Darkness ahead von Percival_Graves (Kaito x Astral) ================================================================================ Kapitel 14: Hab schon Schlimmeres überlebt ------------------------------------------ Hallo, ihr Lieben. :3 Hier bin ich mit dem neuen Kapitel. Danke wie üblich an AlienBlood23 für das (einzige) Kommi. Seid doch mal n bissl spendabler, mensch! *euch alle piekt* xD Ich wünsch euch jedenfalls allen viel Spaß. ;D Kapitel 14 Hab schon Schlimmeres überlebt. Kaum war Najm durch das Portal getreten, da schloss es sich hinter ihm und Shark, Haruto und die anderen waren allein. Die Gasse, in der sie sich noch immer befanden, schluckte die Geräusche der Stadt, so dass es dort fast schon unheimlich ruhig war. Das einzige, was man hören konnte, waren die Atemgeräusche der Freunde. Shark drehte sich zu den anderen um und blickte in erwartungsvolle Gesichter. Offenbar wollten sie, dass er die Führung übernahm, jetzt, wo Kaito und Yuma weg waren und ihnen sagte, was geschehen würde. Der Duellant unterdrückte ein Seufzen. Er setzte sich in Bewegung und verließ die Stille der Gasse. Die anderen folgten ihm zurück in die City und der Lärm der Großstadt schlug förmlich auf sie ein, als sie in die Sonne hinaustraten. Und doch war es seltsam. Seltsam ruhig. Kein Yuma, der jammerte, dass er hungrig war. Kein Yuma, der sich unbedingt mit Shark duellieren wollte. Sie konnten sie spüren. Die Lücke. Das Loch, das Yuma hinterlassen hatte, als er in die Astralwelt gegangen war. Und dabei war das gerade erst ein paar Minuten her. Sie suchten sich ein Café und besprachen die Situation. Besonders viel konnten sie nicht tun, außer die Nachrichten im Auge zu behalten und selbst Patrouillen zu laufen. Doch sie waren nicht genug Leute, um wirklich die ganze Stadt abdecken zu können. Allerdings wusste Ryoga bereits, wen er zur Unterstützung dazu holen konnte. Er zückte seinen D-Gazer und kurz darauf hatte er eine Konferenzschaltung mit gleich fünf Personen. Nachdem er ihnen alles erklärt hatte, beendete er das Gespräch wieder und verteilte die Aufgaben. Kotori sollte die Nachrichten im Auge behalten und sie informieren, wenn etwas Verdächtiges beobachtet würde und die anderen würden in verschiedenen Teilen der Stadt nach Spähern Ausschau halten. Sobald einer von ihnen eine der schwarzen Kugeln sichtete, würde er die anderen informieren. Niemand sollte sich allein mit ihnen anlegen. Ryoga wollte sicher gehen, dass niemand infiziert wurde, nur weil er zu voreilig gehandelt hatte. Bei Hüllensichtungen hatten sie keine andere Wahl, als die Polizei einzuschalten. Sie konnten mit ihren Duellfähigkeiten nicht viel gegen Menschen ausrichten, ob nun normal oder verdorben. Und noch hatte Ryoga die Hoffnung, dass Kaito, Yuma und die Astralwesen erfolgreich sein würden und die infizierten Menschen geheilt werden konnten. Deshalb wollte er sie wenn möglich nicht verletzen, sondern nur außer Gefecht setzen. Sie besprachen noch einige Einzelheiten, bevor sie sich trennten. Der Tag verlief ereignislos. Niemand sah weitere Späher oder menschliche Hüllen, so dass Shark und die anderen hofften, dass Kaitos Vermutung, die Späher würden sich zurückziehen, wenn sie fort waren, sich bewahrheitet hatte. Es dämmerte bereits, als Shark, Rio und Haruto zuhause ankamen und da keinem der Freunde etwas Verdächtiges in der Stadt aufgefallen war, machten sie sich keine Sorgen mehr wegen der Dunkelheit. Najm hatte sicher recht gehabt und die Menschenwelt war vorerst sicher. Die Dunkelheit wollte sich ihre Welt erst