Zerissenheit... von sadness (Liebe oder Pflicht) ================================================================================ Prolog: Befürchtungen --------------------- Prolog: Langsam ließ sie ihren Blick über das ruhig schlafende Dorf gleiten. Alles war dunkel, nirgendwo brannte mehr Licht. Nur ein fahler Schimmer hing über den Köpfen der Hokage, als würden sie leuchten. Tief sog sie den Geruch der nächtlichen kühlen Luft ein und seufzte traurig. Was sollte sie nur tun? „Was soll ich tun?“, flüsterte sie leise in die Nacht, doch diese antwortete ihr nur mit einer undurchdringlichen Stille. Nicht einmal das winzigste Lüftchen regte sich, kein Blätterrascheln war zu hören. Absolut nichts, als ob selbst die Nacht entschieden hatte, sie im Stich zu lassen... Eine einzelne Träne lief über ihre Wange. Sie fühlte sich so zerrissen, so allein. Sie wusste immer noch nicht, wo sie hingehörte. Und sie hatte so unglaubliche Angst, das alles mit einem Mal kaputt gehen würde. Ihr Herz wusste nicht, wofür es sich entscheiden sollte, sie kam sich so unendlich verloren vor... Der Verzweiflung nahe grub sie ihre Finger unter die Dachziegeln und versuchte, ihre Tränen zurückzuhalten. Warum nur hatte das alles passieren müssen?! Sie verfluchte das Schicksal dafür, das es sie so in die Irre geführt hatte. Wäre sie doch unwissend geblieben... Sie wusste, egal was sie tat, es würde ihr sehr wehtun. Und egal, für welches Übel sie sich entschied, sie würde auch andere Personen damit verletzen. Warum..? Sie spürte seine Anwesenheit und zuckte leicht zusammen. „Wie... wie h..hast du mich ge... gefunden...?“,fragte sie leise. Innerlich verfluchte sie sich. Warum begann sie jetzt schon wieder zu stottern? Sie musste doch stark sein... „Ich würde dich überall wiederfinden.“, sagte er ruhig. Seine Stimme klang so unendlich sanft und so viele unausgesprochene Versprechen lagen darin. So süß, das sie sich beinahe vergaß und wieder einmal das Gefühl hatte, auf alles verzichten zu können für diesen Mann. „Was willst du?“, entgegnete sie heftig, doch ihre Stimme brach. „Dich etwas fragen...“, nun klang seine Stimme wieder kühl, aber sie wusste, das er nur umso nervöser war. Sie schluckte und eine Befürchtung schlich sich in ihren Kopf. Schließlich hatte dieser Moment ja irgendwann kommen müssen... aber das durfte nicht sein. Sie wusste, wenn er es aussprach, war alles vorbei und er war es, dem sie wehtun musste, denn sie war noch nicht bereit, noch nicht. „Hinata...“, er flüsterte ihren Namen unglaublich sanft, als ob er etwas kostbares und zerbrechliches war. Tränen suchten den Weg über ihre Wangen und sie drehte sich zu ihm um und sah in seine großen dunklen Augen. Augen, in denen sich die Zukunft spiegeln konnte... und sie wartete auf die Worte, die sie sich so sehr aus seinem Mund wünschte und die gleichzeitig das Ende bedeuten würden. Sie hing in einem Abgrund zwischen Sehnsucht und Verzweiflung, sie wollte ihn nicht verlieren. Bitte..... Bitte nicht.....! Kapitel 1: Der Anfang... ------------------------ „Hinata!“, rief ihr Vater. „J...ja?“, gab sie unsicher von sich. „Wo willst du denn hin?“, fragte er in herausforderndem Tonfall. „Ich... ich will nur etwas spazieren gehen...“, hauchte sie verzagt. Hiashi musterte sie streng und meinte:“Aber das du mir nicht irgendwelchen Jungs hinterher guckst!“ Hinata errötete heftig und spielte nervös mit ihren Fingern. „So... so etwas h...hab ich doch noch nie ge... getan...“, beteuerte sie mit eingeschüchterter Miene und gesenktem Kopf. „Jetzt lass sie doch.“, mischte ihre Mutter sich ein und legte eine Hand auf Hinatas Schulter. „Du weißt doch, das sie uns nicht enttäuschen würde.“, beruhigte sie ihren Mann und in ihrer Stimme klang ein bisschen Stolz mit. Schließlich hatte sie Hinata großgezogen, da war es doch auch ihr Verdienst, das ihre Tochter nie etwas tat, dass das Missfallen ihrer Eltern erregte, oder nicht? „...na gut...“, stimmte er nach einer Weile zu, musterte sie aber weiterhin mit einem finsteren Gesichtsausdruck. Wie eine verschreckte Maus huschte das Mädchen an ihren Eltern vorbei ins Freie. Sie seufzte leise. Ihre Mutter konnte ja nicht wissen, das ihr Vater sie manchmal schlug, wenn er nicht mit ihr zufrieden war oder Misstrauen hegte. Und das alles nur wegen einer geplanten Ehe... Sie hatte seit sie denken konnte gewusst, das sie irgendwann jemanden heiraten musste, den ihr Eltern ihr aussuchen würden. Als Erstgeborene war sie für die Erhaltung des Clans zuständig. Und da sie sowieso nicht stark war, war das vermutlich die beste und einfachste Lösung für sie. Ihre 1,5 Jahre jüngere Schwester Hahabi dagegen durfte tun, was sie wollte. Wenn sie heiraten wollte, war das ihre Sache. Ebenso, wenn sie sich ganz auf ihre Karriere als Ninja konzentrierte. Hinata war nicht sauer deswegen, sie war mit dem Gedanken aufgewachsen und hatte nie in Frage gestellt, was gut für sie war und was nicht. Warum also hatte ihr Vater so eine Angst, das sie etwas tun könnte, das ihm nicht gefallen würde? Er machte ihr Angst, wie er mit ihr redete, doch was sollte sie tun? Sie würde weiter trainieren, warten und hoffen, das ihre Eltern ihre einen guten Mann suchten. Dann würde sie eine Familie gründen und ihr eigenes Leben haben. Ja, so war es schon immer der Plan gewesen... Versonnen lächelnd schlenderte Hinata durch das Dorf in Richtung des Waldrandes, wo es eine kleine Lichtung gab, die sie sehr mochte. Der Weg erschien ihr kurz, so oft war sie ihn schon gegangen. Vereinzelt streunten Katzen durch die Gegend und strichen ihr um die Beine. Leise summte Hinata vor sich hin und blickte fröhlich umher. Hier konnte sie tun, was sie wollte, es war ihr persönlicher Ort. Die Lichtung war nicht groß, aber versteckt und nicht so leicht zu finden. Sie hatte sie auch nur durch Zufall entdeckt und es war ihr Zufluchtsort geworden. Ein Glücksgefühl erfasste sie, als sie das Zwitschern der Vögel hörte und den kleinen Baum in der Mitte der Lichtung sah, den sie dort gepflanzt hatte. Es war eine Weide, denn Hinata liebte die kleinen Weidenkätzchen und insgeheim verglich sie sich sogar mit ihnen, denn oft fühlte sie sich genauso klein und verletzlich. Diese Lichtung war ein Sinnbild ihres Innersten, sie war so etwas wie ihr Herz. Summend setzte sie sich mit dem Rücken an einen Baum und betrachtete ihre kleine Weide. Verträumt schaute sie zu, wie sich die kleinen Blätter im Wind bewegten, hörte das leise Rascheln... und Schritte! Erschrocken fuhr sie in die Höhe. Wie hatte sich jemand hierher verirren können?! Hinatas Herz schlug heftig, als sie sich in eine angespannte Verteidigungshaltung begab und ihre Byakugan aktivierte. Nervös lauschte sie und registrierte entsetzt, das sie zitterte. „Hinata.“, stellte Sasuke trocken fest. „Sasuke...“, erwiderte sie scheu. Er stand vor ihr und schaute sich um. Als er den kleinen Weidenbaum registrierte, zog er eine Augenbraue hoch. „Was willst du hier?“, fuhr Hinata ihn an, als sie seinen Blick sah. „Was ist denn 'hier'?“, fragte er unbeeindruckt. „Das... das ist mein Ort, du darfst hier nicht sein!“, erklärte sie so bestimmt sie konnte. Leider war das wohl wenig überzeugend. Er kam auf sie zu und betrachtete sie aus seinen großen dunklen Augen. Sie zitterte noch stärker und fühlte sich, als müsse sie gleich schmelzen, so heiß war ihr. Sie stolperte rückwärts und stieß mit dem Rücken gegen den Baum, an dem sie vorher gesessen hatte. Sasuke legte den Kopf schräg und musterte sie eingehend von oben bis unten. Hinatas Herz raste wie wild, sie atmete flach. Sasukes Blick bohrte sich förmlich in sie, sie fühlte sich nakt, so wie er sie ansah. Wenn ihr Vater das sehen würde... 'er würde Sasuke steinigen', schoss es ihr durch den Kopf. „Mhm...“, murmelte Sasuke. „Schade das du so... schüchtern bist...“, grinste er. Sie erlitt beinahe einen Herzinfakt. „Naja... aber vielleicht gibt sich das ja noch.“, überlegte Sasuke, sie abschätzend betrachtend, als ob sie ein verkäufliches Objekt wäre. 'Was redet er da?', fragte sie sich verstört. Er kam ihr noch näher, legte sanft seine Hand an ihr Kinn und schaute ihr tief und forschend in die Augen. Sie wurde noch nervöser und drückte sich, so eng sie konnte, an den Baum hinter sich, ihr Herz schien davonzurasen. Die Zeit stand so gut wie still- eine Sekunde schien zu vielen Minuten zu werden, in denen er sie schweigend betrachtete. Sie hatte längst aufgehört, sich zu fragen, was als nächstes passieren würde, sie versank in seinen Augen und blickte ihn, unfähig sich zu bewegen, wie hypnotisiert an. Irgendwann schlich sich ein leichtes Lächeln auf Sasukes Gesicht, das sie beim besten Willen nicht deuten konnte. „Wir sehen uns noch wieder.“, meinte er leise und lächelte wissend, dann ließ er sie los und schritt den Weg zurück, weg von der Lichtung. Atemlos und gleichzeitig hyperventilierend sank sie an dem Stamm herab und versuchte, ihr Herz zu beruhigen. Selbst nach einer ganzen Weile, als ihr Puls sich einigermaßen gelegt hatte, überschlugen ihre Gedanken sich noch immer. Sie dachte krampfhaft darüber nach, warum er das alles gesagt haben könnte. Und warum schien er der Annahme zu sein, das sie sich bald wiedersehen würden?! Sie überlegte noch lange über diesen Satz, aber sie war einfach zu durcheinander, um einen klaren Gedanken formulieren und analysieren zu können. Völlig verwirrt und auf ihre verknoteten Finger konzentriert registrierte sie erst, wie lange sie schon da gesessen hatte, als es dunkel zu werden begann. Entsetzt sprang sie auf und rannte wie wild los, um ihrem Vater keinen Grund zu geben, wütend auf sie zu sein. Diesmal hatte sie keine Augen für die Schönheit der Natur, obgleich diese bei Dämmerung auf eine faszinierende Wirkung noch schöner wirkte und Hinata es liebte, wenn die Nachtkerzen aufblühten. Ihr einziger Gedanke war darauf gerichtet, noch schneller zu laufen und in ihrem Zimmer zu verschwinden, bevor Hiashi die Gelegenheit hatte, sie zu Gesicht zu bekommen. Sie flog förmlich durch den Wald und hatte schon ein beachtliches Tempo aufgelegt, als ihr Vorhaben von einem auf dem Boden liegenden Gegenstand vereitelt wurde, sie stolperte und in hohem Bogen auf den Waldboden krachte. Stöhnend rappelte sie sich wieder auf und versuchte vorsichtig aufzustehen, aber ihren rechten Fuß durchfuhr jedes mal ein schmerzhaftes Stechen, wenn sie versuchte, das Gewicht auf ihn zu verlagern. Frustriert sank sie auf den Boden zurück und vergrub das Gesicht in den Händen. Was sollte sie jetzt nur tun?! Sie konnte ja schlecht den ganzen Weg auf einem Bein hüpfen. Also sollte sie hierbleiben und warten, bis sich rein zufällig mal jemand hierher verirrte? Sie seufzte und ließ hoffnungslos den Kopf in den Nacken sinken und schaute in die Höhe. Der Himmel war voller Dunkler Wolken, die jeden Moment ein Gewitter losbrechen lassen konnten. Hinata schluckte genervt. Was hatte sie ihrem Schicksal denn getan, das es sie dermaßen ärgerte?! Und das, wo doch den ganzen Tag die Sonne geschienen hatte... Mit Mühe und Not schaffte sie es, sich unter einen größeren Ast zu retten, wo sie dank der Blätter wenigstens etwas vor dem Regen geschützt sein würde. Dabei fiel ihr Blick auf den mysteriösen Gegenstand, der ihr dieses Unglück beschert hatte und ihre Augen weiteten sich. Es war ein Umhang, der auf dem Boden lag, als hätte ihn jemand in großer Eile verloren, ohne es zu merken. Aber er war trocken und in gutem Zustand, er konnte noch nicht lange hier liegen. Andererseits kannte Hinata niemanden, der ein solches Kleidungsstück besaß. Die Umhänge aus Konoha hatten ein relativ einheitliches Design, das wenigsten etwas Farbe besaß, doch dieser hier war glatt schwarz, schwärzer als jedes Schwarz, das sie je gesehen hatte. Außerdem hatte er einen weiten Kragen und eine Knopfkante bis zum Boden, sodass man ihn komplett geschlossen tragen konnte. Schaudernd sah sie sich um, al ob sie den Besitzer der Kleidung noch sehen könnte, doch natürlich war um sie herum nur der Wald, der vom Schatten der Regenwolken bedeckt, zusehends mehr von der Dunkelheit verschlungen wurde. Sie begann zu zittern, denn es war kühl geworden, ohne das sie es bisher registriert hatte. Sie schlang die Arme um ihren Oberkärper und versuchte eine Position zu finden, in der sie länger verharren konnte, ohne das ihr Fuß zu doll belastet wurde. Ein Donnergrollen ließ sie erschrocken aufschauen und schon prasselten die ersten Tropfen auf das Blätterdach nieder. Na toll... 'Ich bin noch gut dran, wenn ich mit einer Erkältung davonkomme.', dachte sie frustriert, denn die Blätter entpuppten sich als enttäuschend schlechter Regenschutz und schon nach kurzer Zeit war sie nass bis auf die Haut und fröstelte noch mehr. Ihr Blick fiel auf dem Umhang. Skeptisch betrachtete sie die Chance, sich etwas vor der Nässe zu schützen. Der Stoff schien wasserabweisend zu sein und der Besitzer war ja nicht hier um sich sein Eigentum zurückzuholen... Bekommen griff Hinata nach dem Kleidungsstück. Ein Krächzen ließ sie plötzlich zusammenzucken. Ein einzelner Rabe saß über ihr auf einem Ast und schaute sie an, als wüsste er etwas, das ihr verborgen war. Eine kurze Zeit starrte sie den Vogel irritiert und verwirrt an. Sie hatte nicht gewusst, das es hier Raben gab, sie hatte noch nie einen in Konoha gesehen... schon seltsam. Der Vogel legte mit einem altklugen Funkeln in den Augen den Kopf schräg und faltete kokett die Flügel auf dem Rücken. Irgendetwas war an diesem Tier, was Hinata verunsicherte, aber auch faszinierte, sodass sie den Blick nicht davon abwenden konnte. Doch nach einer Weile wurde ihr wieder die Kälte und Nässe bewusst und sie wagte nach dem Umhang zu greifen und sich darin einzuhüllen. Ihr letzter Blick, bevor sie sich auf den Boden legte und die Augen schloss, galt dem nachtschwarzen Raben, der immer noch bewegungslos über ihr auf dem Ast thronte und spöttisch auf sie herab sah. Dabei bemerkte sie nicht das rote Augenpaar, das sie aus dem Gebüsch heraus schon eine Weile beobachtete. Kapitel 2: Zukunft...? o.o -------------------------- Schweißbedeckt erwachte sie und starrte an die Zimmerdecke, welche nur vom dämmrigen Licht einer Kerze erhellt wurde. Dennoch erkannte sie den feinen Riss, der sich genau über dem Bett durch den Stein zog und sich fein wie Spinnenweben in alle Richtungen verästelte. Sie war also in ihrem Zimmer... aber wie...? Verwirrt schaute sie sich um und entdeckte auf dem Stuhl neben dem Bett den tiefschwarzen Umhang, den sie im Wald gefunden hatte. Dieser war also keine Einbildung... Die letzten Stunden hatte sie sich im Halbschlaf oft gefragt, was von all dem, woran sie sich zu erinnern glaubte, tatsächlich passiert war, denn es kam ihr alles so absurd vor. Vorsichtig versuchte sie aufzustehen und registrierte dabei, das ihr rechter Fuß fest einbandagiert war. Sie war also wirklich über diesen Umhang gestolpert. Verdrießlich strafte sie betreffendes Kleidungsstück mit einem vernichtenden Blick, welches sich jedoch nicht davon beeindrucken ließ (wie auch???). Halb hüpfend, halb humpelnd schleppte sich Hinata aus ihrem Zimmer auf den Flur und musste sich an der Wand abstützen, um nicht das Gleichgewicht zu verlieren. Allerdings missglückte ihr Vorhaben und in dem verzweifelten Versuch, ihren Fuß nicht zu belasten, taumelte sie unbeholfen und plumpste wild mit den Armen rudernd und mit einem erschreckten Aufschrei auf ihren Hintern. Verwirrt blinzelnd registrierte sie, das sie auf dem Fußboden saß und schaute sich hilfesuchend um. Ihr war so unglaublich heiß und einen erschreckenden Moment lang hatte sie das Gefühl, die Wand würde wackeln und ihr gleich auf den Kopf fallen. Sie hörte eine Tür schlagen und im nächsten Moment stand ihre Mutter vor ihr und rief aufgeregt:„Hinata! Oh meine Kleine, du musst im Bett bleiben, du musst dich doch schonen!“ Umständlich half ihr die Frau auf die Beine, bzw auf ein Bein, und stützte sie, während sie sie wieder ins Zimmer führte und ihr ins Bett half. Hinata hielt ihre Mutter schwach am Arm fest und hauchte leise:„ Was ist passiert...?“ „Ich weiß nicht genau...“, gestand diese und fuhr dann fort, „du wolltest spazieren und kamst lange nicht zurück. Dein Vater war schon ganz wütend. Dann irgendwann hörten wir vor der Tür Geräusche und als wir nachschauten, lagst du dort in diesen komischen Umhang gewickelt. Hiashi hat sich wieder etwas beruhigt, als er sah, das dein Fuß verstaucht ist. Allerdings beunruhigt uns der Fakt, das du den ganzen Weg unmöglich allein zurükgelegt haben kannst...“ Hinata wurde bleich. Sie war davon ausgegangen, das ihre Eltern sie gefunden hatten, auch wenn das unwahrscheinlich klang. Aber sollte wirklich jemand anders sie getragen haben...? Und vor allem wer??? Und wieso hatte sie das nicht mitbekommen? „Du warst sehr lange draußen im Regen und hast Fieber bekommen.“, beantwortete ihre Mutter ihre stumme Frage mit einem zärtlichen Ausdruck. „Aber du wirst bald wieder gesund sein.“ Sie legte eine kühle Hand auf Hinatas Stirn. Hinata stöhnte leise. „Mutter...“, flüsterte sie, „hast du je einen Raben in Konoha gesehen?“ Die Frau schaute sie überrascht aus ihren großen hellen Augen an und meinte dann leise:„Nein, noch nie... wobei... nein, das kann nicht sein, es gibt hier keine Raben.“ Sie klang entschlossen, während sie in einer Geste den Kopf schüttelte, als wolle sie sich selbst davon überzeugen. „Aber wie kommst du darauf? Du hast doch nicht etwa einen gesehen?“, fragte sie eine Spur zu aufgeregt, was Hinata leicht misstrauisch machte. „...Nein...“, log sie zögerlich, „ich... ich hab lediglich mal ein Bild davon gesehen und das fiel mir gerade wieder ein... ich finde sie irgendwie... faszinierend.“, sagte sie leise. Ihre Mutter zog die schmalen Augenbrauen zusammen und meinte nur knapp:„ Sie sind ein schlechtes Sinnbild. Mach dir nicht zu viele Gedanken darüber.“ Liebevoll deckte sie ihre Tochter zu und verließ dann mit einem letzten besorgen Blick das Zimmer. Stille umflutete Hinata und sie rekelte sich leicht. Aus dem Bett heraus griff sie nach dem Umhang und zog ihn zu sich. Fiebrig seufzend grub sie ihre Nase in den schwarzen Stoff und sog den Geruch tief ein. Er roch nach Wald und nach Regen, doch es war auch noch ein anderer Geruch darunter, den Hinata nicht zuordnen konnte... vielleicht vom vorherigen Besitzer...? Der Duft hüllte sie vollkommen ein und sie verlor sich darin, als schwömme sie in einem See, dessen Ufer sie nicht sehen konnte. 'Wie kann ein Geruch nur derart benebeln...?', fragte sie sich und blickte geistesabwesend zum Fenster, um zu schauen, ob es noch regnete. Doch sie kam nicht dazu, denn auf dem Fensterbrett saß ein nachtschwarzer Rabe, der sie aus seinen dunklen Augen ansah, als sei er allwissend und wolle sich über sie lustig machen. Wie erstarrt schaute sie den Vogel an und presste unwillkürlich den Umhang fester an ihre Brust. Das Tier hüpfte ein wenig auf und ab, schien aber nicht die Absicht zu haben, demnächst noch zu verschwinden. Statt dessen blieb es beharrlich auf dem Fenstersims sitzen und glotzte ab und zu zu ihr ins Zimmer. Sie beobachtete den Raben noch eine ganze Weile, doch schließlich siegte ihr Fieber und ließ sie unter leichter geistiger Verwirrung einschlafen. Ruckartig fuhr sie aus dem Schlaf hoch und sah sich orientierungslos um. Sie war noch immer in ihrem Zimmer, hielt noch immer den Umhang umklammert und noch immer saß der Rabe auf dem Fensterbrett, nur das er jetzt begonnen hatte, unaufhörlich mit dem Schnabel gegen die Scheibe zu klopfen. Dies war wohl auch die Ursache für ihr plötzliches Erwachen gewesen. „Oh du bösartiges Tier!“, schimpfte sie und unterdrückte ihre aus der Müdigkeit resultierende Genervtheit. Wenigstens für sie wurde der Rabe zu einem Sinnbild. Aber warum verfolgte er sie??? Sie merkte, das sie sich nur undeutlich an die letzten Stunden erinnerte, vermutlich war das Fieber daran Schuld, welches sie jetzt endlich losgelassen hatte. Sie schüttelte leicht den Kopf, als könne sie damit ihre Gedanken sortieren, und stand auf. Dabei registrierte sie, das ihr rechter Fuß einbandagiert war und sie erinnerte sich, das vor kurzer Zeit schon einmal festgestellt zu haben. Sie verfluchte ihren Kopf und humpelte zum Fenster, obwohl sie noch nicht genau wusste, was sie da überhaupt wollte. Etwas denkträge starrte sie den Raben auf dem Sims an und überlegte, ob sie ihn wegscheuchen sollte. Das Klicken seines Schnabels an der Scheibe wurde in ihrem Kopf zu einem hypnotisierenden Rhythmus und ließ sie noch orientierungsloser zurück. Sie fragte sich, ob das Tier etwas von ihr wollte. Denn wieso sollte es ihr folgen und dann an die Scheibe klopfen, als ob es rein wollte...? Langsam griff sie nach dem Hebel, um das Fenster zu öffnen, konnte dabei aber die Augen nicht von dem Vogel lassen, der sie schon fast provokant anstarrte. Kurz zögerte sie, der Rabe legte darauf den Kopf schräg, dann drehte sie den Griff und wollte gerade das Fenster nach innen öffnen, als es an der Tür klopfte. Hinata erschrak heftig und wirbelte herum, wobei sie noch aus dem Augenwinkel sah, wie der Rabe in Richtung den Waldes weg flog. Im nächsten Moment betrat Hanabi das Zimmer und strahlte ihre Schwester fröhlich an. „Hina-chan du bist wach! Ich hatte mir echt Sorgen gemacht... Mutter hat gesagt, das ich dir Tee bringen soll.“, lächelte sie und hielt Hinata die Tasse entgegen. Diese beäugte ihre kleine Schwester nachdenklich, in Gedanken analysierend, was sie eben im Begriff gewesen war zu tun. Was hatte es nur mit diesem Raben auf sich...? „Danke, das ist lieb von dir.“, zwang sie sich zu einer Antwort und setzte ein warmes Lächeln auf. Sie verfrachtete sich wieder ins Bett und nahm die heiße Tasse in beide Hände, um die Wärme zu genießen, obwohl ihr schon so heiß war. Irgendetwas stimmte doch mit ihr nicht?! Hanabi setzte sich auf ihre Bettkante und schielte neugierig nach dem Umhang. „Darf ich mal sehen?“, fragte sie mit ihrer stets eifrig klingenden Stimme, „Mutter sagt, du hast ihn im Wald gefunden?“ „Mhm...“, murmelte Hinata und drückte den Stoff noch einmal kurz an ihre Nase, bevor sie ihn ihrer Schwester gab. „Schon irgendwie gruselig dieses dunkle Schwarz...“, kommentierte diese. „Und du hast keine Ahnung, wem er gehören könnte?“, sinnierte sie, während sie das Kleidungsstück mit gerunzelter Stirn von allen Seiten begutachtete. Hinata schüttelte den Kopf und meinte dann:„ Es sei denn, Tiere tragen neuerdings Klamotten.“ Auf den fragenden Blick der fast sechzehnjährigen erzählte sie von dem schwarzen Raben, der es locker mit dem schwarz des Umhangs aufnehmen konnte, wie er ihr schon im Wald aufgefallen war und sie immer anschaute, als wüsste er alles. „Mhm... merkwürdig.“, erwiderte Hanabi nachdenklich. „Ich hab hier ebenfalls noch nie einen Raben gesehen... aber wer weiß... vielleicht klärt sich ja noch, was mit dem Vieh los ist. Ich würde mir da jetzt nicht zu viele Gedanken machen.“, versuchte sie Hinata aufzumuntern und strahlte schon wieder wie eine Glühbirne. Hinata musste lächeln beim Anblick ihrer Schwester. Sie mochte es, wenn diese anfing zu grinsen, das man dachte, das ihre blassen Augen gleich anfangen würden zu leuchten. „Du hast recht...“, versuchte sie ihren Gedankenstrom zum Schweigen zu bringen. „Gehst du ein bisschen mit mir raus?“, bat sie das Mädchen, „ich werd noch verrückt, wenn ich noch länger hier drin bleiben muss. Verstauchter Fuß hin oder her.“ Hanabi nickte bedächtig. „Notfalls stütze ich dich eben. Ist gut verständlich das du hier raus willst. Du hast ja jetzt schon ganze drei Tage im Bett gelegen.“ Hinatas Augen wurden groß. „So lange?! Oh Gott,Katastrophe!!!“, rief sie erschrocken, „Nichts wie weg!“ Eilig rappelte sie sich unter Hanabis Gelächter auf und ließ sich von dieser aus dem Haus helfen. Vor der Tür atmete sie erstmal tief durch und lächelte, als die frische Luft ihre Lungen durchströmte. So gut sie konnte, lief sie eine Weile durch die Gegend und lauschte Hanabis heiterem Geplapper. Aber auch jetzt war sie zu sehr mit ihrem schmerzenden Fuß beschäftigt, als das sie sich an der Natur hätte erfreuen können. Sie seufzte wehleidig. Dennoch gab sie nicht auf und schleppte sich tapfer weiter. „Hina-chan du solltest dich schonen.“, meinte ihre Schwester nach einer ganzen Weile. Sie nickte geistesabwesend und kurze Zeit später betraten sie wieder das große Haus. Gerade wollten sie versuchen, Hinata die Treppe hochzuhiefen, als sie ihre Eltern aus dem Wohnzimmer rufen hörte:„ Hinata kommst du bitte mal zu uns?“ Hinata schaute ihre Schwester unsicher an, doch diese nickte ihr nur beruhigend zu und schob sie in den Flur, bevor sie die Treppe erklomm und mit nachdenklicher Miene in ihrem Zimmer verschwand. Hinata atmete noch einmal tief ein, dann betrat sie den Wohnraum und setzte sich ihren Eltern gegenüber an den runden dunkelbraunen Tisch, der etwa ein viertel des ganzen Zimmers einnahm. Ihre Mutter lächelte sie freundlich und warm an, was ihr ein Kribbeln durch den ganzen Körper jagte. Was kam jetzt...? „Mein Liebes, wir haben dir etwas zu sagen.“, begann die Frau mit sanfter Stimme. „Du bist nun 17 und wir sind der Meinung, das du alt genug bist...“, sie zögerte. Hinata schaute sie fragend an und versuchte, ihre Unsicherheit zu verbergen, da sie vor allem jetzt nicht schwach erscheinen wollte. „Du wirst heiraten.“, sagte ihr Vater knapp und schaute sie mit ausdrucksloser Miene an. Hinatas Herz machte einen Sprung vor Aufregung. Nun war es also so weit...? Sie sollte tatsächlich ihrem bisherigen Leben entkommen und endlich ihr eigenes Leben führen können... der Gedanke erschien ihr zum wiederholten Male sehr attraktiv, andererseits war sie skeptisch, denn ebenso konnte es passieren, das ihr neues Leben noch schlechter wurde, als ihr jetziges... 'Bitte lass es jemand gutes sein!', flehte sie stumm und fragte mit zitternder Stimme:„ Wer...?“ „Er ist ein guter Mann und sehr angesehen. Ich hoffen, ihr könnt glücklich werden.“, lächelte ihre Mutter. Hinata wartete und ihre Spannung stieg jede Sekunde, denn sie wollte endlich wissen, wem ihre Zukunft gehören würde. Gebannt starrte sie ihre Eltern an und mit einem Mal sprang ein Satz in ihren Kopf. „Wir sehen uns noch wieder...“, klang es verräterisch in ihren Ohren nach. „Sasuke Uchiha.“, sagte ihr Vater und ihr klappte überrascht der Mund auf. Kapitel 3: Verunsicherung ------------------------- „Sasuke...“, hauchte sie und verstand nun seine Kommentare. 'Er hat es bereits gewusst...', schoss es ihr durch den Kopf. Allerdings machte das seine Worte nur umso unheimlicher... so besitzergreifend. „Ist alles gut Schatz?“, hörte sie ihre Mutter fragen und fand sich in der Realität wieder. „...Ja...“, sie lächelte mühsam. „Ja ja, das ist nur alles ein bisschen... atemberaubend.“, keuchte sie und wusste nicht, was sie denken sollte. „Oh Schatz, das ist schon in Ordnung, du brauchst Zeit, um dich daran zu gewöhnen. Aber das wird schon. In einem Monat werdet ihr heiraten und in eine Wohnung ziehen. Ihr bekommt ein ganz entzückendes Haus neben dem Anwesen der Uchihas. Es wird dir bestimmt gefallen.“, lächelte ihre Mutter und nahm zärtlich ihre Hand. „Bis dahin bleibst du noch hier bei uns.“, fügte sie glücklich an. Ihr Vater hatte noch immer keine Miene gerührt. Er schaute sie nur mit einem stechenden Blick an und Hinata wusste, was er erwartete. Sie zwang sich erneut zu einem Lächeln. „Sicher...“, brachte sie heraus, „Ich werde mein Bestes geben, um ihn glücklich zu machen. Die Worte blieben ihr beinahe im Hals stecken, doch sie schaffte es zu ihrem eigenen grenzenlosen Erstaunen, überzeugend zu klingen. Ihr Vater nickte zufrieden. „Schön, dann geh ich wieder hoch.“, hauchte sie und beeilte sich, die Treppe raufzukommen, bevor sie vor Aufregung den Verstand verlor. Als sie es geschafft hatte, mehr oder weniger auf allen Vieren den oberen Absatz zu erreichen, ließ sie sich einfach fallen und ersparte es sich, sich noch in ihr Zimmer zu quälen. Auf dem Rücken liegend streckte sie Arme und Beine von sich und starrte an die Decke. Ihre Gedanken hatten sich auf ein Minimum reduziert und ein dumpfes Rauschen in ihrem Kopf hinterlassen. Sie spürte, wie eine Träne aus ihrem Augenwinkel lief und in ihr Haar sickerte, ob vor Trauer oder Glück, wusste sie nicht. Es erschien ihr ein unschöner Zustand, inmitten dieses Spalts von Gegenwart und Zukunft zu stehen, während ihren Eltern doch schon völlig klar war. Wie ihr Leben weitergehen würde. Sie schloss die Augen und sah Sasukes Gesicht vor sich. Was würde das nur mit ihm werden...? Sicher, er war dank seiner Herkunft sehr angesehen und außerdem unglaublich attraktiv, doch wie war sein Wesen? Und was wusste sie sonst von ihm? Sie hatte ja nie viel mit ihm zu tun gehabt... Wohl oder Übel würde sie ihn kennenlernen müssen, den alles, was sie sonst noch wusste, war, das seine Eltern lebte, seine kleine Schwester mit zwei Jahren gestorben war und er noch einen großen Bruder hatte, der aber irgendwann die Nase voll gehabt hatte von seiner Familie und nach dem Tod seiner Schwester, um die er sich liebevoll gekümmert hatte, einfach von zu Hause abgehauen war und keiner wusste, wo er sich rumtrieb. Allerdings wollte das auch keiner wissen, denn seit dem wurde er von seiner Familie verachtet und von seinem Bruder gehasst. Sie selbst bewunderte ihn insgeheim aber, denn er war in der Lage zu dem gewesen, wozu sie sich nie hatte überwinden können. Und obwohl sie ihn nie gesehen hatte, war er für sie ein Symbol der Freiheit. Schon seltsam, wie sie etwas besonderes in diesem Mann sah und letztendlich dessen Bruder heiraten sollte, der ihn auf den Tod hasste, weil er ihn allein gelassen hatte. Sie musste unweigerlich kichern und stemmte sich umständlich in die Höhe und schlurfte in ihr Zimmer. Den Raben auf dem Fensterbrett strafte sie mit Missachtung und legte sich ins Bett. Sie konnte ja ohnehin nicht viel mehr machen, als rumzuliegen, zu schlafen und nachzudenken, so lange ihr Fuß nicht mitmachte. Also würde sie ihre Zeit damit verbringen, vor sich hinzuvegetieren oder zu lesen... Vorausgesetzt, ihre Gedanken ließen zu, das sie sich auf ein Buch zu konzentrieren in der Lage sein würde. Sie seufzte und schmiegte ihre Wange wieder in den Umhang, welcher sie wieder in seinen betörenden Geruch einhüllte. Friedlich kuschelte sie sich in die Decke und schloss die Augen... Und wurde von einem lautstarken Krächzen aus ihrem Dösen gerissen. Mit einem bedrohlichen Funkeln in den Augen starrte sie den unschuldig dreinblickenden Raben an und drehte ihm in Gedanken den Hals um. Genervt stapfte sie zum Fenster und riss es auf, fest damit rechnend, das der Vogel wegfliegen würde. Entsprechend überrascht war sie, als das Tier, kaum dass das Fenster offen war, an ihr vorbei in das Zimmer flatterte und sich auf ihrem Bett, genaugenommen... auf dem Umhang niederließ. Misstrauisch sah sie den Raben an, er schaute zufrieden zurück. Stirnrunzelnd ging Hinata zum Bett zurück, ließ das Fenster jedoch offen. Der Rabe begab sich in eine vorsichtige Haltung, sodass er jederzeit wegfliegen könnte, wenn es nötig wäre, blieb jedoch wo er war, als Hinata sich neben ihm aufs Bett setzte und das Tier mit einem fragenden Blick bedachte. „Was ist eigentlich dein dämliches Problem?“, murmelte sie seufzend, bekam allerdings nur einen fragenden Blick zurück. Missmutig zog Hinata die schmalen Augenbrauen zusammen, tat allerdings nichts. Wenn der Vogel unbedingt hier sein wollte... Sie schaute ihn warnend an und murrte:„ Aber das du mich jetzt nicht noch mit deinem Schnabel pikst, denn dann geht es dir wirklich an den Kragen!