeruch ausgeht. Hilflos würgt er vor sich hin, bis sich die warme Hand seines Sensei auf seinen Rücken legt und sanft darüber streicht. Mit großen feuchten Augen wendet sich Raphael ihm zu und kämpft gegen die Übelkeit, während Leo langsam ins Zimmer hinkt. Schließlich gelingt es dem Saikämpfer seine Beherrschung wieder zu finden. Gemeinsam gehen sie in den hinteren Teil des Raumes, wo ihr kleiner Babybruder auf einem dicken Futon liegt. Angeschlossen an mehrere Maschinen, die unheilvoll vor sich hin piepsen, liegt er da und sieht mehr tot als lebendig aus. Sein Anblick treibt den anderen die Tränen in die Augen. Doch dann fällt ihr Blick auf Donnie, der auf einem zweiten Futon liegt und ein ebenso unglückliches Bild abgibt. Erschrocken wenden sie sich an Thomas. Dieser erklärt ihnen allerdings, dass sich Donnie nur ausruht. Durch das viele Blut, das er seinem kleinen Bruder gespendet hat, ist er mehr als nur an seine Grenzen gestoßen und letztendlich zusammengebrochen. Doch spätestens Morgen wird es ihm den Umständen entsprechend wieder bessergehen. Erleichtert setzt sich die Familie zu den beiden Sorgenkindern, während Thomas die Fenster öffnet, um den Schweren Geruch loszuwerden. Anschließend beginnt er damit, das Blut zu entfernen. Splinter betet für die baldige Genesung seiner vier Söhne, während Raphael und Leonardo stillschweigend auf ihre Brüder hinab sehen. But without you I´d fall Ein paar Stunden später… Noch immer sitzt die Familie im Krankenzimmer, doch mittlerweile sind sie alle eingeschlafen. Thomas ist längst wieder drüben im Altersheim und wird später nach seinen Patienten sehen. Langsam öffnet Donatello die Augen. Orientierungslos blickt er sich in dem Zimmer um, bis ihm wieder einfällt, was vorgefallen ist. Vorsichtig versucht er sich hinzusetzten. Doch ihm ist schrecklich schwindelig und schlecht und der Schmerz in seiner Schulter meldet sich deutlich zurück. Stöhnend lässt er sich auf das Kissen zurückfallen. Er gönnt sich einen Moment Ruhe, ehe er sich schwerfällig auf die Seite dreht. Eine ganze Weile betrachtet er seinen kleinen Bruder unweit neben sich. Das stetige Piepsen der Geräte nimmt er gar nicht wahr. Kraftlos rutscht er zu dem Blonden heran und ergreift seine Hand. Sie ist kalt, wie seine eigene, doch er kann den Puls des Kleineren unter der Haut spüren. Ein erleichtertes Lächeln legt sich auf seine Lippen. Er war sich nicht sicher, ob Mikey es geschafft hat, da er ohnmächtig geworden ist, bevor sie fertig waren. Vorsichtig rückt der Tüftler noch etwas dichter zu ihm, haucht ihm einen schwachen Kuss auf die Wange und legt schließlich seine Wange an Mikey´s. „Ich liebe dich…“, flüstert er dem tief schlafenden Jungen zu, bevor ihm wieder die Augen zufallen… Oh, my friend, you´re holding out your hand I take it like an oar from the depth Hey, Lifesaver, I´m drowning in despair But you´re fighting for me right until the end You pull me back to land and save me once again You lift me higher You hold the fire You make me strong enough to stay! Kapitel 14: Kids and other disasters ------------------------------------ Drei Monate später… Wochen sind vergangen und haben den Wunden Zeit gegeben, zu heilen. Der Kampf mit Shredder ist mittlerweile nicht mehr als eine böse Erinnerung und ein paar Narben, die sie ewig daran denken lassen werden, dass sie es geschafft haben, ihm zu entkommen. Seither ist alles wieder ruhiger geworden. Shredder hat sich nicht mehr blicken lassen, doch der Gedanke, dass sie irgendwann wieder auf ihn treffen, ist deutlich in ihren Köpfen verankert. Aber es gibt auch schöne Momente. So wurde Donnie nach seiner Ausbildung in der Bibliothek übernommen. Vor zwei Wochen hat man ihn dann an eine andere Bibliothek versetzt, wo er fortan fest angestellt ist. Die Freude darüber war dem Tüftler mehr als anzusehen. Die Bibliothek ist weltberühmt für ihre schier endlose Ansammlung an wissenschaftlichen Büchern, Aufzeichnungen und Arbeiten, darunter auch Raritäten von Einstein, da Vinci oder Plank. Donatello könnte kaum stolzer sein, dort zu arbeiten, dachte er jedenfalls. Einen kleinen Rückschlag muss er aber trotzdem einstecken. Zu seinem Leidwesen ist die Bibliothek nicht nur berühmt für ihre wissenschaftliche Abteilung, sondern auch für ihre über aus große Kinderfreundlichkeit… Man könnte fast sagen, es befindet sich eine extra Kinderbibliothek in der Bibliothek. Ein ganzer Flügel des mehrstöckigen Gebäudes ist nur für Kinder ausgelegt. Um die anderen Besuchen nicht zu stören, ist er extra abgetrennt und bietet eine Rundumbetreuung an. Das Personal kümmert sich um die Kleinen, in dem es mit ihnen Spiele spielt, Geschichten vorliest, malt oder bastelt. Die Kinder sind deswegen auch immer ganz aus dem Häuschen, für das diensthabende Personal ist es daher nicht immer so einfach. Nicht jeder hat einen Draht zu Kindern. Dem Brünetten fällt so etwas eher schwer. In seinen Augen ist eine Bibliothek ein Ort der Stille und des Lernens und kein Kinderspielplatz – selbst Michelangelo versteht das besser, als die meisten kleinen Besucher. Donnie hat zwar schon einige Erfahrung im Umgang mit Kindern, allein wegen Mikey, aber EIN Kind ist ja etwas ganz anderes, als eine ganze Horde. Bei Brüdern ist es ja auch ganz anders. Mikey kann er jederzeit ausschimpfen, wenn er ihm zu sehr auf die Nerven geht, bei fremden Kindern geht das nicht so einfach. Immerhin könnten sich die Eltern dann beschweren und er seinen Job verlieren. Also ergibt er sich schweigend seinem Schicksal und vielleicht hat er ja irgendwann die Chance in die Wissenschaftsabteilung zu kommen. Ansonsten kann er sie nur zwischendurch mal betreten, solang noch nicht geöffnet ist oder er Mittagspause hat. Ein Ort endloser Stille – kein Vergleich mit den lauten Kindern, die einem kein bisschen das Gefühl geben in einer Bibliothek zu sein. Samstagnachmittag… Es gibt wohl kaum etwas Schlimmeres, als den Samstagsdienst in der Kinderabteilung. Donatello hat das große Los gezogen, heute damit dran sein zu müssen. Schon unter der Woche sind massenhaft Kinder in der Bibliothek, doch am Samstag ist es noch viel schlimmer. Das Tragische daran ist, dass in der Woche zwei bis drei Leute Dienst in der Kinderabteilung haben, am Samstag aber immer nur einer eingeteilt ist. Die Chefs sind der Meinung, dass dies mehr als ausreichend ist, da die Bibliothek am Samstag ja nur für vier Stunden geöffnet ist und nicht den ganzen Tag, wie sonst immer. Doch das gerade am Wochenende mehr Leute kommen, als die ganze Woche zusammen, wird dabei einfach unter den Tisch gekehrt. Der Stabkämpfer war immer sehr angetan von seinen Kollegen, die genau zu wissen scheinen, wie man mit diesen Chaoten umzugehen hat, sodass er sich um die Ordnung in der Abteilung kümmern konnte. Doch nun steht er hier ganz allein in der Kinderabteilung und ist mehr als verzweifelt. Die Horde von gut vierzig kleinen Kindern zwischen fünf und zwölf Jahren scheint ihn auch überhaupt nicht ernst nehmen zu wollen. Sie toben herum und veranstalten ein Riesenchaos. Gekonnt ignorieren sie alle Worte des Brünetten, so als wäre er gar nicht da. Seufzend lässt Donnie die Schultern hängen. Überall liegen Bücher und Spielsachen verstreut – der Raum gleicht mehr einem Schlachtfeld, als irgendetwas anderem. Zum wiederholten Mal fragt sich der Tüftler, wie seine Kollegen es nur schaffen, die Kinder unter Kontrolle zu halten. Eigentlich soll er ihnen jetzt eine Geschichte vorlesen und anschließend Bilder mit ihnen dazu malen. Der Brünette hat es zwar geschafft, dass die Kinder sich erwartungsvoll vor ihm hingesetzt haben, um der Geschichte zu lauschen, doch kaum hat er angefangen, vorzulesen, sind sie einfach wieder aufgestanden und machen nun wieder ihren Unsinn. Donnie hat alles versucht, um sie wieder ruhig zu stellen, doch nichts wirkt. Er fühlt sich einsam und im Stich gelassen – zum ersten Mal seit Ewigkeiten steht er vor einer scheinbar simplen Aufgabe, die er aber dennoch nicht lösen kann. Unweigerlich fallen Donatello die Worte ein, die er einst zu Splinter sagte: er sei Erfinder und kein Kindermädchen. Sein Sensei meinte daraufhin nur, er solle positives Verhalten belohnen. Resignierend blickt er sich in dem Saal um. „Wie soll ich etwas belohnen, das nie da gewesen ist?“, seufzend hebt er ein Buch vom Boden auf und streicht liebevoll die zerknicken Seiten wieder glatt. Es ist kaum zu glauben, doch selbst Mikey ist hundert Mal einfachen zu handhaben gewesen, als diese Kinder! Erneut versucht er sie zur Ruhe zu bringen, macht ihnen allerhand Vorschläge, was sie gemeinsam machen könnten, damit er hier etwas Ordnung machen kann, doch er stößt wieder nur auf taube Ohren. Schließlich hält er einen taktischen Rückzug für die einzig richtige Lösung und ignoriert die Bande einfach. Schweigend, in seinen Gedanken versunken, macht sich der Tüftler daran, die verstreuten Bücher aufzusammeln und die Spielsachen in die Kiste zu befördern. Lautstark wuseln die Kinder um ihn herum, als wäre er gar nicht da. Mehr als einmal rempeln sie ihn sogar an und drängeln ihn fast schon grob beiseite. Er ermahnt sie zwar, vorsichtiger zu sein, doch sie hören natürlich nicht. Mit einem Arm voller Stofftiere beladen, sinkt er vor der großen Kiste auf die Knie, um sie ordentlich einzuräumen, auch wenn er weiß, dass sie in spätestens fünf Minuten sowieso wieder überall verstreut sind. Genau auf so einen Moment scheinen die aufgeweckten Kinder gewartet zu haben. Blitzschnell nähert sich eines von ihnen dem Stabkämpfer und zieht ihm sein Bandana aus den Haaren. Außerhalb eines Kampfes oder des Trainings, tragen die Jungs ihre Bandanas um den Hals oder benutzen es, um sich die Haare aus der Stirn zu halten. Während der Arbeit oder im Labor bindet sich Donnie seine Haare mit dem Bandana aber immer zu einem Pferdeschwanz zusammen. Erschrocken und erzürnt dreht sich Donatello zu dem frechen kleinen Jungen um, der es gewagt hat, ihm sein Bandana wegzunehmen. „Gib das sofort wieder her!“, befiehlt er dem Kind. Doch der vorlaute Bengel streckt ihm nur die Zunge raus und rennt dann mit dem lila Stoff davon. Schnell ist Donnie hinter ihm her. ‚Was bin ich eigentlich für ein Ninja, wenn ich mir von so einem Gör mein Bandana wegnehmen lasse?‘, geht es dem jungen Wissenschaftler durch den Kopf. Dabei übersieht er vollkommen die beiden anderen Kinder, die ihm in diesem Moment ein Bein stellen. Überrascht schlägt der hochgewachsene Ninja der Länge nach hin. Mit schmerzverzerrtem Gesicht versucht er sich vom Boden zu erheben. Ehe ihm dies aber gelingt, stürzen sich alle Kinder auf ihn und drücken ihn auf das Holz zurück. „Geht sofort runter von mir! Was soll das denn? Könnt ihr euch denn nicht benehmen…“, presst der Brünette hervor, doch die Kinder lachen nur. Mit einem beängstigen Geschick gelingt es der Bande, dem Ninja mit seinem eigenen Bandana die Hände auf den Rücken zu fesseln. Es wäre nicht unbedingt schwer für Donnie, sich den Kindern zu entziehen, doch er hat Angst, ihnen dabei wohlmöglich wehzutun. Also wehrt er sich erst mal nicht dagegen. Irgendwann werden sie ihm die Chance geben, sich zu befreien. Doch jetzt im Moment erschweren sie ihm sein Dasein noch etwas, indem sie ihm ein paar dicke Bücher auf die Schulterblätter stapeln und auf deren Spitze auch noch eine randvolle Blumenvase stellen. Donnie schluckt nervös und sieht aus dem Augenwinkel, wie bedenklich die Konstruktion dabei zu wackeln beginnt. „Oh Himmel, womit hab ich das nur verdient?“, murmelt er in sich hinein und versucht so ruhig wie möglich zu liegen. Hilflos sieht er mit an, wie die Kinder das Chaos in dem Saal noch vergrößern. Als es ihm jedoch gelingt, einen Blick auf die Wanduhr zu werfen, keimt doch etwas Hoffnung in ihm auf. Es dauert nur noch eine halbe Stunde, bis die Bibliothek schließt und Donatello diese kleinen Biester wieder los ist. Doch bis dahin, wird er sich noch gedulden müssen, auch wenn er es kaum mit ansehen kann, wie diese Bälger seine Abteilung ruinieren. Seufzend schließt er die Augen und hofft, dass das heute alles nur ein Traum ist und er jeden Moment aufwacht. Und der Stabkämpfer scheint wirklich Glück zu haben. Plötzlich hört er Mikey´s Stimme und öffnet erwartungsvoll die Augen. Doch er muss traurig feststellen, dass er weder in seinem Labor, noch in seinem Bett ist und dass alles doch kein Traum war. „Donnie! Was machst du denn da auf dem Boden?“, irritiert betrachtet ihn sein jüngster Bruder und kniet dabei direkt vor ihm. Vorsichtig hebt der Angesprochene etwas den Kopf, um dem Blonden ins Gesicht sehen zu können. „Was denkst du denn, was ich hier mache, Mikey?“, fragt er leicht genervt, da sein Bruder so gar keine Anstalten macht, ihn aus seiner misslichen Lage zu befreien. Kurz scheint der Blonde doch tatsächlich zu überlegen, was den Tüftler nur mit den Augen rollen lässt. „Sieht aus, als würdet ihr Cowboy und Indianer spielen…“, kommt es unschuldig von dem Jüngeren. Diese Aussage trägt nicht gerade zu Donatellos Ruhe bei und er muss sich sehr beherrschen, damit die Vase nicht zu Boden fällt. „Das ist kein Spiel, Mikey! Diese kleinen Monster haben mich überwältigt…“, gibt der Stabkämpfer schließlich zu, während sich eine leichte Röte auf seinen Wangen ausbreitet. Langsam keimt die Erkenntnis in dem Nunchakuträger auf und er setzt ein schmollendes Gesicht auf. „Ach schade – und ich dachte, ich könnte mitspielen…“ Augenrollend seufzt der Brünette auf, erst recht, da Mikey noch immer nicht auf die Idee zu kommen scheint, ihm zu helfen. „Ich verspreche dir, du kannst das nächste Mal mitspielen, wenn du mich jetzt endlich losbindest!“, kommt es, der Verzweiflung nahe, von dem Größeren. Michelangelos Gesicht hellt sich deutlich auf. „Okay!“, flötet er fröhlich, ehe er vorsichtig die Vase von dem Bücherstapel entfernt. „Gott, was ist denn hier für ein Lärm?“, dringt dann auch Leonardos Stimme an Donnies Ohr. Der Tüftler war noch nie so erleichtert, die Stimme seines Anführers zu hören. Ihm wird bestimmt etwas einfallen, um diese nervigen Kinder zu besänftigen. Kurz darauf treten Leo und Raph in sein Blickfeld und gucken doch ziemlich verwundert auf ihn hinab, während Mikey mit aller Vorsicht die Vase auf den Tisch in der Nähe abstellt. Schließlich scheint Raphael der Lärm so dermaßen auf die Nerven zu gehen, dass er sich in den Mittelgang stellt und die Stimme erhebt. „Hey ihr Rotzgören, haltet gefälligst die Klappe und macht hier nicht so einen Stress, sonst versohl ich euch den Hintern!“, durchschneidet seine Stimme grob den Lärm und Donnie kann nur hoffen, dass das Draußen keiner seiner Kollegen gehört hat. Für einen Moment halten die Kinder aber tatsächlich inne und starren den breitschultrigen jungen Mann an, der sie mit verschränkten Armen und finsterem Blick mustert. Doch dann fangen sie an zu lachen. „Du hast uns gar nichts zu sagen, Pumuckl!“, tönen die Kinder und nehmen dann ihren Unfug wieder auf. „Wie war das gerade?“, knurrt der Rothaarige ihnen erbost entgegen und macht sich schon zum Angriff bereit. Doch in letzter Sekunde gelingt es Leonardo ihn zurück zu halten. „Reg dich ab, Raph! Das sind noch Kinder…“, versucht er ihm klarzumachen, während er ihn mühsam in den Gang zu Donnie zurück zieht. „Aber die…“, setzt der Saikämpfer an. „Könntet ihr eure Streitereien vielleicht auf zu Hause verschieben und mir endlich helfen?“, unterbricht ihn Donatellos zornige Stimme. Etwas irritiert sehen die beiden zu ihrem Bruder hinunter und merken schnell, dass Mikey schon wieder verschwunden ist. Der Blonde hat sich nun auf den Platz im Mittelgang gestellt und scheint selbst versuchen zu wollen, die Rasselbande unter Kontrolle zu bringen. Der Junge holt tief Luft, schiebt sich zwei Finger zwischen die Lippen und lässt dann ein ohrenbetäubendes Pfeifen hören, dass wahrscheinlich die halbe Bibliothek gehört hat. Augenblicklich verstummen die Kinder wieder und bleiben wie angewurzelt stehen. Argwöhnisch betrachten sie den Blonden. Dieser hebt einen prallgefüllten Plastikbeutel in die Luft. „Wer will Milch und Kekse?“, fragt Mikey schließlich und lächelt ihnen voller Begeisterung zu. Einen Moment sehen sich die Kinder noch etwas unschlüssig an, dann stürmen sie voller Freude auf den Jungen zu und versuchen ihm den Beutel mit den Keksen abzunehmen. Doch Mikey ist ja nicht verrückt. Er hebt den Beutel so hoch, dass sie ihn nicht erreichen können und führt die Kinder dann an den großen Tisch in der Mitte des Saales. Etwas baff beobachten ihn die drei anderen, wie er sich mit den Kindern an den Tisch setzt und dann einem nach dem anderen ein Päckchen Milch und eine Hand voll Kekse gibt. Keiner von ihnen streitet sich oder versucht Mikey etwas abzuluchsen. Es kommt Donnie so vor, als wären das überhaupt nicht dieselben Kinder wie noch vor ein paar Minuten. Etwas verkrampft erhebt sich der Tüftler vom Boden, nachdem seine Brüder ihn nun endlich befreit haben. Da es nun schon beinahe totenstill in dem Saal ist, kann der Brünette auch endlich wieder einen klaren Gedanken fassen. „Was macht ihr hier überhaupt und warum schleppt Mikey so viel Milch und Kekse mit sich herum?“, wendet er sich an seinen Leader, während er sein Bandana wieder in seine Haare bindet. „Naja, wir wollten mal sehen, wie dir dein erster Samstagsdienst so bekommen ist und dich abholen.“, erläutert Leo, mit einem Auge auf Mikey und seine Rasselbande gerichtet. „Ja und Mikey hatte die verrückte Idee, Kekse für alle deine Kollegen zu backen. Er stand den ganzen Morgen in der Küche und jetzt futtern diese undankbaren Gören seine ganze Arbeit weg. Und die Milch haben wir im Supermarkt hier neben an besorgt, weil Mikey dachte, dass sich deine Leute darüber bestimmt auch freuen würden…“, kommt es mit verschränkten Armen von Raph, der die Kinder mit seinen zornigen Blicken straft. Leicht traurig wendet Donatello seinen Blick zu seinem kleinen Babybruder, der sich seinetwegen so viel Mühe gemacht hat und nun seine Kekse für seine Rettung opfern musste. Er fühlt sich schlecht deswegen, aber im Endeffekt war es Mikey´s eigene Entscheidung. Donnie fällt auch beim besten Willen nichts ein, was sie sonst hätten tun können. Resignierend seufzt er und schaut sich dann das Chaos an, das die Kinder veranstaltet haben. Seine Augen weiten sich und er legt eine Hand vor den Mund. „Oh Gott…“, flüstert er leise, mit dem Gedanken, dass alles aufräumen zu müssen. Schwer legt sich Raphaels Hand auf seine Schulter. Der Brünette zuckt leicht zusammen, als die Stimme des Rothaarigen viel zu laut neben seinem Ohr ertönt. „Ok, dann sag mir mal, wo der ganze Scheiß hinkommt und dann räumen wir den Laden hier wieder auf, bevor die Bullen noch den Shellraiser abschleppen – der hat nicht in die Tiefgarage gepasst und blockiert jetzt fast die halbe Straße mit seinem breiten Hintern…“ Dann gibt er Donnie einen kleinen Schups, als wenn er damit sagen will, er solle sich beeilen und schnappt sich die Bücher, die er von Donnies Schultern gesammelt hat. Etwas irritiert betrachtet der Stabkämpfer seinen Bruder. Ausgerechnet Raph meldet sich freiwillig um ihm beim Aufräumen zu helfen? Das muss eine echte Primäre sein. Nach einem kurzen Moment, indem ihm Raphael ungeduldig mit den Büchern auf den Armen mustert, fängt sich Donnie wieder. „Leo, du gehst am besten runter ins Café und sagst den Eltern Bescheid, dass sie ihre Brut wieder abholen sollen und Raph, du kannst die Bücher da auf den Wagen legen, ich sortiere sie dann am Montag wieder ein. Gesagt, getan. Leonardo eilt ein Stockwerk tiefer in das hauseigene Café und findet dort die meisten der Eltern. Andere begegnen ihm auf dem Weg und bald darauf ertönt auch eine Durchsage im ganzen Gebäude, die die Leute über die baldige Schließung informiert. Raph sammelt schweigend die ganzen Bücher zusammen und beobachtet dabei seinen kleinen Bruder, der den Kindern jetzt wild gestikulierend und dem Mund voll Keksen irgendwelche verrückten Geschichten erzählt. Als Donnie dies, mit den Armen voller Spielsachen, ebenfalls beobachtet, wünscht er sich, er könnte auch so spontan so ausgeflippte Geschichten erzählen. Scheinbar interessieren sich die Kinder von heute eher für Roboter und Dinosaurier im Weltraum, statt für die guten alten Märchenbücher, die ihm hier zur Verfügung stehen. Es dauert nicht lange, da kommen auch schon die ersten Eltern und nehmen ihre Kinder mit. Und pünktlich zum Feierabend sieht der Saal wieder ordentlich aus, ganz so, als wären nie Kinder hier gewesen. Erschöpft seufzt Donnie, als er die großen Türen der Kinderabteilung schließt und mit seinen Brüdern zu seinen Kollegen geht, um sich zu verabschieden. Als sie dann im Shellraiser auf dem Weg nach Hause sitzen, rutscht Mikey zu ihm heran. „Es tut mir echt leid, dass keine Kekse mehr für euch übrig geblieben sind…“, die Traurigkeit in seiner Stimme lässt Donatello nur mitfühlend schmunzeln. So viel Arbeit und alles für die Falschen. „Ist schon ok, Mikey! Wären die Kekse nicht gewesen, hätten wir diese Kids ganz sicher nie unter Kontrolle bekommen…“, entgegnet ihm der Tüftler und wuschelt ihm durch das Haar. „Ich werde für deinen nächsten Samstagsdienst auf jeden Fall neue Kekse backen!“, verkündet der Blonde freudig, woraufhin Donnie erst recht lachen muss. „Ihr seid echt die Besten!“, verkündet er, während die Landschaft so an ihnen vorbei gleitet und sie ihrem ‚friedlichen‘ Heim immer näher kommen. Drei Wochen später… Nach diesem Erlebnis ist Donatello in sich gegangen und hat versucht, eine Lösung für dieses Problem zu finden. Er hat sich sogar mit seinen Brüdern zusammen gesetzt und sie um Rat gefragt. Besonders Mikey hat ihm viele Dinge erzählt und einiges davon scheint dem Tüftler sogar so plausibel, dass er es ausprobieren möchte. Dennoch überkommt ihn ein mulmiges Gefühl, als er seinen Samstagsdienst erneut antritt. Zu seiner Erleichterung füllt sich der Saal heute nur langsam und er kann auch keines der Kinder ausmachen, die beim letzten Mal hier waren. Diese Tatsache beruhigt ihn etwas. Wäre es anders gewesen, hätten diese vorlauten Gören ihn bestimmt aufgezogen und seine ganze Mühe wäre umsonst. Die Kinder heute sind viel ruhiger und lassen sich eher etwas von ihm sagen, weswegen die Bibliothek auch nicht wie ein Schlachtfeld aussieht. Die Kinder sind sogar so nett, ihm beim Aufräumen zu helfen, bevor es dann Zeit ist, eine Geschichte zu hören. Während Donnie die Bücher und Spielsachen mit dem Nachwuchs einsortiert, macht er sich dennoch Gedanken, wie seine Geschichte ankommen wird. Er hat sich zwar für das heute vorgegebene Thema eine passende Gesichte rausgesucht, doch er bezweifelt irgendwie, dass die Kinder besondere Lust dazu haben sich ‚Peterchens Mondfahrt‘ anzuhören. Fieberhaft sucht er nach einer anderen Lösung. Doch vielleicht hat er ja auch Glück und sie wollen sich die Geschichte anhören. Aber für den Ernstfall sollte er sich doch eine Alternative ausdenken. Da fällt ihm ein Tipp seiner Brüder ein, die meinten, er solle doch die Kinder fragen, was für eine Gesichte sie hören wollen und sich dann dazu etwas ausdenken und kein altes Buch benutzen, das sowieso schon jeder kennt. Das ist zwar an sich eine gute Idee, doch wenn Donnie etwas nicht kann, dann ist es, sich verrückte Geschichten zusammen zu spinnen. Er ist Realist und seine Fantasie reicht gerade so weit, sich vorzustellen, was er aus einem Haufen Schrott machen kann und nicht irgendetwas aus der Luft zu greifen, was nicht mal einen Bezug zur Wirklichkeit hat. Er seufzt etwas schwer, als er die letzten Bücher in das niedrigere Regal einstellt. Erwartungsvoll blicken ihn die Kinder an, als sie fertig sind. Etwas nervös dirigiert er sie schließlich zu dem großen dicken Teppich, auf dem sie artig Platz nehmen und einen Halbkreis um den Stabkämpfer bilden. Bedenklich setzt er sich zu ihnen und blickt in ihre großen Augen, die es kaum erwarten können. Er seufzt lautlos in sich hinein, ehe er ein fröhliches Gesicht aufsetzt und die Kinder fragt, ob sie denn gern ‚Peterchens Mondfahrt‘ hören möchten. Doch wie er es schon befürchtet hat, kennen die Kleinen die Geschichte schon mehr als Auswendig und haben auch so gar keine Lust darauf. Leicht resignierend legt Donatello das Buch auf den nebenstehenden Tisch und fragt die Kinder dann, was für eine Geschichte sie stattdessen hören wollen. Eine kleine Diskussion entbrennt unter seiner jungen Zuhörerschaft, doch schließlich kommen sie zu einem Ergebnis. Sie wollen eine Geschichte hören, in der ein tapferer Krieger, eine Prinzessin von einem bösartigen Robodrachen befreit und ein Zauberer soll auch noch drin vor kommen! Schnell wird dem Tüftler klar, dass es so eine Geschichte nicht gibt und er sich tatsächlich etwas ausdenken muss. Angesträngt grübelt er nach. Doch so recht will ihm nichts Vernünftiges einfallen. ‚Wahninnig toll, eure Einfälle…‘, verflucht er seine Brüder in seinem Kopf. Doch plötzlich kommt ihm die Idee. Seine Brüder haben ihm das Ganze eingebrockt, also müssen sie auch für seine Geschichte herhalten! Was der Brünette allerdings nicht merkt, ist, dass seine Brüder genau in diesem Moment durch die Tür kommen und gespannt seiner Geschichte lauschen. „Also, es war einmal, vor gar nicht all zu langer Zeit, da lebte ein stolzer König in einem wundervollen Land. Der König trug den Namen Leonardo und er hatte auch allen Grund dazu, stolz zu sein. Er war ein netten und großzügiger König, der von all seinen Untertanen sehr gemocht wurde und er hatte eine wunderschöne Tochter, die er über alles liebte. Prinzessin Michaela war unglaublich lieb und hilfsbereit, doch sie hatte die tragische Angewohnheit, sich immer zu in Schwierigkeiten zu bringen. Dies bereitete König Leo immer wieder Kummer. Daher wünschte er sich einen Mann an ihrer Seite, der sie beschützt und immer auf sie Acht gab.“, beginnt Donnie zu erzählen, während er aufmerksam die Reaktionen seiner kleinen Zuhörer beobachtet. Bis jetzt scheint alles in Ordnung zu sein. Allerdings sieht er nicht die Reaktionen seiner Brüder. Leo fühlt sich doch ziemlich geehrt, von Donnie als König dargestellt zu werden. Raph hat hingegen nichts Besseres zu tun, als Mikey damit aufzuziehen, das dieser die Prinzessin sein muss. Schmollend wendet sich der Blonde von ihm ab und schmiegt sich stattdessen an Leo, der schützend einen Arm um ihn legt und dabei wieder die Eifersucht in Raph zum Vorschein bringt. „Eines Tages spazierte Prinzessin Michaela durch einen Wald. Neugierig schaute sie sich überall um und merkte dabei nicht, wie sie immer weiter in das Gebiet des gefürchteten Metalldrachens vordrang. Der Drache trug den Namen Shredder, weil sein ganzer Körper aus glänzendem Metall bestand und alle Schuppen wie kleine Messer von seiner Oberfläche abstanden. Sie waren sehr scharf und konnten einen schwer verletzten. Die Prinzessin ahnte nicht, dass Shredder nichts mehr hasste, als wenn jemand sein Revier betrat. So kam es dazu, dass der gefürchtete Drache die Prinzessin gefangen nahm und es kaum erwarten konnte, sie als sein Abendessen zu zubereiten.“, mit dunkler Stimme erzählt der Stabkämpfer weiter und die Kinder lauschen ihm mit großen Augen. Auch seine Brüder zucken unwillkürlich zusammen, als Shredders Name fällt und Mikey versteckt sich schon fast hinter Leo, als der Drache die Prinzessin erwischt. Unbewusst legt der Jüngste sich eine Hand auf den Bauch und streicht über die Narben, die dort von seinem Kampf mit Shredder geblieben sind. „Es dauerte nicht lange, da erfuhr König Leo von diesem tragischen Zwischenfall und weinte bitterliche Tränen um seine geliebte Tochter. Schließlich bemerkte der Hofzauberer Donna, wie verzweifelt sein König war und trat zu ihm heran. Er schlug Leonardo vor, er möge doch einen tapferen Ritter losschicken, um seine Tochter zu retten. Wenig später ließ der König alle Ritter seines Königreiches zu sich kommen und erzählte ihnen, was passiert war. Wem es gelang, ihm seine Prinzessin wiederzubringen, dem gebe er ihre Hand zur Ehe und seinen Thron zum Dank. Die Ritter waren von dieser Idee mehr als begeistert, haben sie doch alle schon lange ein Auge auf die blonde Michaela geworfen. Doch als sie hörten, dass die Prinzessin von dem fürchterlichen Metalldrachen Shredder entführt wurde, war keiner mehr so mutig, es zu versuchen. So stand der König wieder allein da, während sich der Zauberer schon überlegte, wie man diesen Drachen wohl am besten besiegen konnte“ Schnaubend verschränkt Raphael die Arme vor der Brust. „Solche Feiglinge!“, zischt er, während Leonardo ihm zu verstehen gibt, dass er doch still seien solle. „Als König Leo schon völlig in seiner Verzweiflung versunken war, trat ein junger Mann an ihn heran, kaum älter als seine Tochter. Raphael war der Sohn eines Viehzüchters und alles andere als ein Ritter. Doch er war sehr kräftig und kannte keine Angst. Nach einigem Überlegen legte der König das Leben seiner Tochter in die Hände dieses jungen Mannes. Es blieb ihm ja auch nichts anderes übrig. So zog Raphael los. Begleitet wurde er von dem Zauberer Donna. Es dauerte nicht lange, da fanden die beiden die Höhle des Shredders. Mutig eilte der Bauernjunge hinein und erblickte die Prinzessin auch so gleich. Der Drache hatte sie gefesselt und wollte sie nun in einen Topf mit kochendem Wasser werfen. Von Entschlossenheit beflügelt stürmte Raphael zu ihrer Rettung los, doch sein Schwert zerbrach an der harten Metallhaut des Drachen. Aber zumindest war die Aufmerksamkeit des Drachen jetzt nicht mehr bei der Prinzessin, die sich nun in einer Ecke versteckte. Erneut versuchte sich der junge Mann dem Drachen entgegenzustellen. Doch da kam dem Zauberer eine Idee. Schnell schnappte er sich seinen Umhang und verband dem Drachen auf magische Weise damit die Augen. Brüllend und fauchend versuchte der Drache seine Augen wieder freizubekommen. Doch so leicht ließ sich der Zauber nicht brechen. Orientierungslos stapfte der Drache aus der Höhle heraus und fluchte laut vor sich hin. In der Nähe der Höhle befand sich eine tiefe Schlucht. Raphael erkannte sofort seine Chance und trieb den blinden Drachen darauf zu. Schließlich gelang es dem Drachen aber doch, seine Sicht wieder zu erlangen, doch es war bereits zu spät. Der Metalldrache stürzte den Abgrund hinunter und war seit her nie wieder gesehen. Gesund und munter brachte der Bauernjunge die Prinzessin wieder nach Hause zurück und schon zwei Tage später wurde eine prunkvolle Hochzeit gefeiert. Und wenn sie nicht gestorben sind, dann leben Raphael und Michaela noch heute…“ Begeistert applaudieren die Kinder, als Donnie seine Geschichte beendet. Überrascht beobachtet er die Kleinen dabei. Er hätte nie gedacht, dass ihnen die Geschichte so gut gefallen würde. Ein sanftes Lächeln legt sich auf seine Lippen. Doch es verschwindet nur Sekunden später, als er plötzlich von hinten umarmt wird. „Das war eine ganz tolle Geschichte, Donnie!“, flötet Mikey ihm lautstark ins Ohr. Erst jetzt bemerkt der Brünette, dass er die ganze Zeit über von seinen Brüdern belauscht wurde. Ein roter Schimmer breitet sich auf seinen Wangen aus. „Es freut mich, dass es dir gefallen hat, Mikey.“, vorsichtig befreit er sich aus der stürmischen Umarmung seines kleinen Bruders und begrüßt die anderen beiden. Langsam finden sich auch die ersten Eltern ein und holen ihre Kinder ab, die ihnen begeistert von der Geschichte erzählen, die sie eben gehört haben. Wenig später ist der Saal leer und Donnie verschließt die Türen. Als schließlich die gesamte Bibliothek geschlossen ist, sitzen die Brüder mit Donnies Kollegen zusammen und genießen noch die versprochenen Kekse, die Mikey mitgebracht hat – der perfekte Abschluss für einen gelungenen Tag! Ein paar Tage später… Es ist bereits dunkel, als Donatello nach seinem Spätdienst die Bibliothek verlässt. Gut gelaunt macht er sich auf den Weg, um sein Fahrrad zu holen. Doch plötzlich hört er seinen Schrei ganz in der Nähe. Sein Ninjasinn schlägt Alarm und er macht sich sofort auf den Weg. Nur eine Straße weiter entdeckt er ein paar Typen, die ein junges Mädchen bedrohen. Die Rothaarige wird von ihnen gegen eine Wand gepresst und sie versuchen ihr den Rucksack abzunehmen, den sie sich vor die Brust presst. „Nehmt eure Pfoten von mir!“, versucht sie sich zu wehren, doch die vier Männer lassen ihr keine Chance. Donnie traut seinen Augen kaum, als der die Szene erblickt. Er muss ihr unbedingt helfen, so viel steht fest! Suchend blickt er sich um, um etwas zu finden, dass er als Waffe benutzen kann. Schließlich entdeckt er einen Besen, der an einer Hauswand lehnt. Er greift ihn sich, bindet sich sein Bandana vor die Augen und geht zum Angriff über. Kaum eine Minute später ist von den Angreifern nichts mehr zu sehen. Geschlagen haben sie die Flucht angetreten und ihr Opfer zurück gelassen. Langsam wendet sich Donatello dem Mädchen zu, das etwa in seinem Alter zu sein scheint. Zitternd drückt sich die Rothaarige in eine Ecke und blickt den Stabkämpfer ängstlich an. „Ist alles in Ordnung?“, fragt der Brünette vorsichtig und reicht ihr die Hand. Doch zu seinem Erstaunen schlägt sie sie beiseite und sieht ihn stattdessen finster an. „Lass mich in Ruhe, du Verrückter!“, schreit sie ihm entgegen, ehe sie sich an ihm vorbei drückt und davon rennt. „Aber…“ Verwirrt und irritiert blickt der Tüftler ihr nach. Was hat sie bloß? Er hat sie doch gerettet! Sollte sie ihm dann nicht wenigstens danken? Donnie fühlt einen Stich in seinem Herzen. Traurig verzieht er das Gesicht. Doch warum geht ihm das so nahe? Dieses Mädchen hat irgendetwas an sich, das Donatello nicht mehr los lässt! Doch sie ist weg. Aber er schwört sich, dass er sie finden wird und dann wird er mit ihr reden und sie fragen, warum sie einfach weggerannt ist! Noch etwas geknickt, aber dennoch fest entschlossen, macht sich der Tüftler schließlich auf den Weg nach Hause. Zwei Tage später… Missmutig räumt der Stabkämpfer die Bücher in die Regale. Er muss immerzu an dieses Mädchen denken. Kaum ein klarer Gedanke kommt in seinen Kopf. Schwer seufzt er. Bis jetzt konnte er sie noch nicht finden und ist schon kurz davor aufzugeben. Doch allein der Gedanke daran, zerreißt ihm fast das Herz. Dieses Mädchen ist etwas ganz Besonderes, das fühlt er. Könnte es sein, dass sie vielleicht diejenige ist, nach der er schon sein Leben lang gesucht hat? Sie ist so süß! Doch sie schien Angst vor ihm zu haben und das ist nicht sehr hilfreich. „Ich werde sie wohl nie wieder sehen…“, flüstert er traurig den Büchern zu. Doch sie strafen ihn mit Schweigen, statt ihm beizustehen. Zu seinem Ärgernis muss er auch noch feststellen, dass er hier ein Buch hat, das in seiner Abteilung so gar nichts zu suchen hat. Als er auf der Markierung auf dem Buchrücken nachschaut, stellt er fest, dass das Buch aus der Wissenschaftsabteilung stammt. Dabei hellt sich sein Blick etwas auf. Er geht so gern dort hin und nun hat er sogar einen richtigen Grund. Mit einem kleinen Lächeln auf den Lippen, macht er sich auf den Weg in den zweiten Stock. Langsam schreitet er an den einzelnen Regalen entlang und sucht nach der richtigen Reihe, aus der das Buch stammt. Kurz darauf wird er fündig und einen Augenblick später hat er den richtigen Platz entdeckt. Geschickt schiebt er das Buch zwischen die anderen und wendet sich schon wieder zum Gehen, als er ein leises Poltern aus dem Nebengang hört. „So ein Mist…“, hört er eine Frauenstimme schimpfen. Als er in den Gang tritt, sieht er ein Buch auf dem Boden liegen. Die junge Frau war wohl gerade dabei, die Bücher in das oberste Regal zu stellen, als ihr eins entwischt ist. Missmutig versucht sie von der Leiter runter zusteigen. Doch dann rutscht sie plötzlich ab und droht herunter zu fallen. Im Bruchteil einer Sekunde ist Donnie bei ihr und fängt sie elegant auf. „Alles in Ordnung?“, fragt er sie vorsichtig, während er sie auf dem Boden absetzt. „Ja, danke…“, doch als sie zu ihm aufsieht, verschlägt es ihr die Sprache. Auch Donnie ist ganz perplex, als sich ihre Blicke treffen. „Du?“, kommt es gleichzeitig von den beiden. Überrascht bringen sie etwas mehr Abstand zwischen sich. „Was machst du hier? Verfolgst du mich etwa?“, fährt die Rothaarige ihn wütend an. „Nein! Um Himmels Willen! Ich arbeite hier. Und was machst du hier, wenn ich fragen darf?“, kommt überrumpelt von dem Brünetten. „Ich arbeite auch hier, oder denkst du, es macht mir Spaß hier auf den Regalen rum zu klettern, weil ich so viel Langeweile hab?“, erwidert sie zornig. „Nein, natürlich nicht…“, versucht Donnie sie zu beruhigen. „Ich wollte dir neulich keine Angst machen – ich wollte dir nur helfen…“, versucht er das Gespräch in eine andere Bahn zu lenken. „Helfen? Ich weiß gar nicht, vor wem ich mehr Angst hatte. Vor diesen Typen oder vor dem maskierten Verrücken, der sie mit einem Besen verdroschen hat…“, entgegnet sie. „Ich gebe zu, dass sah bestimmt schrecklich aus, aber ich bin einer von den Guten, ehrlich!“, versucht der Stabkämpfer sich zu rechtfertigen. Argwöhnisch mustert das Mädchen ihn, ehe sie ein sanfteres Lächeln aufsetzt. „Im Licht und ohne Maske siehst du wirklich ganz schön harmlos aus…“, stimmt sie schließlich zu. Verlegen kratzt sich Donnie am Hinterkopf. „Naja egal. Danke für die Hilfe! Ich bin übrigens April.“, sanft lächelt sie ihm zu und reicht ihm die Hand. Mit großen Augen blickt Donnie sie an. Sein Herz wummert ihm bis zu den Ohren und er schluckt schwer, ehe er ihr antworten kann. „Ich – ich bin Donnie…“, kommt es nervös von ihm, während er ganz vorsichtig seine Hand in ihre legt. „Freut mich, Donnie!“ Wieder dieses Lächeln. Schmerzhaft krampft sich sein Herz zusammen. In ihm brennt das unbändige Verlangen, sie in die Arme zu schließen und nie wieder los zu lassen. Sie vor allem Bösen dieser Welt zu beschützen. Doch plötzlich wird er in die Wirklichkeit zurück gerissen, als Aprils Handy zu klingeln beginnt. „Oh tut mir leid! Mein Freund, da muss ich eben dran gehen!“, entschuldigt sie sich und entfernt sich dann ein Stück. „Du sollst mich doch nicht auf der Arbeit anrufen, Casey…“, schimpft sie ihren Gesprächspartner halbherzig aus, ehe sie zuhört, was er zu sagen hat. Als Donnie ihre Worte hört, sieht er buchstäblich vor sich, wie sein Herz in tausend Teile zerspringt. ‚Was hab ich mir nur gedacht? So ein tolles Mädchen, wie sie, hat auf jeden Fall einen Freund…‘, geht es dem Tüftler durch den Kopf. Er sammelt sich einen Moment und zieht dann traurig davon, ehe April ihr Gespräch beendet hat. „Nanu, wo ist er denn hin?“, wundert sie sich, als sie auf einmal allein ist. Doch sie denkt sich nichts weiter dabei und geht wieder an ihre Arbeit. Der Brünette wird schon seine Gründe haben. Donatello hingegen bläst den Rest des Tages Trübsal. Geräuschvoll lässt er sich am Abend auf die Couch sinken und starrt Löcher in die Gegend. Er merkt gar nicht, wie Yoshi hineinkommt und ihn besorgt betrachtet. Schließlich legt er seinem Sohn eine Hand auf die Schulter. Erschrocken zuckt der Brünette zusammen, entspannt sich aber wieder, als er seinen Meister erblickt. „Was bedrückt dich, mein Sohn?“, fragt der Sensei sanft. „Ach Meister Splinter. Ich hab euch doch neulich von dem Mädchen erzählt, das ich gerettet habe…“, setzt Donnie traurig an. „Ja, was ist mit ihr?“ „Ich hab sie wiedergefunden. Sie arbeitet sogar in derselben Bibliothek wie ich. – Doch sie hat einen Freund…“, betrübt lässt der Tüftler den Kopf hängen und versucht die Tränen zurück zu halten, die plötzlich hinter seinen Augen brennen. Aufmunternd streicht Splinter seinem Sohn über den Rücken. „Das tut mir leid, mein Sohn. Doch Konfuzius sagt: *Was du liebst, lass frei. Kommt es zurück, gehört es dir – für immer.“ Donatello weiß, dass sein Meister es gut meint mit seinen Worten, dennoch tun sie dem Stabkämpfer nur noch mehr weh. Eine dicke Träne kullert an seiner Wange hinab und er kann ein Schniefen nicht mehr unterdrücken. „Ihr habt sich recht, Sensei…“, nuschelt er. Dann steht er auf und schlurft in sein Zimmer. Mitfühlend blickt der Schwarzhaarige ihm nach. Eine halbe Stunde später klingelt das Telefon. Gut gelaunt nimmt Mikey den Hörer ab. „Jo, was gibt’s?“, flötet Mikey fröhlich ins Telefon. Im ersten Moment scheint der Anrufer etwas überfordert mit seiner Anrede zu sein, denn es herrscht erst einmal Schweigen am anderen Ende. Doch gerade als Mikey noch einmal nachfragen will, antwortet doch jemand. „Äh ja, hallo. Mein Name ist April O’Neil. Wohnt hier zufällig ein Donatello?“, kommt es zaghaft von dem Mädchen. „Klar gibt´s den hier! Warte ne Sekunde…“, kommt es wieder fröhlich von dem Jungen, ehe er einfach verschwindet, bevor April noch etwas antworten kann. Schwungvoll reißt Michelangelo Donnies Tür auf, ohne auch nur einen Gedanken daran zu verschwenden, anzuklopfen. Dementsprechend schreckt der Tüftler heftig zusammen und hätte fast das Buch fallengelassen, das er gerade aus seinem Regal genommen hat. „Kannst du nicht anklopfen?“, fährt er seinen Bruder dementsprechend harsch an. Der Blonde geht allerdings nicht auf die Worte des Älteren ein, sondern plappert fröhlich drauf los. „Da ist ne April für dich am Telefon!“ Als der Brünette diese Worte von seinem kleinen Bruder hört, ist sein Ärger über Mikey´s unerlaubtes Eintreten wie weggeblasen. Und jetzt hat er auch einen Grund sein Buch fallen zu lassen. Mit einem dumpfen Knall landet es auf dem Holzboden und bleibt ungeachtet liegen. „Was hast du gesagt? April?“, kommt es noch ganz ungläubig von ihm. „Ja, hat sie zumindest gesagt! Los, geh schon – Mädchen lässt man nicht warten!“, grinst der Kleine ihm entgegen, scheinbar hoch erfreut darüber, dass der Größere Anrufe von jungen Damen erhält. Sogleich schiebt sich Donnie auch schon an seinem Bruder vorbei ins Dojo. Nervös schluckt er, ehe er den Hörer in die Hand nimmt. Mikey hat sich zum Glück verkrümelt. Das Letzte, was Donnie jetzt gebrauchen könnte, wäre sein Babybruder, der sein Telefonat belauscht und sich wohlmöglich noch lustig über ihn macht. Doch der Kleine wird später ganz sicher nachfragen und ihm damit auf die Nerven gehen. Tief atmet der Brünette ein und aus, bevor er die Stimme erhebt. „Hallo? Hier ist Donatello.“, fragt er vorsichtig in den Hörer. „Hi! Hier ist April! Bin ich froh, dass das die richtige Nummer ist. Ich hatte schon Sorge, als dieser ausgeflippte Typ mit mir gesprochen hat…“, kommt es erleichtert von der Rothaarigen. „Oh – das war einer meiner Brüder, aber er ist harmlos, nur etwas aufgedreht.“, entschuldigt sich Donnie für das Gespräch mit Mikey. „Ok, tut mir leid, falls das jetzt blöd klang. Ich wollte nicht unhöflich sein…“ „Kein Problem. Aber wo hast du eigentlich meine Nummer her?“, wundert sich Donnie, da er sie ihr ja nicht gegeben hat. „Das war gar nicht so schwer. Eigentlich wollte ich in der Pause zu dir und deine Kollegen haben mir gesagt, wo dein Büro ist, aber du warst nicht da. Also hab ich mir deinen vollständigen Namen aufgeschrieben und dann im Telefonbuch nachgeschaut. Da gab es auch nur einen Eintrag für Hamato, was ich schon komisch fand, da du ja in einem asiatischen Viertel wohnst. Aber ich war unsicher, ob du das bist, da du ja nicht Yoshi heißt…“, erklärt das Mädchen. „Wirklich clever! Yoshi ist so zu sagen mein Vater. Also war es schon richtig, es zu versuchen.“, klärt er sie auf. „Danke! Ich wollte dich auch nur fragen, ob du morgen nach der Arbeit Lust hast, mit mir zu einem Vortrag über japanische Tempeltraditionen zu gehen. Ich hab Freikarten und deine Kollegen meinten, dass du da genau der Richtige für wärst!“ „Das hört sich wirklich toll an. Aber solltest du so was nicht lieber mit deinem Freund machen?“, kommt es etwas traurig von Donnie, da er sich ihn ihre Beziehung lieber nicht einmischen will, in der Hoffnung, sich wenigstens mit ihr anfreunden zu können. „Was denn für einen Freund?“, kommt es aber merklich irritiert von April. „Na dieser Casey, mit dem du neulich telefoniert hast…“ „Oh! Das hast du missverstanden! Er ist nicht mein fester Freund, sondern eher mein Kumpel! Ich bin Single.“, entschärft sie die Situation lässig. Die Worte dringen nur langsam zu Donnie durch, doch dann ist es wie ein Faustschlag. Sie hat gar keinen Freund? Das Leben könnte nicht schöner sein! Der Stabkämpfer muss sich mit aller Macht zusammenreißen, um nicht vor Freude zu schreien. Sein Herz macht Freudensprünge und ihm fehlen buchstäblich die Worte. Erst als April fragt, ob alles in Ordnung sei, holt ihn die Realität wieder ein. „Also wenn das so ist, komm ich natürlich wahnsinnig gern mit!“, entgegnet er ihr, während er mühsam seine Freude zurückhält. „Das ist toll! Vielleicht kannst du mir ja deine Handynummer geben, dann kann ich dir Bescheid sagen, wenn ich mit der Arbeit fertig bin und dann treffen wir uns vor der Bibliothek?“, kommt es zuckersüß von ihr. Donnie kann sein Glück echt nicht fassen. Vielleicht hat er ja doch eine Chance bei ihr? Immerhin ist so ein Treffen ja schon mal ein sehr guter Anfang dafür. Begeistert gibt er ihr seine Nummer durch und sie verabschieden sich von einander. Noch eine ganze Weile steht Donnie vor dem Telefon und hält verträumt den Hörer in der Hand. Stätig piepst das Freizeichen daraus, doch er hört es nicht. Er versucht sein Glück irgendwie in seinen Kopf zu bekommen. Doch noch ist sie noch lange nicht seine Freundin und der Weg dahin wird sehr steinig sein. Erst recht, wenn sie so mitbekommt, mit was für Leuten er zusammenlebt und was er so in seiner ‚Freizeit‘ macht. Etliche Bedenken machen sich deswegen in ihm breit. Doch er schiebt sie ganz weit nach hinten in seinen Kopf. Noch ist es ja nicht so weit und vielleicht kann sie sich mit alledem ja auch anfreunden? Aber bis es soweit ist, zählt er schon mal die Stunden, bis er sie morgen treffen wird! Kapitel 15: New girl in town ---------------------------- Drei Monate später… Mit leisem Quietschen stoppt der gepanzerte Wagen auf dem verlassenen Industriegelände. Der Vollmond wirft sein Licht über die Dächer der heruntergekommenen Lagehäuser und zeichnet unheimliche Schatten zwischen ihnen, die den Wagen perfekt in ihrer Dunkelheit verstecken. Die Flügeltüren am Heck öffnen sich lautlos und vier Gestalten treten in den Schatten hinaus. Elegant erklimmen sie das Dach der Lagerhalle mit wenigen Sätzen und finden sich dann im hellen Mondlicht wieder. Mit erwartungsvollen Gesichtern blicken sich die vier Turtles um. Langsam schweifen ihre Blicke über die Dächer. Schließlich rennen sie, wie auf ein geheimes Zeichen hin, los. Sie überqueren das Dach und springen gekonnt auf das nächste. So treiben sie ihr Spielchen immer weiter. Von Dach zu Dach. Lachend turnen sie herum und versuchen einander zu fangen oder sich mit ihren Tricks zu überbieten. Die ausgelassene Stimmung ist ansteckend, obwohl das Ganze nicht nur dem nächtlichen Zeitvertreib, sondern auch dem Training dient. Aber ganz so ernst wie bei Splinter ist es längst nicht. Trotzdem haben sie ihre Umgebung stets im Auge. Plötzlich trifft es Leonardo wie ein Schlag. Irgendjemand beobachtet sie. Er kann nicht sagen, wer es ist. Doch die Person wird von einer dunklen Aura umgeben. Shredder ist es nicht, so viel kann er sagen. Dennoch beunruhigt ihn die Anwesenheit des Unbekannten. Er bleibt stehen, um sich besser darauf konzentrieren zu können. Seine Brüder scheinen nichts bemerkt zu haben. Ausgelassen jagen sie einander über die Dächer und entfernen sich immer weiter von ihrem Leader. Doch der Schwertkämpfer gönnt ihnen den Spaß. Sie hatten schon lange nicht mehr die Gelegenheit, einfach so durch die Nacht zu turnen. Er will sie auch nicht unnötig beunruhigen. Vielleicht hat er sich ja auch getäuscht und es ist niemand da? Er konzentriert sich – doch das Gefühl scheint tatsächlich weg zu sein. Einen Augenblick verharrt er noch misstrauisch, dann wendet er sich zum Gehen. Allerdings kommt er nur zwei Schritte weit, dann ereilt ihn das Gefühl, beobachtet zu werden, erneut. Diesmal scheint es näher zu sein. Er blickt sich um, doch niemand ist zu sehen. Es ist totenstill, nur das Lachen seiner Brüder kann er in der Ferne hören, auch wenn sie fast nicht mehr zu sehen sind. Es scheint die anderen nicht zu stören, dass Leo nicht mehr bei ihnen ist. Er hat oft komische Gefühle, besonders diese, beobachtet zu werden. Aber oftmals stellt sich diese Vermutung als falsch heraus, daher reagieren die Jungs gar nicht mehr drauf, ehe Leo nicht Alarm schlägt. Langsam überquert Leonardo das Dach und versucht die fremde Gestalt näher zu orten. Das Gefühl wird deutlicher, doch es kommt nicht von hier oben. Zielstrebig klettert er auf den Randstein und rutscht an der Feuerleiter hinunter. Als er an ihrem Ende ankommt, hält er kurz inne und konzentriert sich erneut. Hier unten ist das Gefühl viel deutlicher. Diesmal scheint er sich also nicht zu täuschen. Doch er kann nicht sagen, was es ist. Es könnte sich genauso gut um einen umherstreunenden Hund handeln, auch wenn die Aura dann etwas merkwürdig wäre. Doch ehe er den Auslöser nicht gefunden hat, kann er nicht ausschließen, dass es auch ein Feind sein könnte. Er lässt sich fast lautlos von der Leiter auf den Boden fallen und drückt sich dann in den Schatten an der Wand. Er schließt die Augen für einen Moment, um die Aura besser orten zu können. Sie ist noch deutlicher geworden, doch er kann nicht feststellen, aus welcher Richtung sie kommt. Der Schwarzhaarige würde sogar so weit gehen, zu sagen, dass sie aus mehreren Richtungen gleichzeitig kommt! Plötzlich überrollt ihn das Gefühl, umzingelt zu sein, so heftig, dass er schlagartig die Augen aufreißt und seine Schwerter zieht. Nervös versucht er seinen Blick in alle Richtungen gleichzeitig zu lenken. Dann eine Bewegung im Schatten vor ihm. Lautlos knurrend begibt sich der Leader in Angriffsposition und wartet auf seinen Gegner. Nur Bruchteile von Sekunden später stürmen fünf Foot-Ninja auf ihn zu. „Ich hab´s doch gewusst…“, sagt er mehr zu sich selbst, während er den Angriffen der maskierten Ninjas ausweicht. Sie setzen ihm ziemlich zu und kurzzeitig wünscht er sich, seine Brüder wären hier um ihm zu helfen, doch er hat keine Chance an sein T-Fon zu kommen, um sie zu rufen. Mit großer Mühe gelingt es ihm schließlich, sie zu besiegen. Schwer atmend steht Leo im Licht des Mondes da und betrachtet die reglosen Körper der Feinde. Langsam lässt er seine Katana sinken. In seinen Augen ist der Kampf beendet. Doch kurz darauf stehen die Foot wieder auf, so als wäre ihnen nichts geschehen. Überrascht wendet sich Leonardo ihnen wieder zu. Allerdings greifen sie ihn nicht an. Stattdessen stellen sie sich in einer Reihe auf und verbeugen sich vor etwas, das nicht anwesend zu seien scheint. Irritiert beobachtet der Leader der Turtles das Schauspiel. Schließlich verschwinden den Foot-Ninja im Schatten der Dunkelheit und lassen Leo scheinbar allein zurück. Doch ihre Geste hat den Schwarzhaarigen stutzig gemacht. Angespannt blickt er sich nach allen Seiten um und das Gefühl beobachtet zu werden, scheint ihn dabei fast zu erschlagen. Dann formt sich eine Gestalt im Schatten vor ihm. Der Schwertkämpfer schluckt schwer und macht sich für den Angriff bereit. Langsam kommt die Gestalt näher und eine schreckliche Vorahnung übermannt den jungen Ninja so heftig, dass er für einen Moment tatsächlich glaubt, Shredder stünde vor ihm. Dann fällt das Mondlicht auf die Gestalt und zeigt ihm eine Konoichi – einen weiblichen Ninja. Hold on tight, you know she´s a little bit dangerous Ooh, just a little bit dangerous Im ersten Moment ist Leonardo doch überrascht, stand ihm doch noch nie ein weiblicher Ninja gegenüber. Das schlanke Mädchen strahlt eine dunkle, aber dennoch anziehende Eleganz aus und scheint dabei nicht älter als Leo selbst zu sein. Ihr schwarzes, schulterlanges Haar glänzt im Schein des Mondes, das dunkelrote Bandana auf ihrer Stirn bildet einen gekonnten Kontrast dazu und lässt sie gleichzeitig feminin und gefährlich aussehen. Leo schluckt. Ihm ist selten ein so schönes Mädchen begegnet, das ihn so gefesselt hat. Dennoch ist er sich der Gefahr bewusst. Ihre dunkelgrünen Augen funkeln wie Edelsteine und spiegeln ihre Kampfeslust so deutlich wieder, als würde der Leader Shredder höchstpersönlich in die Augen sehen können. Leichtfüßig nähert sie sich ihm und stoppt schließlich in einigen Metern Entfernung. Schweigend blicken sich die ungleichen Kontrahenten in die Augen und versuchen sich abzuschätzen. Wobei die Konoichi einen Vorteil hat, da sie seinen Kampf mit den Foot-Ninjas ganz sicher beobachtet hat. You pack your bag, you take control You´re moving into my heart and into my soul Get out of my way, get out of my sight I won´t be walking on thin ice to get through the night Gekonnt zieht die Schwarzhaarige zwei Katana. Überrascht und dennoch erfreut beobachtet Leonardo das Ganze. Nicht viele Leute kämpfen mit zwei Schwertern und diese Tatsache facht seine Neugierde ziemlich an. Langsam umkreisen sie sich und scheinen auf den richtigen Augenblick zu warten. Schließlich ist er gekommen und die beiden stürmen auf einander zu. Geschickt wehren sie die Angriffe des anderen ab. Dabei stellt Leo fest, dass sie ganz ähnliche Methoden verwenden. Metall schlägt hart auf Metall. Die Katana klirren in der stillen Nacht mit beinahe gespenstischen Lauten. Die Kraft und Geschicklichkeit der Konoichi überraschen Leo erneut. Sie scheint ein hohes Tier in Shredder Elitetruppe zu sein, so gut wie sie kämpft. Aber das gerade der große Shredder einem Mädchen sein Vertrauen ausspricht, ist in Leos Augen schon etwas seltsam. Hey, where´s your work? What´s your game? I know your business, but I don´t know your name „Ich muss schon sagen, für eine Schildkröte hast du einen guten Kampfstil drauf, Leonardo!“, ertönt plötzlich ihre Stimme und überrumpelt den blauen Ninja damit etwas. Irritiert blickt er sie über die gekreuzten Katana hinweg an. „Woher kennst du meinen Namen?“, kommentiert er ihre Aussage etwas zornig. „Kannst du dir das denn nicht denken? Ich bin Teil des Foot-Clans, falls es dir entgangen sein sollte und Shredder redet den ganzen Tag über nichts anderes als über die Turtles! Ich weiß mehr über dich, als du dir vorstellen kannst, mein Hübscher!“, beantwortet sie seine Frage in einem kecken Ton. „Das hab ich mir irgendwie schon gedacht, aber nett von dir, dass du es mir bestätigst!“, erwidert er leicht angesäuert und ignoriert dabei gekonnt ihre letzte Bemerkung. „Gewöhn dich nicht dran. Ich bin nicht so nett, wie ich vielleicht aussehe!“, kommt es von ihr, während sie die Waffen wieder voneinander trennen. Hold on tight, you know she´s on little bit dangerous She´s got what it takes to make ends meet The eyes of a lover that hit like heat You know she´s a little bit dangerous „Wenn das so ist, dann verkneif ich mir die Bemerkung, dass du für ein Mädchen auch einen ordentlichen Stil an den Tag legst!“, kommt es mit einem leicht frechen Unterton von dem Leader, während er erneut zum Angriff ansetzt. Doch sie weicht ihm gekonnt aus, packt ihn am Arm und drückt ihn mit dem Gesicht voran gegen die Hand. Schmerzlich zuckt der blaue Ninja zusammen, als sie seinen Arm noch weiter nach hinten dreht und sich gegen ihn drückt. Dann ertönt ihre Stimme an seinem Ohr. „Aber Leo, es muss dir doch nicht peinlich sein, von einem Mädchen überrumpelt zu werden!“, neckt sie ihn. „Es ist mir nicht peinlich! Es ist nur…“, doch er beendet den Satz nicht. „Du nimmst mich nicht erst, hab ich Recht? Du denkst, nur weil ich ein Mädchen bin, sei ich schwach und verletzbar, nicht wahr? Doch lass dich davon nicht täuschen – ich bin gefährlich!“, haucht sie ihm bedrohlich zu. *Es ist eine perlende, bebende Stimme. Leo spürt, wie es ihm kalt über den Rücken läuft. You turn around so hot and high You´re hiding under a halo, your mouth is alive Get out of my way, get out of my sight I´m not attracted to go, go deeper tonight Dies scheint auch der Konoichi nicht zu entgehen. Ein freches Lächeln legt sich auf ihre Lippen. Leo hält sie ganz sicher nicht für schwach und verletzbar. Trotz der Vorurteile, die sich unbewusst in seinem Kopf formen, nimmt er sie als Gegner sehr ernst, erst recht, weil sie zu Shredder gehört. Doch irgendetwas in ihrem Blick vorhin vor dem Kampf, hat ihn irritiert. Hinter dem harten Äußeren hat er so etwas wie ein Flehen gesehen. Es kam ihm fast so vor, als würde sie ihn stumm bitten, sie aus ihrer Lage zu befreien – sie vor Shredder zu beschützen. Sie sah so unglücklich aus. „Was hat Shredder dir angetan?“, fragt er vorsichtig und ignoriert dabei den Schmerz, der sich langsam in seiner Schulter ausbreitet. „Was? – Wie kommst du denn auf so einen Mist?“, sie versucht empört zu klingen, doch Leo kann tief unter dieser Empörung einen Funken Traurigkeit finden. Hey, where´s your work? What´s your game? I know your business, but I don´t know your name Wütend presst sie ihn fester gegen die Wand und stellt ihn zur Rede. Für einen Moment ist Leo allerdings völlig abgelenkt. Er weiß nicht, ob es ihr bewusst ist, aber wenn sie sich so gegen ihn drückt, um ihm bedrohlich ins Ohr zu schimpfen, kann er deutlich die samtweiche Rundung ihrer Brüste in seinem Rücken spüren. Unweigerlich schweifen seine Gedanken ab und ein weiterer Schauer jagt seinen Rücken hinunter und lässt ihn unter ihren Händen beben. Ein zarter Rotschimmer legt sich auf seine Wangen, doch er hofft, dass sie ihn nicht sehen kann. ‚Er zittert ja…‘, geht es ihr dennoch durch den Kopf, mit dem Gedanken, dass sie ihn doch etwas mehr als gedacht eingeschüchtert haben könnte. Doch seine Worte hallen weiter in ihrem Kopf. Schließlich findet Leonardo wieder zu sich selbst. „Ich kann dir helfen! Du musst mir nur vertrauen! Niemand ist von Grund auf Böse! Du kannst dich immer noch ändern…“, versucht er es mit sanfter Stimme, aber dennoch voller Überzeugung. Hold on tight, you know she´s on little bit dangerous She´s got what it takes to make ends meet The eyes of a lover that hit like heat You know she´s a little bit dangerous Ooh, just a little bit dangerous Einen Moment hält die Schwarzhaarige inne und Leo denkt schon, dass er sie tatsächlich erreicht hat. Doch dann stößt sie ihn grob zu Boden und baut sich wütend vor ihm auf. „Sag mal, was denkst du dir eigentlich dabei, mir so einen Unsinn zu erzählen? Dabei hatte ich gedacht, dass Shredder solches Zeug immer nur erfindet. Aber jetzt muss ich feststellen, dass du wirklich so ein Spinner bist! – Siehst du denn nicht, dass ich mich schon für eine Seite entschieden habe? Glaub ja nicht, dass es zwischen uns so etwas wie Frieden gibt! Mein Auftrag ist es, euch zu vernichten und ich werde ganz sicher nicht zögern, wenn du vor mir kniest und um Gnade winselst!“ Wütend richtet sie ihr Katana auf ihn. Doch Leonardo bleibt ganz ruhig. Er kann deutlich spüren, wie durcheinander sie ist und wie sehr sie bemüht ist, es vor ihm zu verstecken. Der blaue Ninja empfindet großes Mitleid mit ihr und würde ihr so gern helfen. Aber wenn sie es nicht zu lässt, kann er sich lange abmühen. „Tu, was du tun musst. Ich werde mich nicht wehren…“, kommt es mit ernster Gelassenheit von dem Leader. Hey, where´s your work? What´s your game? I know your business, but I don´t know your name Sie sehen einander tief in die Augen. Die junge Frau sucht nach Angst in den blauen Augen ihres Gegenübers, doch sie findet nichts – nichts als pure Aufrichtigkeit und ehrliche Sorge. Sie könnte ihn hier und jetzt einfach töten und er würde sich nicht wehren. Sie kann nicht verstehen, wieso. Leo hingegen sieht in ihren grünen Augen Unsicherheit aufkeimen. Schließlich fängt die Spitze des Schwertes vor seiner Nase an zu zittern. Langsam umfasst er die Schwertklinge und schiebt sie beiseite. Die Konoichi versucht nicht mal, ihn daran zu hindern, zu verwirrt ist alles in ihrem Kopf. Ungehindert erhebt sich der Schwarzhaarige wieder vom Boden und steckt seine Katana wieder ein. In seinen Augen ist der Kampf vorbei. Doch so leicht will sich die Anhängerin des Foot-Clans nicht geschlagen geben, erst recht, weil Shredder sie bestrafen wird, wenn sie versagt. Hold on tight, you know she´s on little bit dangerous She´s got what it takes to make ends meet The eyes of a lover that hit like heat You know she´s a little bit dangerous Ooh, just a little bit dangerous Wütend stürzt sie sich auf ihn und bringt ihn erneut zu Fall. Eiskalter Stahl presst sich gegen seine Kehle und er kann spüren, wie die feine Haut unter seiner Schärfe leicht nachgibt. Ein dicker Tropfen dunkelroten Blutes quillt hervor und rinnt warm an seinem Hals hinab. Mit überraschten Augen blickt er zu ihr auf. Er hat es nicht kommen sehen, dennoch hat er keine Angst. Sie wird das Richtige tun. Wenn die Zeit kommt, wird sie wissen, auf welcher Seite sie willkommen ist. Dies scheint sie in seinen Augen lesen zu können, ungeachtet des Schrecks, der noch vorherrschend ist. „Unterschätz mich nie wieder, Leonardo!“, haucht sie ihm dennoch böse entgegen, ehe sie das Schwert wieder an sich nimmt und sich zum Gehen wendet. She´s armed and she´s extremely dangerous She´s got what it takes to make ends meet The eyes of on lover that hit like heat You know she´s a little bit dangerous Ooh, just a little bit dangerous Langsam erhebt sich der blaue Ninja wieder und blickt ihr nach. „Denk an meine Worte. Mach dich nicht selbst unglücklich…“, versucht er es noch einmal. Doch von ihr kommt nicht mehr, als ein abweisendes Schnauben. Dann herrscht einen Moment Stille zwischen ihnen. Sie scheint zu überlegen und gibt Leo damit etwas Hoffnung. So ein junges Leben sollte man nicht so sinnlos wegwerfen. „Ich behalte dich im Auge, Leo…“, kommt es schließlich von ihr, ehe sie endgültig verschwindet. Traurig blickt er ihr hinter her. Und irgendwie vermisst er sie schon jetzt. „Ich werde nicht aufgeben! Eines Tages werde ich dich retten!“ Doch niemand ist da, um seine Worte zu hören. Niemand antwortet ihm, als ihm jetzt klar wird, dass er noch nicht einmal den Namen des Mädchens kennt, das ihm gerade sein Herz gestohlen hat… Oh, oh, oh, hey, where´s your work? Mmh, what´s your game? I don´t know your name, hey you Ooh, just a little bit dangerous, but I don´t know your name Doch ehe er sich weiter darüber den Kopf zerbrechen kann, hört er, wie seine Brüder lautstark nach ihm rufen. Geschwind klettert der Leader wieder aufs Dach, um ihnen entgegen zu kommen. Erleichtert finden sie ihn schließlich. „Sag mal, Leo, wo treibst du dich denn rum?“, kommt es erzürnt von Raphael. „Ja, wir haben uns Sorgen gemacht…“, kommt es mit traurigem Unterton von Mikey. „Ich dachte, wir würden beobachtet werden und wollte nachsehen…“, versucht sie der Anführer zu erklären. „Und? Hast du jemanden gefunden?“, kommt nun die Frage von Donatello. „Nein, nur einen streunenden Hund…“, versucht sich der Schwarzhaarige rauszureden. „Aber Leo, du blutest ja!“, zerreißt der Blonde aufgebracht die Ruhe. Geistesabwesend fährt Leo mit den Fingern über seinen Hals. „Halb so wild.“, versichert er seinem kleinen Bruder und weicht allen anderen Fragen aus, die daraufhin entstehen. Nach einer Weile kann er die anderen dazu überreden, mit ihrem Spiel weiterzumachen, auch wenn er die ganze Zeit an dieses Mädchen denken muss… Am nächsten Abend… Der Leader hat fast die ganze Nacht kein Auge zu gemacht und hatte bei der Arbeit doch arge Probleme sich zu konzentrieren, was normalerweise so überhaupt nicht seine Art ist. Ständig kreisen seine Gedanken um die Konoichi und wie schrecklich ihr Leben bei Shredder wohl sein muss. Er will sich das gar nicht vorstellen. So ein junges Ding und dann zwischen all diesen Verrückten. Da wird sie wohl einiges aushalten müssen. Er seufzt schwer. Es kommt bei weitem nicht oft vor, dass er sich solche Sorgen um jemanden macht, der nicht zu seiner Familie gehört und gerade deswegen beschäftigt es ihn besonders. Sie hat etwas an sich, dass ihn fast schon magisch anzieht. In ihrer Nähe fühlt er sich so seltsam gut, auch wenn sie nicht gerade nett zu ihm ist. Kurz muss er dabei an Donatello denken, dem es ganz ähnlich mit April geht. Die Rothaarige ist zwar nett zu ihm, doch wirkt sie jeden seiner Annäherungsversuche strickt ab und das setzt dem Tüftler gewaltig zu. Der Leader muss unbedingt einen klaren Kopf bekommen, bevor er sich oder seine Brüder noch irgendwie in Gefahr bringt, weil er unkonzentriert ist. Seufzend greift er nach der Fernbedienung und hofft, dass Captain Ryan ihm helfen kann, sich abzulenken. Doch als der Fernseher anspringt, fangen gerade die Nachrichten an. Seine heißgeliebte Serie wird erst danach beginnen, also lässt er die News schweigend über sich ergehen und ignoriert den Großteil davon. Doch dann berichtet der Sprecher von einem Besuch Oroku Sakis bei einem Minister. Mit ernster Miene verfolgt der Leader die kurze Rede, die von Saki eingespielt wird. Dann schwenkt die Kamera zur Seite und zeigt eine junge Frau. Bei ihrem Anblick fällt Leo fast von der Couch. Er rutscht näher an den Bildschirm heran, doch es besteht kein Zweifel. Trotz der Tatsache, dass sie jetzt keinen Kampfanzug trägt, sondern fein raus geputzt dort auf der Bühne steht, ist es immer noch die Konoichi, mit der er gestern Nacht gekämpft hat. Der Sprecher stellt sie als Karai Saki vor, der Tochter von Oroku Saki. Leo traut seinen Ohren nicht. Dieses Mädchen soll Shredders Tochter sein? Ihm fehlen die Worte. „Das kann nicht sein…“, haucht er halblaut in den leeren Raum. „Was kann nicht sein, mein Sohn?“, erklingt auf einmal die Stimme seines Senseis hinter ihm. Nun erschreckt sich Leonardo allerdings wirklich so sehr, dass er mit einem lauten Poltern von der Couch fällt. Besorgt blickt Yoshi zu ihm hinunter. Mühevoll richtet sich der Leader wieder auf und zeigt deinem Meister noch das Ende des Berichtes. Dabei entgeht dem Jungen nicht, der leichte Schreck, der sich auf Splinters Gesicht ausbreitet, als er Karai sieht. Schließlich schaltet Leo den Fernseher aus, um mit seinem Sensei darüber zu reden, obwohl gerade die Titelmusik von Space Heros eingesetzt hat. Gerade dies lässt Yoshi besonders aufmerksam werden, da sein Ältester sonst, unter keinen Umständen, auf die Idee kommen würde, jetzt den Fernseher auszuschalten – selbst wenn die Welt unter geht, hat Splinter manchmal das Gefühl. „Gestern Nacht hab ich sie getroffen. Wir haben miteinander gekämpft, doch da war mir noch nicht klar, wer sie ist. Sie wirkte so traurig, so als wolle sie das alles gar nicht tun. Ich hab versucht mit ihr darüber zu reden, doch sie hat immer wieder abgeblockt. Und nun muss ich erfahren, dass sie Shredders Tochter ist?“, fragend blickt er zu Yoshi auf. „Ganz so ist es nicht, mein Sohn. Karai dürfte jetzt wohl etwa in deinem Alter sein und damit auch etwa so alt, wie meine eigene Tochter heute hätte sein können. Damals in Japan hab ich einen Weg gesucht, um meine Trauer zu überwinden und bin dann schließlich hier her gekommen. Etwa zu der Zeit, als ich euch damals fand und wir eine Familie wurden, wurde ein kleines Dorf in Japan von Banditen angegriffen. Alle Bewohner wurden von ihnen getötet. Ich hab das Ganze nur durch Zufall erfahren, über Freunde, die dort in der Nähe lebten. Tage nach diesem Überfall ist Shredder durch dieses Dorf gezogen, vielleicht in der Hoffnung mich irgendwo zu finden, weswegen meine Freunde auch versuchten mit mir Kontakt auf zu nehmen. Doch das einzige, was er fand, war ein kleines Mädchen, das einsam neben ihren toten Eltern hockte. Er hat sie mitgenommen und aufgezogen, ganz ähnlich, wie ich es mit euch gemacht habe. Er hat eine Kriegerin aus ihr gemacht und sie mit seinem Hass gefüttert. Wahrscheinlich hat er ihr sogar erzählt, dass ich für den Angriff auf ihr Dorf verantwortlich bin und ihre Eltern meinetwegen gestorben sind. Doch ich hätte nie gedacht, dass er sie eines Tages hier nach Amerika holen würde, sonst hätte ich euch schon viel früher von ihr erzählt.“, betrübt und mit sorgenvollem Blick sieht Splinter zu seinem ältesten Sohn. Dieser ist allerdings ziemlich überrascht von den Worten seines Meisters. Also ist Karai gar nicht seine richtige Tochter! Diese Tatsache erleichtert Leos Herz gewaltig. Dann besteht doch noch Hoffnung, sie zu retten und so etwas wie eine Beziehung zu ihr aufzubauen. „Leonardo, wir sollten dies auch deinen Brüdern erzählen, damit sie darauf vorbereitet sind, wenn sie euch das nächste Mal über den Weg läuft. Shredder wird sie ganz sicher für seine hinterhältigen Pläne benutzen und dann ist es besser, wenn ihr wisst, wer vor euch steht.“, legt Yoshi seinem Sohn nahe. „Der Ansicht bin ich jetzt auch, Sensei. Aber glaubt ihr, dass es Hoffnung für sie gibt? Das wir ihr helfen können, auf den rechten Weg zurück zu finden? Mir kam es so vor, als wenn meine Worte irgendwie zu ihr durchgedrungen sind, sie es aber noch nicht wahr haben wollte…“, beinahe flehend blickt er zu dem Mann auf. „Wie du schon sagtest, in jedem steckt etwas Gutes, man muss es nur finden und ihr Zeit lassen, es zu verstehen. Konfuzius sagt: *Das Gesicht eines Menschen erkennst du bei Licht, seinen Charakter im Dunkeln. Ich bin sicher, wenn der richtige Augenblick gekommen ist, wird sie erkennen, dass Shredder nichts weiter als ein machtbesessener Verbrecher ist und vielleicht wird sie sich dann an deine Worte erinnern, mein Sohn. Du darfst nur nicht aufgeben!“ Am nächsten Abend… Gedankenverloren schlendert Leonardo über das Dach der alten Lagerhalle. In seinem Kopf spielt sich immer wieder die Begegnung mit Karai ab. Wie traurig sie doch aussah, ohne es selbst wahrhaben zu wollen. Es bricht dem Anführer das Herz, sie so zu sehen. In diesem Augenblick kann er sehr gut nachvollziehen, warum Donnie immer so traurig ist, weil April ihn abweist. Aber er kann auch verstehen, wieso Raph immer so aufgebracht ist, wenn es um Mikey geht. Jemanden beschützen zu wollen, treibt einen zu Dingen, die man sonst nie tun würde. Das hat er selbst gemerkt, als er sich ihr ausgeliefert hat und sie ihn so leicht hätte töten können. Doch er hat gewusst, dass sie es nicht tun wird – hat ihr vertraut, obwohl er sie gar nicht kennt und sie sein Gegner ist. Er fragt sich, wie es ihr wohl ergangen ist. Ob sie sich auch so viele Gedanken um ihn macht? Ob Shredder sie wohl bestraft hat, weil sie ihn nicht töten konnte? Wahrscheinlich wird er es nie erfahren. „Es ist spät. Ich sollte zurück gehen, bevor die anderen sich noch Sorgen machen…“, murmelt er vor sich hin. Leichte Traurigkeit mischt sich in seine Worte, hatte er doch gehofft, sie wieder zu sehen und so der Sehnsucht in seinem Herzen etwas nach zu geben. Langsam schlurft er zur Feuerleiter und rutscht daran herunter. Als er auf dem Boden landet, blickt er noch einmal nach oben zum Dach, so als würde er erwarten, dass jeden Moment ihr Gesicht über dem Vorsprung auftaucht und sie ihm dieses kecke Lächeln zuwirft, das ihm immer wieder einen Schauer über den Rücken jagt. Doch natürlich ist dort oben niemand. Enttäuscht lässt er die Schultern hängen und wandert langsam zwischen den alten Gebäuden umher, um zur Straße zurück zu kommen. Auch wenn es schon spät ist und seine Brüder sich vielleicht Sorgen machen, hat er es dennoch nicht eilig nach Hause zu kommen. Lieber möchte er noch etwas allein sein mit seinen Gedanken. Schnell muss er aber feststellen, dass er nicht allein ist. Er bleibt stehen und konzentriert sich. Die Aura ist schwach, scheint nichts Bedrohliches an sich zu haben. Vielleicht ist es diesmal wirklich nur ein streunendes Tier? Aber die Aura hat etwas seltsam Bekanntes an sich, das ihn stutzen lässt. Er geht ein paar Schritte weiter. Plötzlich entdeckt er Blut auf dem rissigen Weg. Er geht in die Hocke und streicht mit dem Finger darüber. Es ist noch nicht trocken, also kann es noch nicht allzu lang her sein, dass die verletzte Person hier gewesen ist. Langsam steht er wieder auf und entdeckt noch mehr Blut. Es bildet eine richtige Spur aus vielen kleinen und größeren Tropfen. Neugierig folgt er ihr. Vielleicht fand hier ja ein Kampf statt? Es könnte aber genauso gut irgendein Junkie sein oder ein Betrunkener, der sich verletzt hat – schließlich sind wir in New York, so was steht an der Tagesordnung ganz oben. Doch Leos Sinn für Gerechtigkeit schlägt Alarm. Egal wer oder was hier Blut gelassen hat, er verspürt den übermächtigen Drang es herauszufinden und zu helfen. Die Spur führt zu einer der Lagerhallen. Das Rolltor ist kaputt, doch wer immer hier Blut verloren hat, hat sich dort hindurch geduckt, um einen vermeintlich sicheren Platz zu finden. Der Spalt ist kaum einen Meter hoch, also geht Leo wieder in die Hocke und blickt vorsichtig in den fast stockdunklen Raum. Nur wenig Mondlicht dringt durch die schmutzigen Dachfenster hinein und seine Sicht wird größtenteils durch hunderte Pappkartons versperrt, die in der Halle gestapelt sind. Vorsichtig schlüpft er unter dem Tor hindurch und konzentriert sich wieder. Schwach kann er die Aura wahrnehmen. Hier irgendwo muss sich jemand versteckt halten. Seine Suche gestaltet sich aber nicht als sonderlich schwierig, da er die Blutspur trotz des wenigen Lichts wiederfindet. Langsam folgt er ihr durch ein Labyrinth von Kisten, die achtlos zurück gelassen worden sind. Schließlich wird er fündig, doch als er erkennt, wen er gefunden hat, wünschte er sich, er hätte nie gesucht. Es ist Karai! Er spürt einen heftigen Stich im Herzen und würde am liebsten sofort rüber rennen und sie in seine Arme schließen. Doch er weiß, dass das völlig dumm wäre, also hält er sich zurück und macht sich erst mal ein Bild von der Situation. Karai sitzt zusammengesunken in einer Ecke an die Wand gelehnt, der Ohnmacht nahe, oder vielleicht ihr auch schon ergeben. Kraftlos hält sie ihren linken Arm umklammert, während eines ihrer Katana auf ihrem Schoß liegt. Auf den Boden hat sich eine Lache aus Blut gebildet. Ihr Kampfanzug ist an vielen Stellen zerrissen. Notdürftig hat sie die Wunde an ihrem Arm mit ihrem Bandana verbunden, doch der dünne Stoff ist bereits durchgeblutet und färbt nun ihre Finger rot. Geschockt lässt Leo diesen Anblick einen Moment auf sich wirken und geht dann langsam auf sie zu. Allerdings kommt er nur ein paar Schritte weit, dann bemerkt sie seine Anwesenheit. Trotz ihrer schweren Verletzung springt sie erstaunlich schnell auf und richtet ihr Katana auf ihn. Finster funkelt sie ihn an und versucht sich auf den Füßen zu halten. „Verschwinde!“, faucht sie ihm entgegen. „Karai, ich will dir doch nur helfen…“, entgegnet der blaue Ninja. Doch die Konoichi schnaubt nur verächtlich. „Mir helfen? Nur du allein bist schuld daran, dass ich verletzt bin!“, wirft sie ihm vor. Leo ist sich der Sinnlosigkeit dieses Ausspruchs bewusst, dennoch geht er darauf ein, um sie nicht noch mehr zu reizen. „Es tut mir leid! Bitte lass mich dir helfen…“, versucht er es sanft. „Niemals!“, kommt es lautstark als Antwort. Dann scheinen sie die Kräfte zu verlassen. Das Katana gleitet ihr aus der Hand und landet mit lautem Klappern auf dem Boden. Sie fängt an zu schwanken. Zitternd presst sie sich die unverletzte Hand auf die Stirn. Dann sackt sie in sich zusammen. Geschickt fängt Leonardo sie auf, bevor sie zu Boden geht. Mit größter Vorsicht lehnt er sie wieder gegen die Wand. Als er jedoch den notdürftigen Verband von ihrem Arm entfernen will, öffnet sie wieder die Augen und stößt ihn erstaunlich grob zur Seite. „Lass mich in Ruhe!“ Doch der Leader ignoriert ihre Worte einfach. Schwach und schwer atmend sitzt die Schwarzhaarige vor ihm und versteht nicht, warum er das alles für sie tut, wo sie ihn doch töten soll. Erneut setzt Leo an, das Band von ihrem Arm zu entfernen. Diesmal jedoch schupst sie ihn nicht beiseite. Ihr fehlt die Kraft. Wehrlos sieht sie mit an, wie ihr blutgetränktes Bandana zu Boden sinkt und dabei ein widerlich feuchtes Geräusch von sich gibt, bei dem sich ihr fast der Magen umdreht. „Warum tötest du mich nicht einfach? Das wäre das Beste für uns beide…“, fragt sie ihn tonlos. Fest sieht er ihr in die Augen und sein Blick ist so kalt, das er ihr einen Schauer über den Rücken jagt. „Warum sollte ich das tun? Was hätte ich denn davon? Shredders Zorn reicht mir bei Weitem, da muss ich ihn nicht noch mehr reizen. Außerdem hast du es nicht verdient zu sterben! Ich bin ein Ninja genau wie du und ich töte nicht aus Spaß oder Rache, sondern nur im äußersten Notfall, um meine Familie zu beschützen! Du kannst dich ja nicht einmal wehren. Das wäre vollkommen unehrenhaft und feige…“ Mit großen Augen blickt sie zu ihm auf. Sein kalter Blick wird sanfter und er legt sogar ein kleines Lächeln auf. „Du bist noch so jung. Wirf dein Leben nicht einfach so weg. Nur du allein kannst entscheiden, wie es ausgeht…“ Vorsichtig reißt er den Ärmel ihres Kampfanzuges ab und wischt dann damit den größten Teil des Blutes von der Wunde. Schmerzlich zuckt sie zusammen, doch sie wendet den Blick nicht ab. ‚Er ist so sanft und vorsichtig – ich versteh das einfach nicht. Was hat er nur davon, mir zu helfen?‘, geht es ihr dabei durch den Kopf. „Dir ist hoffentlich klar, dass ich dich trotzdem töten werde, wenn es mir besser geht? Da kannst du dir noch so viel Mühe geben.“ „Das ist mir durchaus bewusst, aber das musst du nicht, wenn du es nicht willst…“, antwortet er ihr, während er eine Rolle Verband aus seiner Tasche zieht. Etwas Verbandszeug hat jeder von ihnen immer dabei, um sich im Notfall selbst zu helfen, auch wenn keiner von ihnen auch nur ansatzweise so geschickt damit umgehen kann, wie Donnie. Für kurze Zeit reicht es alle Mal. „Es geht hier nicht um wollen oder nicht. Ich habe Befehle, die ich ausführen muss!“, entgegnet sie ihm. „Nein, das musst du nicht. Du kannst dich für die andere Seite entscheiden und Shredder verlassen…“, erwidert er, während er Nadel und Faden aus seiner Tasche holt. „Ich könnte Shredder niemals verlassen! Er ist schließlich mein Vater und…“, doch sie kann den Satz nicht beenden, da Leo ihr ins Wort fällt. „Er ist genauso wenig dein Vater, wie Splinter meiner ist! Wir teilen eine ganz ähnliche Vergangenheit, nur stehen wir auf unterschiedlichen Seiten…“, kontert er streng. Er zieht ein kleines Feuerzeug aus seiner Tasche und hält die Nadel in die Flamme, um sie zu säubern. „Woher weißt du das alles?“, fragt sie beinahe schockiert. „Ich hab dich gestern im Fernsehen gesehen. Und Splinter redet genauso mit uns über Shredder, wie Shredder mit dir über uns redet…“, erklärt er ihr, während er die heiße Nadel schwenkt, damit sie abkühlt. „Aber wenn du weißt, was ich durchgemacht habe, warum verstehst du dann nicht, dass ich nicht von ihm gehen kann?“, entgegnet sie ihm zornig. Geduldig fädelt Leo den Faden durch die Nadel. „Natürlich versteh ich dich. Aber du kannst mir doch nicht erzählen, dass du dich bei Shredder wohl fühlst. Sieh dich doch an. Er hat dich schwer verletzt, nur weil du nicht erfolgreich warst. Und ich bin sicher, dass war nicht das erste Mal, dass er so etwas getan hat. Er mag dich vielleicht aufgenommen und großgezogen haben, aber er ist ganz sicher nicht deine Familie! Bei uns ist das ganz anders. Splinter liebt uns, wie seine eigenen Kinder. Er sorgt sich um uns und kümmert sich darum, dass es uns jeder Zeit gut geht. Er würde sein Leben für uns geben, nur um uns lächeln zu sehen. Würde Shredder das auch für dich tun, oder es nur von DIR verlangen?“ Ernst blickt er sie an, doch sie kann darauf nichts antworten. Betrübt schlägt sie die Augen nieder und weicht seinem Blick aus. ‚Was ist, wenn er recht hat? Die Vier sahen so glücklich aus, als sie auf dem Dach herumgealbert haben…‘ Leonardo gibt ihr Zeit, seine Worte auf sich wirken zu lassen und kümmert sich stattdessen lieber um ihre Wunde. Vorsichtig umfasst er ihren verletzten Arm und versucht ihn in eine geeignete Position zu bringen, in der das bisschen Licht seine größtmögliche Wirkung erzielt. Er ist nicht unbedingt zufrieden mit dem Ergebnis, aber besser wird es wohl kaum werden. Also setzt er vorsichtig die Nadel an den Rand der Wunde und sticht durch die geschwollene Haut. Merklich zuckt Karai dabei zusammen, dennoch entzieht sie sich nicht seiner Behandlung und beschwert sich auch nicht. Stattdessen wendet sie ihm den Blick wieder zu und beobachtet ihn dabei, wie er etwas ungeschickt versucht, die Wunde an ihrem Arm zu vernähen. Zwischendurch zuckt sie immer mal wieder zusammen, dennoch gibt sie keinen Laut von sich, oder weißt den blauen Ninja ab. Leonardo muss zugeben, dass ihn das überrascht. Sollen seine Worte tatsächlich etwas bei ihr bewirkt haben? Er würde sich sehr freuen, wenn es so wäre. Dennoch kann es auch einfach nur die Schwäche sein, die sie ereilt. Ganz freiwillig wird sie sich ihm mit Sicherheit nicht ausliefern. Als der letzte Stich gesetzt ist, kappt Leonardo vorsichtig den Faden und verknotet die Enden. Ernst blickt er ihr ins Gesicht. „Das sollte sich unbedingt ein Arzt ansehen, sonst kann das böse enden…“, versucht er ihr ins Gewissen zu reden, doch es scheint sie nicht weiter zu kümmern. „Deine Fürsorge kannst du dir für deine Brüder aufheben…“, erwidert sie nur. Der Leader ignoriert diese Aussage. Er hofft, dass sie dennoch einen Arzt aufsuchen wird. Der Foot-Clan wird doch sicher auch so was wie einen Mediziner haben, der sich um die Verletzten kümmert. Es wäre schließlich viel zu aufwendig, jeden Verletzten zu entlassen und einen neuen Ninja auszubilden. Tragisch wird ihm dabei bewusst, dass es sicher nicht das erste Mal war, dass Shredder sie bestraft hat. Wenn er hier eine vernünftige Beleuchtung hätte, könnte er die unzähligen feinen Narben sehen, die ihren Arm und den Rest ihres Körpers bedecken. Schweigend packt er den Verband aus und verbindet dann damit die Wunde. Als der Schwertkämpfer fertig ist, packt er sorgfältig die Reste seines Verbandszeugs wieder ein und steht auf. Karai versucht es ihm gleich zu tun, doch sie schafft es nicht, auf die Füße zu kommen. Finster blickt sie ihn an, als wolle sie zu ihm sagen, er soll gar nicht erst auf die Idee kommen, ihr zu helfen und sie damit als noch schwächer darstellen. Sie setzt zu einem zweiten Versuch an, doch Leo legt ihr sanft die Hände auf die Schultern und drückt sie auf den Boden zurück. Erzürnt blickt sie zu ihm auf. „Was soll der Mist?“ „Es ist besser, wenn du dich noch eine Weile ausruhst, bevor du zurück gehst. So würdest du nicht weit kommen…“, entgegnet er ihr sanft. „Deine Ratschläge kannst du für dich behalten!“, erwidert sich wütend, dennoch bleibt sie sitzen. Schließlich wendet Leo ihr den Rücken zu. „Bitte denk über meine Worte nach. Ich will dir nichts Böses, keiner von uns will das. Und solange du es wirklich willst, kannst du dich von ihm befreien! Wir helfen dir auch dabei. – Ich helfe dir! Du musst es nur zulassen…“ „Warum tust du das alles für mich?“, fragt sie tonlos. „Warum sollte ich es nicht tun? Du bist ganz sicher ein sehr netter Mensch und verdienst es auch nett behandelt zu werden. Ich möchte, dass du das selbe Glück kennenlernst, dass ich jeden Tag erfahren darf, durch die Nähe und Liebe meiner Brüder und meines Meisters. Vielleicht verstehst du das ja und kannst eines Tages meine Gefühle erwidern…“, ein trauriger Unterton schwingt in der Stimme des Anführers mit, der für Karai unüberhörbar ist. Doch noch ehe sie antworten kann, verschwindet er in dem Labyrinth aus Kisten und Kartons und in die kühle Nacht hinaus. Die Kriegerin bleibt allein zurück, schwach und verwirrt. „Hat er gerade gesagt, dass er Gefühle für mich hat?“, richtet sie ihre Frage in den Raum, doch niemand antwortet. Schließlich gelingt es ihr, aufzustehen und die Lagerhalle zu verlassen. Der Weg zurück zu dem Ort, den sie als zu Hause bezeichnet, ist lang und unendlich ansträngend. Letztendlich gelingt es ihr aber, während Leonardos letzte Worte noch lange in ihrem Kopf hallen. Kapitel 16: Insatiable... ------------------------- Zwei Monate später… Ruhelos wälzt sich Mikey in seinem Futon von einer Seite auf die andere. Er kann einfach nicht schlafen. Seufzend setzt er sich auf und blickt zum wolkenverhangenen Himmel empor. Der Blonde fühlt sich seltsam, so als würde ihm etwas fehlen. Eine Stimme in ihm schreit geradezu danach, doch er kann sich nicht vorstellen, was es ist. Er verspürt ein erwartungsvolles Kribbeln in seinem Unterleib, das ihm langsam klar macht, was mit ihm nicht stimmt. Leicht wundert er sich über sich selbst. Normalerweise verspürt er nie ein so intensives Verlangen. Er hat sich im Hinterkopf sogar immer ein bisschen lustig über Raphael gemacht, wenn dieser immer halbverhungert zu ihm angekrochen kam und meinte, er würde es nicht mehr aushalten. Jetzt versteht er langsam, was sein Bruder damit gemeint hat und irgendwie fühlt er sich unwohl dabei, so gar keine Kontrolle darüber zu haben. Nachdenklich blickt der orange Ninja wieder aus dem Fenster zum verhangenen Nachthimmel hinauf. Als will sein Körper ihn erinnern, dass er hier noch etwas zu erledigen hat, meldet sich das Kribbeln in seinem Unterleib zurück. Diesmal jedoch viel deutlicher – es gleicht schon fast einer Flamme, die immer weiter anwächst. Irgendwie von sich selbst angewidert, verzieht der Junge das Gesicht. Beinahe hilflos blickt er sich in seinem dunklen Zimmer um. Doch niemand ist da. Er ist allein und genauso fühlt er sich auch. Seit Raphael zum ersten Mal mit ihm geschlafen hat, hatte Michelangelo keine Alpträume mehr und daher auch nicht mehr wirklich einen Grund, um zu seinem Bruder ins Bett zu krabbeln. Jetzt gehen sie entweder gemeinsam schlafen oder der Rothaarige kommt irgendwann zu ihm, wenn er dieses quälende Gefühl nach Nähe verspürt. Doch in manchen Nächten ist Mikey auch völlig allein in seinem Zimmer. Dann wird ihm immer schmerzlich bewusst, wie sehr er doch die Nähe seiner Brüder braucht. Langsam setzt er seine Füße auf den Boden und erhebt sich. Das Holz unter seinen blanken Zehen kommt ihm ungewöhnlich kalt vor und jagt einen Schauer über seinen ganzen Körper. Frustriert macht sich sein Unterleib erneut bemerkbar und drängt ihn immer mehr. Der Nunchakuträger zieht die Stirn kraus und beißt sich auf die Unterlippe. Ganz wohl fühlt er sich nicht dabei, seinen Bruder nach so langer Zeit wieder des Nachts zu belästigen und dann auch noch wegen so etwas, aber irgendwie hat er keine andere Wahl. Schließlich weckt Raph ihn auch oft genug deswegen, da kann er sicher verstehen, wenn Mikey das auch einmal macht. Flink huscht er aus seiner Tür und blickt ins Dojo. Verlassen und still liegt es da – alle schlafen. Naja, fast alle. Donnie hockt bestimmt noch in seinem Labor. Als Mikey zu Raph´s Tür schleicht, wirft er einen kurzen Blick zu Donnies Tür. Sie steht offen und bestätigt damit Michelangelos Annahme. Er schaut flüchtig auf die Wanduhr über dem Fernseher und stellt fest, dass es noch nicht einmal Mitternacht ist und der Tüftler somit noch viele Stunden vor sich hat, ehe er sich schlafen legt. Da morgen Sonntag ist, kann er sich die Nacht ja auch unbeschadet um die Ohren schlagen, ohne sich Sorgen zu machen. Der Blonde seufzt leise. Manchmal wünscht er sich auch solch ein Geschick, wie Donatello. Dann könnte er eine so schlaflose Nacht auf jeden Fall sinnvoller nutzen, als sich mit seinen Trieben auseinander zu setzen. Vorsichtig schiebt er die Tür zum Zimmer seines Partners auf, schlüpft hinein und lässt die Tür lautlos wieder ins Schloss gleiten. Der Saikämpfer liegt friedlich da und schläft. Mikey hört ein leises Schnarchen, dann murmelt der Rothaarige etwas Unverständliches und dreht sich auf die andere Seite. Nun herrscht wieder Stille. Leise tapst der Junge auf den Schlafenden zu und kniet sich neben ihm nieder. Der Blonde streckt die Hand aus, um sein Gegenüber wach zu rütteln, doch dann zieht er sie wieder zurück. Zweifel kommen ihm, ob es wirklich eine gute Idee ist, den anderen deswegen zu wecken. Unsicher sitzt er da und überlegt. Leise knurrt der rote Ninja im Schlaf und lässt Mikey dabei zusammen zucken. Ihm ist so, als könnte er Ablehnung in diesem Laut erkennen. Nervös rutscht er auf seinen Knien hin und her und merkt dabei nur allzu deutlich die Signale, die sein Unterleib ihm dabei sendet. Seine Hände verkrampfen sich auf seinen Oberschenkeln und er beißt sich erneut auf die Unterlippe, bis es schmerzt, nur um dieses nagende Gefühl zu übertönen. Schließlich hebt er wieder die Hand, um noch einmal zu versuchen, seinen Bruder zu wecken. Doch noch bevor er ihn berührt, schlägt Raph träge die Augen auf. „Mikey…?“, fragt er mit belegter Stimme. Der Ältere blinzelt ein paar Mal, um eine klarere Sicht zu bekommen und den Schlaf, der heftig an ihm zerrt, etwas zu vertreiben. „Tut mir leid, dass ich dich geweckt hab…“, kommt es leise von dem Kleineren, während er einen traurigen Blick aufsetzt. Raphael ignoriert jedoch seine Entschuldigung und stützt sich umständlich auf die Ellenbogen hoch. „Was ist denn los? Hattest du etwa einen Alptraum?“, verschlafen reibt sich der muskulöse junge Mann die Augen und gähnt geräuschvoll. Raphael scheint kein bisschen wütend über seine Anwesenheit zu sein. Das gibt Mikey schon mal ein etwas besseres Gefühl, dennoch weiß er nicht, wie Raph auf sein Problem reagieren wird. Der Rothaarige sieht so müde aus, dass es Michelangelo fast das Herz zerreißt, dass dieser nun wach ist. „Nein, ich kann nicht schlafen. – Ich dachte, du kannst mir vielleicht helfen, ich…“, gibt der blonde Junge vorsichtig von sich. Ein kräftiger roter Schimmer bildet sich auf seinen Wangen, als sich sein Unterleib erwartungsvoll zu Wort meldet. Peinlich berührt wendet Mikey den Blick von seinem Bruder ab und schlägt die Augen nieder. Dies entgeht dem temperamentvollen Ninja nicht, trotz dass die Müdigkeit vorherrschend in seinem Körper wütet und es doch ziemlich schummerig in seinem Zimmer ist. Er gähnt noch einmal halblaut und legt dann ein wissendes Lächeln auf, ehe er sich das zerzauste Haar aus der Stirn streicht. „Gib mir zwei Minuten, um wach zu werden und dann kann ich mich ausgiebig um dein ‚kleines‘ Problem kümmern…“, verkündet des Ältere nicht ohne ein zweideutiges Grinsen aufzulegen. Bei seinen Worten wird Mikey noch einen Schlag röter um die Nase, blickt ihm aber mit hoffnungsvollen Augen entgegen. Langsam bringt sich der Saikämpfer in eine sitzende Position und streckt sich. Laut knacken dabei einige seiner Knochen. „Du sollst dich ja nicht unnötig quälen, mein Kleiner!“, haucht der Rothaarige ihm zu, ehe er wach genug zu seien scheint. „Raph? Darf ich etwas ausprobieren?“, fragt der Jüngere, rot bis über beide Ohren. Der Angesprochene wirft ihm einen verwunderten Blick zu und lächelt dann. „Klar, alles was du willst!“ Neugierde macht sich in dem roten Ninja breit. Sonst ist Mikey keineswegs derjenige, der die Initiative ergreift, doch auf eine seltsame Weise gefällt Raphael der Gedanke, sich mal von seinem kleinen Bruder etwas verwöhnen zu lassen. Michelangelo ist zwar etwas unwohl, bei dem Gedanken, so etwas zu tun, doch immerhin hat der Rothaarige das schon öfter bei ihm gemacht. Mikey hat sich dabei immer sehr wohl gefühlt und Raph schien es dabei ja nicht gerade schlecht zu gehen. Ehe er es nicht ausprobiert hat, kann er ja auch nicht sagen, ob es ihm gefällt oder nicht. Und irgendwie verspürt der Blonde, das tiefe Bedürfnis, seinen Bruder dafür zu entschädigen, dass er ihn jetzt vom Schlafen abhält. Etwas nervös rutscht der Nunchakuträger zu ihm auf den Futon und beugt sich zu ihm vor, als wolle er ihn küssen. Der Saikämpfer hofft allerdings, dass Mikey genau das nicht tun wird, da der Kleinere ja eigentlich weiß, dass er das nicht leiden kann. Doch Raphael rührt sich nicht und sagt auch nichts, damit er Mikey nicht noch verschreckt. Immerhin scheint sein Bruder neugierig und mutig genug zu sein, um so einen Schritt zu wagen, da kann Raph ihn ja nicht gleich abweisen. Erwartungsvoll blickt er dem Jüngeren entgegen und spreizt seine Beine auseinander, damit der blonde Junge näher zu ihm rutschen kann. Mit einem leicht nervösen Lächeln kommt Mikey der stummen Aufforderung nach und drückt sich gegen ihn. Überrascht stellt Raphael dabei fest, dass sein kleiner Bruder eine ziemliche Beule in seiner Shorts versteckt hat. Vorsichtig reibt sich Mikey an ihm und wandert dabei mit seinen Lippen über den Hals des Sitzenden. So viel Zärtlichkeit ist zwar absolut nichts für den Älteren, doch als ihn Mikey´s Lippen berühren, jagt ein Schauer über seinen Rücken, der ihn augenblicklich hart werden lässt. Er gibt ein leises Brummen von sich und erwidert dann vorsichtig die Bewegungen seines Partners. Fast schon erschrocken keucht der Blonde dadurch auf, als Raph seine Erregung an ihm reibt. Ihm wird ganz schwindlig. Das quälende Verlangen übermannt ihn und droht sein ganzes Vorhaben zu beenden, bevor es überhaupt angefangen hat. Dem Älteren entgeht die Anstrengung des Anderen nicht und ihm wird klar, wie schwer dem Jungen die Beherrschung fällt. Sanft legt er dem Kleineren eine Hand auf den Rücken. „Hey, tief durchatmen, Kleiner…“, versucht Raphael ihn etwas zu beruhigen. Keuchend blickt der Chaosninja ihm in die Augen. „… nicht bewegen…“, presst er angesträngt hervor. Verstehend nickt der Ältere und hält still, auch wenn es ihm schwerfällt sich so unterzuordnen und zurück zu halten, wo er doch seinem kleinen Bruder nur allzu gern von seinem Qualen erlösen wollen würde. Ein paar Augenblicke vergehen, bis sich Michelangelo wieder so weit unter Kontrolle hat, dass er weiter machen kann. Wohlwissend, dass es nicht hilfreich ist, beendet Mikey die Berührung, die ihre erhitzten Unterleibe begonnen haben und legt seine Lippen wieder an Raph´s Hals. Etwas ungeschickt verteilt der Junge dort zarte Küsse auf der warmen Haut. Anschließend gleitet er mit seiner heißen feuchten Zunge darüber und jagt erneut einen Schauer durch Raphaels Körper. Wieder ertönt ein zustimmendes Brummen von dem Größeren und er muss sich sehr beherrschen, sein Gegenüber nicht einfach auf den Rücken zu werfen und über ihn herzufallen. Stattdessen schließt er die Augen und beißt sich fest auf die Unterlippe. Dass Mikey so heftige Reaktionen in ihm auslöst, obwohl er ja bis jetzt kaum etwas gemacht hat, ist zu viel für den durchtrainierten Ninja. Er klammert sich an seinem Laken fest, während sich langsam der Geschmack seines eigenen Blutes in seinem Mund ausbreitet. Selbstbeherrschung war nie sein Freund gewesen, doch jetzt könnte er sie mehr denn je gebrauchen, um Mikey´s Vorhaben nicht zu zerstören. Die Nacht ist warm, sodass die beiden Jungs nur Shorts tragen. Daher können Mikey´s Finger ungehindert über die festen Brustmuskeln seines Gegenübers wandern. Sie erforschen die gut ausgeprägten Berge und Täler mit hauchfeinen Berührungen und wandern an ihnen hinab bis zum Bauch. Auch hier wird jeder Zentimeter ausgiebig erkundet. Schließlich trennt sich der Blonde von ihm und sieht ihm bittend in die Augen, während er mit einer Hand an Raph´s Shorts herum zupft. Der Rothaarige kommt der Bitte seines Partners nur allzu gern nach, da er sich doch ziemlich beklemmt in dem engen Stoff fühlt. Elegant hebt der Grünäugige seine Hüften und ermöglicht es dem Jungen vor sich so, ihm vorsichtig von dem störenden Stoff zu befreien. Eine wahre Erleichterung, die der Rothaarige mit einem langegezogenen Seufzen zum Ausdruck bringt. Nervös schluckt der Blauäugige, als sich die feuchte Erregung seines Bruders vor seinen Augen aufbaut. Wie erstarrt blickt er darauf und scheint zu überlegen, ob dies wirklich einen gute Idee gewesen ist. Leichte Unsicherheit liegt in Raphaels Blick, als er den Nunchakuträger dabei betrachtet. Langsam kann er sich vorstellen, was der Junge vor hat und er ist sich ziemlich unschlüssig, ob er es gut finden soll. Mit zitternden Fingern streicht sich Mikey ein paar Strähnen hinters Ohr und bereitet sich seelisch auf seinen nächsten Schritt vor. Raphael will ihm schon sagen, dass er dies nicht tun muss, wenn er sich dabei nicht gut fühlt, doch da scheint Mikey schon entschlossen zu sein. Ohne den Älteren noch einmal anzusehen, beugt sich der Junge zwischen seine geöffneten Beine. Vorsichtig legen sich seine schlanken Finger um die heiße Erregung. Kurz darauf senkt der Blonde den Kopf noch weiter und öffnet den Mund. Als sein warmer süßer Atem ihn streift, kann Raph ein Keuchen gerade noch herunterschlucken. Seine Finger verkrampfen sich in dem Laken und wie gebannt starrt er auf seinen kleinen Bruder hinab, der trotz dieser unanständigen Tat eine geradezu unheimliche Unschuld ausstrahlt. Nur einen Augenblick später gleitet die feuchtwarme Zunge an seiner Erregung hinauf. Scharf saugt der Saikämpfer die Luft ein. ‚Oh Gott…!‘, ist der einzige Gedanke, der noch in seinem Kopf Platz hat, während er krampfhaft nach Beherrschung ringt. Der unschuldige Ausdruck auf dem Gesicht seines kleinen Bruders, lässt sein Herz so heftig gegen seine Brust wummern, dass es sich anfühlt, als würde es jeden Moment zerspringen. Er wendet hastig den Blick ab und schließt wieder die Augen. Er muss sich konzentrieren, damit Mikey´s erster Versuch nicht seinetwegen zu einem tragischen Erlebnis wird. Erneut beißt er sich auf die Unterlippe und schmeckt sofort wieder das bittere Eisen seines eigenen Blutes. Hinter geschlossenen Lidern spürt er, wie sich Mikey´s Zunge an seiner gespannten Haut hinab bewegt und dabei die Lippen des Jungen die feuchte Spitze streifen. Es gelingt dem Rothaarigen nicht mehr, sich mit Schmerz abzulenken. Schwer beginnt er zu keuchen und klammert sich verloren an dem zerknautschten Laken fest. Für einen Moment wendet Michelangelo seinen Blick zu Raph nach oben. Das tiefe Rot auf den Wangen des Älteren erwärmt Mikey´s Herz. Zu selten erlebt er seinen sonst so starken Bruder in einer Situation, in der er so hilflos und verletzlich wirkt, dass er ihn am liebsten sofort in die Arme schließen möchte. Seine Augen sind fast schon krampfhaft zusammen gepresst und verbergen dem Blonden so die Sicht auf seinen vernebelten Blick. Die leicht geöffneten Lippen zittern, während ein tiefes Keuchen sich hindurch zwängt und ein dünner Faden Blut an seinem Kinn entlang rinnt. Mikey´s Herz schlägt laut in seinen Ohren. Raphael sieht in diesem Augenblick so schön aus, dass der Blonde es gar nicht in seinen Kopf bekommt. Der Nunchakuträger ist mehr als überrascht von der Macht, die er in diesem Moment scheinbar auf seinen älteren Bruder ausübt. Der Kleinere ringt nach Beherrschung. Raphael kommt ihm wie ein kleines Kind vor, das einen Alptraum hat, so jung und verletzlich wirkt er gerade. Ein unangenehmes Gefühl von Dominanz versucht sich in dem Blonden festzusetzen – versucht ihn zu überreden, den anderen noch weiter zu quälen, wie dieser es gern mit ihm macht. Doch Michelangelo erträgt dieses dunkle Gefühl nicht. Hastig senkt er seinen Blick wieder und versucht krampfhaft das unerträgliche Ziehen in seinem Unterleib zu ignorieren. Er muss stark bleiben, kann es noch nicht beenden. Hart schluckt er und atmet tief durch, bevor er sich wieder seinem Bruder widmet. Quälend langsam gleitet er mit der Zunge über die feuchte Spitze und sammelt die glänzenden Lustperlen ein, die sich ihm entgegen schieben. Ein herber Geschmack macht sich dabei in seinem Mund breit und erinnert ihn sofort wieder an die Kraft und Stärke, die sein Bruder ihm sonst entgegenbringt und für die er ihn immer bewundert. Gleichzeitig fühlt es sich irgendwie gut an, zu wissen, wie er schmeckt, besonders, da er es sich irgendwie genau so vorgestellt hat. Es ist ein scharfer Kontrast zu dem beinahe wimmernden Keuchen, das dabei an Mikey´s Ohren dringt und ihm klar macht, dass Raph es nicht mehr lange ertragen kann. Ganz langsam lässt der Chaosninja die harte Erregung in seinen Mund gleiten und umfängt sie sanft mit seinen Lippen. „Gott, Mikey…!“, presst der Grünäugige schwer atmend hervor und zittert dabei am ganzen Körper. Warum nur muss sich das so verdammt gut anfühlen, wenn es in Raph´s Augen so falsch ist, dass Mikey das hier mit ihm tut? Immer tiefer gleitet die pochende Erregung in die feuchte Mundhöhle vor, bis sie schließlich gegen Mikey´s Rachen stößt und der blonde Junge reflexartig schluckt. Dies gibt Raphael vollkommen den Rest. In seinem Kopf explodiert ein grelles Licht, sein Herz setzt für ein paar Schläge aus, bevor es so heftig gegen seine Brust hämmert, dass es sich anfühlt, es würden seine Rippen jeden Moment bersten. Geräuschvoll, fast schon erstickt, holt er krampfhaft Luft und beugt sich ungelenk nach vorn. Sanft und dennoch bestimmend legen sich seine zitternden Hände auf Mikey´s Schultern und versuchen ihn von sich zu drücken. Irritiert lässt der Jüngere von ihm ab und blickt ihn mit großen Augen an. „Hab ich was falsch gemacht?“, kommt es unschuldig und traurig von dem Jungen. Raphael braucht einen Moment, bis er ihm antworten kann, zu nahe steht er am Abgrund. „Nein – keineswegs! – Ich – ich halt es nur nicht mehr aus…“, bringt er schließlich hervor und schenkt seinem Bruder ein schwaches Lächeln. Auf Mikey´s Wangen legt sich ein tiefes Rot nieder, als ihm wieder klar wird, wie fertig er seinen Bruder mit einem Tun gemacht hat. Doch keine zwei Sekunden später scheint die gewohnte Kraft in den Rothaarigen zurück gekehrt zu sein. Hastig drückt er den Jüngeren auf das Laken und zerrt ihm die Shorts vom Leib. Etwas überrumpelt sieht der Kleinere zu ihm auf. Ungeduldig drängt sich der Saikämpfer gegen ihn und sucht eine geeignete Position. Mit vernebelten Augen sieht Michelangelo ihn an und streckt dann die Arme nach seinem Liebhaber aus. Augenblicklich kommt der Rothaarige dieser Aufforderung nach und dringt dann tief in ihn ein. Hilflos klammert sich der Blonde in seinem Nacken fest und schlingt die Beine um seine Hüften. Tiefes Stöhnen erfüllt den Raum. Fest stößt Raphael gegen diesen besonderen Punkt tief in Mikey´s Körper und lässt den Jungen dabei unzählige Sterne sehen. Nur Sekunden später kommen die beiden mit einem heiseren Laut. Alle Muskeln um Raph ziehen sich schlagartig so fest zusammen, als wollten sie ihn zerdrücken. Heiß durchflutet die herbe Flüssigkeit Mikey´s ganzen Körper und lässt den Jungen erzittern. Schwer atmend trennen sich die beiden voneinander. Doch vorbei ist es deswegen noch längst nicht. Ein paar Momente später erscheint Raphaels Gesicht im Blickfeld des Jungen. Seine Augen sind getränkt von diesem ganz speziellen Blick, der ihn so verhungert aussehen lässt. Allerdings geht es dem Nunchakuträger nicht anders. Bereitwillig lässt er sich von seinem Bruder auf die Knie ziehen und mit dem Gesicht voran gegen die Wand lehnen. Raph drückt sich von hinten gegen ihn und haucht ihm schwer ins Ohr. „Leg die Hände gegen die Wand…“ Der Blonde folgt seinen Worten. Kurz darauf wandern die Zähne des Saikämpfers über seinen Hals und die Schultern und hinterlassen dort deutliche Spuren. Keuchend ergibt sich der Junge dem Gefühl und ist erleichtert, wieder die Kraft und Stränge in der Stimme und den Berührungen des Anderen spüren zu können. Nun kann er sich fallen lassen, ohne Angst haben zu müssen, zu fallen. Beinahe grob fahren die kräftigen Hände des Älteren über die erhitzte Brust des Jungen. Sie streifen die empfindlichen Knospen, die sich unter der harschen Berührung aufrichten und sich ihm hart, wie kleine Steine, entgegenstrecken. Der Rothaarige klemmt sie zwischen seinen Fingern ein und drückt sie so fest, bis Mikey ein erregtes Keuchen von sich gibt. Allzu lang will sich der Größere aber nicht mit dem Spielchen aufhalten. Bestimmend greift er sich die Hüften des Jungen und zieht sie ein Stück zu sich nach hinten. Kurz darauf erfüllt ein bekannter Schmerz Michelangelos Körper, als sich sein Bruder in die heiße Enge hinein zwängt. Das schwere, aber irgendwie auch zufriedene Stöhnen des Größeren dringt dabei an sein Ohr. Hart versenkt er sich immer wieder in dem zierlichen Körper vor sich und treibt sie beiden Stück für Stück näher an den Abgrund. Wenige Stöße später ergeben sich die zwei ihrem Höhepunkt in einem tiefen Stöhnen. Erschöpft lässt Raph sich auf sein Kissen fallen. Mikey hingegen sinkt auf seinen Hintern hinab und schnappt angestrengt nach Luft. Sie werfen einander ein schwaches Lächeln zu, ehe Raphael für einen Moment die Augen schließt. Der Blonde beobachtet ihn. Langsam gleitet sein Blick über das markante Gesicht und den kräftigen Körper. Schweißtröpfchen bedecken die einst makellose Haut wie kleine Diamanten, die nun von feinen Narben gezeichnet ist. Der Anblick dieses jungen Mannes jagt einen erregten Schauer durch Mikey´s Körper, wie es sonst kein zweiter kann. Raphaels Anblick macht ihm deutlich, wie sehr sein Körper noch immer nach ihm verlangt. Er will ihn spüren, immer und immer wieder! Überrascht öffnet der Rothaarige die Augen, als sich ein Gewicht auf seinem Unterleib ausbreitet. Von Trägheit überkommen, erblickt er seinen kleinen Bruder, der es sich dort gemütlich gemacht hat und scheinbar noch nicht genug von ihm hat. Mit flehenden verhangenen Augen sieht der Junge ihn an, während sich seine harte Erregung in Raph´s Sichtfeld schleicht. „Wer hat dich armes Ding nur vergessen zu füttern?“, scherzt der Rothaarige, während er versucht die Müdigkeit abzuschütteln, die sich langsam über ihm ausbreitet. „Ich weiß nicht? Du vielleicht?“, erwidert der Blonde unschuldig. Ein zweideutiges Grinsen legt sich auf die Züge des Saikämpfers. „Na wie konnte ich nur so böse sein?“, entgegnet er, während er sich etwas umständlich aufrichtet und Mikey damit wieder auf den Rücken legt. Nur Minuten später ist alles vorbei und sie liegen erschöpft nebeneinander. Bald darauf hört Mikey, wie Raph neben ihm tief und entspannt zu atmen beginnt. Als sich der blonde Junge ihm zuwendet, sieht er, dass der Ältere eingeschlafen ist. Für einen Moment legt sich ein sanftes Lächeln auf seine Züge, dann überkommt ihn wieder dieses nagende Gefühl. Raph hat sich sichtlich Mühe gegeben. Mikey fühlt sich mehr als nur ausgefüllt, doch das Verlangen ist immer noch da und bringt ihn um den Verstand. Seufzend windet er sich vorsichtig aus der schützenden Umarmung seines Bruders und steht schwankend auf. In jeder Faser seines Körpers spürt er noch das eben Geschehene, während Raphaels Hinterlassenschaften langsam an seinen verschwitzten Schenkeln hinab rinnen. Auf unsicheren Beinen nähert er sich der Tür. Bevor er jedoch hinaus geht, greift er sich Raphaels Morgenmantel und streift ihn sich über. Der flauschige weinrote Stoff umhüllt seinen nackten Körper und verströmt dabei den herben Duft seines Besitzers. Mikey kommt es vor, wie eine endlose innige Umarmung. Mit einem leisen Schnurren kuschelt er sich tiefer hinein und öffnet dann leise die Tür. Lautlos schleicht er durchs Dojo und stoppt schließlich vor Leos Tür. Missmutig starrt er sie an und kommt sich bei seinem Tun so billig vor. Er geht hier von einem zum anderen, nur um diesen Drang zu stillen. Unweigerlich formt sich in seinem Kopf der Wunsch, dass dies das erste und einzige Mal ist, dass er so rastlos ist. Seufzend öffnet er Leonardos Tür und schlüpft hinein. Zu seiner Überraschung wendet sich der Leader augenblicklich zu ihm, so als hätte er gar nicht geschlafen. Unweigerlich zuckt Mikey unter seinem durchdringenden Blick zusammen. Dann entspannen sich Leos Züge und er sieht Mikey mit einem verständnisvollen Blick entgegen. Langsam nähert sich der Junge ihm und setzt sich auf den Futon. Leo rückt ein Stück zur Seite und setzt sich dann auf. Der furchtlose Anführer wirkt müde und angespannt. „Hab ich dich geweckt?“, kommt es zaghaft von dem orangen Ninja. Ernst wendet Leonardo den Blick von ihm ab und sieht an die gegenüberliegende Wand. „Nein. Ich hab noch kein Auge zu gemacht…“, gesteht er. „Ich musste die ganze Zeit an Karai denken…“ Ein trauriger Ausdruck huscht über sein Gesicht. Mikey kann sich nur zu gut vorstellen, wie schlecht es seinem Bruder geht. Mitfühlend blickt er ihm entgegen, ehe der blaue Ninja das Thema wechselt. „Was ist mit dir? Hat Raph dich rausgeworfen?“, scherzt er, als ihm auffällt, dass sein kleiner Bruder Raphaels Morgenmantel trägt. „Nein. Ich bin selbst gegangen – Raph ist eingeschlafen…“, erwidert der Kleine seufzend. „Das ist aber nicht nett!“, kommt es von dem Älteren, der das Ganze etwas falsch versteht. „Doch es war sehr nett, aber irgendwie nicht genug…“ Langsam dämmert dem Leader, was Mikey damit meint und ihm kommt der Gedanke, die Situation zu nutzen, um sich etwas von der Konoichi abzulenken. „Ich bin sicher, da können wir etwas machen und vielleicht lenkt mich das ja dann von Karai ab.“, kommt es von Leo. Ein erwartungsvoller Ausdruck breitet sich auf Mikey´s Gesicht aus und bei diesen Worten spürt er auch gleich wieder ein Ziehen in seinem Unterleib, fast wie eine Zustimmung. Michelangelo kommt der Gedanke, dass er Leo doch bestimmt genauso aus der Fassung bringen kann, wie Raph und dass er dadurch die Kriegerin des Foot-Clans für eine Weile vergessen wird. Langsam rücken die beiden näher zu einander und verschließen ihre Lippen miteinander. Ein tiefer sinnlicher Kuss entflammt zwischen den Ninjas und lässt Leonardo etwas träumen. Er stellt sich vor, wie Karai vor ihm sitzt und sie sich küssen. Wie weich ihre Lippen sind, die zartrosanen Wangen, die glänzenden Augen, die… Es ist wie ein Faustschlag, als ihm klar wird, dass er nicht Karai vor sich hat, sondern seinen kleinen Bruder. Gedanklich schüttelt er heftig den Kopf, um das beängstigend klare Bild des Mädchens wieder los zu werden. Als er die Augen wieder aufschlägt, sitzt Mikey vor ihm und blickt ihn mit großen Augen etwas besorgt entgegen. „Alles in Ordnung?“, fragt er vorsichtig. Der blaue Ninja schenkt ihm ein gespieltes Lächeln. „Ja, mach dir keine Sorgen!