Diesem Einen will ich #Follow von Virdra-sama (Was macht der Zwergenkönig in meinem Onlinegame?) ================================================================================ Kapitel 95: 95. Pizza, Fernsehen und überraschender Besuch ---------------------------------------------------------- Schneller als ich schauen konnte waren die beiden Jungs von meiner Seite gewichen und in Richtung Diele geeilt, wo sich kurze Zeit später die Wohnungstür zu meinen Apartment öffnete. Sie wechselten einige schnelle freundliche Worte mit dem Pizzaboten, der ihnen wenig später den Preis für seine Lieferung verkündete. "Wartet einen Augenblick. Ich hole Eure Bezahlung, Herr", kam es von Kili, der kurz drauf wieder mitten im Raum auftauchte. Allerdings kam er nicht zu mir, um mich nach Geld zu fragen, sondern schritt zielstrebig am Fußende meines Bettes vorbei, in Richtung Sofa. Da bemerkte ich erst, dass einige der Körbe, die sie für die Party angeschleppt hatten, noch bei mir verweilten. Nicht ohne Grund wie ich feststellen konnte. Denn es waren jene, in denen sich die wenigen Habseligkeiten der beiden Jungs und ihres Onkel befanden. Natürlich. Sie hatten ja geplant bei mir zu bleiben. Warum sollten sie da nicht schon mal ihre Kleidung und andere Sachen mit sich führen? Wobei ich mich ernsthaft fragte, ob es wirklich ratsam war, dass sie ihre mittelalterliche Gewandung auch weiterhin trugen. Ich mochte mir gar nicht das Gesicht des Boten vorstellen, vor dem Fili immer noch stand, um auf seinen Bruder zu warten. Mit Sicherheit war es eine Mischung aus Belustigung und genervtem Schnaufen, da dieser bis in den achten Stock hatte laufen müssen. Es verwunderte mich auch, dass er nicht zuvor unten die Wohnungsklingel benutzt hatte. Aber wahrscheinlich, war diese genauso kaputt wie der klapprige Aufzug. Und wieder wurde mir schmerzlichst bewusst, dass ich Plattenbauten dieser Art bis aufs Äußerste verabscheute. Gerade weil immer alles Mögliche auf gut Deutsch gesagt im Arsch war. Vermutlich musste ich in den nächsten Tagen einmal den werten Herrn Hausmeister kontaktieren, auch wenn mir dieser unliebsame Zeitgenosse alles andere als wohlgesonnen war. Und seine Frau erst recht nicht, welche ich insgeheim für einen billig gezüchteten Klon meiner Ex-Schwiegermutter hielt. Ein ums andere Mal war sie mir während meiner Renovierungsarbeiten in die Quere gekommen. Hatte geschimpft über den Dreck und den Lärm, welchen ich doch verursachte und dass ich mal wieder eine dieser unliebsamen Landplagen sei, die nur Ärger mit sich brachte. Wo ich ihr zu einem Teil zustimmen mochte. Auch wenn sie noch nichts von den Zwergen zu wissen schien. Denn sonst wäre sie längst bei mir aufgetaucht und hätte mich buchstäblich zusammen gefaltet. So konnte ich zunächst nur von Glück reden, dass meine kleinen Geheimnisse vorerst vor ihr verborgen blieben. Ich wollte gar nicht daran denken, dass sie wegen meinen Mitbewohnern womöglich noch den Vermieter und das Amt verständigte, welche dann wohl zu Kontrollbesuchen kam. Unangekündigt selbstverständlich. Mir wurde ein klein wenig flau im Magen, als ich mir vorstellte, wie die Herrschaften bei mir herum schnüffelten. Oft genug hatte ich gehört, wie streng und gnadenlos diese Menschen sein konnten, wenn sie erfuhren, dass mit ihren Geldern eine gesamte Gemeinschaft durchgefüttert wurde, die man nicht in den Bergen von Formularen angemeldet hatte. Sofort kam mir meine kleine, geistige Checkliste in den Sinn, auf der ich einige Dinge bereits abhaken, aber nun auch wieder eintragen konnte. Denn um einer Strafe zu entgehen, würde ich wohl oder übel die kleinen bärtigen Männer als Teil meiner sogenannten Bedarfsgemeinschaft eintragen lassen müssen. Wobei man da auch unterscheiden konnte, ob sie tatsächlich von den Bezügen betroffen waren, oder selbstständig mit im Haushalt lebten. Letzteres wäre wohl weit sinnvoller. Solche vorbeugenden Maßnahmen wären mit Sicherheit angemessener, als die Zwerge gänzlich zu verheimlichen. Würde ich sie nämlich mit in die Liste eintragen, mit der ich womöglich zusätzliches Geld vom Staat erhalten würde, dann müssten nicht nur die Jungs, sondern auch Thorin irgendwann dem Amt Rede und Antwort stehen. Sicher, das Geld hätten wir zu viert gut gebrauchen können. Aber ich hinterging den Staat ja bereits damit genug, dass sich Wesen in meiner Gegenwart aufhielten, die gar nicht existieren sollten. Zumindest nicht in Fleisch und Blut. Und doch waren sie eben da. Obwohl sie für mich schon lange nicht mehr so befremdlich und ungewöhnlich waren wie zu Anfang. Eigentlich konnte ich auch froh sein sie bei mir zu haben. Denn sonst würde ich ganz allein in meiner neuen Bude hocken und weiter in meiner Trauer um meinen Verblichenen vor mich hin vegetieren, wie noch vor wenigen Monaten. Ein flüchtiges Lächeln huschte über meine Lippen als ich sah, wie Kili sich von dem Korb erhob, in dem er einige Minuten herumgewühlt hatte, bis er schließlich einen kleinen ledernen Beutel hoch hob, aus dem er dann einige bunte Scheine heraus zog. Damit eilte er zügig wieder in Richtung Diele zurück. Kurz drauf vernahm ich das freundliche und überraschte Lachen des Lieferboten, als die Jungs verkündeten: "Der Rest ist für Eure Mühen." Dann verabschiedeten sie den Mann und schlossen rasch die Tür, ehe sie mit den Schachteln voller Essen und einem breiten Grinsen auf den Gesichtern zu mir zurück kamen. Der übergroße Karton mit der Familienpizza für die Jungs war kaum zu übersehen. Er war ganz schön sperrig, weshalb Fili, der diesen auf den Armen trug einige Mühe hatte ihn vorsichtig auf den Küchentisch zu stellen. Der Karton mit meiner Pizza wirkte darauf schon eher mickrig und einsam, als Kili diesen seinem Bruder abnahm und irgendwo daneben stellte. Es wunderte mich ein bisschen, wie sie es schafften unter die Schachtel zu greifen, wo ich selbst wusste, dass das Zeug eigentlich furchtbar heiß war. Aber Zwerge waren ja nicht halb so empfindlich was Hitze betraf wie gewöhnliche Menschen. Durch die ganzen harten Arbeiten in den Schmieden, Bergwerken und Kämpfe besaßen sie allgemein eine ziemlich dicke Schicht Hornhaut an den Händen. Wobei ich mir auch dachte, dass sie wohl schon von Natur aus vorhanden sein musste. Wahrscheinlich konnten sie auch genau deshalb die vorgeschnittenen Stücke der Pizzen ohne Besteck einfach