Friend or Foe? von SilentNeko (Achilles x Hektor FF?) ================================================================================ Kapitel 1: Kapitel 1 -------------------- „Was hast du dir nur dabei gedacht?“Paris war schon immer töricht, doch dieses mal hatte mein kleiner Bruder es eindeutig zu weit getrieben. Dem König von Sparta die Frau auszuspannen war kein kleiner Jungenstreich mehr, es konnte ein erneuter Grund für einen Krieg zwischen unseren Reichen werden. Wir befanden uns gerade auf der Heimreise nach Troja, als Paris mich gebeten hatte ihn für einen Augenblick zu begleiten. Was mich unter Deck erwartete sorgte dafür, dass ich sauer wurde, verdammt sauer und fassungslos, denn vor mir stand Helena von Sparta. Die Frau des Mannes, bei dem wir eine Woche zu Gast waren und mit dem wir den Friedensvertrag zwischen unseren Reichen betrunken hatten, ein Frieden der schon lange überfällig war, denn nach den langen Jahren des Krieges war unser Volk erschöpft. Menelaos war ein stolzer Mann, sollte er herausfinden, wer seine Frau entführt und das griechische Gastrecht auf solch unverschämte Weise verletzt hatte, würde das unweigerlich zu einem erneuten Krieg zwischen Sparta und Troja führen. So etwas durfte ich auf keinen Fall geschehen lassen. Ich war fassungslos, dass mein Bruder tatsächlich den Frieden riskieren würde, für den unser Vater so hart gearbeitet hatte, nur um seine Beute zu behalten. Das Helena und Paris immer öfter gemeinsam verschwanden war mir selbstverständlich nicht entgangen, Helena war eine wunderschöne Frau mit ihren blonden Haaren und blauen Augen und auch Paris sah mit seinen weichen Gesichtszügen, den braunen Haaren und den dunklen Augen nun wirklich nicht schlecht aus, doch, dass er eine solche Torheit begehen würde hätte ich nicht für möglich gehalten. Ich dachte, nicht einmal mein naiver kleiner Bruder wäre so dumm, scheinbar hatte ich mich geirrt. „Wir drehen bei, sofort zurück nach Sparta.“,vielleicht war es noch nicht zu spät. „Das kannst du nicht tun Bruder.“ Verzweifelt blickte Paris mich an, doch ich ließ mich nicht erweichen. Selbstverständlich liebte ich meinen kleinen Bruder, sehr sogar, doch ich liebte auch mein Land, ich wollte mein Volk nicht den Qualen eines erneuten Krieges aussetzen, nur wegen den selbstsüchtigen Wünschen meines kleinen Bruders. „Du hast doch keine Ahnung Paris, weder von der Liebe noch vom Krieg.“ Ich war sauer, brüllte ihm die Worte fast schon ins Gesicht, konnte seine Selbstsucht einfach nicht verstehen. Wollte sie nicht verstehen. „Du beglückst die Frauen und Tempeldienerinnen und wenn du ihrer überdrüssig geworden bist lässt du sie wieder fallen. Was soll dieses mal anders sein? Ist sie es wirklich wert einen Krieg zu riskieren?“. Mein Unverständnis für Paris Handeln spiegelt sich in meinen Gesten, meinen Augen und sogar in meiner Stimme wieder, doch scheinbar schaffte ich es einfach nicht, zu ihm durch zu dringen, „Dieses Mal ist es anders, ich liebe Helena.“,voller Überzeugung erwiderte er meinen stechenden Blick, „Außerdem sind Trojas Mauern noch nie gefallen und du Bruder bist der beste Schwertkämpfer in ganz Griechenland. Es gibt keinen Grund Menelaos Armee zu fürchten.“. Nun war ich komplett fassungslos, wie konnte eine einzige Person nur so dumm und naiv sein? „Hast du jemals in einem Krieg gekämpft Paris? Männer sterben sehen? Selber Männer getötet?“ Es war mir einfach unbegreiflich. „Ich habe Männer getötet, ich habe gute Freunde sterben sehen, daran ist nichts ruhmreiches, nichts ehrenhaftes. Das einzige, dass zurückbleibt sind Trauer und Schmerz. Frauen die vergeblich darauf warten, dass ihre Männer heimkehren, Söhne auf ihre Väter.