“ Ein Funkeln trat in die kohlschwarzen Augen, als würde das Tier über sie lachen. Hinata stutzte überrascht und fragte sich, ob dieses Vieh sie wirklich verstand. 'Tss... so ein absurder Gedanke...', schoss es ihr durch den Kopf und sie bettete sich wieder in ihre Kissen, um vielleicht ja doch noch ein wenig Schlaf zu bekommen. Der Rabe tolerierte es überraschenderweise und tat es ihr gleich, indem er sich in den Umhang kuschelte und- zu Hinatas grenzenlosem Erstaunen- den Kopf unter seinen linken Flügel steckte. Sie klappte den Mund wieder zu und betrachtete den Raben, der mit einer halb ausgebreiteten Schwinge auf dem Umhang lag, von dem er sich kaum abhob. Schon seltsam... wenn das Tier wirklich so klug war, wie es tat, wieso begab es sich dann in so einen schutzlose Haltung? Hatte es Vertrauen zu ihr? Und wenn, wieso dann so plötzlich...?Das schwarze Federbündel reagierte nicht auf die stummen Fragen, mit denen sie es bombardierte, sondern ignorierte sie gekonnt. Sie seufzte ergeben und schloss die Augen. Wohlige Wärme schloss sie ein und eine tiefe Ruhe erfasste sie, diese Ruhe, nach der sie die ganze Zeit gesucht hatte, seit sie wusste, das sie Sasuke heiraten sollte. Seicht legte sich der Schlaf über sie wie eine weiche Decke und hüllte sie ein, sodass die sich fühlte, als würde sie schweben. Wenigstens für den Moment war alles egal... (Etwas später...) Es war der zweite Tag, seit der Rabe ihr bei ihrem trüben Tagesablauf Gesellschaft leistete, indem er- auf dem Umhang sitzend- lange Blickduelle mit ihr bestritt und ihr dabei zuhörte, wie sie irgendwelche Gedankengänge oder Belanglosigkeiten vor sich hinbrabbelte. Sie wusste nicht, wann sie beschlossen hatte, diesem Tier so sehr zu vertrauen, das sie ihm von ihren Gefühlen und allem, was sie beschäftigte, erzählte, doch irgendwie war es tröstlich, wenn einem jemand völlig wertungsfrei zuhörte, ohne irgendwelche Kommentare zu geben oder sonstiges. in diesen zwei Tagen hatte sie sich alles von der Seele geredet, alles über ihr leben, ihre Familie, ihren Wunsch, einfach abzuhauen, um nicht mehr ständig diesem Druck der Erwartung zu unterliegen und auch, das sie heiraten sollte und sich solche Sorgen machte, das die Ehe nicht gut werden würde, da Sasuke ein derart flatterhaftes Gemüt hatte, das sie sich nicht vorstellen konnte, das er sich auf Dauer ernsthaft für sie interessieren würde. Alles verwirrte sie und an allem ließ sie den Raben teilhaben, der inzwischen nicht mehr auf dem Umhang, sondern auf ihrem Schoß saß und sich von ihr sanft über die Federn streichen ließ. Seltsame Gefühle überkamen sie, wenn sie überlegte, was sie mit dem Raben anfangen sollte. Einerseits hatte sie ihn irgendwie liebgewonnen und würde ihn gern behalten, so lange er bei ihr blieb, andererseits musste es schon seltsam aussehen, da offenkundig noch nie jemand einen Raben in Konoha gesehen hatte. Außerdem verunsicherte die Reaktion ihrer Mutter sie immer noch. Wieso hatte sie so einen gehetzten Unterton in der Stimme gehabt, als sie sie gefragt hatte, ob sie einen Raben gesehen hätte? Die Frage schwirrte Hinata immer wieder durch den Kopf und auch dem Raben hatte sie sie gestellt, doch der hatte sie nur altklug angesehen, als ob er ihr sagen wolle, das sie Geduld haben müsse. Hanabi war die einzige, die von der Anwesenheit des Raben wusste, aber sie hatte ihn noch nie zu Gesicht bekommen, da er sich jedes mal aus dem Staub gemacht hatte, wenn jemand das Zimmer betrat. Jetzt hüpfte er fröhlich in ihrem Zimmer herum und sie beobachtete ihn vom Bett aus, wie er, an ihrer Einrichtung interessiert, verschiedene Utensilien auf ihrer kleinen Kommode begutachtete. In solchen Momenten kam er ihr unglaublich verspielt vor und sie musste lächeln bei seinem Anblick. Hinata überlegte, leicht misstrauisch ihren Fuß beäugend, wie lange sie sich wohl noch schonen müsste. Sie hatte jetzt schon den fünften Tag seit ihrem Sturz diesen nervig bandagierten Fuß und sie hasste es, nur rumsitzen zu können. Noch dazu war sie total aufgeregt, da sie heute, von ihren Eltern arrangiert, denen sie am liebsten an die Gurgel gesprungen wäre, ein Treffen mit Sasuke hatte. Abends. Völlig allein. Und aus Rücksicht vor ihrem Zustand in ihrem eigenen Haus. Ihre Eltern und Hanabi würden in der Zeit Bekannte besuchen, worauf ihre kleine Schwester weniger als überhaupt keine Lust hatte. Nun hatte Hinata noch den Nachmittag lang Zeit für sich, in der ihre Gedanken und ihre Nervosität sie umbrachten und kurzentschlossen stand sie auf und verließ das Zimmer, wobei sie registrierte, das ihr Fuß bei vorsichtiger Belastung keinerlei Protest mehr äußerte. Erleichtert seufzte sie auf und verließ das Haus, ohne das ihre Eltern es bemerkten. Sie lief in Richtung des Waldrandes, wo ihre Lichtung war, da sie sich schon viel zu lange nicht mehr um ihre Weide gekümmert hatte. Plötzlich hörte sie ein Rauschen, Flügelgeflatter und spürte Krallen an ihrer Schulter. „Hey Black.“, lächelte sie und strich dem nun auf ihrer Schulter thronenden Raben flüchtig über die Flügel. Er gab ein leises Tschilpen von sich und Hinata prustete lachend los. „Ich dachte, du kannst nur krächzen!“, neckte sie ihn, doch er ließ sich seine Würde, indem er sie ignorierte und statt dessen seine Aufmerksamkeit auf sein Gleichgewicht richtete, da er sich bei jedem ihrer Schritte neu ausbalancieren musste. Er blieb aber beharrlich sitzen und betrachtete die Welt aus Hinatas kleiner, unbeeindruckender Höhe. Sie brauchte eine Weile, bis sie bei der Lichtung ankam, da sie noch nicht sehr schnell laufen konnte. Als sie sie betrat, erstarrte sie zu tiefst erschrocken, denn vor ihr auf der anderen Seite des Platztes stand eine Person, die aussah, als würde sie auf etwas warten. Sie stutzte überrascht. Bei einer flüchtigen Musterung hätte sie gedacht, das es Sasuke sein könnte, doch der Mann vor ihr hatte dezent erwachsenere Züge und längeres Haar, welches zu einem Zopf zusammengefasst war. Unsicher machte sie einen Schritt rückwärts, nur eine deprimierende Leere in ihrem Kopf vorfindend. Da sah der Mann auf und sie traf ein Blick aus glänzenden, tiefschwarzen Augen. Kapitel 4: Konfrontation ------------------------ Hinata war sprachlos ob dieser versteckten aber doch unbestreitbaren Ähnlichkeit dieses Mannes zu ihrem Verlobten, doch noch immer war ihr Kopf leer und nicht in der Lage, die richtigen Schlüsse zu ziehen. Sie bekam kein Wort heraus, traute ihrer Stimme nicht. Sie schaute nur unentwegt diesen Fremden an, der da seelenruhig auf ihrer Lichtung stand und ihr direkt in die blassen Augen blickte; ein unheimlicher Kontrast von Schwarz und Weiß. „Hallo... Hinata.“, sagte er da mit dunkler Stimme und es klang seltsam geheimnisvoll und melodiös, obwohl er nur diese zwei Worte gesagt hatte. Hinata zuckte zusammen und der Rabe auf ihrer Schulter machte erschrocken einen kleinen Satz in die Höhe, um sich dann nur umso fester in ihr Oberteil zu krallen. Ihr Blick zuckte nervös zu ihrer Weide, dann wieder zurück zu diesem Mann und sie versuchte krampfhaft zu überlegen, was sie als nächstes tun sollte. „Ach je...“, seufzte ihr Gegenüber, „Nur, weil ich im Dorf nicht gern gesehen bin, heißt das doch nicht, das du so ängstlich gucken musst. Ich werd dir schon nichts tun.“ „I...Ich... d...das ist nur... ein persönlicher Ort...“, versuchte sie es zaghaft, „i...ich mag es nicht... wenn jemand anderes hier ist...“ Sie war am Ende immer leiser geworden, doch er hatte sie verstanden. „Na schön...“, erwiderte er schulterzuckend und ging auf sie zu. Sie schluckte panisch, fühlte sie sich doch gleich an den Moment erinnert, als Sasuke sie hier so eindringlich gemustert hatte. Doch er ging nur knapp an ihr vorbei und meinte:„ Komm.“ Er sah sie nicht an und ein Teil von ihr fragte sich, ob er das wirklich gerade gesagt hatte. Sie wusste nicht, was sie dazu brachte, ihm zu folgen, doch letztendlich lief sie hinter ihm her durch den Wald, den balancierenden Raben auf der Schulter. Abrupt blieb der andere stehen und sah sich um. Dann lehnte er sich an einen Baum und schaute Hinata provokant aus seinen dunklen Augen an. Sie verschaffte sich ebenfalls einen kleinen Überblick und stellte erstaunt, aber auch mit einem mulmigen Gefühl im Bauch fest, das sie sich genau an dem Ort befanden, wo sie vor ein paar Tagen gestürzt war und sich ihren Knöchel verstaucht hatte. Sie sah ihn mit verblüffter Miene an. Er neigte den Kopf ein wenig zur Seite und musterte sie mit offenkundiger Belustigung. „Was willst du?“, fragte Hinata und staunte selbst über ihre Direktheit. „Ach... im Grunde will ich nur meinen Umhang zurückhaben. Zu meiner Schande muss ich gestehen, das ich ihn tatsächlich hier verloren habe.“, meinte er im Plauderton und sah sie dann noch stechender, eindringlicher an. „Aber ich bin erstaunt, das er dich so zu mögen scheint...“, fuhr er fort und deutete auf den Raben. „Mich interessiert wieso. Ich habe mir noch nicht die Mühe gemacht, mir seine Erinnerungen anzusehen.“ Hinata erstarrte. Das waren eindeutig zu viele Informationen auf einmal. „Moment... das ist dein Umhang? Und... Und du... das ist dein Rabe? Und du kannst sehen was er gesehen hat...?“, fragte sie panisch. „Jap, mein Umhang, mein Rabe... aber offensichtlich mag er dich mehr als mich, dieses untreue Tier.“, grinste er amüsiert, „Er ist eine Art Spion für mich, bzw. einer von zehn. Ich kann mir alles, was er erlebt hat, ansehen, das erspart mir einige Arbeit. „Oh... Mist!“, fluchte Hinata leise, da sie diesem Vieh all ihre Probleme und alles aus ihrer Vergangenheit erzählt hatte, was sie noch nie jemandem anvertraut hatte. „Mhm...?“, kam es fragend zurück. „Ich... ich glaubte, das ist keine gute Idee.., wenn du dir das ansiehst...“, presste sie verzweifelt hervor. „Wieso sollte das nicht gut sein? Schließlich ist er dafür da...“, hakte der Mann überrascht nach. „Naja... weil... weil... er die ganze Zeit bei mir war... und ich ihm... alles... ziemlich viel über mich erzählt hab...“ Sie wurde hochrot und senkte den Kopf. „Am besten nehm ich ihn einfach wieder mit...“, murmelte sie beschämt. Sein Lachen ließ sie scheu aufschauen und sie biss sich auf die Lippe, als sie sein Lächeln sah. „Wenn ich es mir nicht ansehen darf, musst du es mir selbst erzählen.“, verlangte er schmunzelnd. „Wieso sollte ich...?“, brachte sie mit zittriger, unsicherer Stimme hervor. „Wie gesagt...“, meinte er versonnen und spielte mir einer Strähne seines Haars, das sich aus seinem Zopf gelöst hatte, „Mich interessiert, warum er dich mag. Ich möchte dich kennenlernen, wenigstens flüchtig.“ Mit leicht gesenktem Kopf sah er sie von unten her an und sein Blick, den er ihr durch seine dichten Wimpern hindurch zuwarf, war herausfordernd und ein leichtes Lächeln umspielte seine Lippen. Ihm schien gar nicht bewusst zu sein, wie verführerisch das aussah, überlegte Hinata und wurde sofort rot bei ihrem Gedanken und seinem Anblick. Er war wirklich unglaublich attraktiv, mindestens so sehr wie Sasuke, wenn nicht sogar noch mehr... Sofort sprang ihr, bei dem Gedanken an ihren Verlobten, wieder diese Ähnlichkeit ins Auge und in ihrem inzwischen wieder funktionstüchtigen Kopf klickte es ohrenbetäubend laut. Ihr klappte der Mund auf- eine Angewohnheit, die sie vielleicht in nächster Zeit mal ablegen sollte. Fassungslos musterte sie ihr Gegenüber so genau sie konnte, versuchte mit dem Auge jedes Detail zu erfassen, das sie sehen konnte, um irgendwie eine Bestätigung für ihren Verdacht zu finden. „Wie heißt du...?“, wollte sie sich vergewissern. Sein Lächeln verschwand und wich einem nachdenklichen Gesichtsausdruck. „Mhm...“, meinte er gedehnt und schaute sie berechnend an, „irgendetwas sagt mir, das du das ziemlich genau weißt...“ Seine Stimme war völlig ruhig und verriet nichts. Sie zögerte, dann neigte sie leicht den Kopf und erwiderte:„ Aber... wenn dich hier keiner haben will... wieso bist du dann hier...?“ „Eine Mission...“, erklärte er und fügte an, „Ich habe mir eine Existenz in Suna aufgebaut. Gaara weiß, das ich dort bin, hat aber versprochen, niemandem etwas davon zu sagen. Ich mache keine Missionen mit Gruppen zusammen, nur allein. Ausnahmslos. Ich bin gerade nur hier in der Gegend, um ein paar Ninja auszuspionieren und sie zu bewachen, um sicherzustellen, das sie keinen Blödsinn machen. Wir wissen nicht, wie sie uns gesonnen sind.“ „Aber kann das nicht jemand aus Konoha übernehmen, wenn sie doch hier in der Nähe sind?“, fragte sie irritiert nach. „Sie kamen ursprünglich aus Suna... das geht Konoha nichts an.“, klärte er sie auf, „Meine Raben bewachen die Ninja, sodass ich nicht viel mehr tun muss, als die Beobachtungen auszuwerten. Dieser dort...“, er deutete auf das auf ihrer Schulter sitzende Exemplar, „war lediglich dafür zuständig, aufzupassen, ob der Umhang in deinem Besitz bleibt, damit ich weiß, wo er ist, wenn ich ihn wiederholen will. Aber er hat seine eigene Aufgabe daraus gemacht...“, schmunzelte der Schwarzhaarige. „Aber... woher wusstest du, das ich ihn habe...?“, stotterte Hinata unsicher geworden. „Hast du...?“ „Ja... ich habe, als ich den Umhang gesucht habe, dich hier gefunden und zu deinem Haus gebracht... ich habe ihn dir lediglich wegen der Kälte gelassen.“ Erstaunt schwieg Hinata. Er war es also gewesen, der sie zurück nach Hause getragen hatte... wie riskant für ihn als Geächteten... „Danke...“, hauchte sie zaghaft. Er lächelte nur. Dann richtete er sich auf und entzog der Haarsträhne seine Aufmerksamkeit, indem er sie sich hinters Ohr strich. Dann schaute er sie wieder an und sagte leise:„ Du solltest nach Hause. Es ist schon spät.“ Hinata schien zu erwachen und bemerkte erst jetzt, das es tatsächlich schon dämmerte. Aber so viel Zeit war doch gar nicht vergangen...? Und dann, wie in Zeitlupe, kam Hinata etwas ins Gedächtnis und sie schlug sich eine Hand vor den Mund. „Oh Gott ja, ich muss sofort zurück!“ Sie wollte schon loslaufen, doch ihr Fuß rebellierte und sie stöhnte genervt auf. „...Ich begleite dich.“, meine er nach kurzer Überlegung und kam zu ihr, um sie zu stützen. Misstrauisch sah sie ihn an, doch er bot ihr auf harmloseste Art seinen Arm an und sie hielt sich daran fest. Den ganzen Weg schwiegen sie, doch es war kein unangenehmes Schweigen und Hinata nutzte die Zeit, um alles, was sie erfahren hatte, noch einmal zu reflektieren und darüber nachzudenken. Er war also hier bei ihr, der Mann, den sie noch nie zuvor gesehen hatte, und von dem sie vermutlich schon mehr wusste, als von Sasuke, ihrem Verlobten- seinem Bruder. Von der Seite her schaute sie ihn an und er schaute zurück, beide verloren sich in den Augen des anderen. 'Gegensätze ziehen sich an...', schoss es ihr durch den Kopf, 'was für ein unsinniger Gedanke'. Sie richtete den Blick wieder stur geradeaus und konzentrierte sich auf das hochinteressante Laub zu ihren Füßen. Doch seine Augen waren wie Magnete und schon nach kurzer Zeit musste sie ihn wieder ansehen. Unauffällig schielte sie zu ihm herüber und registrierte das zarte Lächeln, das sich auf seine Lippen schlich. Ertappt schlug sie die Augen nieder, wurde aber kurz darauf von seiner Stimme unterbrochen. „Weiter kann ich nicht, das wäre zu riskant.“, erklärte er leise und sie bemerkte, das sie sich am Waldrand befanden. „Gut... den Rest schaffe ich allein.“, stimmte sie zögerlich zu. „Wir sehen uns bestimmt wieder.“, grinste er. „Dann sollte ich deinen Umhang wohl noch behalten...“, entgegnete sie verhalten, „Als Garantie, das du nicht das Interesse verlierst.“ Sie staunte über ihren Wagemut, störte sich jedoch nicht daran. Ein vergnügter Ausdruck trat auf sein Gesicht und er neigte zustimmend den Kopf. „Unter diesen Umständen...“, meinte er amüsiert. „Gute Nacht Hinata.“, flüsterte er und fuhr ihr nach kurzem Zögern mit den Fingerspitzen über die Wange. Sie erschauderte leicht, dann meinte sie leise:„ Gute Nacht... Itachi.“ Ein mysteriöses Lächeln legte sich auf seine Lippen und im nächsten Moment war er weg. Der kühle Windhauch, den er hinterließ, ließ sie frösteln und sie schlang die Arme um ihren Oberkörper. „Itachi...“, flüsterte sie mit einem Hauch von Fassungslosigkeit. Sie konnte es einfach nicht glauben... Da tauchte der Typ auf, der für sie Freiheit pur symbolisierte, kurz nachdem sie mit dessen Bruder verlobt worden war und beschloss kurzerhand, sie durcheinanderzubringen, weil ein Flattervieh Sympathie für sie hegte... Nervös kichernd schüttelte sie den Kopf. Das war doch absurd... Alles, was ihr in den letzten Tagen komisch vorgekommen war, war wegen ihm... Langsam humpelte sie den Weg zu ihrem Haus. Vor der Tür blieb sie nochmal stehen und strich Black über den Kopf. „Du solltest jetzt besser fliegen. Es wär nicht so gut, wenn dich hier jemand sieht...“, murmelte sie und der Rabe schaute sie mit diesem klugen Ausdruck an, bevor er seine Flügel ausbreitete und wie ein Schatten in der Nacht verschwand. Hinata atmete noch einmal tief durch, dann betrat sie das Haus und blickte in tief schwarze Augen. „Du kommst spät.“, meinte Sasuke mit tiefer, schwebender Stimme und ein Schauer lief ihr über den Rücken. Kapitel 5: Meinungsverschiedenheiten ------------------------------------ Sein stechender Blick bohrte sich in sie wie ein Pfeil und sie fühlte sich wieder wie durchleuchtet von seiner intensiven Musterung. „Hai... ich... ich war... spazieren.“, kam es leise von ihr und schon wieder fühlte sie sich so unsicher. Mit von Sasukes Anwesenheit gedämpftem Erstaunen stellte sie fest, das sie sich in Itachis Gegenwart wesentlich sicherer gefühlt hatte. Seltsam... wahrscheinlich hatte ihr Unterbewusstsein vor ihr erkannt, wer er war und es hatte sich vertraut angefühlt... Selbst jetzt, als sie ihrem Zukünftigen gegenüber stand, musste sie noch immer an dessen Bruder denken, denn insgeheim hatte er sie fasziniert und sie hatte so etwas noch nie gefühlt... „Du hast es gewusst.“, riss sie sich selbst aus ihren Gedanken. „Natürlich.“, kam es knapp von ihm. „Du hättest es mir sagen sollen.“, warf sie ihm vor und erinnerte sich daran, wie ungezwungen sie plappern konnte. Sie musste sich nicht einschüchtern lassen. „Mhm... und dann wärst du entweder in Ohnmacht gefallen oder hättest mich wie eine Furie angesprungen... und geglaubt hättest du mir doch nicht.“, konterte er und sie konnte das Grinsen in seinem Gesicht nur erahnen. „Wohl wahr...“, murmelte sie, „aber fair wäre es gewesen. Und du hättest es verdient.“ Seine Augen verengten sich geringfügig, doch das angedeutete Grinsen verschwand nicht. „Mhm, super Voraussetzungen für eine Ehe...“, sinnierte er kopfschüttelnd. „Pff!“, stieß sie heftig die Luft aus und murrte nur, „du bist ja sowieso die beste Voraussetzung auf zwei Beinen die es gibt.“ Sie sah, wie er sich anspannte und ein gefährliches Funkeln in seine schwarzen Augen trat. „Ich hab mir das ebenso wenig ausgesucht wie du, nur mit dem Unterschied, das ich mich nicht davon tangieren lasse!“ „Ja, weil du es vermutlich als eine Art zusätzliche Last ansiehst. Wie wird es sein für dich, so ein gemeinsamer Haushalt? Wie eine WG, in der du nur ein drittel aller Nächte verbringst?!“ Sie registrierte, wie er sich beruhigen musste, um sich nicht zu vergessen. Warum auch sollte sie ihm entgegen kommen? Er würde es umgekehrt auch nicht tun, egal was er vorgab zu denken... Tief atmete Sasuke aus, dann trat er näher an sie heran und sah ihr beschwichtigend in die Augen, wobei er herabschauen musste, da er mehr als einen halben Kopf größer war als sie. „Was auch immer wir aus dieser Verbindung machen...“, begann er seufzend, „Ich will nicht, das du mich hasst, denn das macht das ganze bestimmt nicht einfacher.“ Hinata brannte es auf der Zunge, ihm ins Gesicht zu schleudern, was diese Verbindung für sie bedeutete, das sie ihre letzte Chance für eine Flucht aus diesen angespannten Verhältnissen war... doch was in ihr vorging, ging Sasuke nichts an. Verbittert biss sie die Zähne zusammen und presste die Lippen aufeinander, das sie zu einem schmalen weißen Strich wurden. „Ich hab keine andere Wahl, als dir meine Zukunft anzuvertrauen.“, stellte sie mit tonloser Stimme klar, „aber das heißt nicht, das mir das gefallen muss. Und erwarte bitte nicht von mir, das ich dir eine heile Welt vorheuchle.“ Sie schaute ihm traurig in die schwarzen Augen und ihr Gesichtsausdruck war Antwort genug für ihn. „Überleg es dir noch einmal. Letztendlich können wir uns sowieso nur damit abfinden.“, meinte er leise zu ihr und ging dann an ihr vorbei und verließ das Haus. Schnaufend stieß sie die Luft aus und fragte sich innerlich, was ihre Eltern ihr da nur eingebrockt hatten. Erst hatte sie sich gedacht, das sie, gleich was auch kommen mochte, Mühe geben wollte, um, wie Sasuke es gesagt hatte, das Beste aus ihrer Zukunft zu machen. Aber jetzt war sie da schlagartig völlig anderer Meinung und langsam aber bestimmt ballte sich eine unbekannte Wut in ihrem Bauch zusammen. War sie je so richtig wütend gewesen...? Jetzt war sie es jedenfalls und ihr ganzer Frust entlud sich in diese Laune und machte das ganze zu einer explosiven Mischung. Mit halbherzig unterdrücktem Zorn stapfte sie aus dem Haus und lief geradewegs zu Naruto, um ihn gnadenlos aus dem Schlaf zu klopfen. Ein Wunder, das der Wirbelwind nicht noch wach war... „Hinata.“, nuschelte der verschlafen und wuschelte sich mit einer trägen Geste durch die Haare. „was willst du denn so spät noch...?“ „Ich bin einfach so was von sauer!“, schimpfte sie drauf los und Naruto riss erschrocken die Augen auf und bekam den Mund nicht mehr zu. „Seit wann kannst du denn... ich hab dich ja noch nie so gesehen...“ „Ja, ich mich auch nicht!“, stimmte sie zu und schob sich ohne weitere Nachfrage an Naruto vorbei in die kleine Wohnung. Dabei streifte sie leicht seine nackte Haut, da er kein Oberteil trug und prompt wurde er hochrot. Sie achtete gar nicht auf ihn, lief im Wohnzimmer Kreise, bis sie eine Staubfahne hinter sich her zog und regte sich lautstark auf:„ Das glaubt man einfach nicht! Da haben meine Eltern bei meiner Geburt die grandiose Idee, mich zu verkuppeln, dabei könnte ich mir doch ebenso gut einen Mann suchen, um den Clan zu erhalten. Aber statt dann wenigstens darauf zu achten, das es mir dabei gut geht, drängen die mir diesen eitlen Pfau auf und der tut auch noch so, als ob er sich vorstellen könnte, das uns irgendwas verbindet! Dabei wird der wahrscheinlich auch noch unser eigenes Ehebett benutzen um fremd zu gehen und die Vorstellung, das ich es hinkriegen muss, von dem schwanger zu werden, ohne das ich mich wie eine Schlampe fühle, treibt mich gerade ziemlich an den Rand eines Nervenzusammenbruches! Gott ich kann das einfach nicht, das ist doch obszön!!“ Sie schnappte nach Luft und ließ sich wie ein nasses Kleiderbündel auf den Boden fallen. Naruto stand noch immer sprachlos in der Tür und betrachtete sie verwirrt. Mit einem tödlichen Blick erweckte sie ihn wieder zum Leben und er schloss die Tür und ging, unschlüssig, was er jetzt machen sollte, nervös im Zimmer auf und ab. „...Deine Eltern... haben also einen Mann für dich gefunden...?“, fragte er zaghaft. „Oh ja... am liebsten würde ich ihn erwürgen!“, zischte Hinata. „Und... wer ist es?“, hakte Naruto ein bisschen neugierig nach. Hinata schaute ihn erst an, als sei er geistig verwirrt, doch dann fiel ihr ein, das er es ja noch gar nicht wissen konnte und sie guckte erstaunt. Doch dann fasste sie sich und meinte mit steinerner Miene:„ ...Sasuke.“ Naruto bekam beinahe einen Herzinfarkt. „Oh... je... du und Sasuke? Das kann ja nur schief gehen, du bist viel zu lieb für ihn!“, platzte es aus ihm heraus. Hinata fuhr beinahe aus der Haut. „Was soll ich denn bitte machen?!“, keifte sie, „ich hab da doch absolut keine Lust drauf! Und ich hab nichtmal mehr einen Monat...“ „Mist...“, kam es vom Blonden, „aber wie soll ich dir da helfen?“ „Das kannst du nicht.“, gestand sie sich tonlos ein. „Aber du kannst mir helfen, meine Freiheit zu genießen, so lange ich sie noch hab.“, überlegte sie und ihr Zorn war einer traurigen Leere gewichen. „Ja klar, aber bitte nicht traurig sein, wir kriegen das schon hin, ja?“, meinte der Blondschopf auf seine naive, hilflose Art. „Wir können ja morgen Ramen essen!“, schlug er vor. Hinata brachte ein Lächeln zustande und spürte wieder ihre freundschaftliche Zuneigung zu dem Jungen, die sie seine manchmal etwas unsensible Art vergessen ließ. „Von mir aus, dann sehen wir und morgen.“ Sie stand auf und umarmte ihren Freund herzlich. Dieser wurde hochrot und sie spürte, wie er leicht zitterte. Verschreckt ließ sie ihn los und betrachtete ihn kurz, bevor sie, sein Problem verstehend, noch ein Stück zurückwich. „Oh... ähh... tut mir leid... ich... wir sehen uns dann morgen!“, stammelte sie, während sie schon zur Tür hechtete und nach draußen flüchtete. 'Was zum...? Nur wegen einer kleinen Umarmung...?', schoss es ihr durch den Kopf und sie schüttelte diesen verstört. 'Ich hoffe, das war nur impulsiv...' In ihrem Zimmer ließ sie sich aufs Bett fallen, stand jedoch gleich wieder auf und lief zum Fenster, um den Raben reinzulassen. Lächelnd ließ sie ihn auf ihre Hand hüpfen und schloss das Fenster wieder, da es schon sehr kühl war. Sie trug das Tier zum Bett und setzte es auf Itachis Umhang, dann legte sie sich daneben und als ihr wieder der Geruch des Stoffes in die Nase stieg, fragte sie sich unwillkürlich, ob Itachi auch so gut roch... Wieder schüttelte sie den Kopf und ließ sich aufseufzend in die Kissen fallen. Ihre Gedanken wollten sie doch echt ärgern... warum nur schweiften sie immer wieder zu Sasukes Bruder ab?! Geistesabwesend strich sie dem Raben über die Flügel und der tschilpte wieder leise, was sie ohne ihren Willen wieder zum Grinsen brachte. „Lass uns schlafen...“, flüsterte sie und schloss die Augen. Pünktlich zu Sonnenaufgang weckte der Rabe sie mit einem Krächzen und stakste über ihre in der Bettdecke eingewickelten Beine, sodass sie lachen musste, weil es sie kitzelte. „Hey, geh runter!“, kicherte sie und schlug scherzhaft nach dem Tier. Der hüpfte ein Stück zurück, blieb aber auf der Bettdecke sitzen. Gähnend stand sie auf und streckte sich genüsslich. Doch dann fiel ihr wieder ein, in welcher Lage sie sich befand und bedrückt sackte sie wieder in sich zusammen. „Ach je...“, seufzte sie und zog ich an, da Naruto ja nachher noch mit ihr essen gehen wollte, sonst hätte sie auch noch länger geschlafen. Eilig raffte sie ihre Sachen zusammen und setzte Black vors Fenster, damit niemand im Haus ihn sah. Sie trabte sie Treppe hinunter und wollte gerade zur Tür heraus, als ihre Mutter in den Flur trat und fragte:„ Hinata... erzähl mir doch, wie es gestern war.“ Hinata schluckte, denn dieser zuckersüße Unterton gefiel ihr gar nicht, doch dann riss sie sich innerlich zusammen. 'Ich bin nicht schwach!', dachte sie, zuckte die Schultern und meinte nur:„ Eine arrangierte Ehe... was erwartest du?“ Ihre Mutter zuckte leicht zusammen und ein unwilliger Ausdruck trat auf ihr Gesicht. „Du versuchst doch, uns nicht zu enttäuschen..? Auch Sasuke gegenüber wäre es unfair.“ „Ich liebe ihn nicht.“, entgegnete Hinata kühl und trat aus dem Haus. „Hinata!“, hörte sie ihre Mutter noch rufen, doch es kümmerte sie nicht. Ziellos lief sie durch die Gegend, Black wieder auf der Schulter. Überall war sie lieber als zu Hause... Irgendwann lief sie dann bereits Naruto über den Weg, den sie fast über den Haufen gerannt hätte. Dieser schaute sie einen Moment lang erschrocken an, dann entspannte er sich und zog die Augenbrauen hoch. „Deshalb hast du mich gefragt, ob ich einen Raben gesehen hab?“, grinste er und deutete auf ihre Schulter. Sie wandte den Blick und erschrak sich zu Tode. „Black!“, rief sie laut und erbost. „.. Ich hab gar nicht bemerkt, das er schon wieder auf meiner Schulter sitzt...“, rechtfertigte sie sich panisch, „Eigentlich sollte ihn keiner sehen...“ „Ist schon okay...“, murmelte er schmunzelnd. „Kommst du?“, lächelte er und nahm ihre Hand. Sie ließ sich von ihm durch die Gassen ziehen und versuchte dabei, Black von ihrer Schulter zu schubsen, damit er wegflog, doch er ließ sich nicht verscheuchen. „Du dummes Tier...“, maulte sie, der Rabe hakte sie als Rache für die Beleidigung kurz gegen den Kopf. „Au!“, beschwerte sie sich lautstark und zwickte ihn in den Leib, doch er blieb noch immer beharrlich sitzen. Beim Ramenstand setzten die beiden sich auf zwei Hocker und bestellten sich Nudelsuppe, weswegen Naruto schon ganz begeistert guckte. Als sie sie endlich bekamen, stürzte er sich gierig darauf und schien alles um sich herum zu vergessen. Hinata musste grinsen bei diesem Anblick und wandte sich dann ihrer eigenen Suppe zu. „Hinata?“, hörte sie hinter sich eine Stimme, die sie eigentlich nirgendwo hören wollte und wieder spürte sie diese Wut in sich. Langsam drehte sie den Kopf und schaute Sasuke ausdruckslos an. „Was ist?“, fragte sie abweisend. Sie sah in Sasukes Gesicht, das sie sich einen Kommentar zu ihrer Kommunikation verkniff. „ Woher ist dieser Rabe..?“, fragte er gefährlich leise und betrachtete das Tier misstrauisch, dieses starrte zurück. Als sie seinen Blick sah, stand sie fahrig auf und rief:„ Was geht dich das bitte an?! Er ist mir zugeflogen!“ „Aber woher?“, sein unwilliger Gesichtsausdruck ließ seinen Missmut erahnen. Sie zitterte vor Wut. Konnte er sie nicht ein mal in Ruhe lassen?! Als er dann noch einen Schritt auf sie zuging, platzte ihr der Kragen, sie schnappte sich ihre Schüssel mit der Suppe und stülpte sie Sasuke über den Kopf, bevor der reagieren konnte. „Mein Leben geht dich nichts an!!!“, schrie sie, dann stapfte sie wütend davon und ließ Sasuke und Naruto verwirrt zurück. Kapitel 6: Gefühle... --------------------- Wütend und frustriert rannte Hinata durch die Straßen und versuchte ihre Tränen zurückzuhalten. Womit hatte sie es nur verdient, ihr ganzes Leben lang diesen Kerl ertragen zu müssen?! Sie war schon völlig außer Atem, rannte aber weiter, immer weiter aus dem Dorf hinaus, in den Wald hinein. 'Fühlt es sich so an, zu flüchten? Könnte ich es, einfach immer weiter rennen... weiter bis hinter den Horizont? Dann wäre ich endlich frei...' Ihre Gedanken rasten in verschiedenste Richtungen und sie dachte wirklich, sich jetzt endlich von allem befreien zu können, doch ihre Kraft ließ sie im Stich und mit ihrer Energie schwand auch ihre Konzentration. So war es unvermeidlich, das sie sich mit den Füßen im Gestrüpp auf dem Waldboden verfing und (mal wieder) stolperte... Wie in Zeitlupe sah sie sich selbst stürzen, sie krachte hart auf den Boden auf, schrammte über Steine und Wurzeln und wurde durch den Schwung gegen einen Baum geschleudert, an dem sie sich hart den Kopf stieß. Benommen schaute sie auf ihre Hand, die völlig aufgeschürft war und spürte den Schmerz an ihrem ganzen Körper. Ihre Knie und Oberschenkel, die Hüfte, ihre Ellbogen, Handflächen und selbst ihre Wange brannten und ihr Kopf fühlte sich an, als würde jemand darauf einhämmern. Sie stöhnte und Tränen trübten ihre Sicht. Sie versuchte aufzustehen, doch jede kleinste Bewegung tat weh, also gab sie auf und blieb völlig verzweifelt liegen. Sie fühlte sich so allein... so verloren... Durch den Tränenschleier hindurch sah sie eine Bewegung und blinzelte ein wenig, um besser sehen zu können. Vor ihr saß Black und ein Stück hinter ihm saßen noch zwei weitere Raben, die ein wenig auf der Stelle herumhüpften und sie aus ihren schwarzen Knopfaugen betrachteten. Sie regte sich ein bisschen, zog ihre Beine an und stöhnte vor Schmerz auf. Ihr Blick huschte zu ihrem Oberschenkel und sie zog die Luft durch die Zähne ein. Zitternd und mit zusammengebissenen Zähnen hielt sie die Luft an und riss mit einem Ruck den fingerdicken Stock aus ihrem Fleisch. Der Schmerz machte sie fast wahnsinnig und sie unterdrückte ein Wimmern. Ihre Sicht verschwamm und sie schloss die Augen. Ihr Bewusstsein schwand langsam, aber ohnmächtig wurde sie nicht. Hinter der Wand des Schmerzes nahm sie wahr, wie sie hochgehoben und weggetragen wurde, konnte aber nicht darüber nachdenken, was das zu bedeuten hatte... Sie öffnete die Augen, konnte aber nur verschwommene Schemen sehen, denn noch immer schien ihr Kopf zu bersten. Hilfesuchend klammerte sie sich an die Person, die sie durch den Wald zu einer Art Höhle trug und sanft auf ein Lager legte. Auch, als sie schon lag, ließ sie ihn noch nicht los, sie wollte schreien, weil es so wehtat... „Itachi...