so mit bloßen Fingern auf die Teller legen, nachdem sie die Kartons geöffnet hatten und sich ein absolut köstlicher Duft in dem kleinen Raum verteilte. Wir seufzten alle drei fast gleichzeitig sehr sehnsüchtig, als uns dieser in die Nasen stieg und unsere Mägen erneut begannen mahnend zu knurren. Es wurde höchste Zeit für etwas Handfestes zu Futtern. Eigentlich wollte ich schon meine Füße neben das Bett stellen, um mich zu den beiden zu gesellen, damit wir gemeinsam am Tisch essen konnten. Doch noch ehe ich auch nur zur Kante rutschen konnte, hatte sich Fili schon mit einem Teller zu mir umgedreht und hielt mir diesen lächelnd unter die Nase. "Bleib sitzen. Du musst erst mal wieder richtig zu Kräften kommen", meinte er, bevor ich ihm den Teller abnahm. "Ach, zu Kräften kommen. Jetzt behandelt mich nicht so als wäre ich todkrank und unglaublich Hilfsbedürftig. Wir können doch zusammen am Tisch sitzen", erwiderte ich mit einem belustigten Schnauben. "Wir sorgen uns eben um unser Schwesterchen. Außerdem haben wir versprochen gut auf dich aufzupassen. Besonders, bis deine Wunde wieder verheilt ist", kam es von Kili, der mit seinem Essen einmal um mein Bett herum ging und sich dann auf der anderen Seite niederließ. Dann schwang einfach unversehens seine kurzen Beine hoch und ließ diese auf meiner Bettdecke nieder. Natürlich ohne sich vorher seiner Stiefel zu entledigen, weshalb ich beleidigt den Mund verzog. "Hey. Keine Schuhe im Bett!", fauchte ich und rutschte zu ihm herüber, um seine Beine wieder auf den Boden zu befördern indem ich meinen Fuß gegen seine kräftigen Waden presste. Doch sie bewegten sich keinen Millimeter weit, was den dunkelhaarigen Jungen nur dazu brachte kurz zu lachen. "Jetzt hab dich nicht so wegen meinen Stiefeln. Ich zieh sie ja schon aus", sagte er immer noch lachend, stellte seine Pizza zwischen uns ab und griff dann nach unten, wo er die Lederriemen öffnete und sich dann lässig von seinen Tretern befreite, indem er ein wenig mit den Füßen strampelte. Diese flogen im hohen Bogen mit einigen Überschlägen durch den Raum und verfehlen dabei nur sehr knapp meinen Schreibtisch. Ich musste kurz den Atem anhalten, als diese polternd gegen meinen alten Drehstuhl krachten. "KILI! Verdammt! Sei doch etwas umsichtiger. Du zertrümmerst noch meine ganze Bude!", knurrte ich und boxte ihm einmal kräftig gegen die Schulter, was für sein Empfinden wohl nur ein leichtes Streicheln war. "Was hast du denn? Ist doch nichts passiert", erwiderte er mit einem feixenden Grinsen auf dem Gesicht, während er sich an das gepolsterte Gestell meines Bettes zurück lehnte und seinen Teller wieder auf den Schoß setzte. "Cuna hat recht, Bruder. Wir haben schon genug kaputt gemacht. Es ist nicht notwendig den Rest ihrer wenigen Habe auch noch zu zerstören", kam es plötzlich von Fili, noch bevor ich dem Jüngeren für seine Aussage erneut gegen die Schulter boxen konnte. Als ich mich mit leicht überrascht gehobenen Augenbrauen zu dem blonden Bursche umdrehte, hatte sich dieser bereits auf die andere Bettkante sinken lassen, wo er nun ganz ordentlich die Stiefel von den Füßen schnallte. Den Teller mit seinem Essen, hatte er vorsorglich auf einen meiner alten Küchenstühle abgelegt. Nachdem auch er fertig war, tat er es seinem Bruder gleich und schwang sich mit samt seinem Essen auf die andere Seite neben mich. "Was wird denn das, wenn es fertig ist?", fragte ich leicht verwirrt, nachdem es sich die Jungs richtig bequem gemacht hatten. "Wir dachte, wir leisten dir ein klein wenig Gesellschaft. Außerdem wolltest du uns doch zeigen, wie man mit dem schwarzen Gemälde in die Ferne sehen kann", meinte Kili und grinste breit, bevor er sich seinem ersten Stück Pizza zu wand. Ich seufzte kurz und rollte mit den Augen. Oh man, das hatte ich schon fast wieder vergessen. Zum Glück lag schon die Fernbedienung bei mir, sonst hätte ich einen der Jungs wieder aufscheuchen müssen, um sie mir zu bringen. Diese machten sich bereits unter gierigem Schmatzen und genüsslichem Aufstöhnen daran das Essen in sich rein zu stopfen. Den Beiden schmeckte diese Fremdartige italienische Köstlichkeit sichtlich. Denn als ich nach meiner Fernbedienung suchte, die ich nach einigen Minuten zwischen Fili und mir fand, bemerkte ich, dass dem blonden Burschen schon einige Fäden des geschmolzenen Käses in seinem ordentlich geflochtenen Bart hingen. Dementsprechend musste ich spontan anfangen drauf los zu prusten, da er unglaublich albern mit diesen fast endlos langen, ungleichen Zotteln aussah. Er hob hingegen nur kurz die Augenbrauen als er mein Prusten bemerkte. "Waff iff denn? Warum lafft du?", hakte er mit halbvollem Mund nach, ehe er sich erneut sein Pizzastück in den Mund schob. "Du. Du solltest mal den Käse aus deinem Bart ziehen, Fili. Sonst verklebt der dir noch deine Zöpfe", gluckste ich, woraufhin er sich fast erschrocken ans Kinn griff und an den Käsefäden herum zog. Doch anstatt sie zu lösen, verzwirbelte er sie nur noch mehr in seinem Bart. Nun fluchte er knurrend und ließ das Pizzastück auf den Teller sinken, um beide Hände zum Saubermachen zu nehmen. Kili wurde indessen auf die leidige Käseverstrickung seines Bruders aufmerksam und begann ebenso wie ich zu lachen, als der blonde Zwerg sich wutschnaubend seinen Teller von den Oberschenkeln nahm und wieder vom Bett erhob. Sein Weg führte ihn zu meiner Küchenzeile, wo er sich kurz über das Spülbecken beugte. Dort stelle er das Wasser an und wusch sich unter einigem Platschen und Prusten gründlich das Gesicht, während Kili und ich uns auf dem Bett fast kugelten. "Hört auf so zu lachen! Das ist alles andere als witzig!", fauchte er uns wenig später über die Schulter hinweg entgegen, ehe er den Hahn wieder zu drehte. "Ach komm schon, Fili Käsebart. Sowas kann jedem passieren. Iss beim nächsten Mal etwas aufmerksamer", lachte ich und wischte mir kurz einige Tränen aus dem Augenwinkel. "Dir und Kili kann so etwas ja nicht passieren. Oh Mahal. Nicht auszudenken, wenn ich diesen Käse nicht mehr hätte entfernen können", grummelte er und schüttelte sich mit angewidert verzogenem Mund. "Dann hättest du deinen Bart eben ein klein wenig stutzen müssen. Was ist denn schon dabei?", meinte ich reichlich unbedacht. Doch hätte ich mir den letzten Satz am besten gut verkneifen sollen. Denn Filis Miene verfinsterte