“. Es gab wirklich rein gar nichts ehrenhaftes an einem Krieg, ich hatte in vielen Schlachten gekämpft und viele Männer getötet und noch immer verfolgten mich ihre Gesichter in meinen Träumen und ließen mich Nacht um Nacht aus dem Schlaf schrecken. Überzeugen ließ sich mein kleiner Bruder davon jedoch nicht, dass sah ich an seinem Gesichtsausdruck. „Wenn du sie zurück nach Sparta schickst, dann komme ich mit ihr!“ Was?! Das konnte er nicht ernst meinen. „Menelaos wird dich töten lassen!“ Mein Blick wurde mit kühler Ruhe erwidert. „Dessen bin ich mir bewusst, doch Helena ist nun mein Leben. Schmeißt du das ihre weg, so tust du das auch mit dem meinen.“ Dass er das soeben Gesagte vollkommen ernst meinte war mir in dem Moment klar, in dem ich in seine Augen blickte. Ich kannte Paris und konnte in ihm lesen wie in einem offenen Buch, schließlich hatte ich sein ganzes Leben mit ihm verbracht. Er hatte seine Entscheidung getroffen, und nun würde er nicht mehr von ihr abzubringen sein. Fuck! Versuchen musste ich es trotzdem, eine andere Wahl blieb mir nicht. „Willst du ihr das wirklich antun? Wenn du Helena mit nach Troja nimmst und es zum Krieg kommt, dann werden hunderte Krieger ihretwegen sterben. Meinst du, diese Bürde kann sie tragen?“ Es fehlte nicht viel und man hätte meine Verzweiflung aus diesen Worten heraushören können. Das war meine letztes Argument, meine letzte Hoffnung, wenn das nicht funktionierte, dann... „ Das wird nicht nötig sein, ich werde diese Bürde für sie schultern.“ So wie es aussieht war ich gescheitert, er zwang mich eine Entscheidung zu treffen, die zu treffen mir unmöglich war. Wessen Leben sollte ich aufs Spiel setzen, das hunderter Krieger oder das meines kleinen Bruders, des Prinzen von Troja? Verzweifelt suchte ich nach einer dritten Möglichkeit, einem Ausweg aus dieser Miesere, denn weder konnte ich mein Volk opfern noch meinen kleinen Bruder, doch im Grunde meines Herzens wusste ich, dass ich nie eine Wahl hatte. Ich hatte meine Entscheidung schon viele Jahre zuvor getroffen... „Hektor, Hektor wo bist du?“ Die Stimme eines kleinen Jungen schallte durchs Schloss, gefolgt von tapsenden Schritten. Ein genervtes Seufzten entwich mir, während ich von meinem Buch aufblickte. Mein Bruder war wirklich eine nervige kleine Klette. Da er fast zehn Jahre jünger als ich und somit der Zweitgeborene war, interessiertes es niemanden so wirklich wie er seine Zeit verbrachte, doch im Gegensatz zu ihm würde ich eines Tages König von Troja sein und um mich dieser Aufgabe als würdig zu erweisen, hatte ich schon seit frühster Kindheit Unterricht in der Kriegskunst und Politik bekommen. Ich hatte keine Zeit um mit ihm seine albernen Spielchen zu spielen, doch das schien er einfach nicht verstehen zu wollen. Immer und immer wieder kam er zu mir um mich mit seinen großen unschuldigen Rehaugen bittend anzuschauen und zu fragen ob ich nicht doch Zeit hätte mit ihm zu spielen, jedes mal würde ich ihn fragen ob er denn nicht irgendwelche anderen Freunde hätte die er nerven könnte und jedes mal würde er antworten, dass er aber mit mir spielen wollen würde. Wenn ich dann ablehnte würde er anfangen zu weinen, so auch dieses mal. „Was ist denn nun schon wieder los?“ Königin Hekabe betrat den Raum, auf ihrem Gesicht konnte man eine Mischung aus Besorgnis und Ärger erkennen. „Entschuldigt Mutter, Paris hält mich wieder einmal von meinen Studien ab.“ Nun musste auch sie seufzen. „Sieh mal mein Kleiner, dein Bruder hat zu tun, er hat jetzt keine Zeit mit dir zu spielen.