“, kam es statt dessen leise über ihre Lippen. „Hey, lass mich los, so kann ich dir nicht helfen.“, flüsterte er in ihr Ohr. Vorsichtig löste er ihre Arme und legte sie neben ihren Körper aufs Lager. Schmerzvoll stöhnend hob sie einen Arm und presste den Handballen gegen ihre Schläfe. Ihr Körper schien immer noch zu brennen, ihr Bein hingegen war schon taub geworden. „Nicht bewegen.“, meinte er leise, dann wusch er die Wunde an ihrem Bein aus und knotete ein Tuch darum, um erstmal die Blutung zu stillen. Es pochte dumpf in einem Takt mit ihrem langsamen aber kräftigen Herzschlag und vertrieb das taube Gefühl. Sie griff nach seiner Hand und hauchte:„ Warum...?“ Plötzlich spürte sie sich wieder und merkte, wie ihr Tränen über die Wangen liefen, aber nicht wegen der körperlichen Schmerzen. Langsam und darauf bedacht, keine hektischen Bewegungen zu machen, setzte sie sich auf und sah Itachi traurig an. „Was ist los?“, fragte er und strich mit dem Daumen eine Träne weg. Sie schüttelte nur den Kopf und schniefte. Er sah nachdenklich aus, als er aufstand und einen dünnen Pullover mit V- Ausschnitt und dezenten Stellen von eingefügtem Netz holte. „Zieh das über. Deine Kleidung ist völlig zerfetzt...“ Sie nahm den Pullover zögerlich entgegen und schaute an sich herab, um dann missmutig die Augenbrauen zusammenzuziehen. Ihre Kleider waren wirklich nur noch Fetzen, doch recht anzüglich wirkte es nicht, da alle Haut, die man sehen konnte, aufgeschürft und rot war. Der Pullover war etwas zu groß und hing locker auf ihren Schultern, doch er tat seinen Zweck. „Wie schaffst du das nur immer...?“, murmelte Itachi, während er in einer weiter hinten gelegenen Ecke der Höhle in einem Haufen Sachen kramte und ihr dabei den Rücken zugewandt hatte. „Ich war wütend.“, meinte sie leise und rieb sich wieder die Schläfen. „Warum?“ „Es... es ist nicht so wichtig.“, antwortete sie mit dünner Stimme und starrte auf ihre wunden Knie. „Glaub ich nicht. Du scheinst nicht der Typ zu sein, der sich schnell aufregt.“, entgegnete er mit fester Stimme- er wusste, das er recht hatte. Über die Schulter sah sie ihn an, ihr Blick traf seinen, der forschend über ihr Gesicht wanderte, jedes Detail betrachtend, bis er ihr Gesicht mit allen Einzelheiten kennen würde. Er nahm sie gefangen, fesselte sie unwiderruflich an sich und versprach ihr, nicht eher wegzuschauen, bis er alle ihre Geheimnisse kannte. Wenn er sie nur auch noch ein paar Sekunden so ansah, da war sich Hinata sicher, dann würde er ihre Seele in ihren Augen sehen können... und tief in ihr wünschte sich etwas, das es so sein würde. 'Sieh mich an!', flehte es in ihr, 'Sieh meinen Schmerz...' Eine Träne lief ihr über die Wange, als sie die Augen niederschlug und sich wieder in ihrem verwundbaren Selbst versteckte. 'Warum nur... warum kann ich mich nicht befreien? Warum kann ich nicht endlich tun, was mein Innerstes doch am aller meisten will?!', schrie es in ihr, doch sie blieb stumm und es tat ihr so weh... Sie spürte, wie er die Arme um sie legte und sie sanft an seine Brust zog. Die Tränen unterdrückend schmiegte sie sich an ihn und vergrub ihr Gesicht in seinem Oberteil. Er roch wirklich so gut, wie der Umhang und in diesem Moment tröstete dieser Duft und seine Nähe sie unglaublich. Sie machte sich keine Gedanken darüber, warum seine Anwesenheit sich so gut anfühlte und sie ihm so blind vertraute. Sie genoss einfach seine Nähe und bevor sie sich noch fragen konnte, ob diese seltsamen Gefühle vielleicht auf Gegenseitigkeit beruhten, war sie eingeschlafen und lag nun völlig wehrlos aber doch friedlich in Itachis Armen. Sie erwachte früh und fühlte sich wohlig warm. Aus dem Augenwinkel sah sie Itachi neben sich liegen, sein Gesicht war friedlich und seine Züge sahen weich und unschuldig aus. 'Eigentlich müsste es doch seltsam sein, neben einem Mann zu schlafen, den ich jetzt erst das zweite Mal gesehen habe...', dachte sie träge, doch realisieren tat sie es nicht und so blieb sie begriffsstutzig liegen, da sowieso jede Bewegung wehgetan hätte. Doch trotz ihrer Müdigkeit schaffte sie es nicht mehr, einzuschlafen und nach kurzem Zögern rollte sie sich zu Itachi rüber und kuschelte sich unter der Decke an ihn. Er seufzte leise und legte einen Arm um sie, aber aufwachen tat er nicht. Eine ganze Weile lag sie so an ihn geschmiegt da und genoss seine Nähe. Doch ihr Kopf wollte nicht aufhören zu denken... sie wusste einfach nicht, wie sie mit der Situation umgehen sollte und langsam begannen Zweifel an ihr zu nagen. Denn sie wollte Sasuke eigentlich wirklich nicht heiraten, würde es so oder so aber müssen, denn wegrennen konnte sie nicht, das fühlte sie. Dazu war sie nicht stark genug. Sie würde es tun, auch wenn es ihr nicht gefiel. Er würde ihre Familie sein, ihr Leben, eine Trennung käme nicht in Frage. Schließlich war diese Ehe nicht grundlos arrangiert worden. Aber statt sich damit abzufinden, lag sie hier bei einem anderen Mann, den sie noch nicht lange kannte, der der Bruder ihres Zukünftigen war und den das ganze Dorf gering schätzte... was machte sie hier nur für einen Unsinn?! Sie wusste, das ihr diese Realitätsflucht nicht weiterhelfen würde, das es nur schwerer werden würde, wenn sie anfing, Gefühle für Itachi zu entwickeln. Und mit einem Mal wurde ihr klar, dass das längst geschehen war... Sie erbleichte und fühlte sich, als hätte man ihr in den Bauch getreten. Gefühle... warum...? Konnte sie sich nicht wenigstens in den Mann verlieben, dem ihre ganze Zukunft gehörte?! Warum in Itachi??? Sie spürte erneut Tränen auf ihrer Wange und ein dumpfes Gefühl der Übelkeit erfüllte sie, gleichzeitig fühlte sie sich aber auch hohl, als wäre ein riesiges Loch in ihrem Bauch. Vorsichtig löste sie sich aus der Umarmung und stand schwankend auf. Ihr Gleichgewicht war momentan nicht das beste, doch sie konnte sich aufrecht halten. Voller Trauer schaute sie auf den Schlafenden herab und betrachtete noch einmal sein friedliches Gesicht. 'So gern würde ich ihm meine Liebe schenken...', dachte sie und es war ihr eine Qual, ihn so ahnungslos dort liegen zu sehen und zu wissen, das es doch nie so sein konnte... Schnell zog sie den Pullover aus und legte ihn neben Itachi auf das Schlaflager, denn sie wollte ihm nicht noch ein Kleidungsstück abtrünnig machen, außerdem fühle es sich ein bisschen abgrenzend an. Noch einmal schaute sie zu ihm zurück und es fiel ihr mit jeder Sekunde, die sie ihm im Schlaf betrachtete schwerer, einfach zu gehen, denn jetzt, wo sie sich ihrer Gefühle klar war, setzte auch der geistige Schmerz der Gewissheit ein und sie wusste, das sie einen Verrat an sich selbst begehen würde, wenn sie diese Gefühle tötete, doch es ging nicht anders... sie stieß einen gequälten Seufzer aus und löste mit Gewalt ihren Blick von ihm, dann trat sie aus der Höhle, wobei sie auch mehr nur ein Bein richtig belasten konnte, und lief los, so gut sie konnte. Ihre Tränen hinterließen dabei eine Spur der Verzweiflung im losen Laub, das sich auf dem Waldboden noch vom letzten Herbst häufte. 'Verwüstlich...', tönte es in ihrem Kopf. 'Du bist schwach und klein, weißt nicht, was du willst und was das Beste für dich ist! Jetzt akzeptiere doch einfach mal dein Schicksal und hör auf, es mit Füßen zu treten!' Frustriert schüttelte sie den Kopf, während sie, ohne auf ihre Schmerzen zu achten, durch den Wald rannte. „Niemals!“, schrie sie. 'Du kannst dem nicht entkommen, das weißt du selbst. Du hast nicht den Mut dazu, einfach zu leben, weil dir immer von Mom und Daddy gesagt wurde, was zu tun ist. Du hast es einfach nicht drauf! Beweise, was du wirklich kannst... Befehle befolgen!' Verzweifelt schluchzte sie auf und schüttelte den Kopf, während die Tränen in Strömen ihr Gesicht hinabflossen und kalt auf ihrer Haut brannten. „Das ist nicht wahr...“, flüsterte sie. 'Und ob es das ist. Schau dich doch an... er wäre deine Chance zu entkommen. Wenn du ihn fragen würdest, würde er dich bestimmt mitnehmen, er kann dich schließlich am besten verstehen. Aber du traust dich nicht, denn du bist schwach!!!', lachte die Stimme in ihrem Kopf hämisch. Hinata stürzte zu Boden und heftige Heulkrämpfe schüttelten ihren zarten Körper. „Nein Nein NEIN!!!!!“, schrie sie und presste die Hände gegen ihre Ohren. Das war nicht wahr, sie war nicht schwach, diese Stimme konnte sie mal. Sie tat doch nur, was vernünftig war! Wie ein Häufchen Elend lag sie heulend und schniefend in vertrocknetem Laub und versuchte, sich endlich zu beruhigen. Die Arme um ihren Oberkörper geschlungen wiegte sie sich hypnotisch hin und her und wimmerte. In ihrem Kopf herrschte totales Chaos und sie wusste einfach nicht, was sie tun sollte. Warum das alles...?! Nach einer Ewigkeit schleppte sie sich völlig fertig weiter, setzte beharrlich einen Fuß vor den anderen, obgleich sie nicht wusste, warum sie sich überhaupt diese Mühe machte. Wie mechanisch trugen ihre wunden Füße sie unter großen Schmerzen zu ihrem Elternhaus und ohne auf panische, erleichterte und vorwurfsvolle Fragen und Ausrufe zu reagieren, verschwand sie in ihr Zimmer und schloss es von innen ab, indem sie ein türhohes Regal davorschob. Und das war das letzte, was ihre Familie für eine scheinbar endlose Zeit von ihr zu sehen bekam. Kapitel 7: Das andere Ich... ---------------------------- Die folgenden Tage waren für alle beteiligten eine pure Qual. Hinatas Eltern wollten natürlich wissen, wo sie die Nacht lang gewesen waren, aber weder sie, noch Hanabi konnten Hinata dazu bringen, die Tür zu öffnen oder mit ihnen zu reden. Alle machten sich fürchterliche Sorgen, selbst Sasuke war des Öfteren da gewesen und hatte versucht, Hinata eine Antwort zu entlocken. Er hatte ehrlich besorgt geklungen, doch Hinata schien wie tot, sie reagierte auf nichts, hatte Tür und Fenster aber so gut verbarrikadiert, das nichts und niemand hinein gelangen konnte. Hanabi fing an, unter dem Schweigen ihrer Schwester zu leiden, sie saß stundenlang vor deren Zimmertür und starrte apathisch vor sich hin, während sie ihre Schwester im Innern des Raumes leise weinen hörte, Stunde für Stunde- Tag für Tag. Vor dem Fenster hatte sie auch öfter den Raben gesehen, doch auch er wurde ausgeschlossen und das Tier hatte es irgendwann aufgegeben und war schließlich verschwunden. Für Hinata bestanden die Tage aus Schmerz, sowohl körperlich, als auch geistig. Sie weinte, so lange, das sie nicht mehr wusste, wie viel Zeit schon vergangen war. In ihrem Kopf tobte ein wahnsinniger Krieg von Stimmen, die ihr befohlen, ihr Glück beim Schopfe zu packen, wobei jede Stimme das Glück anders definierte, und welchen, die auf sie ein schimpften und sie erniedrigten, ihr ihre Schwäche vor Augen führten. Ihre Tränen brachten sie nicht zum Schweigen, stachelten die hämischen Beleidigungen nur noch mehr an. Sie dachte ständig an Itachi, eine unstillbare Sehnsucht erfüllte sie und ließ sie sich gleichzeitig leer fühlen. Sie vermisste ihn. Aber das durfte nicht sein...! Es konnte nicht. Immer, wenn sie Sasuke an der Tür flehen hörte, wenn er bewies, das sie ihm nicht völlig egal war, brach sie erneut zusammen und vergoss bittere Tränen. Was sollte sie nur tun...? Eines Tages war sie dann am Ende ihrer Suche. Ihr Körper war schwach, die Wunden und die fehlende Nahrung hatten ihr ihre Kraft geraubt und sie endgültig in die Knie gezwungen. Ihre Tränen waren längst versiegt und ihr gesamter körperlicher Zustand war erschreckend. Sie war noch dünner geworden, ihre Haut war fahl, ihr Haar ungepflegt, sie trug noch immer die zerfetzte Kleidung und als sie sich nach fünf Tagen der Verzweiflung im Spiegel anzusehen wagte, starrten leere tiefliegende Augen sie an. 'Akzeptiere dein Schicksal...', ertönte leise die Stimme in ihrem Kopf, die nach der furchtbaren Schlacht als letzte übrig geblieben war. Langsam wanderte ihr Blick zur Tür und sie wusste, das es nun Zeit war, sich ihrer Bürde zu stellen. Mit letzter Kraft schob sie das Regal von der Tür weg, wozu sie sich mit dem Rücken dagegen stemmen und mit den Füßen an der Wand abstützen musste. Taumelnd griff sie nach der Türklinke und drehte langsam den Schlüssel im Schloss herum. Zitternd öffnete sie die Tür ein Stück, trat auf den Flur hinaus und fiel um... direkt in Sasukes Arme. Hinata!“, rief der erschrocken aus und fing sie reflexartig auf. Sofort legte er sie auf den Boden, rief nach Hanabi und beugte sich dann mit besorgtem Gesicht über sie. Ein erschreckter Ausruf ertönte, als das Mädchen ihre fast bewusstlose Schwester sah. Sie verschwand und kam gleich darauf mit einer Tasse Wasser wieder, die sie ihr mit vereinten Kräften einzuflößen versuchten. Hinata hustete, sah sich blinzelnd um und hielt sich dann an Sasukes Arm fest. Schwach flüsterte sie:„ Bitte enttäusch mich nicht...“, dann schlossen sich ihre Augen wieder und sie blieb reglos liegen. Ganze weitere drei Tage dauerte es, bis Hinata unter liebevoller Fürsorge ihrer Mutter ihre Kraft wiedererlangt hatte und aufstehen konnte. Ihre Wunden waren gröblichst verheilt und nur noch ihr Bein bereitete ihr minimale Probleme. Sie war immer noch dünn, doch nicht mehr ganz so doll und sie hatte wieder etwas Farbe bekommen. Nun saß sie vor dem Haus auf einer der steinernen Treppenstufen inmitten der Blumen, die den Eingangsbereich verzierten. Sie war in eine Decke gewickelt, da ihr noch des öfteren fröstelte, was aber eigentlich nicht an den Temperaturen lag... sie dachte an Itachi und verfluchte gleichzeitig ihren Kopf für diese Gedanken. Das durfte nicht sein, nie würde es in Frage kommen. In 18 Tagen würde sie heiraten und dann würde ihr Leben hoffentlich endlich den geplanten Weg gehen. Momentan erschien es ihr sogar nichtmal unmöglich, denn Sasuke hatte sich verändert. Geringfügig nur, aber immerhin. Sie wusste zwar nicht, wie viel es bedeutete, das er sich Sorgen um ihr Wohl machte, doch sie wollte sich erlauben zu hoffen, um endlich diesem Chaos zu entfliehen. Konnte es denn nicht sein, das Menschen sich veränderten? Warum nicht...? Nachdenklich betrachtete sie eine kleine Blume und kaute auf ihrer Unterlippe. „Hinata...“, erklang hinter ihr eine sanfte Stimme und sie schaute in Sasukes schwarze Augen. Er stand hinter ihr in der Tür und hielt eine Tasse in der Hand. Er schien nicht zu wissen, was er sagen sollte, statt dessen reichte er ihr wortlos die Tasse und warf ihr einen unsicheren Blick zu. „Also?“, fragte sie leise und wärmte ihre Hände an dem heißen Gefäß. „Ich... es tut mir leid... ich sehe nicht nur eine lästige Pflicht in der Ehe, das musst du mir glauben, aber es ist schwer für mich, aus meinem bisherigen Leben, bzw. meinen... Gewohnheiten rauszukommen.“ Das glaubte sie sofort und dachte mit einem leicht säuerlichen Geschmack im Mund an all die Affären und Flirtereien, bei denen sie ihn schon gesehen hatte. Das war sicher schwer...'Und ganz gewiss wird er sich größte Mühe geben, daran etwas zu ändern.', spottete die Stimme in ihrem Kopf. „Richtig.“, murmelte sie, „aber du musst dir im Klaren sein, das ich das nicht ewig berücksichtigen kann.“ Er schwieg eine Weile und sie spürte, wie er unruhig auf einer Stelle hin und her trat, dann meinte er mit eisigem Tonfall:„ Natürlich.“ Sie drehte sich zu ihm um und sah in seine schwarzen Augen. Sie sahen exakt aus. Wie Itachis und Hinata musste schlucken. Das Gefühl des Fernwehs rollte schon wieder über sie hinweg und schon wieder begann sie ihn wahnsinnig zu vermissen. Doch dann riss sie sich zusammen und meinte:„ Du hast recht. Wir müssen versuchen, das Beste aus uns zu machen. Aber ich schwöre dir: solltest du mir beweisen, das es dir nicht wenigstens ernst genug mit mir ist, das ich dir nicht meine Zukunft anvertrauen kann, dann werde ich einen Weg finden, die Verbindung zu lösen, egal was das für unsere Familien bedeuten mag.“ Sie schaute ihm fest in die Augen, sah dass leise Erstaunen darin und wusste, dass sie ihn überrascht hatte. 'Was hast du denn gedacht?', fragte sie ihn stumm, 'das ich es akzeptiere, nicht mehr für dich zu sein, als eine Herausforderung?' „Du kannst mein Leben nicht zerstören.“, flüsterte sie, dann stellte sie die Tasse neben sich auf die Treppenstufe, stand auf und ging in Richtung des Marktes davon. Zu ihrer leisen Überraschung folgte Sasuke ihr und ging stumm neben ihr her. Sie beschwerte sich nicht, schlang nur die Decke enger um sich. Sie liefen stillschweigend nebeneinander her und gelangten so zum Zentrum des Dorfes. Hinata war ratlos was sie nun tun sollte, denn alles wuchs ihr über den Kopf, ihre Zukunft zu leben war leicht gesagt... jetzt, wo sie sich entschieden hatte, zu Sasuke zu halten, musste sie endlich anfangen, sich Gedanken zu machen, was das wirklich bedeutete. Sie setzte sich bei einem kleinen Café an einen Tisch und Sasuke setzte sich ihr gegenüber, sodass er sie ansehen konnte. „Also.. wie soll es jetzt weitergehen...?“, fragte sie ihn leise und schaute ihn hilfesuchend aus ihren weißen Augen an. „Naja...“, meinte er vorsichtig, als ob er austesten wollte, ob sie ihn auch nicht anspringen würde, sobald er etwas sagte, „ich schätze, wir haben eine Hochzeit vorzubereiten und eine Ehe zu planen...“ Sie seufzte wehleidig. „So ist es wohl... und das Beste ist: wenn ich nicht bald schwanger werde, kratzt meine Mutter mir die Augen aus.“, sagte sie säuerlich und verzog den Mund. Er guckte sie mit einem abschätzenden Gesichtsausdruck unter seinen Wimpern hervor an und sie konnte beinahe seine Stimme in ihrem Kopf hören, wie sie sagte: 'das ist ja noch das kleinste Problem...' Klar, sie zu schwängern wäre für ihn gewiss keine große Sache, aber für sie schon. Und gleich darauf fragte sie sich, ob er je darüber nachgedacht hatte, was danach kam... sie warf ihm einen warnenden Blick zu und er hielt wohlweislich den Mund. „...Ich will nur nicht, dass das, was unsere Eltern sich erhoffen, letztendlich im Chaos versinkt.“, murmelte sie und beschloss, endlich ein bisschen ehrlicher zu sein. Leise fügte sie an:„ Weißt du... diese Ehe bedeutet viel für mich... weil ich mein zu Hause nie als solches empfunden hab und diese... Verbindung schon immer meine letzte Chance auf Veränderung war...“ Schüchtern blickte sie zu ihm auf und schaute in seine tiefschwarzen Augen. Gott, allein diese Augen waren zum verlieben... ihr Blick wanderte über seine weichen Gesichtszüge zum Haar und zurück zu seinen Augen. Er hatte eine Denkermiene aufgesetzt und den Kopf leicht schräg gelegt. Noch einmal musterte sie sein Gesicht und fragte sich stumm, ob er ihr überhaupt zugehört hatte... Dann plötzlich kam Bewegung in ihn, seine Augen wurden rot und offenbarten die Sharingan und sein Blick wandte sich ruckartig zur Seite, über den ganzen Platz, auf das gegenüberliegende Haus. Erschrocken folgte sie ihm und entdeckte nach kurzer Betrachtung den Raben auf der Dachkante des langen Gebäudes. Ihr klappte der Mund auf... hatte dieses Vieh schon die ganze Zeit dort gesessen und sie beobachtet??? Schnell griff sie mit rasendem Puls über den kleinen Tisch hinweg nach Sasukes Hand und erregte so seine Aufmerksamkeit, sodass er sich widerwillig ihr zuwandte und den Raben kurz aus den Augen ließ, was der nutzte, um sich zu verdrücken. „Woher ist der?“, fragte er sie mit schneidender Stimme und seine Augen schienen zu glühen und sich in sie zu bohren. „...W....was?“, fragte sie nervös. „Der Rabe.“, hakte er nach, „Wieso folgt er dir und woher hast du ihn?!“ Sie schauderte bei seiner Musterung. Ja, sie war eindeutig zu lieb für ihn. Was war das, was da gerade aus ihm sprach? Er sah beinahe hasserfüllt aus, so wie er sie ansah, aber sie spürte, dass sich dieser Hass nicht gegen sie richtete. „Ich...“, sie zögerte und überlegte fieberhaft. Wenn er nun von den Raben seines Bruders wusste...? Aber sie wollte ihn nicht verraten, wenn es zu Problemen führen konnte. „Er... er kam au dem Wald...“, hauchte sie, „ich weiß nicht, woher.“ Sasuke biss fest die Kiefer aufeinander und seine Augen wurden wieder schwarz. „Du solltest ihn besser meiden.“, sagte er kühl zu ihr, „er bringt nichts gutes.“ Hinata erblasste geringfügig, denn so etwas Ähnliches hatte auch ihre Mutter gesagt... Wenn ihre Mutter etwas über Itachi wusste, warum hatte sie es ihr nicht gesagt? Was war es, warum alle ihn so zu verabscheuen schienen...? Sie brachte nur ein angedeutetes Nicken zustande, bevor Sasuke aufstand und mit der Entschuldigung:„ Tut mir leid, wir reden später.“, in einer Gasse verschwand. Verstört blieb sie sitzen und schaute Sasuke fassungslos hinterher. Was wollte er denn jetzt tun...? Raben jagen? Ihr wurde unwohl bei dem Gedanken, Sasuke könnte aus Versehen wirklich auf seinen Bruder stoßen. Sie wollte sich schon weiter den Kopf zerbrechen, als plötzlich Sakura neben ihr auftauchte und sie prüfend ansah. „Alles okay bei dir?“, fragte sie mit einer Sorgenfalte auf der Stirn. „Hai...“, murmelte Hinata leise. „Was hast du denn mit Sasuke... hier gemacht...?“, kam eine Frage, die sie völlig aus der Bahn warf. Sie starrte Sakura hilflos an und ihre Gedanken überschlugen sich. Toll... was sollte sie ihr sagen? Sie mochte Sakura wirklich sehr und sie wusste, das diese seit einer Ewigkeit schon total in Sasuke verschossen war. So ein Mist... sie musste ihr die Wahrheit sagen... spätestens in 18 Tagen würde sie es sowieso herausfinden. „Sakura...“, begann sie und musste den dicken Kloß in ihrem Hals herunter schlucken. „Es... ich... ich wollte das alles nicht... es tut mir so leid...“ Sie verknotete nervös ihre Finger miteinander und schaute Sakura nach einer kleinen Weile des verständnislosen Schweigens in die grünen Augen. „Unsere Eltern haben... uns verlobt.“, brachte sie mühsam heraus und registrierte bestürzt, wie ihrer Freundin eine Träne über die Wange lief. „Ehrlich, es tut mir so leid!“, rief sie traurig und streckte einen Arm nach der Rosahaarigen aus, doch diese wich vor ihr zurück und schrie:„ Lass mich in Ruhe! Du hast ihn mir weggenommen!!“ Sie schluchzte laut auf, dann drehte sie sich um und lief verzweifelt davon. Ermattet ließ Hinata sich in den Stuhl zurück sinken und fluchte leise. Was war das nur für ein beschissenes Leben...? Kapitel 8: Ein normales Leben... -------------------------------- Hinata stürzte sich mit einem Feuereifer, der ihr selbst unbegreiflich war, in die Arbeit, um sich endlich von allem abzulenken, was sie belastete. Sasuke hatte sie seit dem Tag in der Stadt nur einmal flüchtig gesehen und er hatte auch nicht viel gesagt, als sich dafür zu entschuldigen, das er einfach verschwunden war. Hinata hatte sich nicht mehr so viel daraus gemacht, hatte ihn gewähren lassen und sich weiter den Hochzeitsvorbereitungen gewidmet, obwohl sie eigentlich die wenigste Lust dazu hatte... sie arbeitete genau darauf hin, was sie eigentlich am liebsten zu vermeiden gesucht hätte, doch es beruhigte sie, nicht untätig zu sein, außerdem freute es ihre Mutter, mit welcher Energie sie an die Aufgaben ging- sie war sich selbst fremd geworden. Nebenher versuchte sie, Itachi zu vergessen, indem sie sich einredete, das er sowieso nichts besonderes war, sie hatte ihn ja nur zweimal gesehen, was waren da schon ihre Gefühle? Sie bemühte sich, diesen „Ausrutscher“ auf ihren nicht zurechnungsfähigen, weil verwirrten Zustand zu schieben und damit alles als unwichtig abzutun. Den Raben ignorierte sie völlig, obgleich er des Öfteren an ihrem Fenster auftauchte und ihr in der Stadt und im Wald folgte und sie beobachtete. Sie hoffte, das so auch Itachi das Interesse an ihr verlieren würde und sie ihn endlich als Vergangenheit hinter sich lassen konnte. Und eine kurze Zeit schien alles okay zu sein. Nur rechnete Hinata natürlich nicht damit, das ihr Schicksal keinesfalls vorhatte, sie so glimpflich davonkommen zu lassen... Jetzt waren es noch 15 Tage bis zu ihrer Hochzeit und Hinata bemühte sich jetzt schon den dritten Tag in Folge, ihre Mutter zu überreden, dass sie keine weißen, sondern fliederfarbenen Blumen wollte. Eigentlich war ihr das relativ egal, aber sie suchte nach Gelegenheiten, sich abzulenken und genoss es förmlich, sich mit ihrer Mutter rumzuzanken, bis diese beinahe Feuer spuckte. „Aber auf einer Hochzeit gibt es nun mal immer weiße Rosen!“, rief die Frau erbost und funkelte sie bösartig an. „Aber weiß steht mir nicht, das hab ich dir doch schon so oft gesagt! Außerdem hasse ich Klischees, wieso nicht mal etwas Abwechslung?!“, keifte Hinata zurück und hielt ihrer Mutter eine kleine violette Blüte unter die Nase, die perfekt zu der Kombi ihrer Haar- und Augenfarbe passte. „Nein!“, donnerte diese und Hinata spürte, dass die andere kurz davor war, ihre Nerven zu verlieren. Innerlich grinste sie überlegen und zischte:„ Das ist meine Hochzeit. Willst du nicht, das deine Tochter glücklich ist?“ Autsch. Das war der Trumpf und die Frau starrte sie mit unterdrücktem Zorn missmutig an, sagte jedoch nichts. Bevor eine der beiden sich weiter ereifern konnte, betrat Hanabi das Zimmer und rief genervt:„ Ihr solltet euch mal reden hören! Das ist ja mal sowas von kindisch. Warum könnt ihr euch nicht mal friedlich einigen? Ihr könnt doch einfach weiße und violette Blumen mischen?“ „Kommt nicht in Frage!“, riefen beide gleichzeitig und Hinata mein bissig, „Das fehlt noch, das ich mir meinen Brautstrauß verunstalten lasse, nur weil sie nicht nachgeben kann!“ Anklagend deutete sie mit dem Finger auf ihre Mutter. Diese schnaubte entrüstet und rief:„ Du gibst doch ebenso wenig nach, du brauchst dich nicht beschweren!“ „Ist ja auch meine Entscheidung!“ Böse Blicke wurden getauscht und Hanabi stöhnte genervt auf. „So ein Zickenkrieg...“, motzte sie. Doch da klingelte es an der Tür und Hanabi sah die Chance, dem feurigen Blickduell zu entgehen, indem sie zur Haustür eilte. Kurz darauf kam sie dann zurück und meinte zu Hinata gewandt:„ Es ist Sasuke...“ Hinata schon sich eilig an ihr vorbei und schritt zur Tür. „Weiß oder violett?“, fragte sie unvermittelt, bevor Sasuke auch nur den Mund aufmachte. Der guckte erstaunt, überlegte kurz und antwortete dann zögerlich:„ ...Violett?“ „Ha!“, entfuhr es ihr und sie rief nach hinten in den Flur:„ Sasuke ist auch meiner Meinung!“ Zurück kam nur ein genervtes Schnauben und Hinata kicherte. „Ähh... worum geht’s überhaupt?“, fragte ihr Verlobter irritiert. „Um die Farben der Blumen auf der Hochzeit.“, erklärte sie und grinste spitzbübisch, „Violett passt einfach viel besser.“ Er patschte sich an die Stirn und verdrehte die Augen. „Was wichtigeres hast du auch nicht zu tun, nein?“ Sie starrte ihn entrüstet an und er seufzte ergeben. „Eigentlich wollte ich dich nur fragen, ob du mir genauer sagen könntest, woher dieser Rabe kam...“, fing er schon wieder ihr verhasstes Thema an und sie verzog unwillig das Gesicht. „Was wichtigeres hast du auch nicht zu tun, neh?“, entgegnete sie augenverdrehend. „Also?“, sah er über ihren Kommentar hinweg. „Keine Ahnung.“, meinte sie kühl und bestätigte damit seine Vermutungen. „Na schön.“, fügte er sich seiner Niederlage und trat näher an sie heran. Sie schluckte leicht, hielt aber still, als er sie nahe ihres Mundwinkel auf die Wange küsste und einen Moment dort verharrte, bevor er sich umdrehte und ging. Rot bis zu den Ohren sah sie ihm nach und schob den Gedanken weg, ob sein Haar wohl so weich war, wie es aussah... Nachdenklich betrachtete sie den Umhang, der über einer Stuhllehne lag und setzte sich auf ihr Bett. Warum hatte sie ihn noch mal behalten? Als Garantie, das sie ihn wiedersehen würde? ...Na schön.... so sollte es sein... Sie schnappte sich das Kleidungsstück und legte es über den Arm, während sie bereits die Treppe herunter lief und im Vorbeigehen auf einem Zettel ihrer Mutter den Vermerk, weiße Blumen zu bestellen, durchstrich und „violett“ darüber schrieb. Nervös lief sie in Richtung des Waldrandes, in der Hoffnung, dass er kommen würde, obwohl sie gleichzeitig wusste, dass das absolut keine gute Idee war und sie es lieber lassen sollte... Schon wieder sah sie sich im Widerstreit ihrer Gefühle und sie dachte an ihre Verpflichtungen, andererseits aber auch an ihre Zuneigung zu Itachi und ihre Ratlosigkeit drohte, wieder hervorzubrechen. Wusste sie denn wirklich, wo sie hingehörte...? Langsam wandelte sich ihre anfängliche Entschlossenheit in Unsicherheit und sie hatte auf einmal ein mulmiges Gefühl im Bauch, lief aber trotzdem beharrlich weiter. 'Wo ist dieser blöde Rabe, wenn man ihn mal braucht?', dachte sie augenverdrehend und hielt nach dem Tier Ausschau, doch es zeigte sich nicht. Sie musterte aufmerksam ihre Umgebung, während sie tiefer in den Wald lief, und blieb abrupt stehen, als sie seine dunkle Gestalt in den Schatten der Bäume stehen sah. Einzig seine roten Augen leuchteten in der Dunkelheit, denn an dieser Stelle des Waldes waren die Baumkronen so dicht, das kein Lichtstrahl durch das Blätterdach fiel. Er schaute sie direkt an und seine Augen wurden wieder schwarz, sodass sie einzig seine Schemen erkennen konnte. „Itachi...“, murmelte sie und wusste mit einem Mal nicht mehr, was sie sagen sollte. „Warum meidest du mich?“, fragte er mit unverhohlener Verbitterung in der Stimme. Sie schluckte und meinte leise:„ ...Ich... ich habe keine andere Wahl...“ „Man hat immer eine Wahl.“, meinte er kühl und fügte nach kurzem Zögern an, „Ich... ich hab mir die Erinnerungen angesehen. Ich brauchte endlich eine Erklärung... nach elf Tagen...“ „Ohh... nein...“, hauchte sie und trat einen Schritt zurück. Völlig verstört schüttelte sie den Kopf und flüsterte:„ Bitte sag mir, das du das nicht getan hast...“ Er antwortete nicht darauf, musterte sie nur aus den Schatten heraus und meinte dann:„ ...Du bist also meinem Bruder versprochen... wieso hast du mir das nicht gesagt?“ „...Ich wollte es selbst nicht wahrhaben...“, rechtfertigte sie sich schwach. „Und wieso gehst du mir dann aus dem Weg...?“, fuhr er immer leiser werdend fort und sie glaubte, eine leise Traurigkeit aus seiner Stimme herauszuhören. „Ich... ich dachte... das hättest du... vielleicht auch schon... gesehen...“, brachte sie mit kratziger Stimme kaum hörbar hervor und sah unsicher zur Seite. Sie wagte nicht, den Blick zu heben und ihm in die Augen zu sehen, denn egal, was er nun denken mochte, sie hatte Angst davor, das ihre Zerrissenheit wieder wuchs. Sie hörte, wie er leise die Luft ausstieß, dann war er plötzlich bei ihr, hob sanft aber bestimmt ihr Kinn und legte seine weichen Lippen auf ihre. Sie brauchte eine Sekunde, um zu realisieren, was gerade geschehen war, doch dann brach ein Feuersturm in ihr los, der ihren ganzen Körper in Brand zu stecken schien und sich schließlich in einem lodernden Inferno in ihrem Bauch sammelte. Zuerst drohten all die Zweifel in ihr durchzubrechen, doch seine Lippen waren so weich und warm und ihre Gefühle für ihn so viel ehrlicher als die zu Sasuke... ohne weiter zu überlegen, schlang sie die Arme um seinen Hals und zog ihn näher zu sich ran, all ihre Scheu wich in diesem Moment von ihr und gab ihr ein seltsam fremdes Selbstbewusstsein. Er umfasste ihre Taille und ihre Körper schmiegten sich eng aneinander, sodass sie seine Wärme spüren konnte. Schier unendlich schien der Kuss und sie war längst in seinen Armen geschmolzen, bis er sich sanft von ihr löste und über ihr schimmerndes Haar strich. „Deshalb?