sich mit einem Mal zusehends, weshalb mir mein Lachen buchstäblich in der Kehle stecken blieb. Sein Anblick verursachte ein unangenehmes Kribbeln in meinem Nacken, welches nicht daher rührte, dass Kili mir geradewegs schnaufend dagegen blies. Ich bekam das ungute Gefühl, dass ich gerade etwas unglaublich Dämliches und Falsches gesagt hatte. Das bestätigte sich auch wenig später, als ich sah, wie der blonde Bursche kurz die Hände zu Fäusten ballte und die Schultern straffte. "Dein Glück, dass ich dich gern habe und du keine Ahnung von den Worten hast, die eben deiner vorlauten Zunge entsprungen sind. Sonst hätte ich sie dir dafür nämlich herausgeschnitten", knurrte er und spannte seine Fäuste immer wieder an. Ich schluckte heftig zusammen und zog ein klein wenig den Kopf ein, aus Angst er würde vielleicht irgendetwas nach mir werfen wollen. Himmel! Was hatte ich denn nun wieder falsch gemacht? So wütend war er bisher noch nie auf mich gewesen. Dabei hatte ich doch wissentlich gar nichts Böses gesagt. Aber offensichtlich lag ich damit mal wieder komplett daneben. Denn er brauchte einige Sekunden um sich zu beruhigen. Er atmete ein paar Mal tief durch und schloss die Augen, bevor die Anspannung aus seinem Körper wich und sich seine Fäuste lockerten. Indessen warf ich fast verzweifelt einen kurzen Blick zu Kili, welcher lang seufzte und mit den Augen rollte. "Cuna. Das mit dem Bart war sehr unhöflich. Etwas Derartiges sagt man nicht zu einem Zwerg", meinte er und beantwortete mir damit ruhig meine unausgesprochene Frage. "Was? Wie...Wieso? Ich meine, stutzt ihr eure Bärte nicht gelegentlich, wenn ihr sie in Ordnung halten wollt?", hakte ich ein wenig besorgt und leise nach. "Doch. Das tun wir. Jedoch nicht so, wie du es dir wohl denkst. Dir sollte eigentlich klar sein, dass unsere Bärte uns sehr heilig sind. Sie sind ein Ausdruck von Ehre und Stolz, und spiegeln einem Anderen gegenüber sogar den Stand und die Herkunft wieder. Bei uns sagt man nicht umsonst, je länger der Bart umso ehrenhafter der Zwerg", erklärte er und biss wieder in seine Pizza. Nun musste ich mir verlegen auf die Unterlippe beißen und zog meinen Kopf noch mehr ein. Herrje, das hatte ich wirklich nicht ahnen können. Wobei es mir tatsächlich hätte klar sein müssen. Schließlich wurden Zwerge nicht ohne Grund immer mit langen, vollen Rauschebärten auf Bildern dargestellt. Das sie jedoch ein derartiges Statussymbol oder Markenzeichen waren wäre mir als Mensch niemals in den Sinn gekommen. Kein Wunder, warum Fili unglaublich wütend durch meinen dummen Satz geworden war. Zumindest wusste ich mit Kilis Erklärung im Hinterkopf, dass ich demnächst wohl besser erst denken und dann reden sollte, wenn ich irgendetwas in dieser Hinsicht erwähnte. Nicht auszudenken wie es gekommen wäre, wenn ich dies zu Thorin gesagt hätte. So langsam begriff ich auch, warum er von Zeit zu Zeit Gloin gegenüber die Drohung ausgesprochen hatte, dass er ihm jedes Barthaar einzeln ausreißen würde. Es war nicht allein die Tatsache, dass es sehr unangenehm war, wenn man an solchen Härchen herum zupfte. Nein, er wollte ihm damit Stückchen für Stückchen einen Teil seines Ansehens und der Ehre berauben, was für einen Zwerg wohl weitaus schmerzvoller war, als das Zupfen selbst. Ein Zwerg ohne Bart war wohl in der Gesellschaft seines eigenen Volkes nichts mehr wert. Die Erkenntnis meines schweren Faux pas ließ mich betreten schlucken und auf mein bisher nicht angerührtes Essen starren, ehe ich reumütig vor mich hin murmelte: "Tut mir leid, Fili. Ich wollte dich nicht beleidigen." Dieser stöhnte daraufhin leise im Hintergrund, bevor er knapp erwiderte: "Wie ich schon sagte, du hattest keine Ahnung von dem was du sagst. Und ich hab dich immer noch gern, Schwesterchen. Aber das nächste Mal mache dir lieber vorher bewusst, zu wem du was sagst." Ich nickte langsam und sah ihn noch einmal entschuldigend an, während er nur seine blonde Mähne schüttelte. Es war wohl besser das Thema nun beiseite zu schieben und nicht weiter darauf einzugehen. Auch wenn mich meine Neugier auf der anderen Seite mal wieder mit der interessanten Frage plagte, was Zwerge denn noch so alles mit ihrem Bart in Zusammenhang brachten außer geschmolzenem Käse, wie in diesem Fall. "Kommt nicht wieder vor. Versprochen. Aber wo du gerade da stehst. Kannst du vielleicht das Licht anmachen? Es wird langsam dunkel und ich möchte gern sehen, was ich auf dem Teller habe", meinte ich ruhig. Fili nickte langsam und seufzte noch einmal, bevor er sich kurz umdrehte, um den Lichtschalter zu betätigen. Sofort ging meine Deckenleuchte an, die immer noch dasselbe schummrige Licht wie am vergangenen Abend von sich gab. "Gut so?", hakte er wesentlich entspannter nach und ich nickte. "Ja. Das reicht schon. Mehr brauchen wir nicht. Kannst wieder her kommen, wenn du magst. Dann können wir endlich fernsehen", entgegnete ich, was sich der blonde Bursche nicht zweimal sagen ließ und wenig später erneut zu meiner Linken Platz nahm. Ich atmete noch einmal ganz tief durch, während er sich zurecht rückte und ich endlich die Fernbedienung hob. "Seid ihr bereit?", fragte ich vorsorglich, da ich nicht wusste, wie sehr sie sich vielleicht vor dieser ungewöhnlichen Errungenschaft meiner Welt erschrecken würden. "Nur zu. Und du solltest danach auch endlich etwas Essen. Mir scheint dieses eigenwillige Brot wird ungewöhnlich schnell kalt", kam es auffordernd von Kili. Ich nickte ihm kurz zu und richtete dann meine Aufmerksamkeit auf den noch schwarzen Bildschirm, ehe ich meinen Zeigefinger zum Anschaltknopf bewegte und diesen in die Schaltfläche drückte. Mein Fernseher gab ein kurzes elektrisches Knistern von sich und binnen eines Wimpernschlages, gab es sowohl ein Bild als auch Worte wieder. Wie nicht anders zu erwarten, zuckten die jungen Zwerge zu meinen Seiten verschreckt zusammen. Allerdings nicht halb so sehr, wie ich gedacht hatte. Sie waren keineswegs verängstig oder verstört wegen den vielen verschiedenen Bildern, die gerade vor ihren Augen immer wieder die Szenen wechselten. Zurzeit lief sowieso nur Werbung und ich wusste nicht einmal welchen Sender ich gerade erwischt hatte. Das würde sich aber herausstellen, sobald das bunte Artikelschauspiel vorbei war und die Programmvorschau über die Mattscheibe flimmerte. Doch bereits die Werbung, war für