“, versuchte meine Mutter den immer noch weinenden Paris zu beschwichtigen. „Mir ist aber langweilig, er soll mit spielen.“ , stellte mein kleiner Bruder weiter seine Forderungen, er war solch eine Nervensäge, ich fragte mich wirklich wie er mit diesem Verhalte durchkam. Wahrscheinlich war es sein engelsgleiches Gesicht, dass unsere Eltern immer wieder dazu brachte ihm zu vergeben, egal was er auch anstellte. „Was hältst du dann davon, wenn wir etwas zusammen machen. Ich war gerade auf dem Weg in die Stadt, wenn du möchtest kannst du mich begleiten.“ , versuchte meine Mutter Paris zu beruhigen und so wie es aussah schien es auch zu funktionieren, denn mein kleiner Bruder hörte sofort auf zu weinen und strahlte über beide Ohren. „Kann ich auch was süßes haben?“, fragte er, weiterhin strahlend wie ein Honigkuchenpferd. „Sicher mein Süßer, aber jetzt komm. Lassen wir deinem Bruder seine Ruhe.“ Mit diesen Worten nahm meine Mutter die Hand der kleinen Nervensäge und verließ den Raum, dieses mal ein ganzes Stück leiser als las er ihn betreten hatte. Nachdem es endlich wieder ruhig war, versuchte ich mich wieder in meine Lektüre zu vertiefen, doch so wie es aussah konnte ich mich einfach nicht konzentrieren. Frustriert schüttelte ich den Kopf, dieser Text über die politischen Beziehungen innerhalb Griechenlands würde warten müssen. Stattdessen würde ich mich meinen Schwertkampftraining widmen, eine Tätigkeit, die mir um einiges lieber war als die staubige alte Lektüre. Ich stand also auf, schlug das Buch zu, stellte es zurück an seinen ursprünglichen Platz und verließ die Bibliothek. Auf meinem Weg zum Trainingsplatz begegnete ich einigen Bediensteten, doch keiner sprach mich an, sie alle suchten sich still und mit gesengten Köpfen einen Weg an mir vorbei, wie es sich gegenüber einem Mitglied der Königsfamilie gehörte. Irgendwie war es schon ein einsames Leben immer so viele Leute um sich zu haben und doch niemanden der einem wirklich nah war, diese Gedanken tauchten ganz von selbst in meinem Kopf auf und mit einem irritierten Kopfschütteln versuchte ich sie wieder zu vertreiben. Was für ein Unsinn, es gab wichtigere Dinge über die ich mir Gedanken machen sollte. Zügig setzte ich meinen Weg fort, die Anstrengung würde mir helfen diese Grübeleien für eine Weile zu vergessen. Was war denn das für ein Aufruhr? Kurz unterbrach ich meine Übungen, um festzustellen von woher der Lärm kam, doch da sich die Quelle des Aufruhrs nicht feststellen ließ, zuckte ich nur mit den Achseln und widmete mich wieder meinen Übungen. Es hatte nichts mit mir zu tun, irgendjemand würde sich schon darum kümmern. Der Lärm schien näher zu kommen, doch ich achtete nicht weiter darauf, es interessierte nicht. „Prinz Hektor, König Priamos lässt euch rufen.“ Ein Diener war am Rande meines Blickfelds aufgetaucht. Ich senkte mein Schwert, das war schon die zweite Störung an diesem Tag, doch wenn mein Vater mich rufen ließ, dann musste es etwas wichtiges sein. Es war nicht etwa so, dass Priamos sich nicht für mich interessierte, doch wenn es nicht wichtig war, würde er mich nicht bei meinem Training oder meinen Studien unterbrechen. Schließlich war ihm bewusst, dass ich eines Tages seinen Thron erben würden und er liebte Troja. Als ich bei meinem Vater ankam, brauchte ich einen Moment um den Anblick zu verarbeiten, der sich mir bot. Mein Vater sah erschöpft und traurig aus und in seinen Armen lag ein kreidebleicher Paris, seine Klamotten waren schmutzig und seine Augen gerötet, als ob er schon eine ganze Weile weinen würde. Was mich am fassungslos machte war allerdings, dass auch mein Vater zu weinen schien. Es war das erste Mal, dass ich ihn so sah, auf einmal wirkte er müde. Müde und... alt. „Was ist passiert Vater?