nach der Astralwelt vornehmen. Und da Kaito, Yuma und die anderen das verhindern würden, ging für sie und die anderen Menschen keine Gefahr aus. Sie verbrachten den Abend damit, Haruto von der Tatsache abzulenken, dass sein Bruder wahrscheinlich in Lebensgefahr schwebte. Es gelang ihnen nur mäßig, doch irgendwann schafften die Geschwister es wenigstens, ihn zum Schlafengehen zu überreden. Nachdem der Junge schließlich schlief, beratschlagten Rio und Shark, was sie die nächste Zeit tun würden. Obwohl es am Tag keine weiteren Angriffe gegeben hatte, wollte Ryoga kein Risiko eingehen und wenigstens noch einige Tage weiter Ausschau halten. Er war sicher, die anderen würden ihm zustimmen, immerhin ging es hier um ihre ganze Welt und da war Vorsicht besser als Nachsicht. Der nächste Tag begann wie immer. Sie konnten die Schule ja nicht einfach schwänzen. Keiner ihrer Lehrer hätte die Entschuldigung gelten lassen, dass sie ihre Welt beschützen mussten vor etwas, das sie die Dunkelheit nannten und das kleine, nachtschwarze Kugeln zu ihnen schickte, um die Menschen in sabbernde, hirnlose Hüllen zu verwandeln. Orbital blieb bei Haruto und versuchte, im Fernsehen schon einmal ein paar Hinweise aufzuschnappen. Shark ließ sich von den beiden Daheimgebliebenen auf dem Laufenden halten und es sah so aus, als würde auch dieser Tag ruhig werden. Allerdings erwies sich diese Vermutung als falsch, wie er bald feststellen sollte. In der ersten großen Pause saßen sie in einer großen Gruppe auf dem Hof und genossen die Sonne, jeder wenigstens teilweise mit seinem Essen beschäftigt. Sie unterhielten sich über alles, was ihnen einfiel, was in ihrer aktuellen Situation nicht allzu viel war. So waren ihre Hauptthemen Kaito, Yuma und die Astralwesen, was diese wohl taten, wie es ihnen ging, und die Dunkelheit und deren Pläne. Es fehlte nur ein einziger. Shark warf einen Blick nach oben auf einen der höher gelegenen Teile des Schulhofes und entdeckte den unverwechselbaren, orangenen Schopf des Fehlenden sofort. Nach allem, was geschehen war, hatte Vector noch immer Probleme, wieder zu ihnen zu finden. Die Dinge, die geschehen waren, machten nicht nur ihm zu schaffen. Auch die anderen waren in seiner Gegenwart noch immer reserviert. Vor allem Kotori, Tetsuo, Cathy, Takashi und Tokunosuke. Sie konnten einfach nicht vergessen, was der andere in seiner Form als Barianer getan hatte. Nicht nur, dass er sich so skrupellos in ihren Freundeskreis geschummelt hatte, dass er das Vertrauen von Yuma und dessen Zuneigung zu Astral so schamlos ausgenutzt hatte. Auch dessen spätere Taten hatten eine schwer wieder einzureißende Mauer zwischen ihm und den anderen errichtet. Er spürte, dass die anderen ihn nicht gern in ihrer Nähe hatten und hielt sich deshalb von ihnen allen fern. Shark hatte in den letzten Monaten mehrfach mit ihm gesprochen und auch Durbe und Mizael hatten ihr Glück versucht, selbst Yuma hatte einen Annäherungsversuch gestartet, doch Vector war trotz der Tatsache, dass er wieder mehr er selbst war als damals als Barianer, noch immer ein sturer Bock. Vielleicht bestrafte er sich auch für das, was geschehen war, indem er sich selbst in ein Gefängnis der Einsamkeit sperrte. Eventuell konnte die Bedrohung, in der sich ihre Welt befand, ja etwas an dieser Situation ändern. Er behauptete nicht, dass er Vector jetzt mehr mochte, als früher, doch er war wie die meisten anderen der ehemaligen Bariankaiser in seinem ersten Leben ein guter Mensch gewesen, der von Don Thousand manipuliert worden war. Am Ende