“, entgegnet er seinem Bruder, während die letzten Bilder der Schwarzhaarigen in seinem Geist verschwinden. Mikey weiß zwar beim besten Willen nicht, woran Leo gerade gedacht hat, doch er ist sich sicher, dass Karai damit etwas zu tun hat. Dass muss sich definitiv ändern! Entschlossen nähert er sich seinem Anführer für einen weiteren Kuss, den er erstaunlich harsch einfordert. Dem Leader wird dabei bewusst, dass Mikey wohl doch so eine Ahnung von seinen Gedanken hat. Innerlich schämt er sich. Ohne Gegenwehr unterwirft er sich Michelangelos Kuss und überlässt ihm ausnahmsweise die Führung, damit er seine Gedanken besser ordnen kann. Schließlich beenden sie den Kuss und Mikey zupft fordernd an der Shorts des Älteren. Ohne ein Wort zieht Leo sie aus und lässt den Kleineren fortfahren. Da der orange Ninja nun weiß, wie er es anstellen muss, beugt er sich ohne Zögern zwischen die geöffneten Beine des anderen. Überrascht beobachtet Leo ihn dabei. So viel Initiative hat er seinem kleinen Bruder gar nicht zu getraut. Irgendwie ein komisches Gefühl, aber durchaus sehr interessant. Sanft schließen sich Mikey´s Finger um die anwachsende Erregung, ehe der Junge den Kopf hinab senkt. Er öffnet den Mund und warmer Atem trifft die pochende Haut. Leonardo kann den Blick nicht abwenden, zu faszinierend sieht sein kleiner Bruder in diesem Moment aus. Ein Anblick, der gleichzeitig Unschuld und einen kleinen Teil Verruchtheit ausstrahlt, spiegelt sich auf dem zarten Gesicht wieder. Es kommt dem Leader wie in einem Traum vor, der langsam wahr wird. Erregt beißt er sich auf die Unterlippe. Feucht gleitet die Zunge des Jüngeren über die angespannte Erregung. Ein wohliger Schauer jagt durch den Körper des Älteren und lässt ein leises Keuchen von ihm hören. Mit verhangenen Augen blickt der Schwertkämpfer weiterhin starr auf seinen Partner hinab, während sich in seinem Kopf die wildesten Fantasien abspielen. Mikey senkt seinen Kopf weiter hinab und lässt die erhitzte Haut in seinen Mund hinein gleiten, umschließt sie sanft mit seinen Lippen. Auf seiner Zunge legt sich ein fast schon bitterer Geschmack nieder, der ihm klar macht, dass sich seine beiden Brüder wohl nicht nur äußerlich stark voneinander unterscheiden. Der Schwarzhaarige legt den Kopf in den Nacken und keucht, während sich seine Hände langsam in Mikey´s Haare wühlen. Mit einem unheimlichen Geschick führt Michelangelo seine Arbeit fort und treibt seinen Anführer immer näher an den Abgrund. Allerdings kommt Leonardo bei seinem Höhenflug nicht auf den Gedanken, dass Ganze abzubrechen und seinem kleinen Bruder den Rest zu ersparen, so wie es Raphael getan hat. Als er mit einem tiefen Stöhnen kommt, hält er Mikey´s Kopf an Ort und Stelle fixiert und gibt dem Jungen somit keine Möglichkeit sich dem zu entziehen. *Einen Augenblick spürt er nur einen unsichtbaren Widerstand, doch plötzlich füllt sein Mund sich mit einer heißen und fremden Flüssigkeit, dass er sich sehr beherrschen muss, um nicht nach Luft zu schnappen und das Zeug ausversehen runterzuschlucken. Er zieht eine Grimmasse und spuckt es aus, aber der Geschmack bleibt wie ein lebensbedrohlicher Begleiter auf seiner Zunge. Atemlos beginnt er zu husten, ehe Leo klar wird, was er angerichtet hat. Besorgt streicht er seinem Bruder über den Rücken und reicht ihm die Flasche Wasser, die neben seinem Futon steht. Dankend nimmt Mikey sie ihm ab und nimmt ein paar tiefe Züge daraus. „Tut mir leid, ich hab nicht aufgepasst…“, versucht sich der Leader zu entschuldigen. „Schon gut…“, kommt die noch etwas angesträngte Antwort von seinem Gegenüber. Doch als Mikey ihm die Flasche zurück gibt, lächelt er schon wieder, so als wenn nichts gewesen ist. Dennoch fühlt sich Leo nicht besonders wohl, bei dem Gedanken, seinen kleinen Babybruder so überrumpelt zu haben. Betrübt senkt er den Blick, doch Mikey fängt ihn schnell wieder ein und verführt ihn zu einem neuen Kuss. Etwas überrascht lässt der Schwertkämpfer es geschehen und erwidert ihn schließlich begeistert. Da sein Kopf jetzt völlig leer zu seien scheint, kommt ihm der Gedanke, seinen Bruder doch für das eben Erlebte etwas zu entschädigen. Langsam löst er den Kuss und drückt Mikey auf das Laken nieder. Er legt seine Lippen an den Hals des Jungen, während seine Finger geschickt den Knoten an dem Morgenmantel öffnen. Hauch zart streichen seine Finger den wollig weichen Stoff zur Seite und ermöglichen ihm so einen Blick auf die fast makellose, leicht gebräunte Haut des Jungen. Abgesehen von unzähligen sehr feinen Narben, die man im schummrigen Nachtlicht gar nicht sehen kann, heben sich die grausigen, weißen Narben, die vom Kampf mit Shredder übrig geblieben sind, so deutlich hervor, als würden sie von innen heraus leuchten. Für einen Moment betrachtet Leo den Körper, der sich schutzlos unter ihm windet und erblickt dabei die vielen Kratz- und Bissspuren, die der Rothaarige zuvor auf ihm hinterlassen hat. Leise macht sich ein Fünkchen Eifersucht in dem Schwarzhaarigen breit und ein freches Lächeln legt sich auf seine Züge, als er einen Knutschfleck genau auf eine dieser Spuren an Mikey´s Hals platziert und somit stummen Protest in Raphaels Revier ausübt. Ungeduldig windet sich Michelangelo unter ihm, also beendet der Anführer sein Spielchen und streicht sanft über die Hüften des Jungen. Erwartungsvoll spreizt Mikey die Beine noch etwas mehr auseinander und zieht Leonardo dann zu sich. Er verschränkt die Arme im Nacken des Größeren und lässt ein lautes Keuchen hören, als sich sein Partner in die feuchte Enge drängt. Allerdings ist sich Leo dabei nicht ganz sicher, ob er sich jetzt schmutzig oder triumphierend fühlen soll, wo sich doch Raphael zuvor so ausgiebig mit dem Nunchakuträger vergnügt hat. Leicht angewidert gleiten seine Finger über Mikey´s Schenkel, an denen die Reste von Raph´s Hinterlassenschaften zu trocknen beginnen. Er streicht sie hinfort, als wäre es ein widerlicher Schmutz, nur um dann seine eigenen Marken zu setzen. Wenig später erbeben sich die beiden laut stöhnend ihrem Höhepunkt. Erschöpft sinkt Leonardo neben seinem Bruder in die Laken. Noch etwas außer Atem lächeln sie sich sanft entgegen. Beschützend zieht der Größeren den Blonden in seine Arme und drückt ihn an sich. Einen Moment später ergreift die Müdigkeit, die er sich die halbe Nacht lang ersehnt hat, von ihm Besitz und zieht ihn hinab in ihre dunkle Tiefe. Entspannt dringt sein ruhiger Atem an Mikey´s Ohr und macht ihm deutlich, dass zumindest einer von ihnen jetzt schlafen kann. Ein paar Augenblicke liegt der orange Ninja reglos in den Armen seines Anführers, bevor er sich geschickt daraus hervor windet. Schnell zieht er sich den weinroten Morgenmantel wieder über, bevor die nächtliche Kälte über ihn kommen kann. Schweigend wirft er Leo ein kleines Lächeln zu und streicht ihm ein paar Strähnen aus der Stirn. Schließlich steht er schwankend auf und wird sich jedem Muskel in seinem Körper überdeutlich bewusst. Alles schmerzt und brennt, doch das endlose Verlangen scheint für den Moment wohl gestillt zu sein. Erleichterung macht sich in ihm breit, doch sie bleibt nur kurz, bis ihm bewusst wird, dass er noch immer nicht schlafen kann. Resignierend seufzt er und tapst mit unsicheren Schritten zur Tür. Er wirft dem Schwertkämpfer einen letzten Blick zu, dann huscht er, wie ein Schatten, nach draußen. Hoffnungsvoll blickt er zu Donnies Tür, die noch immer offen steht. Vielleicht fällt dem Tüftler ja etwas ein, um ihn zum Einschlafen zu bringen? Leise schreitet er zur Kellertreppe. Die harten eisigkalten Betonstufen lassen ihn bei jedem Schritt erzittern und die, eigentlich angenehm, kühle Luft im Untergeschoß schleicht sich erbarmungslos unter den weichen Stoff, der seinen geschundenen Körper bedeckt und lässt ihn frösteln. Er schlingt die Arme um sich und läuft schnell weiter. Doch der gesamte Keller besteht aus nacktem Beton oder blanken Fliesen, sodass die Kälte sich immer tiefer in ihn hineinfrisst. Zitternd und verlassen erreicht er die Tür zu Donnies Labor. Sie ist unverschlossen, steht sogar einen Spalt breit offen. Ein warmer Lichtstrahl breitet sich auf dem Boden davor aus und lockt Mikey zu sich. Als er durch den Türspalt blickt, sieht er seinen Bruder an der Werkbank stehen. Oceans apart day after day And I slowly go insane I hear you voice on the line But it doesn´t stop the pain Er wirkt frustriert. Mit hängenden Schultern stützt er sich mit einer Hand an der Holzplatte der Werkbank ab. In der anderen Hand hält er sein T-Fon und scheint mit irgendjemandem zu reden. Zuerst kann Michelangelo nichts verstehen, doch an dem Tonfall seines Bruders erkennt er, dass dieser ziemlich verzweifelt zu seinen scheint. Wild beginnt der Brünette mit der freien Hand zu gestikulieren. Dann hört er der Stimme am anderen Ende zu und schiebt nervös, mit leicht zitternden Fingern, einige Dinge auf der Werkbank hin und her. Mikey kennt nur eine einzige Person, die seinen Bruder so sehr aus der Fassung bringen kann: April! If I see you next to never How can we say forever Donatello wünscht sich nichts mehr, als eine Beziehung zu der Rothaarigen aufbauen zu können. Sie unternehmen zwar öfter etwas zusammen und manchmal besucht sie ihn hier sogar und schaut ihnen beim Training zu, doch sie wirkt irgendwie immer distanziert und verschlossen, so als würde sie sich schrecklich unwohl fühlen. Doch wenn dem wirklich so wäre, warum sollte sie dann immer wieder Donnies Nähe suchen? Der Tüftler ist mehr als ratlos und furchtbar traurig. Er wäre ihr so gern nahe, doch sie weist jeden seiner Versuche fast schon brutal zurück. Der Schmerz, den der Stabkämpfer dabei empfindet, scheint ihr gänzlich zu entgehen oder sie will ihn einfach nicht sehen. Mikey findet das richtig grausam. Dabei ist Donnie doch der netteste und liebste Kerl, den er kennt. Der Blonde kann sich beim besten Willen nicht vorstellen, was die Rothaarige für ein Problem hat. Wherever you go Whatever you do I will be right here waiting for you Whatever it takes Or how my heard breaks I will be right here waiting for you Rastlos wandert der hochgewachsene Turtle im Labor auf und ab. Seine Stimme nimmt dabei einen immer traurigeren Tonfall an, der Mikey fast das Herz zerreißt. Er wünschte, er könnte seinem Bruder irgendwie helfen, doch er weiß nicht wie. Zwischenzeitlich kommt der Tüftler der Tür so nahe, dass der Kleinere verstehen kann, was er sagt. Verzweifelt versucht der Brünette seiner Gesprächspartnerin klarzumachen, was er denkt und fühlt, doch sie scheint wenig Begeisterung dafür zu haben, hat sie dies doch schon tausend Mal gehört. Schließlich scheint sie genug von seinen kläglichen Versuchen zu haben und legt einfach auf. Verloren ruft Donnie noch ein paar Mal ihren Namen in das Telefon, doch mehr als das Freizeichen bekommt er nicht mehr zu hören. Traurig blickt er auf das kleine Gerät in seiner Hand hinunter und versucht die heißen Tränen, die erbarmungslos hinter seinen Augen brennen, zurück zu drängen. I took for granted, all the times That I thought would last somehow I hear the laughter, I taste the tears But I can´t get near you now Kraftlos lässt er das T-Fon schließlich auf die Werkbank fallen und plumpst dann auf die Couch. Frustriert kauert er sich darauf zusammen. Er schlingt die Arme um die angezogenen Knie und bettet sein Gesicht darauf. April. *Sie ist an all seinem Elend schuld. Sie hat ihn mit festen Brüsten, schlanker Taille, langem Haar und lachenden Augen verhext. Er hat gehofft, ihr Zauber würde im Laufe der Zeit verblassen, aber das ist nicht der Fall… Stattdessen wird ihre Magie von Tag zu Tag immer stärker. Er windet sich verzweifelt darin, während sie sich scheinbar einen Spaß daraus macht, wie er leidet. Seine Unterlippe beginnt zu zittern und schließlich kullern die Tränen ungehalten über seine erhitzten Wangen. Er verbirgt sein Gesicht und beginnt leise zu schluchzen. Oh, can´t you see it baby You´ve got me going crazy Mikey hat dies alles beobachtet und würde am liebsten auch heulen, wenn er das sieht. Donnie tut ihm so schrecklich leid. Doch ehe er eine Träne vergießen kann, jagt ein kalter Schauer über seinen Körper hinweg und lässt ihn erzittern. Er gibt ein Niesen von sich und kuschelt sich fester in den weichen Stoff. Irritiert hebt Donatello den Kopf. Ihm war so, als hätte er ein Geräusch gehört. Als Mikey sieht, dass Donnie ihn scheinbar bemerkt hat, schiebt er vorsichtig die Tür auf und gibt sich zu erkennen. Der Stabkämpfer blickt ihn stumm an, während ihm die Tränen in Strömen über die Wangen kullern. Michelangelo schenkt ihm einen mitfühlenden Blick und nähert sich ihm dann schnell. Ungefragt setzt er sich zu seinem großen Bruder auf die Couch und zieht ihm in seine Arme. Aufgelöst und kraftlos lässt der Ältere es geschehen und schlingt die Arme um den Jungen. Fest kuscheln sich die beiden aneinander und Donnie lässt seinen Gefühlen freien Lauf. Wherever you go Whatever you do I will be right here waiting for you Whatever it takes Or how my heard breaks I will be right here waiting for you Beruhigend streicht Mikey ihm über den Rücken, während Donnie ihm erstickt erzählt, dass April ihn wieder abgewiesen hat und er nicht mehr weiß, was er noch tun soll. Leider weiß der Blonde absolut keinen Rat, den er dem anderen geben könnte. Splinter würde bestimmt sofort etwas einfallen, auch wenn seine Ratschläge oftmals mehr Rätsel aufgeben, als sie lösen. Immerhin klingen die Worte beruhigend und hoffnungsvoll. Nach einer Weile gelingt es dem Brünetten aber, sich wieder etwas zu beruhigen. Verkrampft richtet er sich in eine sitzende Position auf und wischt sich über die feuchten Augen. Stumm schnieft er noch ein paar Augenblicke, ehe er sich wieder unter Kontrolle hat. Schweigend sitzt Mikey daneben und betrachtet ihn traurig. I wonder how we can survive This romance But in the end if I´m with you I´ll take the chance Schließlich wendet sich Donnie ihm zu. Verwundert betrachtet er seinen kleinen Bruder von oben bis unten. „Will ich wissen, wo du gewesen bist?“, kommt es mit einem schwachen Lächeln von dem Tüftler, der sich selbst versucht aufzumuntern. Der Blonde wird bei seiner Aussage schlagartig rot im Gesicht und das reicht dem Größeren eigentlich schon als Antwort. „Ich glaube nicht…“, erwidert Mikey kleinlaut. „Aber vielleicht will ich ja wissen, warum du jetzt nicht mehr da bist!“, bohrt Donatello nach, da es ihm doch ziemlich seltsam erscheint, dass sein Bruder ja scheinbar bei Raphael war und es jetzt aber vorzieht hier bei ihm im kalten Keller zu hocken. „Ich konnte nicht schlafen…“, kommt es mit einem Seufzen von dem Kleinen. Oh, can´t you see it baby You´ve got me going crazy Zwar erscheint es dem Stabkämpfer vollkommen komisch, dass sein Bruder nach Raph´s Behandlung nicht schlafen kann, dennoch geht er darauf nicht weiter ein. „Wem sagst du das?“, antwortet er stattdessen, als wäre es für ihn völlig untypisch sich die Nächte in seinem Labor um die Ohren zu schlagen, auch ohne das ein Mädchen ihn um den Verstand bringt. Seufzend starrt Donatello an die Decke. Dann hört er, wie Mikey neben ihm wieder niest. Im Augenwinkel kann er sehen, wie sich der Kleine tiefer in dem Morgenmantel gräbt. Wortlos erhebt sich der lila Ninja und holt eine Decke aus seinem Schrank. Irritiert sieht der Jüngere auf, als Donnie die Decke um ihn wickelt. „Du solltest lieber nicht so rumlaufen, du erkältest dich noch…“, mahnt er den Jungen ohne Ernst. Dankend lächelt Mikey ihm zu, rutscht näher an ihn heran und legt auch ihm die Decke über die Schultern. Mit einem sanften Lächeln schmiegt sich Donnie an ihn. Wherever you go Whatever you do I will be right here waiting for you Whatever it takes Or how my heard breaks I will be right here waiting for you Waiting for you Langsam breitet sich die wohlige Wärme des anderen auf ihnen aus und lässt sie sich entspannen. Nicht lange später merkt der Brünette, dass sein kleiner Bruder eingeschlafen ist. Er bietet einen friedlichen und zufriedenen Anblick. Donnie schmunzelt leicht, ehe ihm April wieder einfällt. Seufzend schleißt er seinen Babybruder fester in die Arme, haucht ihm sanft einen kleinen Kuss auf die Stirn und wird bald darauf in einen traumlosen aber tiefen Schlaf gezogen, der ihn für ein paar Stunden vergessen lässt, wie unerreichbar dieses Mädchen ist, ihm aber bewusst macht, dass er sich doch immer auf seine Familie verlassen kann, wenn es ihm schlecht geht… Kapitel 17: Prom Night ---------------------- Fünf Monate später.. Eigentlich sollte dieser Tag für Michelangelo ein ganz besonders schöner werden. Er hat endlich seinen letzten Schultag hinter sich gebracht und heute Abend steht der lang erwartete Abschlussball vor der Tür. Doch der orange Turtle ist alles andere als begeistert. Traurig, mit hängenden Schultern und gesenktem Kopf schlurft er den Weg zu seinem Zuhause entlang. Heiße Tränen brennen hinter seinen Augen und warten nur auf den entscheidenden Moment, wie ein reißender Fluss, über die Ufer zu treten. Er hat sich so sehr auf diesen Ball gefreut, das Tanzen, die Musik, all die fröhlichen Teenager, doch jetzt wird er wohl nicht hingehen. Ein Schniefen wandert seinen Hals hinauf, als er mit zitternden Fingern die Haustür öffnet. Kraftlos schließt er sie hinter sich wieder und lässt seine Schultasche achtlos auf den Boden fallen. Sekundenlang steht er einfach nur da, starrt auf den Boden des halbdunklen Flures und versucht seine Gefühle herunter zu schlucken. Letztendlich gelingt es ihm aber doch nicht. Der Blonde lehnt sich nach hinten an die Tür und lässt sich zitternd daran herunter gleiten. Mit einem leisen Plumpsen landet er mit dem Hintern auf dem harten Holzboden. Er zieht die Knie zu sich heran und schlingt die Arme fest darum. Dann bricht der Damm und seine Tränen benetzen ungehindert seine erhitzten Wangen. Mikey verbirgt sein Gesicht auf seinen Knien und fängt leise an zu schluchzen. Eine gefühlte Ewigkeit vergeht, in der der Junge völlig aufgelöst auf dem Boden hockt, ehe Yoshi aus seinem Zimmer hinaus ins Dojo tritt. Noch bevor er seinen Sohn erblickt, zuckt ein Blitz durch seinen Kopf, der ihm klar macht, dass irgendetwas nicht stimmt. Schließlich dringt das leise Schluchzen seines Jüngsten an sein Ohr und bohrt sich in seinen Verstand, wie ein Presslufthammer. Erschrocken über die Tränen seines sonst so fröhlichen Kindes, schreitet Splinter schnellen Schrittes auf ihn zu. Mit einem besorgten Blick lässt er sich vor dem Blonden auf die Knie sinken und legt ihm eine Hand auf die bebenden Schultern. „Michelangelo, was hast du denn?“, fragt er vorsichtig. Die feuchten blauen Augen wenden sich ihm langsam zu, erkennen hinter ihrem salzigen Schleier den geliebten Meister. Mit einem lauten Schluchzen lässt sich der Junge in die Arme seines Vaters fallen. Sanft schließt der Ninjameister ihn in seine Arme und streicht ihm beruhigend über den Rücken. „Was ist passiert, mein Sohn?“, fragt er abermals. Es dauert eine Weile, bis Yoshi in dem hilflosen Gestammel seines Kindes versteht, was vorgefallen ist. Mikey hat sich so sehr auf den Ball gefreut – seit Wochen von nichts anderem mehr geredet. Wie jeder der Absolventen hat Mikey seine Mitschüler gefragt, ob einer von ihnen mit ihm zum Ball gehen möchte. Doch absolut Niemand wollte mit ihm gehen! Weder Mädchen noch Jungen – kein Einziger hat sich bereit erklärt. Der Blonde kann überhaupt nicht verstehen, warum. Augenscheinlich mögen ihn alle und er hat viele Freunde. Doch nun muss er schmerzlich feststellen, dass dem wohl nicht so ist. Splinter kann sich gut vorstellen, wie sehr diese Tatsache seinen Sohn belastet und er wünschte, er könnte ihm irgendwie helfen, doch ihm fällt beim besten Willen nichts ein. Immerhin gelingt es dem Sensei seinen Sohn in sein Zimmer zu bringen. Er setzt sich mit dem Nunchakuträger auf den Futon und hält ihn weiterhin tröstend im Arm. Der Blonde hat sich zwar etwas beruhigt, doch seine Tränen fließen immer noch ungehalten und er erzählt mit bebender Stimme, wie gemein die Anderen ihn teilweise abgewiesen haben. Seufzend hört sich der Schwarzhaarige das Ganze an und kann nicht verstehen, wie diese Menschen seinen Sohn all die Jahre in dem Glauben lassen konnten, von ihnen akzeptiert zu werden. Letztendlich haben sie seine naive und unschuldige Art, wie so viele andere, einfach nur ausgenutzt und jetzt ihr wahres Gesicht gezeigt… Donatello hat von alledem noch nichts mitbekommen. Fröhlich geht er den Weg zum Haus hinauf und öffnet die Tür. Über seinen Arm hängt eine lange Plastiktüte, in der ein dunkeloranger Stoff zu sehen ist. Es ist ein maßgeschneiderter Anzug, der extra für diesen besonderen Tag angefertigt wurde. Er ist gerade noch rechtzeitig fertig geworden und Donnie war so frei, ihn für seinen Bruder beim Schneider abzuholen. Zielstrebig steuert er Michelangelos Zimmer an, um den Smoking dort hinzuhängen. Doch als er über die Schwelle tritt, vergeht seine gute Laune schlagartig. Als er sieht, wie sein kleiner Bruder hilflos weinend in den Armen seines Meisters liegt, bricht es ihm fast das Herz. Wie ferngesteuert hängt er den Anzug an Mikey´s Schrank, ehe er sich vor seinen Bruder setzt. Vorsichtig fragt er Splinter, was mit dem Blonden nicht stimmt und ist über seine Antwort doch ziemlich überrascht. Mikey hat immer voller Freude und Inbrunst von seinen Mitschülern geredet und schien sich so wohl mit ihnen zu fühlen, dass ihr hinterhältiges Verhalten Donatello glatt die Sprache verschlägt. Mitfühlend setzt er sich neben seinen Babybruder und reicht ihm ein frisches Taschentuch, ehe auch er ihm sanft über den Rücken streichelt. Gut eine Stunde später kommt Raphael von der Arbeit nach Hause. Erschöpft schleicht er durch das Dojo auf dem Weg zu seinem Zimmer. Als er an Michelangelos Tür vorbei geht, hebt er die Hand, um seine beiden Brüder zu begrüßen. Doch es kommt nichts zurück. Verwundert hebt er eine Augenbraue. Normalerweise kommt Mikey wie ein kleiner Hund angerannt, sobald der Rothaarige das Haus betritt und begrüßt ihn stürmisch. Doch jetzt sitzt sein kleiner Bruder zusammengekauert auf seinem Futon und blickt auf seinen Händen hinunter, die er geistesabwesend durchknetet. Donnie sitzt neben ihm und wirft Raphael einen besorgten Blick zu. Mit fragender Blick betritt der Saikämpfer das Zimmer. „Ist einer gestorben, oder warum zieht ihr so ein Gesicht?“, kommt es eigentlich als Scherz von dem Grünäugigen. Allerdings erntet er dafür einen bösen Blick von dem Brünetten, der ihm klarmacht, dass die Lage, in seinen Augen, doch etwas zu ernst für so einen dummen Scherz ist. Dadurch stellt sich bei dem roten Ninja automatisch sein Beschützerinstinkt ein und er setzt sich mit betroffenem Blick vor seinen Bruder und versucht ihm in die Augen zu sehen. Als Mikey den Kopf etwas anhebt, kann Raph überdeutlich sehen, dass der Kleinere geweint hat und ein schmerzhafter Stich jagt durch sein Herz. „Hey Kleiner, was ist denn los?“, fragt er vorsichtig, während er innerlich schon die ganze Welt dafür verflucht, dass sie Mikey solchen Kummer bereitet. „Niemand mag mich…“, kommt es leise und kindlich von dem Jungen, ehe er wieder zu schniefen beginnt. Raphael kann beim besten Willen nicht verstehen, wie sein kleiner Bruder zu dieser Annahme kommt, also wendet er sich an den Tüftler. Donnie erklärt ihm so knapp wie möglich, was vorgefallen ist, wobei jedes seiner Worte Mikey in der Seele weh zu tun scheint. „Das ist alles? Deswegen heulst du dir die Augen aus dem Kopf?“, kommt es belustigt von dem Rothaarigen. „Raph! Wo bitte ist dein Taktgefühl?“, fährt Donatello ihn grob an und legt schützend die Arme um den Blonden. „Das muss ich wohl auf der Arbeit liegen gelassen haben! Aber mal ehrlich. So was ist doch kein Grund zum Weinen. So ein Ball ist auch nur ein weiterer Ort, um ein paar dumme Weiber abzufüllen und sich anschließend auf dem Klo einen blasen zu lassen und so was kannst du auch jeden Tag woanders kriegen. Dafür musst du dir keinen teuren Smoking anziehen und auf Knien rumrutschen, damit so ein dummes Huhn mit dir tanzt…“, erwidert der Saikämpfer nicht weniger taktlos. „Sag mal, spinnst du? So was kannst du ihm doch nicht sagen!“, kommt es schockiert von dem Stabkämpfer, der nicht fassen kann, das sein Bruder gerade jetzt so eine Ausdrucksweise an den Tag legt. Mit großen Augen blickt Mikey zwischen seinen Brüdern hin und her. „Es stimmt doch aber, also reg dich nicht so auf!“ „Es stimmt nicht! Bei meinem Abschlussball war niemand betrunken und so unanständige Dinge wurden auf dem Klo auch nicht gemacht! Und außerdem kannst du das gar nicht beweisen, weil du ja nicht auf deinem Abschlussball warst!“, erwidert der Brünette erzürnt. „Na und? Ich hatte eben keine Lust dazu, mich in einen piekfeinen Anzug zu zwängen, nur um ein paar Weiber flachzul…“, kommt es von Raph schulterzuckend, ehe er von dem Tüftler unterbrochen wird. „Du bist echt unmöglich! Merkst du nicht, dass der Ball deinem Bruder viel bedeutet und das du ihm vielleicht etwas beistehen solltest?“ „Doch natürlich, aber was soll ich denn machen, wenn auf dieser Schule nur Arschlöcher sind, die nichts mit ihm zu tun haben wollen?“ Da ist was dran und Donnie fällt so schnell auch nichts ein, um das zu kontern. Seufzend überlegt er weiter, während Raph versucht, mit irgendwelchem Unsinn, seinen kleinen Bruder zum Lachen zu bringen. Für ein paar Momente klappt es sogar, doch letztendlich bleibt er betrübt. „Eigentlich bleiben dir ja nur zwei Möglichkeiten. Entweder du bleibst hier und bläst weiter Trübsal, oder du gehst trotzdem hin und siehst, was der Abend vielleicht noch bringt…“, kommt es schließlich von dem lila Turtle. Mikey seufzt schwer und denkt nach. Schließlich entscheidet er sich dafür, trotzdem hinzugehen. Immerhin hat er ja nicht umsonst Ewigkeiten beim Schneider gestanden und diesen Smoking anfertigen lassen, dafür dass er jetzt im Schrank verrottet, bis er irgendwann wieder die Gelegenheit hat, ihn zu tragen. Und wer weiß, vielleicht findet sich ja doch jemand, der ein bisschen Zeit mit ihm verbringen will. Immerhin hat er etliche Jahre mit diesen Leuten geteilt, da muss doch einfach irgendetwas für ihn sprechen! Am Abend… Fein herausgeputzt, aber dennoch betrübt, steigt Michelangelo aus dem Taxi aus. Einen Moment blickt er dem knallgelben Wagen noch hinterher. Er gibt ein tiefes Seufzen von sich, als ihm durch den Kopf geht, dass er wohl der Einzige der gesamten Schule ist, der mit einem Taxi zum Abschlussball fährt. Allein schon der Fahrer war mehr als verwundert darüber und konnte es sich nicht verkneifen, einige Witze deswegen zu machen und Mikey so noch mehr zu deprimieren. Unschlüssig steht er vor dem Schulgebäude und betrachtet die großen Banner, Girlanden und Ballons, mit denen die Vorderseite geschmückt ist. Bunte Fackeln sind in den Rasen neben dem Weg gesteckt worden, auf dem sich ein roter Teppich ausbreitet und einem somit ein ganz besonderes Gefühl vermittelt. Doch der Blonde fühlt sich ganz und gar nicht Besonders an diesem Abend. Er wäre jetzt überall lieber, als hier und er weiß beim besten Willen nicht, warum er sich das hier eigentlich antut. Nervös zupft er an seiner Fliege herum, die ihn förmlich zu erdrücken scheint. Leise dringt Musik an seine Ohren, als sich die großen Flügeltüren am Eingang für einen Moment öffnen und ein paar Teenager, laut lachend, hineinschlüpfen. Sie wirken so ausgelassen und fröhlich, dass dem orangen Ninja beinahe schlecht wird. Raphaels abgeneigte Worte hallen in seinem Kopf wieder und irgendwie kann er jetzt sehr gut verstehen, warum sein Bruder eine so schlechte Meinung von so einem Ball hat. Und er hat wahrlich genug Highschoolfilme gesehen, um die Vorurteile seines großen Bruders zu bestätigen, auch wenn es in Wirklichkeit nicht so zu gehen mag. Dennoch hat er sich von diesem Abend eigentlich nur Schönes erhofft, bis sein Traum so tragisch zerplatzt ist und er nun ganz allein hier steht. Mit einem traurigen Lächeln muss er an einen Film denken, den er vor ein paar Wochen gesehen hat. Carrie von Stephen King. Bei dem Gedanken, auf der Bühne mit einem Eimer Schweineblut übergossen zu werden, läuft es ihm eiskalt den Rücken herunter, auch wenn er dann wahrscheinlich die ungeteilte Aufmerksamkeit seiner ganzen Schule hätte. Doch selbst Carrie hatte einen Tanzpartner, jemanden, der es wirklich ernst mit ihr gemeint hat, er nicht. Für sie gab es am Ende doch noch einen guten Ausgang. Und wenn er so darüber nachdenkt, haben alle Geschichten seines Lieblingsautors ein Happy End. Manchmal ist es vielleicht etwas schwierig, es zu erkennen, oder Mikey hätte es einer anderen Person gewünscht, aber dennoch nehmen selbst die schlimmsten Geschichten ein gutes Ende. Gerade das liebt er besonders an diesem Mann. Er schreibt die wahnwitzigsten Dinge, gibt einem stets das Gefühl, dass es einem Selbst passiert und man den Schmerz spürt, lässt sie alle grausam sterben und doch herrscht am Ende Frieden, der einem manchmal sogar die Tränen in die Augen treibt. Mit großen Augen starrt Mikey wieder auf die Eingangstüren und fragt sich, ob es für ihn heute Abend auch ein Happy End geben wird, irgendwie, egal auf welche Weise auch immer… Er seufzt noch einmal schwer, ehe ein eisiger Windstoß ihm klarmacht, dass er doch besser reingehen sollte, wenn er sich nicht erkälten möchte. Langsam stapft er auf den roten Teppich zu und kommt sich dabei ganz und gar nicht wie ein Star vor. Viel mehr wie der ungeliebte Paparazzi, den keiner bei seiner Party dabei haben möchte. Als er an den aufgereihten Fackeln vorbei wandert, legt sich eine sanfte Wärme über seinen Körper, die ihn für einen Augenblick wohlig durchströmt. Im selben Moment wird ihm aber schmerzlich klar, dass dies heute Abend wohl die einzige Wärme ist, die er empfangen wird. Unweigerlich fängt er, trotz der Fackeln, an zu zittern. Mit schweren Schritten erklimmt er die wenigen Stufen, die ihn noch von den Türen trennen. Nachdenklich steht er vor ihrem geschmückten Glas und fragt sich zum wiederholten Mal, warum er sich das eigentlich alles antut. Eine Antwort findet er nicht wirklich – doch vielleicht will er Raphael einfach nur beweisen, dass dieser Unrecht hat und ein Abschlussball eigentlich etwas Wunderbares ist. „Wunderbar? Fragt sich nur, für wen…“, entgegnet er den fröhlichen Gesichtern auf dem Poster, das an einer der Türen befestigt ist und die ausgelassene Stimmung dieses Abends symbolisieren soll. Mit einem leisen Seufzen öffnet er schließlich die Tür und betritt ein letztes Mal seine Schule. Er braucht einem Moment, um den Anblick auf sich wirken zu lassen. Die Flurbeleuchtung ist an diesem Abend nicht eingeschaltet. Stattdessen zieren unzählige bunte Lichterketten die Decken, Wände und Spinde und verströmen ein angenehmes Zwielicht, das einen in eine Märchenwelt entführen möchte. Auch hier finden sich dutzende Girlanden und Ballons, Banner und Poster. Der Boden ist übersät mit Konfetti und verschiedenen Plastikblüten. Mit verträumtem Blick wandert Michelangelo den Flur entlang und kommt sich fast wie Alice im Wunderland vor – verzaubert und doch fehl am Platz. Schließlich erreicht er die Türen der Aula, die heute Abend als Tanzsaal hergerichtet wurde. Langsam tritt er über die Schwelle und wird augenblicklich von der ausgelassenen Stimmung erschlagen. Hier drinnen ist das Licht soweit herunter gedimmt, dass man denken könnte, es wäre gar nicht an. Bunte Spots gleiten gemächlich im Takt der Musik durch den Raum und geben einem fast das Gefühl, in einer Disco zu stehen. Auch hier hängen unzählige Girlanden und Ballons herum. An einer Seite des Saales wurden Stühle und Tische aufgebaut, auf denen Kerzen und Blumen in schmuckvollen Vasen stehen. Auf der anderen Seite stehen Getränke und Snacks auf einer langen Reihe von Tischen, die zusammengeschoben wurden, um eine ebene Fläche zu erzeugen. Der gesamte Platz zwischen den beiden Seiten dient als Tanzfläche, auf der sich die meisten Gäste dicht gedrängt unterhalten oder eng beisammen tanzen. Auf der Bühne, die sonst dem Rektor für seine morgendlichen Ansprachen dient, spielt eine Cover-Band Musik. Gerade enden sie mit einem modernen Rocksong und stimmen kurz darauf einen romantischen Klassiker an, der viele der Gäste enger zusammenrutschen und sich in den Armen ihrer Partner wiegen lässt. Eigentlich mag Mikey dieses Lied sehr gern. Es trägt so viel Hoffnung und Liebe in sich, dass man sich einfach nur fallen lassen möchte. Dazu ist die Stimme des Sängers so weich, dass es einem einen Schauer über den Rücken jagt und man sich fühlt, wie das Mädchen, über das er so schmachtend singt. Doch im Moment betrübt es Mikey nur noch mehr, da er für sich gerade so gar keine Hoffnung sieht und sich von den hier Anwesenden alles andere als geliebt fühlt. Mit hängenden Schultern schleicht er elegant an seinen Mitschülern vorbei, die ihm nicht mal einen Blick zuwerfen und sucht sich einen der Tische. Ganz bewusst wählt er den, der ganz hinten in einer Ecke steht, wo ihn niemand sehen kann. Lautlos lässt er sich auf den Stuhl fallen und wendet seinen Blick der Band zu. Gedankenverloren rührt er mit einem kleinen Cocktailspieß in seinem Punschglas herum und knabbert lustlos an irgendeinem Kräcker herum. So vergeht die Zeit, ein Lied wechselt das nächste ab, unzählige Leute schreiten an ihm vorbei, ohne ihn wirklich zu sehen. Die, die ihn bemerken, tuscheln oftmals gehässig miteinander und versuchen gar nicht erst, leise zu sprechen, so als wollten sie, dass er ihre bösen Worte hört. Gekonnt ignoriert der Nunchakuträger das Ganze. Wenn es etwas auf dieser Welt gibt, das er besonders gut kann, dann ist es einfach auf Durchzug zu schalten und alles um sich herum auszublenden. Normalerweise wird er dafür von Splinter ermahnt, sich zu konzentrieren und aufzupassen, doch jetzt ist er wahrlich dankbar für dieses Talent. So merkt er auch gar nicht, wie die Anderen zu tuscheln beginnen, als auf einmal ein Fremder den Saal betritt. Zielstrebig bahnt er sich seinen Weg durch die argwöhnische Menge. Seine sonst so struppigen roten Haare sind elegant nach hinten gekämmt und sein Haaransatz wird von einem ebenso roten Band geziert, das in seinem Nacken zusammengeknotet ist und dessen lange Enden ihm weit auf den Rücken reichen. Sowohl die Haare, als auch das Band, bilden einen scharfen Kontrast zu dem edlen bordeauxfarbenen Smoking, der seinen muskulösen Körper perfekt umschmeichelt. Die durchdringenden gelbgrünen Augen des jungen Mannes behalten starr ihr Ziel im Blick und ignorieren die schmachtenden Gesichter der Mädchen um sich herum und die eifersüchtigen Reaktionen ihrer Begleiter. Schließlich erreicht Raphael den Tisch, an den sein kleiner Bruder so verloren sitzt, während der gesamte Saal irritierte Blicke hinter ihm her wirft, da keiner von ihnen verstehen kann, was so ein wahnsinnig heißer Typ ausgerechnet von so einem, wie Mikey will. Mit teils angewiderten Blicken, wenden sie sich wieder ab und denken sich ihren Teil. Da es schon längst kein Geheimnis mehr ist, dass sich der Blonde eher zu Männern hingezogen fühlt, gehen ihre Gespräche auch prompt in diese Richtung. Der Rothaarige legt seinem kleinen Bruder eine Hand auf die Schulter und zerrt ihn damit aus seiner selbsterschaffenen Traumwelt. Erschrocken wendet Mikey ihm den Blick zu. Doch dann strahlt der Kleine übers ganze Gesicht. „Raph?! Was machst du denn hier?“ Lässig setzt sich der Größere neben ihn auf den freien Stuhl. „Ich dachte, ich besuch mal meinen kleinen Prinzen und muntere ihn ein bisschen auf.“, kommt es ungewohnt sanft von ihm. Michelangelo freut sich zwar, so ungewöhnlich nette Worte von seinem Partner zu hören, dennoch fühlt er sich gerade ganz und gar nicht prinzenhaft. „Ich bin kein Prinz. Ich bin nichts weiter als eine Carrie, die auf ihr Schweineblut wartet…“, erwidert der Junge mit trauriger Stimme und senkt den Blick. Der Saikämpfer braucht einen Augenblick, bis er begreift, was sein Bruder mit dieser Aussage meint, doch dann lächelt er sanft. „Mag schon sein, aber Carrie ist auch Ballkönigin geworden. Also kannst du auch mein Prinz auf diesem Ball sein!“, kontert er aufmunternd, bevor er vorsichtig etwas aus seiner Tasche zieht. Mit großen Augen betrachtet Mikey das Gebilde, das einst sein Bandana gewesen ist. Jetzt wurde es von Splinter, in einer komplizierten Origamikunst, zu einer kleinen Krone gebunden. Vorsichtig setzt der Ältere sie Mikey auf den Kopf und steckt sie mit einer kleinen Spange in den blonden Haaren fest. Sprachlos blickt der frisch gekrönte Prinz zu seinem Liebhaber auf. Von jedem Anderen auf dieser Welt hätte er so eine Geste eher erwartet, nur nicht von dem temperamentvollen Ninja vor sich. Darin steckt so viel Liebe, dass es Mikey zu Tränen rührt. Doch ehe der Junge auch nur eine davon vergießen kann, zieht Raphael ihn schwungvoll auf die Füße. Erschrocken blickt Mikey ihn an und ist mehr als überfordert damit, nun von seinem Gegenüber auf die Tanzfläche gezogen zu werden. Heftig stemmt er sich dagegen, da er auf keinen Fall Aufsehen bei seinen ungeliebten Mitschülern erregen möchte. Doch natürlich kann er dem kräftigen jungen Mann nichts entgegensetzten. Hilflos ergibt er sich schließlich seinem Schicksal und lässt sich in Raphaels Arme ziehen. Obwohl Raph ganz und gar nicht der Typ für einen schmusigen Tanz ist, setzt dennoch die sanfte Melodie eines Liedes ein, dass Mikey unweigerlich an genau so eine Szene in einer Serie denken lassen muss, in der auch zwei Männer auf einem Abschlussball getanzt haben.* You can dance every dance With the guy who gives you the eye Let him hold you tight You can smile every smile For the man who holds your hand Beneath the pale moonlight But don't forget who's taking you home And in whose arms you're gonna be Oh darling, save the last dance for me You can dance Go and carry on till the night is gone Go and have your fun Laugh and sing But while we're apart don't give your heart to just anyone Sanft ergreift Raphael seine Hand und legt ihm die andere um die Taille. Mikey sieht mit großen Augen zu ihm auf und langsam verfliegt die anfängliche Scheu. Sein Herz rast und er hat nur noch Augen für seinen Bruder. Die anderen Leute um sie herum stoppen in ihrer Bewegung, ganz genau wie in der Serie und starren die beiden einfach nur an. Langsam gleiten die beiden Ninjas über die Tanzfläche und vergessen alles um sich herum. Sie lassen sich von der Musik leiten und Mikey hat sich selten so geliebt gefühlt, wie in diesem Augenblick. Dabei ist es ihm jetzt auch völlig egal, dass seine Mitschüler ihr gehässiges Tuscheln wieder aufnehmen. Auch Raphael ignoriert die bösen Worte, die er aus ihren arroganten Mündern hören kann. Als allerdings ein Wort fällt, muss er sich ziemlich zusammen reißen, um niemanden deswegen ins Gesicht zu springen. Er hasst dieses S-Wort zu tiefst, musste er es doch schon so oft hören, wenn er mit Mikey unterwegs war. Doch in seinen Augen sind die eigentlichen Schwuchteln, immer noch die Leute, die dieses Wort benutzen, um andere damit zu beleidigen. So don't forget who's taking you home And in whose arms you're gonna be So darling, save the last dance for me Don't you know I love you so Can't you feel it when we touch I'm never going to let you go Because I love you so much You can dance Go and carry on till the night is gone Go and have your fun And if he asks are you all alone, can he walk you home You must tell him no Deshalb zieht er seinen kleinen Bruder noch dichter an sich heran und blickt ihm tief in die Augen. Verträumt und scheinbar überglücklich, erwidert der Kleinere seinen Blick und lächelt ihm zuckersüß entgegen. Bei diesem Anblick würde Raph ihn am liebsten auf der Stelle vernaschen, doch er muss sich noch etwas zusammen reißen, auch wenn es ihm sichtlich schwer fällt. Die Mädchen verfolgen das Ganze ziemlich enttäuscht. Sie würden zu gern mit Mikey tauschen und in den starken Armen dieses gutaussehenden jungen Mannes tanzen. Warum nur müssen die tollen Kerle immer alle vergeben oder schwul sein? Die Jungs hingegen, können beim besten Willen nicht verstehen, was ihre Freundinnen an diesem Typen finden. Außerdem widert es die meisten von ihnen ziemlich an, zwei Männer miteinander tanzen zu sehen. So eng beieinander, mit Blicken, die nur Mann und Frau sich gegenseitig zuwerfen sollten. Die beiden scheinen sich ja nicht einmal zu schämen, hier vor aller Augen solch eine widerliche Show abzuziehen. Don't forget who's taking you home And in whose arms you're gonna be Oh darling, save the last dance for me Darling save the last dance for me Darling save the last dance for me Langsam erklingen die letzten Noten des Songs. Elegant kommen die beiden zum Stehen und lächeln sich sanft entgegen. Mikey kann noch immer nicht fassen, dass dies hier gerade wirklich passiert ist. Schließlich rollt ihm doch eine einzige Träne über die Wange, die all sein Glück und seine Freude widerspiegelt. Als wolle er die umstehende Menge noch mehr verärgern, legt Raphael seinem kleinen Bruder zwei Finger unters Kinn und drückt es ein Stück weiter nach oben. Dann beugt er sich langsam vor und fängt die einsame Träne sanft mit seinen Lippen ein. Aus dem Augenwinkel beobachtet er dabei die angeekelten und ablehnenden Reaktionen der Umstehenden und kommentiert sie mit einem frechen Lächeln. Mikey´s Wangen glühen und er drückt sich dichter gegen seinen Partner. Bevor Raphael deswegen aber noch den letzten Rest seiner angeschlagenen Beherrschung verliert, haucht er seinem kleinen Bruder verführerisch ins Ohr. „Komm mit…“, die raue Stimme des Älteren lässt ihn kurz erzittern. Verwundert blickt der Jüngere ihm entgegen. Doch der Rothaarige erwidert nichts, nimmt ihm stattdessen bei der Hand. Zielstrebig führt er den Nunchakuträger durch die aufgebrachte Menge aus dem Saal hinaus. Deutlich spüren die beiden die abweisenden Blicken der Anderen in ihrem Rücken, bis sie in einen anderen Gang abbiegen. „Raph? Wo bringst du mich denn hin?“, kommt es zaghaft von dem Kleineren. „Dass wirst du gleich sehen…“, erhält er als Antwort, während Raph ihn weiter durch den Flur zieht. Schließlich endet ihr Weg an der Toilettentür. Schweigend lässt sich Mikey von seinem Bruder hinein führen und ruft sich seine Worte von Nachmittag ins Gedächtnis. Schlagartig färben sich seine Wangen dunkelrot und er schluckt angestrengt. Nervös beobachtet er, wie sein Bruder ein kurzes Kunai aus seiner Anzugtasche fischt und es so unter die Tür schiebt, sodass man sie von außen nicht mehr öffnen kann. Mit lüsternem Blick wendet sich der Ältere ihm wieder zu und zieht ihn ungeduldig in eine der Kabinen. Geräuschvoll verriegelt er die Tür und presst den Blonden gegen die gekachelte Wand. Mit großen Augen blickt der Junge zu ihm auf und ist sich noch nicht ganz sicher, was er von alledem halten soll. So ein Schulklo ist, seiner Meinung nach, nicht gerade ein besonders angenehmer Ort für so etwas. „Raph, ich…“, setzt der Junge an, um seinem Gegenüber mitzuteilen, dass er sich hier nicht sonderloch wohl fühlt. Doch der Saikämpfer zerstreut seine Bedenken, noch ehe er sie aussprechen kann. Ungestüm fängt er die Lippen des blonden Jungen mit den seinigen ein und verführt ihn zu einem langen, leidenschaftlichen Kuss. Mikey ist im ersten Moment wie erstarrt, weiß er doch ganz genau, dass sein Bruder das Küssen auf den Tod nicht leiden kann und sich hier dennoch gegen seine Natur richtet, um es Mikey hier so angenehm wie möglich zu machen. Doch diese ungewohnte Berührung ist so sanft und gleichzeitig so fordernd, dass Michelangelo sich vollkommen darin verliert. Haltlos klammert er sich an Raphaels Jackett fest und erwidert den Kuss zaghaft und doch ausgehungert, weil er sich so oft wünscht, dass sein Bruder ihn küsst. Seine Knie werden ganz weich. Der Rothaarige ergreift die Hände des Jungen und drückt sie gegen die kühlen Fliesen. Hilflos wimmert der Kleinere in den Kuss hinein und öffnet ergeben den Mund für den Größeren, während ihm Freudentränen langsam über die heißen Wangen gleiten. Ausgiebig durchfährt die Zunge des roten Ninja die feuchte Höhle und erkundet sie grob, ehe er sich wieder von seinem Bruder löst. Er betrachtet den Kleineren einen Moment. Die tiefroten Wangen, feucht von den Tränen; die leicht geöffneten, bebenden Lippen; der stoßweise Atem, die verhangenen Augen. Angespannt beißt sich Raph auf die Unterlippe. Er kann das Küssen zwar dennoch nicht leiden, aber der Anblick, den sein völlig überforderter Bruder ihm deswegen liefert, lässt ihn seine Abneigung doch ziemlich verfluchen. „Raph…“, haucht der Junge ihm atemlos zu. Er ist ganz durcheinander, kann noch gar nicht begreifen, dass Raphael ihn wirklich geküsst hat. Langsam nimmt er den hungrigen Blick in den gelbgrünen Augen vor sich wahr und legt gedankenverloren den Kopf auf die Seite. Mit einem erregten Knurren kommt der Ältere dieser stummen Einladung nach und setzt seine Lippen an den Hals des Jungen vor sich. Harsch bohren sich die spitzen Zähne in das zarte Fleisch und lassen den Jungen unter sich beben. Inzwischen ist es Mikey auch völlig egal, dass sie hier auf dem Schulklo sind. Sein Bruder hat all seine Bedenken bestens zerstreut und er ergibt sich ihm, wie in Trance. Der Saikämpfer hätte nicht gedacht, dass ein einfacher Kuss den Jüngeren so aus dem Konzept bringen würde. Eine prima Geheimwaffe! Er gibt die Hände des Blonden wieder frei. Der Kleine lässt sie allerdings an Ort und Stelle, als würden sie von einem unsichtbaren Band dort gehalten werden. Ungeduldig setzt Raphael seine Zähne wieder an seinen Hals und zupft ungeschickt an der Fliege des Jungen herum, um sie zu öffnen. Er gibt ein ungehaltenes Knurren von sich, als es nicht so recht funktionieren will. Schließlich ergibt sich ihm der seidige Stoff. Geschwind öffnet er dem Jungen das Hemd und gleitet kurz mit den Fingern über die weiche Haut. Ein erwartungsvolles Seufzen dringt an sein Ohr und treibt die Hitze immer tiefer in den Körper des roten Ninjas. Er dreht den Nunchakuträger mit dem Gesicht zur Wand und öffnet ihm die Hose. Lautlos gleitet der Stoff an den Beinen des Jungen hinab, während sich Raph mit einem tiefen Stöhnen in ihm versenkt. Ein angesträngtes Keuchen erntet er als Antwort, ehe der Junge sich ihm ungehalten entgegen drückt. Der Rothaarige fängt die Hände des Jungen ein und drückt sie fest gegen die Kacheln. Kräftig und dennoch zärtlich verschränkt er ihre Finger miteinander, bevor er hart zu stoßen beginnt. Mikey´s erregtes Keuchen dringt an sein Ohr und lässt in immer ungehaltener werden. „Ich hab dich so lieb, Raph…“, wimmert der Junge ihm entgegen. „Ich hab dich auch lieb, Mikey!“, erwidert er, ehe er seine Zähne im Nacken des Kleineren versenkt. Wenige Stöße später erfüllt ihr lautes Stöhnen den Raum und beendet ihr kleines Abenteuer. Kraftlos sinkt Michelangelo auf den Klodeckel und versucht seinen Atem wieder zu finden. Mit einem ausgezerrten Lächeln lehnt sich Raph, nach Luft rinnend, gegen die Kabinentür. Schwach erwidert der kleine Bruder sein Lächeln. „Ich hab doch gesagt, dass so ein Ball immer auf dem Klo endet…“, kommt es schließlich mit einem triumphierenden Ton von dem Älteren, während er sich wieder vernünftig anzieht. „Ja und es war unglaublich!“, entgegnet ihm der Blonde, während er, mit schwachen Fingern, ebenfalls versucht, sich anzuziehen. Als die zwei wieder halbwegs vorzeigbar aussehen, entriegelt der Rothaarige die Tür der engen Kabine und führt seinen Bruder in den Vorraum. Dort entfernt er das Kunai, öffnet die Tür und schielt auf den Gang hinaus. Als die Luft rein ist, schnappt er sich Mikey´s Hand und zieht ihn auf den Flur. „Zeit, nach Hause zu gehen.“, verkündet er, während sie langsam den Flur entlang gehen. Mikey folgt ihm lächelnd und fühlt sich nun endlich nicht mehr wie Carrie, sondern wie der kleine Prinz, den Raph aus ihm gemacht hat. Ein paar Augenblicke später erreichen sie die großen Flügeltüren des Eingangs. Als sie hindurch treten, sehen sie, wie sich die anderen Schüler in der Zwischenzeit zu einem Abschlußfoto auf dem Rasen versammelt haben. Weder die ehemaligen Schüler, noch der Fotograph schenken den beiden auch nur einen Blick. Dies ändert sich aber schlagartig, als auf einmal ein aufgemotzter Van vorfährt, der einen fast denken lässt, dass irgendwo Krieg ausgebrochen ist. Röhrend kommt der überdimensionale Wagen am Ende des roten Teppichs zum Stehen. Mit großen Augen starren die Schüler das Ungetüm an. Nicht wenigen von ihnen kommt das Logo auf den Seiten wage bekannt vor, haben sie es doch schon öfters im Fernsehen gesehen. Ein ohrenbetäubendes Hupen zerreißt die friedliche Nacht für einen Moment, ehe sich die Tür an der Beifahrerseite öffnet und ein hochgewachsener junger Mann in einem violetten Smoking heraustritt. Langsam schreiten Raphael und Michelangelo auf den Shellraiser zu. Der Blonde kann es noch gar nicht fassen – jetzt kommt er sich wirklich wie ein Star vor. Donatello vollführt eine elegante Bewegung mit seinen weiß gekleideten Händen und verbeugt sich dann tief vor den beiden Ballbesuchern. Tuschelnd beobachten die Anwesenden das Ganze und sind sich noch ziemlich unschlüssig, was sie davon halten sollen. „Ihre Limousine erwartet sie, meine Herren.“, kommt es von dem Stabkämpfer, der einen Butler zu mimen scheint. Als die beiden näher treten, können sie durch die offene Seitentür Leonardo erkennen, der einen tiefblauen Anzug trägt, sich ebenfalls weiße Handschuhe angezogen und eine Mütze auf dem Kopf sitzen hat, die ihn wie einen Chauffeure aussehen lässt. Lächelnd blickt Raphael in das überraschte Gesicht seines kleinen Bruders, der noch immer nicht glauben kann, was sich die anderen für Mühe gemacht haben. Unter den argwöhnischen Augen der anwesenden Schüler, besteigen die beiden den Shellraiser. Der Motor heult bedrohlich auf und dann öffnet sich plötzlich die Dachluke. Raphael stemmt sich hinaus. Überrascht betrachten die Schüler ihn, da er sich nun sein scheinbares Haarband um die Augen gelegt hat und ihn nun viele als den Kämpfer erkennen, der er eigentlich ist. Laut übertönt seine Stimme den Motorenlärm und trifft die Angesprochenen schwer. Getränkt in all der Abscheu, die der rote Ninja für sie alle empfindet. „So ihr arroganten Arschlöcher, ich hoffe, ihr hattet Spaß bei unserer kleinen Showeinlage und überlegt euch das nächste Mal, wen ihr hier versucht fertig zu machen. Ein Ninja kämpft niemals allein, merkt euch das. Trefft ihr einen, trefft ihr uns alle und das wollt ihr ganz sicher nicht! – Ach ja. Und bevor ihr an eurer Homophobie noch erstickt, lasst euch gesagt sein, es ist keine Schande mit seinem kleinen BRUDER zu tanzen, wenn ihr so mies zu ihm seid!“ Der Zorn ist seiner Stimme überdeutlich anzuhören. Doch plötzlich legt sich ein hinterhältiges Grinsen auf seine Züge. Donnie lehnt sich aus dem geöffneten Seitenfenster und betätigt einen Knopf auf einer kleinen Fernbedienung. Keine Sekunde später fährt die Bewässerung für den Rasen aus dem Boden und beginnt damit, eisigkaltes Wasser auf dem belebten Grün zu verspritzen. Augenblicklich tränken sich die ausgefallenen Kleider und teuren Anzüge mit der Flüssigkeit. Fluchend und kreischend versuchen sich die durchnässten Teenager in Sicherhit zu bringen. „Ich hoffe, dass ist euch eine Lehre, ihr Penner!“, ruft Raphael ihnen vergnügt hinterher, während sich der Shellraiser in Bewegung setzt und die vier Brüder in ihr wohlbehütetes zu Hause bringt. Michelangelo kann immer noch nicht glauben, was seine Brüder sich alles haben einfallen lassen, um ihm diesen Tag so aufregend und unvergesslich wie möglich zu gestalten. Er hätte diesen Tag auch mit niemandem lieber verbringen wollen, als mit seinen Brüdern, die für alle Zeit an seiner Seite sein werden! Kapitel 18: Two Faces... ------------------------ Vier Monate später… Langsam rollt das gepanzerte Fahrzeug durch die dunklen Straßen einer scheinbar friedlich schlafenden Stadt, in der sich allerdings blutige Geheimnisse und finstere Gestalten in jeder schmutzigen Gasse verbergen. Der Shellraiser biegt um die nächste Ecke und führt seinen Weg langsam Richtung Heimat fort. Die Nacht war lang und ansträngend, aber nun scheint es endlich geschafft zu sein. Die Jungs sind müde von schier endlosen Kämpfen mit kriminellen Typen und sehnen sich nach ihren Betten. Die Unruhe und Streitbereitschaft eines Freitagabends ist in New York schwer zu ertragen, gibt es doch keinen anderen Tag der Woche, der so viele Verrückte auf die Straßen treibt. Selbst das Wochenende gestaltet sich friedlicher – vermutlich weil die halbe Stadt dann noch ihren Rausch vom Freitag ausschlafen muss… Müde reibt sich der Leader die Augen und biegt um die nächste Kurve. Dabei entgeht ihm allerdings, dass er viel zu früh abgebogen ist und so der Wagen immer weiter in das Revier der gefährlichsten Bande ganz New Yorks vordringt. Seinen Brüdern entgeht es ebenfalls. Sie unterhalten sich leise, in schläfrigem Ton, miteinander und schenken den Fahrkünsten ihres Anführers keinerlei Beachtung. Erst als sich am Ende der langen Straße der Hafen erstreckt, wird Leo klar, dass dies irgendwie der falsche Weg ist. „Mist…“, schimpft er leise vor sich hin und erhält so ungewollt die Aufmerksamkeit seiner Brüder. Sie wenden ihre Blicke durch die Fenster und wundern sich, was ihr Anführer denn hier am Hafen will. „Sag mal, Leo, willst du vorm Schlafengehen noch ne Runde durch den Hudson River drehen, oder was?“, beginnt Raphael ihn zu necken, obwohl er innerlich nicht gerade begeistert ist, noch länger auf seinen wohlverdienten Schlaf zu warten, dennoch genießt er das verärgerte Gesicht seines Anführers sehr. Der blaue Ninja gibt nur ein leises Knurren von sich und stoppt den Wagen. „Nein, ganz sicher nicht. Ich hab mich nur irgendwie verfahren…“, kommt es dann kleinlaut von ihm, während er sich innerlich schon auf die Sticheleien seiner Brüder vorbereitet. Der Rothaarige setzt auch so gleich zu einer schnippischen Antwort an, doch Donatello kommt ihm zuvor. „Dir ist schon klar, dass das hier das Revier der Black Crocodiles ist und wir nicht länger als irgend nötig hier sein sollten?“, kommt es nervös von dem Tüftler, während er seinen Blick angespannt auf den Monitor mit den Kameras richtet. „Natürlich ist mir das klar! Oder denkst du etwa, ich fahre freiwillig zum Hafen, nur um mal kurz Hallo zu sagen?“ entgegnet der Schwertkämpfer leicht gereizt. „Worauf wartest du dann noch? Tritt aufs Gas und weg hier!“, knurrt Raph ihm entgegen und blickt grummelnd aus dem Beifahrerfenster. Der Schwarzhaarige verkneift sich jegliche weitere Diskussion und wendet den Wagen. Ohne Beleuchtung setzt der Van seinen Weg fort, in der Hoffnung so weniger Aufsehen zu erregen. Im Schritttempo gleitet er an meterhoch gestapelten Containern vorbei, die einem das Gefühl geben, in einer eigenen kleinen Stadt zu sein. Dunkle Gassen erstrecken sich zwischen ihnen. Viele der Container sind beschmiert oder angezündet worden. Einige wurden scheinbar mit schwerem Gerät bearbeitet, sodass es fast so aussieht, als hätten sie kleine Fenster oder Belüftungsschlitze. Zwischen den meisten dieser improvisierten Blechbehausungen erstrecken sich dicke Kabel, die die Vermutung nahe legt, dass dort wirklich Leute drin hausen. In einigen der Gassen hängen weit oben dicke Kugellampen, um die nächtlichen Wege zumindest etwas zu erhellen. Verschiedene Nummern und Buchstaben an allen Seiten der Container dienen sozusagen als Adresse und helfen einem, sich zu orientieren, vorausgesetzt man weiß, was sie bedeuten. Langsam erreichen sie das Ende der Hafenstraße. Erleichterung macht sich in allen breit, als wenige hundert Meter vor ihnen die erste Ampel erscheint und ihnen das Gefühl gibt, wieder in der sicheren Wirklichkeit zu sein. Zwar ist sie längst in den Nachtbetrieb übergegangen und gibt nur noch ein stetiges gelbes Blinken von sich, dennoch liegt in dieser stummen Warnung ein beruhigendes Gefühl von Hoffnung. Doch kaum hat es sich eingestellt, wird es je unterbrochen, als ein Alarm auf Donnies Monitor ertönt. Die verschiedenen Sensoren haben verdächtige Reaktionen in ihrer Nähe erspäht und geben den Turtles Grund zur Sorge. Der Stabkämpfer versucht die mögliche Gefahr genauer zu orten und deutet schließlich auf die letzte Gasse, die sie noch von der Kreuzung mit ihrer fröhlich blinkenden Ampel trennt. Ein angespanntes Raunen geht durch das Team, während sich der gepanzerte Van ganz langsam der Gasse nähert. Wie gebannt starren die Vier in den schummerigen Spalt, der sich zwischen den Gebäuden auftut. Darin erblicken sie etwa zehn der gefürchteten Crocodiles, die sich um einen ziemlich großen jungen Mann versammelt haben und ihn mit allerhand Werkzeug bearbeiten. Gezielt treffen Eisenrohre und Ketten, sowie Schlagringen und Baseballschläger den unbewaffneten Hünen und lassen ihn schließlich zu Boden gehen. Sein warmes Blut verteilt sich zu den Füßen seiner Angreifer und lässt diese in wildes Gelächter ausbrechen. Wüste Beschimpfungen hageln auf den Schwarzhaarigen nieder, der sich verzweifelt versucht gegen die Männer zu wehren. Geschockt betrachten die Ninjas das Szenario einen kurzen Moment lang, ehe sie von ihren Instinkten fast erschlagen werden und kampfbereit aus dem Wagen springen. Ein gefährlicher und heftiger Kampf entbrennt zwischen den beiden Parteien und lässt keinen von ihnen ohne Blessuren zurück. Allein ihrem Geschick und ihrer Schnelligkeit verdanken die Jungs schließlich ihren Sieg. Wütend ziehen sich die Gauner in ihre Hafenstadt zurück und überlassen ihrem Opfer ungeachtet seinem Schicksal. Angeschlagen verschnaufen die Jungs einen Moment, ehe sie langsam ihre Waffen wieder einstecken. Misstrauisch behalten sie jeden Winkel im Auge, da sich überall unzählige weitere Angreifer versteckt halten können. Vorsichtig wenden sie sich dem reglosen Opfer zu, das umgeben von Unmengen Blut die jungen Ninjas zusammenzucken lässt. Unweigerlich müssen sie an ihren aussichtslosen Kampf mit Shredder denken. „Lebt er noch…?“, kommt es mit zittriger Stimme von Michelangelo, der hoffnungsvoll zu seinem Anführer blickt. Leo geht neben dem Mann langsam in die Hocke und sucht an seinem Handgelenk nach einem Plusschlag. Nach ein paar Augenblicken schüttelt der Schwertkämpfer betroffen den Kopf. Geschockt legt sich Mikey eine Hand auf den Mund und versucht die Tränen zurückzuhalten, die sich hinter seinen Augen sammeln. Raphael zieht ihn ruckartig zu sich heran und wendet so den Blick seines emotionalen kleinen Bruders von dem Toten ab. Für ein paar Momente schließen sie alle die Augen und sprechen ein stilles Gebet. Der Tod geht ihnen jederzeit sehr nahe, selbst wenn sie die Person nicht kennen – jedes Leben ist kostbar und verdient, das man wenigstens um es trauert, wenn man ihm schon nicht helfen kann. Zu viele fürchterliche Dinge haben sie in ihrem jungen Leben schon gesehen, die sie nicht verhindern konnten. Sie fühlen sich schwach und hilflos, können aber dennoch nichts unternehmen. Als die Schweigeminute beendet ist, sucht Leonardo nach irgendetwas, um den Mann zu identifizieren. Vorsichtig durchsucht er jede Tasche der zerfetzten Jeans. Schließlich scheint er fündig zu werden und versucht im spärlichen Licht etwas auf dem Ausweis zu erkennen. Allerdings gelingt es ihm nicht wirklich. Donnie reicht ihm daher eine kleine Taschenlampe, die der Leader dankend entgegennimmt. In dem plötzlich aufflammenden Lichtkegel wird die grausige Tat nur noch deutlicher. Angestrengt verzeiht der Schwarzhaarige das Gesicht und blickt auf die kleine Plastikkarte in seiner Hand. „Nathan Fischer…“, murmelt er halblaut vor sich hin, während er den Ausweis langsam herumdreht, um nach der Adresse zu sehen. Beim Anblick der Rückseite zuckt Leonardo aber merklich zusammen. Fragend blicken ihn seine Brüder an. „Was ist los?“, kommt es ungeduldig von dem Saikämpfer. Der Anführer wendet ihnen den Blick zu und hält ihnen dann wortlos die Rückseite der Karte entgegen. Ein Schreck jagt auch durch ihre Glieder, als sie das aufgerissene Maul des schwarzen Krokodils erblicken, das herrisch die gesamte Rückseite des Ausweises einnimmt und so die Herkunft des jungen Mannes verbirgt. Unverwechselbar identifiziert es ihn aber als Mitglied der Bande. Als wolle er dieses unverkennbare Symbol überprüfen, geht Raphael neben der Leiche in die Hocke und gibt Leo zu verstehen, dass er ihm mit der Taschenlampe leuchten soll. Schweigend richtet der Ältere den Lichtkegel auf die traurige Gestalt. Etwas ruppig hebt Raph das zerschlissene Hemd des jungen Mannes an und sucht nach der Tätowierung, die jedes Mitglied unverwechselbar macht. Die meisten von ihnen tragen sie entweder auf dem Rücken, dem Hals oder den Oberarmen. Aber der rote Ninja scheint nicht fündig zu werden, was die Jungs doch ziemlich verwundert. Mit einem ungeduldigen Grummeln und einem angewiderten Gesichtsausdruck dreht Raphael den Körper auf den Rücken. Er bezweifelt zwar, noch etwas zu finden, dennoch schiebt der das Hemd über die kräftige Brust. Und da erstreckt es sich tatsächlich! Eine ungewöhnliche Stelle, aber nicht weniger einschüchternd. Der bedrohliche schwarze Kopf des Krokodils erstreckt sich von den Schlüsselbeinen, über die Rippen bis zum Zwerchfell hinab. Auf den kräftig ausgebildeten Bauchmuskeln erstreckt sich ein roter Schriftzug, der aussieht, als wäre er ungeschickt mit einem nicht allzu scharfen Messer eingeritzt worden, doch wenn man genauer hinsieht, erkennt man, dass es ebenfalls tätowiert ist. Die blutroten Lettern teilen jedem mit, welchen Namen dieses Mitglied von der Bande erhalten hat. Alle Namen haben dabei irgendwie eine Verbindung zu dem mächtigen Tier, das ihr Wappen bestimmt. „Leatherhead…“, flüstert Mikey auf einmal ehrfürchtig hinter seinen beiden Brüdern und lässt sie zusammenzucken. „Aber wenn er tatsächlich ein Mitglied der Crocodiles ist – war - warum sollten seine eigenen Leute ihn dann umbringen?“, wirft Donnie nachdenklich in die vorherrschende Stille. „Vielleicht hat er ja was angestellt…“, entgegnet ihm der Nunchakuträger, während seine großen blauen Augen, wie hypnotisiert, auf das harte und dennoch irgendwie sanfte Gesicht des jungen Mannes starren. „Da hast du vermutlich recht, aber das muss schon was echt Krasses gewesen sein!“, erwidert ihm Raph. „Was immer es war, es ist vorbei und wir sollten jetzt lieber abhauen, ehe sie wiederkommen, oder die Polizei uns noch hier erwischt. Das Ganze geht uns nichts mehr an…“, kommt es scharf von Leonardo, ehe er sich zum Gehen wendet. Wortlos folgen Donnie und Raph ausnahmsweise seinem Befehl, nur Mikey bleibt zurück. „Wir können ihn doch hier nicht so einfach zurücklassen!“, ruft er ihnen geschockt nach. Der Schwarzhaarige zwingt sich zur Ruhe, um seinem naiven kleinen Bruder verständlich zu machen, dass das jetzt nicht mehr ihr Problem ist. Die Polizei wird sich darum kümmern, falls die Crocodiles nicht vorher wiederkommen und die Leiche verschwinden lassen. Sie können eh nichts mehr für ihn tun. Mikey findet diese Einstellung mehr als herzlos und er kann das einfach nicht akzeptieren. Geduldig reden Leonardo und Donatello auf ihren kleinen Bruder ein. Mikey lässt sich viel zu sehr von seinen Gefühlen leiten und vergisst dabei, dass er so oftmals nicht weiterkommt. Stur argumentiert der Blonde weiter. Am Ende ist es Raph, der seinen Bruder grob zum Wagen zerrt und jegliche Gegenwehr seinerseits gekonnt ignoriert. Schmollend und mit verschränkten Armen presst sich Mikey in seinen Sitz und kann einfach nicht begreifen, wie seine Brüder diesen Mann dort einfach so zurücklassen können – Verbrecher oder nicht. Scheinbar gilt Leos unbändiges Gefühl von Ehre nicht für einen toten Gangster. Das Raphael das Ganze am Arsch vorbei geht, ist Mikey irgendwie klar. Er interessiert sich nicht sonderlich für das Befinden anderer und schon gar nicht für das von Verbrechern. Aber das selbst Donnie das Ganze hinnimmt, trifft den orangen Ninja schwer. So kaltherzig kennt er den sonst so überfürsorglichen Tüftler überhaupt nicht – doch normalerweise finden sie auch keinen toten Crocodile. In Mikey´s Augen sind jedoch alle Leute gleich, egal ob Gut oder Böse. Niemand hat es verdient, in einer dreckigen Gasse zu verrotten und von Ungeziefer gefressen zu werden – ausgenommen Shredder vielleicht. Aber an dem verdirbt sich selbst das Ungeziefer den Magen… So setzt der Shellraiser nun endlich seinen Weg nach Hause fort und bringt die erschöpften Jungs ihren Betten näher. Gähnend, schon fast im Halbschlaf gefangen, steigen sie in Donnies Labor aus dem Wagen und wanken nach oben. Alle, bis auf einen. Mikey´s Müdigkeit ist schon lange nicht mehr vorhanden. Seine Gedanken kreisen die ganze Zeit nur um den Toten in der Hafengasse. Als seine Brüder sich auf ihre Zimmer verteilen und müde auf ihre Futons fallen, schleicht sich der orange Ninja mit seinem Skatebord durch die Haustür davon. Geschwind und elegant jagt er über die größtenteils verlassenen Straßen und nähert sich dabei immer mehr dem Tatort. Als er nur noch ein paar Straßen entfernt ist, steigt er von seinem Bord, klemmt es sich unter den Arm und geht zu Fuß weiter. Nervös kommt er an die Kreuzung mit der letzten blinkenden Ampel vor dem Hafen. Vorsichtig schaut er um die Ecke in die spärlich beleuchtete Zufahrtsstraße. Niemand ist zu sehen, alles ist still. Langsam schiebt sich der Nunchakuträger um die Ecke und drückt sich fest gegen die Hauswand in den Schatten. Mit den Augen nach allen Seiten gerichtet, schiebt er sich Stück für Stück näher an die Gasse heran. Als Mikey sie erreicht, schaut er auch hier vorsichtig um die Ecke. Der Kleine fühlt sich ganz und gar nicht wohl, hier allein zu sein. Doch was bleibt ihm anderes übrig, wenn seine Brüder scheinbar kein Verständnis für seine Sorgen haben? Auch in der Gasse kann er niemanden erkennen, nur der unbewegte Körper des ehemaligen Crocodiles liegt als dunkler, unförmiger Haufen in der Mitte. Nervös schluckt der Junge und blickt sich noch einmal nach allen Seiten um, ehe er schnell in die Gasse huscht. Geschwind nähert sich der orange Turtle dem leblosen Körper und muss mit Schrecken feststellen, dass sich schon einige Ratten um ihn versammelt haben. Halbherzig verjagt er die Tiere, die er in anderen Situationen sogar gern in seiner Nähe hat und geht dann neben Leatherhead in die Hocke. „Keine Sorge, ich lass nicht zu, dass du hier in der Gasse verrottest…“, gibt er dem Schwarzhaarigen in einem mitfühlenden Ton zu verstehen. Seine Bandenkollegen scheinen in der Zwischenzeit nicht hier gewesen zu sein, liegt die Leiche doch immer noch genauso da, wie die Jungs sie verlassen haben. Traurig betrachtet Mikey das blutverschmierte und dennoch irgendwie schöne Gesicht einen Moment lang, ehe er vorsichtig seine Hand ausstreckt und sie sanft über die Wange des Mannes gleiten lässt. Die erstaunlich weiche Haut fühlt sich seltsam warm unter seinen Fingern an. Irritiert betrachtet der Blonde ihn genauer. Schließlich legt er langsam sein Ohr auf die durchtrainierte Brust des Schwarzhaarigen und lauscht nach einem Herzschlag. Mikey muss sich ein paar Momente ziemlich konzentrieren und alle anderen Geräusch der Nacht ausblenden, doch dann hört er tatsächlich etwas! Es ist nur ganz schwach und sehr leise, doch es ist eindeutig ein Herzschlag. Michelangelos Augen weiten sich überrascht. Hat sich Leo vorhin etwa getäuscht, weil seine Lebenszeichen nur so schwach sind? Fieberhaft überlegt der Junge, wie er jetzt weitermachen soll. Er weiß, dass es hier in der Nähe ein kleines Krankenhaus gibt, nur ein paar Blocks entfernt. Doch wie soll der zierliche Ninja einen Mann transportieren, der geschätzte dreißig Zentimeter größer und bestimmt an die fünfzehn Pfund schwerer ist, als er und zudem noch lebensgefährlich verletzt? Klar, er könnte einfach einen Krankenwagen mit seinem T-Fon rufen und hätte dann keine Sorge mehr, doch der Junge hat das schreckliche Gefühl, dass der Mann tot sein könnte, ehe der Sanitäter hier ankommt und mag die Strecke auch noch so kurz sein. Suchend blickt er sich in der vermüllten Gasse um. Hier wird sich doch ganz sicher etwas finden lassen, womit er den Bewusstlosen sicher transportieren kann? Nach kurzem Suchen findet er ein langes stabiles Brett und eine alte Decke. Etwas ungeschickt legt er das, gut zwei Meter lange, Brett auf sein Skatebord und hievt dann schwerlich den Verletzten darauf. Er braucht ein paar Anläufe, ehe es ihm richtig gelingt. Fürsorglich anmutend wickelt der den Schwarzhaarigen in die Decke ein und fixiert den Körper dann ganz vorsichtig mit der Kette seiner Kusarigama, damit er nicht noch herunterfällt. Schließlich nimmt er die beiden Gürtel ab, die sich sonst auf seinen Hüften kreuzen und als Halterungen für seine Nunchakus dienen, und befestigt einen davon an der Radaufhängung seines Skatebords. Den zweiten hakt er in das andere Ende des ersten Gürtels ein und schafft sich so eine Zugleine. Vorsichtig testet er, ob seine Konstruktion hält. Es sieht ganz gut aus. Ab und an hilft es halt doch, Donnie bei seiner Arbeit auf die Nerven zu gehen und sich ein paar Tricks abzuschauen! Langsam setzt er sich mit seiner empfindlichen Fracht in Bewegung und stoppt am Anfang der Gasse. Routiniert blickt er sich nach allen Seiten nach möglichen Angreifern um, ehe er seinen Weg fortsetzt. „Keine Sorge, ich lass dich nicht sterben…“, entgegnet er dem jungen Mann mit festem und dennoch besorgtem Ton. Schließlich kommt er zur Hauptstraße und blickt sich auch dort um. Doch außer der blinkenden Ampel kann Mikey keine Bewegung ausmachen. Schnell setzt er seinen Weg fort und nur ein paar Minuten später erreicht er den Eingang zur Notaufnahme. Festen Schrittes nähert er sich der automatischen Tür, die ihm lautlos den Weg freimacht. Erschöpft betritt er das schmucklose, sterile Gebäude. Auf den ersten Blick scheint nicht viel los zu sein. Patienten kann der Blonde im Wartebereich nicht sehen und auch die Schwester an der Anmeldung scheint eher in einen Roman, als in irgendwelche Arbeit vertieft zu sein. Eine Reinigungskraft wischt träge in einem langen Gang den Boden und ein junger Arzt schenkt sich gerade gähnend einen Kaffee hinter dem Tresen ein. Sie scheinen Michelangelo gar nicht wahrzunehmen. Der Junge räuspert sich kurz und erhebt dann lautstark die Stimme. „Ich brauch Hilfe, sofort!“, zerreißt er die Stille. Irritiert und skeptisch richten sich die Blicke der wenigen Anwesenden auf ihn. Doch in ihren Augen sieht Mikey nicht gerade so aus, als ginge es ihm sonderlich schlecht. Seine schmutzigen und leicht zerschlissenen Sachen, lassen eher vermuten, dass er entweder ein Penner oder ein Junkie ist und für so was haben die Angestellten des Krankenhauses mitten in der Nacht beim besten Willen keinen Nerv, erst recht nicht, da es wenige Straßen von hier ein Obdachlosenasyl und eine Drogenanlaufstelle gibt. Die Schwester schließt geräuschvoll ihr Buch und setzt an, um Mikey genau dies zu sagen, da kommt ihr der Arzt zuvor. Geduldig stellt er seinen Kaffeebecher ab und tritt auf den Jungen zu, der ihn mit großen flehenden Augen, fast schon panisch, ansieht „Junger Mann, wir sind hier kein…“, setzt er an, doch weiter kommt er nicht. Erst jetzt entdeckt der Arzt, dass der Junge gar nicht allein ist und der eigentlich Patient die ganze Zeit außerhalb seines Sichtfeldes lag. „Du liebe Güte…“, kommt es von dem jungen Arzt beim Anblick des blutverschmierten Bündels, das der Junge mit sich führt. Verwirrt durch die Reaktion ihres Kollegen, erhebt sich die Schwester, um auszumachen, was ihn so aus der Fassung bringt. Schnell wird ihr dabei der Ernst der Lage bewusst und die beiden setzen sich endlich in Bewegung. Hektisch gibt der Arzt der Schwester ein paar Anweisungen und ruft einen Pfleger zu sich. Vorsichtig legen sie Nathan auf ein rollbares Bett und schieben ihn Richtung OP. Aufgeregt telefoniert die Schwester mit ihrer Kollegin im Operationsbereich und weißt sie an, alles für einen Notfall vorzubereiten. Erleichterung macht sich in Mikey breit. Er hat es geschafft. Nun muss es nur noch Leatherhead schaffen. Ängstlich folgt er dem Arzt und dem Pfleger in den OP-Bereich, obwohl er dort ganz und gar nichts zu suchen hat. Doch im ersten Moment sind alle so sehr mit dem Verletzten beschäftigt, dass keiner seine Anwesenheit bemerkt, bis das Unglück passiert… Derweilen wandert Splinter von einem Zimmer zum nächsten und sucht nach seinem jüngsten Spross, doch er kann ihn nirgends finden. Schließlich wendet er sich an Leonardo, doch dieser ist erst mal überrascht, war Mikey doch direkt hinter ihnen gewesen. Nach ein paar Augenblicken suchen sie alle nach ihm das Haus ab, doch sie finden nichts. Verwundert versammeln sie sich im Dojo und denken nach. „Hey, was ist, wenn er zu diesem Typen am Hafen zurück gegangen ist?“, wirft Raphael schließlich ein. Erschrocken blicken ihn die anderen an. „Meinst du wirklich, er ist so dumm, da ganz allein hinzugehen?“, erwidert der Leader unsicher, weiß er doch, dass Mikey schon auf ganz andere Verrücktheiten gekommen ist. Der rote Ninja schenkt ihm einen ernsten Blick, der besagt, dass Mikey wahrscheinlich nicht so dumm ist, sich bewusst in so eine Gefahr zu begeben, sich allerdings von seinen heftigen Gefühlen übermannen lässt. Angespannt schaltet Donnie das Ortungssystem seines T-Fons ein, um seinen verlorenen Bruder ausfindig zu machen. Gebannt starren ihn die anderen dabei an. Deutlich ist die Sorge in Yoshis Gesicht zu erkennen. Der Hafen ist keinesfalls ein sicherer Ort, selbst ein erfahrener Meister wie er, würde sich dort nicht freiwillig allein hinbegeben. Doch sein kleines Sorgenkind ist blind für alles, was ihn umgibt, wenn er sich etwas in den Kopf gesetzt hat. Er nimmt die drohende Gefahr gar nicht wahr, bis es zu spät ist. Schließlich scheint Donatello eine Spur zu haben. „So wie es aussieht, ist er nicht direkt am Hafen, eher ein paar Blocks davon entfernt. – Ich glaub, da ist ein Krankenhaus in der Nähe…“, kommt es nachdenklich von dem Tüftler. „Was will er denn in einem Krankenhaus? Ich dachte, der Typ ist hinüber?“, entgegnet ihm Raphael ziemlich kalt, auch wenn er sich innerlich ziemliche Sorgen um seinen Bruder macht und dies damit nur zu überspielen versucht. Daraufhin erntet er aber auch gleich einen strafenden Blick von seinem Sensei. „Finden wir es raus!“, erwidert Leonardo knapp und wendet sich zur Kellertür. „Ich begleite euch!“, kommt es ernst von Yoshi. Etwas irritiert betrachten ihn seine verbliebenen Schüler, war ihr Meister doch sonst immer der Meinung sich eher aus den Missionen seiner Söhne herauszuhalten. Doch sein tief besorgter Blick macht ihnen klar, dass ihr Sensei wohl eine böse Vorahnung hat… Eilig rast der gepanzerte Wagen durch die dunklen Straßen. Die Anspannung in dem Fahrzeug ist beinahe greifbar und konkurriert heftig mit der Sorge um das jüngste Familienmitglied. Immerhin könnte Mikey ja sonst was passiert sein und er wurde daher ins Krankenhaus eingeliefert. Keiner von ihnen denkt wirklich, dass der Blonde sich die Mühe gemacht hat, eine Leiche in ein Krankenhaus zu schaffen. Da wäre es viel logischer, die Polizei zu benachrichtigen. Doch die Jungs in Blau sind nicht ganz so begeistert, von der Eigeninitiative der Ninjas. Immerhin ist Selbstjustiz ein Verbrechen, selbst wenn es der Stadt hilft. Die Polizei steht zwar nicht bei ihnen vor der Tür, um sie deswegen festzunehmen, aber wenn sie sie auf frischer Tat stellen, werden sie nicht davor zurückschrecken, sie ins Gefängnis zu werfen. Daher verschwinden die Jungs in Grün immer, bevor die Jungs in Blau sie entdecken – bleiben im Schatten und kooperieren versteckt mit so manchem Beamten, ganz ähnlich wie es zum Beispiel Batman eigen ist. Mit quietschenden Reifen biegt der gepanzerte Van auf dem kleinen Parkplatz des Krankenhauses ein. Geschwind springen die Jungs mit ihrem Meister in die kühle Nachtluft. Es kam bisher eher selten vor, dass die Vier ein Krankenhaus betreten mussten. Nie, weil einer von ihnen dort gelandet ist, da sie ja im Dojo alles haben, was sie brauchen. Nur manchmal haben sie Freunde oder Bekannte dort besucht. Sich jetzt damit auseinander zu setzten, dass ihr kleiner Bruder hier ist, wohlmöglich schwer verletzt, ist ein heftiger Schlag für sie. Dementsprechend betrübt treten sie in den sterilen Lichtkegel ein, der durch die automatische Tür der Notaufnahme fällt. Der Geruch von Krankheit schwebt leicht in der Luft und ist trotz der beißenden Reinigungsmittel schwach präsent. Mit einem mulmigen Gefühl begibt sich die kleine Truppe an den Schalter der diensthabenden Schwester. Argwöhnisch mustert die Frau die Gestalten, die sich vor ihrem Pult aufbauen. ‚Nicht noch mehr von diesen Verrücken…‘, geht es ihr durch den Kopf, als sie an den blonden Jungen denken muss, der das ganze Krankenhaus auf Trapp hält. Leonardo räuspert sich vorsichtig und tritt dann vor, um ihr zu erläutern, warum sie hier sind. Die Schwester ist nicht sonderlich begeistert davon und dies schlägt sich deutlich in ihrer Höflichkeit wieder. Mit schwindender Geduld versucht sie ihnen klar zu machen, selbst wenn dieser Junge hier wäre, könnte sie ihnen nichts sehen, da mitten in der Nacht keine Besucher empfangen werden und sie morgen zu einer angemessenen Zeit wiederkommen müssen. Desweiteren verweigert sie jegliche Auskunft über den Gesundheitszustand und den Aufenthalt des Jungen. Langsam macht sich Verzweiflung in der Familie breit. Ganz anders bei Raphael. In ihm kocht die Wut, die er die ganze Zeit über versucht zurück zu halten. Schließlich kann er so viel Verständnislosigkeit nicht mehr ertragen und drängt Leo grob zur Seite. Wütend schlägt er mit beiden Fäusten auf das Pult und baut sich schnaubend vor der Schwester auf, die allerdings nicht sonderlich beeindruckt davon zu seien scheint. „Jetzt hör mir mal genau zu, du verfluchte Zicke! Wir suchen unseren Bruder und wenn du mir jetzt nicht sofort sagst, wo er ist, dann…“, beginnt er sich zu gebären, während die andern Mühe haben, ihn davon abzuhalten, über das Pult zu steigen und die Antworten aus ihr heraus zu prügeln. Doch noch ehe Raphael seine Drohungen aussprechen kann, wird die Situation durch eine neue Stimme zerrissen. „Gott sei Dank sind sie hier!“, ertönt die Stimme des jungen Arztes neben ihnen. Irritiert wendet die Familie den Blick auf ihn. „Ihrem Äußeren nach zu urteilen, gehören sie doch bestimmt zu dem blonden Jungen, der vor Kurzem herkam? Sein Name liegt mir auf der Zunge, es war irgendwas Ausgefallenes…“, entgegnet er ihnen. „Meinen sie vielleicht Michelangelo?“, fragt ihn Yoshi voller Hoffnung. Der Arzt reißt die Augen auf und schnippt mit den Fingern. „Ja! Genau das hab ich gemeint!“ „Er ist hier?“, kommt es nun von Donatello. „Geht’s ihm gut?“, drängelt sich Raphael dazwischen. „Können wir ihn sehen?“, meldet sich auch Leo, ehe Splinter die Jungs zur Ruhe mahnt. „Entschuldigen sie meine Söhne, aber wir machen uns furchtbare Sorgen, da Michelangelo einfach verschwunden ist, ohne ein Wort zu sagen…“, berichtet der Sensei ruhig, während sich in ihm die Freude ausbreitet, sein verlorenes Kind wiedergefunden zu haben, gepaart mit der Sorge um seinen möglichen Zustand. Doch der Arzt winkt nur ab. „Kein Problem. Ihr seid ja nicht die Ersten, die hier völlig hysterisch reinplatzen und jemanden suchen. Aber ich kann euch beruhigen, dem Jungen fehlt nichts. Allerdings hat er uns ganz schön auf Trapp gehalten, mit dem Mann, den er uns gebracht hat…“ Der Arzt berichtet ihnen schließlich, dass es ziemlich schlecht um den jungen Mann stand, den Mikey herbrachte. Zwischenzeitlich haben sie vergebens um sein Leben gekämpft und wollten schon aufgeben. Doch Mikey wollte das nicht akzeptieren und ist in den OP gestürmt und hat ein Riesentheater gemacht. Er ließ sich beim besten Willen nicht nach draußen bringen. So haben die Ärzte doch ziemliche Mühe gehabt, ihre Arbeit fortzusetzen. Letztendlich konnten sie den jungen Mann aber retten und Mikey mit etlichen Dosen Beruhigungsmittel zumindest soweit auf den Teppich zurück holen, das zwei kräftige Pfleger ihn aus dem OP schleifen konnten. Allerdings brauchte es noch einiges mehr an Medikamenten, um den Jungen endgültig ruhig zu bekommen. „Die Dosis, die wir gebraucht haben, hätte selbst einen Pottwal eine Woche K.O. gehen lassen. Solche Kraft und Willensstärke sieht man dem kleinen Kerlchen gar nicht an. Doch jetzt schläft er endlich…“, endet der Arzt schließlich. Nicht sonderlich überrascht lauschen die Vier den Ausführungen. Das ist so typisch Mikey, das sie alles andere eher aus der Fassung gebracht hätte. Schließlich nimmt der Arzt sie mit und führt sie zu dem Zimmer, in dem der Blonde liegt. Allerdings sind die drei Brüder doch ziemlich erstaunt, dass es sich bei dem verwundeten Mann, der mit Mikey das Zimmer teilt, tatsächlich um Leatherhead handelt. Nach ein paar Formalitäten können sie Mikey endlich wieder mitnehmen und diesen Tag für beendet erklären. Das Donnerwetter, das Mikey am nächsten Morgen jedoch ereilt, ist legendär. Dennoch scheint es an dem Jungen völlig vorbei zu gehen, da er nach dem morgendlichen Training sofort ins Krankenhaus verschwindet, um an dem Bett des Schwarzhaarigen zu wachen. Eine Woche später… Stunde um Stunde vergeht, formt sich langsam zu einem Tag, der unbemerkt wieder in die Nacht übergeht und schließlich zu einen neuen Tag heranreift. Allzu viel bekommt der orange Ninja davon nicht mit. Jede freie Minute nutzt er, um Leatherhead zu besuchen und bis spät in die Nacht bei ihm zu sitzen. Abend für Abend müssen seine Brüder ihn abholen, damit er überhaupt mal nach Hause kommt und schläft. Der Blonde kümmert sich rührend um den jungen Mann, ganz so, als würden sie sich sehr nahe stehen. Jeden Tag erzählt er ihm, was er so erlebt hat und was in der Welt passiert ist, liest ihm Geschichten vor und denkt sich selbst welche aus. Der Arzt meint, es würde Nathan beim Aufwachen helfen, wenn er die Stimme von jemandem hören kann, die sanft auf ihn einredet. Seine Brüder ahnen schon, dass da bestimmt mehr dahinter steckt, als nur der Wille, jemandem zu helfen. Die Blicke, die Mikey dem ehemaligen Crocodile zuwirft, sprechen Bände für die drei Älteren. Es ist nicht zu übersehen, dass Michelangelo sein Herz an diesen Mann verloren hat und sich deswegen noch viel mehr bemüht, dass es ihm bald besser geht. Verdenken kann man es ihm nicht. Nathan ist eine imposante und auf maskuline Weise schöne Persönlichkeit. Doch wie mag sein Charakter sein? Immerhin ist er ein Verbrecher. Mikey hat wahrlich kein glückliches Händchen bei seiner Partnerwahl – scheint er sich doch immer zu starken, aggressiven und gefährlichen Männern besonders hingezogen zu fühlen. Am Abend… Langsam schlendern die drei Ninja mit ihrem Meister durch das Krankenhaus, vorbei an etlichen belegten Zimmern, mit Menschen vollen Hoffnung oder welchen, die sie längst aufgegeben haben. Es ist spät, die Besuchszeit längst vorbei, doch der junge Arzt hat für Mikey extra eine Ausnahme gemacht, um die Ruhe in seinem Gebäude zu bewahren. Dennoch sind die Brüder und ihr Sensei nun der Meinung, dass es Zeit wird, für Michelangelo nach Hause zu kommen. Als sie das Zimmer am Ende des Ganges erreichen, klopft Leonardo an die Tür. Niemand antwortet, dennoch öffnet er. Als die Vier eintreten, sehen sie, dass Mikey eingeschlafen ist. Er sitzt auf dem Stuhl, der neben Nathans Bett steht, hat sich nach vorn gebeugt und liegt nun mit dem Kopf auf der Brust des schlafenden Mannes. Die Erschöpfung ist dem Blonden selbst im Schlaf anzusehen – kann doch niemand sagen, ob und wann der Schwarzhaarige aufwachen wird. Langsam nähert sich Donatello dem Bett und legt sanft eine Hand auf die Schulter seines kleinen Bruders. Vorsichtig versucht er ihn wach zu rütteln. „Mikey, wir müssen nach Hause gehen, wach auf…“ Es dauert einen Moment, bis der Kleinere sich regt und schwerfällig die Augen öffnet. „Donnie…?“, kommt es mit belegter Stimme von ihm, während er sich kindlich die Augen reibt. Der hochgewachsene Turtle lächeln ihm sanft zu und hilft ihm dann, sich aufrecht hinzusetzen. Gähnend erblickt der Junge auch den Rest seiner Familie, übersieht dabei aber die deutliche Besorgnis in ihren Gesichtern, als sie Mikey´s, von Erschöpfung gezeichneten, Körper sehen. Erneut klopft es an der Tür und der Arzt kommt mit einer Schwester zusammen herein. Die letzte Untersuchung vor der Nachtruhe steht an. Die beiden Seiten begrüßen einander freundlich und dann wenden sich die Ninjas zum Gehen. Doch Mikey bleibt am Bett des Verletzten stehen. Mit einem liebevollen und doch traurigen Blick mustert er den jungen Mann und streicht ihm sanft über die Wange. Seine Brüder und sein Meister beobachten dies mit Sorge, befürchten sie doch, dass sich Mikey da erneut in sein Unglück stürzt. Routinemäßig beginnt der Arzt mit seiner Untersuchung, während die Schwester alles in der Akte des Patienten festhält. Geduldig wartet die Familie, während Mikey den Worten des Arztes lauscht. Leatherheads Zustand hat sich nicht verändert, er schwebt immer noch tief gefangen in seinem Koma und man kann nicht sagen, wann er wieder erwachen wird. Michelangelos Blick wird dabei noch trauriger, während seine Hand wieder sanft über die Wange des Liegenden streicht. Er wünscht sich so sehr ein Lebenszeichen, würde gern seine Stimme hören, ihm in die Augen sehen, seinen warmen Atem auf der Haut spüren – aber es kommt nichts zurück. Doch was als nächstes folgt, hat weder der Arzt, noch die Ninjas, kommen sehen. Sie alle wenden sich zum Gehen ab, als Leatherhead plötzlich die Augen aufschlägt. Nur der schlagartige Ausschlag der Maschinen zeigt an, dass etwas nicht stimmt. Erschrocken wenden sich alle um. Mikey steht noch immer direkt neben dem Bett und kann dem jungen Mann auf einmal mitten in die Augen sehen. Doch was er dort sieht, erschreckt ihm fast zu Tode. Sie glühen in einem gefährlichen Rot, als würde der orange Ninja Shredder direkt ins Gesicht sehen. Sie fixieren den Blonden und ein dunkler Schleier legt sich über das eigentlich weiche Gesicht des Schwarzhaarigen. Bevor auch nur einer von ihnen reagieren kann, erhebt sich der ehemalige Crocodile plötzlich aus seinem Bett, als hätte er wirklich nur geschlafen und nicht mit dem Tod gerungen. Die Schläuche und Kabel, die an und in seinem Körper haften, reißen aus ihren Verankerungen und regen die Maschinen zu fast ohrenbetäubenden Warnlauten an. Hektisch blinken die Anzeigen in allen Farben, während sich die durchsichtige Infusionslösung langsam auf dem Boden verteilt. In den glühenden roten Augen liegt eine schier endlose Wut, die selbst Raphael zurück schrecken lassen würde, würde er sie in diesem Moment sehen. Doch die Augen fixieren nur den kleinen Nunchakuträger vor sich. Der hochgewachsene Mann packt den zierlichen Jungen an den Oberarmen und presst ihn mit einer derartigen Wucht gegen die nächste Wand, dass der Blonde sekundenlang Sterne sieht. Ein tiefes, bedrohliches Fauchen kommt aus dem Mund des Schwarzhaarigen, der seine Zähne, wie ein wildes Raubtier, fletscht. Die Schwester weicht panisch hinter den Arzt zurück, während sich die jungen Ninjas zum Angriff bereit machen. Allen voran natürlich Raph. Der Rothaarige stürzt nach vorn, doch ehe er auch nur in die Nähe des Bettes kommt, wird er von seinem Sensei nach hinten gerissen. Wutschnaubend versucht sich der Saikämpfer zu befreien, doch Splinter hat ihn fest im Griff. Auch seinen anderen beiden Söhnen gibt er überdeutlich zu verstehen, sich der Szene nicht zu nähern, da sie Mikey damit wohlmöglich mehr schaden, als helfen könnten. Scheinbar ist Nathan vollkommen verwirrt, da er ja nicht wissen kann, wo er ist und was hier für Leute um ihn rum sind. Das bedrohliche Fauchen und Knurren nimmt noch an Intensität zu und Nathan drückt den Jungen immer fester gegen die Wand. Mikey verzieht allerdings kaum eine Mine, obwohl seine Arme langsam taub werden und es in seinem Kopf höllisch pocht. Stattdessen setzt der blonde Junge ein sanftes, friedliches Lächeln auf und blickt seinem groben Gegenüber fest in die Augen. Das Knurren wird noch stärker und er kommt dem Jungen so nahe, dass man denken könnte, er würde ihm jeden Moment ins Gesicht beißen. Die rotglühenden Augen fressen sich förmlich in Mikey´s Schädel, dennoch hält er ihnen stand, blickt ihm stur entgegen. *In seinen Zügen liegt etwas Fremdartiges und doch Vertrautes. Es dauert einen Augenblick bis Leatherhead erkennt, was es ist. Unschuld… Und diese Erkenntnis trifft ihn fast wie ein Schlag. Das rote Glühen in den Augen verschwindet plötzlich und macht einem geschockten und zu tiefst betroffenen Ausdruck in blassem Rotbraun Platz. Die Gesichtszüge entspannen sich und nehmen einen ebenso betroffenen Ausdruck an. Dann löst sich der schraubstockartige Griff von Mikey´s Armen und der Junge plumpst auf den Boden. Nathan schlägt sich die Hände vors Gesicht und beginnt zu wimmern. Er rauf sich die Haare und sinkt schließlich auf die Knie hinunter. „Was – was – hab ich nur getan…?“, wimmert der große Mann, den Tränen nahe, vor sich hin. Man könnte meinen, er wäre eine ganz andere Person, so schlagartig hat sein Zustand gewechselt. Vollkommen irritiert verfolgen die restlichen Anwesenden das Schauspiel. Nur Yoshi trägt einen Funken in seinen Augen, der anzeigt, dass ihm irgendwie bewusst ist, was gerade passiert ist. Langsam kehrt das Gefühl in Michelangelos Arme zurück und er legt vorsichtig eine Hand auf die bebenden Schultern des ehemaligen Bandenmitglieds. Erschrocken zuckt der große Mann zusammen und blickt ängstlich und schuldvoll zu dem Jungen vor sich. Mikey schenkt ihm jedoch wieder dieses sanfte Lächeln. „Hey, alles ist gut…“, haucht er dem Schwarzhaarigen leise zu. Derweilen findet der Arzt seine Sprache wieder. „Was war denn das?“, entkommt es ihm ungläubig. „Scheinbar ist es Michelangelo gelungen, den aufgebrachten Mann mit seinem freundlichen Lächeln zu beruhigen. – Konfuzius sagt: *Der kürzeste Weg zwischen zwei Menschen ist ein Lächeln. Worte können vieles zerstören, doch ein Lächeln zeigt einem immer die wahren Absichten eines Menschen.“, kommt es von dem Sensei. Ja, in Mikey´s Lächeln liegt etwas schier Magisches, hat er damit doch schon wilde Raubtiere und allerhand böse Buben besänftigt. Nach ein paar erklärenden Worten begreift Nathan langsam, was alles passiert ist und das die vielen Leute um ihn herum, ihm nur helfen wollen. Nachdenklich legt er sich in sein Bett zurück und lässt sich erneut von dem Arzt untersuchen. Mehr als skeptisch wird er dabei insbesondere von Raphael beobachtet, da der rote Turtle dem ehemaligen Crocodile keinen Meter über den Weg traut. Wie er plötzlich Mikey angegriffen hat, hat dem Saikämpfer deutlich gemacht, dass von diesem Typen eine große Gefahr ausgeht und das Mikey, wie so oft, zu blind ist, sie zu bemerken. Und er kann beim besten Willen nicht verstehen, wie Splinter ihn daran hintern konnte, seinen Bruder vor dieser Bestie zu beschützen. Schmollend lehnt er mit verschränkten Armen im Türrahmen und versucht den Schwarzhaarigen abzuschätzen. Leo und Donnie scheinen wohl ausnahmsweise seiner Meinung zu seien, werfen auch sie dem jungen Mann argwöhnische Blicke zu. Yoshi wirkt auch nicht sonderlich glücklich mit der Situation, wie Mikey dort steht und sich so hingebungsvoll um diesen Mann sorgt. Einen Monat später… Das Krankenhaus ist längst Vergangenheit und Leatherhead hat den Crocodiles ein für alle Mal den Rücken gekehrt. Er hat erkannt, dass die Turtles ihm gut tun, insbesondere Michelangelo. Dennoch fällt es ihm sehr schwer seine Vergangenheit hinter sich zu lassen und ein normales Leben zu führen. Er ist zwar wieder in seine alte Wohnung zurückgekehrt und versucht jetzt sogar einen Job zu finden, dennoch fühlt er sich schrecklich unsicher. Er hat Angst seiner Umwelt erneut schrecklichen Schaden zuzufügen und damit erneut Menschen zu verletzen oder gar zu verlieren, die ihm nahe stehen. Zu schmerzlich sind die Erinnerungen an seine letzte Freundin. Tanja war eine Draufgängerin und liebte die Gefahr. Nathan war jedoch stets besorgt um sie, dass ihr irgendetwas passieren könnte oder sie im Gefängnis landet. Seine überfürsorgliche Art ging ihr bald sehr auf die Nerven und sie haben sich schließlich nur noch gestritten. Am Ende hat er dann herausgefunden, dass sie ein Verhältnis mit seinem besten Freund hat. Als er sie daraufhin zur Rede gestellt hat, hat sie es nicht mal versucht zu bestreiten. Sie hat ihm mitten ins Gesicht gesagt, wie leid sie es ist, in seiner Nähe zu sein und das es ein großer Fehler von ihr war, überhaupt eine Beziehung mit ihm eingegangen zu sein. Dies hat Nathan schwer getroffen. Er hat sie über alles geliebt. Als sie dann schließlich gehen wollte, hat er versucht sie aufzuhalten. Sie wehrte sich und dann… Was dann passiert ist, kann er nicht sagen. Es ist alles schwarz, getränkt im Rot ihres Blutes, das an seinen Händen klebte. Sie war tot. Er hatte sie getötet, die Liebe seines Lebens und das, ohne es auch nur bemerkt zu haben. Er wusste schon immer, dass mit ihm etwas nicht stimmt. Dass er manchmal einfach ausrastet, ohne sich dagegen wehren zu können. Dann wird immer alles Schwarz um ihn herum und wenn er wieder zu sich kommt, steht er vor den Scherben, die ihm geblieben sind. Es passiert so plötzlich, dass er es nicht stoppen kann. Es überrollt ihn wie ein Zug und dabei will er doch Niemandem etwas Böses tun. Diese schreckliche Erinnerung ist nicht die einzige, die er hat, aber mit Sicherheit die schlimmste. Danach kam er zu den Crocodiles und alles um ihn herum schien noch schlimmer zu werden. Sie haben ihn benutzt und immer wieder provoziert, damit er ausrastet – Verbrechen begeht, ohne es selbst zu wissen. Schließlich hat es ihm gereicht, nachdem ihm langsam bewusst geworden ist, was er den Menschen in seiner Nähe alles angetan hat. Er hat versucht auszusteigen, doch sie wollten es nicht zu lassen. Sie wollten ihn töten, damit er sie nicht verrät. Er konnte sich nicht wehren. Gerade in diesem Moment, wo seine Wut ein einziges Mal angebracht gewesen wäre, kam sie nicht. Vielleicht weil er selbst dachte, dadurch für seine schrecklichen Taten bestraft zu werden. Aber vielleicht war es besser so. Er hätte es nicht ertragen, noch einem Menschen wehzutun, selbst wenn es ein Verbrecher gewesen wäre. In diesem Moment hat er sich nur gewünscht, zu sterben. Lange dachte er, es würde funktionieren, doch dann hat er diese sanfte Stimme in seinem Kopf gehört, die versucht hat, ihn zu sich zu locken. Er konnte die Sorge und die Verzweiflung darin hören und konnte nicht glauben, dass diese Stimme tatsächlich nach ihm ruft. Er hat versucht sie zu ignorieren, da er nicht wieder enttäuscht werden wollte. Letztendlich hat es ihm gereicht und er ist erwacht, hat versucht, diese Stimme aus seinem Kopf zu bekommen. Doch das Einzige, was er sah, war dieser unschuldige kleine Junge, der sich so aufopferungsvoll um ihn gekümmert hat, obwohl er ihn überhaupt nicht kannte. Als ihm klar wurde, dass er dieser letzten Hoffnung auch noch wehgetan hat, ist seine Welt erneut am Abgrund gewesen, doch Mikey hat ihn nicht aufgegeben. Liebevoll hat er sich jeden Tag um ihn gekümmert und stundenlang bei ihm im Krankenhaus verbracht. Die abweisende Haltung seiner Brüder ist Nathan nicht entgangen. Es schmerzt ihn, sie so zu sehen, dennoch kann er sie verstehen. Doch wenn er in diese tiefen himmelblauen Augen vor sich blickt, scheint alles andere vollkommen egal zu sein. Mikey strahlt etwas aus, das ihn zu beruhigen scheint und so fühlt sich Leatherhead in seiner Nähe sehr wohl – geborgen und geliebt, wie schon lange nicht mehr, wenn überhaupt jemals so sehr. Unweigerlich entwickelte der Schwarzhaarige tiefe Gefühle für den kleinen Ninja – eine Liebe, die er vorher nur bei Tanja empfunden hat und von der er dachte, dass er sie, nach ihrem Tod, nie wieder empfinden könne. Doch dem Blonden scheint es ganz ähnlich zu gehen. Mikey stört sich auch nicht an den unkontrollierten Stimmungsschwankungen, denen der hochgewachsene Mann ab und an erlegen ist. Der Nunchakuträger sagt sogar oft, dass es ihn an seinen Bruder Raphael erinnert, der auch immer sehr schnell wütend wird – manchmal so sehr, dass er etwas tut, dass er gar nicht will. Doch deswegen sind Mikey´s Gefühle für ihn noch lange nicht weniger geworden. Im Gegenteil, es scheint sie immer enger zusammenzuschweißen. Diese Worte geben Leatherhead den Mut, sich Mikey zu öffnen und seine wohltuende Nähe zu genießen. So sitzen sie jetzt gemeinsam auf dem Futon des Kleineren und betrachten den langsam aufsteigenden Mond und die unzähligen Sterne vor seinem Zimmerfenster. Eine entspannte und friedliche Stimmung breitet sich zwischen ihnen aus und lässt sie all den Stress und die Qualen der letzten Zeit vergessen. Langsam wenden sie den Blick vom Fenster ab und kehren ihm den Rücken. Tief sehen sich die beiden jungen Männer in die Augen. Leatherhead blickt in das klare, unschuldige Blau des kleinen Ninjas und verliert sich immer mehr darin. So rein, wie ein neuer Morgen am Meer. Mikey geht es ganz ähnlich. Das blasse Rotbraun seines Gegenübers erinnert ihn an die imposante und kräftige Erscheinung eines majestätischen Hirsches, der in einem dunklen Wald steht und sich aufmerksam und etwas scheu umsieht. Der Blonde verliert sich in diesem traumhaften Gedanken und fühlt sich dabei wie ein kleines Tierchen, vielleicht ein Hase, der zu der beeindruckenden Gestalt des Hirsches empor blickt. Sanft lächelt der Nunchakuträger seinem Partner zu und kann ihm dabei selbst ein kleines Lächeln entlocken. Langsam nähern sie sich einander an, bis sich ihre Lippen schließlich ganz sanft und noch etwas zaghaft miteinander vereinigen. Verträumt schließt der Kleinere die Augen und würde das Ganze am liebsten um einiges vertiefen. Doch er will den Schwarzhaarigen nicht gleich überfordern oder verschrecken, ist ihm doch klar, dass er der erste Junge ist, den Leatherhead küsst, auch wenn die zwei es miteinander schon ein paar Mal versucht haben. Nathan ist trotz seiner beeindruckenden Größe und Kraft eine eher scheue und vorsichtige Person, hat er doch schon oft genug ungewollt jemanden verletzt. Zudem ist es doch irgendwie ein komisches Gefühl einen anderen Jungen zu küssen. Doch Mikey´s Lippen sind so weich und samtig, dass der Schwarzhaarige zwischendurch tatsächlich das Gefühl hat, ein Mädchen vor sich zu haben. Dies wird durch die zierliche Gestalt und die liebevolle Art des Jungen noch unterstrichen. Nach und nach fühlt sich Nathan immer wohler und verstärkt den Kuss vorsichtig. Freudig erwidert Mikey sein Tun und verschränkt die Finger im Nacken des Größeren. Sanft krault er durch die zottigen schwarzen Haare und zieht ihn näher zu sich. Mit glühenden Wangen kommt Nathan dieser stummen Bitte nach und beugt sich tiefer zu ihm hinunter. Vorsichtig gleitet er größere mit seinen kräftigen Händen unter Mikey´s Shirt und streicht beinahe sehnsüchtig über die weiche Haut unter seinen Fingern. Der Blonde seufzt in den Kuss hinein und spreizt die Beine auseinander, um seinem Gegenüber mehr Platz zu machen. Ergeben öffnet sich die feuchte Mundhöhle, als Leatherhead schwer mit seiner Zunge über die weichen Lippen fährt. Langsam dringt er in das heiße Unbekannte vor. Dabei wird ihm ganz schwindlig vor Glück, scheinbar endlich jemanden gefunden zu haben, der ihn wirklich liebt. Ermutigt durch diesen Gedanken, drückt er den Kleineren sanft auf die Laken nieder, ohne den Kuss zu unterbrechen. Bald darauf geht ihnen aber doch die Luft aus und sie blicken sich mit roten Wangen tief in die Augen. Mit vernebeltem Blick lächelt der orange Ninja ihm zu und möchte sein Gegenüber zu einem erneuten Kuss verführen. Doch plötzlich drückt Nathan ihn grob von sich weg, in die Laken zurück. *Warum musst du mich verletzten, wo ich dich doch so liebe? Wo ich doch nichts anderen kann und will, weil Liebe mich geschaffen und genährt hat und in besseren Tagen am Leben erhalten. Als Michelangelo die erste Schrecksekunde überwunden hat und zu dem Größeren aufsieht, erstarrt er fast. Das Gesicht des Schwarzhaarigen hat sich verfinstert und seine Augen glühen bedrohlich rot und zerschneiden damit das sanfte Halbdunkel des Zimmers, wie ein Schwert ein Stück Papier. Unweigerlich muss Mikey wieder an Shredder denken, wie seine rot glühenden Augen die gewittrige Nacht zerrissen haben, wie seine Krallen das Fleisch des wehrlosen Jungen. Ein tiefes Knurren erfüllt den Raum und die starken Hände des Mannes über ihm, fixieren ihn grob unter sich. „Du hast mich betrogen!“, brüllt der ehemalige Verbrecher ihm voller Zorn entgegen. Mikey´s Augen weiten sich. Wie kommt Nathan nur auf diesen Gedanken? Seit sie ihn damals in der Gasse gefunden haben, hat sich der Kleinere von niemandem mehr anfassen lassen, auch wenn das Raphael ganz und gar nicht behagt. „Nein…“, kommt es daher kraftlos von dem verwirrten Jungen. Weshalb fügst du mir Schnittwunden zu und entstellst mein Gesicht und erfüllst mich mit Leid? In Leatherheads Kopf ist alles schwarz. Kein einziger Gedanke hat neben seiner Wut mehr Platz. Er sieht nur immer wieder seine tote Freundin vor sich, wie sie ihn betrogen hat, ohne auch nur den kleinsten Funken Reue zu empfinden. Die ganze Wut, die er damals nicht raus lassen konnte, entlädt sich jetzt – doch sie trifft den Falschen. „Du lügst, du verdammte Hure!“, entgegnet er dem blonden Jungen blind und holt mit der Faust aus. Die Worte treffen den kleinen Nunchakuträger härter, als jeder Schlag, der nun auf ihn hernieder saust. Er weiß, dass sie nicht stimmen und er weiß auch, dass Nathan nichts dagegen tun kann und es auch gar nicht so meint, dennoch schmerzen ihn diese herzlosen Worte. Daher wehrt er sich auch nicht. Er hätte eh keine Chance gegen den viel kräftigeren Mann. Wenn er sich wehrt, könnte er damit alles auch nur noch schlimmer machen. Also erträgt er die Beschimpfungen und die Schläge. Jetzt zerkratzt du mich mit deinen Nägeln und tröpfelst mir brennendes Quecksilber in die Nase; du hast wilde Tiere auf mich gehetzt, dass hast du, und sie haben von mir gefressen. Das warme Blut des orangen Ninjas verteilt sich auf den zerwühlten Laken und hinterlässt dabei eine makabere Karte dessen, was hier passiert. Die stummen Tränen des Jungen mischen sich mit all dem Rot und versiegen ungesehen in dem Stoff. Erst als der kleine Turtle sich unter ihm nicht mehr bewegt, klärt sich die Schwärze im Kopf des ehemaligen Crocodile. Schwer atmend hockt er im Halbdunkeln auf dem blutverschmierten Jungen und kann nicht begreifen, was gerade passiert ist. „Nein…“, wimmert er immer wieder, während ihm heiße Tränen über die Wangen laufen und er fassungslos auf seine zitternden, blutgetränkten Hände hinabblickt. Vorsichtig streckt er seine Finger aus und streicht dem reglosen Blonden eine rotgefärbte Strähne aus der Stirn. „Michelangelo…? – Mikey…?“ Doch es kommt nichts zurück. Panisch rüttelt er an dem Bewusstlosen und versucht irgendein Zeichen von ihm zu bekommen. Doch er bleibt ungehört. Um mich herum versammeln sich Soldaten, und es gibt keine Ruhe vor ihrem Gelächter. Und einst war ich stark und schön, aber jetzt ist meine Kraft erschöpft… „Bitte nicht…“, wimmert er vor Tränen kaum verständlich, ehe er den verwundeten Jungen auf die Arme nimmt. Mit größter Vorsicht, aber dennoch schnell, trägt er den Jüngeren aus dem Zimmer und steuert fast schon zielstrebig die Kellertreppe an. Er war schon einige Male hier im Haus und besonders durch Mikey´s Erzählungen weiß er, dass sich Donnie fast immer in seinem Labor aufhält und dass dieser ihm ganz bestimmt helfen kann. Schwankend kommt er am Ende der Treppe an und steuert auf den grellen Lichtkegel zu, der durch die halb offene Labortür scheint. Der Geruch des Blutes steigt ihm in die Nase und betäubt seine Sinne. Ihm wird schwindlig und schlecht, doch er kämpft beherzt dagegen an. Geräuschvoll stößt der Schwarzhaarige die Labortür auf, dass sie krachend gegen die Wand knallt. Erschrocken und wütend wendet sich Donnie um und macht sich schon bereit, den unbekannten Störenfried auszuschimpfen. Doch als er sieht, wer da durch die Tür kommt, bleiben ihm all die bösen Worte im Hals stecken und er lässt vor Schreck seinen neuen Akkuschrauber fallen, dessen Plastikgehäuse auf dem harten Steinboden zerspringt. Ungeachtet steigt der Tüftler über die nutzlosen Einzelteile der Maschine hinweg, auf die Tür zu. Völlig aufgelöst steht Leatherhead vor ihm und weint so heftig, dass Donatello nicht ein einziges Wort verstehen kann. Doch der Stabkämpfer braucht keine Worte, um sich ein Bild von dem zu machen, was vorgefallen sein muss. Irgendetwas ist schief gegangen und der hochgewachsene Mann ist auf seinen kleinen Bruder losgegangen. Bei Mikey´s Anblick formen sich unweigerlich schreckliche Bilder im Kopf des Brünetten, die er unter größter Anstrengung versucht, zu vertreiben. Mit schweren Schritten kommt der Schwarzhaarige ihm schwankend und kraftlos entgegen. Nervös und am Rande der Panik breitet der Brünette die Arme aus und versucht alles zu vermeiden, was Nathan auch nur den kleinsten Anlass zum Ausrasten geben könnte – auch wenn es dafür nicht mal einen Anlass braucht. Tonnenschwer scheint sich der reglose Körper des Kleinen in seine kraftlosen Arme zu legen, dennoch presst er ihn mit aller Macht an sich. Mit großen Augen blickt der Tüftler zu dem Mann empor, der seinem Bruder das alles angetan hat. Überdeutlich kann Nathan in den schokoladenfarbenen Seelenspiegeln ein einziges Wort lesen: Warum? Doch er kann ihm diese stumme Frage nicht beantworten. Stattdessen fängt er hoffnungslos an zu Schluchzen und rennt dann einfach aus dem Labor. Hilflos blickt Donnie ihm nach und hört, wie der hochgewachsene Mann die Treppe hinaufrennt und dann das Haus verlässt. Schließlich schüttelt der Stabkämpfer heftig den Kopf, um wieder klar zu denken und legt Mikey dann vorsichtig auf seine Werkbank. Er schluckt hart und schließt für einen Moment die Augen, um das Zittern seiner Hände loszuwerden, ehe er sich daran macht, seinen Bruder zu untersuchen. Nur wenige Augenblicke später betreten Raphael und Leonardo völlig durcheinander das Labor. Noch ehe sie registrieren, was los ist, kann Donnie schon ihre Stimmen hören. „Sag mal, was ist denn mit Leatherhead los? Der ist eben völlig verstört an uns vorbei gerannt…“, kommt es von Leo. „Echt mal, der Kerl hat uns beinahe umgerannt, man. Und wo steckt eigentlich Mikey?“, mischt sich auch Raph ein. Hilflos, mit tellergroßen Augen, wendet sich der Tüftler ihnen zu und gibt dabei den Blick auf ihren verletzten Bruder frei. Den beiden entgleisen alle Gesichtszüge, als sie das Geschehene erkennen. Als die zitternde Stimme des lila Turtles ertönt, können sie nicht fassen, was er ihnen mitteilt. „Helft mir, er atmet nicht mehr!“ Kapitel 19: Let go... --------------------- Ein paar Stunden später… Erschöpft, halb am Schlafen, sitzen die drei Brüder in Donnies Labor auf der Couch. Sie haben gekämpft, schwer gekämpft, um ihren kleinen Babybruder zu retten. Es sah so schlimm aus, doch im Endeffekt ist Mikey gar nicht so schwer verletzt, wie es zuerst aussah. Mal abgesehen von den unzähligen Kratzern und Prellungen, fehlt ihm eigentlich nichts. Dass er so plötzlich aufgehört hat, zu Atmen, war eher eine Kurzschlussreaktion seines Körpers, so vermutet der Tüftler. Da sich der Blonde wohl nicht gegen seinen Angreifer gewehrt hat, sein Körper aber in Anbetracht der drohenden Gefahr und der instinktiven Kampfbereitschaft, jede Menge Adrenalin ausgeschüttet hat, das sich dann angestaute, ist sein Körper kollabiert und wusste sich nicht anders zu helfen, als seine Funktionen zu unterbinden, um das Adrenalin besser abbauen zu können. Nun ist alles wieder auf einem normalen Level und Mikey ruht sich auf der Werkbank aus, die inzwischen zu einem behelfsmäßigen Bett umgewandelt wurde. Wie erschlagen reibt sich Leonardo über die müden Augen und gähnt. Neben ihm lungert Raphael und ist schon tief ins Traumland abgedriftet. Schwach lächelt der Anführer, als er sieht, wie der rote Ninja neben ihm anfängt, irgendwelche unsichtbaren Gegner anzugreifen. Kraftlos schlägt Raph mit den Fäusten in die Luft und murmelt etwas Unverständliches, das sich aber ziemlich wütend anhört. Träge wendet Leo seinen Blick auf die andere Seite zu Donnie. Dieser hockt angespannt neben ihm und tippt beinahe hektisch irgendwelche Daten in seinen Laptop. Auf dem Bildschirm kann der Schwertkämpfer eine Simulation von Mikey´s Körper sehen, die umgeben von unzähligen unverständlichen Zahlenbündeln ist. Leo vermutet, dass sein Bruder damit den Gesundheitszustand des Kleinen irgendwie im Auge hat – dass das Ganze so eine Art elektronische Krankenakte ist. Das Flimmern des Bildschirms schmerzt in seinen Augen und daher wendet Leonardo den Blick wieder ab. Er legt den Kopf nach hinten gegen die abgewetzte Rückenlehne und schließt langsam die Augen. Stille breitet sich um ihn herum aus. Nur die Tasten des Computers und das Knurren seines aufbrausenden Bruders sind für ihn noch zu hören. Allmehlig gleitet der Leader auch in den Schlaf ab. Vor seinem geistigen Auge breitet sich ein verschwommenes Traumbild aus, das langsam schärfer wird, je weiter er hinab sinkt. Doch bevor er erkennen kann, in was für einem Traum er gelandet ist, wird er plötzlich durch einen Schrei geweckt. Erschrocken reißt er die Augen auf und merkt, dass seine beiden Brüder genauso überrascht worden sind. Der Schrei kam von Michelangelo, der gerade aufgewacht ist. Verwirrt und schwer atmend, sitzt er auf der Werkbank und versucht zu begreifen, was passiert ist. Es sieht aus, als wäre der Kleine aus einem schrecklichen Alptraum erwacht. „Leatherhead…“, murmelt der Blonde immer wieder zusammenhangslos, ehe er versucht von der Werkbank zu krabbeln. Noch ehe Leo aufstehen kann, wirft Donnie ihm den Laptop fast schon achtlos auf den Schoß und eilt zu dem Nunchakuträger hinüber. Energisch versucht er dem Jüngeren klarzumachen, dass er noch nicht aufstehen darf. Mit großen Augen mustert Mikey seinen Bruder und versteht dessen Aufregung gar nicht. Es gelingt ihm, trotz Donatellos Bemühungen, die Füße auf den Boden zu stellen. Doch er muss schnell feststellen, dass der Stabkämpfer Recht hat und er sich lieber noch ausruhen sollte. Mikey kommt gerade mal zwei Schritte weit, ehe ihn die Kraft wieder verlässt und er in die Arme des Brünetten sinkt. Raph springt augenblicklich auf und hilft dem lila Ninja seinen Bruder wieder auf die Werkbank zu befördern. Leonardo beobachtet das Ganze mit Sorge. Immer wieder wandert sein Blick dabei auf den Bildschirm des PCs. In der Simulation kann er jetzt deutlich alle Verletzungen erkennen, die Mikey in seinem kurzen Leben erlitten hat und was davon noch übrig ist – sich zumal deutlich auf seiner Haut abzeichnet. Er kann sogar sehen, wer für welche Verletzung verantwortlich war. Als er sieht, wie oft Shredders Name dabei auftaucht, muss er schwer schlucken. Diese grauenhafte Nacht steht ihm noch immer gut im Gedächtnis. Allerdings beruhigt es den Anführer, zu sehen, dass von Leatherheads Angriff nichts zurück bleiben wird, mal abgesehen von den psychischen Wunden. Schließlich gelingt es dem Saikämpfer und dem Tüftler, Mikey wieder zu beruhigen. Der Junge ist der festen Überzeugung, dass er zu Nathan muss, um alles wieder in Ordnung zu bringen. Er fühlt sich schuldig, weiß aber eigentlich gar nicht wieso. Das er dafür aber noch viel zu angeschlagen ist, scheint ihm gar nicht in den Sinn zu kommen, selbst nicht, nachdem er gerade zusammengeklappt ist. „Du kannst noch früh genug mit ihm reden, aber jetzt solltest du dich dringend noch etwas ausruhen!