die beiden Jungs ein wahrer Hochgenuss. Neugierig und manchmal vollkommen verwirrt lehnten sie sich nach vorne und blinzelten ungläubig, als ihnen zunächst ein animierter Fuchs etwas über saubere Wäsche erzählte und kurz drauf ein muskelbepackter Mann mit Glatze eine komplett verschmutze Wohnung wieder auf Fordermann brachte, sodass alles glitzerte und blinkte. Ich lehnte mich hingegen entspannt zurück, legte die Fernbedienung aus der Hand und vergnügte mich ausgiebig mit meiner Hawaiipizza. Gut, sie war, wie Kili schon angedeutet hatte, fast kalt. Aber das machte mir nichts aus. Ich hatte mir zusammen mit meinem Verblichenen irgendwann angewöhnt auch solche Sachen von Zeit zu Zeit kalt zu mir zu nehmen. Es war zwar alles andere als Gesund für den Magen, aber Pizza war ja so oder so nicht gerade das ausgewogenste Essen. Auf Dauer konnte ich es den Zwergen sowieso nicht auftischen. Schließlich waren diese kleinen Männer gute alte Hausmannskost gewohnt. Und wer konnte schon wissen, was mit ihnen geschah, wenn sie sich zu viel Fast und Junk Food einverleibten. Dann hätte ich mit größter Wahrscheinlichkeit binnen weniger Wochen zwei ausgewachsene Klone von Bombur in meiner Wohnung herum sitzen oder rollen. Nicht auszudenken, was ihr Onkel dann mit mir anstellen würde, wenn ich seine Neffen in zwei Hefeklöße verwandelte. Immerhin hatte ich ja in einem kleinen Teil meines Herzens noch die Hoffnung, dass sich alles irgendwie wieder einrenken ließ, wenn wir die Zeit der vorübergehenden Trennung überstanden hatten. Nur konnte ich wie immer meine eigene Skepsis nicht niederringen, welche genauso stark, wie die Sehnsucht nach ihm an meinem geschundenen Herzen nagte. Ich ertappte mich kurz dabei, wie ich mich fragte, was der Zwergenkönig wohl im Augenblick anstellte. Ob er und der Rest seiner Truppe es geschafft hatten heil und unversehrt wieder im Reich der Götter zu landen? Ob Thorin vielleicht Gandalf kurz nach seiner Ankunft aufsuchte, um ihm zu erklären, dass er riesigen Mist gebaut hatte und nun einen anständigen Rat bräuchte, damit nicht noch mehr passierte sobald er zurück kehrte? Wobei ich den Zwergenkönig eigentlich inzwischen doch weit besser kannte und irgendwie wusste, dass er seine Fehler niemals mit irgendeiner anderen Person, als mit sich selbst klärte. So war das Bild, wie der kleine dunkelhaarige Mann auf einer Psychologen-Couch in einem typisch klischeebehaftetem Behandlungszimmer eines Gandalfs herum lag, welcher sonderbarerweise ein bisschen an Siegmund Freud erinnerte, seine komplette Lebensgeschichte Preis gab, während der Zauberer eifrig etwas auf einem Klemmbrett notierte und dabei eine Pfeife mit Altem Tobi rauchte, wirklich äußerst abwegig. Deshalb verwarf ich diesen Gedanken auch schnell wieder und widmete mich stattdessen lieber dem Fernseher, wo sich die Werbung dem Ende geneigt hatte und nun das Intro des regionalen Nachrichtenstudios aus den Lautsprechern dudelte. Zumindest wusste ich ab dann, welchen Kanal ich zuletzt geschaut hatte. Den beiden Jungs, war es jedoch alles andere als recht, dass die Werbung aufgehört hatte. Sie protestierten lauthals und warfen den Sprecher, der sie eh nicht hören konnte, wüsten Beschimpfungen zu. "Verschwindet aus dem Gemälde, unverschämter Bastard!", blaffte Kili und hob drohend die Faust gegen meinen Fernseher. "Wir wollen die vielen Bildergeschichten wieder sehen! Schert Euch weg!", knurrte sein Bruder von seiner anderen Seite, während der Sprecher weiterhin ungerührt in die Kamera starrte und den Text auf seinem Zettel vorlas. Ich konnte mich indessen nur wieder kugeln vor Lachen und musste aufpassen, dass ich nicht beim Prusten die Pizza überall herum spuckte. Aber es war einfach mal wieder zu köstlich, wie die Zwerge verzweifelt versuchten den Mann, der immer noch wie ein Roboter vor sich hin brabbelte und die Nachrichten der Region verkündete, mit ihren wedelnden Fäusten dazu zu bewegen der Werbung erneut Platz zu machen. Das ging einige Minuten so weiter, bis sie schließlich endgültig ihre geringe Zwergengeduld verloren und beinah meine Teller in Richtung der Mattscheibe feuerten. Zu meinem und auch dem Glück meines Fernsehers, bemerkte ich recht schnell ihren enormen Ärger und Unmut, und packte die beiden Brüder fest an den Ärmeln ihrer Leinenhemden, bevor sie tatsächlich noch etwas zerstörten. "Jungs! JUNGS! STOPP!", brüllte ich gerade noch rechtzeitig, was sie inne halten und zu mir schielen ließ. "Was ist, Cuna? Willst du vielleicht mit dem Mann da reden, dass er verschwinden soll?", hakte Kili verwirrt nach und senkte den Teller wieder auf seinen Schoß. Ich seufzte nur kurz und schüttelte den Kopf, ehe ich ganz ruhig und sachlich versuchte ihnen zu erklären, dass all ihre Mühen in dieser Hinsicht umsonst waren. "Boah. Jungs. Ernsthaft. Das was ihr vorhin gesehen habt waren keine Bildergeschichten, das nennen wir bei uns Werbung. Da bieten Händler ihre Waren an, die man dann in den Läden kaufen soll. Was ihr jetzt seht ist das eigentliche Fernsehprogramm. Wir nennen es Nachrichten. Und der Mann da erzählt gerade etwas über das aktuelle Geschehen in dieser Gegend. Ist euch nicht aufgefallen, dass er euch gar nicht hören kann?", fragte ich und versuchte sie damit erst einmal ins Grübeln zu bringen. Das gelang mir auch glücklicherweise recht gut, denn die Brüder sahen zunächst mich, dann sich selbst und dann wieder den Nachrichtensprecher an, hinter dem nun ein Bild über die aktuellen Bürgermeisterwahlen aufgeploppt war. "Er. Er kann uns nicht hören?", meinte Fili ein wenig verdattert und schüttelte ungläubig seinen blonden Haarschopf. "Nein. Kann er nicht. Weil er nämlich eigentlich nicht hier im Raum ist", entgegnete ich und löste nun meine Finger von ihrem Hemdsärmeln. "Du meinst, der Mann da ist ein Geist?", fragte Kili, wobei sich auf seiner Stirn eine tiefe Sorgenfalte bildete. Erneut musste ich seufzen und schüttelte ruhig mit dem Kopf. "Nein, ist er nicht. Er ist ein Mensch aus Fleisch und Blut wie ich. Was ihr da seht, ist lediglich seine Projektion. Also sein Spiegelbild, das von einer Kamera aufgefangen wird und dann mit Hilfe von Strom und Funkwellen auf meinem Fernseher wieder gegeben wird. Natürlich gibt es noch andere Faktoren, die da mit rein spielen. Aber ganz ehrlich, das könnte ich euch nicht erklären, selbst wenn ich es