hatte er sich gegen die Dunkelheit in seinem Herzen entschieden und für Yuma, weshalb Shark sicher war, dass Vector auch dieses Mal helfen würde, wenn er gebraucht wurde. Egal, ob er sich ihnen auf dem Hof anschloss, oder nicht. In diesem Moment kam Leben in seinen Kameraden auf dem Dach, der bis dato nur starr am Rand der Plattform gestanden und in den Himmel gestarrt hatte, doch Ryoga maß dem keine allzu große Bedeutung bei. Vielleicht hatte sich nur noch jemand auf die Plattform verirrt und versuchte jetzt, ein Gespräch mit dem gefallenen Kaiser zu beginnen. Er drehte sich wieder den anderen zu und nahm sich vor, später noch einmal mit dem anderen zu sprechen, als er und die anderen in der Nähe eine Mitschülerin schreien hörten. „Oh Gott, er wird hinunterfallen! So hilf ihm doch jemand!“ Shark und die anderen reagierten synchron und drehten sich zu der Schulkameradin um, die mit vor den Mund geschlagenen Händen nach oben sah. Shark folgte ihrem Blick und sprang sofort auf, als er Vector am Geländer baumeln sah. Panisch versuchte sein Kamerad, sich festzuhalten, doch es war nur eine Frage der Zeit, bis ihn die Kräfte verlassen würden und er mehr als 30 Meter in die Tiefe fiele. Ohne weiter zu überlegen, rannte der Lilahaarige los, gefolgt von fast allen anderen. Der Weg zu der Plattform war weit und sie mussten zwei Treppen und eine Brücke überwinden, um zu Vector zu gelangen, der immer mehr den Halt verlor. Sie konnten nur hoffen, dass er durchhielt, bis sie bei ihm angekommen waren – oder bis ihm ein anderer helfen konnte. Denn sie waren natürlich nicht die einzigen, die sofort losgerannt waren, mehrere Schüler und auch einige Lehrer hatten dieselbe Idee gehabt wie sie. Während Ryoga und die anderen versuchten, Vector zu Hilfe zu eilen, beobachteten mehrere Schüler die Szene mit Entsetzen. Immer wieder rutschte ihr Mitschüler mit den Händen ab und baumelte manchmal gefährlich lang nur mit einer Hand am Geländer. Mehrmals versuchte er, sich aus eigener Kraft nach oben und in Sicherheit zu ziehen, doch ohne Halt für seine Füße hatte er kaum eine Chance. Um Einzelheiten zu erkennen, waren die Beobachter zu weit entfernt, sonst hätten sie den Grund gesehen, weshalb die Hände des Orangehaarigen so rutschig waren. Er blutete stark aus einer offenen Wunde am rechten Unterarm, die einer Bisswunde erstaunlich ähnlich sah und seine Hände mit Blut besudelt hatte. Seine weiße Schuluniform war ebenfalls bereits blutverschmiert und immer öfter verlor er den Halt. Lange würde er sich auf jeden Fall nicht mehr festhalten können. Inzwischen waren die ersten Mitschüler auf der Plattform angekommen, doch der Verursacher der Bisswunde war noch immer zugegen und stürzte sich mit einem lauten Grunzen auf die Jungs. Keiner von ihnen kam zu Vector durch, da sie sich gegen ihren eigenen Direktor zur Wehr setzen mussten, der mit verdrehten Augen und weit aufgerissenem Mund nach ihnen griff. Speichel und Blut liefen ihm das Kinn hinunter und er schien nichts von dem zu hören, was seine Schüler ihm zuriefen. Shark erreichte schließlich ebenfalls die Plattform und eine Sekunde lang beobachtete er ihren Direktor und es war, als wäre er erneut in der Stadt, während ein Mann im Anzug eine junge Mutter brutal in den Arm biss. Die Ähnlichkeiten zwischen diesem Mann und ihrem Direktor waren unübersehbar und Shark gestand sich ein, dass ihre Hoffnungen vergebens waren. Die Dunkelheit war noch hier. Doch bevor er sich damit befassen konnte, musste er erst einmal seinen Kameraden retten, deshalb stürzte er an den anderen vorbei zum Geländer und gerade, als der andere endgültig den Halt verlor, griff Ryoga beherzt zu und erwischte Vector am Handgelenk. Doch kaum hatte er ihn gepackt, als er ihm schon wieder zu entgleiten drohte, denn dessen Handgelenk war blutverschmiert und schlüpfrig, so dass es ihm durch die Finger glitt. „Andere Hand!