“, mahnt Donatello seinen kleinen Bruder erneut. Nach ein paar Augenblicken gibt sich der Blonde geschlagen und legt sich missmutig wieder hin. Nicht lange später ist er tatsächlich wieder eingeschlafen und die drei anderen haben ihren Platz auf der Couch wieder eingenommen, um das Ganze zu überwachen. Nicht das Mikey doch noch auf dumme Gedanken kommt, wenn sie ihn jetzt allein lassen… Drei Tage später, Abend… Michelangelo ist so munter, wie eh und je. Dass er vor ein paar Tagen noch halb im Sterben lag, merkt man ihm nicht an. Nur einige blaue Flecken an seinen Armen und ein Pflaster auf seiner linken Wange, zeugen noch davon, was in jener Nacht passiert ist. Der Wille des Jungen ist ungebrochen und so hastet er über die dunkler werdenden Dächer der Stadt, um zu Nathans Wohnung zu gelangen. Er ahnt nicht, dass Leonardo und Raphael dicht hinter ihm sind, weil sie die Befürchtung haben, dass wieder etwas passieren könnte, wenn sie nicht dabei sind. Der schwarzhaarige Hüne ist viel zu unberechenbar, um so ein Risiko einzugehen – besonders, da sich Mikey im Ernstfall wahrscheinlich wieder nicht gegen seinen Angriff wehren wird und so sein eigenes Schicksal besiegeln könnte. Well you only need the light when it´s burning low Only miss the sun when it starts to snow Only know you love him when you let him go Der Weg zur Wohnung des Ex-Crocodiles ist ziemlich weit, dennoch legt Mikey ein Tempo vor, das seines Gleichen sucht. Seine Brüder haben zwischendurch sogar Mühe, ihm zu folgen. Doch selbst wenn sie ihn verlieren sollten, so kennen sie doch die Adresse des kräftig gebauten Mannes. Allerdings sind sie darüber nicht sonderlich froh. Die Gegend, in der der Schwarzhaarige wohnt, ist alles andere, als einladend. Der Hafen ist zwar nicht gerade um die Ecke, dennoch scheint man zu spüren, dass er zu nahe ist. Hier hausen hauptsächlich Obdachlose, Arbeitsverweigerer, Alkohol – und Drogenabhängige und jede Menge Schlägertypen. Beim besten Willen also kein Ort, an dem ein kleiner Ninja, wie der orange Turtle, allein hingehen sollte. Zumindest konnte Donnie den Kleinen dazu überreden, wenigstens seine Nunchakus mitzunehmen. Der Blonde wollte sie eigentlich zu Hause lassen, um mögliche Spannungen zwischen ihnen nicht noch mehr anzuheizen, wenn Nathan sieht, dass er bewaffnet ist. Doch der Tüftler ließ nicht locker. Only know you´re been high when you´re feeling low Only hate the road when you´re missing home Wohnblocks und Häuser werden immer rarer, bis von ihnen nichts mehr übrig ist und die Gegend von heruntergekommenen Industriegebäuden und Lagerhäusern dominiert wird. Kaum zu glauben, dass es hier tatsächlich Wohnungen gibt. Langsam dünnt sich die Industrielandschaft wieder aus und macht noch heruntergekommeneren Wohnklötzen Platz. Die mehrstöckigen Gebäude sehen aus, als würden sie zu einer ganz anderen Stadt gehören – von der Welt abgeschnitten und sich selbst überlassen. Hier gilt nur das Gesetz der Straße. Viele dieser Gebäude sind beschmiert mit Hassparolen und unanständigen Gemälden. Löcher und abgebrochene Teile in den Fassaden, zeugen von heftigen Auseinandersetzungen unter den Bewohnern. Der Großteil der Fenster ist zerbrochen und von etlichen Eingangstüren ist nicht mehr allzu viel übrig. Überall liegt Müll herum, es stinkt bestialisch auf den Straßen und kaum ein Auto traut sich hier durchzufahren, vom Parken ganz zu schweigen. Die wenigen Autos am Straßenrand sind entweder abgefackelt worden oder ausgeschlachtet. Only know you love him when you let him go And you let him go Der Blonde scheint sich an alledem aber nicht zu stören. Unbeirrt setzt er seinen Weg fort, bis er schließlich das Gebäude erreicht, indem sich Leatherheads Wohnung befindet. Er stoppt auf dem Dach gegenüber und blickt hinüber. Spärlich kann er Licht in der kleinen Wohnung erkennen, das ihm verrät, dass Leatherhead zu Hause sein muss. Der Anblick des Gebäudes versetzt Mikey´s Herz einen Stich. Selbst in dieser Gegend wirkt es traurig. Kaum ein Stein scheint auf dem anderen zu stehen – erstaunlich, dass das Bauwerk überhaupt noch eigenständig stehen kann. Nathans Wohnung liegt im fünften Stock und scheint eine der wenigen zu sein, die überhaupt noch Fenster hat. Ein trauriger Schleier legt sich auf die sonst so fröhlichen blauen Augen des Jungen. Doch sein Blick hellt sich etwas auf, als er den Ex-Crocodile auf einmal hinter dem Fenster erblicken kann. Der Junge atmet tief durch und steigt dann vom Dach herunter. Kurz darauf nehmen seine beiden Brüder seinen Platz ein und verfolgen jeden Schritt des Kleinen genau. Starring at the bottom of you glass Hoping one day you´ll make a dream last But dreams come slow and goes so fast Vorsichtig blickt sich der Nunchakuträger auf der Straße um, ehe er zum Eingang des Gebäudes huscht. Von der Tür ist nichts mehr übrig und ein beachtlicher Berg Müll türmt sich in dem schmalen Eingangsbereich. Schnarchend begrüßt ihn ein Obdachloser, der sich in einer Ecke in einem Haufen alter Zeitungen vergraben hat. Mit leicht gerümpfter Nase klettert der kleine Ninja elegant über den Müll hinweg und steigt dann schnell die Stufen hinauf. Angespannt warten die beiden Brüder auf dem Dach, dass Mikey wieder in ihrem Sichtfeld auftaucht. Die kaputten Fenster im Hausflur ermöglichen es ihnen, ihren kleinen Bruder im Stockdunkeln kurz zu sehen, wenn er daran vorbei flitzt. Dann erreicht er den fünften Stock und verschwindet aus ihrem Sichtfeld. Schweigend starren die zwei Kämpfer nun auf das erleuchtete Rechteck der Wohnung. Sie ist nur sehr spärlich eingerichtet, wenn man das überhaupt so bezeichnen kann. Durch das Fenster kann man ins Wohnzimmer sehen, allerdings hat die Wohnung auch kein weiteres Zimmer, nur ein Bad. So sitzt der hochgewachsene junge Mann auf einer abgewetzten Matratze und starrt ins Nichts hinein. You see him when you close your eyes Maybe one day you´ll understand why Everything you touch surely dies Schließlich steht Michelangelo vor der Tür, die ihn von seinem Freund trennt. Er atmet tief durch und klopft dann an das spröde Holz. „Nathan? Ich bin´s, Mikey! Bitte lass mich rein! Ich will mit dir reden…“, versucht sich der Junge bemerkbar zu machen. Der Angesprochene wendet zwar den Blick Richtung Tür, doch macht er keine Anstalten, aufzustehen. Traurigkeit dominiert sein Gesicht, als er die vertraute Stimme des Jungen hört, den er verletzt hat. Er schlingt die Arme um die angezogenen Beine und versteckt sein Gesicht auf seinen Knien. Erneut klopft es an der Tür. „Leatherhead, bitte! Ich weiß, dass du mich hören kannst! – Ich bin dir nicht böse, ganz ehrlich…“, dringt es zu ihm. Langsam hebt der große Mann den Kopf und blickt wieder zur Tür. Er ist sich nicht sicher, ob er den Worten des Kleineren glauben soll, doch in seiner Stimme liegt ein so tiefes Flehen, dass es der Ältere nicht ertragen kann, ihn noch länger abzuweisen. Langsam erhebt er sich und bleibt dann doch unschlüssig mitten im Raum stehen. But you only need the light when it´s burning low Only miss the sun when it starts to snow Only know you love him when you let him go Angespannt starren die beiden Ninjas auf dem Dach durch das Fenster. „Gott, Mikey hat echt einen kranken Männergeschmack! Ständig diese durchgeknallten Kraftprotze – nur Muskeln und kein Hirn…“, kommt es kopfschüttelnd von Raphael. Sein Bruder betrachtet ihn einen Moment mit gerunzelter Stirn. „Ja, stimmt! Deswegen ist er ja auch mit dir zusammen!“, kommt es dann grinsend von dem Schwertkämpfer, den diese Tatsache sehr zu amüsieren scheint. Ein wutgetränkter Blick trifft den Leader daraufhin. „Ach ja? Ich bin kein bisschen durchgeknallt und dumm schon mal gar nicht! Und immerhin pass ich in sein Schema, was man von dir ja nicht behaupten kann, du ach so furchtloser Anführer! Ich weiß echt nicht, was er an dir findet!“, kommentiert Raphael das Ganze knurrend. Leo zuckt merklich unter diesen Worten zusammen. Irgendwie hat der rote Ninja Recht. Zu Mikey´s Beuteschema gehören immer die kräftigen, großen, eher angeberischen Typen, laut, brutal, aufbrausend und unbelehrbar. Leo hat sich schon oft gefragt, was Mikey da an ihm oder gar Donnie findet – passen sie beide doch so gar nicht in dieses Schema. Donatello ist zwar ziemlich groß, aber da hört die Übereinstimmung auch schon auf und er selbst kann sich so gar nicht darin wiederfinden, auch wenn er gerne mal den Angeber raushängen lässt, um vor seinen jüngeren Brüdern cooler zu wirken. Only know you´re been high when you´re feeling low Only hate the road when you´re missing home Only know you love him when you let him go Das Einzige, was ihn vielleicht mit Raph gleichsetzen könnte, ist sein starker Wunsch, Mikey vor allem Bösen zu beschützen – aber darin sind sich alle drei Brüder schon ihr Leben lang einig, auch wenn Raphael es immer wieder übertreibt. Dennoch lässt sich der Leader nicht von dem Jüngeren beleidigen. Immerhin muss es ja irgendwas geben, dass der Blonde an ihm findet. Und es macht Leo irgendwie stolz, nicht in das typische Schema zu passen. Es gibt ihm das Gefühl etwas Besonderes zu sein und es ist schon lange mal fällig, dass Raphael klarzumachen. Der Schwarzhaarige springt auf und stemmt die Hände drohend in die Hüften. Herausfordernd funkelt er den Rothaarigen an. „Dann pass ich halt nicht in sein Schema. Aber sowohl ich als auch Donnie haben etwas an uns, dass du nie haben wirst! Du bist nur einer von vielen aufgeplusterten Typen, die durch diese Stadt ziehen! Aber Donnie und ich sind was Besonderes, das…“, Leo kann den Satz nicht mehr beenden. Raph ist aufgesprungen und stürmt nun knurrend auf seinen Anführer zu. Ehe dieser ausweichen kann, stürzt sich der Saikämpfer auf ihn und ringt ihn mühelos zu Boden. „Du verdammter…“, setzt Raph an, während er mit der Faust ausholt. Staring at the ceiling in the dark Same old empty felling in your heart ´Cause love comes slow and it goes so fast Von alledem kriegt Mikey nichts mit. Er steht nur traurig vor der Tür und hofft, dass Leatherhead ihn doch noch rein lassen wird. Doch sein Flehen scheint auf taube Ohren zu stoßen. Aber dann öffnet sich plötzlich ganz langsam die Tür und Nathans Gesicht erscheint in dem schmalen Spalt. Ein bittendes Lächeln legt sich auf die Züge des Kleineren und schließlich lässt der Schwarzhaarige ihn rein. Wortlos setzen sich die beiden auf die alte Matratze. Traurig blickt Leatherhead auf seine Hände hinab. Im Geiste sieht er, wie sich Mikey´s Blut darauf verteilt. Zähnefletschend ballt er seine Hände zu Fäusten und verflucht sich selbst für seine Kontrolllosigkeit. Dann legt sich Mikey´s warme Hand auf seine Fäuste. Der Ältere zuckt zusammen und blickt erschrocken zu seinem kleinen Freund. Dieser lächelt ihm sanft zu. „Mach dir keine Gedanken deswegen! Es ist nicht schlimm…“, versucht der Blonde ihn aufzumuntern. Doch die vielen blauen Flecken und das Pflaster bewirken eher das Gegenteil. „Ich verspreche, dir nie wieder etwas anzutun…“, kommt es leise, mit brüchiger Stimme, von dem kräftigen Mann. Well you see him when you fall asleep But never to touch and never to keep ´Cause you loved him too much And you dived too deep „Das musst du nicht…“, erwidert der Blonde und lehnt sich an seine Brust. Etwas zögerlich legt Nathan einen Arm um den zierlichen Jungen. Die Wärme, die ihn durchströmt, zerreißt sein Herz fast. Der Junge ist so lieb, auch noch nach alledem. So jemanden hat er wirklich nicht verdient. Er würde ihm nur wieder wehtun und das könnte er einfach nicht ertragen. „Ich werde dir nie wieder wehtun…“, flüstert er dem Jungen erneut zu, der sich daraufhin enger an ihn kuschelt. Dann zieht Nathan urplötzlich eine Pistole unter seinem Kopfkissen hervor, doch Mikey merkt es nicht. „Nie wieder…“, flüstert Nathan erneut, bevor er sich die Waffe an die Schläfe setzt. Noch ehe der Blonde etwas erwidern kann, zerreißt ein ohrenbetäubender Knall das kleine Zimmer, lässt das ganze Gebäude darunter erzittern und löscht alle Gedanken in seinem Kopf aus. Durch den Knall wenden nun auch endlich wieder die beiden Streitenden den Blick auf das Fenster. „Scheiße! War das ein Schuss?“, kommt es noch ganz ungläubig von Raphael, der langsam von seinem Bruder heruntersteigt. Schwerfällig richtet sich der angeschlagene Leader auf und blickt ebenfalls durch das Fenster. „Ja, kein Zweifel!“ But you only need the light when it´s burning low Only miss the sun when it starts to snow Only know you love him when you let him go Langsam sackt der leblose Körper in sich zusammen. Die Hand, die eben noch auf Mikey´s Schulter gelegen hat und ihm so viel trügerische Sicherheit versprach, sinkt kraftlos herunter. Zitternd und mit tellergroßen Augen betrachtet der Blonde das Bild, das sich ihm bietet. Die Waffe rutscht Nathan aus der Hand und landet polternd auf dem Boden. Die Luft ist erfüllt vom verbrannten Duft heißen Öls und glühendem Metall. Von dem Kopf des Mannes ist nicht mehr viel übrig. Es sieht aus, als wäre eine Bombe darin explodiert und hätte den Großteil davon einfach weggesprengt. Schauriger Weise kann Michelangelo auf den Resten seines Gesichts noch das sanfte Lächeln sehen, das Nathan vor seiner Tat aufgesetzt hat, als ihm klar wurde, dass all sein Leid jetzt ein Ende hat. An der Wand hinter ihm läuft langsam das Blut hinab, das sich wie ein makaberer Fächer darauf ausgebreitet hat, gemischt mit unzähligen Knochensplittern und undefinierbaren gallertartigen Bröckchen, die einst die Last seiner unbeherrschten Persönlichkeit enthielten. Dann verliert der leblose Körper den letzten Halt und kippt zur Seite auf die Matratze. Leer starren die blutgefüllten Augen ins Nichts… Only know you´re been high when you´re feeling low Only hate the road when you´re missing home Only know you love him when you let him go Mikey findet keine Worte dafür, zu tief sitzt der Schock, der ihn gefangen hält. Er starrt einfach nur zitternd auf die Leiche vor sich. Vollkommen geistesabwesend greift der kleine Ninja nach der Waffe. „Verdammte Scheiße! – Er – er hat sich den Schädel weggepustet!“, kommt es völlig fertig von Raphael, der einfach nicht glauben kann, was sich da vor seinen Augen abgespielt hat. Unweigerlich fängt er an zu zittern und ist nicht mehr in der Lage irgendetwas zu tun. Leo sieht man den Schock nicht weniger stark an, dennoch schreit der Anführer in ihm so laut, dass er nicht in die gleiche Starre verfällt, die seine beiden Brüder gerade gefangen hält. In der Ferne kann er Sirenen hören, die die näherkommende Polizei ankündigt. Erschrocken wendet er sich dem Geräusch zu und entdeckt weit in der Ferne das blau-rote Leuchten der Streifenwagen. Grob packt Leonardo seinen Bruder an den Schultern und schüttelt ihn durch. „Verdammt Raph, reiß dich zusammen! Wir müssen Mikey da rausholen! Die Polizei darf uns hier nicht sehen!“, harscht er ihn an. Schließlich fasst sich Raph wieder und sie hechten zu der Wohnung. And you let him go Oh oh oh And you let him go Oh oh oh Well you let him go Wie erstarrt betrachtet Michelangelo die glänzendschwarze Pistole in seinen zitternden Händen. Ihr ungewohntes Gewicht erschreckt und fasziniert ihn gleichermaßen und dennoch kann er nicht fassen, dass dieses Stück Stahl seinen Freund so brutal aus dem Leben gerissen hat. Am liebsten würde er sie verfluchen, doch was würde es ihm bringen? Die Pistole wird ihm nicht antworten und schon gar keine Reue zeigen. Doch Mikey´s Kopf ist vollkommen leer. Nur dieser schreckliche Knall jagt noch immer in seinen Gedanken umher und blockiert alles andere. Der Blonde nimmt seine Umwelt überhaupt nicht mehr wahr, ist gefangen in dieser Endlosschleife des Schreckens. Plötzlich scheint sich das Gewicht der Waffe zu verändern. Auf einmal fühlt es sich gut an, sie in der Hand zu haben. Sie wirkt jetzt federleicht und scheint sich in seiner Hand von ganz allein zu bewegen. Unbewusst hebt der kleine Ninja sie an, immer höher, während er mit leeren Augen auf die Leiche seines Freundes starrt. ´Cause you only need the light when it´s burning low Only miss the sun when it starts to snow Only know you love him when you let him go Dann endlich erreichen Leonardo und Raphael die Wohnung des Ex-Crocodiles. Ungehalten stürmen sie hinein und erstarren im selben Augenblick, indem sie Mikey erblicken. Als wäre der Anblick des toten Mannes neben ihrem kleinen Bruder nicht schon verstörend genug, müssen sie nun auch noch mit ansehen, wie sich Mikey selbst die Pistole an die Schläfe setzt. Der Schock über diesen Anblick lähmt die beiden Ninjas für den Bruchteil einer Sekunde. Als sie sich daraus befreien können und zu ihrem Bruder eilen wollen, betätiget dieser den Abzug! „NEIN!!“, entkommt es den beiden gleichermaßen. Aber es ist zu spät – so scheint es zumindest. Doch anstatt eines weiteren ohrenbetäubenden Knalles, ist nur ein hohles metallisches Klicken zu hören. Irritiert halten die beiden Älteren in ihrer Bewegung inne. Sollte Nathan trotz seines Entschlusses zu sterben, doch noch so viel Verstand gehabt haben, nur eine Kugel in die Waffe zu legen? Only know you´re been high when you´re feeling low Only hate the road when you´re missing home Only know you love him when you let him go Verwirrung macht sich auch in dem Nunchakuträger breit. Sie verleitet ihn dazu, immer wieder den Abzug zu betätigen, in der Hoffnung doch noch die Erlösung zu finden, in die Ewigkeit einzutreten und seinen Geliebten dort wiederzufinden. Aber jedes Mal ist nur dieses hohle metallische Klicken zu hören. Verzweiflung keimt in seinem überforderten Geist auf. Hilflos fängt er an zu wimmern, während ihm nun endlich haltlos heiße Tränen über die Wangen rinnen. Bitterlich beginnt er zu schluchzen, während er weiterhin stur den Abzug betätigt. „Warum? WARUM?“, entkommt es dem kleinen Ninja hilflos, erstickt in seinen Tränen. Leo und Raph blicken sich besorgt an. Sie sind sich nicht ganz sicher, ob Mikey diese Worte an Leatherhead oder an die Waffe richtet. Die anschwellenden Polizeisirenen schrecken sie jedoch auf. „Wir müssen hier sofort verschwinden, Raph!“, drängt der Leader den Rothaarigen. Dieser nickt nur ernst und begibt sich dann zu dem verzweifelten Blonden. ´Cause you only need the light when it´s burning low Only miss the sun when it starts to snow Only know you love him when you let him go Grob reißt der Saikämpfer seinem kleinen Bruder die Waffe aus der Hand. „Mikey! Wir müssen hier sofort verschwinden!“, versucht er ihm streng klar zu machen. Nur langsam wendet der Angesprochene ihm das Gesicht zu. Die hilflose Verzweiflung und der endlose Schmerz darauf, springen Raph förmlich entgegen. Der Anblick zerreißt ihm das Herz und er geht vor seinem Bruder auf die Knie. Der Blonde blickt ihn mit leeren Augen an und scheint ihn dabei gar nicht wahrzunehmen, stattdessen fixiert sein Blick die Waffe in der Hand des Rothaarigen. Sanft legt der Ältere ihm die freie Hand auf die Schultern und rüttelt ihn vorsichtig, in der Hoffnung, ihn so aus seiner Trance zu befreien. „Mikey, hast du mich gehört? Wir müssen weg!“, versucht er es erneut. „Leatherhead…“, ist alles, was Raph als Antwort bekommt, ganz leise, kaum hörbar. Unweigerlich wandert der Blick des Größeren zu der Leiche hinüber, bevor er sich, schwer schluckend, wieder auf seinen kleinen Bruder konzentriert. „Raph, nun mach schon!“, kommt es erzürnt von Leo, der am Fenster das Näherkommen der Polizei beobachtet. „Halt die Klappe! Ich versuch es ja, verdammt!“, knurrt Raphael zurück. Only know you´re been high when you´re feeling low Only hate the road when you´re missing home Only know you love him when you let him go Beinahe panisch versucht der rote Ninja etwas zu finden, dass Mikey wieder in die Wirklichkeit zurück holt, doch es fällt ihm einfach nichts ein. Er fängt an zu knurren und bemerkt dabei, wie ein Zucken durch Mikey´s Körper fährt. „RAPH!“, kommt es erneut von dem Schwertkämpfer, doch diesmal ignoriert der Stärkere das Ganze. Stattdessen legt er die Pistole vorsichtig auf den Boden und legt Mikey die Hände sanft auf die Wangen. Mit leichtem Druck hebt er den Kopf des Jungen an, damit Mikey ihm in die Augen sehen kann. Noch immer völlig leer richten sich die Augen des Jungen auf ihn und scheinen aber durch ihn hindurch zu sehen. Ohne ein weiteres Wort zu verschwenden, beugt sich Raphael zu ihm hinunter. Herrisch vereint er ihre Lippen miteinander und drängt ungefragt seine Zunge in den Mund des Jungen. Dieser zuckt merklich zusammen, schließt dann aber langsam die Augen und erwidert den Kuss kraftlos. Schon kurz darauf trennt sich Raph von ihm und sieht ihm tief in die Augen. „Mikey…“, haucht er ihm ruhig entgegen, während Leo erneut versucht, ihn zur Eile zu bewegen. And you let him go Ganz langsam kehrt der Glanz in die blauen Augen zurück. Schließlich blinzelt der blonde Junge ihn verwirrt an. „Raph?“, kommt es dann von ihm. „Ja, Mikey. Ich bin hier. Aber wir müssen jetzt weg!“, entgegnet Raphael ihm ungewohnt ruhig. „Leatherhead – er hat sich…“, beginnt der Kleinere mit bebender Stimme und versucht den Blick in seine Richtung zu wenden, doch der Saikämpfer zieht ihn wieder zu sich, ehe Mikey etwas sehen kann. „Ich weiß! Es ist vorbei, alles wird wieder gut!“, versucht der Rothaarige ihn zu beruhigen. Mit großen, feuchten Augen sieht Mikey ihn an. „Leute, sie sind fast hier!“, mahnt Leonardo sie ein letztes Mal, bevor er sich die Waffe schnappt und das Fenster öffnet. Ohne ein weiteres Wort zieht Raph seinen Bruder auf die Beine und führt ihn zum offenen Fenster. Über die Feuerleiter verschwinden sie in der Nacht, nur Sekunden bevor die Polizei das Gebäude betritt. *Selbstmord. Das Wort hat einen zischenden, bedrängenden Klang wie eine Schlange, die sich durch einen engen Spalt windet. Es schlüpft wie ein entfliehender Sträfling zwischen der Zunge und dem Gaumen hervor. Selbstmord. Dieser Gedanke schwebt den beiden Älteren den ganzen Weg zum Hudson River im Kopf herum. Sie können es gar nicht fassen, erst recht nicht, dass Leatherhead sich ausgerechnet vor Mikey´s Augen umbringen musste. Grauenvoll. Als sie das Wasser erreichen, wirft Leo die Pistole hinein, um jeden Verdacht von ihnen abzuwenden. Langsam versinkt das verhasste Metall im kalten Wasser und verschwindet so aus ihrem Blickfeld, aber noch lange nicht aus ihrem Geist. Den restlichen Weg legen sie schnell und schweigend zurück, nur ab und an hört man ein ersticktes Schluchzen von Mikey, der sich beinahe verzweifelt an Raphaels Hand festklammert. Als sie dann schließlich zu Hause ankommen, nimmt Raphael seinen kleinen Bruder mit in sein Zimmer, während Leo dem Rest der Familie erläutert, was vorgefallen ist. Langsam setzen sich die beiden jüngeren Turtles auf Raph´s Futon. Schweigen breitet sich einen Moment zwischen ihnen aus. „Warum hat er das nur getan?“, kommt es nach einer Weile von dem Nunchakuträger. Hilfesuchend blickt er zu seinem Bruder. „Wenn ich das bloß wüsste. Vielleicht ja, um dich nicht mehr zu verletzen…“, antwortet der Ältere nachdenklich. Fast schon schockiert blickt Mikey ihm entgegen. „Das ist doch nicht dein Ernst! Nichts verletzt mich mehr, als so etwas!“, kommt es aufgebracht von dem Blonden. „Ja schon klar, aber er wollte damit bestimmt verhindern, dass er dir noch mal wehtut, ohne es zu wollen. An seiner Stelle hätte ich bestimmt ganz genauso…“, doch er kann den Satz nicht beenden, da Michelangelo aufspringt und ihn lautstark unterbricht. „Sei still! Du weißt überhaupt nichts! Wie kannst du nur so etwas Schreckliches sagen?“, presst der Jüngere unter Tränen hervor. Raphael mustert ihn finster, ehe er seinen kleinen Bruder grob zurück auf den Futon zerrt und in die Kissen drückt. „Jetzt hör mir mal genau zu, ja? Ich weiß genau, was ich da sage. Oder denkst du etwa, ich wüsste nicht, was für einen Scheiß man alles tut, wenn man in jemanden verliebt ist?“, faucht er dem Untenliegenden entgegen. Sprachlos und mit großen Augen sieht Mikey zu ihm auf. „Was glaubst du, was ich tun würde, wenn ich dran schuld wäre, dass dir etwas passiert? Ich liebe dich mehr, als du dir überhaupt vorstellen kannst! Herr Gott, ich würde mich von der höchsten Brücke der Welt, in den reißendsten Fluss stürzen, nur um dich Lachen zu sehen. Kannst du dir da dann nicht vorstellen, was in Leatherhead vor sich geht? Verdammt, du hast dir selbst seine Waffen an den Kopf gehalten! Das ist verflucht noch mal das Selbe! Zwing mich nicht, das jetzt noch weiter auszuführen, denn wenn ich noch mehr solchen romantischen Scheiß von mir geben muss, muss ich kotzen…“ Fest sieht er seinem jüngeren Bruder in die Augen und hofft, dass seine Worte irgendeinen Sinn für ihn ergeben. Mikey kann allerdings nicht fassen, was er da hört. Der Rothaarige hat ihm noch nie so offen ins Gesicht gesagt, dass er ihn liebt und schon gar nicht, wie sehr. Sie haben einander immer nur ganz kindlich gesagt, dass sie sich lieb haben, doch das ist in Mikey´s Augen nicht das Selbe. Langsam kullern Tränen über seine Wangen. „Raph, ich hatte ja keine Ahnung…“, haucht er dem Älteren zu. Dieser lässt von ihm ab und lehnt sich mit verschränkten Armen und roten Wangen gegen die Wand. „Ist aber so…“, murmelt er leise, schmollend vor sich hin und wendet den Blick ab. Michelangelo ist zu tiefst gerührt. Er selbst hat sich nie so richtig getraut, Raphael die drei Worte zu sagen und es wirklich ernst rüberkommen zu lassen. Doch jetzt ist es anders. Der Kleinere setzt sich auf und legt die Arme um den Größeren. Zuerst findet Raph das nicht so lustig und versucht ihm wegzuschieben. „Danke, dass du mir das gesagt hast! Ich glaub, jetzt versteh ich es!“, haucht Mikey ihm entgegen. Ein nachsichtiges Lächeln schleicht sich auf Raphaels Züge und er legt einen Arm um seinen Partner. Dankbar kuschelt sich Mikey an seine Brust. „Ich liebe dich, Mikey. Und das werde ich immer tun, egal was passiert. Selbst wenn du in den Armen eines anderen glücklich wirst, werde ich immer da sein. Ich werde warten, wenn es sein muss, bis an mein jämmerliches Ende. Solange du nur glücklich bist, ertrage ich alles! Und jetzt ist mir wirklich schlecht von dem ganzen Schnulz…“, entgegnet der Rothaarige ihm ernst. Allerdings erntet er ein kleines Lachen von seinem Bruder, was aber nur seiner letzten Äußerung gilt. „Ich glaube, es gibt keinen Besseren für mich, als diesen sturen Wolf, der hier bei mir sitzt! Von daher brauchst du nichts von alledem tun, nur um mir zu zeigen, wie gern du mich hast. Für nichts und niemanden auf der Welt, werde ich dich mehr verlassen! – Ich liebe dich, Raph!“, kommt es sanft von dem Blonden, ehe er seinem Gegenüber einen Kuss auf die Wange haucht und sie dann gemeinsam in einen friedlichen, aber traumlosen, Schlaf abdriften, um all das Geschehene zu vergessen… Kapitel 20: Showdown -------------------- Einen Monat später… Die Nacht ist schwarz und düster – das einzige Licht scheint in den Kontrahenten, wie eine lodernde Flamme, zu bestehen. Heute wird es enden, hier und jetzt, da sind sie sich alle sicher. Noch halten sich die vier jungen Ninjas im schemenlosen Schatten auf. An ihrer Seite, der unverkennbare Schatten ihres Meisters und liebenden Vaters Hamato Yoshi, der der Konfrontation mit seinem alten Feind nicht mehr aus dem Weg gehen kann und will. Zu sehr hat seine Familie über all die vielen Jahre unter Shredder gelitten, von ganzen Stätten und Ländern mal abgesehen. Der Mond versteckt sich hinter dicken Wolken, aus denen unaufhörlich eiskalter Regen fällt. Donner grollt durch die dicken Wolkenberge und Blitze zucken gespenstisch über den Himmel. Das unschöne Wetter ruft in den vier Brüdern ein erdrückendes Déjà vu hervor, hat es doch bei ihrer letzten Begegnung mit Shredder ebenso gewittert. Die Anspannung der Hamato Familie ist fast schon greifbar angeschwollen. Überdeutlich können sie die Präsents ihrer Gegner spüren, die sich ebenfalls noch im Schatten verbergen. Verborgen in der Dunkelheit und vollkommen bewegungslos, warten die Foot-Ninja auf ihren Befehl zum Angriff. Von einem Dach in der Nähe beobachtet die unverwechselbare Gestalt Shredders das, noch friedliche, Schlachtfeld. Er spürt die kraftvoll ausgeprägte Aura seines Widersachers Yoshi nur all zu deutlich. Doch Furcht empfindet er deswegen keinesfalls. Nein, es entlockt ihm ungeahnte Freude, sich ihm endlich entledigen zu können, mit samt der nutzlosen Brut, die er seine Schüler und Söhne schimpft. Er wird diese Göre zwingen, zu zusehen, wenn er ihrem Meister den Todesstoß versetzt und dann wird er sie einen nach dem anderen ausweiden! Ein leises, aber äußerst triumphales Lachen schleicht sich seine Kehle hinauf und hallt unheilvoll hinter seiner Maske wieder. Dann gibt er lautlos den Befehl zum Angriff. Wie aus dem Nichts schießen die schwarzgekleideten Körper der Foot-Ninja aus ihren Verstecken in das Zentrum des verlassenen Industrieparks. Nun sind sie überdeutlich sichtbar unter den hellen Strahlen der unzähligen Laternen. Verheißungsvoll prasselt der Regen auf sie nieder und tränkt ihre Kampfanzüge. Feucht glänzen ihre messerscharfen Waffen im gelblichen Licht der Laternen. Nur den Bruchteil eines Augenblicks später, stürmen auch die Hamato Ninja aus ihrem Versteckt. Die Entschlossenheit steht ihnen ins Gesicht geschrieben und wird noch deutlicher, als sich das unheimliche Licht eines gewaltigen Blitzes über ihre Züge legt. Die Foot-Ninja gehen sofort zum Angriff über und stellen sich den Turtles entgegen. Shredder hat unterdes nur Augen für Yoshi. Wie ferngesteuert treten die Foot zur Seite und ermöglichen es Splinter so, ungehindert zu Saki zu gelangen. Die beiden Meister stehen sich Auge in Auge gegenüber, wohl wissend, dass nur einer von ihnen dieses Schlachtfeld lebend verlassen wird. „Heute Nacht wird es enden, Yoshi! Heute Nacht wirst du für all die Demütigungen bezahlen, die du mir zugefügt hast!“, tönt Shredders blecherne Stimme über den Donner hinweg. Dies kann Splinter aber nur ein müdes Lächeln entlocken. „Das mag schon sein, aber vorher wirst du dafür bezahlen, was du meiner Familie angetan hast!“ „Versuchs doch! Und ich verspreche dir, ich werde es wieder tun und du darfst zu sehen!“, höhnt der Maskierte ihm entgegen und besiegelt damit das Schicksal, das seine Söhne empfangen werden, wenn es ihm nicht gelingt, Shredder zu Fall zu bringen. Angst und Wut versuchen von Yoshi Besitz zu ergreifen, doch er wäre kein Meister, wenn er sich von solchen Gefühlen beherrschen lassen würde. Daher sperrt er die Störenfriede in den hintersten Winkel seiner Gedanken und bringt sich in Position. Shredder lacht nur siegessicher und stürmt dann pfeilschnell auf ihn zu. Derweilen sind die vier Brüder mit den Foot-Ninjas beschäftigt. Anfangs geht es ihnen noch leicht von der Hand. Einer nach dem anderen geht zu Boden. Aus dem Augenwinkel beobachtet Splinter immer wieder die Situation seiner Schüler. Ein tiefes Gefühl des Stolzes erwärmt sein Herz in diesen schweren Augenblicken, als er sieht, wie geschickt und stark die, einst so hilflosen und verstoßenen, Kinder geworden sind. Wie gern würde er jetzt sehen, dass seine Tochter Miwa hier auf dem Schlachtfeld genauso kämpfen kann, wie seine Jungs. Doch der herzlose Tyrann, der ihr und seiner geliebten Tang Shen das Leben nahm, steht nun hier vor ihm und versucht ihn auf die Knie zu zwingen. Viel länger kann er den Blick nicht mehr zu ihnen wenden und konzentriert sich daher wieder auf Shredder. So merkt Yoshi auch nicht, wie seine Söhne immer mehr in Bedrängnis geraten. Für jeden Foot-Ninja, den die Turtles zu Boden zwingen, springen zwei Neue aus dem Schatten auf sie zu. Es wird immer schwieriger, dieser übergroßen Menge an Gegnern standzuhalten. Eng drängen sich die Vier zusammen, während die Foot einen bedrohlichen Kreis um sie errichten. Einzelne Ninja springen aus diesem Kreis auf sie zu und versuchen sie auseinander zu bringen. Es gelingt den Brüdern, dies zu verhindern, doch der Kreis wird immer enger. Bald fühlen sie sich wie die Ratte in der Falle. Erschöpfung macht ihnen auch noch zu schaffen und lässt sie damit unvorsichtig werden. Immer wieder wenden sie den Blick zu ihrem Sensei zu und versuchen herauszufinden, wie lange er Shredder noch standhalten kann. Doch noch sieht es so aus, als hätte Yoshi die Führung und setzt seinem Gegner ordentlich zu. Für einen Augenblick zeichnet sich Erleichterung auf den Gesichtern der vier Schildkrötenkrieger ab. Allerdings hält dieses Gefühl nur kurz an, da sie dann wieder von den Foot attackiert werden. Von alledem bekommt die schwarzhaarige Konoichi nichts mit. Allein mit ihren Gefühlen, streift sie durch diese ungemütliche Nacht. Dass Shredder ausgezogen ist, um erneut gegen Yoshi und die Turtles anzutreten, bereitet ihr große Sorgen. Schwer seufzend steht sie auf einem Gebäude, ihre Zehenspitzen ragen schon über das Ende des Daches hinüber, dennoch fürchtet sie sich nicht, hinunter zu fallen. Sie fürchtet sich viel mehr, vor dem, was auf dem Schlachtfeld passieren könnte. Die Zeit ist ins Land gezogen, seit sie Leonardo das erste Mal gesehen hat. Seitdem hat sie sich immer wieder mit ihm getroffen. Oder vielmehr, hat er versucht, sich mit ihr zu treffen. Fast immer hat sie ihn aber vergebens warten lassen – hat ihn nur still beobachtet. Nicht selten konnte sie dabei eine gewisse Traurigkeit in seinen Augen ablesen. Je öfter sie sie gesehen hat, desto schwerer fiel es ihr, hinzusehen. Der blaue Ninja war stets hoffnungslos um sie bemüht und legte eine wahrlich bewundernswerte Ausdauer an den Tag. Nicht selten hat er die ganze Nacht gewartet, immer in der Hoffnung, dass sie doch noch auftauchen könnte. Wie nah sie ihm dabei wirklich war, schien er nie zu bemerken und wenn doch, hat er es perfekt verschleiert. Nur ein paar Mal hat sie sich dazu hinreißen lassen, sich wirklich mit ihm zu treffen. Meist hat er dann nachdrücklich versucht, sie auf seine Seite zu bekommen, doch sie hat ihn immer abblitzen lassen – gab sich kühl und unnahbar, auch wenn es in ihr anders aussah. Doch seine Worte haben viel bei ihr bewirkt, dass sie sich nicht eingestehen wollte. Heute denkt sie anders darüber. Jeder Kampf, den Shredder seither bestritten hat und jede Niederlage, die sie nach Hause gebrachte, hat ihr mehr und mehr gezeigt, dass er genau das gefühllose Monster ist, vor dem Leo versucht, sie zu beschützen. Er war von Anfang an aufrichtig zu ihr und ehrlich in Sorge, obwohl sie auf unterschiedlichen Seiten stehen. Sie hätte ihn jeder Zeit töten können und auch er hatte mehr als eine Chance dazu. Stattdessen hegt er Gefühle für sie, die sie mehr als verwirrt haben. Mittlerweile ist Karai aber zu dem Schluss gekommen, dass es ihr ganz ähnlich geht. Die vielen Stunden, die sie ihn beobachtet hat, während er verloren auf sie wartete, haben ihr bewiesen, dass er es ernst meint. Nacht für Nacht hat die Kriegerin auch die Nähe zu seinen Brüdern gesucht. Wenn die Vier den wenigen Frieden genossen haben und fröhlich über die Dächer New Yorks geturnt sind, hat sie immer mehr das Gefühl bekommen, dass ihr etwas Entscheidendes fehlt. Ein Gefühl, das Leo ihr nur zu gern geben möchte und das sie von Shredder nie erfahren hat – die Geborgenheit und Liebe einer Familie. Doch kann sie wirklich den Mann verraten, der sie vor dem sicheren Tod gerettet und aufgenommen hat? Unsicher schlägt sie die Augen nieder und blickt hinab auf die feuchten Straßen. Ja, er hat sie gerettet und aufgenommen, aber viel mehr hat sie ihm nicht zu verdanken. Yoshi tat das Gleiche für diese vier Jungs, doch er liebt sie mehr, als sein eigenes Leben. Splinter würde alles für seine Söhne tun, ohne auch nur den kleinesten Augenblick zu zögern. Doch was ist mit Shredder? Karai kann sich nicht entsinnen, dass er sie jemals aus einer brenzligen Situation befreit hat. Sie musste sich immer selbst helfen, egal wie bedrohlich und aussichtslos es auch war. Sie musste immer perfekt sein, durfte sich keine Fehler leisten, ansonsten wurde sie bestraft. Leo hat zwar auch davon gesprochen, dass Splinter sie manchmal bestrafen würde, wenn sie es übertreiben, doch er hat sie dabei nie verletzt. Stattdessen straft er sie meist nur mit Worten oder schweren Trainingseinheiten. Karai kann sich nicht erinnern, dass sich Shredder jemals zu so einer billigen Strafe hinabgelassen hat. Schmerz schien das Einzige zu sein, was seiner Meinung nach wirkt – lernen durch Schmerz, im wahrsten Sinne des Wortes. Nie schien sie ein nettes Wort von ihm zu hören, kein Lob für gute Arbeit, nicht mal einen freundlichen Blick. Nur in der Öffentlichkeit konnte er von ihr schwärmen, als seine hochbegabte und perfekte Tochter. Doch hat er dieses Wort nie benutzt, wenn sie allein waren, hat ihr nie gezeigt, dass sie sein Kind ist. Yoshi hingegen benutzt das Wort ‚Söhne‘ öfter, als wohl jedes andere und es liegt stets so viel Liebe und Gefühl darin, dass einem schlecht werden könnte. Dennoch wünscht sich Karai nichts sehnlicher, als ein einziges Mal von Shredder so angesprochen zu werden. Ihr Herz schmerzt bei dem Gedanken daran, doch der stetige Regen verbirgt die Tränen, die über ihre erhitzten Wangen rinnen. Kraftlos ballt sie ihre Hände zu Fäusten und blickt in Richtung des Industriegebiets, in das Shredder seine Gegner heute Nacht gelockt hat. Sie kann und will es einfach nicht zulassen, dass dieser Mann, der sich an einem Tag ihr Vater schimpft und nur Stunden später ihr Blut vergießt, den Menschen verletzt, der sich immer um sie gesorgt hat. Ihre Gefühle überschlagen sich fast. Als sie an Leonardo denkt, wird ihr ganz warm ums Herz. Ein kleines Lächeln legt sich auf ihre bebenden Lippen. Ja, er ist es, der sie befreit hat und nun wird es Zeit, dass sie ihn befreit! Entschlossenheit funkelt in ihren Augen und lässt sie beinahe glühen. Geschickt springt sie von einem Dach zum nächsten und scheint dabei nicht einmal ins Schlingern zu kommen, obwohl die Ziegel durch den unaufhörlichen Regen zu einer rutschigen Falle geworden sind. Vielleicht hat sie Glück und kommt noch rechtzeitig. Vielleicht kann sie Shredder noch aufhalten, ehe es zu spät ist. Er ist nicht der Einzige, der von Rachegefühlen angetrieben wird! Trotz ihrer Geschicklichkeit dauert es eine ganze Weile, bis sie bei diesem schlechten Wetter das Schlachtfeld erreicht. Dennoch kommt sie gerade noch rechtzeitig zum großen Finale. Atemlos stoppt sie an genau derselben Stelle, von der Saki vor dem Kampf das Ganze beobachtet und dann seinen Foot-Ninjas den Befehl zum Angriff gegeben hat. Erschrocken weiten sich ihre Augen und sie kann kaum glauben, was sich dort unter ihr abspielt. Die vier jungen Ninjas sind umkreist von unzähligen Foot-Soldaten. Die Erschöpfung der Turtles kann sie sogar von ihrem Standpunkt aus deutlich erkennen. Es sind einfach zu viele. Die Sais des roten Turtles stecken nicht weit entfernt in einer Hauswand und doch unerreichbar für ihren Träger. Unablässig tropft der Regen von den, grausig verbogenen, Gabeln nieder. Mit welcher Gewalt sie dem Rothaarigen aus den Händen gerissen worden sind, kann sie sich nur schwer vorstellen. Ein paar Nunchakus, die zweifelsohne Leos jüngstem Bruder gehören, liegen entzwei gerissen in einer Pfütze. Die Metallglieder glänzen im Schein der Laternen und scheinen überall verstreut zu sein, als wäre die Waffe von einer gewaltigen Kraft zerstört worden. Auch hier ist es für Karai nur schwer zu begreifen, mit welcher Grausamkeit die Foot vorgegangen sind, um die zu erreichen. Die Kusarigama scheint ein ähnliches Schicksal zu teilen. Auch ihre Kette ist nicht mehr vollständig. Das eine Ende hängt von einer Metallstange hinab, die aus einem der Gebäude ragt und wahrscheinlich als Fahnenhalterung dient. Schwach pendelt sie im leichten Wind und erinnert dabei an einen Galgen, dessen Seil zerrissen ist. Bei diesem Gedanken läuft der Schwarzhaarigen ein eisiger Schauer über den Rücken. Auf dem Boden unter der Kette liegen die spärlichen Reste der Waffe. Die gekrümmte Klinge ist aus ihrer Verankerung gerissen, der Holzgriff zersplittert und befindet sich ein Stück weit entfernt von den anderen Teilen. Die Spitze der Klinge fehlt, als hätte man sie mit einer Metallschere bearbeiten. Allein die Kraft, die dafür nötig wäre, diese Klinge zu entzweien, liegt jenseits ihrer Vorstellungskraft. Der Bo-Stab des hochgewachsenen Jungen ist nur noch ein Schatten seiner selbst. Seine versteckte Klinge wurde in den Boden gerammt und nur ein kurzes Stück Holz daran, lässt einen erahnen, um welche Waffe es sich handeln könnte. Der Rest des Stabes ist in viele kleine Stücke zerbrochen, als hätte daraus jemand Kaminholz machen wollen. Das flexible Holz des Stabes zu zerbrechen, ist nicht unbedingt eine hohe Kunst, wenn man den richtigen Griff anwendet, allerdings erschreckt es sie schon beinahe, mit welcher Gründlichkeit diese Tat ausgeführt wurde. Zu Letzt erblickt sie die Katanaschwerter des Leaders. Die edlen und schönen Klingen liegen zerbrochen in einer Pfütze, als wären sie nur billiges Spielzeug. An ihren Griffen klebt das Blut ihres einstigen Besitzers. Die Konoichi wendet den Blick auf die vier Krieger. Eng zusammen gedrängt, versuchen sie sich mit Händen und Füßen zu verteidigen, doch sie haben keine Chance gegen die Unmengen an Foot-Ninjas. Brutal werden sie aus ihrer Formation gerissen. Heftig setzten sie sich zur Wehr, doch es bringt nichts. Letztendlich zwingen sie die Kämpfer des Shredders auf die Knie. Gezeichnet von der schweren Auseinandersetzung mit dem Gegner, tropft das warme Blut der vier jungen Ninjas zu Boden. Doch es ist kaum zu sehen, zu schnell vermischt es sich mit dem kalten Regen und rinnt unbemerkt den Weg entlang. Karai entgehen aber die vielen kleinen und größeren Verletzungen der Turtles nicht. Schmerzlich zieht sich ihr Herz, bei diesem Anblick, zusammen. Sie ballt erneut die Fäuste und presst wütend die Zähne aufeinander. Zur selben Zeit gelingt es den Foot-Ninjas die vier Brüder zu Boden zu drücken und sie dort zu fixieren. Lautstark gebaren sich die Jungs über den ohrenbetäubenden Donner hinweg. Der Lohn für ihre Bemühungen besteht allerdings nur aus einem verachtenden Lachen seitens Shredder, der Yoshi einen weiteren Schlag verpasst. Der Sensei taumelt nach hinten, kann aber noch sein Gleichgewicht wahren. Deutlich von den rasiermesserscharfen Klingen seines Gegenübers gezeichnet, bringt sich Splinter wieder in Position. Er atmet angestrengt und seine Sicht verschwimmt immer wieder für einen kurzen Augenblick. Langsam schüttelt der Schwarzhaarige den Kopf und versucht die aufkommende Ohnmacht zu vertreiben. ‚Ich darf jetzt keine Schwäche zeigen! Dass wäre mein Ende und das meiner geliebten Söhne…‘, geht es Yoshi durch den Kopf, während er versucht seine letzten Kräfte zu sammeln. Mit entschlossenem Blick stellt er sich erneut seinem alten Rivalen entgegen und landet einen Treffer. Allerdings nutzt ihm das nicht sonderlich viel, da Shredder die meiste Kraft des Angriffs abblockt und dann zurückschlägt. Getroffen geht Splinter zu Boden, unter den entsetzten Worten seiner gefangenen Söhne. „Steh auf, du jämmerliche Ratte und sieh deinem Ende entgegen!“, höhnt der Mann mit der Metallmaske. Langsam kommt er auf den Jüngeren zu, während sein Lachen über den Donner hinweg schlägt. Mühevoll stützt sich der Schildkrötenmeister auf die Unterarme. Sein Atem geht viel zu schwer und jedes Luftholen jagt einen Schmerzimpuls durch seinen ganzen Körper. Er kann sein eigenes Blut schmecken. Quälend fängt er an zu husten und ein Schwall eben diesen Blutes erstürzt sich aus seinem Mund auf den regengetränkten Beton. „Was für einen erbärmlichen Anblick du doch abgibst, Yoshi!“, kommt es lachend von dem Foot-Clan-Führer. Er überwindet den letzten Meter, der ihn noch von seinem Rivalen trennt und packt den Sensei dann grob am Kragen. Mit erstaunlicher Leichtigkeit zerrt er den Unterlegenen nach oben und bringt ihn auf Augenhöhe. Unfähig sich dagegen zur Wehr zu setzten, lässt der angeschlagene Vater es geschehen. Die verzweifelten Rufe seiner Söhne dringen nur noch schwach an sein Ohr. Sein Kopf ist leer und er fühlt nichts mehr als Schmerz. Sein Wille scheint gebrochen, der Kampf für ihn endgültig zu ende. „Vergebt mir, meine Söhne…“, presst er leise hervor, bevor die Ohnmacht letztendlich doch Besitz von ihm ergreift. Das blecherne Lachen des Shredders hallt über das Gelände. „Endlich! Der Sieg ist mein!“, triumphiert er ausgelassen. Mit bedrohlichem Glanz hebt das Oberhaupt des Foot-Clans seine krallenbesetzte Faust und holt aus. Erneut versuchen die Jungs sich zu befreien, um ihren Meister vor dem drohenden Ende zu bewahren, doch es ist vergebens. Jedes Mal, wenn sie sich bewegen, kommen nur noch mehr Foot-Ninja und drücken sie noch fester zu Boden. „Stirb, Hamato Yoshi!“, verkündet Shredder, ehe seine Klingen auf sein wehrloses Opfer zu rasen. Als alles schon verloren zu seien scheint, ertönt auf einmal ein markerschütternder Schrei von einem der Dächer. Shredder lässt sich davon allerdings nicht beeindrucken und führt seinen Angriff ungehindert weiter aus. Hätte er den Blick in diesem Moment nach hinten gewandt, hätte er den unbekannten Angreifer vielleicht noch stoppen können. So sieht er aber nicht die dunkle Gestalt, die vom Dach direkt auf ihn zu springt. Die tödlich geschliffene Katanaklinge glänzt bedrohlich im feuchten Schein der Laternen auf, ehe sie sich, mit gewaltiger Wucht, durch die Naht der Rüstung auf Shredders Rücken bohrt. Wie ein heißes Eisen dringt die Klinge immer tiefer in den Spalt vor und frisst sich dann ungebremst in den darunter liegenden Körper vor. Von Schock und Schmerz durchfahren, lässt Shredder seinen alten Rivalen zu Boden fallen und versucht zu begreifen, was auf einmal passiert. In diesen winzigen Momenten bohrt sich das leicht gebogene Schwert immer tiefer in seinen Körper. Auch jetzt noch liegt die Gestalt des unbekannten Rächers im Schatten, sodass die vier Turtles fassungslos und überwältigt zugleich ihren Blick auf sie heften. Die dunkle Gestalt hockt auf Shredders Schultern, wie eine überdimensionale Katze, während sie die Klinge Stück für Stück tiefer in den zitternden Mann hineintreibt. Das Schwert bohrt sich dabei fast senkrecht, knapp neben der Wirbelsäule, auf Höhe der Schultern in das Fleisch und bahnt sich präzise seinen Weg durch Knochen, Bänder, Sehnen und Nerven. Es durchtrennt wichtige Blutgefäße und reißt schließlich ein Loch in die Lunge. Es durchbohrt das Zwerchfell und endet mit seiner Vernichtungsfahrt tief vergraben in den Eingeweiden, während der Anschlag der Klinge gegen das obere Ende der Wirbelsäule prallt. Seiner letzten Kraft beraubt, sinkt Shredder auf die Knie und die Gestalt erhebt sich hinter ihm. Ein gewaltiger Schwall Blut drückt sich aus dem Mund des Sterbenden, läuft an dessen Hals hinab. Dabei dringt es ans Licht und bahnt sich seinen Weg über die glänzende Rüstung. Diesen Anblick zu begreifen fällt schwer, erschien Shredder in seiner Rüstung doch immer so unverwundbar. Die unbekannte Gestalt streckt die Hand nach dem Katana aus und zieht es mit einer eleganten Bewegung aus dem zitternden Leib, als biete dieser keinerlei Wiederstand. Das dunkle Blut des vermeintlich Unbesiegbaren tropft, einer makaberen Ironie gleich, an der silbrigen Klinge hinab, zu Boden. Ein wässriges Gurgeln ertönt von dem Maskierten, ehe er, mit einem metallischen Poltern, mit dem Gesicht voran, auf den Beton aufschlägt. Fassungslos verfolgen die gefangenen Turtles und die Foot-Ninja das Szenario. Als hätte er den Aufschlag gehört, erwacht auch Splinter wieder aus seiner Ohnmacht und blickt mit großen Augen auf die dunkle Gestalt und den leblosen Körper seines ewigen Rivalen. Allerdings scheint der Ninjameister zu wissen, wer sie hier gerettet hat. „Karai?“, kommt es von Yoshi noch etwas schwach, aber laut genug, dass alle Beteiligten es hören können. Ein Schreck zieht durch die Reihen. Niemand kann recht glauben, was Splinter dort gesagt hat. Doch als kurz darauf ein gewaltiger Blitz über den Himmel hinweg zieht, erscheint das Gesicht des unbekannten Rächers in einem neuen Licht. Mit tellergroßen Augen betrachten die vier Brüder die junge Frau, der sie ihr Leben verdanken. Leo hatte zwar immer wieder gesagt, dass Karai nicht von Grund auf böse ist, doch nicht einmal der Anführer selbst hätte ihr diese Tat zu getraut. Karai schenkt dem blauen Ninja ein kraftloses Lächeln, das so viel Zufriedenheit ausstrahlt, wie es Leo nie zu vor gesehen hat. Der Leader erwidert ihr Lächeln schwach, unter den festen Griffen der Foot, während ihm unbemerkt Tränen über die Wangen laufen, die seinen Stolz und seine Erleichterung ausdrücken. Doch der Augenblick wert nur kurz, dann verfinstert sich Karai´s Miene so sehr, dass sie Shredder viel ähnlicher ist, als es ihr wohl lieb sein dürfte. Klirrend lässt sie ihr blutiges Katana zu Boden fallen und erhebt die Stimme zu den Foot. „Ich befehle euch, die Turtles auf der Stelle frei zu lassen!“ Ihre Stimme duldet keinen Wiederspruch, dennoch blicken sich die Foot-Ninjas einen Moment unschlüssig an. Shredder, ihr Meister, ist tot und nun tritt Karai automatisch seine Nachfolge an. An diesen Umstand müssen sich die maskierten Krieger erst noch gewöhnen, erst recht, da ihr neuer Meister ihren alten Meister getötet hat. Die Schwarzhaarige gewährt ihren neuen Untergebenen diesen Moment des Nachdenkens und mustert sie nur mit festem Blick. Schließlich scheinen sich die Foot mit diesem Gedanken angefreundet zu haben und entfernen sich langsam von den Brüdern. Als sie einen angemessenen Abstand eingenommen haben, stellen sie sich in einer Reihe auf und verbeugen sich vor dem neuen Oberhaupt des Foot-Clans. Abschätzend mustert die junge Konoichi die vermummten Männer, ehe sie ihnen den Befehl gibt, sich zurück zu ziehen. Erst jetzt erheben sich die Turtles vom Boden. Leo wendet ihr den Blick zu, während seine drei Brüder sich daran machen, Splinter wieder auf die Beine zu helfen. Leonardo setzt ein sanftes Lächeln auf, während er sich der Schwarzhaarigen nähert. Einige Augenblicke sehen sich die beiden einfach nur in die Augen, bevor der Leader den Mund öffnet. „Ich hab gewusst, dass du es schaffst!“, kommt es ganz leise von ihm. Etwas verlegen weicht Karai seinen Blicken aus. „Du hast ihn auf dem Gewissen, das ist dir schon klar?“, entgegnet sie ihm, ohne ihn anzuschauen. Leo lächelt wieder sanft, da er genau weiß, was sie meint. „Ich glaub, damit kann ich leben, solang du es kannst…“, kommt es keck als Antwort. Sie nähert sich ihm so weit, dass sich ihre Nasenspitzen fast berühren können. Bei dieser Nähe wird Leonardo schlagartig knallrot. Frech lächelt ihm die junge Frau entgegen, ehe sie für einen kurzen Augenblick ihre Lippen auf die seinigen drückt. „Ich denke schon…“, erwidert sie und wendet sich dann ihrer neuen Familie zu, während der furchtlose Anführer für einen Moment den Bezug zur Realität verliert. Er legt sich zwei Finger auf die Lippen, die eben noch von seiner Angebeteten in Besitz genommen waren und sieht ihr mit roten Wangen gedankenverloren hinterher. Kapitel 21: New life! --------------------- Ein Jahr später… Langsam legt sich der Abend über die Stadt und lässt wieder Ruhe in das Restaurant einkehren. Die sichtlich erschöpften Kellner und Beiköche verabschieden die letzten Gäste und räumen anschließend den Speisesaal auf. Als auch dies erledigt ist, verabschieden sie sich von ihrem Chefkoch und zerstreuen sich dann auf die verschiedenen Straßen. Nur kurz darauf biegt eine blutrote Ducati Monster 821 in die schmale Gasse neben dem Gebäude ein. Ihr grellweißer LED-Scheinwerfer erlischt, kaum dass sie steht und das markante Röhren des 112 PS Testastretta 11° Motors verstummt. Elegant schwingt sich der Fahrer von dem Bike. Das spärliche Licht einer einzelnen Lampe über dem Hintereingang des Restaurants spiegelt sich in dem roten Schutzhelm, den der Fahrer gekonnt abstreift und darunter sein ebenso rotes Haar zum Vorschein kommen lässt. Die stechenden gelbgrünen Augen blicken sich einen Moment in der Gasse um, ehe ihr Besitzer das Bike in den Schatten schiebt. Ungeachtet der Tatsache, dass der Laden eigentlich schon geschlossen hat, tritt Raphael durch den Hintereingang in die geräumige Küche. Mit einem leichten Schmunzeln betrachtet er den verbliebenen Chefkoch, der mit einem fröhlichen Pfeifen auf den Lippen, die Melodie aus dem kleinen Radio neben dem Kühlschrank nach tönt, während er vor dem Herd steht und noch immer Essen zubereitet, obwohl niemand mehr da ist, der es essen könnte. Lautlos nähert sich der rote Ninja dem jungen blonden Mann, der mit seinem zarten Alter eher wie ein Praktikant, als wie ein Chefkoch wirkt. Die rein weiße, ordentlich gestärkte Kochjacke passt so überhaupt nicht zum chaotischen Charakter ihres Trägers. Der grellorange Kragen und die ebenso leuchtend orangen Knopfleisten, verleihen dem Träger aber einen Spitzer Persönlichkeit, der seines Gleichen sucht. Mikey hat hart für seinen Traum gearbeitet und in kürzester Zeit diesen Laden eröffnet, der sich größter Beliebtheit in ganz Manhattan erfreut. Das liegt nicht nur an den vier Sternen, die der Koch sein Eigen nennen darf, sondern auch an der Tatsache, dass sich Mikey besonders für die Ausgestoßenen der Gesellschaft engagiert. Trotz seiner ausgezeichneten Benotung, ist sein Essen für Jeden erschwinglich und Niemand wird vor die Tür gesetzt, nur weil er kein Geld hat. Am Wochenende und an Feiertagen öffnet der Laden ausschließlich für Obdachlose und Hilfsbedürftige, die umsonst so viel essen können, wie sie möchten. Dieses Engagement hat Michelangelo etliche Auszeichnungen eingebracht, doch nichts macht ihn stolzer, als denen zu helfen, die sich nicht selbst helfen können. Auch Raphael engagiert sich mit seiner Firma. Als Chef seines eigenen Abrissunternehmens stellt er ausschließlich Leute ein, die keinen Schulabschluss haben und auch sonst von der Gesellschaft im Stich gelassen wurden. Langsam nähert sich der Saikämpfer seinem Partner und legt ihm von hinten die Hände um den Bauch. Mikey scheint ihn allerdings schon bemerkt zu haben. Trotz der Musik und der beeindruckenden Konzentration, die er nur fürs Kochen zu entwickeln scheint, weiß er genau, dass es sein Liebhaber ist, der sich hier an ihn kuschelt. Automatisch legt der Blonde den Kopf auf die Seite und Raph drückt ihm einen rauen Kuss auf den blanken Hals. Der Jüngere kichert leicht unter dieser Berührung und wendet sich dann zu ihm um. „Hey Raph!“, strahlt er dem Älteren entgegen und streicht dabei gedankenverloren über das glatte Weinrot der Motorradjacke. „Hey Küchenjunge!“, neckt ihn der Rothaarige liebevoll. Mikey grinst ihm entgegen und wendet sich dann wieder dem Herd zu. Augenblicklich drückt sich der kräftige junge Mann wieder gegen ihn und legt seinen Kopf auf dessen Schulter ab, um in den großen Topf blicken zu können. „Na, wie sieht´s aus?“, fragt er schließlich, mit hörbar knurrendem Magen. „Braucht noch ein bisschen, aber die anderen sind ja auch noch nicht da…“, erwidert der Kleinere. Seit Michelangelo sein Restaurant eröffnet hat, treffen sie sich alle jeden Abend zum Essen bei ihm, da sie sonst eher getrennte Wege gehen. Raph und Mikey wohnen noch bei Splinter im Dojo, welches der Meister nach Shredders Tot wieder eröffnet und somit aller Hand zu tun hat. Leo ist vor gut neun Monaten ausgezogen und hat sein eigenes Dojo im Zentrum der Stadt eröffnet. Er wohnt mit Karai in einer Wohnung über dem Dojo und leitet es gemeinsam mit ihr. Die zwei sind ebenfalls schwer beschäftigt mit ihren Kursen und wenn sie sich nicht jeden Abend bei Mikey treffen würden, würden sie wahrscheinlich nur am Wochenende Zeit finden, um mit der Familie zusammen zu setzen. So wie seine beiden Brüder engagiert sich auch Leo sehr. In seinem Dojo unterrichtet er mit Karai hauptsächlich Selbstverteidigung für Frauen und Kinder. Nebenbei gibt es auch noch Kurse für Meditation und Schwertkampf. Donnie ist ebenfalls vor einigen Monaten ausgezogen, kommt aber noch regelmäßig vorbei, um in seinem Labor zu arbeiten. Noch immer schlägt er sich so die Nächte um die Ohren und übernachtet nicht selten auf der Couch. Ansonsten hat sich auch der Tüftler selbstständig gemacht und eine eigene Bibliothek eröffnet, die ausschließlich für Kinder gedacht ist. So versucht er sich etwas von der Tatsache abzulenken, dass er bei April immer noch nicht weiter gekommen ist. Der Stabkämpfer sieht sie zwar fast jeden Tag, da auch sie zu Mikey zum Essen kommt, aber die Distanz zwischen ihnen hat sich deswegen nicht merklich verkleinert, egal was auch immer er versucht hat. Doch er tröstet sich etwas damit, dass sie sich wenigstens oft sehen können, auch wenn sie nicht mehr zusammen arbeiten. „So, dann werde ich mal Position beziehen.“, ertönt es schließlich von Raphael, ehe er sich von seinem kleinen Bruder löst. „Mach das!“, erwidert der Blonde lächelnd. Also trollt sich der Größere wieder durch den Hinterausgang und postiert sich, wie ein Türsteher, davor. Er verschränkt die Arme vor der Brust und blickt zur Straße. Die Schatten, die das spärliche Licht der Lampe, auf sein Gesicht werfen, verleihen ihm dabei ein durchaus gefährliches Aussehen, was durch seine imposante, kräftige Figur nur noch unterstrichen wird. Allzu lange muss der Rothaarige auch gar nicht warten, da nähert sich eine bekannte Gestalt dem Hintereingang. Das leise Klacken seines Stocks auf dem Betonboden ist unverkennbar. Bereitwillig tritt der Saikämpfer zur Seite und öffnet seinem Sensei die Tür. „N´ Abend, Meister Splinter.“, begrüßt er seinen Lehrer mit keckem Grinsen. Yoshi lächelt ihm sanft zu. „Guten Abend, mein Sohn. Schön dich zu sehen.“ Dankend verbeugt sich der Meister leicht vor seinem Schüler, der ihm die Tür aufhält, ehe Yoshi in der Küche verschwindet. Kurz darauf hört Raphael, die fröhliche Stimme des Blonden, der sich sichtlich über die Ankunft ihres Vaters freut. Als die Tür wieder ins Schloss gleitet, ist der rote Ninja wieder allein mit seinen Gedanken, doch lange hält es nicht an. Eine junge Frau nähert sich ihm. Die kühle Abendluft des nahenden Winters streift ihren Körper und sie zieht die dünne Jacke, die sie trägt, enger um sich. Schützend legt sie ihre Hände um ihren Bauch, der sich sichtbar darunter erhebt. „Sag bloß, dein Loverboy hat dich in dem Zustand allein vor die Tür gejagt?“, kommt es mit leicht besorgter Stimme von dem Rothaarigen. Mit ernster Miene und dennoch lachend, tritt Karai zu ihm ins Licht. „Nein, hat er nicht. Er sucht einen Parkplatz.“, erklärt sie sich. „Sind wir zu spät? Da war ein schrecklicher Unfall auf dem Highway…“, entgegnet sie, mit einem flüchtigen Blick auf ihre Uhr. „Den hab ich auch gesehen, echt heftig! Aber nein, ihr seid nicht zu spät. Don und April sind auch noch nicht da.“, beruhigt Raphael sie. „Dann ist ja gut…“, erwidert sie und streicht liebevoll über ihren Bauch. „Wie geht’s deinen Nachwuchsninjas?“, fragt der Saikämpfer sie daraufhin und heftet seinen Blick auf die deutliche Wölbung. Theatralisch verdreht die junge Konoichi die Augen, dennoch ist ihr die Anstrengung anzusehen, die sie mit ihren ungeborenen Zwillingen hat. „Ninjas trifft es echt gut. Manchmal hab ich das Gefühl, sie kämpfen da drin. - Wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich echt behaupten, dass du der Vater bist, bei der Kraft, die die beiden an den Tag legen…“, Erschöpfung schwingt in ihrer Stimme mit, während sie schmerzlich das Gesicht, unter einen erneuten Tritt, verzieht. Über diese Bemerkung muss Raph leicht grinsen, dennoch hat er vollstes Mitleid mit ihr. „Sag so was nicht, Leo würde mich umbringen und wenn nicht er, dann ganz sicher Mikey!“, grinst er wieder und streicht dann vorsichtig über die Wölbung unter ihrer Jacke. Deutlich spürt er dabei, die Bewegungen der beiden Kinder, die in ein paar Monaten auf die Welt kommen werden. Dann merkt er, wie Karai wieder zu frösteln beginnt und öffnet ihr schnell die Tür, um sie ins Warme zu bringen. Kaum ist die Schwarzhaarige verschwunden, schleicht auch Leo um die Ecke. Man sieht ihm sofort an, dass er wegen dem Unfall mit den Nerven am Ende ist und wenn nicht deswegen, dann wegen seiner schwangeren Freundin, die ja auch ohne diesen Umstand temperamentvoll genug ist. Trotz allem kann Raph es sich nicht verkneifen, ihn zu ärgern. „Joh, Loverboy, wo steckt denn deine bessere Hälfte?“, grinst er dem Leader zu. Dieser blickt ihn überrascht und entsetzt zu gleich an. „Ist Karai etwa nicht hier?“, fragt Leo erschrocken, in Anbetracht des Zustandes seiner Freundin. „Doch, sie trifft sich gerade mit dem Vater ihrer Kinder, also solltest du lieber wieder verschwinden, bevor du noch eins auf die Nase kriegst!“, kommt es todernst von Raph, obwohl er sich innerlich vor Lachen kaum halten kann. Leos Gesicht ist unbezahlbar. Er scheint tatsächlich einen Moment nachzudenken, was Raph damit meinen könnte. Schließlich stellt er sich schmollend vor seinen ewigen Rivalen von einem Bruder und verschränkt die Arme vor der Brust. „Ach ja? Ich bin aber der Vater ihrer Kinder!“, motzt er den Jüngeren an. „Hast du dafür irgendwelche Beweise?“, hakt Raphael noch immer grinsend nach. „Ich war dabei, reicht das nicht?“, kontert der Leader ziemlich entnervt, weil Raph fast jeden Abend so eine Show abzieht, um ihn zu ärgern. „Pfui, Leo! Weiß Karai davon?“, entgegnet der kräftige junge Mann und sieht ihn tadelnd an. Leo wird knall rot im Gesicht und ringt nach einer Antwort, doch ehe ihm etwas Gescheites einfällt, öffnet sich hinter ihnen die Tür und Karai streckt ihren Kopf nach draußen. Die Auseinandersetzung der beiden Jungs war wohl nicht zu überhören. „Streitet ihr schon wieder?“, fragt sie leicht genervt und verdreht die Augen. „Wie kommst du denn auf so was?“, erwidert Raph grinsend, während Leo ihm böse Blicke zu wirft. „Ich streite mich nicht, aber Raph erzählt wieder nur Müll…“, versucht sich Leonardo zu rechtfertigen. Die junge Konoichi gibt ein Seufzen von sich und packt Leo dann am Handgelenk. „Ihr seid echt wie kleine Kinder! Jeden Abend das Selbe…“ Ehe einer der beiden etwas erwidern kann, zieht sie Leo einfach durch die Tür und unterbindet so das Ganze. Doch Raph grinst ziemlich zufrieden in sich hinein. Karai tut ihm schon beinahe leid, dass sie Zwillinge erwartet und sich dann auch noch um Klein-Leo kümmern muss. Aber es ist einfach zu schön, seinen furchtlosen Anführer zu ärgern! Allerdings hält seine gute Laune nicht allzu lange an. Einige Minuten später schleicht Donnie um die Ecke. Mit hängenden Schultern und gesenktem Blick schlurft er auf seinen Bruder zu. „Hey, Don, was ist los?“, fragt Raph ihn, jetzt wieder ernst. Seufzend hebt der Angesprochene den Kopf und blickt ihm traurig entgegen. „April hat abgesagt. Sie musste kurzfristig für jemanden einspringen…“, kommt es leise von dem Tüftler, den diese Tatsache ziemlich mitzunehmen scheint. Mitfühlend legt Raphael ihm den Arm um die Schulter und betritt mit ihm die Küche. „Hey, nimm es nicht so schwer. Morgen hat sie bestimmt wieder Zeit…“, versucht er ihn aufzumuntern. Couldn´t fell much better Than the way I feel tonight Feel like I could live forever Feel like I could fly Vermutlich hat der rote Ninja Recht und Donnie sollte sich so etwas nicht ganz so zu Herzen nehmen. Doch jeder Tag, an dem er sie nicht sehen kann, tut ihm in der Seele weh. Er leibt sie so sehr und fürchtet, dass sie ihm nicht immer die Wahrheit sagt und sich vielleicht heimlich mit jemand anderen trifft. Er würde ihr so etwas zwar niemals zutrauen, aber ganz ausschließen kann er es dennoch nicht. Allein der Gedanke daran, treibt ihn fast in den Wahnsinn, doch er ist dem hilflos erlegen. Dementsprechend ist er nicht besonders fröhlich an diesem Abend. Auch in den nächsten Tag muss April lange arbeiten und hat keine Möglichkeit mit ihnen zusammen zu sitzen, was Donnie nur noch mehr in einen Abgrund aus Zweifeln und nahezu panischer Angst treibt. So ist er ziemlich niedergeschlagen, als er an diesem Morgen seine Bibliothek aufschließt. Seufzend räumt er die Stapel an Büchern vom Vortag zurück in die verschiedenen Regale und bereitet sich dann auf die Kindergartengruppe vor, der er heute vorlesen soll. When I thought I´d got it wrong, yeah You somehow make things right That´s the way you make me feel Is better than I´ve ever know it Als die Horde Kinder aufgeregt in den Saal stürmt und von ihren sichtblich überforderten Betreuerinnen begleitet werden, schiebt Donatello, hoffentlich professionell, seine Gefühle beiseite und lächelt den Kleinen ungezwungen zu, obwohl es in ihm so schwarz und dunkel ist, dass er Angst hat, sich selbst darin zu verlieren. Während sich die Betreuerinnen erleichtert in der Kaffeeecke niederlassen und froh sind, dass nun jemand anderes das Problem hat, schafft es Donnie inzwischen ziemlich locker, auch mit den schwierigsten Kindern klar zu kommen. Mit endloser Geduld versammelt er sie alle auf einen dicken Teppich in der Mitte des Saals und fragt sie dann, was sie denn gern hören wollen. Mittlerweile fällt ihm das Geschichtenerzählen auch nicht mehr schwer. Irgendwann hat der Stabkämpfer sogar angefangen, die ausgedachten Geschichten aufzuschreiben, um sich nicht immer den Kopf zu zermahlen, weil ihm nichts mehr einfällt. So blättert er in dem dicken Ordner herum, bis er etwas Passendes gefunden hat und beginnt dann zu erzählen. Better than it´s ever been I can´t seem to control it, no Is the way you make me feel Like the sun coming up in the morning Derweilen schlendert eine junge Frau die Straße entlang. Ihr orangerotes Haar weht leicht im kühlen Wind und die Stimmen der wenigen Vögel zaubern ihr ein kleines Lächeln auf die Lippen. Dennoch fühlt sie sich längst nicht so froh, wie es vielleicht aussehen mag. In ihr rumoren Gefühle, so stark, dass sie sich ihnen nicht mehr verweigern kann. Doch dies ist nicht erst seit heute so. Nein, sie schlägt sich schon damit herum, seit sie dem hochgewachsenen Jungen das erste Mal begegnet ist. Doch April hatte Angst, wieder von einem Jungen enttäuscht und sitzen gelassen zu werden, weswegen sie alles getan hat, um diese Gefühle zu unterdrücken. Die Hartnäckigkeit, mit der Donatello sie schon beinahe erdrückt hat, hat ihr dennoch immer imponiert. Nie war ein Junge so ehrlich an ihr interessiert und hat sich von all ihrer Ablehnung so wenig beeindrucken lassen, wie er. Dass sie ihm damit mehr als nur das Herz bricht, ist ihr durchaus bewusst, dennoch konnte sie ihre Hemmungen nicht einfach abschütteln. Aber mittlerweile ist sie der Meinung, Donnie gut genug zu kennen, um zu wissen, dass er ihr niemals absichtlich wehtun würde. Like holding the world in your hands In a way I could never imagine, yeah Is the way you make me feel I couldn´t feel much better Heute, so hat sie sich fest vorgenommen, wird sie ihm sagen, was sie fühlt und ihm somit, so hofft sie, endlich diese tiefe Traurigkeit aus seinen Augen nehmen, mit der er sie immer ansieht, wenn sie ihn abweist. Allein wenn sie an diesen flehenden Hundeblick denken muss, kommen ihr schon fast die Tränen. Donnie ist so vollkommen anders, als alle Jungs, die sie bisher kennengelernt hat und eigentlich entspricht er auch gar nicht dem Typ Mann, den sie sich immer an ihrer Seite vorgestellt hat. Trotz alledem erscheint er ihr aber so perfekt, wie kein zweiter! Als sie nun die wenigen Stufen hinauf geht, die sie noch von der großen Eichenholztür der Bibliothek trennen, atmet sie mehrmals tief durch und überlegt fieberhaft, wie sie Donnie ihre Gefühle mitteilen kann. Zwar wird es wohl völlig egal sein, was sie ihm sagt, da er sich auf jeden Fall wie verrückt freuen wird, dennoch will sie es nicht einfach so dahin sagen. Nachdenklich kaut sie auf ihrer Unterlippe herum, bevor sie langsam die große Tür aufdrückt. Than when I´m here with you You make everything seem so easy I`m telling you the truth You never try to please me Entgegen jeder Annahme, herrscht eine schon fast beängstigende Stille in der Bibliothek, in der sich April plötzlich vollkommen fehl am Platz fühlt. Unsicher bleibt sie in der Tür stehen und überlegt schon, einfach wieder zu gehen. Zwar hat sie sich heute extra frei genommen, um mit Donnie zu reden, doch jetzt ist sie sich nicht mehr so sicher, ob dies eine gute Idee war. Dann hört sie aber das unverwechselbare Lachen von kleinen Kindern in dem großen Saal. Lautlos schließt sie die Tür und folgt dem Geräusch. Dicht schleicht sie sich schon beinahe an den niedrigen Regalen vorbei, als hätte sie das Gefühl, nicht hier sein zu dürfen. Langsam wird das Lachen lauter. Dazwischen hört sie immer wieder die beruhigende Stimme des lila Turtles. Ihr Klang zaubert ein Lächeln auf ihre Lippen und lässt sie leicht träumen. ‚Er hat wirklich eine prima Stimme zum Geschichten erzählen…‘, geht es ihr nicht zum ersten Mal durch den Kopf. Allerdings hatte sie nie wirklich Gelegenheit, ihm richtig zu zuhören. Als sie um das nächste Regal herumtritt, entdeckt sie die Kinderschar, die im Kreis um Donnie herumsitzt und ihm wie gebannt zuhört. Vorsichtig schiebt sie sich noch etwas näher, damit sie den Brünetten besser verstehen kann und lauscht dann einfach bloß. But somehow… you always do That´s the way you make me feel Is better than I´ve ever know it Better than it´s ever been Minuten vergehen, in denen sie sich kein Stück bewegt, ja sogar die Augen geschlossen hat und in die kleine Traumwelt eintaucht, die Donatello den Kindern versucht zu beschreiben. Unweigerlich muss sie dabei lächeln. Wenn sie daran denkt, wie verzweifelt er am Anfang mit den Kindern war und so hilflos, ist es kaum zu fassen, dass sie ihm jetzt förmlich an den Lippen hängen und jedes seiner Worte aufsaugen, wie kleine Schwämme. Im Laufe der Zeit hat sich der Stabkämpfer eine Technik des Erzählens angewöhnt, die einen einfach nur fesselt. Unweigerlich stellt sie sich vor, wie er mit ihren Kindern zusammen sitzen könnte und ihnen Gute-Nacht-Geschichten erzählt. Als ihr jedoch klar wird, was sie sich da gerade ausgemalt hat, schießt ihr die Röte ins Gesicht. Donnie, der Vater ihrer Kinder? Dennoch kann sie nicht abstreiten, dass ihr dieser Gedanke irgendwie gut gefällt! Donnie ist sicher ein hervorragender Vater, der nicht nur gut Geschichten erzählen, sondern auch tolle Dinge bauen kann und wohl auf jede Frage eine Antwort hat. Und wer mit Mikey fertig wird, der wird wohl mit allem fertig! I can´t seem to control it, no Is the way you make me feel Like the sun coming up in the morning Like holding the world in your hands Schließlich endet die Geschichte und die Kinder jubeln und klatschen. April selbst ist so hingerissen, dass sie fast auch applaudiert hätte, doch sie reißt sich gerade noch krampfhaft zusammen. Etwas unsicher kaut sie wieder auf ihrer Unterlippe herum. Dann wagt sie sich näher heran und will dem Turtle die Hand auf die Schulter legen, um sich bemerkbar zu machen. Noch ehe sie ihn aber berührt, hebt Donnie die Hand und umfasst ihre damit, ohne sich umzudrehen oder seine Ansprache an die Kinder zu unterbrechen. Merklich zuckt die junge Frau zusammen. Wie sehr sie diesen angeblichen Ninjasinn doch hasst. Dennoch verweilt sie reglos, während Donnie ihre Hand hält und den Kindern erzählt, dass sie am hinteren Tisch Malsachen und Kekse finden. Begeistert grölen die Kinder und laufen los. Lächelt sieht Donatello ihnen nach, ehe er sich zu April umdreht. Allerdings verfliegt sein Lächeln schnell wieder, als er sieht, wie rot April um die Nasenspitze ist, weil er immer noch ihre Hand hält. Verlegen trennt er sich von ihr und steht, mit roten Wangen, vom Boden auf. „Hey April…“, versucht der Brünette möglichst locker zu klingen, während er seinen Ordner zusammen sammelt. In a way I could never imagine, yeah Is the way you make me feel Is the way you make me feel, yeah Is the way you make me feel „Kann ich mit dir reden, Donnie?“, erwidert sie seine Begrüßung unsicher, ohne weiter darauf einzugehen. Beinahe erschrocken mustert der Größere sie, da er schlechte Nachrichten fürchtet, so bedrückt, wie die Rothaarige drein schaut. „Klar. – In meinem Büro, wenn du willst…“, entgegnet er ihr schließlich, nicht weniger unsicher. Auf seinen Vorschlag hin, nickt sie einfach nur stumm und folgt ihm dann in einen kleinen Raum, den er als Büro benutzt. Leise schließt er hinter ihnen die Tür und blickt sie mit großen Augen an. Die junge Frau lehnt sich mit dem Po gegen den schmalen Schreibtisch und reibt sich über die Arme, als wäre ihr kalt. Stumm bleibt der junge Ninja, an die Tür gelehnt, stehen und studiert das Bild, das sie ihm bietet. Einen Moment herrscht Schweigen zwischen ihnen, dann ringt sich April zu ein paar Worten durch. „Ich weiß nicht, wie ich es dir sagen soll…“, kommt es ziemlich verloren von ihr und Donnie fürchtet schon das Schlimmste. Schwer schluckt er, ehe er ihr antwortet. „Was – was willst du mir denn sagen…?“ Die versteckte Sorge in seiner Stimme, versetzt ihr einen Stich ins Herz und sie blickt zu ihm auf. In seinen Augen liegt wieder diese hoffnungslose Traurigkeit, die ihr endlose Schuldgefühle verschafft. Simple things you do to me Simple things you say I sometimes can´t believe that it´s for real That´s the way you make me feel „Bitte schau mich nicht so an! – Es ist nichts Schlimmes!“, versucht sie ihn eilig zu beruhigen. Neugierig sieht Donatello sie an. „Und was ist es dann?“, fragt er sie leicht ungeduldig. „Nun ja – ich – ich…“, weiter spricht sie nicht, die Worte scheinen ihr sichtlich schwer zu fallen. Ihre Kehle ist wie zugeschnürt, doch sie weiß nicht wieso. Sie liebt diesen Jungen doch, warum kann sie es ihm dann nicht einfach sagen? Hilflos nagt sie wieder an ihrer Unterlippe herum. Langsam kommt Donnie auf sie zu und stellt sich vor sie. „Was ist los, April? Du weißt doch, dass du mir alles sagen kannst!“ In ihren Ohren hört es sich viel mehr nach einer Frage, als nach einer Aussage an. Sie wendet den Blick ab und denkt nach. Allerdings fühlt sich der Ninja dabei nicht sonderlich wohl. Es kommt ihm so vor, als würde sie ihm nicht vertrauen und das schmerzt ihn sehr. Dennoch will er um jeden Preis wissen, was mit ihr los ist. Vorsichtig streckt er die Hände aus und nimmt ihre Hände in seine. Er spürt, dass sie leicht zittern, daher reibt er sanft mit seinen Daumen über ihre Handrücken. Unweigerlich breitet sich wieder ein roter Schimmer auf ihren Wangen aus. Die plötzliche Nähe des Jungen macht sie nervös, gleichzeitig beruhigt sie aber die Wärme seiner Hände. „April?“, versucht er es erneut. Is better than I´ve ever know it Better than it´s ever been I can´t seem to control it, no Is the way you make me feel Langsam wendet sie den Blick zu ihm. Der hoffnungsvolle Glanz in seinen schokoladenbraunen Augen schreit geradezu nach einer Antwort von ihr. April atmet tief durch und lächelt ihn dann sanft an. Was hat sie schon zu verlieren? „Ich liebe dich…“, kommt es fast nur als Flüstern von der jungen Frau, dennoch schallt es überdeutlich in Donnies Ohren. Er kann es kaum fassen. Seit ewigen Monaten wartet er schon darauf, diese Worte von ihr zu hören und nun kann er es gar nicht glauben. Deutlich spürt die Rothaarige, wie nun Donnies Hände zu zittern beginnen. Sie kann sehen, wie seine Augen noch mehr zu glänzen anfangen, als würde er jeden Moment in Tränen ausbrechen. Seine Unterlippe zittert und er schluckt schwer. „W – w – wirklich?“, kommt es stockend von ihm. Nun, da sie es endlich gesagt hat, fühlt sie sich viel sicherer. April schenkt ihm ein liebevolles Lächeln und nickt dann langsam. „Ja, wirklich!“, antwortet sie ihm dann und lächelt wieder. Like the sun coming up in the morning Like holding the world in your hands In a way I could never imagine, yeah Is the way you make me feel Der Stabkämpfer kann sein Glück gar nicht fassen. Sie liebt ihn wirklich! Überglücklich lächelt er ihr entgegen. Sie verschränkt ihre Finger mit seinen und zieht ihn etwas zu sich hinunter. Ihre Wangen glühen, dennoch kann er in ihren Augen eine tiefe Entschlossenheit sehen, die ihn augenblicklich gefangen nimmt. Wie ferngesteuert lässt er sie gewähren. Der Abstand zwischen ihnen wird immer kleiner. Schließlich berühren sich ihre Lippen zu einem langersehnten Kuss. Verträumt schließen sie die Augen und verlieren sich augenblicklich in der Unendlichkeit an Gefühlen, die durch ihre Körper jagt. Ein grenzenloses Gefühl von Wärme und Nähe durchströmt sie und ihnen wird klar, dass sie dieses Gefühl und einander nie wieder missen wollen! Is the way you make me feel, yeah Is the way you make me feel Owari…? Kapitel 22: Special 1: Parasitica --------------------------------- Langsam fährt der Shellraiser durch die dunklen Straßen Manhattans. Vor ein paar Tagen wurde Doktor Victor Falco festgenommen, ein nicht gerade unbekannter Wissenschaftler, der mit seinen Fertigkeiten allerdings nur Böses im Schilde hat. Er forscht vorwiegend an verschiedenen Tieren und versucht dabei deren DNA so zu verändern, dass er sie kontrollieren und gegen die Menschheit hetzen kann. Meistens schlug das Ganze aber fehl. Bis auf ein paar entflohene, im dunkeln glühende Ratten, war von seinen Experimenten bisher nicht viel zu sehen. Festgenommen wurde er jetzt aber, weil er bei einem Einbruch in ein Chemikalienlager erwischt wurde. Donatello ist der Meinung, dass die Stoffe, die Falco mitnehmen wollte, zusammen gemischt, eine unschöne Auswirkung auf seine Versuchstiere haben würde und daher sind die Turtles jetzt auf den Weg in das Labor, das er zuletzt benutzt haben soll. Labor trifft es aber nicht ganz, da es sich eigentlich um eine alte Lagerhalle handelt, in der sich der verrückte Wissenschaftler versucht hat einzurichten. Abgelegen vom Trubel der Stadtbewohner, liegt die Lagerhalle unscheinbar am Ende einer Sackgasse. Der gepanzerte Wagen der Schildkrötenkrieger hält vor der Mauer, die das Ende der Gasse markiert. Mit einem leisen Klicken öffnen sich die Flügeltüren am Heck des Fahrzeugs. Vorsichtig erscheint Leonardo in die Öffnung und sieht sich prüfend um, ehe er lautlos auf die Straße tritt. Seine Brüder folgen ihm, auf sein Zeichen hin. „Das muss es sein…“, kommt es von dem Tüftler des Teams, der prüfend auf seine Notizen schaut. Grob drängelt sich Raph an ihm vorbei. „Dann mischen wir den Laden mal ordentlich auf!“, erwartungsvoll ballt der die Fäuste und würde am liebsten sofort losstürmen. Doch der Leader hält ihn zurück. „Bleib ruhig, Raph! Das ist eine Aufklärungsmission! Wir gehen rein, finden raus, was Falco vorhatte und dann machen wir den Laden dicht! Ist das klar?“, mahnt er seinen jüngeren Bruder streng. Missmutig grummelt der Rothaarige ihn an. „Jaja, was immer du sagst, furchtloser Anführer…“, die fehlende Begeisterung in seiner Stimme ist nicht zu überhören, hat er sich doch schon den ganzen Tag darauf gefreut, den Laden kurz und klein zu hauen. Der Schwertkämpfer mustert ihn streng. Er kann sich nur zu gut vorstellen, wie enttäuscht der Saikämpfer ist. Doch sie können nicht riskieren, entdeckt zu werden und somit das Labor an die Polizei zu verlieren, bevor sie das haben, wo nach sie suchen. Nachdem Leo dies allen noch einmal deutlich gemacht hat, nähern sie sich dem Eingang. Überraschenderweise ist das Rolltor nicht verschlossen und so können sie ungehindert eintreten. Ein paar spärliche Deckenlampen schalten sich flackernd ein und zeigen den Jungs das Chaos, das Falco scheinbar seinen Arbeitsplatz genannt hat. Es ist schmutzig, überall liegen verbeulte Käfige in verschiedenen Größen herum. Von den Tieren, die darin gehaust haben mögen, ist jedoch nichts zu sehen. In einer Ecke liegen allerdings die Überreste einer Ratte, die eines der Experimente wohl nicht überstanden hat. Ihre Füße sind vollkommen verkrüppelt, das Fell sieht aus, als wäre es weggeätzt worden und ihren Bauch zieren mehrere, schlecht vernähte, Wunden, von denen eine aufgeplatzt und den Inhalt der Bachhöhle auf den kalten Beton verteilt hat, ehe die Ratte gestorben ist. Überall in dem Lagerraum liegen Glasscherben verstreut. Ein zerbrochenes Mikroskop liegt auf einem Tisch, der vor Blut und anderen Flüssigkeiten nur so klebt. An den Wänden befinden sich verschiedene Poster, die die Anatomie von Ratten und Insekten zeigen. „Es sieht aus, als wären ihm seine Experimente regelrecht um die Ohren geflogen…“, kommentiert Leo den Anblick. „Ja, oder seine kleinen Haustiere sind Amok gelaufen!“, erwidert Raphael das Ganze und versucht Mikey damit Angst einzujagen. Der Blonde hat sich schon vor der entstellten Ratte erschrocken und Raph´s Bemerkung macht es nicht sonderlich besser. Hilfesuchend versteckt sich der Kleine hinter Donnie, der allerdings lieber die verschiedenen Poster genauer betrachtet. „Sieht so aus, als hätte er hier auch Experimente mit Gliederfüßern gemacht…“, kommt es nachdenklich von dem Tüftler. Er wendet sich davon ab und betrachtet die wenigen Geräte, die noch funktionstüchtig zu seinen scheinen. Mikey hingegen wird das Gefühl nicht los, dass sie von irgendetwas beobachtet werden. Ein Geräusch oben bei den Lampen weckt schließlich seine Aufmerksamkeit. Er legt die Stirn in Falten und sieht genauer hin. „Hey, Donnie? Wie groß können den solche Fliederfüßler werden?“, fragt er schließlich. Dem Stabträger entgeht nicht, dass sein kleiner Bruder das Wort völlig falsch ausspricht, weswegen er ihn erst korrigiert, bevor er ihm eine Antwort gibt. „Mikey, das heißt Gliederfüßer und Bienen werden etwa einen Zentimeter groß, Wespen schaffen immerhin anderthalb Zentimeter.“ „Und was ist dann das für ein Ding?“, kommt es panisch von dem orangen Turtle, während er, mit zitternden Fingern, zur Lampe empor zeigt. Erschrocken wenden die Anderen den Blick nach oben zur Deckenleuchte. In der Dunkelheit darüber bewegt sich eine riesenhafte Gestalt, die alles andere als eine harmlose kleine Biene zu seien scheint. Übergroße, grellgrün leuchtende Augen tauchen in der Dunkelheit auf und fixieren die Schildkrötenkrieger bedrohlich. Als wäre dies nicht schon unheimlich genug, springt das Untier nun von der Lampe, auf ein Metallregal und zeigt sich den Brüdern in all seiner entsetzlichen Pracht. Jetzt können die Vier auch deutlich sehen, dass es sich um eine Wespe handelt. Allerdings ist sie mehr als gewaltig. Donnie schätzt ihre Flügelspannweite auf mindestens einen Meter fünfzig und an die Größe ihres Stachels will er gar nicht erst denken. Kaum hat sich die Wespe gezeigt, fixiert sie die Eindringlinge auch schon und greift an. Sie setzt zum Sinkflug an und attackiert den roten Ninja als Ersten, als könnte sie riechen, dass er eine tiefsitzende Phobie gegen alle Arten von Insekten hegt. Mit ungeheurer Wucht wirft die mutierte Wespe den Saikämpfer, schier mühelos, zu Boden. Panisch versucht Raphael sich aus ihren Fängen zu befreien. Nackte Angst überkommt ihn dabei und er windet sich panisch unter ihr. Währenddessen schnappt die Wespe mit ihren gewaltigen Kieferwerkzeugen immer wieder nach ihm. Raph fühlt sich wie das Mittagessen dieses Viechs. Hilflos strampelt er mit den Beinen und ruft um Hilfe. Schließlich gelinkt es Donatello, der Wespe mit seinem Bo-Stab eine zu verpassen. Leicht angeschlagen lässt das mutierte Ungeheuer von dem Rothaarigen ab und fliegt erneut durch die Lagerhalle. Ihren nächsten Angriff richtet sich gegen den Tüftler, der sie versucht, mit seinem Stab, auf Distanz zu halten. Allerdings versucht die Wespe immer wieder den Brünetten mit ihrem Stachel zu erwischen, was den Tüftler irgendwie an Splinter Trainingsstunden erinnert. Donnie hat sichtlich Mühe den kraftvollen und schnellen Angriffen des Insekts auszuweichen. Als er in die Ecke getrieben wird, kommt ihm Leonardo schließlich zur Hilfe. Er verpasst der Wespe einen ordentlichen Hieb mit seinem Katana. Der Angriff scheint Wirkung zu zeigen. Getroffen prallt das Insekt gegen die nächste Wand. Sichtlich verwirrt schüttelt sie den Kopf. Die Turtles nutzen diese Situation und verstecken sich hinter einer Regalfront. Für einen Moment gibt sich die Wespe geschlagen und krabbelt träge an einer Wand hinauf. Derweilen schmieden die Jungs einen Plan, um die Wespe einzufangen. „Ich könnte sie mit meiner Kusarigama-Kette einfangen!“, schlägt Mikey vor. Doch Leo weißt ihn harsch zu Recht. „Nein! Die Wespe ist viel zu stark. Wir machen es anders. – Du lässt dich von ihr verfolgen und wir werden sie dann zu Boden werfen!“, schlägt die Schwertkämpfer schließlich vor. Mikey ist nicht sonderlich begeistert, sich als lebender Köder darbieten zu müssen. „Was ist denn so falsch an meinem Plan?“, fordert der Kleine zu wissen. „Na, es ist dein Plan, also kann es nichts werden!“, entgegnet ihm Leo ziemlich kalt. Mikey findet das mehr als gemein. „Und warum muss ich andauernd den Köder spielen?“, will er dann wissen. „Ich weiß zwar nicht woran es liegt, aber alle unsere Gegner scheinen es besonders toll zu finden, ausgerechnet dir hinterher zu laufen! Also mach schon!“, kommt es mit einem frechen Grinsen vom Leader. Unweigerlich bildet sich ein roter Schimmer auf Mikey´s Wangen. Finster mustert er seinen Anführer und ergibt sich dann schmollend seinem Schicksal. Lautstark ruft der Blonde dem mutierten Insekt zu, lockt es an. Kaum vernimmt das fliegende Tier die Rufe, setzt es auch schon zum Angriff an. Panisch versucht Michelangelo ihr zu entkommen. Seine Brüder hocken derweil auf einem Regal und machen sich für ihren Zugriff bereit. Doch es kommt anders als geplant. Als die Wespe auf die wartenden Brüder zu fliegt und Leo gerade das Zeichen zum Zugriff geben will, wendet sich Mikey um und schleudert seine Kette nach der Wespe. Seine Brüder können dies nur noch tatlos mit ansehen, bevor sie auf den Boden aufschlagen. Die Wespe hingegen landet auch erst mal verschnürt auf dem rissigen Beton. Während der Nunchakuträger gerade seinen Erfolg begrüßen will, erhebt sich die Wespe jedoch wieder und schleift den Jungen der immer noch die Kette festhält, mit sich. Kurz darauf entgleitet Mikey jedoch die Kette und er schlägt gegen eine Wand. Das riesige Insekt setzt ihren wütenden Angriff nun ungehindert weiter fort und zielt auf Leonardo. Ehe der Schwarzhaarige reagieren kann, erwischt sie ihn. Seine Brüder kriegen davon aber noch nichts mit. Die Wespe setzt ihren Flug noch einige Sekunden fort, dann fängt sie an zu schlingern und schlägt schließlich reglos auf den Boden. Die Freude überwältigt den blonden Ninja regelrecht. „Ha! Die Wespe hat sich an mir übernommen!“, tönt er lautstark. Donnie rollt nur mit den Augen. „Die Wespe hat sich nicht übernommen! Sie ist gestorben, weil sie ihren Stachel verloren hat…“, erklärt er seinem Bruder. In diesem Moment kommt Leo auf die Drei zu. „Ja, in mir…“, kommt es nicht sonderlich begeistert von ihm, während er sich den schmerzenden Arm hält, aus dem der gigantische Stachel der Wespe herausragt. Mikey setzt einen schuldbewussten Blick auf und flüstert eine Entschuldigung, während Raph sich augenblicklich abwendet, weil ihm bei dem Anblick des Stachels schlagartig schlecht wird. Besorgt kommt Donatello auf seinen Anführer zu. Mit einem schnellen, geschickten Griff, entfernt er den Stachel aus Leos Arm. „Geht’s dir gut?“, fragt der Tüftler ihn daraufhin. Vorsichtig bewegt Leo seinen Arm und wendet das Gesicht von den Anderen ab. „Ja, alles – bestens…“ Keiner seiner Brüder bemerkt, wie seltsam sich ihr Leader in diesem Moment verhält. Ein merkwürdiger Schatten huscht über sein Gesicht und seine Pupillen verengen sich unkontrolliert. Er zuckt kurz, als hätte er einen Schlag bekommen, bevor er seinen Satz beendet. Allerdings hat Donnie ihm kaum zu gehört, da er die beachtlichen Ausmaße des Stachels studiert. So etwas hat er beim besten Willen noch nicht gesehen. Sein Denkprozess wird aber schon kurz darauf wieder unterbrochen, als Leo eine Entdeckung macht. In einer Ecke, unter einem Haufen alter Zeitungen, liegt ein gigantisches Ei. Die Schale hat eine beinahe durchscheinende gelbliche Farbe. Ansonsten sieht das Ei aus, wie eine überdimensionale Geleebohne. Mit sichtlich ungutem Gefühl, betrachten die drei Brüder das Wespenei, nur Leo scheint vollkommen fasziniert davon zu sein. Der Schwarzhaarige hindert sie sogar daran, es zu zerstören. „Wir sollten es mitnehmen und untersuchen. Es ist unser einziger Hinweis, um herauszufinden, woran Falco genau gearbeitet hat.“, erklärt er ihnen stattdessen. Mit großen Augen und irgendwie abwesendem Blick, betrachtet der Leader das Ei wieder. Seine Brüder sind allerdings nicht so sonderlich begeistert davon. Insbesondere Raph findet es nicht gerade lustig, das Ei einer gigantischen Wespe in ihrem Zuhause zu beherbergen. Letztendlich geben sie aber Leo Bitten hin nach und nehmen es mit. Oder besser gesagt, Leo nimmt es mit. Es scheint fast so, als würde er seinen Brüdern nicht vertrauen, das Ei auch vorsichtig genug zu behandeln. Sein Verhalten kommt den Dreien doch ziemlich komisch vor, doch noch ahnen sie nicht, was das für Folgen haben wird… Als sie schließlich zu Hause ankommen, legt Leo das Ei im Dojo ab, gut gepolstert auf einem Kissen. Fasziniert betrachtet Donnie das bohnenförmige Ei, bevor er ein Skalpell zückt, um es aufzuschneiden. Erschrocken über diese Tat, schubst Leo seinen Bruder grob von dem Ei weg. „Was soll das denn werden?“, faucht er ihm, ungewohnt rau, entgegen. Der Tüftler zuckt, sichtlich verwirrt unter dieser Strenge, zusammen. „Ich wollte es doch bloß untersuchen. Deswegen haben wir es doch mitgenommen, erinnerst du dich…?“, eine gewisse Enttäuschung mischt sich unter seine Stimme. „Aber wir haben nur dieses eine Ei. Wir können es nicht einfach zerstören! Dann finden wir nie heraus, was daraus wird!“, entgegnet er dem Größeren streng. „Bist du jetzt total bekloppt? Ich geb dir einen Tipp: aus Wespeneiern schlüpfen Wespen, verdammt!“, kommentiert Raphael diesen Unsinn lautstark, doch Leo lässt sich davon nicht beeindrucken. Dann fordert er Donnie auch noch auf, Abstand von dem Ei zu halten. Dem Stabkämpfer kommt dies alles mehr als merkwürdig vor. Er gibt sich geschlagen und begibt sich mit seinen anderen beiden Brüdern in sein Labor, um zu reden. Derweilen starrt Leo das Wespenei einfach nur weiterhin geistesabwesend an. „Ist euch auch aufgefallen, wie seltsam sich Leo auf einmal benimmt?“, fragt der Brünette schließlich. „Das kannst du aber glauben! Jetzt tickt er total aus, oder was?“, entgegnet ihm Raphael angesäuert. „Vielleicht ist er ja krank…“, vermutet Mikey. „Schon möglich…“, erwidert Donnie nachdenklich. „Das Wespengift hat bestimmt keine so positive Wirkung auf ihn.“ „Dann müssen wir dieses verdammte Ei vernichten, bevor er noch komplett durchdreht!“, wütend schlägt Raph mit den Fäusten auf den Tisch, um seinen Worten Nachdruck zu verleihen. „Dafür müssen wir ihn aber von dem Ei weglocken…“ Diese Tatsache erweist sich aber als äußerst kompliziert und nach mehreren gescheiterten Versuchen, entscheiden sie sich schließlich dafür, erst mal abzuwarten, in der Hoffnung, dass Leo seinen Posten irgendwann von allein verlassen wird. Während die Jungs so vor sich hin grübeln, merken sie nicht, wie Leonardo dem Wespengift immer weiter verfällt. Unkontrollierte Zuckungen schütteln seinen Körper durch, sein Herz rast, sein Kopf droht förmlich zu explodieren und seine Sicht verschwimmt immer wieder. Gequält windet er sich, bis sein eigenständiges Denken auf einmal erlischt und er nur noch das Ei vor Augen hat. Derweilen bleiben Mikey und Donnie im Labor zurück, während Raph den verrück gewordenen Leader zu beobachten beginnt. Es vergeht eine endlose Zeit, bis der Anführer der Turtles seinen Posten verlässt. Doch Raphael wartet keine Sekunde länger. Mit gezogenen Waffen schreitet er auf das Ei zu. Sein Sai glänzt bedrohlich im Schein der Deckenlampen. Das Ende des Eies scheint nahe. Doch bevor der nadelförmige Stahl der Saigabel die Hülle des Eies erreichen kann, windet sich Leos Katana dazwischen und blockt den Angriff ab. „Leo, was soll der Scheiß? Ich will dir doch nur helfen!“, fährt Raph ihn an. Als Leo ihm den Blick zu wendet, muss der Rothaarige feststellen, dass mit seinem Anführer noch mehr passiert ist, als die Tatsache, dass er seinen Verstand verloren zu haben scheint. Die einst tiefblauen Augen des Schwerkämpfers, sind schwarz getränkt, als hätte man ihm Farbe in die Augen gegossen. Sein Blick ist so leer, als wäre er ein Zombie und doch so durchdringend und entschlossen, dass es Raph eiskalt den Rücken hinab läuft. Ein wilder Kampf entbrennt zwischen den beiden Brüdern, in dem keiner so recht die Oberhand zu haben scheint. „Komm zu dir, Leo! Ich will nicht gegen dich kämpfen…“, versucht Raphael es erneut, obwohl er es sich sonst nie entgehen lassen würde, Leonardo zu Boden zu ringen. Ein unmenschliches Knurren ist allerdings alles, was Leo ihm entgegen bringt. Der Schwarzhaarige bleckt die Zähne und faucht ihn an. Zähflüssiger, gelbgrüner Speichel tropft ihm dabei aus dem Mund, wie bei einem tollwütigen Hund. Bei dem Anblick schreckt Raph erneut zusammen, dennoch macht sich grenzenlose Wut in ihm breit. „Diese Freakshow hört jetzt sofort auf, oder ich werde dich…“, weiter kommt der Saikämpfer nicht, da sich Leo ihm erneut entgegen stellt. Mit beachtlicher Kraft und Geschwindigkeit geht Leonardo auf seinen jüngeren Bruder los und setzt ihm erstaunlich zu. Nach einem aussichtslosen Hin und Her, gelingt es dem roten Ninja jedoch, seinen Anführer zu entwaffnen. Getroffen geht Leonardo zu Boden und hält sich die schmerzende Hand. „Kommst du jetzt endlich zur Vernunft und lässt dir helfen?“, harscht der Saikämpfer ihn atemlos an. Leonardo scheint allerdings völlig anderer Ansicht zu sein. Statt sich zu fügen, geht er wieder auf seinen Bruder los. Mit bloßen Händen versucht er den Jüngeren zu erwischen. Wie ein wildes Tier fixiert er ihn dabei mit seinen schrecklichen schwarzen Augen und jagt auf allen Vieren hinter ihm her. Er fletscht die Zähne und schnappt nach dem roten Ninja, der dabei immer mehr das Gefühl bekommt, von einem tollwütigen Hund angefallen zu werden. Urplötzlich lässt der einstige Leader aber von ihm ab und grinst nur noch hinterhältig. Raph rappelt sich schwerfällig wieder auf und muss erschrocken feststellen, dass Leo ihm in den Arm gebissen hat. „Du – du – hast mich gebissen? – Du – du…“, weiter kommt der Saikämpfer nicht, ehe ihm schwindelig wird und er, unter den wachsamen Augen seines Anführers, zusammenbricht. Derweilen fangen Donnie und Mikey langsam an, sich Sorgen zu machen. Es ist ruhig, definitiv zu ruhig. Angespannt machen sich die beiden auf den Weg nach oben ins Dojo und linsen vorsichtig um die Ecke. Ihnen bietet sich ein Bild, das sie sichtlich beunruhig. Nun hockt nicht nur Leo vor dem Ei und starrt es geistlos an, sondern auch Raph und beide scheinen von den Eindringlingen nicht sonderlich angetan zu sein. Schockiert sehen Mikey und Donnie mit an, wie ihre Brüder die Waffen ziehen. Nun fällt dem Brünetten auch die Bisswunde an Raph´s Arm auf und schreckliche Befürchtungen machen sich in ihm breit. „Oh nein! Siehst du das? Leo muss Raph gebissen haben und nun dreht er auch durch…“, erläutert er seinem kleinen Bruder mit bebender Stimme. Noch ehe Mikey antworten kann, wenden sich die infizierten Brüder zu ihnen um. Der stechende Blick ihrer tiefschwarzen Augen bohrt sich in ihren Geist und lässt sie für einen Moment erstarren. Das bedrohliche Knurren, das die beiden Besessenen ausstoßen, holt sie aber wieder in die Wirklichkeit zurück. Dennoch gelingt es den beiden nur knapp, dem Angriff ihrer älteren Brüder auszuweichen. Auf allen Vieren hasten die Bestien, die einst zu ihrer Familie gehört haben, hinter den beiden Ninjas her. Sie hetzen sie die Kellertreppe hinunter. In letzter Sekunde gelingt es Mikey und Donnie, ihnen die Labortür vor der Nase zu zuschlagen. Hastig verbarrikadieren sich die jüngeren Brüder in der Werkstatt. Wutentbrannt schlagen die geistlosen Zombies ihre Fäuste gegen die schwere Stahltür und lassen ihr bedrohliches Knurren hören. Die beiden verbliebenden Brüder sehen sich nervös an und scheinen einen Moment zu überlegen, wie viel diese Tür wohl aushalten mag. Dann fällt Donatellos Blick auf die andere Seite des Labors, wo die untergehende Sonne gerade ihre rotorangen Strahlen über den Boden wandern lässt. Geschockt wendet er sich seinem Bruder zu. „Mikey, das Garagentor…“, entgegnet er dem Kleineren und deutet, mit zitterndem Finger, auf das hochgefahrene Tor. Der Blonde springt augenblicklich auf und betätigt den Knopf, der das Tor schließt. Doch gerade jetzt scheint irgendwas mit der Steuerung nicht zu stimmen. Das Tor rührt sich kein Stück. Bedrohlich kann Mikey das Knurren seiner einstigen Brüder hören, die suchend durch die Einfahrt schleichen. Dann treffen ihn die leblosen schwarzen Augen. Panisch springt Mikey hoch und versucht das Tor von Hand zu schließen. „Komm schon! Bitte nicht jetzt!“ Das Knurren wird lauter und dann rennen die beiden Bestien auf ihn zu. Fauchend gebären sie sich, während ihnen, dieser unheimliche und sicher kein bisschen gesunde, gelbliche Speichel aus dem Mund spritzt. Zitternd hängt Mikey an dem Tor und versucht es runter zu bekommen. „Komm schon, bitte!“, fleht er. Endlich löst es sich. Nur Sekundenbruchteile, bevor die beiden tollwütigen Turtles ihren kleinen Bruder zu fassen kriegen, gleitet das Tor hinab und versperrt ihnen den Weg. Ungebremst knallen die besessenen Jungs dagegen und gebären sich wieder wild. Während Mikey noch mit dem Herzinfarkt kämpft, den er fast erlitten hätte, hat Donnie seinen Laptop zur Hand genommen, um sich ein Bild ihrer Lage zu machen. Nervös und noch etwas atemlos, kommt Michelangelo zu ihm hinüber und behält dabei das Garagentor genau im Auge. Die Geräusche von draußen reißen nicht völlig ab. Zwischendurch ist es relativ friedlich, nur ihr Knurren ist gedämpft durch das Tor zu hören, wie zwei hungrige Hyänen, die in ihrem Käfig patrouillieren. Dann werfen sich die beiden wieder mit aller Wucht gegen das Tor und lassen die beiden Eingeschlossenen erzittern. „Ich glaub, ich hab´s gefunden, Mikey!“, eröffnet Donnie seinem Bruder. Beunruhigt und mit großen Augen betrachten die beiden, die Seite, die sich auf dem Bildschirm aufbaut. „Die Parasitenwespe gehört zu einer sehr seltenen Spezies, die einen Wirt einer Gehirnwäsche unterzieht, damit dieser ihre Eier beschützt, bis die Jungen schlüpfen…“, liest der Tüftler vor. „Und du glaubst, das war so eine Wespe?“, fragt Mikey, mit unruhigem Blick zum Garagentor. „Ja, zumindest eine stark mutierte Version davon…“ „Also müssen wir nur warten, bis die Wespe schlüpft und dann sind sie wieder normal?“, kommt es hoffnungsvoll von dem Kleinen. „Schön wär´s! Sieh dir an, was die Wespe mit dem Wirt macht, wenn sie geschlüpft ist…“, erläutert Donnie ihm und scrollt dabei die Bilder auf dem Bildschirm abwärts. Fassungslos betrachtet Mikey das Ganze. „Sie – sie frisst sie auf!?“, die Panik in der Stimme des Jungen ist fast schon greifbar. Zitternd versteckt sich der Junge hinter Donnie. „Was sollen wir denn jetzt machen?“, fragt er den Größeren schließlich. Nachdenklich überfliegt Donnie den restlichen Text auf dem Laptop. „Der Virus, der den Wirt willenlos macht, wird mittels Körperflüssigkeiten übertragen, die in die Blutbahn des Wirts gelangen. – Wenn ich eine Probe von diesem Virus aus dem Ei extrahieren kann, kann ich vielleicht einen Antikörper dagegen entwickeln. Aber dafür brauch ich eine Probe aus dem Ei…“, versucht er seinem kleinen Bruder zu erläutern. Ehe sich die zwei aber überlegen können, wie sie an diese Probe gelangen können, ertönt ein lautes Rumpeln vom Garagentor. Erschrocken wenden sich die beiden in diese Richtung und müssen feststellen, dass ihre besessenen Brüder es geschafft haben, das Tor zu öffnen und nun auf sie zu stürmen. Verzweifelt versuchen Mikey und Donnie den Fängen der Bestien erneut zu entkommen. Knurrend und sabbernd jagen ihre Brüder sie durch das ganze Labor. Leo gelingt es, Donnie zu Fall zu bringen. Der Schwarzhaarige pinnt den Tüftler am Boden fest und versucht ihn zu beißen. Nur schwer gelingt es Donatello seinen Bruder auf Abstand zu halten. Unweigerlich muss er an einen Horrorfilm denken, indem ein Hund genauso durchgedreht ist, weil er von irgendetwas gebissen wurde und dann alle angegriffen hat, die ihm zu nahe gekommen sind. Der gelblich-grüne Speichel, der Leo unentwegt aus dem Mund tropft, vertieft dieses Bild nur noch mehr. Mikey muss sich in der Zwischenzeit mit Raph rumschlagen. Der ohnehin schon wilde und temperamentvolle Junge ist völlig außer sich und macht es dem Kleineren sichtlich schwer, ihm zu entkommen. Als der Blonde zur Flucht ansetzt, erwischt der rote Ninja ihn jedoch und wirft ihn auf den Rücken. Schmerzlich verzieht Mikey das Gesicht, während sich Raph auf ihn stürzt. In letzter Sekunde gelingt es dem Jungen sein Nunchaku zwischen sich und Raphaels Zähnen zu bringen. Beeindrucken lässt sich der Rothaarige davon aber nur wenig und verbeißt sich regelrecht in der Stahlkette. Schwerlich gelingt es Mikey, seinem Bruder ein Bein in den Bauch zu drücken und ihn dann gegen die nächste Wand zu befördern. Raph schlägt dabei so hart mit dem Kopf gegen den Beton, dass er ohnmächtig zu Boden geht. Ein kleines Gefühl der Erleichterung macht sich in dem orangen Turtle breit, obwohl es ihm sichtlich Sorge bereitet, seinen Bruder verletzt zu haben. Dann hört er Donnies verzweifelte Rufe und eilt zu ihm. Der Tüftler wird noch immer aufs Heftigste von Leo in Schach gehalten. Die Situation für ihn scheint aussichtslos. Er sieht nur noch die infizierten Zähne seines Gegenübers, die ihm immer näher kommen. Plötzlich wird Leo jedoch aus Donnies Blickfeld gezerrt und landet gut verschnürt von Mikey´s Kette auf dem Boden. Schnell eilt der Stabkämpfer zu seinem kleinen Bruder, um ihm zu helfen, Leo am Boden zu halten. Entgegen aller Gefühle, die die beiden für ihren Anführer haben, schlagen sie ihn ohne zu Zögern k.o., als er versucht, sich loszureißen. Unter ziemlicher Anstrengung gelingt es den beiden jüngeren Brüdern, ihre gut verschnürten Gegenstücke in die Waschküche zu zerren, die sich neben Donnies Labor befindet. Dort ketten sie die beiden an der Wand fest. Kaum ist dies erledigt, erwacht Leo langsam aus seiner Ohnmacht. Verwirrt blickt sich der Anführer der Turtles in dem gekachelten Raum um. „Was – was ist passiert?“, kommt es völlig unschuldig von ihm, während er seine Brüder mit großen Augen anblickt, die jegliches Schwarz verloren haben. Aufgeregt erläutert Mikey seinem ältesten Bruder, dass dieser den Verstand verloren hat, weil er von der Wespe infiziert wurde und dass es Raph nicht anders geht. „Ja – ich erinnere mich. - Doch jetzt geht es mir wieder gut! Also kannst du mich wieder losbinden, Mikey! Bind mich los und wir können Raph gemeinsam helfen!“, kommt es in einem ungewohnt zuckersüßen Ton von dem Schwarzhaarigen. Naiv, wie Mikey ist, glaubt er seinem Leader und will ihn schon losbinden, als er grob von Donatello zurückgerissen wird. „Nein, Mikey! Er lügt! Sieh dir seine Augen an!“, weist der Tüftler seinen jüngeren Teamkollegen an. Als der Nunchakuträger seinen Blick zu dem Schwertkämpfer lenkt, funkelt dieser ihn wieder mit tiefschwarzen Augen an. Dunkles Knurren ertönt aus Leonardos Kehle und unterstreicht diese Tatsache nur noch. Wild reißt er an seinen Ketten und versucht sich zu befreien. „Wartet nur, bis die Wespe schlüpft. Dann wird sie uns alle auffressen!“, faucht er den beiden lachend entgegen, mit einer Stimme, die aus einer anderen Welt zu stammen scheint. Donnie verpasst ihm eine kräftige Ohrfeige, um ihn etwas zu beruhigen. Kraftlos sinkt Leo gegen die Wand. Dann rammt Donatello dem Schwarzhaarigen eine Spritze in den Arm und zapft ihm Blut ab. „Es ist vermutlich viel besser, den Antikörper mit infiziertem Blut herzustellen, dann kann ich seine Wirkung besser überwachen!“, erläutert er Mikey, der das Ganze beunruhigt beobachtet. „Ok, ich mach mich gleich an die Arbeit! Je schneller dieser Spuk vorbei ist, desto besser. Splinter wäre bestimmt nicht sonderlich begeistert, das zu sehen, wenn er von seiner Meditationsreise wiederkommt.“ Donnie wendet sich schon zum Gehen, als Mikey ihn anhält. „Und was soll ich machen?“, fragt er vorsichtig. Donatello sieht ihn ernst an. „Du bleibst hier und passt auf, dass sich die beiden nicht doch noch losreißen! Du darfst ihnen nicht zu nahe kommen! Wenn sie dich beißen, ist es aus mit dir! – Halt einfach Abstand und wenn irgendwas sein sollte, ruf mich einfach. Ich bin nur nebenan…“, versucht der Stabkämpfer ihm klarzumachen. Nervös sieht sich Mikey nach seinen beiden Brüdern um. Raph erwacht langsam und beide fangen an, an ihren Ketten herum zu zerren. „Kann ich nicht doch mit dir kommen?“, fragt er den Älteren ängstlich. „Das geht nicht. Wenn sie sich losreißen und wir es zu spät merken, dann wird keiner von uns das hier überleben, Mikey!“, versucht der Tüftler ihm einzubläuen, auch wenn es ihm in der Seele wehtut, seinen kleinen Babybruder so einer Gefahr auszusetzen. Der Blonde sieht ihm mit großen, traurigen Augen entgegen und nickt dann langsam. „Du schaffst das, Mikey!“, muntert Donnie ihn etwas auf und streicht ihm liebevoll durch das zerzauste Haar, bevor er in seinem Labor verschwindet. Stumm sieht der Junge ihm nach. „Mikey?“, dringt plötzlich Raphaels Stimme an sein Ohr. Erschrocken dreht sich der Angesprochene zu ihm um. Der Rothaarige blickt ihn mit flehenden Augen entgegen, die jegliche Schwärze verloren haben. „Mikey, ich hab schrecklichen Durst! Kannst du mir nicht etwas Wasser geben?“, bettelt der Saikämpfer ihn an. „Ich…“, unsicher tritt der Blonde von einem Bein aufs andere. „Mikey, bitte…“ In der Stimme seines älteren Bruders liegt so viel Traurigkeit, dass es Mikey fast das Herz zerreißt. Er verdrängt die Warnungen, die Donnie ihm gegeben hat. „Okay…“ Wohl fühlt er sich dabei nicht, doch er kann diesem traurigen Flehen einfach nicht länger standhalten. Nun sieht ihn auch Leo mit demselben flehenden Blick an und bittet um Wasser. Langsam wendet sich Mikey um, ohne den Blick von seinen beiden Brüdern zu nehmen und nähert sich dem Waschbecken in der Ecke. Er nimmt einen der Becher, die dort, verkehrtherum auf einem schmalen Bett an der Wand, stehen und füllt ihn mit Wasser. Die Gier nach der kühlen Flüssigkeit, kann Mikey den beiden Älteren von den Augen ablesen. Der Kleine schluckt schwer und nähert sich dann vorsichtig. Als er vor Raphael steht, öffnet dieser erwartungsvoll den Mund und reckt sich ihm entgegen. Von dem unheimlichen gelben Speichel ist nichts mehr zu sehen. Behutsam setzt Mikey den Becher an die geöffneten Lippen des Rothaarigen und kippt ihn an. Das erfrischende Nass ergießt sich in den Rachen des Saikämpfers, das Meiste landet jedoch eher auf seinem Hemd. „´tschuldige…“, flüstert Mikey ihm zu. Zu stören scheint es Raph aber wohl nicht, er blickt Mikey nur weiterhin mit großen, fiebrig glänzenden Augen entgegen, die in Dankbarkeit zu schwimmen scheinen. Dann wendet sich der Nunchakuträger seinem Leader zu. Auch dieser streckt sich ihm erwartungsvoll entgegen und öffnet den Mund. Und auch hier landet mehr von dem Wasser auf Leos Hemd, als in seinem Mund, doch es scheint ihn genauso wenig zu kümmern, wie Raphael. Tief blickt der Blonde in die blauen Augen vor sich, die von so viel Traurigkeit gezeichnet sind. Michelangelo fühlt sich schrecklich, seinen Brüdern so etwas antun zu müssen. Angekettet, wie ein paar wilde Tiere. Verloren blickt er einen Moment Richtung Tür. ‚Hoffentlich braucht Donnie nicht mehr lange…‘, geht es ihm durch den Kopf. Plötzlich spürt der Junge etwas Warmes an seiner Hand. Erschrocken blickt er hinab. Irritiert beobachtet er, wie sich Leo mit dem Kopf an seiner Handfläche reibt, als wäre er eine Katze, die darum bittet, gestreichelt zu werden. Sichtlich zuckt Mikey zusammen und zieht die Hand weg. Augenblicklich trifft ihn wieder dieser traurige Blick. Unsicher betrachtet der orange Ninja sein Gegenüber, ehe er die Hand wieder hebt und sie über Leos Kopf gleiten lässt. Der Schwarzhaarige drückt sich seinen Fingern entgegen und schließt genüsslich die Augen. Für einen Moment, so könnte Mikey schwöre, hört er ein leises Schnurren von dem Schwertkämpfer. Langsam reckt sich Leonardo höher und reibt seinen Kopf gegen Mikey´s Brust. Ein leichtes Zittern geht durch den Körper des Blonden, während er Leo einfach nur anstarrt. Seine Wangen glühen. So eine intensive Nähe ist er nicht gewöhnt, erst recht nicht von seinen Brüdern. Normalerweise ist er es, der mit ihnen versucht zu kuscheln, meistens aber abgewiesen wird. Nun spürt er, wie sich Raph ebenso gegen seinen Rücken schmiegt und ein raues Schnurren von sich gibt. Ein wohliges Gefühl breitet sich im Körper des kleinen Ninjas aus, genießt er die ungewohnte und zärtliche Nähe seiner Brüder doch ziemlich. Gedankenverloren lässt sich Michelangelo auf die Knie sinken. Diese Tatsache wird von den besessenen Brüdern nur allzu sehr begrüßt. Augenblicklich schmiegt Raphael seinen Kopf auf die Schulter des Kleineren und schnurrt ihm rau ins Ohr. Sein warmer Atem tritt die empfindliche Haut und jagt dem Jungen einen angenehmen Schauer über den Rücken. Ein hinterhältiges Grinsen breitet sich daraufhin auf den Zügen des Saikämpfers aus, während seine Augen wieder das tiefe Schwarz annehmen. Leo hingegen sieht seinem kleinen Bruder tief in die Augen. Verträumt erwidert der Jüngere den Blick und ignoriert scheinbar völlig die Tatsache, dass sich Leos Augen wieder schwarz verfärben. Der infizierte Schwertkämpfer nähert sich dem Jungen weiter und reibt seine Wange an Mikey´s. Der Kleine seufzt leise. Kurz darauf gleitet die feuchtwarme Zunge des Leaders über seine Lippen. Der saure Geschmack des ungesunden Speichels, der sich dabei langsam in Mikey´s Mund hinein schiebt, scheint der Kleine gar nicht wahrzunehmen. Stattdessen schließt der Blonde einfach die Augen und erwidert den Kuss, zudem sein Bruder ihn nun verführt. Daher sieht der kleine Turtle auch nicht, wie Raphael den Mund öffnet und sich seine speicheltropfenden Zähne seinem ungeschützten Hals nähern. Als Michelangelo den stechenden Schmerz bemerkt, ist es längst um ihn geschehen… Minuten später erhebt sich Donnie schwungvoll von seinem Stuhl. „Ich hab´s!