Das Lied im Automaten von pandine ================================================================================ Kapitel 9: Das westliche Dorf ----------------------------- Alyne rieb sich die Augen und blickte sich um. Sie spürte eine Hand um ihre Taille. Verwundert sah sie auf Feliff hinab, der im weichen Gras mit dem Kopf nach unten lag. Sein Hinterkopf wirkte wie Feliff, aber war er es auch? Sie zweifelte nicht daran. Sie stupste ihn an. Er rührte sich nicht. Sie zuckte mit den Schultern und nahm seinen Arm dann von ihrer Taille. Wo sie wohl waren? Sie sah sich noch eingehender um sich herum, um mehr Details als einfach nur Grün, Blau und Baum, Blatt zu sehen. Sie befanden sich auf einer weiten Wiese, die scheinbar an einen Wald grenzte. Der Wald, dem sie entflohen waren? Sie schnüffelte ein wenig in der Luft. Der Geruch, der sie in die Ohnmacht getrieben hatte, war verschwunden. Sie hoffte, diese Bestie nie wieder zu sehen. Bei dem Gedanken daran erschauderte sie. Was war das bloß für ein Hass, der dieses Tier angetrieben hatte? So etwas hatte sie noch nie zuvor gesehen. Dieser pure Hass war ihr in dieser reinen Form noch nie entgegen geschleudert worden. Aber war das wirklich wahr? Sie schluckte. Geisterhafte Schemen, welche pechschwarz gefärbt waren, verdüsterten ihr Gesicht. „Wo sind wir hier?“, riss seine Stimme sie aus ihren Gedanken. „Ich habe keine Ahnung“, seufzte sie, versucht mit normalen Tonfall. Doch was war eigentlich diese Normalität, die sie sich herbeisehnte? „Aber da!“, bemerkte sie. „Rauch.“ „In der Tat.“ Das Geräusch, wie er sich aufrappelte, wurde vom Wind zu ihr getragen. „Lass uns dorthin gehen.“ „Geht das denn in Ordnung?“ „Ich hoffe.“ Er grinste eine Zuversicht, die sie nicht sehen konnte. Sie überprüfte in dieser Zeit noch einmal ihr Gepäck. „Was ist passiert, während ich abwesend war?“ Sie wollte sich nicht wirklich eingestehen, wirklich in so etwas Schwaches wie Ohnmacht gefallen zu sein. „Ich habe uns hierher teleportiert“, fasste Feliff das ganze Herumgerenne grob zusammen. „Und nun... sind wir hier.“ „Hmm.“ Sie nickte, während sie ihre Schwerter sortierte. Zum Glück hatte sie keines verloren. „Und was ist mit unseren beiden anderen Anhängseln?“ „Sind nicht mehr da. Wahrscheinlich hat es sie verwirrt, dass wir auf einmal nicht mehr da waren. Vielleicht sind sie umgekehrt.“ Er zuckte mit den Schultern. „Und wo genau sind wir?“ „Ich weiß es nicht. Der Zauber sollte uns an den Rand der nächsten Zivilisation bringen. Hoffentlich sind sie uns wohlgesonnen oder weit genug entfernt...“, äußerte er seine Bedenken. Aber es war die letzte Möglichkeit, sagte er sich. Alyne rieb sich gedankenverloren über die Arme, als ihr Unebenheiten auffielen. Schorf hatte sich an ein paar Kratzern gebildet, ebenso an ihren Beinen. Im Gesicht ertastete sie auch einige dieser dünnen, roten Linien. Dieses Teleportieren schien nicht seine erste Wahl gewesen zu sein, kam ihr in den Sinn. Sie spürte unter ihren Fingern, die noch auf den Wunden ruhten, wie sie langsam, aber merklich verschwanden. So schwach war ihr Regenerierungsprozess nun auch nicht. Warum also ihre Magie? Alt bekannte Bitternis stieg in ihr auf. „Lass uns gehen.