“, rief er deshalb sofort und der Violettäugige hob die zweite Hand und schloss die Finger um Sharks Handgelenk, während dieser bei Vector dasselbe tat. Nachdem der Duellant den anderen nun fest gepackt hatte, zog er ihn mit all seiner Kraft über das metallene Geländer und hievte Vector darüber. Als der Orangehaarige hinter dem Geländer verschwand, waren von unten vereinzelte Jubelrufe zu hören, doch das interessierte auf der Plattform niemanden. Shark und Vector lagen nebeneinander auf dem Rasen und atmeten schwer. Ein leichtes Zittern hatte vom Körper des Verletzten Besitz ergriffen und die Bisswunde an seinem Arm blutete noch immer. Tetsuo und die anderen Jungs der Clique versuchten bereits, den Direktor zu beruhigen, doch sie alle wussten durch Erzählungen, dass es derzeit wohl nichts gab, dass das bewerkstelligen könnte. Also fasste sich Tetsuo ein Herz und schlug ihren Direktor K.O. Wie ein nasser Sack fiel er zu Boden, den Mund noch immer weit aufgerissen und mit dem Blut einer seiner Schüler verschmiert. In diesem Augenblick kam Ukyo-sensei zu ihnen gestürzt und kniete sich sofort zu Vector auf den Boden. „Rei-kun, alles in Ordnung? Oje, was ist denn da passiert?“ Er besah sich die Verletzung des Schülers, der allerdings stumm blieb und kein Wort herausbrachte. „Das muss sich die Schulkrankenschwester ansehen…“, murmelte der Lehrer gerade und warf dann einen Blick auf den bewusstlosen Mann, um den noch immer einige Schüler herumstanden. Weitere Lehrer kamen dazu, die sich um den Direktor kümmerten. Einer der Lehrer besah sich den Mann und zückte seinen D-Gazer, um eine Ambulanz für ihn zu bestellen. Ukyo orderte gleich eine zweite für Vector, doch dieser intervenierte. „Nein, ist schon gut. Ist ja nicht so schlimm…“ Seine Stimme war leise und zitterte leicht. Offenbar stand er unter Schock. Doch Ukyo-sensei respektierte seinen Wunsch und half ihm beim Aufstehen. Langsam machten sie sich auf den Weg. Um einen Besuch bei der Schulkrankenschwester käme er nicht herum, wie es schien. Schweigend blickten die Freunde ihrem Lehrer und dem orangehaarigen Jungen hinterher, der sich nach ein paar Metern allerdings noch einmal zu ihnen umdrehte. „Hey, Shark“, meinte er leise. „Danke.“ Der Lilahaarige winkte nur ab und blieb ansonsten stumm. Sie blickten den beiden hinterher, bis sie über die Brücke und die Treppe nach unten verschwunden waren. Nicht nur Vector selbst stand unter Schock. Auch die anderen. So nah war keiner von ihnen dem Tod mehr gewesen seit…seit Kaitos Duell auf dem Mond. Es zerrte an ihren Nerven und erst jetzt realisierten sie vollends, dass nicht nur Yuma und die anderen in der Astralwelt in Lebensgefahr schwebten, sondern auch sie selbst. Wäre Shark nur eine Sekunde später angekommen, hätte er Vector nicht mehr erwischt und der Orangehaarige wäre auf den Schulhof gestürzt und hätte sich wenigstens jeden Knochen gebrochen, wenn nicht schlimmer. Stumm blickte Shark auf seine mit dem Blut des anderen verschmierte Hand hinunter, als er und die anderen schließlich den Rückweg nach unten antraten. Die gesamte Szene hatte einen furchtbaren Aufruhr unter den Schülern verursacht und viele wollten von Ryoga und den Freunden wissen, was geschehen