wollte. Was Technik und so einen Kram angeht, habe ich eine richtige Allergie. Ich bin froh, wenn ich weiß wie meine Computerprogramme so halbwegs funktionieren. Wenn es euch allerdings interessiert, dann könnt ihr vielleicht meinen Freund Richi danach fragen. Der ist in vielen Dingen bewandert. Ein wahres Lexikon. Wir nennen ihn insgeheim nicht umsonst Richi-Pedia", sagte ich und grinste die jungen Zwerge breit an, als sich ihre Mienen nach meiner Erklärung verstehend erhellten. "Dann ist der Mann da also auch Teil einer Bildergeschichte. Aber wovon redet er eigentlich da?", fragte Fili schließlich deutlich beschwichtigt und lehnte sich langsam zurück. "Wenn ihr leise seid, dann könnt ihr auch verstehen was er gerade erzählt. Er berichtet nämlich über das, was zur Zeit hier in der Gegend alles so passiert ist", erklärte ich, nahm vorsorglich die Fernbedienung wieder zur Hand und drehte die Lautstärke ein kleines bisschen höher, sodass wir nun alle drei verstehen konnten, was der Sprecher verkündete. "... Die Wahlen gingen zu Gunsten des parteilosen Kandidaten Herbert Matuschek aus, welcher demnächst sein Amt als neuer Bürgermeister antreten wird. Kommen wir nun zu einem anderen Thema. Die örtliche Polizeibehörde fahnden weiterhin nach der Einbrecherbande, die bereits seit mehreren Wochen rund hundert Einbrüche und Diebstähle in der Region begangen hat. Bisher sei aber kein genaues Muster zu erkennen, so der Pressebeauftragte der Polizei. Es handele sich wohl um rein willkürlich geplante Taten, die sich durch sämtliche Gesellschaftschichten ziehen. Vom einfachen Mittelständler über Großunternehmer bis hin zu Mittellosen Familien und Rentnern. Tatsache sei jedoch, dass die Täter immer skrupelloser mit ihren Opfern umgehen. So wurde der betagte Rentner Wolfgang P. jüngst in seinem Keller von der Bande überrascht, als er gerade in seinen Garten wollte. Die Täter waren allem Anschein nach schwer bewaffnet und schlugen den älteren Mann heimtückisch nieder, als dieser gerade ahnungslos die Hintertür öffnete. Eine aufmerksame Nachbarin fand schließlich den Rentner verletzt am Boden, nachdem dieser wieder zu Bewusstsein gekommen und lauthals um Hilfe gerufen hatte. Die Frau verständigte kurz nach ihrem Fund umgehend die Polizei und den Notarzt. Laut den Angaben der eingetroffenen Rettungskräfte erlitt Wolfgang P. eine Platzwunde am Kopf und ein leichtes Schädel-Hirn-Trauma, weshalb er sich nicht an den genauen Tathergang erinnern konnte. Allerdings sei er sich sicher, dass es sich bei den Einbrechern um mindestens zwei bis drei männliche Personen handele. Nach einer kurzen Befragung am Tatort wurde der Rentner ins örtliche Krankenhaus gebracht, wo er sich gegenwärtig noch in Behandlung befinde. Die Staatsanwaltschaft ermittelt nach diesem Vorfall nicht mehr nur wegen Einbruch-Diebstahl, sondern auch wegen schwerem räuberischen Diebstahls und Körperverletzung. Die Bevölkerung wird angehalten ihre Wohnungen beim Verlassen gut zu verschließen und falls nötig weitere Sicherheitsvorkehrungen zu treffen. Sollten Sie etwas Verdächtiges in Ihrer Nachbarschaft oder in der näheren Umgebung bemerken, ergreifen Sie bitte keine Eigeninitiative. Die Verbrecher sind Gewaltbereit und schrecken vor nichts zurück. Bleiben Sie im sicheren Abstand und verständigen Sie umgehend die Polizei. Und nun zum Sport, mit Claudia Heinrich....", sagte der Sprecher und gab an seine Kollegin weiter, die nun munter etwas über den regionalen Fußball zum Besten gab. Ich blies unterdessen meine Backen auf und schnaufte danach schwer, während ich leicht unbehaglich auf dem Bett herum rutschte. Meine Güte. Das war nun alles andere als schön. Nicht auszudenken, wenn besagte Herren es wagen würden sich in meinem Plattenbau herum zu treiben. Offenbar gab es nun nicht mehr nur die Zwerge um die ich mir Sorgen machen musste, sondern auch die Gefahren meiner Welt, mit denen mich das Fernsehen so schön konfrontierte. Normalerweise glaubte ich nicht unbedingt dem ganzen Medien Dschungel, aber in diesem Fall wurde ich doch ein wenig hellhörig. Seitdem mich Susi vor gut einem Monat bereits gewarnt hatte, war mir diese ganze Geschichte aus verständlichen Gründen vollkommen entfallen. So hatte ich es das ein oder andere Mal tatsächlich versäumt meine alte Wohnung wie gewünscht nachts gut abzuschließen. Dementsprechend panisch warf ich nun einen Blick auf die Schlösser am Balkon und richtete mich ein klein wenig auf, in der Hoffnung, dass ich auch in meine Diele schauen konnte, um dort alles zu prüfen. Allerdings eher erfolglos, da ich aus meiner Sitzposition nur bis zum verbeulten Sicherungskasten und dem überdeutlichen Blutfleck am unteren Teil der Wand schielen konnte. Fili und Kili bemerkten mein stetig ansteigendes Unwohlsein und musterten mich leicht besorgt. "Cuna? Ist alles in Ordnung?", fragte der Jüngere und legte mir behutsam eine Hand auf die Schulter. "Ja. Nein. Ich. Habt ihr vorhin die Wohnungstür richtig zu gemacht?", erwiderte ich und warf beiden sehr ungeduldige Blicke zu. "Ja. Keine Sorge. Das haben wir", meinte Fili und schlug lässig die Beine übereinander. "Sind auch alle Riegel vorgeschoben? Habt ihr wirklich nichts vergessen?", fragte ich und merkte gar nicht, dass ich langsam ein klein wenig hysterisch wurde. "Cuna. Schwesterchen. Es ist alles in Ordnung. Wir haben alles gut verschlossen. Du brauchst wirklich keine Angst zu haben, dass irgendwelche Verbrecher hier eindringen können. Außerdem sind wir für den Notfall ja da. Mit so ein paar Menschen werden wir schon fertig. Jetzt beruhige dich wieder", entgegnete Kili beschwichtigend und versuchte mich vorsichtig, aber dennoch bestimmt zurück an die Lehne des Bettgestells zu drücken. Jedoch konnte und wollte ich mich vorerst noch nicht beruhigen. Zu viele Gedanken schossen mir mit einem Mal durch den Kopf. Sicher, die Jungs waren Kampferprobt und konnten es mit dutzenden Orcschaaren aufnehmen. Aber wie würde es sein, wenn sie einer Gruppe schwerbewaffneter Männer gegenüber standen, welche aus heiterem Himmel auftauchen konnten? Mit Grauen dachte ich an den Moment zurück, als Stiernacken mit seinem Schlägertrupp, am Zeltstadteingang aufgetaucht war, von denen einer mit einer Pistole auf mich geschossen hatte. Wobei schließlich Thorin verletzt worden war. Oh nein. So etwas durfte nie im Leben