“, verkündet er dem leeren Labor, während er hastig nach der bereitgelegten Spritze greift. Voller Zuversicht saugt er den Antikörper auf und begibt sich dann nach neben an. „Mikey, ich hab´s geschafft!“, trällert er seinem Bruder schon auf dem kurzen Flurstück entgegen. Allerdings bleibt ihm jedes weitere Wort im Hals stecken, als er die Waschküche betritt. Der Anblick, der sich ihm bietet, hätte schrecklicher nicht sein können. Die massiven Ketten, die die infizierten Turtles an Ort und Stelle halten sollten, liegen nun auf dem Boden, als wären sie nichts weiter als makabere Dekoration. Mikey hockt zwischen seinen Brüdern auf den Knien und starrt dem Tüftler mit seinen tiefschwarzen Augen und einem lasziven Lächeln entgegen, das Donnie niemals gedachte hätte, je von seinem kleinen Bruder zu sehen. Die Bisswunde, die einer der beiden Älteren ihm verpasst hat, leuchtet tiefrot auf der zart gebräunten Haut an Mikey´s Hals. Auf Donatellos Erscheinen hin, wendet Leo ihm ebenfalls den Blick zu, während er sich, nicht weniger lasziv, über die Lippen leckt. Von diesen perlt der gelbliche Speichel in dicken Tropfen und sammelt sich auf den weißen Kacheln. Für einen Moment muss Donnie unweigerlich an eine ätzende Säure denken, die sich jeden Augenblick durch den Boden frisst, doch nichts dergleichen passiert. Auch Raph wendet ihm den Blick zu, funkelt ihn regelrecht wütend an. Der Rothaarige bleckt die Zähne und faucht ihm wild entgegen, als wollte er ihm klarmachen, dass Mikey ganz allein seine Beute ist und er sich nicht zu nähern hat. Auch von seinen Lippen topft der widerliche Speichel zu Boden und gibt dabei ein abstoßendes Klatschen von sich, bei dem sich Donnie fast der Magen umdreht. Aus wäre dieser ganze Anblick seiner drei verlorenen Brüder nicht schon schrecklich genug, entdeckt der Tüftler noch mehr. Die beiden Älteren scheinen es sehr genau mit der Weitergabe des Virus an ihren kleinen Bruder genommen zu haben. Donnie entdeckt jede Menge Kratzer auf Mikey´s Armen. Das Hemd des Jungen steht offen, die Knöpfe am Boden verteilt. Leos Hand streicht beinahe zärtlich über die Brust des Jüngeren, auf der Donnie ebenfalls Kratz- und Bissspuren erkennen kann. Raphaels Hände schlingen sich derweil um den Bauch des orangen Ninja und hinterlassen demonstrativ einen weiteren Kratzer, während er den Brünetten weiterhin wütend anfaucht. Michelangelo scheint jedoch, trotz der groben Behandlung, keinen Schmerz zu empfinden. Stattdessen windet er sich, mit fast schon lustverhangenen schwarzen Augen, in den Armen seiner Peiniger und lächelt geistlos. „Nein!“, kommt es einem Flüstern gleich von dem einzig Verbliebenen. „Was habt ihr eurem Bruder nur angetan?“, wirft er ihnen dann lauter und mit vorwurfsvoller Stimme entgegen. Wütend ballt er die Hände zu Fäusten und beginnt zu zittern. Er hat sie alle drei verloren! Er, er allein ist schuld, dass es Mikey auch erwischt hat! Er hätte wissen müssen, dass es diesen Wahnsinnigen gelingen würde, den Kleinen hinters Licht zu führen. Verzweifelt sinkt er auf die Knie, drückt sich die Hände gegen die Schläfen und versinkt in Schuldgefühlen. Dabei merkt er zuerst gar nicht, wie Leo und Raph ihren kleinen Bruder wieder freigeben und dann auf alle Viere gehen. Auch Mikey nimmt diese tierische Haltung ein und bewegt sich, geschmeidig wie eine Katze, auf den hochgewachsenen Jungen zu. Erst als die schwarzen Augen des Blonden in Donnies Sichtfeld auftauchen, bemerkt der Tüftler die Nähe seines Bruders. Erschrocken weicht der Brünette ein Stück zurück, bis er gegen den Türrahmen stößt. Mit weit aufgerissenen Augen sieht er, wie Leo und Raph langsam auf allen Vieren auf ihn zu kommen. Mikey hingegen beugt sich ganz dicht zu ihm hinüber und lächelt ihn sanft an. Eiskalt legen sich die Hände des Blonden auf Donnies Wangen und zwingen den Tüftler so, ihm in die Augen zu sehen. Der Stabkämpfer schluckt schwer. „Mikey, bitte nicht…“, versucht er es, ohne Erfolg. Lächelnd nähert sich der Nunchakuträger ihm, bis sich ihre Lippen fast berühren. Resignierend schließt Donnie die Augen, während heiße Tränen über seine Wangen kullern. „Gleich fühlst du dich besser…“, haucht ihm der Blonde mit seiner Alienstimme entgegen. „Ja…“, haucht Donnie zurück und lächelt, während sich seine Finger fester um die Spritze schließen. Nur Bruchteile bevor Mikey ihm den verhängnisvollen Kuss geben kann, reißt der Stabkämpfer die Augen wieder auf und rammt seinem Babybruder die Spritze direkt in die Halsschlagader. Erschrocken weicht der Junge zurück, doch der Antikörper verteilt sich bereits in seinem Blutkreislauf. Hilflos beginnt der Jüngere zu röcheln und presst die Hand auf die Stelle, an der eben noch die Nadel gesteckt hat. Tränen rinnen über seine Wangen und scheinen dabei das Schwarz aus seinen Augen zu waschen. Schließlich bricht der Chaosninja ohnmächtig zusammen. Donnie schmerzt es, dass so zu sehen, dennoch ist es voller Entschlossenheit. Die braucht er auch, denn kaum das Mikey zu Boden gegangen ist, stürmen Leo und Raph auf ihn zu. Die Leader erreicht ihn als Erster und wirft ihn grob auf den Rücken. Doch ehe er seine Zähne in Donnies Arm vergraben kann, drückt der Tüftler auch ihm die Nadel in den Hals. Getroffen taumelt Leo von ihm runter und hält sich würgend den Hals, ehe auch er zusammen bricht. Nun bleibt nur noch Raphael. Dieser hockt auf allen Vieren auf dem Boden und knurrt ihn unheilvoll an. Schwerlich rappelt sich der Stabkämpfer wieder auf und blickt ihn an. „Wenn du brav herkommst, versprech ich dir, es wird nicht weh tun…“, tönt der rote Ninja mit verzerrter Stimme. „Darauf fall ich nicht rein. Das sagst du immer, bevor du mir wehtust!“, wirft Donnie ihm vor. „Selber schuld!“, knurrt Raph zurück, ehe er auf ihn zu springt. Die Wucht seines Angriffs ist so heftig, dass Donatello gegen die Wang geworfen wird und ihm schwarz vor Augen wird. Die lebensrettende Spritze rutscht ihm dabei aus der Hand und kullert ein Stück über den gekachelten Boden. Raphael bleckt die Zähne und setzt sie an den Hals seines Bruders. Donnie kommt gerade so weit zu sich, um zu denken, dass jetzt alles verloren ist. Dass Raph ihn infizieren und das Selbe erneut mit seinen Brüdern machen wird. Und dann werden sie alle von der mutierten Wespe gefressen… Allerdings bleibt der Schmerz aus. Stattdessen fängt Raph hilflos an zu röcheln und entfernt sich schwankend von ihm. Kraftlos bricht er zusammen. Irritiert beobachtet Donnie das Ganze. Zuerst versteht er nicht, was passiert ist, dann entdeckt er Mikey neben sich. Schwer atmend umklammert der Kleinere die Spritze und blickt entsetzt zu dem Stabkämpfer auf. „Donnie? – Ist er…“, setzt der Junge an, während er panisch zu dem Rothaarigen hinüber sieht. Erleichtert lächelt Donnie ihm zu. „Nein! Sieh, er wacht schon wieder auf!“, beruhigt er den Blonden. Und tatsächlich erheben sich Leo und Raph langsam wieder. Erleichtert schließen sich die Vier in die Arme. Es ist endlich überstanden! Doch ihre Freude wert nur kurz. Erschrocken zucken sie zusammen, als hinter ihnen ein fast ohrenbetäubendes Summen ertönt. Kurz darauf nähert sich die frisch geschlüpfte Wespe durch das Labor. Bedrohlich baut sie sich in der Tür der Waschküche auf und sieht hungrig zu den Brüdern hinüber. Die Vier weichen hilflos ans Ende des Raumes zurück. Sie sind unbewaffnet und haben keine Möglichkeit sich gegen die Wespe zu wehren, zumal es in dem kleinen Raum auch nicht viel Platz zum Kämpfen gibt. Eng drängen sich die Jungs zusammen. Schützend stellt sich Raphael vor seine Brüder und funkelt der Wespe, wie er hofft, furchtlos entgegen. Innerlich stirbt er fast vor Angst, wegen seiner Insektenphobie. Doch wenn er dieses Ding bezwingen kann, wird er wohl nie wieder Angst vor so einem dämlichen Krabbeltier haben müssen! „Komm und hol mich doch, du Dreckvieh!“, wirft er der Mutantenwespe entgegen. Sie nimmt ihm beim Wort und tritt näher, die Kieferwerkzeuge weit geöffnet. Raphael spürt schon ihren heißen Atem auf seinem Gesicht und würde sich am liebsten übergeben. Doch ehe dieses Gefühl den Saikämpfer übermannt, explodiert der pralle Hinterleib der Wespe plötzlich in einer Fontäne aus gelblichem Glibber, der fast den ganzen Raum überzieht. Der vordere Teil der Wespe wird gegen die Wand, nur knapp über den Köpfen der Jungs, geworfen. Hilflos zappeln die Beine der sterbenden Wespe, aus deren Brust ein hölzerner Stock ragt. Wenige Augenblicke später haucht die Wespe auch den letzten Rest ihres Lebens aus und hängt dann schlaff von der Wand herab, wie eine makabere Jagdtrophäe. Irritiert starren die Brüder den Stock an, der ihnen irgendwie bekannt vorkommt. „Vielleicht könnt ihr mir ja erklären, was hier vorgefallen ist, während ihr diese Schweinerei wieder aufräumt!“, ertönt dann die Stimme ihres Senseis von der Tür aus. Die Brüder wenden erleichtert den Blick auf ihren Meister. Und zum ersten Mal, seit er sie adoptiert hat, hört Splinter keine Beschwerde, wenn er sie bittet, zu Putzen. Im Gegenteil. Die Jungs sind nie glücklicher darüber gewesen, einen Wischmopp in die Hand nehmen zu dürfen! Kapitel 23: Special 2: Mikey´s Nightwatcher ------------------------------------------- Langsam fährt Mikey seinen Van in die Garage. Die Kinder, für die er heute den Clown gespielt hat, waren echt schlimm. Er redet sich zwar immer wieder ein, dass es bloß kleine Kinder sind, die sich austoben wollen, doch es schockiert ihn jedes Mal aufs Neue, wie brutal und rücksichtslos sie doch mit anderen, insbesondere mit ihm, umgehen. Mit schmerzlich verzogenem Gesicht steigt er aus dem Wagen und wirft sein Kostüm achtlos in die nächste Ecke. Es ist mehr als traurig, dass er sich, als perfekt ausgebildeter Ninja, so erniedrigen muss, um Geld zu verdienen. Und dabei hatte er sich das Ganze so lustig vorgestellt. Ausnahmsweise ist Mikey auch gar nicht mal schuld, an seiner misslichen Lage. Er kann sich ganz allein bei seinem Anführer dafür bedanken. Während sie Leo fröhlich wie Tarzan, durch den Dschungel gehangelt hat, mussten seine Brüder ihr Bandana an den Nagel hängen und darauf warten, dass ihr Leader Erleuchtung findet und irgendwann zu ihnen zurückkommt. Gott sei Dank ist Leonardo endlich wieder bei ihnen und es ist nur noch eine Frage der Zeit, bis Splinter sie wieder nachts um die Häuser ziehen und böse Jungs verhauen lässt! Mikey juckt es regelrecht in den Fingern, sich wieder mal in ein bisschen Action zu stürzen. Allerdings lässt Splinter sie noch nicht wieder raus. Erst müssen sich die Brüder wieder einander annähern und neues Vertrauen zu einander aufbauen. Besonders Raph ist nicht gut auf Leo zu sprechen, weshalb es wohl noch eine ganze Weile dauern wird, bis sie wieder ein unschlagbares Team werden. Aber hey, das Ziel ist nahe! Von diesem Gedanken beseelt, kehrt Michelangelo ins Dojo zurück. Grüßend hebt er die Hand, während er sich Donnies Schreibtisch nähert. Sein Bruder ist hinter all den Monitoren, die ihn umgeben, kaum zu sehen, doch seine erschöpfte Stimme begrüßt den Jüngeren deutlich, selbst wenn sie gar nicht an ihn gerichtet ist. Sichtlich gestresst, zieht sich Donatello den Kopfhörer herunter und reibt sich die müden Augen. „Hey Donnie!“, ertönt Mikey´s fröhliche Stimme hinter ihm, ehe dem Tüftler der Duft von frischem Kaffee in die Nase steigt. Mit einem sanften Lächeln wendet sich der lila Ninja zu seinem kleinen Bruder um und nimmt ihm dankend die dampfende Tasse ab. „Hey Mikey, wie war´s?“, fragt der Brünette, obwohl er die Antwort nur zu gut kennt. Selbst wenn der Blonde ihm nicht antworten würde, würden ihn die vielen Schrammen und blauen Flecke an seinen Armen verraten. Vielsagend verdreht der Jüngere die Augen. „Die reinste Hölle, sag ich dir…“, entgegnet er schließlich. „Und wie lief es bei dir, Bro?“, fragt Mikey dann, obwohl er es sich genauso gut vorstellen kann, wie Donnie es sich beim ihm vorstellen konnte. Seufzend nimmt der Tüftler einen großen Schluck aus seiner Tasse und schließt einen Moment genüsslich die Augen. Donnies Idee, von einem telefonischen Computerservice, schien perfekt zu sein, doch die Leute, die ihn anrufen, sind echt der Hammer. Entweder sind es Leute, die so überhaupt keine Ahnung von dem Gerät haben, das sie als PC bezeichnen, oder es sind irgendwelche Perversen, die der festen Überzeugung sind, er würde hier eine Sexhotline betreiben und verlangen von ihm Dinge, die er nicht mal in seinen schlimmsten Alpträumen denken würde. „Wenn ich für jeden Anrufer, der wissen will, was ich an hab oder besser, was ich nicht an hab, einen Dollar bekommen würde, dann hätt ich in einer Stunde bei weitem mehr verdient, als die Prostituierten unten am Hafen…“, erläutert Donnie ihm schließlich, sichtlich unwohl in seiner Haut. Mitfühlend sieht der Kleinere ihn an. Dann beugt er sich hinunter und nimmt seinen Bruder tröstend in die Arme. Sanft schmiegt sich der Stabkämpfer an ihn und genießt einen Moment die beruhigende Nähe des Anderen. „Dir ist doch hoffentlich klar, dass Donnie noch keinen Familienrabatt eingeführt hat und du ordentlich blechen musst, wenn er jetzt noch die Beine für dich breit machen soll, Mikey!?“, tönt es auf einmal spöttisch hinter den beiden. Hochrot wenden sich die Brüder um. „Sieh nur, Dornröschen ist erwacht…“, kommt es genervt von Donnie, als er den Saikämpfer erblickt. „Ach ja? Immerhin könnte ich es mir leisten, dass er das tut. Was man von dir ja nicht behaupten kann, da du ja lieber den ganzen Tag pennst, als Arbeiten zu gehen!“, entgegnet Mikey seinem älteren Bruder harsch. „Selbst wenn ich nur halb so schwul wäre, wie du, würde ich mein Geld nicht für so einen dürren Nerd rauswerfen, nur um mir einen blasen zu lassen!“, kontert der Rothaarige frech. Eigentlich hat Raphael kein Problem damit, dass Mikey auf Männer steht. Er ist garantiert auch nicht der Ansicht, dass seine beiden Brüder irgendetwas miteinander anfangen könnten, erst recht, da Donnie eine Freundin hat. Er zieht Mikey nur liebend gern damit auf, erst recht, seit er weiß, dass Donnie obszöne Anrufe auf seiner Hotline kriegt. „Das ist ja widerlich!“, kommentiert der Brünette das Ganze und wendet sich wieder seinen Computern zu. Er hat genauso wenig ein Problem mit Mikey´s Orientierung, wie der Rest der Familie, doch was Raphael manchmal so loslässt, nur um Mikey zu ärgern, schlägt echt über die Strenge. Eigentlich haben die Brüder ein inniges Verhältnis zueinander, insbesondere Raph und Mikey. Aber seit Leo damals weggegangen ist, haben sie sich ständig nur gestritten. Es wird wohl noch einige Zeit brauchen, bis der Frieden zwischen ihnen wieder hergestellt ist. Aber Raphael hat sich mit seinem scheinbaren Nichtstun auch nicht gerade beliebt bei seinen beiden Brüdern gemacht, die den ganzen Tag hart arbeiten. Zudem verschwindet Raph Nacht für Nacht und keiner weiß, was er macht. Er redet auch nicht darüber und selbst Splinter konnte sein Geheimnis bisher nicht lüften. Leo findet diese Entwicklung auch nicht sonderlich lustig, weswegen er sich auch ständig mit Raph in den Haaren liegt, seit er wieder da ist. Sie haben sich zwar schon früher immer gern wegen jedem Mist gestritten, doch Raphaels Gewalttätigkeit ihm gegenüber nimmt langsam überhand. „So was würde ich von Donnie niemals verlangen und das weißt du auch! Immerhin ist er mein Bruder!“, versucht sich der Nunchakuträger hilflos zur Wehr zu setzten. Allerdings erntet er nur ein freches Grinsen von seinem Gegenüber, das wahrlich alles sagen könnte. Das Einzige, was es nicht zeigt, sind die eigentlich tiefen Gefühle, die der Rothaarige für seinen Bruder hegt. Als Mikey ihnen damals verkündet hat, dass er auf Jungs steht, schien es niemanden zu schocken. Fast so, als hätte seine Familie es schon immer gewusst. Allerdings hat sich Raphael innerlich ziemlich darüber gefreut, da er sich auf eine seltsame Weise zu ihm hingezogen fühlt, die weit über brüderliches Kuscheln hinaus geht. Gesagt hat er ihm das natürlich nie, zu groß war seine Angst, dass der Blonde ihn abweisen und für krank halten könnte, weil er solche Gedanken mit seinem eigenen Bruder hat. Stattdessen zieht er den Kleineren damit auf, um sich unnahbar zu zeigen und seine eigenen Gefühle in den Hintergrund zu drängen. Doch er weiß, dass Mikey ihn trotz alledem sehr gern hat – fragt sich nur, ob es auch mehr sein kann… „Sag mal, Raph. Stehst du eigentlich nur auf, um auf deinen Brüdern rumzuhacken? Und wenn dem so ist, kannst du das dann nicht wenigstens auf eine weniger abartige Weise tun?“, ertönt Leos Stimme hinter ihnen und befreit somit Mikey aus dieser aussichtslosen Diskussion. Mit angewidertem Blick wendet sich Raphael zu seinem einstigen Anführer um. „Kümmer dich um deinen eigenen Dreck, Dschungelprinzessin!“, knurrt er dem Schwarzhaarigen entgegen. Gekonnt ignoriert der Leader die Beleidigung. „Der einzige Dreck, um den ich mich ständig kümmern muss, bist du!“, kontert er harsch. „Na warte, du…!“ Mit erhobener Faust geht der Saikämpfer auf seinen älteren Bruder los. „Yameru!“, zerreißt die Stimme ihres Senseis die Situation plötzlich, bevor die Faust den Leader treffen kann. Wie eingefroren verharren die beiden Kontrahenten in ihrem Tun. „Raphael, wie oft hab ich dir schon gesagt, du sollst deine Brüder nicht ärgern?“, kommt es streng von Yoshi. „Aber Sensei, er…“, weiter kann er sich nicht erklären, da Splinter ihm seinen Stock über den Kopf zieht. Schmerzlich geht Raphael auf die Knie und reibt sich die pochende Stelle. Deutlich spürt er dabei das siegessichere Lächeln seines Bruders auf sich ruhen und würde es ihm am liebsten vom Gesicht reißen – doch nicht, solange Splinter in der Nähe ist – ist einfach gesünder. „Da gibt es kein ‚aber‘, mein Sohn! Lern endlich, dich unter Kontrolle zu bekommen! Wut ist eine lockende Gefährtin, widerstehe ihr!“, fordert der Meister schließlich. „Hai, Sensei…“, erwidert der rote Ninja und erhebt sich langsam. „Und ich weiß bei besten Willen nicht, was es da zu lachen gibt, Leonardo! Du bist kein Stück besser!“, entgegnet er dem Schwarzhaarigen. Der Schwertkämpfer zuckt merklich unter den Worten seines geliebten Meisters zusammen, hatte er doch nicht damit gerechnet, dass Splinter sein Lachen sehen könnte. „Verzeiht mir, Sensei…“, versucht er es kleinlaut, ehe auch ihn der Stock am Kopf trifft. „Ich habe dich weggeschickt, um ein besserer Anführer zu werden. Damit du lernst, solchen Konfrontationen aus dem Weg zu gehen und einen guten Einfluss auf deine Brüder ausübst. Muss ich jetzt wirklich feststellen, dass du diese Lektion noch immer nicht gelernt hast?“, hörbar schwingt Enttäuschung in der Stimme des Mannes mit. Demütig verbeugt sich Leonardo vor ihm. „Ich habe es sehr wohl gelernt, Sensei und es tut mir schrecklich leid, dass ihr dies mit ansehen musstet. Ich werde mich jetzt mehr zusammennehmen…“, versucht sich der Leader zu retten. Splinter mustert ihn eine ganze Weile. „Die Zeit war für uns alle nicht leicht, mein Sohn. Es ist schwer, nach so langer Zeit wieder zu einander zu finden, wenn man sich so auseinander gelebt hat, wie ihr. Doch ihr seid ein starkes Team. Ihr müsst euch blind vertrauen können, sonst ist das euer Ende! Also reißt euch zusammen!“, mahnt er sie alle, ehe er den Raum wieder verlässt. Stumm bleiben seine vier Schüler zurück und tauschen flüchtige, beinahe scheue, Blicke miteinander aus. Schließlich wendet Donatello sich wieder seinem Schreibtisch zu. Doch er beendet seine Arbeit nur und fährt die Rechner runter. Für Heute kann er keinen klaren Gedanken mehr fassen und das hat er nur Raphael zu verdanken. Die Bilder, die er jetzt dank ihm im Kopf hat, wird er so schnell wohl nicht mehr los. Mikey trollt sich derweilen in die Küche, um sich mit dem Abendessen zu befassen. Nur Raph und Leo verweilen noch einen Augenblick und mustern sich abschätzend. Nach ein paar Augenblicken wenden sie sich gleichzeitig von einander ab und verschwinden schweigend in verschiedene Richtungen. Eine Stunde später steht das Abendessen dann auf dem Tisch, doch die Stimmung ist noch immer etwas angespannt. Zumindest scheint Raphael immer noch angefressen zu sein. Finster mustert er Leonardo, der ihn mindestens genauso beleidigt, vom anderen Ende des Tisches, anstarrt. Allerdings versuchen sich die beiden noch zu beherrschen, da ihr Sensei auch am Tisch sitzt und sie keinen Lust auf noch mehr Kopfschmerzen haben. Größtenteils sitzen sie alle schweigend da und verfolgen beim Essen die Nachrichten in dem kleinen Fernseher auf dem Tresen. Etwas Besonderes gibt es jedoch nicht zu berichten, so scheint es. Dann schwenkt das Bild um, auf eine schemenhafte Gestalt, von der man nur mutmaßen kann, was sie darstellt. Das Bild stellt kein Foto da, vielmehr ist es eine Art Phantomzeichnung. Doch die Bildunterschrift sagt schon alles: Der Nightwatcher schlägt wieder zu! Als Mikey das sieht, schnappt er sich augenblicklich die Fernbedienung und dreht die Lautstärke auf. Mit großen Augen verfolgt der orange Ninja die Reportage und kann dabei kaum stillsitzen. Der Rest seiner Familie kann dies nur augenrollend verfolgen. Michelangelos überschwängliche Begeisterung für diesen selbsternannten dunklen Rächer grenzt schon ans Fanatische und bereitet den anderen sichtlich Sorge. „Wow, er ist so was von toll…“ Die Worte des Nunchakuträgers klingen, als kämen sie von einem Vorteenager, der schmachtend den Bericht über seinen allerliebsten Pop-Star verfolgt. Mit verträumtem Blick starrt der Junge in den Fernseher und scheint alles anderen um sich herum zu vergessen. „Mikey, er wird in der ganzen Stadt von der Polizei gesucht! Deine Schwärmereien sind vollkommen unangebracht…“, kommt es seufzend von Donatello, der sich die Fernbedienung angelt und die Lautstärke wieder auf ein gesundes Maß herunter regelt. „Ja, er ist wie Batman…“, erwidert Mikey den Kommentar seines älteren Bruders verträumt und ohne wirklichen Zusammenhang. Resignierend rollt Donnie mit den Augen und gibt es einfach nur auf. Zu oft hat er schon versucht, Mikey seine Gedanken auszureden, doch vergebens. Außerdem hat der Stabkämpfer keine Lust, Schuld am nächsten Streit zu sein, da Mikey bei diesem Thema ziemlich empfindlich reagiert. Aber nicht alle scheinen da der Ansicht des Tüftlers zu sein, da nun Leo die Stimme erhebt. „Wie kannst du nur für so jemanden schwärmen? Er ist nichts weiter, als ein gesetzloser Spinner, der angeberisch nach Aufmerksamkeit lechzt…“ „Wie kannst du nur so etwas sagen?“, kommt es entsetzt von dem Blonden. „Ja, du bist ein weit größerer Spinner, als er!“, entgegnet ihm auch Raph und schlägt sich dabei scheinbar auf Mikey´s Seite. Schweigend verfolgt Splinter die Diskussion. „Das ist doch gar nicht der Punkt, Raph! Es geht darum, dass sich Mikey nicht so jemandem zum Vorbild nehmen kann…“, versucht es der Leader erneut. „Und warum nicht?“, fragt der Jüngste. „Na weil er ein gesuchter Verbrecher ist, auch wenn er scheinbar Gutes tut. Immerhin kann man nicht ausschließen, dass er einige der Verbrechen selbst begangen hat…“, erklärt sich der Schwertkämpfer. „Jetzt aber mal halblang, Dschungelboy! Der Nightwatcher ist kein Verbrecher! Er hält nur die Stadt sauber, seit wir das nicht mehr können, weil du ja mit den Affen kuscheln musstest!“, kontert Raphael streng. Erfreut hört Mikey seinen Worten zu, da er denkt, in ihm einen Verbündeten zu finden. „Ich habe versucht, für euch, ein besserer Anführer zu werden!“, funkelt Leo seinem Bruder zu. Doch bevor die beiden Hitzköpfe einen erneuten Streit deswegen anzetteln können, starrt Mikey wieder völlig abwesend in den Fernseher. „Ich würde ihn so gern kennenlernen…“, schmachtet er, mit einem Schlafzimmerblick, der seines Gleichen sucht. „Schlag dir das gleich mal wieder aus dem Kopf, Mikey!“, mahnt Leonardo ihn wieder. „Warum?“, entgegnet ihm der Junge schmollend. „Du weißt doch gar nicht, was für ein Freak sich da in dieses Kostüm gezwängt hat! Er ist gewalttätig, gefährlich und was sonst noch alles! Und ich bin sicher, er möchte dich ganz sicher nicht kennenlernen…“, entmutigt der Leader seinen kleinen Bruder erneut. „Und wenn schon! Ich will ihm nur einmal in die Augen sehen und ihm sagen, was ich fühle!“, kontert der Blonde. Genervt fährt der Schwertkämpfer sich durch die Haare. „Wie kannst du nur in jemanden verliebt sein, den du weder kennst, noch dessen Gesicht du jemals gesehen hast?“ „Ich kann es eben!“, wirft der Kleinere ihm entgegen. Leo gibt auf. Die Leichtfertigkeit, mit der sein Bruder mit seinen Gefühlen um sich wirft, geht weit über sein Denken hinaus. Der Junge ist so naiv – das wird ihn nochmal umbringen. Doch der blaue Ninja will sich nicht auch noch mit Mikey streiten, so schweigt er jetzt lieber. Allerdings übernimmt Raph seine Rolle sogleich. „Mal angenommen, du schaffst es, ihn zu finden und redest mit ihm. Glaubst du denn ernsthaft, er erwidert deine Gefühle und wirft sich dir an den Hals?“, fragt der Saikämpfer hämisch. „Nein…“, kommt es fast schon traurig von dem Blonden. „Siehste! Selbst wenn er auf Kerle steht, was ich beim besten Willen bezweifle, wer sagt denn dann, dass er auf so einen Bengel, wie dich, steht?“, stichelt der Ältere weiter. Mikey sieht ihm mit großen feuchten Augen entgegen. „Ich…“, weiter bringt er nichts hervor. „Mach die Augen auf, Sunny-boy! Der legt dich schneller aufs Kreuz, als du bis drei zählen kannst und dann wirft er dich einfach in den Müll. Deine Gefühle scheren ihn einen Sch…“, setzt Raph an, um Mikey auch noch die letzte Hoffnung zu nehmen. „Raphael, jetzt reicht es aber wirklich!“, entgegnet Splinter ihm schließlich, um das Ganze zu beende, bevor es noch mehr ausartet. Die Gedanken seines jüngsten Sohnes bereiten ihm große Sorgen. Mikey ich so dermaßen leichtsinnig, wenn er Gefühle für jemanden entwickelt, dass er sprichwörtlich blind für alles andere ist. Schulterzuckend ergibt sich der Saikämpfer den Worten seines Meisters. Michelangelo hingegen ist am Boden. Er kann nicht begreifen, warum ihn nicht wenigstens einer von ihnen ermutigt. Haltlos kullern ihm heiße Tränen über die Wangen. „Du bist so was von gemein!“, brüllt er dem Rothaarigen entgegen, bevor er schluchzend in sein Zimmer rennt. Lautstark knallt er die Tür hinter sich zu und lässt die anderen am Tisch zurück. Seufzend blicken sie dem Nunchakuträger hinterher. Hoffentlich wird der Blonde bald zur Einsicht kommen und merken, wie sinnlos seine Gefühle doch sind. Schweigend beenden die restlichen Brüder mit ihrem Meister das Essen. Kaum erheben sie sich vom Tisch, entfernt sich Raph auch schon. „Ich bin dann mal weg…“, gibt er noch von sich, bevor er einfach verschwindet. Schwermütig blickt Splinter seinem Schüler hinterher. „Was tust du nur, Raphael?“, fragt er mehr zu sich selbst, ehe er Leonardo mit in sein Zimmer nimmt, um mit ihm über das Geschehene zu reden. Zwei Stunden später… Raphael hat schon lange das Haus verlassen und streift ruhelos durch die Nacht, als Michelangelo sich aus seinem Zimmer schleicht. ‚Ich werde es euch schon beweisen, ich finde den Nightwatcher!‘, geht es dem Jungen durch den Kopf, während er lautlos die Haustür hinter sich schließt. Seinem Sensei entgeht jedoch nicht, dass sich der Blonde davon stiehlt. Mit besorgtem Blick schüttelt er langsam den Kopf, als Mikey in der Nacht verschwindet. „Sei vorsichtig, mein Sohn…“, haucht er der Fensterscheibe zu, durch die er seinen jüngsten Spross davon eilen sieht. Tiefe Sorge liegt auf seinen Zügen. Michelangelo ist so leichtsinnig und scheint auch aus schlechten Erfahrungen nichts oder nur sehr schwer zu lernen. Und so empfindet der Nunchakuträger auch keinerlei Reue, als er sich heimlich davon macht. Im Gegenteil, er brennt geradezu darauf, diesem geheimnisvollen Krieger zu begegnen! Die Nacht ist ziemlich kalt, doch Mikey scheint es kaum wahrzunehmen. Sein Herz rast in erregender Erwartung und trotz der Kälte glühen seine Wangen in einem satten Rot und seine Augen leuchten so strahlend blau, wie er Ozean. Sein heißer Atem bildet dicke weiße Wolken vor seinem Gesicht und versperrt ihm kurzzeitig sogar die Sicht, doch er scheint auch dies nicht zu merken. Ein Lächeln, so voller Vorfreude und kindlicher Begeisterung, breitet sich auf seinen Zügen aus, das es ihn um Jahre jünger macht, obwohl er noch nicht einmal mit der Pubertät durch ist. Atemlos springt er auf ein Dach und erklimmt dort einen Sendemast. Wie ein kleiner Affe hangelt er sich daran empor. Mit einer Hand umklammert er die oberste Spitze, die andere hält er sich an die Stirn, als würde er versuchen, die Sonne damit abzuschirmen, die jetzt allerdings nicht scheint. Sein Anblick erinnert einen an einen Piraten, der in den Leinen hängt und nach Land Ausschau hält. Rastlos durchbohren seine blauen Augen das erschreckend helle Dunkel der pulsierenden Stadt, die sich unter ihm auftut. Mustern jedes Haus, Gebäude, Auto und jede Person, die unter ihm vorbei zieht. Allerdings wird der Nightwatcher garantiert nicht im Licht der nächtlichen Stadt unterwegs sein, das ist ihm mehr als klar. Daher wendet er seinen Blick höher und versucht im schemenlosen Dunkel der Dächer eine Bewegung auszumachen. Lange sieht er rein gar nichts. Dann ein ruckartiges Huschen auf einem Dach nebenan. Mit weit aufgerissenen Augen fixiert er die Stelle gebannt. Letztendlich handelt es sich aber nur um ein paar ruhelose Tauben. Seufzend stößt er die angehaltene Luft wieder aus und schiebt schmollend die Unterlippe vor. ‚Vielleicht ist es ihm heute Nacht ja zu kalt…‘, geht es dem Chaosninja schließlich durch den Kopf, während ihm selbst langsam ziemlich kalt wird. Ist aber auch kein Wunder, wenn man bei knapp über null Grad nur einen Kampfanzug und ein ärmelloses Shirt trägt. Unweigerlich fängt er an zu zittern. Er schlingt die Hände um seinen Oberkörper und reibt sich die frierenden Arme. „Es wäre wohl besser, wenn ich es für heute Nacht gut sein lasse, bevor ich mir noch den Tod hole…“, gibt er zähneklappernd von sich. Dann dreht er sich schlagartig um, weil er nicht weit entfernt ein Geräusch vernommen hat, das so gar nicht in das nächtliche Treiben passt. Es klang wie eine Eisenkette, die auf Stahl schlägt. Unbewusst gleiten seine Finger hinab und streichen, nahezu liebevoll, über die kurze Kette, die die hölzernen Teile seiner Nunchakus miteinander verbindet. Ja, er kann sich nicht irren. Dieses Geräusch ist für ihn so vertraut, wie der Anblick der aufgehenden Sonne. Still steht er da und konzentriert sich, in der Hoffnung noch ein Geräusch aufzufangen, das ihm einen Standpunkt verraten könnte. Für einen Moment schließt der Junge sogar die Augen, um sich nicht von der Umgebung ablenken zu lassen. Doch vergebens, er hört nur den Lärm der Straße unter sich. Frustriert öffnet er wieder die Augen und will sich auf den Heimweg machen. Langsam hangelt er sich an dem Sendemast hinab und versucht seine Enttäuschung zu verbergen. Seine Füße haben gerade den Boden berührt, da nimmt er eine Bewegung auf dem Dach nebenan wahr. Eigentlich glaubt er nicht, dass es irgendetwas Interessantes ist, dennoch schleicht er sich vorsichtig zum Dachvorsprung und späht auf das kleinere Nebengebäude. Und tatsächlich befindet sich dort eine Person auf dem Dach. Sie bewegt sich vorsichtig, geschickt, fast so, als wenn sie nicht gesehen werden will. Die Haltung seines unbekannten Gegenübers kommt Mikey wage bekannt vor. Wie sie sich umsieht, sich im Schatten versteckt… Der kleine Turtle ist sich sicher, dass diese Person genau weiß, was sie tut. Könnte es wohlmöglich ein Foot-Ninja sein? Doch die sind normalerweise nie allein unterwegs. Der blonde Junge strengt sich noch etwas mehr an und dann tritt die Person auf einmal in den Lichtkegel, den die Werbereklame auf Mikey´s Dach hinüber wirft. Als der orange Turtle erkennt, wen er da beobachtet, klappt ihm augenblicklich die Kiefer hinunter. Seine Augen werden noch größer, falls das überhaupt noch möglich ist und er hält für einen Moment die Luft an. ‚Der Nightwatcher…!‘, ist er einzige Gedanke, der in seinem Kopf zu schreien beginnt. Sein Äußeres ist für Mikey unverwechselbar. Überall würde er diesen mattschwarzen Motorradhelm erkennen, von den gepanzerten Bikerklamotten mal ganz zu schweigen! Schräg über die Schultern geworfen, trägt der dunkle Rächer eine lange Eisenkette, an deren Ende sich ein zylindrisches Gewicht befindet, ganz ähnlich wie an Mikey´s Kusarigama. Genau diese Kette muss vorhin irgendwo gegen geschlagen sein und so die Aufmerksamkeit des Jungen erweckt haben. Nicht im Stande, sich auch nur einen Millimeter zu bewegen, starrt Mikey zu dem Kostümierten hinüber. Er kann sein Glück kaum fassen. Er hat ihn tatsächlich gefunden! Trotz der gepanzerten Sachen, bewegt sich der Nightwatcher äußerst elegant, wie Mikey findet. Lautlos schreitet er auf das Ende des Daches zu und springt auf den erhöhten Vorsprung. Von dort aus blickt der dunkle Rächer über seine Stadt, wie der Nunchakuträger es schon tausend Mal in einem seiner Batman-Comics gesehen hat. Ein wohlig erregender Schauer läuft dem Kleineren über den Rücken und er kaut sich, gedankenverloren, auf der Unterlippe herum. Schmachtend himmelt er den Fremden an und kann den Blick nicht abwenden. Der Mann in Schwarz wirkt so kraftvoll und entschlossen und doch hat er etwas an sich, dass Mikey ein Gefühl von Sicherheit vermittelt. Langsam steigt der Nightwatcher wieder von dem Vorsprung herunter und entfernt sich dann von Michelangelo. Zielstrebig setzt er seinen Weg zur anderen Seite des Daches fort und scheint verschwinden zu wollen. Diese Tatsache trifft den kleinen Turtle wie ein Schlag. ‚Nein!‘, geht es ihm durch den Kopf. Schnell beeilt sich der junge Ninja und springt auf das andere Dach hinüber. „Hey! Warte!“, ruft er dem Unbekannten hinter her. Merklich zuckt der Angesprochene zusammen und wendet dem heraneilenden Jungen den Blick zu. Nur Bruchteile von Sekunden später setzt der Größere zur Flucht an. Enttäuschung macht sich wieder in dem Nunchakuträger breit, doch so schnell gibt er nicht auf. Er jagt dem dunklen Rächer über die Dächer hinter her. Innerlich verflucht sich der Schwarzgekleidete. Er hat doch tatsächlich nicht auf seine Umgebung geachtet und jetzt hat er den Salat – eine Tatsache, für die ihn sein Meister nur allzu gern strafen würde, wenn er jetzt hier wäre. Der blonde Junge, der ihm folgt, ist alles andere als langsam und jagt ihm hartnäckig nach. Die kräftige Statur und die gepanzerte Kleidung machen den Nightwatcher langsam – doch selbst ohne sie, wäre er nicht sonderlich schneller. Er hatte noch nie Mikey´s Ausdauer, doch vielleicht gelingt es ihm ja, den Jungen in einen Hinterhalt zu locken und ihn dann unschädlich zu machen? Von diesem Gedanken beseelt, hastet der Rächer weiter und überlegt sich dabei, wie er es anstellen könnte. Mikey hingegen holt immer weiter auf. Er war schon immer der Schnellste unter den vier Turtles und durch seine fast schon hyperaktive Art, hat er auch die beste Ausdauer von allen. Gerade als Mikey jedoch denkt, dass er ihn jeden Moment erwischen wird, verschwindet der dunkle Krieger hinter einer gewaltigen Klimaanlage, die einen Großteil des Daches einnimmt. Der Blonde denkt schon, dass der Nightwatcher jetzt in der Falle sitzt. Doch als er hinter das, laut rumpelnde, Gerät läuft, ist dort niemand. Irritiert blickt sich der Blonde um, doch keine Spur. Erneut macht sich Enttäuschung in ihm breit, war er doch so kurz davor, ihn zu erwischen. Resignierend seufzt der Junge und will sich schon zum Gehen umwenden. Doch bevor er die Drehung auch nur zur Hälfte ausgeführt hat, hört er ganz leise das Klirren von Kettengliedern. Alarmiert greift der orange Turtle nach seinen Nunchakus. Wie sich heraussteht, gerade noch rechtzeitig. Kaum, dass er die Waffe gehoben und gespannt hat, wickelt sich das zylindrische Gewicht, das sich am Kettenende des Nightwatchers befindet, darum. Der dunkle Rächer hat zweifelsohne auf seinen Kopf gezielt, um ihn außer Gefecht zu setzen, doch so leicht lässt sich Mikey nicht zu Boden werfen. Entschlossen und mit einem Funken Stolz in den Augen, den Angriff seines Gegenübers abgefangen zu haben, funkelt Mikey ihm entgegen. Der Nightwatcher steht auf der Klimaanlage und gibt sich scheinbar wenig beeindruckt. Der Blonde kann zwar sein Gesicht wegen dem Helm nicht sehen, dennoch hat er das Gefühl, dass er von ihm verspottet wird. „Warum verfolgst du mich, Kleiner?“, ertönt schließlich die raue, dunkle Stimme des Kostümierten. Unweigerlich jagt wieder ein erregter Schauer über Mikey´s Rücken. Die Stimme des Rächers ist einfach magisch und verführt den Jungen augenblicklich zu anregenden Fantasien. Verträumt blickt er zu ihm empor und verliert sich für einen Moment in seinen Gedanken. ‚Gott, was für ein Blick – sieht aus, als würde er sich mir gleich vor die Füße werfen…‘, geht es dem schwarzen Krieger durch den Kopf, während er den Jungen mustert. ‚Du hast echt nen Knall, Mikey…‘ Allerdings scheint der Junge so fasziniert zu sein, dass er ihm keine Antwort auf seine Frage gibt, was dem Watcher ziemlich auf die Nerven geht. Ruckartig zieht er die Kette straff, um den Kleineren zurück in die Wirklichkeit zu befördern. Überrascht stolpert Mikey nach vorn, kann sich, im letzten Augenblick, aber noch halten. Verwirrt wendet er den Blick wieder nach oben. „Ich hab dich was gefragt, Bengel!“, kommt es schroff von dem Mann in Schwarz. „Oh – ich – ich wollte dich einfach nur treffen. Ich bin ein riesen Fan von dir!“, überwindet sich der blonde Junge schließlich und schenkt ihm ein warmes Lächeln. Unter seinem Helm verdreht der Nightwatcher genervt die Augen. „Das hast du ja jetzt und nun lass diese Schulmädchenschwärmerei und geh wieder nach Hause, Junge! Ich bin sicher, du musst schon längst im Bett sein…“, erwidert er dem Kleineren mit tadelnder Stimme. Ehe Mikey darauf etwas antworten kann, zieht der dunkle Krieger kräftig an seiner Kette und reißt dem Jungen dabei sein Nunchaku aus der Hand. Geschickt fängt er die Waffe des Blonden auf und befreit sie von seiner Kette, ehe er die Kettenwaffe ihrem Besitzer zurück wirft. Geschickt fängt Mikey seine Waffe auf und sieht seinem Gegenüber dann trotzig entgegen. Wenig begeistert wendet sich der Watcher von ihm ab und setzt erneut dazu an, zu verschwinden. Doch er kommt noch nicht mal von der Klimaanlage runter, ehe der kleine Turtle ihn wieder anspricht. „Ich bin doch kein kleines Kind mehr! Und außerdem will ich dich richtig kennenlernen!“, empört er sich. ‚Gibt der den nie auf…‘, geht es dem Rächer durch den Kopf, eher er sich wieder zu ihm umdreht. „Es wäre weit aus gesünder für dich, wenn du das nicht tun würdest! Und jetzt lass mich endlich in Ruhe, oder ich werde andere Saiten aufziehen!“ Abschrecken lässt sich der Junge jedoch nicht. Er blickt ihm nur weiterhin trotzig entgegen. „Du machst mir keine Angst! Ich bin ein ausgebildeter Ninja!“, schmollt der Blonde. Innerlich schlägt sich der Nightwatcher mit der Hand gegen die Stirn. ‚Du bist ein bockiges kleines Kind, weiter nichts!‘, kommt es ihm in den Sinn, doch er spricht es nicht laut aus. „Ist mir doch egal, ich verschwinde!“, sagt er stattdessen und rennt davon. Schmollend schiebt der blonde Junge wieder die Unterlippe vor und folgt ihm dann. „Gott, Mikey! Lass es doch einfach! – Ich muss dir wohl wirklich eine Lektion erteilen…“, murmelt der Mann in Schwarz leise in seinen Helm hinein. Ruckartig wendet er sich um und wirft das Ende seiner Kette nach dem heran eilenden Jungen. Diesmal reagiert Michelangelo aber zu spät. Die Kette wickelt sich um seinen Körper und macht ihn bewegungsunfähig. Hart schlägt der Junge auf den Boden auf und versucht sich zu befreien. „Du hast es ja so gewollt, jetzt wirst du mich kennenlernen!“, tönt die Stimme des Watchers zu ihm hinüber. Grob packt er den Blonden am Kragen und zerrt ihn auf die Knie. Mit großen Augen blickt Mikey ihn an, doch er sieht nur sein eigenes Spiegelbild im Visier des Helms. Der Schwarzgekleidete ballt eine Faust und setzt zum Schlag an. Doch bevor diese ihn treffen kann, setzt der kleine Ninja wieder diesen Schlafzimmerblick auf. „Welche Farbe haben deine Augen?“, fragt er ihn, wobei seine Stimme kaum mehr als ein Hauchen ist. Irritiert lässt der Angesprochene die Faust sinken. „Ich wüsste nicht, was dich das angeht…“ „Sie sind bestimmt wundervoll…“, summt der Nunchakuträger verträumt. Einen Moment fehlen dem Rächer die Worte, doch dann fängt er sich wieder und schüttelt den Jungen kräftig durch. „Ich glaub, du hast dir mächtig den Kopf angestoßen, Kleiner!“, knurrt er ihn an. Mikey lächelt ihm allerdings nur verträumt entgegen. „Darf ich sie mal sehen?“, versucht der Junge es stattdessen. „Was denkst du dir eigentlich? Wenn ich sie dir zeigen würde, müsste ich dich töten…“ „Versuch es doch!“, erwidert der Blonde furchtlos. Schweigen breitet sich einen Augenblick zwischen ihnen aus, so als würde der Nightwatcher tatsächlich darüber nachdenken. Schließlich ballt er wieder die Faust und schlägt sie dem Jungen ins Gesicht. Ein dünner Faden Blut rinnt dem orangen Turtle übers Kinn, doch er lächelt immer noch. „So leicht werde ich es dir nicht machen. Wenn ich dich umbringe, dann wird es lang und qualvoll sein, damit ich meinen Spaß dabei hab und dir klar wird, was für einen hirnlosen Fehler du gemacht hast!“, kommt es mit dunkler Stimme vom Mann in Schwarz. „Noch irgendwelche letzten Wünsche?“ Versonnen lächelt der Kleinere ihm entgegen. „Das klingt bestimmt komisch, aber würdest du mich küssen?“, fragt Mikey voller Unschuld. Grob stößt der Nightwatcher ihn von sich. „Wenn ich das tun würde, dann würdest du mich auf Ewig hassen…“, erwidert er rau. Schwerlich rappelt sich der Junge wieder auf. „Das glaub ich nicht und außerdem ist ewig ja nicht lang, wenn du mich dann tötest…“ Seufzend lässt der Rächer die Schultern hängen. Er kann nicht abstreiten, dass der Junge recht hat. Doch eigentlich will er ihn ja nicht töten, sondern ihm nur Angst machen. Aber wenn er ihm so in die Augen sieht, beginnt seine abweisende Fassade langsam zu bröckeln und die Versuchung übermannt ihn. Unsanft packt er den Jungen wieder am Kragen und zieht ihm dann das Bandana zur Seite, damit er nichts mehr sehen kann. Trotz der Tatsache, dass Mikey es ausnutzen könnte, löst er die Kette und befreit den Blonden. Erwartungsvoll sitzt der Junge auf den Knien vor ihm. Ein leichter Rotschimmer hat sich auf seinen Wangen ausgebreitet und seine leicht geöffneten Lippen glänzen verführerisch im Schein einer Neoreklame. Langsam zieht sich der Watcher den Helm vom Kopf und mustert den Jungen vor sich. Schließlich wirft er alle Gedanken beiseite, die in seinem Kopf umher schwirren und nähert sich dem kleinen Turtle. Harsch nimmt er seine Lippen in Besitz, als wolle er ihm zeigen, wie dumm sein Wusch doch war. Mikey lässt sich aber auch davon nicht abschrecken und erwidert den Kuss unbeholfen. Langsam öffnet er den Mund, als der Größere grob danach fordert. Verloren hebt der blonde Junge die Hände und legt sie seinem Gegenüber in den Nacken. Doch das wird dem Rächer dann doch zu viel. Er windet sich aus der Umarmung und trennt sich von dem Turtle. Etwas verlassen bleibt der Kleinere zurück, während der Watcher seinen Helm wieder aufsetzt. „So, Schluss mit den Spielchen, Kleiner!“, harscht er ihn an und zerrt ihm das Bandana wieder herum. Mikey´s Wangen glühen jetzt noch mehr, als zu vor und sein Atem geht etwas angestrengt. Scheinbar hat ihm dieser Kuss gefallen, so grob er auch war. „Bitte, zeig mir dein Gesicht!“, fordert der Nunchakuträger nun haltlos. „Für einen Totgeweihten stellst du ganz schöne Forderungen!“, kommt es harsch zurück. „Dafür werde ich dir ja auch keine Gegenwehr bieten…“, erwidert der Kleine tonlos. „Dein Mut ist wahrlich bewundernswert. Doch wenn ich dir mein Gesicht zeige, wird deine Gegenwehr keine Grenzen mehr kennen und dein Hass wird alles sein, was dich zu Grunde richtet!“, mahnt der Rächer ihn. „Ich glaube, dass sollte ich selbst entscheiden…“ Das sanfte, unschuldige Lächeln, das der Nunchakuträger ihm schenkt, trifft ihn wie ein Schlag. Er kann einfach nicht verstehen, was der Bengel an ihm findet, was ihm einen Grund gibt, einfach alles aufzugeben. Doch er muss sich selbst eingestehen, dass ihn dieser Kuss nicht gerade kalt gelassen hat und er am liebsten noch weitermachen würde. Doch wenn der Junge sein Gesicht gesehen hat, kann er alles vergessen, was sich gerade in seinem Kopf formt. Tief atmet er durch und versucht sich auf die Reaktion des Blonden vorzubereiten. Dann streift er langsam seinen Helm ab und gibt sich zu erkennen. Mit großen Augen verfolgt der kleine Turtle das Ganze und traut seinen Sinnen kaum. Die Gestalt vor ihm ist so unverwechselbar, wie sonst wohlmöglich keine. Diese gelbgrünen Augen, so durchdringend und aufmüpfig. Die zottigen roten Haare, die das Feuer seines Temperaments wieder zu spiegeln scheinen. Das maskuline Gesicht, das dennoch so viel Sensibilität ausstrahlt, wenn sie gebraucht wird. Dies alles vereint nur eine Person auf dieser Welt so perfekt miteinander: sein Bruder Raphael! Sprachlos mustert der Chaosninja sein Gegenüber. „Ich werde dich natürlich nicht umbringen, aber hassen wirst du mich jetzt auf jeden Fall…“, kommt es fast schon traurig von dem Saikämpfer. Doch Mikey schenkt ihm wieder dieses sanfte Lächeln. „Nein, ich hasse dich kein bisschen. – Irgendwie hab ich mir immer gewünscht, dass du der Nightwatcher bist…“, haucht der Junge ihm zu. Jetzt versteht Raph gar nichts mehr. „Aber ich dachte, du bist in den Nightwatcher verliebt? Bist du denn jetzt nicht enttäuscht, dass das nichts wird?“, fragt er irritiert. „Nein, überhaupt nicht! Ich liebe ihn trotzdem noch, so wie ich dich schon immer geliebt hab…“, erwidert der Blonde. „Aber das ist doch was völlig anderes…“, versucht Raph seinem kleinen Bruder klar zu machen. Dieser lächelt nur wieder. „Für mich nicht…“ Ehe Raphael darauf antworten kann, hat Mikey den Abstand zwischen ihnen verschwinden lassen und legt nun vorsichtig seine Lippen auf die des Älteren. Im ersten Moment will Raph ihn von sich stoßen, da es so falsch ist. Erst recht, wenn er so bedenkt, wie unfair und gemein er den Kleineren immer aufgezogen hat. Doch dann erwachen die Gedanken in seinem Kopf wieder – Gedanken, die er schon eine ganze Weile von seinem Bruder hat. Gedanken, die er nie dachte, ausleben zu können. Doch nun stellt sich heraus, dass Mikey wohl ganz ähnliche Gedanken hat und bereit ist, sie mit ihm zu teilen. Mit einem zufriedenen Lächeln erwidert der rote Ninja schließlich den Kuss und zieht seinen Bruder in eine innige Umarmung, die so schnell kein Ende finden wird! Kapitel 24: Special 3: Chocolate Turtle --------------------------------------- Der Tag ist warm und angenehm. Dennoch zieht Donatello es vor, sich in sein, eher kühles, Labor zurück zu ziehen. Die Arbeit hat ihn heute einiges an Nerven gekostet. Allerdings freut es ihn sehr, jetzt schon zu Hause zu sein. Da heute das Buchungssystem umgestellt wird, hat die Bibliothek nur den halben Tag geöffnet und so ist es gerade mal Mittag, als er sich jetzt an seine Werkbank setzt. Die Ruhe um ihn herum ist geradezu gespenstisch. Splinter hat sich ein paar Tage an einen geheimen Ort begeben, um zu meditieren, daher sind die Jungs selbst für ihr Training zuständig. Meistens faulenzen sie dann aber eher und genießen die freie Zeit, ehe ihr Sensei mit neuem Elan wieder kehrt und sie besonders hart rannimmt. Raph und Leo kommen erst heute Abend von der Arbeit nach Hause, von daher wird kein sinnloser Streit der beiden, Donnies Denken unterbrechen. Ein nahezu erleichtertes Seufzen entkommt dem Tüftler, bei dem Gedanken daran. Die Zwei können so kindisch sein – streiten sich wegen nichts und wieder nichts, so kommt es dem Tüftler zumindest vor. Doch jetzt ist es still und niemand wird ihn stören. Mit einem zufriedenen Lächeln fährt Donnie seinen Laptop hoch und greift sich sein Werkzeug. Es gibt viel zu tun. Etliche Dinge warten schon eine ganze Weile darauf, repariert oder vollendet zu werden. Eines dieser Dinge ist Mikey´s Game Boy. Als der Stabkämpfer ihn zur Hand nimmt, trifft ihn die Erkenntnis wie ein Schlag ins Gesicht. Mit weit aufgerissenen Augen starrt er das kleine Gerät an. Er hat Mikey völlig vergessen! Wenn es jemanden gibt, der seine Konzentration so sehr auf die Probe stellt, dann ist es der Nunchakuträger. Keiner treibt ihn so schnell in den Wahnsinn und sieht dabei noch so unschuldig aus, wie er. Angestrengt reibt sich der Brünette mit der Hand übers Gesicht und blickt zur Wanduhr empor. Ein Funken Erleichterung macht sich dann doch in ihm breit, als er feststellt, dass sein kleiner Bruder erst in frühestens zwei Stunden aus der Schule kommen wird. Also besteht noch Hoffnung, dass er ein bisschen was schafft, bis der hyperaktive Junge um ihn herum schwänzelt und es geradezu unmöglich macht, einen klaren Gedanken zu fassen – besonders, wenn sonst niemand da ist, dem er auf die Nerven fallen kann. Auf dem Desktop des tragbaren PCs leuchtet eine kleine grüne Schildkröte auf. Tapsig begibt sie sich in die Mitte des Bildschirms und stellt sich mühevoll auf die Hinterbeine. Dann zieht sie einen Pizzakarton hinter ihrem Rücken hervor und öffnet ihn lächelnd. Auf der dampfenden Pizza darin, liegt ein violetter Briefumschlag mit einer blinkenden grünen Ziffer darauf. Die kleine Schildkröte öffnet den Mund und eine Sprechblase steigt daraus hervor. ‚Turtle-letters from the sewers!‘, erscheint in der Blase, gefolgt von einem kleinen Gongschlag aus den Lautsprechern. Donnie rollt mit seinem Stuhl rüber zum Laptop, schnappt sich die Maus und schiebt ihren Pfeil auf den Briefumschlag. Nach kurzem Klicken öffnet sich das Postfach und listet die angekommenen Mails auf. Der hochgewachsene Ninja überfliegt die Absender und deren Betreffzeilen ohne große Begeisterung. Nichts Wichtiges, zumindest jetzt nicht. Daher minimiert er das Fenster, um sich später darum zu kümmern, wenn seine Brüder ihn eh wieder am Weiterkommen hindern. Kaum ist das Fenster auf der Taskleiste verschwunden, schnappt sich die kleine Schildkröte die Pizza und schlingt sie in einem Stück hinunter. Unweigerlich muss Donatello da an seinen kleinen Bruder Mikey denken, der seine Pizza fast genauso sehr hinunterschlingt. Kaum ist die Pizza in der kleinen Schildköte verschwunden, wirft sie den leeren Karton achtlos zur Seite. Er löst sich einfach auf, als wäre er nie dagewesen. Dann streckt die Schildkröte eine Faust in die Luft und lächelt ihm schelmisch zu. Eine neue Sprechblase presst sich durch ihren Mund. ‚Turtle Power!‘, verkündet sie nun begeistert. Schließlich lässt sie sich wieder auf alle Viere nieder und trottet aus dem Bildschirm heraus. Kaum das sie verschwunden ist, schiebt Donnie die Maus auf eine Datei und öffnet sie. Das Programm, das sich jetzt auf dem Bildschirm aufbaut, sieht mehr als kompliziert aus. Es beinhaltet jede Menge Zeichnungen, Skizzen, Notizen und Schaltpläne von so gut wie allem, was er schon mal repariert oder gebaut hat. Er weiß ganz genau, dass es nicht das erste Mal ist, dass Mikey seinen geliebten Game Boy geschrottet hat. Daher scrollt er die einzelnen Seiten hinunter, bis er bei dem Bauplan des Gerätes angelangt. Kurz überfliegt er die bisherigen Schäden und vergrößert sich dann den Schaltplan. Er angelt sich sein Feinmechanikerwerkzeug und das Spielgerät und verteilt alles vor dem Laptop. Ehe er jedoch auch nur eine Schraube am Gehäuse entfernt, öffnet er die oberste Schublade an der Seite der Werkbank. Im Gegensatz zu allen anderen Schubladen in seinem Labor, ist diese erschreckend leer. Hier finden sich lediglich ein paar Taschentücher, ein USB-Stick, Ohrenstöpsel und das Allerwichtigste im ganzen Labor: eine Tafel Schokolade. Genau diese schnappt er sich jetzt und legt sie neben den Laptop. Schnell reißt er die Folie auf und bricht sich eines der Stücke heraus. Gedankenverloren betrachtet er das dunkelbraune Quadrat in seinen Fingern. Schwach strömt ihm der herbsüße Duft entgegen. Als Donnie sich das Stück auf die Zunge legt und es dort langsam zu schmelzen beginnt, vergisst er alles um sich herum. Sein Geist ist frei von allen Sorgen, die seine Brüder ihm ständig bereiten, er vergisst sogar die hoffnungslosen Versuche April für sich zu gewinnen. Der weiche, zartschmelzende Geschmack auf seiner Zunge öffnet all seine Sinne. Manch anderer benutzt Traubenzucker, um besser denken zu können – Donnie hingegen schafft das mit Schokolade weit besser. Man könnte fast meinen, dass er süchtig nach dem braunen Stoff ist. Ohne eine Tafel dieser Glücklichmacher gelingt ihm einfach nichts richtig. Dann ist er nervös und zappelig, unkonzentriert und denkt an so viele Dinge gleichzeitig, dass nichts mehr funktioniert. Doch zum Glück findet sich im Haus immer irgendwo Schokolade und so steht einer gelungenen Arbeit nichts im Weg. Voller Tatendrang schnappt sich der Stabkämpfer ein weiteres Stück, lutscht versonnen darauf herum, während er vorsichtig das Gehäuse des Game Boys abschraubt. Hoch konzentriert und mit dem zart-herben Schokoladengeschmack auf der Zunge, kämpft sich der Tüftler tapfer weiter fort. So dauert es auch nicht lange, bis er den Fehler findet und das geliebte Spielzeug seines kleinen Babybruders wieder zum Laufen bringt. Mit einem zufriedenen Lächeln schraubt er das Gehäuse wieder zusammen und schnappt sich ein weiteres Stück der süßen Belohnung. Einen Moment lehnt er sich in seinem Stuhl zurück, schließt die Augen und genießt einfach nur. Er hat es sich verdient, wie er findet. Und Mikey´s Freude wird noch mal eine zusätzliche Belohnung für ihn sein. Nachdem das Stück geschmolzen ist, widmet er sich dem nächsten Patienten und dem nächsten süßen Begleiter. So macht er eine ganze Weile weiter, bis er schließlich vor einem kniffligen Problem steht. Seine neuste Erfindung bereitet ihm schon seit geraumer Zeit Sorgen. Der vollautomatische Trainingsroboter, den er entworfen hat, ist nahezu perfekt und wird ihr Training um einiges verbessern. Metalhead, wie er das Kerlchen getauft hat, beherrscht alle Kampftechniken des Foot-Clans und noch etliche weitere Kampfstile. Er passt sich seinem Gegner automatisch an und trifft eigenständig Entscheidungen für Angriff und Verteidigung. Zudem ist er lernfähig. Alles in allem der perfekte Kämpfer, gäbe es da nicht ein Problem. Da er zum Großteil aus Metall besteht, ist er ziemlich plump – ein lautloser Angriff aus dem Hinterhalt förmlich unmöglich. Dazu kommt sein erhebliches Gewicht, was ihn, trotz spezieller Verstärkungen, einfach zu langsam macht. Was nutzt einem schon das Beherrschen sämtlicher Kampftechniken, wenn man zu schwerfällig ist, um sie rechtzeitig anzuwenden? Seufzend mümmelt Donnie an seiner Schokolade herum und versucht eine Lösung zu finden. Immer und immer wieder studiert er seine Aufzeichnungen, verfolgt jeden Schaltkreis bis zu seinem Ursprung zurück, justiert alle möglichen Dinge nach, doch vergebens. Die Zeit vergeht, die Ideen gehen ihm langsam aus und sein Ziel rückt immer weiter in die Ferne. Ganz hinten in seinem überanstrengten Kopf spürt er einen dumpfen Schmerz aufkeimen, der ihn allmehlig dazu zwingt, eine Pause einzulegen. Frustriert wirft er seinen Schraubendreher auf die Werkbank und streicht sich grummelnd ein paar verirrte Strähnen aus der Stirn. Durch seine Hektik hat sich sein Bandana fast völlig aus seinen Haaren gelöst und erfüllt nur noch spärlich seine momentane Aufgabe als Haarband. Erschöpft zieht er den lila Stoff heraus und entwirrt den Knoten. Dann wirft er es, genauso frustriert wie seinen Schraubendreher, auf die Werkbank. Der Schmerz in seinem Kopf breitet sich weiter aus und lässt seine Augen brennen. Mit einem schwerlichen Stöhnen lehnt er sich wieder in seinem Stuhl zurück und schließt die Augen. Der Tüftler versucht vergebens das Pochen in seiner Stirn und das Rauschen in seinen Ohren zu ignorieren. Mit geschlossenen Augen greift er neben die Werkbank nach seiner Wasserflasche. Die kühle Flüssigkeit auf seiner Kehle verschafft ihm zumindest etwas Linderung. Während er so in seiner Arbeit vertieft ist, vergisst er nur allzu leicht, regelmäßig eine Pause zu machen, um wenigstens etwas zu Trinken. Nicht selten ist er dann so dehydriert, dass ihm fast der Kopf platzt. Wäre der Schmerz nicht, würde er wohl völlig vergessen seinen Körper ausreichend zu versorgen. Scherzhaft haben seine Brüder deswegen schon oft zu ihm gesagt, dass er wohl der einzige Mensch auf der Welt wäre, der mit einem Schraubendreher in der Hand verhungern würde, während ein voller Teller Essen neben ihm steht. Und er kann nicht mal abstreiten, dass das wirklich passieren könnte, so eingenommen, wie er mit seiner Arbeit ist. Es ist ja nicht so, dass er Hunger oder Durst absichtlich ignorieren würde, er spürt sie gar nicht erst, wenn er sich so angestrengt konzentriert. Zumindest bis sein Körper so abgeschlafft ist, dass er Kopfschmerzen bekommt, die ihn dann auf die Knie zwingen. Langsam stellt er die Flasche wieder auf den Boden und greift blind auf die Werkbank, um sich ein neues Stück Schokolade zu angeln, das ihn aufmuntern und diesen verfluchten Schmerz vertreiben wird. Doch seine Finger greifen immer wieder ins Leere. Irritiert öffnet er die Augen und versucht heraus zu finden, wo sich seine Schokolade versteckt hat. Alles, was er allerdings findet, ist die leere Folie. Ein paar feine Krümelchen sind alles, was noch übrig ist. Ungläubig zieht er die Silberfolie zu sich heran und starrt sie, eine gefühlte Ewigkeit, einfach nur an, so als könnte er nicht begreifen, dass die Schokolade alle ist. Eine neue Welle Schmerz jagt durch seinen Kopf. Hilflos krümmt er sich unter ihr zusammen und versucht Ruhe zu bewahren. Als der Schmerz sich auf ein halbwegs erträgliches Maß abgesenkt hat, greift er wütend nach der leeren Folie und knüllt sie, mit einem leisen Knurren, zusammen. Dies löst aber nur eine neue Schmerzwelle aus. Zitternd wartet er, bis sie nachlässt und wirft die Folie dann kraftlos in den Eimer neben seiner Werkbank. Schwankend erhebt er sich und tappst zur Tür. Völlig untypisch, muss er sich am Geländer festhalten, als er die Kellertreppe hinaufsteigt. In diesem Moment muss er sich tragischer Weise eingestehen, dass er es wohl etwas übertrieben hat. Viel hat er zwar noch nicht gemacht, doch der Stress der letzten Zeit und auf der Arbeit haben ihn wohl mehr mitgenommen, als er es für möglich gehalten hat. Am oberen Treppenabsatz angekommen, hält er einen Moment inne und wartet kurz, bis eine erneute Schmerzwelle über ihn hinweg gezogen ist. Angestrengt holt er Luft und klammert sich krampfhaft am Geländer fest. Als es vorbei ist, drückt er langsam die Kellertür auf und betritt das Dojo. Der ungewohnt stille Anblick des Raumes hält ihn einen Augenblick gefangen. Ein neues Stechen weckt jedoch die Erinnerung, warum er diesen unschönen Aufstieg überhaupt gewagt hat. Vorsichtig tastet er sich an der Wand entlang zur Küche. Dort angekommen, reißt der Brünette den Vorratsschrank auf. Nahe an der Verzweiflung durchwühlt er die einzelnen Bretter, aber findet nichts. Ungläubig starrt er den überlaufenden Schrank an. Was ist hier nur los? Sonst strotzt der Schrank geradezu vor Süßigkeiten. Das tut er auch jetzt, doch keine Spur von Schokolade. Keine Schokoriegel, M&M´s, Schokokekse oder dergleichen. Sichtlich enttäuscht knallt der Tüftler die Tür wieder zu und funkelt den Schrank dann finster an, als wäre dieser ganz allein schuld an Donnies tragischer Lage. Hoffnungsvoll wendet sich der Stabkämpfer dann dem Kühlschrank zu. Auch hier wird man von Nahrungsmitteln gerade zu erschlagen, doch Donatello kommt gar nicht erst auf die Idee, sich irgendetwas anderes zu Essen zu suchen. Allerdings sieht es schokotechnisch im Kühlgerät genauso mau aus, wie im Schrank. Verwundert legt der hochgewachsene Turtle die Stirn in Falten. Sonst finden sich hier immer irgendwelche schokierten Dinge oder zumindest Kakao. Und selbst die Tiefkühltruhe enttäuscht ihn. Sie quillt zwar fast über vor Pizza und Eis, doch keine Spur von Schokolade. Bleibt ihm nur noch, sich selbst einen Kakao anzurühren. Als er die Dose mit dem Pulver von der Arbeitsplatte nimmt, stimmt ihn ihr geringes Gewicht schon traurig. Ein Blick hinein bestätigt seine Vermutung – leer. „Hat sich jetzt das ganze Haus gegen mich verschworen…?“, grummelt er in die verlassene Küche hinein. Er begreift einfach nicht, wie es hier nirgendwo Schokolade geben kann. Der lila Ninja kann sich beim besten Willen auch nicht daran erinnern, dass so etwas zu vor jemals passiert ist. Angestrengt denkt er nach, wo er noch etwas von dieser süßen Sünde finden kann. Raph, Leo und Splinter kann er dabei schon mal ausschließen. Die sind keine sonderlichen Fans von Süßkram. Bleibt nur noch Mikey. Der bunkert, wie ein Hamster bei Weltuntergang, einfach alles, was süß ist. Mit einem komischen Gefühl betritt er das Zimmer seines kleinen Bruders. Das Chaos, das darin vorherrscht, überrascht den Stabkämpfer aber wenig. Stattdessen kommt er sich wie ein Dieb vor und das behagt ihm überhaupt nicht. Nichts desto trotz schluckt er dieses unschöne Gefühl hinunter und beginnt mit seiner Suche. Schnell wird er fündig. Sonderlich versteckt sind die Sachen aber auch nicht, da Mikey normalerweise keine Angst haben muss, dass ihm einer seiner Brüder etwas wegnehmen will. Es ist ein wahres Schlaraffenland, nur keine Spur von Schokolade! Unfassbar! Resignierend lässt der Turtle die Schultern hängen. „Das kann doch nicht wahr sein…“, jammert er, während er das Zimmer wieder verlässt. Völlig fertig und mit höllischen Kopfschmerzen trollt er sich wieder in sein Labor hinunter. Einfach zum nächsten Supermarkt zu gehen und sich selbst was zu kaufen, kommt ihm nicht in den Sinn, zu sehr wird sein Denken von den Kopfschmerzen beherrscht. Kraftlos lässt sich der Tüftler stattdessen auf die zerschlissene Couch fallen und versucht das Pochen in seinem Geist zu verdrängen. Sein Versuch, sich auszuruhen hält jedoch nur kurz an. Eine warme Brise streicht ihm übers Gesicht und lässt ihn verwundert zum Garagentor blicken. Es steht offen, doch Donnie kann sich nicht erinnern, es geöffnet zu haben. Im Gegenteil, er wollte es eher vermeiden es zu öffnen, da er die kühle Frische hier unten nicht durch die Wärme von Draußen ersetzen wollte. Soll das dann etwa bedeuten, dass jemand hier unbemerkt eingedrungen ist? Eigentlich so gut wie unmöglich. Das Tor lässt sich von außen nur mit einer Fernbedienung öffnen. Also kann es nur einer seiner Brüder gewesen sein, der das Tor geöffnet hat. Ein Blick auf die Wanduhr verrät ihm, dass Mikey mittlerweile aus der Schule zurück sein müsste. Sofort kommt ihm in den Sinn, dass sein kleiner Bruder wieder irgendwelchen Unfug angerichtet und bei seiner Flucht wahrscheinlich vergessen hat, das Tor wieder zu schließen. Angefressen seufzt der Brünette und erhebt sich, um das Tor zu schließen. Dann wirft er prüfend einen Blick durch sein Labor und versucht herauszufinden, was der Nunchakuträger angerichtet hat. Zuerst fällt ihm jedoch nichts auf. Unweigerlich beschleicht ihn ein Gefühl, wie in einem Horrorfilm, indem irgendwelche Geister Türen öffnen und Stühle verrücken. Und tatsächlich steht sein Stuhl nicht mehr da, wo er ihn vorhin stehen gelassen hat. Nervös schluckt er und nähert sich seiner Werkbank. Dabei fällt ihm dann auf, dass der Bildschirm seines Laptops von etwas verdeckt wird. Misstrauisch betrachtet er es. Auf der Tastatur steht eine rechteckige Schachtel in lila Geschenkpapier eingewickelt. Darum schlingt sich ein oranges Geschenkband. Wieder muss er an seinen kleinen Bruder denken. Alle Geschenke, die Mikey ihm je gemacht hat, waren in lila Papier eingewickelt und mit orangem Band umwickelt. Er schlussfolgert daraus, dass es tatsächlich Mikey gewesen sein muss, der das Tor offen gelassen hat. Ein kleines Schmunzeln legt sich auf seine Züge. Dann fällt ihm auf, dass unter das Geschenkband ein kleiner Zettel geklemmt ist. Vorsichtig nimmt er die Schachtel von seinem PC und fummelt das Papierstück heraus. Es handelt sich um eine kleine Karte, auf der Donnie sofort Mikey´s kindlich ausladende Handschrift erkennen kann. ‚Hey Bro! Kopf hoch, du schaffst das! Gute Besserung! Mikey‘ Unter dem kurzen Text hat der Blonde eine lila Schildkröte gemalt, die mit einem Lappen auf der Stirn im Bett liegt. Eine kleinere, orange Schildkröte steht, mit einem besorgten Gesichtsausdruck, am Fußende und beobachtet die andere. Zuerst versteht Donnie nicht, was sein Babybruder ihm damit sagen will. Gute Besserung? ‚Ich bin doch gar nicht krank…‘, geht es dem Tüftler durch den Kopf, ehe ein stechender Schmerz seinen Geist durchbricht. Sichtlich zuckt er zusammen. ‚Vielleicht ja doch…‘ Vorsichtig wendet er sich um und tapst langsam, mit der Schachtel, zurück zur Couch. Mit leicht zittrigen Fingern entfernt er das Band und dann das Papier. Als er die Schachtel öffnet, muss er wieder schmunzeln. Sie ist angefüllt mit kleinen Schoko-Turtles. „Oh Mikey…“, haucht er leise. „Gefällt es dir?“, reißt ihn auf einmal die Stimme des Blonden aus den Gedanken. Erschrocken zuckt der Tüftler zusammen und wendet ihm den Blick zu. Mit großen Augen blickt sein Bruder zu ihm hinüber und scheint gespannt auf eine Antwort zu warten. Nach dem ersten Schock, setzt Donnie jetzt wieder ein Lächeln auf. „Ja, sehr sogar!“, entgegnet er ihm. Strahlend hüpft Mikey zu ihm hinüber und lässt sich neben ihm auf die Couch fallen. Geschickt pickt sich der Junge eines der Schoko-Turtles aus der Schachtel und legt es sich auf die Zunge. Sanft legt der Blonde die Hand auf Donnies Wange, damit dieser ihm ins Gesicht sieht. Ehe der Tüftler etwas sagen kann, verschließt Mikey ihm die Lippen mit den seinigen. Etwas überrascht geht der Größere auf den Kuss ein. Kurz darauf gleitet die warme Zunge des orangen Ninjas über seine Lippen. Nach einem Augenblick wird ihm Einlass gewehrt. Nur Sekunden später breitet sich der herrlich süße Geschmack von Schokolade in Donnies Mund aus. Begeistert vertieft der Tüftler den Kuss und sammelt jeden noch so kleinen Rest der Schokolade in Mikey´s Mund ein. Schließlich trennen sich die zwei wieder voneinander. Mit glühenden Wangen blicken sie einander an. „Geht es deinem Kopf jetzt besser?“, fragt der Kleinere hoffnungsvoll. „Viel besser!“, erwidert der Stabkämpfer schmunzelnd. Michelangelo freut sich sichtlich darüber und möchte seinen großen Bruder gern in den Arm nehmen, doch Donnie weist ihn ab. Etwas geknickt blickt der Blonde ihm entgegen. Stattdessen angelt sich der Brünette einen Schoko-Turtle aus der Schachtel und schiebt ihn sich in den Mund. „Aber ich glaub, es geht noch viel besser…“, nuschelt er mit vollem Mund. Er zieht den Blonden wieder zu sich und verführt ihn zu einem neuen Schokokuss. Freudig geht der Kleine darauf ein. Alle Schmerzen und alle Sorgen sind in diesem Moment für Donnie niemals dagewesen. Das einzige, was jetzt zählt, ist Schokolade und die süße Wärme seines kleinen Retters! Kapitel 25: Special 4: Playboy ------------------------------ Langsam schlurft der blonde Junge die Straße entlang. Seine Schultasche schleift er ungeachtet über den Boden hinter sich her. Gibt es etwas, das einen mehr fertig machen kann, als Schule? Mikey ist nicht der Ansicht, wenngleich er als Ninja wesentlich mehr zu leisten hat. Schule ist einfach mal endlos langweilig. Also kein Vergleich zum aufregenden Leben eines Kriegers! Gähnend erreicht er das schmiedeeiserne Gartentor, das ihn noch von der Couch und seinen heißgeliebten Comics trennt. Geistesabwesend blickt er in den Postkasten, nachdem er das Tor hinter sich geschlossen hat. Er glaubt nicht, Post zu finden, da Splinter sie bestimmt schon reingeholt hat. Doch der Blick in den Kasten ist so eine Art Ritual, das er jeden Tag macht, wenn er nach Hause kommt. Überrascht stellt der Nunchakuträger fest, dass noch niemand die Post geholt hat. Verwundert legt er die Stirn in Falten. Dann fällt ihm ein, dass sein Sensei heute früh das Haus verlassen hat, noch ehe Mikey sich auf den Weg zur Schule gemacht hat. Er wollte irgendetwas erledigen, dem Blonden fällt aber nicht mehr ein, was. Doch er scheint noch nicht wieder da zu sein. Schulterzuckend greift er in den Kasten und holt den Stapel heraus. Lässig wirft sich der orange Ninja seine Schultasche über die Schulter und schmökert durch die Post, während er zum Haus hinauf läuft. Wie sich Michelangelo schon gedacht hat, ist nichts Interessantes dabei. Rechnungen und Werbung, das Übliche. Das einzig halbwegs Interessante ist das neue Shuriken-Magazin. Hierbei handelt es sich um eine Zeitschrift, die sich ausschließlich mit Ninjas und ihrer Kampfkunst beschäftigt. Dabei bringt sie sowohl traditionelle Berichte, als auch moderne. Schon häufig standen die Turtles dabei im Vordergrund. Splinter hat unzählige Berichte daraus aufgehoben und einige Bilder sogar gerahmt. Nicht selten waren die Vier deswegen schon bei Fotoshootings oder wurden interviewt. Allerdings kann sich Mikey nicht erinnern, wann sie das letzte Mal Besuch vom Shuriken hatten. Der Blonde vermutet, dass es daher auch gar nichts Spannendes in der Zeitschrift zu sehen geben wird, aber durchblättern kann er sie ja trotzdem mal. Vielleicht steht ja ein Bericht über Chris Bradford drin? Allein schon bei dem Gedanken läuft Mikey ein wohliger Schauer über den Rücken. Der Typ ist einfach nur klasse! Mit einem verschmilzten Lächeln öffnet der Kleine die Haustür und wirft seine Schultasche in die nächste Ecke. Den Rest der Post legt er achtlos auf den niedrigen Tisch vor der Couch, bevor er sich auf eben diese fallen lässt. Erwartungsvoll schlägt er das Heft auf und überfliegt die Inhaltsangabe. Frustriert stellt er jedoch fest, dass nichts über sein Idol drinsteht. Schmollend schiebt er die Unterlippe vor und will das Heft schon bei Seite legen, da fällt sein Blick auf ein Interview. Überrascht stellt der Blonde fest, dass es eines mit seinem Bruder Raphael ist. Ein freches Lächeln schleicht sich auf seine Züge. Wenn Raph eines nicht leiden kann, dann sind es diese neugierigen, aufdringlichen Leute, die solche Interviews schreiben und Fotos machen. „Das könnte ja doch noch interessant werden…“, verkündet der kleine Turtle dem leeren Haus. Schnell blättert er auf Seite zwanzig. Etwas enttäuscht überfliegt er das Interview. Nichts, was er nicht schon wusste. Die Fragen sind so allgemein gehalten, das man sie auch einem Fleischer hätte stellen können… Lieblingsfarbe, Lieblingsessen, Größe, Gewicht, Augen- und Haarfarbe, bevorzugter Kampfstil, Lieblingswaffe, Charaktereigenschaften und eine Beschreibung seines bisherigen Lebenswegs – total lahm. Seufzend liest Mikey aber, dass auf den nächsten zehn Seiten eine Bildergalerie zu sehen sein soll. Dies hellt seine Stimmung wieder etwas auf. Raph lässt sich echt sehr ungern fotografieren. Er hasst es total, sich in irgendwelche gekünstelten Posen zu werfen, die so gar nicht zu ihm passen, oder gar irgendetwas anzuziehen, was ihm widerstrebt. Unweigerlich fängt Michelangelo an zu lachen, als ihm einfällt, was für ein Theater Raphael bei ihrem letzten gemeinsamen Fotoshooting gemacht und sich dabei aufs Übelste mit dem Fotografen angelegt hat. Schmunzelnd blättert der Junge um. Doch was er da sieht, entspricht so gar nicht den gekünstelten Bildern, die er sonst in diesen Zeitschriften sieht. Die meisten Bilder zeigen Raphael tatsächlich in typischen Kampfposen mit und ohne seine Sais. Selbst die Gesichtsausdrücke seines Bruders sprechen für dessen Zustimmung. Ausnahmsweise schien sich Raph wohl mal gut bei diesem Shooting zu fühlen. Vielleicht ja, weil seine Brüder nicht dabei waren, um über ihn zu lachen… Diese Tatsache frustriert Mikey jedoch wieder, hatte er sich doch so sehr auf den angepissten Blick seines Bruders gefreut. Von daher verspricht sich der orange Turtle auch nicht mehr viel von dem letzten Bild. Träge blättert er um und erstarrt plötzlich in seinem Tun. Das letzte Bild ist völlig anders, als die anderen. Es nimmt die gesamte Seite ein. Auf dem Bild steht Raphael vor einer Hantelbank. Dieser Anblick ist doch noch ziemlich typisch für den Rothaarigen und wohlmöglich auch für die Aufnahme. Aber die Art und Weise, wie Raph sich dort präsentiert, lässt Mikey doch ziemlich daran zweifeln, dass dieses Bild für so eine Zeitschrift geeignet ist. Es kommt ihm eher vor, als hätte er den Playgirl in der Hand. Der Nunchakuträger schluckt leicht und betrachtet das Bild genauer. Sein älterer Bruder trägt nichts weiter als sein Bandana und eine erschütternd enge, rote Shorts, die einem beim besten Willen keinen Platz mehr für Fantasie lässt. Dennoch formen sich in Mikey´s Kopf ganz unweigerlich welche, die dort absolut nicht hingehören. Die Ausleuchtung auf dem Bild ist perfekt. Das Spiel aus Licht und Schatten auf dem durchtrainierten Körper verdeutlicht hervorragend die Kraft, mit der sich Raphael so gern brüstet. Die leicht gebräunte Haut ist von feinen, glänzenden Tröpfchen überzogen, was dem Betrachter wohl vorgaukeln soll, dass der Saikämpfer sein Training gerade erst beendet hat. Dies wird nur noch deutlicher durch einen zart roten Schimmer auf seinen Wangen und einem ganz speziellen Glanz in seinen stechenden, gelbgrünen Augen. Seine roten Haare sind ganz zerzaust und auch hier sieht man feine Tröpfchen glänzen. Ein Handtuch hängt ihm über die Schultern, deren beider Enden er lässig mit den Händen umklammert. Keck lächelt er in die Kamera, als wolle er seinen Betrachter zu einem kleinen Kampf auffordern. Sein Anblick verströmt dabei auch noch das Gefühl, dass er diesen Kampf auf jeden Fall gewinnen würde, egal wie lange er jetzt auch trainiert haben mag. Der Anblick seines Bruders weckt seltsame Gefühle in dem Jüngeren. Er hat den Saikämpfer zwar schon tausend Mal beim Training beobachtet und ihn auch schon unzählige Male in Unterwäsche gesehen, doch das hier ist völlig anders. Raph würde wahrscheinlich nie auf den Gedanken kommen, in Shorts Hanteln zu stemmen und schon gar nicht in so engen. Und am allerwenigstens würde er sich dabei fotografieren lassen. Mikey würde zu gern den Menschen kennenlernen, der diese Aufnahme machen durfte. Je länger er das Bild anstarrt, desto komischer fühlt er sich und doch kann er den Blick nicht abwenden. Sonst hat Michelangelo solche Gefühle nur gehabt, wenn er Fotos von Bradford gesehen hat, der sich gern mal etwas freizügiger präsentiert. Es hat Mikey schon früh klargemacht, dass er sich eher zu Männern hingezogen fühlt. Doch das ist sein Bruder, den er da so anstarrt! Verlegen kaut er auf seiner Unterlippe herum. Nicht zum ersten Mal hat Mikey komische Gedanken mit seinem Bruder, was ihm langsam Sorge bereitet, da es wohl kaum irgendwo hinführen wird. Sein Herz rast und schlägt so heftig gegen seine Brust, dass er das Gefühl hat, kaum noch Luft zu bekommen. Er öffnet den Mund und atmet angestrengt. Seine Wangen glühen und ihm wird furchtbar heiß. Doch anstatt das Heft einfach beiseite zu legen und sich wieder zu beruhigen, starrt er das Bild weiterhin wie gebannt an. Gedankenverloren gleiten Mikey´s Finger über die Hochglanzseite, ziehen die Konturen seines Bruders nach, jeden Muskel, jede Narbe, jede Strähne. Der Kleine stellt sich unweigerlich vor, wie sich die Haut unter seinen Fingern anfühlen könnte – so erhitzt, fest und feucht. Wieder beißt er sich auf die Unterlippe und gibt ein leises Seufzen von sich. Langsam legt er das Heft neben sich auf die Polster und lässt seine Finger wieder darüber gleiten. Seine andere Hand scheint sich derweilen unbemerkt zu verselbstständigen. Mit verträumtem Blick mustert der orange Ninja das Bild, während seine Hand zielstrebig zu seinem Reißverschluss hinab gleitet. Zitternd fummeln seine Finger den Hosenknopf auf. Sein Herz schlägt ihm jetzt bis zum Hals und er kann sein Blut in den Ohren rauschen hören. Lasziv gleitet seine Zunge über seine trocknen Lippen, während er angestrengt den heißen Atem ausstößt. Als sich die scharfen Metallzähne des Reißverschlusses öffnen, ist es wie ein Segen. Mikey gibt ein erleichtertes Seufzen von sich. Beinahe ungeduldig schiebt der blonde Junge seine, immer enger werdende, Shorts zur Seite und befreit somit seine pochende Erregung. Tief hinten in seinem Kopf kann Mikey nicht glauben, was er hier in Begriff ist, zu tun, doch seine Gedanken sind so vernebelt, dass er seine Zweifel gar nicht mehr wahrnimmt. Ungeniert umfassen seine Finger die erhitzte Haut, beginnen zu reiben und Druck auszuüben. Halblaut ertönt sein Keuchen in dem verlassenen Dojo, während er gefesselt auf das Bild seines Bruders starrt. Beinahe grob gleiten seine Finger weiter über die Hochglanzaufnahme und zerknittern dabei unbemerkt die Seite. „Raph…“, haucht er dem Bild keuchend zu. Seine Bewegungen werden schneller, ungestümer und sein Keuchen immer lauter. Stöhnend legt er den Kopf in den Nacken, blendet alles um sich herum aus. „Raph…“, schnurrt er wieder. Er schließt die Augen und bereitet sich auf seinen Absprung vor. Dabei merkt der kleinen Turtle gar nicht, wie sich die Haustür öffnet. Erschöpft von der Arbeit, betritt Raphael das Dojo. Erstarrt bleibt er allerdings nach wenigen Schritten stehen und betrachtet mit offenem Mund, was sich vor ihm abspielt. Der Rothaarige hat noch nie erlebt, dass Mikey so etwas tut. Er war sogar immer der Ansicht, dass es seinem kleinen Bruder zu wider wäre, weil er nie über so etwas sprechen wollte, obwohl es doch wohl völlig normal ist, so was zu tun. Doch es jetzt zu sehen, erstaunt den Älteren doch sehr. Erst recht, weil der Junge da so ungeniert auf der Couch hockt, wo ihn jederzeit jeder sehen könnte. Ein breites Grinsen legt sich auf Raph´s Züge und er tritt vorsichtig näher heran. Allerdings scheint sein kleiner Bruder so beschäftigt zu sein, dass es dem roten Ninja sogar gelingt, sich direkt vor ihn zu stellen. Nun kann Raphael auch sehen, dass Mikey sich wohl von einem Bild in so einem dämlichen Hochglanzmagazin hat hinreißen lassen. Allerdings kann der Größere nicht erkennen, wessen Bild seinen Bruder zu seiner schamlosen Tat verleitet. Doch irgendwie kann sich Raphael gut vorstellen, wer es ist. ‚Ist ganz sicher dieser widerliche Bradford, für den er so schwärmt – Dabei sollte ich der Einzige sein, der ihm solche Geräusche entlockt…‘, geht es ihm durch den Kopf, obwohl seine Gedanken völlig unlogisch sind, wenn man bedenkt, dass Mikey ja sein Bruder ist. Dennoch hat Raph schon lange das Gefühl, dass zwischen ihnen eine ganz besondere Schwingung vorhanden ist und Raph wartet nur darauf, sie endlich ans Tageslicht zu holen. ‚Er sieht echt heiß aus, wie er da so sitzt…‘ Schamlos lässt er seinen Blick über Mikey´s Körper wandern und würde ihm nur zu gern zur Hand gehen. Dann gleiten die Finger des Jungen von dem Bild hinunter. „Raph…“, keucht Michelangelo ahnungslos weiter, während dem Angesprochenen alle Gesichtszüge entgleiten. Der rote Ninja ist sich nicht ganz sicher, was er davon halten soll. Dieses Bild! Dann kommt ihm eine prima Idee. „Sag mal, hast du sie noch alle?“, faucht er seinen Bruder unvermittelt an. Sichtlich schreckt Mikey unter den scharfen Worten zusammen und registriert erst jetzt, dass er nicht mehr allein ist. Mit weit aufgerissenen Augen starrt er zu seinem Bruder empor, der direkt vor ihn steht und ist nicht im Stande irgendetwas zu tun. Wutschnaubend schnappt sich der Saikämpfer das Heft mit seinem Bild darin und wedelt damit vor Mikey´s Nase herum. „Wie pervers bist du eigentlich? Ich bin dein verfluchter Bruder und du holst dir hier einen runter, während du mein Bild an sabberst!?“ Heftig fängt Michelangelo an zu zittern und ringt nach einer Antwort. Hilflos schnappt er sich eines der Couchkissen und presst es sich in den Schoß. „Ich – es ist nicht so, wie es aussieht…“, versucht er sich zu verteidigen, doch es ist nicht zu übersehen, dass er lügt. Dass sieht auch Raphael. „Du bist so dermaßen widerlich, dass ich es kaum in Worte fassen kann!“, entgegnet er dem verstörten Jungen. Diese Worte treffen den Kleineren schwer, hängt er doch so sehr an seinem älteren Bruder. Geknickt wendet der Blonden den Blick ab und schlägt die Augen nieder. Seine Wangen glühen, doch jetzt nicht vor Erregung, sondern vor Scham. Seine Unterlippe beginnt zu zittern und er steht nur noch Sekunden davor, in Tränen auszubrechen. Was hat er sich dabei bloß gedacht? Mikey weiß es nicht, doch er weiß, dass er diesmal wohl nicht so leicht davon kommen wird. Schweigend hört der Junge das wütende Knurren seines Gegenübers, das ihm nur noch mehr das Herz zerreißt. Raph hingegen findet Gefallen daran, seinem kleinen Bruder Schuldgefühle einzureden. Es gehört alles zu seinem perfiden Plan! Die Tatsache, dass Mikey aber kurz davor steht, deswegen zu weinen, behagt Raphael nicht so sehr. Daher führt er seine Strafpredigt schnell fort. „Ich muss dir wohl mal ein paar Manieren beibringen!“, wirft er dem Blonden noch an den Kopf, bevor er ihn grob am Kragen packt. Erschrocken zuckt der Nunchakuträger zusammen und versucht sich zu wehren. Doch er hat keine Chance gegen den Stärkeren. Stattdessen zieht Raph ihn schmerzlich auf die Füße. „Nein, bitte – es tut mir leid…“, beginnt der Jüngere verzweifelt zu wimmern. Doch seine Worte stoßen auf taube Ohren. „Das kannst du sonst wem erzählen, aber ganz sicher nicht mir, Freundchen!“, knurrt der Rothaarige zurück und zerrt den wehrlosen Jungen hinter sich her. Hilflos versucht sich Mikey wieder zu befreien, doch Raphael hat ihn so fest im Griff, dass er fast keine Luft mehr kriegt. „Warte, bitte – ich…“, versucht der Blonde es erneut. Doch noch ehe er sich überlegen kann, wie er den Satz beenden soll, stößt der Saikämpfer schwungvoll die Tür zum Badezimmer auf. Laut kracht sie gegen die gekachelte Wand und macht Mikey unweigerlich den Ernst seiner Lage klar. „Dein Gejammer kannst du dir für jemanden aufheben, den es auch interessiert! Ich hab endgültig die Schnauze voll von deinem Scheiß!“, brüllt der Ältere ihm entgegen. Mikey zittert am ganzen Körper und kann seine Tränen nicht mehr länger zurück halten. Laut fängt er an zu schluchzen, doch Raph kümmert es kein bisschen. Innerlich allerdings schon, doch das zeigt er seinem Bruder nicht. Dafür reißt er nun die Glastür der ebenerdigen Dusche auf und stößt den Jungen grob in die geräumige Nasszelle. Hart stürzt Michelangelo auf den Boden und schlägt sich den Kopf an der Wand an. Mit schmerzverzerrtem Gesicht blickt er ängstlich zu seinem Bruder auf, der schnaubend, wie ein Stier, in dem Durchgang steht. „Ich muss dir deine Unanständigkeiten wohl mal ordentlich auswaschen, damit du es dir merkst!“, verkündet der rote Ninja streng, bevor er den Wasserhahn aufdreht. Noch ehe Mikey etwas erwidern kann, ergießt sich eiskaltes Wasser aus der Regenwaldbrause auf ihn hernieder. Der Junge gibt ein erschrockenes Quieken von sich. Es dauert nur Sekunden, bis er völlig durchnässt ist. Seine Kleider saugen sich augenblicklich mit dem eisigen Wasser voll und lassen ihn wieder heftig zittern. Mit einem durchtriebenen Grinsen auf den Lippen beobachtet Raphael seinen hilflosen Bruder. „Raph, bitte, ich kann das erklären…“, beginnt der Kleine und versucht den Wasserhahn zu zudrehen. Der Größere kommt ihm aber zu vor und schlägt seine Hand beiseite. „Wag es ja nicht! Du kommst hier erst wieder raus, wenn ich mit dir fertig bin!“, mahnt er sein Gegenüber. Ängstlich blickt der Junge zu ihm auf und drückt sich in die hinterste Ecke der Dusche. Diesmal scheint er es mehr als übertrieben zu haben. So wütend hat er seinen aufbrausenden Bruder noch nie erlebt. Mikey macht sich ernsthaft Gedanken, ob das jetzt das Ende ist. Schwer schluckt er und weint noch heftiger, doch der andere lässt sich davon nicht erweichen. Stattdessen streift sich Raph seine Schuhe ab und tritt dann zu ihm in die Dusche. Als seine nackten Füße in das kalte Wasser treten, zuckt er allerdings überrascht zusammen. „Scheiße, ist das kalt!“, flucht er, während er eine angenehmere Temperatur einstellt. Schluchzend beobachtet Mikey ihn dabei, doch er wagt es nicht, einen Ton von sich zu geben. Langsam erwärmt sich das Wasser und zaubert ein zufriedeneres Lächeln auf die Züge des Rothaarigen. Es scheint ihn dabei gar nicht zu stören, dass seine Klamotten jetzt ebenfalls total nass sind. Viel mehr packt er Mikey am Arm und zerrt ihn aus der Ecke heraus. Kraftlos versucht der Kleinere sich zu wehren, doch es gelingt ihm nicht. Raph drückt ihn grob auf den gefliesten Boden und fixiert ihn dort. „Was hast du vor?“, fragt der Blonde ihn mit bebender Stimme. Der Größere blickt ihm nur fest in die Augen. Sein Blick verrät nichts, ist vollkommen ausdruckslos und dies macht Mikey nur noch mehr Angst. Geschickt schnappt sich Raph die Hände des Liegenden und fixiert sie, mit einer Hand, über dessen Kopf. Mit der anderen Hand gleitet er unter das durchnässte Hemd des Jungen und streicht über die feuchte, warme Haut. Langsam beugt er sich vor und setzt seine Zähen an den Hals des Jungen. Merklich zuckt dieser unter ihm zusammen. Er versucht sich zu befreien, doch Raph hält ihn, wie in einem Schraubstock. Mikey weiß beim besten Willen nicht, was sein Bruder hier vor hat und irgendwie will er das auch gar nicht erfahren. „Raph, hör auf!“, befiehlt er ihm daher kraftlos. „Das kannst du vergessen! Irgendwann musst du es ja lernen und außer mir darf dich keiner so anfassen!“, knurrt er ihm, mit tiefer Stimme, ins Ohr. Mikey ist völlig verwirrt. Was meint Raph nur damit? Doch ehe er ihn fragen kann, spürt Michelangelo, wie sich die Zähne des Dominanteren in seinen Hals bohren. Der Blonde stößt einen Schmerzlaut aus und versucht sich frei zu strampeln. Doch auf den nassen Fliesen findet er keinen Halt. Etwas umständlich schiebt Raphael ihm das durchtränkte Hemd hoch und versenkt seine Zähne in seiner rechten Brust. Gequält keucht Mikey unter ihm auf und wimmert um Gnade, doch Raph hört ihn nicht. Mit seiner freien Hand öffnet der Saikämpfer sich die Hose. Als das erledigt ist, zerrt er seinem wehrlosen Bruder die Hose von Leib und wirft sie ungeachtet in die Ecke der Dusche. Mit einem schrecklich endgültigen Klatschen landet sie auf den Fliesen. „Nein, bitte, ich hab´s kapiert, ehrlich…“, jammert Mikey weiter und versucht sich wieder zu befreien. „Du kapierst es nie, also gib es endlich auf und halt still!“, kommt er knurrend von dem Saikämpfer. Doch damit gibt sich der Kleine nicht zufrieden. „Dann erklär es mit doch endlich!“, fordert er, überraschend harsch ein. Abschätzend mustert Raphael seinen Bruder, ehe er sich wieder zu ihm hinunter beugt und ihm fest in die Augen sieht. „Was glaubst du denn, warum ich so ein Bild von mir hab machen lassen?“, fragt er schließlich, während er langsam die Hände seines Bruders frei gibt. Dennoch verweilt er bedrohlich über ihm. Der orange Ninja scheint nachzudenken, doch er kommt auf keine Lösung. Verloren erwidert er den Blick des Größeren vorsichtig. „Ganz sicher nicht, weil ich es so toll finde, mich so zu präsentieren! Ich wollte, dass du es siehst und hatte gehofft, dir genau so eine Reaktion zu entlocken. Ich bin dir nicht böse, wegen dem, was du gemacht hast. Ich wollte dir nur Angst machen, damit du mich nicht abweisen kannst…“, erklärt sich der rote Turtle. Fassungslos lauscht der Liegende den Worten und kann es einfach nicht glauben. „Warum?“, entgegnet Mikey ihm leise, fast traurig. Raphael zögert einen Moment und beißt sich auf die Unterlippe, dann wendet er sich ihm wieder zu. „Ich konnte es einfach nicht mehr ertragen, wie du diesen verdammten Bradford den ganzen Tag anhimmelst. Diese Fantasien, die du wegen ihm hast, obwohl er so ein Arschloch ist. Er würde dein Begehren niemals erwidern und wenn doch, dann nur für eine gute PR…“ Raph ringt sichtlich nach Beherrschung. „Ich würde dich niemals fallen lassen, nur weil eine Beziehung meinem Ruf schaden könnte und benutzen würde ich dich auch nie, nur um ihn zu verbessern. – Du bist mir das Wichtigste auf der Welt und…“, vollenden kann er seinen Satz aber nicht mehr. Mikey legt ihm einen Finger auf die Lippen und bringt ihn zum Schweigen. Der Kleine schenkt ihm sogar ein kleines Lächeln, welches Raphael mehr als verwirrt. „Ja, er ist ein Arschloch, das weiß ich. Aber nur weil ich Fantasien habe, heißt das noch lange nicht, dass ich mit ihm zusammen sein möchte. – Du bist auch ein Arschloch und ja, ich hab auch Fantasien mit dir. Aber dich würde ich gegen niemanden auf der Welt eintauschen wollen, egal wie mies du zu mir bist!“, entgegnet Mikey ihm sanft. Raph versteht gar nichts mehr. „Willst du damit sagen, dass du mir nicht böse deswegen bist?“, fragt er ungläubig. Mikey wird leicht rot. „Ja – solang du mir wirklich nicht böse bist, wegen dem, was ich im Wohnzimmer gemacht hab…“, hoffnungsvoll blickt er zu dem Älteren auf. „Wie könnte ich denn? Du sahst doch so heiß dabei aus!“, grinst Raph ihm entgegen. Der Nunchakuträger wird noch einen Schlag röter um die Nase, doch er weicht seinem Blick nicht aus. „Dann sind wir ja Quitt!“, verkündet er stattdessen fröhlich und zieht den Älteren zu sich hinunter. Grinsend geht der Rothaarige darauf ein und macht sich wieder an seinem Hals zu schaffen. Mikey legt ihm die Hände in den Nacken und fährt mit den Fingern durch seine nassen Haare. Kurz darauf spürt er, wie der Saikämpfer seine Erregung gegen die seinige drückt und die Hand darum schließt. Seufzend ergibt sich der Jüngere dem Gefühl. Jetzt, da sie beide damit einverstanden sind, ist es auch keine Qual mehr und Mikey hat auch keinen Grund mehr zur Angst. Im Gegenteil, er gibt sich seinem Partner vollkommen hin. Als es endet, liegen sie erschöpft nebeneinander, während das warme Wasser noch immer auf sie nieder regnet. Zufrieden lächelnd blicken sie einander an. „Ich glaub, jetzt haben wir wirklich einen Grund zum Duschen“, kommt es müde von Mikey. Grinsend baut sich Raphael über ihm auf. „Ich kann dir noch einen geben!“, erwidert er, während seine Hände über Mikey´s Brust gleiten. „Da bin ich ja mal gespannt!“, kommt es frech von dem Liegenden, während er den anderen erneut zu sich zieht… Kapitel 26: Special 5: Leaders darkest dream...? ------------------------------------------------ Eine Woche nach Kapitel 7… Es ist dunkel, stockdunkel, um ihn herum. Sein Kopf dröhnt heftig und er kann sich beim besten Willen nicht mehr erinnern, was passiert ist. Der Versuch, es sich ins Gedächtnis zu rufen, jagt nur eine neue Welle stechenden Schmerz durch seinen überforderten Geist. Angestrengt stößt er den Atem aus und gibt es auf, sich weiter Gedanken um etwas zu machen, das ihm eh nicht einfallen wird. Er sollte sich lieber überlegen, wie er hier wieder wegkommt – wo auch immer ‚hier‘ ist. Er versucht, sich zu bewegen, doch es gelingt ihm nicht wirklich. Erst jetzt merkt er, dass seine Hände gefesselt sind und das Ende des Stricks irgendwo über ihm befestigt sein muss, wohlmöglich an einem Balken an der Decke? Seine Arme sind schon ganz kalt und gefühllos. Als er seine Finger etwas bewegt, jagt ein stechendes Kribbeln hindurch. Der Strick um seine Handgelenke ist so fest, dass das Seil seine Haut einschneidet. All das macht ihm klar, dass er hier schon eine ganze Weile hängen muss. Seine Beine sind eingeschlafen und kribbeln genauso wie seine Arme, als er sie jetzt versucht zu bewegen. Doch er merkt, dass sich unter seinen Knien ein kalter Steinboden erstreckt. Er lauscht in die kalte Stille hinein, um festzustellen, ob er hier ganz allein ist. Kein Geräusch dringt an seine Ohren, außer seinem eigenen pfeifenden Atem und sein wummernder Herzschlag, der laut in seinen Ohren pocht. Er versucht, in sich hinein zu hören, sein Zentrum zu finden, um auszumachen, ob sich noch jemand anderes hier befindet. Die einzige Aura, die er allerdings wahrnehmen kann, ist seine eigene. Noch ist er sich nicht ganz sicher, ob das gut oder schlecht für ihn ist. Er entscheidet, dass es im Moment wohl eher gut ist, allein zu sein, um sich seiner Situation bewusst zu werden und sich zu überlegen, wie er hier rauskommen kann. Wer weiß schon, wer ihn hier gefangen hält? Vorsichtig versucht er auf die Füße zu kommen, damit er seine Arme etwas entlasten kann. Doch sie brechen augenblicklich unter um weg. Hart schlägt er mit den Knien auf den kalten Stein auf. Unter dem Schmerz zuckt er sichtlich zusammen und auf einmal wird ihm etwas klar: Er ist nackt! Nein, ganz so schlimm ist es dann doch nicht. Als er sich wieder konzentriert, merkt er, dass er zumindest eine Shorts trägt und ein Shirt, doch der Rest ist weg! Jetzt merkt er auch, wie kalt es hier ist. Unweigerlich beginnt er zu zittern. Unbehagen breitet sich immer mehr in ihm aus und er denkt verzweifelt nach, wie er hier entkommen kann. Allerdings fällt ihm nicht wirklich etwas ein, solang er kein Gefühl in seinen Beinen hat. Vergebens versucht er erneut aufzustehen, doch er schlägt nur wieder hart mit den Knien auf. Leise schimpft er in sich hinein und fragt sich erneut, wie, ausgerechnet er, in so eine Lage kommen konnte. Schmerzlich wird ihm, nicht zum ersten Mal, bewusst, dass er noch viel zu lernen hat, bevor er ein perfekter Anführer für seine Brüder sein kann. Moment mal! Seine Brüder?! Panisch versucht er sich wieder zu erinnern, was passiert ist. Vergebens. Sind seine Brüder auch hier? Irgendwo von ihm getrennt? Ist ihre Mission fehlgeschlagen und sie wurden erwischt? Doch was war ihre Mission? Er kann sich auch daran nicht erinnern. Alles ist so verschwommen und der Schmerz dominiert ihn Zusehens. „Oh Gott, bitte lass es ihnen gut gehen…“, bringt Leonardo mit belegter Stimme hervor. Verzweiflung durchflutet sein Denken und macht ihm nur allzu deutlich, dass er versagt hat. Wieder einmal… Das, wovor er sich immer am Meisten gefürchtet hat, ist also eingetreten. Er hat versagt und seine Brüder sind verdammt, wegen ihm zu sterben! Er weiß zwar nicht, was passiert ist, doch er ist sich sicher, dass es seine Schuld ist. Anders kann es gar nicht sein! Selbst, wenn es nicht so ist, er hat die Verantwortung. Ihr Versagen fällt allein auf ihn zurück, weil er eine schlechte Entscheidung getroffen hat, die sie alle hat ins Messer laufen lassen. Die Verzweiflung übermannt ihn immer mehr. Heiße Tränen brennen hinter seinen Augen. Doch ehe sie über die Ufer treten können, flammt plötzlich ein Licht vor ihm auf. Er kann es nur schemenhaft wahrnehmen, da seine Augen verbunden sind. Dennoch macht es ihm mehr Angst, als allein in der Dunkelheit zu sein. Jemand ist also doch hier. Doch wer? „Hallo? - Bitte, wer immer dort ist, sagen sie mir, wie es meinen Brüdern geht!“, versucht Leo es ohne große Hoffnung und mit bebender Stimme. Alles, was er jedoch erhält, ist ein dunkles Lachen. Es jagt dem Leader einen Schauer über den Rücken. Allerdings kann der Schwarzhaarige jetzt die Anwesenheit der anderen Person deutlich spüren. Sie steht nur wenige Schritte von ihm entfernt und verströmt eine schier endlose Selbstsicherheit. Wieder ertönt das dunkle Lachen. „Allein schon dein jämmerlicher Anblick, erfüllt mich mit einer Befriedigung, die du dir kaum vorstellen kannst!“, tönt die Person. Doch jetzt, da Leo ihre Stimme gehört hat, weiß er, wer dort vor ihm steht. Glauben kann er es jedoch nicht. „Raph? Was soll das?“, kommt es wütend von dem Älteren. Der Angesprochene lacht nur wieder und zieht Leo das Bandana zur Seite, damit dieser wieder etwas sehen kann. Als das helle Licht nun so plötzlich in seine Augen fällt, kann der Schwertkämpfer jedoch erst recht nichts sehen. Er zuckt zusammen und presst die Augen zu. Hilflos beginnt er, kurz darauf, zu blinzeln, um sich an die Helligkeit zu gewöhnen. Als es Leo gelingt, erkennt er die Gestalt seines jüngeren Bruders vor sich, der mit verschränkten Armen und selbstsicherem Grinsen vor ihm steht. Verständnislosigkeit schlägt sich auf Leonardos Zügen nieder. Er begreift nicht, was dies alles zu bedeuten hat. Seine Ratlosigkeit entgeht dem Rothaarigen nicht. „Keine Sorge, mein ‚furchtloser‘ Anführer, den anderen geht es gut! Das hier ist, so zu sagen, eine Privatparty!“ Wieder lacht er so dreckig, dass Leo fast übel wird. Was stimmt nur nicht mit ihm? „Raph, was soll das alles? Was hast du mit mir vor?“, versucht der Schwertkämpfer erneut eine Antwort zu bekommen. Die Wut, die sich nur allzu deutlich in ihm ausbreitet, nimmt allmehlig überhand. Wie kann Raphael es nur wagen, ihn so bloßzustellen? Der Saikämpfer setzt ein durchtriebenes Lächeln auf, das Leo schon öfter bei ihm gesehen hat und er hasst nichts mehr, als diesen Anblick. Es macht ihm klar, dass sein kleiner Bruder auf ihn herab sieht und ihn für schwach hält. Nur zu gut kann sich der Schwarzhaarige noch an ihre nächtliche Auseinandersetzung vor einer Woche erinnern, in der Raph erneut versucht hatte, sich an Mikey zu vergreifen. Die kleine Wunde, die Raph ihm da mit seinem Sai zugefügt hatte, ist gerade erst verheilt. Jetzt jedoch, scheint sie wieder präsent zu sein und ihn an seine Blamage zu erinnern. Ein Jucken, tief drinnen, wo man sich nicht kratzen kann. Raph nähert sich ihm noch zwei Schritte und beugt sich etwas herab, um ihm direkt ins Gesicht sehen zu können. „Kannst du dir das nicht vorstellen, ‚allwissender‘ Anführer? Sieh es als kleine Rache, für letzte Woche. Ich werde dich zwar nicht, wie versprochen, aufgeknüpft unter eine Brücke hängen, dennoch werde ich meinen Spaß haben! Wenn ich Mikey schon nicht haben kann, dann nehm ich mir halt von dir, was ich brauche!“, erläutert der Jüngere ihm. Dabei liegt ein Glanz in seinen stechenden gelbgrünen Augen, der Leo ganz und gar nicht behagt. Er meint es todernst und Leonardo hat keine Möglichkeit, sich gegen diesen Wahnsinnigen zur Wehr zu setzten! „Du bist doch total verrückt!“, platzt es aus dem Schwarzhaarigen heraus. „Das halte ich für ein Gerücht.“, erwidert der Andere mit amüsierter Gelassenheit, während er um Leo herum schleicht, wie ein hungriger Wolf, um ein verwundetes Reh. „Splinter wird…“, setzt der Leader an, doch Raph fällt ihm augenblicklich ins Wort. „Splinter wird gar nichts, da er es nie erfahren wird!“ Der Ausdruck auf Raphaels Gesicht, lässt Leo das Schlimmste vermuten. „Was hast du getan?“, bringt er verzweifelt hervor. Wieder dieser Blick, der Leo herabwürdigt. „Ich hab nichts getan, dennoch wird er nie erfahren, was hier zwischen uns passiert. Wie ich darauf komme, wirst du schon bald merken…“ Der Leader schluckt schwer. Irgendwie hat er das Gefühl, dass das hier kein gutes Ende für ihn nehmen wird. Doch was immer der Rote auch vor hat, Leo wird sich nicht kampflos ergeben! Allerdings kann er sich nur zu gut vorstellen, was Raph machen wollen wird und es macht ihm Angst. Er hat zwar schon ein paar Erfahrungen mit Jungs gesammelt, aber zum Äußersten ist es nie gekommen, das war ihm dann doch noch etwas zu viel, selbst als dominanter Part. Und das Letzte, was er sich vorstellen will, ist, wie es sich jemand in seinem Hintern gemütlich macht! Er will sich niemandem unterordnen müssen, Schwäche zeigen und am aller wenigstens seinem jüngeren Bruder! Seine Befürchtungen scheinen aber mehr nach außen zu dringen, als er es beabsichtigt und so beginnt Raphael nur wieder, düster zu lachen. „Was ist los, ‚furchtloser‘ Anführer? Hast du etwa die Hosen voll?“, neckt er den Älteren, während er sein Sai zieht und es geschickt in seinen Fingern kreisen lässt. „Vor dir hab ich ganz sicher keine Angst!“, kommt es, lauter als gewollt, von Leonardo und unterstreicht damit nur seine Lüge. Er weiß nur zu gut, wie Ernst Raphael alles meint, was er sagt und von daher geht er vom Schlimmsten aus. Doch das muss er dem Jüngeren ja nicht gleich auf die Nase binden. Erneut versucht der Schwertkämpfer auf die Füße zu kommen, um wenigstens etwas das Gefühl loszuwerden, dass Raph auf ihn herab blickt. Allerdings scheitert er wieder daran, zum Leidwesen seiner geplagten Knie. Leo beißt sich fest auf die Unterlippe, um einen Schmerzlaut zu unterdrücken. Diese Genugtuung will er Raphael nicht auch noch geben. Doch sein hilfloser Anblick scheint dem roten Ninja mehr als zu genügen, um sich zu amüsieren. Grinsend beobachtet er seinen älteren Bruder. „Warum quälst du dich so, Leo? Dass wollte ich doch so gern für dich machen!“, neckt er den Schwarzhaarigen. „Weil ich dir diese Freude einfach nicht gönnen will!“, presst der blaue Ninja geplagt hervor. Leonardo kann deutlich sehen, dass er mit seinen Worten einen wunden Punkt getroffen hat. Raphael vergeht schlagartig das Grinsen. Die typische Wut kehrt in die Augen des jungen Kriegers zurück. Er schnaubt verachtend und umklammert dem Griff seines Sais so fest, dass seine Hand ganz weiß wird. Noch findet Leo diesen Anblick amüsant, ist er doch schon immer ein Markenzeichen seines jüngeren Bruders gewesen, doch sein stiller Triumph vergeht schnell. „So ist es ja schon immer gewesen!“, brüllt Raph ihm plötzlich entgegen. „Du hast mir nie etwas gegönnt! Egal was es auch war und wie viel es mir bedeutet hat, du musstest immer deinen Willen durchsetzen und mich verpetzen! Doch das wird jetzt ein Ende haben, ein für alle Mal!“ Die Wut lässt den Saikämpfer regelrecht erzittern, so aufgebracht ist er. Viel zu lange hat er alles immer nur hinnehmen und runterschlucken müssen, doch jetzt wird sich das ändern! Das rasiermesserscharf geschliffene Metall des Sais glänzt bedrohlich im Schein der Lampe, als Raph es in die Höhe reißt. Leo bleiben alle Worte im Hals stecken, die er darauf hätte erwidern können. Er weiß nur zu gut, dass Raph es ernsthaft auf ihn abgesehen hat, sonst hätte er ihn nicht gefesselt. Ein fairer Kampf ist somit völlig unmöglich. Dann saust die dreizinkige Waffe hernieder. Instinktiv schließt Leo die Augen und dreht den Kopf zur Seite. Innerlich bereitet er sich schon darauf vor, von dem kalten Stahl durchbohrt zu werden. Entgegen seiner Befürchtungen, zerschneidet die Waffe aber nur sein Hemd, das sich, mit einem widerlich reißenden Geräusch, dem Störenfried ergibt. Vorsichtig öffnet der Leader wieder die Augen und betrachtet seinen Bruder, der schnaufend vor ihm steht und ihn ausdruckslos anstarrt. „Raph? – Können wir nicht vernünftig darüber reden?“ Ein Zucken geht durch Raphaels Körper, ehe er direkt in seine blauen Augen starrt. „Vernünftig? Ich hab es schon vor Jahren aufgegeben, zu versuchen, mit dir vernünftig über irgendwas zu reden! Du hast mich doch sowieso nie für voll genommen. Wieso sich also die Mühe machen, wenn ich es dir auch auf meine Weise beibringen kann?“, erwidert der Rothaarige mit einer beängstigenden Ruhe in der Stimme. Kaum hat er diese Worte ausgesprochen, schnippt er mit den Fingern. Kurz darauf wird Leo von einer unsichtbaren Macht in die Höhe gerissen. Ein entsetzlicher Schmerz jagt durch seine Arme, die nun sein gesamtes Gewicht halten müssen. Der gequälte Laut, den er dabei ausstößt, lässt Raph nur wieder düster lachen. Vor Schmerz und Schock keuchend, hängt Leo dort, nun mit Raph auf Augenhöhe. Verzweifelt versucht er seine Beine auf den Boden zu stellen, um diesen entsetzlichen Schmerz loszuwerden. Nach ein paar endlosen Momenten gelingt es ihm schließlich, mehr schlecht als recht. Doch er steht, wenn auch sehr wackelig. Langsam beruhigt er sich auch wieder und starrt Raph daher ziemlich wütend an. Dieser lässt sich davon aber nicht sonderlich stören. Stattdessen richtet er die Spitze seines Sais auf Leos entblößte Brust. So ruhig wie möglich versucht der Leader die neue Stellung der Waffe hinzunehmen, doch er kann es nicht verhindern, nervös zu schlucken. Sein Herz rast und sein Brustkorb hebt sich viel zu schnell durch seinen, immer noch, hektischen Atem. Dabei stößt er jedes Mal fast mit der Waffe zusammen, die überraschend starr vor seiner Haut verweilt. Der Schwertkämpfer sieht ein, dass Worte hier nichts bringen werden. Also beschließt er, einfach mitzuspielen und zu schweigen, damit er Raphael nicht noch mehr erzürnt und dieser vollkommen die Kontrolle über sich verliert. Mit flehenden Augen sieht er seinem jüngeren Bruder entgegen. In dessen stechenden gelbgrünen Augen liegt ein mystischer Glanz, der Leo einen Schauer über den Rücken jagt. Er hat ihn nie zu vor gesehen, doch es muss derselbe Blick sein, mit dem er sonst den schlafenden Mikey beobachtet hat: voller Lust und perverser Vorfreude. „Was ist los, ‚furchtloser‘ Anführer? Hat es dir die Sprache verschlagen?“ Leo erwidert nichts darauf, schlägt nur die Augen nieder. „Ich werde schon ein paar Laute aus dir herausbekommen, mein Freund!“, ergänzt Raph weiter, ehe er die Spitze des Sais gegen Leos nackte Brust drückt. Der Schwertkämpfer zuckt kaum merklich zusammen und blickt wieder zu Raph. Mit mittlere Zinke der Gabel drückt sich noch etwas fester gegen die weiche Haut, bis sich ein kleiner Blutstropfen hervorschiebt. Sein Anblick zaubert wieder ein Lächeln auf die Züge des roten Ninja. Leonardo versucht, gefasst zu bleiben und das aufkommende Brennen des Fremdkörpers zu ignorieren. Dann verbreitert sich das Grinsen seines Bruders plötzlich. Den Bruchteil einer Sekunde später, verändert Raphael die Stellung seiner Waffe und zieht sie ruckartig nach unten. Die Spitze, die sich noch immer in Leos Haut befindet, hinterlässt dabei eine hauchfeine Linie. Diese platzt, unter der Wucht des herum jagenden Blutes, auf und entlässt den roten Lebenssaft in die ungewollte Freiheit. Scharf zieht Leo die Luft ein und presst schmerzlich ein Auge zu. Die, einem chirurgischen Schnitt gleichende, Wunde erstreckt sich von seiner Brust bis fast zu seinem Bauchnabel hinunter. Langsam sickert das Blut daraus hervor und färbt schließlich den Bund seiner Shorts ein. Kurz darauf entfernt Raph die Waffe und steckt sie in seinen Gürtel zurück. Fälschlicherweise könnte man diese Geste für etwas Hoffnungsvolles halten, doch der blaue Ninja glaubt nicht daran – es ist erst der Anfang! Erst recht, da Leo nur allzu gut weiß, dass sein Bruder eine eher abstoßende Vorliebe für Blut hat und das nicht nur beim Essen… Seine Vermutung wird auch so gleich bestätigt, als der Rothaarige, beachtlich elegant, vor ihm auf die Knie sinkt. In seinen halbgeschlossenen gelbgrünen Augen liegt ein lustvoller Schleier, unter dem die Gier nach Blut, fast schon greifbar, pulsiert. Der Leader schluckt nervös, ein leichtes Zittern geht durch seinen Körper und wie gebannt starrt er zu dem Jüngeren hinab. Beinahe vorsichtig legen sich die Hände des Saikämpfers auf Leos Taille, um ihn etwas zu fixieren. Er öffnet den Mund. Sein heißer Atem trifft die verletzte Haut und jagt einen erneuten Schauer über den Körper seines Leaders. Doch in Anbetracht des, ungewohnten und fast schon unterwürfigen, Anblicks des Rothaarigen, ist sich Leo nicht mehr sicher, ob dieser Schauer etwas Negatives an sich hat. Wäre es nicht Raphael, der dort vor ihm hockt und wäre er nicht gefesselt und verletzt, hätte das Ganze etwas sehr erotisches an sich, dem sich Leo nur allzu gern hingeben würde. Doch sein kleinerer Bruder ist alles andere als anziehend für ihn und auch bei weitem nicht so unterwürfig, wie es jetzt vielleicht aussehen mag. Außerdem bringen die Schmerzen in seinen Armen und das Pochen der frischen Wunde ihn fast um den Verstand. Leo konnte noch nie verstehen, wie es Menschen geben kann, die sich durch Schmerz erregen lassen. Einfach unbegreiflich und er möchte auch ganz sicher nicht, dass das jemand bei ihm ausprobiert und schon gar nicht Raphael. Seine Definition von Schmerz würde wahrscheinlich sogar einen Masochisten abschrecken, vermutet der Leader. Allerdings bringt er kein Wort heraus, um Raphael davon abzuhalten. Selbst wenn er es könnte, glaubt er nicht, dass der Rote darauf hören würde. Hilflos starrt er auf den Kleineren hinab, der langsam seine Zunge zwischen den Lippen hinaus schiebt. Einen Augenblick später gleitet das feuchtwarme Organ über die aufgeschnittene Haut und sammelt das hervor quellende Blut auf. Leicht zuckt der Ältere zusammen, als die salzige Spucke in die Wunde eindringt und sich darin, wie ein kleines Feuer, ausbreitet. Als Raphael zu ihm nach oben schaut, kann er sehen, wie sich Leo auf die Unterlippe beißt, um keinen Laut von sich zu geben. Die Wangen des Blauäugigen glühen und in seinen Augen liegt eine Mischung aus Hilflosigkeit und Scharm. Raph grinst in sich hinein und lässt seine Zunge weiter über die Wunde gleiten. Der herrliche Metallgeschmack, der sich auf ihr ausbreitet, durchströmt den roten Ninja mit einer Mischung aus Macht und Erregung. Mit der Zungenspitze versucht er sich, tiefer ins Fleisch zu graben und noch mehr Blut heraus fließen zu lassen. Seine Bemühungen kommentiert sein Gegenüber mit einem erneuten Zusammenzucken und einen unterdrückten Schmerzlaut. „Du schmeckst verdammt gut…“, kommt es schon fast schnurrend von dem Rothaarigen. Deutlich kann er dabei sehen, wie sich Leos Augen weiten und seine Wangen merklich dunkler werden. Kurz darauf wendet der Anführer, peinlich berührt, den Blick ab. „Lass das, Raph…“, bittet er den anderen halbherzig. „Nein…“, erwidert dieser gedankenverloren, während er weiterhin das süße Blut einsammelt. Leonardo fühlt sich immer unbehaglicher. Das Ganze kommt ihm wie ein Alptraum vor, aus dem er einfach nicht aufwachen kann. Langsam lässt das Brennen nach und ermöglicht ihm wieder, klarer zu denken. Er muss sich dringend etwas einfallen lassen, um Raph daran zu hindern, noch mehr mit ihm anzustellen. Aber einfallen tut ihm nichts, da sein Körper bei jeder noch so kleinen Bewegung zu protestieren beginnt. Fieberhaft denkt er weiter nach. Langsam formt sich doch ein Gedanke. Doch er wird augenblicklich zerrissen, als er spürt, wie Raph ihm seine Hand zwischen die Beine presst und fest zu packt. Atemlos schnappt er nach Luft, während sich der Schmerz in seinem Unterleib ausbreitet. Mit weit aufgerissenen Augen starrt er seinen Bruder an, der frech zu ihm hinauf grinst und seinen Griff noch verstärkt. „Raph – ah – bitte – ah – nicht…“, bringt der Schwertkämpfer zitternd hervor, während Tränen hinter seinen Augen brennen. „Sei nicht so ein Weichei, mein ‚Furchtloser‘!