sei und ob es ihrem Freund gut ginge, doch keiner von ihnen bekam eine Antwort. Mehrere Lehrer waren notwendig, um die Schüler wieder unter Kontrolle und in die Klassenzimmer zu schaffen, denn egal, was passiert war, es war alles heil überstanden und der Unterricht war noch nicht beendet. Auch Shark, Kotori, Rio und die anderen gingen eher unfreiwillig zurück in ihre Klassen. Denn selbst Kotori und der Rest von Yumas Stammclique hatten sich nicht davor verschließen können, dass sie Angst um Vector gehabt hatten. Er hätte das nicht verdient gehabt, was ihm beinahe zugestoßen war und ein solches Erlebnis war traumatisch genug, selbst für einen Zuschauer, um einiges zu überdenken. Der einzige, der unterrichtsfrei hatte, war Durbe, da dieser eine Freistunde hatte. Und für ihn war es selbstverständlich, dass er diese nicht in der Bibliothek verbringen würde, wie normalerweise, sondern bei Vector, der an der Schule natürlich Rei hieß. Immerhin kannten viele Lehrer und Schüler ihn noch als Rei Shingetsu, weshalb es nicht möglich gewesen war, seinen wirklichen Namen zu nutzen. Der ehemalige Kaiser schlich geradezu durch die leeren Gänge der Schule und glaubte eigentlich jeden Moment, dass eine dieser schwarzen Kugeln, die Shark ihnen beschrieben hatte, um die Ecke geflogen kam und sich auf ihn stürzte. Doch nichts geschah. Ryoga hatte sie alle beschworen, aufzupassen, denn nach dem letzten Hüllenangriff in Heartland waren sie von mehreren dieser Kugelspäher attackiert worden. Zumindest hatte er das von Haruto und Orbital erfahren. Er selbst war ja nicht dabei gewesen. Wenige Minuten nach dem Stundenklingeln erreichte Durbe die Krankenstation und klopfte an die Holztür, auf der für alle sichtbar ein rotes Kreuz angebracht war. Nachdem er ein leises „Herein“ vernommen hatte, schob er sie schließlich vorsichtig auf, für den Fall, dass außer seinem Kameraden noch andere Schüler hier waren, die sich ausruhen sollten und betrat die Krankenstation. Sofort stieg ihm der nur allzu bekannte Geruch nach Krankenhaus in die Nase, allerdings war er hier nicht allzu ausgeprägt. Im Gegensatz zu einem Krankenhaus war die Schulkrankenstation auch nicht zu steril. Im hinteren Bereich ging es zu den Betten, in denen die Schüler normalerweise lagen, wenn sie hergekommen oder hergebracht worden waren, abgetrennt durch einen weißen Vorhang. Im vorderen Bereich war der Schreibtisch der Schulkrankenschwester, der mit Papieren und Ordnern vollgeräumt war. Außerdem stand eine halbvolle Kaffeetasse auf dem Tisch und ein großer, frisch duftender Blumenstrauß versperrte den Blick auf ihr Gesicht halb, als sie aufblickte. „Hallo. Brauchst du irgendwas? Geht’s dir nicht gut?“, fragte sie sofort und wollte von ihrem Platz aufstehen, doch Durbe schüttelte sofort den Kopf. „Nein. Eigentlich wollte ich meinen Freund Rei besuchen. Er ist vorhin…na ja… Er hatte einen Unfall.“ Er hob eine Hand und richtete seine Brille, als das Gesicht der Krankenschwester einen wissenden Ausdruck annahm. Ein trauriges und leicht besorgtes Lächeln erschien auf ihrem Gesicht, als sie nickte und Durbe andeutete, nach hinten durch zu gehen. Man sah ihr an, dass auch sie sich erst einmal damit befassen musste, dass sie gerade erst einen Schüler verarztet hatte, der von ihrem Arbeitgeber gebissen worden und beinahe in den Tod gestürzt war. Aber wer hatte an solch einem Geschehen nicht zu knabbern. Der Silberhaarige schenkte der jungen Frau ein freundliches Lächeln zum Dank und ging an ihr und den Geräten und Medikamentenschränken vorbei in