“ Er nickte ihr stillschweigend zu, körperlich komplett unversehrt, aber mental wahrscheinlich angeschlagener als sie. Er war noch viel weniger mit der Welt vertraut, in der so etwas wie Hass überhaupt wirklich existierte. Er kannte es als eine Emotion, als eine Beschreibung. Ein Lexikontext, doch die Realität? Wie sie davon abwich. Niemand hatte ihm diese Art des Hassens erklären können. Ihre Beine trugen die beiden durch die weite Wiese, immer weiter von schützenden Baumkronen hinaus in die Weite der Welt. Sie sprachen nicht viel, nicht auf so einem offenem Feld. Man tat eher das bestmöglichste, klein und unauffällig zu bleiben. Feliff arbeitete an seiner Auraverdeckung und erkundete seinerseits die Bevölkerung. Menschen. Er knirschte leicht mit den Zähnen. Nein! Das durfte er nicht denken. „Ob es wohl nette Leute sind?“, fragte Alyne auf einmal gedankenverloren in die Stille hinein, nichts wissend. „Ich frage mich ja immer, ob das nächste Dorf ein Dorf ist, welches meinen Vater kannte.“ Er sah sie erstaunt an. „Ja?“ Sie nickte bestätigend. „Ich kannte ihn zwar, aber ich kannte ihn wenig. Viel zu wenig.“ „Wieso?“ „Ich weiß es nicht. Meist war er nicht da oder ich war nicht da. Vielleicht hatten wir beide einfach ein schlechtes Timing.“ Sie lachte trocken. „Weißt du, wer in dem Dorf lebt?“, wechselte sie schnell das Thema. Sie zeigte auf die sich klarer am Himmel abzeichnenden Häuser. „Menschen.“ In ihren Augen breitete Nachdenklichkeit sich aus. Es schien sie wirklich zu beschäftigen. „Ich hoffe, dass wir dieses Rätsel bald lösen.“ Sie blickte ihn nicht an, nickte aber. Dann schwieg sie. Rythmische Schritte erfüllten die Luft, ebenso das Klirren von Schwertern. Das Pulsieren der Gedanken um ihn herum nahm er nur nebensächlich wahr, es war einfach etwas, dass er sich abgewöhnen wollte. Wenigstens für diese Zeit. „Du siehst besorgt aus“, merkte sie mit einem Seitenblick auf ihn an. Er sah kurz überrascht zu ihr, lenkte aber seinen Blick wieder auf die größer werdenen Behausungen des Dorfes. „Es gibt eine Menge Dinge, über die man sich Sorgen macht“, antwortete er mit einem schwachen Lächeln. „Die Kunst besteht darin, sie zu vergessen“, erwiderte sie leichthin. Irritiert blickte er sie an, unterließ es dann aber wieder. Als er erneut ansetzen wollte, fügte sie noch hinzu: „Ein Zitat meines Vaters. Ich weiß nicht, wen er zitiert hat, aber er hat es sehr häufig gesagt.“ „Ja?“ Er dachte kurz nach. „Ich denke, es stimmt nur halb.“ Nach einer weiteren Pause fuhr er fort, da sie nichts daraufhin gesagt hatte: „Es ist zwar einerseits wahrscheinlich lebenserleichternd, wenn man die Sachen von Sorge einfach vergisst, aber das ist auch ein sehr verantwortungsloses Handeln. Ich meine, wenn jeder das so machen würde, wäre es einfach nur schrecklich. Man hat nicht nur die schönen Dinge im Leben.“ Ein Lächeln hatte während seines Vortrages ihr Gesicht geziert. „Genau das waren auch die Worte meiner Mutter. Jedes Mal.“ Ein Lachen schwang in ihrer Stimme mit. Sie hatte nicht erwartet, beinahe exakt dieselben Worte von ihm zu hören. Verlegen blickte er auf das Gras. „Ja?“ „Jap.“ Eine kurze Schweigepause folgte, in der sie überlegte, ob sie ihn fragen sollte. Aber dann tat sie es einfach, weil langes Nachdenken nicht in ihrem Gemüt eingeprägt war: „Wie hat der... Wald dich eigentlich aufgezogen?