“, flüsterte er und schaute in ihre weißen Augen. Fast hätte sie ironisch aufgelacht, denn das war nun wahrlich nicht die gewöhnlichste Art, das herauszufinden, doch sie war noch immer so atemlos, das sie keinen Ton herausbrachte. „Hast du geglaubt, das mich das hätte abschrecken können?“, flüsterte er in ihr Haar. Ein banges Gefühl befiel sie, aber sie raffte sich zusammen und nickte leicht, sagte aber nichts. „Du solltest dich nicht selbst belügen...“, meinte er und fuhr sanft mit dem Daumen über ihre Unterlippe und weiter über ihre Wange, vorsichtig fing er eine Träne auf, von der Hinata gar nicht bemerkt hatte, das sie ihre Wange herabgeronnen war. Ihre Lippe zitterte leicht und er schaute sie mit weichem Blick an, in dem sie entfernt eine Art Bedauern erkennen konnte. „Ich kann und will dich zu nichts zwingen, aber ich will auch nicht, das du etwas dummes tust. Und das nicht nur aus Eigennutz...“ Hinatas Herz raste, seine pure Anwesenheit ließ ihre Knie weich werden, sie schaute in seine samtigen schwarzen Augen und ihr Atem ging flach. Sie musste sich konzentrieren, nicht zu vergessen, in welcher Lage sie sich befand. Warum nur hatte sie das Gefühl, alles aufgeben zu können, wenn er nur bei ihr blieb...? Sie schaute ihn noch immer an. Blieb aber stumm. Sie fühlte sich nicht in der Lage, irgendetwas zu sagen. Und selbst wenn, hätte sie nicht gewusst, was. Leise hörte sie ihn seufzen, dann flüsterte er:„ Ich kann dich gut verstehen, aber wir haben beide nicht mehr viel Zeit und du musst dich entscheiden. Denn ich kann in dieser Ungewissheit nicht länger leben.“ Er beugte sich vor, hauchte ihr einen Kuss auf die Stirn und verschwand dann in der Dunkelheit. Zitternd und völlig überfordert blieb Hinata zurück und starrte auf den Punkt, wo Itachi mit den Schatten verschmolzen war. Dann wurde sie sich wieder des Gewichtes auf ihrem Arm bewusst und schaute auf den Umhang. '…', dachte sie und blickte weiter auf das Kleidungsstück. Er hatte es ihr wieder gelassen, obgleich sie sich sicher war, das er bemerkt hatte, das sie ihn dabei hatte. Leise stieß sie die Luft aus und schüttelte den Kopf. Dann vernahm sie ein Flattern und Black landete auf ihrer Schulter und tschilpte. „Dann ist also alles wieder beim alten...“, murmelte sie und schüttelte resignierend den Kopf. Ihr Heimweg war nicht besonders lang, doch umso heftiger war der Gedankensturm, der ihren Kopf verwüstete. Seine Worte hatten ihr wehgetan und doch wusste sie, das er Recht hatte. Sie konnte ja selbst nicht weiterleben, wenn sie sich nicht endlich darüber klar wurde, was sie wollte. Und hätte sie nicht Itachis Umhang bei sich, käme es ihr so vor, als hätte sie ihn verloren und plötzlich spürte sie, wie wenig sie das wollte. 'Ich kann ihn nicht einfach gehen lassen!',wurde ihr klar und das Gefühl der ganzen letzten Tage stieg wieder in ihr auf, diese Einsamkeit und Verzweiflung... Kapitel 9: Die Uhr tickt... --------------------------- Noch 14 Tage... zwei Woche... ein halber Monat... egal wie Hinata es betrachtete, die Zeit schien viel zu kurz, andererseits wusste sie ja, das sie sich ihrem Schicksal nicht entziehen konnte, irgendwann musste es passieren. Sie würde Sasuke bis dahin meiden, das wusste sie. Sie musste sich einfach klar werden, was sie wollte, auch wenn sie das Gefühl hatte, nie eine Wahl gehabt zu haben. Wie hatte Itachi doch gesagt; man hatte immer eine Wahl. Aber er konnte das auch leicht behaupten, schließlich stand er nicht in diesem Zwiespalt. Und das beste war ja, das Sasuke nichts von Itachi wusste, auch wenn Hinata befürchtete, das Sasuke wenigstens eine minimale Ahnung hatte, was der Rabe bedeutete... es durfte einfach nicht passieren, das die beiden sich begegneten, denn das gäbe eine halbe Katastrophe... der eine liebte sie, der andere hatte einen Anspruch auf sie und bestand auf ihre Loyalität, damit er nicht seine Ehre verlor... verflixt noch eins, so konnte das doch nicht weitergehen! Und sie musste irgendeine Lösung finden, bevor die zwei Wochen um waren! Hilflos raufte Hinata sich die Haare und zerkaute ihre Unterlippe. Wenn sie sich wenigstens irgendwie ablenken könnte... aber nein, ihre Mutter hatte sich schon um die ganze Dekoration gekümmert und- zu Hinatas Verdruss- alles in einem hellen Violett arrangiert. Hätte sie doch gerade jetzt mal ihren Willen durchgesetzt, dann hätte Hinata wenigstens einen Grund gehabt, sich aufzuregen. Trotzig vergrub sie das Gesicht in den Händen und seufzte lautstark. Ihre Gedanken schweiften wieder zu Sasuke und ein seltsames Gefühl der Ergebenheit drückte auf ihr Gemüt. Konnte es denn so schwer sein, ihr Glück bei ihm zu suchen, statt sich auf seinen verhassten Bruder zu konzentrieren? Erneut seufzte sie, denn, egal was sie tat, irgendjemanden würde sie damit auf jeden Fall verletzen.... entweder Itachi... oder ihre Familie... was Sasuke anging, war sie sich nicht sicher, was sie denken sollte. Er hatte sich in letzter Zeit zwar wesentlich gefühlvoller gezeigt als sonst, aber das musste noch lange nicht heißen, das ihm etwas an ihr lag. Diesbezüglich musste sie sich noch überlegen, was sie glauben wollte. Und dann war da noch Sakura... die Seite ihrer Gefühle sah die Chance auf Versöhnung mit ihr, wenn sie sich für Itachi entschied,aber ihr Verstand sagte ihr, das es wesentlich leichter für die Rosahaarige sein würde, wenn sie endlich die Augen öffnete und aufhörte, Sasuke hinterherzulaufen. Hinata schnaubte und wusste nicht, ob sie bei diesem Gedanken lachen oder weinen sollte. Wie konnte Sakura trotz ihrer großen Kraft und ihrer geistigen Reife auf diesem Gebiet so unglaublich naiv und kindisch sein?! Verstört und kopfschüttelnd ließ sich Hinata rückwärts wieder auf ihr Bett fallen und sah an die Decke, wo sich der feine sich verästelnde Riss entlangzog. „Puh...“, seufzte sie wie schon so viele Male an diesem Tag und drehte sich auf die Seite, den Kopf auf eine Hand legend. Sie blinzelte, da die Müdigkeit sie noch nicht vollständig losgelassen hatte, langsam legte sie sich wieder wie eine Decke über sie und schmälerte nun endlich ihr quälendes Denkvermögen. Endlich Ruhe... sie zuckte zusammen und setzte sich auf, als es an der Tür klopfte. Sofort spürte sie, was eigentlich nicht sein sollte, was sie noch nie zuvor gespürt hatte- Verlangen. Sie biss sich auf die Lippe und zog ein Knie an die Brust, völlig überfordert mit diesem Gefühl, dieser Sehnsucht nach Berührungen, dem Wunsch danach, geküsst zu werden... dieser Lust. „Was ist?“, keuchte sie halblaut, bemüht darum, ihre Stimme nicht zittern zu lassen. Hanabi betrat den Raum, sah sie auf dem Bett sitzen und ging auf sie zu. „Hey!“, meinte sie und lächelte fröhlich. „Selber...“, brachte Hinata hervor und versuchte, sich auf ihre Fußspitzen zu konzentrieren. „Ich soll dich nur mal fragen, wann wir das Brautkleid besorgen wollen...“, fuhr ihre Schwester mit unbeirrter Miene fort und sah sie mit aufgeregter Miene an. Anscheinend freute sie sich da schon riesig drauf. „Keine Ahnung, ist mir aber auch egal.“, fertigte Hinata sie knapp ab, denn ihr war gerade nach etwas ganz anderem, als einer Einkaufstour, „Hauptsache, es wird nicht weiß.“ „Aber Hina-chan, weiß ist doch die Farbe der Unschuld, natürlich wird es weiß!“ „Pah von wegen, auf die Unschuld kann ich verzichten...“, zischte sie und dachte wieder an Itachi. Wo waren nur ihre Hemmungen hin? Wieso kamen ihr unwillkürlich Bilder in den Kopf, wie er sie langsam auszog und liebkoste...? Gewaltsam schob sie den Gedanken von sich und versuchte, die angestrengte Zornesfalte von ihrer Stirn zu verbannen. „Hina-chan...?“, fragte Hanabi zögerlich und ihr Gesicht zeigte leichte Irritation. „Mhm...“, nickte diese. „W... wieso kannst du... du hast doch nicht...?“ Hanabi wirkte leicht geschockt und sah sie aus großen Augen fragend an. „Noch nicht.“, entfuhr es Hinata, bevor sie darüber nachdenken konnte. Wieder spürte sie Itachis Lippen auf ihren, seine Hände an ihrem Rücken, wie sie sie sanft aber fordernd an ihn gedrückt hatten, seine Wärme... und unwillkürlich schweiften ihre Gedanken noch weiter ab und sie fragte sich, wie er wohl nackt aussah... Sie wurde hochrot, blickte in die tellergroßen Augen ihrer Schwester und verfluchte ihren Kopf. Warum dachte sie plötzlich über sowas nach? Weil Itachi sie geküsst hatte? ...Vorher hatte noch nie jemand sie geküsst, aber sollte das der Grund sein? Das durfte doch nicht wahr sein... Hastig stand sie auf, lief an ihrer sichtlich verstörten Schwester vorbei und sprang, ohne auf Hanabis Rufe zu reagieren, die Treppe herunter. Wie der Wind sauste sie aus dem Haus und lief durch die Straßen Konohas, ohne zu wissen, wohin ihre Füße sie trugen. Fast verwünschte sie ihr sich über sie lustig machendes Schicksal, als sie sich vor dem Anwesen der Uchihas wiederfand. Um das ganze noch schicksalhafter zu machen, trat Sasuke soeben aus der Haustür und schaute sie verwundert an, als er sie erblickte. Ohne weiter nachzudenken, ging sie auf ihn zu, wie in Trance, nur auf ihn als Ziel fixiert, und trat dicht an ihn heran. „Du bist meine Zukunft.“, sagte sie leise und sah ihm in die Augen, „Bitte sag mir, das ich mich richtig entscheide.“ Sasuke sah sie erst ein bisschen irritiert, dann verstehend an und sein Gesichtsausdruck wurde sinnend. „Das kann ich dir nicht sagen.“, erwiderte er mit fester Stimme und fügte dann leise an, „Ich weiß, was ich will. Jetzt musst nur noch du es wissen.“ Aus seinen schwarzen Augen sah er sie an und legte leicht den Kopf schräg. Sein katzenartiger Blick schien sie erneut zu durchbohren. Sie holte zitternd Luft und schaute ihn dann berechnend an. Sie hatte es langsam satt, sich immer schwach zu fühlen und noch weniger wollte sie Ziel seines Spiels sein. Sie nahm all ihren Mut und ihre wahnsinnige Entschlossenheit zusammen, trat einen Schritt nach vorn und küsste Sasuke direkt auf den Mund. Dieser brauchte einen Moment, bis er realisierte, was gerade passierte, doch dann erwiderte er ihren Kuss mit brennender Leidenschaft. Ihr blieb die Luft weg und ihr Herz setzte einen kurzen Moment aus, um dann nur umso heftiger zu schlagen. '...So verschieden sind diese Brüder gar nicht...', kam es ihr vage in den Kopf, während ihr Körper in Flammen zu stehen schien. Sasuke war zwar etwas kleiner als Itachi, aber immer noch größer als sie, sein Geruch war ebenso betörend, aber ein bisschen milder, als der seines Bruders, sein Haar war weich, doch Itachis war weicher... und dabei ging es nur um Äußerlichkeiten, über den Charakter wollte sie sich lieber gar keine Gedanken machen... verflucht, warum konnten ihre Gedanken nicht mal schweigen?! Sasuke war schließlich perfekt, was wollte sie mehr?! 'Aber Itachi ist perfekter!', höhnte die Stimme in ihrem Kopf. 'Wieso?!', schrie es in ihr, 'wieso kann ich nie zufrieden sein?' Wie um ihre Gedanken zu bestrafen, küsste sie Sasuke noch stürmischer, dieser drängte sie ein Stück zurück und presste sie an die Hauswand. Ein Schauer lief über ihren Rücken und ihren Verstand ignorierend fuhr sie mit den Händen unter sein ohnehin schon sehr dünnes Shirt, durch das sie seine Wärme wahrnehmen konnte. Sie spürte seine Hitze unter ihren Fingerspitzen und ließ diese langsam höher gleiten, bis sie ihn mit einer Hand näher an sich heranzog und mit der anderen seine Wirbelsäule hinauf strich. Er presste sie noch enger an die Wand, griff in ihr schwarzes Haar und bog ihren Kopf zurück, um sie noch heftiger küssen zu können. Ein leises Keuchen entwich ihr, doch sie war schon so benebelt, das sie nichts mehr mitbekam. Ihre Gefühle überwältigten sie und sie vergaß alles um sich herum. Sollte Sasuke doch bekommen, was er wollte... selbst wenn sie die Absicht hätte, würde sie jetzt nicht mehr die Kraft finden, sich zu wehren. Sie bekam nicht mit, wie sie in Sasukes Zimmer gelangt waren, doch jetzt lag sie unter ihm auf einem großen Bett und konnte keinen klaren Gedanken mehr fassen. Wie musste das aussehen...? Sie gab sich ihm einfach so hin, ohne Sinn und Verstand. Wäre sie in der Lage gewesen zu denken, wäre ihr bewusst geworden, das es nicht gut war und das sie sich wieder einmal selbst belog... doch sie wurde davon getrieben in einem Ozean aus Emotionen und Empfindungen, die ihr bisher völlig fremd gewesen waren. Alles schien unwichtig in diesem Moment... ihre Augen waren unglaublich schwer, sie zwang sich aber trotzdem, sie zu öffnen und sich umzuschauen. Irritiert schaute sie gegen eine graue Zimmerdecke, an der verschiedene, aber im Allgemeinen recht farblose Tücher hingen, sodass es anmutete, wie ein wolkenverhangener Himmel. Die Möbel waren dunkel, zumeist schwarz oder braun vor naturweißen Wänden und alles war peinlich sauber. Das einzige was hier überhaupt herum lag, waren ihre Klamotten! Sie war sich unangenehm dessen bewusst, das sie sich in Sasukes Zimmer befinden musste und gleichzeitig wusste sie, das er neben ihr lag- nackt, und das sie selbst ebenfalls nackt war... Tief ein- und ausatmend schaute sie wieder zur Decke, während ihre innere Stimme sie augenverdrehend fragte, ob sie auch mal nachdachte, bevor sie etwas tat. Es war schön gewesen, das konnte sie nicht leugnen, aber doch hatte es im Nachhinein einen bitteren Beigeschmack, wenn sie darüber nachdachte. Sie liebte ihn noch immer nicht, das war ihr klar, und doch hatte sie so leichtfertig ihre Unschuld an ihn verloren. Sie erinnerte sich daran, das es weh getan hatte, obgleich es in diesem Moment von den lustvollen Gefühlen verdeckt worden war, doch jetzt schmerzte es wieder. „Na toll...“, murmelte sie, das hatte ihr noch gefehlt, aber immerhin herrschte in ihrem Kopf eine wundervolle Ordnung. „Leichter Schmerz hilft einem, sich zu konzentrieren, ja?“, grummelte sie. Leise seufzend rollte sie sich aus dem Bett, ohne Sasuke zu wecken, und zog sich in Rekordzeit an. Dann erlaubte sie sich einen einzigen Blick auf den schlafenden Sasuke, dessen zerzauste Haare sich nur schemenhaft von der dunkelroten Bettwäsche abhoben und in Strähnen sein Gesicht verdeckten. Ein geringschätziges Schnauben entfuhr ihr. 'Wofür hält er sich nur...?', fragte sie sich und gleich darauf kam ihr der Gedanke in den Kopf, wer jetzt hier wen ausgenutzt hatte... Leise öffnete sie die Tür und schlüpfte durch den schmalen Spalt. Geräuschlos schlich sie die Treppe herunter in den geräumigen Wohnbereich, doch zu Glück war niemand dort. Gänzlich unbemerkt verließ sie schließlich das große Anwesen, schaute sich kurz um und lief dann in Richtung des Dorfzentrums davon. Kapitel 10: ...und der Countdown läuft -------------------------------------- „Jetzt mach mir endlich auf!“, rief Hinata mit einer Mischung aus Wut und Verzweiflung. „Lass mich in Ruhe...“, kam es kläglich aus dem Innern des Hauses und Hinata verdrehte genervt die Augen. „Das ist absolut lächerlich Sakura!“, machte sie ihrem Ärger Luft, „du bist keine Heulsuse, das ist unter deiner Würde.“ „...Aber... du hast ihn mir weggenommen... er... er wird mich nie lieben...“, zeterte sie weinerlich hinter der Tür. „Aber das war doch nicht meine Entscheidung!“, erwiderte die Schwarzhaarige seufzend und begann langsam, sich hilflos zu fühlen. Eine kurze Stille und ein anschließendes Schniefen folgten, dann öffnete sich die Tür einen Spalt breit und Hinata konnte die an der Wand kauernde Sakura erkennen. „Meine Güte, Sakura, jetzt reiß dich mal zusammen!“, rief sie besorgt aus, als sie die tiefen Augenringe sah, die den sonst funken sprühenden grünen Augen ihren umwerfenden Glanz nahmen. Die andere schaute traurig zu ihr auf und schniefte erneut, bevor sie sich mit einem Ärmel über die Augen wischte und leise fragte:„ Was willst du?“ Hinata stieß leise die Luft aus, schloss die Tür und half Sakura, aufzustehen, um sie auf ein Sofa zu setzen. „Weißt du Sakura, ich hatte da wirklich keine Wahl. Das haben unsere Eltern veranlasst. Und glaube ja nicht, das ich mich einfach damit abfinden kann...“ „Aber wieso?“, hakte Sakura mit weit aufgerissenen Augen ungläubig nach, „Sasuke ist doch perfekt?“ „Das mag sein, aber darum geht es eben nicht immer. Und außerdem... bin ich... in jemand anderen verliebt...“, gestand Hinata zögerlich und plötzlich kam ihre alte Verzagtheit wieder zum Vorschein und sie begann, nervös mit ihren Fingern zu spielen. Sakuras Augen wurden noch größer. „...Aber nicht Naruto, oder?“, brach es aus ihr heraus. „Nein nein!“, fauchte Hinata, „Naruto ist doch nur ein guter Freund.“ „Ja, aber er mag dich ein bisschen zu sehr.“, gluckste die Rosahaarige amüsiert. „Was auch immer...“, kam es mürrisch zurück. „Also, wer ist es???“ „Oh, es ist kompliziert.... das glaubst du mir nie. Meine Eltern würden mich umbringen, wenn sie das wüssten... und Sasukes Eltern erst recht...“, schauderte sie. „Mein Gott, jetzt spann mich nicht so auf die Folter Hinata!“, wurde Sakura ungeduldig. Hinata biss sich auf die Lippe und schluckte nervös. Konnte sie wirklich riskieren, jemandem zu erzählen, was los war? Andererseits war es der einzige Weg, der ihr einfiel, wie sie Sakura wieder versöhnlich stimmen konnte. Das sie gerade mit deren Schwarm geschlafen hatte, musste sie ihr ja nicht unbedingt unter die Nase reiben... „Es... ähm.. ist... sein Bruder...“, brachte sie stotternd hervor und wurde leicht rot. Sakuras Gesichtsausdruck wurde eine Spur fragender und einen Tick verstörter. „...Sasukes Bruder...?“, wertete sie Hinatas Geständnis aus und hob eine Augenbraue. Hinatas verstärktes Erröten verstand sie als ja und ein irritiertes Lachen entwich ihr. „...Du bist in Itachi verliebt? Aber der lebt doch gar nicht hier?“ „Er ist in der Nähe... wegen einer Mission. Ich bin ihm nur zufällig begegnet.“ „Ach... und zufällig hat er dich bis zu deinem Haus getragen, als du dir den Fuß verstaucht hattest?“, sinnierte Sakura und in ihrem Kopf fügten sich alle Teile zusammen, „Und als du dich so lange in deinem Zimmer verschanzt hast... das hatte auch was mit ihm zu tun, was?“ „Ich weiß einfach nicht, was ich tun soll...“ Sakura schaute sie abschätzend an und murmelte dann:„ Sasuke heiraten natürlich...“ Hinata guckte geschockt und meinte:„ ...Du bist doch in Sasuke verknallt, es sollte eigentlich in deinem Interesse sein, diese Hochzeit zu verhindern.“ „Ja!“, rief die andere verzweifelt, „nichts würde ich lieber tun, aber du kennst doch deine Eltern, dein Vater würde das unter überhaupt gar keinen Umständen zulassen!“ „Wohl wahr...“, seufzte Hinata. ... „Und wenn du dich einfach weigerst?“ „Dann zerrt mein Vater mich in Fesseln zum Altar.“ ... Sakura schnaubte und Hinata hörte deutlich die Missachtung heraus. „Tja, das geht wohl nicht...“ ... Sakura erläuterte schon die Hälfte des Tages diverse Strategien, wie Hinata sich wohl von Sasuke losreißen könnte, doch das alles hatte irgendwelche Lücken und letztendlich kam nichts dabei raus. Am späten Nachmittag lagen die beiden Mädchen in Sakuras Zimmer und prusteten über die dümmsten Ideen, dann seufzte Hinata lang und drehte sich auf die Seite, um Sakura ansehen zu können, deren rosane Haare wie ein Fächer auf dem Teppich verteilt lagen. „Wir müssen auf jeden Fall weiter darüber nachdenken, irgendetwas muss es doch geben!“, meinte sie und ihre weißen Augen schienen in die Ferne zu sehen. „Du kannst ja morgen nochmal herkommen, dann koche ich für uns.“ Sakura lächelte warm und ihre grünen Augen funkelten. „Danke.“, hauchte Hinata. Das Lächeln erwidernd rappelte sie sich auf und verließ das Haus. Langsam schlendernd kehrte sie nach Hause zurück, da sie noch Einladungen für die hier ortsansässigen Bekannten schreiben musste, die für die außerhalb lebenden hatten ihre Eltern schon verschickt. Als sie die Tür öffnete, sah sie ihre Eltern ein paar Dinge zusammensuchen, die sie in Taschen verstauten. Ihre Mutter sah auf und fragte:„ Hinata... wo warst du gestern Nacht? Wir haben uns solche Sorgen gemacht.“ „Ich... ich war.. bei Sasuke.“, hauchte sie leise und verknotete ihre Finger miteinander. Doch ihre Mutter lächelte und meinte:„ Dann ist ja gut. Bei ihm wird dir ja nichts passieren.“ 'Nein, überhaupt nicht...', dachte sie und verdrehte die Augen. „Wo wollt ihr denn hin?“, fragte sie statt dessen. „Wir müssen... ähh wollen Bekannte besuchen, die außerhalb des Dorfes wohnen. Es ist eine seit Jahren geprägte Angewohnheit und sie wären fürchterlich beleidigt, wenn wir nicht kämen. Bei dieser Gelegenheit wollen wir sie gleich einladen. Wir werden übermorgen Abend erst wieder da sein, mach keinen Unsinn, ja?“, lächelte sie. „Nein nein...“, schüttelte Hinata monoton den Kopf. „Gut, ich hab dich sehr lieb mein Schatz.“ Sie gab ihr einen Kuss auf die Stirn und verließ mit ihrem Mann das Haus. Allein blieb Hinata zurück und schaute den Flur hinab, in dem sich schon verschiedenste Dekoelemente in Kartons verpackt an der Wand stapelten. 'Was für ein Aufwand...', dachte sie seufzend und ging in die Küche, um etwas zu essen, da sie schon zu lange nichts mehr zu sich genommen hatte. Allerdings sagte nur ihr Verstand ihr das, denn wirklich hungrig war sie nicht. Mit einem Stück Brot in der Hand lief sie nun in Richtung des Waldes, da sie absolut keine Lust auf Einladungen hatte. „Hauptsache, ich sorge noch selbst dafür, das mir tausend Leute zugucken, die ich nichtmal kenne...“, schimpfte sie leise vor sich hin. „Wobei zugucken?“, fragte Itachi hinter ihr. Furchtbar erschrocken wirbelte sie herum und starrte ihn mit rasendem Puls böse an. „Erschreck mich doch nicht so!“, jammerte sie und verschränkte die Arme vor der Brust, in der einen Hand immer noch das Brot. „Also?“ „Du redest ja wie Sasuke!“, beschwerte sie sich böse grinsend. Itachi schwieg irritiert und sah sie mit hochgezogenen Augenbrauen an. „Es ging nur um Einladungen, die ich noch für die Hochzeit schreiben muss.“, erklärte sie seufzend, „aber ich habe absolut keine Lust dazu und da meine Eltern jetzt zwei Tage nicht da sind, kann mir das ja egal sein...“ „Ach ja... die Hochzeit.“, murmelte der Schwarzhaarige und sie konnte hören, wie sehr ihm diese Vorstellung missfiel. „Ja...“, meinte sie leise und starrte auf ihre Fußspitzen, „aber ich weiß nicht, was ich machen soll, ich kann nicht einfach diese Hochzeit absagen und machen, was ich will...“ „Ich weiß... und ich würde dich ja bitten, mit mir zu kommen... aber das will ich dir nicht antun. Ich weiß, wie das ist, alles zurücklassen zu müssen...“ „...Und das heißt...? Willst du mich hier zurück lassen?“, fragte sie leise und wagte es nicht, ihn anzuschauen. Plötzlich fühlte sie sich unglaublich schwer, als würde ein Stein auf ihrem Rücken lasten. Er griff nach ihrem Kinn und drückte es behutsam nach oben, sodass sie ihm ansehen musste. „Es ist nicht meine Entscheidung.“, flüsterte er, „Ich will nicht sagen, das es mir leicht fallen würde, dich hierzulassen, nicht nachdem ich all diese Dinge über dich erfahren habe... und ich kenne meinen Bruder. Ich weiß, das er keine gute Zukunft für dich wäre. Aber trotzdem musst du wissen, was du willst. Und ich werde dich zu nichts zwingen.“ er ließ sie los und schaute ihr sanft in die Augen, dann wandte er den Blick ab und meinte mit leicht nervös klingender Stimme:„ Meine Mission ist bald vorbei, ich kenne nun die Absichten der Ninja.... das heißt, das ich bald wieder gehen werde. Und... wenn du dich nicht entscheidest... werde ich ohne dich gehen.“ Hinata schluckte trocken und machte einen kleinen Schritt rückwärts. Er würde sie wirklich hierlassen... gleich darauf war sie sich ihm in die Arme und vergrub ihr Gesicht an seiner Brust. 'Nein!', dachte sie panisch. Er durfte nicht gehen, das durfte nicht passieren... Sie legte eine Hand in seinen Nacken und zog ihn zu sich herab, dann küsste sie ihn besitzergreifend auf den Mund. Er war merklich überrascht, ließ es aber geschehen. Diese unglaubliche Wärme, die sich in ihr ausbreitete, war Bestätigung genug für sie. Bei Sasuke waren es Verlangen und Leidenschaft gewesen, doch Itachi war etwas anderes. Sie spürte diese tiefe Verbundenheit zu ihm, obwohl sie ihm erst so selten begegnet war... Zögerlich löste sie sich wieder von ihm und meinte leise:„ Ich will wirklich gerne bei dir bleiben, aber es ist nicht so einfach... ich kann nicht einfach... ich... ich brauche Zeit.“ „Ich kann dir nur begrenzt viel geben.“, erwiderte er ernst und strich ihre Arme hinab, was eine Gänsehaut über ihren Körper laufen ließ. „Gib mir einfach Zeit.“, hauchte sie und schaute in seine schwarzen Augen. Sie schaute ihn traurig an und wusste, das er die Angst in ihr sehen konnte. Diese Angst vor der Einsamkeit... „Noch bin ich ja da...“ Er zog sie in seine Arme und sie schmiegte sich an ihn, spürte seine Wärme und sog tief seinen Duft ein. Sie standen eine Weile so da, bevor sie leise in seinen Pullover nuschelte:„ Ich sollte nach Hause gehen...“ er schwieg kurz, bevor er antwortete:„ Dort wartet niemand auf dich...“ „Oh doch... mein Bett...“, erwiderte sie mit einem seltsamen Tonfall, den er nur schwer deuten konnte. Tief atmete er ein und schaute kurz in den Himmel, der sich von der Dämmerung schon leicht verdunkelte, dann überwand er seine kleinlichen Bedenken, legte einen Arm um ihre Schulter und zusammen gingen sie in Richtung des Anwesens davon. Eine seltsame Leere füllte seinen Kopf, als sie seine Hand nahm und ihn Kommentarlos ins Innere des Hauses zog. Er fragte sich, was er hier nur machte, aber irgendwie wollte er jetzt auch gar nicht seinen Verstand anschalten, so folgte er ihr, ohne zu wissen, worauf er sich bei ihr wohl einließ, in ihr Zimmer und sein letzter klarer Gedanke war, das seine Raben schon aufpassen würden... Kapitel 11: Wohin...? --------------------- Im Halbschlaf hörte sie permanente Klickgeräusche, die sie schläfrig seufzen ließen. Ihr Bewusstsein kam langsam wieder an die Oberfläche und widerwillig schlug sie die Augen auf. Sie schaute auf den feinen Riss in der Decke und drehte ihren Kopf dann zu Itachi, dessen muskulöser Körper in der Morgensonne leicht schimmerte. Sein schwarzes Haar hatte sich in der letzten Nacht aus dem Zopf gelöst und lag nun auf den Kissen verteilt wirr um seinen Kopf herum. Dennoch sah sie nicht zerzaust aus, sein friedlicher Gesichtsausdruck ließ ihn völlig entspannt wirken. Versonnen betrachtete sie seine weichen Züge, riss sich dann allerdings von seinem Anblick los, um sich der Quelle der störenden Geräusche zu widmen, die Itachi augenscheinlich wenig störte. Ihr dämmerte bereits, was los war und sie sah ihre Vermutung sofort bestätigt, als sie zum Fenster blickte. Träge schob sie sich aus dem Bett und lief splitternackt durchs Zimmer, um den Raben herein zulassen. „Black, was machst du den hier?“, murmelte sie, als sie ihren alten Freund erkannte. Der legte nur den Kopf schräg und schaute sie altklug an. „Jaja...“, spottete sie nur und hielt ihm ihren Arm hin, auf den er prompt hüpfte, um sich von ihr zum Bett tragen zu lassen. Vorsichtig legte sie sich wieder auf die weiche Decke und der Vogel hüpfte auf das Kopfkissen, um es sich in Itachis langem Haar bequem zu machen.dieser seufzte leise und rekelte sich verschlafen. „Guten Morgen.“, flüsterte Hinata und gab ihm einen sanften Kuss auf die Lippen. Er seufzte erneut, regte sich aber nicht weiter. Offensichtlich wollte er noch nicht aufwachen. Hinata lächelte und strich mit den Fingern über seine Wange. Plötzlich klopfte es stürmisch an der Tür und Hinata schreckte zusammen. Mist, wer konnte denn das sein?! Nervös schaute sie zu Itachi, beschloss dann aber, ihn schlafen lassen zu können, wenn sie diesen Jemand nur nicht in ihr Zimmer ließ. Eilig schlüpfte sie in ein luftiges Kleid und eilte dann hinunter zur Tür, an der es schon wieder ungeduldig klopfte. Mit einem mulmigen Gefühl im Bauch öffnete sie und erblickte eine von einem Bein aufs anderre hüpfende Sakura. Hinata fiel ein Stein vom Herzen und sie stieß erleichtert die Luft aus. „Erschreck mich doch nicht so...“ „Du bist nicht zu mir gekommen, also bin ich hier.“, erklärte das Mädchen fröhlich und drängte sich an Hinata vorbei ins Innere des Hauses. „Ähm...“, stotterte diese und schaute hinter Sakura her, die mit ihren mitgebrachten Tüten bereits in der Küche verschwand. „Vielleicht solltest du... ähh... ich bin mir nicht sicher... ob..“, versuchte sie zu erklären und wurde rot. „Was ist denn?“, fragte die Rosahaarige irritiert nach. „Naja... er ist hier...“, gestand sie leise. „...Itachi?!“, kam es heftig zurück, „ er ist hier? Wo???“ „...Er schläft noch...“, meinte Hinata errötend. „Oh...“, Sakura blieb der Mund offen stehen und mit großen Augen schaute sie Hinata erstaunt und irgendwie auch verzückt an. Nach einer Weile räusperte sie sich, wandte sich wieder ihren Lebensmitteln zu und fragte mit beiläufigem Tonfall: „Und, ist dir schon was eingefallen?“ „Nichts von belang... ich weiß einfach nicht, wie ich diese Hochzeit jemals verhindern könnte...“ „Mhm...“ Sie schwiegen eine ganze Zeit lang, während Sakura stumm das Essen zubereitete. „Und du kannst auch nicht einfach bei der Hochzeit sagen, das du nicht heiraten willst?“ „Wohl kaum... Sasuke würde mich töten... und mein Vater wahrscheinlich auch.“ „Ach je...“ Sakura seufzte und verteilte dass von ihr fabrizierte Mahl auf zwei Teller. Während sie aßen, meinte Sakura irgendwann kauend: „Ganz klar, das einzige was dir bleibt, ist abzuhauen.“ Hinara verschluckte sich beinahe und sah Sakura groß an. Leise nuschelte sie: „Mhm... vermutlich hast du recht, aber ich kann hier nicht einfach abhauen. Irgendwer würde garantiert merken, das ich verschwunden bin. Ich glaube, ich würde nicht weit kommen... außerdem... ich weiß nicht, ob ich mein bisheriges Leben einfach aufgeben könnte...“ „Dein Leben ist furchtbar! Das wirst do ja wohl hinter dir lassen können!“, rif Sakura aufgeregt. „Ja, aber die Menschen... Naruto, du... und all die anderen.Selbst Hanabi müsste ich zurücklassen.“ Ihre Stimme war leise geworden und bei der Vorstellung, das alles zu verlieren, zog sich ihr Bauch zusammen. Sakura verzog den Mund und schaute sie reumütig an. „Naja, aber du kannst auch neue Leute kennenlernen... e gibt doch auch außerhalb des Dorfes sicher viele, mit denen du dich verstehen könntest.“, versuchte sie, ermutigend zu wirken. „Mhm...“, murmelte die Schwarzhaarige. Sie verstummten und Hinata stocherte nervös in ihrem Essen herum. Plötzlich weiteten sich Sakuras Augen und sie starrte wie hypnotisiert auf einen Punkt hinter Hinata. Diese fragte sich einen Moment erschrocken, was mit ihrer Freundin los war, dann drehte sie sich um und sah Itachi mit ruhiger Miene im Türrahmen lehnen. Sein Haar war noch immer offen und es sah einfach nur unglaublich aus. „Jetzt kann ich dich fast verstehen...“, murmelte Sakura, noch immer Itachi anstarrend. Hinata verdrehte grinsend die Augen und meinte nur: „Guten Morgen.“ Itachi deutete ein leichtes Lächeln an und kam dann auf Hinata zu, um sich neben ihr an den Tisch zu setzen. „Das ist Sakura.“, stellte sie das andere Mädchen vor und ergänzte noch, „meine beste Freundin.“ Sakura lächelte und meinte: „Momentan bin ich ja eher damit beschäftigt, doch loszuwerden.“ Hinata murmelte etwas unverständliches und wandte den Blick ab. Itachi machte ein nachdenkliches Gesicht und musterte Sakura mit abwesendem Blick. Plötzlich flatterte Black durch die Tür in die Küche und ließ sich auf Itachis Schulter nieder. Er strich ihm über die Flügel und ließ ihn auf seine Hand staksen. Kurz sah er ihm konzentriert in die Augen, dann erhob der Rabe sich wieder in die Luft und flatterte durch das offene Küchenfenster hinaus. „Fliegt er zu den anderen?