“, kommt es grinsend von dem Saikämpfer zu seinen Füßen. Schmerzlich sieht Leo ihn an und fleht ihn, aufzuhören. Doch er wird enttäuscht. „Warum stemmst du dich so dagegen, wenn ich doch genau merke, dass es dir gefällt?“, fragt ihn der Rothaarige stattdessen. Im ersten Moment weiß Leo mit dieser Aussage nichts anzufangen. Dann meldet sich plötzlich ein verräterisches Ziehen in seinen Lenden, das eindeutig keine Nachwehe der groben Behandlung ist. Peinlich berührt und mit hochrotem Kopf, wendet Leo wieder den Blick ab. ‚Nein, das kann doch nicht wahr sein…‘, geht es dem Schwarzhaarigen durch den Kopf. Verzweifelt denkt er nach, wie so etwas nur möglich sein kann. Allerdings kommt er damit nicht sonderlich weit, ehe Raph seinen Griff etwas lockert und seine Zähne in Leos Leiste vergräbt. Dass der Stoff der Shorts ihn von der süßen Haut trennt, stört ihn im Moment nicht. Ein neuer Schmerz jagt durch Leos Körper und lässt ihn erzittern. „AH! – Sag mal, bist du total bekloppt?“, wimmert der Schwertkämpfer, den Tränen nahe. Raphael öffnet den Mund und sieht zu ihm auf. Sein Blick läuft fast über vor Erregung und lässt Leo nur noch heftiger zittern. „Weißt du eigentlich, wie heiß du gerade aussiehst?“, fragt Raph ihn, anstatt auf seine Frage zu antworten. Vollkommen verständnislos betrachtet Leonardo seinen kleinen Bruder. Wie kann er das auch noch heiß finden? Es will einfach nicht in Leos Kopf hinein. Doch so sehr er sich diesem Gedanken auch verwehrt, reagiert sein Körper sehr angetan auf Raphaels grobe Behandlung. Seine Shorts sind inzwischen so eng geworden, dass es schon fast mehr wehtut, als der Griff seines Bruders. ‚Was stimmt nur nicht mit mir?‘, geht es dem blauen Ninja durch den Kopf. Ehe er jedoch eine Antwort darauf finden kann, spürt er, wie sich Raph´s Griff um seine Erregung wieder etwas verstärkt und er sich erneut vorbeugt, um ihn zu beißen. Panik macht sich in Leonardo breit. Nein, so darf es nicht weitergehen, sonst verliert er nicht nur seinen Verstand, sondern auch noch das letzte bisschen Respekt, das Raph, irgendwo in sich, für ihn versteckt. Noch ehe ihn die spitzen Zähne berühren, gelingt es Leo den Fuß zu heben, um den anderen von sich zu treten. Doch der Rote ist schneller. Er erwischt Leos Knöchel und hält ihn daran fest. Kraftlos sieht Leo mit an, wie der Saikämpfer den Mund öffnet und seine Zähne auf der Innerseite seines Oberschenkels versenkt. Schmerzerfüllt keucht der Ältere auf und versucht sein Bein zu befreien. Es gelingt ihm aber nicht, sich Raphaels Griff zu entziehen. Stattdessen bewegt der Jüngere seine Zähne den Schenkel hinauf, bis zur Leiste zurück und beißt alle paar Zentimeter kräftig zu. Ergeben wimmert der Anführer. Er kann nicht mehr, erträgt es nicht mehr und dennoch brennt tief in ihm ein Verlangen, das nach Befriedigung schreit. Dieser Gedanke macht ihn mehr fertig, als alles anderen, was bisher passiert ist. Wie kann er so etwas nur erregend finden und dann auch noch mit Raphael? Er begreift es nicht und seine Gedanken sind zu wirr, um sich damit zu beschäftigen. Er fühlt sich hilflos, ausgeliefert, gedemütigt und dennoch kann er sich nicht erinnern, jemals so ein gewaltiges Verlangen gespürt zu haben. Als Raph sich erneut an seiner Leiste zu schaffen macht, ergibt sich Leo endgültig seinen Gefühlen. Es hat ja doch keinen Sinn, sich zu wehren. Er keucht laut auf, als die Zähne sich in seine Haut bohren und schließlich rinnen ihm hoffnungslos Tränen über die heißen Wangen. Auf das Keuchen hin, wendet der Saikämpfer ihm den Blick zu. Etwas überrascht stellt er fest, dass Leo zu weinen begonnen hat und dennoch schwappen seine Augen fast über vor Erregung. Ein kleines Grinsen schleicht sich auf die Lippen des Jüngeren. ‚Jetzt hab ich dich!‘, geht es ihm durch den Kopf. „Raph – bitte – ich – kann nicht mehr…“, kommt es mit bebender Stimme von dem Größeren. Gierig leckt sich der Angesprochene über die Lippen. „Und was soll ich, deiner Meinung nach, jetzt tun, ‚furchtloser‘ Anführer?“, neckt er den verzweifelten Jungen. Ergeben schließt Leonardo die Augen, während dicke Tränen daraus hervor quellen und senkt den Kopf. „Hilf mir…“, wimmert er, so leise, dass Raph ihn kaum hören kann. „Nur zu gern, mein ‚furchtloser‘ Anführer!“, haucht er ihm zu, ehe er von ihm ablässt und aufsteht. Kurz darauf merkt Leo, wie sich sein Bruder hinter ihn stellt. Das typische Ratschen des Reißverschlusses ertönt, als der Saikämpfer seinen Trainingsanzug öffnet. Geschickt befreit er seinen Partner von seiner Shorts, was ihm ein sichtlich erleichtertes Seufzen einbringt. Einen Moment später spürt der Schwarzhaarige die harte Erregung seines Bruders an seinem Hintern reiben. Unweigerlich beginnt Leo zu zittern und immer mehr Tränen bahnen sich ihren Weg ins Freie. Raphael schmiegt sich, überraschend sanft, an ihn und legt ihm seinen Kopf auf die bebenden Schultern. Tief brummt er ihm ins Ohr, doch es hat nichts wütendes mehr an sich. „Lass dich fallen, Leo…“, schnurrt er ihm ins Ohr, bevor er die Arme um dessen Brust schlingt und ihn fest an sich drückt. Kaum merklich nickt der Unterlegene. Augenblicke später durchzieht ein unbekannter Schmerz seinen Unterleib, als Raph in ihn eindringt. Laut keucht Leo auf. Er ist dankbar, dass Raph´s starke Arme ihn halten, obwohl er wegen der Fesseln eh nicht zusammenbrechen könnte. Immer tiefer schiebt sich der Rote in ihn hinein und brummt ihm dabei erregt ins Ohr. Der Schmerz wird immer heftiger und dennoch erfüllt es den Leader mit immer größerer Erregung. Hemmungslos beginnt er zu stöhnen und drückt sich seinem Bruder ungeduldig entgegen. „Leo…“, brummt Raphael, ehe er anfängt sich in ihm zu bewegen. Die Stöße sind grob und tief und doch kann sich Leonardo nichts Schöneres vorstellen. „Raph…“, wimmert er, zwischen seinem Stöhnen, kaum verständlich, hindurch. Die Arme des Jüngeren schließen sich noch fester um ihn und seine Bewegungen werden noch stärker. Sie treiben den Leader immer weiter auf den Abgrund zu und dann… * * * …Mit einem erstickten Schrei reißt Leo die Augen auf. Er zittert am ganzen Körper und ist für einen Moment völlig orientierungslos. Sein Herz rast und er ist schweißgebadet. Einer Panik gleich, blickt er sich in der Dunkelheit um. Dann endlich merkt er, dass das Ganze nur ein Traum war – ein Alptraum um genau zu sein - und er in seinem Zimmer liegt. Langsam ergreift die Erleichterung Besitz von ihm und er stößt die angehaltene Luft leicht zittrig aus. „Nur ein Alptraum – Gott sei Dank…“, flüstert er leise. Als er sich jedoch versucht zu bewegen, bemerkt er ein Gewicht auf seiner Brust und die Angst überkommt ihn erneut. Vorsichtig blickt er an sich hinunter und sieht dort jemanden liegen. Er braucht einen Moment, bis er sich sicher ist, dass es Mikey ist und nicht Raph. Erneut macht sich Erleichterung in ihm breit. Sanft streicht er seinem schlafenden Babybruder eine Strähne aus dem Gesicht. Der Kleine schmatzt leise im Schlaf und lächelt dann, während er sich noch etwas mehr an den Größeren kuschelt. Schmunzelt betrachtet Leo seinen Bruder, während die Gedanken an diesen seltsamen Alptraum langsam verblassen. Erschöpft drückt er den Blonden fester an sich und schließt die Augen. Allmehlig driftet er wieder in den Schlaf ab und hofft, dass er so einen Traum niemals wieder haben wird. So etwas Verrücktes kann doch einfach nicht stimmen! Oder vielleicht doch…? Kapitel 27: Special 6: Bikerboy ------------------------------- „Mach schon, Donnie!“, harscht der Rothaarige den Tüftler, sichtlich von Ungeduld geplagt, an. Dieser lässt sich aber wenig von den Worten des Anderen beeindrucken und schraubt im selben gemächlichen Tempo weiter. Genervt läuft Raphael im Labor auf und ab, als wäre er ein junger Mann, der darauf wartet, dass sein Baby endlich auf die Welt kommt. Dieser Vergleich lässt Donnie leicht schmunzeln, ist die Dukati für seinen Bruder doch tatsächlich so etwas wie sein Kind. Mit verschränkten Armen und halblaut vor sich hin knurrend, wandert der Saikämpfer von einem Ende des Raumes zum anderen. Resignierend seufzt Donatello auf. Langsam aber sicher geht ihm das Ganze dann doch auf die Nerven – so kann er einfach nicht vernünftig arbeiten. Absichtlich laut legt er seinen Schraubenschlüssel auf den Boden, um seinem Unmut damit kund zu tun. Irritiert hält Raphael inne und blickt ihm, mit erhobener Augenbraue, entgegen. „Wenn du echt der Meinung bist, Mikey könnte nervig sein, dann solltest du dich selbst mal beobachten…“, kommt es augenrollend von dem Stabträger. Streng blickt ihn der Rote an und scheint nach einer bissigen Antwort zu suchen, doch darauf hat Donnie beim besten Willen keine Lust. Ehe Raph etwas erwidern kann, deutet der Tüftler auf seine Werkbank. „Ehe du hier noch Furchen in den Boden läufst, könntest du doch das Paket da öffnen!“, schlägt er seinem jüngeren Bruder vor, in der Hoffnung, dann etwas mehr Ruhe zum Arbeiten zu bekommen. „Was ist denn in dem Paket?“, kommt es misstrauisch von dem Kräftigeren. Innerlich verdreht Donnie erneut die Augen. „Mach es einfach auf, dann siehst du es doch!“, erwidert er ihm und versucht sich ruhig zu geben. Argwöhnisch mustert der Rothaarige sein Gegenüber, während er sich der Werkbank nähert. Der Brünette beachtet ihn aber schon nicht mehr weiter und wendet sich wieder dem Motorrad zu. Raphael betrachtet das Paket einen Augenblick. Allerdings ist es nichts weiter, als ein gewöhnlicher brauner Pappkarton. Keinerlei Absender oder ähnliches ist zu sehen, also ist es wohl nicht mit der Post gekommen. Diese Tatsache facht seinen Argwohn nur noch mehr an. Prüfend blickt der rote Ninja noch einmal zu seinem Bruder hinüber. Dieser ist jedoch wieder in seine Arbeit vertieft und beachtet ihn nicht mehr. Schulterzuckend greift sich Raph sein Sai und zerschneidet damit das Klebeband. Als das erledigt ist, klappt er den Karton auf und staunt nicht schlecht. Darin befindet sich ein funkelnagelneuer Motorradhelm. Er ist von einer durchsichtigen Folie umhüllt, doch die rote Metalligfarbe brennt sich sofort in seinem Kopf ein. Vorsichtig hebt er den Helm heraus und zieht die Folie herunter. Achtlos lässt er sie zu Boden fallen, während er den Helm neugierig in den Händen dreht. „Wow Donnie, der ist echt klasse!“, tönt er plötzlich und lässt den Stabkämpfer damit zusammenzucken. Der Angesprochene räuspert sich leicht, um sein Zusammenschrecken zu überdecken. „Schön, dass er dir gefällt, aber da ist noch mehr in dem Karton!“, erwidert er schließlich, ohne Raph anzusehen. Verwundert legt der Rothaarige die Stirn in Falten und setzt den Helm auf der Werkbank ab. Als er in den Karton sieht, ist dort tatsächlich noch etwas drin. Allerdings kann Raphael, im ersten Moment, nicht sagen, was es ist, da es in einer weißen Folie eingeschweißt ist. Er greift hinein und stellt dabei fest, dass der Gegenstand ganz weich ist. Seine Verwunderung und Neugierde nehmen immer weiter zu. Als er die Folie aufreißt, kommt ihm ein glatter, rot-schwarzer Stoff entgegen. Letztendlich erweist es sich als eine Lederjacke. Der schwere weinrote Stoff ist durchzogen von schwarzen Linien und Schraffuren, die, als Ganzes betrachtet, einen Schildkrötenpanzer ergeben. Auf dem Rückenpanzer kreuzen sich zwei silberne Sais, die detailreich aufgestickt wurden. Dem roten Ninja verschlägt es die Sprache. „Heilige Scheiße, Donnie…!“, haucht er seinem Bruder atemlos entgegen. „Ich hoffe, sie passt. Ich hab die Größe deiner alten Lederjacke genommen, war mir aber nicht ganz sicher, da die ja schon bessere Zeiten gesehen hat…“, kommentiert der hochgewachsene Turtle Raphaels Ausspruch und blickt unsicher zu ihm hinüber. Mit offenem Mund starrt Raph ihn einen Moment an, ehe er seine, mehr als zerschlissene, alte Lederjacke auszieht und in die Neue hinein schlüpft. Geräuschvoll quittiert der unberührte Stoff das Ganze. Die, fast schon quietschenden, aber allzu typischen, Ledergeräusche jagen Raph einen wohligen Schauer über den Rücken. Er kuschelt sich in die Jacke hinein, atmet tief ihren herben Duft ein und schleißt dabei sogar lächelnd die Augen. „Oh Donnie, hab ich dir je gesagt, was für ein geiler Typ du bist?“, kommt es, fast schon als Schnurren, von dem Roten. Ein sichtlicher, dunkler Schimmer bildet sich auf Donatellos Wangen, als er die, zärtlich anmutenden, Worte seines, sonst so abweisenden, Bruders hört. Er räuspert sich verlegen und streicht sich die Haare zurück. „Nun ja, eher nicht. Aber schön, dass du so viel Freude daran hast!“, erwidert der Brünette und legt sein Werkzeug beiseite. Langsam steht er auf und wischt sich mit einem Lappen das Öl von den Händen. „So…“, verkündet der Tüftler mit einem zufriedenen Lächeln. „Wenn du fertig gekuschelt hast, kannst du dein Baby wieder haben!“ Überrascht wendet sich der rote Ninja zu ihm um. „Du bist fertig?“, fragt er leicht ungläubig. „Jepp!“, erwidert der Angesprochene und schiebt das Bike von dem Gestell hinunter. Geräuschvoll zieht Raphael den Reißverschluss an seiner neuen Jacke zu und steigt auf das Motorrad. Als er den Startknopf drückt, erwacht die Monster 821 sofort zum Leben. Raph dreht ein paar Mal am Gas und der Testastretta-Motor antwortet in seinem typischen Heulen darauf. Verträumt schließt der Saikämpfer die Augen und beißt sich leicht auf die Unterlippe, während die 112 PS zwischen seinen Schenkeln rhythmisch vibrieren. Geduldig steht Donatello daneben und mustert sowohl seinen Bruder, als auch das Bike. Es vergeht fast eine Minute, ehe der Jüngere die Augen wieder öffnet und stoßweise die angehaltene Luft ausstößt. Ein Hauch von Rot liegt auf Raphaels Wangen und zeugt schon von seiner Begeisterung, bevor er ein Wort herausbringt. „Sie ist perfekt, Donnie!“, kommt es, voller Sehnsucht, von dem durchtrainierten Jungen. „Das freut mich.“, erwidert der Tüftler zufrieden. Er reicht seinem Bruder den neuen Helm und öffnet ihm dann das Garagentor. Mit einem herausfordernden Lächeln zieht Raph den Helm auf und verschwindet kurz darauf, mit röhrendem Motor, in der anbrechenden Nacht. Das Gefühl, sein geliebtes Motorrad endlich wieder zu haben, überwältigt den jungen Ninja. Mit röhrendem Schnurren rast die rote Maschine die Straßen entlang. Ihr gleißender Scheinwerfer bohrt sich in die aufkommende Dunkelheit, wie ein heißes Messer in kalte Butter. Ein Gefühl grenzenloser Freiheit ergreift von Raphael Besitz und lässt ihn alles um sich herum vergessen. Lässt ihn träumen, während sich der endlose Highway vor ihm erstreckt. Er bringt das Bike auf volle Touren und schwebt förmlich über den Asphalt – ein roter Blitz in der Dunkelheit. Die Nacht ist angenehm kühl und sternenklar; also ideal, um sein Mädchen mal ein bisschen zu fordern. Während Raphael durch die Dunkelheit rast und das Dojo in eine friedliche Stille versinkt, liegt Mikey ruhelos in seinem Bett. Stunde um Stunde vergeht, doch er kann einfach nicht einschlafen. Genervt setzt er sich auf und blickt kurz aus dem Fenster. Tausende Sterne streifen seinen Blick, lassen ihn von der Unendlichkeit träumen, doch Müdigkeit ereilt ihn nicht. Seufzend erhebt er sich schließlich und tapst zur Tür. Vielleicht wird ihm ja ein Glas Wasser helfen einzuschlafen, oder warme Milch? Gedankenverloren öffnet er seine Zimmertür und tritt ins Dojo. Im selben Augenblick öffnet sich die Kellertür und Raphael betritt den Raum. Er hat seine Tour beendet und würde jetzt gern, vollkommen zufrieden, ins Bett gehen. Unter seinem Arm klemmt der neue Motorradhelm. Schließlich fällt sein Blick auf die Gestalt seines kleinen Bruders, der tapsig aus seinem Zimmer kommt. Ihre Blicke treffen sich und für einen Augenblick sind sie beide nicht in der Lage, etwas zu sagen. Stattdessen mustern sie sich mit durchdringenden Blicken. Wie in kühlen Nächten üblich, trägt Mikey ein T-Shirt. Allerdings ist es diesmal keines von seinen eigenen. Es gehörte ursprünglich Donnie. Doch über die Jahre ist es ausgeblichen und ausgeleiert. Der blass violette Stoff reicht dem kleinen Turtle mittlerweile fast bis zu den Knien. Ein Ärmel ist ihm hinunter gerutscht und gibt seine rechte Schulter frei. Der Anblick weckt in Raphael den Gedanken, dass sein kleiner Bruder ein Kleid trägt. Mikey sieht darin so kindlich aus und doch verströmt er etwas, das ein tiefes Verlangen in Raph weckt, das er beim besten Willen auch nicht unterdrücken kann und will. Wieso auch, immerhin haben Michelangelo und er ja so etwas wie eine Beziehung und da ist es ja völlig normal, wenn man durch die Anwesenheit des anderen erregt wird. Und die Blicke, die ihm der Jüngere zuwirft, sprechen ebenfalls Bände. Ein roter Schimmer breitet sich auf Michelangelos Wangen aus, während er sein Gegenüber mustert. Er schluckt leicht angestrengt und steht dann mit offenem Mund da. Der orange Ninja hat schon immer eine heimliche Vorliebe für Raphaels Motorradklamotten gehabt. Die Art und Weise, wie sich das glänzende Leder um den durchtrainierten Körper des Älteren schmiegt, weckt in Mikey eine Erregung, die so intensiv ist, das er es kaum wagt, seinen Bruder anzusehen. Jetzt muss der Blonde auch noch feststellen, dass sein Bruder eine neue Jacke hat, die ihn noch bei weitem heißer aussehen lässt, als die alte. Der durchdringende Blick, mit dem Mikey seinen Bruder betrachtet, lässt Raphael innerlich schmunzeln. „Hey Kleiner! Du sollest lieber ins Bett gehen, es ist schon spät…“, gibt der Rothaarige, mit gespielter Gelassenheit, von sich, während er sich seinem eigenen Zimmer zuwendet. Merklich zuckt der Junge unter der Stimme des Älteren zusammen und wird sich langsam bewusst, wie sehr er ihn wohl angestarrt haben muss. Schlagartig werden seine Wangen knallrot und er wendet den Blick ab. Als der Saikämpfer aber in sein Zimmer gehen will, schleicht sich Michelangelo hinter ihm her. Nun ist es Raph, der zusammenzuckt, als er sich umdreht, um die Tür hinter sich zu schließen. Er hat beim besten Willen nicht damit gerechnet, dass Mikey ihm folgen würde. Verlegen steht der Jüngere in der Tür und blickt, mit roten Wangen und großen Augen, vorsichtig zu ihm auf. Schweigend mustert der rote Ninja sein Gegenüber einen Moment, ehe er sich wieder von seinem Schreck erholt hat. „Was ist?“, fragt er seinen kleinen Bruder etwas rau. „Kann ich bei dir schlafen?“, fragt der kleine Turtle, mit traurigem Unterton, da ihn Raphaels Rauheit doch etwas überrascht. Einen Moment scheint der Ältere darüber nachzudenken. Eigentlich wollte er dieses Bild, das der Blonde ihm, in diesen viel zu langen Shirt, liefert, verdrängen und versuchen zu schlafen. Doch wie könnte er nein sagen, wenn der Kleine so vor ihm steht? Resignierend seufzt der Rothaarige auf und winkt den Jungen hinein. Lässig stellt der Saikämpfer seinen Helm auf einer kleinen Kommode neben der Tür ab. Müde gibt Raph ein Gähnen von sich und tritt an seinen Futon heran. Gedankenverloren greift er nach dem Reißverschluss an seiner Jacke und will ihn herunter ziehen. Allerdings kommt er keine fünf Zentimeter weit, da legt der Chaosninja ihm von hinten seine Arme um die Brust und drückt sich gegen ihn. Verwundert hält der Grünäugige inne. „Bitte – lass sie an…“, haucht ihm der Nunchakuträger entgegen. Er schmiegt sich fest an den Größeren, atmet den herben Duft des neuen Leders ein und gibt dabei ein erregtes Schnurren von sich, wie der Rote es noch nie zu vor gehört hat. Schlagartig wird Raphael bewusst, dass Mikey eine interessante Vorliebe zu haben scheint. ‚Kein Wunder, dass er mich eben so angestarrt hat…‘, geht es ihm durch den Kopf, während er sich vorsichtig aus der Umarmung windet. Nach außen neutral, aber innerlich völlig hingerissen von dieser Erkenntnis, wendet sich Raphael zu seinem Bruder um und mustert ihn. Mikey hat allerdings den Blick abgewendet, da ihm seine Gedanken peinlich sind. Ein herausforderndes Lächeln legt sich auf die Züge des Rothaarigen und er ergreift die Hand des Nunchakuträgers. Schwungvoll zieht er den Jungen zu sich heran und lässt sich mit ihm auf dem Futon nieder. Mikey gibt einen überraschten Laut von sich, lässt es aber geschehen. „Kann es sein, dass dir meine neue Jacke gefällt?“, kommt es neckend von dem Saikämpfer. Schlagartig wird der Blonde wieder knallrot und wendet den Blick erneut ab. „Schon möglich…“, nuschelt er schließlich ganz leise. Raphaels Grinsen wird breiter. Er beugt sich zu dem Jungen hinüber und haucht ihm raunend ins Ohr. „Na, macht es dich an, wenn ich sie trage?“, hackt er nach, während seine Hand an Mikey´s Schenkel hinauf wandert. Leicht erschrocken zuckt der Kleinere zusammen und wird noch röter. Er schluckt schwer und Raph kann seinen stoßweisen Atem am Hals spüren. Zitternd legt sich Mikey´s Hand auf die seines Bruders auf seinem Schenkel und stoppt ihn in seiner Bewegung. „Raph – ich – ich…“, stottert der orange Ninja. „Das muss dir nicht unangenehm sein. Ich finde das sogar sehr interessant und außerdem finde ich dich in dem Shirt mindestens genauso heiß!“, schnurrt der Ältere ihm zu. Ein Schauer überkommt Michelangelo. „Wirklich…?“, fragt er vorsichtig, da er sich so gar nicht vorstellen kann, was an diesem alten Hemd sexy sein soll. „Oh ja und wie! Du siehst aus, wie ein braves kleines Mädchen, dennoch schlummert in dir ein ganz verdorbener Bengel und das macht mich total wild!“, kommentiert der Saikämpfer am Rande seiner Beherrschung. Der Blonde weiß beim besten Willen nicht, was er dazu sagen soll. Doch allzu viel Zeit zum Nachdenken gibt ihm der Ältere auch nicht. Stattdessen zieht er den Jungen auf seinen Schoß und blickt, mit verhangenen Augen, zu ihm auf. Erschrocken holt Mikey Luft, war er doch noch nie in dieser Stellung. „Raph…?, kommt es von ihm, während er versucht, wieder aufzustehen. Der Rote hält ihn jedoch fest und zieht ihn wieder auf seinen Schoß. Er legt die Hände auf den Rücken des Jüngeren und drückt ihn an sich. „Wo willst du denn so schnell hin?“, fragt er den sichtlich überforderten Jungen. „Ich…“, mehr bringt der sonst so fröhliche Krieger nicht hervor, ist er doch hin und her gerissen zwischen Angst und Lust. „Du wolltest doch bei mir schlafen und du wolltest auch, dass ich die Jacke anlasse. Also kannst du nicht einfach abhauen, bevor die Aktion losgeht. - Oder gefall ich dir jetzt nicht mehr?“, bohrt Raphael nach, während er ihn, mit gespielter Enttäuschung, anschaut. „Nein, ich find dich immer noch verdammt anziehend, es ist nur – die ungewohnte Position…“, gibt der Chaosninja schließlich verlegen zu. Raphael legt ein beruhigendes Lächeln auf. „Mach dir darüber mal keine Gedanken. Ich bin sicher, es wird dir gefallen. Außerdem ist das nur zum Aufwärmen.“, versucht er seinem Bruder etwas die Angst zu nehmen. Unsicher sieht der Blonde seinem Gegenüber in die Augen und versucht darin etwas zu finden, das die Aussage des Rothaarigen unterstützt. Scheinbar findet er, wonach er gesucht hat, als sich ein zaghaftes Lächeln auf seine Lippen schleicht. Vorfreudig erwidert es der Saikämpfer, während Mikey langsam die Hände hebt und sie über Raphaels Schultern gleiten lässt. Der glatte, leicht kühle Stoff unter seinen Fingern, jagt ihm einen Schauer über den Rücken. Mit halbgeschlossenen Augen beißt er sich auf die Unterlippe, und führt seine Finger über die einzelnen Nähte und Muster. Schweigend beobachtet der Größere ihn dabei. In den blauen Seelenspiegeln liegt ein Ausdruck, den der rote Ninja noch nie gesehen hat. Eine Art erregte Begeisterung, wie er vermutet. Er wüsste nur zu gern, was der Kleine gerade denkt. Doch er ist sich sicher, wenn er ihn fragen würde, würde er wohl keine Antwort aus ihm heraus bekommen. Egal. Allein schon dieser Ausdruck in Mikey´s Augen macht ihn ganz wild. Vergebens ringt er mit seiner Beherrschung. Schließlich ergibt er sich dem nagenden Verlangen und beugt sich etwas vor, um mit den Lippen an Mikey´s Hals zu gelangen. Der Kleinere erbebt unter dieser Berührung und gibt ein erregtes Schnurren von sich, während seine Hände unentwegt über das glatte Leder gleiten. Vorsichtig vergräbt er seine Finger in dem weinroten Stoff, so als würde er sich daran festhalten müssen, um nicht zu fallen. Raphael spürt dabei nur zu deutlich den heißen Atem des Jungen auf seiner Haut. Ein erregter Schauer läuft dem Älteren über den Rücken. Das seufzende Keuchen seines Bruders, lässt ihn dabei noch mehr von seiner Selbstbeherrschung einbüßen. Der temperamentvolle Ninja gleitet mit seinen Händen über Mikey´s Seiten und spürt unter dem hauchfeinen Stoff des Shirts den zierlichen Körper erbeben. Dies entlockt ihm ein raunendes Knurren, ehe er seine Zähne in Michelangelos Hals drückt und zu beißt. Merklich zuckt der Blonde unter dieser Tat zusammen und klammert sich fester in das glatte Leder. „Raph…“, wimmert er leise, während seine Stimme fast überschwappt vor hitziger Begeisterung. Die Hände des Angesprochenen gleiten über den dünnen Stoff, hinauf zur Brust des Jungen. Die heiße Zunge des Saikämpfers fährt dabei langsam über das Mahl am Hals des Nunchakuträgers. Fahrig streichen Raphaels Finger über die zarten Knospen, die sich daraufhin neugierig emporrecken. Sie fühlen sich an, wie kleine Steine, die sich hart gegen den ausgeblichenen Stoff pressen, als würden sie ihn jeden Moment zerreißen können. Wieder gleiten seine Finger, nahezu grob, darüber und entlocken dem blonden Ninja ein tiefes Keuchen. Merklich reiben die Erregungen der beiden Jungen aneinander und entfachen eine haltlose Hitze zwischen ihnen. Reflexartig beginnt Mikey seinen Unterleib etwas zu bewegen und reibt sich an seinem Bruder. Raphael gibt ein treifes Raunen von sich und erwidert dann die ungeschickten Bewegungen seines Partners. Dies bringt den Kleineren aber fast um den Verstand. Hilflos klammert er sich wieder an der Lederjacke fest und ringt nach Luft. Er drückt sein Gesicht gegen die Halsbeuge des Größeren und saugt tief den herben Duft ein, den sowohl sein Geliebter als auch das Leder verströmt. Halblaut wimmert er wieder. Der Rote spürt ziemlich deutlich, dass es dem orangen Turtle langsam zu viel wird. Daher legt er ihm die Hände auf den Rücken und bewegt sich dann nach vorn, sodass der Chaosninja kurz darauf auf dem Futon zum Liegen kommt. Mikey ergibt sich dem Ganzen und liegt keuchend auf dem Schlafplatz seines Bruders. Mit vernebelten Augen blickt er zu dem Saikämpfer auf, der sich langsam über ihn beugt. Gedankenverloren spreizt der Liegende die Beine auseinander und empfängt seinen Partner mit offenen Armen. Mit einem leichten Schmunzeln geht Raph darauf ein und drückt sich gegen ihn. Tief sehen sie sich einen Moment in die Augen, ehe der Ältere den Kopf senkt. Geistesabwesend verfolgt Mikey seine Bewegungen. Der Saikämpfer betrachtet die Brust des Jungen, die sich angestrengt auf und ab bewegt. Noch immer drücken sich die harten Knospen gegen den dünnen Stoff und ziehen so Raphaels Aufmerksamkeit auf sich. Lasziv gleitet die Zunge des Rothaarigen über seine Lippen, während er die kleinen Erhebungen studiert. Dann senkt der den Kopf weiter hinab und fährt mit seiner heißen Zunge über die Linke. Der zart violette Stoff tränkt sich mit seinem Speichel und entlockt dem orangen Turtle ein weiteres Schnurren. Vorsichtig legt Mikey seine Hände auf den Kopf des Dominanteren und streicht ziellos in den zottigen Haaren herum. Nun schließen sich die Lippen des Größeren um die Knospe und beginnen hungrig daran zu saugen. Michelangelo gibt ein langgezogenes Seufzen von sich und drückt sich seinem Bruder entgegen. Dieser gleitet mit seinen Händen an den Seiten des Jungen hinab, bis zu seinen Hüften. Langsam wendet er sich auch der rechten Knospe zu und saugt ebenfalls daran, kostet vorsichtig mit seinen Zähnen davon. Heiß stößt Mikey den Atem aus und stöhnt halblaut in das Zimmer hinein. Fest klammern sich seine Finger in die roten Haare und jagen seinem Bruder dabei einen süßen Schmerz den Rücken hinunter, bis hinein in seine pochenden Lenden. „Raph…“, wimmert der Junge versonnen. Langsam löst sich der Angesprochene von ihm und sieht seinem Geliebten in die Augen. Verträumt erwidert der Blonde seinen Blick und zieht den Größeren etwas zu sich hinauf. Raphael stemmt sich auf die Hände und blickt zu seinem kleinen Bruder hinunter. Mikey beißt sich erregt auf die Unterlippe und starrt mit vernebelten Augen zu ihm auf. Beinahe vorsichtig lässt der Nunchakuträger seine Hände über die Brust des Älteren gleiten. Der weinrote Stoff unter seinen zittrigen Finger entlockt dem Liegenden ein tiefes Schnurren. Raph ist mehr als fasziniert von diesem Anblick und den Regungen, die er in seinem Bruder zu wecken scheint. Langsam umklammern Mikey´s Finger den Reißverschluss und ziehen ihn hinab, während er seinem Bruder weiterhin tief in die Augen sieht. Das ratschende Geräusch der Metallzähne lässt den Jüngeren sichtlich erbeben. Als die Jacke sich öffnet, packt Mikey die beiden Seiten und zieht Raphael tief zu sich hinunter. Fast schon überrumpelt geht der Rothaarige darauf ein und drückt seine Zähne wieder in den Hals des Jungen. Stöhnend spreizt der Kleinere die Beine etwas weiter auseinander und drückt sein Becken etwas nach oben. Raph schmunzelt, als er seine Zähne von der Haut entfernt und mit der Zunge darüber gleitet. Seine Hand lässt er dabei wieder an der Seite des Jungen hinab gleiten, bis sie den Saum des Hemdes erreicht. Dies ist dem Blonden bis auf die Oberschenkel hinauf gerutscht, sodass der Rote kein Problem hat, seine Hand darunter zu führen. Seine Finger gleiten über die erhitzte Haut, bis sie schließlich zu der heißen Erregung des Jungen gelangen. Ohne lange zu warten, greift er sich den Bund der Shorts und zieht sie dem Chaosninja vom Leib. Ein geräuschvolles Stöhnen dringt an sein Ohr und macht ihm schmerzlich klar, wie erregt er selbst ist. Beinahe hektisch öffnet er seine eigene Hose und entlässt seine pochende Erregung in die ersehnte Freiheit. Noch einmal sieht er zu seinem kleinen Bruder, ehe er dessen Hüften etwas anhebt und sich in eine geeignete Position begibt. Ungeduld liegt in ihrer beider Augen, die Raphael schließlich unterbindet, indem er sich in den zierlichen Körper unter sich hineinzwängt. Laut keuchend kommentiert Michelangelo sein Tun und klammert sich dabei, wie ein Ertrinkender, an ihm fest. Der kleine Turtle vergräbt sein Gesicht wieder an Raphaels Halsbeuge, lässt den durchdringenden Duft des Leders auf sich wirken, an dem er sich festhält und stöhnt ungehalten. Auch dem Saikämpfer entkommt ein Stöhnen, als er sich tiefer voran schiebt und dabei die stetiger Kontraktionen der Muskeln um sich herum zu spüren bekommt. Nach ein paar Augenblicken gelingt es dem Älteren aber, diesen besonderen Punkt, tief hinten, in dem zitternden Körper zu finden. Hart stößt er dagegen, was sein kleiner Bruder mit einem lauten Stöhnen beantwortet, das Raph nur noch mehr anspornt. Hilflos nimmt Mikey die Hände vom Nacken seines Geliebten und führt sie stattdessen unter der Jacke auf seinen Rücken. Dort krallt er sich im durchgeschwitzten Hemd des temperamentvollen Ninjas fest und zieht ihn noch etwas näher zu sich. Sein Gesicht verweilt jedoch weiterhin an dessen Halsbeuge. Raphael schlingt ebenfalls die Arme um den bebenden Körper unter sich und drückt den Jungen fest gegen seine Brust. Mit einem stöhnenden Knurren beginnt er sich ungestüm in dem engen Raum zu bewegen, der ihn immer fester umschließt. „Raph…“, wimmert der Junge, zwischen seinem Keuchen hindurch. „Mikey…“, gibt der Größere ihm knurrend als Antwort. Stetig erhöht der Rothaarige sein Tempo und stößt immer fester zu. Eine kleine Ewigkeit vergeht, in der sie sich stöhnend an einander klammern, ehe sie von der süßen Erlösung überrollt werden, wie von einem heran rasenden Zug. Mit einem erstickten Schrei kommt der blonde Ninja schließlich und reißt den Älteren augenblicklich mit sich. Dieser ergibt sich, mit einem raunenden Keuchen, dem Gefühl der Schwerelosigkeit, das ihn daraufhin durchflutet. Einen Augenblick liegen sie sich, schwer atmend, in den Armen, ehe Raphael sich von seinem kleinen Bruder trennt. Völlig fertig sinkt Mikey in die Laken, während ihm schon die Augen zu zufallen scheinen. Schwerlich setzt sich der Saikämpfer neben ihn. Kurz sieht er zu dem Kleinen hinunter und beobachtet, wie sich dessen Gesichtszüge langsam endspannen und er ruhiger zu Atmen beginnt. Ein kleines Lächeln schleicht sich über Raph´s Lippen. Dann dreht sich Michelangelo schwerfällig auf die Seite und driftet endgültig in den langersehnten Schlaf ab. Zärtlich streicht der rote Turtle ihm eine feuchte Strähne aus dem Gesicht. Dann zieht er sich die Lederjacke aus und hält einen Moment inne, ehe er sie Mikey, wie eine Decke, über die Schultern legt. Der schlafende Junge atmet tief den herben Duft des Stoffes ein, der jetzt noch viel kräftiger geworden ist, lächelt dann leicht und kuschelt sich schnurrend weiter hinein. Gähnend betrachtet Raphael das Ganze, bevor er sich hinter den kleinen Ninja legt und ihn fest in die Arme schließt. Träge zieht er die Decke zu ihnen hinüber, vergräbt sein Gesicht in den zerzausten blonden Haaren, ehe auch er von der Müdigkeit in Beschlag genommen wird. Kapitel 28: Special 7: Heart to heart ------------------------------------- Mit einem verträumten Lächeln steht April in ihrem Badezimmer vor dem kleinen Spiegel und bürstet sich die Haare. In einer halben Stunde würde Donnie vorbei kommen und sie mit ins Kino nehmen. Auf dieses Treffen freut sich die Rothaarige schon seit Wochen, nicht nur wegen dem Film, den sie unbedingt sehen will, sondern auch, weil der lila Turtle sie anschließend zum Essen ausführen möchte. Der Tüftler hat sich extra etwas Besonderes einfallen lassen, damit sie gemeinsam Aprils Geburtstag feiern können. Die Vorfreude ist der jungen Frau deutlich anzusehen, hegt sie doch mindestens genauso starke Gefühle für den Ninja, wie dieser für sie. Geschickt fasst sie ihr schulterlanges Haar zu einem Pferdeschwanz zusammen und betrachtet sich dann einen Augenblick. Perfekt! Fröhlich summend verlässt sie das Bad und wartet auf den Brünetten. Die Zeit vergeht, doch keine Spur von dem Stabkämpfer. Niedergeschlagen blickt April erneut auf ihre Uhr. Jetzt wartet sie schon seit über einer Stunde und mittlerweile ist sie nicht mehr der Meinung, dass Donnie sich einfach nur verspätet, was er sowieso niemals tut, sondern dass er sie einfach hat sitzen lassen. Sie seufzt schwer. In letzter Zeit kam es häufiger vor, dass Donatello ihr absagen musste, weil er angeblich zu tun hatte, doch immerhin hat er ihr abgesagt. Heute allerdings bekommt sie nicht mal eine SMS von ihm. Irgendwie macht sie das jetzt ziemlich wütend. Sonst ist der hochgewachsene Junge hemmungslos darum bemüht, ihr jeden Wunsch von den Augen abzulesen, dass sie sich schon fast von ihm erdrückt fühlt und jetzt das. „Er rennt bestimmt wieder durch die Stadt und tut so, als wäre er ein großer Ninja…“, verkündet sie ihrer leeren Wohnung mürrisch. Sie kann diesen Blödsinn, den der Turtle dort mit seinen Brüdern abzieht, einfach nicht begreifen. Männer sind ja solche Kinder, wenn sie etwas zum Spielen haben, echt furchtbar! Donnie scheint das Ganze zwar ziemlich ernst zu sehen, doch sie kann sich beim besten Willen nicht damit anfreunden. Und sie kann sich auch nicht vorstellen, dass irgendwelche anderen Ninjas nachts durch die Straßen New Yorks rennen und versuchen, die Stadt zu unterdrücken oder untereinander Krieg führen, wie der Stabkämpfer ihr des Öfteren weiß machen will. So was ist doch einfach nur Unsinn! Ruppig nimmt sie ihr Handy zur Hand und starrt trotzig auf den Bildschirm. Keine Nachricht, nicht mal der Versuch, sie anzurufen. Unfassbar! Um Ruhe bemüht, wählt sie die Nummer des Tüftlers, in der Hoffnung, doch noch herauszufinden, wo er sich rumtreibt. Es klingelt und klingelt, doch niemand nimmt ab. Schlagartig fühlt sie sich schrecklich allein und verlassen und das an ihrem Geburtstag. „Donnie, warum…?“, flüstert sie leise und versucht die aufkommenden Tränen herunter zu schlucken. Sie ballt eine Hand zur Faust und atmet ein paar Mal tief durch. Gut, wenn er sie versetzt, dann kann sie sich auch mit unzähligen anderen Jungs treffen! - Aber nein, das ist gelogen. Da Donnie und seine Brüder ja beschäftigt zu seien scheinen, fällt ihr nur noch einer ein, mit dem sie sich treffen könnte, auch wenn es bei weitem nicht das Selbe ist, wie mit Donatello… Der Gedanke behagt ihr zwar nicht ganz so, aber was bleibt ihr schon anderes übrig, wenn sie heute nicht allein sein will? Seufzend wählt sie Casey´s Nummer. Dieser nimmt auch schon beim zweiten Läuten ab und begrüßt sie mit seiner typisch frechen Fröhlichkeit. „Hey Feuerlöckchen!“ Sie kann sein herausforderndes Grinsen förmlich durch das Telefon spüren. „Hey Casey. - Magst du mit mir ins Kino gehen? Ich hab zwei Karten, aber niemanden, der mich begleitet…“, erläutert sie ihm, möglichst neutral, damit er nicht merkt, wie niedergeschlagen sie eigentlich ist. „Echt? Na so was aber auch! Klar komm ich mit!“ In seiner Stimme liegt etwas, dass sie nicht genau deuten kann. Eine Mischung aus Verwirrung, vielleicht wegen der Tatsache, dass ein Mädchen, wie sie, niemanden hat, der mit ihr ins Kino geht; schmarotzerhafter Vorfreunde, in Anbetracht der Tatsache, dass er umsonst in den Film kommt; und zu guter Letzt, das wohl Unangenehmste, eine Art begeisterte Erregung, in der Hinsicht dessen, dass er mit einem hübschen Mädchen in einem dunklen Saal sitzen und herausfinden kann, wie weit seine Finger es wohl schaffen, sich ihr zu nähern, ohne eine geknallt zu bekommen. Allein bei dieser Vorstellung wird ihr etwas mulmig zu Mute, doch sie lässt es sich nicht anmerken. „Gut, dann treffen wir uns in einer halben Stunde vor dem Kino!“, erwidert sie ihm stattdessen, in gewohnt fröhlichem Ton. „Ok!“, entgegnet er und sie verabschieden sich voneinander. Als sie das Handy auf den Tisch legt, seufzt sie noch einmal tief und denkt voller Wehmut an Donatello. Andererseits macht es sie wieder wütend, dass er nicht aufgetaucht ist und es anscheinend ja auch nicht für nötig hält, ihr abzusagen. Aber egal, sie wird morgen jede Menge Zeit haben, um ihn zur Rede zu stellen! Jetzt möchte sie einfach nur den Film genießen und alles andere vergessen. Etwas beschwingter steckt sie ihr Handy ein und macht sich auf den Weg zum Kino. Am nächsten Tag… Als April ihr Handy an diesem Morgen zur Hand nimmt, um den Modus von ‚lautlos‘ zu ‚normal‘ zu wechseln, wird sie von einer Flut an verpassten Anrufen und Nachrichten fast erschlagen. Im Kino hatte sie den Ton ordnungsgemäß ausgestellt, danach aber vergessen, ihn wieder einzuschalten, sodass sie gar nicht mitbekommen hat, dass Donnie sie etliche Male versucht hat, zu erreichen. Also hat er sie doch nicht ganz vergessen? Der Gedanke erfreut sie ein wenig. Allerdings ebbt diese Freude wieder ab, als die Rothaarige sieht, wann die erste Nachricht eingegangen ist. Nämlich erst, als der Film längst vorbei und sie auf dem Weg nach Hause war! „Auf die Ausrede bin ich ja mal gespannt…“, murmelt sie vor sich hin, während sie den Posteingang leert, ohne die Nachrichten, mit einer möglichen Entschuldigung, auch nur zu öffnen. Kurz darauf macht sich die junge Frau auch schon auf den Weg zu dem Tüftler. Bei Donnie… Laut klopft es an der Haustür. Etwas schwerlich legt Mikey sein Comicheft zur Seite und erhebt sich, mit leicht zusammengepressten Augen, von der Couch. Er trägt ein Pflaster auf der linken Wange und eines auf der rechten Schläfe. Seine Rippen schmerzen bei jedem Luftholen, ein fester Verband stützt sie etwas. Trotzdem haben er und seine Brüder gestern unglaubliches Glück gehabt. Die Foot-Ninja hätten sie auch töten können! Gerade noch so konnten die Jungs das Schlimmste verhindern und die Stadt wieder einmal vor dem Terror des Foot-Clans zu bewahren. Was sie aber wahrscheinlich nur der Tatsache zu verdanken haben, dass Shredder anderweitig beschäftigt war und daher nicht an dem Kampf teilgenommen hat. Langsam stapft der orange Ninja zur Tür, an der es ein weiteres Mal ungeduldig, beinahe wütend, klopft. „Jaja, immer mit der Ruhe! Ein Turtle ist doch kein D-Zug!“, ruft er der unbekannten Person vor der Tür genervt zu, während er sich die schmerzenden Rippen reibt. Zum ersten Mal seit langem fühlt er sich wirklich wieder wie eine Schildkröte: langsam und verletzbar und es gefällt ihm überhaupt nicht. Schließlich erreicht er die Tür und öffnet sie, mit einem angestrengten Ausdruck im Gesicht. Eigentlich will er dem Besucher eine kecke Antwort an den Kopf werfen, doch als der Nunchakuträger sieht, dass April vor der Tür steht, macht er den Mund ganz schnell wieder zu. Mikey weiß nur zu gut, was für ein Tag gestern war und dass Donnie eigentlich zu ihr wollte, um ihn gemeinsam zu verbringen. Nur leider wurden sie, bei einer routinemäßigen Patrouille, von den Foot-Ninjas angegriffen und Donnie hatte keine Möglichkeit mehr, April Bescheid zu sagen. Als dann endlich alles überstanden war, konnte der Tüftler die Rothaarige nicht mehr erreichen und nicht nur sein körperlicher Zustand erlaubte es ihm nicht mehr, bei ihr vorbei zu schauen, um sich persönlich bei ihr zu entschuldigen. Nun steht April hier vor der Tür und Mikey sieht ihr überdeutlich an, wie enttäuscht und wütend sie ist. „Hey, April…“, kommt es vorsichtig von dem Blonden. Doch die junge Frau geht gar nicht erst auf seine Begrüßung ein. „Ich will mit Donatello sprechen!“, gibt sie knapp und missgünstig von sich. Allein schon die Tatsache, dass sie Donnie bei seinem vollen Namen nennt, macht Mikey klar, wie sauer sie wohl sein muss, ganz zu schweigen von ihrer Tonlage. Ziemlich unwohl in seiner Haut, bittet er sie, einen Moment zu warten, während er seinen Bruder holt. Die Rothaarige verschränkt ernst die Arme vor der Brust und deutet ihm an, dass sie wenig Geduld hat. Michelangelo wendet sich schnell von ihr ab und tritt neben die Kellertür. Dort gibt es eine kleine Gegensprechanlage, mit der man Donnie in seinem Labor erreichen kann. Eilig drückt der Kleine auf den Summer. Nach einem Augenblick meldet sich der Tüftler. „Was ist?“, fährt er seinen Bruder rau an, da er eigentlich nicht gestört werden will. „Komm rauf! April ist hier…“, erläutert ihm der Chaosninja. Für einen Moment herrscht erdrückendes Schweigen am anderen Ende. „O – Okay…“, kommt es schließlich, mit trauriger Stimme, von dem Stabkämpfer. Noch ehe der hochgewachsene Junge oben ankommt, verkrümelt sich sein kleiner Bruder ganz schnell. Auch Donnie ist von dem Kampf gestern sichtlich gezeichnet. So trägt auch er ein Pflaster auf der Wange und sein linker Arm steckt in einer Schlinge. Er hat sich im Kampf böse die Schulter verstaucht. Allerdings ist der Schmerz kein Vergleich zu dem, der sein Herz durchbohrt, als er in Aprils angesäuertes Gesicht blickt. Nur für einen kleinen Moment sieht er einen Schreck durch ihre Augen zucken, als sie seinen verletzten Arm bemerkt, dann wird sie wieder so ernst wie zuvor. „Ich – kann das erklären…“, kommt es vorsichtig von dem lila Turtle. „Na da bin ich ja mal sehr gespannt!“, entgegnet sie ihm ungewohnt kalt. Ihre Tonlage versetzt dem jungen Ninja einen weiteren Stich ins Herz. Mit leiser, beinahe brüchiger, Stimme, versucht er ihr den Kampf zu erläutern und weswegen er nicht zu ihr konnte. There are times when I don't know where I stand Woah sometimes You make me feel like I'm a boy and not a man Woah sometimes Allerdings scheint April nicht sonderlich begeistert von seiner Erklärung zu sein. Kaum, dass das Wort Foot-Ninja gefallen ist, unterbricht sie ihn auch schon harsch. Sichtlich zuckt Donatello zusammen und blickt sie hilflos an. „Diese dämliche Geschichte kannst du dir sparen, die hab ich inzwischen schon viel zu oft von dir gehört!“, kommt es zornig von der Rothaarigen. Donnie ist nur allzu bewusst, dass April das ganze Ninjazeug für lächerlich hält. Aber was soll er denn tun? Sie etwa anlügen? Ganz sicher nicht! „Aber wenn ich es dir doch sage! - Oder denkst du, ich finde es schön, dich an so einem Tag allein lassen zu müssen…?“, versucht es der Stabträger vorsichtig, aber mit fester Stimme. Sie mustert ihn einen Augenblick finster und scheint seine Worte abzuwägen. „Nein, ich denke, du suchst nur nach einer billigen Ausrede, weil du dich lieber mit deinen Brüdern prügeln willst, als mit mir ins Kino zu gehen!“, entgegnet April ihm schließlich wütend, aber mit hörbar traurigem Unterton. Dem Turtle entgleiten alle Gesichtszüge. Denkt sie ernsthaft, dass er so oberflächlich ist? „Aber April, das kann doch nicht dein Ernst sein! Du weißt doch, dass ich dich l…“, versucht er es erneut. There are times when you don't give me a smile Woah sometimes I'll lie awake at night and worry for a while Woah, woah „Spar dir diese Worte, ich will sie nicht hören! Manchmal glaube ich ernsthaft, ich hab ein kleines Kind vor mir und kein überragendes Genie! Und du glaubst auch noch diesen Blödsinn, den du mir erzählst, stimmst? Aber merk dir eins, Donatello: Ich brauch dich nicht, um einen schönen Abend zu verbringen! Es gibt Andere, die sich nach meiner Gegenwart sehnen!“, unterbricht die Rothaarige ihn grob. Den Tüftler trifft es schwer, dass sie seine Worte nicht hören will, auch wenn es ihn sehr erfreut, dass sie ihn für ein ‚überragendes Genie‘ hält. Er weiß beim besten Willen nicht, wie er ihr klarmachen soll, dass er sie nicht anlügt. Dann vernimmt er ihre anderen Worte. Will sie ihm damit sagen, dass sie den Abend nicht allein verbracht hat, nachdem er nicht aufgetaucht ist? „Es tut mir wirklich leid, dass ich dich so enttäuscht hab. - Aber ich hoffe, du hattest trotzdem einen schönen Tag, mit wem auch immer…“, probiert es der hochgewachsene Ninja niedergeschlagen, um vielleicht zu erfahren, mit wem sie stattdessen ausgegangen ist – wobei er innig hofft, dass die Antwort Irma lautet. „Sollte es auch. Es geht dich zwar überhaupt nichts an, aber ja, Casey hat sich alle Mühe gegeben, mir einen schönen Tag zu bescheren!“ It's ok, 'cause I know You shine even on a rainy day Dass ist genau die Antwort, die der Tüftler absolut nicht hören wollte. Es ist wie ein Schlag ins Gesicht. Casey, immer wieder Casey! Er kann diesen Typen ja mal so überhaupt nicht leiden und er weiß auch beim besten Willen nicht, was April an ihm findet. Donnie ist ja der Meinung, dass Casey ein paar Schrauben locker hat, allein schon wie er mit April redet. Es klingt so herablassend, respektlos, als wäre sie sein Besitz und er müsse ihr nur hin und wieder ein paar Brotkrumen hinwerfen, damit sie glücklich ist. Und er selbst würde alles für ein paar Brotkrumen von April geben, doch er bekommt keine. Der Gedanke widert Donatello zu tiefst an. Er kann sich genau vorstellen, wie dieser Hockeyidiot vor ihrer Tür gestanden hat, mit seinem süffisanten, zweideutigen, zahnlosen Grinsen; mit seinen schmuddeligen Klamotten; seiner Möchtegern Coolness, als wäre er der tollste Hengst im ganzen Stall! Er wirkt so ungepflegt, dass Donnie bei seinem Anblick jedes Mal überlegt, wann der Kerl das letzte Mal eine Dusche von innen gesehen hat, von frischen Sachen mal ganz abgesehen. Der Turtle würde sich am liebsten ohrfeigen, dass er gestern nicht mit ihr zusammen sein konnte. Schlimmer hätte es gar nicht sein können! „Das freut mich zu hören…“, erwidert er schließlich leise. „Ach vergiss es! Melde dich erst wieder bei mir, wenn du endlich erwachsen geworden bist!“, beendet sie ihre Ansprache und wendet sich zum Gehen. And I can find your halo Guides me to wherever you fall Darauf kann er einfach nichts erwidern, da dieser Tag in ihren Augen wohl niemals kommen wird, solang er seinen Bo nicht an den Nagel hängt. Traurig lässt er die Schultern hängen, doch er versucht nicht, sie aufzuhalten. Er will einfach nur, dass es ihr gut geht und sie glücklich ist, auch wenn er vielleicht nicht derjenige ist, der sie glücklich machen kann. Eine ganze Weile blickt er ihr noch nach, nachdem sie gegangen ist. Dann schließt er langsam die Tür und verschwindet in seinem Zimmer. Donnie braucht jetzt einfach etwas Ruhe, um seine Gefühle zu ordnen. April fühlt sich auch nicht sonderlich gut, den Turtle so runter gemacht zu haben. Es bricht ihr das Herz, wie traurig er ausgesehen hat, dennoch tut es so weh, immer wieder von ihm sitzen gelassen zu werden. Also versucht sie sich wieder zu beruhigen und diesen Tag irgendwie hinter sich zu bringen. Vielleicht hilft es ihr ja, wenn sie sich etwas aussprechen kann, wenn Irma denn Zeit für sie hat. Wie sich herausstellt, hat die Schwarzhaarige jede Menge Zeit und saugt ihre Worte voller weiblicher Neugierde auf. So kommt es, dass April erst am Abend wieder nach Hause kommt. Sie fühlt sich zwar nicht sonderlich besser, da Irma wie immer ziemlich nachgebohrt hat, doch immerhin konnte sie sich mal alles von der Seele reden. If you need a hand to hold I'll come running, because You and I won't part till we die Gedankenverloren betritt sie ihre leere Wohnung. Sie wird sich noch etwas zum Essen machen und dann einfach ins Bett gehen – das wird wohl das Beste sein. Auf dem Weg in die Küche schaltet sie den Fernseher im Wohnzimmer ein. Als sie zum Kühlschrank geht, hört sie, wie nebenan die Nachrichten anfangen. Ein paar Minuten später setzt sie sich, mit ihrem Essen, auf die Couch und angelt nach der Fernbedienung. Die Nachrichten interessieren sie nicht wirklich, ist ihr Kopf doch gerade viel zu wirr, um sich auch noch die Probleme der restlichen Welt anzuhören. Doch dann hält sie wie erstarrt inne. Ein neuer Bericht hat gerade angefangen und sie kann nicht glauben, was sie sieht. „Vor kurzem erreichte uns dieses Amateurvideo eines Passanten, der die Unruhen des gestrigen Nachmittags miterlebt hat…“, berichtet der Sprecher. Zu sehen ist eine verschwommene Aufnahme eines Kampfes zwischen - Ninjas? April traut ihren Augen nicht. Dennoch kann sie, trotz der wackeligen Aufnahme, genau erkennen, dass dort Donnie mit seinen Brüdern steht und sich gegen ein paar maskierte Typen versucht zu verteidigen. Sind das etwa diese komischen Foot-Ninja? You should know We see eye to eye Heart to heart Der Sprecher berichtet weiter, dass dieser Kampf sich in einer Gasse der 74. Straße zugetragen hat. Sichtlich zuckt die junge Frau zusammen. „Das ist gerade mal drei Straßen vom Kino entfernt…“, entkommt es ihr atemlos. Sie kann es nicht fassen. Donnie hat ihr die Wahrheit gesagt und sein Leben riskiert, während sie im Kino saß und wütend auf ihn war. Er hat sich das alles überhaupt nicht ausgedacht und sie hat sich immer nur lustig über sein ‚sinnloses Hobby‘ gemacht. Schockiert legt sie sich die Hand vor den Mund und starrt stumm auf den Bildschirm. Sie hat ihm solange Unrecht getan, dabei hätte sie selbst in den Kampf verwickelt werden können, wenn sie zu einer anderen Zeit dort gewesen wäre! Der Bericht endet, doch sie braucht noch fast eine halbe Stunde, um sich wieder zu sammeln. Kraftlos nimmt sie schließlich ihr Handy zur Hand und wählt Donnies Nummer. Es läutet und läutet, doch der Tüftler nimmt nicht ab. Traurigkeit überkommt sie, doch sie kann den Turtle nur allzu gut verstehen. Er braucht ganz sicher auch Zeit, um sich wieder zu fassen, nachdem sie ihm das alles an den Kopf geworfen hat. Doch vielleicht hat sie Glück und trifft ihn am Samstag auf dem Kirschblütenfest? Wehmütig wird ihr klar, dass sie Casey gebeten schon hat, sie dort hin zu begleiten, nachdem Donnie sie hat sitzen lassen. Doch was soll´s? Reden kann sie mit dem Stabkämpfer ja trotzdem! There are times when I cry, 'cause you she'd no tears Woah sometimes And I'm so far away, but your body's right here Woah sometimes Samstagnachmittag… Der Tag ist warm und angenehm, kein Wölkchen stört den klaren, blauen Himmel, die Vögel singen und die Menschen scheinen ausgelassen und fröhlich. Langsam biegt der alte Dodge auf den Parkplatz ein. Als April aussteigt, dringt ihr schon die traditionelle Musik der Hanami entgegen. Etwas unbeholfen rückt sie den leichten Kimono zurecht, den sie sich extra für heute besorgt hat und blickt dann, mit einem leichten Lächeln, Richtung Festplatz. Hinter ihr schlägt die Fahrertür geräuschvoll zu. Man sieht Casey an, dass er lieber ganz wo anders wäre, dementsprechend hat er sich auch nicht irgendwie herausgeputzt, sondern trägt dieselben schludrigen Sachen, wie sonst auch. Missmutig verschränkt er die Hände hinter dem Kopf und blickt hinüber zum Festplatz. Der Schwarzhaarige zieht die Lippen kraus und seufzt tonlos – warum tut er sich das eigentlich an? Langsam wandert sein Blick zu April hinüber, die wirklich mehr als bezaubernd in ihrem Kimono und mit den hochgesteckten Haaren aussieht. Angestrengt stellt sich Casey vor, wie sie wohl ohne das Ding aussehen mag. Ein süffisantes Grinsen schleicht sich auf seine Züge, obwohl er im Hinterkopf noch genau die Worte ihrer letzten Abfuhr spürt. There are times when I just walked out your door Woah sometimes And thought I'd never get to see you anymore. Woah, woah Doch immerhin ist sie ja mit ihm hier, anstatt mit diesem bescheuerten Turtle-Freak – das steigert seiner Meinung nach, seine Chancen! Als sie aber die Festwiese betreten, wird Casey wieder bewusst, wie sehr er diesen Mist doch hasst. All die komischen, ausländischen Gegenstände, von denen er oftmals nicht einmal weiß, was sie darstellen; das seltsame Essen, von dem man genauso wenig sagen kann, was es mal gewesen ist; die widerliche Freundlichkeit der asiatischen Mitbürger, in ihren aufgemotzten Kostümen; und diese Nerv tötende Musik. Alles einfach schrecklich. April scheint sich aber sehr zu amüsieren. Am Rand bekommt er sogar mit, wie die Rothaarige etwas unbeholfen mit einigen Leuten redet, die sie scheinbar kennt und dann auch noch in dieser komischen Sprache! Was ist das noch gleich? Chinesisch? Japanisch? Was auch immer! In seinen Ohren hört sich das alles gleich schrecklich an. Langeweile total! Doch wie soll er ihr das bloß klar machen? Er braucht eine gute Ausrede, damit sie so schnell wie möglich wieder hier wegkommen. ‚Denk nach, Jones!‘, harscht er sich im Gedanken selbst an, doch wirklich einfallen tut ihm nichts. It's ok, 'cause I know You shine even on a rainy day Langsam holt er sie wieder ein und tut so, als würde ihn der Mist interessieren, den sie ihm unter die Nase hält. Angestrengt sucht er weiter nach einer Ausrede, bis auf einmal sein Handy zu klingeln beginnt. Im Trubel des Festes hört er es zwar nicht, doch als es in seiner Gesäßtasche anhaltend zu vibrieren beginnt, zuckt er überrascht zusammen und fummelt das Gerät hervor. ‚Meine Rettung…?!‘, geht es ihm durch den Kopf. Möglichst cool nimmt er den Anruf entgegen, während April ihn einen Moment mustert und sich dann höflich abwendet, um nicht zu lauschen. Allerdings ist Casey´s Begeisterung über seinen Gesprächspartner so groß, dass sie das Ganze unweigerlich mitbekommt. „…was, das Rennen ist jetzt!? – Wie konnte ich das bloß vergessen? – Klar komm ich noch, bin gar nicht so weit weg! – 30 Minuten? – Geil! – ja, ich beeil mich! Bis gleich!“, die Begeisterung in seiner Stimme ist so groß, dass sich die Rothaarige förmlich davon erschlagen fühlt. Finster mustert sie ihn, während er redet und kann nicht so ganz glauben, was sie da hört. Als der Schwarzhaarige schließlich auflegt, stemmt sie die Hände in die Hüften und öffnet den Mund, um ihm einen Vortrag zu halten. Bevor sie jedoch ein Wort heraus bringt, grinst er sie schon ohne Reue an. „Sorry Feuerlöckchen, muss leider weg!“, entgegnet er ihr brühwarm, während er ihr schelmisch zu zwinkert. Enttäuscht versucht sie auf ihn einzureden, doch er winkt nur alles ab. Schließlich ist so ein Rennen viel wichtiger, als so ein dämliches mit einem Mädchen, das müsse sie doch verstehen. And I can find your halo Guides me to wherever you fall So lässt er sie einfach stehen. Auf ihre Frage, wie sie denn ohne sein Auto wieder nach Hause kommen soll, erwidert er nur, dass es hier ganz sicher irgendwo eine Bushaltestelle geben wird. Dann verschwindet er in der Menge Richtung Parkplatz. Zurück bleibt April, völlig entsetzt und allein. Was ist bloß mit den Männern los, dass sie sie einfach immer wieder versetzen? Oder stimmt etwas mit ihr nicht? Ratlos schiebt sie diese Fragen beiseite und überlegt, wie sie wieder nach Hause kommen soll. Der nächste Bahnhof ist einige Kilometer von hier entfernt und ohne eine Karte wird sie ihn wohl nicht finden. Eine Bushaltestelle ist da schon naheliegender, doch da muss sie sich auch erst mal überlegen, wie sie von dort nach Hause kommt. Seufzend lässt die junge Frau die Schultern hängen und schlendert verloren durch die Menschenansammlungen. So ganz plötzlich hat sie jetzt keine Freude mehr an diesem Fest. „APRIL!“, vernimmt sie auf einmal ihren Namen in der Menge. Irritiert hebt sie den Kopf und schaut sich um, doch sie kann niemanden entdecken. Allerdings wird sie wenige Sekunden später stürmisch von der Seite umarmt. Erschrocken verspannt sie sich schlagartig, ehe sie merkt, dass es Mikey ist. Einen Moment später gelingt es auch seinen Brüdern, sich den Weg zu ihr zu bahnen. If you need a hand to hold I'll come running, because You and I won't part till we die „Hey Jungs…“, kommt es noch etwas überfordert von ihr, während sie sich langsam aus der Umarmung des Nunchakuträgers windet. Schnell fällt ihr Blick auf Donatello, der sich ein wenig hinter seinen anderen Brüdern zu verstecken scheint. Dennoch kann sie seinen betrübten Blick sehen. Ohne auf die Worte der Drei einzugehen, läuft sie zu dem Tüftler hinüber. Schlagartig schweigen die Anderen und beobachten die Szene mit gemischten Gefühlen. Sichtlich überrascht wendet der Brünette ihr den Blick zu, als sie vor ihm auftaucht. „Hey April…“, kommt es leise von ihm, sodass die Rothaarige ihn fast nicht hören kann. Verlegen reibt sie sich den rechten Arm, ehe sie sich zu einer Antwort überreden kann. „Hey Donnie…“, beginnt sie und der Angesprochene freut sich doch etwas, dass sie ihn wieder bei seinem Spitznamen nennt. „…ich wollte mich gern bei dir entschuldigen. Ich hab dir Unrecht getan und hätte dich deswegen nicht ausschimpfen und dich als Lügner hinstellen dürfen…“, erzählt sich weiter. Verwundert betrachtet der Tüftler sie. Er wüsste zu gern, woher dieser plötzliche Sinneswandel kommt, doch fragen will er sie nicht unbedingt, wo die Luft noch so dick zwischen ihnen ist. You should know We see eye to eye heart to heart Als hätte sie seine Gedanken gelesen, redet sie auch schon weiter. „Ich hab dich in den Nachrichten gesehen…“ Mehr braucht sie gar nicht zu sagen. Beruhigend legt Donnie ihr eine Hand auf die Schulter und sieht sie sanft an. Etwas überrascht erwidert April seinen Blick. „Ist schon gut. Ich bin dir deswegen nicht böse. Du hattest alles Recht mir nicht zu glauben. Doch ich bin sehr froh, dass du es jetzt tust!“ Leicht zaghaft lächelt er sie an, bevor sie sich in seine Arme fallen lässt. Überrumpelt schnappt der Brünette nach Luft. „Danke Donnie…“, haucht sie ihm zu und kuschelt sich fest gegen ihn. Vorsichtig legen sich die Hände des Stabkämpfers auf ihren Rücken, während er rot anläuft. „Kein Problem…“, erwidert er stockend. Seine drei Brüder beobachten sie noch immer und auch sie scheinen erleichtert zu sein, dass das Ganze jetzt ein Ende hat. Schließlich mischt sich aber Leo ein. „Sag mal April, bist du etwa ganz allein hier?“, fragt er, während er sich nach einem bekannten Gesicht umsieht, aber keines findet. Langsam trennt sich die Rothaarige wieder von dem Turtle. „Naja, bis ihr Jungs mich gefunden habt, war Casey noch hier gewesen. Allerdings hat er es vorgezogen, mich einfach stehen zu lassen, um zu so einem dämlichen Rennen zu gehen. Ich hab mir gerade überlegt, wie ich ohne Auto wieder nach Hause kommen soll, als mir Mikey in die Arme gesprungen ist…“, erläutert sie, nicht ohne einen finsteren Blick für den nicht mehr Anwesenden. Vollkommene Verständnislosigkeit breitet sich unter den jungen Ninjas aus. Oh oh oh Woah sometimes Oh oh oh „Du kannst bei uns mitfahren!“, kommt es von Raph, der über Casey´s Verhalten nur den Kopf schütteln kann. Er sollte wohl mal ein ernstes Wörtchen mit dem Schwarzhaarigen reden! Ein warmes Gefühl von Erleichterung macht sich in der jungen Frau breit. Auch wenn die Jungs nicht immer Zeit haben und sie versetzen müssen, ist doch immer auf sie verlass, wenn man sie braucht. „Hey Leute, das Feuerwerk fängt gleich an!“, reißt Michelangelo sie dann alle aus ihren Gedanken. Aufgeregt tapst er von einem Bein aufs andere und versucht die Anwesenden zum Gehen zu bewegen, obwohl noch genug Zeit ist. Verlegen reibt sich Donnie über den Hinterkopf. „Möchtest du vielleicht mitkommen, April?“ Sie lächelt ihn begeistert an. „Nichts würde ich lieber tun!“ Kaum hat sie ausgesprochen, hakt sie sich auch schon bei dem, sichtlich überforderten, Tüftler ein. Wieder läuft der hochgewachsene Turtle rot an, ehe sie sich schließlich auf den Weg machen. Wherever you fall If you need a hand to hold I'll come running, because Kurz darauf wandern sie alle durch einen Hain aus hunderten Kirschbäumen. Das zarte Rosa ihrer Blütenblätter scheint förmlich zu brennen, im letzten Licht der untergehenden Sonne. Ihr lieblicher Duft erfüllt die Luft. Ein sanfter Wind weht einzelne Blütenblätter durch die Gegend, sodass es den Anschein hat, als falle rosa Schnee. Verträumt kuschelt sich die Rothaarige gegen Donnies Arm. Ein paar Momente später erreichen sie eine große Freifläche, auf der sich schon zahlreiche Leute versammelt haben, um das Feuerwerk zu betrachten. Sie setzen sich etwas abseits der Massen ins warme Gras. Dabei gönnen Raph, Leo und Mikey den beiden Verliebten etwas mehr Raum, damit sie sich in Ruhe noch etwas mehr versöhnen können. Dies ist den beiden auch ganz recht. Eng schmiegt sich April wieder an den Brünetten und seufzt versonnen. „Was hast du denn?“, fragt der Tüftler, da er fürchtet, dass sie noch etwas bedrücken könnte. „Das hab ich mir eigentlich schon die ganze Zeit gewünscht. So hier mit dir zu sitzen, meine ich…“, erwidert sie, während sie ihm tief in die Augen sieht. You and I won't part till we die You should know We see eye to eye, heart to heart „Echt?“, kommt es etwas unsicher von Donnie. Doch anstatt ihm zu antworten, legt sie ihre Hände sanft auf seine Wangen und zieht ihn etwas zu sich hinunter. „Echt!“ Sie lächelt zuckersüß. Langsam zünden die ersten Raketen und beginnen ihren Aufstieg in den nächtlichen Himmel. Als die Erste von ihnen in einem Fächer aus Gelb und Lila explodiert, vereinigen sich ihre Lippen zu einem tiefen Kuss – einem Kuss, den sich beide schon lange ersehnt haben und nun endlich ist er Wirklichkeit geworden! Sinnlich schließen sie ihre Augen und ergeben sich dem innigen Gefühl von Wärme und Nähe. Sie vergessen alles um sich herum, als das Feuerwerk auch in ihrem Kopf Funken zu sprühen beginnt – Gelb und Lila! I can find your halo Guides me to wherever you fall Kapitel 29: Special 8: Happy Birthday Raph!? -------------------------------------------- Mit einem kleinen Seufzen stellt Michelangelo die randvolle Einkaufstüte neben dem Herd ab. Ein vorfreudiges Lächeln schleicht sich auf seine Züge, als er nach seiner Schürze greift. ‚Ich freu mich schon auf Raph´s Gesicht!‘, geht es dem Jungen vergnügt durch den Kopf. Der rote Ninja hat morgen Geburtstag und Mikey möchte ihm seinen Lieblingskuchen backen – falls man einen Meat Pie überhaupt als Kuchen bezeichnen kann. Raphael mag ja eigentlich nichts Süßes, doch mit Fleisch kann man ihn immer locken, auch wenn es ganz und gar nicht Mikey´s Geschmack ist. Allerdings würde der Blonde für seinen geliebten Bruder und Partner wohl alles kochen, egal wie abartig es in seinen Augen auch sein mag. Hauptsache es schmeckt dem Saikämpfer! Das ist dann hoffentlich auch ein kleiner Trotz für den Rothaarigen, da er es beim besten Willen nicht leiden kann, seinen Geburtstag zu feiern. Der Nunchakuträger versteht zwar nicht, was er gegen ein bisschen Feiern hat, aber egal. Solang ihn der Pie erfreut, ist es für Mikey in Ordnung. Fröhlich pfeifend macht sich der Chaosninja an die Arbeit, damit alles rechtzeitig fertig wird. Der Blonde greift sich einen Topf, stellt ihn auf den Herd und befördert Milch, Wasser, Butter und Salz hinein. Eine Waage oder ein Kochbuch braucht er schon lange nicht mehr – das Rezept hat er im Kopf, so wie viele andere auch. Die richtige Menge der Zutaten variiert er je nach Gefühl. Beim Kochen ist der kleine Turtle mittlerweile so geschickt, dass er genau abschätzen kann, wie viel er von etwas benötigt – fast aufs Gramm genau sogar. Während der orange Ninja darauf wartet, dass die Mischung im Topf zu kochen beginnt, schnappt er sich ein scharfes Messer und fängt an, das Fleisch in feine Würfel zu schneiden. Er ist so vertieft in seine Arbeit, dass er gar nicht mitbekommt, wie sich die Küchentür öffnet und Raph hinein geschlichen kommt. Das Mittagessen ist zwar gerade mal zwei Stunden her, dennoch sieht der rote Ninja wie ein hungriger Wolf drein, als er das Fleisch entdeckt. Gierig leckt er sich über die Lippen und nähert sich seinem Bruder von hinten. Als er seinen Kopf auf die Schulter des Kleineren legt, bemerkt Mikey ihn endlich. Leicht erschrocken zuckt er zusammen, als Raphael ihm eine Hand auf den Bauch legt und sich, beinahe energisch, gegen ihn drückt. Leicht presst der Rothaarige seine Zähne in die weiche Haut am Hals seines Geliebten. Michelangelo ist sich durchaus bewusst, dass sein Partner dies nur tut, um ihn abzulenken, damit er etwas von dem Fleisch naschen kann. Dennoch legt er den Kopf auf die Seite und macht den Zähnen etwas mehr Platz. Verträumt gibt der Jüngere ein leises Schnurren von sich. Ein Grinsen schleicht sich auf die Züge des Saikämpfers. Er fühlt sich unbemerkt und so lässt er seine freie Hand zu dem Haufen aus feinen Fleischwürfeln gleiten. Der Ältere erhascht ein paar der Würfel und stopft sie sich schnell in den Mund, bevor Mikey ihm auf die Hand schlagen kann. „Lass das Raph! Das ist doch noch ganz roh!“, mahnt Mikey seinen Bruder etwas halbherzig, da er weiß, dass sich Raph davon nicht abschrecken lässt. Für den temperamentvollen Jungen kann es gar nicht roh und blutig genug sein. „Na und! Ist doch Tatar, das muss roh sein!“, erwidert Raphael daher auch gleich schmatzend. Einerseits ist der Blonde doch ziemlich erstaunt, dass sich sein Bruder ausgerechnet so ein Wort gemerkt hat, wo er doch sonst vom Kochen so gar keine Ahnung hat; andererseits ärgert es ihn, dass Raph schon wieder versucht, sich etwas davon zu stibitzen. Kurz bevor seine Finger allerdings das schmackhafte Fleisch erreichen, lässt Mikey die Spitze seines Messer hernieder sausen. Nur ein paar Millimeter vor Raph´s Zeigefinger bohrt sich der scharfgeschliffene Stahl in das hölzerne Schneidebrett. Überrascht zieht der Rote seine Hand zurück und blickt seinen Bruder zu gleichen Teilen entgeistert, wie auch wütend an. „Lass das! Das ist nicht für dich, also nimm die Finger weg!“, kommt es erstaunlich ernst von dem, sonst so fröhlichen, Jungen. Misstrauisch mustert der Größere sein Gegenüber einen Moment. „Krieg dich mal wieder ein! Ich wollte doch nur ein bisschen naschen…“, entgegnet der Saikämpfer ihm leicht schmollend. Wissend betrachtet Michelangelo seinen Bruder und stemmt die Hände in die Hüften. „Ich weiß genau, wie es aussieht, wenn du nascht! Dann hab ich bald nichts mehr übrig. Aber ich brauch das Fleisch noch. Das muss bis morgen fertig sein, also wäre es schön, wenn du jetzt gehen könntest!“, versucht der Chaosninja ihm sachlich klarzumachen. Raphaels Miene verfinstert sich noch etwas. Wagt es sein Bruder etwa tatsächlich, in rauswerfen zu wollen? „Sei nicht so vorlaut! Ich nehm dir dein heißgeliebtes Fleisch schon nicht weg. Aber verrat mir doch mal, was du damit anstellst, wenn es nicht für mich ist!“, hackt er grob noch und verschränkt die Arme drohend vor der Brust. Etwas verlegen versucht Mikey seinem Blick auszuweichen. „Das kann ich dir nicht sagen – Die Person wäre sonst sicher sehr enttäuscht, wenn sie es nicht bekommen würde…“, gibt der Blonde schließlich kleinlaut zu. Er kann ja Raph nicht einfach auf die Nase binden, dass es eigentlich ein Geschenk für ihn wird. Denn dann wäre es keine Überraschung mehr und der Rote würde es auch sicher nicht mehr haben wollen, da er von seinem Geburtstag ja nichts wissen will. Der Saikämpfer verdrängt das Ganze so sehr, dass er sogar das Datum vergessen zu haben scheint und er seine Brüder immer wieder anherrscht, diesen verhassten Tag nicht zu erwähnen, weiß Gott, wieso. Aber immerhin ist es doch sein 18ter, da sollte man doch mal eine Ausnahme machen – so sieht es zumindest der Nunchakuträger. Doch die Antwort seines Geliebten ist überhaupt nicht das, was Raphael hören wollte. Wütend funkelt er den Kleinen an, knurrt bedrohlich und dreht sich dann rückartig Richtung Tür. „Ach, mach doch, was du willst! Aber ich warne dich, treib es nicht zu weit! Ich hab dich im Auge, Freundchen!“, kommt es, einer Drohung gleich, von dem Rothaarigen, ehe er wütend die Tür hinter sich zu schlägt. Doch etwas verwirrt, bleibt Michelangelo zurück. „Was soll denn das jetzt heißen…?“, fragt er leise in die Küche hinein. Bevor er jedoch eine Antwort finden kann, verselbstständigt sich der Inhalt des Topfes beinahe. Überrascht schiebt Mikey die Gedanken an seinen Bruder bei Seite und nimmt die brodelnde Mischung schnell vom Herd. „Das war knapp…“, haucht er vor sich hin, ehe er sich wieder sammelt und mit seiner Arbeit weitermacht. Allerdings gehen ihm Raphaels böse anmutende Worte nicht so ganz aus dem Kopf. Was kann er damit nur gemeint haben? Der Blonde findet nicht wirklich eine Lösung dafür. Doch er denkt sich, dass sich sein Bruder nur ärgert, weil er nicht naschen darf. Ihm kommt nicht mal ansatzweise in den Sinn, dass Raphael eifersüchtig sein könnte, weil er vielleicht denkt, dass Mikey einen heimlichen Freund hat, für den er hier kocht. Tatsächlich ist es genau das, was der Saikämpfer aus Mikey´s Antwort heraus gehört hat und weswegen er sich jetzt stocksauer auf seinen Futon fallen lässt. „Dieser verfluchte, kleine…“, grummelt er vor sich hin, während er versucht, sein Kissen zu erwürgen. Irgendwo ist es erstaunlich, dass er dies nicht eben bei seinem Bruder versucht hat, wo er ihn doch sonst für alles gleich verprügelt. Nein, der Schock sitzt irgendwie zu tief, hätte er so etwas doch nie von dem Blonden erwartet. „Was fällt dem Bengel eigentlich ein, mir sowas mitten ins Gesicht zu sagen?“, fragt er sein lädiertes Kissen. Er schüttelt es wütend durch, als könnte er so eine Antwort aus ihm heraus bekommen – doch vergebens. „Hab ich ihm denn nicht schon oft genug klar gemacht, dass ich der Einzige für ihn bin?“ Immer noch keine Antwort von dem Kissen. Er durchbohrt es förmlich mit seinen Augen, doch es bringt ihm nichts. Knurrend feuert er es schließlich in die nächste Ecke. „Na warte, du kleines Flittchen, ich krieg schon raus, mit wem du es sonst noch treibst!“ Grummelt zieht er sich seine Decke über den Kopf und versucht die Bilder zu vertreiben, die sich allmehlig in seinem Kopf formen. Er will sich nicht vorstellen müssen, wie sein übermütiger Lover unter einem anderen Mann liegt, sich ihm stöhnend hingibt und zitternd unter seinen Händen Befriedigung findet. Heftig schüttelt er den Kopf, um diese Gedanken wieder loszuwerden und verkriecht sich dann noch tiefer in seiner Decke. Dann fällt ihm wieder ein, was Mikey noch gesagt hat. Dass das Ganze morgen fertig sein muss. „Also wird er sich wohl morgen mit diesem Mistkerl treffen! Dann werde ich ihn kriegen!“ Am nächsten Tag… Mit einem mehr als miesgelaunten Grummeln strampelt Raphael seine Decke zur Seite und gibt dann ein gequältes Stöhnen von sich, als ihm die gleißende Sonne mitten ins Gesicht scheint. Total verspannt, weil er sich die ganze Nacht ruhelos durch seien Futon gewälzt hat, angelt er blind nach der Decke und zieht sie sich wieder über den Kopf. Langsam öffnet der Rothaarige in der schummrigen Dunkelheit unter dem Stoff die Augen und reibt sich seine schmerzenden Schläfen. Er fühlt sich wie ausgekotzt, als hätte er die ganze Nacht hindurch gesoffen und weiß Gott was noch alles getrieben. Doch eigentlich konnte er nur nicht schlafen, weil er sich die endlosen Stunden über Gedanken gemacht hat, mit wem Mikey es sonst noch alles treibt. Als dem Saikämpfer der Name seines Bruders durch den Kopf geht, entbrennt eine neue Schmerzwelle hinter seiner Stirn. Ein wütendes Knurren entkommt seiner Kehle. Vorsichtig hebt er die Decke etwas an und versucht seinen pochenden Kopf und seine brennenden Augen an das viel zu helle Licht zu gewöhnen. Es dauert fast fünf Minuten, ehe ihm dies schmerzfrei gelingt. Als der Blick des temperamentvollen Jungen allerdings auf seinen Wecker fällt, ist all die Pein der letzten Nacht wie weggeblasen. Erschrocken setzt er sich auf und wirft die Decke zur Seite. Ungläubig packt der den kleinen Zeitmesser und schüttelt ihn durch, als wolle er damit erreichen, die Uhr ein paar Stunden zurück zu drehen. So sehr er sich auch bemüht, es ändert nichts. Der Wecker zeigt weiterhin 13:42 Uhr. Raphael ist zwar ein großer Freund vom Ausschlafen, aber so lang hat er es bisher selten geschafft. „Verdammt…“, flucht er leise vor sich hin und versucht auf die Füße zu kommen. Der Rothaarige braucht dafür aber zwei Anläufe, bevor er es schafft, seine steifen Beine dazu zu überreden, mitzumachen. Doch dann hält ihn nichts mehr. Nur mit der Unterhose bekleidet, in der er geschlafen hat, stürmt er zu seiner Zimmertür und reißt sie auf. ‚Ich komme zu spät…‘, geht es ihm dabei immer wieder durch den Kopf. ‚Er ist schon weg und lässt sich von diesem Schwein betatschen…‘ Wütend stapft er zu Mikey´s Zimmertür hinüber und öffnet sie mit solcher Wucht, dass sie in ihren Angeln erzittert. Raph erwartet einen leeren Raum vorzufinden, doch zu seiner Überraschung steht Michelangelo völlig erschrocken vor seinem Futon und umklammert einen Karton, den er wohl fast hätte fallen lassen. „Raph? Du hast mich fast zu Tode erschreckt…“, entgegnet ihm der Blonde etwas vorwurfsvoll, nachdem er sich wieder unter Kontrolle hat. Allerdings antwortet ihm der Saikämpfer nicht. Stattdessen verfinstert sich sein Gesicht beim Anblick des Kartons noch mehr und er kommt mit schweren Schritten auf seinen ahnungslosen Bruder zu. In seinem Kopf formen sich unweigerlich wieder Bilder, die er niemals sehen wollte und das macht ihn nur noch unbeherrschter. Mit großen Augen betrachtet ihn der Nunchakuträger und versteht nicht, was sein Gegenüber so aufregt. Schnaufend, wie ein wilder Stier, kommt Raphael vor seinem einstigen Liebhaber zum Stehen und reißt ihm den Karton aus der Hand. „Nein…“, entkommt es Mikey überfordert, da er seine Überraschung zu Nichte gemacht sieht. Er versucht seinem Bruder den Karton wieder abzunehmen, doch Raph stößt ihn einfach grob bei Seite. Unsanft landet der Kleinere auf seinem Hintern und sieht flehend zu dem Älteren auf. Mit vor Wut zitternden Händen umklammert der Saikämpfer den Karton. „Wer ist dieser Dreckskerl, von dem du dich vögeln lässt?“, spricht er mehr zu sich selbst, als er den Deckel des Kartons aufklappt. Langsam dämmert es dem kleinen Chaosninja, was seinen Bruder so zum Ausflippen bringt und er kann es nicht fassen. Allerdings scheint Raph in diesem Moment auch etwas zu dämmern, als er den Inhalt des Kartons betrachtet. Mit offenem Mund steht er da und weiß nicht, was er sagen soll. In dem Karton befindet sich der Meat Pie, den Mikey gestern gemacht hat. Auf seiner Oberseite ist ein Text zu sehen, den der Blonde mit Ketchup darauf geschrieben hat. Eine große 18 nimmt dabei den meisten Platz ein. Darunter stehen schwungvoll die Worte: Happy Birthday Raph. Der Rothaarige ist vollkommen perplex und starrt einfach nur die Worte an. Mikey´s Stimme scheint dabei von ganz weit weg zu kommen, dennoch hört er jedes Wort, so deutlich wie einen Faustschlag. „Der einzige Dreckskerl, der mich anfassen darf, bist du und ich dachte, dass wüsstest du auch…“, die Traurigkeit in seiner Stimme ist förmlich greifbar. Verräterisch beginnt seine Unterlippe zu zittern, doch Raphael sieht es nicht. Stattdessen scheint ihm alle Kraft aus den Beinen zu schwinden. Verloren landet er auf seinen Knien und starrt weiterhin verständnislos in den Karton. Mikey hingegen kann es kaum noch ertragen, seinen Bruder anzusehen. Weshalb er sich nun langsam herum dreht und aus dem Fenster sieht. Er begreift nicht, wie der Mensch, den er am meisten liebt, nur so etwas von ihm denken kann. Schließlich verliert er die letzte Beherrschung und beginnt leise zu Weinen. „Was - denkst du - eigentlich von mir – Raph…?“, kommt es in Tränen erstickt von dem Nunchakuträger, während er die Arme um seinen Körper schlingt, als wenn ihm kalt wäre. Die wimmernde Tonlage seines Bruders holt Raphael wieder in die Wirklichkeit zurück. Wie in Zeitlupe stellt er den Karton neben sich ab und blickt hilflos zu dem Blonden hinauf. Der Jüngere weint inzwischen so heftig, dass er sich nun die Hände vors Gesicht schlägt und zitternd auf die Knie sinkt. Schockiert beobachtet der Rothaarige das Ganze. Erst jetzt wird ihm so richtig bewusst, wie dumm sein Gedanke überhaupt war. Mikey würde ihn niemals betrügen und wenn, dann ganz sicher nicht so offensichtlich. Verlegen fährt sich der Ältere durch die zerzausten roten Haare und sucht nach Worten, die sein Verhalten entschuldigen können. Etwas Passendes fällt ihm aber nicht ein. Er konnte noch nie gut mit Worten umgehen – sein Temperament war immer alles, auf das er sich verlassen konnte. Doch gerade das hat ihn jetzt in diese schreckliche Situation gebracht. Es bricht ihm das Herz seinen Bruder so weinen zu sehen. Langsam rutscht Raph zu dem Blonden hinüber und nimmt ihn ganz vorsichtig von hinten in die Arme. „Nein…“, kommt es erstickt von dem zitternden Jungen, während er schwach versucht, sich aus seinen Armen zu winden. Raphael lässt es aber nicht zu. Er drückt Mikey fest an sich und legt seinen Kopf auf der Schulter des Jungen ab. „Es – es – es tut mir leid…“, haucht der Rothaarige ihm bedrückt zu. Dann hält er ihn einfach nur fest und wartet darauf, dass sich sein Bruder wieder beruhigt. Allmehlig scheint das auch zu passieren, wenn auch nur sehr langsam. Michelangelo weiß nur zu gut, dass sein Bruder ein ziemliches Problem mit seiner Eifersucht hat und er einfach jeden als potentiellen Rivalen ansieht. Doch normalerweise wirft er das seinem Bruder nicht mitten ins Gesicht, sondern eher dem, der sich ihm zu nähern versucht. Genau deswegen trifft diese Anschuldigung ihn jetzt besonders hart. Erneut versucht er sich aus Raphaels Umarmung zu winden und diesmal lässt der Größere ihn gewähren. Noch immer schniefend dreht sich Mikey zu ihm um und blickt ihm tief in die Augen, als wolle er versuchen, herauszufinden, ob es Raph wirklich leid tut. Der Rothaarige versucht dem Blick seines Partners stand zu halten, doch es fällt ihm sichtlich schwer. Dies allerdings nicht, weil er Mikey anlügt, sondern weil er es nicht ertragen kann, seinen kleinen Bruder weinen zu sehen und dann auch noch, weil er ihn selbst so verletzt hat. Zum Glück scheint der Blonde zu finden, was er sucht, bevor Raphael seinen Blick abwenden muss. Mit einem verhaltenen kleinen Lächeln wischt sich der Nunchakuträger die Tränen ab und lässt sich dann einfach gegen die blanke Brust des Saikämpfers sinken. Etwas überrascht lässt der Rothaarige es geschehen und schließt wieder die Arme um ihn. „Du bist der Einzige…“, murmelt Mikey ihm vorwurfsvoll zu. „Ja, das weiß ich jetzt…“, erwidert Raphael leise. Plötzlich fängt jedoch sein Magen verräterisch an zu knurren und er wendet unweigerlich seinen Blick zu dem Pie hinüber. Sichtlich schießt ihm die Röte in die Wangen. „Gefällt dir mein Geschenk?“, fragt der Nunchakuträger daraufhin. Merklich zuckt Raph zusammen und wird noch röter. „Sehr sogar!“, entgegnet der Angesprochene, sichtlich ausgehungert und doch überrascht, wegen dem plötzlichen Themenwechsel. Michelangelo windet sich wieder aus seinen Armen und angelt den Karton mit dem Pie heran. Der Blonde nimmt ein kleines Taschenmesser von seinem Nachttisch und zerteilt damit den Fleischkuchen. Mit einem sanften Lächeln reicht er Raphael den Karton dann hinüber. Sichtlich dankbar fischt sich der Rothaarige ein Stück heraus und beißt hinein. Der würzige Geschmack breitet sich in seinem Mund aus und lässt ihn ein zufriedenes Raunen von sich geben. Erleichtert beobachtet der Kleinere ihn dabei. All seine Trauer scheint wie ausradiert. Als Raph das Stück verzehrt hat, schließt er den Karton allerdings und schiebt ihn zur Seite. Verwirrt beobachtet Mikey das. „Schmeckt es dir doch nicht…?“, kommt es, mit einem neuen Anflug von Traurigkeit, von dem Jungen. „Doch! Ich hab jetzt aber viel mehr Lust auf Nachtisch!“, erwidert der Saikämpfer mit einem frechen Grinsen. Allerdings scheint sein Partner diesen Wink nicht zu verstehen. Irritiert legt der Blonde die Stirn in Falten. „Es gibt doch aber gar keinen Nachtisch…“ Die Ahnungslosigkeit seines kleinen Bruders veranlasst Raph nur noch breiter zu grinsen. Ohne Vorwarnung drückt er den Chaosninja in die Laken nieder. „Oh doch, den gibt es!“, raunt er dem Unterlegenen entgegen. Schlagartig legt sich ein tiefroter Schimmer auf Mikey´s Wangen, als er begreift, das Raph ihn meint. „Oh…“, gibt er überrascht von sich. Vorfreudig leckt sich der Ältere über die Lippen. Doch dann sieht er den unsicheren Blick in den blauen Augen und hält inne. „Ist – ist das jetzt unangebracht?“, fragt der Rothaarige vorsichtig. Ihm ist schon klar, dass das für Mikey viel zu schnell gehen könnte, wo er doch eben noch so am Boden war wegen seiner Anschuldigungen. Doch in ihm rumoret ein tiefes Verlangen, das gestillt werden möchte. Michelangelo mustert ihn einen endlos erscheinenden Moment, indem Raph schon glaubt, dass sein Bruder jetzt nicht mehr traurig sondern böse auf ihn sein könnte. Er will sich schon zurückziehen, als Mikey ihm antwortet. „Zeig mir, dass du es ernst meinst!“ Überrascht sieht Raph ihn an. „Wie soll ich das denn machen?“ Doch der Jüngere erwidert nichts, sieht ihn nur an und lässt ihn selbst nach der richtigen Antwort suchen. Nachdenklich mustern die gelbgrünen Augen den Jungen unter sich. Dann legt sich ein ungewöhnlich sanftes Lächeln auf seine Züge und er beugt sich zu seinem Partner hinunter. Vorsichtig, aber dennoch hungrig, vereinigt er ihre Lippen miteinander. Doch ziemlich überrumpelt weiten sich Michelangelos Augen. So ganz hat er nicht geglaubt, dass Raph ihn küssen würde, da der Rothaarige solche Zärtlichkeiten eigentlich nicht leiden kann. Umso mehr freut sich der Blonde jetzt darüber. Langsam schließt er die Augen und erwidert den Kuss. Noch immer kann er den würzigen Geschmack des Fleisches auf den Lippen seines Partners finden und Raph hat noch nie so köstlich geschmeckt, wie in diesem Augenblick. Verträumt hebt der Nunchakuträger die Arme und vergräbt seine Finger in den wirren roten Haaren. Raphael vertieft das Ganze schnell und gleitet mit seiner Zunge über die weichen Lippen seines Bruders. Ohne Zögern öffnet Mikey den Mund und lässt ihn gewähren. Als das heiße Organ in die feuchte Höhle hinein gleitet, wird Raph sogleich von dem süßen Geschmack von Fruchtbonbons begrüßt, der den herben Geschmack des Fleisches völlig überdeckt. Normalerweise kann er diese Süße noch viel weniger leiden, als das Küssen an sich, doch jetzt stört es ihn nicht, solang er Mikey damit eine Freude machen kann. Nach einer kleinen Ewigkeit trennen sie sich wieder von einander und blicken sich tief in die Augen. Etwas außer Atem lächelt Mikey ihm zu. „Ich liebe dich!“, haucht Raphael ihm entgegen und erwidert sein Lächeln sanft. „Ich liebe dich auch!“ Mit diesen Worten zieht Mikey ihn wieder zu sich hinunter und stibitzt sich einen weiteren Kuss. Der Rothaarige lässt sich dazu hinreißen und bleibt selbst auch nicht untätig. Langsam lässt er seine Hände an den Seiten des Blonden hinab gleiten. Er stoppt am Hosenbund und bahnt sich seinen Weg zum Reißverschluss, ohne den Kuss zu beenden. Allmehlig schwindet ihm jedoch die Beherrschung. In Raphaels Shorts hat sich eine beachtliche Beule gebildet und es macht den Rothaarigen ganz verrückt, dass sein Liebhaber noch so viele Klamotten an hat. Das muss sich definitiv ändern und zwar schnell! Ungeduldig löst er den Kuss und richtet sich auf, um ihn seiner Hose zu entledigen. Mit glühenden Wangen lässt der Kleinere ihn machen. Ihm entgeht dabei nicht der gehetzte Atem seines großen Bruders und er kann sich daher nur allzu gut vorstellen, wie sehr die Hitze in ihm brennt. Doch wenn Mikey ehrlich ist, geht es ihm nicht anders. Als Raph ihm die Hose abstreift, drückt sich ihm schüchtern die Erregung des Jüngeren entgegen. Dieser Anblick zaubert ein beinahe raubtierhaftes Grinsen auf das Gesicht des Saikämpfers. Es erstaunt ihn immer wieder, wie heftig der Nunchakuträger reagiert, wenn Raph ihn küsst. Doch je weniger er sich zurück nehmen muss, desto besser. Ohne Umschweife macht der temperamentvolle Junge auch sogleich weiter und beugt sich wieder zu seinem Bruder hinunter. Er drückt seinen Unterleib gegen den des Liegenden und reibt ihre beiden Erregungen gegen einander. Mikey entkommt ein kleines Keuchen und er zieht den Größeren näher zu sich. Fast automatisch legt Michelangelo den Kopf auf die Seite und entblößt damit seinen empfindlichen Hals. Der Rothaarige sieht das nur zu gern und heftet augenblicklich seine Lippen an die blanke Haut. Kurz darauf graben sich seine Zähne in das zarte Rosa und er spürt, wie der Junge unter ihm erzittert. Derweil wühlen sich seine Hände unter Mikey´s Hemd. Ungeduldig streichen sie über die feinen Bauchmuskeln bis hinauf zur Brust. Dort recken sich ihm die Knospen entgegen, die unter seiner Berührung schlagartig hart werden. Versonnen schnurrt der blonde Ninja und klammert sich an ihm fest. Er spreizt die Beine weiter auseinander und imitiert Raphaels Bewegungen. Dies lässt den Saikämpfer ein erregtes Knurren ausstoßen und er presst seinen Unterleib noch fester gegen Mikey´s. Die Hitze zwischen ihnen erdrückt den Roten beinahe. Schwerfällig stemmt er sich etwas hoch, um seinem Partner ins Gesicht sehen zu können. Mit roten Wangen und verhangenen Augen erwidert der Nunchakuträger seinen Blick. „Bitte sag mir, dass du soweit bist! Ich halt es keine Minute länger aus…“, kommt es fast schon bettelnd von dem Älteren. Mikey kann ihm nur allzu deutlich ansehen, das seine Worte der Wahrheit entsprechen, daher nickt er langsam. Argwöhnisch mustert der Grünäugige ihn. „Sicher? Ich will dir nicht wehtun…“, entgegnet er ihm ehrlich besorgt. Sanft lächelt der Kleine ihm zu. „Keine Sorge, alles ist gut!“, erwidert er und zieht Raphael wieder zu sich hinunter. Sichtlich erleichtert gleitet der Ältere mit seinen Fingern hinunter zur Shorts des Jungen und befreit ihn schnell davon. Seine eigene folgt ihr auch sogleich. Heiß und feucht reiben sich ihre Erregungen aneinander. Mikey hebt die Hüften und schnurrt erregt. „Raph~“, haucht er ihm entgegen. Der Dominante bringt sich in eine geeignete Position und schiebt sich dann ganz vorsichtig in den engen Muskelring. Schmerzlich beißt sich der orange Ninja auf die Unterlippe und presst die Augen zusammen. Unweigerlich spannt er dabei auch unbewusst die Muskeln an und erschwert Raphael sein Vorankommen. Der Rote hält inne und gibt ihm etwas Zeit zum Durchatmen, auch wenn er sich dabei sehr zusammenreißen muss. Eine Weile betrachtet er den Liegenden und wartet darauf, dass sich seine Züge wieder etwas entspannen. Schließlich stößt Mikey die angehaltene Luft aus und seine Muskeln lockern sich wieder. Langsam öffnet er die Augen und blickt zu Raphael auf. Dieser stützt die Hände neben dem Kopf des Blonden ab und beugt sich etwas tiefer hinunter. „Geht´s?“ „Ja…“, kommt es schwach von dem Chaosninja. Michelangelo hebt wieder die Hände und verschränkt seine Finger im Nacken seines großen Bruders. Vorsichtig schiebt sich der Saikämpfer tiefer in die erhitzte Enge hinein. Diesmal verkrampft sich der Junge unter ihm nicht und so findet Raphael schnell den Punkt, der seinen Freund Sterne sehen lässt. Tiefes Stöhnen erfüllt das Zimmer daraufhin und lässt die beiden all ihre Sorgen und Bedenken der letzten Zeit vergessen. Arm in Arm ergeben sie sich ihrer Lust und Raph muss zugeben, dass nicht jeder Geburtstag etwas Schlechtes an sich hat. Und manchmal kann ein schlechter Tag auch zu einem sehr guten werden! Kapitel 30: Special 9: Sewer Mission ------------------------------------ Wie Kaugummi zieht sich die letzte Stunde dahin und schlägt sich deutlich in den Gemütern der Kinder nieder. Doch dann ertönt endlich, wie aus dem Nichts, das erlösende Läuten der Glocke und erweckt damit neue Energie in den Kleinen, die bis eben noch völlig unsichtbar war. Aufgeregt springen sie von ihren Stühlen auf, werfen ihre Sachen in ihre Schultaschen und stürmen dann lautstark aus dem Klassenzimmer. Die Begeisterung auf Mikey´s Gesicht könnte kaum größer sein. Er geht zwar erst seit wenigen Monaten überhaupt in die Schule, doch schon jetzt findet er sie mehr als doof und würde sie jederzeit gegen Splinters hartes Training eintauschen. Doch leider geht das nicht und das Training kommt auch noch jeden Tag nach der Schule dazu – ein endloser Kreis des Lernens und der Konzentration, der den Blonden mehr als fertig macht. Allerdings freut es den jungen Ninja umso mehr, heute nach Hause zu kommen, da Freitag ist und somit zumindest die Schule zwei Tage lang nicht mehr in seinen Gedanken wüten kann. Eilig läuft er die Treppen hinunter, um zum Ausgang zu gelangen. Als er am ersten Stock vorbeiläuft, wird er auf einmal grob von hinten gepackt und zurückgezerrt. Erschrocken wendet sich der blonde Junge um. Allerdings hellt sich sein Gesicht schnell wieder auf, als er seinen Bruder Raphael hinter sich erblickt. Frech grinst ihm dieser entgegen und sie bringen gemeinsam die letzten Stufen hinter sich, bevor sie in das angenehm warme Licht dieses Nachmittags eintreten. Langsam schlendern sie über den Pausenhof und stoppen schließlich an dem großen Eisentor, dass das Schulgelände vom Rest der Welt trennt. Dort warten die Zwei und erzählen sich währenddessen Witze und allerhand Unsinn. Eine halbe Stunde später richten sie ihre Aufmerksamkeit auf die Bushaltestelle, die sich etwa hundert Meter von ihrem Standpunkt entfernt befindet. Gemächlich biegt ein Bus um die Ecke und hält an. Einige wenige Leute steigen aus, die den Beiden jedoch kein Interesse abgewinnen können. Als letztes steigen aber zwei Jungs aus, die sich dann zielstrebig auf die Wartenden zubewegen. Lachend läuft Mikey den Beiden entgegen, während sich Raph nicht unbedingt beeilt, zu ihnen zu kommen. Donnie und Leo fahren jeden Tag mit dem Bus von ihrer Schule zu Raph´s und Mikey´s, um die beiden Kleineren abzuholen. Zu Viert machen sie sich dann zu Fuß auf den Weg nach Hause. Nach gut vierzig Minuten erreicht die kleine Truppe das Dojo. Angeregt unterhalten sie sich und laufen dabei zum Haus hinauf. Ausgelassen öffnet Leonardo die Tür und tritt in den Eingangsbereich hinein. Als ihm seine Brüder folgen wollen, bleibt der junge Leader jedoch abrupt stehen, sodass Raphael direkt in ihn hineinläuft. „Sag mal, was soll der Scheiß?“, facht er den Schwarzhaarigen auch prompt an. Doch Leo schweigt und blickt sich mit finsterer Miene im Dojo um. „Was hast du, Leo?“, kommt es nun auch von Donatello, der dem Gesichtsausdruck seines Bruders entnimmt, dass irgendetwas nicht stimmt. „Ich weiß nicht. Irgendwas ist komisch…“, erwidert der Schwertkämpfer schließlich. Donnie und Mikey tauschen besorgte Blicke aus, nur Raph lässt sich von den Hirngespinsten seines Anführers nicht verkohlen. „Das Einzige, was komisch ist, bist du und jetzt lass mich endlich vorbei oder ich schubs dich um!“, knurrt der kleine Rothaarige ihm zu und macht sich schon bereit, seine Drohung in die Tat umzusetzen. Doch Leonardo ignoriert ihn wieder. Stattdessen versucht er sich zu konzentrieren, um herauszufinden, was nicht stimmt. „Es ist irgendwie so still…“, gibt er nach einer Weile von sich. Dem Saikämpfer reicht das Ganze mittlerweile aber gewaltig und er stößt seinen älteren Bruder grob gegen die Wand, um an ihm vorbeizukommen. „Natürlich ist es still. Ist ja auch niemand da, außer Splinter und der meditiert bestimmt!“, kontert er erbost, während er zur Couch stapft. Finster funkelt Leo seinen Bruder an. „Kannst du nicht einmal auf mich hören, wenn ich sage, dass etwas nicht stimmt?“, fragt er den Jüngeren. Unsicher betreten Michelangelo und Donatello das Haus und sehen sich um, um herauszufinden, was ihr unerfahrener Leader meinen könnte. „Warum sollte ich auf dich hören, du bist nicht Splinter!“, kommt es trotzig von Raphael. „Ich bin aber der Älteste und ich bin dein Anführer, also musst du auf mich hören!“, erwidert der Blaue. „Wovon träumst du eigentlich nachts?“, ist das Einzige, was Raph dazu zu sagen hat. Während sich die Zwei nun so richtig anfangen zu streiten, tapsen ihre jüngeren Brüder vorsichtig durch das Dojo, auf der Suche nach einem Hinweis. Obwohl ihnen auch klar ist, dass Leo sich tatsächlich irren könnte und somit alles in Ordnung ist. Und der Leader irrt sich oft, weswegen Raphael auch eine ganz schlechte Meinung von diesen Äußerungen hat. Der Rote schenkt ihnen keinerlei Beachtung, ehe er nicht einen handfesten Beweis dafür hat, dass Leonardo recht hat. Dummerweise scheint Mikey in genau diesem Moment den Beweis zu finden, den sein aufbrausender Bruder gerade so harsch von ihrem Anführer einzufordern versucht. Verwundert nähert sich der Kleinste Splinters Zimmertür, unter der ein Stück Papier hervor lugt. Nervös geht er in die Hocke und zieht es hervor. „Sieh mal, Donnie!“, entgegnet er dem Brünetten. Der kleine Tüftler nimmt das Stück Papier entgegen, überfliegt es kurz und dann scheint alle Farbe aus seinem Gesicht zu weichen. Überrascht mustert Mikey ihn. „Was steht drauf? Was steht drauf?“, will er wissen, während Donnie versucht, wieder zu sich zu finden. „Jetzt sag schon, Donnie!“, versucht der Blonde ihn weiterhin zu motivieren, allerdings scheint dies viel besser bei den beiden Streitenden zu funktionieren. Durch die helle, aufgebrachte Stimme ihres kleinen Bruders, unterbrechen sie ihre Meinungsverschiedenheit gerade so lang, um Donnies blasses Gesicht zu sehen. Etwas schwerlich gelingt es Leonardo sich auf dem Griff des Rothaarigen zu befreien und zu dem Stabkämpfer hinüber zu gehen. Schmollend beobachtet Raph das Ganze von der Couch aus. Wortlos, aber mit tellergroßen Augen, reicht Donatello seinem Leader das Stück Papier und sieht ihn dann besorgt an. Mikey weiß immer noch nicht, was los ist und schwänzelt nun um Leo herum, um es endlich herauszufinden. Finster mustert dieser die Schriftzeichen auf dem Zettel, bevor er sie schließlich laut vorliest. „Wenn ihr euren Meister wiedersehen wollt, dann müsst ihr herausfinden, wo ich ihn gefangen halte. Versucht euer Glück, aber beeilt euch, sonst ist es aus mit ihm! Gezeichnet der Tengu…“ Einen Augenblick schweigen sie alle, selbst Raphael scheint dabei einen leicht besorgten Gesichtsausdruck aufzusetzen. Dann unterbricht Michelangelo auf einmal die Stille. „Tengu ist aber ein sehr komischer Name…“ Langsam wendet sich Donnie zu seinem kleinen Bruder und blickt ihn ernst an. „Tengu ist kein Name, Mikey. Es ist die Bezeichnung für ein japanisches Fabelwesen, z.B. ein Ungeheuer oder einen Dämon.“, versucht er ihm ruhig zu erläutern. Nun ist es an dem Kleinen ganz blass um die Nase zu werden. „Du meinst, ein Monster hat unseren Meister entführt?“, kommt es panisch von dem Blonden. Kaum hat der orange Ninja seine Befürchtung ausgesprochen, ertönt ein Lachen von der Couch. Augenblicklich wenden alle ihren Blick zu Raphael, der das Ganze scheinbar urkomisch findet. „Gott, bist du blöd, Mikey! So was wie Monster gibt es doch gar nicht. Da will uns nur einer verarschen!“ Schmollend schiebt der Nunchakuträger die Unterlippe vor und sucht nach einer schnippischen Antwort. Allerdings hebt Leonardo die Hände, um die Beiden zu beruhigen, bevor ihm etwas einfällt. „Hört auf damit! Monster hin oder her, Splinter ist weg und braucht ganz sicher unsere Hilfe. Also reißt euch zusammen!“, mahnt der Leader seine Brüder. Die beiden Jüngeren verschränken beleidigt die Arme vor der Brust und wenden sich von einander ab. Resignierend seufzt der Schwarzhaarige auf. „Hey, Mister Oberschlau, wie sollen wir Splinter überhaupt finden, wenn wir nicht wissen, wo wir suchen sollen?“, tönt Raphael dann plötzlich. Etwas verloren blicken sich die Vier an. Ja, sie wissen zwar, dass ihr Meister weg ist, doch einen Hinweis hat der Tengu auf der Nachricht wohl nicht hinterlassen. Ratlosigkeit macht sich in den jungen Ninjas breit und sie blicken sich suchend im ganzen Haus um. Dennoch finden sie keinen Hinweis auf den Verbleib ihres Senseis. Schließlich finden sie sich wieder im Dojo ein und überlegen noch einmal. „Wir haben bestimmt etwas übersehen…“, kommt es nachdenklich von Donatello, der den Brief bestimmt schon zum zwanzigsten Mal liest. „Vielleicht suchen wir auch einfach an der falschen Stelle?“, wirft Mikey ein. „Wo sollen wir denn deiner Meinung nach noch suchen?“, fährt Raph den Blonden allerdings an. Sichtlich zuckt Michelangelo zusammen und blickt traurig zu Leo hinüber. „Ok, beruhigt euch! – Wir gehen uns jetzt erst mal umziehen, schnappen unsere Waffen und dann treffen wir uns in fünf Minuten draußen am Tor und suchen dann das Grundstück nach einem Hinweis ab!“, fordert Leo seine Truppe auf. Von Raph bekommt er allerdings nur wieder ein Schnauben, das andeuten soll, dass das alles völlige Zeitverschwendung ist. Der Blaue ignoriert ihn abermals und wendet den Blick lieber auf die anderen Beiden. Donnie und Mikey scheinen mit seiner Idee einverstanden zu sein, anders hätte er es von ihnen aber auch nicht erwartet. Die Zwei sind weitaus folgsamer als Raphael. Doch noch ahnt der Leader nicht, dass sich das in ein paar Jahren auch ändern wird und sie ihm dann alle von Zeit zu Zeit auf der Nase herum tanzen werden… Gesagt, getan. Die Jungs verschwinden in ihren Zimmern und tauschen graue Schuluniformen gegen grüne Kampfanzüge; die unbequemen Halbschuhe gegen schwere Stiefel; die farblose Krawatte gegen ihr leuchtendes Bandana und die Schultasche gegen ihre Waffen. Keine zwei Minuten später versammeln sie sich draußen am Gartentor. Mit einem stummen Seufzen mustert Leonardo seine jüngeren Brüder, die in einer Reihe vor ihm stehen und auf seine nächste Anweisung warten. Dabei kann er Michelangelo und Donatello genau ansehen, dass sie auf eine hilfreiche und erwachsene Entscheidung von ihm hoffen und ihr wohlmöglich auch ohne zu Murren folgen werden. Bei Raphael sieht das anders aus. Ihm sieht der Leader deutlich an, dass er das Ganze immer noch für sinnlos hält. Leo kann sich nur zu gut vorstellen, dass sein heißblütiger Bruder lieber blind drauf los rennen und so lange jeden Stein oder Baum umschubsen möchte, bis er ihren Meister wiedergefunden hat, doch das ist alles andere als hilfreich. Vielleicht würde Raph irgendwann auch ans Ziel kommen, aber das würde viel zu lange dauern und bis dahin könnte Splinter schon das Zeitliche gesegnet haben… Noch einmal seufzt der Schwarzhaarige in sich hinein und wendet dann den Blick von dem Saikämpfer ab. Nun sieht er sie wieder alle an und nach einem kurzen Moment beginnt er zu sprechen. „Ok, wir teilen uns am besten auf. So können wir das Grundstück viel schneller durchsuchen.“ Er wartet einen Augenblick, ob alle damit einverstanden sind. Von Mikey und Donnie kommt ein zustimmendes Nicken. Raph schnaubt nur leise, verschränkt die Arme vor der Brust und wendet den Blick ab. Etwas Anderes hat Leonardo auch gar nicht von ihm erwartet, doch es ist wohl die höchste Form an Zustimmung, die der Anführer im Moment von ihm erwarten kann. „Gut. Mikey, du nimmst dir die Einfahrt vor. Donnie, du suchst hier vor dem Haus. Raph und ich, werden uns hinten auf der Wiese umsehen.“, beendet der Schwertkämpfer schließlich seine Anweisungen. Und wieder erhält er von zwei Seiten Zustimmung und von Raph ein drohendes Knurren. Der Rothaarige ist kein bisschen scharf darauf, mit seinem älteren Bruder gemeinsam suchen zu müssen. Doch Leo hat sich dabei schon etwas gedacht. Nur so kann er den temperamentvollen Jungen im Auge behalten und sicherstellen, dass er auch wirklich das tut, was er ihm gesagt hat. Das dabei die Fetzen fliegen werden, ist ihm auch klar. Aber um ihren geliebten Meister und Vater wiederzufinden, würde Leo viel schlimmere Dinge Seitens Raphael in Kauf nehmen. Kaum eine Minute später verteilen sich die Jungs in die ihnen zugewiesene Richtung und beginnen mit ihrer Suche. Was sie genau suchen, wissen sie nicht. Irgendeinen Hinweis auf den Verbleib ihres Senseis und sei er noch so unbedeutend. Allerdings gestaltet sich das Ganze doch etwas schwierig, zumindest für Leonardo. Der Leader muss sich die ganze Zeit das Gemecker seines Bruders anhören, welches in der jetzigen Situation völlig unangebracht ist. Dennoch versucht der Älteste Ruhe zu bewahren und die wüsten Beschimpfungen des Jüngeren ungeachtet über sich ergehen zu lassen. Die hintere Wiese, auf der sie bei schönem Wetter immer trainieren, hat eine beachtliche Größe und so kann Leo einen gewissen Abstand zu dem Anderen einlegen und nur von Weitem seine böse Worte hören. Dies stört Raphael aber kein Stück. Er entfernt sich bei ihrer Suche zwar immer weiter von seinem Bruder, dennoch achtet er fast schon peinlich genau darauf, dass sein Schimpfen für den Anderen noch die selbe Lautstärke an den Tag legt und er auch ja jedes Wort hört. Mit jeder Minute, die verstreicht, werden Raph´s Ausdrücke ihm gegenüber sogar noch kreativer und gehässiger. Müde scheint es den Saikämpfer jedenfalls nicht zu machen – Leo allerdings schon. Tonlos seufzt er in sich hinein und versucht sich zu beherrschen, Raphael nicht dieselben Beschimpfungen entgegen zu bringen und den Jungen damit noch mehr aufzuregen. Doch er weiß nur allzu gut, dass er diesen Kampf irgendwann verlieren und Raphaels Streitereien erwidern wird. Donatello hingegen ist so ausgeglichen und besonnen, wie man in so einen Situation nur sein kann - also kein bisschen. Dennoch ist seine Stimmung wesentlich erhellter, als die seiner beiden Brüder. Gewissenhaft suchend bewegt sich der schmale Junge durch den Vorgarten. In seinem Kopf arbeitet es angestrengt und er versucht eine rationale Lösung für dieses Problem zu finden. Wer um alles in der Welt hätte Interesse daran, ihren Meister zu entführen und die besorgten Kinder damit zu sich zu locken? Fieberhaft grübelt er vor sich hin, während er weiterhin den Bereich vor dem Haus absucht. Wirklich einfallen tut ihm niemand. Schon gar keiner, der sich selbst als Tengu bezeichnen würde. Der Einzige, dem Donnie so eine Entführung zutrauen würde, wäre Yoshis Erzfeind Oroku Saki – besser bekannt als der Shredder. Doch was für einen Grund hätte Shredder sich als Tengu auszugeben? Das passt so gar nicht zu seiner egoistischen und arroganten Selbstverherrlichung. Allerdings will dem jungen Tüftler sonst niemand einfallen, der so einen Hass gegen ihren Meister hegt, dass man ihm so eine Tat zuschreiben könnte. Sich den Kopf zerbrechend führt der Stabkämpfer seine Suche fort und hofft, dass die Anderen mehr Glück haben, als er. Schwer mit sich ringend, versucht Mikey währenddessen, die ihm aufgetragene Aufgabe zu erfüllen, ohne seine Konzentration auf etwas Anderes zu richten. Dem kleinen Jungen fällt dies aber keineswegs leicht, auch wenn er sich dem Ernst der Lage vollkommen bewusst ist. Konzentration war für ihn schon immer etwas, das er nie zu besitzen schien, egal wie sehr er sich darum bemüht. „Konzentrier dich, Mikey!“, versucht er sich selbst zu motivieren. So recht klappen will es jedoch nicht. Etwas verloren blickt er die Einfahrt hinunter. Nichts, aber auch gar nichts ist zu sehen, was ihm helfen könnte, Leos Anweisung zu erfüllen. Dennoch setzt er einen Fuß vor den anderen und bewegt sich langsam in Richtung Straße. Seine himmelblauen Augen suchen ziellos die Umgebung ab, bis sie auf einmal etwas entdecken, das viel interessanter zu sein scheint. Ein Schmetterling fliegt direkt an seinem Gesicht vorbei, schwebt einen Augenblick vor ihm auf der Stelle und setzt dann seinen Flug fort. Magisch angezogen von der farbenprächtigen Schönheit des fliegenden Insekts, vergisst Michelangelo schlagartig was er eigentlich machen sollte und tapst hinter ihm her. Der Nunchakuträger ist so fasziniert von dem kleinen Flügeltier, dass er überhaupt nicht mehr auf seine Umgebung achtet. Völlig von dem schwungvollen Tanz eingenommen, läuft er blind weiter und merkt gar nicht, wie er der Straße immer näher kommt. Kurz bevor die Einfahrt auf dem Bürgersteig endet, kommt allerdings ein großes Eisentor, dass das Grundstück nach außen hin abtrennt. Keine fünf Meter vor dem Tor gibt es einen Gullydeckel. Mikey steuert direkt darauf zu und merkt nicht, dass der Deckel einen spaltbreit offensteht. Als der Junge den Schmetterling beinahe zu fassen bekommt, stößt er hart mit dem Fuß gegen den angekippten Gullydeckel. Ein überraschter Laut entkommt seiner Kehle, ehe er der Länge nach auf dem Boden aufschlägt. Einen Moment bleibt er völlig perplex auf den Steinen liegen und versteht nicht, was passiert ist. Dann blickt er nach hinten und entdeckt den leicht geöffneten Gullydeckel. Mit schmerzverzerrtem Gesicht begibt sich der Junge in eine sitzende Position und beginnt leicht zu Schniefen. Er kann von Glück sagen, dass zu seinem Kampfanzug auch Knie- und Ellenbogenschoner gehören, sonst hätte er sich böse wehtun können. Das ihm jetzt eine einzelne Träne über die Wange läuft, ist vielmehr wegen dem Schock über den Sturz, als wegen der Schmerzen. Als er sich wieder beruhigt hat, fällt ihm aber ein, was er hier eigentlich machen sollte. Eine ganze Weile betrachtet er den offenstehenden Gullydeckel mit fragendem Blick. Doch warum steht der Deckel offen? Könnte es vielleicht der Hinweis sein, den sie schon die ganze Zeit suchen? Langsam steht der kleine Junge auf und betrachtet den Deckel stirnrunzelnd. Schließlich endscheidet er sich dafür, Leo Bescheid zu geben. Der Leader wird sicher eher etwas damit anfangen können, als er. Von diesem Gedanken eingenommen, rennt der orange Ninja die Einfahrt hinauf und um die Hausecke herum. Als die Wiese in sein Sichtfeld kommt, kann er schon hören, wie sich Leonardo und Raphael lautstark streiten. Letztendlich ist es dem Anführer doch zu viel geworden, sich die ganze Zeit die Beleidigungen des Anderen anhören zu müssen. Nicht sonderlich überrascht steht Mikey da und beobachtet die Beiden einen Augenblick. Dann holt er tief Luft und ruft laut zu ihnen hinüber. „Hey, Leute, ich glaub, ich hab was gefunden!“ Es dauert eine ganze Weile, bis die beiden Streithähne sich zu ihm umwenden und realisieren, was er gesagt hat. Mikey glaubt schon, dass er es wiederholen muss. Wütend knurren sich seine beiden Brüder an, während sie langsam zu ihm hinüberkommen. Donnie kommt auch gerade um die Ecke, hat er doch die Rufe seines kleinen Babybruders noch eher gehört, als die Streitenden. Aufgeregt hüpft Michelangelo von einem Bein aufs andere, bis die Drei schließlich bei ihm stehen und er seine Worte noch einmal an sie richtet. „Ich glaub, ich hab einen Hinweis gefunden…“ Er ist sich ziemlich unsicher, ob es wirklich ein richtiger Hinweis ist. Doch er ist sich sicher, dass es besser ist, es ihnen zu zeigen, als später wieder angemotzt zu werden, dass er ihnen so etwas Wichtiges vorenthalten hat. „Wenigstens etwas. Raph und ich haben überhaupt nichts gefunden. Wie sieht´s bei dir aus, Donnie?