“, fragte sie mit neugierigem, aber auch skeptischem Unterton. Aber man konnte ihre Bedenken bei dieser Aussage verstehen. Wer könnte sich auch vorstellen, dass jemand von einem Wald aufgezogen würde? Es war schon eine bizarre Vorstellung. Da waren doch nur Bäume und Tiere, deren Sprache du doch nicht verstandst, oder? Seine Wangen erhitzten sich leicht. Er hatte sich noch nie mit so einer Frage konfrontiert gewusst. Natürlich wusste er, dass es außerhalb Efarnias nicht üblich war, dass man keine Eltern hatte und wenn, dann war es ein besonderer Umstand, der mit Mitleid versehen wurde, aber so? Ja, sein Zweig der Art 'Elfen' war einer, um den sich dichter Nebel rankte. Er selbst rang mit den richtigen Worten, um ihr das Bild zu vermitteln, das er im Kopf hatte. „Ich... kann es nicht wirklich erklären. Es ist, als hättest du eine... große Familie. Der ganze Wald mit all seinen Blumen und Bäumen und Tieren ist deine Familie. Und... sie bringen dir Sachen bei, die du nie für möglich gehalten hättest und...“ Ihm fehlten schlichtweg die Worte. Wie sollte er es auch jemanden erklären? Es war ein Mysterium für sich, etwas, das man erleben musste. Sie nickte langsam. Sie bemängelte nicht, dass er Pflanzen auch aufgezählt hatte, aber es störte sie, ehrlich gesagt, auch nicht weiter. Er war ein seltsamer Kauz und damit wusste sie sich bestätigt. Vielleicht war dies auch die geheime Absicht hinter ihrer Frage gewesen. Aber richtig wissen tat sie es nicht. „Scheint eine schöne Zeit gewesen zu sein?“ „Sie hatte seine Höhen und Tiefen.“ „Hattest du...“ Sie brach ihre Frage wieder ab, unschlüssig, wie sie sie korrekt formulieren sollte. Es war nur ein wirres Gespinst in ihrem Kopf, etwas Chaotisches und Undefiniertes. Sie vergaß es lieber gleich wieder, die Frage zu stellen. „Ich habe nichts gesagt“, beeilte sie sich zu sagen. Er fragte nicht näher nach, denn das Dorf kam immer weiter in Sicht. Sie sahen die ersten, klaren Formen von Menschen. Eine einfach gekleidete Frau bemerkte sie in den bäuerlichen Vorhöfen als erstes, während sie im Gespräch mit einer zweiten Frau war. Sie beide trugen schlichte, aber sauberere Kleidung aus groben Stoff. Das Kleid war gräulich und reichte bis knapp über dem Boden, man sah noch ihre Füße in grob behauenem Holz stecken. Sie wisperten aufgeregt miteinander, dem Anschein nach vielleicht gerade aus ihren Blütejahren hinaus. Dann gingen sie beide gemeinsam auf die Fremden zu, die, sonderlich gekleidet und mit noch sonderlicherem Gepäck, sich ihnen näherten. „Sed gegreßt! Was führt euch hierher?“, begrüßte eine der Frauen sie. Ihre braunen Haare waren zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden, der stramm herabhing. Alyne umhüllte dieser Gruß mit einer warmen Vertrautheit und Väterlichkeit, auch wenn es Frauen waren. „Re gegreßt! Wir sind auf der Durchreise.“ Ausnahmsweise nahm sie einmal das Zepter in der Hand, denn Feliffs Studien reichten scheinbar noch nicht so weit, dass er diesen etwas altertümlich angehauchten und mit der Fantasie geschliffenen und mit bäuerlicher Naturen verwandte Gruß kannte. Die Augen ihres Gegenübers glänzten ein wenig freudig. „Wohin geht es denn?“ „Wir müssen zum Fluss Setyian“, antworte auch nun Feliff, da er sich sicher war, dass sie nichts Schlüssiges würde antworten können. Mittlerweile hatte er wenigstens erahnen können, wo sie genau waren. „Ach, gar nicht weit von hier. Na, dann heiße ich euch mal im Forunier, dem Dorf des Westens, willkommen!“ Innerlich triumphierte er leicht. Er hatte also richtig gelegen. Dieses Dorf hier war das Dorf, das man, wie sie schon zum Ausdruck gebracht hatte, das Dorf des Westens nannte. Forunier war ein relativ großes Einsiedlerdorf, welches oft von Händlern durchquert wurde, die in die größeren Städte weiter im Osten fuhren. Oft kamen auch Erzähler vorbei, die die Sprache des Dorfes ungemein geprägt hatten. Kam einer dieser Geschichtenerzähler in das Dorf, versammelte das ganze Dorf sich abends um ein Lagerfeuer und am nächsten Tag schon waren