den hinteren Bereich. Sofort entdeckte er den gefallenen Kaiser auf einem der Betten sitzen. Er hatte seine Schuhe ausgezogen, seine Füße lagen auf dem Bett und das Hemd seiner Schuluniform lag neben dem Bett auf einem Stuhl. Das weiße T-Shirt, dass er darunter getragen hatte, hatte nur wenige Blutflecken abbekommen, weshalb Durbe davon ausging, dass der andere es einfach angenehmer fand, nicht mehr das blutverschmierte Ding anhaben zu müssen. Er hatte sich ein Bett am Fenster ausgesucht und blickte jetzt hinaus. Seine Arme lagen bewegungslos in seinem Schoß und er hatte sich an das verstellbare Rückenteil des Bettes gelehnt. Ein weißes Kissen lugte hinter ihm hervor, wahrscheinlich eine Maßnahme der Krankenschwester, es ihrem Patienten bequemer zu machen. Einen Moment lang hielt der Anblick des dicken, weißen Verbandes an Vectors Unterarm die Augen des Brillenträgers fest, bevor er sich davon losreißen und näher an den Orangehaarigen herantreten konnte. „Hey, V…Rei.“ Er hatte manchmal noch immer Probleme, sich an den falschen Namen zu erinnern, wenn er seinen Kameraden ansprach. Der Angesprochene drehte den Kopf leicht in Durbes Richtung, doch man sah ihm an, dass der Schock ihm noch immer tief in den Knochen saß. Seine Augen sahen matt aus und sein Gesicht war ausdruckslos. Und das war ein Umstand der jeden stutzig machte. Egal, ob er nur Rei oder auch Vector kannte. Denn das Gesicht des gefallenen Kaisers war nie ausdruckslos. Der Brillenträger schob sich einen Stuhl an das Bett seines Freundes und setzte sich zu ihm. „Wie geht’s dir?“ Der Verletzte drehte den Kopf wieder in Richtung Fenster und Durbe glaubte schon, keine Antwort zu bekommen, doch nach einem Moment hörte er die leise Stimme des anderen. „Ganz gut. Wenn man davon absieht, dass der Direktor mich zum Essen einladen wollte. Mit mir als Hauptgericht…“ Der Silberhaarige nickte, obwohl Vector das natürlich nicht sehen konnte. „Tut es noch sehr weh?“ „Hab schon Schlimmeres überlebt.“ Da hatte er recht. Wenn auch nicht in diesem neuen Leben, hatten sie in ihrem ersten und auch in ihrem zweiten Leben als Barianer sehr viele furchtbare Dinge erlebt. Nicht nur körperliche Verletzungen, sondern auch seelische. Jeder einzelne der ehemaligen Bariankaiser hatte ein gebrochenes Herz davongetragen. Doch sie hatten sich durchgebissen. Sie hatten gekämpft und nie aufgegeben. Jeder auf seine eigene Weise. Zögerlich legte der Brillenträger eine Hand auf die des anderen. Keiner von ihnen war frei von Schuld. Nicht nur Vector hatte Dinge getan, auf die er nicht stolz war. Durbe erinnerte sich noch gut an das Duell in Sargasso. Das Duell gegen Shark, in dem er zu unfairen Mitteln gegriffen hatte. Das war normalerweise nie seine Art gewesen. Doch in diesem Moment waren sie verzweifelt gewesen. Alito und Girag waren fort gewesen und sie brauchten einen Sieg. Deshalb war ihm in dem Moment alles recht gewesen, solange er nur gewann. Letztendlich war es Yuma gewesen, der mit seinem Sieg über Vector verhindert hatte, dass Durbe etwas Unverzeihliches getan hatte. Das Duell war abgebrochen worden. Bevor der Schaden zu groß geworden war. Der Brillenträger kniff kurz die Augen zusammen, um die Erinnerungen der Vergangenheit loszuwerden und atmete einmal tief durch. „Erzählst du mir, was genau passiert ist?“ Vector drehte den Kopf wieder in die Richtung seines Kameraden und verharrte einen Moment auf dessen ernstem Gesicht, bevor er die Schultern zuckte. „Was gibt es da groß zu erzählen… Ich stand auf der Plattform, der Direktor kam dazu, griff mich an, biss mir in den Arm… Ich wehrte mich, er stieß mich über das Geländer. Den Rest kennst du.