“, erhebt Leo das Wort. „Ich hab auch nichts gefunden…“, erwidert der Tüftler, in einem Tonfall, der sich anhört, als würde er sich dafür schämen. Zuversichtlich lächelt der Leader seinem kleinsten Bruder zu. „Ok, Mikey. Dann zeig uns mal, was du gefunden hast!“ Ein vorfreudiger Ausdruck breitet sich auf dem Gesicht des Nunchakuträgers aus und er läuft auch gleich in Richtung Einfahrt, während die Anderen hinter ihm hergehen. Kurz darauf stehen die vier jungen Ninjas vor dem leicht geöffneten Gullydeckel und überlegen. Schließlich stellt Donatello die Frage, die ihnen allen im Kopf herum schwebt. „Denkt ihr, er ist da unten?“, deutlich ist dabei ein Anflug von Unbehagen in seiner Stimme zu hören, den die drei Anderen nur still teilen können. Dann räuspert sich Leo vorsichtig. „Wir müssen nachsehen, um ganz sicher zu sein…“ Es klingt beim besten Willen nicht wie ein Befehl oder eine Anweisung, die sie zu befolgen haben; es ist vielmehr eine unschöne Feststellung, etwas Unausweichliches, das keiner von ihnen machen möchte, es aber dennoch gemacht werden muss. Ein Raunen geht durch die Anwesenden, das getränkt ist von Abscheu und einem leichten Anflug von Angst. Dann zerreißt Raphaels durchdringende Stimme die eingetretene Stille. „Du glaubst doch nicht allen Ernstes, dass ich darunter in die Scheiße steigen werde?“ Seine Stimme schwappt geradezu über vor Ekel und er wirft Leo einen so abgrundtief verhassten Blick zu, dass dieser eigentlich überhaupt keine Chance hat, etwas dagegen zu sagen. Doch Leo wäre ganz sicher nicht Leo, wenn er nicht immer etwas gegen Raph´s Worte zu sagen hätte, selbst wenn er vielleicht ganz genauso denkt. „Nein, ich glaube keineswegs, dass du das tust, ich verlange es von dir, im Namen unseres Vaters, Herr Gott nochmal!“, kommt es erbost von Leonardo, der absolut keinen Nerv mehr für die Kindereien seines Bruders hat. Die Angst um Splinter hat so heftig von ihm Besitz ergriffen, dass es sich anfühlt, als würde ihm jemand langsam die Luft abdrücken und ihn erwürgen. Eigentlich ist es auch keine Angst mehr, sondern nackte Panik, die ihn befallen hat und die er krampfhaft vor seinen Brüder zu verstecken versucht, um sie nicht auch noch unnötig zu beunruhigen. Wenn sie sich alle kopflos ihrer Panik und Angst ergeben, dann ist ihr Sensei verloren und das würde Leo nicht nur an den Rand des Wahnsinns treiben, nein, es würde ihn umbringen! Daher blickt er stur in die gelbgrünen Augen seines Gegenübers, der ihn versucht, mit seinen Blicken, auf die Knie zu zwingen. Die Zwei starren sich eine volle Minute lang schnaubend an. Keiner will nachgeben. Die beiden Kleineren sehen sich hilflos an. Normalerweise würden sie es nicht wagen, sich in die Streitereien ihrer Brüder einzumischen, doch diesmal steht einfach zu viel auf dem Spiel, um das durchgehen zu lassen. „Jetzt hört endlich auf mit dem Blödsinn! Splinter könnte sonst was passiert sein und ihr benehmt euch wie ein paar Dreijährige!“, zerreißt Donatello überraschend harsch das Duell der Beiden. Schlagartig wenden die Kontrahenten ihm den Blick zu und auch Mikey schaut ihn mit großen Augen an. Donnie ist normalerweise eher still und zurückhaltend, mischt sich nie irgendwo ungefragt ein und ausrasten oder auch nur laut die Stimme erheben, sind Dinge, die er sonst nie tun würde, doch jetzt reicht es ihm einfach nur. Manchmal kann er nicht verstehen, wie Leo sich so kindisch benehmen kann, wo er doch immer so erwachsen sein will und über Raph denkt er lieber nicht nach, davon bekommt er nur Kopfschmerzen. Mit finsterem Blick, pochendem Herzen, angestrengtem Atem und roten Wangen sieht er die Beiden stumm an. Er weiß nicht so recht, ob er zu ihnen durchgedrungen ist, doch er ist so aufgebracht, dass er ihnen liebend gern einen langen Vortrag über altersgerechtes Benehmen halten möchte. Bevor es jedoch dazu kommen kann, senken die zwei Angesprochenen schuldbewusst den Blick und murmeln eine Entschuldigung. Diese geht aber eher an Donnie und die Tatsache, dass sie es geschafft haben, ihn so aufzuregen, anstatt an einander. Dass ist dem Tüftler jedoch egal. „So, wenn ihr euch jetzt endlich wieder eingekriegt habt, können wir dann vielleicht weiter machen?“, fragt Donnie schließlich, mit hörbar ruhigerer Stimme, aber dennoch tadelndem Blick, falls einer von beiden wieder anfangen sollte Unfug zu machen. Nun sehen sich die zwei ungleichen Brüder tief in die Augen, schätzen einander ab. Schließlich wendet Raphael schmollend und mit verschränkten Armen den Blick ab und überlässt Leo das Feld. Dieser schaut noch einmal schuldbewusst zu dem Stabkämpfer hinüber, sichtlich unwohl in seiner Haut, seinen kleinen Bruder so aufgeregt zu haben und dann räuspert er sich vorsichtig. „Ähm – Donnie, geh mit Mikey los und hol ein paar Taschenlampen und ein paar Stücken Kreide, damit wir uns da unten umsehen können. – Raph, du hilfst mir, den Deckel zur Seite zu schieben.“ Kaum hat Leonardo seine Anweisungen gegeben, machen sich die zwei Kleinen auch schon auf den Weg. Widerstrebend dreht sich Raphael zu seinem Leader um. Gemeinsam schieben sie den schweren Gullydeckel zur Seite. Einen Moment blicken sie in den dunklen Schlot hinunter, der sich aufgetan hat. Den Boden können sie nicht sehen, nur ein paar Metallsprossen, die in die unbekannte Tiefe führen. Ein unangenehmer, geradezu abstoßender, Gestank steigt zu den beiden Jungs empor und veranlasst den roten Ninja dazu, Leo einen weiteren, wie er hofft, tödlichen Blick zu zuwerfen. „Lass das…“, gibt der Anführer ihm halbherzig zurück. „Glaub ja nicht, dass die Sache damit vom Tisch ist! – Aber du kannst froh sein, wenn ich dich nicht in die Jauche da werfe!“, knurrt Raph ihm entgegen. Abschätzend mustern sich die beiden Jungen, als Mikey und Donnie wiederkommen. Dem Tüftler entgeht die Spannung nicht, die sich schon wieder zwischen den Beiden aufgebaut hat und er verdreht müde die Augen und hofft, dass das Ganze hier schnell ein Ende nehmen wird, damit er es nicht länger ertragen muss. Unsicher läuft Michelangelo neben ihm her und versucht dabei, die Taschenlampen zu tragen. „Wir haben alles…“, gibt der Brünette knapp von sich, um die Aufmerksamkeit der Zwei zu bekommen. Leo wendet sich ihnen zu und nimmt Mikey sofort die Lampen ab. Eine reicht er Raphael, eine behält er selbst. Dann leuchten sie gemeinsam in die Dunkelheit hinein. Nun können sie Wasser rauschen und plätschern hören und im Schein der Taschenlampen sehen sie die trübe Brühe dahinfließen. Etwa dreißig Sprossen führen in die Dunkelheit hinab, ehe der Boden erreicht ist. „Das ist aber tief…“, kommt etwas ängstlich von Mikey. Keiner erwidert etwas, sie starren nur weiter in die Tiefe hinunter, während sich der widerliche Gestank in ihren Köpfen festsetzt, wie eine hartnäckige Erkältung. „Wer geht als Erster…?“, zerbricht der Blonde noch einmal die Stille und betet dafür, dass er es nicht ist. Leonardo will gerade vorschlagen, dass Raph der Erste sein soll, der da runter steigt, als der Rothaarige ihm zuvor kommt. „Unser ach so furchtloser Anführer wird als erstes gehen, war schließlich seine Idee, da runter zusteigen!“, kommt es von dem Saikämpfer, mit finsterem Blick und frechem Grinsen auf den Lippen. Schmollend schiebt der Schwertkämpfer die Unterlippe vor und mustert seinen Bruder mit einem undefinierbaren Blick. Herausfordernd hält Raphael diesem Blick stand. Letztendlich gibt Leo dem Ganzen aber nach, da der Saikämpfer irgendwo ja auch recht hat – es war seine Idee und als Anführer muss er immerhin auch dafür Sorge tragen, dass seine Truppe sicher an ihr Ziel kommt. Der Schwarzhaarige holt tief Luft und klettert dann vorsichtig die kalten, glitschigen Sprossen hinunter. Seine drei Brüder beobachten ihn dabei ganz genau. Mikey mit einem Anflug von Angst, da er sich sehr bildlich vorstellt, wie Leo auf den glatten Sprossen ausrutscht und hart auf dem Boden aufschlägt oder sogar ins Wasser fällt und wohlmöglich ertrinkt. Donnie hingegen versucht nicht daran zu denken, wie schmutzig es dort unten sein mag, wie viele Krankheiten sie ereilen könnten und ob es dort unten vielleicht sogar Ratten oder Krokodile gibt, wie man es oft im Fernsehen hört. Um seinen Anführer hingegen sorgt er sich weniger. Leo ist ein guter Kletterer und bei allem was er tut sehr sorgfältig und vorsichtig. Raphael dagegen wünscht sich schon fast, dass Leonardo abrutscht und in der stinkenden Plörre dort unten landet. Dann hätte er mal einen verdammt guten Grund zum Lachen und das dämliche Gesicht seines Bruders wäre sicher unbeschreiblich. Allerdings passiert nichts der Gleichen und der Leader landet sicher auf dem Boden. Prüfend lässt er den Strahl seiner Taschenlampe über das Gewölbe gleiten. Der Gestank hier unten ist weit schlimmer, als gedacht. Der Boden ist nass und glitschig. Im vorbeifließenden Wasser treiben Dinge, von denen Leo gar nicht erst wissen will, was sie sind. Doch immerhin kann er keine andere Person ausmachen. Dann hebt er blaue Ninja den Kopf zu seinen Brüdern empor. „Es ist alles in Ordnung! Donnie, komm du als Nächster runter, dann Mikey und zuletzt Raph. Geht langsam und vorsichtig, die Stufen sind rutschig!“, weist er sie an, ehe er zwei Schritte von den Sprossen wegtritt, um den Herabsteigenden mehr Platz zu machen. Der Stabkämpfer hadert einen Moment mit sich, atmet dann tief durch und steigt vorsichtig auf die ersten Stufen. Deutlich kann er dabei spüren, wie glatt sie sind und auch unter seinen Fingern fühlen sie sich kalt und glitschig an, als wären sie mit einer Art Schleim überzogen. Unweigerlich formen sich Gedanken in seinem Kopf, die zu analysieren versuchen, um was es sich dabei alles handeln könnte. Je mehr dieser Gedanken in ihm aufkeimen, desto unwohler fühlt er sich. Er hält einen Augenblick inne, etwa auf der Mitte der Strecke und schließt die Augen. Krampfhaft versucht er die Gedanken aus seinem Kopf rauszubekommen. Angestrengt schluckt er. Dann dringt Leos Stimme zu ihm durch. „Was ist los, Donnie?“ Ehrliche Sorge schwingt darin mit und so zwingt sich der Tüftler, die Augen wieder zu öffnen und ihm zu antworten. „Alles gut, Leo. Ich wäre nur beinahe ausgerutscht…“ Zwei Minuten später sind sie alle unten angekommen und schauen sich mit ihren Taschenlampen in der Umgebung um. Irgendwo muss dieser Tengu doch einen Hinweis hinterlassen haben, der sie zum Aufenthaltsort ihres Senseis führt! Nach fast zehn Minuten, die ihnen in dieser stinkenden Dunkelheit wie eine Ewigkeit vorgekommen und sie eigentlich schon aufgeben wollen, entdeckt Raphael auf einmal etwas. „Hey, Leute, ich glaub, ich hab was…“, verkündet er zweifelnd und versucht sich dabei nicht anmerken zu lassen, wie schlecht ihm von dem Gestank schon ist. Die Drei kommen zu ihm hinüber und betrachten seinen Fund. In einer Nische in der Wand, die gern von Obdachlosen im Winter als Schlafplätzchen genutzt wird, liegt ein Stock auf einem Haufen alter Zeitungen. Als die Vier den Stock genauer anschauen, stellen sie fest, dass es eindeutig Splinters Stock ist. Also muss der Tengu mit ihm tatsächlich hier lang gekommen sein und ihr Meister hat den Stock entweder verloren oder absichtlich dort fallengelassen, damit seine Jungs ihn finden können. Die Nische befindet sich gute hundert Meter von dem Gullydeckel entfernt, sodass die kleinen Ninjas davon ausgehen, dass der Entführer mit ihrem Sensei auf jeden Fall diesen Weg gewählt hat. Also nehmen sie den Stock und folgen dem Kanaltunnel in diese Richtung. In gleichmäßigen Abständen markieren sie die Wand mit Kreide, damit sich sicher sein können, später den Weg auch wieder zurückzufinden. Der Kanaltunnel scheint endlos weiter geradeaus zu führen, ohne sich auch nur irgendwie zu verändern. Das Einzige, was sich ändert hat, ist die Geschwindigkeit des bestialisch stinkenden Wassers neben ihnen. Es strömt jetzt weit schnell vorbei, als zuvor, fast so, als wolle es versuchen, schneller am Ziel zu sein, als die Jungs. Donnie schätzt, dass das Gefälle weiter hinten im Tunnel immer stärker wird und das Wasser deswegen schneller fließt und irgendwo wird es dann tiefer stürzen und sich sammeln, bevor es das Klärwerk erreicht. Raph und Leo interessieren sich im Moment aber reichlich wenig für die Erläuterungen des jungen Wissenschaftlers und streiten sich lieber wieder. Lautstark gehen die Beiden nebeneinander her und werfen sich die tollsten Sachen an den Kopf. Donatello kann nur müde den Kopf schütteln. Wenn hier unten wirklich ein gefährlicher Entführer hockt, dem es gelungen ist, ihren begnadeten Meister zu überwältigen, dann weiß er wohl schon Stunden vorher, dass die Jungs sich ihm nähern. Leonardo, der sonst so auf Ruhe und richtige Techniken besteht, scheint von diesem Streit so eingenommen zu sein, dass er das völlig ignoriert und nicht einmal versucht, Raphael zu beruhigen. Mikey findet dieses aufgeplusterte Verhalten auch nicht sonderlich schön – manchmal macht es ihm sogar Angst. Doch im Augenblick hat er andere Sorgen. Das ganze Wasserrauschen und das stetige Tropfen und Plätschern machen ihn ganz krank. Er kommt sich vor, wie damals, als Splinter ihm versucht hat beizubringen, aufs Töpfchen zu gehen. Dazu hat der Meister immer wieder den Wasserhahn aufgedreht, bis der Junge diesen unbändigen Drang verspürt hat, sich erleichtern zu müssen. Jetzt kommt diese längst vergessene Erinnerung wieder in ihm hoch und bringt ihn um den Verstand. Innerlich verflucht er seinen Sensei ein bisschen dafür, ihm das Töpfchen gehen auf so eine perfide Art und Weise beigebracht zu haben. Er versucht nicht an den Drang zu denken, was sich als schier unmöglich erweist, bei all dem Wasser um ihn herum. Schließlich bleibt er stehen und tapst angestrengt von einem Bein aufs andere. *„Jungs, ich muss pinkeln!", sagt Mikey, und natürlich achtet keiner der Beiden darauf; sie marschieren einfach weiter, gehen wie Liebende nebeneinander her, sehen sich wie Liebende ins Gesicht und streiten sich wie die erbittertsten Feinde. Michelangelo will sich schon ein weiteres Mal bemerkbar machen, da legt sich Donnies Hand auf seine Schulter. Der Tüftler ist ein Stück hinter ihm gelaufen, um die nächste Markierung zu setzen. „Vergiss die Beiden, die sind in ihrer eigenen Welt…“, gibt er dem Blonden missgünstig zu verstehen. Traurig blickt ihn der Junge an und tapst wieder von einem Bein aufs andere. Donnie führt ihn ein Stück dichter ans Wasser, sodass seine Füße fast über den Rand ragen und hält ihn am Arm fest. Der Tüftler wendet das Gesicht von ihm und starrt die Wand hinter ihnen an, damit sich sein kleiner Bruder besser entspannen kann. „Ok, mach schnell, Mikey!“, gibt er dem Kleineren zu verstehen. Etwas verloren blickt der Nunchakuträger seinen streitenden Brüdern hinterher, die sich immer weiter von ihnen entfernen. Dann zieht er den Reißverschluss an seinem Kampfanzug hinunter und kurz darauf kann der Stabkämpfer ein neues Plätschern hören. Noch während der orange Ninja seinen Reißverschluss wieder schließt, verstummen auf einmal die Stimme der ewigen Rivalen. Erschrocken blicken sich die beiden Jüngeren an und rennen dann zu ihnen. Als die Zwei ihre Brüder erreichen, fällt ihnen erst mal ein Stein vom Herzen, haben sie doch gedacht, ihnen sei etwas passiert. Stattdessen stehen die Ewigstreitenden einfach nur stumm da und betrachten die Gabelung des Hauptsammelkanals vor sich. Ratlos leuchten sie mal in den einen Tunnel hinein, dann wieder in den Anderen. „Verdammt, welcher ist der Richtige?“, kommt es schließlich von Raphael, der seine Wut auf Leo für einen Moment vergessen zu haben scheint. „Keine Ahnung. Doch Splinter hat uns hoffentlich wieder irgendeinen Hinweis hinterlassen. Wir müssen ihn nur finden…“, erwidert Leo etwas zweifelnd. Vielleicht war ihr Sensei auch gar nicht mehr in der Lage, etwas für sie dazulassen? Was sollen sie dann bloß tun? Der Anführer in Leonardo schreit ihm förmlich entgegen, dass die einzige Lösung wäre, sich aufzuteilen und beide Tunnel abzusuchen. Doch der große Bruder in ihm hält lautstark dagegen. Seine Geschwister sind viel zu jung und zu unerfahren, als das er es riskieren könnte, sie hier unten allein herumlaufen zu lassen. Wenn ihnen etwas passiert, könnte er sich das nie verzeihen. Es muss einfach einen Hinweis auf den richtigen Weg geben, es muss! „Wir teilen uns auf!“, kommt es schließlich vom Leader. „Mikey und Raph, ihr nehmt den rechten Tunnel. Donnie und ich, den Linken. Wir gehen nicht weiter als hundert Schritte hinein. Wenn da tatsächlich ein Hinweis ist, wird er bestimmt nahe am Eingang sein, hoffe ich. – In fünf Minuten treffen wir uns wieder hier, ganz egal ob wir etwas gefunden haben oder nicht!“ Leos Stimme klingt leicht nervös, doch er hofft, dass seinen Brüdern auf dieser kurzen Entfernung nichts passiert. Immerhin sind sie noch in Hörweite, obwohl diese Gewölbe den Schall sehr weit tragen können… Ohne zu Murren, wahrscheinlich weil er froh ist, nicht schon wieder mit Leonardo zusammenarbeiten zu müssen, geht der Saikämpfer mit seinem Babybruder in den rechten Tunnel. Einen Augenblick später verschwinden auch Donnie und Leo. Wieder in einer Nische etwas zu finden, erweist sich diesmal als hoffnungslos, da dieser Tunnelanschnitt keine Nischen hat. Er ist völlig glatt und schmaler als der lange Hauptstrang. Der rechte Tunnel ist sogar noch schmaler als der Linke. Raph und Mikey stellen schnell fest, dass ihr Tunnel auch nur eine begehbare Seite hat, wo zuvor der Wasserstrom immer auf beiden Seiten passierbar war. Da das Gewölbe auf der Seite der Älteren breiter ist, kann man hier immer noch auf zwei Seiten entlanggehen. Suchend gleiten die Strahlen der Taschenlampen durch die beiden Tunnel. Die Minuten verstreichen und kein Erfolg scheint in Sicht. Plötzlich jedoch sieht Mikey im Schein des Lichtes etwas glitzern. Es steckt in der Decke des Gewölbes und funkelt wie Metall. Neugierig läuft der blonde Junge darauf zu. Kurz darauf fährt Raph ihn aber auch schon an. „Das ist zu weit, Mikey! Komm sofort wieder her oder ich hol dich!“, Wut schwingt in seiner Stimme mit. Der Nunchakuträger scheint ihm aber nicht zu zuhören und geht einfach weiter. Raphael gibt ein bedrohliches Knurren von sich und folgt seinem kleinen Bruder dann. „Du sollst stehenbleiben, verdammt!“ Der Junge ist gerade in Begriff seinen Worten Folge zu leisten, als der Rothaarige ihn erreicht und grob an der Schulter zu fassen bekommt. Er reißt den Jungen zu sich herum und funkelt ihn wütend an, während er die geballte Faust hebt, um ihn zu Recht zu weisen. Erschrocken zuckt Michelangelo zusammen. „Aber Raph, ich hab was glitzern sehen…“, versucht er sich zu verteidigen. Der Ältere ist davon aber nicht sonderlich begeistert, da Mikey eine Schwäche für glitzernde Dinge hat, wie ein kleine Elster und somit jeden Müll einsammelt, den er findet. „Ich geb dir gleich was Glitzerndes!“, tönt der rote Ninja mit erhobener Faust. Gerade als er zuschlagen will, ertönt Leonardos Stimme vom Eingang des Tunnels. Unbemerkt ist die Zeit verstrichen und sie hätten schon längst wieder draußen sein müssen. „Was treibt ihr zwei da? Die Zeit ist um, also kommt her! Oder habt ihr etwa was gefunden?“ Der letzte Satz hat etwas sehr zweifelndes an sich, dennoch schlummert in dem Anführer eine leise Hoffnung. Ertappt richtet Raphael seinen Blick auf den Eingang und sieht dort die dunklen Umrisse seiner Brüder stehen und das helle Licht der Taschenlampen, das über den Boden kriecht. Einen Moment hält er inne und wägt ab, ob es gut wäre, Mikey doch eine zu verpassen oder nicht. Er entscheidet sich dafür, dass es immer gut ist, seinem kleinen Bruder eine zu verpassen, egal wie misslich die Lage auch sein mag. Noch bevor er seine Tat umsetzen kann, fallen die Lichtstrahlen auf sie und er stößt Mikey grob zur Seite, damit Leo nicht sieht, dass er ihn mal wieder verhauen wollte. Wenig später stehen der Tüftler und der Schwertkämpfer vor ihnen und mustern sie. „Was macht ihr hier?“, kommt es jetzt erbost vom Leader. Eingeschüchtert entfernt sich Mikey ein paar Schritte von dem Saikämpfer und wendet sich seinem Anführer zu. „Ich hab was glitzern sehen, da oben an der Decke…“, erzählt er ihm und deutet über sich. Leo, der die Schwäche seines kleinen Bruders ebenso gut kennt, wie Raph, richtet zweifelnd seine Taschenlampe an die Decke des Tunnels. Tatsächlich sieht er etwas funkeln, doch er will es schon als uninteressant einstufen, als er erkennt, um was es sich handelt. Dort zwischen zwei Steinen klemmt ein Shuriken. Auf seiner blankgeschliffenen Oberfläche kann der Schwarzhaarige deutlich das aufgebrachte Symbol des Hamato-Clans erkennen. Das Muster in dem Kreis soll eine Orchidee in voller Blüte darstellen, doch in den Augen der Jungs könnten die fünf kreisförmigen Muster auch eine Schildkröte zeigen, auf die man von oben herabschaut. Überrascht tatsächlich einen Hinweis gefunden zu haben, holen die Jungs geräuschvoll Luft. „Also ist es dieser Tunnel!“, stellt Mikey begeistert fest und freut sich darüber, den entscheidenden Hinweis gefunden zu haben. Etwas grummelig geht Raphael zum Eingang des Tunnels zurück und markiert die Wand mit Kreide. Derweilen angelt Donnie mit seinem Bo nach dem Shuriken und Leo steckt ihn schließlich in seine Tasche. Beschwingt, auf der richtigen Spur zu sein, gehen die Jungs gemeinsam weiter. Nach einer Weile wird der Tunnel wieder breiter und eine zweite Laufspur erscheint, wie aus dem Nichts. Der Weg scheint diesmal wirklich endlos weiter zu gehen. Deutlich können die kleinen Ninjas nun das Gefälle spüren und das Wasser rast nur so an ihnen vorbei. Das Bett, in dem sich die braune Brühe dahin bewegt, wird auch Zusehens breiter, bis es schon fast an einen Bachlauf erinnert. „Das Klärwerk ist bestimmt nicht mehr weit…“, murmelt Donatello mehr zu sich selbst als zu den Anderen. Schließlich endet der Tunnel abrupt an einem großen Eisengitter, dass die runde Öffnung des Kanals völlig ausfüllt. Vorsichtig treten die Brüder an das Gitter heran. Als sie hindurch sehen, erstreckt sich unter ihnen ein gewaltiges Becken, soweit unten, dass es kaum zu sehen ist. Das Wasser stürzt durch das Gitter hinab, wie ein Wasserfall und fällt mit lautem Tosen in das Becken. Der gröbste Schmutz sammelt sich vor dem Gitter am Boden der Wasserrinne. „Es war doch der falsche Weg!“, kommt es wütend von Raphael, der schnaubend an dem Gitter reißt. „Nein, das war er ganz sicher nicht – wir haben nur irgendwas übersehen…“, erwidert Leonardo nachdenklich. „Was sollen wir denn deiner Meinung nach übersehen haben, großer Anführer? Hat sich der Typ etwa geschrumpft und ist durch das Gitter geschlüpft? Oder gibt’s hier einen geheimen Fluchttunnel, hä?“, fährt der Rothaarige ihn zornig an und reißt weiterhin am Gitter. Der Frieden hat wirklich nur kurz zwischen den Beiden gehalten und jetzt fetzen sie sich wieder, wie ein paar streunende Hunde um einen alten Knochen. Seufzend nimmt Donnie Mikey ein Stück beiseite und sucht mit ihm die nähere Umgebung zum Gitter ab. „Glaubst du, sie werden sich den ganze Tag so weiter streiten?“, kommt es vorsichtig von dem Blonden. „Zumindest bis wir Splinter gefunden haben, dann spielt Leo wieder den Musterschüler…“, kommentiert der Tüftler augenrollend. „Sieh mal, da hat jemand was an die Wand gemalt!“ Aufgeregt deutet der Nunchakuträger auf ein paar alte Graffitis an der Gewölbewand. Auf dem Hinweg sind sie ihnen nicht aufgefallen, da sie auf der anderen Seite des Wassers langgegangen sind. Im ersten Moment findet der Brünette nichts Besonderes daran. Doch dann merkt er, dass das Graffiti gar nicht auf die Wand gesprüht wurde, sondern auf eine Tür! Das Geschmiere, von dem Donnie nicht einmal sagen kann, was es darstellen soll, interessiert ihn auch gar nicht. Doch auf der Farbe befinden sich zwei Schriftzeichen, die seine Aufmerksamkeit wecken. „Tengu…“, liest er vor und fährt mit den Fingern über die Farbe. „Der Kerl muss Splinter durch diese Tür gebracht haben.“, erklärt er Mikey und schließt die Hand um die Klinke. Als der Stabkämpfer sie niederdrückt, muss er jedoch feststellen, dass die Tür verriegelt ist. Verwundert legt er den Kopf schief und denkt nach. „Was glaubst du, ist hinter der Tür, Donnie?“, fragt Mikey ihn. „Ich würde mal sagen, eine Leiter nach oben zum Gully. Die Kanalarbeiter benutzen sie als schnellen Zugang, damit sie nicht durch die Gegend irren müssen, so wie wir. Solche Türen gibt´s hier bestimmt in jedem Tunnel.“ Nun endlich fällt auch den beiden Streitenden auf, dass sich ihre Brüder verkrümelt haben. Sich immer noch angiftend gehen sie zu ihnen hinüber. Schlagartig verstummen sie allerdings, als sie die Tür und die Schriftzeichen erkennen. „Sie ist verschlossen…“, gibt Donatello den Beiden zu verstehen. „Aber nicht mehr lange…“, grinst Raphael ihm entgegen und drückt die Spitze seines Sais in das Schloss. Er ruckelt darin herum und lauscht. Die Anderen glauben nicht, dass er die Tür so aufbekommen wird, bis das Schloss auf einmal aufspringt. „Wow, ein toller Trick!“, entkommt es Michelangelo, der seinen Bruder mit begeisterten Augen ansieht. „Das war kein Trick, sondern einfach nur Können, Mikey!“, entgegnet ihm Raph frech. „Ist doch egal, wir müssen weiter!“, unterbricht Leonardo das Ganze und drängt sich an die Tür. Widerwillig macht der Saikämpfer ihm Platz. Vorsichtig öffnet der Leader die Tür und blickt ins Unbekannte. Wie Donnie gesagt hat, befindet sich dahinter ein Zugang nach draußen und ein Tunnel, der etwa neunzig Grad zu dem verläuft, aus dem sie kommen. Er ist nicht sonderlich lang und macht nach circa fünfhundert Metern einen Bogen. Als die Jungs um die Ecke gehen, entdecken sie plötzlich Schienen, die mitten im Nichts enden und einen U-Bahnwagon, der dunkel und verwahrlost dasteht. „Muss wohl eine Art Abstellgleiß sein oder ein stillgelegter U-Bahntunnel…“, kommentiert Donatello die irritierten Blicke seiner Brüder. Langsam nähern sie sich dem Wagon. Die meisten Scheiben sind eingeschlagen oder beschmiert; der Lack ist abgebröckelt und farblos und die Schienen so rostig und verbogen, das darauf wohl nie wieder ein Zug fahren wird. Die Türen stehen offen, der Fahrersitz ist aufgeschlitzt worden und verängstigte Ratten huschen vor dem Licht ihrer Taschenlampen davon. „Ok, vermutlich lauert der Tengu im U-Bahnwagon, vielleicht aber auch nicht. Auf jeden Fall müssen wir ihn durchsuchen. Wir bleiben ganz dicht beisammen und sehen uns um, ist das klar?“, weist Leonardo seine Brüder streng an, wobei er ganz besonders Raphael betrachtet. Doch jetzt, dem Ziel wohlmöglich so nahe, kommen keine dummen Bemerkungen mehr von dem Saikämpfer. Leo geht voran, Mikey und Donnie folgen ihm Hand in Hand und Raph bildet den Schluss. So bewegen sie sich langsam auf den Wagon zu. Durch die erst Tür betreten sie das Fahrzeug und gehen angespannt die Sitzreihen entlang. Plötzlich ertönt hinter ihnen eine düstere Stimme, die sie wie ein Schlag trifft. „Jetzt habe ich euch endlich!“ Verängstigt schreien die Jungen auf und drängen sich enger zusammen. Zitternd richten sie die Strahlen ihrer Taschenlampen in die Richtung, aus der die Stimme kam. Eine Gestalt erscheint im hellen Weiß. Diese Gestalt ist aber weder ein Monster, noch ein Dämon und sie will den Jungs auch ganz sicher nichts Böses. Es ist ihr Sensei, ihr Meister und Vater, Hamato Yoshi, und er ist gesund und munter! Fassungslos und überrascht starren die Kinder den Mann vor sich an und verstehen nicht, was eigentlich passiert ist. Splinter setzt ein sanftes Lächeln auf und nähert sich seinen Kindern. „Sensei!?“, kommt es von ihnen allen gleichzeitig. „Ihr habt lange gebraucht, um mich zu finden…“, entgegnet er seinen Schülern. Verwirrt tritt der Leader vor. „Meister Splinter, soll das heißen, ihr seid gar nicht entführt worden?“ „Genau das soll es heißen, meine Söhne. Das Ganze war nur eine Übung, in der ich sehen wollte, wie gut ihr zusammenarbeitet und euch an schwierige Situationen anpasst.“, erläutert der Meister ruhig. Allmehlig entspannen sich die Brüder wieder, auch wenn sie noch immer nicht fassen können, was ihr Vater sich da ausgedacht hat. „Ihr müsst noch eine Menge lernen, meine Schüler, soviel steht fest.“, tadelt er die Jungen etwas, da er sie die ganze Zeit über beobachtet hat und nicht sonderlich erfreut war, zu sehen, wie sich Leo und Raph die ganze Zeit gestritten haben. Doch die nächste Übung kommt noch früh genug und irgendwann, so hofft Splinter, werden sie lernen, wie sie perfekt zusammenarbeiten und einander blind vertrauen können… Kapitel 31: Special 10: The corpse ---------------------------------- Gelangweilt lümmelt Michelangelo auf der Couch herum und blättert geistesabwesend in einer Zeitschrift. Was dort steht interessiert ihn allerdings kein bisschen, er wartet nur darauf, dass Donnie aus dem Keller zurückkommt und ihm sagt, was sie heute machen werden. Splinter ist mit Leo und Raph auf einem Trainingsausflug, während er und Donnie zuhause bleiben müssen. Es tröstet den Dreizehnjährigen wenig, zu wissen, dass ihr Sensei nächste Woche mit ihnen denselben Ausflug machen wird, da er sich jetzt langweilt und nicht nächste Woche. Der Nunchakuträger stößt ein verstimmtes Seufzen aus und dreht sich auf den Bauch. Beinahe schmollend blickt er zur offenen Kellertür hinüber. Dem Tüftler ist durchaus klar, dass sich Mikey fast zu Tode langweilt, dennoch lässt er sich Zeit beim Packen seiner Tasche. Es wäre wirklich unschön, wenn er etwas vergessen würde, nur weil er sich von seinem kleinen Bruder drängeln lässt. Doch nach weiteren, endlosen zehn Minuten hat er endlich alles beisammen und steigt die Treppe hinauf. Der Stabkämpfer hat gerade erst die oberste Stufe erreicht, da springt Michelangelo auch schon vom Sofa und kommt ihm aufgeregt entgegen. Mit einem leicht überforderten Ausdruck im Gesicht, versucht der Brünette den Jungen auf Abstand zu halten, damit er nicht noch die Treppe herunterfällt, bevor er dem Blonden sagen kann, was sie machen werden. Etwas geknickt macht der Chaosninja ihm Platz. Schweigend geht Donatello an ihm vorbei und stellt seine Tasche auf den niedrigen Tisch vor der Couch. „Und was machen wir jetzt, Donnie?“, kommt es quengelnd von dem Jüngeren. „Etwas, das wir schon eine ganze Weile nicht mehr gemacht haben!“, ist erst mal alles, was der Ältere sagt. Schließlich öffnet er seine Tasche und holt die Sachen hervor, die er eingepackt hat. Taschenlampen, Sprühfarbe, ein Seil, ein Kompass, eine Karte ihres Bezirks, etwas zu Essen, einen Fotoapparat, Notizheft und Stifte. Verwundert betrachtet der Orange die Sachen und scheint damit nicht so recht etwas anfangen zu können. Doch dann liest er den Text auf dem Notizheft und versteht. ‚Kanalsystem‘ steht dort in Donnies ordentlicher, leicht geneigter Handschrift. Ein begeistertes Lächeln breitet sich auf seinen Zügen aus und er strahlt seinen Bruder wieder aufgeregt an. „Echt jetzt?“, fragt der blonde Junge. „Echt jetzt!“, bekommt er als Antwort. Schon vor geraumer Zeit hat Donatello angefangen, die Kanalisation zu kartographieren. Zwar gibt es solche Auszeichnungen auch im Stadtarchiv, aber sie sind meist sehr alt und unvollständig und es ist schwierig an sie ranzukommen. Mikey war dabei immer an seiner Seite, da er es sehr aufregend findet, dort unten herumzulaufen. Ab und an finden sie sogar irgendetwas Spannendes. Doch eigentlich ist das Ganze kein schöner Sonntagsausflug zum Zeitvertreib. Es soll den Jungs helfen, sich in brenzligen Situationen zu retten und schnell einen geeigneten Weg zu finden. Daher zeichnet Donnie jeden noch so kleinen Tunnel auf und markiert die Gewölbe mit verschiedenen Symbolen, die den Jungs helfen sollen, sich zu Recht zu finden. Außerdem vermerkt er, was sich an jedem Gully oder Ausgang befindet und wie sicher es ist, dort an die Oberfläche zu gehen. So sind auch die Gullys und Türen von unten mit Symbolen versehen, um zu kennzeichnen, wie sicher dieser Ausgang ist und was sich in unmittelbarer Nähe befindet. Michelangelos Begeisterung kennt keine Grenzen mehr. Er hüpft fröhlich auf und ab und läuft dann in sein Zimmer, um einen kleinen Rucksack zu holen. Mit einem nachsichtigen Lächeln blickt Donnie ihm hinterher. Es ist schön zu sehen, wie schnell er seinen kleinen Bruder für so eine Aufgabe motivieren kann. Eine Aufgabe, die eigentlich nichts Spaßiges an sich hat, sondern sehr ernst ist und ihnen wohlmöglich mal das Leben retten kann. Doch für den Blonden ist es im Moment einfach nur ein Abenteuer. Keine Minute später kommt der Nunchakuträger wieder zu ihm zurück und der Tüftler reicht ihm eine Taschenlampe, eine Dose Sprühfarbe, das Seil und etwas zu Essen. Schnell stopft der Kleinere alles in seinen Rucksack und kann es dann kaum erwarten, dass sein Bruder seine Tasche ebenfalls schließt, damit es endlich losgehen kann. Allerdings lässt sich der junge Wissenschaftler noch etwas Zeit und kontrolliert noch einmal alles, ob er auch wirklich nichts vergessen hat. Schließlich kommt er doch noch zum Schluss, bevor Mikey noch das letzte bisschen seiner nicht vorhandenen Geduld verliert. Gemeinsam machen sie sich dann auf den Weg zum einzigen Gully auf ihrem Grundstück. Er befindet sich in der Einfahrt, kurz vor dem Tor hinaus zur Straße. Mit vereinter Kraft hieven die beiden Jungs den schweren, gusseisernen Deckel zur Seite. Das Loch, das sich dadurch auftut, ist dunkel und verströmt einen feuchten, Übelkeit erregenden Gestank, doch die Entschlossenheit und Vorfreude der zwei Ninjas schmälert dies nicht im Geringsten. Donatello holt seine Taschenlampe hervor und leuchtet in die Kanalisation hinunter. Im Schein des Lichtes kann man ein paar Metallsprossen erkennen, die nach unten führen. Sie sind glitschig und von Algen bewachsen, die diese Dunkelheit mögen. Gemächlich fließt trübes Wasser in einem Kanal vorbei. Es funkelt leicht, als es von der Lampe angestrahlt wird und man hört es leise plätschern. Die Jungs blicken sich noch einmal in die Augen, dann klemmt sich Donnie die Taschenlampe an seinen Gürtel und dreht sich zu den Sprossen herum. Vorsichtig testet er, ob die obersten sein Gewicht noch halten können, oder schon durchgerostet sind. Er will nicht riskieren, dort runterzufallen. Einmal hat ihm das gereicht. Bei ihrem letzten Ausflug hat die dritte Sprosse von unten auf einmal nachgegeben. Der Tüftler konnte von Glück sagen, dass der Weg bis zum Boden keine fünfzig Zentimeter mehr betragen und er sich auch nur mehr erschrocken hat, als sich wehzutun oder gar in diese stinkende Brühe zu fallen. Dennoch ist er lieber vorsichtig. Alles scheint in Ordnung zu sein und so steigt der Stabkämpfer die Metallsprossen langsam hinunter. An ein paar Stellen ist die Schicht aus Algen, die sie überzieht, so dick, dass er fast abrutscht. Kurz vor dem Boden tritt er dann ins Leere, dort wo die durchgebrochene Sprosse gesessen hat. Er verlängert seinen Schritt, bis er die nächste erreicht und einen Moment später steht er sicher auf dem Boden. Der Brünette nimmt die Taschenlampe von seinem Gürtel und leuchtet in den Tunnel hinein. Ein Weg führt nach links und einer nach rechts. Den linken haben sie die letzten Male benutzt, bis sie schließlich am Hafen angekommen sind, daher möchte Donatello jetzt nach rechts gehen. Dort werden sie in unzähligen Meilen irgendwann am Klärwerk ankommen. Doch so weit werden sie heute auf keinen Fall kommen. Es gibt hunderte Gullys, die sie untersuchen müssen und morgen ist ja auch noch ein Tag. Allerdings setzt der Wissenschaftler schon jetzt eine Markierung auf die rechte Seite der Leiter, die andeutet, dass in diese Richtung das Klärwerk und der Central Park liegen. Als das erledigt ist, schwenkt er die Lampe zu seinem kleinen Bruder empor und deutet ihm an, dass er jetzt runterkommen soll. „Aber sei vorsichtig, es ist glatt und denk an die kaputte Sprosse!“, ruft er dem Blonden noch hinauf, ehe er ein Stück zur Seite geht. Er beobachtet, wie sich sein Bruder grinsend umdreht und die Füße auf die ersten Sprossen stellt. „Klar doch! Ich bin doch immer total vorsichtig!“, flötet der Kleine im zu. Lachend hebt Donnie eine Augenbraue und betrachtet ihn weiter. „Und genau deswegen sag ich ja, dass du vorsichtig sein sollst!“, erwidert er, da er genau weiß, dass Mikey das Ungeschickt sein förmlich erfunden hat. Als Michelangelo die gebrochene Sprosse erreicht, will Donatello ihm eigentlich noch einmal sagen, dass sie da ist und er aufpassen muss. Doch zu spät. Der Nunchakuträger tritt ins Leere und seine Füße verlieren den Halt. Zum Glück gelingt es ihm, sich mit den Händen festzuhalten. Und so hängt er da und lächelt beschämt zu seinem Bruder hinüber. „Total vorsichtig, ich sehe es…“, kommentiert der Stabträger das Ganze, während sich der Chaosninja auf den Boden fallen lässt. „Ist doch nichts passiert…“, erwidert der Jungs kleinlaut. „Schon gut, lass uns gehen.“, tut Donnie es dann ab. Er ist nicht Leo und schon gar nicht Raph, die jetzt anfangen würden, dem Jungen einen langen Vortrag zu halten. Er kann das zwar auch gut, wenn nicht sogar besser und wird es zu einer anderen Zeit auch tun, doch jetzt sind ihm andere Dinge wichtiger. Ziemlich froh darüber, dass sein Bruder das Geschehene so schnell wieder vergisst, folgt Mikey dem Brünetten. Er schaltet ebenfalls seine Taschenlampe an und so gehen sie nebeneinander her und sehen sich in dem Gewölbe um. Nach einer Weile erreichen sie eine Gabelung. Um sich nicht zu verlaufen, wählt Donnie den rechten Weg aus und markiert den Eingang des Tunnels. Bald entdecken sie den ersten Gully und prüfen die Leitersprossen. Vorsichtig hebt Mikey den Deckel ein Stück an und schielt nach draußen. Wie sich herausstellt, war dies eine gute Idee, denn der Gully befindet sich genau auf einer vielbefahrenen Straße. Donatello steht am unteren Ende der Steigleiter und hält sein Notizheft in der Hand. Auf der Karte trägt er die Lage des Gullys ein. Zudem notiert er sich, was Mikey dort in der Nähe sieht. Einen Kiosk schräg auf der einen Seite, Wohnhäuser auf der anderen. Der Brünette entscheidet, dass dieser Ausgang nicht sonderlich sicher ist, da die Straße auch nachts arg befahren ist. So ruft er seinem Bruder zu, welches Zeichen er auf die Unterseite des Deckels sprühen soll. Kurz darauf setzen sie ihren Weg fort. Als nächstes kommen sie an Mikey´s Schule auf dem Pausenhof raus, der nun völlig verlassen daliegt, da gerade Ferien sind. Dann in einer hübschen kleinen Wohnsiedlung, mit niedlichen, ordentlichen Häuschen; am Lieferanteneingang eines Bäckers; vor einem Sportstudio; ein Spielplatz; in jeder Menge schmuddeliger Gassen; auf ein paar Straßen. Schließlich beginnt sich der Fortschritt auszudünnen und die Gebäude werden Zusehens verfallener und verlassener. Sie passieren ein Industriegebiet, indem sie in weit entfernter Zeit ihren Showdown mit Shredder haben werden, ohne sich dessen jetzt bewusst zu sein, da sie dem Tyrannen bis jetzt noch nicht begegnet sind. Dahinter beginnt das alte Wissenschaftsviertel der Stadt. Vor über zehn Jahren waren hier allerhand Institute angesiedelt und Lehranstalten bildeten junge Leute im Bereich der Medizin, Chemie und Physik aus. Dann wurde das ganze Gebiet geschlossen und verfallen gelassen. An einem anderen Standort, näher an den Universitäten, wurden sie daraufhin wieder angesiedelt, um es den Studenten und Auszubildenden leichter zu machen, sie zu erreichen. Von vielen dieser alten Gebäude stehen nur noch die Grundmauern und nicht wenige sind Brandstiftung und Vandalismus zum Opfer gefallen. Einige andere sind einfach nur verfallen und düster, wie in einem Horrorfilm. Eines Tages wird die Stadt sie vielleicht abreißen, um dort Wohnungen zu bauen, aber das steht noch in den Sternen. Die Jungs kommen auf einem großen Parkplatz heraus. Gemeinsam stehen sie auf dem rissigen Asphalt und sehen sich um. Donnie hat schon lange vorgehabt, sich diese alten Gebäude mal näher anzusehen und nun ist er doch sehr erfreut, dass sie hier angekommen sind und er jetzt die Möglichkeit dazu hat. Allerdings sieht alles viel zerstörter aus, als er es sich vorgestellt hat. Die Gebäude um sie herum sind alle völlig hinüber und machen es einem unmöglich, sie zu betreten. Wie große Schuttberge reihen sie sich aneinander und lassen nur erahnen, dass sie einmal Bauten des Lernens und des Wissens waren. Nur das Bauwerk direkt vor dem Parkplatz ist noch intakt. Viele der Fenster sind kaputt und der Putz bröckelt von der Fassade, aber ansonsten sieht es aus, als könnte man es gefahrlos betreten. „Wir gehen da rein?“, kommt es von Michelangelo, mit einer Mischung aus Argwohn und Begeisterung. „Klar! Ist doch niemand hier, der uns daran hindern könnte. Und vielleicht finden wir ja sogar etwas Interessantes!“, erwidert Donnie ihm, in freudiger Erwartung. Ein breites Grinsen bildet sich auf dem Gesicht seines jüngeren Bruders. Ja, das ist genau die Art Abenteuer, die er mag. Verlassene Gebäude haben etwas unglaublich Magisches und Anziehendes an sich, doch normalerweise sind sie nicht so leicht zugänglich, wie dieses hier. Sorgfältig blicken sich die jungen Ninjas um, ob auch wirklich niemand in der Nähe ist, der sie sehen könnte, dann gehen sie langsam zum ehemaligen Eingang des Instituts. Über der Tür befindet sich ein Schild, das einst den Namen des Gebäudes getragen hat, jetzt jedoch unleserlich ist, da die meisten der Metallbuchstaben abgefallen oder gestohlen sind. Was noch zu lesen ist, lautet: I S T T U Ü T A A. Es ist schwer zu sagen, was es einmal bedeutet hat, doch vielleicht gibt es drinnen einen Hinweis. Der Eingang besteht aus einer elektrischen Schiebetür, die sich aber schon seit Ewigkeiten nicht mehr geöffnet hat und es wohl auch nie wieder tun wird. Ihre Laufschiefen sind völlig verbogen und an einer Stelle ist der eine Flügel herausgesprungen, wohlmöglich weil sich jemand mit Gewalt Einlass verschaffen wollte ohne so viel Lärm zu machen, wie wenn er das Glas zertrümmert hätte. Allerdings scheint sich daran irgendjemand nicht gestört zu haben, denn mittlerweile sind beide Flügel der Tür eingeschlagen worden. So ist das Hereinkommen für die Jungs kein Problem. Jedoch facht es ihre Vorsicht von neuem an, da sie immerhin auf jemanden treffen könnten, der sich darin aufhält. Obdachlose, Junkies, Betrunkene oder randalierende Jugendliche lieben solche verlassenen Orte ja ganz besonders. Mit diesem Gedanken steigen die Brüder durch die eingeschlagenen Flügel in das Unbekannte. Hier drinnen ist vom warmen Sonnenlicht dieses Vormittags nichts mehr zu sehen. Vor ihnen erstreckt sich ein schummriger Korridor, mit Zimmer auf beiden Seiten und einer Treppe an seinem Ende, die in der zunehmenden Dunkelheit nur zu erahnen ist. Etwas unsicher blickt Mikey seinen älteren Bruder an. Donnie schenkt ihm ein, wie er hofft, aufmunterndes Lächeln und deutet ihm dann an, seine Taschenlampe einzuschalten. Kurz darauf erhellen die beiden Lichtkegel den Korridor und die Jungs setzen sich wieder in Bewegung. Sie schwenken die Taschenlampen über den Boden, die Wände und die Decke. Auf dem Boden liegt allerhand Müll. Leere Bierdosen, Papier, Verpackungen, Kleidungsstücke, Putz, der von der Decke gefallen ist und alles Mögliche andere. Vorsichtig bahnen sich die zwei einen Weg hindurch. Der Großteil der Wände wurde mit Graffitis und bösartigen Parolen beschmiert und hier und da sind Löcher hinein geschlagen worden. Von der Decke hängen kaputte Lampen und jede Menge Kabel herunter, an denen sich die Ninjas vorsichtig vorbeischleichen, da man ja nie wissen kann, ob nicht doch noch irgendwo Strom drauf ist. „Sehen wir auch in die Zimmer?“, fragt Michelangelo so plötzlich, das der Stabkämpfen leicht zusammenzuckt, da die Stimme seines Bruders in diesem Zwielicht furchtbar laut erscheint, obwohl er schon fast geflüstert hat. „Das machen wir. Aber ganz vorsichtig! Wir wissen nicht, wie es dahinter aussieht oder ob dort jemand drin ist…“, mahnt Donatello ihn. Der Kleinere nickt leicht und dann wenden sie sich der ersten Tür zu. Neben der Tür, die ziemlich schief in ihrer Aufhängung steckt und aussieht, als würde sie jeden Moment zu Boden fallen, hängt ein kleines Schild an der Wand. Undeutlich kann Donnie darauf eine Raumnummer entziffern. „Hörsaal 1. Veterinäre Anatomie. – Mikey, weißt du, wo wir hier sind?“, ein begeisterter Ausdruck huscht über das Gesicht des Tüftlers. Der Blonde zuckt allerdings nur mit den Schultern und schüttelt den Kopf. „Das ist das alte Institut für Tieranatomie. Hier wurden früher die ganzen Tierärzte und so ausgebildet!“ „Oh, cool…“, erwidert der Junge, doch Donatello bezweifelt, dass sein kleiner Bruder es so cool findet, wie er selbst. Mikey kann man einfach nicht fürs Lernen begeistern und ein Ort, an dem unterrichtet wurde, ist in etwa so aufregend, wie die Schule an sich. Doch immerhin hat seit Jahren kein Schüler diesen Ort betreten, da wird sich also ganz sicher etwas finden, das Mikey begeistern kann. So hält sich der Stabträger nicht länger damit auf, sondern drückt die Klinke der Tür herunter. Ein Stück weit lässt sie sich öffnen, dann versperrt irgendetwas den Weg. „Hilf mir drücken.“, fordert er daher den Nunchakuträger auf. Gemeinsam stemmen sie sich gegen die Tür. Nur für eine Sekunde scheint sie ihnen Widerstand zu leisten, dann gibt die letzte Angel, an der sie noch aufgehängt ist, nach und die Tür landet krachend auf dem vermüllten Boden des Hörsaals. Bei dem lauten Knall schrecken die Jungs zusammen und wären beinahe mit umgestürzt. Nach dem ersten Schrecken bleiben sie wie angewurzelt stehen und lauschen in die stickige Dunkelheit des Korridors hinein, ob sich irgendwo jemand oder etwas regt. Doch nichts dergleichen geschieht. Helles Sonnenlicht, das durch zerbrochene Fenster hineinfällt und von den Scherben noch verstärkt wird, blendet sie einen Moment. Ihrem Ninjasinn eigen blicken sich die Jungs prüfend um, ehe sie langsam über die umgefallene Tür hinweg steigen. Vor ihnen erstreckt sich ein großer Raum, der von unzähligen Pulten und klappbaren Stühlen ausgefüllt ist. Stufen führen an mehreren Stellen in die oberen Sitzreihen hinauf. Auch hier hängen kaputte Lampen von der Decke hinab und an vielen Stellen ist der Putz herab gebröckelt. Die meisten der Stühle und Pulte sind beschmiert, einige sind zerbrochen oder aus ihren Halterungen gerissen. Der Boden ist mit Müll und Scherben übersät. Die beiden Teenager wandern weiter in den Raum hinein und sehen sich um. Die Wände entlang der Sitzreihen sind mit Graffitis beschmiert und vor der ersten Stuhlreihe liegt ein Feuerlöscher am Boden. Er ist leer, sein weißes Pulver überzeiht den Großteil der unteren Treppenstufen und den Bereich vor dem Lehrertisch. Deutlich sind in diesem weißen Überzug Fußspuren zu erkennen, von Leuten, die sich hier vergnügt haben oder wie die beiden einfach nur neugierig waren. Langsam steigt Michelangelo die Stufen empor und wandert durch die einzelnen Sitzreihen, in der Hoffnung etwas Spannendes zu finden. Donnie sieht sich derweil an Lehrerpult um. Auch dieses ist von oben bis unten beschmiert worden und etliche Teile des Holzes sind zertrümmert oder versucht worden in Brand zu setzen. In den wenigen Schubladen findet der Tüftler nur Müll, Schimmel und eine tote Ratte. Angewidert wendet er sich ab und betrachtet die Tafel hinter sich. Sie ist fast vollständig mit großen, verschnörkelten Buchstaben besprüht worden, die er jedoch nicht entziffern kann. Auch die Wand darüber, an der eine große, rechteckige Folie klebt, um das Bild eines, vor langer Zeit gestohlenen, Projektors aufzufangen, ist ebenfalls ausgiebig mit der Kunst dieser Vandalen gekennzeichnet worden. Der Anblick löst in dem Brünetten eine gewisse Traurigkeit aus, die Mikey wohl niemals verstehen würde. Er gibt ein tonloses Seufzen von sich, während der Blonde die Stufen wieder hinunter kommt. „Irgendwas gefunden?“, fragt der Kleine. „Nein, nur zerbrochene Träume…“, kommt es seufzend von Donnie, doch sein Bruder scheint ihn nicht zu verstehen. Er legt die Stirn in Falten und mustert den Größeren einen Augenblick. Donatello ist jedoch nicht danach, seinem Babybruder zu erklären, was er meint. „Komm, lass uns weitergehen!“, gibt er ihm schließlich zu verstehen und gemeinsam treten sich wieder in das Zwielicht des Korridors ein. Auf dem düsteren Gang, der Mikey mehr und mehr an den Flur seiner Schule erinnert, befinden sich noch ein halbes Dutzend solcher Hörsäle, die alle ein ähnliches Schicksal erdulden mussten. Je weiter sie in den Korridor vordringen, desto zahlreicher und bizarrer werden die Graffitis und der Verfall. Den Gang entlang befinden sich an vielen Stellen der Wände Schaukästen oder Schwarze Bretter, die einst über Aktivitäten und Kurse informiert haben, nun jedoch heruntergerissen oder eingeschlagen worden sind. Kurz vor der Treppe befinden sich zwei weitere Türen, hinter denen die Toiletten liegen. Obszöne Bilder wurden an die ramponierten Türen geschmiert, die nur allzu deutlich machen, hinter welcher Tür sich welches Geschlecht aufhalten sollte. Ein kurzer Blick hinein genügt den beiden Jungs, um schnell weiter zu gehen und der Gestank ist dabei noch ihre geringste Sorge… Bevor die Übelkeit zu sehr von ihnen Besitz ergreifen kann, wenden sie sich lieber der Treppe zu. Sie führt ein Stockwerk hinab und zwei nach oben. Nach kurzer Absprache steigen sie in den ersten Stock hinauf. Die Treppe macht einen ziemlich guten Eindruck. Ihr Geländer ist zwar ebenfalls beschmiert, aber immer noch völlig intakt. Nur die Fenster sind beschmiert oder eingeschlagen und ein Heizkörper wurde von der Wand gerissen. Als das letzte Wasser aus ihm herauslief, hat es einen hässlich aufgequollenen Schimmelfleck auf dem Linoleum hinterlassen, der aussieht, als wäre etwas darunter gekrochen und qualvoll zu Grunde gegangen. Im ersten Stock sieht es nicht viel besser aus, als unten. Der Flur ist ebenso düster und schmutzig, Türen und Fenster sind größtenteils kaputt, Lampen baumeln von der Decke und gehässige Parolen zieren die Wände. In den fast zwanzig Zimmern befinden sich verschiedene Arbeitsbereiche. In einem schien ein Computerlabor zu sein, doch die Geräte sind entweder gestohlen oder zertrümmert worden. In einem anderen Raum wurden wohl Versuchstiere gehalten, doch bis auf unzählige Käfige und einiger toter Ratten ist nichts mehr da. An einer anderen Tür hängt eine Warnung, das dort hinter mit Röntgenstrahlen gearbeitet wurde. Als die Jungs hineinschauen, sehen sie einen umgestürzten Behandlungstisch, Bleiwesten und einige Aufnahmen, die den Knochenbau verschiedener Nagetiere zeigen. Zerrissen oder angezündet liegen auf dem Boden Plakate, die den anatomischen Knochenaufbau sämtlicher Haustiere zeigen, von denen aber keine mehr in einem Zustand ist, dass Donnie damit etwas anfangen könnte. Das ehemalige Röntgengerät ist auch nur noch ein Schatten seiner Selbst und liegt in Trümmer auf dem Boden verteilt. Zumindest gelingt es dem Tüftler ein paar Teile zu finden, mit denen er noch etwas anfangen kann. Sorgfältig steckt er sie in seinen Rucksack, ehe sie weitergehen. Im nächsten Raum gibt es eine Behandlungsliege, ein zertrümmertes Waschbecken und einen Abzug, unter dem man wohl mit Bakterien gearbeitet haben könnte. In dem Schrank darunter findet Mikey ein paar intakte Bechergläser und Pipetten, die Donatello begeistert einpackt. Das Suchen scheint sich also doch noch etwas zu lohnen. Die wenigsten Leute, die sich hierher verirren, brauchen Laborutensilien. Von diesem Raum gibt es noch ein paar auf dieser Etage, die alle ganz ähnlich aussehen und auch hier finden die Jungs noch Dinge, die Donnie für sein eigenes Labor benutzen kann. In zweiten Stock finden die Ninjas Büroräume, in denen die Verwaltung gesessen hat. Die Glasscheiben der Türen sind zum Großteil kaputt und die wenigen Einrichtungsgegenstände zerstört oder beschmiert. Ein echtes Trauerspiel. Des Weiteren gibt es Räume, in denen sich wohl die Studenten und Lehrlinge aufgehalten haben. Gruppenarbeitsplätze sind zu erkennen, etliche Plakate, die ebenfalls zerstört sind, kaputte Bücherregale und einen Haufen Asche, von dem Donnie denkt, dass dies wohl die Bücher waren, die einst den jungen Leuten beim Lernen geholfen haben. Einige wenige Seiten kann er noch erkennen, doch es bricht ihm das Herz, zu sehen, was aus ihnen geworden ist. Ehe der Stabkämpfer sich ganz in seiner Trauer verlieren kann, schlägt Michelangelo ihm vor, dass sie doch lieber runter in den Keller gehen sollen. Der Größere ist damit nur allzu einverstanden. Also steigen sie die Stufen wieder hinab und finden sich dann im dunklen Keller wieder. Doch wesentlich besser als oben, sieht es hier auch nicht aus. In einem kleinen Raum finden sie einen Generator, der das Gebäude einst mit Strom versorgt hat. Deutlich kann man sehen, dass sich jemand daran zu schaffen gemacht hat, vielleicht um ihn wieder in Gang zu bekommen. In einem anderen Raum befand sich ein Chemikalienlager. Doch die Regale sind völlig leer. Nun einige zerbrochene Flaschen lassen vermuten, was hier alles benutzt worden ist. Unter einem kleinen Tisch finden die zwei ein Buch, indem einst eingetragen wurde, wer was aus dem Lager genommen hat. Doch es ist schimmlig, ausgeblichen und unleserlich. In einem anderen Zimmer finden sie schwere Steintische, wie man sie aus dem Chemieraum einer Schule kennen mag. Ein paar kaputte Bunsenbrenner liegen auf dem Boden, einige Gasflaschen in einer Ecke und etliche leere Konservendosen sind über den Raum verteilt. Vermutlich haben sich hier gern Obdachlose oder Jugendliche aufgehalten und sich eine kleinen Mahlzeit gegönnt, solang noch Gas in den Flaschen war. Etliche verkohlte Dinge lassen aber darauf schließen, dass hier nicht nur gegessen wurde. An einer Wand im Flur finden die Jungs eine Reihe von Schließfächern, wie man sie ebenfalls aus der Schule kennt. Sie sind alle offen und leer. Bei ein paar sieht man, dass sie aufgebrochen worden sind. Neben den Schließfächern hängt ein Schild, das erstaunlicherweise weder beschädigt noch beschmiert wurde. Es stammt vom Direktor des Instituts und erläutert, dass niemand Wertsachen oder Ähnliches in den Fächern lassen soll, da sie nicht einbruchsicher sind. Die beiden Brüder sehen sich nur schmunzelnd an. Solch ein Schild kennen sie auch aus ihren Schulen und sie wissen nur zu gut, dass es wahr ist. Nicht wenige der Schließfächer wurden im Laufe der Zeit aufgebrochen und ausgeräumt. So etwas lässt sich schnell erledigen, auf dem Weg zum Klo eine leichte Sache und keiner merkt etwas. Dennoch gibt es genug Schüler, die ihre wertvollen Sachen in den Schließfächern lassen und dann eine böse Überraschung erleben. Schließlich kommen sie in einen Bereich, der mit ‚OPs‘ gekennzeichnet ist. Und tatsächlich finden sich hier zwei Zimmer, die einen an ein Krankenhaus erinnern. Die Böden sind gekachelt, eine Reihe Waschbecken steht an einer Seite, mehrere schwere Tische in der Mitte des Raumes und Aufhängungen, die einst schwenkbare Strahler getragen haben. Hier scheinen sich Junkies besonders wohl gefühlt zu haben. Die Fußböden sind übersät von gebrauchten Spritzen, in einer Ecke liegen alte Matratzen und Decken, die zu schimmeln begonnen haben, es gibt Blutflecken und allerhand anderer Flüssigkeiten, die getrocknet sind. In einem weiteren Raum finden sie jede Menge Dämmung, die aus der Decke gerissen wurde und sich mit Kabelschächten und Plastikrohren in dem Zimmer stapeln und die nackten Versorgungsrohre sehen lassen. Vielleicht hat hier jemand versucht, die Kupferkabel aus der Decke zu stehlen? Schließlich finden sie einen Raum, der wohl als Dunkelkammer benutzt wurde, um die Röntgenaufnahmen zu entwickeln. Eine Lichttafel an der Wand bestätigt Donatellos Annahme. Doch von der Einrichtung ist nichts mehr geblieben, außer ein paar Tischen. Ein weiterer Raum ist mit kaputten Terrarien bestückt, die an beiden Seiten aufgebaut sind. An den Rahmen kleben an manchen Stellen Namensschilder oder Gattungsbezeichnungen. Hier wurden Schlangen, Spinnen, Eidechsen und große Insekten gehalten. In einem kleinen Nebenraum wurde wohl das Futter für diese Tiere aufbewahrt. In ein paar Kühlschränken befinden sich kleine Plastikschachteln mit toten Insekten. An den Kühlschranktüren stehen so einladende Bezeichnungen wie: nur für Heimchen, ausschließlich für Maden und Futterfliegen oder verschiedene Würmer. Bei dem Gedanken daran vergeht den beiden der Appetit gewaltig. Außerdem endet ihre Entdeckungstour hier unten. Sie haben jeden Raum durchforstet, also machen sie sich wieder auf den Weg nach oben und kurz darauf treten sie durch die zertrümmerten Flügeltüren wieder in die warme Sonne hinein. Inzwischen ist es schon Nachmittag und so suchen sie sich ein geschütztes Plätzchen und essen erst einmal etwas. Donnie macht sich ein paar Notizen in seinem Heft und sie sehen sich um, ob es noch andere Gullys hier gibt, die sie gleich mit markieren können. Als das getan ist, suchen sie den Gully, durch den sie gekommen sind und steigen wieder hinab in die Kanalisation. „Na, hast du noch Lust weiterzugehen, Mikey?“, fragt der Brünette, als sie in dem Gewölbe angekommen sind. „Klar, immer doch!“ Der Blonde sprüht nur so vor Energie, trotz dass sie schon seit ein paar Stunden unterwegs sind. „Ok, aber nur noch eine Stunde. Wenn wir bis dahin nichts Interessantes, wie das eben, gefunden haben, dann machen wir uns auf den Rückweg.“, schlägt der Ältere vor. Ihm entgeht dabei nicht die leichte Enttäuschung, die sich über Michelangelos Gesicht zieht. Dennoch stimmt der Chaosninja zu, hofft aber innerlich, dass sie noch etwas finden, das noch viel interessanter ist, als das Institut eben. So setzen sie ihren Weg fort, sehen sich um, markieren Gullydeckel und machen Notizen. Viel Nennenswertes finden sie jedoch nicht und Mikey glaubt schon, dass das ehemalige Lehrgelände das einzig Spannende gewesen ist, das sie heute finden. Die Zeit verrinnt und Donnie blickt auf seine Uhr. „Dort vorne ist der letzte Gully für heute…“, verkündet er, doch noch ahnt er nicht, was sie darüber finden werden… Etwas enttäuscht, weil ihr kleines Abenteuer so bald enden wird, drückt Mikey den Deckel auf. „Und was siehst du?“, ruft sein Bruder ihm zu. Der orange Turtle blickt sich um. Der Gully befindet sich mal wieder mitten auf einer Straße. Allerdings ist diese nicht sonderlich breit und es kommt ihm auch kein Auto entgegen. Es wirkt eher wie eine Zufahrtsstraße. Auf der einen Seite sieht er ein Feld, auf dem wild Gras wächst und auf der anderen Seite erstreckt sich ein kleines Waldstück, wie es aussieht. Ein dünner Maschendrahtzaun umgibt die Bäum und Sträucher und in etwas Entfernung kann Mikey die Spitze eines Gebäudes oder Turmes erkennen. Zusammen gehen sie an die Oberfläche und sehen sich genauer um. Etwa hundert Meter vom Gully entfernt finden sie ein Tor im Zaun. Es steht offen. Bei genauerer Betrachtung stellt sich sogar heraus, dass es gar kein Schloss hat. Der Zaun dient wahrscheinlich nur dazu, um Tiere abzuhalten. Am Tor befindet sich ein altes Schild, auf dem steht, dass das hier ein kleiner Friedhof ist. „Dann ist das Gebäude dahinter mit Sicherheit eine Kapelle, in der die Totenmesse abgehalten werden kann.“, erläutert Donatello. Beim Gedanken an einen Friedhof wird Mikey ganz komisch zu Mute, zu viele Schauergeschichten hat er schon gelesen und gesehen, um zu wissen, was auf so einem Friedhof alles passieren kann. Allerdings ist es jetzt hell und irgendwie ist er auch sehr neugierig, wie die Kapelle aussieht, da er bisher noch nie in einer gewesen ist. Also treten die beiden Ninjas durch das Tor. Langsam und still wandern sie einen ausgetretenen Sandweg entlang. Uralte Bäume reihen sich zu ihren Seiten auf und an ihren mächtigen Stämmen und Wurzeln ruhen die verschiedensten Grabmahle. Kunstvoll gehauener Stein steht im kühlen Schatten der Baumkronen. Vorsichtig treten sie an einige heran, um die Inschriften darauf zu lesen. Viele davon sind allerdings so alt und verwittert, dass man sie nur mit Mühe entziffern kann. Entweder kümmert sich hier niemand darum, oder das Ganze ist einfach nur schon furchtbar alt. Mit diesem Gedanken wandern sie weiter durch die Reihen und suchen nach dem jüngsten Grab. Nach einer Weile sind sie damit durch und der letzte Mensch der hier begraben wurde, ist 1968 gestorben. „Das ist schon fast fünfzig Jahre her. Kein Wunder das alles so verwittert aussieht. Hier kümmert sich einfach keiner mehr darum…“, entkommt es dem lila Turtle schließlich. Respektvoll stehen die beiden Teenager einen Moment schweigend da und gedenken all der vergessenen Seelen, die hier begraben sind. Dann machen sie sich langsam auf den Weg zur Kapelle, die auf einen kleinen Hügel am anderen Ende des Friedhofes steht. Das Gebäude wirkt etwas seltsam auf den Stabkämpfer. Es trägt kein Kreuz auf der Dachspitze und der Bau an sich ist auch ziemlich klein, kaum größer als das Haus, in dem sie wohnen. Nur ein etwas schmalerer Turm ragt auf, mit einem übergroß wirkenden Schornstein. Als sie die Eingangstür erreichen, wird ihnen auch klar, warum das Gebäude so komisch aussieht. Die großen Flügeltüren sind stark beschädigt, als hätte sich jemand gewaltsam versucht Eintritt zu verschaffen. Doch die goldenen Lettern darauf sind noch immer lesbar. „Du, Donnie, was ist ein Keraturium?“, kommt es etwas unsicher von dem Jüngeren. „Es heiß Krematorium und da werden Menschen verbrannt, die eine Feuerbestattung haben wollten…“ Dem Wissenschaftler entgeht nicht, wie sein Bruder ganz bleich wird, als er zu begreifen scheint. Mit offenem Mund steht der Junge da und starrt auf die Tür. Sanft legt der Ältere ihm eine Hand auf die Schulter. „Hör mal, wir müssen da nicht reingehen, wenn dir das unangenehm ist. Ist nicht schlimm…“, versucht Donatello den Kleineren zu beruhigen. Mikey schluckt schwer, dann scheint er sich wieder unter Kontrolle zu haben. „Da – da sind doch keine Leichen drin, oder?“, gibt der Blonde etwas ängstlich von sich, während sich in seinem Kopf sämtliche Zombiegeschichten abspielen, die er je gesehen hat. „Nein, da drin gib es keine Leichen.“, versichert ihm der Stabträger. „Ok – dann - können wir reingehen…“ „Bist du dir ganz sicher?“ „Klar, ich will wissen, wie so was aussieht!“, die Entschlossenheit kehrt in Michelangelos Gesicht zurück, auch wenn er immer noch an Zombies denken muss. Vorsichtig drücken sie die ramponierten Türen auf und blicken in einen kurzen, dunklen Flur. „Aber du gehst zuerst rein…“, entgegnet Mikey seinem Bruder dann doch wieder etwas unsicher. Donnie lächelt ihm aufmunternd zu und tritt dann, selbst etwas nervös, in das Gebäude hinein. Einen Schritt später folgt ihm der Nunchakuträger und sie leuchten sich ihren Weg mit den Taschenlampen. Die Luft ist stickig und riecht moderig, ein feiner, uralter Hauch von Asche liegt darin. Unweit der Eingangstür befindet sich eine Treppe, die in den schmalen Turm hinaufführt. Dicht beisammen steigen sie die Stufen hinauf. Oben angekommen stehen sie wieder vor eine Flügeltür. Sie ist nur angelehnt, also stößt Donnie sie einfach auf. Vor ihnen erstreckt sich ein kleiner, achteckiger Raum. Durch kunstvoll gestaltete Fenster dringt ein sanftes Licht hinein. In einer Ecke befinden sich aufgestapelt gut zwei Dutzend Stühle, die den Angehörigen die Möglichkeit geben, ihren Verstorbenen vor der Einäscherung noch einmal im Sarg liegen sehen zu können. Dazu steht ein kunstvoll verzierter Steintisch an einer Seite des Raumes, auf dem der Sarg aufgebahrt werden kann. Darüber hängt ein verwittertest Holzkreuz mit einem Jesus daran. Nach ein paar Augenblicken verlassen sie den Andachtsraum und steigen die Treppe wieder hinunter. Als sie den kurzen Flur weiter entlanggehen, finden sie eine Art Büro, eine kleine Küche mit Aufenthaltsraum, eine Toilette und schließlich das Krematorium selbst. Schweigend betreten sie den Raum, in dem Menschen ihre letzte Ruhe in den Flammen finden. Der Großteil des Raumes wird von zwei Öfen dominiert. An einer Wand gibt es ein Regal mit verschiedenen Urnen. Sie sind dick mit Staub und Asche bedeckt und ein paar sind hinunter gefallen und zerschellt oder verbogen. Neben dem Regal liegen lange Bretter mit Rollen darunter, ähnlich wie sie vielleicht ein Mechaniker benutzen würde, nur größer. Donnie erklärt seinem Bruder, dass die Leute damit die Särge ins Krematorium geschoben haben. Doch der Blick des blonden Jungen ist alles andere als interessiert. Es liegt eher immer noch eine gewisse Angst darin. Donnie ist ganz froh, dass es hier nicht noch mehr Räume gibt und er Mikey daher sehr bald wieder hier rausbringen kann, bevor er wohlmöglich noch hysterisch wird. Doch immerhin bewundert er, dass der Kleine den Mut hatte, hier überhaupt reinzugehen. Der Chaosninja bleibt etwas unsicher neben dem Regal mit den Urnen stehen und sieht sich die reichverzierten Behälter an, während Donatello etwas neugieriger ist und sich die Öfen näher anschaut. Neben dem einen Ofen steht eine verrostete Metallbox, in der sich noch die Asche irgendeiner traurigen Seele befindet. Der Brünette ist ganz froh, dass sein Bruder nicht neben ihm steht und sich das ebenfalls ansieht, denn er kann in der Asche noch deutlich einen menschlichen Knochen liegen sehen. Er schluckt hart und wendet schnell den Blick ab. Nicht mehr ganz so neugierig wie zuvor, betrachtet er wieder die Öfen. Der eine ist verschlossen, der andere steht offen, sodass er in die Brennkammer hinein schauen kann. Gnädiger Weise ist sie leer und auf völlig sauber. Er lässt seinen Blick über das Kontrollpult schweifen und merkt dabei nicht, dass sein kleiner Bruder zur anderen Seite des Raumes geht. Dort befindet sich eine breite Tür, die in einen kurzen Tunnel führt. Nervös tritt Mikey in den finsteren Tunnel hinein, dessen Deckenverputz auf dem ganzen Boden verteilt liegt. Am Ende der etwa fünfzig Meter befindet sich eine Stahltür. Die Tür erinnert Mikey wage an einen uralten Fahrstuhl, etwa in einem Bergwerk. Die Tür geht nicht automatisch auf, sondern muss von Hand geöffnet werden. Die Tür steht jedoch fast halb offen, sodass es kein Problem für den Jungen darstellt, hinein zu gehen und nach zu sehen, was sich darin verbirgt. Doch im Nachhinein betrachtet, hätte sich der kleine Turtle wohl eher gewünscht, er wäre gar nicht erst in dieses Gebäude gegangen… Nichts ahnend tritt er auf die offene Tür zu und leuchtet mit der Taschenlampe hinein. Im selben Moment bemerkt Donatello, dass sich sein Bruder verkrümelt hat. Doch bevor er nach dem Ausreißer rufen kann, erfüllt ein markerschütternder Schrei das kleine Gebäude. Bei dem hohen, weiblich anmutenden Geräusch, erleidet der Tüftler fast einen Herzinfarkt. Er zuckt so heftig zusammen, dass er noch am nächsten Tag einen Krampf in den Schultern hat. Doch es besteht für ihn keinen Zweifel, dass es Mikey war, der dort geschrien hat. Alarmiert löst er sich aus seiner Starre, entdeckt die Tür, durch die sein Bruder gegangen ist und läuft zu ihm. Er findet ihn direkt vor der Fahrstuhltür auf dem Boden sitzend, als wäre er vor Schreck auf dem Hintern gelandet. Schnell ist Donnie bei ihm. „Mikey, was ist passiert?“, fragt er vorsichtig. Doch sein Bruder bekommt kein Wort heraus. Er sitzt nur da, zittert am ganzen Körper und blickt mit tellergroßen Augen in den dunklen Fahrstuhl hinein. Schemenhaft kann der Tüftler darin etwas erkennen. Fest entschlossen herauszufinden, was seinen kleinen Bruder so erschreckt hat, setzt er an, den Strahl seiner Taschenlampe in das Dunkel zu lenken. Aufgebracht packt Mikey ihn am Arm, sodass auch der Brünette auf dem Hintern landet. „Tu´s nicht!“, kommt es mit bebender Stimme von dem sonst so fröhlichen Jungen. Doch als Donnie auf seinen vier Buchstaben landet, gleitet ihm die Taschenlampe aus der Hand. Jetzt rollt sie über den Boden und bleibt genau so liegen, dass ihr Strahl in die Kabine hineinleuchtet. Angsterfüllt vergräbt Michelangelo sein Gesicht in Donatellos Hemd. Schwer schluckend folg der Tüftler dem Schein der Lampe mit den Augen und erblickt das, was seinem Bruder solche Angst macht: dort hängt jemand mit einem Seil um den Hals von der Decke des Fahrstuhls hinab, während neben ihm ein umgefallener Stuhl liegt. Langsam begreift Donnie, was er dort sieht. Entsetzt weiten sich seine Augen und er starrt die verwesten Überreste des Menschen an, der sich dort scheinbar aufgehängt hat. Er kann nicht sagen, ob es ein Mann oder eine Frau ist, zu sehr hat die Zeit und wer weiß, was noch alles, schon an der Leiche genagt. Von den Kleidern ist so gut wie nichts mehr zu sehen. Einige Strähnen schulterlangen, braunen Haares sind noch vorhanden. Das meiste Fleisch ist von den Knochen verschwunden, dort, wo es noch vorhanden ist, hat es sich grün-schwarz verfärbt. Der fast blanke Totenschädel grinst den verstörten Jungs entgegen, als würde er sie auslachen. Vorsichtig löst sich der Stabträger von seinem kleinen Bruder und steht schwankend auf. Mikey wendet sich um, damit er das Ganze nicht mehr sehen muss und verbirgt dann weinend das Gesicht auf seinen Knien. Donnie wirft ihm einen mitfühlenden Blick zu. Es ist gut, dass er weint, so kann er es besser verarbeiten, denkt er so bei sich, während er seine Taschenlampe wieder aufhebt. Im Moment ist seine wissenschaftliche Neugierde einfach viel größer, als seine Angst vor einer Leiche. Dies hat Donnie seinem Bruder voraus und im Augenblick ist er auch ganz froh darüber. Es hilft ihm, auch in solchen Situationen, rational zu denken. Dennoch mit weichen Knien betritt er den geräumigen Fahrstuhl und verfolgt mit dem Lichtstrahl das Seil bis zur Decke. Wer immer hier hängt oder wer immer ihn hier aufgehängt hat, hat die Luke in der Fahrstuhldecke geöffnet und das Seil an der Kabinenaufhängung befestigt. Welch perfide Idee, wo der Fahrstuhl doch eigentlich dazu diente, die Särge in den Andachtsraum zu bringen. Im Schmutz auf dem Boden kann der Tüftler einige Fußspuren erkennen, die entweder von dem Toten stammen oder von Leuten, die hier drin waren und ihn gefunden haben. Dennoch hängt er immer noch hier, was heißt, dass niemand die Polizei verständigt hat. Diese Aufgabe wird dann wohl den Turtles zu Teil werden. Ein mulmiges Gefühl macht sich bei diesem Gedanken in Donnie breit. Was die Polizei wohl denken wird, wenn sie ihnen davon erzählen? Denn immerhin haben sie dieses Gebäude unbefugt betreten. Doch darüber kann sich der Brünette später noch den Kopf zerbrechen. Nun muss er erst mal sehen, ob er vielleicht einen Hinweis findet, der ihm verrät, wer hier hängt und dann muss er versuchen seinen kleinen Bruder wieder zu beruhigen, der beim Anblick der Leiche höchstwahrscheinlich einen Schock erlitten hat. Nur allzu gut kann er das hilflose und verängstigte Weinen des Blonden hören. Es bricht ihm das Herz, dennoch muss er systematisch vorgehen. Da von der Kleidung des Toten so gut wie nichts übrig geblieben ist, hofft Donatello eine andere Spur zu finden. Also betrachtet er sich dem Schmutz in der Kabine genauer. Da er mit dem Betreten des Tatortes ja eh schon Spuren verfälscht hat, ist es jetzt auch egal, wenn er es noch weiter tut. Und tatsächlich findet er zu den Füßen der Leiche einige Dinge, die wohl in seinen Hosentaschen gesteckt haben müssen. Da sind ein paar Münzen, ein kleines Bund mit Schlüsseln und eine eingeschweißte Visitenkarte. Von einer Geldbörse ist nichts zu sehen. Vielleicht hat sie jemand mitgenommen, der hier gewesen ist? Der Stabkämpfer zieht ein Taschentuch aus seinem Trainingsanzug und pflückt damit die Visitenkarte vom Boden auf. Wenn er schon etwas anfäßt, muss er darauf ja nicht unbedingt seine eigenen Fingerabdrücke hinterlassen. Vorsichtig dreht er die Karte in seiner Hand und leuchtet sie mit der Taschenlampe an. Als er den Namen darauf liest, weiten sich seine Augen und plötzlich versteht er, was passiert sein könnte. Begeistert von seiner Erkenntnis tritt er aus dem Fahrstuhl hinaus und hockt sich zu Mikey. Dieser scheint sich langsam wieder zu beruhigen und blickt Donnie nun mit großen, feuchten Augen an, während er immer noch atemlos schluchzt. „Alles in Ordnung?“, fragt der Tüftler ihn vorsichtig. Unbeholfen und kindlich wischt dich der Jüngere über das feuchte Gesicht, holt ein paarmal angestrengt Luft und scheint sich dann wieder halbwegs unter Kontrolle zu haben. „Geht schon…“, murmelt er seinem Bruder zu. Der Brünette schenkt ihm einen mitfühlenden Blick und zeigt ihm dann die Visitenkarte. Der Name darauf sagt Michelangelo überhaupt nichts, doch Donnie scheint ihn zu kennen. Als sich der lila Turtle sicher ist, dass sein kleiner Bruder soweit wieder in Ordnung ist, dass er seinen Worten folgen kann, beginnt er zu erklären. „Buster Keaton war ein stadtbekannter Börsenmakler. Er hat seinen Kunden hohe Gewinne beschert, doch er hatte die traurige Angewohnheit sein Talent auszunutzen und Großteile des Geldes seiner Kunden in seine eigene Tasche wandern zu lassen. Als vor zwei Jahren die Börse eingebrochen ist, kamen seine hinterhältigen Machenschaften ans Licht und er ist untergetaucht. Daraufhin wurde er sogar vom FBI gesucht. Ich vermute mal, er hat dem Druck nicht mehr standgehalten und hat sich hier in dem verlassenen Krematorium das Leben genommen, anstatt für den Rest seiner Tage in einem Gefängnis zu hocken. Oder einer seiner Kunden hat ihn gefunden und hier aufgehängt, aber dafür sieht mir das Ganze irgendwie zu harmlos aus. Soweit ich es beurteilen kann, hab ich keine anderen Verletzungen gesehen und ich kann mir nicht vorstellen, dass sich jemand freiwillig von einem anderen aufhängen lässt. Aber das ist Sache der Polizei…“, erläutert Donatello seinem Gegenüber aufgeregt. Mikey hört ihm die ganze Zeit schweigend zu und nickt zwischendurch immer wieder. Nachdem der Stabträger seine Ansprache beendet hat, erhebt sich der Blonde plötzlich. Irritiert steht der Ältere ebenfalls auf. „Was hast du?“, fragt er seinen Babybruder. Der Nunchakuträger blickt in den dunklen Schlot des Fahrstuhls. „Ich – ich – will ihn mir ansehen…“, erwidert er mit bebender Stimme und neuen Tränen. „Das musst du nicht. Es wäre besser, wenn du es nicht tust…“, versucht Donnie ihm klarzumachen, da er fürchtet, dass sein Bruder damit das Ganze nur noch schlimmer machen könnte. „Aber dann werde ich immer Angst haben…“ „Das ist überhaupt nicht schlimm. Vor so etwas darfst du ruhig Angst haben, Mikey!“ „Wirklich?“, kommt es hoffnungsvoll von dem Kleinen. „Aber natürlich! Und jetzt lass uns raus an die Luft gehen. Dann wirst du dich gleich besser fühlen und ich kann die Polizei rufen.“, versichert ihm der hochgewachsene Junge. „Ist gut…“ Sie wenden sich zum Gehen um. Plötzlich schleicht sich Michelangelos Hand in die seines Bruders. Überrascht sieht Donnie ihn an. Das Gesicht seines kleinen Bruders strahlt eine Mischung aus Unsicherheit und Dankbarkeit aus. Lächelnd schließt der Tüftler die Hand um die des anderen Jungen und führt ihn dann schnell nach draußen. Eine viertel Stunde später wimmelt das Gelände nur so vor Polizisten und Leuten von der Spurensicherung. Es werden Fotos gemacht und der Tatort gesichert. Die zwei Jungs werden ausgiebig befragt und bekommen zumindest den Ansatz einer Verwarnung wegen ihres unbefugten Betretens, andererseits werden sie von den Beamten auch gelobt für ihr richtiges Handeln. Eine nette Polizistin kümmert sich liebevoll um die zwei. Sie bekommen heiße Schokolade und anschließend werden sie noch im Streifenwagen nach Hause gebracht. So etwas hätten sie nie für möglich gehalten, doch sie hätten auch nie geglaubt, dass sie bei ihren Ausflügen mal eine Leiche finden würden. Wenn der Rest ihrer Familie wieder da ist, haben sie auf jeden Fall etwas sehr Aufregendes zu erzählen! Kapitel 32: Special 11: The Proposal ------------------------------------ Fünf Monate nach Kapitel 21... Die Hochzeit, wohl eines der schönsten Erlebnisse im Leben zweier Verliebter. Sie ist jedoch nicht weniger bedeutend für die Leute, die mit ihnen feiern; seien es gute Freunde oder die eigene Familie, jeder sollte an so einem Tag nur Gutes empfinden. Doch auf jeder Hochzeit gibt es immer wieder Personen, die sich nicht so sehr freuen können, wie das Brautpaar. Diesen Personen fehlt entweder der liebende Partner an ihrer Seite oder es bleibt ihnen auf ewig versagt, den Bund der Ehe überhaupt eingehen zu dürfen. Trotz alledem freuen sich diese Leute für die, die ihr inniges Glück gefunden haben und den Rest ihres Lebens miteinander verbringen möchten. Sie verstecken ihre eigenen Ängste und Wünsche hinter blumigen Glückwünschen und Tränen, die vermeintlich dem liebenden Paar gelten, nur um zu überspielen, wie niedergeschlagen sie in Wirklichkeit sind. Normalerweise gelingt dies solchen bemitleidenswerten Personen ganz ausgezeichnet, zumindest bis alles vorbei ist und sie sich wieder in ihrer scheinbaren Einsamkeit verkriechen können. Doch einer geringen Menge von Leuten gelingt es nicht, ihre eigene Trauer zu überdecken… Doch bevor sich so eine Person ihrer Verzweiflung ergibt, besehen wir uns erst einmal eine Hochzeit, um uns ein kleines Bild von alledem zu machen. Die angenehm warme Märzsonne breitet ihr Licht über dem Tempel aus, in dem dieses wundervolle Ereignis stattfinden wird. Eine prachtvolle, mitternachtsblaue Limousine parkt vor den großen Türen des alten Gebäudes. Auf ihrer glänzenden Motorhaube wurde ein prächtiger Blumenkranz drapiert, der aus verschieden Lotusblumen zusammengesteckt ist. In seiner Mitte sitzt eine goldene Schildkröte, auf deren Panzer kunstvoll ein japanischer Glückwunschspruch geschrieben wurde. Er soll dem Paar auch durch schwere Zeiten helfen und die Schildkröte symbolisiert dabei die ewigandauernde Liebe, die diese beiden Menschen hoffentlich ein Leben lang verbinden wird. Im großen Saal des Tempels warten die Gäste, zwischen hunderten Orchideen und Lotusblumen, gespannt auf den Beginn der Trauung. Sie alle sind festlich herausgeputzt und tragen extra angefertigte Kimonos, auch wenn nur eine Handvoll von ihnen überhaupt aus dem Land der aufgehenden Sonne kommt. Dann beginnt die Musik zu spielen. Langsam betritt April den Saal. Sie trägt einen zartgelben Kimono, ihre Haare sind aufwendig hochgesteckt und mit sonnigen Blumen geschmückt. In den Händen hält sie einen Weidenkorb mit roten und weißen Rosenblättern. Neben ihr betritt Donatello den Saal, in einem Kimono aus dunklem Flieder. Auf den Armen trägt er die neugeborenen Zwillinge Yano und Yuna. Sie sind gerade mal etwas über einen Monat alt und in ihren weißen Rüschenkleidchen kaum zu sehen. Die beiden scheinen es vorzuziehen, die Vermählung ihrer Eltern zu verschlafen, weshalb sie reglos auf den Armen ihres Onkels liegen. Mit geschlossenen Augen kann man die Zwei überhaupt nicht unterscheiden. Wären sie wach, könnte man erkennen, dass Yano, der kleine Junge, dieselben grünen Augen hat, wie seine Mutter Karai, stattdessen trägt er jetzt eine blaue Schleife in seinen üppigen schwarzen Haaren. Seine Schwester Yuna hat genau wie ihr Vater Leonardo tiefblaue Augen und trägt jetzt eine rosa Schleife in den schwarzen Haaren. Tief blicken sich April und Donnie in die Augen, bevor sie den Gang entlanggehen und die Rothaarige die Blütenblätter auf dem Boden verteilt. Als die beiden die Mitte des Ganges erreicht haben, betritt Michelangelo den Saal. Er versucht fröhlich auszusehen, auch wenn er sich kein bisschen so fühlt. Doch die schwarze Leere in seinem Herzen wird von seinem orangen Kimono perfekt verborgen. Wo sonst die Sonne durch die aufgeweckte Fröhlichkeit des Jungen aufzugehen scheint, übernimmt nun sein Äußeres diese Aufgabe und irgendwie ist er heilfroh darüber. Er setzt ein kleines Lächeln auf und hofft, dass es überzeugend aussieht. Auf seinen Händen balanciert er ein dickes, rotes Samtkissen mit goldenem Rand. Darauf gebettet befinden sich die Ringe für das Brautpaar. Langsam setzt sich der Junge in Bewegung und geht den Gang entlang. Inzwischen sind April und Donnie vorne am Altar angekommen, an dem ein japanischer Priester darauf wartet, seine Rede halten zu dürfen. Als die letzten Blütenblätter verteilt sind, stellt sich April auf die linke Seite neben den Priester und Donnie auf die rechte. Dort steht auch ein geschmücktes Bettchen, in das er die Kinder hineinlegt. Kurz darauf erreicht auch Mikey den Altar und stellt sich neben seinen Bruder. Die Augen der Gäste richten sich erneut auf den Eingang des Saals, indem nun Raphael in einem tief blutroten Kimono erscheint. Einen Augenblick später betritt Leonardo den Saal, bekleidet in das traditionelle schwarz-graue Hochzeitsgewand. Er wirkt leicht nervös und angespannt, als ihn alle so erwartungsvoll anblicken. Mit einem leicht schelmischen Grinsen knufft ihn der Rothaarige in die Seite. Der Schwertkämpfer zuckt etwas zusammen und wendet ihm den Blick zu. „Hey, Tiger, alles klar?“, raunt er seinem Bruder zu. Ein undefinierbarer Ausdruck huscht durch die azurblauen Seelenspiegel des Älteren. Er schluckt hart und trocken, ehe er ganz leicht nickt. „Ich – bin nur so schrecklich nervös…“, gibt der Leader schließlich zu. „Keine Sorge, wir sind alle da, um dir zu helfen!“, erwidert Raph, ehe er ihm seinen Ellenbogen entgegenstreckt. Mehr als dankbar für diese Geste, schiebt Leo seinen Arm hindurch und klammert sich wie ein Ertrinkender an seinem einstigen Rivalen fest. Gemeinsam schreiten sie den Gang mit dem Teppich aus Blütenblättern entlang. Am Altar angekommen, windet sich Raph aus Leos Griff und stellt sich zu seinen beiden Brüdern. Leonardo verweilt, nervöser denn je, vor dem Priester und dreht sich langsam zum Eingang des Saales herum. Er kann sich nicht erinnern in seinem Leben jemals zu vor so nervös gewesen zu sein. Hilflos knetet er seine Hände durch und starrt auf den Eingang. Wenige Momente später erscheint dort Splinter in einem schwarzen Kimono. Wie Raphael zuvor, streckt auch er den Ellenbogen aus, der kurz darauf von der Braut ergriffen wird. Karai trägt das traditionelle weiße Hochzeitsgewand. Anstelle eines Schleiers, wie es hierzu Lande üblich wäre, wird nur ihr Haar von einem weißen Stück Stoff umschlossen. In den Händen hält sie einen Strauß aus Lotusblumen, die von einer hellblauen Schleife zusammen gehalten werden. Als die beiden sich in Bewegung setzen, erheben sich die Gäste respektvoll und verbeugen sich leicht, als die Braut an ihnen vorbei kommt. Vor dem Altar blicken sich Karai und Yoshi in die Augen und halten sich kurz an den Händen. Von tiefem Stolz durchflutet lächelt der Sensei ihr zu und drückt ihr dann einen sanften Kuss auf die Stirn, ehe er sich zu seinen Söhnen begibt. Nun, da der Anführer seine Braut das erste Mal zu Gesicht bekommt, fehlen ihm die Worte. Der sonst so gefasste, junge Mann steht einfach nur da und starrt sie mit offenem Mund an. Neckisch zwinkert ihm die Kunoichi zu, während sie sich neben ihn stellt. Der Schwarzhaarige läuft schlagartig rot an, was den Gästen ein vergnügtes Kichern entlockt. Dies entgeht ihm keineswegs, weshalb er sich leicht räuspert und sich dann zu dem Priester umwendet. Das Brautpaar und der Geistliche verbeugen sich voreinander. Dann sinken Leo und Karai auf die Knie und ergreifen die Hand des anderen. So beginnt das Ritual, als perfekte Mischung der östlichen und westlichen Traditionen. Am Schluss der Rede erhebt sich das liebende Paar wieder und sie stecken sich gegenseitig die Ringe an. Unter dem tosenden Applaus der anwesenden Leute küssen sie sich schließlich und besiegeln somit ihre untrennbare Verbindung. Hand in Hand geht das frisch getraute Paar den Gang entlang, zur Wiese hinter dem Tempel, auf der, in einem großen Pavillon, die Feierlichkeiten weiter gehen werden. Mit gebührendem Abstand folgen ihnen die Gäste. Auf der Wiese werden unzählige Fotos gemacht, während ein paar Kellner das Essen vorbereiten und die Gäste dann zu ihren Tischen geleiten. Bevor jedoch gegessen wird, darf eine Tradition nicht fehlen – das Werfen des Brautstraußes! So setzen sich alle Gäste an ihre Plätze, während sich die unverheirateten Frauen in einer Gruppe versammeln. Karai gesellt sich zu ihnen, kehrt ihnen den Rücken zu und wirft dann den Strauß in die Luft - auf das er ihnen zeigen mag, wer als nächstes die Glückliche sein darf, die zum Altar geführt wird. Auch April lässt es sich nicht nehmen, sich nach dem Gebinde zu verrenken, auch wenn sie bereits seit ein paar Monaten mit Donnie verlobt ist und die Zwei nächstes Jahr heiraten werden. Allerdings zeugt Karai´s Wurftechnik nur zu gut von ihrem Dasein als starke Kämpferin. Und so kommt es, dass der Strauß viel zu weit fliegt und keine der anwesenden Damen ihn fangen kann. Stattdessen fliegt er hinüber zu den Tischen, wo die anderen Gäste das Schauspiel verfolgen. Dort landet er prompt auf Mikey´s Schoß, der die ganze Hochzeit ziemlich betrübt über sich hat ergehen lassen. Es belastet ihn ziemlich, zu sehen, wie glücklich und ausgelassen sein Bruder ist, da er nun offiziell seine große Liebe an seiner Seite haben kann. Und es macht den orangen Ninja auch nicht fröhlicher, zu wissen, dass Donnie und April auch bald hier stehen werden und der ganzen Welt zeigen können, dass sie zusammen gehören. Der Nunchakuträger wünscht sich nichts mehr auf der Welt, als dies auch tun zu können. Doch es bleibt ihm versagt. Zwar ist New York aufgeschlossen genug, homosexuelle Paare zu trauen und ihre Verbindung offiziell anzuerkennen, doch wo bitte auf der Welt, darf man vor den Augen aller seinen eigenen Bruder heiraten, ohne dafür gehängt zu werden? Dem Blonden ist zwar klar, dass er keine solche Veranstaltung braucht, um Raphael seine Liebe zu beweisen, dennoch brennt in ihm das tiefe Verlangen dieser heiligen Verbindung. Als nun der Brautstrauß ausgerechnet auf seinem Schoß landet, verstummen alle Gäste schlagartig. Zwar weiß niemand der Anwesenden von der Liebe der beiden Brüder, ausgenommen der Familie, April und Karai, dennoch ist es ein komischer Gedanke, dass ein Mann den Strauß fängt und somit zur Braut wird. Völlig perplex starrt der kleine Chaosninja den Blumenstrauß an. Nur am Rande merkt er, dass alle um ihn herum verstummt sind und ihn nun anstarren. Sie rechnen damit, dass er Karai den Strauß zurückgibt, damit sie ihn ein weiteres Mal werfen kann, doch dies passiert nicht. Stattdessen schlagen all diese unerfüllten Träume und Gefühle auf einmal auf den Jungen ein und stoßen ihn in ein bodenloses Loch. Raphael steht von seinem Stuhl auf, um seinem Geliebten etwas Trost zu spenden. Dummerweise erreicht er ihn nicht mehr rechtzeitig. Mikey´s Emotionen schwappen über und so fängt der Junge hemmungslos an zu weinen und springt von seinem Stuhl auf. Er rennt an der überraschten Menge vorbei und verschwindet schließlich aus ihrem Sichtfeld. Irritiert blicken sich die ahnungslosen Anwesenden an, nur seine Brüder scheinen zu wissen, was ihm fehlt. Etwas überfordert wendet sich Karai an ihren Ehemann. „Was hat er denn? Ich dachte, Raphael hat ihm auch einen Antrag gemacht…“ Genau das war auch der Plan gewesen, er wollte sich mit Michelangelo sogar schon vor der Geburt der Zwillinge verloben – theoretisch. Geknickt blickt Leo in die Richtung, in die sein kleiner Babybruder verschwunden ist. „Ja, wollte er. Doch die Ringe sind noch immer nicht fertig und deswegen konnte er ihn noch nicht fragen…“, gesteht der Leader ihr betrübt. Ein tiefes Seufzen entkommt der jungen Frau daraufhin und sie senkt einen Moment den Blick. Lautlos schlägt Raphael derweilen mit der Faust auf den Tisch. Warum musste es ausgerechnet Mikey treffen? Das Schicksal ist wirklich eine herzlose Hexengöttin! Während April versucht, die Gäste wieder etwas aufzumuntern, wendet sich der Saikämpfer hilflos an Donatello. „Rede mit ihm, Donnie!“, fleht er den hochgewachsenen Jungen schon beinahe an. Verwundert legt der Angesprochene die Stirn in Falten und will schon fragen, was er denn damit zu tun hat, schließlich ist er ja Raph´s Freund und nicht seiner. Dann sieht er den verzweifelten und zu tiefst hilflosen Blick in den sonst so harten, grünen Augen. Der Tüftler seufzt auf. „Na gut, aber nur dieses eine Mal…“, mahnt er seinen Bruder. Dieser sprüht geradezu vor dankbarer Begeisterung. „Das werde ich dir nie vergessen!“, flötet er, ehe er den Brünetten auch schon vorwärts schiebt. Donatello kommt sich zwar irgendwie etwas blöd vor, doch sein Babybruder tut ihm so leid, dass er es einfach erträgt. Also trollt er sich wortlos um die Ecke des Tempels und hält nach dem Kleineren Ausschau. Die anderen Gäste und auch Raphael machen derweilen mit den Feierlichkeiten weiten. Der Brautstrauß wird ein weiteres Mal geworfen und diesmal fängt ihn auch eine der unverheirateten Damen. Der Saikämpfer fühlt sich mehr als mies, seinen Liebsten so enttäuschen zu müssen, wo er das Ganze doch schon längst fertig haben wollte. Innerlich kocht er vor Wut und würde diesem verfluchten Goldschmied am liebsten den Hals umdrehen, weil er ihn so lange warten lässt, obwohl er ihm den Auftrag schon vor Monaten gegeben hat. Nach außen hin versucht er neutral auszusehen, was ihm zumindest vor den anderen Gästen gelingt – seine Familie und die Mädels lassen sich jedoch nicht täuschen und betrachten die Szene leicht bekümmert. Nach kurzem Suchen findet der Tüftler seinen Bruder schließlich auf der vorderen Treppe des Tempels. Wie ein Häufchen Elend hockt er da, mit angezogenen Beinen und dem Gesicht auf den Knien. Als der Brünette ein paar Schritte näher herangeht, kann er den Jungen erstickt schluchzen hören. Sein Herz wird bei diesem Geräusch noch ein ganzes Pfund schwerer und er betrachtet ihn mit einem traurigen Blick. Dann atmet er einmal tief durch und überwindet die letzte Distanz zwischen ihnen. Vorsichtig setzt er sich neben den kleinen Ninja und streicht ihm tröstend über den Rücken. Langsam hebt Mikey den Kopf und wendet seinem Bruder das tränennasse Gesicht zu. „Warum – musste es – ausgerechnet mich treffen…?“, kommt es stockend von dem Orangen. „Ich weiß es nicht…“, gibt der Stabkämpfer wahrheitsgemäß von sich und zieht den Jungen vorsichtig in seine Arme. Dankend schmiegt sich der Blonde an ihn und vergräbt sein Gesicht an Donnies schmaler Brust. „Warum muss die Welt nur so ungerecht sein? – Und warum muss Raph ausgerechnet mein Bruder sein? – Das ist so unfair…“ „Das Leben ist grausam, Mikey. Doch ich bin sicher, dass ihr auch ohne solch einen Schnickschnack glücklich sein könnt.“, versucht Donatello ihn etwas aufzumuntern. Sanft lächelt er dem Kleinen zu. Michelangelo sieht ihm ins Gesicht und beruhigt sich langsam wieder. „Sicher können wir auch ohne glücklich sein. Aber irgendetwas in mir wünscht sich einfach das Selbe, das Leo und Karai haben und du und April auch bald haben werdet. – Ich weiß, dass klingt vollkommen bescheuert, aber ich kann nichts dagegen machen…“, erwidert Mikey seufzend. „Es klingt kein bisschen bescheuert und ich kann dich gut verstehen. Es gibt einem irgendwie ein ganz anderes Gefühl – Aber glaub mir, Mikey, alles wird sich früher oder später zum Guten wenden. Du wirst schon sehen. Und jetzt lach bitte wieder und komm mit, damit sich nicht alle unnötig Sorgen machen müssen.“, versucht der Tüftler es erneut. Der Nunchakuträger kann sich zwar beim besten Willen nicht vorstellen, wie sich seine Lage wieder zum Guten wenden soll, dennoch ist er dankbar für die netten Worte des anderen. Kindlich wischt er sich mit dem Arm über sein feuchtes Gesicht und schenkt Donnie dann ein kleines Lächeln. „Na siehst du, schon viel besser!“, ermutigt ihn der Größere noch etwas mehr, ehe er seine Hand nimmt und sie gemeinsam wieder zurück auf die Wiese zu den anderen gehen. Eine Woche später… Inzwischen sind Karai und Leo in ihren Flitterwochen und genießen die Ruhe und Entspannung. April und Donnie haben sich bereit erklärt, während dieser Zeit, auf die Zwillinge aufzupassen und so schon mal ein paar Erfahrungen zu sammeln. Aprils Wunsch nach Kindern ist groß, doch sie möchte damit zumindest noch bis nach ihrer eigenen Hochzeit warten. Sich an ein Zusammenleben mit einem Baby zu gewöhnen, findet sie aber als eine sehr gute Idee und die stolzen Eltern sind dankbar für jede noch so kleine Hilfe. Mikey hingegen ist immer noch tief betrübt wegen der Hochzeit. Egal, was Raphael auch versucht hat, es ist ihm nicht gelungen seinen kleinen Freund wieder aufzumuntern. So sitzt der Blonde nun auf dem Futon und bläst weiterhin Trübsal, während sein Partner erneut auf dem Weg zu dieser Schnecke von Goldschmied ist. Angeblich soll der Herr ja jetzt endlich mal fertig mit seiner Bestellung sein. Der Rothaarige ist sich noch nicht sicher, ob dies auch der Wahrheit entspricht, dennoch keimt so etwas wie Hoffnung in ihm auf, seinen geliebten Bruder doch wieder zum Lächeln bringen zu können. Schwungvoll stößt der Saikämpfer die Tür des Juweliers auf und betritt den Laden. Dem pummeligen Mann hinter der Theke vergeht augenblicklich sein freundliches Lächeln, das er der Dame geschenkt hat, die nun den Laden verlässt. Der kräftige, junge Mann mit den feuerroten Haaren hat ihn schon einiges an Nerven gekostet und trotz der Tatsache, dass er sich bestimmt schon an die tausend Mal für die Verspätung entschuldigt hat, scheint es nur noch eine Frage der Zeit zu sein, bis der Ninja endgültig die Beherrschung verliert und ihn über den Tresen zieht. Trotz seiner, immer mehr anschwellenden, Angst, versucht er dennoch so freundlich wie möglich zu bleiben, um dem jungen Mann nicht noch mehr Gründe zu geben, wütend zu werden. „Mister Hamato, schön sie wiederzusehen!“, begrüßt er den Rothaarigen, auch wenn er sich kein bisschen darüber freut. „Schon klar, Mister. Ich hoffe für sie, dass es das letzte Mal ist, das wir uns sehen müssen…“, kommt es missgünstig von Raph. „Das möchte ich doch auch meinen…“, erwidert der Mann und holt zwei kleine Schatullen unter dem Tresen hervor. Argwöhnisch betrachtet Raphael die kleinen, mit rotem Leder bezogenen, Ringschachteln. Vorsichtig klappt der pummelige Mann die beiden Schachteln auf und reicht Raphael dann einen der Ringe. „Dies wäre dann der Ring für ihre Partnerin.“, erläutert er. Der Saikämpfer ignoriert die Tatsache, dass der Typ Mikey als seine Freundin bezeichnet, gekonnt – schließlich hat er ihm nicht gesagt, dass er einen Mann heiratet, sondern dass er einfach nur ein paar spezielle Trauringe haben will. Und da sie halt ganz speziell nach seinen Vorstellungen angefertigt worden sind, betrachtet der temperamentvolle Ninja sie nun auch ganz genau. Alles muss absolut perfekt sein, nur so ist es halbwegs entschuldbar, dass es so lange gedauert hat, sie machen zu lassen und Mikey deswegen ahnungslos und am Boden zerstört ist, obwohl sich Raph mit all den Vorbereitungen fast ein Bein ausgerissen hat, weil er für so etwas überhaupt keinen Nerv hat. Er begutachtet den Ring fast eine volle Minute lang und macht damit den Goldschmied unheimlich nervös. Schließlich schleicht sich aber doch ein zufriedenes Lächeln auf die Lippen des jungen Mannes und lässt ihn durchatmen. „Er ist perfekt! Genauso, wie ich es mir vorgestellt hab!“, verkündet der Grünäugige begeistert. Dem Juwelier fällt ein riesen Stein vom Herzen und er stößt theatralisch die Luft aus, die er angehalten hat. „Das freut mich außerordentlich zu hören!“, verkündet der pummelige Mann und reicht Raphael den zweiten Ring. Auch dieser wird von dem Ninja genau unter die Lupe genommen. „Wirklich eine sehr schöne Arbeit, muss ich sagen – da hat sich das lange Warten schon fast wieder gelohnt…“, kommt es schließlich, etwas angesäuert, von dem Rothaarigen. Der Goldschmied schenkt ihm ein etwas gekniffenes Lächeln, bevor er den Ring wieder in die Schachtel steckt und sie schließt. „Ich entnehme ihren Worten, das meine Arbeit damit getan ist und ich ihre Bestellung als erledigt betrachten kann, Mister Hamato?“, erwidert er hoffnungsvoll. „Das können sie und ich werde die Ringe auch sofort mitnehmen.“ „Wie sie wünschen.“ Der Juwelier zieht eine kleine Papiertüte unter dem Tresen hervor und platziert die Ringschachtel äußerst penibel darin. Jetzt, wo der Auftrag erledigt ist, will er sich keinen neuen Ärger einhandeln, weil dem jungen Mann etwas nicht passt. Unter Raphaels erschreckend wachsamen Augen, faltet er die Tüte zusammen und tackert sie mit einer Heftklammen, damit sie auch ja nicht aufgeht. Dann stellt er ihm eine Rechnung und ein Zertifikat aus. Als alles unterschrieben ist, steckt er die Papiere in einen Umschlag und händigt sie dem Saikämpfer aus. Zum Schluss wechselt eine beachtliche Summe Dollarnoten den Besitzer und Raph verlässt vollkommen zufrieden den Laden, was auch den Besitzer außerordentlich erfreut. Seinen wertvollen Schatz verstaut der kräftige Junge in der Innertasche seiner Lederjacke und begibt sich dann Richtung Heimat zurück. Erleichtert, endlich seinem Bruder den langersehnten Antrag machen zu können, schlendert er durch das Einkaufviertel. Die meisten Läden würdigt er jedoch keines Blickes. Wozu auch? Er hat alles was er braucht bei sich. Doch dann kommt ihre Lieblingspizzeria in Sicht und er hält inne. Einen Moment später kommt ihm eine prima Idee und er betritt den Laden. Lautstark wird er schon an der Tür begrüßt und ist keine Minute später in ein Gespräch mit einem der Lieferjungen vertieft, während er auf seine Pizza wartet. Eine viertel Stunde später verlässt er den Laden mit der dampfenden Pizza in der Hand. Ihr köstlicher Duft steigt ihm in die Nase und sein Magen beginnt erwartungsvoll zu knurren. Es fällt ihm schwer, doch er ignoriert es. Es wäre völlig daneben und würde zudem auch noch seine tolle Idee kaputtmachen, wenn er jetzt einfach ein Stück essen würde. Also konzentriert er sich auf seinen Heimweg, den er nun zügig und ohne weitere Ablenkungen hinter sich bringt. Wenig später trifft er Zuhause ein und schleicht sich in die Küche. Dort stellt er den Pizzakarton ab und vergewissert sich dann, dass sein Bruder nicht in der Nähe ist. Er findet Mikey schließlich in ihrem gemeinsamen Zimmer, noch immer trübsinnig auf dem Futon hockend und blicklos vor sich hin starrend. Der traurige Anblick des Blonden versetzt ihm förmlich einen Schlag ins Gesicht, weswegen er sich schnell wieder in die Küche verzeiht. Hastig, aber dennoch gewissenhaft, bereitet er alles vor und schlendert dann mit dem Pizzakarton zu seinem Liebsten ins Zimmer. Raphael wirft seine Jacke in die nächste Ecke und nähert sich dem Jungen, doch Mikey blickt nicht einmal zu ihm auf. Einen Moment mustert der Rothaarige den Kleineren traurig, dann legt er ein vorfreudiges Lächeln auf und setzt sich neben ihn auf den Futon. „Hey, mein Hübscher, ich hab dir Pizza mitgebracht!“ Verlockend schwenkt er den Karton vor der Nase des Nunchakuträgers herum. Doch er bekommt nicht die erhoffte Reaktion. Normalerweise hätte Mikey ihm den Karton schon an der Zimmertür aus der Hand gerissen und sich darauf gestürzt, ehe Raph überhaupt etwas hätte sagen können. Doch jetzt gibt der Junge nur ein tiefes Seufzen von sich, rutscht an die Wand hinter sich heran, schnappt sich ein Kissen und drückt es sich mit demselben leeren Blick an die Brust. „Danke, aber ich hab keinen Hunger…“, murmelt er eine Antwort. Einerseits facht diese Ablehnung neue Besorgnis in dem Älteren an, andererseits macht sie ihn wütend, da er seinen schönen Plan und seine ganze Mühe zunichte gemacht sieht. Etwas unbeherrscht legt er die Pizza auf Mikey´s Schoß ab und mustert ihn streng. „Iss die verfluchte Pizza, Herr Gott nochmal!“, faucht er ihn schließlich so heftig an, dass der Blonde erschrocken zusammenzuckt. Mit großen, ängstlichen Augen betrachtet Michelangelo sein Gegenüber. Fast schon schnaufend sitzt Raphael neben ihm und wartet ungeduldig darauf, dass seinen Worten Folge geleistet wird. Unsicher senkt der Jüngere den Blick und umklammert den Pizzakarton. „Ist ja gut, reg dich nicht gleich so auf, ok?“, erwidert er seinem großen Bruder vorsichtig. Schwer legt sich die Hand des Saikämpfers auf seine Schulter. „Sorry, aber du musst was essen. Wenn du dich nur hier im Zimmer verkriechst, macht es das auch nicht besser und ich will mir deinetwegen nicht noch mehr Sorgen machen müssen…“, entgegnet Raph ihm sanft. Mit dem Ansatz eines Lächelns sieht der Chaosninja zu ihm auf. „Du musst dir keine Sorgen machen, ich werde sie essen.“ Als Mikey die Lasche am Deckel ergreift, steigt der köstliche Duft zu ihm auf und sein Magen beginnt laut zu knurren. Auf Raphaels Gesicht bildet sich ein breites Grinsen, das den Kleineren rot werden lässt. ‚Ich wusste doch, dass ich ihn damit locken kann!‘, summt es durch Raph´s Gedanken, während er seinen Bruder beobachtet. Langsam öffnet der Orange den Deckel und erstarrt im selben Augenblick. Im Karton befindet sich unzweifelhaft seine Lieblingspizza, dick belegt mit Hühnchen, Currysauce und Unmengen Mozzarella, doch das ist nicht das, was ihn so überrascht. In der Mitte der dampfenden Köstlichkeit, wo normalerweise ein kleines Plastikhütchen sitzt, das verhindert, dass der Käse an dem Karton kleben bleibt, befindet sich ein kreisrundes Loch in der Pizza, das sie wie einen übergroßen, ziemlich flachen Donut aussehen lässt. In diesem Loch sitzt eine kleine Schachtel aus rotem Leder – eine Schachtel, in der sich unzweifelhaft ein Schmuckstück befinden muss. Mit offenem Mund und tellergroßen Augen sitzt Mikey da und starrt in den Karton. „Los, mach sie auf!“, kommt es ungeduldig von seinem Bruder. Völlig perplex wendet Michelangelo ihm einen Moment den Blick zu, ehe er die kleine Schachtel auf dem Karton hebt. Seine Hände zittern dabei so stark, dass er sie fast auf die Pizza fallen lässt. Tief atmet der Junge durch, um das Zittern unter Kontrolle zu bekommen. Es vergeht allerdings fast eine Minute, ehe es ihm richtig gelingt. Das Herz schlägt ihm bis zum Hals, als er die kleine Schachtel dann öffnet. Darin, gebettet in weiße Seide, steckt ein ziemlich breiter, goldener Ring, der eigentlich nur für einen Mann gedacht sein kann und dennoch hat der Juwelier darauf beharrt, dass einer der beiden Ringe für eine Frau sein muss. Auf der Oberseite des Ringes ist ein Muster hinein gefräst worden. Es zeigt zwei winzige Schildkröten, die sich gegenüberstehen, so als wären sie sich zufällig in einem engen Durchgang begegnet und hätten nun keinen Platz, um aneinander vorbei zu gehen. Doch statt sich darüber zu ärgern, dass die jeweils andere ihr den Weg versperrt, drücken sich ihre Mäulchen gegeneinander, als würden sie sich küssen. Die linke Schildkröte trägt dabei einen orangen Edelstein in ihrer Augenhöhle, die rechte einen roten. Fassungslos zieht Michelangelo den Ring aus der Schachtel und dreht das kühle Metall in seinen zitternden Händen. Die beiden sich küssenden Schildkröten bedecken den Großteil der oberen Ringseite. Der Rest des Schmuckstücks ist in gleichmäßigen Abständen mit immer demselben Muster verziert worden – dem Clanwappen der Hamatos, das entfernt an eine Lotusblüte erinnert. Die Innenseite des Rings ist graviert worden. In den schlanken, schwungvoll geneigten Buchstaben kann der kleine Ninja ein Datum erkennen, das schon ein paar Jahre zurückliegt, ihm ansonsten aber überhaupt nichts sagt. Daneben sind die Worte ‚M and R forever‘ geschrieben. Noch ehe der Blonde etwas sagen kann, erklingt die Stimme des Saikämpfers neben ihm. „Das Datum – Es ist der Tag an dem wir das erste Mal miteinander geschlafen haben und das Ganze irgendwie seinen Anfang hatte. - Ich war mir nicht sicher, ob das ein guter Tag ist, da es doch alles so drunter und drüber ging. Aber es war irgendwie das einzige Datum, das mir eingefallen ist, an dem etwas sehr Bedeutsames passiert ist, das alles verändert hat…“, versucht er sich zu erklären, während er sich leicht verlegen am Hinterkopf kratzt. Mikey sieht ihn mit glühenden Wangen und großen, feuchten Augen an, die Raphael nur allzu deutlich machen, dass der Kleine jeden Moment in Tränen ausbrechen wird. Also sollte er sich lieber etwas beeilen, damit Michelangelo auch ja jedes seiner Worte mitbekommt, bevor seine Emotionen überkochen. Sanft nimmt er dem Nunchakuträger den Ring aus den Händen und blickt ihn fest an. „Ehe jetzt gleich die Sintflut losbricht, will ich dir noch etwas sagen. - Ich hab lange gebraucht, um es mir zu überlegen und ich bin nicht der Typ, der solche Sachen von sich gibt und das weißt du auch am allerbesten. Aber da dies ein ganz besonderer Moment ist, möchte ich dir auch etwas ganz Besonderes sagen, um auszudrücken, was mich schon mein Leben lang bewegt, ich nur nie den richtigen Zeitpunkt gefunden hab, um es dir zu sagen. Und ich hoffe, du schaffst es, mir bis zum Schluss zu zuhören…“ Raphaels Stimme hat eine Sanftheit angenommen, wie sie Mikey bisher in nur ganz wenigen Momenten zu Teil wurde. Zuletzt, so glaubt er, als Leatherhead sich umgebracht und der Saikämpfer ihm seine Gefühle offenbart hat. Es erschreckt den Blonden fast, sie jetzt wieder zu hören, in einem Moment, der nicht von Grausamkeit und Schmerz gezeichnet ist, wie damals. Da der Jüngere sitzt, ist es eigentlich unnötig vor ihm auf die Knie zu fallen. Dennoch sinkt der Rothaarige auf seine Knie und ergreift mit seiner freien Hand Mikey´s, während er den Ring in der anderen hält. Der Saikämpfer räuspert sich und blickt seinem Gegenüber fest in die Augen, während sich ein deutlicher, roter Schimmer auf seinen Wangen bildet und ihm das Herz bis zum Hals schlägt. „Mikey, du bist die Sonne, die mich im Winter wärmt. – Der Mond, der mir den Weg aus der Dunkelheit weißt. – Der Wind unter meinen Flügeln und der Regen, der mich abkühlt. – Du bist der eine, der mich aufregt und mich zwei Minuten später wieder zum Lachen bringt. – Ich liebe dich mehr, als alles andere auf der Welt. Und ich möchte jede Nacht neben dir einschlafen und jeden Morgen mit dir aufwachen, für den Rest meines Lebens. Denn nur du machst es für mich lebenswert! – Willst du mir diesen Wunsch erfüllen und mich heiraten?“ Raphael hat seine Ansprache gerade erst begonnen, da rinnen dem Blonden schon die Tränen über die Wangen. Mit jedem Wort werden sie größer und ungehaltener. Als der Saikämpfer dann schließlich die Frage stellt, auf die der Junge schon so lange gewartet hat, kann er sich nicht mehr zurückhalten. „Ja – ja – tausend Mal ja!“, bringt er erstickt hervor und fällt seinem Bruder laut schluchzend in die Arme. Der Rothaarige drückt ihn fest an sich, als wolle er ihn gar nicht mehr loslassen. „Ich liebe dich!“, haucht er ihm ins Ohr. „Ich – liebe dich auch!“, bringt Mikey unter Tränen hervor und schmiegt sich noch enger an seinen Bruder. Der kleine Chaosninja braucht einen ganze Weile, ehe er sich wieder unter Kontrolle hat, doch schließlich gelingt es ihm doch. Nun endlich kann Raph seinem Geliebten auch den Ring an den Finger stecken. Er passt wie angegossen und sein Anblick rührt den Jüngeren sofort wieder zu Tränen. Bevor er sich diesen aber wieder hingibt, fängt Raphael seine Lippen zu einem innigen Kuss ein. Vor lauter Überraschung darüber, vergisst Michelangelo seine Tränen wieder und genießt diese seltene Nähe des anderen. Langsam lassen sich die Zwei nach hinten auf den Futon fallen und verlieren sich in dieser zärtlichen Geste. Für den Rest des Tages bleiben sie einfach nur hier liegen, essen Pizza und genießen die wohltuende Wärme des anderen. Einen Monat später… Angespannt läuft Raphael im Dojo auf und ab und trägt damit nicht gerade zur Gelassenheit der anderen bei. Sein großer Tag ist endlich gekommen, heute wird er Mikey heiraten und diese Tatsache raubt ihm den letzten Nerv. Zwar gibt es heute weder andere Gäste, noch einen Priester und das Ganze hat überhaupt nichts Offizielles an sich, dennoch hat es ihn die letzten paar Nächte kaum schlafen lassen. Zumindest in seinem Kopf ist es so real, wie die Hochzeit seines Leaders und das reicht völlig aus, um ihn in den Wahnsinn zu treiben. Schon seit den frühen Morgenstunden sind alle auf den Beinen, um das Dojo zu schmücken und sich für die Feier zu Recht zu machen. Und der ganze Aufwand hat sich wirklich gelohnt, das muss der Saikämpfer ehrlich zugeben. Die große Couch wurde so dicht wie möglich an den Fernseher geschoben, um ausreichend Platz zu schaffen. Der niedrige Tisch steht nur vor Splinters Zimmer und dient als behelfsmäßiger Altar. Kerzen und Blumen stehen darauf und verteilen sich auch im Rest des Raumes. Hinten im Garten steht Essen aufgebaut, wo sie später beisammen sitzen und ausgelassen feiern können. Dann endlich beginnt die improvisierte Zeremonie. Yoshi stellt sich hinter den niedrigen Altar und die Kerzen im Raum werden entfacht. Von einer CD fängt Musik an zu spielen und dann tritt April aus der Küche heraus. Wie schon zur letzten Hochzeit trägt sie auch jetzt wieder den gelben Kimono und einen Korb voll Blütenblätter auf dem Arm. Langsam geht sie das kurze Stück zwischen Küche und Altar entlang und verstreut die roten und weißen Rosenblätter. Ihr folgt Leonardo in einem azurblauen Kimono. Er bringt die Ringe auf einem samtenen Kissen, wie Mikey es bei ihm getan hat. Als die beiden am Altar ankommen, stellt sich April auf die linke Seite neben Splinter und Leo auf die rechte. Dann tritt Donatello durch die Küchentür in seinem violetten Kimono. Einen Moment später stellt sich Raphael neben ihn. Seine Wangen sind fast so rot wie sein Gewand und er ist immer noch völlig angespannt. Wie ein Ertrinkender klammert er sich am Arm seines hochgewachsenen Bruders fest und bewegt sich mit ihm, auf wackligen Beinen, zum Altar. Dort trennt sich der Brünette etwas mühevoll von dem Saikämpfer und lässt ihn allein zurück, während er sich zu Leo gesellt. Mit einem undefinierbaren Blick mustert Yoshi seinen, sonst so temperamentvollen und aufbrausenden, Sohn. Er kann sich nicht erinnern, ihn jemals so eingeschüchtert und zurückhaltend erlebt zu haben. Nicht zum ersten Mal wird ihm bewusst, dass Raphaels Gefühle für Michelangelo so unglaublich stark sind, das sie das Wesen des Saikämpfers völlig zu verändern scheinen. Schließlich öffnet sich die Tür zum Schlafzimmer der beiden Jungs und Karai tritt heraus. Diesmal trägt sie jedoch kein weißes Hochzeitsgewand, sondern einen dunkelgrünen Kimono – diesmal ist sie ja auch keine Braut. Die eigentliche ‚Braut‘ tritt nun, etwas scheu, hinter ihr hervor. Als Raph seinen kleinen Bruder in seinem leuchtenden und fröhlichen, orangen Gewand erblickt, kann er bestens nachempfinden, wie sich Leo beim Anblick von Karai gefühlt haben muss. Auch ihm steht nun der Mund offen und zum ersten Mal in seinem Leben scheint er wirklich sprachlos zu sein. Leonardo kann es sich daher auch nicht nehmen lassen, seinen Bruder in die Seite zu knuffen. „Hey, Tiger, alles klar?