“, fragte Hinata und sah dem Tier hinterher. „Ja, ich darf sie nicht unbeobachtet lassen.“ Hinata wusste, das er die Ninja meinte und nickte. Sie wollte ihm gerade etwas zu essen anbieten, als es schon wieder an der Tür klopfte. „Was zum...“, entfuhr es ihr und sie warf Sakura und Itachi einen eindeutigen Blick zu, bevor sie zur Tür lief und sie einen Spalt breit öffnete. Ihr wurde beinahe schlecht, als sie Sasuke erblickte. „Sasuke... was..“ „Guten Morgen Hinata.“, meinte er mit betont süßer Stimme und legte den Kopf schräg, „darf ich reinkommen?“ 'Auf keinen Fall!!!' „Ähm... vielleicht besser nicht...“, versuchte sie ihn abzuwehren. Kommentarlos drängte er sich an ihr vorbei und schaute sich misstrauisch im Flur um. „Was könntest du für einen Grund haben, mich nicht reinlassen zu wollen?“, fragte er mit finsterer Stimme. Hinata wurde rot. „Ich...“ „Ich hab schon wieder einen Raben vor dem Haus gesehen. Was hast du mit diesem Vieh zu schaffen?“, zischte er wütend. Hinata hatte den starken Verdacht, das seine Wut nicht nur von dem Anblick dieses Tieres herrührte... „Ich weiß nicht, was du meinst.“, hauchte sie verstört. Plötzlich erklang aus der Küche ein scheppern und ein unterdrücktes Fluchen, gleich darauf helles Gelächter. Sasuke lief zur Küche, Hinata folgte ihm auf den Fuß und erblickte eine am Boden zwischen Töpfen sitzende Sakura und eine kichernde Ino, die sich kaum halten konnte vor lachen. Auf den ersten Blick war Hinata erleichtert. Itachi musste sich in Ino verwandelt haben... aber dann stutzte sie. Sakura hatte doch an der linken Seite des Tisches gesessen und nun thronte Ino dort und Sakura saß rechts auf dem Boden. 'Natürlich...', kam es Hinata in den Kopf, 'Itachi kennt Ino ja gar nicht. Vermutlich hat er sich in Sakura und Sakura sich in Ino verwandelt...' Unwillkürlich musste sie grinsen und schlug sich eine Hand vor den Mund. Sasuke zog die Augenbrauen zusammen und warf ihr einen tödlichen Blick zu. „Was soll das hier?“, fragte er mit kalter Stimme. „Mädchennachmittag, deshalb meinte ich, du solltest vielleicht nicht rein kommen...“, sie guckte unschuldig. Er wirkte jetzt schon mehr als genervt. Die falsche Sakura rappelte sich mühselig wieder auf, warf der falschen Ino einen tödlichen Blick zu und meinte dann mit quitschsüßer Stimme: „Hallo Sasuke!“ Ihr Grinsen war umwerfend. 'Oh Gott...', dachte sie, 'Armer Itachi, aber er macht seine Sache echt gut.' sie verfluchte ihr nerviges Schicksal, als es erneut an der Tür klopfte. 'Wer kommt den jetzt noch?', fragte sie sich halb im Boden versinkend, lief durch den Flur und öffnete mit zitternden Knien. „Hey!“, schlug ihr ein enzückter Schrei entgegen, „Ich dachte, ich besuch dich mal Süße!“ „Tolles Timing Ino...“, murmelte Hinata und wollte einfach nur noch sterben. „Daef ich rein?“, fragte Ino fröhlich. Hinata versuchte krampfhaft, sich zu beruhigen und flüsterte hektisch: „Du musst dich verwandeln! ...zum Beispiel in Tenten.“ „Warum...?“ „Frag bitte nicht, mach einfach wenn du rein willst. Du wirst sehen warum!“ Ino schaute kurz verwirrt, dann tat sie, wie ihr geheißen und kurz darauf stand eine fragend guckende falsche Tenten vor ihr. Hinata seufzte und meinte resigniert: „Gut, komm rein.“ Zusammen kehrten sie in die Küche zurück, in der ein wahres Chaos aus einer sich totlachenden falschen Ino, einer schmachtenden falschen Sakura und einem mehr als genervten Sasuke herrschte, der bei dem Anblick der falschen Tenten fast einen Nervenzusammenbruch bekam, denn so, wie er die Mädchen kannte, wusste er, was jetzt kam. Ino verschaffte sich einen kurzen Überblick über die Situation, blinzelte eine Sekunde irritiert und Hinata sah ihr an, das sie eben versuchte, sich in Tentens Rolle hineinzuversetzen. Ohne weiter nachzudenken warf Tenten Ino einen eindeutigen Blick zu und meinte: „Welch ein Wunder dich hier anzutreffen...“, ihre Stimme troff vor Verachtung, „Hast wohl kein eigenes zu Hause mehr?“ Sasuke atmete tief ein und erlaubte sich, kurz die Augen zu schließen, um seine Fassung zu wahren. „Ach und du?“, kam es selbstgefällig zurück, „Bist wohl hier, um Hinatas Geschmack zu verderben? Aber sorry, das Brautkleid wirst du bestimmt nicht aussuchen!“ „Was gibst du dich überhaupt mit diesem Miststück ab?!“,wandte sich Tenten jetzt beleidigt an Hinata und diese blickte hilfesuchend zu Sakura, die sich auch gleich darauf mit einmischte und die anderen mit beleidigenden Sprüchen zum Schweigen zu bringen versuchte. Aber die ließen es sich nicht nehmen, zurückzukeifen und kurz darauf war der reinste Zickenkrieg ausgebrochen. Hinata stieß hilflos die Luft aus und kratzte sich ratlos am Kopf. Sasuke war zu ihrer inneren Freude nicht mehr gewillt, sich das länger anzutun und so packte er Hinata am Arm und zerrte sie mit sich in den Flur. „Was auch immer das gerade zu bedeuten hat...“, begann er und sie hörte, das er sich sehr um einen ruhigen Ton bemühen musste, „es ist mir relativ egal, auch wenn das hier nicht so wirklich geplant wirkt. Aber ich spüre, das du mir etwas verheimlichst. Und keine Sorge, ich werde es schon noch herausfinden.“ Den letzten Satz hatte er so leise gezischt, das sie sich bemühen musste, ihn zu verstehen, was angesichts des Gezeters, das aus der Küche drang, nicht so einfach war. Stumm schaute sie ihn an, schaute in diese tiefen schwarzen Augen. Er presste erbittert die Lippen aufeinander, dann ließ er sie los und verschwand durch die Küche nach draußen. Kapitel 12: ...gute Frage ------------------------- Erleichtert stieß sie die Luft aus und strich sich eine Strähne aus der Stirn. Mit schlurfenden Schritten kehrte sie in die Küche zurück und sagte leise: „Er ist weg.“ Sofort verstummte das Gezanke und die drei Mädchen sahen sie an. Dann wurden Blicke zwischen Sakura und Ino getauscht, Tenten blickte nur verwirrt in die Gegend. „Tja, also...“, seufzte Hinata, „Ich schätze, wir müssen noch jemanden einweihen. Nach diesem Theater sind wir dir das schuldig Ino.“ Sie blickte zu Tenten und diese löste ihre Kunst, sodass bald darauf Ino vor ihnen stand. „So und wer ist jetzt mein Doppelgänger?“, verlangte diese zu wissen und erlaubte sich nun endlich, irritiert zu gucken. Hinata nickte nur müde und darauf stand nur noch eine Ino, dafür aber zwei Sakuras im Raum. Inos Stirnfurchen vertieften sich noch und sie sah Hinata an, als sei diese verrückt geworden. „Mhm... du musst mir jetzt versprechen, dich nicht zu erschrecken, nicht laut loszuschreien und bitte nicht hysterisch zu quietschen. Das würden meine Ohren gerade nicht aushalten.“, meinte Hinata und blickte flüchtig fragend zur falschen Sakura, die aber nur beruhigend nickte. Ino presste fest die Lippen aufeinander und brachte die anderen Mädchen damit zum Grinsen. Nun löste auch Itachi seine Kunst und Ino befolgte Hinatas Bitte, aber ein Luftschnappen und vehementes Anstarren konnte sie nicht verhindern. „Oh Hinata... du hast eine seltsame Neigung zu Problemen...“, hauchte sie fassungslos und schüttelte leicht den Kopf. Hinata zuckte nur die Schultern und meinte zu Itachi: „Sorry wegen des Chaos...“ Der nahm es so hin, wirkte allerdings wieder sehr ruhig und nachdenklich. Wie seltsam musste es auch sein, nach so langer Zeit seinen Bruder wiederzusehen und zu wissen, das er einen ohne mit der Wimper zu zucken töten würde? Einvernehmlich setzten sie sich an den Tisch und Hinata fand sich mit der Situation ab und erklärte Ino kurz ihr Problem, wobei sie nicht vermeiden konnte, rot wie eine Tomate zu werden, als es um die Sache mit der Liebe ging... „Ach je...“, kommentierte Ino mit gerunzelter Stirn. „Ziemlich blöd, ne?“ Hinata seufzte: „Sag mit was neues...“ „Und was wirst du jetzt tun?“ „Bin noch am Überlegen, das ist echt kompliziert...“ Seufzend vergrub sie ihr Gesicht in den Händen und ihre Haare fielen nach vorn. „Mhm... also wenn ich dir irgendwie helfen kann, tue ich das gern.“, grinste Ino verschwörerisch und zwinkerte ihr zu. Hinata ließ das unkommentiert und sah statt dessen zu Itachi. „Vielleicht solltest du jetzt besser gehen, bevor sowas nochmal passiert...“, murmelte sie und er nickte knapp. Schweigend erhob er sich, gab ihr einen Kuss auf dir Stirn und war dann verschwunden, bevor sie reagieren konnte. „Ohhh...!“, quietschtee Ino nun begeistert, „Der ist ja noch viel süßer als Sasuke! Was willst du denn da noch überlegen? Du gehst natürlich mit ihm!“ „Leicht gesagt.“, konterte Hinata, „Überleg dir doch mal meine Situation. Ich kann hier nicht so einfach weg. Ich brauche eine Möglichkeit, wie ich fliehen kann, ohne das es jemand merkt. Aber so, wie Sasuke gerade gelaunt ist, wird er wahrscheinlich jede halbe Stunde nach mir sehen. Er ist sehr misstrauisch...“ „Und ja wohl zu Recht, was in dem Fall dein großes Pech ist. Du weißt ja, wie er zu seinem Bruder steht.“ „Nur zu gut... du müsstest ihn mal erleben, was er für einen Aufstand wegen dieses Rabens macht. Ich habe das ungute Gefühl, das er etwas weiß... und es scheint so, als würde er nach Itachi suchen, allerdings sagt er niemandem etwas davon.“ „Ganz schöner Mist.“, kommentierte Ino seufzend, „Da müssen wir uns wohl ebenfalls was einfallen lassen.“ „Auch leicht gesagt.“, schaltete Sakura sich ein, die bisher den stummen Zuhörer gespielt hatte, „Ich meine, bei seiner Laune kann sich ihm niemand auf fünf Meter nähern, ohne das er explodiert.“ Hinata musste kichern und presste sich eine Hand vor den Mund. „Was für ein passender Vergleich.“, seufzte sie und stützte beide Ellbogen auf die Tischplatte. Nachdenklich zog sie die Augenbrauen in die Höhe und starrte monoton vor sich auf den Tisch. Plötzlich richtete sich Ino auf und starrte Hinata durchdringend an. „Weißt du was du machen musst?“ „Mhm?“, machte Hinata fragend. „Sasuke ablenken.“, meinte Ino knapp. „So weit waren wir auch schon. Aber wie denn?“ „Du bist seine Verlobte, bitte ihn um ein Date!“, tönte die Blonde, als sei es das naheliegenste, das es gab. Hinata stieg die Röte ins Gesicht. Unwillkürlich musste sie wieder an die gemeinsame Nacht mit ihm denken und ihr wurde heiß. Doch sofort schob sich die Erinnerung an Itachi darüber und gleichzeitig wieder ihre Gedanken, wie viel besser seine Nähe doch war... Ein Kribbeln fuhr durch ihren Körper und beinahe bildete sie sich ein, seine Berührungen auf ihrer Haut spüren zu können. Mit hochrotem Kopf murmelte sie: „Ich... ich glaube... das wäre keine sehr gute Idee...“ „Warum so verlegen?“, hänselte Sakura sie grinsend, „Man könnte meinen, du hast etwas angestellt, weshalb du ihm nicht mehr in die Augen gucken kannst...“, überlegte sie mit boshaft belustigter Stimme. Hinata verschluckte sich an ihrem eigenen Speichel und bekam einen Hustenanfall. Ino klopfte ihr gönnerhaft auf den Rücken und wisperte: „Verdächtig, nicht?“ Hinata war sich sicher, das Sakura noch weiter darauf herumgeritten hätte, wäre es hierbei nicht um Sasuke gegangen. Statt dessen verschloss sich ihr Blick und es war klar, das sie nicht in Betracht ziehen wollte, das irgendetwas passiert sein konnte. Doch zur Sicherheit warf sie Hinata trotzdem noch einen warnenden Blick zu. Diese guckte unschuldig und versuchte, sich nichts anmerken zu lassen. Mit Sakura wollte sie es sich bestimmt nicht wegen ihrer unerklärlichen Anwandlung verscherzen. „Also Hina? Wie sollen wir ihn ablenken, wenn du dich nicht aufopfern kannst, die verliebte zu spielen?“, kehrte Ino zum Ursprung der Frage zurück. Hinata dachte an Sasuke und ihre gemeinsame Nacht und fast auf Anhieb wurde ihr übel. „Ich und verliebt... das soll wohl ein Witz sein...“ Sakura verzog die Lippen zu einem beleidigten Schmollmund. Offensichtlich konnte sie sich nicht zwischen der Freude, das Hinata nichts von Sasuke wollte, und der Empörung, wie sie nur nichts von ihm wollen konnte, entscheiden. Nach kurzem missmutigem Schweigen meinte sie dann lediglich: „Rede wenigstens nicht so abfällig von ihm...“ „Wieso? Er ist ein Arschloch.“, erwiderte Hinata unüberlegt und verkroch sich gleich darauf erschrocken unter dem Tisch, als Sakura aufsprang und um ihre Ehre fürchtend fürchterlich anfing zu zetern. Ino betrachtete die Szene feixend und brach kurz darauf in schallendes Gelächter aus, da Sakura sich einfach zu amüsant gebärdete. Nach einer Weile wurde es ihr aber zu bunt und sie meinte versöhnlich: „Jetzt beruhig dich doch mal. Hinata meinte es bestimmt nicht so.“ Sakura stieß ein Schnauben aus und ließ sich wie ein nasser Mehlsack auf den Stuhl plumpsen. Hinata tauchte wieder aus der Versenkung auf und schaute vorsichtig zu Sakura herüber, bevor sie sich auch wieder auf ihren Stuhl begab und, wie schon so viele Male an diesem Abend, seufzte. „Ich wollte dich ja nicht beleidigen.“, murmelte sie entschuldigend. „Mhm...“, murrte Sakura. Eine Weile herrschte Schweigen und alle drei Mädchen wühlten in ihren Köpfen nach einer Möglichkeit, Sasuke von seiner Suche nach Itachi abzulenken. Irgendwann stöhnte Hinata gequält auf und meinte mürrisch: „Es gibt wohl keine andere Möglichkeit... ich muss mich mit ihm treffen.“ „Bravo!“, bestätigte sie Ino in ihrer Annahme. „Aber weißt du, was wir machen können?“, grinste sie verwegen und beugte sich mit einem verschwörerischen Lächeln zu Sakura herüber. Diese zog die Augenbrauen hoch und spitzte die Ohren in der Hoffnung, die Blondine würde etwas konstruktives von sich geben. Ohne Hinata weiter zu beachten, begann Ino aufgeregt mit Sakura zu tuscheln und diese begann kurz darauf ebenso spitzbübisch zu grinsen, wie die Blonde. „Ähm... was hab ich verpasst...?“, erkundigte Hinata sich vorsichtig und schaute die anderen irritiert an. „Pass auf.“, schmunzelte Ino und biss sich auf die Lippe, um nicht loszuprusten. Sie erhob sich, formte ein paar Fingerzeichen für die Verwandlung und flatterte kurz darauf als Rabe durch den Raum. Er glich Black erschreckend. Hinata fielen beinahe die Augen aus dem Kopf und gleich darauf musste sie selbst laut loslachen. „Natürlich!“, kicherte sie nach Luft japsend und fiel beinahe vom Stuhl. „Sowas hätte mir echt früher einfallen müssen...“ Sie hielt sich den Bauch und krümmte sich kichernd zusammen. „Wir können ihm ja um die Nase schwirren, bis er merkt, das wir nicht echt sind.“, meinte Sakura grinsend und steckte die beiden anderen mit an. „Aber ich kann da nicht mitmachen.“, gab Hinata zu bedenken, „Wenn er merken würde, das ich das bin, könnte er sich denken, das es nur zu Ablenkung gedacht ist.“ „Wohl wahr.“, stimmte Ino zu, „Dann machen wir es eben zu zweit, ist doch auch okay.“, wandte sie sich an Sakura, die begeistert nickte. „Und wegen Itachi denken wir nochmal nach.“, versprachen die beiden und lächelten sie beruhigend an. „Es ist toll von euch, das ihr mir helfen wollt.“, bedankte die Schwarzhaarige sich und erwiderte das Lächeln fröhlich. Sie war wirklich erleichtert, das sie da Hilfe bekam, auch wenn die reine Tatsache, das sie Sasuke heiraten sollte, immer noch dumpf auf ihr Gemüt drückte. „Naja... ich muss jetzt mal los, ich wollte noch einkaufen.“, erklärte Sakura und begann, die restlichen Lebensmittel einzusammeln, die von ihrer Kochaktion noch übrig waren. „Wir sehen uns dann demnächst!“, trällerte sie noch, durch die Haustür verschwand, ohne auf eine Verabschiedung seitens Hinata zu warten. „Ja, dann bis später.“, murmelte diese augenverdrehend, nachdem sich die Tür schon lange wieder geschlossen hatte. Ino schüttelte schmunzelnd den Kopf und verabschiedete sich dann ebenfalls mit dem Argument, ihrer Mutter noch im Blumenladen helfen zu wollen. Als die beiden weg waren, räumte Hinata nachdenklich das Geschirr in die Spüle und ging dann, sich die Lippe zerkauend, in ihr Zimmer, um sich endlich um die fehlenden Einladungen zu kümmern. Einige Minuten saß sie an ihrem Schreibtisch, gedankenverloren einen Stift in der Hand haltend, um dann festzustellen, das sie doch gar nicht die Liste mit den Namen hatte... Sie lief die Treppe runter in den Wohnraum, um die Liste zu holen, als sich die Haustür öffnete und Hanabi in die Wohnung trat. Sie wirkte zerzaust und ihre Kleidung saß nicht richtig, noch dazu waren ihre Wangen gerötet und ihr Atem ging schnell und flach. Heftig schmiss sie die Tür zu und lehnte sich aufatmend mit dem Rücken dagegen. Dann erblickte sie Hinata, welche sie mit großen Augen anschaute, und seufzte, mit der Neugierde ihrer Schwester rechnend, gequält auf. Hinatas Gedanken kreisten bei dem Anblick ihrer Schwester schlagartig um die Frage, was mit ihr passiert war und sofort äußerte sie ihre Besorgnis: „Hast du dich etwa geprügelt...?“ Hanabi atmete hektisch ein und aus und schüttelte leicht den Kopf, wobei ihr zerzasutes Haar in kleinen Strähnen ihr Gesicht umrahmend, in Kreuseln auf und ab hüpfte. „Was ist denn los mit dir?“ Hanabi schluckte und Hinata sah, das sie den Kopf leicht zwischen die Schultern gezogen hatte. Hastig zog ihre kleine Schwester ihre sommerliche Kleidung glatt und sagte nur leise: „Es ist nichts...“ Sie richtete sich auf und hastete die Treppe hinauf ins Bad. Kurz darauf konnte Hinata die Brause der Dusche hören. Nachdenklich schaute sie die Treppe hinauf, wo Hanabi eben verschwunden war, und zog die Augenbrauen zusammen. So verhielt sich das Mädchen doch sonst nie... was war nur los...? Kapitel 13: Angriff... ---------------------- In Gedanken versunken suchte Hinata im Wohnraum nach der Liste, bis sie sie schließlich zwischen einigen Zetteln, die alle irgendetwas mit der Hochzeit zu tun hatten, fand. Damit kehrte sie in ihr Zimmer zurück und machte sich daran, die vielen fehlenden Einladungen zu schreiben, die ihre Mutter später dann verteilen lassen würde. Währenddessen schweiften ihre Gedanken in alle möglichen Richtungen ab und schon nach kurzer Zeit fragte sie sich, was sie mit diesem Abend machen sollte, da ihre Eltern erst den nächsten Tag wiederkommen würden. Doch die Entscheidung wurde ihr vorerst abgenommen, da die Aufregung des Tages ihren Tribut forderte und sie, mit dem Kopf auf der Tischplatte liegend, sanft einschlief. Es war erst früher Abend als sie erwachte und sich mit einem Ruck aufsetzte.sie musste kurz blinzeln, bis sich ihre Augen an das Dämmerlicht gewöhnt hatten. Verwirrt sah sie sich um, als sie realisierte, dass das Fenster offen stand. Die kühle Luft hatte wohl auch dafür gesorgt, das sie wieder erwacht war. Sie stöhnte und fuhr sich durch die Haare, ehe sie in der Bewegung inne hielt und zum Bett schaute, wo sich ein dunkler Schemen abhob. Plötzlich begann dieser sich zu bewegen und aus dem Dunkel ihres Zimmers flatterte ein schwarzes Etwas auf sie zu und sie schrie leise auf und ließ furchtbar erschrocken den Stift los, den sie noch immer in der Hand gehalten hatte. Mit einem leisen Klappern fiel er auf den Boden und blieb dort liegen, während der Schemen sich- wie konnte es anders sein- als ein Rabe herausstellte, der es sich auf den bereits fertig geschriebenen Einladungen bequem machte. Hinata atmete hörbar aus und seufzte erleichtert: „Black... was zum Kuckuck machst du denn schon wieder hier? Und seit wann kannst du Fenster öffnen...?“, fuhr sie fort und runzelte die Stirn. „Er hat dich wohl vermisst.“, ertönte es da vom Bett und Hinata erschreckte sich erneut zu Tode. „Wie oft hab ich dir schon gesagt, dass du mich nicht so erschrecken sollst?!“, fuhr sie Itachi ärgerlich an, während sie ihm böse in die Augen schaute. „...Und ich hab dich auch vermisst.“, fuhr er ungerührt fort, doch jetzt klang seine Stimme zärtlich und liebevoll. Bei ihrem samtigen Klang lief ihr ein Schauer über den Rücken und sofort spürte sie wieder die Sehnsucht ihn zu berühren und seine Wärme zu spüren. „...Du bist unfair.“, murmelte sie und betrachtete ihn, wie er auf ihrem Bett halb lag, halb saß und sie neckisch anschaute. „Ich weiß.“, meinte er und ein zartes Lächeln schlich sich auf seine Lippen. „Tss...“ Sie schüttelte den Kopf und setzte sich neben ihm aufs Bett, um sich an ihn zu kuscheln. „Was genau ist das eigentlich zwischen uns...?“, nuschelte sie an seiner Brust und konnte es nicht verhindern, das sich eine leichte Röte auf ihre Wangen stahl. Ihre schüchterne Seite würde sie wohl nie richtig ablegen können. „Ich weiß nicht...“, meinte er, die Augen nachdenklich zur Decke gerichtet, „Aber was auch immer es ist, ich habe ein großes Interesse daran, das mehr daraus wird.“ Er zog sie näher an sich und drückte ihr einen Kuss auf die Haare. „Mhm...“, meinte sie leise und spielte mit einer Strähne seines langen Haares. „Wie lange bist du schon hier?“, fragte sie leise, konzentrierte sich aber weiterhin auf sein pechschwarzes Haar, das sie immer wieder um ihren Finger wickelte. „Nicht lange. Eine halbe Stunde vielleicht. Es war gerade dunkel genug, das ich ungesehen herkommen konnte.“, erwiderte er in gelangweiltem Tonfall. „Stimmt...“, murmelte sie, „Ist das nicht viel zu riskant?“ Er schüttelte sanft den Kopf und entzog ihr mit dieser Bewegung seine Haarsträhne, was sie mit einem Schmollmund kommentierte. Sie schwiegen eine Weile und genossen ihre stumme Zweisamkeit. Irgendwann fragte sie leise: „Wie war das eigentlich damals, als du abgehauen bist...?“ Er atmete tief ein und starrte an die Gegenüberliegende Zimmerwand, dann ließ er den Kopf in die Kissen sinken und seufzte: „Es war keine sehr schöne Situation, wie du dir denken kannst. Aber ich weiß nicht, wie Sasuke es zu dieser Zeit wahrgenommen hat.“ Er strich sich eine der kürzeren Haarsträhne hinters Ohr, die sich immer aus dem Zopf lösten. „Du weißt, ich war ziemlich gut in der Schule und auch sonst und habe große Fortschritte gemacht. Mein Vater hat mich gedrillt und mit ziemlich viel abverlangt. Es war furchtbar, auch wenn man es mir vielleicht nicht angemerkt hat. Bei all dem wollte Sasuke ständig, das ich mit ihm trainiere, da er auch besser werden und von Vater anerkannt werden wollte. Auch für ihn war es eine Qual, da nie jemand für ihn da war. Und dann bekamen wir auch noch unsere Schwester. Für Sasuke war das echt niederschmetternd, da sie alle noch vorhandene Aufmerksamkeit bekam. Noch dazu war sie sehr schwächlich und brauchte viel Fürsorge. Auf Mutters Wunsch hin investierte ich alle Zeit, die ich nicht mit trainieren verbrachte, in die Sorge um Sayu, sodass Sasuke selbst für mich fast wie Luft wurde, dabei liebte ich ihn wirklich sehr und es tat mir weh, ihn so einsam zu sehen. Und ich wusste, dass das nicht so weitergehen konnte.“ Er machte eine kurze Pause und strich Hinata beiläufig aber liebevoll über die Haare. Sie schwieg und wartete, das er weitersprach. Er schien kurz nachzudenken, dann meinte er: „Sayu ging es trotz der Pflege immer schlechter und an ihrem nicht sehr fröhlichen zweiten Geburtstag beschloss ich, zu fliehen, weil ich wusste, das weder Sasuke noch ich dieses Leben länger aushalten würden. Ich fühlte mich zu sehr in eine Richtung geschoben und Sasuke fehlte es entscheiden an Liebe und Zuwendung. Also bereitete ich meine Flucht vor und wartete... das Bewusstsein, das ich eigentlich nur noch auf Sayus Tod wartete, schnitt mir ins Herz, aber ich wusste auch, das es nicht anders ging. Aber es dauerte auch nicht mehr lange, bis sie starb und es verletzte mich mehr, als ich gedacht hatte. Nach der Beerdigung floh ich dann in einer Situation, wo sich sowieso keiner um mich kümmerte. Sie merkten zwar irgendwann, das ich weg war und suchten mich auch, aber ich bin ihnen entkommen und nach Suna geflohen, obwohl es mich mit aller Kraft zu Sasuke zurückzog. Es war besser so, auch wenn er mich jetzt hasst, weil ich ihn allein gelassen hab. Ich glaube, er hat es bis heute nicht richtig verstanden...“ „Wie hast du das nur geschafft...?“, murmelte sie nach einer Weile niedergeschlagen. Bei ihr war es doch nicht so viel anders... sie wurde beharrlich in eine Richtung geschoben und Hanabi blieb sich selbst überlassen. Und es würde ihr so wehtun, sie hierlassen zu müssen, sie konnte es sich immer noch nicht vorstellen. „Ich weiß nicht...“, murmelte er, „Es hat auch verdammt lange gedauert, bis ich den inneren Abstand gewonnen hatte, damit klarzukommen. Aber ich habe auch viel Hilfe bekommen. Gaara und seine Geschwister haben sich viel mit mir unterhalten und ich habe ihnen alles erzählt, noch lange bevor Gaara sein Amt antrat. Ich kann mir gar nicht vorstellen, wie blöd es für die drei gewesen sein muss, hier nie etwas davon erzählen zu können. Und das, obwohl sie im Gegensatz zu mir sehen konnten, wie es Sasuke ging.“ „Man hat ihnen nie etwas angemerkt...“, überlegte Hinata erstaunt, „Wer hätte gedacht, das sie so ein Geheimnis mit sich herumtragen...“ „Wie auch immer...“, meinte er knapp und schüttelte wieder leicht den Kopf. „Und die anderen Dorfbewohner? Was glaubst du hat man ihnen erzählt, das sie dich so verachten?“, fragte sie neugierig. „Ich weiß nicht.“, meinte er mit tonloser Stimme und es klang endgültig, also schwieg sie und beschränkte sich darauf, sich eng an ihn zu kuscheln und seine Wärme zu spüren. In der Stille und der zunehmenden Dunkelheit war sie sich seiner Nähe nur zu doll bewusst und sofort wurde sie wieder von Fantasien geplagt und immer deutlicher wurde der Wunsch, ihn zu berühren... sie spürte beinahe, wie sie rot wurde und dankte der Dunkelheit, das Itachi es nicht sehen konnte. Nervös zupfte sie an einer seiner Strähnen herum und biss sich auf die Lippe. Konnte das denn nicht einfach aufhören...? „Was ist los?“, fragte er mit sanfter, aber belustigter Stimme. „Hmm?“, schreckte Hinata auf und fluchte innerlich. Warum musste man ihr ihre Nervosität auch immer anmerken?! Itachi beugte sich leicht zu ihr herunter und strich ihr zart über die Wange. Sie schaute mit großen Augen von unten zu ihm hoch, das Gesicht in seinem Oberteil vergraben. „Warum nur bist du immer noch so schüchtern?“, lächelte er amüsiert und sie wurde schon wieder rot. Ja, warum, nach dem, was sie schon miteinander angestellt hatten? Sie zerkaute ihre Lippe regelrecht, bis er leicht ihr Kinn anhob und sie neugierig und mit einem Funkeln in den Augen ansah. Verzweifelt biss sie sich schon wieder auf die Lippe und sah sich hilfesuchend im inzwischen schon recht dunklen Zimmer um. Nur schemenhaft wurden Umrisse vom sanften Licht des Mondes beschienen und hoben sich konturlos aus der Finsternis hervor. „Was muss man tun, damit du deine Scheu verlierst...?“, provozierte er sie schmunzelnd und beugte sich ihr herunter. Sie wusste genau, das er sie herausfordern wollte, doch sie war zu abgelenkt, als das ihr Stolz hätte rebellieren können. Atemlos beobachtete sie, wie er ihr quälend langsam immer näher kam und sie dabei mit einem raubtierhaften Blick fixierte. Sie spürte die Spannung zwischen ihnen, die nur noch stieg, als er kurz vor ihren Lippen stoppte, nur noch etwa zwei Zentimeter trennten sie noch voneinander... Sein warmer Atem strich über ihre Lippen, sie fühlte sich, als würden kleine Blitze zwischen ihnen zucken. Schmerzlich sehnte sie sich nach dieser simplen Berührung, eine unglaubliche Hitze breitete sich in ihr aus und sie hatte das Gefühl, keine Luft mehr zu bekommen. Noch dazu war sie wahrscheinlich rot wie eine Tomate. Sie verlor die Kontrolle über ihren Körper, so wie immer, wenn sie aufgeregt war. Keuchend rang sie nach Luft, doch es war schon zu spät. Vor ihren Augen wurde alles noch schwärzer, als es ohnehin schon war, und sie kippte zur Seite. Sie fand sich in Itachis Armen wieder, während er sie, leicht über sie gebeugt, aus seinen schwarzen Augen kopfschüttelnd, aber mit einem leichten Lächeln, betrachtete. „Wie schaffst du das nur immer...?“, hörte sie ihn murmeln. Sie schloss resignierend die Augen und ihre Unterlippe zitterte verdächtig, während sie unpassenderweise schon wieder die Hitze in ihre Wangen steigen fühlte. Wortlos zog er sie an sich und strich ihr beruhigend übers Haar. „Warum quälst du mich so?“, hauchte sie leise, doch er hörte, wie sie um ihre Fassung rang. Wieder strich er über ihr schwarzes Haar und meinte: „Wenn du nicht willst, das dich jemand quält, dann lass dich nicht quälen.“ Sanft umfasste er ihr Gesicht mit der freien Hand und legte seine weichen Lippen auf ihre. Es war kein richtiger Kuss, mehr, als würde eine Feder ihre Haut berühren. Sie spürte, wie sich eine Träne aus ihrem Augenwinkel stahl. Heftig und auch ein kleines bisschen frustriert packte sie Itachi an seinem langen Haar und zog ihn zu sich runter, sodass er mit dem Oberkörper halb auf ihr lag. Die Hitze schoss durch sie hindurch und sofort in ihren Kopf, sowie auch nach unten... sie seufzte auf und zog ihn noch enger an sich, schon wieder verlor sie die Kontrolle über sich selbst, aber diesmal störte es sie keineswegs. „Du hast also auch Krallen...“, neckte er sie atemlos, was sie ärgerlich fauchen ließ. Wütend versuchte sie, sich unter ihm hervorzukämpfen, um die Oberhand zu gewinnen, doch er hielt sie mühelos in Schach und ignorierte ihre Gegenwehr vehement, während er ihren Protest mit Küssen erstickte. Es brauchte nicht viel Zeit, bis sie völlig verausgabt und nach Luft ringend unter ihm lag, von ihrer Wehrhaftigkeit wie von seinen Küssen gleichermaßen außer Atem. „Und.. was soll ich jetzt machen? Du quälst mich noch immer...“, keuchte sie und versuchte die Hitze in ihrem Innern zu ignorieren, die er beständig anfachte. Er schmunzelte, gab ihr einen langen, heftigen Kuss und murmelte an ihren Lippen: „Angriff ist die beste Verteidigung...“, dann schoss seine Zunge in ihren Mund. Sie seufzte überwältigt, doch gleichzeitig rasten ihre Gedanken in einem tosenden Sturm durch ihren Kopf. Er hatte sein Ziel wohl erreicht... Mit den Händen fuhr sie unter sein Oberteil und krallte ihre Fingernägel in seinen muskulösen Rücken. Sie war für den Angriff bereit! Kapitel 14: ...und Verteidigung ------------------------------- Es war schon recht spät, als Hinata erwachte. Es musste bestimmt schon fast Mittag sein... Erschrocken fuhr sie hoch und stellte fest, dass sie allein war. Nichts deutete darauf hin, das Itachi gestern noch bei ihr gewesen war. Nur sein Umhang hing nach wie vor über dem Stuhl, wo er sich schon seit Tagen befand. Hastig stand sie auf und kleidete sich an. Lange konnte Itachi noch nicht weg sein, seine Betthälfte war schließlich noch warm gewesen. Sie trat auf den Flur hinaus und stockte, als sie das Rauschen von Wasser hörte. Duschte Hanabi etwa schon wieder...? Sie duschte doch sonst nie so oft... Irritiert ging sie hinunter in die Küche und blieb doch etwas erstaunt stehen, als sie Itachi am Tisch sitzen sah. Ein Rabe saß vor ihm auf der Platte und sah ihn ernst an. Hinata blieb in der Tür stehen und betrachtete die stille Kommunikation schweigend. Nach einer Weile regte sich der Vogel und flog durch das offene Fenster davon. Itachi drehte sich zu ihr und schaute sie mit einem trüben Lächeln an. „Guten Morgen.“, meinte er mit müder Stimme. „Was ist denn los?“, fragte sie besorgt, statt seine Begrüßung zu erwidern. Er zögerte kurz, dann meinte er: „Sasuke war vorhin hier.“ Hinata zuckte zusammen und riss die Augen auf. „Was wollte er?“, rief sie nun noch besorgter. „Ich weiß nicht. Hanabi ist zur Tür gegangen, doch als sie ihn sah, wurde sie furchtbar verstört und schrie ihn an, er solle sie und dich einfach in Ruhe lassen. Dann hat sie ihm die Tür vor der Nase zugeschlagen und ist unter der Dusche verschwunden. Hinata verengte die Augen und biss sich auf die Lippe. „Was ist nur mit ihr los? Und was ist passiert, dass sie so auf Sasuke reagiert...?“ Itachi schwieg und die Stille sagte ihr mehr als deutlich, dass das nicht alles war. Fragend schaute sie ihn an. „Meine Mission ist in knapp zwei Tagen beendet... dann werde ich wieder zurück nach Suna gehen.