“ , fragte ich, nachdem ich mich halbwegs zusammengerissen hatte. Ich bin sicher man konnte meiner Stimme meine Unsicherheit anhören. „Deine Mutter...“, Priamos Stimme brach, „...sie ist...tot.“ ...Was?...Königin Hekabe sollte tot sein...aber...wie? Wollte sie nicht mit Paris in die Stadt gehen? Aber das würde doch heißen...Mein Blick fiel auf meinen kleinen Bruder, dessen engelsgleiches Gesicht von roten Schrammen und Schmutz verunziert wurde. „ Es war wohl ein Überfall, der Täter hat sie niedergestochen ihren Schmuck geklaut und ist in der Menge verschwunden.“ Von der sonstigen Bestimmtheit war nichts mehr in dieser schwachen gebrochene Stimme zu hören, der Tod seiner Frau schien Priamos sehr mitgenommen zu haben. Ich fragte ihn, ob irgendjemand den Täter gesehen habe. Der Tot meiner Mutter ließ mich erstaunlich unberührt, scheinbar hatte ich sie nie wirklich geliebt. Diese Erkenntnis war es die mich traurig machte, diese Frau hatte mich auf die Welt gebracht, sich siebzehn Jahre meines Lebens um mich gekümmert und doch erfüllte ihr Tod mich nicht mit Trauer, er hinterließ nur eine erdrückend Leere, ich hatte sie nie wirklich gekannt. „Nein, bisher haben wir niemanden gefunden, der uns eine Beschreibung des Täters geben könnte.“ Betrübt blickte mein Vater in meine Richtung, ohne mich überhaupt richtig zu sehen. Verstehend nickt ich, so wie es aussah würde der Täter also nie zur Rechenschaft gezogen werden. Später am Abend wurde ein Trauerbankett abgehalten und jeder bekundete seine Trauer über das frühzeitig Ableben der Königin. Es war ermüdend, kaum einer der Anwesend hatte jemals privat ein Wort mit Hekabe gewechselt und doch wollten sie alle traurig sein? Was für eine Farce. Besorgt blickte ich zu Paris, der sonst so quirlige Junge hatte den ganzen Abend noch kein Wort gesprochen und auch sein Essen schien er nicht anrühren zu wollen. Als ich endlich meinen Platz an der Tafel verlassen konnte begab ich mich direkt in meine Gemächer und wollte gerade zu Bett gehen, als ich hörte, dass die Tür zu meinen Gemächern aufging. Ich wunderte ich mich schon, wer denn einfach so ohne anzuklopfen mein Zimmer betreten würde, als ich Paris erblickte. Meine Augen weiteten sich vor Entsetzen, er sah überhaupt nicht gut aus. Seine sonst so strahlenden Augen wirkten stumpf und leblos und sein rosiges Gesicht war grau und eingefallen, er hatte dunkle Ringe unter den geröteten Augen, als hätte er seit Tagen nicht mehr geschlafen. Gerade als ich ihn fragen wollte, was denn los sei, lief er zu mir, klammerte sich an mich und begann haltlos zu weinen. Sein ganzer Körper zitterte und er wirkte auf einmal so zerbrechlich. Überrascht stellte ich fest, dass ich das nicht wollte. Ich wollte ihn so nicht sehen. Ich wollte den alten Paris wieder haben, den Paris der ständig mir einem dümmlichen Grinsen durch die Gegend rannte und mich zum lachen bringen wollte. Den Paris, der immer gut gelaunt war und dem nichts etwas auszumachen schien. Wie es aussah merkte man immer erst was einem eigentlich wichtig war, nachdem man es verloren hatte. Behutsam schloss ich meine Arme um den kleinen Jungen, ich wollte das nicht und deswegen würde ich sein Lachen mit meinem Leben beschützen, ich würde dafür sorgen, dass er wieder genauso unbeschwert wie vorher leben konnte. „Ich werde dich beschützen Paris. Ich verspreche es, du brauchst keine Angst mehr zu haben.“ Ich werde niemals mehr zulassen, dass dir etwas passiert. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)