“, kommt es, mit frechem Unterton, von dem Schwerkämpfer. Allerdings geht der Jüngere gar nicht erst auf seinen Scherz ein, sondern schubst ihn, immer noch mit offenem Mund, einfach beiseite. Etwas beleidigt schiebt der Anführer die Unterlippe vor und will schon zu etwas Neuem ansetzen, als der Tüftler ihn zurückhält. „Lass ihn doch…“, zischt er dem Schwarzhaarigen zu, woraufhin sich der Angesprochene dann doch zurückhält. Raphael hat indessen nur Augen für seinen Geliebten, der nun von Karai zum Altar geführt wird. Diesmal muss sich der Nunchakuträger auch kein müdes Lächeln herbei zwingen, denn diesmal ist er von so viel Freude und Glück durchflutet, dass es seine ganze Gestalt zum Leuchten zu bringen scheint. Als die schwarzhaarige Kunoichi ihn freigibt und sich neben April stellt, blicken sich die beiden jungen Männer tief in die Augen. Raphaels gelbgrüne Seelen sind von so viel ungläubiger Fassungslosigkeit durchzogen, als würde er in einem Riss in der Zeit in die Ära der Dinosaurier blicken können. Geräuschvoll schließt er den Mund und versucht sich wieder unter Kontrolle zu bringen. Es gelingt ihm nicht wirklich, da er noch immer nicht fassen kann, dass dieser Tag tatsächlich gekommen ist. Mikey geht es nicht viel besser und seine himmelblauen Seelen mustern seinen Bruder mit so viel Sanftheit und grenzenloser Freude, wie es nur dem kleinen Chaosninja eigen zu sein scheint. Ein zartes, scheues Lächeln umspielt seine schwungvollen, weichen Lippen und veranlasst auch den Saikämpfer zu lächeln. Nun endlich fängt er sich auch wieder und ergreift die Hände seines Partners. Sie sind herrlich warm und verströmen ein Gefühl von Sicherheit, das sonst Raphael ihm zu geben versucht. Doch seine eigenen Hände sind kalt, beinahe gefühllos und zittern leicht. Dies bleibt dem Blonden nicht verborgen und so reibt er mit den Daumen beruhigend über die Handrücken des Rothaarigen und schenkt ihm auch weiterhin dieses wundervolle Lächeln, obwohl er ebenso unsicher ist. Vor ihnen räuspert sich Yoshi vorsichtig, um ihre Aufmerksamkeit zu bekommen. Augenblicklich wenden die beiden ihm den Blick zu und halten sich dabei weiterhin an den Händen. Verständnisvoll lächelt der Meister ihnen zu, ehe er seine Rede beginnt. Sie alle lauschen seinen Worten aufmerksam bis zum Schluss. Die beiden Ninjas geben sich ihr Jawort und stecken sich gegenseitig die Ringe an. Der Sensei ist sich nicht sicher, ob er die letzten Worte wirklich aussprechen soll, doch immerhin gehören sie zu jeder Hochzeit dazu. Also atmet er kurz durch, bevor er wieder zu sprechen beginnt. „Ihr dürft euch jetzt küssen, meine Söhne…“ Das letzte Wort hätte er vermutlich wirklich weglassen sollen, da es sich doch arg seltsam in seinen Ohren anhört. Doch da niemand der Anwesenden auch nur eine Miene verzieht, lässt er es dabei bewenden. Die beiden frisch getrauten sehen sich tief in die Augen und ein deutlicher Rotschimmer breitet sich auf ihren Wangen aus, haben sie sich doch noch nie vor anderen geküsst. Erwartungsvoll werden sie von den wenigen Leuten um sich herum beobachtet. Schließlich überbrücken die beiden Jungen die kurze Distanz zu einander und vereinigen ihre Lippen. In diesem Augenblick setzt um sie herum ein begeisterter Applaus ein, der von Pfiffen und Rufen durchzogen ist und mit jedem Moment noch an Begeisterung gewinnt. Und so verlassen wir diese ausgelassene Stimmung und gönnen ihnen ihr langersehntes Glück, auf das es ewig bestehen bleibt! Kapitel 33: Special 12: A little you and me...? ----------------------------------------------- Ein Jahr nach dem 11ten Special… Heiß reiben sich die beiden Körper aneinander, ergeben sich ihrer Erregung und der brennenden Leidenschaft, die in ihren brodelt. Hilflos klammert sich Michelangelo an seinem Bruder fest und nähert sich immer weiter der endlosen Klippe. Raphael steht schon an ihrem Rand und hofft inständig, dass sein Geliebter endlich zu ihm kommt, da er sich kaum länger zurückhalten kann. „Mikey…“, jammert er schon beinahe und blickt den Jungen unter sich flehend an. Angestrengt öffnet der Blonde die Augen und sieht ihn durchdringend an. „Raph – ich – ich – will – ein Kind von dir…!“, entgegnet er dem Rothaarigen atemlos, aber völlig ernst. Die Gedanken des Saikämpfers sind allerdings viel zu vernebelt, um sich über diesen recht sinnlosen Ausspruch Sorgen zu machen, daher grinst er dem Liegenden frech entgegen. Er beugt sich tiefer, um Mikey ins Ohr zu hauchen. „Du kriegst eine ganze Horde Kinder von mir, mein Hübscher!“, raunt er ihm heiß entgegen, bevor sie gemeinsam über die Klippe springen… Zwei Tage später – früher Morgen… Raph hat eigentlich gedacht, dass das Ganze nur ein Scherz war, da Michelangelo doch klar sein muss, dass sie keine Kinder zusammen haben können und sie nicht einmal eins adoptieren könnten, wenn sie die letzten Menschen auf der Welt wären. Doch er wird bald feststellen, dass das alles viel ernster ist, als ihm lieb ist. Allerdings kann er es dem Kleineren kaum verübeln, dass er solche Gedanken hat, wo doch Leo und Karai mit Kindern gesegnet und verheiratet sind. Und inzwischen haben auch Donnie und April den Bund fürs Leben geschlossen. Das wäre ja auch nur halb so schlimm, immerhin sind Mikey und er ja auch verheiratet – irgendwie. Doch ein Kind kann man nicht so einfach aus dem Hut zaubern, wie eine improvisierte Hochzeit. Und der Blonde wird wahrscheinlich nicht eher Ruhe geben, bis dem Roten eine Lösung dafür eingefallen ist. Allerdings stellt ihn dieser Wunsch vor ein unlösbares Problem, denn Mikey ist ein Mann und kann keine Kinder bekommen. Wäre er ein Mädchen, wäre es theoretisch möglich, wenn auch nicht unbedingt gesund. Und Raph ist sich sicher, dass er mit seiner Schwester auch nie eine Beziehung angefangen hätte, egal wie groß die Sehnsucht auch gewesen wäre, mal abgesehen, dass Splinter das auch niemals zugelassen hätte. Wie sich jedoch herausgestellt, beharrt der Chaosninja weiterhin auf seinen Wunsch, ein Kind von seinem Bruder zu bekommen und das trifft den Saikämpfer doch ziemlich hart. Vielleicht hätte Mikey sich sein Hirngespinst wieder abgewöhnt, wenn Donatello nicht gewesen wäre. Der Tüftler kam vor gut einer Woche zusammen mit April her und sie verkündeten stolz, dass sie ein Baby erwarten. Diese Tatsache hat, fast schon sichtbar, einen Schalten in Mikey´s Kopf umgelegt und seither redet er von nichts anderem mehr. Raphael könnte seinen Bruder mehr als nur verfluchen, dass er dieses Mädchen geschwängert hat, doch ändern tut es an seiner Situation auch nichts. Wäre es nicht Donnie gewesen, der seinen Geliebten zu so einer fixen Idee verleitet, wäre es irgendein anderer Spinner gewesen. Wohlmöglich hätten Leos Zwillinge irgendwann denselben Effekt gehabt und irgendwie erstaunt es den Roten doch ziemlich, dass Michelangelo nicht schon damals auf diese Idee gekommen ist, als Karai schwanger war. Vielleicht kann Raph da etwas von Glück reden, dieses Problem nicht schon früher gehabt zu haben, doch im Endeffekt ist es egal. Im Moment versucht er Michelangelos Wunsch zu ignorieren, in der Hoffnung, dass ihm eine Lösung einfällt. Doch Mikey´s Beharrlichkeit dahingehend macht ihn fast krank, erst recht, wenn er mit ihm schlafen möchte und der Junge dem nur dann nachgibt, wenn er ihm verspricht, ihm ein Kind zu machen. Sicherlich sagt Raphael immer ja und Amen, um zu bekommen, wonach es ihm verlangt, doch der Gedanke, dass sein Bruder sein perfides Spiel irgendwann durchschauen und ihn aus dem Zimmer werfen könnte, nagt an ihm. Letzte Nacht hat das Ganze noch funktioniert, beim nächsten Mal aber wohlmöglich nicht mehr. Tief im Traum versunken, denkt der temperamentvolle Ninja jedoch nicht daran, was irgendwann sein könnte, sondern genießt die herrliche Wärme, die von seinem Partner ausgeht. Fest hält er ihn im Arm und schwebt mit seinen Gedanken durch die Fantasiewelt seines erschöpften Geistes. Nichts, so scheint es, kann diesen Augenblick zerstören. Dem Nunchakuträger geht es nicht anders und er schmiegt sich eng an seinen Geliebten, um noch ein paar Augenblicke den Frieden des Morgens zu genießen, bevor ein anstrengender Tag beginnt. Die friedliche Zweisamkeit wehrt aber nicht lange. Kaum zehn Minuten später zuckt ein heftiger Krampf durch Mikey´s Eingeweide und weckt den Jungen damit auf. Etwas erschrocken krümmt er sich zusammen und hält sich den Bauch. ‚Was zum…?‘, geht ihm durch den Kopf, als der Krampf ganz plötzlich wieder nachlässt. Irritiert entspannt sich der Blonde und blickt träge zum Wecker hinüber. Erleichtert stellt er fest, dass er noch Zeit hat, um sich noch einmal umzudrehen. Mit einem Gähnen kuscht er sich wieder an seinen Bruder und schließt die Augen. Nur ein paar Momente später reißt er sie jedoch erneut auf, weil ein neuer Krampf über ihn hinweg rollt. Diesmal ist er weit heftiger als der erste und er krümmt sich schmerzlich keuchend zusammen. Dennoch gibt er keinen Pieps von sich, um Raph nicht zu wecken. Er weiß nur zu gut, wie mies gelaunt der Ältere dann sein wird. Trotz der heftigen Schmerzen gelingt es ihm, leise zu sein, doch er versteht nicht, was los ist. Langsam löst sich der Krampf wieder, doch dafür überfällt ihn jetzt das unbändige Gefühl sich Übergeben zu müssen. Erschrocken setzt er sich kerzengerade im Futon auf und ignoriert dabei die Tatsache, dass er sich ziemlich grob aus Raphaels Umarmung gerissen hat. Der Saikämpfer kommentiert das Ganze mit einem missgünstigen Brummen und dreht sich dann schwerfällig auf die andere Seite. Kaum das er sich gedreht hat, scheint er schon wieder tief und fest zu schlafen, falls er überhaupt so was wie wach geworden ist. Irgendwie ist Mikey ganz froh darüber, denn er will seinen Bruder nicht belästigen, nur weil sein Magen rebelliert. Ein paar Mal tief Luft holen wird wahrscheinlich auch reichen, damit es ihm wieder besser geht. Zittrig atmet er ein und aus. Als er das nächste Mal einatmen will, muss er jedoch haltlos würgen. Hilflos presst er sich die Hand auf den Mund, während sein Magen sich zu überschlagen scheint. Es wird immer heftiger. Der bittere Geschmack von Magensäure kriecht seinen Hals hinauf und macht ihm klar, dass er es nicht mehr aufhalten kann. Hecktisch springt er auf und eilt ins Badezimmer. Dort schafft er es gerade noch so, sich vor der Toilette auf die Knie fallen zu lassen, bevor sich der Inhalt seines Magens plätschernd in die kalte Schüssel ergießt. Am ganzen Leib zitternd hockt er vor der Toilette und blickt hinein. Seine Sicht wird getrübt von einigen Tränen, die ihm, vor hilfloser Anstrengung, über die Wangen rollen. Keuchend holt er Luft und hofft, dass es vorbei ist. Doch die Hoffnung kam wohl zu früh. Erneut überschlägt sich sein Magen mit einer Heftigkeit, wie er es noch nie erlebt hat. Kraftlos umklammert er die Kloschüssel und würgt einen neuen Schwall heißer, bitterer Magensäure hoch, die sich gelblich plätschernd in das Porzellan ergießt. Wimmernd hockt er da und versucht sich wieder unter Kontrolle zu bekommen. Mikey wird ganz schwindlig. Das bittere Beißen seines Erbrochenen betäubt seine Zunge förmlich, verhindert aber nicht, dass ihm von dem widerlichen Geschmack und Geruch erneut schlecht wird. Sein Hals schmerzt, als hätte man ihm Säure hineingeschüttet und irgendwie ist es ja auch so, nur das sie herauskam anstatt hinein. Michelangelo versteht noch immer nicht, was eigentlich los ist. Normalerweise wird ihm nie von etwas schlecht. Seine Brüder scherzen gern und sagen, er habe einen Mülleimer als Magen, weil er einfach alles essen kann, wie es scheint, ohne dass etwas passiert. Umso weniger begreift er, was hier gerade passiert. Allzu viele Gedanken kann er sich darüber aber auch gar nicht mehr machen. Reflexartig zieht sich sein Magen unter einem neuen Krampf zusammen. Schwerfällig beugt er sich über die Toilette und gibt ein ungehaltenes Würgen von sich. Dieses Mal kommt nur ein feines Rinnsal heraus, was wohl bedeutet, dass er alles von sich gegeben haben muss. Jedoch ist sein Magen noch lange nicht der Meinung, sein fieses Spiel zu beenden. So hockt Mikey weiter da und würgt trocken vor sich hin. Dabei merkt er gar nicht, dass Raph inzwischen wach geworden ist und sich verwundert nach seinem Partner umschaut. Der Rote denkt, dass Michelangelo aufgestanden und in die Küche gegangen ist, doch soweit kommt er gar nicht. Durch die offene Badezimmertür hört er das verzweifelte Würgen und Röcheln seines Bruders. Erschrocken und verwirrt geht er zu ihm und findet ihn tief über die Kloschüssel gebeugt vor. Ein Blitz zuckt durch sein Herz und alarmiert sofort den Beschützer in ihm. Schnell geht er neben dem Blonden auf die Knie und reibt ihm vorsichtig über den Rücken. Der Kleine schreckt etwas zusammen, hat er doch nicht damit gerechnet, dass sich jemand zu ihm gesellt. Dann wendet er Raph den Blick zu. Die hilflosen Tränen seines, sonst so fröhlichen, kleinen Bruders zerreißen dem Saikämpfer fast das Herz. „Mikey, was ist denn los?“, fragt er leise. Der Junge schüttelt nur langsam den Kopf und schnieft. Behutsam zieht Raphael ihn in seine Arme und reibt ihm wieder beruhigend über den Rücken. Schwach lässt Mikey ihn gewähren. Er hatte zwar gehofft, dass Raph nicht merkt, was los ist und sich dann wohlmöglich völlig unnötig Sorgen macht, doch jetzt ist er froh, dass er da ist und ihn festhält. Nach ein paar Augenblicken geht es dem Nunchakuträger schon wieder besser und er versichert seinem Bruder, dass alles in Ordnung ist und er sich keine Sorgen machen muss. Der Saikämpfer lässt es dabei bewenden, doch er wird schon bald merken, dass das ein Fehler war… Am nächsten Morgen… Langsam dringt das Piepsen des Weckers in seinen Geist vor und holt ihn aus seiner Traumwelt. Blinzelnd richtet sich der Chaosninja etwas auf und schaltet das nervtötende Geräusch ab. Grummelnd zieht sich Raphael neben ihm die Decke über den Kopf und wendet ihm den Rücken zu. Es gibt nichts Schlimmeres, als an einem Montagmorgen aufstehen zu müssen! „Raph, du kommst noch zu spät…“, versucht Mikey ihn wachzurütteln. Ein neuerliches Grummeln. „Ich bin der Chef, ich kann kommen, wann ich will…“, kommt es träge unter der Decke hervor. „Ich weiß, aber du hast doch dieses Treffen mit dem wichtigen Kunden um neun Uhr, also raus mit dir!“, stichelt der Kleinere weiter. Das Brummen verwandelt sich in ein bedrohliches Knurren, aber Raph schlägt dennoch die Decke zurück und sieht seinem Gegenüber verschlafen ins Gesicht. „Du solltest bei mir als Sekretärin anfangen…“, gibt der Rothaarige mit belegter Stimme von sich. Im Geiste stellt er sich vor, wie sein Bruder einen engen Blazer mit knielangem Rock trägt und auf hochhackigen Schuhen durch seine Firma stolziert, wie es seine eigentliche Sekretärin immer macht. Ein erregtes Lächeln gleitet über sein Gesicht und er packt seinen Partner und drückt ihn in die Laken. Verwundert blickt der Junge zu ihm auf. „Ich bin doch aber Koch und keine Sekretärin…“, protestiert Mikey ein bisschen, während er Raph von sich drückt. Für so ein Spielchen ist jetzt keine Zeit. Gähnend lässt der Größere von ihm ab und wankt Richtung Badezimmer. „Mag schon sein, aber im Gegensatz zu ihr, weißt du, wie man Kaffee kocht!“, erwidert er dem Blonden, bevor er die Tür hinter sich schließt und kurz darauf die Dusche ertönt. Michelangelo ist mehr als nur klar, was sein Bruder damit andeuten möchte, weswegen er sich ebenfalls erhebt und in die Küche spaziert. Dort bereitet er alles für Raph´s Kaffee vor und sucht ein paar Sachen für sein Lunchpaket zusammen. Als alles verstaut ist und er darauf wartet, dass das Kaffeewasser kocht, wird ihm auf einmal ganz komisch im Magen. Ehe er sich recht darüber im Klaren ist, was los sein könnte, schafft er es gerade noch, sich über die Spüle zu beugen, bevor sich ein Schall Magensäure in den Ausguss ergießt. Kaum einen Augenblick später gesellt sich eine weitere Ladung dazu, bevor es aufzuhören scheint. Mit zitternden Händen dreht er den Wasserhahn auf und spült das Unglück davon. Dann füllt er ein Glas mit Wasser und versucht den widerlichen Geschmack loszuwerden. „Was ist das bloß?“, flüstert er leise zu sich selbst, während er langsam den Kaffee aufgießt. Im selben Moment hört er, wie nebenan die Dusche abgestellt wird. Keine zwanzig Minuten später verabschieden sich die beiden voneinander und Mikey war noch nie so glücklich darüber, dass Raph noch immer nichts vom Küssen hält, wie in diesem Augenblick. So merkt der Ältere wenigstens nicht, dass er sich übergeben hat. Der Chaosninja hat jedoch viel Zeit sich zu überlegen, was los sein könnte, da sein Restaurant, wie so viele andere auch, montags seinen Ruhetag hat und er somit zu Hause bleiben kann. Langsam stapft er in sein Schlafzimmer zurück und zieht sich an. Eine Stunde später hat auch Splinter das Haus verlassen, um einen alten Freund zu treffen und somit ist der Blonde ganz allein. Sein Magen scheint sich wieder beruhigt zu haben und so macht er sich ein Frühstück und setzt sich vor den Fernseher. Ziellos zappt er umher und stößt schließlich auf eine Dokumentation. Er war nie wirklich ein Fan von so was, doch seit nun auch April schwanger ist, kann er an keiner vorbei schalten, in der es um Babies geht. Gedankenverloren starrt er auf den Bildschirm, auf dem gerade zu sehen ist, wie sich die Eizelle nach der Befruchtung einnistet und sich zu teilen beginnt. Doch es wird nicht nur gezeigt, was danach mit dem Baby passiert, sondern auch, was die werdende Mutter in dieser Zeit durchmacht. Ein Thema ist die morgendliche Übelkeit, unter der viele Frauen leiden und die Karai durchlebt hat und nun auch April erleidet. Unweigerlich muss Michelangelo daran denken, wie er sich seit zwei Tagen morgens übergeben muss. Ihm fällt auch ein, wie er mit Raph geschlafen hat und ihm sagte, dass er sich ein Kind wünscht. Dass er gar keine Kinder bekommen kann, fällt ihm in diesem Moment überhaupt nicht ein. Vielmehr ist es eine Reaktion, die wohl viele Frauen in so einem Moment durchmachen. Er legt sich die Hand vor den Mund und sitzt angespannt da. „Oh mein Gott…“, flüstert er leise in das leere Haus hinein. Statt logischerweise zu merken, dass er ja ein Mann ist, fällt ihm nur ein, was Leo damals gemacht hat, als Karai so komisch war. Er ist in die Apotheke gegangen und hat ihr einen Schwangerschaftstest besorgt! Einen Augenblick bleibt der Junge noch unschlüssig sitzen, aber nicht wegen der Tatsache, dass er eigentlich nicht schwanger werden kann, sondern vielmehr weil er sich fragt, wie er es den anderen erklären soll, wenn er wirklich schwanger ist. Er selbst würde sich darüber natürlich riesig freuen, doch der Rest seiner Familie? Er kommt zu keinem schlüssigen Ergebnis und entscheidet sich schließlich, dass er noch genug Zeit zum Nachdenken hat, wenn er denn wirklich weiß, dass er schwanger ist! Also steht er auf und geht zur nächsten Apotheke. Der dortige Angestellte wundert sich kein bisschen darüber, dass ein junger Mann den Test besorgt, da dies heutzutage viele tun. Stattdessen erklärt er dem sichtlich besorgten Blonden ganz genau, wie der Test funktioniert und packt ihm einen dicken Stapel Broschüren für werdende Eltern ein. So verlässt Michelangelo ahnungslos die Apotheke und merkt noch immer nicht, was hier eigentlich falsch läuft, da er sich so an den Gedanken klammert, ein Kind zu wollen, dass er alles andere ausblendet. Zuhause angekommen schließt er sich im Badezimmer ein, obwohl außer ihm niemand da ist. Nervös betrachtet er die Packung mit dem Schwangerschaftstest, ehe er sie öffnet und den Inhalt ins Waschbecken fallen lässt. Mikey weiß noch gut, was der Apotheker ihm alles gesagt hat, dennoch entfaltet er die Gebrauchsanweisung und studiert sie fast fünf Minuten lang. Schließlich atmet er tief durch, greift sich den Teststreifen und pinkelt drauf. Anschließend setzt er sich auf den geschlossenen Klodeckel und starrt stumm zum Schwangerschaftstest hinüber, der auf dem Rand des Waschbeckens liegt. Ungeduldig schaut er immer wieder auf sein T-Phone, um zu sehen, ob die Wartezeit schon vorbei ist. Es ist kaum zu glauben, wie endlos so ein paar Minuten sein können, erst recht, wenn man von Natur aus ungeduldig ist, wie der Blonde. Dann endlich ist die Zeit um und Mikey springt auf, als wäre er von einer Wespe gestochen worden. Mit großen Augen starrt er abwechselnd vom Test auf die Gebrauchsanleitung, damit er das Ergebnis mit dem Schema vergleichen kann. Langsam gleiten ihm der Test und das Blatt Papier aus der Hand und landen im Waschbecken. „Positiv!? – Oh mein Gott, ich bin tatsächlich schwanger…!“, haucht er atemlos in das leere Badezimmer hinein und ist dabei hin und her gerissen zwischen Glück und Angst. Nur der entscheidende Gedanken – dass er überhaupt keine Kinder bekommen kann – kommt ihm noch immer nicht. Stattdessen sinkt er auf die Knie und weint vor lauter Freude, dass sich sein Wunsch erfüllt hat. Als er sich wieder halbwegs unter Kontrolle hat, sammelt er die Testbestandteile ein und wirft sie in den kleinen Mülleimer unter dem Waschbecken. Doch wie um alles in der Welt, soll er es Raph sagen? Michelangelo ist sich sicher, dass sich sein Partner genauso darüber freuen wird, wie er, doch es soll etwas Besonderes sein, wenn er es ihm sagt. Ein stiller Moment, der nur ihnen beiden gehören soll. Und so grübelt er den Rest des Tages darüber nach. Am nächsten Morgen… Wie eine Spitzhacke bohrt sich das lärmende Piepsen des Weckers in seinen Schädel und lässt ihn ein wütendes Knurren von sich geben. „Gott, Mikey, mach den verdammten Wecker aus!“, faucht er seinen Bruder an, während er sich umdreht und sich die Decke über den Kopf zieht. Doch der Blonde scheint nicht zu reagieren. „Verdammt, Mikey!“, kommt es ungehalten von dem Saikämpfer, ehe er die Decke zur Seite wirft und merkt, dass sein kleiner Bruder gar nicht mehr neben ihm liegt. Irritiert betrachtet er die leere Seite des Futons. Kopfschmerzen jagen durch seinen Schädel und das Piepsen bringt ihn fast zum Platzen. Grob schlägt er auf den Wecker, der daraufhin verstummt und wohlmöglichen auch nie wieder einen Ton von sich geben wird. Schwerfällig steht er auf und tritt aus dem Zimmer. Kaum hat er die Schwelle übertreten, dringt das unverwechselbare Geräusch an sein Ohr, das nur jemand von sich gibt, der sich die Seele aus dem Leib kotzt. Als der Saikämpfer das Bad betritt, sieht er seinen Bruder wieder mit dem Kopf über der Kloschüssel. Sorge macht sich wieder in ihm aus und er geht neben ihm auf die Knie. „Ist dir etwa schon wieder schlecht?“, fragt er vorsichtig, während er dem Jungen über den Rücken streicht. Langsam hebt Mikey den Kopf und sieht ihn an. „Nein, immer noch…“, erwidert er schließlich. „Du sollest zum Arzt gehen, du hast dir sicher irgendwas eingefangen.“, mahnt ihn sein Bruder. Der Blonde lächelt ihm sanft entgegen. „Schon gut. Ich bin schwanger, das ist ganz normal…“, verkündet Michelangelo dann erschöpft. Raphael entgleiten alle Gesichtszüge und er springt auf, als hätte Mikey ihn geschlagen. Allerdings nicht, weil ihn diese Nachricht schockiert, sondern weil er sich nur zu gut bewusst ist, wie hirnlos diese Aussage ist. „Sag mal, bist du jetzt völlig bescheuert geworden? Du bist ein Mann, du kannst nicht schwanger werden, Herr Gott!“, entgegnet Raph ihm ungehalten. Der Nunchakuträger zuckt unter der Strenge in seiner Stimme zusammen und senkt bekümmert den Blick. „Ich dachte du würdest dich freuen…“, kommt es leise von ihm, während eine Träne über seine Wange kullert. Dem Saikämpfer fehlen die Worte und eigentlich hat er auch keine Zeit, um sich so einen Mist anzuhören. Daher stapft er wütend zurück ins Schlafzimmer und macht sich für die Arbeit fertig. Mikey sitzt derweil traurig neben der Toilette und kann nicht begreifen, warum Raph so gemein zu ihm ist. Er hat wirklich gedacht, dass der Rote gern Vater werden wollen würde und jetzt das. Leise schnieft er vor sich hin, als Raphael fertig angezogen in der Tür erscheint. „Vielleicht kriegst du deinen dämlichen Schädel ja bis heute Abend wieder in Ordnung, ansonsten muss ich dich wohl in die Klapsmühle einweisen lassen…“, wirft ihm der Ältere zornig entgegen, bevor er sich abwendet und das Haus verlässt. Lautstark schlägt er dabei die Eingangstür hinter sich zu. Es macht Mikey klar, wie ernst sein Partner das Gesagte meint. Dennoch versteht er nicht, was falsch an seinem Denken ist und was Raph daran so aufregt. Mühsam steht er vom Boden auf und schleicht zum Telefon. Er fühlt sich ganz und gar nicht in der Lage, heute arbeiten zu gehen, daher ruft er im Restaurant an und meldet sich für den Rest der Woche krank. Danach trollt er sich in den Keller hinunter und rollt sich auf der alten Couch in Donnies Labor zusammen, um zu schlafen. Am frühen Nachmittag kommt Donatello in das Haus, um einige Sachen aus seinem Labor zu holen. Er staunt nicht schlecht, als er seinen Babybruder zusammengerollt, wie eine Raupe, in einer Decke auf der Couch findet. Vorsichtig nähert er sich dem Jungen und legt ihm prüfend eine Hand auf die Stirn. Deutlich spürt er die ungesunde Wärme, die davon ausgeht. Mikey hat eindeutig Fieber. „Hey, Mikey! Wach auf! Geht´s dir nicht gut?“, fragt er sanft und rüttelt den Jungen wach. Träge öffnet der Kleinere die Augen. „Donnie…?“, fragt er noch ganz orientierungslos. Der Tüftler hilft ihm beim Hinsetzen und sucht dann nach einem Fieberthermometer. „Was ist passiert?“, fragt er den Orangen. „Ich bin schwanger und Raph ist deswegen völlig ausgeflippt…“, gesteht der blonde Junge gedankenverloren. Donnie lässt fast das Thermometer fallen, fängt sich dann aber wieder, als er das niedergeschlagene Gesicht des Kleinen sieht. Er weiß, wie sehr es seinen Bruder getroffen hat, dass er und April nun auch ein Kind erwarten, daher geht er behutsam mit dem Thema um. Langsam setzt sich der Stabträger neben den Jungen auf die Couch und schiebt ihm das Thermometer in den Mund. Verwundert lässt Mikey es geschehen. „Hör zu, Mikey. – Es ist ganz unmöglich, dass du schwanger bist. Jungs können keine Kinder kriegen, das weißt du doch, oder?“, hakt Donnie geduldig nach. Er kann sich noch gut an die endlosen Male erinnern, die er seinen Bruder schon aufgeklärt hat, doch ab und an scheint Michelangelo einfach eine Tatsache zu verdrängen, wenn er sich etwas in den Kopf gesetzt hat. „Aber ich hab einen Schwangerschaftstest gemacht und der war positiv…“, nuschelt Mikey mit dem Thermometer im Mund. Bekümmert betrachtet Donatello seinen Bruder. Es ist vollkommen ausgeschlossen, dass so ein Test bei einem Mann positiv sein kann, da ihm die ausschlaggebenden Hormone fehlen. Entweder war der Test verunreinigt oder Mikey ist ernsthaft krank, was die veränderte Reaktion ausgelöst haben könnte. Das Thermometer beginnt zu piepsen und deutet damit an, dass es fertig mit seiner Messung ist. Donnie liest besorgt fast vierzig Grad ab. „Wie bist du überhaupt darauf gekommen, einen Schwangerschaftstest zu machen?“ „Naja, mir ist seit ein paar Tagen morgens immer furchtbar schlecht und dann hab ich diese Dokumentation gesehen. Da haben sie von Morgenübelkeit bei Schwangeren geredet…“, erläutert ihm der Jüngere. Nachdenklich sitzt Donnie da. „Ok. Jeden Falls ist es nicht möglich, dass du schwanger bist, egal was der Test sagt. Wahrscheinlich hast du dir einen Virus eingefangen. Das würde zumindest die Übelkeit und das Fieber erklären…“ Es tut dem Tüftler in der Seele weh, zu sehen, wie sein kleiner Bruder langsam begreift, dass sein größter Wunsch doch nicht in Erfüllung geht. „Also werde ich kein Kind bekommen?“, hakt der Blonde traurig nach. „Ich fürchte nicht. Aber ich kann dich untersuchen und dann finde ich sicher raus, was dir fehlt.“ „Ok…“, erwidert der Chaosninja leise. So beginnt Donatello mit seiner Untersuchung. Schnell stellt er dabei fest, dass sich Michelangelo tatsächlich einen Virus einfangen hat. Geschickt mischt er etwas zusammen, das sein Leiden beenden wird. Nach einer Weile dreht er sich herum und gibt seinem Bruder eine Spritze. „Das wird die Übelkeit unterdrücken und das Fieber senken. Es macht dich müde, also schlaf ein bisschen.“ Dankbar blickt Mikey ihm entgegen. Derweilen ist Raphael wieder von der Arbeit zurück. Da er seinen Partner nicht antrifft, aber Donnies Auto in der Einfahrt steht, denkt er sich, dass der Bengel wahrscheinlich bei dem Tüftler im Keller hockt und sich bei ihm ausweint. Raph ist das ganz gleich. Er ist immer noch aufgebracht, wegen dem Schwachsinn, den der Orange heute Morgen erzählt hat. Dennoch will er die ganze Situation nicht noch schlimmer machen und versucht sich etwas abzulenken. Donnie wird dem Jungen schon den Kopf gerade rücken. Da Morgen der Müll abgeholt wird, beschließt Raphael, die Tonnen voll zu machen. So streift er mit einem großen Sack durch die einzelnen Zimmer und sammelt den ganzen Müll ein. Schließlich kommt er auch ins Badezimmer und greift nach dem Eimer unter dem Waschbecken. Als er den Deckel abnimmt, springt ihm förmlich der Schwangerschaftstest entgegen, den Mikey gestern benutzt hat. Ungläubig betrachtet er das Ding. Schließlich kann er sich nicht mehr zurückhalten und stürmt in den Keller hinunter. Dort hat Mikey gerade die Spritze von Donnie bekommen und wartet nun darauf, einschlafen zu können. Schnaubend wie ein Stier reißt Raphael die Tür zum Labor auf und erschreckt die Anwesenden damit fast zu Tode. Ehe einer von ihnen reagieren kann, kommt Raph auf den ahnungslosen Mikey zu und fängt an, ihn anzubrüllen. „Ich dachte ja schon heute Morgen, dass bei dir sämtliche Schrauben locker sind, aber jetzt hast du das Maß endgültig überschritten!“ Hilflos drückt sich der Nunchakuträger in das Polster und sucht nach Worten, die sein Gegenüber beruhigen könnten. Doch da greift Donatello beherzt ein. Er schnappt seinen Bo, der an der Werkbank lehnt und führt ihn zwischen die beiden. Dann schiebt er den aufgebrachten Rothaarigen damit grob zur Seite, sodass dieser fast zu Boden stürzt. Nun richtet sich Raphaels Zorn aber auch gegen den Tüftler. „Sag jetzt bloß nicht, dass du diesen kleinen Spinner auch noch verteidigst, Don!“, giftet er ihn an. „Nun reg dich doch nicht so auf! Mikey ist nur durcheinander!“, versucht der Lilane ihn zu beruhigen. „Er ist nicht durcheinander, er hat sämtliche Schrauben locker! Sieh dir den Scheiß doch an!“, brüllt Raphael noch immer und wirft dem Stabkämpfer den Schwangerschaftstest entgegen. Er ist tatsächlich positiv, wie Mikey ihm gesagt hat. Flüchtig wirft er einen Blick zu dem Kleinen hinüber, der inzwischen sichtlich mit seiner Müdigkeit zu kämpfen scheint, trotzdem aber sehr verstört aussieht. Dann blickt er wieder zum Saikämpfer. „Wenn du wieder auf den Teppich kommst, können wir gern vor die Tür gehen und ich erklär dir, was los ist!“, versucht er den Roten zu besänftigen. Dieser wirft einen finsteren Blick zu seinem Partner hinüber, ehe er sich darauf einlässt. Bevor sie jedoch nach draußen gehen, wendet sich Donnie nach einmal an Mikey. Liebevoll streicht er ihm durchs Haar und drückt ihn auf die Couch hinunter. „Schlaf jetzt, ich regele das schon…“, flüstert er dem Jungen zu und küsst ihn sanft auf die heiße Stirn. Dann verschwinden die beiden und lassen Michelangelo allein zurück. Draußen angekommen, klettern die zwei aufs Dach und betrachten den langsam einsetzenden Sonnenuntergang einen Augenblick. Lange hält es Raph jedoch nicht aus. „Nun spuck es schon aus!“, fordert er streng. „Ich finde es unmöglich, wie du dich gerade verhalten hast! Ich dachte, du liebst Mikey, wie kannst du dann so grausam zu ihm sein?“, will Donnie wissen. „Natürlich liebe ich ihn. - Aber das ist doch nicht normal, dass er glaubt, er sei schwanger, verdammt!“, entgegnet der Rote aufgewühlt. „Das stimmt schon. Aber er ist verzweifelt, weil er sich ein Kind wünscht…“ „Das hab ich auch schon gemerkt. Aber warum ist der verfluchte Test dann positiv?“, Verzweiflung schwingt in Raphaels Stimme mit. „Naja, entweder war der Test verunreinigt, oder es ist eine Reaktion, die der Virus ausgelöst hat, der in ihm steckt. Deswegen war ihm auch ständig schlecht. Doch ich hab ihm eine Spritze gegeben und in ein, zwei Tagen ist das auch wieder vorbei und dann wird er sich wieder einkriegen…“, erläutert der Tüftler. Raph brummt nur zur Antwort und starrt stur auf die rotorange Scheibe am Horizont. Einen Augenblick herrscht Schweigen zwischen den ungleichen Brüdern. Schließlich erhebt der Saikämpfer wieder die Stimme. „Du ganz allein bist schuld, dass er so ausflippt! Warum musstest du auch April schwängern?“, durchdringend mustert er den Brünetten. Dieser läuft knallrot an und ringt nach einer Antwort. „Erstens geht dich das überhaupt nichts an, wenn ich schwängere und zweitens war das keine Absicht!“ Nun funkelt Donnie ihn wütend an. „Keine Absicht? Ich dachte, ihr wollt Kinder haben?“, hakt der Saikämpfer nach. „Ja, schon. Aber in diesem Moment war das unbeabsichtigt…“, peinlich berührt weicht der Größere seinem Blick aus. „Wenn du sie nicht schwängern wolltest, warum hab ihr dann kein Kondom benutzt?“, bohrt Raph weiter nach. Donatello findet dieses Spielchen aber keineswegs komisch. „Haben wir doch, aber ich muss wohl eines von den drei Prozent erwischt haben, die nicht in Ordnung sind…“ Raph versteht die Welt nicht mehr. „Was soll denn das bitte heißen?“ „Hast du jemals das Kleingedruckte auf der Packung gelesen? Dort steht ausdrücklich drauf, dass drei Prozent aller Kondome fehlerhaft sein können und man trotzdem schwanger werden kann…“ Raphael hat zwar schon seit Jahren keines mehr benutzt, da er es bei Mikey ja auch nicht braucht, aber er hat sich nie die Mühe gemacht, den Text darauf zu lesen. Ernsthaft beginnt er daher zu grübeln. Bevor er das mit Mikey für voll genommen hat, führte er ein sehr ausschweifendes Leben und hat jede Nacht jemand anderen aufgerissen. Dabei hat er stets verhütet und sich nicht darauf verlassen, dass das Weib ihre Pille genommen hat. Wohlmöglich laufen in der ganzen Stadt Kinder rum, die eigentlich ihm gehören, ohne dass er davon weiß! Raphael wird ganz schwindlig bei dem Gedanken daran, daher verdrängt er ihn ganz schnell wieder. „Dann hättet ihr eben noch warten können, ehe ihr es an die große Glocke hängt!“, entgegnet er Donnie daher. Dieser sieht ihn nur verständnislos an. „Krieg dich mal wieder ein! Herr Gott, April ist im fünften Monat – es ist nicht zu übersehen, dass sie ein Baby erwartet! Wir haben extra so lange gewartet, es euch zu sagen, damit wir sicher sein können, dass sie Violett nicht verliert! Also was willst du eigentlich von mir?“, schimpft er den Jüngeren angehalten an. Raph senkt den Blick. „Sorry. – Ich weiß auch nicht, was los ist. – Mikey sah so glücklich aus, als er mit den Zwillingen gespielt hat und es hat ihm das Herz gebrochen, zu hören, dass ihr bald Violett habt und wir kein gemeinsames Kind haben können. – Das ist mir alles irgendwie zu viel geworden und ich finde einfach keine Lösung dafür. - Bitte, Donnie, hilf mir!“, mit flehenden Augen sieht er seinem Bruder entgegen. Der hochgewachsene Junge denkt einen Augenblick darüber nach. „In eurer speziellen Situation könnt ihr kein Kind adoptieren und eine Leihmutter würde rechtlich auch nicht funktionieren – von daher solltest du vielleicht eher nach einer Alternative suchen, an der Mikey seine ‚Mutterliebe‘ ausleben kann…“ Fragend sieht ihn der Rothaarige an. „Was meinst du denn mit Alternative?“ Donnie seufzt tief. Manchmal steht Raph, seiner Meinung nach, echt auf dem Schlauch, aber er will das Ganze auch nicht wieder hochkochen lassen. „Da ein Kind für euch ausgeschlossen ist, wieso besorgst du ihm nicht einfach ein Haustier, um das er sich dann kümmern kann? Ich bin sicher, es wird seinen Zweck voll und ganz erfüllen. Zudem ist ein Haustier auch nur halb so schwierig, wie ein Baby und das dürfte doch gerade dir zusagen, nicht wahr?“, erläutert Donnie geduldig. Langsam scheint Raphael seine Gedanken zu verstehen und ein verhaltenes Lächeln schleicht sich über seine Züge. „Die Antwort ist so simpel und doch so perfekt! Es schockiert mich echt, dass ich daran nicht selbst gedacht hab! – Danke, Donnie! Manchmal wüsste ich nicht, was ich ohne dich machen soll!“ „Kein Problem. – Doch vielleicht solltest du das nächste Mal erst mit mir reden, bevor du Mikey so fertig machst und dich selbst. Und wenn das dein Problem jetzt löst, sollest du zu ihm gehen und dich in aller Form bei ihm, für dein widerwertiges Verhalten, entschuldigen! – Wäre ich heute nicht vorbei gekommen, hätte er vielleicht einen Nervenzusammenbruch erlitten oder du hättest deine Beherrschung richtig verloren und ihm noch mehr wehgetan. Und ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass dir Mikey dann so einfach wieder verziehen hätte!“, mahnt der Tüftler ihn streng. Betrübt schaut Raph auf seine Hände hinab. „Du hast recht. Manchmal bin ich echt ein Idiot. Aber das Ganze macht mich schon so lange fertig, dass ich einfach nicht mehr klar denken kann und ich glaube, Mikey geht es da genauso. – Manchmal denke ich, es wäre besser gewesen, wenn ich mich damals hätte zusammenreißen können. Immerhin hab ich euch alle da mit reingezogen. - Vielleicht hätte Mikey irgendwann ein nettes Mädchen kennengelernt und hätte dann mit ihr Kinder haben können…“, Raphaels Stimme bebt, als wäre er den Tränen nahe. „Ich glaube, jetzt bist du zu streng mit dir selbst. Sicher hätte Mikey irgendwann jemanden gefunden. Aber ich kann mir nicht vorstellen, dass es ein Mädchen hätte sein können. Er war schon immer anders und es passt auch gar nichts anderes zu ihm. Immerhin hatte er ja außer dir noch andere Beziehungen und es waren alles Männer. Wenn das Schicksal ihm dabei nicht so übel mitgespielt hätte, dann wäre er jetzt vielleicht mit einem anderen Mann verheiratet und könnte ein Kind adoptieren. Doch meinst du, dass er mit einem anderen Menschen so glücklich geworden wäre, wie mit dir? Immerhin hat er sich letztendlich ja für dich entschieden und das ist doch alles was zählt!“, versucht Donnie ihn wieder aufzumuntern. „Du hast recht! Und jetzt geh ich zu Mikey und entschuldige mich!“, von neuem Mut durchzogen springt Raphael auf und steigt von Dach herunter. Mit einem nachsichtigen Schmunzeln sieht Donatello ihm nach. „Mit ihm hast du echt einen Fang gemacht, Mikey!“, sagt er mehr zu sich selbst, ehe er auch vom Dach hinunter steigt. Gemächlich trottet er hinter dem Rothaarigen her in den Keller zurück. An der Tür bleibt er jedoch stehen, da Raphael den Durchgang blockiert. Der Saikämpfer steht unschlüssig auf der Schwelle und starrt zu seinem kleinen Bruder hinüber, der schlafend auf der Couch liegt. Langsam dreht Raph sich um und will wieder gehen, doch Donnie lässt ihn nicht durch. „Er schläft, ich komm lieber später wieder und kläre das…“, erklärt sich der Kräftigere. Donatello schüttelt langsam und nachdrücklich den Kopf und schiebt Raph ins Labor hinein. „Oh, nein! Du wirst es ihm jetzt sagen, solange ich dabei bin. Ich hab April schon geschrieben, dass ich später komme, weil ich das hier erst regeln muss. Und ich werde erst gehen, wenn ich sicher bin, dass hier nicht wieder die Fetzen fliegen. Ich kenne dich lange genug, um zu wissen, dass du den größten Mist immer dann verzapfst, wenn niemand da ist, der dich aufhalten kann!“, mahnt der Tüftler ihn streng. „Aber ich will ihn nicht wecken…“ „Doch, das willst du und außerdem wird er eh wieder einschlafen. Nun geh endlich!“, ringt der Brünette nach Beherrschung. Raphael mustert ihn genau und überlegt, ob er noch etwas dagegen sagen soll. Schließlich gibt er sich aber geschlagen. Langsam trollt er sich, unter den wachsamen Augen des Stabkämpfers, zur Couch hinüber. Er geht davor auf die Knie, um den Jüngeren möglichst wenig zu erschrecken und rüttelt ihn vorsichtig wach. Es dauert eine ganze Weile, ehe Mikey die Augen öffnet und mindestens noch mal so lang, bis er erkennt, dass Raph ihn ansieht. Dann jedoch schreckt der blonde Junge ängstlich zusammen. „Nein, schon gut! – Ich bin nicht mehr böse, ich will nur mit dir reden…“, versucht der Saikämpfer ihn zu beruhigen. Vorsichtig setzt sich Mikey auf und blickt sich hilfesuchend nach Donnie um. Dieser steht noch immer an der Tür und nickt dem Kleineren bestätigend zu. Noch etwas unsicher, wendet Michelangelo den Blick wieder auf seinen Partner. Raphael steht langsam auf, setzt sich neben ihn und ergreift eine seiner Hände. Dabei kann er spüren, wie die Krankheit in ihm wütet und er sieht wie vernebelt der Blick des Jungen vom Fieber ist. „Raph, es tut mir leid, dass ich so einen Unsinn erzählt hab. Ich…“, setzt Mikey plötzlich an. Der Ältere unterbricht ihn jedoch schnell wieder. „Nein, Mikey. Ich bin daran mindestens genauso schuld…“ Der Saikämpfer wirft einen Blick zu Donnie, als suche er Bestätigung für seine Worte und der Tüftler deutet ihm an, weiterzumachen. Raphael holt tief Luft, bevor er wieder spricht. „Ich hätte deinen Wunsch nicht als Unsinn abtun sollen. – Wir hätten wahrscheinlich viel früher darüber reden müssen, dann wäre es mit Sicherheit nicht so weit gekommen. – Doch ich war so blind, zu denken, dass du völlig verrückt geworden bist, obwohl ich mir genauso sehr ein Kind wünsche, wie du. Anstatt dich anzuschreien, wäre es angebrachter gewesen, mit dir zum Arzt zu gehen und dich nicht mit alledem allein zu lassen. – Es tut mir ehrlich leid und ich werde es wieder gut machen, Mikey!“, kommt es dem Roten schließlich sehr reumütig über die Lippen. Schweigend hört sich der Jüngere die Worte seines Gegenübers an und lächelt dann sanft. „Schon ok, dass musst du nicht! Es reicht mit vollkommen, wenn du mich noch lieb hast!“ Nun lächelt auch Raphael. „Solang du mich noch lieb hast, auf jeden Fall!“ Sehnsüchtig schließen sich die beiden in die Arme und vereinen die Lippen zu einem tiefen Kuss. Seufzend steht Donnie in der Tür. „Dann wäre das ja glücklicherweise wieder geklärt.“, sagt er mehr zu sich selbst, während er die zwei beobachtet. Schon kurz darauf führt Raph seinen Geliebten wieder nach oben in ihr Schlafzimmer und steckt ihn ins Bett, damit er sich gesundschlafen kann. Wesentlich beruhigter fährt Donnie dann zu seiner Frau nach Hause. Schon ein paar Stunden später kommt Splinter von seiner Reise zurück und Raphael erzählt ihm äußerst unverblümt, was alles vorgefallen ist. Der Meister ist doch ziemlich überrascht, auf was für verrückte Einfälle sein jüngster Spross noch immer zu kommen scheint. Er wusste zwar, dass sich Mikey und Raph ein Kind wünschen, aber das Mikey tatsächlich der festen Überzeugung sein würde, schwanger zu sein, überfordert ihn dann doch etwas. Dass das Ganze glücklicherweise nur ein dummer Nebeneffekt der Krankheit war, die der Junge mit sich rumschleppt, lässt den Sensei dann doch wieder aufatmen. Michelangelo war ja schon immer etwas seltsam im Kopf, aber so was ist dann doch selbst für ihn etwas zu viel. Als Raphael ihm aber von Donnies Alternative erzählt, ist Yoshi jedoch sehr einverstanden damit. Eine Woche später… Inzwischen ist Mikey wieder kerngesund und findet es rückblickend doch selbst ziemlich verrückt, dass er dachte, er könnte tatsächlich schwanger werden. Zwar hat er immer noch den Wunsch ein Kind haben zu wollen, jedoch ist ihm jetzt klar, dass er es nie bekommen wird und er freundet sich langsam mit dem Gedanken an. Immerhin darf er ja so oft er will mit den Zwillingen spielen oder auf sie aufpassen und Donnie hat ihm versichert, dass er das auch sehr gern mit Violett machen kann, wenn sie auf der Welt ist und das macht den Nunchakuträger sehr glücklich. Raphael ist auch viel beruhigter, dass sein Partner wieder auf dem Teppich ist und er sich deswegen keine Sorgen mehr machen oder ausrasten muss. Seit er mit Mikey verheiratet ist, ist er sowieso viel entspannter und ruhiger geworden. Wo er sich früher ständig über jede Kleinigkeit aufgeregt hat, sieht er heute beinahe gelassen darüber hinweg. Mal abgesehen von dieser Sache, die ihn wirklich fertig gemacht hat, obwohl er dachte, dass das mit der Hochzeit schon schlimm gewesen war. Doch auch Michelangelo ist seither viel ruhiger geworden und gibt ihm seltener einen Grund zum Ärger. Es ist schon ziemlich spät, als das Auto des Rothaarigen nun in die Einfahrt einbiegt. Jedoch begrüßt er die späte Stunde, da Mikey schon im Bett ist und er in aller Ruhe alles vorbereiten kann. Es hat ihm einiges an Nerven gekostet, Donnies Vorschlag umzusetzen, doch er ist der Meinung, dass es ihm letztendlich gelungen ist. Als er die Tür des Wagens öffnet, kommt ihm Splinter schon entgegen. „Hallo Raphael, ich dachte schon, du kommst gar nicht mehr wieder…“, kommt es doch leicht tadelnd von dem Schwarzhaarigen. Mit einem entschuldigenden Blick reicht der Saikämpfer ihm eine Schachtel, in der sich jede Menge Löcher befinden. Neugierig nimmt der Meister sie entgegen, während sein Schüler den Kofferraum öffnet und allerhand Zeugs heraus räumt. „Sorry, Sensei. Aber ich war in fünf verschiedenen Zoohandlungen, bis ich endlich eine gefunden hab, die ein verfluchtes Katzenkind hat. Ich scheine mir gerade den richtigen Zeitpunkt ausgesucht zu haben, in dem diese Viecher mal nicht wie verrückt rummachen und ihre Gören in der ganzen Stadt verteilen…“, die genervte Verzweiflung steht dem jungen Mann noch deutlich ins Gesicht geschrieben. Während Yoshi seinem Sohn nachsichtig zuhört, öffnet er den Deckel der Schachtel und erhält sofort ein erleichtertes Miauen als Antwort. Kurz darauf blickt er in die neugierigen Bernsteinaugen des Kätzchens. Vorsichtig nimmt er es auf dem Arm und krault über das seidige, rotorange Fell. Die Schwanzspitze und der Bauch sind weiß, ebenso das Schnäuzchen, als hätte es die Nase in weiße Farbe getaucht. Die kleinen Pfötchen sind ebenfalls weiß, als hätte das Kätzchen winzige Schuhe an. Es lässt ein zufriedenes Schnurren hören und scheint Splinters Liebkosungen sichtlich der Schachtel vorzuziehen. „Du bist ein sehr liebes, kleines Kerlchen!“, verkündet der Meister sanft, ehe er den Blick wieder auf seinen Sohn wendet, der inzwischen den Kofferraum geleert hat. „Ich bin sicher, Michelangelo wird sich sehr darüber freuen, mein Sohn. Und es wird ihm ganz sicher auch über seinen Kummer hinweghelfen.“ „Das hoffe ich doch sehr, Sensei…“, erwidert der Saikämpfer erschöpft. Langsam bringen sie gemeinsam die ganzen Sachen ins Haus. Das Meiste wirft Raph einfach in die Küche, da er jetzt keinen Nerv mehr dafür hat. Nur das Katzenklo stellt er ins Badezimmer. Schließlich nimmt er Yoshi das Kätzchen ab und wünscht ihm eine gute Nacht, ehe er zu Mikey ins Schlafzimmer huscht. Der Blonde schläft schon tief und fest und das hatte Raphael auch wirklich gehofft, da sonst die ganze Überraschung dahin wäre. Leise schleicht er zum Futon hinüber, setzt das Kätzchen einen Moment ab und macht sich zum Schlafen fertig. Dann nimmt er das Fellbündel wieder hoch und steigt vorsichtig mit ihm in die Laken. Fest sieht er dem Tier dann in die Augen. „Mach bloß keinen Mucks, klar?“, weist er es an. Die Katze schaut ihm allerdings wenig begeistert an und würde lieber wieder festen Boden unter den Füßen haben, anstatt die ganze Zeit von ihm am Genick festgehalten zu werden. Vorsichtig schlägt Raphael die Decke von Mikey zur Seite und hebt das Hemd des Jungen hoch. „Ich warne dich, Katze…“, gibt er dem Tier noch einmal zu verstehen, ehe er sie behutsam auf Mikey´s Bauch absetzt. Neugierig blickt sich die Katze an ihrem neuen Platz um und macht Anstalten aufzustehen. „Bleib verdammt noch mal sitzen!“, zischt Raph ihr finster zu und zieht sie etwas grob an ihren Platz zurück. Das Kätzchen ist davon aber überhaupt nicht angetan und so faucht es den Rothaarigen wütend an und kratzt ihm über den Handrücken. „Du verfluchtes Biest!“, gibt Raph leise zum Besten. Die beiden Kontrahenten funkeln sich finster entgegen, ehe Raph dann endlich nachgibt. „Ich muss echt bekloppt sein, mich hier mit einer dämlichen Katze zu streiten…“, brummt er wütend. Die Katze lässt ein leises Mauzen hören, als wolle sie seine Aussage bestätigen. „Ok, Katze. Im Moment mögen wir uns vielleicht noch nicht so richtig, aber wir müssen beide damit leben lernen, also komm mir wenigstens etwas entgegen.“, kommt es, mit einem Anflug von Verzweiflung, von dem Saikämpfer. Die Katze mustert ihn einen Moment, dann rollt sie sich auf Mikey´s Bauch zusammen und legt den Kopf auf die Pfoten. Erleichtert stößt der Rothaarige die Luft aus und zieht dann vorsichtig das Hemd des Jungen über die Katze. Diese hält gnädiger Weise weiterhin still, obwohl Raph gedacht hätte, dass sie spätestens jetzt wirklich durchdrehen und seine ganze Idee zunichtemachen würde. Da dies zu funktionieren scheint, legt Raphael vorsichtig die Decke wieder über seinen Partner und betrachtet ihn dann einen Moment. Die kleine Katze zeichnet sich als deutliche Beule auf Mikey´s Bauch ab und für einen Augenblick kommt es Raph tatsächlich so vor, als wäre sein Bruder schwanger. Er schüttelt schmunzelnd den Kopf, um diesen sinnlosen Gedanken wieder loszuwerden und weckt Michelangelo dann vorsichtig. Nicht sonderlich begeistert, öffnet der Junge verschlafen die Augen. „Raph? Wie spät ist es?“, kommt es mit belegter Stimme von ihm. „Nicht spät genug für eine kleine Überraschung!“, verkündet der Rote mit frechem Grinsen und deutet auf die Beule unter der Decke. Irritiert betrachtet der Kleine sie eine ganze Weile, scheint er doch nicht zu verstehen, was sie bedeutet. Langsam führt Raphael Mikey´s Hand dorthin und der Junge spürt, wie sich darunter etwas bewegt. Überrascht zuckt der Blonde zusammen. „Was – was ist das?“, fragt er den Älteren erschrocken. „Das ist jetzt sozusagen unser Kind, Mikey…“, lächelt er ihm sanft zu. Dies verwirrt den Jungen nur noch mehr. „Aber ich dachte…“, setzt er an, ehe der Ältere ihn unterbricht. „Nicht denken, Mikey. Sieh einfach nach!“, fordert er ihn auf. Nervös nickt der Junge und zieht vorsichtig die Decke zur Seite. Nicht weniger überrascht betrachtet er, die sich bewegende, Beule unter seinem Hemd. Hilflos blickt er zu seinem Bruder, der ihn nur weiterhin anlächelt und ihn drängt, weiterzumachen. Michelangelo atmet tief durch und zieht dann sein Hemd hoch. Freudig mauzt ihm dann ein kleines Kätzchen entgegen, das dort hockt. Mikey traut seinen Augen kaum. Sprachlos blickt er von dem Tier zu seinem Bruder hinüber. „Da wir ja keine eigenen Kinder haben können, hatte Donnie vorgeschlagen, dass dir ein Tier vielleicht darüber hinweg helfen könnte. Und ich hoffe, er hat recht und du bist jetzt wieder fröhlich…“, kommt es etwas verlegen von dem Größeren. „Oh Gott, Raph! Ich weiß gar nicht, was ich sagen soll…“ „Du musst nichts sagen, solang es dir nur gefällt!“, erwidert der Rote hoffnungsvoll. Mikey´s Gesicht erhellt sich, wie schon seit Ewigkeiten nicht mehr. „Oh, ja! Es ist einfach perfekt!“, flötet er und fällt seinem Bruder um den Hals. Raphael schließt ihn fest in seine Arme und schmiegt sich an ihn, bis die beiden ein missgünstiges Miauen hören. Etwas irritiert trennen sie sich von einander. Die kleine Katze kommentiert das Ganze erleichtert. Bei der stürmischen Umarmung der zwei, ist sie von Mikey´s Bauch gerutscht und wurde dann doch etwas arg zwischen ihnen eingeklemmt. Entschuldigend nimmt Michelangelo sie nun auf den Arm und betrachtet sie richtig. „Oh, was bist du nur für ein süßes Ding! Hast du auch einen Namen, meine Kleine?“, fragt er die Katze in einer Tonlage, die er sonst nur zu haben scheint, wenn er mit Leos Zwillingen redet. Raph muss sich echt das Lachen verkneifen. „Der Verkäufer meinte, sie ist ein Junge und er hat noch keinen Namen.“, sagt er stattdessen. Daraufhin hellt sich das Gesicht des Nunchakuträgers noch um einiges auf. „Dann werde ich ihn Klunk nennen!“, flötet er begeistert, woraufhin die Katze ein ebenso begeistertes Mauzen von sich gibt. „Klunk hört sich echt komisch an…“, entgegnet Raphael stirnrunzelnd. „Aber solang es dir gefällt, gefällt es mir auch…“, fügt er müde hinzu, ehe er sich auf sein Kissen sinken lässt. „Oh, ja. Es gefällt mir sehr!“, erwidert der Blonde und drückt ihm einen Kuss auf die Lippen. Träge geht Raphael darauf ein. „Vielen Dank für all die Mühe, die du dir meinetwegen gemacht hast! Du bist der allerbeste Ehemann und Bruder, den man sich nur wünschen kann!“, strahlt der Junge ihm entgegen. Unweigerlich muss Raph lachen. „Weißt du eigentlich wie krank sich das anhört?“ Mikey grinst nur noch breiter und zuckt mit den Schultern. „Du bist ja auch ziemlich verrückt!“, entgegnet er dem Roten. „Und du bist Krönung aller Verrückten und deswegen liebe ich dich ja auch so!“, erwidert Raph und zieht den Jungen samt Katze zu sich hinunter. „Ich liebe dich auch…“, haucht Mikey ihm zu, ehe ihm langsam die Augen zufallen. Klunk gibt ein zufriedenes Miauen von sich und kuschelt sich zwischen den beiden ein. Einen Augenblick betrachtet Raphael noch seinen kleine, nun vollständige, Familie, ehe auch ihm die Augen zufallen und sie alle friedlich einschlafen… Kapitel 34: Special 13: Turtle Sandwich --------------------------------------- Mit schmerzlich verzerrtem Gesicht landet Michelangelo auf dem noch taufeuchten Gras hinter dem Dojo. Schon einen Moment später teilt Donatello sein Schicksal und prallt hart auf das satte Grün. Außer Atem sehen sich die beiden Brüder in die Augen. Noch ehe sie sich gegenseitig bemitleiden können, müssen sie jedoch schnell zur Seite rutschen, da gerade Raphael angeflogen kommt. Auch er landet ziemlich unsanft auf der Wiese und braucht einen Augenblick, um sich wieder zu sammeln. Mit einem leisen Knurren reibt er sich den pochenden Kopf und wendet seinen Blick dann auf Splinter und Leonardo. Mikey und Donnie tun es ihm gleich und beobachten den Kampf zwischen ihrem Leader und ihrem Lehrmeister. Dem Blauen gelingt es noch ein, zwei Mal den Angriffen seines Ziehvaters auszuweichen, dann landet auch er unsanft auf dem Rasen. Streng mustert Yoshi seine erschöpften Schüler, die er schon seit Sonnenaufgang unermüdlich durch die Gegend scheucht. Es ist zwar noch nicht ganz Vormittag und das Gras noch mit nächtlichem Tau geziert, dennoch ist es ungewöhnlich warm für diesen Morgen Ende März. Keuchend und nach Luft ringend, liegen die Jungs auf dem Gras und hoffen darauf, dass ihr Sensei es für heute gut sein und Gnade walten lässt. Mit flehendem Blick sehen sie ihn an, auch wenn sie wissen, dass Yoshi dem nur sehr selten nachgibt. Nachdenklich reibt sich der Meister das Kinn und mustert seine Schüler noch eindringlicher. Dann endlich erhebt er die Stimme. „Ich denke, für heute Morgen habt ihr erst mal genug, meine Söhne. Doch am Nachmittag werden wir weitermachen!“, verkündet er mit leichtem Nachdruck. Die vier Ninjaschüler ignorieren den letzten Teil mit dem weiteren Training gekonnt und geben stattdessen ein erleichtertes Seufzen von sich. Sie lassen sich alle nach hinten ins feuchte Gras fallen und versuchen wieder zu Atem zu kommen. Mit einem leichten Kopfschütteln betrachtet der schwarzhaarige Mann seine Zöglinge. Dann jedoch klatscht er einmal laut in die Hände, um ihre Aufmerksamkeit zu bekommen. Schwerlich heben die Jungs den Kopf. „Liegt dort nicht rum wie erschossene Hasen, sondern geht unter die Dusche, dass wird euch guttun!“, weist Splinter sie an, ehe er sich ins Haus zurückzieht. Einem Moment verweilen die Jungen noch an Ort und Stelle, dann wird es ihnen in der Sonne doch langsam zu warm und sie erheben sich schwerfällig. Auf wackeligen Beinen sammeln sie ihre Waffen ein und trotten dann langsam ins Haus zurück. Dort angekommen, verschwindet jeder von ihnen kurz in seinem Zimmer, um seine Waffen beiseite zu legen und sich frische Klamotten zu suchen. Fünf Minuten später treten sich alle nur noch in Unterhosen aus ihren Zimmern heraus. Von seinem Sessel aus beobachtet Splinter wie seine Schüler ins Badezimmer schleichen. Nur allzu deutlich kann er die Kratzer und blauen Flecken vom heutigen Training sehen, die sich auf ihren Körpern abzeichnen. Dennoch kann er auch sehen, dass sie von Tag zu Tag stärker werden und ihre Statur immer männlichere Formen annimmt. Dies liegt aber wahrscheinlich nicht nur an dem harten Training, das er ihnen zu Teil werden lässt, sondern auch an ihrem ungewöhnlichen Umgang untereinander. Er verbietet ihnen ihr unzüchtiges Treiben nicht, es hätte eh keinen Sinn es zu versuchen, doch er achtet darauf, dass sie es nicht übertreiben und dadurch ihre Kondition leidet. Dass sie in diesem Fall nicht alle gleich verrückt sind, ist dem Meister sehr wohl klar. Donatello ist sehr zurückhaltend und es kommt Yoshi auch so vor, als wenn er sich mit dem Ganzen auch gar nicht so recht anfreunden kann. Er bleibt lieber für sich allein, was vielleicht auch ganz gut so ist. Raphael reißt die fehlende Begeisterung seines Bruders für dieses Fehlverhalten meilenweit wieder raus und übertreibt es nur allzu oft mit Freuden. Der Rote ist kaum zu bändigen, was dem Sensei doch einiges an Sorgen bereitet und er sich gar nicht vorstellen will wie sich Michelangelo dabei manches Mal fühlen mag. Der Blonde hält jede Menge aus, weil er es ja schon immer gewohnt war von dem Saikämpfer nicht gerade mit Samthandschuhen angefasst zu werden, aber irgendwann muss der Junge doch mal an seine Grenzen stoßen? Dass sein bester Schüler Leonardo das Ganze auch noch mitmacht, will ab und an gar nicht in Splinters Kopf hinein. Sonst ist der Schwertkämpfer immer so bemüht, das Richtige zu tun und folgsam zu sein. Doch wenn es um diese Sache geht, steht er Raphael nur wenig nach. Das die zwei Brüder selbst bei so etwas ihre Rivalität ausleben ist schon beunruhigend. Allerdings ist der Meister doch ziemlich froh, dass seine unanständigen Söhne ihre Spielchen nicht direkt vor seiner Nase abziehen und sich weitgehend zurückhaltend benehmen. Sonst würde er es ihnen wohl doch irgendwie verbieten müssen. So verschwinden die Jungs im Bad und Splinter widmet sich wieder seiner Zeitung und einer schönen Tasse Tee. Als die Tür ins Schloss gefallen ist, dreht Leo die Dusche auf, damit das warme Wasser zu fließen beginnt. Anschließend werfen die Brüder ihre frischen Sachen in eine Ecke, suchen sich ein paar Handtücher, die auf dem Klodeckel landen und entledigend sich dem letzten Stoff, den sie am Leib tragen. Gemeinsam betreten sie die geräumige, ebenerdige Glaskabine und stellen sich unter die breite Regenwalddusche. Das warme Wasser benetzt ihre geschundenen, verschwitzten Körper und verleitet die Jungs dazu ein sehnsüchtiges Seufzen von sich zu geben. Die angenehme Temperatur des Wassers scheint all die Qualen des Trainings von ihnen zu nehmen und hilft ihnen sich langsam zu entspannen. Verträumt schließen sie die Augen, richten ihr Gesicht in die prasselnden Strahlen und genießen einfach nur. Langsam geht der Augenblick zu Ende und sie reichen Seife und Shampoo herum. Träge fangen die Jungs an sich zu waschen und den Schmutz des Morgens von sich zu reiben. Ihre angespannten und schmerzenden Muskeln und Gelenke kommen allmehlig wieder zur Ruhe und jede Bewegung fällt ihnen von Minute zu Minute etwas leichter. Diese Tatsache fördert ihre Fröhlichkeit und somit auch ihren Spieltrieb. So fangen sie an sich gegenseitig die Seife wegzunehmen, sich zu schubsen und mit Wasser zu bespritzen. Kecke Witze durchdringen das Wasserrauschen und werden von kindlichem Lachen abgelöst. Im Dojo sieht Yoshi von seiner Zeitung auf und betrachtet die verschlossene Badezimmertür mit einem leichten Kopfschütteln und einem kleinen Lächeln. „Jungs…“, gibt er leise von sich und wendet sich immer noch schmunzelnd wieder seiner Zeitung zu. Ja, Jungs sind eben richtige Spielkinder! Zehn Minuten später beruhigen sich die vier Brüder langsam wieder und ihr ausgelassenes Lachen lässt nach. Stattdessen kommt Raphael ein ganz anderer Gedanke, wo er so seinen Babybruder beobachtet, der sich neben ihm das Shampoo aus den Haaren wäscht. Sein Blick gleitet über den fast schon zierlichen Körper. Die leicht gebräunte Haut glänzt verführerisch unter dem warmen Wasserstrahl. Unbewusst sinnlich bewegt sich Mikey darunter, während der Schaum an seinen straffen Muskeln hinab rinnt und sich zu seinen Füßen sammelt. Ohne dass er es selbst merkt, kaut Raphael auf seiner Unterlippe herum, bis es zu schmerzen beginnt. Dann gleitet er mit der Zunge über die gereizte Haut, während seine Augen an Michelangelos Hintern haften bleiben. Sein kleiner Bruder weckt eine tiefe Erregung in ihm wie er sie schon oft in seiner Gegenwart gespürt hat. Er ist mehr als Dankbar, dass er dieses nagende Gefühl mittlerweile ausleben kann, ohne das Leo oder Splinter deswegen einen Anfall bekommen. Dennoch ist es ein bisschen riskant so einen Gedanken zu haben, während sie alle hier unter der Dusche stehen. Allerdings kann sich Raph nicht dagegen wehren und je länger sie hier stehen, desto schlimmer wird es. Was der Rote nicht ahnt ist, dass sein Leader mit ganz ähnlichen Gedanken zu kämpfen hat. Auch er starrt Mikey ungewöhnlich intensiv an, nur Donnie scheint von alledem nichts mitzubekommen. Der Stabkämpfer wäscht sich weiterhin gründlich, ohne auch nur einen Blick an seine Brüder zu verschwenden. Im Geiste ist er schon längst wieder in seinem Labor und denkt über eine neue Erfindung nach. Die intensive Beschauung, die Leonardo und Raphael ihm zu Teil werden lassen, geht auch an Mikey völlig vorbei. Er steht nur da und träumt wie immer vor sich hin, denkt an eine leckere Pizza und an seine Comichefte. So merkt er erst auch gar nicht wie sich Raph hinter ihn schleicht und dabei argwöhnisch von Leo beobachtet wird, der wohl gerade dieselbe Idee hatte. Erst als sich der Saikämpfer gegen ihn drückt, schreckt der Chaosninja zusammen und blickt überrascht nach hinten. „Raph, was…?“, setzt der Junge an, dann spürt er schon überdeutlich wie sich Raphaels Erregung gegen ihn presst. Schlagartig läuft der Kleinere rot an und verkrampft sich etwas, als ihm klar wird, dass er ja gar nicht mit seinem Bruder allein ist. Der Saikämpfer drückt sich aber noch etwas mehr gegen ihn und legt seinen Kopf auf der Schulter des Blonden ab. „Entspann dich, Mikey. Ich helf dir ein bisschen beim Waschen!“, raunt er dem Jüngeren schwer ins Ohr. Der Gedanke hat schon etwas sehr Reizvolles an sich, das muss Mikey zugeben, dennoch behagt es ihm nicht, das Leo und Donnie sie dabei beobachten können. Etwas verloren wendet er daher den Blick zu seinem Leader und bittet stumm um Hilfe. Der Schwertkämpfer mustert die zwei immer noch argwöhnisch, doch jetzt liegt eindeutig auch Neid in seinem Blick. Leicht schmollend schiebt der Anführer die Unterlippe vor und überbrückt die kurze Distanz zwischen ihnen. Der Nunchakuträger denkt natürlich, dass sein ältester Bruder ihm jetzt helfen und Raph zur Vernunft bringen wird, doch da hat er sich mächtig geschnitten. Statt Mikey zu helfen, stellt er sich vor den Jungen und drückt sich ebenfalls gegen ihn, sodass der Kleine zwischen den beiden Älteren eingesperrt ist. Über seinen Kopf hinweg funkeln sich die beiden Rivalen finster an. Jeder scheint ihn für sich beanspruchen zu wollen und das behagt dem Jungen noch viel weniger. Die zwei haben sich schon eine Weile nicht mehr wegen ihm in den Haaren gelegen und Michelangelo wäre froh, wenn das auch so bleiben würde, doch jetzt scheint er mitten drin gelandet zu sein und findet keinen rechten Ausweg. Mit einem ziemlich mulmigen Gefühl blickt der orange Turtle zu seinem Leader auf, doch dieser beachtet ihn gar nicht, sondern funkelt nur weiterhin Raphael an. „Verpiss dich, Leo! Ich war zuerst hier!“, faucht der Rote den Schwertkämpfer plötzlich an. „Das hat überhaupt nichts zu bedeuten!“, kontert der Ältere. „Ach ja? Aber vielleicht hat meine Faust ja auch was zu bedeuten!“, kommt es nun zornig von Raph. „Das denke ich nicht!“, erhält er jedoch als Antwort. Wütend beginnen die beiden sich anzuknurren, während Mikey immer unwohler zu Mute wird. Nun bemerkt auch Donatello, dass etwas nicht stimmt und wendet den Blick zu seinen Brüdern. Was er dort sieht, gefällt ihm aber überhaupt nicht. Derweilen ergreift der Nunchakuträger das Wort. „Jungs, können wir das nicht verschieben?“ Die beiden blicken ihn an. Dann scheint beiden im selben Augenblick der gleiche Gedanke zu kommen und sie verdrängen ihre Wut und grinsen sich stattdessen über Mikey´s Kopf hinweg an. „Scheint so, als würdest du dasselbe denken wie ich!“, entgegnet Raphael seinen Anführer. „Dem scheint mir auch so! Versuchen wir es!“, erwidert der Schwarzhaarige. Michelangelo findet das aber überhaupt nicht mehr witzig, auch wenn er noch nicht weiß was ihm bevorsteht. „Hey und was ist mit mir?“, kommt es schmollend von ihm. „Du hast kein Mitspracherecht, Kleiner!“, kommentiert Raphael leicht gehässig. Trotz dieser bösen Worte scheint Leo der gleichen Ansicht zu sein und betätigt die Aussage seines Bruders. „Aber…“, setzt der Blonde an, wird aber augenblicklich zum Schweigen gebracht, als Leonardo ihn in einen tiefen Kuss verwickelt und Raph ihm seine Zähne in die Schulter bohrt. Doch ziemlich überfordert besieht sich der Tüftler das Ganze und ist beim besten Willen nicht der Meinung, sich das Ganze noch länger antun zu müssen. Stattdessen steigt er aus der Dusche, wickelt sich sein Handtuch um die Hüften, schnappt seine Sachen und begibt sich zur Tür. „Hey, Donnie, du verpasst die ganze Show!“, ruft Raphael ihm nach. „Danke, ich verzichte…“, entkommt es dem Älteren beschämt, ehe er nach draußen verschwindet und die Tür hinter sich wieder schleißt. Schulterzuckend sieht der Saikämpfer ihm nach. „Selber schuld, aber so bleibt mehr für uns!“, grinst er, ehe er sich wieder an Mikey´s Hals zu schaffen macht. Verloren sieht Michelangelo seiner einzigen Rettung hinterher, während sich seine Brüder gegen ihn drücken. Raphaels Zähne bohren sich abermals in seine Schulter, was dem Blonden einen leichten Schmerzlaut von sich geben lässt. Die Nägel des Rothaarigen graben sich dabei in die Hüften des Nunchakuträger und ziehen ihn fest an sich. Leonardo unterbindet weiteren Protest seines kleinen Bruders indem er ihn wieder zu einem Kuss verführt. Überraschend grob drückt er seine Lippen auf die des Jüngeren und umfasst dabei seine Handgelenke, damit er sich nicht so sehr wehren kann. Mikey ist mit alledem doch ziemlich überfordert. Einer seiner Brüder ist ihm normalerweise mehr als genug, besonders Raph, doch alle beide sprengen sein Denken vollkommen. Eine grenzenlose Hilflosigkeit breitet sich in ihm aus und macht ihm klar wie schwach und verwundbar er jetzt ist. Seine Brüder wissen genau wie sie mit ihm umzugehen haben und er kann sich nicht dagegen wehren, da sein Körper so sehr nach ihnen verlangt wie nach der Luft zum Atmen. Verloren ergibt er sich Leos Kuss und öffnet widerstandslos den Mund, als es von ihm verlangt wird. Derweilen steht Donnie doch etwas überfordert vor der Badezimmertür und will sich so gar nicht ausmalen, was dahinter passieren wird. Vielleicht halten seine Brüder ihn deswegen für verklemmt, aber er findet es einfach nicht richtig so etwas zu tun und dann auch noch zu dritt unter der Dusche, während ihr Sensei keine fünf Meter entfernt in seinem Sessel sitzt und Zeitung liest. ‚Er wird es hören…‘, geht es dem Tüftler unweigerlich durch den Kopf. „Donatello?“, ruft ihn auf einmal Yoshis Stimme in die Wirklichkeit zurück. Der Stabkämpfer schreckt heftig zusammen und läuft augenblicklich knallrot an. Verwundert legt der Sensei die Stirn in Falten. „Was ist los, mein Sohn?“ Unschlüssig blickt sich der Junge im Dojo um, während er beinahe krafthaft das Handtuch um seine Hüften umklammert, sich seine Klamotten an die schmale Brust drückt und unzählige Wassertropfen von seinen Haaren zu Boden gleiten und dort eine kleine Pütze zu seinen Füßen bilden. Splinter betrachtet ihn noch eingehender. „Wo sind deine Brüder?“, fragt er schließlich, da sie sonst immer gemeinsam aus der Dusche kommen und das eigentlich auch immer trocken und angezogen. „Die sind noch unter der Dusche…“, entgegnet ihm der Junge leise. „Und warum stehst du hier wie ein begossener Pudel?“, will der Meister nun wissen. Donatello wird noch einen Schlag dunkler um die Nase und sucht händeringend nach einer Antwort, die Splinter nicht dazu verleitet ins Bad zu stürzen und die drei bei ihrem ‚Spiel‘ zu stören. Nur leider fällt ihm nichts Gescheites ein, weswegen er es so harmlos wie möglich versucht zu umschreiben. „Also, ich denke Ihr solltet ihnen noch etwas länger unter der Dusche gönnen. – Ich werde derweilen lieben in mein Labor gehen und ich denke Ihr solltet vielleicht lieber nach draußen gehen und diesen schönen Morgen im Garten genießen – es könnte sonst unter Umständen etwas unangenehm werden…“, ein nervöses Lachen entkommt dem Tüftler, während er hofft, dass sein Ziehvater diesen Wink verstanden hat, da er sich nicht in der Lage fühlt ihm zu sagen, dass seine Söhne es jeden Moment unter der Dusche treiben werden. „Was willst du mir damit sagen, Donatello? Was machen sie denn da drin?“, in Yoshis Stimme mischt sich ein Anflug von ungeduldigem Zorn. Überfordert tritt Donnie von einem Bein aufs andere und weicht den Blicken seines Senseis aus. „Das wollen Sie nicht wissen, ganz ehrlich…“, ist dann sein einziger Kommentar, bevor er sich mit gesenktem Kopf in sein Zimmer verzieht. Verständnislos blickt der Schwarzhaarige ihm hinterher und starrt dann auf die Badezimmertür. Donnies Verhalten macht ihn stutzig und langsam kommt ihm der Gedanke, was sein beschämter Schüler gemeint haben könnte. Er erhebt sich von seinem Sessel und geht langsam zur Badezimmertür hinüber. Prüfend steht er davor und lauscht, obwohl ihn der Gedanke etwas zu hören, mit großem Unbehagen erfüllt. Alles was er jedoch ausmachen kann, ist das Raschen des Wassers und ein leiser Laut, der von Michelangelo zu kommen scheint. Dieser Laut verstummt aber schnell und dann ist außer dem Wasserrauschen nichts mehr zu hören. Trotz seines Unbehagens seine Söhne bei ihren Annäherungen zu stören, klopft er an die Tür. Unter der Dusche zucken die drei Jungs heftig zusammen und starren wie angewurzelt zur Tür hinüber. Eine gewisse Angst keimt in ihnen auf, ob Donnie sie wohl verraten hat und sie nun Ärger bekommen. Dann dringt Splinters Stimme durch das Holz. „Ich hoffe, ihr denkt daran, dass ihr heute noch eine Trainingseinheit absolvieren müsst, also übertreibt es nicht ganz so sehr!“ In der Stimme ihres Senseis hören die Brüder sowohl Strenge als auch eine Funken von Nachsicht, der ihnen etwas Hoffnung macht. Sie blicken einander unschlüssig an. „Hai, Sensei!“, rufen sie schließlich im Chor in Richtung Tür und hoffen, dass es überzeugend rüberkommt. Von draußen kommt kein weiteres Kommentar, aber sie hören wie sich Yoshi entfernt und kurz darauf die Haustür ins Schloss fällt. Sie scheinen also noch mal davon gekommen zu sein. Eine sichtliche Erleichterung breitet sich auf dem Gesicht der beiden Älteren aus. Mikey hingegen fühlt sich noch etwas unwohler als zuvor, da er ihnen somit endgültig ausgeliefert ist. Je länger er sich aber mit diesem Gedanken auseinander setzt, desto stärker wird ein Gefühl tief in ihm drin, das sich das Ganze irgendwie auch wünscht. Ein Gefühl, das dieses Ausgeliefert sein genießt und vor Neugierde beinahe überschwappt. Ein kleiner, verdorbener Teil von ihm, der sich zur Oberfläche zu kämpfen versucht… Angestrengt windet er sich zwischen seinen beiden Brüdern, die noch immer gebannt auf die verschlossen Tür starren, als würden sie fürchten, dass Splinter es sich noch einmal anders überlegen und doch noch hineinkommen könnte. Dann jedoch spüren sie die unruhigen Bewegungen des Kleineren und wenden sich ihm wieder zu. Schwer legt sich Raphaels Kopf wieder auf Mikey´s Schulter und heißt schlägt dem Blonden der Atem des anderen ins Ohr. „Scheint, als hätten wir freie Bahn…“, raunt er dem Jüngeren und gleichzeitig Leo zu. Der Anführer schenkt dem Rothaarigen ein herausforderndes Lächeln und sieht Mikey tief in die Augen. „Dem scheint mir auch so. Na, aufgeregt?“, fragt er den Nunchakuträger. Der Kleine blickt Leo mit großen Augen an, während sich heiße Röte auf seinen Wangen ausbreitet. Er öffnet den Mund, doch eine Antwort kommt nicht heraus. Sinnlich blickt ihm der Schwarzhaarige entgegen und plötzlich wird sich Michelangelo überdeutlich bewusst, wie nah seine Brüder ihm sind, wie sie ihre feuchten, warmen und insbesondere nackten, Körper gegen ihn pressen. Schwer schluckt er und der kleine, verdorbene Teil in ihm beginnt sich erwartungsvoll zu regen. Gerade als sich der Junge doch zu einer Antwort durchringen kann, entscheiden sich die beiden Älteren dafür, dass Mikey immerhin nicht ‚nein‘ gesagt hat und machen einfach ungefragt weiter. Ein weiteres Mal graben sich Raphaels Zähne in die gereizte Haut am Hals seines Bruders. Hart presst sich seine Erregung gegen den süßen Hintern, während er ihm etwas grob mit dem Knie die Beine auseinander drückt. Seine Finger umklammern die Hüften des Jungen und ziehen ihn noch näher zu sich heran, obwohl dies gar nicht mehr möglich scheint. Verloren wimmert der Chaosninja und versucht das alles in seinen Kopf zu bekommen. Allerdings unterbricht Leonardo seine Denkversuche erneut. Der Größere erhascht einen weiteren Kuss, den er schnell vertieft. Dabei drückt er sich genauso ungestüm gegen seinen kleinen Bruder wie Raph. Seine Nägel wandern die Seiten des Blonden auf und ab, während sich seine Erregung unablässig an Mikey´s reibt. Dem Kleinsten wird ganz schwindlig. Wie im Traum hebt er langsam die Arme und vergräbt seine Finger in Leos Haaren. Er klammert sich wie ein Ertrinkender daran fest, zieht seinen Bruder somit noch etwas mehr zu sich und erwidert den Kuss dann ungeschickt. Als er endet, erzittert Mikey unter dem festen Griff des Saikämpfers und gibt er erhitztes Keuchen von sich. Leo beobachtet ihn dabei fasziniert und leckt sich keck über die Lippen, auf denen er noch die Süße seines Bruders schmecken kann. Ein tiefes Brummen ist von Raphael zu hören und der Leader kann deutlich sehen, wie er nach Beherrschung ringt. Es ist wirklich mehr als seltsam, den temperamentvollen Ninja jetzt so zu sehen. Beinahe der Verzweiflung nahe, wirkt er schon fast hilflos. Doch auch Michelangelo scheint von ihrem Tun mehr als überfordert. Der Schwertkämpfer spürt die Hitze in dem zierlichen Körper und wie der Junge bei jeder noch so kleinen Berührung erzittert. Einfach herrlich und ihm geht es nicht viel besser. Auch er möchte, dass sie möglichst schnell weitermachen. Daher lässt er nun seine Finger über die Brust des Nunchakuträgers wandern und neckt die kleinen Knospen, die sich ihm erwartungsvoll entgegenstrecken. Hart wie kleine Steine erheben sie sich von der weichen Haut in die Höhe. Mikey lässt ein erregtes Seufzen hören und drückt sich Leos Fingern leicht entgegen. Zumindest soweit wie Raph es ihm gestattet. Der Rothaarige knurrt ihm heiß ins Ohr und kratzt mit seinen Nägeln über die Hüften des Blonden. Hilflos seinen überforderten Gefühlen erlegen, windet sich der Junge zwischen ihnen. Leonardo führt derweilen sein Spielchen weiter fort, ohne auf Raphael zu achten. Immer noch reizt er die harten Knospen, bis sie ihre maximale Größe erreicht haben. Dann klemmt er sie zwischen seinen Fingern ein und presst sie zusammen. Ein feiner, leicht stechender Schmerz zieht sich von dort durch Michelangelos Körper und lässt ihn erbeben. Sein Stöhnen erfüllt das Badezimmer und vermischt sich mit dem warmen Prasseln des Wassers, das die Jungs schon gar nicht mehr wahrnehmen. Ein zweideutiges Lächeln zeichnet sich auf den Zügen des Leaders ab, als er die Geräusche seines Bruders hört. „Na, macht dich das scharf, Mikey?“, neckt er den Kleinen, während er streng von Raphael beobachtet wird. Die Wangen des Jüngsten werden bei dieser Frage noch einen Schlag dunkler. Heiß stößt er den Atem aus und blickt seinen Anführer mit vernebelten Augen an. „Leo…“, wimmert er zur Antwort und dies scheint dem Schwarzhaarigen völlig zu genügen. Der Saikämpfer gibt ein warnendes Knurren von sich und lässt dann eine Hand nach oben zu Mikey´s Brust gleiten. Dort greift er sich eine der harten Knospen und presst sie fest zusammen. Ein etwas schmerzliches Keuchen erntet er als Antwort. Doch es scheint dem Kleinen zu gefallen. Mit der anderen Hand zieht er die Hüfte des Jungen etwas nach hinten und stößt mit seiner Erregung immer wieder gegen den heißen Eingang, der bei jeder Berührung leicht zusammenzuckt. Während Raph die eine Knospe so bearbeitet und Mikey damit bald den letzten Fetzen seines Verstandes raubt, nimmt sich Leo die andere vor. Der Schwertkampfer beugt sich etwas hinunter und küsst die Spitze der harten Erhebung. Erregt und nicht mehr in der Lage, sich gegen irgendetwas zu wehren, ergibt sich Mikey seinen Gefühlen keuchend und vergräbt kraftlos seine Finger in Leonardos Haaren. Der Reaktion seines Bruders bringt den Ältesten zum Lächeln, auch wenn er weiß, dass er nicht allein dafür verantwortlich ist, da Raph auch weiterhin wenig zärtlich sein Treiben fortführt. Dennoch spornt es den Leader noch etwas an. Er setzt einen weiteren Kuss auf die Spitze der Knospe, ehe er den Mund öffnet und mit seiner heißen Zunge darüber gleitet. Scharf zieht Michelangelo die Luft ein und klammert sich noch fester in seine Haare. Ein kribbelnder Schmerz läuft Leo wie ein Schauer den Rücken hinunter und treibt ihn fast in den Wahnsinn. Raph beißt dem Jungen erneut in die Schulter, die schon beinahe so aussieht, als wäre ein wilder Hund über sie hergefallen und stößt härter gegen den Eingang des Jungen. Seine Beherrschung hat nun wirklich das untere Ende erreicht und er will es endlich beenden. Ihm ist völlig egal, was Leo oder Mikey davon halten könnten. Der Anführer genießt es aber noch eine Weile, seinen kleinen Bruder weiter zu necken. Er gleitet ein weiteres Mal mit der Zunge über die harte Knospe, ehe er leicht mit den Zähnen hinein zwickt. Erschrocken zuckt Mikey zusammen und zieht die Luft mit einem überraschten Laut ein. Dieses Zucken gibt Raphael den Rest. Mit einem tiefen Brummen presst er den Kleineren so fest an sich, das dieser schon kaum noch Luft bekommt. Dann zwängt er sich ohne Vorwarnung in die heiße Enge hinein. Mikey weiß gar nicht wie ihm geschieht. Hilflos klammert er sich fester an Leo und versucht den Schmerz in seinem Unterleib zu ignorieren, um sich nicht zu verkrampfen. Es gelingt ihm nicht wirklich, doch Raphael nimmt darauf keine Rücksicht mehr, zu sehr ringt er nach jedem Fitzel Selbstbeherrschung, den er finden kann. Doch eigentlich würde er Mikey viel lieber zu Boden werfen und so hart und tief in ihn hineinstoßen wie es nur geht, um endlich Erlösung zu finden. Als Leonardo diese äußerst grobe Behandlung mitbekommt, funkelt er seinen aufbrausenden Bruder böse an. Trostspendend hält er Mikey fest. „Raph…“, wimmert der Junge verloren, während ihm zwei dicke Tränen die Wangen hinab laufen. Und dies genügt Leo um erschüttert zu sein. Wie kann Raphael nur so grob zu ihm sein? Hat der Rothaarige es wirklich so nötig, dass er es sich erlauben kann, so rücksichtslos zu sein? Leos Blick verfinstert sich noch mehr, doch der Saikämpfer sieht es nicht. Er hat die Augen geschlossen und zwängt sich immer tiefer in den zitternden Körper vor sich hinein. „Musst du so grob sein, Raph? Merkst du nicht, dass du Mikey damit wehtust?“, zischt er seinem Bruder zu. Dieser öffnet angestrengt die Augen und funkelt ihn daraus bedrohlich an. „Was hältst du davon – wenn du dich da raushältst, Leo!?“, gibt Raph zornig zurück und drängt sich noch weiter hinein. Schmerzlich zuckt Mikey erneut zusammen, zittert am ganzen Körper, während mehr Tränen seine erhitzten Wangen benetzen und er Leo kraftlos ins Ohr wimmert. „Ich halte mich da ja raus. Doch du solltest dich auch lieber da raushalten!“, gibt der Leader erzürnt zurück. „Willst du mir etwa drohen?“, erwidert der Rote wütend. Abschätzend mustern sich die beiden über Mikey´s Kopf hinweg, während Leo eine Lösung sucht, die nicht damit endet, dass er von Raph verprügelt wird und Mikey noch mehr Schmerzen ertragen muss. Als er schließlich eine vertretbare Lösung gefunden hat, hört der Chaosninja jedoch auf zu zittern und legt stattdessen stöhnend den Kopf in den Nacken. Irritiert mustert der Anführer seinen Babybruder und versteht im ersten Moment nicht was los ist. Der Griff des Jungen um seinen Nacken lockert sich und die Tränen versiegen langsam. Sinnlich beißt er sich auf die Unterlippe und streckt Raph sogar seine Hüften entgegen. „Gefunden!“, raunt der Rote dem Jungen triumphierend ins Ohr und der Orange lächelt sogar etwas überanstrengt. Hart stößt Raphael wieder und wieder gegen diesen besonderen Punkt tief hinten in dem zierlichen Körper, der sich nun erregt unter seinen Berührungen zu winden beginnt. „Raph~“, summt der Blonde versonnen und stöhnt. Dann scheint auch Leo zu begreifen was passiert ist. Frech grinst der Saikämpfer ihm entgegen und streckt ihm sogar für einen Moment die Zunge heraus, ehe er Mikey wieder schwer ins Ohr raunt. Streng mustert der Anführer seine beiden Brüder einen Augenblick und stellt sich dabei vor, wie es sonst bei ihnen so hinter verschlossenen Türen ablaufen mag. Schnell schüttelt er diesen Gedanken jedoch wieder ab, als der Kleine ihn mit vernebelten Augen ansieht. „Leo~“, keucht er und versucht sich zu einem Kuss zu nähern. Noch etwas unsicher, ob diese grobe Behandlung wirklich nötig war, überbrückt der Schwarzhaarige die kurze Entfernung und vereint ihre Lippen miteinander. Doch schon nach wenigen Sekunden trennt Mikey sich wieder stöhnend von ihm. Der Junge legt seinen Kopf auf Leos Schulter ab und klammert sich an ihm fest. Heiß trifft sein Atem das Ohr des Schwertkämpfers und macht ihm klar, wie erregt er selbst ja eigentlich noch immer ist. Er verdrängt die Streitigkeiten mit Raphael und konzentriert sich nur noch auf seinen kleinen Partner. Mit einer Hand geitet er über die Brust des Blonden und streift die harten Knospen, reibt immer wieder darüber und drückt sie dann kurz zusammen, um sie dann wieder zu streicheln. Mit der anderen Hand sinkt er zwischen ihre beiden Leiber hinab und umfängt die pochenden Erregungen, die sich dort aneinander reiben. „Oh, Gott!“, wimmert Mikey verloren und vergräbt sein Gesicht in Leos Halsbeuge. Hart und schnell stößt Raphael in ihn hinein, während der Blaue stetigen Druck mit den Fingern ausübt. Ihr lautes Stöhnen übertönt alles, so als würden sie in einem völlig leeren Raum schweben. Es schwillt immer weiter an, bis es explodiert. Zuerst ereilt es Michelangelo. Jeder Gedanke in seinem Kopf zerreißt schlagartig in einem grellen Lichtblitz, der sich rasend schnell in seinem ganzen Körper ausbreitet. Die heiße Welle schwappt über, all seine Muskeln ziehen sich schlagartig zusammen, er bäumt sich auf und mit einem einzigen, langgezogenen Stöhnen kommt er schließlich. Seine beiden Brüder reißt er ungehalten mit sich. Leos Körper verkrampft sich ebenfalls und er merkt dabei gar nicht, wie sich Mikey´s Nägel tief in seinen Rücken bohren und dort lange, rote Striemen hinterlassen. Das laute Stöhnen des Jungen direkt an seinem Ohr schaltet sein Hirn völlig aus und sein Körper übernimmt die Führung. Leonardo lässt sich einfach hineinfallen in diesen Sturm aus Gefühlen. Mit einem schweren Keuchen kommt auch er, nur den Bruchteil einer Sekunde nach seinem Bruder. Heiß überzieht es seine Hand und mischt sich mit der süßen Lust seines kleinen Bruders. Zur selben Zeit überrollt es auch Raphael. Als sich all die Muskeln um ihn herum so schlagartig zusammen ziehen, ist es für ihn wie in einem Schraubstock. Er kann sich nicht bewegen, stattdessen wird er durch die Kontraktion tiefer hinein gezogen und stößt ein letztes Mal hart gegen diesen Punkt, der Mikey´s Kopf völlig leerpustet. Mit einem ersticken Knurren kommt er gleichzeitig mit seinem Anführer und ergießt sich tief im bebenden Körper seines kleinen Bruders. Zitternd stehen die drei Jungs da, während die Nachwehen ihres Höhepunktes über sie hinweg ziehen. Einen Augenblick später versagen ihnen die Kräfte und sie trennen sich schwerfällig von einander. Nach Luft ringend sinken sie auf die Knie und versuchen sich wieder unter Kontrolle zu bekommen. Erst jetzt merken sie wieder, dass das Wasser noch immer auf sie hernieder regnet. Doch nun scheint es nicht mehr angenehm warm zu sein, obwohl sich die Temperatur nicht verändert hat. Doch ihre Körper sind so aufgeheizt, dass sich das Wasser viel kälter anfühlt. Nach ein paar Minuten kommen sie zur Ruhe und mustern sich erschöpft. Langsam breitet sich auf ihren Gesichtern ein schwaches Lächeln aus und kurz darauf erheben sie sich schwerfällig, um sich endlich fertig zu duschen. Dafür brauchen sie allerdings noch eine ganze Weile. Doch wozu sich hetzen, wenn sie doch niemand drängelt? Sie genießen lieber noch ein wenig das besondere Gefühl, das sich zwischen ihnen ausbreitet hat. So schön es jedoch auch war, so eifersüchtig mustern sich die beiden Älteren nun auch schon wieder. Es war eine interessante Erfahrung, die sie heute geteilt haben, doch auch ohne Worte sind sich Leo und Raph einig, dass sie nicht fürs Teilen gemacht sind und sich auch weiterhin viel lieber streiten! Und spätestens nachher beim Training können sie das auch gleich wieder demonstrieren… Kapitel 35: Special 14: Jealousy...? ------------------------------------ Mit einem schnurrenden Laut dreht sich Mikey in den schützenden Armen seines älteren Bruders herum. Blinzelnd öffnet er die Augen und blickt dabei in das schlafende Gesicht vor sich. Die Morgensonne schickt ihre sanften Strahlen durch das angeklappte Fenster und zaubert damit ein wirres Spiel aus Licht und Schatten auf die Züge des Saikämpfers. Dessen Augen sind fast schon angestrengt zusammengepresst und er gibt ein leises Schnarchen von sich. Bei diesem Anblick schleicht sich ein kleines Lächeln auf Mikey´s Lippen. Es gibt doch nichts Schöneres, als morgens neben der Person aufzuwachen, die man am meisten liebt! Vorsichtig windet sich der Blonde aus den starken Armen und setzt sich auf. Doch er kommt nicht um hin, seinen schlafenden Bruder weiterhin lächelnd zu betrachten. Da der Rothaarige seinen Liebsten nicht mehr umarmen kann, tasten seine Finger nun suchend nach etwas anderem. Schließlich ergreifen sie Mikey´s Kissen und ziehen es statt des Jungen an sich heran. Mit einem leisen Murmeln vergräbt Raph sein Gesicht in dem Kissen und versinkt wieder tiefer in seinen Schlaf. Der Anblick ist einfach herrlich und der Nunchakuträger muss sich wirklich zusammenreißen, um nicht laut zu Kichern. Stattdessen streicht er dem Älteren ein paar wirre Strähnen aus der Stirn und platziert dort einen kleinen Kuss. Von Raphael kommt daraufhin ein halbherziges Brummen, als wolle er sagen, dass er es selbst im Schlaf nicht leiden kann geküsst zu werden. Anschließend dreht er sich murrend auf die andere Seite und drückt weiterhin das Kissen an seine Brust. Diesmal muss sich der Jüngere wirklich schon auf die Unterlippe beißen, damit sich das Lachen wieder verzieht, doch es gelingt ihm gerade noch. Er wirft einen flüchtigen Blick auf den Wecker neben sich und stellt fest, dass Raph noch zwei Stunden liegen bleiben kann. Er selbst jedoch fühlt sich frisch und ausgeruht genug, um aufzustehen. Immerhin ist noch einiges vorzubereiten, damit sie beide diesen Arbeitstag hinter sich bringen können. Ehe er jedoch wirklich aus den Laken krabbelt, beugt er sich noch einmal zu Raph hinüber. Mikey drückt ihm einen weiteren Kuss auf, diesmal hinters Ohr. Wieder gibt der andere ein Grummeln von sich. „Schlaf noch ein bisschen, alter Brummbär! Ich geh jetzt duschen.“, haucht er dem Roten ins Ohr, schnappt sich frische Sachen und macht sich dann auf ins Bad. Unter großer Anstrengung öffnet der Saikämpfer kurz darauf die Augen und zieht sich auch gleich die Decke über den Kopf, weil ihn das Sonnenlicht blendet. Mit einem schmerzlichen Laut dreht er sich wieder auf die andere Seite und realisiert dabei, dass er allein im Futon liegt und statt seines Lovers ein Kissen in den Armen hält. Als sich seine Augen an das viel zu grelle Licht gewöhnt haben, schielt er auf den Wecker. Eigentlich könnte er noch fast zwei Stunden schlafen, doch für seinen hyperaktiven Bruder ist schon längst Zeit zum Aufstehen. Langsam beginnt es in seinem Kopf zu arbeiten. Ihm ist so, als hätte Mikey etwas zu ihm gesagt, bevor er verschwunden ist. Was war das bloß? Er meint sich zu entsinnen, dass es sich wie ‚Duschen‘ angehört hat. Er konzentriert sich und tatsächlich kann er Wasser rauschen hören. Eine Dusche wäre jetzt genau das Richtige zum Wachwerden und eigentlich könnte er Mikey auch gleich ein wenig ärgern, weil dieser ihn ja irgendwie geweckt hat. Als er so darüber nachzudenken beginnt, erhält er unverhofft eine gierige Zustimmung aus seinem Lendenbereich und das ist auch die einzige Antwort die er braucht. Etwas ungelenk erhebt er sich aus dem Futon und streift sich auf dem Weg zur Tür schon mal seine Shorts ab. Seine Erregung dankt es ihm sichtlich und so machen sich die ‚zwei‘ dann auf den Weg zum Bad. Leise schleicht sich der Saikämpfer hinein und verriegelt die Tür. Sein Blick ist starr auf die Dusche gerichtet. Die durchsichtige Glasschiebe der Nasszelle ist zwar wegen dem warmen Wasser vollkommen beschlagen, doch das macht überhaupt nichts. Im Gegenteil, es sieht in seinen Augen so noch weit erotischer aus wie sich die Silhouette seines Bruders dahinter bewegt. Unweigerlich stellt er sich vor wie das warme Wasser und der Seifenschaum an der leicht gebräunten Haut hinab rinnen, jeden Muskel streifen und bis zu den intimsten Zonen vordringen. Ein wohliger Schauer gleitet seinen Rücken hinab und ein erwartungsvolles Ziehen unterhalb seiner Körpermitte erinnert ihn daran, dass Gucken jetzt einfach nicht mehr ausreicht. Mit ein paar schnellen Schritten ist er bei der Dusche und zieht die Glastür zur Seite. Mikey bemerkt ihn noch nicht, da er mit dem Gesicht zur Wand steht und das Rauschen des Wassers jedes noch so kleine Geräusch verschlingt. Dies wäre zwar kaum nötig, da Raph als Ninja eh nicht viele Geräusche von sich gibt, aber so muss er sich immerhin nicht so viel Mühe dabei geben und kann sich ganz von seinem Verlangen leiten lassen. Geschickt stellt er sich hinter den ahnungslosen Jungen und schließt die Duschtür. Als Mikey sich herumdreht, um nach dem Shampoo zu greifen, steht Raph direkt vor ihm. Der überraschte Junge macht einen Satz nach hinten und legt sich theatralisch eine Hand auf die Brust, unter der sein Herz auf vollen Touren hämmert. „Gott, Raph! Du hast mich fast zu Tode erschreckt!“, schimpft er den anderen halbherzig. „Und du hast mich geweckt, also sind wir Quitt!“, entgegnet der Grünäugige und grinst frech. Mikey´s Stirn legt sich in Falten, immerhin hat Raph doch noch geschlafen, als er gegangen ist. „Ich hab dich nicht geweckt!“, gibt er daher zurück. „Oh doch und zwar, weil du mir erzählt hast, dass du duschen gehst!“ Langsam geht dem Blonden ein Licht auf und nun entdeckt er auch die Erregung seines Gegenübers. Mikey hat ihn zwar nicht absichtlich geweckt, doch mit seinen Worten wohl eine Reaktion in seinem Unterbewusstsein angestachelt und nun steht Raph hier vor ihm. „Oh…!“, kommt ihm die Erkenntnis und ein roter Schimmer breitet sich auf seinen Wangen aus. Sanft packt Raph ihn an den Handgelenken, dreht ihn mit dem Gesicht zur Wand zurück und drückt ihn gegen die kühlen Kacheln. „Jetzt will ich eine Entschädigung dafür, dass ich wegen dir zwei Stunden früher aufstehen musste…“, haucht er dem Blonden schwer ins Ohr und drückt sich verlangend gegen ihn. Die Röte auf Mikey´s Wangen nimmt noch zu, dennoch breitet sich wieder ein Lächeln auf seinem Gesicht aus. „Na, wenn das so ist. Vielleicht hab ich dich dann ja doch mit Absicht geweckt!“, grinst der Blonde und streckt ihm die Zunge raus. Fies grinst Raphael zurück und presst sich noch fester gegen ihn. „Na, warte du kleiner…“ Eine dreiviertel Stunde später haben es die beiden dann doch geschafft, unter der Dusche tatsächlich sauber zu werden. In Arbeitsklamotten lässt sich Raph nun auf die Couch fallen und schaltet die Nachrichten ein. Ein paar Minuten später kommt Mikey, ebenfalls schon in seinen Arbeitssachen, mit einem großen Becher Kaffee aus der Küche. Dankend nimmt der Rothaarige ihn entgegen und Michelangelo verschwindet wieder. Hinter der Küchentür kann Raph ihn arbeiten hören. Geschirr klappert, der Kühlschrank wird geöffnet und schließlich kommt der Junge wieder ins Wohnzimmer. Demonstrativ stellt er Raph die Lunchbox auf den niedrigen Tisch, damit dieser sie auch ja nicht vergisst und setzt sich dann selbst mit einer Schale Cornflakes neben ihn auf die Couch. Die Nachrichten sind wie immer nicht sonderlich erfreulich, aber es ist immerhin nichts dabei, dass die Polizei nicht auch selbst lösen kann. Somit können sich die jungen Ninjas zumindest fürs Erste auf ihre eigentlichen Arbeitsplätze konzentrieren. Nach dem Wetterbericht schaltet Raph auf einen Sender, der morgens ausschließlich Zeichentrickfilme zeigt. Dies freut Mikey sichtlich, da er die lustigen Kurzfilmchen über alles liebt, und Raph kann dabei auch etwas entspannen, da sie nicht sonderlich anspruchsvoll sind und er daher auch nicht unnötig viel denken muss, um der Handlung zu folgen. Bei der Arbeit muss er sein Hirn schon genug anstrengen. Eine Weile sitzen sie so weitgehend schweigend nebeneinander und starren auf den Bildschirm. Schließlich erhebt sich Raph und schlurft ins Badezimmer. Ein stummes Zeichen für Mikey, dass es nun Zeit wird. So steht der Blonde ebenfalls auf und sammelt das Geschirr ein. In der Küche beginnt er die wenigen benutzten Sachen zu reinigen, als der Saikämpfer in den Flur geht, um sich Schuhe und Jacke anzuziehen. Sich die feuchten Hände an einem Tuch abreibend, kommt Michelangelo zu ihm. Raph hat schon die Klinke in der Hand, als ihm jemand auf die Schulter tippt. Langsam wendet der Ältere den Blick nach hinten und sieht, dass der Blonde ihm lächelnd seine Lunchbox entgegenstreckt. Innerlich schlägt sich der Rote mit der Hand gegen die Stirn. Wahrscheinlich würde er manchmal sogar seinen Kopf vergessen, wenn dieser nicht angewachsen wäre. „Was würde ich nur ohne dich machen…?“, entgegnet er dem Kleineren scherzhaft und nimmt ihm die Box ab. „Ich weiß nicht.“, grinst der Blonde ihn an und hält ihm dann demonstrativ seine Wange hin. Gespielt genervt rollt der temperamentvolle, junge Mann mit den Augen und haucht seinem Gegenüber dann einen leichten Kuss auf die Wange. Er kann das zwar überhaupt nicht leiden, da es ihm wie in einem billigen Film aus den 80ern vorkommt, doch Mikey würde ihn so lange weiter nerven, bis er dem Ganzen nachgibt. Da Raph das Küssen ohnehin nicht sonderlich leiden kann, genießt es der Blonde umso mehr, wenn er wenigstens ein bisschen davon ergattern kann. Zufrieden lächelt er seinem Bruder daher entgegen und folgt ihm bis auf die Schwelle. Dann dreht sich der Ältere jedoch noch einmal um und schlägt sich wirklich mit der Hand gegen die Stirn. „Fast hätte ich es vergessen. Ich hab heute um achtzehn Uhr noch ein Meeting, also warte nicht mit dem Essen auf mich.“ Schuldbewusst blicken die gelbgrünen Augen drein. Doch Mikey nimmt es gelassen. „Ist gut! Viel Spaß!“ Nun drückt Mikey ihm einen Kuss auf die Wange und Raphael verabschiedet sich endgültig. Eine halbe Stunde kann sich Michelangelo noch zurücklehnen, dann bereitet auch er sich aufs Gehen vor. Als er sich gerade seine Jacke übergeworfen hat und nach der Türklinke greift, beginnt das Telefon zu läuten. Da der Blonde der Letzte ist, der das Haus verlässt, wird niemand den Anruf entgegennehmen, wenn er es nicht selbst macht. So wendet sich Mikey zur Seite und tritt zwei Schritte in die Diele zurück, wo das Telefon auf einem kleinen Beistelltisch steht. Unwissend nimmt er den Hörer ab und begrüßt seinen unbekannten Gesprächspartner in seiner gewohnten Herzlichkeit. „Hallo! Ist Raph da?“, entgegnet ihm die Person am anderen Ende. Irritiert legt Mikey die Stirn in Falten. Bei dem Anrufer handelt es sich offensichtlich um eine junge Frau, die von ihrer Sprechweise her wohl ziemlich vertraut mit seinem Bruder zu sein scheint, doch der Nunchakuträger kann sie beim besten Willen nicht einordnen. Ihre Stimme hat er noch nie gehört und normalerweise rufen hier auch keine Mädchen oder Frauen an, mal abgesehen von April. Und noch weniger rufen sie an, um ausgerechnet mit Raph zu sprechen. Der Rote hat nie irgendwelchen Frauen seine Telefonnummer gegeben, da er die Damen immer viel zu anstrengend fand und auch keinerlei Kontakt mit ihnen haben wollte. Mehr als eine schnelle Nummer in einer dunklen Bar hat es nie wirklich gegeben und solche ‚Bekanntschaften‘ brauchen ganz sicher keine Telefonnummer, da man sie sowieso nicht wiedersehen möchte und Raph ganz besonders nicht. Seit Raphael und Mikey seit knapp einem Jahr mehr oder weniger ein Paar sind, gibt es so was schon gar nicht. Der Saikämpfer hatte nie wirklich viel Interesse an Frauen, sie waren nur Mittel zum Zweck, weswegen die Bindung mit seinem kleinen Bruder weit besser ist, als mit jeder Frau. Wieso also ruft eine ihm unbekannte Frau hier an und will mit Raphael sprechen? Mit leerem Blick starrt Mikey an die Wand vor sich und denkt nach. Was hat das zu bedeuten? Wäre sie eine Kollegin vom ihm, würde Mikey sie kennen und dann würde sie ihn auch ganz sicher nicht Raph nennen. Außerdem gibt es in Raphaels Firma nur eine einzige Frau und das ist die Sekretärin und die hätte der Blonde sofort an ihrer verrauchten Stimme erkannt. Irgendeine Geschäftsbekanntschaft würde ihn wohl auch nicht so vertraut ansprechen und die hätte dann auch ganz sicher nicht seine Privatnummer. Also wer zum Teufel ist sie? Mikey kommt so sehr ins Grübeln, dass er ganz vergisst, dass die Dame ja noch am anderen Ende wartet. Erst ihre irritierte Stimme holt ihn wieder in die Wirklichkeit zurück. „Hallo? Mikey? Noch dran?“, fragt sie. Mikey schüttelt den Kopf, um seine Gedanken zu ordnen, kommt aber augenblicklich wieder ins Grübeln. Woher kennt diese Frau seinen Namen? Er hat ihn beim Abnehmen nicht gesagt! Jedoch ist er so durcheinander, dass er darauf erst mal gar nicht antworten kann. „Ja, ich bin noch dran und Raph ist schon bei der Arbeit.“, entgegnet er ihr. Ehe er jedoch fragen kann, wer sie eigentlich ist und woher sie seinen Bruder kennt, fällt sie ihm schon ins Wort. „Ach ja, sorry! Ich hab nicht auf die Zeit geachtet und dachte, ich erwische ihn noch. Aber egal, er kommt um achtzehn Uhr ja eh zu mir, solang kann ich meine Frage noch aufsparen! Also danke trotzdem und tschau!“ Ihr Geplapper stürzt wie eine Ziegelwand auf den jungen Ninja ein und er ist unfähig irgendetwas zu erwidern. Erst nachdem das Freizeichen fast eine Minute lang in seinem Ohr gepiepst hat, kommt Mikey wieder zu sich. Langsam sinkt seine Hand mit dem Hörer herab und er starrt mit offenem Mund und großen Augen wieder auf die Wand vor sich. Jetzt versteht er überhaupt nichts mehr. Hat Raph nicht gesagt, dass er um achtzehn Uhr ein Meeting hätte? Wie kann er sich denn dann mit dieser Frau zur selben Zeit treffen? Soll das etwa bedeuten, dass sein eigener Bruder ihn angelogen hat und sich heimlich mit irgendwelchen Frauen trifft und dabei denkt, dass Mikey so treu doof ist und es nicht merkt? Doch warum sollte er so etwas tun? War alles, was Raph ihm in den letzten Monaten gesagt hat nur ein Spiel, damit er sich mit ihm vergnügen kann, während er eigentlich nach der richtigen Frau fürs Leben sucht? All die schönen Stunden, die sie zusammen verbracht haben und all die Heimlichtuerei vor Splinter, nur Mittel zum Zweck? Liebt Raph ihn in Wirklichkeit gar nicht, sondern sagt ihm so etwas nur, damit sich Mikey ihm ungezwungen vor die Füße wirft und Raph seine Triebe an ihm ausleben kann? Der Blonde kann das nicht glauben, nein, er will es auch nicht glauben! So viel Mühe kann man sich doch nicht machen. Doch vielleicht ist das Ganze ja auch nur ein dummes Missverständnis und die Frau hat sich in der Zeit geirrt. Das würde aber immer noch nicht erklären, woher sie seinen Namen weiß und warum sie mit Raph so vertraut ist. Doch immerhin würde es Michelangelos Gewissen beruhigen zu wissen, dass sein heißgeliebter Bruder ihn mit dem Meeting nicht angelogen hat. Der Orange ist vielleicht manchmal nicht der Schlauste, doch auf den Kopf gefallen ist er ganz sicher nicht. Es ist nicht schwer herauszufinden, wann Raph wirklich ein Meeting hat und wo es stattfinden wird. Dennoch gefällt Mikey ihm überhaupt nicht, seinem Bruder so hinterher schnüffeln zu müssen, nur um sicher zu sein, dass Raph keine Affäre hat. Angesichts ihrer verbotenen Beziehung zueinander ist dieser Gedanke zwar irgendwie dämlich, dennoch wird er den Gedanken, betrogen zu werden, einfach nicht mehr los. Ziemlich steif hebt Michelangelo den Hörer wieder ans Ohr und wählt mit zitternden Fingern die Nummer von Raph´s Büro. Es klingelt etliche Male, ehe der Anruf ins Sekretariat umgeleitet wird. Die gewohnt verrauchte Stimme der Dame hinter dem Hörer erklingt und Mikey holt tief Luft, ehe er zu sprechen beginnt. „Hey, Lisa. Hier ist Mikey. Kann ich wohl mit meinem Bruder sprechen?“ „Hey, Süßer! Tut mir leid, du hast ihn gerade verpasst!“ Lisa ist alt genug, um Mikey´s Mutter zu sein, wenn nicht sogar Splinters ältere Schwester, dennoch hat sie die Angewohnheit, alle in der Firma und auch Mikey mit ‚Süßer‘ anzusprechen. Normalerweise ist das auch ganz lustig, da die Jungs dann auch immer etwas Ähnliches zurücksagen, doch Mikey ist im Moment ganz und gar nicht danach. „Der Boss ist vor fünf Minuten mit Rick und Tommy zu einer Baustellenbesichtigung gefahren und wird wohl erst mittags wieder hier sein. Wenn es aber wichtig ist, kann ich versuchen ihn zu erreichen.“ „Nein, schon gut, das ist nicht nötig. Er hatte nur etwas von einem Meeting erzählt und ich hab die Uhrzeit vergessen und wollte ihn deshalb fragen. Nicht das ich das Abendessen vorbereite und er dann später kommt.“ „Einen Moment, Süßer, ich schau eben nach.“ Mit angehaltenem Atem wartet Mikey im schummrigen Flur. Am anderen Ende kann er hören wie Lisa etwas in den Computer eintippt und anschließend raschelt Papier. Der Blonde schließt die Augen und betet dafür, dass das Meeting stattfindet wie Raph es gesagt hat und dass das mit der komischen Frau am Telefon alles nur ein dummes Hirngespinst von ihm ist. Schließlich meldet sich Lisa wieder. „So, Süßer. Er hat morgen um sechszehn Uhr dreißig ein Meeting mit einem Statiker drüben in Harlem, doch für heute steht nur die Besichtigung an, von der ich dir eben erzählt hab. Also wird er wohl pünktlich Feierabend machen können. Und sollte er versuchen, Überstunden schieben zu wollen, dann werde ich ihn persönlich vor die Tür setzen und sagen, dass du auf ihn wartest! Na, wie klingt das?“ Bei ihren Worten zerbricht Mikey´s Herz, dennoch reißt er sich zusammen, um es sich nicht anmerken zu lassen. „Na, wenn das so ist, kann ich ja beruhigt sein. Dann hab ich mich wohl einfach im Tag geirrt. Vielen Dank, Lisa und einen schönen Tag noch.“ „Mach ja nichts. Dir auch einen schönen Tag, Küsschen!“ Wie ferngesteuert legt Michelangelo den Hörer zurück auf die Gabel und beißt sich fest auf die Unterlippe. Heiße Tränen brennen hinter seinen Augen. Raph hat ihn tatsächlich angelogen! Ihn, seinen eigenen Bruder und Liebhaber! Warum tut er nur so etwas? Was hat Mikey falsch gemacht, um das zu verdienen? Die Antwort liegt eigentlich klar auf der Hand. Michelangelo ist sein Gott verdammter Bruder, sein Fleisch und Blut; die Beziehung mit ihm hat keinen Sinn und auch keine Zukunft! Sie werden niemals heiraten können oder Kinder haben, sie können sich ja nicht einmal vor der Welt outen. Von daher ist es völlig verständlich, dass Raphael versucht eine Frau zu finden, mit der er sein Leben auf vollkommen normale Weise teilen kann. Doch musste er Mikey dafür wirklich so tief mit hineinziehen? Immerhin haben sie miteinander geschlafen und das nicht nur einmal. Verdammt noch mal, sie haben es vor nicht mal zwei Stunden unter der Dusche getrieben wie ein paar Karnickel! Er hat es genossen, es immer genossen, doch jetzt wünscht er sich, Raph hätte nie damit angefangen und ihm nur weiterhin von irgendwelchen, leichten Mädchen aus stinkenden Bars erzählt. Die Tränen gewinnen die Oberhand und er ergibt sich ihnen hemmungslos. Weinend drückt er seine Stirn gegen die kühle Wand über dem Telefon und schluchzt in das leere Haus hinein. Er zittert am ganzen Körper und kann sich nicht erinnern, sich jemals zuvor so schrecklich gefühlt zu haben. Er liebt seinen Bruder über alles und kann einfach nicht begreifen, warum das passieren musste. Ihm ist klar, dass ihre Beziehung nichts Richtiges ist und dass es früher oder später sicher sowieso dazu gekommen wäre. Doch er dachte, dass er dafür noch ein paar Jahre Zeit hätte und das Raph es ihm dann wenigstens sagen würde, damit er nicht völlig am Boden zerstört ist. Stattdessen lügt er ihn an, um sich heimlich mit ihr treffen zu können. Das ist so was von gemein! Sein Herz schmerzt und fühlt sich an, als würde es jeden Moment zerspringen, doch da ist noch ein anderes Gefühl. Ein Gefühl, dass er nicht wirklich kennt, das sich aber immer heftiger in seinem Magen bemerkbar macht. Es sticht und brodelt und versucht sich an die Oberfläche zu kämpfen. Es übermannt ihn noch weit heftiger, als die Tränen. Eifersucht! Ja, eindeutig. Er ist eifersüchtig auf diese unbekannte Frau. Er will unbedingt wissen, wer sie ist und was Raphael so an ihr fasziniert, dass er es sogar wagt, seinem eigenen Bruder schamlos ins Gesicht zu lügen! Wie lange geht das schon so und woher kennen sie sich? Und wieso weiß diese Person etwas über Mikey, er aber nichts über sie? Die Vorstellung, dass Raph dieser dämlichen Kuh etwas von seiner Familie erzählt hat, macht den Jüngsten vollkommen krank. Was weiß sie alles von ihm? Immerhin hat sie ihn ja mit seinem Spitznamen angesprochen und nicht mit Michelangelo. Also weiß sie wahrscheinlich bestens Bescheid, immerhin hätten ja auch Leo, Donnie oder Splinter am Telefon sein können! Hätte sie von denen auch gewusst? In seinem Kopf schwirren die Gedanken und sein Magen zieht sich schmerzhaft zusammen, sodass es sich anfühlt, als müsste er sich jeden Moment übergeben. Wut macht sich allmehlig ebenfalls in ihm breit und er ballt sie Hände zu Fäusten. Wie kann diese Person es nur wagen, ihm seinen Raph wegnehmen zu wollen? Ohne es selbst zu merken, ist Mikey seinem temperamentvollen Bruder ein ganzes Stück ähnlicher geworden. Raphaels ganzes Leben wurde von Eifersucht geprägt. Völlig egal, wer sich seinem kleinen Bruder genähert hat oder ihm auch nur einen flüchtigen Blick zuwarf, er konnte sicher sein, dass Raph ihn auf seine Liste gesetzt hat. Eine Liste, auf der alle Namen von Leuten stehen, die es wert wären, verprügelt zu werden, weil sie ihm Mikey wegnehmen könnten. Und das ist heute auch noch so, auch wenn sich Raph längst mit dem Gedanken angefreundet hat, dass sich Mikey irgendwann in einen anderen Mann verlieben könnte und er ihn dann gehen lassen muss. Doch er wäre bereit dazu, nur damit sein geliebter Bruder glücklich sein kann. Michelangelo ist es in seiner jetzigen Verfassung aber ganz und gar nicht! Er braucht einen Hinweis! Ja, er muss dringend rausfinden, wer diese Frau ist und wie ernst es Raph mit ihr meint. Trotzig wischt er sich die Tränen aus den Augen und denkt nach. Wie könnte er das schaffen? Raph wird wohl kaum irgendwo offen ihre Adresse rumliegen haben. Nein, so dumm kann er gar nicht sein, dann hätte er es ihm ja auch gleich sagen können. Aber immerhin weiß Mikey schon mal, dass er sie heute um achtzehn Uhr besuchen wird. Der Nunchakuträger wirft einen flüchtigen Blick auf seine Armbanduhr. Noch hat er ein wenig Zeit. Wenn er statt mit dem Bus mit dem Skateboard zum Restaurant fährt, schafft er es auf jeden Fall pünktlich und erspart sich jede Menge Ärger. Zitternd nimmt er wieder den Hörer zur Hand und geht das Menu durch, bis er zum Punkt kommt, an dem die Nummern der eingehenden Anrufe hinterlegt sind. Laut der Vorwahl kam der Anruf immerhin aus Manhattan, mehr kann er davon aber nicht ablesen, das heißt er braucht Hilfe. Er kritzelt die Nummer auf den kleinen Block, der neben dem Telefon liegt und denkt nach. Donnie oder Leo will er damit auf keinen Fall belästigen, die haben genug eigene Probleme und vielleicht würde sie seine Sorgen auch gar nicht verstehen. Aber die Auskunft kann ihm sicher weiterhelfen, wenn er sich geschickt anstellt. Mikey überlegt sich kurz etwas, was er der Dame erzählen kann und wählt dann die Nummer der örtlichen Auskunft. Schon nach dem ersten Klingeln nimmt eine freundliche, junge Frau seinen Anruf entgegen und fragt, wie sie ihm denn helfen könne. „Äh, ja. Ich bin Handwerker und hab leider die Adresse einer Kundin verlegt. Ihre Nummer hab ich noch in meinem Telefon, doch ich kann den Zettel mit ihrem Namen und der Anschrift nicht mehr finden. Leider erreiche ich sie auch nicht und soll aber in einer Stunde bei ihr sein. Vielleicht können sie mir freundlicher Weise weiterhelfen…?