“, erklärte er mit tonloser Stimme und schaute sie leicht von unten an. Sie sah die Liebe in seinem Blick und die stumme Bitte, mit ihm zu kommen. Sie schluckte schwer und holte zitternd Luft. „In zwei Tagen...“, hauchte sie und schon drängte sich die Verzweiflung und Ratlosigkeit wieder in ihre Gedanken. „Zwei Tage...“, sie ließ sich auf einen Stuhl fallen und starrte angespannt zu Boden. „Nicht, Hinata...“, murmelte er in ihr Ohr und umarmte sie zärtlich. Sie hatte nicht mitbekommen, wie er hinter sie gelangt war, doch jetzt umschlang er sie mit seinen Armen und sie sog tief seinen betörenden Geruch ein. „Du würdest mir so fehlen...“, sagte sie leise und schmiegte sich mit geschlossenen Augen an ihn. „Dann komm mit mir...“, meinte er ebenso leise und strich über ihr schwarzes Haar. Sie verkrampfte sich merklich und unterdrückte den Drang, vor Überforderung zu schreien. „...Ich kann nicht. Ich kann das einfach nicht! Diese blöde Stimme hat Recht, ich bin viel zu schwach... wie soll ich dieses Leben jemals hinter mir lassen? Und... wie könnte ich Hanabi allein lassen...?“ Sie raufte sich die Haare und vergrub ihr Gesicht in den Händen. Er hielt sie weiter sanft im Arm und meinte leise: „Ich glaube, du könntest es...“ Sie schüttelte unruhig den Kopf und verharrte in ihrer Pose. Sie traute sich nicht, ihn anzuschauen, zu sehr schämte sie sich für ihre Schwäche. Sie blieb noch eine Ewigkeit so sitzen, versank völlig in sich selbst und reagierte nicht einmal, als Itachi sagte, dass er gehen müsse und daraufhin verschwand. Sie wusste nicht, wie lange sie schon hier saß, doch sie fühlte sich so einsam, als ob Itachi schon jetzt für immer verschwunden war. Frustriert seufzte sie und stützte ihren Kopf in die Hände. Was sollte sie nur tun? Die Bewusstmachung, dass sie nicht stark genug war, sich von ihrem Umfeld zu trennen, erschütterte ihr gesamtes Vorhaben und langsam fragte sie sich, was sie hier versuchte zu bewirken. Allmählich verschwammen ihr die Ziele vor Augen und ihre Motive verloren die Konturen. Schon wieder begannen die Stimmen, auf sie einzureden und ihr vorzuhalten, wie erbärmlich ihre Sehnsucht nach Freiheit war. Sie hielt sich die Ohren zu und schloss die Augen. Sie wollte doch einfach nur leben.... „Hinata?“. Hörte sie da leise die Stimme ihrer Schwester. Überrascht dah sie auf und hauchte: „Hanabi... Was ist?“ Das Mädchen stand in der Tür und sah sich scheu um, als fürchte sie sich vor etwas. Hinata sah sie fragend an und die andere zuckte leicht zusammen und setzte sich dann zu ihr an den Tisch. „War jemand hier?“, fragte sie mit leiser, zaghafter Stimme und sah schon wieder nervös um sich. „...Nein.“, log Hinata und wunderte sich selbst über ihre feste Stimme. Hanabi atmete hörbar aus und sackte in sich zusammen. „Ich bin so müde...“, murmelte sie mit dem Kopf auf der Tischplatte. „Dann schlaf...“, meinte Hinata und strich ihrer Schwester über die Haare. Sie spürte, wie das Mädchen leicht zusammenzuckte, doch dann seufzte Hanabi nur und meinte: „Ich kann doch nicht den ganzen Tag...“ Ein flüchtiges Lächeln huschte über Hinatas Gesicht. Ihre Schwester schaffte es irgendwie öfter, etwas zu sagen und im nächsten Moment zu widerlegen. Sie nahm eine Decke, die über einer der Stuhllehnen hing und legte sie der Jüngeren um die Schultern. „Ich wünschte, ich könnte dich beschützen...“, murmelte die Schwarzhaarige und schaute aus ihren weißen Augen auf das Mädchen herab. Eine Weile stand sie unschlüssig da, wusste nicht, was sie tun sollte, doch dann entschied sie sich, ihre Schwester nicht allein zu lassen. Sie lief schnell in ihr Zimmer, um die noch ungeschriebenen Einladungen zu holen und ihre Arbeit in der Küche fortzusetzen. Als sie nach dem Stapel der schon fertigen Karten griff, fiel ihr die schwarze Feder auf, die Black wohl in der vergangenen Nacht verloren hatte. Nachdenklich betrachtete sie sie und strich darüber, spürte die weichen Fasern an ihren Fingern... Alles verband sie mit dieser Feder. Auf eine bizarre Art und Weise schien Itachis gesamtes Wesen darin zu stecken. Sie schloss die Augen und zwang sich, nicht darüber nachzudenken. Mit einer bestimmten Bewegung ließ sie Feder in einer Schublade verschwinden und ging wieder in die Küche. Doch ihre trüben Gedanken ließen sie nicht los und sie verschrieb sich viel öfter, als ihr lieb war. Sie quälte sich eine ganze Weile damit herum und versuchte krampfhaft, sich zu konzentrieren und von Sasuke und Itachi abzulenken, die ihr einfach nicht aus dem Kopf gehen wollten, aber es hatte keinen Zweck. Frustriert schmetterte sie den Stift auf die Tischplatte und vergrub ihr Gesicht in den Händen. Sie spürte eine Träne in ihrem Augenwinkel und auf einmal fühlte sie sich völlig matt und erschöpft. Sie schaute zu ihrer Schwester, doch diese war bis jetzt noch nicht aufwacht. Seufzend entschied sie sich, Hanabi nun doch allein zu lassen und draußen ein bisschen die frische Luft zu genießen. Sie verließ das Haus, fühlte sich aber nach kurzer Zeit wieder unglaublich müde und setzte sich auf die Steintreppe vor der Tür. Sie hörte, wie im nahen Wand die Vögel und die Blätter raschelten, schwach vernahm sie den Lärm des Dorfzentrums und musste wiederum seufzen bei dem Gedanken, das alles hinter sich zu lassen... Tief sog die den Duft der Rosen in ihrem Garten ein und spürte die kalte Luft in ihrem Gesicht. Sie dachte an Itachis Geruch. Er war betörend und ließ jeden anderen Geruch grau erscheinen und doch bedeutete der der Blumen hier Heimat... Sie schaute sich um und erblickte den Kiesweg inmitten der Pflanzen, die sie so liebevoll gepflegt hatte, bevor dieses Chaos begonnen hatte. Das Dorf, der Wald, dieses Haus- alles symbolisierte den Ort, wo sie hingehörte. Auch, wenn sie sich schon oft gewünscht hatte, aus diesem Haus fliehen zu können, aber hier war Hanabi und die konnte sie ja nicht so einfach mitnehmen... Schwermütig starrte sie auf ihre Hände und zog die Knie näher an die Brust. Ein einziges Knäul an Für und Wider füllte ihren Kopf, wenn sie versuchte, einen Ausweg zu finden, so kam sie einfach nicht mehr weiter... Ein schriller Schrei ließ sie erschrocken zusammenzucken. Gleich darauf war sie auf den Beinen mit weit aufgerissenen Augen. Das war Hanabi gewesen! Sie hastete zurück ins Haus und fand ihre Schwester mit vor Schrecken verzerrter Miene steif wie ein Brett am Tisch sitzen, auf der anderen Seite des Tisches saß Black und schaute das Mädchen verwundert an. „Hanabi, was ist denn los?“, rief Hinata und lief zu ihrer Schwester, um ihr beruhigend eine Hand auf die Schulter zu legen. Die andere rang nach Atem und ihr Brustkorb hob und senkte sich rasch. „Dieser... dieser Rabe... wie Sasukes Haar...“, hauchte sie und starrte das Tier wie traumatisiert an. „Aber Hanabi, das ist doch nur Black, ich hab dir doch von ihm erzählt... jetzt beruhige dich doch!“ Vorsichtig strich die Schwarzhaarige der Jüngeren über die Schulter und redete ihr sanft zu. Es dauerte eine Weile, bis diese sich beruhigt hatte, doch dann ließ sie den Kopf hängen und nuschelte: „Tut mir leid... ich wollte dich nicht erschrecken...“ „Sicher, dass es dir gut geht?“, fragte Hinata, „Du weißt, ich hör dir immer zu.“ „Schon in Ordnung... ich bin nur etwas müde.“, kam die rasche Antwort und ihre Schwester schlurfte aus der Küche und die Treppe hinauf. Hinata blieb ratlos zurück und zerbrach sich den Kopf darüber, was nur geschehen sein mochte. Aber sie wusste sich beim besten Willen keinen Reim auf die plötzlichen Eigenarten ihrer Schwester zu machen. Sie stand noch immer im Türrahmen, als sie plötzlich das Brausen der Dusche vernahm. In ihr zog sich etwas zusammen und beklommen schaute sie zur Treppe, die in die obere Etage führte. 'Das dritte Mal in so kurzer Zeit...', schoss es ihr durch den Kopf und das ungute Gefühl wurde nur noch stärker. Inzwischen war es schon dunkel geworden und Hinata starrte angespannt aus dem Fenster auf die Straße. Plötzlich hörte sie, wie sich die Tür öffnete und gleich darauf betraten ihre Eltern das Anwesen und schauten sie beide an. Ihr Vater musterte sie kurz und verschwand dann wortlos in den Raum, den er sich mit seiner Frau teilte. Hinatas Mutter dagegen lächelte sie milde an, stellte ihre Tasche ab und schloss sie in die Arme. „Hey mein Schatz.“, hauchte sie an ihr Ohr und drückte sie fest an sich. Hinata biss sich auf die Lippe und versuchte, sich nicht anmerken zu lassen, wie schlecht es ihr ging. „Hey.“, murmelte sie und schaute ihrer Mutter, nachdem diese sie losgelassen hatte, in die hellen Augen. Geht es euch beiden gut? Ihr habt doch nichts Dummes angestellt?“, fragte die Frau immer noch lächelnd. 'Viel zu viel...', dachte Hinata düster, doch sie meinte nur: „Nein nein, uns geht es gut.“ „Das ist schön.“, strahlte ihre Mutter und sah sie im nächsten Moment ernst an. Nach einer kurzen Pause meinte sie: „Wir müssen ein bisschen die Planung ändern. Manche Leute können nicht zum vorgesehenen Termin kommen, außerdem ist ja schon alles so gut wie fertig, nicht wahr?“ Sie sah Hinata fragend an und diese nickte unsicher und warf kurz ein: „Ich hab nur noch nicht alle Einladungen fertig... aber was meinst du mit Planänderung...?“ „Naja, wir werden den Termin ändern. Und um die Einladungen mach dir keine Sorgen, das kriegen wir schon hin. Ach und wo ich gerade daran denke, ich habe sogar auf dem Weg den passenden Schmuck für dich gefunden! Ich hoffe, er wird dir gefallen. Jetzt müssen wir uns lediglich noch beeilen, ein Kleid für dich zu finden, denn jetzt wird es wirklich knapp.“, plapperte die Frau munter und Hinata fühlte sich, als hätte man ihr in den Bauch getreten. Was meinte sie mit 'Es wurde knapp'? Sie wollte die Hochzeit vorverlegen?! Reine Panik stieg in ihr auf. Sie wusste einfach nicht, wie sie reagieren sollte. Mal wollte sie laut schreien, im nächsten Moment ermahnte sie sich zur Ruhe, doch ihr Kopf schien davonzurollen und ihre Gedanken waren überall, nur nicht da, wo sie sein sollten. Vorverlegen... die Hochzeit vorverlegen... ihr noch früher ihre Freiheit rauben! Das hielt sie keinen Moment länger aus... „Wann...?“, fragte sie schwach. "Ach, wir wollen die Hochzeit eine Woche früher anberaumen. Ist das nicht toll? Dann musst du nicht so lange warten!“, freute ihre Mutter sich, doch Hinata fühlte sich, als hätte man ihr den Boden unter den Füßen weggezogen. Kapitel 15: Realitätsflucht --------------------------- Müde öffnete Hinata die Augen und wünschte sich gleich darauf, sie hätte es nicht getan. Wie Pfeile bohrte sich das Bewusstsein in sie, dass sie nur noch drei Tage hatte. Und noch schlimmer war, dass Itachi irgendwann an diesem oder dem nächsten Tag zurück nach Suna gehen würde... und wenn sie sich nicht endlich entschied, würde er ohne sie gehen. Aber wie konnte sie einfach alles zurücklassen? Sie wusste, dass sie nie so stark sein würde wie er und gerade jetzt, wo es Hanabi nicht gut ging, konnte sie sie doch nicht einfach allein lassen... Aber waren das nicht letztendlich alles irgendwelche Ausflüchte, um sich nicht überwinden zu müssen...? Sie wusste es nicht und eigentlich wollte sie es auch gar nicht wissen, aber genau das war doch das Problem. Sie konnte sich ihren Problemen nie offen stellen. 'Das ist so erbärmlich...', dachte sie trübe und verwünschte einmal mehr den Tag ihrer Geburt. 'Warum auch konnte ich nicht einfach der Sohn sein, den mein Vater wollte?' Heute war wieder einer dieser Tage, einer wie es sie schon oft in ihrem Leben gegeben hatte; Tage voller Zweifel, Vorwürfe und Selbsthass. Ein Beben ging durch ihren Körper und sie rollte sich Schutz suchend zusammen. Sie fühlte sich wie ein kleines, einsames Kind, als sie nach Itachis Umhang griff, doch das brauchte sie jetzt. Nach Fassung ringend grub sie ihre Nase in den Stoff und schmiegte ihn an ihre Wange. Er fühlte sich kühl an und half ihr, sich etwas zu beruhigen. Eine kurze Zeit später fühlte sie sich in der Lage aufzustehen und sich anzuziehen. Sie wusste, dass ihre Mutter noch mit ihr nach einem Brautkleid suchen musste und heute würde sie wohl damit anfangen. Sie fuhr sich durch die Haare und schaute müde in den Spiegel. Sie hatte tiefe Augenringe, obwohl sie nicht zu wenig geschlafen hatte. „Gewiss der Stress...“, murmelte sie und zog sich ihr Nachthemd über den Kopf. Apathisch ließ sie ihren Blick über ihren Körper wandern und betrachtete genau ihre Proportionen und Kurven. Abgesehen davon, dass sie für ihre Familie verhältnismäßig klein war, war ihr Körper eigentlich schön geformt. An ihrer Schulter war eine etwa drei Zentimeter lange Narbe, wo ihr Vater in seiner Wut mal mit einem Gegenstand nach ihr geschlagen hatte, aber ansonsten war ihre Haut rein und hatte einen recht hellen Farbton. 'Und trotz all dem kann ich mich einfach nicht hübsch finden...', dachte sie deprimiert und wandte sich ab. Sie zog sich ein Kleid an, das locker fiel und ihren Körper nicht zu sehr betonte und verließ dann langsamen Schrittes ihr Zimmer. Sie fühlte sich keinesfalls bereit für das, was derr Tag für sie vorsah, aber wen interessierte es schon, wie es ihr ging? Völlig deprimiert und eigentlich jetzt schon mit ihren Nerven am Ende stieg sie die Treppe hinab ins Erdgeschoss und ging in die Küche, um zu frühstücken. Ihre Mutter war bereits dort und lächelte sie warm an, als sie eintrat. „Guten Morgen mein Schatz.“, strahlte sie. „Na wie geht es dir? Heute müssen wir ja nach einem schönen Kleid für dich suchen, oh ich bin schon so aufgeregt, ich kann es noch gar nicht recht glauben, dass du wirklich schon heiraten sollst, mein kleines Mädchen...“ Hinata schluckte trocken und biss sich auf die Lippe. Es war doch immer wieder erstaunlich, wie es ihrer Mutter immer im entscheidenden Moment derart an Empathie mangeln konnte. Wortlos setzte sie sich an den Tisch und bemühte sich vergeblich, etwas von dem vorbereiteten Frühstück herunter zu bekommen. Doch in Anbetracht ihrer Situation schmeckte alles fad und beinahe zum Abgewöhnen, selbst das, was sie sonst eigentlich gern aß. „Weißt du, ob Hanabi schon wach ist?“, fragte ihre Mutter in abwesendem Tonfall. Hinata blickte auf, im nächsten Moment hörte man aus der oberen Etage ein lautes Rumpeln, gefolgt von einem erschreckten Ausruf. „Ich denke, sie ist gerade aufgestanden...“, murmelte Hinata und verzog ihr Gesicht bei der Vorstellung, wie Hanabi es geschafft hatte, aus ihrem riesigen Bett zu fallen. Ihr Schlaf musste in der Tat ziemlich unruhig sein... Kurz darauf ertönte das Rauschen der Dusche und ihr wurde beinahe schlecht. Das konnte doch alles nur ein Alptraum sein... „Nanu? Seit wann duscht deine Schwester denn freiwillig?“, wunderte ihre Mutter sich ahnungslos. „Äh.... ich glaube, sie ist draußen ausgerutscht, war aber gestern zu müde, sich noch zu waschen.“, nuschelte Hinata und stand mit den Worten „Ich hab heute irgendwie keinen Hunger.“ auf. „Du solltest aber etwas essen!“, rief die Frau ihr nach, als sie zur Tür ging, um hinaus zu schauen. Hinata schnaubte. Hier war die Sorge eindeutig an falscher Stelle. Sie blickte über die Beete hinweg, die förmlich nach ihrer Fürsorge schrien und schaute mit sehnsüchtigem Blick hinüber zum Waldrand, der für sie wie ein Sinnbild für Itachi war, denn wenn sie ihn finden wollte, dann würde sie ihn dort suchen. Seufzend schlang sie die Arme um ihren Körper und lehnte sich mit der Schulter gegen den Türrahmen. Wie sehr sie ihn doch vermisste... aber was würde sie stärker schmerzen? Der Verlust eines Mannes, den sie noch keine drei Wochen kannte, oder der ihrer Schwester, der sie unbedingt helfen wollte und die sie über alles liebte, auch wenn sie nicht viel mit ihr unternahm? Deprimiert stieß sie die Luft aus und zum ersten Mal kam ihr der Gedanke, ob es nicht besser gewesen wäre, wenn sie Itachi nie kennen gelernt hätte. „Wollen wir los?“, hörte sie ihre Mutter fröhlich fragen und wurde somit aus ihren Gedanken gerissen. Sie warf einen letzten Blick in Richtung des Waldrandes und ein übermächtiges Gefühl der Hoffnungslosigkeit breitete sich in ihr aus. Sie schloss kurz die Augen, als ob sie damit alles beenden könnte. Doch es war ja kein Traum, aus dem sie erwachen konnte... Noch einmal atmete sie tief durch, dann ging sie hinein, um sich ihre Schuhe anzuziehen. Ihre Mutter brauchte eine Ewigkeit, um all den Kram zusammen zu sammeln, den sie mitnehmen wollte und dann begann die schlimmste Shoppingtour, die sie je erlebt hatte. Ihre Mutter schleifte sie von einem Geschäft zum nächsten, um allen möglichen Kram zu beschaffen, den Hinata ziemlich sinnlos fand. Alles von Schuhen bis zu Haarklammern musste sie aussuchen, was stetig zu Streit mit ihrer Mutter führte, da die irgendetwas nicht so toll fand wie Hinata, oder weil ihr die Farbwahl mal wieder nicht passte. Doch Hinata weigerte sich strikt gegen blütenreines Weiß. Es musste irgendwas helles, violettes dabei sein, damit sie sich zufrieden gab. Die weißen Schuhe (die ihr persönlich zu hohe Absätze hatten), hatten violette Schleifchen, die Strümpfe waren oben violett gerändert, die Handschuhe, die bis zum Ellbogen gingen, ebenfalls, die Schminke war in violetten Tönen gehalten, die Haarspangen waren weiß mit winzigen, violetten Schmetterlingen und selbst die Tüllblumen, die beliebig als erweiternde Deko verwendet werden konnten, zB für den Schleier, waren selbstverständlich violett. Und dann kam das Schlimmste: Das Kleid. Hinata hätte sich nie vorstellen können, wie viele Läden es für Kleider gab, ob nun speziell für Brautmode oder allgemein. Es war ihr ein Rätsel, wie sie die im Alltag alle hatte übersehen können... Es war jedenfalls die reinste Tortour. Es dauerte Stunden, bis ihre Mutter mal ein Kleid fand, was ihr gefiel und das war Hinata dann meistens zu weiß oder der Schnitt passte ihr nicht, doch das alles strengte sie unglaublich an und eigentlich hatte sie schon jetzt keine Nerven mehr für dieses Theater, daher sagte sie meistens nichts und ließ sich von ihrer Mutter zur Anprobe drängen. Es war sowieso schwer, etwas zu finden, das ihr nicht zu lang war oder zu locker saß, daher nahm sie diese Gelegenheiten wahr, um nicht weiter herumgucken zu müssen und probierte die Sachen. Dann stand sie, die Gedanken ganz woanders, vorm Spiegel und starrte ins Nichts. Auf die Frage ihrer Mutter hin fand sie meistens etwas, das nicht gut war oder nicht passte, irgendeine Stelle, die nicht richtig saß oder irgendetwas, das ihres Erachtens nicht schön aussah. Sie waren nun schon im sechsten Geschäft bei der elften Anprobe und langsam war die Frau das monotone „gefällt mir nicht“ ihrer Tochter leid und sie beschwerte sich lautstark: „Du lässt dich jedes mal komplett von mir ankleiden, um mir dann zu sagen, dass du das Kleid sowieso nicht schön fandest. Sag doch mal vorher, was du willst!“ Hinata war etwas zusammen gezuckt, doch nun murmelte sie nur etwas unverständliches und verließ in dem Bausch aus Tüll, in dem sie gerade steckte, die Kabine, um selbst in dem Geschäft nach einem angemessenen Kleid zu suchen. Stumm schaute sie sich um und fand nach einigen Minuten, wonach sie gesucht hatte. Wortlos hielt sie ihrer Mutter das weiße Kleid mit den hellen, violetten Rüschen unter die Nase. Die zog die Augenbrauen hoch und fragte: „Das?“ Hinata nickte und die andere, die sich inzwischen an Hinatas Dickköpfigkeit gewöhnt hatte, half ihr seufzend aus dem anderen Kleid hinaus, um sie dann in das eben entdeckte zu stecken. Es hatte einen nicht zu großen Ausschnitt in V- Form, der aber auch nicht so knapp war, dass er bieder wirkte. Der Rand war mit kleinen Blumen besetzt (natürlich violett) und ebenso eine Blumenkante befand sich am Saum des rüschigen Rockes. Die Ärmel gingen etwa bis zum Ellbogen und waren sehr weit. „Und?“, fragte ihre Mutter mit undefinierbarem Tonfall. „Das finde ich gut.“, meinte Hinata knapp und hob sogar ihre Mundwinkel zu einem winzigen Lächeln. Es war wirklich sehr hübsch, wenn auch viel zu weiblich für ihren Geschmack. „Nun gut.“, seufzte ihre Mutter auch eine Spur erleichtert. „Dann würde ich allerdings die Handschuhe weglassen.“ „Würde ich auch.“, nickte Hinata und machte sich daran, das Kleid wieder von ihrem Körper zu schälen. Es war gar nicht so einfach, da es wirklich sehr gut passte und recht eng war. „Also gut.“, sagte Hinatas Mutter, als sie sich umgezogen hatte, „Du kannst ja schon mal nach Hause gehen, oder wo auch immer du hin möchtest, ich erledige hier den Rest, ja?“ „Okay...“, murmelte Hinata und verließ erleichtert das Geschäft. Sowas war doch echt eine Folter... Tief sog sie die frische Luft ein und schloss die Augen. Wie schön doch Luft sein konnte... Eine Weile stand sie so da und genoss den kühlen Wind auf ihrer Haut. Als sie die Augen wieder öffnete, erblickte sie auf der Dachkante ihr gegenüber einen Raben, der unruhig hin und her hopste und sie mit schräg gelegtem Kopf ansah. Etwas zog sich in ihr zusammen, da sie sofort wieder an Itachi denken musste. Alles, was sie bei dem Gedanken an ihn spürte, war Schmerz... Sie verengte die Augen und sah den Raben nachdenklich an, denn es war nicht Black... Sie musste lächeln, als der Rabe ihr schelmisch zuzwinkerte und grüne Augen aufblitzten. Gleich darauf kam ein zweites Tier angeflogen und ließ sich neben der verwandelten Sakura nieder. Hinata schüttelte kichernd den Kopf und machte sich dann auf den Weg, um das Zentrum zu verlassen. Sie erinnerte sich wieder an ihre Lichtung und entschied sich kurzerhand, dorthin zu gehen und nach ihrer Weide zu sehen. Es war schon viel zu lange her... Kapitel 16: Verlorenes Leben ---------------------------- Hinata beeilte sich, aus dem Dorfzentrum zu kommen, denn gerade hatte sie realisiert, dass, wenn Sakura und Ino als Raben herumflogen, Sasuke ja irgendwo in der Nähe sein musste. Sie lief recht schnell (diesmal sogar, ohne zu stolpern) und erreichte so in verhältnismäßig kurzer Zeit den Waldrand, wo sie dann abbremste und in gemütlichem Tempo weiter schlenderte. Sie war schon viel zu lange nicht mehr hier gewesen und trotzdem empfand sie diesmal kein Glücksgefühl wie sonst immer, wenn sie den Weg zu ihrem Herzen einschlug. Nein, nun war alles nur noch grau und ihre Augen schienen verschlossen für die bunten Blüten und die Gerüche der Natur. Jetzt, wo sie sicher sein konnte, dass Sasuke nicht hinter ihr war, lief sie wirklich langsam und sie fühlte sich, als hätten sie auf einmal alle Kräfte verlassen. Am Ende schlich sie mehr, als das sie lief. Kurz vor der Lichtung blieb sie stehen und schaute mit trüben Augen dorthin, wo sich im Gebüsch einer der Eingänge zu der Lichtung befand. Hier hatte sie Itachi zum ersten Mal getroffen... und damit hatte dieses Chaos begonnen. Und als sie sich entschieden hatte, ihn wiederzusehen, hatte sie sich gleichzeitig für so viel Schmerz entschieden... Und doch klammerte sie sich an diesen blassen und getrübten Hoffnungsschimmer, der ihr doch eigentlich immer nur noch mehr Probleme eingebrachte... Seufzend und voller Verachtung für sich selbst ging sie auf das Gebüsch zu und trat, den Blick auf den Boden gerichtet, auf die Lichtung, die ihr eigentlich so viel bedeutete und die sie doch so lange nicht mehr besucht hatte. Als sie sich umschaute, um zu sehen, was aus ihrer Lichtung geworden war, erblickte sie Sasuke, der seinerseits mit größtem Interesse den Boden betrachtete. Sie bekam beinahe einen Herzinfarkt und machte einen Schritt rückwärts, während sich ein verzweifelter Teil in ihr wünschte, dass er sie noch nicht bemerkt hatte. Doch das war natürlich Blödsinn, denn er hatte ihre Anwesenheit schon längst wahrgenommen. Immer noch in Betrachtung des Bodens versunken meinte er: „Hinata, wie schön. Ich hatte gar nicht mit deiner werten Gesellschaft gerechnet.“ Dann schaute er auf und sah sie von unten her mit einem stechenden Blick an. Wieder lag etwas raubtierhaftes darin und Hinata zuckte erschrocken zusammen. „Sasuke... musst du meinen Tag unbedingt noch schlechter machen?“, erwiderte sie genervt und hielt den Blickkontakt; etwas, dass sie sich noch vor kurzem nicht getraut hätte. „Ansichtssache...“, stellte er knapp fest und richtete seinen Blick wieder auf den Boden. „Verfolgst du mich etwa?“, wollte Hinata schon etwas verärgert wissen und zog damit seinen Blick wieder auf sich. „Ich muss doch sichergehen, dass du mir nicht wegläufst, so kurz vor der Hochzeit.“ Seine Stimme hatte beinahe etwas herausforderndes, das sie stark verunsicherte. Sie beschloss, nicht weiter darauf einzugehen und meinte statt dessen: „Du weißt, dass ich es nicht mag, wenn andere Leute hier sind. Er zuckte die Schultern und erwiderte: „Gewiss, aber ich bin ja nicht er einzige... außer dir und mir ist noch jemand hier gewesen, nicht wahr?“ Seine Augen schienen zu brennen und bohrten sich suchend in sie. Hinata keuchte erschrocken auf und in ihrem Kopf entstand ein einziges Chaos. Wusste er von Itachi?! Hatte er herausgefunden, dass sein Bruder hier war und sie etwas mit ihm zu tun hatte??? Hektisch versuchte sie, ihre Gedanken zu ordnen und sagte mit möglichst fester Stimme: „....Woher soll ich das wissen? Ich kann schließlich nicht immer hier sein.“ Trotzig hob sie das Kinn und schaute ihm beständig in die Augen. „Mhm... und diese Fußspuren gehen nur zufällig bis zum Waldrand und dann wieder zurück, aber nicht darüber hinaus... und ganz zufällig dorthin, von wo aus man euer Anwesen sehen kann.“, stellte er mit tonloser Stimme fest und für Hinata war es, als ob eine kalte Hand ihr die Luft abschnüren würde. Sie richtete den Blick auf den Boden vor Sasukes Füßen und jetzt erkannte sie auch die schwachen Abdrücke, die seine Aufmerksamkeit so beansprucht hatten. Da fielen ihr auch die Spuren auf, wo Sasuke offenbar herumgelaufen war. War Itachi heute etwa hier gewesen...? „Ich weiß es wirklich nicht Sasuke...“, hauchte sie und wurde unter seinem Blick immer zittriger. „Wirklich gar nicht? Du würdest mir einen großen Dienst erweisen...“ säuselte er nah an ihrem Ohr und allein von der bloßen Nähe brach ihr der kalte Schweiß aus. Benommen schüttelte sie den Kopf und schloss flach atmend die Augen. „Zu schade.“, zischte Sasuke kalt und wandte sich mit einem letzten harten Blick in ihre blassen Augen ab. Mitten in der Bewegung hielt er noch einmal kurz inne und leise hörte sie ihn flüstern: „Du bist eine schlechte Lügnerin...“ Dann drehte er sich um und verließ die Lichtung ohne einen weiteren Kommentar. Hinata blieb erstarrt stehen und selbst wenn sie gewollt hätte, hätte sie sich nicht bewegen können. Wie viel wusste Sasuke? Was hatte er schon herausgefunden? Aber wenn er etwas wusste, wieso beschuldigte er sie dann nicht direkt? Oder wollte er sie lediglich nervös machen? Sie konnte sich diese Frage beim besten Willen nicht beantworten und bei dem Durcheinander, was in ihrem Kopf herrschte, war sie sowieso nicht in der Lage, einen klaren Gedanken zu fassen. Es dauerte eine Ewigkeit, bis sie aus ihrer tauben Starre erwachte und bemerkte, dass es bereits recht dunkel geworden war. Hatte diese furchtbare Kleidersuche wirklich so lange gedauert? Die Zeit verflog wirklich so verdammt schnell, dass es Hinata vorkam, als befinde sie sich in einem riesigen Schicksalsstrudel, der sie willkürlich hin und her warf, ohne das sie etwas dagegen tun konnte. Niedergeschlagen senkte sie den Blick und trottete langsam in Richtung ihres Elternhauses los. Der Weg kam ihr viel zu kurz vor, obgleich sie viel länger für ihn brauchte, als sonst. Leise schlich sie den Flur entlang und die Treppe hinauf. Schmerzlich wurde sie sich beim Anblick des Umhangs dessen bewusst, dass sie sich bald entscheiden musste. Sie griff nach dem Stoff, der sich weich und kühl an ihre Finger schmiegte und widerstand dem Drang, ihre Nase darin zu vergraben und sich von dem Duft umhüllen zu lassen. Sie hielt das Kleidungsstück einfach nur weiter in ihren Händen und es brach ihr beinahe das Herz, dieser Zwiespalt von Verlust und Schmerz. Als könnte sie davor fliehen, verließ sie das Haus wieder, ohne das ihre Eltern etwas davon merkten und lief ziellos durch die Gegend. Inzwischen war es völlig dunkel geworden und sie konnte beinahe ihre eigenen Hände nicht mehr sehen. Mit einem Satz sprang sie auf eines der Dächer am Rande Konohas und ließ sich völlig deprimiert auf die Ziegeln fallen. Erst jetzt registrierte sie, dass sie den Umhang noch immer in den Händen hielt und ein verzweifeltes Wimmern entrang sich ihrer Kehle. Sie legte den Stoff neben sich und krallte ihre Finger hinein, als ob er der Halt wäre, den sie suchte. Ihre Gedanken fochten wilde kämpfe aus und rangen darum, gehört zu werden. Wieder einmal hatte Hinata das Gefühl, so unglaublich schwach zu sein und nie das richtige zu tun. Die Selbstverachtung kroch wieder in ihr hoch und sie fühlte sich so minderwertig. Wie konnte Itachi nur irgendetwas an ihr finden? Sie war doch so eine jämmerliche Figur... Ihr Blick glitt über die Dächer hinweg und blieb an den Köpfen der Hokages hängen, die als einziges in der Dunkelheit schwach leuchteten, als ob man Scheinwerfer auf sie gerichtet hätte. Ein bitterer Geschmack füllte ihren Mund. Das war wirklich keine gute Metapher für ihren nicht vorhandenen Hoffnungsschimmer... Sie kämpfte darum, ihre Tränen zurückzuhalten und ihre Unterlippe begann wieder zu zittern. Irgendwie hatte sie es geschafft, gewaltig ihr Ziel aus den Augen zu verlieren und die Verzweiflung darüber rollte wie eine Flutwelle über sie hinweg. Zitternd grub sie die Finger unter die Dachziegeln und leise flüsterte sie: „Was soll ich nur tun...?“ Eine undurchdringliche Stille war die einzige Antwort, die sie bekam. Frustriert ließ sie den Kopf hängen und die Erkenntnis, dass sie ihre Wahl eigentlich bereits getroffen hatte, füllte sie so unendlich mit Trauer, dass es ihr wiederum das Herz brach. Wenn Itachi sie jetzt fragen würde,wusste sie, was sie sagen würde... sagen musste. Und das, obwohl es sie so unendlich schmerzte. „Hinata...“ Der Klang ihres Namens versetzte ihr einen Schlag und als sie seine Stimme erkannte, glaubte sie, ihr Herz würde in einem Meer aus Blut versinken. „Itachi...“, hauchte sie und für einen kurzen Moment wurde ihr schwarz vor Augen. Sie realisierte nicht, was sie als nächstes sagte, Worte kamen über ihre Lippen, von denen sie nicht wusste, was sie bedeuteten, sie hörte seine Antwort, spürte den Schmerz, den seine Stimme in ihrer Brust verursachte. Sie schaute ihn nicht an, wusste, dass sie es nicht ertragen könnte, jetzt in sein Gesicht zu sehen. Sie schwiegen. Sie spürte deutlich seine Anwesenheit, unangenehm deutlich und sie fragte sich, warum das alles hatte passieren müssen. Unwillkürlich wünschte sie sich, nicht hier zu sein, doch sofort kehrte ihr Bewusstsein zu der Tatsache zurück, dass sie nicht immer fortlaufen konnte. Sie spürte, wie Tränen nach außen zu dringen versuchten, Tränen der Verzweiflung und der Einsamkeit... „Was willst du?“, flüsterte sie und krallte die Hände unter die Dachziegeln, bis ihre Fingerkuppen zu bluten anfingen. „Dich etwas fragen.“, sagte er leise und die Dunkelheit legte sich wie ein Schleier über ihr gesamtes Denken. Jetzt drehte sie sich langsam um und sah in seine dunklen Augen. Ihr Hals war wie zugeschnürt, sie hatte Angst, keine Luft zu bekommen und sein Anblick machte es nicht besser. Er sah weder hoffnungsvoll noch hoffnungslos aus, sondern einfach nur beherrscht neutral. Sein Blick nahm sie gefangen, er fesselte sie, immer wieder aufs neue, wenn er sie ansah. Ihre Lippen waren leicht geöffnet, doch sie wusste nichts zu sagen. Worte verursachten nur Schmerz... Sie versank im Schwarz seiner Augen und mit einem elenden Gefühl im Bauch wartete sie auf seine nächsten Worte. Er öffnete den Mund, zögerte und sein Blick schweifte kurz umher, als suche er nach etwas. Dann sah er Hinata wieder an und fragte mit leiser, aber fester Stimme: „...Willst du mich heiraten?