passieren. Der Zwergenkönig würde mich vierteilen, wenn auch nur einer seiner Neffen durch so etwas verletzt oder gar getötet wurde. Ich hatte ja nicht nur ihm sondern auch den Anderen versprochen gut auf die beiden jungen Zwerge aufzupassen. Und so wie es bereits den gesamten Tag gelaufen war, ahnte ich für diesen Abend nicht wirklich etwas Gutes. Zumindest nicht bei dem Glück, welches ich mal wieder für mich gepachtet hatte. Da half auch das gute Zureden der beiden Brüder nichts. Wenigstens ließ sich der Ältere von ihnen irgendwann von mir dazu erweichen, mit einem leicht genervten Augenrollen aufzustehen, nebenher die leeren Teller einzusammeln, welche er auf die Küchenzeile stellte und dann noch mal zur Wohnungstür zu laufen, um noch einmal alle Schlösser zu überprüfen. "Es ist alles gesichert, Cuna. Hier kommt niemand rein, außer er hätte einen Schlüssel. Du brauchst dir also um deine Habe keine Gedanken zu machen. Wie Kili schon sagte, wir beschützen dich, sofern es doch jemand wagen sollte hier unerlaubt einzudringen", meinte dieser, als er sich schließlich wieder zu seinem Bruder und mir gesellte. Ich nickte knapp und schloss für einen Moment die Augen um tief durch zu atmen. Wenigstens das war in Ordnung, auch wenn ich wohl unangebracht etwas überreagierte, was gerade die Zwerge nicht nachvollziehen konnten. Dabei ging es mir nicht mal um die Sachen, die die Männer wohl klauen konnten, sondern einzig und allein um die Sicherheit der beiden Jungs. Auch wenn sie noch so zuversichtlich waren, konnte ich mich für den Rest des Abends nicht mehr wirklich entspannen. Ich musste mich irgendwie ablenken und die Nachrichten waren dabei wirklich nicht das beste Mittel. So griff ich ein letztes Mal nach der Fernbedienung, nachdem sich Fili zu mir gesetzt und mich kurz zur Beruhigung gedrückt hatte, und wechselte das Programm. Ich schaltete Wahllos durch die Sender und Kanäle auf der Suche nach etwas, dass alle trüben Gedanken dieses verkorksten Tages doch noch vertreiben konnte. Und schließlich wurde ich bei einem Comedy-Sender fündig, wo an diesem Abend eine alte, aber sehr beliebte Filmreihe mit dem berühmten Blödelbarten Otto Walkes starten sollte. Ja, der ostfriesische Junge, der inzwischen eigentlich schon ein älterer Herr war, brachte mich auch noch nach Jahren immer wieder zum Lachen. Für meine zwergischen Brüder war diese Art der Unterhaltung wieder etwas vollkommen Neues. Natürlich. Woher sollten sie auch das moderne Kabarett und Comedy im Allgemeinen kennen? In Mittelerde gab es ja nur Gaukler, Spielmänner und Akrobaten, die die Leute mit ihren Geschichten zum Lachen oder Weinen brachten, wie einst vor vielen hundert Jahren in meiner Welt. Heutzutage fand man so etwas nur noch auf mittelalterlichen Festivitäten oder wenn man Glück hatte in der städtischen Fußgängerzone. Sicher, es war von Zeit zu Zeit schön anzusehen und eine willkommene Abwechslung vom tristen eintönigen Alltag. Trotzdem ging mir persönlich nichts über die im Vergleich noch junge Fernsehnlandschaft, welche je nach Bedarf und Vorlieben eine Menge Auswahl an Unterhaltung bot. Obwohl, es in den letzten Jahren schwer abgenommen hatte. Zumindest zeigten sie zwischen Hartz-Vier- TV und den zeitweise ermündenden Dokumentationen über den zweiten Weltkrieg immer noch einige ältere Filme. Und diese den beiden jungen Zwergen zu zeigen und ihnen schmackhaft zu machen, war einfacher als ich erwartet hatte. Sie waren über alle Maße begeistert von dem quirligen, reichlich verrückten Ostfriesen, der immer wieder durchs Bild hampelte und dabei allerhand Blödsinn anstellte. Besonders, wenn die anderen Schauspieler in Mitleidenschaft gezogen wurden. Tja, Schadenfreude gab es wohl auch in anderen Welten, dachte ich so bei mir und lachte lauthals, nachdem zum x-ten Mal der Name "Harald" aus dem Lautsprecher an unsere Ohren drang und die arme Gräfin damit unwillkürlich in einen komatösen Zustand versetzt wurde. Stunde um Stunde verging, in denen ich mehr und mehr meine Sorgen und Bedenken vergas. Auch weil Fili und Kili in den Werbepausen es sich nicht nehmen ließen ihre Lieblingsmomente Detailgetreu nachzuspielen. Was mich sehr überraschte, da sie die Filme zum allerersten Mal sahen. Wieder ein Pluspunkt, weshalb ich die kleinen bärtigen Männer inzwischen nicht mehr missen wollte und sehr ins Herz geschlossen hatte. Mein Unmut war wie weggeblasen, was auch den Brüdern zusagte, als sie bemerkten, wie sehr mich ihre Darbietungen amüsierten. Sie waren aufgestanden und hatten sich vor meinem Bett positioniert, damit ich beide gut im Blick hatte. Ich konnte mich um ein Haar nicht mehr einkriegen, nachdem Fili kurz "Harald" rief und Kili danach theatralisch auf dem Bett in Ohnmacht fiel. Ich hielt mir den Bauch, der vom vielen Lachen unsagbar schmerzte und klatschte mir einmal heftig auf den Oberschenken, als plötzlich ganz unerwartet meine Deckenlampe flackerte und von draußen ein lauter Knall zu hören war. Verschreckt verstummten wir, zuckten bei einem erneuten Knall und Lichtflackern zusammen und sahen fast gleichzeitig nach oben und dann ganz langsam zum Balkonfenster. Draußen hatte es begonnen zu gewittern und zu regnen. Durch die eingekehrte Stille konnten wir auch endlich hören, wie der Wind um das Gebäude pfiff, der schwere dicke Regentropfen gegen die Scheiben schmetterte. Na großartig. Damit war der Fernsehabend wohl gelaufen. Seufzend rollte ich mit den Augen und ergriff meine Fernbedienung, bevor ich die Mattscheibe ausknipste, was den Jungs jedoch gar nicht gefiel. "Was bei Durins Bart...? Cuna, warum hast du das Gemälde wieder geschwärzt?", brummte Kili entsetzt, nachdem er sich wieder vom Bett aufgerichtet hatte. "Ganz einfach. Bei Gewitter sollte man nicht fernsehen. Wenn der Blitz irgendwo einschlägt, dann könnte es sein, dass das Gerät kaputt geht und das will ich nicht. Außerdem können wir uns doch auch so ganz gut unterhalten, oder?", meinte ich und streckte mich ein wenig. "Das stimmt wiederum. Bedauerlich ist es trotzdem. Ich hätte zu gern erfahren, wie die Geschichte endet und ob der verrückte Mann die Frau seiner Begierde bekommt", entgegnete Fili ein wenig genickt, aber doch mit einem zaghaften Schmunzeln auf den Lippen. "Ach, Kopf hoch. Das werdet ihr schon irgendwann erfahren. Spätestens Morgen, wenn sie die Wiederholung bringen", erklärte