“ ‚Oh, hoffentlich kauft sie mir die Story ab…‘, betet Mikey stumm. Die Dame am anderen Ende gibt sich weiterhin freundlich, möchte aber seinen Namen und seine Anschrift wissen, damit sie sie mit der Nummer auf ihrem Display vergleichen kann. Der Blonde sagt ihr das Gewünschte und damit scheint sie zufrieden zu sein. „In Ordnung, dann nennen sie mir jetzt bitte die Nummer, die sie haben.“ Auch dies tut Mikey und versucht dabei gelassen zu klingen. Die nette Dame wiederholt die Nummer noch einmal, um sicher zu gehen, sie auch richtig verstanden zu haben und Mikey bestätigt auch das. Ein paar Sekunden später bekommt er auch schon eine Antwort. Sein Herz klopft wie ein Presslufthammer und er muss sich sichtlich anstrengen, den Stift lockerer zu halten, damit er schreiben kann. „Ok, Mister Hamato, ich hab die Adresse gefunden. Die Nummer ist auf eine Miss Anna Hidefiled geschaltet. Prince Street 198, SoHo, Manhattan. Soll ich das Ganze noch einmal wiederholen?“ „Nein, danke. Ich hab´s schon mitgeschrieben. Aber vielen Dank, sie haben mir echt den Hintern gerettet!“ Michelangelo versucht überschwänglich erleichtert zu klingen und die Dame von der Auskunft lacht sogar herzlich über seinen Kommentar, bevor sie sich verabschiedet. Lange starrt der kleine Ninja die hastig dahin gekritzelte Adresse an. Soho ist ein kleines Szeneviertel, fast am nördlichsten Zipfel Manhattans, praktisch am ganz anderen Ende. Ein ganz schönes Stück. Doch der Straßenname kommt ihm irgendwie bekannt vor. Wieder blickt er auf seine Uhr. Immer noch ein bisschen Zeit, wenn er sich beeilt. Geschwind huscht er hinunter in Donnies Labor. Dort hängt an einer Wand ein riesiger Stadtplan von Manhattan. Und sein Instinkt hat ihn nicht im Stich gelassen. Die Prince Street führt direkt am Father Fagan Park vorbei und dort gibt es eine Bushaltestelle. Zwei Linien halten dort und der M21 fährt sogar nur drei Straßen vom Restaurant entfernt vorbei. Das ist gut, sehr gut sogar. Mikey beschließt also, nach der Arbeit mit dem Bus dorthin zu fahren und zu sehen, was sein Bruder heimlich hinter seinem Rücken treibt und wenn möglich ihn deswegen auch gleich zur Rede zu stellen! Besonders wohl fühlt er sich deswegen aber immer noch nicht. Es mag sein, dass Raphael ihn betrügt, aber Mikey ist auch nicht viel besser, wenn er ihm hinterher spioniert. Andererseits hat Michelangelo immerhin einen Grund dafür, fragt sich nur ob Raph auch einen hat? Der Chaosninja hat jedoch keine Zeit mehr, um sich groß Gedanken darüber zu machen. Eilig hastet er die Treppe wieder nach oben, schnappt sich Rucksack und Skateboard und rollt auch schon los. Wie sich herausstellt, schafft er es gerade noch rechtzeitig ins ‚La Fleur‘. Der Sternekoch, bei dem Mikey hier ein Praktikum macht, ist zwar schon säuerlich geworden, da sein Schüler sonst immer überpünktlich ist, aber im Endeffekt kann er nichts sagen, da Mikey trotzdem noch zur passenden Zeit da ist. Er lässt es sich jedoch nicht nehmen, den Jungen zu mahnen, weil dieser völlig aus der Puste und dann auch noch mit dem Skateboard hier aufgetaucht ist. Wahrscheinlich wird er Splinter davon berichten, doch im Moment ist Mikey das vollkommen egal. Er ignoriert den schweren, französischen Akzent des pummeligen, kleinen Mannes und schleicht sich in die Küche. Die Stunden vergehen irgendwie, doch so wirklich konzentrieren kann sich der Blonde heute nicht. Kein Wunder, seine Gedanken kreisen nur um diese Frau und was sie mit seinem Partner zu tun hat. Niedergeschlagen blickt er aus dem Fenster, während seine Finger mechanisch die Karotten schneiden. *Natürlich weiß er Bescheid über die erbärmliche Illusion – dass die Natur menschliche Gefühle wiederspiegelt -, sie ist nichts weiter als ein billiger Trick zweitrangiger Schriftsteller zum Erzeugen von Stimmungen, aber an diesem Tag scheint es tatsächlich zuzutreffen. Das helle Sonnenlicht des Morgens hatte sein Hochgefühl wiedergespiegelt und verstärkt, doch mittags war die Sonne nur noch eine trübe, runde Scheibe hinter einem Wolkenschleier, und jetzt um drei Uhr nachmittags, als sich seine Sorgen vervielfachen, wird es düster und beginnt zu nieseln. Er lässt sich völlig davon einnehmen und so passiert das Unvermeidbare. Das äußerst scharfgeschliffene Messer, mit dem er die rohen Karotten in feine Scheiben schneiden soll, erwischt seinen Finger. Schmerzerfüllt zuckt der Nunchakuträger zusammen und starrt auf den tiefen Schnitt an seinem Daumen. Dünnes Blut quillt darauf hervor und tropft auf das Brett, auf dem der Rest der Karotte liegt. Mikey sieht es, er registriert es auch, doch er rührt sich nicht. Er starrt nur weiterhin seinen Finger an, als wäre er das Spannendste, das er je gesehen hat. Die Blutlache auf dem Schneidbrett wird immer größer und schließlich wendet der Chefkoch ihm den Blick zu und fällt fast aus allen Wolken. „Parbleu! Non!“, gibt der aufgebrachte, kleine Mann von sich. Mikey merkt es jedoch erst, als der Holzlöffel des Kochs hart auf seinem Hinterkopf landet. Mit schmerzlich verzogenem Gesicht blickt Michelangelo seinen Lehrer an. Dieser wirft ihm ein Handtuch mitten ins Gesicht. „Monsieur Hamato, sehen Sie sich diese Sauerei an! Was ist denn heute los mit Ihnen?“ Schuldbewusst senkt Mikey den Blick und wickelt seinen blutigen Finger in das Handtuch. „Es tut mir leid, ich war in Gedanken…“ „Das habe ich gesehen. So geht das aber nicht! Entweder Sie konzentrieren sich oder Sie verlassen mein Restaurant!“, mahnend verschränkt er die Arme über seinem runden Bauch. „Nein! Schon gut, ich werde mich ab jetzt zusammenreißen, ganz ehrlich!“, hilflos sieht der Blonde ihn an. „Diese Hundeaugennummer zieht bei mir nicht, Monsieur Hamato! Allerdings wäre es eine echte Verschwendung so ein Talent zu vernachlässigen. – Sie kriegen noch eine Chance. Verbinden Sie ihre Wunde und dann machen Sie weiter!“ „Jawohl, Sir!“ Eilig läuft Mikey zum Verbandskasten in der Ecke und versorgt seinen Daumen. Dabei blickt er auf die Uhr über der Tür. Nur noch eine Stunde bis Feierabend. Eine gewisse Erleichterung macht sich in ihm breit, allerdings wird sie getrübt von dem, was vor ihm liegt. Dennoch schafft es der Kleine, den Rest der Zeit ohne Zwischenfälle hinter sich zu bringen. Er kann es sich absolut nicht leisten, hier rausgeschmissen zu werden. Dieser Koch ist Weltklasse und er kann so viel von ihm lernen. Zudem hat sich Splinter fast ein Bein ausgerissen, um ihm diesen Praktikumsplatz zu besorgen, da der kleine Franzose so was normaler Weise nicht macht. Und was soll er Splinter bitte sagen, wenn er die Stelle verliert? Dann wäre all die ganze Geheimhaltung wegen ihrer Beziehung für die Katz gewesen. Zudem würde er seinen Sensei damit gleich zwei Mal enttäuschen und das wäre noch schlimmer, als Raph mit dieser Frau zu sehen. Der Blonde gibt ein trauriges Seufzen von sich und versucht sich wieder auf seine Arbeit zu konzentrieren. Es fällt ihm sichtlich schwer, doch entweder merkt der Chefkoch es nicht oder er sieht ausnahmsweise mal großzügig darüber hinweg. Schließlich ist endlich Feierabend, doch auch dies merkt Mikey erst, als der kleine Franzose lautstark in die Hände klatscht und alle zum Aufräumen auffordert. Erneut macht sich ein Gefühl von Erleichterung in ihm breit. Er hat den Tag doch tatsächlich irgendwie hinter sich gebracht. Aber wie schon zuvor, wird auch diesmal sein gutes Gefühl von der Eifersucht und dem Gedanke an diese fremde Frau vertrieben. Es breitet sich schnell in seinem Magen aus und krampft ihn schmerzlich zusammen. Jedoch schluckt Mikey seine Befürchtungen lange genug runter, um alles aufzuräumen und sich dann nach draußen zu begeben. Vor dem Restaurant verabschiedet er sich von den anderen Küchenhilfen und steigt dann auf sein Skateboard. Inzwischen ist aus dem Nieseln ein stetiger Regen geworden und der Himmel hängt so voll mit dunklen Wolken, dass der Anschein entsteht, als würden sie einem jeden Moment auf den Kopf fallen. Wieder kommt Mikey der Gedanke, dass das Wetter ganz hervorragend seinen Gemütszustand wiederspiegelt. Er schlägt den Kragen seiner Jacke hoch und beschleunigt das Board etwas mehr. Geschickt legt er sich in die Kurven und schwebt beinahe über die nassen Straßen hinweg. Als er die Bushaltestelle erreicht, ist er schon ziemlich durchnässt, doch er hat Glück und sieht den Bus gerade um die Ecke biegen. Mit einem immer unschöneren Gefühl besteigt er das Fahrzeug und setzt sich in die letzte Reihe. Dort stützt er seinen Kopf auf die Handfläche und blickt mit leeren Augen aus dem Fenster, an dessen Glas dicke Wassertropfen hinab rinnen wie Tränen. Die Fahrt nach SoHo dauert fast eine Stunde. Als der Bus schließlich an der Prince Street hält, ist Mikey so schlecht, dass die anderen Leute, die mit ihm aussteigen, schon komisch gucken. Eine ältere Dame fragt sogar, ob es ihm gut geht, weil er so schrecklich blass um die Nase sei. Michelangelo braucht fast fünf Minuten, um ihr zu versichern, dass ihm nichts fehlt. Er blickt ihr einen Moment nach, als sie die Straße überquert, dann sieht er sich um. Trotz des düsteren Wetters kann er in einiger Entfernung den Eingang zum Park erkennen. Also muss er in die andere Richtung. Er wendet sich um, klemmt sich sein Skateboard unter den Arm und läuft los. Die Prince Street ist eine schmale, einspurige Straße, geschmückt mit alten Häusern und unzähligen kleinen Geschäften. Im Gegensatz zum Rest von SoHo gibt es hier jedoch keine Klamottenläden oder Szenediscos, sondern nur Bio- und Feinkostläden. Viele davon haben jetzt auch schon geschlossen oder machen gerade zu. Nach einigen hundert Metern erreicht Mikey das Gebäude mit der Nummer 198. Im Erdgeschoss befindet sich ein Kiosk, der schon geschlossen hat und darüber sind Wohnungen angebracht. Neben dem Eingang des Kiosks ist eine Tür für die Anwohner. Über dem Schaufenster des Ladens entspringen Balkone wie Geschwüre aus dem Mauerwerk. Das ist gut. Vielleicht kann Mikey so in die Wohnung hineinsehen? Wieder überkommt ihn ein ungutes Gefühl. Er kommt sich vor wie ein Stalker oder ein Einbrecher. Splinter würde verrückt werden, wenn er wüsste, was sein Sohn hier versucht. Vorsichtig blickt sich der junge Ninja um, doch wegen dem miesen Wetter ist kaum jemand unterwegs. Schnell huscht er zur Eingangstür und sucht nach dem Namen auf dem Klingelschild. Beim ersten Lesen übersieht er den Namen und wird schon nervös, weil er denkt, dass die Frau von der Auskunft ihm etwas Falsches gesagt hat. Doch beim zweiten Blick entdeckt er ihn. Beim ersten Mal hat er ihn übersehen, weil auf der Klingel zwei verschiedene Namen stehen. Unweigerlich fragt sich Mikey, wem der zweite Name gehört. Vielleicht der eigentliche Freund des Mädchens oder einfach nur ein Mitbewohner? Es könnte alles sein, doch es schmälert seine Sorgen nicht. Immerhin könnte es ja sein, dass er nicht der einzige ist, der hier betrogen wird. Hastig schaut er in welchem Stockwerk sie wohnt und blickt dann auf seine Uhr. Bei zum Treffen mit Raph ist noch eine halbe Stunde Zeit. Also verzieht sich Mikey auf die andere Straßenseite in eine kleine Gasse und wartet. Etwa zwanzig Minuten später sieht er, wie Raphael die Straße hinab schlendert und auf das Haus zusteuert. Alle Muskeln in Mikey´s Körper spannen sich schmerzhaft an und sein Magen überschlägt sich fast. Er ballt die Fäuste und kann sich gerade noch selbst davon abbringen, einfach rüber zu laufen und seinen Bruder zur Rede zu stellen. Ohne einen richtigen Beweis wird er Rothaarige ihn ganz sicher für bescheuert halten und alles abstreiten. Er atmet tief durch und beobachtet wie Raph auf die Klingel drückt. Ein paar Augenblicke später öffnet eine junge Frau die Tür. Sie ist die Art Mädchen, die Raph normalerweise absolut nicht ertragen kann, da sie ihm einfach zu anstrengend sind. Ein kleines, blondes Dummchen mit perfekter Figur und üppiger Oberweite, nur dazu gut, um ihr Gesicht währenddessen in ein Kissen zudrücken, damit man ihr Geplapper nicht hören muss und sich so die ganze Lust vermiest. Das Top, das sie trägt, ist so eng, dass Mikey schon keine Fantasie mehr braucht, um zu sehen, was sie zum Mittagessen hatte und ihr Minirock ist so kurz, das es schwer ist, zu sagen, ob er überhaupt irgendwas verdecken kann. Schon bei ihrem Anblick kann Mikey überhaupt nicht verstehen, was Raph an ihr findet. Die Blondine strahlt übers ganze Gesicht, als sie Raph an der Tür begrüßt. Sie wirft sich ihm in die Arme und drückt ihm einen dicken Kuss auf die Lippen. Angewidert verzieht Mikey das Gesicht und greift sich an die schmerzende Brust. Raph scheint ihre Begeisterung nicht ganz zu teilen und schiebt sie daher sanft von sich weg. „Du sollst das doch lassen, Julia!“, entgegnet er ihr, während sie ihm den Lippenstift abwischt. „Ich weiß, aber du bist einfach so süß, Raphie!“, erwidert sie und hakt sich bei ihm ein. Während sie das Gebäude betreten, schmiegt sie sich an den Saikämpfer heran wie ein verliebter Teenager. Mikey verzeiht abermals das Gesicht. Julia? Das war aber nicht die Frau, die heute Morgen angerufen hat, besinnt sich der Orange. Ihre Stimme war eine andere. Also ist sie vielleicht wirklich die Mitbewohnerin. Allerdings scheint sie Raph noch weit näher zu sein, als Mikey schon bei Anna das Gefühl hatte. Immerhin hat sie ihn sogar Raphie genannt, was sonst niemand darf oder tut. Der Saikämpfer hasst diesen Spitznamen, da es sich so nach Kleinkind anhört. Doch er hat sie nicht zurechtgewiesen, also scheint sie ihn wohl so nennen zu dürfen. Und dann dieser Kuss! Einfach furchtbar! Was soll Mikey denn jetzt bloß denken? Hat er vielleicht sogar mit beiden Frauen ein Verhältnis? Dem kann der Blonde einfach nichts entgegenbringen. Doch er schiebt die aufkommende Traurigkeit beiseite und überquert wieder die Straße. Geschickt klettert er die Feuerleiter an der Seite des Gebäudes hoch und stiehlt sich lautlos auf den Balkon. Vor hier aus kann er direkt ins Wohnzimmer sehen. Gerade kommt Julia mit Raph herein. Die Balkontür steht einen spaltbreit offen und so kann Mikey ihre Gespräche mithören. Glücklich wie ein dummer, kleiner Kanarienvogel setzt sich Julia auf das Sofa und lächelt Raph erwartungsvoll entgegen. Dieser macht jedoch erst mal keine Anstalten, sich hinzusetzen. Beruhigt ist Mikey deswegen aber noch lange nicht, da in diesem Moment Anna den Raum betritt. Überraschender Weise ist sie das komplette Gegenteil ihre knappbekleideten Freundin. Sie hat kurze, schwarze Harre, die sie schon fast wie einen Jungen wirken lassen und trägt einen schlabbrigen Jogginganzug, der ihre Figur ziemlich neutral wirken lässt. Sie lächelt Raph knapp entgegen und bleibt dann einige Schritte von ihm entfernt stehen. „Wie lang, oh sagt mir, wie lang ist es hier, dass du mich hier besuchtest?“ Verwundert legt Mikey den Kopf schief. Warum spricht sie nur so seltsam? Raph überbrückt die kurze Distanz zu ihr und zieht sie stürmisch in seine Arme wie es jeder billige Liebhaber in jedem noch billigeren Film tun würde. „Verzage nicht, meine Schöne. Nun bin ich hier und werd´ so schnell nicht wieder von dir gehen!“ Nun versteht Michelangelo gar nichts mehr. Was ist so plötzlich mit Raph los, dass er nun auch so seltsam redet? Ehe er sich darüber Gedanken machen kann, sieht er wie sich die beiden leidenschaftlich küssen. Mikey entgleiten alle Gesichtszüge. Er hat noch nie gesehen, dass Raph jemandem so hemmungslos und leidenschaftlich küsst und Julia sitzt dort auf der Couch und applaudiert den beiden! Das reicht endgültig! Mikey hält es keine Minute länger aus. Er hat seinen Beweis und nun wird das Ganze ein Ende haben! Ungehemmt tritt er aus dem Schatten, reißt die Balkontür auf und stapft tropfnass ins Wohnzimmer. „Sofort aufhören!“, wirft er den sichtlich verwirrten Anwesenden entgegen, während heiße Tränen über seine Wangen laufen. Angestrengt atmet er und versucht seine Wut und Enttäuschung irgendwie in Zaum zu halten. Julia zuckt auf der Couch erschrocken zusammen und gibt ein überraschtes Quicken von sich. Anna steht noch immer in Raph´s Umarmung und blickt den Jungen, der plötzlich in ihrem Wohnzimmer aufgetaucht ist, völlig perplex an. Raphael hingegen ist wie erstarrt. Er sieht so ertappt aus wie man in so einer Situation nur aussehen kann und scheint gar nicht in der Lage zu sein, auch nur irgendwie zu reagieren. „Wie kannst du so etwas nur tun?“, wirft Mikey seinem Bruder weinend an den Kopf. Dieser zuckt sichtlich zusammen. Anna löst sich von dem Rothaarigen und verschränkt die Arme vor der Brust. „So schlecht war er doch gar nicht.“, erwidert sie. „Also ich fand es ganz toll!“, mischt sich nun auch Julia ein. Die Schamröte steigt Raphael in die Wangen und er kratzt sich verlegen hinter dem Kopf. Dann wird ihm klar, dass hier etwas ganz und gar nicht stimmt. „Mikey, ich kann das erklären!“, presst er hervor und hebt beschwichtigend die Hände. „Du brauchst mir nichts zu erklären! Ich weiß bestens Bescheid!“ Weinend rennt Michelangelo auf den Balkon zurück und verschwindet dann in der Dunkelheit. Irritiert blicken sich die beiden Frauen an. „Was hat er denn?“ „Das erklär ich euch später. Jetzt muss ich ihn erst mal finden und besänftigen!“, gibt Raph knapp von sich und springt dann ebenfalls vom Balkon. Schulterzuckend blicken sich die beiden Frauen wieder an. „Damit kann ich meine Probe für heute wohl vergessen…“, gibt Anna leicht schmollend von sich. Julia küsst sie sanft auf die Lippen. „Wir können inzwischen ja eine andere Szene üben…“, kichert sie und nimmt ihre Freundin dann bei der Hand. Während die zwei das Bühnenstück ins Schlafzimmer verlegen, steht Raph verzweifelt unten auf der Straße und ruft nach seinem Bruder. „Mikey, bitte komm raus und lass es mich erklären!“ Doch er bekommt keine Antwort. Hektisch blicken sich die gelbgrünen Augen um und suchen nach einem Anhaltspunkt. Panik macht sich in ihm breit, hätte er doch nie für möglich gehalten, dass Mikey davon etwas mitbekommt. ‚Wie konnte ich nur so dumm sein? Ich bin so ein schlechter Lügner!‘, geht es dem Saikämpfer durch den Kopf, während er weitersucht. Michelangelo könnte praktisch überall sein, schließlich ist er ein Ninja. Es könnte Stunden dauern, bis er ihn findet, wenn er ihn überhaupt findet. Plötzlich bleibt er ruckartig stehen. Was war das? Lauschend verharrt er vor der kleinen Gasse. Durch den immer noch anhaltenden Regen ist es nur gedämpft zu hören, doch da wimmert eindeutig jemand. „Mikey?“, fragt er vorsichtig, während er sich zwei Schritte in die Gasse vorwagt. „Geh weg!“, kommt es aus der Dunkelheit. Kein Zweifel, es ist Mikey! Eine gewisse Erleichterung macht sich in dem Älteren breit, die jedoch augenblicklich von Schuldgefühlen überschattet wird. „Bitte, Mikey, lass es mich doch erklären…“ Wütend springt der Kleine vom Boden auf. „Du brauchst mir nichts erklären. Ich weiß, wann ich überflüssig bin! Doch vielleicht sagt du mir nächstes Mal Bescheid, wenn du ein paar neue Flittchen an Land ziehst, dann spar ich es mir, mit dir in der Dusche rumzumachen!“ Wütend ballt der Kleine die Fäuste. Seine Stimme ist zornig, doch vor lauter Tränen ganz brüchig. Betroffen blickt Raph zu Boden. „Es ist nicht so wie du denkst…“, nuschelt er schon fast. „Ach nein? Und warum küsst du die beiden dann und erzählst mir, du hättest ein verdammtes Meeting?“ Raph hat seinen Babybruder noch nie so aufgebracht erlebt, beinahe erschreckend. Es passt so gar nicht zu seiner freundlichen und immer fröhlichen Art. Stattdessen kommt er sich vor, als würde er in einen Spiegel blicken. Wiederrum hat sich Raphael nie schlechter gefühlt, in hilfloser Verzweiflung versunken, seinen Bruder vielleicht für immer zu verlieren, nur weil er einmal gelogen hat. „Das ich dir erzählt hab, dass ich ein Meeting hab, tut mir echt leid, doch ich wollte nicht, dass du irgendwas falsch verstehst, wenn ich dir sagen, dass ich zu den beiden gehe…“ „Du hättest mir auch einfach sagen können, was los ist, dass wäre weit leichter, als euch so zu erwischen…“, erwidert der Blonde und lässt sich wieder auf den Boden sinken. Dicke Tränen rinnen an seinen Wangen hinab. Es bricht Raph das Herz, ihn so zu sehen und zu wissen, dass er an alledem auch noch Schuld ist. „Da hast du vermutlich Recht, aber ich wusste nicht wie ich es dir sagen sollte, ohne dass du vielleicht böse auf mich wirst…“ Trotzig blickt der Blonde zu ihm auf. „Dann sag es mir doch einfach jetzt! Erklär mir, was ich angeblich falsch verstehen würde. Und sagt mir, warum und wieso und woher du die beiden kennst!“ Langsam versucht Raph ein paar Schritte näher zu kommen, doch Mikey sieht ihn so zornig an, dass er doch lieber da stehen bleibt, wo er gerade ist. „Ok, ich werde es versuchen. – Es fing vor über einem Jahr an, bevor das mit uns begonnen hat. Damals hab ich noch versucht, dich aus meinem Kopf zu bekommen, da ich dir nicht wehtun wollte. – Du weißt doch ganz sicher noch, dass ich damals ständig in irgendwelchen Bars rumgehangen und Frauen aufgerissen hab?“ Prüfend sieht er seinem Bruder in die Augen, doch Mikey erwidert nichts. „Jedenfalls hab ich versucht, mich damit abzulenken. Eines Abends kamen die beiden rein und haben sich zu mir gesetzt. Wir kamen ins Reden und dabei hab ich erfahren, dass sie einen Typen für einen Dreier suchen…“ Die Röte steigt Raph ins Gesicht und er kann sehen, wie sich Mikey´s Blick noch weiter verfinstert. „Na, meinen Glückwunsch…!“, kommt es sarkastisch von dem Blonden. Abwehrend hebt Raphael die Hände. „Nein, soweit ist es gar nicht gekommen! – Ich geb zu, dass wir es versucht haben, aber letztendlich hat es nicht geklappt. - An dieser Stelle sollte ich vielleicht erwähnen, dass Anna lesbisch ist und es vorher noch nie mit einem Kerl getan hat. Sie ist Schauspielerin und dachte, es würde ihr leichter fallen eine Liebesszene mit einem Mann zu spielen, wenn sie vorher mal mit einem geschlafen hätte. Wie sich gezeigt hat, war der Gedanke wohl doch nicht so gut und sie hat Angst bekommen. Also haben wir es dabei belassen.“ „Und was ist mir der anderen?“, hakt Michelangelo stur nach. „Julia steht sowohl auf Männer, als auch auf Frauen. Die beiden sind schon lange ein Paar. Sie hat sich aber schon damals ein bisschen in mich verguckt und denkt, dass ich ihren stürmischen Annäherungen irgendwann vielleicht nachgeben könnte, obwohl sie weiß, dass ich einen Freund hab, auch wenn sie nicht weiß, dass du das bist. Sie war ziemlich enttäuscht, dass das damals nicht geklappt hat. – Aber ich hab nicht mit ihr geschlafen, ganz ehrlich!“ Nachdenklich sieht Mikey zu Boden. „Und was ich da eben gesehen hab, wie soll ich das verstehen?“ „Wie gesagt, Anna ist Schauspielerin, doch es fällt ihr schwer mit Männern zu arbeiten. Nach dem gescheiterten Dreien hat sie mir davon erzählt und was ihr Problem ist. Nach einer Weile sind wir sozusagen Freunde geworden und ich hab den beiden beim Umzug hierher geholfen. Dann hab ich eine Weile nichts mehr von ihnen gehört und war auch zu sehr mit dir und meiner Arbeit beschäftigt. Vor ein paar Wochen hat mich Anna dann angerufen und gefragt, ob ich ihr nicht beim Proben helfen könnte. – Ich war mir nicht sicher, ob das eine gute Idee war. Ich hab dann gefragt, warum sie nicht mit Julia übt, schließlich sind sich die beiden ja sehr nahe. Sie meinte, dass das gerade das Problem sei und dass Julia ja schließlich kein Mann ist. Wenn sie mit ihr übt, hat sie keine Hemmungen, aber sobald ein Mann vor ihr steht, blockiert alles. Ihr wurde eine Superrolle angeboten, die sie unbedingt spielen will. Doch dafür müsste sie halt einen Mann küssen und so. Da sie mich ja schon ein bisschen kennt, wäre es leichter es zu versuchen, bevor sie mit einem völlig Fremden auf der Bühne stehen muss. Also hab ich zugesagt, ihr dabei zu helfen und genau das hast du eben gesehen.“ Abschätzend mustert Mikey seinen älteren Bruder, der ziemlich verloren dasteht und ihn mit großen, glänzenden Augen ansieht. „Mehr war da wirklich nicht, bitte glaub mir. – Du hast recht, ich hätte es dir sagen sollen, dann wäre so ein Missverständnis sicher nicht passiert. Doch ich hatte Angst, dass du mich auslachen oder mir nicht glauben könntest und ich wollte dich nicht verlieren. Also hab ich geschwiegen. - Normalerweise haben wir uns auch nicht so spät abends getroffen, doch heute ging es leider nicht anders und ich musste die Lüge mit dem Meeting erzählen, weil ich wusste, dass du mir das auf jeden Fall glauben würdest. – Es tut mir so leid…“ Nun ist Raph selbst den Tränen nahe und beißt sich fest auf die Unterlippe. Langsam steht Michelangelo auf und kommt zu ihm hinüber. Tief sehen sie sich in die Augen. „Du bist ein ganz beschissener Lügner und ein ganz schlechter Schauspieler!“, verkündet Mikey aus heiterem Himmel und lächelt seinem Bruder zaghaft zu. Raphael ist sichtlich verdutzt. „Muss wohl stimmen, wenn du mir auf die Schliche gekommen bist.“, erwidert er und versucht selbst ein kleines Lächeln. „Das war nun echt nicht schwer. Das nächste Mal wenn du ein Meeting vortäuschen willst, sollest du wenigstens deinen Kollegen davon erzählen, sonst verraten sie dich!“ „Ich wusste, ich hab was vergessen, aber Lisa ist so ein Tratschmaul!“ Plötzlich wird Mikey wieder ernst und mustert ihn eingehend. „Raph? Versprich mir, dass das nicht wieder vorkommt und das du mir alles sagen wirst, egal wie dämlich es auch sein mag!“ „Ich verspreche es dir hoch und heilig!“ Nachdenklich betrachtet Mikey ihn. „Sag mal, wie ist das so eine Lesbe zu küssen?“ Die Frage überrascht Raph nun wirklich. „Naja, ich glaub, es spielt dabei keine große Rolle, ob sie lesbisch ist oder nicht. Ich mag es so oder so nicht geküsst zu werden und ich glaub, ihr geht’s dabei genauso, wenn sie von einem Typen geküsst wird.“ „Und was ist mit mir?“, kommt es leicht schmollend von dem Nunchakuträger. „Bei dir ist das nicht so schlimm, aber auch nur, weil du etwas ganz Besonderes bist!“, verkündet der Rothaarige und zieht seinen Liebsten zu einem innigen Kuss heran – zum ersten Kuss, den er heute wirklich genießt und von dem sich beide wünschen, dass er niemals enden mag! Kapitel 36: Special 15: Don´t drink and love! --------------------------------------------- Es ist heiß, so furchtbar heiß und Mikey ist heilfroh, dass er diesen letzten Schultag vor den großen Ferien endlich hinter sich gebracht hat. Sein Kopf dröhnt von den drückenden Temperaturen, aber auch wegen dem Gedanken, dass Splinter sicherlich noch ein ernstes Wort mit ihm wegen seines Zeugnisses sprechen will. So schlimm findet er selbst seine Noten zwar nicht, aber Yoshi ist da immer ganz anderer Meinung, obwohl es schon um einiges besser geworden ist. Seufzend und schnaufend stapft der Junge den Weg zum Dojo hinauf und öffnet schwerfällig die Tür. Von drinnen kommt ihm ein erfrischender Luftzug entgegen und er dankt allen Göttern, dass Donnie die Klimaanlage reparieren konnte. Völlig fertig wirft der Blonde seine Schultasche in die nächste Ecke und steuert aufs Badezimmer zu. Eine kalte Dusche wird ihm jetzt ausgesprochen gut tun. So steht er eine ganze Weile unter dem perlenden Eiswasser und vergisst alles um sich herum. Irgendwann jedoch ist sein Körper so taub, dass er es nicht mehr länger aushält und zitternd die Nasszelle verlässt. Nur mit einem Handtuch um die Hüften betritt er die Küche. Am Kühlschrank entdeckt er einen Zettel. Dort steht, dass Splinter unterwegs ist und erst am späten Nachmittag wieder da sein wird. Ein Grinsen breitet sich auf Mikey´s Zügen aus. Besser kann es ja kaum noch werden! Ehe seine Brüder von ihren Arbeitsstellen nach Hause kommen, dauert es auch noch ein bisschen. Das heißt, er muss sich erst mal nicht die Mühe machen und sich etwas anziehen, wo es doch eh viel zu warm für irgendwelchen Stoff ist. Training wird es höchstens geben, wenn Leo wieder da ist und den kann man bestimmt davon überzeugen, dass es heute viel zu warm dafür ist. Also kann sich der Nunchakuträger nur mit dem Handtuch bekleidet vor den Fernseher werfen und entspannen! Allein bei dem Gedanken daran platzt er fast vor Freude. Begeistert öffnet er die Kühlschranktür und sucht nach etwas zu Trinken. Die Auswahl lässt allerdings zu wünschen übrig, was wohl auch daran liegt, dass sie morgen erst mal einkaufen gehen müssen. Eine angebrochene Flasche Milch ist noch da, aber darauf hat er so gar keine Lust. Doch da ist noch etwas in der Tür. Ein Tetra-Pack mit Eistee?! Etwas verwundert nimmt er die Packung in die Hand und betrachtet sie. *Long Island Ice Tea steht in goldenen Buchstaben auf dunkelrotem Grund. Darunter ist ein hohes Glas abgebildet, gefüllt mit Eiswürfeln, einem Strohhalm und einem kleinen Sonnenschirmchen. Wassertropfen perlen von dem schlanken Glas, das auf einer Bar steht, die sich scheinbar an einem Strand befindet. Mikey kann sich nicht entsinnen, dass sie den Eistee bei ihrem letzten Einkauf besorgt haben. Wahrscheinlich hat ihn sich Leo gekauft oder Splinter. Die beiden sind doch so wild auf Tee. Aber sie werden ganz sicher nichts dagegen haben, wenn sich Michelangelo ein Glas davon gönnt, immerhin können sie morgen ja eine neue Packung kaufen. In diesem Moment ahnt der kleine Ninja nicht, dass es sich bei dem Getränk absolut nicht um einem Eistee handelt wie es ihm der Name fälschlicherweise glauben machen will, sondern um einen starkalkoholischen Cocktail, den Raph für eine Party besorgt hat, zu der er morgen Abend eingeladen ist. Leider hat der Saikämpfer vergessen einen Zettel dranzumachen, dass keiner auf die Idee kommt, das Zeug trinken zu wollen. Allerdings kann er von Glück reden, dass Splinter noch nicht mitbekommen hat, dass einer seiner Jungs Alkohol ins Haus gebracht hat, da dies ja eigentlich strengstens verboten ist und Raph vorher zumindest hätte fragen müssen, ehe er ihn überhaupt hätte kaufen dürfen. Doch der Rote war mit seinen Gedanken ganz woanders. Zum Beispiel bei der Sorge, wie lange er es aushält, knapp bekleidete Mädchen im Pool herum hüpfen zu sehen, ehe er vollkommen durchdreht und sich mit der Tatsache beschäftigen muss, wie er seiner Familie beibringen soll, dass er etwas Unüberlegtes getan hat und betrunken eines der Mädchen geschwängert hat. Doch da der Blonde von den Sorgen und Befürchtungen seines Bruders keinerlei Ahnung hat, nimmt er den vermeintlichen Eistee zusammen mit einem großen Glas voller Eiswürfel mit ins Wohnzimmer und lässt sich dort seufzend auf die Couch fallen. Schnell angelt er sich die Fernbedienung und zappt fröhlich durch die Kanäle, während er mit der anderen Hand am Verschluss der Packung herum werkelt. Schließlich stoppt er bei einem Sender, der Zeichentrickfilme spielt und blickt lächelt auf den Bildschirm. Mikey gibt ein beinahe mitleidiges Lachen von sich, als ein bekannter Kojote von einem Felsbrocken getroffen wird und ein frecher, blauer Vogel daraufhin ein fröhliches ‚Miep Miep‘ ausstößt, bevor er in einer Staubwolke davonrennt. Kurz darauf setzt ein Werbeblock ein und der Nunchakuträger widmet sich wieder dem Verschluss der Packung. Einen Augenblick später gießt er die bräunliche Flüssigkeit in das Glas. Die Eiswürfel darin geben ein leises Klirren von sich und steigen an die Oberfläche. Schon wenig später bilden sich feine Tröpfchen auf der Außenseite des Glases, die perlend daran herunterlaufen. Der Anblick lässt den jungen Ninja schmunzeln. Es sieht fast genauso aus wie auf der Verpackung, nur das Mikey weder ein Schirmchen, noch einen Strohhalm hat und leider auch an keiner Strandbar sitzen kann. Dennoch überkommt ihn ein sommerliches Gefühl, was auch daran liegen kann, dass ja gerade Sommer ist und er ab nächster Woche Ferien hat, um ihn endlich auch zu genießen. Verträumt kippt er das Glas an und nimmt einen großen Schluck von der goldbraunen Flüssigkeit. Herrlich kühl rinnt sie seine ausgetrocknete Kehle hinunter. Der Geschmack ist faszinierend. Mikey hat erwartet, dass das Getränk diesen typischen Eisteegeschmack haben würde, doch das stimmt nicht. Stattdessen ist es süß und hat einen merkwürdigen, herben, fast schon scharfen Nachgeschmack. Dieser Nachklang geht allerdings fast völlig in der Süße unter und er spürt ihn auch nur beim ersten Schluck ganz hinten im Hals. Danach ist es nur noch köstlich und kühl. Entspannt lehnt sich der junge Ninja zurück und starrt auf den Bildschirm. Weitere Abenteuer des bemitleidenswerten Kojoten ziehen vorbei und werden irgendwann von einem ziemlich frechen Hasen abgelöst, der auf tückische Weise versucht einem zu kurz geratenen Jäger zu entkommen. An sich sind diese kleinen Geschichten ja schon recht lustig, doch irgendwie erscheinen sie dem Nunchakuträger heute noch weit lustiger, als sonst. Vielleicht liegt es an der Hitze, dass sein ohnehin schon etwas träger Verstand einfach aufgegeben hat und nun alles witzig findet? Ein leichtes Gefühl macht sich in seinem Kopf breit, als wäre er ein großer Ballon, der versucht davon zu schweben. Es ist, als hätte er keine Sorgen und nichts Schlechtes scheint sein Denken mehr zu stören. Das erste Glas ist leer, doch es bleibt nur kurz in diesem traurigen Zustand, dann füllt Mikey es erneut auf. Gedankenverloren sitzt er da, trinkt den Tee, der keiner ist und blickt lachend auf den Bildschirm. Nach einer Weile fängt er an den Figuren dumme Sprüche zu zuwerfen und erzählt zusammenhangloses Zeug vor sich hin. Gleichzeitig merkt er dies aber gar nicht mehr. Er redet mit dem Fernseher und bildet sich dabei ein, dass die gezeichneten Figuren ihm antworten. Schnell ist auch das zweite Glas getrunken und wieder aufgefüllt. Michelangelos Kopf fühlt sich immer leichter an, fast so, als könne er wirklich gleich davonfliegen. Gleichzeitig breitet sich ein warmes Gefühl der Zufriedenheit in seiner Körpermitte aus und erwärmt von dort aus den ganzen Rest, sodass er sich sehr ausgeglichen und entspannt fühlt. So etwas hat er noch nie gespürt. Mit einem leicht schwummerigen Gefühl im Schädel betrachtet er die Packung mit dem Getränk. Leider kommt er nicht auf den Gedanken sich die Inhaltstoffe auf der Rückseite anzusehen, sonst würde er vielleicht merken, dass er gerade Alkohol trinkt und das Ganze dann bleiben lassen. Im Gegenteil. Er wünscht sich wieder, er wäre am Strand und könnte jetzt eine Runde Surfen. Man wäre das toll! Kichernd lehnt er sich wieder zurück und trinkt weiter. So vergeht die Zeit und die Packung mit dem vermeintlichen Tee leer sich immer weiter. In seinem Kopf tanzt alles vor sich hin. Das Denken fällt ihm mittlerweile so schwer, dass er kaum noch einen vollständigen Satz zusammenbekommt. Schwerfällig beugt er sich zum Tisch vor und will sich noch ein Glas einschenken. Leider lassen sich nur noch ein paar wenige Tropfen in sein Glas fallen. Verwundert versucht er in die kleine Öffnung der Packung zu linsen, um zu sehen, wo sich sein ganzer Tee hin verflüchtigt hat. Erkennen kann er nichts, obwohl er sich alle Mühe gibt. „Tee weg…“, murmelt er zusammenhanglos und muss auch gleich wieder lachen. Dann formt sich der Gedanke, dass er sich doch auch einfach neuen kochen kann. „Gute Idee!“, bringt er lachend hervor und versucht aufzustehen. Dabei schwankt die ganze Welt vor seinen Augen und er plumpst auf seinen Hintern zurück. „Huch! Ich wuschte gar nischt, dasch wir eine Achterbahn im Wohnzimmer haben…“, kommt es lallend von dem Jungen, ehe er wieder zu lachen beginnt. Nichts destotrotz setzt er zu einem zweiten Versuch an. In seinem Leben hat er nie auch nur einen Tropfen Alkohol getrunken. Und da es hier normalerweise auch keinen gibt und sich Leo und Raph bemühen, möglichst nüchtern nach Hause zu kommen, weiß Mikey auch nicht wirklich, was hier gerade passiert. Zumal er eh nicht mehr denken kann. Schwankend kommt er schließlich auf die Beine, obwohl er sich dabei an der Rückenlehne der Couch festhalten muss. „Wasch für eine wilde Fahrt!“, flötet er, während er versucht das Gleichgewicht zu halten. In seinem Kopf dreht sich alles und das schöne Gefühl wandelt sich langsam aber sicher in ein merkwürdiges um, das ihm eher bedrückend vorkommt. Die Welt verfestigt sich wieder etwas, doch ganz in die Waage kommt sie nicht mehr. Dafür bemerkt er etwas anderes. „Isch musch pinkeln…“ Langsam wendet er den Kopf Richtung Badzimmer. Der Weg dorthin erscheint Mikey unendlich weit und uneben, so als müsste er über einen Sandstrand laufen und würde dabei immer wieder mit den Füßen versinken. Blinzelnd versucht er seine Sicht etwas freier zu bekommen, was allerdings nicht viel bringt. Dennoch wird der Drang sich erleichtern zu müssen immer stärker. „Oh, oh! Mikey macht sisch gleisch in die Hoschen…“, teilt er einer Dame mit, die gerade für einen neuen Lippenstift Werbung macht. Die Dame lächelt freundlich, was auch Mikey wieder dazu anstiftet zu lachen. Mit ausgebreiteten Armen wankt der betrunkene Junge Richtung Badezimmer. Sobald er in die Nähe der Wand kommt, stützt er sich daran ab, da er immer mehr das Gefühl hat, im Sand zu versinken und gleich auf die Nase zu fallen. Kurz darauf steht er vor der Toilette und blickt in die klare Pfütze im Inneren des Beckens. Allerdings weiß er beim besten Willen nicht mehr, wie er hierhergekommen ist und warum. Geistlos starrt er schmunzelnd weiter auf das Wasser im Becken, bis sich seine übervolle Blase zu Wort meldet. „Mikey musch aufs Töpfschen!“, fällt es ihm endlich ein. Schwerfällig lehnt er sich gegen die Wand neben der Toilette und versucht seine Hose zu öffnen. Seine Sicht verschwimmt immer wieder und seine Hände wollen auch nicht so wirklich tun, was er von ihnen verlangt und dennoch ist das Ganze urkomisch. Schließlich geht ihm ein Licht auf. Er hat ja gar keine Hose an, weil er duschen war! „Dummer Mikey!“, ermahnt er sich selbst, während er den Knoten des Handtuchs löst. Der inzwischen trockne Stoff gleitet zu Boden und ist vergessen. Abermals starrt Michelangelo in die Pfütze der Kloschlüssel und weiß nicht, was er hier soll. Mit Nachdruck erinnert ihn seine Blase wieder daran. Schwankend steht er vor der Toilette und versucht zu zielen. Ein lustiges Bild entspringt in seinen Gedanken. „Hilfe, hilfe, esch brennt! – Keine Sorge ihr Zwerge, Mikey kommt zum Löschen!“ Lachend steht er da und uriniert, wobei es ein echtes Wunder ist, dass er überhaupt die Toilette trifft. Letztendlich ist er dann doch irgendwann fertig und tapst wankend aus dem Badezimmer heraus. Das Handtuch ist jedoch vergessen, weshalb er nun nackt wie Gott ihn schuf im Wohnzimmer steht. Gedankenverloren blickt er sich um, doch die Welt hat sich noch immer nicht dazu bereit erklärt mal wieder stillzuhalten. Dies wird ihm nun langsam zu viel und er entscheidet sich dafür, doch erst mal ein Nickerchen zu machen. Anstatt aber in sein Zimmer zu gehen, welches direkt neben der Toilette und ihm damit am nächsten liegt, schwankt er unsicher auf die Tür daneben zu. Sie führt in Raphaels Zimmer, doch das ist dem Blonden in diesem Moment überhaupt nicht bewusst. Nach einigen Anläufen gelingt es ihm die Tür aufzuschieben. Seine Augen fixieren den schwebenden Futon seines Bruders, der sich in Wirklichkeit natürlich keinen Zentimeter bewegt, während er lachend darauf zu stolpert. Ungestüm lässt sich der Orange auf die Laken fallen und wälzt sich darauf herum. Der herbe Duft seines Bruders steigt ihm in die Nase und weckt ein tiefsitzendes Verlangen, das sich dann als lüsternes Kribbeln in seinen Lenden ausbreitet. Er schnappt sich das Kissen des Älteren und drückt die Nase hinein, atmet tief ein. „Oh, Raphie~“, summt er vor sich hin, während er sich wie ein rollige Katze über das Laken windet. Sein Körper reagiert fast automatisch auf diesen Gedanken, obwohl er vollkommen abwegig ist, da die zwei ja Brüder sind. In diesem Moment ist Michelangelo das jedoch überhaupt nicht mehr bewusst und er wünscht sich nichts mehr, als von den starken Händen des anderen berührt zu werden. Sein Unterleib kribbelt verlangend und neugierig, in Erwartung gebadet, erhebt sich seine Erregung in die Höhe. Mikey drückt sich das Kissen noch fester an die Brust und atmet immer mehr des Duftes ein. Haltlos windet er sich in den Laken. Von einer Seite zur anderen, auf den Rücken und den Bauch, während er schon beinahe schnurrende Laute von sich gibt, die ihm immer mehr Ähnlichkeit mit einer rolligen Katze verschaffen. Ihm wird immer heißer und langsam verliert er jegliche Beherrschung. Lauter und lauter ruft er nach seinem Bruder, in der Hoffnung erhört zu werden und endlich Befriedigung zu finden. Von alledem ahnt Raphael natürlich überhaupt nichts und er würde auch im Leben nicht darauf kommen, dass ausgerechnet sein kleinen Bruder solche Wünsche an den Tag legt und dann auch noch in einem völlig betrunkenen Zustand. Tatsache ist aber, dass auch Raph nach ein paar Drinks schon mal den unbändigen Drang verspürt hat, seinem Bruder auf eine Weise näher zu kommen, die nicht normal ist. Allerdings hat er das nie irgendwem gegenüber geäußert, nicht mal wenn Leo noch neben ihm gesessen hat und die beiden über Gott und die Welt plauderten, wie man es halt macht, wenn man einen im Tee hat. Am nächsten Tag konnte sich der Rothaarige zumeist eh nicht mehr daran erinnern. Er wusste nur, dass es etwas merkwürdig war, wenn er Mikey begegnet ist und dieser ihn dann so unschuldig anlächelte. Doch nun konzentrieren sich Raph´s Gedanken einzig und allein auf die Tatsache nach Hause zu kommen und sich den Rest des Tages auszuruhen. Schließlich will er ja fit sein für die Party morgen Abend. Langsam biegt er mit seinem Motorrad in die Einfahrt ein und stellt es ab. Während er zur Haustür geht, wandern seine Gedanken schon zu seinem Futon und einem schönen Schläfchen vor dem Abendessen. Er hofft inständig, dass Splinter bei dieser Hitze nicht auch noch ein Training einschieben will. Das würde er jetzt echt nicht verkraften. Eine kalte Dusche wäre da schon viel schöner. Er tritt ins Halbdunkel des Dojos und hält plötzlich inne. Irgendwas ist komisch, doch er kommt nicht darauf, was es sein kann. Er tut das Ganze erst mal mit einem Schulterzucken ab, doch dann merkt er, dass der Fernseher läuft. Die quakenden Stimmen daraus verraten ihm, dass es nur Mikey sein kann, der ihn eingeschaltet hat. Doch von seinem Bruder ist nichts zu sehen, obwohl er sonst immer angestürmt kommt, sobald er merkt, dass Raph zu Hause ist. ‚Er ist bestimmt auf dem Klo…‘, geht es dem Älteren durch den Kopf. Dann allerdings fällt sein Blick auf den niedrigen Tisch vor der Couch. Seine Augen weiten sich beim Anblick der Packung, die dort steht. Ein Schreck jagt durch seine Glieder, als er sich ihr nähert. ‚Er wird doch nicht…‘, kann er noch denken, ehe er feststellt, dass die Packung mit dem Long Island Ice Tea völlig leer ist. „Scheiße…“, haucht er halblaut in das verlassene Zimmer. Ihm ist vollends bewusst, dass sein Bruder noch nie Alkohol getrunken hat und mit seinen sechzehn Jahren auch noch zu jung dafür ist und nun hat er es wohlmöglich fertig gebraucht und die ganzen anderthalb Liter auszutrinken. „Scheiße…“, kommt es noch einmal verzweifelt von ihm, diesmal aber mit dem Gedanken, was Splinter wohl sagen wird, wenn er das rausfindet. Schließlich ist Raph indirekt schuld daran, dass Mikey nun wohlmöglich stockbesoffen ist und wer weiß was macht. „Splinter wird mir das Fell über die Ohren ziehen…“, wird es ihm bewusst. Und Leo erst, der wird ihm ebenso einen Vortrag halten und Donnie wahrscheinlich auch. Immerhin hätte er das Zeug gar nicht erst in den Kühlschrank stellen dürfen, ohne zu fragen oder wenigstens Bescheid zu geben und er hätte verdammt noch mal nicht vergessen dürfen einen verfluchten Zettel an die Packung zu kleben, damit insbesondere Mikey vor einem solchen Fehler bewahrt wird. „Warum hab ich auch diesen Gott verdammten Zettel vergessen?“, harscht er sich selbst an, während er zu überlegen versucht, wie er das Ganze bereinigen kann, ohne dass jemand etwas davon mitbekommt. Ihm will aber beim besten Willen nichts einfallen. Es wäre jedoch äußerst ratsam, sich erst mal um Mikey zu kümmern. Wahrscheinlich ist dem Bengel von dem ganzen Alkohol unheimlich schlecht geworden und er hockt jetzt mit dem Kopf in der Kloschüssel? Ehe er jedoch im Bad nachsieht, sammelt er die leere Packung und das Glas ein und lässt alles in der Küche verschwinden. So sind immerhin die offensichtlichsten Spuren schon mal verschwunden, falls ein anderer reinkommt. Dabei bemerkt er den Zettel von Splinter am Kühlschrank und ihm fällt immerhin ein kleiner Stein vom Herzen. So bleibt ihm zumindest noch etwas mehr Zeit. Als er ins Badezimmer kommt, findet er jedoch keinen Mikey, nur ein Handtuch liegt vor der Toilette. Verwundert hebt er es auf und wirft es in den Wäschekorb. Nachdenklich betritt er wieder das Wohnzimmer und hört auf einmal ein komisches Geräusch. Es klingt fast wie das Schnurren einer Katze. Nun bemerkt der Saikämpfer auch, dass seine Zimmertür offensteht. Unsicher folgt er dem Geräusch und bleibt wie erstarrt auf der Schelle stehen. Er traut seinen Augen kaum. Sein kleiner Bruder räkelt sich splitternackt auf seinem Futon und schnurrt ihm mit großen Augen entgegen. Und als wenn das nicht schon schlimm genug wäre, springt Raph die Erregung des Jüngeren förmlich entgegen. „Heilige Scheiße…“, flüstert der sonst so toughe Ninja. Ungewollt erhält er dadurch jedoch Mikey´s Aufmerksamkeit. Der Junge blickt ihn mit großen, wässrigen Augen an, die Raph schon allein verraten, dass sein Bruder sturzbetrunken sein muss. „Raphie~“, schnurrt er ihm entgegen. Sowohl der Anblick, als auch die Tonlage des Jüngeren, treiben einen eiskalten Schauer über den Rücken des Angesprochenen. „Gott, bitte nicht…“, murmelt der Rothaarige und wirft dem Jungen einen mitleidigen Blick zu. Schwerfällig dreht sich der Nunchakuträger auf die Seite und breitet die Arme aus. „Komm her zu mir, Raphie~“, summt er. Innerlich verdreht der Saikämpfer die Augen. Er hasst diesen Spitznamen abgrundtief und hatte gehofft, ihn nie wieder hören zu müssen. Viele Jahre hat das auch geklappt und seit Mikey aus der Kleinkindsprache raus gewachsen ist, dachte er, es würde auch so bleiben. Doch wie es scheint, hat der viele Alkohol im Kopf seines kleinen Bruders eine Tür gefunden, von der er dachte, dass sie für immer verschlossen bleiben würde. Unter anderen Umständen würde Raph es sich überhaupt nicht gefallen lassen, so angesprochen zu werden, doch da Michelangelo völlig neben sich ist, schluckt er die aufkommende Wut einfach runter. Normalerweise würde ihm allein das schon nicht gelingen, doch irgendwie fühlt er sich schrecklich schuldig. Immerhin hätte er wissen müssen, dass Mikey nicht nachdenkt und einfach alles in sich hineinstopft oder schüttet, was auch nur halbwegs Ähnlichkeit mit einem Nahrungsmittel hat. Zudem weiß er aus eigener Erfahrung wie beschissen es dem Jüngeren am nächsten Morgen gehen wird, wenn nicht gar schon in ein paar Stunden. Mit langsamen, nachdenklichen Schritten betritt Raphael das Zimmer und nähert sich seinem Bruder. Dieser strahlt übers ganze Gesicht wie jemand, der in eine Irrenanstalt gehört und streckt dabei weiterhin die Hände nach ihm aus, als wäre er ein kleines Kind, das endlich seine Süßigkeiten haben möchte. Beinahe gierig öffnen und schließen sich seine Finger dabei. Wieder läuft es dem Älteren eiskalt den Rücken hinunter und sein Blick wandert unweigerlich zur entblößten Erregung des Liegenden. Der Saikämpfer schluckt schwer und kommt sich dabei wie in einem billigen Albtraum vor. Seufzend kniet er sich vor seinen Futon und wird im selben Augenblick auch schon von Mikey umarmt. Der Junge schmiegt sich an ihn und verschränkt die Hände in seinem Nacken. Überdeutlich kann Raphael dabei den Gestank des Alkohols im Atem des Jüngeren riechen. Eigentlich stört ihn so was sonst nicht sonderlich, doch bei dem Gedanken daran, dass es Mikey ist, wird ihm fast schlecht. Sein Bruder mag zwar ganz schön ausgeflippt sein und allerhand Unfug im Kopf haben, doch Alkohol oder gar schlimmere Sachen hätte Raph nie vermutet je bei ihm zu sehen. Er fühlt sich schrecklich hilflos und schuldig. Dennoch lässt er es einfach geschehen und die Umarmung über sich ergehen. Allerdings scheint es Mikey noch längst nicht genug zu sein und so zieht er seinen überrumpelten Bruder zu sich auf den Futon. Mit einem überraschten Laut landet Raph auf dem Laken. Mikey liegt neben ihm und grinst ihn fröhlich und gleichzeitig völlig geistlos an. „Hey, Raphie~“, schnurrt er. „Hey, Mikey. – Was hältst du von einem großen Glas Wasser und etwas Deftigem zum Futtern?“, lockt er den Blonden, in der Hoffnung, so den Alkoholgehalt in seinem Blut zu senken und ihn schneller wieder nüchtern zu bekommen, am besten natürlich bevor einer der anderen nach Hause kommt. Das dürfte zwar eh nicht wirklich klappen, aber es würde dem Kleinen immerhin helfen, morgen nicht ganz so leiden zu müssen. Und Essen ist bei Mikey immer ein perfekter Köder. Allerdings scheint dem nicht so zu sein, wenn er betrunken ist. „Nein, du Dummerschen! Isch will einen Kusch von dir!“, verkündet ihm der Junge ganz unverblümt. Bei seinen Worten zuckt Raph leicht zusammen. ‚Er will einen Kuss von mir? Das kann doch nicht sein Ernst sein! Immerhin ist er mein Bruder!‘ Der Saikämpfer fühlt sich noch hilfloser, als ohnehin schon. Dennoch wird ihm bewusst, dass er sich selbst im angeheiterten Zustand schon viel schlimmere Dinge vorgestellt hat, die er mit Mikey anstellen wollen würde. Aber vorstellen oder sagen oder sogar machen, sind sehr unterschiedliche Dinge! Erwartungsvoll blickt ihn der Blonde an und schmiegt sich noch dichter an ihn. Überdeutlich kann Raphael dabei die Erregung seines Bruders am Oberschenkel spüren. „Raphie~“, summt Mikey wieder und klammert sich mit den Fingern im Hemd seines Gegenübers fest. Dieser gibt resignierend nach und versucht den Blonden auf die Stirn zu küssen. Das ist aber so gar nicht das, was der Kleinere möchte, weswegen er kräftig an Raph´s Hemd zieht und so ihre Lippen miteinander verbindet. Überrascht reißt der Rote die Augen auf und versucht Mikey von sich wegzudrücken. Trotz der Tatsache, dass er weit kräftiger als sein Bruder ist, gelingt es ihm dennoch nicht, sich von ihm zu trennen. Michelangelo zieht ihn sogar noch ein Stückchen weiter zu sich heran und presst seine Lippen noch fester auf die des anderen. Verzweiflung steigt in dem Saikämpfer auf. Er will seinem Bruder nicht wehtun, weder körperlich noch emotional, doch was bleibt ihm für eine Wahl, wenn der Kleine auf einmal eine seltsame Kraft entwickelt hat? Fieberhaft denkt er nach und schließlich gelingt es ihm doch, den Jungen von sich zu drücken. Versonnen blickt Mikey ihm tief in die Augen. Seine Wangen glühen und seine Augen glänzen. Seine Lippen zittern und sein ganzer Körper scheint zu beben. „Isch hab disch soooo lieb, Raphie~“, schnurrt er und versucht sich einen weiteren Kuss zu stibitzen. Doch diesmal kann Raph ihn rechtzeitig davon abhalten. „Ich mag nicht küssen, Mikey.“, versucht er ihm zu erläutern. „Du hascht Rescht. Küschen ist langweilig. Lasch unsch kuscheln!“, verkündet der Kleine ihm nun. Raph entgleiten alle Gesichtszüge, als Mikey nun versucht ihm die Hose auszuziehen. Ihm schießt das Blut in die Wangen und er versucht den Jungen einfach nur noch davon abzuhalten. Seine Nerven sind zum Zerreißen gespannt. „Nein! Bist du bekloppt?!“ Doch Michelangelo antwortet ihm nicht, lächelt stattdessen verträumt und setzt sich hin, um besser an Raph´s Hose herumspielen zu können. ‚Warum, verdammt, warum? – Und was in Gottes Namen versteht der Bengel nur unter kuschel!‘, geht es dem verzweifelten Saikämpfer durch den Kopf, während er weiterhin versucht, seinen Bruder vor einem großen Fehler zu bewahren. Doch der Rothaarige scheint machtlos. Es kommt ihm so vor, als würde der Alkohol seinem kleinen Bruder ungeahnte Kräfte verleihen. Als wäre er für ihn, was der Spinat für Popeye ist. Und gerade das will absolut nicht in Raphaels Kopf hinein. Aber vielleicht ist dem auch gar nicht so und es ist viel mehr etwas in Raph, das ihn zum ersten Mal in seinem Leben daran hindert, seinen Bruder zu verprügeln? Was auch immer der Grund für seine momentane Schwäche ist, er wünscht sich nichts mehr, als das es endet, bevor Mikey einen Fehler macht, der sie beide für den Rest ihres Lebens verfolgt. Fieberhaft versucht der Saikämpfer eine Lösung zu finden, was ihm äußerst schwer fällt, da Gewalt für ihn sonst immer an erster und oftmals auch einziger Stelle steht. Dementsprechend fühlt er sich mehr als hilflos, ja sogar schon gedemütigt, als Mikey ihn nun auch noch auf das Laken drückt. Sekunden später kann der sonst so temperamentvolle Ninja nur fassungslos mit ansehen wie seine Hose neben ihm auf dem Boden landet. Ein nahezu unbekanntes Gefühl von Angst durchströmt ihn. Es lässt in seinem Kopf ungewollt Bilder erscheinen. Bilder von wehrlosen, jungen Mädchen, zu Boden gedrückt und über ihnen die düstere Gestalt eines Mannes, der ihren Körper und ihre Seele brechen wird. Ungewollt beginnt er leicht zu zittern. ‚Das kann alles einfach nicht wahr sein…‘, geht es ihm durch den Kopf. Falls es ihm irgendwie gelingen sollte, das Ganze vor Splinter und den anderen zu verheimlichen, weiß er auf jeden Fall, dass er es niemals wieder zulassen wird, dass sein Bruder auch nur in die Nähe von Alkohol kommt! Bevor er seine wirren Gedanken weiter dazu animieren kann, nach einer Lösung für diese missliche Lage zu suchen, spürt er wie sich etwas Hartes gegen seinen Unterleib drückt. Als er den Blick hebt, sieht er seinen Bruder, der es sich auf seinem Schoß gemütlich gemacht hat und scheinbar zum nächsten Schritt übergehen möchte. Die schlanken Finger des Blonden gleiten forschend über Raphaels Bauchmuskeln, während seine heiße Erregung sich unaufhörlich gegen den hauchdünnen Stoff der Shorts des Älteren reibt. Sein verträumter Gesichtsausdruck, so leer und abwesend, jagt einen weiteren Schauer über den Rücken des Saikämpfers. Langsam beugt sich der Junge zu ihm hinunter und nähert sich seinem Gesicht, als wolle er erneut versuchen ihn zu küssen. Vielleicht soll es den Liegenden auch nur davon ablenken, dass sich Mikey´s Finger langsam in seine Shorts hinein schieben. Einem letzten Aufbäumen gleich, packt Raph die Schultern des Jungen und versucht ihn kraftlos von sich zu drücken. „Mikey, bitte! Ich will das nicht…“ Im ersten Moment scheinen seine Worte kein Gehör zu finden, dann jedoch hält der Nunchakuträger inne. Ein merkwürdiger Ausdruck huscht über sein Gesicht. Mit offenem Mund starrt er zu Raph hinunter und schnappt angestrengt nach Luft. Seine Haut wird ganz bleich, als hätte ihn gerade die schreckliche Erkenntnis seiner Tat getroffen und ihn schlagartig nüchtern gemacht. Doch dem ist nicht so, dennoch weiß Raph, dass es jetzt vorbei ist und er nicht mehr um seinen Allerwertesten besorgt sein muss. Sanft aber bestimmend drückt Raph seinen Bruder von sich, während dieser sich schon die Hand auf den Mund presst. Hilflos hört er ihn dahinter würgen. Ehe das Unglück seinen Lauf nimmt, gelingt es Raph Mikey auf die Füße zu ziehen und ihn Richtung Klo zu dirigieren. Kaum das die weiße Porzellanschüssel in Michelangelos Blickfeld kommt, lässt er sich davor auch schon auf die Knie fallen. Den Bruchteil eines Augenblicks später ergießt sich der unerwünschte Alkohol als heiße Säure in die Toilette. Mitfühlend legt Raph dem Kleineren ein Handtuch um die Schultern, hockt sich neben ihn und streicht ihm tröstend über den bebenden Rücken. So vergehen die Minuten, die dem Roten so endlos erscheinen und dennoch ist er heilfroh darüber. Eine Ewigkeit scheint zu vergehen, in der Mikey sich wieder und wieder erbricht, ehe er zitternd den Kopf hebt und sich erschöpft neben die Schüssel setzt. Schweiß steht ihm in feinen Perlen auf der Stirn, seine Wangen glühen vor Anstrengung und er zittert am ganzen Körper. Tränen stehen in seinen trüben Augen. Er sieht so elend aus, dass es Raphael fast das Herz zerreißt. Ziellos blicken sich die blauen Augen in dem Raum um und bleiben schließlich in den gelbgrünen Seelen des anderen hängen. Verwirrt blinzelt Michelangelo, ehe er zu begreifen scheint, wer dort vor ihm sitzt und wo er sich eigentlich befindet. „Raph? – Was ist passiert?“, kommt es schwach von ihm. Einen Moment wägt der Größere ab, ob es eine gute Idee wäre, ihm die Wahrheit zu sagen oder nicht. Dann entscheidet er sich dagegen. „Dir ist schlecht geworden, weil du verdorbenen Eistee getrunken hast. Erinnerst du dich?“ Und tatsächlich fängt Mikey an nachzudenken. Gequält hält er sich dabei mit einer Hand den pochenden Kopf. „Ja – ja, du hast Recht. Doch er hat gar nicht verdorben geschmeckt…“ „Das lag wahrscheinlich an dem ganzen Zucker in dem Zeug.“, versucht sich Raph zu retten. „Ganz bestimmt…“, erwidert der Blonde schwach. Dann fängt er wieder an zu zittern, was auch nicht verwunderlich ist, da er ja nichts an hat und es im Bad dank der Klimaanlage ziemlich kühl ist. Instinktiv zieht er das Handtuch fester um sich und bemerkt dabei, dass er ganz nackt ist. Erschrocken zuckt er zusammen und versucht herauszufinden, ob Raph irgendetwas gesehen hat, das ihm jetzt peinlich sein müsste. „Wo sind meine Sachen?“, fragt er überfordert. Hilfreicher Weise wendet Raphael den Blick von ihm ab, um ihm nicht länger so ein entblößtes Gefühl zu geben und deutet dann auf den Wäschekorb in der Ecke. „Dort. Ich schätz mal, du wolltest duschen, bevor dir schlecht geworden ist.“ Nachdenklich mustert der Blonde die Dusche, dann nickt er schwach. „Meinst du, du kannst aufstehen? Dann bring ich dich in dein Zimmer. Da kannst du dir was anziehen und dich vielleicht ein bisschen hinlegen. Dann geht´s dir bestimmt bald besser.“ Mit einem mitfühlenden Lächeln erhebt sich der Rothaarige und streckt ihm die Hand entgegen. Erschöpft erwidert der Kleine sein Lächeln und lässt sich auf die Füße helfen. Auf wackligen Beinen, die sich wie Pudding anfühlen, tapst Mikey mit Raph´s Unterstützung in sein Zimmer. Dort sinkt er kraftlos auf seinen Futon, während ihm der Ältere etwas zum Anziehen reicht. Wenig später liegt der Blonde bis zur Nasenspitze unter der Decke und steuert auf den Schlaf zu, der vehement an seinem Körper zerrt. Sanft streicht Raphael ihm durch die zerzausten Haare. „Versuch zu schlafen, dann geht es dir Morgen sicher viel besser.“, versucht er ihn aufzumuntern, obwohl er aus eigener Erfahrung nur zu gut weiß, dass das ganz sicher nicht der Fall sein wird. Doch bis es soweit ist, ist ihm vielleicht etwas eingefallen, um heil aus dieser Nummer rauszukommen. Gehorsam schließt der Nunchakuträger die Augen und Raph macht sich auf den Weg zur Tür. Doch soweit kommt er nicht, als er hinter sich die leise Stimme seines Bruders hört. „Raph? – Kannst du vielleicht bei mir bleiben?“ Der sonst so harte, junge Mann blickt in die endlos traurigen Augen seines Babybruders und kann ihm diesen Wunsch einfach nicht abschlagen, völlig egal, was vorhin alles gewesen ist. „Aber klar doch, Kleiner.“ Die Dankbarkeit in den blauen Seelen schwappt fast über und Raph wünschte, er hätte damals nach seiner ersten Übelkeit auch nur den Bruchteil an Verständnis von den anderen erhalten, den er jetzt Mikey zu Teil werden lässt. Doch im Gegensatz zu seinem kleinen Bruder, wusste Raphael damals ganz genau, was er tat, auch wenn er nicht geahnt hat wie beschissen das Erwachen dann sein würde. Doch er hat aus seinem Fehler gelernt. Mikey wird ganz sicher auch etwas daraus lernen. Vorsichtig setzt sich der Saikämpfer zu ihm auf das Laken. Schwerfällig bettet Michelangelo seinen pochenden Kopf auf dem Bauch seines Bruders und kuschelt sich an ihn. Sekunden später ist er auch schon eingeschlafen. Das Raph gar keine Hose an hat, scheint ihm entweder nicht bewusst zu sein oder es kümmert ihn im Moment nicht. Und wenn er doch danach fragt, wird Raphael schon eine passende Antwort einfallen. Doch im Augenblick zählt nur, dass Mikey seinen Rausch ausschläft und sie beide die ganze Sache schnell wieder vergessen. Kapitel 37: Special 16: Love cubs... ------------------------------------ Frustriert lässt sich Leo auf seinen Futon fallen und gibt ein resigniertes Seufzen von sich. Eigentlich hätte es ein tolles Wochenende werden sollen, das er gemeinsam mit Karai verbringen wollte. Doch das Ganze lief nicht so wie erhofft und nun liegt er hier und weiß nichts mit diesem angebrochenen Sonntag anzufangen. Lange bleibt der Schwertkämpfer jedoch nicht mit seinen Gedanken allein. Ohne anzuklopfen öffnet Mikey die Tür. Auf seinem Arm ein Stapel frisch gewaschener Wäsche. Als sein Blick auf seinen älteren Bruder fällt, gibt Mikey ein überraschtes Quicken von sich und lässt dabei fast die Wäsche fallen. Im ersten Moment weiß Leonardo nicht, warum der Kleine so einen Schreck bekommt, dann blickt er ihn jedoch schuldbewusst an, da ihm einfällt, dass er ja eigentlich noch gar nicht wieder zurück sein wollte und Mikey im Keller wohl auch nicht gemerkt hat, wie der Ältere wieder nach Hause gekommen ist. „Was machst du denn hier? Mir ist fast das Herz stehengeblieben…“, kommt es im typisch theatralischen Ton von dem Jüngsten, was Leos Vermutung nur unterstreicht. „Das tut mir wirklich leid, Mikey. – Es lief alles nicht so wie geplant und deswegen haben wir uns entschieden, das Ganze früher zu beenden…“ Traurigkeit liegt in seiner Stimme, hat es doch so lange gedauert, bis er und Karai ein Wochenende gemeinsam frei hatten. Am Gesichtsausdruck des Schwarzhaarigen kann Michelangelo nur zu gut ablesen wie nahe diese Tatsache seinem Bruder geht. Zudem weiß Mikey sehr gut wie lang Leo auf so einen Moment gewartet hat. Mitleid spiegelt sich in seinen Augen, während er langsam die Wäsche auf der Kommode ablegt. „Sorry, Mann. Willst du darüber reden?“ Nachdenklich blickt Leo auf seine Hände, die er verkrampft im Schoß gefaltet hat. Er ist sich nicht sicher, ob er ausgerechnet mit seinem jüngsten Bruder über so etwas reden sollte. Andererseits würde Raph ihn ganz sicher nur wieder auslachen und Donnie hat genug eigene Sorgen mit April, als das er ihm helfen könnte. Bliebe noch Splinter. Doch der Blaue scheut sich davor, wie es wahrscheinlich alle Teenager tun, wenn sie so ein Thema mit ihren Eltern besprechen sollen. Mikey hingegen ist eigentlich immer sehr verständnisvoll und hat gute Ideen, andererseits hat er von Mädchen überhaupt keine Ahnung. Doch zumindest rennt der Kleine nicht rum und erzählt jedem von Leos Problem oder zieht ihn damit auf. Also, was hat er schon zu verlieren? Und vielleicht hilft es ja darüber zu reden. Gerade als Leonardo ihm antworten will, entdeckt der Chaosninja etwas auf der Kommode. „Was sind denn das für komische Würfel?“, fragt er unschuldig, doch Leo steigt augenblicklich die Schamesröte ins Gesicht. Das irritiert den Kleineren noch zusätzlich. „Nun ja, das sind – äh - Kuschelwürfel…“, erwidert der andere peinlich berührt. „Und was macht man damit?“, kommt auch prompt die nächste Frage von Mikey. Leos Wangen färben sich noch etwas dunkler. Verlegen räuspert er sich. „Naja, auf dem einen steht eine Tätigkeit und auf dem anderen ein Körperteil. - Zusammen ergibt das dann etwas, was du mit deinem Partner tun sollst, um – naja - in Stimmung zu kommen…“ Bei jedem Wort wird der sonst so gefasste Anführer ein bisschen leiser. Er kann deutlich sehen wie es im Kopf seines Babybruders zu arbeiten beginnt ‚Oh, Himmel, lass ihn nicht darüber nachdenken, was Karai und ich gemacht haben könnten…‘, geht es Leonardo durch den Kopf, während er Mikey beobachtet. Schließlich breitet sich ein Lächeln auf den Zügen des Jüngeren aus. „Das klingt lustig!“, verkündet er, doch Leo schüttelt nur betrübt den Kopf, da Mikey wohl doch nicht ganz verstanden hat. „Das dachte ich ja auch, aber die Dinger zeigen so einen Mist an, dass weder Karai noch ich bereit dazu waren, dem Folge zu leisten. - Wir haben uns deswegen sogar gestritten und ich hab auf ihrer Couch übernachtet, weil ich bei dem Unwetter heute Nacht nicht nach Hause gehen wollte. - Nicht auszudenken, wenn mir Raph oder Splinter über den Weg gelaufen wären…“ Schon bei der bloßen Vorstellung läuft es ihm eiskalt den Rücken hinunter. Michelangelo hingegen kann sich nicht vorstellen wie dumm die Befehle auf den Würfeln gewesen sein müssen, dass man damit einen Streit anzetteln kann. Stattdessen setzt er ein freches, ja geradezu herausforderndes Lächeln auf. „Ach, Leo, sei doch mal ein bisschen lockerer und trau dich auch mal was Verrücktes zu tun! Sonst macht das doch gar keinen Spaß!“, versucht er den Älteren zu ermutigen. Dieser findet das aber nicht so lustig. „Mikey, du verstehst das nicht…“, setzt er an, doch der Nunchakuträger setzt sich schon neben ihn auf den Futon und lässt die Würfel über den Holzboden kullern. Resignierend schaut Leo ihnen nach. „Ohren massieren.“, liest der Blonde vor. „Siehst du, ist doch gar nicht so schlimm!“, strahlend lächelt er dem Älteren entgegen und hebt die Hände. Leonardo hält sie jedoch fest. „“Das war nur Glück. Außerdem bin ich nicht in der Stimmung für so was und ich will Karai nicht betrügen…“, behaart der Blaue. „Das ist nicht fair! Ich will dir doch bloß helfen! Außerdem betrügst du sie doch gar nicht, schließlich bin ich dein Bruder und kein Mädchen. Zudem hat es dich letzten Monat auch nicht gestört, als wir rumgemacht haben!“, schmollt Mikey ihm entgegen. Innerlich seufzt Leo erneut. Manchmal hat er das Gefühl, dass nicht nur die Gedanken seines Bruders äußerst sprunghaft sind, sondern auch sein Partnerschaftsdenken und es ihm nichts auszumachen scheint auf mehreren Baustellen gleichzeitig zu arbeiten. Mag sein, dass sich Raph das zu einem gewissen Grad gefallen lässt, solange es in der Familie bleibt, doch Leo ist da anderer Meinung. Dennoch hat der Kleine auch Recht. Vor einem Monat hat es ihm tatsächlich nichts ausgemacht mit ihm zu schlafen und das nur, weil Karai arbeiten musste und er sich einsam fühlte. Tragischer Weise ist ihm da der Gedanke an Betrug nicht einmal gekommen. Eigentlich ziemlich perfide, doch der Blonde fragt nicht nach so etwas, sondern ist froh, wenn er irgendwie helfen kann, selbst auf so niedere Weise. Eine Weile betrachtet er das schmollende, beinahe enttäuscht wirkende Gesicht seines Bruders, ehe er ein zaghaftes Lächeln aufsetzt und dem Ganzen nachgibt. „Na gut, versuch es. Aber beschwer dich nicht bei mir, wenn es zu komisch wird. Ich hab dich schließlich gewarnt.“, weist der Ältere ihn an. Die Züge des Nunchakuträgers hellen sich augenblicklich auf und er strahlt sein Gegenüber voller Vorfreude an. „Mach ich bestimmt nicht. Aber du darfst dich auch nicht beschweren, wenn was Komisches dabei rauskommt. Lass dich einfach mitreißen und denk mal nicht darüber nach, was es für Folgen haben könnte.“ Das ist immer so viel leichter gesagt, als getan und prompt denkt Leo auch schon darüber nach wie Mikey von dem Gedanken angewidert sein könnte, etwas völlig Absurdes tun zu müssen oder über sich ergehen zu lassen. Nicht zum ersten Mal verflucht er sich selbst, dass er diese dämlichen Würfel überhaupt gekauft hat. Doch in Anbetracht von Karai´s Temperament schien ihm das eine gute Idee zu sein. Wie sich herausstellte, ist sie aber nicht in allen Dingen so aufgeschlossen und experimentierfreudig, wie es vielleicht den Anschein haben mag. Sein kleiner Bruder hingegen hat ganz andere Erfahrungen mit ihnen allen gesammelt und ist von Natur aus schon sehr verspielt, dass er sich gar keine Gedanken um irgendetwas macht, das ihm nicht gefallen könnte. Langsam nickt Leo seinem Partner zu und gibt seine Hände wieder frei. Kaum ist dies geschehen, schreitet Mikey auch schon zur Tat. Ganz sanft, ja sogar ungewöhnlich zurückhaltend umschließen Michelangelos Finger die zarten Ohrmuscheln. Vorsichtig betasten sie die dünne Haut, scheinen nach einer geeigneten Stelle zu suchen und üben schließlich leichten Druck aus. Dabei trägt Mikey´s Gesicht die ganze Zeit einen Ausdruck, der so etwas wie Neugierde sein kann. Leo wüsste zu gern, was er gerade denkt, während er diese ungewohnte Berührung an ihm durchführt. Allerdings kann er sich das nur ganz kurz fragen, dann breitet sich auf einmal ein angenehmes Kribbeln in seinem Bauch aus, das sich hinab zu seinen Lenden schleicht und sich von dort in seinem gesamten Unterleib ausbreitet. Es fühlt sich gut an, warm und angenehm. Es hat etwas Entspannendes, gleichzeitig aber Verlangendes. Leo gibt ein wohliges Seufzen von sich, was Mikey zum Schmunzeln bringt. Es ist noch gar nicht so lange her, da hat Splinter dem Schwertkämpfer etwas über Chakrafluss und Chakrapunkte erzählt. Ähnlich wie bei einer Massage kann man diese Punkte sanft drücken, um den Fluss zu normalisieren oder durch festes Drücken oder Schlagen blockieren und so den Gegner vorübergehend lähmen oder kampfunfähig machen. Bei einer Reflexzonenmassage werden diese Punkte ausgenutzt oder über sensible Stellen angesprochen, um den Fluss zu regulieren. Das funktioniert besonders gut an den Füßen, den Händen oder den Ohren. Von dort aus kann man den ganzen Körper beeinflussen, vorausgesetzt man weiß, wo man wie viel Druck ansetzen muss. Der Blaue kann sich nicht vorstellen, dass sein Bruder auch nur die geringste Ahnung davon hat, aber er hat ein ausgeprägtes Körperempfinden und große Empathie und so unbewusst eine sehr empfindliche Stelle getroffen. Während sich das angenehme Kribbeln weiter in seinem Unterleib ausbreitet, versucht Leo sich das Schema der Reflexpunkte des Ohrs ins Gedächtnis zu rufen. Da das Ohr nur sein klein ist, sind auch die Punkte nur ziemlich klein und es bedarf viel Übung, wenn man einen bestimmten davon treffen will. Allerdings liegen die Punkte so beieinander, dass gleichartige Körperregionen aneinandergrenzen. Die Stelle, die sich Mikey ausgeguckt hat, beinhaltet einen Großteil des Unterleibs und verfehlt somit nicht die Wirkung, die durch die Würfel erzielt werden soll. Leonardo verliert sich Zusehens in der Wärme, die noch durch die sanfte Bewegung der Finger unterstrichen wird. Langsam schließt er die Augen und gibt einen wohligen Laut von sich, der mit Fantasie einem Schnurren gleichkommt. Dann jedoch zieht der kleine Chaosninja die Finger zurück und drückt Leo die Würfel in die Hand. „Jetzt du!“, treibt er den Älteren an. Zweifelnd betrachtet der Leader die Würfel und schaut dann in das erwartungsvolle Gesicht seines Babybruders. Nach einem weiteren Blick auf die fragwürdigen Würfel, gibt sich Leo einen Ruck und lässt sie über den Boden kullern. Die Anzeige verkündet, dass er die Füße seines Partners drücken soll. Nachdenklich betrachtet der Ältere das Ganze, während Mikey seine Position verändert, damit Leo seine Füße berühren kann. Leonardo kommt der Gedanke, dass er mit Karai vielleicht nur echtes Pech mit den Würfeln gehabt hat, denn noch klingen die Befehle ja halbwegs vernünftig. Allerdings ärgert ihn das irgendwie erst recht, da er ja mit seiner Freundin eine schöne Nacht haben wollte und nicht mit seinem Bruder. Doch er lässt sich seinen Frust nicht anmerken, ändern kann er das Ganze jetzt eh nicht mehr. Also warum nicht das Beste aus der jetzigen Situation machen, vielleicht lernt er dabei ja auch wie er es beim nächsten Mal besser machen kann? Der Anführer nimmt einen von Mikey´s nackten Füßen und legt ihn sich auf den Schoß, damit er besser arbeiten kann. Lächelnd betrachtet der Junge ihn, während in seinen Augen die Erwartung glänzt. Wie gern hätte Leo diesen Blick bei der Kunoichi gesehen, doch sie schien von Anfang an eher skeptisch an die Sache heranzugehen, was es nicht gerade leichter gemacht hat. Aber jetzt ist es anders und sein Bruder weit aufgeschlossener. Der Befehl, den der Schwertkämpfer ausführen soll, lässt ihn wieder an die Reflexzonen denken. Die Füße sind ganz ausgezeichnet dafür geeignet, da die entsprechenden Bereiche viel größer als beim Ohr sind. Andererseits sind sie auch viel gröber und decken nur einen oberflächlichen Bereich ab, während man beim Ohr viele einzelne Organe gezielt ansprechen kann. Während er mit der flachen Hand über die Oberseite des Fußes streicht, ruft er sich das Schema der Zonen ins Gedächtnis und überlegt, welcher Bereich für Mikey am angenehmsten wäre. Eigentlich kommt nur eine Stelle in Frage. Sie befindet sich etwa in der Mitte der Ferse und spricht den Beckenbereich an. Erschwerend kommt allerdings hinzu, dass Leo das Ganze bisher nur theoretisch gelernt hat und Splinter noch nicht dazu kam, ihm die Praxis zu zeigen. Mit einem etwas mulmigen Gefühl tastet er nach der richtigen Stelle und setzt vorsichtig etwas Druck mit dem Daumen hinein. Eine wirkliche Reaktion bekommt er von seinem Bruder jedoch noch nicht, mal abgesehen davon, dass Mikey dort kitzlig ist. Also erhöht der Schwarzhaarige den Druck auf die Stelle und wartet darauf, was passiert. Plötzlich reißt der Blonde überrascht die Augen auf und zuckt leicht zusammen. Schlagartig lässt der Ältere von ihm ab, da er befürchtet ihm wehgetan zu haben. „Es tut mir leid! Alles in Ordnung?“, kommt es besorgt vom Anführer der Turtles. „Ich denke schon. Ich war nur überrascht. Es war so, als würde ein Blitz durch meinen Bauch jagen. Aber nicht schmerzhaft. Es war eher – aufregend!? Als wenn er mir sagen wollte, dass ich mich auf etwas vorbereiten soll…“ Mit fragend besorgtem Blick mustert der Ältere sein Gegenüber. „Bist du sicher?“ Ausgelassen wackelt Mikey mit den Zehen. „Ja, hat schon wieder aufgehört.“ Lächelnd angelt sich der Junge die Würfel und lässt sie über den Boden rollen. Dem Leader wird jedoch mal wieder bewusst, dass es noch so viele Dinge gibt, die er lernen muss. Einerseits freut ihn das, andererseits frustriert es ihn, da er wirklich besorgt ist, jemandem wehzutun. Schließlich ist er hin- und hergerissen, ob es wirklich eine gute Idee war, dieses Spielchen mit dem Kleinen zu wagen. Allerdings nimmt Michelangelo ihm irgendwie die Entscheidung ab, als er ihn nun stürmisch auf das Laken hinunter drückt und sich daran macht, ihm die Hose auszuziehen. Etwas überfordert greift Leonardo nach seiner Hand. Schmollend trifft ihn sogleich der Blick des Jüngeren. „Leo!“, fährt der Blonde ihn etwas forsch an. „Du hast versprochen locker zu bleiben!“ Der Blaue erhascht einen Blick auf die Würfel und entspannt sich wieder. „Tut mir leid. Ich war mit den Gedanken woanders und hab mich erschreckt. Mach ruhig weiter.“ Argwöhnisch studiert Mikey das Gesicht des Liegenden, doch er scheint nichts Abweisendes mehr darin zu finden, also lächelt er wieder und zieht seinen Bruder die Hose aus. Die Würfel sagen, dass er nun an Leos Schenkel knabbern soll. Der Leader spreizt etwas die Beine auseinander und Mikey beugt sich hinab. Nachdenklich wendet Leonardo den Blick zur Decke und schließt die Augen. Einen Augenblick später spürt er weiche Lippen und warmer Atem streift die Haut an der Schenkelinnenseite, dicht oberhalb des Knies. Allein das veranlasst ihn dazu, seine Finger um das Laken zu schließen. Unweigerlich stellt er sich vor, dass nicht sein Bruder dort hockt, sondern Karai und der schöne Abend, den er sich mit ihr gewünscht hat, gerade erst anfängt. Eine feuchtwarme Zunge streift seinen Schenkel und kurz darauf spürt er Zähne, die gerade so fest zu zwicken, dass ein leichter Schmerz entsteht, der sich zu seinem Unterleib vorarbeitet und dort neue Hitze entfacht. Seine Gedanken driften immer tiefer und das Bild von Karai wird klarer. Vor seinem inneren Auge kann er ihr Gesicht sehen. Neckisch die Lippen zu einem frechen Lächeln geformt, während sie seine Reaktion nach dem Knabbern beobachtet. Sie sieht zufrieden aus und legt erneut die Zähne an die empfindliche Haut. In Natura ist es Mikey, der eben dies tut. Leos Finger krampfen sich fester um das Laken und er gibt ein tiefes Seufzen von sich. Michelangelo hat sich in der Zwischenzeit fast bis zu seinem Unterleib vorgearbeitet und stoppt nun kurz vor der Beule, die sich in Leos Unterhose gebildet hat. Erfreut betrachtet der Blonde diese Reaktion und trennt sich dann von ihm. Der Liegende scheint dies gar nicht wahrzunehmen, liegt er doch noch immer da, umklammert das Laken und seufzt zur Decke empor. Der Orange findet den Anblick einfach nur faszinierend. Dann jedoch scheint Leonardo aus seiner Traumwelt zurückzukommen und merkt, dass das Ganze zu Ende ist. Mit roten Wangen und verlegenem Blick, versucht der Leader zu realisieren, was sein Bruder alles mitbekommen haben könnte. Hat er wohlmöglich Karai´s Namen gesagt und Mikey damit gekränkt? Wenn dem so ist, lässt es sich der Chaosninja nicht anmerken. Stattdessen reicht er dem Älteren erwartungsvoll die Würfel. Etwas schwerfällig begibt sich der Blaue wieder in eine sitzende Position und räuspert sich verlegen. Dann nimmt er die Würfel und lässt sie neben sich über den Boden hüpfen. Gespannt beobachten die beiden wie sie langsam an Schwung verlieren und schließlich zum Stehen kommen. Ein neuer Befehl. Nachdenklich legt Leo die Stirn in Falten. Die Würfel zeigen an, dass er Mikey den Unterleib pusten soll. Fragend blickt er zu seinem Babybruder. Dieser wirkt jedoch nicht so irritiert, lächelt ihn nur an und wartet scheinbar darauf, dass er dem Wunsch der Würfel nachkommt. ‚Dieser Befehl klingt jetzt schon wieder komisch. Schließlich wird es ja sicher nicht bedeuten, dass ich ihm einen blasen soll…‘ Mit fast schon finsterer Miene starrt Leo die Würfel an, als könne er damit erreichen, dass sie ihm einen anderen Befehl zuteilen. Doch natürlich klappt das nicht und er muss sich ihrem Willen beugen, wenn er seinen Bruder nicht wieder zum Schmollen bringen will. Innerlich seufzend beugt sich der Leader zu seinem Gegenüber. Der Jüngere streckt sich auf dem Futon aus und lässt sich nun von ihm die Hose abstreifen. Dann begibt sich der Schwertkämpfer zwischen die gespreizten Beine und sieht von dort prüfend zu dem Blonden auf. Vielleicht mit der leisen Hoffnung, dass Mikey das Ganze doch zu dämlich wird und sie aufhören. Doch wie zu erwarten, lächelt der Junge ihm nur erwartungsvoll entgegen. Die himmelblauen Augen beobachten ihn und Leo fühlt sich dabei nicht sonderlich wohl. Er wünscht sich, dass der Kleine den Blick woandershin wendet, allerdings will er ihn nicht darum bitten müssen, dass scheint ihm irgendwie nicht richtig. So findet er sich mehr oder weniger damit ab, auf Schritt und Tritt beobachtet zu werden. Er ist sich noch immer nicht ganz schlüssig wie er diesen Befehl sinnvoll umsetzen soll. Doch wahrscheinlich macht er sich wie immer viel zu viele Gedanken und er sollte wirklich lockerer an das alles herangehen. Leonardo gibt sich größte Mühe bei diesem Gedanken und senkt dann einfach den Kopf. Lautlos holt er Luft und haucht dann den warmen Atem gegen Mikey´s empfindlichste Stelle. Obwohl Michelangelo ihn die ganze Zeit ansieht, scheint er doch nicht vorbereitet zu sein. Als der warme Hauch seinen Unterleib trifft, zuckt er überrascht zusammen. Leise fängt er an zu kichern, während sich Röte auf seinen Wangen ausbreitet und sich der Stoff seiner Shorts langsam ausdehnt. Nun ist es Leo, der ihn beobachtet und es fasziniert ihn immer wieder wie schnell und absurd einfach man den Jüngeren animieren kann. Einen Moment sehen sie sich tief in die Augen, scheinen sich in den Seelen des anderen zu verlieren. Dann unterbricht Mikey den Kontakt und schnappt sich wieder die Würfel. Für einen Augenblick hatte Leonardo schon die leise Hoffnung, dass sein Bruder die Würfel vergessen hätte und sie einfach so miteinander schlafen oder das Ganze sogar völlig vergessen, doch der Gedanke kam wieder einmal zu früh. Der Blonde ist manchmal so durchschaubar und dann doch wieder vollkommen unergründlich, dass der Leader ständig darauf reinfällt. Doch eigentlich tut Mikey einfach immer nur das, was man hofft, dass er es nicht macht. Aber Leo klammert sich schon immer daran, dass sein Bruder irgendwann einmal schlauer wird. Andererseits ist der Chaosninja ja gar nicht dumm, ihm fällt das Denken nur schwer und daher entscheidet er immer aus dem Bauch heraus. Mit stummem Seufzen betrachtet der Blaue die rollenden Würfel. Langsam kommt der eine zur Ruhe und schließlich auch der zweite. Michelangelos Befehl lautet, seinem Partner die Brust zu küssen. Eine einfache und äußerst wirkungsvolle Sache. Allerdings kommt Leonardo langsam der Verdacht, dass die Würfel etwas gegen ihn haben könnten, da sie seiner Meinung nach immer etwas Komisches anzeigen, wenn er sie benutzt und bei Mikey nur vernünftige Sachen rauskommen. Ehe er sich darüber aber richtig Gedanken machen kann, taucht das Gesicht seines Babybruders vor ihm auf. Ein verspieltes Lächeln ziert die kindlichen Züge des Blonden und dennoch scheinen seine Augen in Lüsternheit zu schwimmen. Das ist auch etwas, das der Ältere faszinierend an ihm findet. Sonst wirkt er immer so kindlich und voller Unschuld, doch ist man mit ihm hinter verschlossener Tür allein, dringt manchmal etwas Durchtriebenes an die Oberfläche, dem man sich aber genauso schwer entziehen kann, wie seiner unschuldigen Seite. Ohne sich irgendwie zu äußern, spreizt Leo die Beine auseinander, damit der Nunchakuträger sich ihm nähern kann. Kurz darauf landet sein Hemd auf dem Boden. Er lässt den Kopf in den Nacken fallen und Mikey einfach nur machen. Auf diese stumme Einladung hin lässt sich der Jüngere nicht zweimal bitten. Kaum das Leos Blick die Decke über sich fixiert hat, spürt er auch schon den warmen Atem seines Gegenübers auf seiner blanken Brust. Die weichen Lippen streifen die Stelle seiner Haut, unter der das Brustbein entlangläuft. Dann platziert der Blonde einen Kuss, von dem sich ein sanftes Kribbeln in Leos ganzem Körper ausbreitet. Abermals stellt er sich vor, es wäre Karai, mit der er hier zusammen ist. Das Kribbeln wird stärker, als sich die Lippen erst zur rechten Brust und dann zur linken vorarbeiten. Wie schon bei Michelangelos letztem Part, verkrampfen sich auch diesmal die Finger des Anführers im Laken und er beißt sich sogar auf die Unterlippe. Nur mit Mühe gelingt es ihm, nicht den Namen seiner Freundin auszusprechen. Schließlich wandern Mikey´s Lippen wieder zum Brustbein zurück und entfernen sich dann. Während der Schwertkämpfer noch ganz verträumt zur Decke starrt, sammelt der Kleinere die Würfel wieder ein. Dabei entgeht ihm nicht, wie viel Freude sein Bruder an seinem Tun hat. Scheinbar hat er die schlechten Erfahrungen, die er mit Karai und den Würfeln gemacht hat, für den Moment vergessen. Und genau das lag ja auch in Mikey´s Absicht. Lächelnd gönnt er Leo noch einen Augenblick, dann drückt er ihm die Würfel in die Hand. „Los doch, du bist dran!“, fordert er den anderen auf. Etwas verwirrt mustert der Schwarzhaarige erst seinen Bruder und dann die Würfel. Schließlich wird ihm klar, dass er noch immer nicht bei Karai ist, sondern mit seinem jüngsten Bruder hier sitzt. Ein leichter Rotschleier huscht über seine Wangen, der Michelangelo eindeutig verrät, dass der sonst so hochkonzentrierte Teamführer mit seinen Gedanken wieder ganz weit weg war und es ihm nun peinlich ist. Doch der Blonde lässt nicht erkennen, ob er dergleichen ahnt oder nicht, sondern lächelt ihn einfach nur an. Verlegen räuspert sich Leo und würfelt dann. Beim Anblick der Worte, kann er nur mit Mühe ein Knurren unterdrücken, da er sich wieder von den Würfeln verarscht fühlt. Laut ihrer Aussage soll er Mikey nun in die Nase beißen. Wahrscheinlich nicht zum ersten Mal fragt er sich, wer sich die Worte auf den Würfeln hat einfallen lassen und ob dieser jemand sich bewusst ist, welch dumme Kombinationen dabei herauskommen können. Zweifelnd blickt er den Blonden an. „Das ist dämlich…“, gibt er schließlich von sich. Michelangelo lässt sich davon allerdings nicht beeindrucken. „Wenn nur logische Sachen rauskommen würden, wäre es doch nur halb so lustig.“, erwidert er ungezwungen. Leo weiß beim besten Willen noch nicht, was daran lustig sein soll, aber naja. „Ich hab aber irgendwie das Gefühl, dass die Würfel etwas gegen mich haben, weil ich immer den Unfug bekomme…“ Nachsichtig betrachtet ihn sein kleiner Bruder. „Das kommt dir sicher nur so vor und das wird sich bestimmt auch ändern, jede Wette!“ Mikey´s schier grenzenloser Optimismus ist auch etwas, für das Leo ihn definitiv manchmal beneidet. Da sich die beiden noch von der letzten Aufgabe nahe sind, ist die Distanz zwischen ihnen schnell überwunden und der Schwertkämpfer setzt vorsichtig seine Zähne an die Nase des Blonden und zwickt hinein. Seine Tat ist allerdings so sanft, dass der Orange dabei nur grinsen kann. Leonardo hingegen sucht noch vergeblich nach dem stimmungsvollen Reiz dieses Befehls. Erneut klackernd die Würfel über den Holzboden und wieder erhellt Mikey eine Aufgabe, die wesentlich reizvoller ist, als seine eigenen es bisher waren. Sie ist so schlicht und doch der Inbegriff von Nähe und Zuneigung. Da ist es auch kein Wunder, dass der Kleine dem Ganzen ohne das geringste Zögern nachkommt. Sekunden später vereinen sich ihre Lippen zu einem innigen Kuss, den Leo beinahe ausgehungert erwidert und auch sogleich vertieft. Obwohl eigentlich der Nunchakuträger in dieser Runde die Führung haben soll, lässt er sich von dem Älteren ohne Murren mitreißen. Der Kuss dauert länger, als alles was sie heute sonst miteinander geteilt haben und doch scheint er viel zu schnell vorbei zu sein. Atemlos sehen sie sich wieder tief in die Augen. Für den Moment scheint sogar Leonardo seinen Ärger mit den Würfeln vergessen zu haben. Zumindest bis sie nach seinem Wurf zum Stillstand kommen. Dann entgleiten ihm alle Gesichtszüge und er verflucht den Erfinder ein weiteres Mal in seinem Kopf. „Das kann doch nicht wahr sein!“, gibt er empört von sich. Als Leo die Würfel neulich kaufte, hat er sie eingehend studiert, bevor er damit zu Karai gegangen ist. Schon dabei ist ihm aufgefallen, was für merkwürdige Tätigkeiten darauf eingraviert sind. Seinem Sinn für Gerechtigkeit und Gleichheit tat es einen gewaltigen Abbruch zu sehen, dass auf den Würfeln ‚nur‘ das Wort Frau steht, aber von einem Mann keine Rede ist, obwohl sie eigentlich für Heteropaare gedacht sind. In seinen Augen ist es zwar schön, dass die Frauen bevorzugt behandelt werden, um sie als etwas Besonderes hervorzuheben, aber es ist einfach furchtbar dann solche Dinge wie ‚verhauen‘ darauf zu lesen und dies auch noch in Bezug mit eine Frau. Allein der Gedanke ist für ihn zum Kotzen und er hätte die Würfel am liebsten sofort aus dem Fenster geworfen. Doch dann besann er sich und dachte, dass ausgerechnet so eine Kombination doch recht selten vorkommen wird, in Anbetracht der Tatsache, dass es noch elf andere Tätigkeiten gibt. Wenn es doch vorkommen sollte, dann wollte er es einfach ignorieren und erneut würfeln. Dem hätte Karai garantiert ohne zu Zögern zugestimmt. Mikey sieht das aber ganz anders. Im Gedanken diese Kombination für ungültig zu erklären, greift Leo nach den Würfeln, um sie erneut zu werfen. Doch sein Bruder hält seine Hand fest. „Hey, nicht schummeln!“, wirft er ihm an den Kopf, was Leos Gesichtszüge erneut entgleiten lässt. „Ich bitte dich, Mikey. Das kann doch nicht dein Ernst sein…“ „Natürlich! Wir machen das nur richtig, wenn wir auch tun, was dort steht, ansonsten könnten wir uns ja jedes Mal was aussuchen, das uns besser gefällt und das wäre doch langweilig. Außerdem hast du die anderen Sachen auch gemacht.“ Wieder dieses schmollende Gesicht. Leonardo kann es einfach nicht fassen. Manchmal fragt er sich wirklich, was mit seinem Babybruder nicht stimmt. Und dabei ist er sich ziemlich sicher, dass Raph´s Einfluss da eine große Rolle spielt, immerhin hat er den Kleinen erst zu all den Unanständigkeiten verführt. „Ich weigere mich entschieden, dem nachzukommen, Mikey und das schon aus zwei Gründen. Erstens allein schon mal, weil man keine Frauen oder auch sonst jemanden schlagen sollte, der einem keinen überaus triftigen Grund dafür gibt. Und zweitens, weil du keine Frau bist!“ Nun ist es an dem Leader zu schmollen. Doch der Blonde lässt sich von seinen Worten genauso wenig beeindrucken, wie von allen anderen zuvor. „Sei doch mal etwas kreativ und stell dir einfach vor, ich wäre deine Frau. Immerhin tun wir die ganze Zeit doch eigentlich nichts anderes, oder?“ Erwartungsvoll blickt der Junge ihn an. Und in dem Punkt muss Leo ihm irgendwie auch zustimmen. Immerhin übernimmt Mikey ja mehr oder weniger den weiblichen Part, wenn sie miteinander schlafen, auch wenn das ziemlich oberflächlich und sexistisch klingt. Mit diesem Gedanken könnte sich Leo gerade noch anfreunden, bleibt nur das Verhauen. Außerhalb eines Kampfes oder des Trainings, sieht Leo keinen Grund irgendjemanden zu schlagen, schon gar nicht, wenn es keinen erkennbaren Grund dafür gibt. Raph hätte das Ganze ohne jedes Zögern durchgezogen. Schließlich verprügelt er Mikey fast jeden Tag und das oftmals ohne sichtbaren Grund oder einfach aus reiner Laune heraus. Doch auf eine so niedrige Ebene könnte sich Leonardo niemals begeben. Es würde gegen all sein Gefühl von Ehre verstoßen, zumal er seinen Babybruder noch niemals zuvor geschlagen hat. Allein die Tatsache, dass Michelangelo der Jüngste ist, hindert ihn daran, da er darin keinerlei disziplinierende Wirkung erkennt. Außerdem hat der Kleine ja nichts falsch gemacht, was das Ganze vielleicht rechtfertigen könnte. Raphael würde ihn schon schlagen, weil er sich von ihm genervt fühlt. Der Leader hat dafür jedoch einfach zu viel Selbstbeherrschung und im Gegensatz zu dem Roten eine weit längere Zündschnur, was es eh schwierig macht, ihn überhaupt so weit zu bringen, kopflos auf irgendetwas oder irgendjemanden loszugehen. Wie tief müsste er nur sinken, um das alles über Bord zu werfen? Es wäre ein Abgrund, aus dem er wohlmöglich nie wieder emporsteigen könnte. „Ja, vielleicht kann ich mir das vorstellen, aber deswegen hab ich noch lange keinen Grund, dir eine zu verpassen.“, behaart Leo weiter. Mikey ist durchaus bewusst, dass sein Bruder mit so etwas Probleme hat, doch immerhin hat er es schon geschafft, dass Leo des Öfteren Dinge getan hat, die eigentlich gegen sein normales Denken verstoßen. Allein schon die Tatsache, dass sie miteinander schlafen. Allerdings schien dies auch etwas zu sein, dass der Anführer tief in seinem Inneren gewollt hat, es brauchte nur eine helfende Hand, um es an die Oberfläche zu holen. Das jetzt jedoch ist schon ein ganzes Stück schwieriger, da Leo so etwas niemals wollen würde und es echt ziemlich schwer ist, ihn auf die Palme zu bringen. Sollte es einem dennoch gelingen, löst er so was dann mit Worten, statt die Beherrschung zu verlieren. Aber Mikey kann mindestens genauso hartnäckig sein! „Nun stell dich doch nicht so an! Wie schwer kann es sein, jemandem eine Ohrfeige zu verpassen? Gib dir einen Ruck und mach es einfach…“, stichelt der Blonde immer weiter. Leonardo kann diesen doch ziemlich dreisten Manipulationsversuch kaum fassen. Was verspricht sich der Jüngere nur davon? Bevor es wirklich noch ausartet und der Nunchakuträger unbewusst etwas findet, was ihn vielleicht wirklich reizen könnte, muss das Ganze dringend unterbunden werden! Kurzerhand unternimmt Leo ein Ablenkungsmanöver und drückt den Jungen dann bestimmend in die Laken. Überrascht sieht Mikey zu ihm auf. In seinen Augen glänzt die Hoffnung, doch endlich seinen Willen durchgesetzt zu haben. Allerdings ist er bei dem Leader da schon immer an der falschen Adresse gewesen. Anstatt ihn zu schlagen, sieht er ihn nur mahnend an. Der durchdringende Blick des Älteren verfehlt seine Wirkung nicht und so löst sich Michelangelos Freude langsam auf. Nervös versucht er den Augenkontakt zu halten, scheitert schließlich aber doch. Resignierend schlägt er die Lider nieder und wartet auf die Standpauke, die ihm scheinbar bevorsteht. Sie fällt jedoch weit weniger heftig aus, als er befürchtet hat. „Hör zu, Mikey. Ich werde dich unter keinen Umständen schlagen und das ist mein letztes Wort! Also versuch es bitte auch nicht weiter. Es würde nur uns beide unglücklich machen. Lass uns diese Runde vergessen und einfach weitermachen – immer vorausgesetzt, du hast noch Lust darauf…?“ Der ernste Blick des Älteren bleibt, doch tief in seinen dunkelblauen Seelen kann Mikey etwas erkennen, das ihm sagt, dass Leo nicht möchte, dass es jetzt schon endet. Ein zaghaftes Lächeln breitet sich auf den Zügen des Kleineren aus. „Ok, du hast gewonnen und ich werde dich auch nicht weiter mit etwas nerven, dass du nicht möchtest.“ „Danke…“, erwidert der Anführer und entfernt sich etwas von ihm. Er schnappt sich die Würfel und drückt sie dem Blonden in die Hand. Mit etwas Unbehagen lässt Mikey sie über den Boden kullern und hofft, dass nun etwas kommt, das Leos Laune heben kann. Die Würfel kommen zum Stillstand und beide lassen gleichzeitig ein erleichtertes Seufzen hören. Dies verleitet sie allerdings auch zum Lachen, was den ganzen vorherigen Ärger endgültig vertreibt. Nur einen Augenblick später nähert sich Michelangelo seinem Bruder, um den neuen Befehl der Würfel zu erfüllen. Er soll an Leos Ohr saugen. Eine Tatsache, die nicht allzu schlimm für den Schwerkämpfer sein dürfte, da Mikey ja vorhin schon etwas ganz Ähnliches gemacht hat. Und sein Gefühl trügt ihn da auch ganz und gar nicht. Als er Leos Ohr zwischen seine Lippen nimmt und daran zu saugen beginnt, gibt der Schwarzhaarige ein seufzendes Raunen von sich und schließt für den Moment sogar wieder die Augen. Sekunden später ist das angenehm kribbelnde Gefühl vorbei und der Blonde drückt ihm wieder die Würfel in die Hand. Mit finsterer Miene mustert Leo sie, als könne er damit bewirken, dass sie ihm nun etwas Vernünftiges anzeigen. Allerdings scheint heute beim besten Willen nicht sein Glückstag zu sein. Auch wenn es ihm schwerfällt, versucht sich Leo seinen Unmut über die bevorstehende Aufgabe nicht anmerken zu lassen. Schließlich will er nicht riskieren, dass zwischen seinem Bruder und ihm doch noch ein Streit vom Zaun bricht. Dafür war das Wochenende schon bescheiden genug, sodass er gern auf dergleichen verzichten möchte. Fragt sich nur, was Mikey darüber denkt? Den Befehl der Würfel hat er definitiv gesehen und wartet jetzt neugierig darauf, was sein Leader daraus machen wird. Eine ganze Weil starrt Leonardo die Würfel einfach nur an und verflucht ein weiteres Mal den Hersteller und auch sich selbst, dass er ihren Kauf für eine gute Idee gehalten hat, ganz zu schweigen davon, dass er sich von Mikey hat breitschlagen lassen, es überhaupt noch einmal zu versuchen. ‚Unterleib zwicken – das hört sich eher wie etwas an, dass man in einem Sado-Maso-Keller macht, gekleidet in Lederriemen und mit Ketten an der Decke aufgehangen…‘ Allein der Gedanke jagt Leo schon einen eiskalten Schauer über den Rücken. Tief in den Windungen seines Gehirns schleicht sich allerdings eine lang verdrängte Erinnerung an die Oberfläche. Es ist schon eine ganze Weile her und er hatte gehofft, nie wieder daran denken zu müssen. Doch nun ist es zu spät. Damals hatte er einen sehr fragwürdigen Alptraum von sich und Raph. Sein aufbrausender Bruder hatte ihn irgendwo in einem dunklen Keller gefesselt und sich aufs Übelste an ihm vergangen. So schien es zumindest und so versucht Leo es sich auch immer wieder einzureden. Doch in Wirklichkeit hat ihn der Gedanke, hilflos dem anderen erlegen zu sein, mehr als nur erregt. In seinem Traum hat er sich dabei ziemlich wohl gefühlt. Allerdings war er heil froh, dass die Realität anders aussah und Raph nichts dergleichen von ihm wissen wollte. Diese einmalige wie auch unterbewusste Erfahrung hat ihn ziemlich geprägt, sodass er Raph gegenüber noch skeptischer geworden ist und es wahrhaft bewundert, wie Mikey es immer wieder mit diesem Grobian aushält. Andererseits war Raphael schon immer ziemlich grob zu seinem Babybruder, weshalb der Kleine wohl ein mächtig dickes Fell entwickelt hat, um überhaupt irgendetwas zu ertragen, was der Rote mit ihm macht. Leo kann sich nämlich beim besten Willen nicht vorstellen, dass Raph auf einmal zum Schmusetier wird, nur weil er Mikey im Bett hat. Schließlich ist er auch nie sonderlich zärtliche mit seinen Frauenbekanntschaften umgegangen. Ein weiteres Mal blickt der Anführer der Turtles in die erwartungsvollen blauen Augen vor sich. Mikey´s naive Neugierde scheint ungebrochen. Tief atmet Leonardo durch und beugt sich dann zu seinem Partner hinüber. Noch immer ist er sich unsicher, was genau er eigentlich tun soll, um seine Aufgabe zu erfüllen, schließlich will er dem Jüngeren ja nicht wehtun. Nach einem nachdenklichen Innehalten platziert er seine Hand auf der empfindlichsten Stelle seines Bruders. Die warme Haut unter dem dünnen Stoff ermahnt ihn noch mehr zur Vorsicht. Prüfend sieht er dem Blonden die ganze Zeit in die Augen. Langsam schließt sich seine Hand. Für einen Augenblick stellt er sich vor, er halte einen etwas ungewöhnlich geformten Baseball in der Hand und würde ihn festhalten, bevor er ihn wirft. Vorsichtig übt er Druck auf diesen imaginären Ball aus und achtet dabei peinlich genau auf jede Regung im Gesicht seines Gegenübers. Als er das Gefühl hat, dass es für Michelangelo noch nicht unangenehm ist, hält er inne und lässt ihn kurz darauf wieder los. Der Nunchakuträger scheint mit der Erfüllung der Aufgabe zufrieden zu sein, allerdings schimmert etwas in seinen Augen, dass sich ebenfalls langsam fragt, was für einen Sinn manche Kombinationen zu haben scheinen. Trotz dieses Gedankens, nimmt sich der Kleine wieder die Würfel und lässt sie über den Boden kullern. ‚Nase drücken‘ erscheint auf den blankpolierten Oberflächen. Für einen Moment überlegt der Junge, dann scheint ihm eine Lösung einzufallen. Mit einem fröhlichen Lächeln auf den Lippen beugt sich Mikey zu seinem ältesten Bruder hinüber und drückt seine Nasenspitze auf die des anderen. Etwas überrascht von der simplen und doch so einleuchtenden Lösung, merkt Leo wie sein Bruder leicht den Kopf von einer Seite auf die andere dreht, sodass ihre Nasenspitzen aneinander reiben wie bei einem Eskimokuss. Lächelnd trennen sich die zwei wieder und der Blaue nimmt erneut die Würfel zur Hand. Ob man es glaubt oder nicht, so scheint, zumindest für den Augenblick, Leos Pechsträhne ein Ende zu haben. Die Würfel verkünden voller Stolz, dass er sein Gegenüber auf die Lippen küssen soll. Innerlich seufzt der Schwertkämpfer erleichtert auf. Mikey gelingt es gerade noch, den Befehl auf den Würfeln zu lesen, da werden seine Lippen auch schon von seinem Bruder in Beschlag genommen. Nahezu ausgehungert nach all diesem Unsinn, gibt sich der Leader nun besonders Mühe. Wie lang hat er sich nach so einer Aufgabe gesehnt und sie doch nie erhalten? Schnell vertieft sich der Kuss und wird fordernder. Wenn es nach dem Schwarzhaarigen gehen würde, könnten sie einfach immer so weitermachen und Michelangelo geht es wohl ganz ähnlich. Schließlich holt sie aber die Realität oder vielmehr das rapide Fehlen neues Sauerstoffes, wieder zurück. Schwer atmend sehen sie sich tief in die Augen. Ihre Körper zeigen deutliche Reaktionen auf das positive Spielchen und so kann es ruhig weitergehen. Am liebsten würde Leonardo die Würfel jetzt ganz weit wegschmeißen, damit sich keiner mehr damit herumärgern muss und sich dann ausgiebig mit seinem Bruder vergnügen. Doch gerade dieser macht ihm einen Strich durch die Rechnung, indem er sich in diesem Moment besagte Würfel greift und sie zu einer neuen Aufgabe auf die Reise schickt. Wo Leo gerade noch dachte, dass seine Pechsträhne ein Ende hat, so scheint nun der Nunchakuträger ihr nächstes Opfer zu sein. Mit in Falten gelegter Stirn betrachtet der Blonde die Worte ‚Haare zwicken‘ und versucht dabei herauszufinden, welchen Sinn sie haben sollen. Der Größere hofft noch, dass seinem Partner die Worte zu dumm sind und ihm nichts Gescheites dazu einfällt. Doch Mikey wäre ganz sicher nicht Mikey, wenn ihm nicht zum größten Unsinn auch noch etwas einfallen würde! Voller Tatendrang beugt sich der Kleine zu ihm hinüber und Leo hofft abermals, dass sein Bruder nicht irgendetwas Unschönes vorhat. Schließlich ist die Stimmung durch den Kuss eben sehr angehoben worden, sodass es eine echte Schande wäre, sie jetzt mit etwas Unüberlegtem zu zerstören. Im Gegensatz zu Raph ist Mikey aber viel vorsichtiger und würde niemandem absichtlich wehtun wollen. Dennoch überrascht die Lösung, die der Orange für seinen Befehl gefunden hat, ihn trotzdem. Als würde Michelangelo den Älteren zu einem Kuss heranziehen, legt er ihm die Hände in den Nacken und blickt ihm tief in die Augen. Langsam tasten sich seine Finger den Hinterkopf hinauf und gleiten unter die schwarzblauen Haare. Umringt mit feinen Strähnen schließen sich die Finger zu lockeren Fäusten und üben damit sanften Zug auf die Haarwurzeln aus. Das leise Funkeln eines heran brechenden Schmerzes keimt in ihnen auf. Innerlich bereitet sich der Leader auf einen weit unschöneren Schmerz vor, doch er wird abermals überrascht. Sein Babybruder ist bei allem, was nicht mit Essen zu tun hat, sonst ein ganz furchtbarer Tollpatsch, dem nur selten bewusst ist wie viel Kraft wirklich in ihm steckt. Im Umgang mit seinem Mitmenschen oder Tieren sprüht er aber so sehr vor Empathie, dass man kaum glauben kann, dass sich diese beiden Wesenheiten in einer einzigen Person verbinden können. Statt der befürchteten Schmerzen erwartet Leo daher ein leichtes Kribbeln in den Haarwurzeln, fast so, als würde ihn jemand massieren. Das Kribbeln gleitet seinen Rücken hinab und gelangt von dort ganz unweigerlich in eine bisher eher vernachlässigte Zone. Es weckt in ihm das leise Verlangen, seinen Bruder in das Laken zu drücken und ihre aufgeheizten Körper miteinander zu vereinen. Doch das wird wohl nichts. Überdeutlich kann er sich Mikey´s Protest daraufhin vorstellen, er habe das Spiel kaputtgemacht. Ach, diese verfluchten Würfel! Gedanklich versucht er sich alle Kombinationen vorzustellen, ob es überhaupt möglich ist, nach Mikey´s Ansicht zum Schuss zu kommen, oder ob man wirklich einfach irgendwann auf die Würfel verzichten muss. So wirklich kann er sich beim sanften Blick von Mikey´s himmelblauen Augen aber nicht konzentrieren. Sein Kopf scheint vollkommen überanstrengt zu sein und versucht seine Führungskraft an seinen pochenden Unterleib abzugeben. Vehement versucht Leo sich dagegen zu wehren, doch eigentlich weiß er ganz genau, dass er diesen Kampf nicht lange gewinnen kann. Zumal ihm sein kleiner Bruder nun wieder die Würfel in die Hand drückt. Leonardo weiß schon nicht mehr wie oft er es versucht hat, doch er verflucht die Würfel ein weiteres Mal, ehe er sie auf die Reise schickt. Anscheinend bewirken seine stummen Drohungen doch etwas, denn die Würfel wollen nun, dass er dem Nunchakuträger etwas ins Ohr flüstert. Das hört sich mehr als verlockend an, doch eigentlich ist er nicht der Typ, der jemand anderem unanständige Dinge sagt. Ganz anders Raph, der den lieben langen Tag flucht wie ein Schornsteinfeger und insbesondere Mikey dermaßen offensichtliche Zweideutigkeiten an den Kopf wirft, dass selbst der Blonde keinerlei Probleme hat, sie zu verstehen. Am liebsten würde Leo ihm dann sein freches Mundwerk mit Seife auswaschen, doch allein für den Versuch, würde er wohl die Tracht Prügel seines Lebens kassieren. Weiß Gott, wie oft Splinter ihm schon mit Nachdruck versucht hat, das Fluchen abzugewöhnen. Wie so viele seiner Worte, gehen sie aber zum einen Ohr hinein und ziemlich schnell zum anderen wieder raus. Reue besteht nur in dem Moment, indem Splinter ihn ausschimpft und ist dann Sekunden später schon wieder vergessen. Das ist bei Mikey ja auch nicht anders, auch wenn es eher ein Wunder ist, wenn dem Kleinen mal ein unschönes Wort rausrutscht, was er aber herrlich mit der Tatsache des Unfuganrichtens wieder ausgleicht. Der Schwertkämpfer ist jedoch kein bisschen so wie seine beiden Brüder, auch wenn er es manches Mal zumindest etwas bereut. Zum Beispiel jetzt gerade hätte er gern etwas von Raph´s losem Mundwerk, um Mikey etwas ganz Schmutziges zu sagen. Doch dem ist nicht so und so fällt ihm auch nichts Gescheites ein. Grübelnd starrt er die Würfel an und merkt dabei ganz deutlich wie der Blick des Blonden auf ihm ruht. ‚Was soll ich nur machen?‘ Hilfesuchend sieht er sein Gegenüber an. Michelangelo lächelt sanft und Leo würde alles geben, um zu wissen, was Raph jetzt sagen würde. Aber wenn er es so recht bedenkt, will er überhaupt nicht wissen, was Raphael dem armen Jungen schon so alles an den Kopf geworfen hat. ‚Komm schon, denk nach!‘, harscht er sich selbst an, obwohl es ihm vom Moment zu Moment schwerer fällt. ‚Es muss doch etwas geben, womit ich Mikey glücklich machen kann…‘ Dann fällt es ihm wie Schuppen von den Augen. Er beugt sich hinüber und platziert seine Lippen vor Mikey´s Ohr. „Hey, Mikey! Was hältst du von einer schönen, heißen Pizza? Mit ganz viel Käse und…“, weiter braucht Leo schon nicht mehr zu sprechen, da hört er schon überdeutlich den Magen des Jüngeren knurren, fast so als hätte er einen Schalter betätigt. Mit großen Augen sieht der blonde Junge ihn an. „Pizza?“, fragt er erwartungsvoll und scheint völlig hypnotisiert von diesem Gedanken. ‚Ich wusste doch, dass es funktioniert!‘, freut sich der Anführer. Allerdings kriegt er den kleinen Vielfraß jetzt nicht mehr von diesem Gedanken weg. „Versteckst du hier etwa eine?“, kommt es mit knurrendem Magen von dem Nunchakuträger. „Vielleicht, vielleicht auch nicht. Wenn du sie willst, musst du aber erst nochmal würfeln!“ Ein, für seine Verhältnisse doch ziemlich fieses, Lächeln umspielt die Züge des Leaders. Bockig wie ein kleines Kind schiebt Mikey die Unterlippe vor und schmollt. „Das ist gemein!“, verkündet er, woraufhin sein Magen zustimmend knurrt. Dennoch fügt er sich und würfelt. Laut Anzeige soll er seinem Bruder nun den Bauch massieren. Vehement weiter schmollend kommt der Blonde seiner Aufgabe nach, während sein eigener Bauch so laut knurrt, dass es Leo schon wieder leid tut, was er gesagt hat. Als sich der Kleine von ihm trennt, sieht er ihn mit flehendem Blick an und fragt nach der Pizza. Doch Leo bleibt hart und das nicht nur in einer Hinsicht. „Nein, die gibt es erst, wenn wir fertig sind.“ „Du bist gemein, weißt du das?“ Leonardo ist sich dessen durchaus bewusst und er fühlt sich deshalb auch nicht sonderlich wohl. Aber rückwirkend betrachtet war das Ganze ja Mikey´s Idee und er hat sich dabei blöd gefühlt, nun hat er den Spieß einfach umgedreht und der Kleine ist der Dumme, doch das passt ihm nicht. Doch da muss er jetzt durch! Ein letztes Mal greift sich der Anführer die Würfel und hofft auf eine sinnvolle Kombination. Gebannt starrt er sie an, während sie langsam zum Stehen kommen. Sein Babybruder sitzt nur weiterhin schmollend da und scheint sich nicht sonderlich für das Ergebnis zu interessieren. So allerdings verpasst er die wohl einzige Kombination, die endlich das Ende des Spielchens markiert, zumindest in ihrem besonderen Fall. ‚Po lieben‘ Ehe der Orange mitbekommt, was die sonst so miesen Würfel fordern, findet er sich schon rücklings auf dem Laken wieder. Überrascht sieht er seinem Bruder in die Augen. „Auf zum großen Finale!“, verkündet ihm der Blaue. Und so beginnt, was sich Leo schon das ganze Wochenende erhofft hat. Zwar ist es nicht Karai, dennoch ist es wundervoll und macht alles wieder wett, was er in letzter Zeit hat durchmachen müssen. Selbst Mikey vergisst für eine Weile seinen Hunger, doch eben nur für eine Weile. Als es endet, liegen sie keuchend auf dem zerwühlten Futon und versuchen wieder einen klaren Gedanken zu fassen. Ehe dieser Prozess überhaupt eine Chance hat, bei Michelangelo in Kraft zu treten, fängt sein Magen wieder an zu knurren. Auch Leo erinnert das Geräusch, dass hier noch etwas fehlt. „Und was ist jetzt mit der Pizza?“, fragt der Kleine auch schon. Mit einem Seufzen dreht sich der Leader schwerfällig auf den Bauch und angelt nach seinem T-Phone, um den Pizzaservice anzurufen. Der Jüngere freut sich zwar, dass er wirklich eine Pizza bekommt, aber es schmeckt ihm gar nicht, darauf auch noch warten zu müssen. Als Leo den Anruf beendet, sieht er gleich wieder das schmollende Gesicht seines Babybruders. Für einen Moment kommt der Älteren der Gedanke, dass sich Mikey jetzt irgendwie ausgenutzt vorkommen könnte, schließlich hat er mehr oder weniger Sex gegen Pizza getauscht, noch schlimmer wäre nur, ihn dafür zu bezahlen. Verständlich, dass der Chaosninja jetzt beleidigt ist, auch wenn das wohl nur wegen der Wartezeit ist. Doch da kann man nichts machen. „Hab noch ein bisschen Geduld, Kleiner…“, raunt er dem Blonden zu und zieht ihn in seine Arme. Nach einer Weile ergreift die Müdigkeit von ihm Besitzt und ohne es wirklich zu wollen, folgt Mikey ihm. Beide sind schon fest am Schlafen, als der Pizzabote an der Tür läutet. Donnie, der die ganze Zeit in seinem Labor gebastelt hat, nimmt sie entgegen, wundert sich aber schon, dass scheinbar keiner da ist, der sie bestellt hat. Schließlich findet er seinen ältesten und seinen jüngsten Bruder schlafend vor. Die Szene spricht für sich, auch wenn sich der Tüftler doch arg wundert, warum Leo überhaupt hier ist, da er das Wochenende doch mit Karai verbringen wollte. Irgendwas muss wohl schief gegangen sein. Aber das kann er ihn ja auch später noch fragen. Schulterzuckend stellt Donnie den Pizzakarton auf der Kommode ab und verschwindet wieder, aber nicht ohne sich ein schönes Stück mit extra viel Käse zu schnappen! Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)