neue Wörter eingeweiht. Man konnte von Glück reden, dass sie noch keine eigene Sprache an sich aufgebaut hatten! Eines blieb über die Jahrhunderte aber, durch einen gewissen Faud Fab geprägt, gleich: Die zweimal zwei Wörter lange Grußformel. Und auch ihre herzliche Art, Fremden zu begegnen, schien sich in den letzten Jahrhunderten in ihrem Erbgut festgesetzt zu haben. In der etwas trostlosen und immer trüber werdenden Mauer zwischen dem westlichem Westen, von dem die beiden gerade kamen, und dem noch weiter westlicherem Westen, wo das Nachbargebiet lag, waren sie die guten Engel der Gegend geblieben. Und, so hoffte er, so würde es auch in den nächsten Jahrhunderten weitergehen. Denn trotz all der Ruhe, die man in dem Elfendorf Alynes genoß, es bahnte sich seit einigen Tagen vermehrt eine Krise an. Von all diesem wusste die Halbelfe jedoch nichts. Sie unterhielt sich fröhlich mit der Einheimischen und deren Freundin, die, wie sie in Erfahrung brachte, erst vor wenigen Jahren als Waise in das Dorf gekommen war. Sie erzählte, dass sie erst heimatslos durch die Welt gestreunt ist. Durch die westlich westliche Welt, wohlgemerkt. Auch wenn Alyne von den geographischen Bedingungen nicht viel wusste, beeindruckte sie ihre Willensstärke und Kraft, die man ihr auch noch heute, Jahre nach dem Herumirren in dem dornig trockenem Gebiet, ansah. Sie hörte, wie die Dorfbewohner sie getauft hatten, auf den Namen Freniana, kurz Freni. Er passte wirklich ausgezeichnet zu ihr, der Starken. Die Frau, mit der sie anfangs geredet hatten, war Cluadiana, die Mutter. Auch das war ein maßgeschneideter Name für die mütterliche Frau, die jedoch auch mal die Zügel anziehen konnte. Bei ihnen fühlte sie sich, nach dem Tod ihrer Mutter und sonst mit eher geringem Kontakt zu anderen Frauen, geborgen. „Aber nun erzähl doch mal etwas über dich“, forderte Cluadi, die Abkürzung für sie, sie aufmunternd auf. „Sonst bekommt man ja noch das Gefühl, wir brummen dir hier unsere ganze Lebensgeschichte auf!“, lachte sie. Auch das Mädchen in ihrer Mitte lächelte, während sie durch das Dorf zum Versammlungsplatz, wo sich das Haus des Dorfältesten befand, in dem sich auch die Gästequartiere bequemlich gemacht hatten, gingen. Der reinblütige Elf folgte dicht auf, seine Stirn in konzentrierte Falten gelegt. Man sah sie ihm zwar erst bei genauerem Hinsehen an, aber sie waren durchaus vorhanden. Er verbarg etwas sehr Kennzeichnendes mit aller Kraft. Seine und auch Alynes auffallend spitz zulaufende Ohren waren lieber während ihres Aufenthaltes in dem Dorf versteckt, er hatte zwar nichts über Elfenfeindlichkeit gehört, aber die Zeiten von damals waren noch frisch in den Erinnerungen der Menschen und erst recht in denen der Elfen. Als er zu der Dreiergruppe aufholte, war Alyne gerade dabei, ihr Leben vor den beiden Frauen darzulegen. Beziehungsweise die Teile, die Feliff schon kannte. Da erregte etwas Anderes seine Aufmerksamkeit. Ein etwas fadenscheiniges Detail, doch zog es ihn wie magisch in seinen Bann. Es handelte sich um eine kleine Blume, viel mehr war sie in den Augen anderer nicht. Aber etwas... zog ihn zu ihr. Mit einem Satz war er bei ihr und hatte sie gepflückt. Beinahe wie von alleine wanderte sie in ein Fach seiner Tasche. Nachdem diese doch recht bizarre Aktion vonstatten gegangen war, wandte er sich wieder den drei weiblichen Personen zu, die einen Vorsprung zu ihm hatten. Er holte wieder auf und heftete sich an ihre Fersen. Das Dorf war nicht sehr groß, die Gefahr, sich in ihm zu