ich und rutschte zum Bettrand. "Sie zeigen die Bildergeschichte noch einmal? Das ist ja wundervoll. Aber sag mal, was hast du denn eigentlich vor?", hakte der Jüngere nach und musterte mich leicht irritiert, als ich meine Füße auf den Boden setzte und versuchte aufzustehen. "Ich muss mal dringend aufs Klo, sonst mach ich mich noch nass vor Lachen. Und keine Angst. Das schaff ich ohne euch", erwiderte ich, als sie beide schon wieder Anstalten machten mir zu Hilfe zu eilen. "Also gut. Wenn du das sagst. Aber sollte irgendetwas sein, dann ruf uns bitte sofort und sperr die Tür nicht ab", kam es von Fili, der mich trotz meiner Widersprüche am Arm packte und auf die Füße zog. "Werde ich nicht machen. Was soll mir denn im Bad schon passieren?", meinte ich und tapste danach langsam mit leicht wackligen Beinen in Richtung Diele. Ich musste mich zwar nebenher am Küchentisch und auch der Wand festhalten, damit ich nicht doch aus Versehen stolperte. Aber alles in allem ging es mir doch recht gut. Obwohl ich wieder leichte Kopfschmerzen hatte. Aber das störte mich bei weitem nicht so sehr, wie die teilweise übertriebene Fürsorge meiner zwergischen Mitbewohner, welche mir natürlich argwöhnisch und besorgt hinterher schauten, als ich die Badezimmer Tür öffnete und wenig später darin verschwand. Sicher, ich war ihnen insgeheim sehr Dankbar dafür, dass sie sich um mich kümmerten. Doch wenn ich nach dem Streit allein geblieben wäre, dann hätte ich diesen Gang auch selbst und ohne Hilfe hinter mich bringen müssen. Außerdem war es mir bereits peinlich genug, dass ihr Onkel in der vergangenen Nacht schon bei mir gewesen und aufgepasst hatte, als ich den selbigen Geschäften auf meinem Porzelanthron nachgegangen war. So etwas wollte ich nicht unbedingt in Anwesenheit von Anderen tun. Selbst wenn wir uns so nah standen, wie eine richtige Familie. Gewissen Grenzen gab es dann doch noch für mich und diese würde ich dementsprechend vorläufig auch nicht beiseite räumen. So verbrachte ich einige Minuten in meinem weißgekachelten kleinen Bad und lauschte nebenher dem Gewitter, das von Mal zu Mal lauter zu werden schien. Puh. Das konnte wirklich noch eine sehr unangenehme Nacht werden. Insbesondere, da das Licht immer wieder flackerte und meinen schlafenden Unmut erneut weckte, nachdem ich fertig war und mir die Hände wusch. Und gerade als ich mir diese abtrocknen wollte, geschah das unvermeidliche. Ein Surren. Ein Krachen. Ein kurzes Brizzeln in der Luft und schon war alles stock dunkel. Vom Lärm und der plötzlichen Finsternis überrascht fuhr ich erschrocken zusammen und konnte mir bedauerlicherweise einen kleinen Aufschrei nicht verkneifen. Himmel, Gesäß und Nähgarn! Ein Stromausfall. Das hatte gerade noch gefehlt. Zu allem Übel kamen wenig später die beiden Jungs zu mir ins Bad gestürzt und rissen panisch rufend die Tür auf. "Cuna! Bist du in Ordnung? Ist dir etwas geschehen?", kam es von einer dunklen Silhouette, die ich nur durch ihre Stimme als Kili erkannte. "Ja. Keine Sorge. Mir gehts gut. Hab mich nur erschrocken. Nichts passiert", erwiderte ich schnaufend und ein wenig zittern, bevor ich halbblind umher tastete. "Was in Durins Namen war das? Wieso ist das Licht mit einem Mal ausgegangen?", hörte ich Fili fragen und spürte wenig später eine Hand die meinen Arm ganz vorsichtig berührte. "Der Strom ist weg. Wahrscheinlich ist der Blitz irgendwo ins Hausdach eingeschlagen. Aber keine Angst. Das geht mit Sicherheit bald wieder an, sofern der Generator im Keller anspringt. Kann aber ein paar Minuten dauern", antwortete ich, während mich die Hand ganz langsam in die Diele führte. "Ich hoffe, dass du Recht hast. Mahal sei Dank, dass du wohl auf bist", meinte der blonde Bursche, der mich wohl am Arm gepackt hielt. "Ach, mir konnte nichts passieren. Im Haus sind wir sicher. Aber wir sollten jetzt erst einmal ganz vorsichtig zurück in den Raum gehen und dort warten, bis das Licht wieder da ist", schlug ich zur Beruhigung vor, was mir die Beiden mit einem zustimmenden Brummen bestätigten. Das war wohl das Beste, was wir in dieser Situation tun konnten. Hinsetzen und die Sache ausharren. Allerdings kamen wir nicht einmal aus der Diele heraus. Der Grund dafür war jedoch nicht, dass wir in dieser Finsternis fast keine Hand vor Augen sehen konnten, denn das Gewitter erhellte ja die Szenerie immer wieder für einige Wimpernschläge. Nein, der eigentliche Grund dafür war vielmehr ein kurzes aber überdeutliches Schaben, welches ich zunächst nicht einordnen konnte. Zunächst dachte ich noch es wäre von meiner Badezimmertür gekommen, als einer der Jungs diese hinter mir schloss. Doch nachdem diese zu war, schabte es erneut und ein wenig lauter irgendwo hinter uns. Ich hielt inne und begann heftig zu schlucken. "Ähm. Habt ihr das gehört?", fragte ich und spürte, wie die Anspannung in meinen Körper zurück kehrte. "Ja. Was war das?", hakte Kili nach, der irgendwo vor mir stand. "Ich weiß es nicht. Es klang wie ein Stück Metall, das über ein anderes kratzt", schlussfolgerte sein Bruder nachdenklich. Schlagartig wurde ich aufmerksamer und ein fast panisches Keuchen entkam meiner Kehle. Himmel nein! Oh lieber Gott, das durfte doch nicht wahr sein! Bitte, bitte nicht! Nicht heute Abend, schoss es mir durch den Kopf, wobei mein Herz sich in der Brust schmerzhaft vor Angst verkrampfte. Das durfte nicht sein. Das konnte einfach nicht sein. War meine dunkle Vorahnung doch keine einfache Einbildung gewesen? Konnte es tatsächlich sein, dass sich eben jene Männer, vor denen noch in den Nachrichten gewarnt wurde, just in diesem Moment an meiner Wohnungstür zu schaffen machten? Mein Atem ging schnell und mir wurde fast schon schlecht vor lauter Angst, als das Kratzen und Schaben erneut ansetzte und schließlich darin mündete, dass etwas ins Schloss geschoben wurde. Ein Dietrich? Oder ein Schlüssel? Mein Schlüssel vielleicht? Oh großer Gott! Hatte ich ihn vielleicht aus Versehen draußen liegen lassen? Erst in diesem Augenblick fiel mir ein, dass ich diesen den gesamten Tag schon nicht mehr gesehen hatte. Fahrig faste ich mir an die Hosentasche, wo er eigentlich hätte sein müssen. Doch da war er nicht. Die war leer. "Fili? Hast du meinen Schlüssel zuletzt gehabt?", fragte ich hektisch flüsternd, während ich immer noch verzweifelt im Dunkeln meinen Körper