“ Durbe fiel auf, dass die Stimme des Orangehaarigen inzwischen wieder fester klang und nicht mehr zitterte. Auch die violetten Augen des anderen strahlten wieder mehr. Offenbar schien er sich von dem Schock erholt zu haben. Und das relativ schnell. Wahrscheinlich war das seiner früheren Natur zu verdanken. Er hatte schon so viel erlebt, dass er sehr viel mehr verkraftete als ein normaler Mensch. Wie sie alle. „Hat er was gesagt? War er normal oder schon… so?“ Der Patient überlegte einen Augenblick. „Er wirkte wie in Trance, als er die Plattform betrat. Seine Augen waren glasig und die Pupillen geweitet. Hätte er nicht so sehr mit den Füßen gescharrt, hätte ich ihn gar nicht bemerkt. Er schien auch erst zu merken, dass ich da war, als ich ihn ansprach. Sonst wäre er wohl einfach an mir vorbeigeschwankt. Aber als er mich bemerkt hatte, veränderte sich plötzlich alles an ihm. Die Trance verschwand, seine Augen verdrehten sich und er stürzte gurgelnd auf mich zu. Wäre all das nicht so furchtbar schnell passiert, hätte ich vielleicht verhindern können, dass er mich biss. Aber so… Ich war viel zu überrascht. Wer ahnt auch, dass sowas passieren könnte.“ Durbe nickte. Vector drehte den Kopf wieder dem Fenster zu. „Der Direktor ist ein Opfer der Dunkelheit geworden, oder?“ Der andere nickte. „Ja. Shark geht zumindest davon aus, weil das, was wir gesehen haben, der Beschreibung von Haruto und Orbital von der Begegnung in der City sehr nahe kommt.“ Er blickte in Vectors Gesicht, der die Augenbrauen argwöhnisch zusammengezogen hatte und sich dem Fenster entgegen lehnte. Hatte er etwas gesehen? „Komm mal her. Siehst du das da vorn?“ Durbe beugte sich über das Bett und spähte aus dem Fenster. Es dauerte eine Sekunde, doch dann sah er, was sein Kamerad meinte. Auf dem Schulhof flogen drei schwarze Kugeln herum. Es sah so aus, als suchten sie etwas. Sie blickten einander an und begriffen sofort, was sie da sahen. Shark konnte sich nicht auf das konzentrieren, was Ukyo-sensei ihnen gerade über Vektoren und Formeln erzählte. Er war mit seinen Gedanken ganz woanders. Wenn der Direktor tatsächlich in eine Hülle verwandelt worden war, dann war die Dunkelheit noch in ihrer Welt unterwegs und es bedeutete, dass sie alle in Gefahr waren. Er musste etwas dagegen tun. Späher jagen, Hüllen finden, irgendwas, aber nicht hier rumsitzen und sich zu Tode langweilen. In dem Moment riss jemand mit fast schon roher Gewalt die Tür zum Klassenzimmer auf und Shark und der Rest der Klasse vermieden nur mit Mühe einen Herzinfarkt vor Schreck. „Nanu, Rei-kun? Hat Shoukei-san dich schon wieder entlassen?“ Ryoga und Rio drehten sich sofort der geöffneten Tür zu und entdeckten Vector mit panisch geweiteten Augen im Türrahmen. Er atmete schwer und an seiner Schläfe lief ein einzelner Schweißtropfen hinunter. Beides Indizien dafür, dass er einen Sprint vom Krankenzimmer bis hierher absolviert hatte. Der Lilahaarige musste nicht fragen, was los war, denn er glaubte die Antwort zu kennen. Er sprang sofort auf und gefolgt von seiner Schwester stürzte er aus dem Raum. Die verwirrten Rufe ihres Lehrers ignorierten sie einfach. „Wie viele?“, fragte Shark angespannt, als sie durch die Gänge liefen. „Mindestens drei. Auf dem Hof.