verlaufen, war verschwindend gering. Und dennoch konnte man doch leicht die Übersicht verlieren, betrachtete man die Wege und Häuser nicht genauer. Man landete zwar mit nur kleinen Umwegen beim gewünschten Ort, aber nicht, ohne sich in vielerlei Gespräche zu verwickeln. So auch nach und nach die Neuankömmlinge, die auf der Durchreise waren, wie Claudi lautstark betonte. Viele der Dorfbewohner interessierten sich für sie, es gab niemanden, der sie nicht freundlich grüßte und nur wenige, die zu viel zu tun hatten, als dass sie Zeit für einen kleinen Plausch mit den Fremden hatten. Die Stimmung war entspannt gelöst und heiter. In diesen Momenten hinterfragten auch Feliffs Gedankengänge nicht alles und jeden, sondern genoß die heite Atmosphäre einfach. Auch die Formel hatte er schon sehr schnell verinnerlicht, ebenso den fremdartigen Akzent, den manche sprachen. Es war eine Vielzahl von menschlichen Völkern vorhanden, doch niemand war ausreichend magiebegabt, um seine immer noch in alle Richtungen ausströmende Magie zu bemerken oder gar hinter die Fassade zu blicken, die hinter den vorgetäuschten, menschlichen Ohren lag. Doch waren sie so viel anders, fragte Feliff sich kurz. Nur, weil sie selbst Elfen waren und sie Menschen müssen sie sich doch nicht anfeinden, oder? Es war ein hin und her seiner Gedanken, ganz anders bei Alyne. Sie ging in der Heiterkeit regelrecht auf, die Herzlichkeit überraschte sie und ließ sie sich wohlfühlen. Sie hatte sich bei den Elfen nie wirklich wohlgefühlt und auch wusste sie schon lange, dass sie das Volk ihres Vaters insgeheim mehr mochte als das ihrer Mutter. Aber es war auch verständlich. Wie konnte man eine Personengruppierung, die einen das ganze Leben schikaniert hatte, mehr lieben als eine, die einem so herzlich begegnete? Sie erzählte vielen ihr Leben, aber auch sie erhielt im Austausch die Geschichten so vieler Dorfbewohner. Sie merkten gar nicht, wie die Nacht sich über sie legte und ihren Schatten auf das westliche Dorf lag. „So spät schon!“, rief Cluadi dann mit einem Blick in den Himmel aus. „Ihr müsst müde sein. Unser Dorfvorsteher, Paterini, der kleine Vater, wie wir ihn nennen“, sie zwinkerte, „wird euch sicher zu den Quartieren begleiten. Gute Nacht!“ Sie winkte den sich zum Gehen abgewandten Gästen noch zu, während sie selbst mit Freni zu ihrem Haus, dem Frauenhaus, gingen. Denn, man sah es ihr wahrlich nicht an, sie war eine Witwe und hatte sich mit keinem neuen Mann verheiraten wollen. So erging es auch anderen Frauen im Dorf, und es entstand, kurzerhand festgelegt und gegründet, das Frauenhaus. „Paterini?“ Alyne kicherte und auch der reinblütige Elf konnte sich eines verschmitzten Lächelns nicht verwehren. Der so Angesprochene reagierte mit einem Hauch von Rot, der in der Dämmerung kaum auszumachen war. „Einer der Erzähler hat mir diesen Namen gegeben.“ Der Sprecher war ein etwas zu klein geratener, blasser Junge, ungefähr vielleicht 18 Jahre alt. Er hatte ebenfalls die grobe Kleidung an, die alle hier trugen, seine Haare wirkten im Dämmerlicht dunkler im Blondton als sie eigentlich waren. Helle, wache Augen zierten sein von ein paar Narben zerfurchtem Gesicht. Man wollte sich nicht so recht mit diesem Spitznamen und seiner Erscheinung anfreunden, aber doch war es eine ulkige Begebenheit. „Lasst uns endlich schlafen gehen.“ Er gähnte ausgiebig. „Es war ein langer Tag, oder nicht?“ Sie nickten zustimmend. Das war wirklich ein langer, fröhlicher Tag gewesen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)