“ Hinata starrte mit einer Mischung aus Entsetzen und Fassungslosigkeit in die schwarzen Abgründe seiner Seele und schluckte heftig. Wer hätte auch ahnen können, dass er so weit gehen würde...? Die Trauer rollte über sie hinweg und verstärkte schon wieder dieses Gefühl des Verlustes. Nun konnte sie ihre Tränen nicht mehr zurückhalten und sie liefen ihr ungehemmt über die Wangen. Sie spürte umso deutlicher die kalte Luft auf ihrem Gesicht und das Salz, das sich in ihre Haut fraß und sie rötete. Sie fühlte sich furchtbar und der Schmerz war inzwischen beinahe unerträglich geworden. „Ich würde dich sehr gern heiraten...“, flüsterte sie und senkte den Blick, während weitere Tränen ihre Wangen hinab rannen. Sie zitterte am ganzen Körper. Resignierend drehte sie Itachi den Rücken zu und zog die Knie an die Brust. Sie brauchte Trost, aber Itachi war nicht der, der ihn ihr geben konnte und das wusste er. Sie traute sich nicht, ihn anzuschauen, sah nicht, wie es ihm damit ging, aber sie war sich sicher, dass er es geahnt hatte. Am liebsten würde sie noch einmal sein Gesicht sehen, aber sie wusste, dass es das nur schwerer machen würde. Sie registrierte, wie Itachi nach dem Umhang neben ihr griff, dann spürte sie plötzlich, wie er ihr den Stoff umlegte. Einen kurzen Moment ruhten seine Hände sanft auf ihren Schultern und sandten kleine Schauer über ihren Rücken, dann verschwanden sie und hinterließen eine unangenehme Kälte. „Leb wohl... Hinata.“, flüsterte er und nun hörte sie die Trauer und das Bedauern in seiner Stimme. Sie spürte einen kühlen Windhauch und als sie sich umdrehte, war er fort... Kapitel 17: Das Ringen nach Luft -------------------------------- Hektisch sah sie sich um, doch er war tatsächlich fort... Eine unendliche Trauer erdrückte sie und versetzte ihr einen Schmerz, von dem sie nie gedacht hätte, dass er noch schlimmer hätte werden können. Die altbekannte Verzweiflung ließ sie erzittern und sie rollte sich eng zusammen. „Hört doch auf mit dem Theater!“, schimpfte die verhasste Stimme in ihr, „Du hast doch gewusst, auf was du dich da einlässt, jetzt hör auf, dich selbst zu bemitleiden.“ „Das ist so erbärmlich...“, flüsterte sie niedergeschlagen. „Was du nicht sagst.“, höhnte die Stimme, „Bemitleide lieber Sasuke, da er dich ab Übermorgen am Hals hängen hat und das, wo du so völlig nutzlos für ihn bist.“ Erbittert zog Hinata die Augenbrauen zusammen und zischte: „Das ist doch gar nicht wahr! Diese Ehe war mal meine einzige Hoffnung.“ „Tse... denk doch mal nach, alles, was du Sasuke geben könntest, kann er sich auch woanders holen und das wird er auch, denn du bist ein Nichts. Du hast doch nie etwas getan, auf das du stolz sein könntest. Immer nur willst du weglaufen und selbst das bekommst du nicht hin.“, warf ihr die Stimme in vernichtendem Tonfall vor und Hinata schrie frustriert auf. „Das soll mein tiefstes Inneres sein? All diese Selbstverachtung und Geringschätzung?“, rief sie gepeinigt in den Wind, der in diesem Moment aufkam. Doch dieser konnte ihr keine Antwort geben. Wieder schlich sich all der Schmerz in ihren Kopf und ihre Brust und sie wehrte sich nicht dagegen. Sollte er sie doch verzehren... was machte das jetzt schon? Schluchzend sank sie auf dem Dach zusammen und verharrte dort die gesamte Nacht in einer angespannten und verkrampften Haltung, während ihr Körper zitterte und immer neue Tränen ihre Haut zum brennen brachten. Sie schwankte hin und her zwischen einem Zustand des Eindösens und wieder Wachheulens, während ein Gemisch aus schmerzenden Träumen und Gedanken ihr keinen Frieden lassen wollte. Erst in den frühen Morgenstunden raffte sie alles, was von ihr übrig geblieben war, zusammen und setzte sich langsam auf. Eng zog sie den Umhang um sich, um die nächtlich anhaltende Kälte zu vertreiben. Sie rang mit der Versuchung, an dem Stoff zu riechen, doch sie konnte nicht widerstehen. Sofort schossen ihr neue Tränen in die Augen bei dem Duft und sie seufzte zittrig und völlig erschöpft. Mühsam kroch sie zur Dachkante und schaute vorsichtig nach unten. Wie war sie hier nur hinaufgekommen? Und wie sollte sie herunter gelangen...? Ihr Selbstbewusstsein musste wahrhaftig sehr geschrumpft sein... Vorsichtig zog sie die Beine unter ihrem Körper hervor und ließ sie über die Dachkante baumeln. Dann sprang sie und plumpste mehr hin, als dass sie sich abrollte, aber immerhin tat sie sich nicht weh. Schwerfällig erhob sie sich wieder und machte sich nicht die Mühe, den Dreck von dem tiefschwarzen Stoff zu klopfen. Langsamen Schrittes erreichte sie nach einer gefühlten Ewigkeit das Familienanwesen und schlich lautlos die Treppe hinauf. Sie schlurfte in ihr Zimmer, ließ den Umhang bemüht achtlos auf den sonst leeren Boden fallen und betrachtete sich kurz im Spiegel, was aber dafür reichte, dass sich ihr Nackenhaar sträubte. Sie sah furchtbar aus. Gelinde gesagt. Wirklich ihr gesamtes Gesicht war rot und verquollen und in ihren Augenwinkeln sah sie kleine, rote Flecken, wo das Salz ihrer Tränen die Haut verätzt hatte. Außerdem zierten tiefe, dunkle Augenringe ihr Gesicht und ließen sie wirklich gespenstisch aussehen. Gruselig... Mit einer Mischung aus Schmerz und Apathie zog sie sich Stück für Stück die Kleider aus und ließ sie - wie den Umhang zuvor - einfach auf den Boden fallen. Mit ausdrucksloser Miene betrachtete sie ihren Körper, der ihr abstoßender vorkam, als je zuvor, dann trat sie splitternackt auf den Flur hinaus und ging ins Bad. Nun war sie es, die beinahe über eine Stunde lang duschte und versuchte, all ihre Gefühle und ihren Verlust fort zu waschen, was natürlich noch weniger funktionierte, als Sasuke zu einem ehrlichen, fröhlichen Lachen zu bringen. Als sie geraume Zeit später nur mit einem Handtuch bekleidet aus dem Bad trat, schaute sie direkt in Hanabis besorgtes Gesicht. „Hinata... wie siehst du denn aus?“, rief sie und Hinata schaute sie verstört an. „Guck erst mal in den Spiegel, dann frag mich nochmal.“, murmelte sie vor sich hin. Reflexartig fuhr Hanabis Hand zu ihrer Wange, die zwar nicht rot, aber von tiefen Augenringen gefurcht war. „...Das ist nichts...“, winkte ihre Schwester sehr unglaubwürdig ab. Hinata schnaubte und machte damit sehr erfolgreich ihre Meinung deutlich. Sie schob sich an Hanabi vorbei und ging in ihr Zimmer, wobei sie merkte, wie ihre Schwester ihr folgte, doch sie sagte nichts. Stumm setzte sie sich auf ihr Bett und starrte vor sich hin, eine einzelne Träne verirrte sich auf ihre Wange. Schnell wischte sie sie weg, doch Hanabi hatte sie schon gesehen. Sie schloss die Tür und setzte sich vor Hinata auf den Boden. „Hina- chan, was ist denn? Du weißt doch, dass ich dir zuhöre, wenn du mich brauchst.“ Wieder schnaubte Hinata und warf Hanabi einen leidenden Blick zu. „Du erzählst mir doch auch nicht, was mit dir los ist und dabei ist es kaum zu übersehen, wie schlecht es dir geht.“ Hanabi wand sich und sah sich hilfesuchend um, dann biss sie sich auf die Lippe und rief: „Das ist was anderes! Ich will stark sein und es allein schaffen, aber ich weiß, dass du es nicht schaffen würdest, egal was ist!“ Hinata ließ frustriert die Schultern hängen und verpasste der Stimme in ihrem Kopf einen gedanklichen Fußtritt, bevor diese ihrer Schwester zustimmen konnte. Leise seufzte sie, dann sah sie auf und blickte in Hanabis helle Augen. Sie atmete tief durch, dann schluckte sie und murmelte: „Erinnerst du dich noch an den Raben, der öfters hier war?“ Sie sah, wie Hanabi schauderte. „Oh ja, ein Rabe, so schwarz wie Sasukes Haar...“, sagte sie und wirkte abwesend. „Nein...“, meinte Hinata und ihre Schwester blickte sie wieder an, „Nicht wie Sasuke... sondern wie Itachi.“ Sie begann zögerlich zu erzählen und es schmerzte sie so sehr, das alles noch einmal zu reflektieren. Je mehr sie erzählte, desto weiter klappte Hanabis Mund auf und als sie von dem Widerstreit ihrer Gefühle und ihrer Entscheidung am letzten Abend berichtete, wurden die Augen ihrer Schwester immer größer, bis sie sie schließlich schockiert aufriss. „Sasukes Bruder!“, rief sie aus und starrte Hinata an. „Du hattest die Chance hier wegzukommen und du bist nicht mit ihm gegangen? Bist du denn völlig bescheuert?!“ Hinata zuckte zusammen und blickte erschrocken und überrascht in das Gesicht ihrer Schwester. „...Was sollte ich denn bitte machen?“, brachte sie verwirrt heraus. „Abhauen!“, kam die sofortige Antwort. „Aber ich... ich bin doch deinetwegen hier geblieben...“, überlegte Hinata vollkommen verwirrt. Auf Hanabis Gesicht breitete sich ein strahlendes Lächeln aus. „Wirklich?“, fragte sie gerührt. Hinata nickte stumm. Hanabi grinste glücklich. „Das ist toll...“, hauchte sie verzückt, „Du glaubst gar nicht, wie mich das freut!“ Hanabi begann beinahe zu leuchten, das, was Hinata so vermisst hatte, doch dann wurde ihre Miene wieder ernst und sie sagte mit fester Stimme: „Und trotzdem hättest du gehen sollen.“ Hinatas Augen wurden größer. „Willst du denn nicht, das ich hier bleibe?“, fragte sie traurig. „Doch.“, widersprach Hanabi schnell, „Das will ich wirklich gern, aber noch eher ertrage ich es, allein zu sein, als das ich mit ansehe, wie du Sasuke heiratest. Ehrlich mal, kannst du dir vorstellen, mit ihm zusammen zu leben?“ Hinata schüttelte ruckartig den Kopf. „Dann mach dich aus dem Staub, sobald du kannst, ich komm schon klar. Und das ist ein Befehl.“, sagte Hanabi streng. Noch immer mit großen Augen starrte Hanabi ihre Schwester an, dann nickte sie langsam, viel zu überrumpelt, um irgendetwas sagen zu können. Hanabi lächelte zufrieden. Doch dann erwachte Hinata aus ihrer Starre und fragte niedergeschlagen: „Aber wie soll ich das anstellen? Sasuke stalked mich doch regelrecht, er würde ziemlich bald merken, wenn ich nicht da bin...“ Hanabi nickte bedächtig und schaute zu Boden. Sie stieß die Luft aus und seufzte. „Wenn man irgendwie vortäuschen könnte, dass du da bist... dann könntest du verschwinden...“ Sie schüttelte leicht den Kopf und erhob sich. „Ich bin gerade nicht konzentriert genug für solche Gedanken. Aber falls mir was einfällt, sag ich dir Bescheid.“ Sie lächelte Hinata an und verließ dann langsamen Schrittes das Zimmer. Die Schwarzhaarige ließ sich mit einem lauten Seufzen auf das Bett zurücksinken und dachte wehmütig an Itachi. Der Schmerz war gewichen, jetzt, wo Hanabi ihr wieder diesen Floh ins Ohr gesetzt hatte. Sollte sie es tatsächlich tun...? Sie wüsste nicht mal, wo sie nach Itachi suchen sollte. Er hatte lediglich erwähnt, dass er jetzt in Suna lebte. Vielleicht könnte Gaara ihr ja helfen? Er hatte auch Itachi geholfen, aber sie wusste nicht, wie es überhaupt gesehen wurde, wenn sie floh. Fakt war, dass keiner aus Konoha erfahren durfte, dass sie in Suna war, sonst würde das nur feindselige Gefühle provozieren. Sie schloss die Augen und konzentrierte sich auf ihren gleichmäßigen Atem. Als in ihrem Kopf keine unnötigen Gedanken mehr herumschwirrten, öffnete sie die Augen wieder und starrte auf den feinen Riss in der Decke. Wie konnte sie denn bitte vortäuschen, hier zu sein, wenn sie in der Zeit schon längst über alle Berge war? Wie konnte sie Sasuke glauben lassen, sie wäre noch hier? Sofort dachte sie wieder daran, als Sasuke bei ihr gewesen war und Itachi sich verwandelt hatte, damit Sasuke ihn nicht sah. Mit der flachen Hand schlug sie sich auf die Stirn und biss sich auf die Zunge. Wie blöd war sie eigentlich? Wieso war ihr das nicht früher eingefallen?! Über sich selbst den Kopf schüttelnd stand sie auf und zog sich schnell ein paar Klamotten über. Dann verließ sie eilig das Haus und schlug den Weg zu Sakuras Wohnung ein. Diese lag in der Nähe des Dorfzentrums und der Weg war nicht gerade kurz. Ungeduldig hastete Hinata durch die Gassen, bis sie schließlich das gesuchte Haus erreichte. Sie klopfte energisch an die Tür, doch niemand öffnete ihr. Ärgerlich klopfte sie nochmal, doch das Ergebnis war das gleiche. Fluchend wirbelte sie herum und machte sich auf den Weg zum Krankenhaus. Da hätte sie ebenfalls eher dran denken können... Bis zum Krankenhaus dauerte es nochmal ähnlich lange, wie von ihre Elternhaus bis zu Sakuras Wohnung, da es ebenfalls am Rande des Dorfes lag. Hinata dort ankam, war sie schon ziemlich entnervt und dann musste sie sich noch anhören, dass Sakura gerade nicht abkömmlich sei, da sie eine OP leitete. Hinata ließ sich augenrollend auf einen Stuhl fallen und wartete. Wenigstens hatte sie jetzt ein bisschen Zeit, sich zu beruhigen. Nach einer gefühlten Ewigkeit ging dann die Tür zum Saal auf und Sakura kam heraus. Sie sah ziemlich fertig aus. Hinata musterte sie kurz und meinte: „Wie hältst du das nur den ganzen Tag durch?“ Sakura zuckte die Schultern und entsorgte ihre Handschuhe und den Kittel in eine Tonne, die neben der Tür stand. Dann drehte sie sich um und fragte: „ Was machst du denn hier?“ Hinata seufzte und meinte: „Itachi ist weg. Ich war dumm und hab ihn gehen lassen.“ Sakura hob überrascht die Augenbrauen. „Und was willst du jetzt tun?“ „Ihn suchen.“, sagte Hinata, „Aber damit das geht, ohne dass jemand verdacht schöpft, musst du mir einen Gefallen tun.“ Die Rosahaarige zog eine fragende Miene und meinte: „Klar, immer. Was soll ich denn machen?“ Hinata biss sich kurz auf die Lippe und erklärte dann mit leiser, aber fester Stimme: „Sei du ich.“ Kapitel 18: Hoffnung -------------------- Sakura hatte erst erstaunt die Augen geweitet, dann war noch ihr Mund aufgeklappt und schließlich zog sie fragend eine Augenbraue hoch. "Ich... ich soll du sein... damit du abhauen kannst?", vergewisserte sie sich mit fatalistischem Tonfall. "Ohne das es jemand merkt.", ergänzte Hinata kleinlaut und nickte dazu hastig. "Und... ich soll Sasuke für dich heiraten? Ist das nicht ein bisschen viel verlangt? Du weißt, dass ich wirklich in ihn verliebt bin." Hinata grinste verlegen. "So weit musst du es ja gar nicht kommen lassen.", suchte sie eine Ausflucht. "Du kannst ja... was weiß ich... vor der Trauung in Ohnmacht fallen und dann als Sakura wiederkommen, sodass es aussieht, als wäre ich in diesem Moment erst verschwunden. Aber da bin ich dann hoffentlich schon über alle Berge.", erklärte sie in der Hoffnung, Sakura könnte sich darauf einlassen. Diese runzelte die Stirn und sah sie aus ihren grünen Augen nachdenklich an. "Das ist riskant. Du weißt, dass sowohl sasuke als auch seine und deine eltern das sofort durchschauen würden, wenn sie auf die Idee kämen, ihre Augen zu benutzen." "Dieses Risiko müsste man wohl eingehen...", murmelte Hinata, fügte dann aber hinzu, "auch wenn ich nicht denke, dass sie das auf einer hochzeit tun würden." Das hoffte sie zumindest. Trotzdem wurde sie nervös bei der Vorstellung, ihre Freundin könnte in derartige Schwierigkeiten geraten, weil sie sie deckte. Aber das war wohl die einzige Möglichkeit... "Und angenomen ich tue es... und du haust ab..." Hinata sah, wie Sakura heftig schluckte. "Dann musst du mir versprechen, dass wir uns irgendwann wiedersehen. Unbedingt." Hinata brachte ein gequältes Lächeln zu stande und sah ihrer besten Freundin lange in die Augen. "Natürlich.", sagte sie leise, "du glaubst gar nicht, wie schwer es mir fällt, dich hier zu lassen. Am liebsten würde ich dich mitnehmen. Dich und Hanabi." Sakura lächelte ehrlich und erwiderte: "wenn wir uns nur irgendwann nochmal sehen... dann ist es okay. Dann mach ich es, auch wenn es echt verrückt ist." Sie kicherte und Hinata hörte, wie angespannt die Rosahaarige war. "Danke!", rief sie freudig und umarmte sie herzlich. "Umpf...", gab die Andere nur von sich und schob sie keuchend weg. "Wann soll die Täuschung denn beginnen?", fragte sie statt dessen. "Ähm...", Hinata bließ unentschlossen die Luft in ihre Wangen und blinzelte ein paar Mal etwas überfordert. "Ähm... also ich denke... wenn du heute Abend schon bereit wärst... würde ich in der Nacht versuchen, ungesehen davon zu kommen." Sakura nickte langsam. "Gut, dann komme ich nach der Arbeit zu dir." Hinata lächelte dankbar. "Das vergesse ich dir nie.", hauchte sie, doch Sakura tat es mit einer Handbewegung ab und schob sie in den Gang, der nach draußen führte. "Na gut, ich muss jetzt wieder arbeiten. Bis später.", meinte die bestimmt und verschwand damit um die nächste Ecke. Hinata atmete tief ein und verließ dann das Krankenhaus, ein nervöses Klopfen in ihrer Brust. Wenn das mal klappen würde... Sie lief Richtung des Anwesens,, um schon ein paar Sachen zu packen. "Hinata.", hörte sie eine Stimme von der Seite und drehte sich ruckartig um. "Wie schön, du bist noch hier.", sagte Sasuke zuckersüß und sein Mundwinkel zog sich nach oben, doch es sah eher spöttisch als freundlich aus. 'Nicht mehr lange...', dachte Hinata, meinte dann aber "wie du siehst..." und lächelte übertrieben falsch. Sasuke lächelte noch falscher zurück. "Du hast doch nichts dagegen, wenn ich dich begleite?", fragte er scheinheilig und zog eine Augenbraue hoch. "Hast du nicht irgendetwas zu tun?", murrte Hinata, indem sie bereits loslief, doch Sasuke grinste nur und schloss sich ihr an. Stumm gingen sie nebeneinander her und hinata starrte stur geradeaus. Sie hatte keine lust in sein Gesicht zu schauen, sie wollte es so wenig wie möglich sehen, bevor sie verschwand. "Wieso glaubst du eigentlich, dass ich so unbedingt hier weg will?", fragte sie tonlos, "du scheinst es ja regelrecht darauf anzulegen." Sasuke schwieg eine Weile, bevor er meinte: "es ist nur so eine Ahnung." Sie verdrehte die Augen, sagte aber nichts. In Gedanken versuchte sie sich davon abzulenken, dass er ja eigentlich Recht hatte, da sie ihm das auf jeden Fall mit keiner noch so kleinen Regung zeigen durfte. Aus den Augenwinkeln heraus nahm sie wahr, wie Sasuke sie mit schmalen Augen von der Seite her ansah, aber sie reagierte nicht darauf, kniff lediglich die Lippen zu einem missbilligendem schmalen Strich zusammen. Sie würde sich jetzt gewiss nicht von ihm einschüchtern lassen. In Wirklichkeit konnte er doch nichts besser, als Mädchenschwarm zu sein. Es war einzig und allein seine Ausstrahlung, die ihn so gefährlich wirken ließ, mehr nicht... Beim Anwesen angekommen trat sie in den Flur und registrierte missmutig, dass Sasuke ihr immer noch folgte. Sie überlegte gerade, ob sie einfach in ihrem Zimmer verschwinden und ihm die Tür vor der Nase zuknallen sollte, als ihre Mutter aus der Küche trat und sie lautstark begrüßte. "Ah, Hinata! Und Sasuke, wie schön!" Hinata zog eine Augenbraue hoch und gab ein leises sarkastisches "Tse..." von sich. Oje.., woher hatte sie das bloß...?! "Möchtest du zum Mittag bleiben?", fuhr ihre Mutter unbeirrt fort und sie musste ein genervtes Stöhnen unterdrücken. "Sehr gern, vielen Dank.", erwiderte Sasuke freundlich und sie hätte am liebsten ihren Kopf gegen die nähste Wand geschlagen. "Schön.", freute die Frau sich und lächelte strahlend. "Ich wollte sowieso noch einmal wegen Morgen mit dir reden. Hinata, du kannst ja schon mal hochgehen, Sasuke kommt dann später zu dir, ja?" Hinata atmete erleichtert aus und dankte dieses eine Mal der Angewohnheit ihrer Mutter, jeden stundenlang festzuquatschen. Sie nickte schnell und flitzte dann die Treppe hinauf, ohne Sasuke noch einmal anzusehen. Oben schlug sie ihre Tür zu und lehnte sich dagegen. Ihr Kopf war plötzlich leer und nirgends fand sie einen vernünftigen Gedanken, der ihr irgendwie hätte weiterhelfen können. Sie seufzte einmal tief, dann schaute sie sich um und versuchte in Gedanken, ihr Reisegepäck zusammen zu stellen. Sie lief zum Schrank und begann, einige Sachen herauszunehmen und auf ihrem Bett zu sammeln. Sie konnte nicht zu viel mitnehmen, aber die meisten ihrer Klamotten würde sie schon brauchen. Aus der Ecke hinter ihrem Schreibtisch holte sie einen Rucksack und stopfte die Sachen hinein. Kurz zögerte sie und ihr Blick blieb an dem Umhang hängen, dann rollte sie diesen zusammen und stopfte ihn hinterher. Nur zur Vorsicht verstaute sie die Tasche unter ihrem Bett, bevor sie ihr Zimmer wieder verließ und leise die obersten Stufen der Treppe hinunter schlich. Angestrengt lauschte sie nach unten und hörte zu ihrer Erleichterung, dass ihre Mutter und Sasuke im Wohnzimmer waren. Schnell huschte sie in die Küche und packte ein paar der Lebensmittel zusammen, bei denen es nicht weiter auffiel, wenn sie fehlten. Dann begab sie sich lautlos wieder nach oben, um die Nahrung in ihrem Gepäck zu ergänzen. Sie hatte gerade alles erfolgreich in ihrer Tasche untergebracht, als es mit ziemlich viel Nachdruck an ihrer Tür klopfte. Erschrocken zuckte sie zusammen und stopfte gleich darauf den Rucksack wieder zurück unter ihr Bett, um ihn vor eventuellen Blicken zu verbergen. Dann öffnete sie und erblickte Sasuke, der sie gelangweilt musterte. Fragend schaute sie ihn an, während sie immer noch mit einer Hand die Tür festhielt. "Ich bin untröstlich...", begann Sasuke theatralisch, "aber ich muss dich leider schon verlassen. Ich hab noch etwas Wichtiges zu tun." Er botonte das 'wichtig' absichtlich so, dass Hinata den Eindruck gewann, dass er 'wichtiger als sie' meinte. Sie biss sich auf die Zunge, um nicht einen wütenden Konter zu geben und meinte statt dessen: "welch Schande... dann seh ich dich wohl frühestens vor dem Altar wieder." "Mhm...", er zog den Laut genießerisch lang und ein verschlagenes Grinsen stahl sich auf sein Gesicht. Puh... wie war er ihr doch zuwider... wenn sie dagegen an seinen Bruder dachte... was sie jetzt auf keinen Fall tun durfte. Sie zwang ein halbwegs glaubwürdiges Lächeln auf ihr Gesicht und verabschiedete sich von Sasuke, bevor sie die Tür schloss und sich auf ihr Bett fallen ließ. Wenigstens war sie ihn jetzt los... und hatte ihn jetzt hoffentlich das letzte Mal gesehen. Seufzend richtete sie sich wieder auf und holte ihren Rucksack wieder hervor. In der vordersten Tasche verstaute sie all ihre Ersparnisse und in die Seitentaschen packte sie noch ein paar Waffen, die sie unbedingt mitnehmen wollte. Nun musste sie nur noch irgendwie die Zeit bis zum Abend überstehen und die würde sie wohl damit verbringen, an ihrem Kleid herumzunähen und die gewünschten Tüllrosen am Rock zu installieren. Fast schon bedauerte sie, dass sie das Kleid nicht selbst tragen würde, aber man musste Opfer bringen und das war wirklich ein verhältnismäßig kleines Opfer. Die Zeit verging erstaunlich schnell und so fand sie sich unter einem Haufen von Tüll wieder, als es plötzlich an ihrer Tür klopfte und kurz darauf Sakura herein trat. Sie lächelte, als sie Hinata so sah und diese musste sich erstmal aus dem Stoffhaufen befreien. Dann plazierte sie diesen neben ihrem Bett und setzte sich mit Sakura auf den Boden. "Also...", fing die Rosahaarige an bevor Hinata überhaupt etwas sagen konnte, "hier hast du den zweitschlüssel für meine wohnung, dann kannst du dahin gehen, bevor du abhaust. Denn ich...", sagte sie und betonte das 'ich' mit Gänsefüßchen, "kann leider nicht so lange hier bleiben, wegen sasuke, der rennt einem ständig über den Weg. Der bringt es noch und lauert dir hier auf. Deshalb solltest du so schnell wie möglich von hier verschwinden. Du kannst dich auch an meinem kühlschrank bedienen, falls du noch etwas brauchst. Wenn du gehst, tu den schlüssel einfach in den briefkasten. Natürlich solltest du dich auch in mich verwandeln, aber das ist ja klar. Ach ja, bevor ich es vergesse..." Die Rosahaarige sprang auf und rannte kurz aus dem Zimmer, um gleich darauf mit einem Glas Wasser wiederzukommen. Dieses drückte sie Hinata in die Hand, dann holte sie aus einer Tasche ein kleines Döschen und entnahm ihm eine fingernagelgroße Tablette. "Hier, schluck das mit dem Wasser zusammen. Das verändert deine Chakrasignatur für etwa einen Tag. Dann kann nicht mal Kiba dich finden." Hinata machte große Augen, tat aber wie ihr geheißen. Was es nicht alles gab... "Toll nicht?", freute Sakura sich feixend, "die hab ich Tsunade entwendet. Die kriegt das gerade ohnehin nicht mit, sie ist mal wieder völlig dicht." Bei den Worten wirkte Sakura zwar wenig begeistert, aber diesmal nützte es ihr wenigstens. "Du... du hättest das nicht tun müssen...", nuschelte Hinata, angetan davon, wie viel Mühe ihre Freundin sich machte. "Aber es ist sicherer.", erwiderte Sakura schulterzuckend. "Und wenn ich schon mal die Chance habe, an so etwas heranzukommen, dann nehme ich die auch gern wahr." Sie zwinkerte ihr vergnügt zu. "Und jetzt verwandele dich.", trieb die Andere Hinata an. Sie seufzte lautlos, dann schloss sie die Fingerzeichen und wurde zu Sakura. Diese hatte in der Zeit das Gleiche getan und nun standen sie sich verkehrtherum gegenüber. Sakura lächelte. "Und nun geh...", meinte sie leise. Hinata schloss sie noch einmal in die Arme und flüsterte: "danke für alles..." Sakura nickte nur und ließ sie los. "Sag Hanabi, dass es mir leid tut, das ich mich nicht selbst von ihr verabschieden konnte." Wieder nickte Sakura und Hinata musste ihren Körper dazu zwingen, sich vom Fleck zu bewegen. Langsam hob sie ihr Gepäck, getarnt als Sakuras Beutel, auf die Schulter und ging zu Tür. Dann drehte sich noch einmal um und meinte: "wir werden uns auf jeden Fall wieder sehen." Sakura lächelte sie warm an und dann drehte Hinata sich um, stieg die Treppe hinab und verließ ungehindert das Haus. 'So viele letzte Male...', schoss es ihr durch den Kopf, dann machte sie sich auf den Weg. Kapitel 19: Neuanfang --------------------- Ohne weiter auf ihre Umgebung zu achten lief Hinata durch die Straßen und gelangte schneller zu Sakuras Wohnung, als sie gedacht hätte. Sie schloss auf und trat in die dunklen Räume. Erst, als sie das Licht eingeschaltet hatte, fühlte sie sich sicherer. Sie ließ sich in der Küche auf einen Stuhl fallen und atmete tief durch. Das war doch absolut verrückt... Sie wartete auf die Dunkelheit und als auf der Straße niemand mehr zu sehen war, verließ sie die Wohnung wieder, um ihre kurze Reise anzutreten. Mit einem leisen Klirren landete der Schlüssel im Briefkasten und Hinata lief los. Sie brauchte eine Weile bis zum Waldrand und von dort war es ein kleiner Umweg, bis sie auf die Hauptstraße gelangte. Selbst, als der Waldrand bereits hinter ihr lag, spürte sie kein Gefühl der Beklemmung in sich, es fühlte sich irgendwie... normal an. Diesmal würde sie gehen können. Und nichts konnte sie noch aufhalten. Auf einem kleinen Hügel machte sie schließlich Rast und schaute zurück. Von dem Dorf waren nun nicht mehr als ein paar schwache Lichtpunkte zu erkennen und Hinata seufzte tief. Nun löste sie auch die Verwandlungskunst und öffnete den Knoten an ihrem Stirnband, das um ihren Hals lag. Traurig und ein bisschen wehmütig betrachtete sie es, dann holte sie einen Kunai hervos und zog langsam und mit einem schmerzhaften Vergnügen die Spitze quer über das Zeichen Konohas. Das war nicht länger ihre Heimat. Nie wieder würde sie es sein. Die ganze Nacht und den nächsten Tag war sie durchgelaufen und hatte nur eine Pause gemacht, um etwas zu essen. Je näher sie dem Wüstenreich kam, desto wärmer wurde es und bald entledigte sie sich auch ihrer Jacke, um nur mit einem trotzdem noch zu dicken Oberteil ihren Weg fortzusetzen. Sie war auf ihrem Weg niemandem begegnet, erst, als sie schon von weitem den Dorfrand Sunas erblickte, sah sie einige Händler, manche flankiert von einer Gruppe Ninja, ihrer Wege gehen. Seltsame Gefühle breiteten sich in ihr aus, als sie das Dorf erblickte. Das würde mit etwas Glück ihre neue Heimat werden. Und vielleicht würde sie bald Itachi wiedersehen. Bei diesem Gedanken überlief ein Schauer ihren Rücken. Mit gemischten Gefühlen im Bauch setzte sie ihren Weg fort und als sie schließlich am Haupttor ankam und nach ihrem Anliegen gefragt wurde, ließ sie sich sogleich zu Kazekage führen. Würde Gaara ihr helfen...? Sie hoffte es... Sie wurde über so viele Treppen und Flure geführt, dass sie schließlich völlig die Orientierung verloren hatte, doch das tat eigentlich nichts zur Sache. Am Ende eines Flures stand sie schließlich von zwei Anbu flankiert vor einer völlig gewöhnlichen Tür und ihre Beine wurden langsam immer weicher. Leise klopfte Hinata an die Tür und biss sich dann nervös auf die Lippe. Nach einem "herein" öffnete sie vorsichtig die Tür und spähte in den angrenzenden Raum. Gaara saß dort über einem Haufen von Papieren und sah nicht gerade sehr motiviert aus. Hinata machte ein paar Schritte ins Zimmer und schloss zögerlich die Tür, da sie sich allein mit dem Kazekage in einem Raum irgendwie recht unsicher fühlte. Gleich darauf sah Gaara auf und zog überrascht die Augenbrauen zusammen bei ihrem Anblick. "Hinata...", sprach er leise, "hast du einen Auftrag?" Sie schüttelte nur den Kopf, meinte dann aber trotzdem noch: "nein, ich ähm... bin eigentlich... unerlaubt hier..." zum Ende hin wurde sie immer leiser und senkte verunsichert den Blick. Vielleicht hätte sie vorher mal überlegen sollen, was sie sagen wollte. Gaaras Blick bohrte sich fragend in sie und er wartete stumm, dass sie weitersprechen würde. Kurz atmete sie ein, sah ihn dann so fest wie möglich an und sagte: "ich bin geflohen. Vor Sasuke wenn man so will. Und vor meinen Eltern." Gaaras Blick blieb genauso stechend wie zuvor, aber seine Haltung veränderte sich etwas, als er seinen Kopf auf die Hand stützte und so fast etwas erschöpft wirkte. "Ach ja, die Heirat...", hörte sie ihn murmeln und musste kurz auflachen. "Irgendwie scheint ja jeder davon zu wissen.", stellte sie trocken und wenig begeistert fest. "Ja, irgendwer hat es wohl mal erwähnt...", erwiederte Gaara abwesend und Hinata verlagerte ihr Gewicht von einem Bein auf das andere. Irgendwie fühlte sie sich völlig verspannt, aber die Situation machte es nicht sehr viel besser und lud auch nicht dazu ein, sich etwas lockerer zu machen. "Und nun... willst du hier in Suna Zuflucht suchen?", fragte Gaara mit unveränderter Miene und starrte sie weiterhin an. "Ja..", gab sie eine zittrige Antwort und bemühte sich, seinem Blick standzuhalten. Gaara überlegte eine kurze Weile und sein Blick ging durch sie hindurch, was sie noch nervöser machte. Dann meinte er: "du bist dir bewusst, welches Risiko ich auf mich nehme, wenn ich dir helfen sollte? Wenn du wirklich hier bleiben willst, musst du völlig isoliert bleiben. Kein Kontakt zu irgendwelchen Freunden oder Verwandten in Konoha, auch nicht zu deiner Schwester. Überhaupt zu niemandem, der deinen Aufenthaltsort verraten könnte." Er sah sie scharf an und sie nickte schnell. "Gut." Er kramte kurz in einer Schublade, holte dann ein paar Blätter heraus und meinte: "die musst du ausfüllen. Bring sie mir dann in spätestens drei Tagen wieder vorbei. Hast du irgendeine Vorstellung, wo du wohnen willst? Es gibt ein paar Wohnungen, die dir zur Verfügung gestellt werden können, bis du selbst eine gefunden hast.", fügte er noch an. Sie überlegte kurz, dann nuschelte sie: "naja... ich ähm... ich würde gern bei... Itachi Uchiha wohnen. Es würde ihn auch nicht stören.", ergänzte sie noch schnell, während ihr Inners sich vor Aufregung völlig verknotete. Nun zeigte Gaara doch eine Regung, ein dezent überraschter und verwirrter Ausdruck legte sich über sein Gesicht. "Du weißt davon...", murmelte er und legte den Kopf schräg. "Ähm, ja, wir haben uns auf seiner letzten Mission kennengelernt.", erklärte sie kurz. Gaara nickte leicht und begann dann zu Hinatas Überraschung selber, auf seiner Lippe zu kauen. "Er ist nicht da.", meinte er dann völlig aus dem