“ Während ihres Weges durch die Schule kamen nach und nach auch die anderen dazu, bis sie vollzählig durch die großen Eingangstüren der Schule stoben und auf den Hof hinaus. Als sie in die Sonne hinaustraten, entdeckten sie auf den ersten Blick nichts Unnormales. Alles schien wie immer. Der Hof war leer, da sie sich mitten im Unterricht befanden und die meisten Schüler mit Freistunden verbrachten diese in der Bibliothek oder der Kantine. Es war zwar offiziell nicht verboten, doch die Lehrer mochten es nicht zu gern, wenn sich Schüler in den Unterrichtsstunden unbeaufsichtigt auf dem Hof herumtrieben. Wer wusste schon, was alles passieren konnte. Shark lief einige Schritte weiter auf den Hof hinaus und hörte schließlich ein leises Summen über sich. Der einzelne Späher versuchte auch sofort, den Schüler zu attackieren, doch der war zu schnell und schaffte es leicht, der Attacke zu entgehen. In einer durch viele Jahre des Duellierens in Windeseile durchgeführten Bewegung zur Aktivierung seiner Duel Disk und eines darauffolgenden einzelnen Zuges zerstörte Shark die nachtschwarze Kugel. Er bezweifelte allerdings, dass das so einfach bleiben würde. „Am besten teilen wir uns auf. Sucht überall nach weiteren Spähern und haltet mich auf dem Laufenden. Wir müssen sie alle finden, bevor sie weitere Hüllen produzieren können.“ Die anderen nickten und teilten sich in kleine Gruppen von zwei bis drei Leuten auf, bevor sie sich über den gesamten Hof verteilten. Shark und Rio liefen in Richtung Süden. Beide hatten ihre Duel Disks bereit für den Fall, dass sie erneut auf Späher trafen. „Was meinst du, Bruder. Werden wir es schaffen, die Dunkelheit aufzuhalten?“ Der Lilahaarige schwieg kurz, bevor er antwortete. „Keine Ahnung. Wir können es nur versuchen. Wenn wir es schaffen, die Späher rechtzeitig auszuschalten, glaube ich, haben wir eine gute Chance… Da!“, rief er und zeigte auf einen weiteren Späher, der schnell auf sie zu flog. Rio zog eine Karte und ihr Monster verwandelte die schwarze Kugel in einen Klumpen Eis, der wie ein Stein zu Boden fiel und dort in tausend Teile zerbrach. Die beiden Duellanten liefen weiter, als Sharks D-Gaze piepte undso einen eingehenden Anruf anzeigte. Er nahm das Gespräch an und sofort erschien ein kleines Fenster auf seinem Display, das Alito zeigte. „Wir haben einen erwischt.“ „Gut“, erwiderte Ryoga. Wenn Vector Recht hatte und es waren tatsächlich nur drei, dann haben wir sie alle.“ Gerade als Alito nickte, hörte man im Hintergrund Girags dunkle Stimme. „Hey, Alito… Was ist das?“ Der Dunkelhäutige folgte dem Fingerzeig seines Freundes und sein Gesicht entgleiste ihm. Shark, der diese Reaktion natürlich sah, zog die Augenbrauen argwöhnisch zusammen. „Was ist los?“ „Shark, wir haben ein Problem…“ Alito änderte das Setting seines D-Gazers, so dass sein Gesprächspartner sehen konnte, was er sah. Am Himmel über der Stadt kam eine schwarze Wolke direkt auf sie zu. Und jetzt konnte auch Rio sie sehen und zeigte ihrem Bruder die Späher, die den Himmel verdunkelnd auf die Schule zurasten. „Shit…“ ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ Fertsch. :D An dieser Stelle entschuldige ich mich dafür, dass Vector so stark ins Zentrum dieses Kapitels gerückt ist. Aber hey, ihr kennt ihn doch, er muss immer im Mittelpunkt stehen. xD Rei: Willst du damit sagen, ich wollte von einem Kerl im Anzug angefressen werden? Das halte ich für ein Gerücht. Und ein schlechtes noch dazu! *funkel* oó Wiesel: Ist ja gut, reg dich nicht auf. o.o' *Rei pat* Rei: *grmbl* *Arme vor der Brust verschränk* Wie auch immer... xD Ich freu mich über kontruktive Kritik, Kommentare und Favoriteneinträge. :3 Bis nächste Woche! Euer Wiesel Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)