Nichts. Hinata blinzelte verwirrt, doch dann begriff sie, dass er schon wieder auf einer Mission sein musste. Sie hatte gar nicht daran gedacht, dass er nicht da sein könnte, wenn sie kam... das machte es natürlich ein wenig komplizierter. Angestrengt überlegte sie und schließlich verlegte sie sich auf eine notlüge und meinte: "ich hab einen Schlüssel für seine Wohnung. Ich weiß nur nicht, wo sie ist..." nun schaute der Kage sie wieder an und nickte schließlich mit einem müden Gesichtsausdruck. "Na schön, wir werden weiter sehen, wenn Itachi wieder da ist. So lange werde ich jeden Tag einmal jemanden zu dir schicken, der nachschaut, ob alles in Ordnung ist." Er gab ihr die Formulare und rief dann einem der Anbu, die vor der Tür standen. Jenem gab er den Auftrag, sie zu Itachis Wohnung zu bringen, dann verabschiedete er sich von ihr und sie verließ das Büro erleichtert, aber immer noch ein wenig nervös. Sie hatte es geschafft, vorläufig zumindest. Sie folgte dem Anbu durch die Straßen und versuchte gleichzeitig, sich irgendwie den Weg zu merken und einen groben Überblick zu bekommen. Aber sie würde sich definitiv noch gründlicher umsehen müssen. Nach etwa zehn Minuten kamen sie an einem Häuserkomplex an, der viele verschiedene Türen aufwies. Irgendwie sahen sie fast ein bisschen zu individuell aus dafür, dass sie alle in dem gleichen einheitichen Langhaus steckten. Das Haus lag nicht weit vom Dorfzentrum entfernt, aber weit genug, dass es doch eine schon recht stille Gegend war. Die Lage gefiel Hinata, sie würde sich doch recht gut merken lassen. Der Anbu deutete auf eine einfache Holztür, die schwarz gerahmt war und verschwand. Einzig der Rahmen stach aus dem Übergang von Wand zu Tür heraus und sie konnte nur amüsiert den Kopf schütteln. Wo sah man auch einen Uchiha ohne irgendetwas schwarzes, was ihn kenzeichnete? Nach kurzer Überlegung sah sie sich das Schloss genauer an und kniff verbissen die Lippen zusammen. Das würde nicht so einfach sein, doch ein Schloss sollte sie nicht von ihrer möglichen Zukunft trennen. Nach mehreren Minuten und schweißtreibender Arbeit mit einem robusten stück Draht sprang die Tür schließlich auf und gab den Blick auf einen hellen Flur mit Holzparkett frei, in dessen hinterem Teil eine Treppe lag und von dem drei Türen abgingen. Tief atmete sie ein, dann betrat sie die Wohnung und zog ihre Schuhe und ihre Jacke aus. Den Rucksack stellte sie ebenfalls ab, dann begann sie ihren Rundgang. Die Tür auf der linken Seite führte in ein dürftig eingerichtetes Wohnzimmer in hellen Cremetönen, in dem lediglich ein kurzes schlichtes Sofa, ein Sessel und ein kleiner Tisch standen, die Wände waren das eigentlich interessante, denn sie waren bedeckt mit langen Bücherregalen, in denen man alles fand, was man wissen und nicht wissen musste. Allerdings waren es tatsächlich hauptsächlich Sachbücher. Sie fand nur wenige Romane, aber es gab trotzdem viel interessantes. Dann verließ sie das Zimmer und betrat die gegenüberliegende Küche. Eine lange Theke, ein kleiner Tisch und ein paar Schränke, alles sehr hell gehalten. Zu essen fand sie nichts. Offenbar war Itachi sofort nach seiner Rückkehr wieder aufgebrochen. Er schien wirklich wenig zu tun zu haben... die letzte Tür, die neben der Treppe lag, führt in eine Abstellkammer, in der sich ebenfalls Reinigungsutensilien befanden. Trotz des ganzen Krames war es alles ordentlich. Lag das in der Familie, diese peinliche Ordnung? Sie liebte Ordnung ja auch, aber irgendwo konnte man auch übertreiben... kopfschüttelnd stieg sie die Treppe hinauf und sah sich wiederum in einem Flur mit drei Türen. In diesem Flur hingen allerdings jede Menge Bilder, die gleichzeitig alles und nichts darstellten. Sie sahen alle sehr fantastisch und expressionistisch aus. Also von einem Maler mit Gefühl, was? Nur wenige Bilder zeigten richtige Personen, und das waren Leute, die sie nicht kannte. Nachdenklich wandte sie sich der Tür zu, die direkt neben der Treppe war, doch der Raum war leer und hatte weiße Eände und einen beigen Teppichboden. Lediglich eine einzelne Matte mit einer grünen Decke lag auf dem Boden und sah recht zerwühlt aus. Leicht irritiert schloss sie die Tür wieder und ging den kurzen Flur hinab. Einer der restlichen zwei Räume musste Itachis Schlafzimmer sein, denn sie glaubte kaum, dass dieses Zimmer eben es gewesen war. Die nächste Tür, die sie öffnete, führte sie in ein weiß gefliestes Bad mit Toilette, Waschbecken, Dusche und sogar einer Wanne. An einer Wand stand noch ein Regal mit allerlei Zeugs drin, das sie sich skeptisch besah. Hatte Itachi wirklich eine Pflegespühlung für die Haare?! Leise kichernd wandte sie sich der letzten Tür zu und fand sich gleich darauf in einem Raum wieder, der so im Kontrast zu dem Rest der Wohnung stand, dass sie erstmal starr vor Erstaunen und mit offenem Mund einige Momente verharrte, bevor sie eintrat und sich umsah. Der Boden war von einem schwarzen Teppich bedeckt, der zwar kurz, aber trotzdem flauschig und weich war. Die Wände waren dunkelrot und sofort musste sie an Itachis Sharingan denken. Umso mehr musste sie lachen, als sie tatsächlich über dem schwarzen Bett mit der blutroten Bettwäsche statt des Uchiha Clansymbols die Pupille und die geschwungenen Bögen des Mangekyo Sharingan an der Wand entdeckte. Welch makabere Situationskomik... Auf der rechten Seite waren zwei große Fenster, die fast die ganze Wand einnahmen, rechts neben der Tür stand ein großer Schreibtisch und links ein hoher Schrank, vermutlich für Klamotten. Das Bett stand ziemlich in der Mitte des Zimmer an der Rückwand, links neben dem Kopfende stand eine kleine Kommode, auf der sich eine kleine Lampe und ein Wecker befanden. Dieses Zimmer war definitiv... interessant. Trotz der dunklen Farben wirkte es nicht finster, da die großen Fenster genug Licht hereinließen. Würde man allerdings die schweren Vorhänge zuziehen, würde die Atmosphäre doch recht kuschelig werden... Sie verließ das Zimmer wieder und zog die Tür zu. Bis Itachi kam, würde sie wohl in dem Zimmer neben der Treppe schlafen, aber das war okay. Also holte sie ihren Rucksack und stellte ihn neben die Matte. Dann packte sie ihre wenigen Sachen aus und betrachtete nachdenklich den Umhang. Da war sie nun schon mal hier und dann war er nicht da... es hatte ja so kommen müssen. 'Aber was solls...', dachte sie und lief wieder hinunter in die Küche, ihre letzten Vorräte in der Hand. Sie legte den Umhang über eine Stuhllehne und setzte sich an den Tisch, um noch etwas zu essen. Es war schon recht spät und sie würde wohl auch bald schlafen gehen. Morgen würde sie dann weitersehen... Kapitel 20: Ein zu Hause ------------------------ Die nächsten Tage vergingen zäh und Hinata schwankte zwischen absoluter Langeweile und aufgeregtem Gezappel, da sie nicht wusste, wann Itachi wiederkommen würde. Sie hatte inzwischen sogar einen Zweitschlüssel im Flur gefunden, sodass sie die Wohung auch verlassen konnte, ohne sich Sorgen machen zu müssen. Sie war schon oft durch die Straßen gewandert, um sich die Wege einzuprägen und irgendwann hatte sie ja auch mal einkaufen müssen. Inzwischen hatte sie auch die Formulare abgegeben und ein neues Stirnband bekommen. Nun gehörte sie wirklich hierher... trotzdem hatte sie ihr altes Stirnband behalten, auch wenn sie den Grund dafür selbst nicht kannte. Nun fehlte nur noch eines und bis Itachi wiederkommen würde, wusste Hinata nichts mit sich anzufangen. Die meiste Zeit, die sie nicht spazieren ging, verbrachte sie mit Grübeleien darüber, wie es wohl ihrer Schwester ging, ob Sakura alles nach Plan hinbekommen hatte, ob Sasuke wohl wütend war, da er nun seinen Verdacht bestätigt sah und wie ihre Eltern wohl über sie dachten... waren sie ebenso enttäuscht von ihr wie Sasukes Eltern von Itachi? Würden sie sie ebenso verachten und von sich stoßen? Andererseits fragte sie sich, wieso sie das interessierte... sie hatte doch immer von ihren Eltern weggewollt, wieso machte sie sich jetzt Gedanken darüber, wie sie von ihr dachten? Um sich gewaltsam abzulenken, begann sie, Itachis kleine Bibliothek zu durchstöbern und las einen Großteil der Zeit. Und trotz der Langeweile fühlte sie sich gut. Also, so gut, wie man sich in ihrer Situation fühlen konnte. Frei, unabhängig. Sie musste sich endlich keine Sorgen mehr um sich selbst machen. Eigentlich tat sie jetzt zum ersten mal das, was sie selbst wollte, nicht das, was andere von ihr verlangten. Es war ein seltsames Gefühl...und trotzdem schön. Nach fünf Tagen musste Hinata einsehen, dass ihre Klamotten einfach zu warm für das Wüstenreich waren und nun verstand sie auch, warum Itachi immer so viel Netz trug... sie hatte demnach den letzten Tag damit verbracht, ihre Sachen umzunähen. Sie hatte sich auch ein paar neue Sachen besorgt, aber nicht viel, da sie nicht besonders viel Geld aus Konoha hatte mitnehmen können. Aber es reichte, damit sie sich nicht mehr tot schwitzte. Trotzdem musste sie sich noch sehr an das Klima gewöhnen. Die stetige Wärme machte sie anfangs träge und sie wurde schnell müde. Deshalb hatte sie wieder angefangen ein wenig zu trainieren, nur die Bewegungen und Schritte, aber das reichte aus, um ihre Ausdauer zu stärken und sie wieder ein bisschen fitter zu machen. Mehr brauchte sie momentan auch nicht. Schließlich war nun auch keiner mehr hier, der ihr sagen konnte, wie schlecht sie doch war... sie biss sich auf die Lippe bei dem Gedanken und versuchte, ihn gewaltsam zu verdrängen. Damit konnte sie nun wirklich nichts anfangen... Hinata war eben wieder einkaufen gewesen und lief nun die Einkaufsmeile hinab. Sie registrierte die neugierigen und interessierten Blicke, die ihr zugeworfen wurden, doch sie reagierte nicht weiter darauf. Hier schien wirklich jeder zweite zu merken, dass sie neu war... Hinata überprüfte noch einmal, ob sie auch alles hatte, was sie wollte, dann machte sie sich auf den Rückweg zu Itachis Wohnung. Es fühlte sich schon gewohnt an, obgleich sie ihre Schwester immer noch wahnsinnig vermisste. Sie fragte sich einmal mehr, ob bei der Hochzeit alles geklappt hatte und ob Sakura wegen ihr in Schwierigkeiten geraten war, aber wenn dem so war, würde Sakura es ihr noch früh genug heimzahlen können... dann kehrten ihre Gedanken wie jeden Tag, jede einzelne Stunde zu Itachi zurück und sie seufzte leise. Sie war nun schon seit sechs Tagen hier und er war noch nicht zurück gekommen. Aber irgendwie wunderte es sie nicht, dass er sofort wieder eine Mission angenommen hatte. Hätte sie nicht das gleiche getan? Ablenkung um jeden Preis... Sie schaute nervös auf, als sie ihren Namen hörte, doch es war nur Temari, die ihr fröhlich winkte. "Hey, na hast du dich schon eingelebt?", rief die Blonde enthusiastisch und rannte ihr immer noch winkend entgegen. Hinata fing an zu grinsen und setzte schnell den Korb ab, bevor sie förmlich von der anderen umgerannt wurde. Lachend rappelte sie sich auf und klopfte den Staub von ihren Sachen. "Ich hab von Gaara gehört, dass du endlich den Fängen deiner Familie entkommen bist. Na los, erzähl!", löcherte Temari und Hinata verzog den Mund. "Ähm... das ist... naja... kompliziert." Temari zog einen Flunsch und beschwerte sich schmollend: "warum sagen das immer alle?!" Hinata kicherte, gab dann aber nach. "Weißt du... ich sollte doch heiraten..." "ach ja... also hätten meine Eltern mich verheiraten wollen, wäre ich schon viel früher abgehauen." "Wieso sagen das immer alle?", beschwerte Hinata sich lächelnd und Temari machte ein gespielt betroffenes Gesicht. "Und?", fragte sie. "Naja, ich sollte Sasuke heiraten." Temari riss die Augen auf, dann hielt sie sich die Hand vor den Mund und unterdrückte ein irres Kichern. Hinata sah sie verständnislos an und zwinkerte irritiert. "Sorry...", gackerte die Blonde und kugelte sich bald am Boden. "Aber Sasuke zu heiraten... das ist ein Horrortrip!", rief sie und brach erneut in Gelächter aus. "Jaaa... sag mir was Neues...", seufzte Hinata und schaute zum Himmel hinauf. Temari wurde wieder ernst und richtete ihre Zöpfe. "Und wieso bist du jetzt hier? Und wo wohnst du überhaupt?", bohrt sie weiter. "Ähm... beidermaßen die gleiche Antwort...", meinte Hinata und die andere schaute fragend. "Itachi.", sagte sie schlicht und Temari schien in dem Moment eine wahre Kerzenfabrik aufzugehen. "Ahhh... sag bloß, du hast ihn auf seiner letzten Mission kennengelernt!" "Exakt.", stimmte Hinata zu und biss sich auf die Lippe. "Jetzt hab ich mich in seine Wohnung eingeschlichen und warte, dass er wiederkommt." "Echt? Er ist doch schon wieder da, also ich hab ihn vorhin gesehen.", meinte Temari mit hochgezogenen Augenbrauen und beobachtete neugierig, wie Hinata kurz zusammenzuckte und blass wurde. Plötzlich total nervös stotterte diese: "wi.. wi... wirklich? Also... bist du dir... ganz sicher?" Temari lachte herzhaft und grinste: "natürlich, ich bin ja nicht blind. Ich weiß schon, was ich sehe." Hinata atmete tief ein und meinte leise: "dann sollte ich wohl langsam nach Hause gehen..." "mhm", stimmte Temari zu und schob sie in die entsprechende Richtung. "Wir sehen uns ja bestimmt noch mal.", lächelte sie und verschwand winkend um die nächste Ecke. Hinata atmete hörbar aus und hob ihren Korb wieder hoch, um dann weiter die Straße hinunter zu laufen. Sie musste sich um eine ruhige Atmung bemühen und war froh, noch den Rückweg Zeit zu haben, um sich zu beruhigen. Gleichzeitig viel zu schnell und viel zu langsam kam sie an der Wohnung an und schloss mit dem Zweitschlüssel die Tür auf. Mit der gewohnten Lautlosigkeit betrat sie den Flur und entledigte sich ihrer Schuhe. Mit dem Korb auf dem Arm betrat sie die Küche und blieb im Türrahmen stehen. Itachi stand mitten im Raum und hielt den Umhang in den Händen, den sie über der Stuhllehne hängen gelassen hatte. Er selbst trug einen ebenso schwarzen, der jedoch einen höheren Kragen hatte und seine langen Haare versteckte. Stumm seufzte sie bei seinem Anblick und ihr Herz machte einen Satz. Die ganze Aufregung des letzten Monats war hierfür gewesen, für ihn. Das war alles, was sie wollte. Und nun traute sie sich nicht mal, sich bemerkbar zu machen... "Hinata...", hörte sie seine ruhige Stimme und wie ein dėja-vu war dieser samtige Klang, sodass sie heftig schlucken musste. "Itachi...", hauchte sie und klammerte sich an den Griff des Korbes, den sie immer noch in den Händen hielt. Mit einer sanften Bewegung legte Itachi den Umhang wieder über die Stuhllehne und drehte sich zu ihr um. Er sagte nichts, er sah sie nur stumm an und langsam schlich sich eine Ungläubigkeit auf sein Gesicht, das Hinata beinahe gelacht hätte. Aber ein heimliches Grinsen konnte sie nicht unterdrücken und so musste sie sich schließlich bemühen, ein angemessenes Gesicht zu machen. Itachi sah sie immer noch irritiert an, doch dann breitete sich auch auf seinem Gesicht ein breites Lächeln aus und er machte ein paar Schritte auf sie zu und schloss sie in die Arme. Sie vergrub ihr Gesicht an seiner Brust und nun grinste sie über das ganze Gesicht. "Hey...", hauchte sie und Itachi lächelte glücklich. Nach einer gefühlten Ewigkeit löste er sich von ihr und schaute ihr forschend in die Augen. "Wieso jetzt plötzlich?", fragte er neugierig und zog eine Augenbraue hoch. Hinata räusperte sich und blickte etwas peinlich berührt durch die Gegend. "Ähm... tja, meine... meine Schwester... naja, sagen wir... sie hat es mir befohlen." Vorsichtig blickte sie in seine Augen, doch er schmunzelte nur und schüttelte sanft den Kopf. "Und wie lang bist du schon hier?", wollte er dann wissen. "Seit sechs Tagen.", erwiederte sie sofort. "Mhm...", er zog eine nachdenkliche Miene, "dann kennst du dich ja inzwischen wahrscheinlich schon recht gut aus?" Hinata nickte und blickte ihn dann wartend an, nicht wissend, was sie jetzt tun sollte. In dem Moment hörte sie hinter sich Schritte und gleich darauf eine Stimme: "hey Itachi, ich habs gefunden... oh wer ist das denn?" Reflexartig drehte sie sich um und sah sich einem langhaarigen Blondschopf gegenüber, der sie interessiert musterte und schon auf den ersten Blick ähnlich hyperaktiv wirkte, wie Naruto. Ob das an der Haarfarbe lag...? Itachi trat hinter sie und legte ihr die Hände auf die Schultern. "Das ist Hinata.", sagte er mit ruhiger Stimme und ihr gegenüber zog mit wissendem Gesichtsausdruck die Augenbrauen hoch. "Hinata, das ist Deidara, ein Freund von mir." Hinata nickte nur zaghaft und der Blonde grinste. "Du bist das also... heißt das, dass ich Itachi ab jetzt teilen muss?" Hinatas Augen wurden groß und sie starrte Deidara geschockt an, bevor sie sich mit unsicher fragendem Blick an Itachi wandte. "Hör nicht auf ihn.", meinte der nur beschwichtigend, "er ist ein Idiot." Ohne auf das Protestgezeter des Blondbezopften zu hören, schob Itachi sie durch den Flur ins Wohnzimmer und sie setzte sich auf einen Sessel. Sie wartete, bis Itachi Deidara verabschiedet hatte, dann seufzte sie tief und ließ sich noch tiefer in den Sessel sinken. Was war das doch alles verquer... Itachi betrat das Wohnzimmer und setzte sich ihr gegenüber auf das Sofa. Stumm sah er sie an, sie schaute ebenso stumm zurück. Sie hätte nicht gewusst, was sie jetzt sagen sollte, doch das musste sie auch nicht. Es bedurfte keiner Worte. In einem einvernehmlichen Schweigen saßen sie eine Weile da, bis Itachi sich leise räusperte. "So...", murmelte er, "und was mach ich jetzt mit dir?" Hinatas Augenbraue zuckte und sie musste leicht grinsen. "Ich weiß nicht?", entgegnete sie automatisch. "Jetzt muss ich also meine Wohnung teilen... wie ungewohnt." Seine Stimme klang ein bisschen neckisch und Hinata sprang sofort darauf an. "Ich kann mir von Gaara bestimmt auch eine andere Wohnung geben lassen... wenn du mich nicht hier haben willst.", sie streckte ihm die Zunge raus. Sein Gesichtsausdruck wurde gespielt beleidigt und Hinata fragte sich, ob er diese Miene überhaupt auch ernsthaft aufsetzen konnte. "Von wegen. Du bleibst schön hier. Ich meine nur, es ist so... unerwartet." "Du wolltest mich doch heiraten.", entfuhr es Hinata prompt und gleich darauf wurde sie rot wie eine überreife Tomate. Ein Lächeln huschte über sein Gesicht und leise meinte er: "und das will ich immer noch." Hinatas Wangen brannten und sie senkte verschähmt den Blick. Dieses Thema hätte sie vielleicht lieber nicht ansprechen sollen... "Wie auch immer...", riss seine Stimme sie da aus ihren Gedanken. "Wir haben ja Zeit." Er schenkte ihr ein beruhigendes Lächeln und sie konnte nicht anders als es zu erwidern. Nun endlich war sie zu Hause. Kapitel 21: Ein neues Leben --------------------------- Hinata lebte sich recht schnell ein in Itachis Welt. Am ersten Abend hatte er ungefragt einfach ihre Sachen in sein Zimmer verfrachtet und auf ihren schüchternen Protest hin sie einfach hochgehoben und zu seinem Bett getragen, um ihr dann höchst effektiv den Mund zu verbieten. Sie lernte auch noch ein paar andere seiner Freunde kennen, unter anderem einen rothaarigen Marionettenfreak, der sich leidenschaftlich gern mit Deidara zankte. Der Blonde und Sasori hatten eine höchst verschiedene Auffassung was Kunst betraf; Deidara bevorzugte kurze künstlerische Momente in Form von Explosion und Sasori setzte auf Dauerhaftigkeit, weshalb er sich den Marionetten gewidmet hatte. Nun erfuhr sie auch, dass die meisten der Bilder aus dem oberen Flur von den beiden stammten, als sie als ein kleines Projekt versucht hatten, auf einen gemeinsamen Nenner zu kommen. Immerhin blieben die Bilder ja erhalten, das war Sasoris Einfluss, aber demzufolge sahen die meisten ja auch aus, als wäre eine Farbbombe auf ihnen explodiert, was man wieder dem Blondschopf zuschreiben konnte. Im Endeffekt hatten die Bilder keinem von beiden richtig zugesagt, deshalb hatte Itachi sie behalten. Sie war nun schon beinahe zwei Monate hier und soeben hatte sie von Gaara die Bestätigung bekommen, dass sie nun auch auf Missionen gehen durfte, aber zur Zeit noch nicht musste, wenn sie nicht wollte. Es beruhigte sie, da es für sie ein Zeichen war, dass man ihr bis zu einem gewissen Grad vertraute. Allerdings hatte sie nicht vor auf Missionen zu gehen, vorher wollte sie noch eine Weile trainieren, bis sie sich stark genug fühlte. Gerade in diesem Moment legte sie ihren Stift weg und klappte das kleine Buch zu, in das sie hinein schrieb, seit sie in Suna war. Sie wollte all ihre Gedanken und Gefühle festhalten, immerhin war es ein Neuanfang. Und sie war so glücklich hier. Mit Itachi zusammen zu leben war wirklich unkompliziert. Genau wie sie scheute er sich nicht vor Hausarbeit und er konnte kochen und andere nützliche Arbeiten verrichten und so ergänzten sie sich eigentlich sehr gut. Er nahm sich alle Zeit für sie, die er brauchte und ging nun etwas seltener auf Missionen, um öfter bei ihr sein zu können. Es war fast zu perfekt, bis auf den Fakt, dass sie hier nicht viele Leute hatte. Sie traf sich manchmal mit Temari und gelegentlich war auch Kankuro dabei, wenn er Langeweile hatte, aber ansonsten hatte sie noch nicht viele kennengelernt. Vielleicht sollte sie wirklich mal ein paar Missionen machen, um wieder ein Team zu bekommen. Schaden würde es betimmt nicht... Sie fuhr erschrocken hoch, als es lautstark an der Tür klopfte. Itachi sah ebenfalls von seinen Dokumenten auf, war aber noch nicht ganz fertig mit dem, was er zu tun hatte und bat deshalb Hinata, die Tür zu öffnen. Sie nickte und legte ihr Büchlein auf den Wohnzimmertisch, um dann aufzustehen und in den Flur zu gehen. Als sie die Tür öffnete entfuhr ihr ein stummer Schrei und sie musste sich am Türrahmen abstützen, um nicht einzuknicken vor Schreck. Mit vor Schock geweiteten Augen starrte sie die Person vor sich an, die sie mit einem halb unterdrückten, aber deutlich absolut glücklichen Grinsen musterte. "...Hanabi...", hauchte Hinata. "Was zum...", ihr fehlte die Sprache. Mit wackeligen Beinen richtete sie sich wieder auf und schaute ihre Schwester mit einer Mischung aus Unverständnis und überschwänglicher Freude an. Jetzt musste Hanabi doch über das ganze Gesicht grinsen und stürtzte sich auf Hinata, um sie enthusiastisch zu umarmen. "Hey!", quitschte sie begeistert und wollte Hinata gar nicht mehr loslassen. "Was hab ich dich vermisst!', rief sie und schmatzte ihr einen Kuss auf die Wange. Hinata befreite sich, bevor sie noch erdrückt wurde und blickte Hanabi noch immer völlig überwältigt an. Sie konnte es gar nicht fassen. Schließlich wurde sie von einem Räuspern aus ihrer Starre gerissen und blickte über die Schulter, wo nun Itachi stand und die Situation mit gehobenen Augenbrauen betrachtete. Geringfügig überfordert blickte sie zwischen den beiden hin und her, bis ihre Schwester sie anstieß und kichernd "Hina, jetzt krieg dich mal wieder ein" murmelte. Sie blinzelte kurz, dann wandte sie sich an Itachi und meinte: "ähm... also das... ist meine Schwester... Hanabi. Und du kannst dir ja sicher denken, wer das ist.", fuhr sie an Hanabi gewandt fort. Ihre Schwester grinste verschwörerisch und flötete: "das ist also der große Bruder. Ich muss sagen, der ist mir schon auf den ersten Blick sympatischer als der kleinere Teil." Hinata unterdrückte ein Lachen und schaute Itachi entschuldigend an, doch er lächelte nur heimlich und bat Hanabi dann herein. Zu dritt saßen sie nun im Wohnzimmer und Hinata schaute ihre Schwester interessiert an. "Also erzähl, wie kommst du hierher? Und was ist zu Hause noch passiert?", fragte sie eifrig und Hanabi schaute kurz zu Itachi, entschied sich aber, es ihm ruhig miterzählen zu können. Sie atmete tief durch und seufzte kurz, dann begann sie: "nachdem du wohl schon weg warst, bin ich in dein Zimmer gekommen, weil ich dich noch irgendwas fragen wollte, ich weiß nicht mehr was. Ich hab recht schnell gemerkt, dass das nicht du bist und Sakura hat mir von eurem Plan erzählt. Ich hab ihr ein bisschen geholfen, dass sie authentischer wirkt und sie hat das echt gut gemacht. Die Hochzeit hat echt schön angefangen, das muss ich sagen und das Kleid war einfach umwerfend. Schade, dass du nicht wirklich darin heiraten kannst..." sie zog kurz eine Schnute und Hinata musste lachen. Itachi sah eher weniger belustigt aus, die Vorstellung, dass sie eigentlich Sasuke heiraten sollte, nagte wohl immer noch an ihm. Doch dann lenkte sie die Aufmerksamkeit wieder auf Hanabi und diese fuhr fort: "tja, es ist alles gut gegangen, kein Uchiha oder Hyuuga ist auf die Idee gekommen, irgendetwas zu überprüfen und so ist Sakura sogar heil bis zum Altar gekommen. Boa, das hat mich echt nervös gemacht, dass sie aussah, wie du." Hanabi musste kurz schmunzeln und schüttelte leicht den Kopf. "Naja, mitten im Laufe des Ehegefasels ist sie dann plötzlich zusammengeklappt. Ich hab geholfen sie rauszubringen und mich ein bisschen um sie gekümmert. Das makabere ist, dass sie wirklich ohnmächtig war. Soviel also zu unserem Plan..." sie machte eine kurze Pause und seufzte noch einmal. "Sie hat sich dann schnell umgezogen und ist zur Hintertür hinaus, ich hab einfach so getan, als sei ich kurz nicht im Raum gewesen und in der Zeit wärst du verschwunden. Sakura ist dann ins Krankenhaus gegangen, sie ist also völlig raus aus der Sache." Erleichtert atmete Hinata auf und schloss kurz die Augen. Damit war ihre größte Sorge schonmal zerstreut. Dann musste sie sich wenigstens nicht mehr den Kopf zerbrechen. "Und weiter?", fragte sie ungeduldig. Nun zögerte ihre Schwester kurz und ihr Blick glitt in weite Ferne, dann meinte sie: "tja, sie haben erstmal nach dir gesucht. Unsere Eltern waren echt entsetzt und konnten das gar nicht verstehen, wo sie dir doch so eine gute Zukunft geboten haben...", den letzten halben Satz betonte sie entsprechend und rollte die Augen. "Solche Idioten.", schimpfte sie vor sich hin und wandte sich dann wieder an Hinata. "Tja, nachdem selbst die besten Spurensucher nichts von dir gefunden haben, mussten sie irgendwie ihre Ehre retten... also haben sie kurzerhand mich mit Sasuke verheiratet." Eine unangenehme Pause entstand, in der Hinata ihre Schwester mit aufgerissenen Augen und offenem Mund anstarrte. "Das haben sie gemacht?!", entfuhr es ihr schließlich und eine unbekannte Wut stieg in ihr auf. "Diese miesen... sie rauben dir deine Zukunft für ihre scheiß Traditionen, reicht ja nicht, dass sie schon eine Tochter vergrault haben!" Sie ballte die Hände zu Fäusten und biss die Zähne zusammen. Itachi legte ihr beruhigend eine Hand auf die Schulter und sofort fiel ihre Wut in sich zusammen und zurück blieb ein dumpfes Pochen hinter ihren Schläfen. "Nunja...", unterbrach Hanabi einmal mehr ihre Gedanken. "Wie du dir denken kannst, hat mich das auch nicht sonderlich begeistert. Mit Sasuke zusammen zu leben ist echt anstrengend... aber das will ich lieber nicht weiter erläutern. Ich kann nur hoffen, dass er es nicht geschafft hat, mich zu schwängern..." Hinata fiel fast die Kinnlade auf den Tisch. Die Vorstellung, wie Sasuke sich an ihrer Schwester vergriff... eins stand fest, würde sie ihm noch einmal im Leben über den Weg laufen, dann würde er sterben. Definitiv. Itachi schien ihre Gedanken zu ahnen, denn er regte sich unbehaglich neben ihr und sein Blick war angestrengt auf die Wand gerichtet. "Als wolle er mich bestrafen...", murmelte Hinata vor sich hin und ihre Gedanken wurden immer finsterer. Hanabi sah sie fragend an und Hinata seufzte tief. "Es kommt mir immer so vor, als wolle er sich an dir dafür rächen, das ich ihn nicht wollte.", erklärte sie leise. Hanabi schien sich auf einmal zu verkrampfen und ihr Blick wich peinlich berührt dem ihrer Schwester aus. "Das ist vielleicht gar nicht so falsch...", nuschelte sie und blickte scheu auf. Auf Hinatas fragenden Blick meinte sie: "du erinnerst dich doch, als ich den einen Tag so völlig aufgelöst nach Hause kam? Danach meintest du, das es mir so schlecht zu gehen scheint." Hinata nickte und eine böse Vorahnung machte sich in ihr breit. "Naja... da... da hat er mich... sagen wir... verführt. Aber eigentlich wollte ich es nicht.", brabbelte Hanabi vor sich hin und Hinata hätte sich ohrfeigen können, dass sie nicht früher darauf gekommen war. "Warum hast du mir das nie gesagt?", fuhr sie ihre Schwester an. "Ich hätte dich nie allein lassen sollen!", rief sie völlig außer sich, doch Hanabi schüttelte nur den Kopf und erwiderte mit milder Stimme: "eben. Du wärst da geblieben, aber das wollte ich nicht. Noch lieber bin ich allein, als das ich mit ansehe, wie du und Sasuke...", sie unterbrach sich und fasste sich an die Stirn, als wäre ihr diese Vorstellung wirklich gänzlich zuwider. Hinata nickte nur leicht und richtete nachdenklich den Blick auf den Boden. "Dann hab ich dir wohl sehr viel zu verdanken...", murmelte sie und spielte abwesend mit ihren Fingern. "Ach was.", winkte Hanabi ab, "jetzt bin ich hier und will diesen ganzen Scheiß hinter mir lassen. Vergessen wir es einfach so gut wir können." Hinata nickte wieder, dann fragte sie: "wo wirst du jetzt bleiben?" Hanabis gewohntes Grinsen kehrte zurück und sie lächelte: "hab von Gaara einen Platz in einer WG bekommen, dann bin ich nicht so allein. Wow, der war wirklich nicht besonders begeistert, mich zu sehen.", schmunzelte sie. Noch bevor Hinata noch was sagen konnte, sprang sie schließlich auf und rief: "naja, ich muss dann mal wieder los, mich mit meinen Mitbewohnern warm machen." Sie gab Hinata noch einen Kuss auf die Wange, winkte Itachi kurz zu und im nächsten Moment war sie schon weg. Völlig bewegungs- und denkunfähig verharrte Hinata in ihrer Position, den Blick starr auf die Tür gerichtet. Nach einer endlosen Weile schielte sie vorsichtig zu Itachi rüber und flüsterte: "...ist das hir gerade wirklich passiert...?" Er sparte sich eine Antwort, legte lediglich einen Arm um ihre Schulter und zog sie an sich. Sie lehnte sich an seine Brust und seufzte unterdrückt. Das Leben hielt doch immer noch irgendwelche Überraschungen bereit... aber sie war hier, glücklich mit Itachi und ihre Schwester war auch da. Sie würden versuchen zu vergessen und ihr neues Leben genießen. In diesem Moment beschloss sie, nie wieder über ihr altes Leben und dessen Probleme nachzudenken. Damit war Schluss, ein für alle mal. Epilog: in Gedenken an die Vergangenheit ---------------------------------------- Schwarze Augen schauten sie an, so tief, dass sie sich darin verlieren könnte... immer und immer wieder. Sanft fuhr sie durch das schwarze Haar und genoss das Gefühl an ihren Fingern, so weich und samtig... ihr Blick wanderte über die schneeweiße perfekte Haut, die so zart aussah, als wäre sie aus Seide gesponnen. Seine Hand lag in ihrer, nur ein schwacher Druck, doch es war Bestätigung genug für sie, dass ihr Herz aufging ob dieser sanften Geste. Gott, sie war so verliebt... Es waren neun Monate seit ihrer Flucht aus Konoha und sie hätte damals nie geglaubt, dass sie in naher Zukunft so glücklich sein würde. Doch dieses kleine Wesen auf ihrem Arm bündelte alle Liebe, die in ihr war und sog sie auf wie ein Schwamm. Zärtlich küsste sie ihren kleinen neugeborenen Sohn auf die Stirn und schmiegte ihre Wange an sein Haar. Er war einfach perfekt... doch trotz ihres Glückes bohrte sich unaufhörlich ein nerviger Gedanke in ihren Kopf, der sie schon seit längerem beschäftigte... sie schaute auf und sah Itachi lächeln. Liebevoll betrachtete er das Kind ihren Armen und er sah auch so unendlich glücklich aus, dass es ihre Zweifel fast zertreute... und doch war da immer wieder die Frage aus der Vergangenheit, die sie doch eigentlich hatte vergessen wollen... Wer war nun wirklich der Vater? Sasuke oder itachi??? Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)