abtastete. "Nein. Ich dachte Kili hätte ihn", meinte dieser aufrichtig. "Ich? Nein. Ich dachte du hättest ihn benutzt, nachdem der Bote da gewesen war", erwiderte der Jüngere verwirrt. "Oh. Oh...", stammelte ich und hörte reihum ein angespanntes Schlucken. Ich wusste, dass wir alle das Selbe dachten. Denn wenn ich ihn nicht hatte und die beiden Zwerge auch nicht, konnte es nur bedeuten, dass ich diesen vielleicht draußen irgendwo verloren haben musste. Scheiße! Verdammte Scheiße noch mal! Das war alles andere als gut. Besonders, da der neue Besitzer meines Schlüssel langsam begann diesen im Schloss herum zu drehen, woraufhin sich nach und nach alle vorhandenen Riegel und Sicherheitsvorrichtungen öffneten. Sicher, wir hätten versuchen können sie nacheinander wieder zu verschließen, aber denn wäre ich wohl niemals wieder an meinen Schlüssen gekommen und der Eindringling hätte später wiederkommen können um meine Bude auszuräumen. Auch wenn es nicht so viel zu holen gab. Folglich mussten wir der Dinge harren, die da auf uns zu kamen. Die beiden Jungs wurden indessen immer wachsamer. Ohne ein Wort zu sagen schoben sie mich vorsichtig hinter sich, wobei sie mir mit leisen Zischgeräuschen klar machten, keinen Mucks von mir zu geben. Danach breiteten sie ihre kleinen, aber stämmigen Körper in der Diele aus. Beunruhigt verschränkte ich meine Finger vor der Brust, um mein Herz genauso zum Schweigen zu bringen, welches inzwischen so laut in meinem Ohren pochte, dass ich meinte es würde für alle zu hören sein. Doch das Einzige was wir noch vernahmen, war das stetige Knacken und Knirschen der Schlösser, und gelegentlich ein Donnergrollen von draußen. Eines nach dem Anderen ging der Reihe nach auf. Ich zitterte und bangte, wagte aber nicht irgendeinen Ton von mir zu geben. Dann war nach einigen Minuten der letzte Riegel überwunden, sodass die Tür langsam und bedächtig aufglitt. Kalte verregnete Luft wehte zu uns herein und ließ mich erschaudern. Ich hörte die beiden Brüder schnaufen und sah sie schon zu einem Hechtsprung auf ihr Gegenüber ansetzen, als sich durch einen weiteren Blitz der Himmel hinter diesem erhellte, welcher seine Silhouette unheilvoll und schrecklich erhellte. Das was ich kurz hatte sehen können, ließ das Blut in meinen Andern gefrieren. Die Gestalt war zwar nicht sehr groß, dafür aber unglaublich breit gebaut. An ihrem Kopf standen zwei undefinierbare, geschwungene Dinger ab, die ein bisschen an Teufelshörner erinnerten. Sie gab schwere, gleichmäßige Atemzüge von sich, welche beim Ausatmen kleine Dunstwolken bildeten. Heilige Scheiße! Ich hatte mit einem Einbrecher gerechnet, aber doch nicht mit dem Leibhaftigen selbst! Und den Jungs schien es da ähnlich zu gehen. Denn anstatt nach Vorne zu stürmen, wie sie es ursprünglich geplant hatten, machen sie just einen Satz nach hinten. Wobei sie natürlich nicht auf mich achteten und wir alle panisch aufschreiend übereinander fielen, als sich die Gestalt bedächtigen Schrittes in meine Wohnung bewegte. Vom Gewicht der beiden Brüder halb erdrückt, konnte ich mich nicht einmal befreien, um vor dem Wesen zu flüchten, welches sich nach wenigen Sekunden begann zu uns herunter zu beugen. Oh Gott! Das musste so etwas wie die himmlische Rache für die Misshandlung der beiden Zeugen vom Vormittag sein. Anders konnte ich mir das Ganze in diesem Moment nicht erklären. Dabei war ich ganz und gar nicht abergläubig. Doch seit der Begegnung mit den Zwergen, war für mich selbst das Unmögliche möglich. Völlig von Sinnen vor Angst begann ich flehend vor mich hin zu stammeln: "Oh bitte, bitte, bitte nicht. Tu uns nichts. Wir haben nichts. Bitte lass uns am Leben." Und ich war nicht die Einzige, die solche Worte verwendete. Auch meine nun nicht mehr ganz so unerschrockenen Mitbewohner waren starr vor Schreck und stammelten zum Einen in Khuzdul, als auch in meiner Sprache vor sich hin. Sie flehten, beteten und klammerten sich sowohl an mir als auch an sich gegenseitig fest. Unsere Lage schien aussichtslos zu sein. Wir waren unbewaffnet, lagen hilflos übereinander auf meinem PVC-Boden und waren definitiv nicht auf das vorbreitet gewesen, was nun vor uns aufragte. Die Gestalt, das Monster oder das Wesen, egal was es auch war, kam kurz vor Filis Stiefeln zum Stehen und musterte uns alle aus seinem finsteren Gesicht. Dann hob es plötzlich einen Arm und streckte diesen nach uns aus. Ich kniff die Augen zu und rechnete schon mit dem Schlimmsten. Ganz gleich was passieren würde, wenn die Hand uns berührte, so waren meine letzten Gedanken bei Thorin, der unendlich weit weg von uns war und nicht einmal ahnte in welcher vermeintlichen Gefahr wir schwebten. Davor konnte ich die Jungs nicht schützen. Nicht vor einer wahren Ausgeburt der Hölle. Ich schloss meine Arme um meine angenommenen Brüder und stammelte weiter verängstigt vor mich hin. Dann krachte und donnerte es erneut. Diesmal wesentlich lauter, da die Tür offen stand. Und ich konnte nicht umhin noch ein letztes Mal laut und verzweifelt nach dem Einen zu rufen, von dem ich dachte, dass ich ihn nach dieser Prozedur nie mehr wieder sehen würde. "THORIN! HILFE UNS!", schrie ich mit letzter Kraft. Doch nicht er war es, der uns zu Hilfe kam. Nein, es war der Generator im Keller der endlich angesprungen war und den Raum wieder mit Licht erfüllte. Im selben Moment vernahm ich zum ersten Mal die Stimme der sonderbaren Gestalt vor uns, welche so vertraut ruhig und vergnügt zu uns sprach. "Bei Durins Bart. Was für ein Unwetter. Seid ihr drei wohl auf?", fragte sie anschließend besorgt. Meiner Kehle entsprang ein halb ersticktes und überraschtes Keuchen. Das konnte doch nicht sein? War das möglich? Aber wie? Hätte er nicht mit den Anderen zurückreisen sollen? Wie kam er hier her? Und war er es wirklich? Es gab nur eine Möglichkeit das herauszufinden. Ganz langsam und immer noch am ganzen Leib zitternd öffnete ich die Augen und hob meinen Blick, bis ich ihn endlich sah. Kili und Fili klammerten sich immer noch an mich und wimmerten, während mir vor Verwunderung und zu einem Teil auch Erleichterung der Mund weit aufklappte. Ja. Er war es. Da gab es keinen Zweifel. Diese Frisur mit den dunkelbraunen Zöpfen und vor allem die Mütze waren unverwechselbar. Auch das sonnige und leicht verwirrte Lächeln hinter seinem auffälligen Bart, war unverkennbar das von... "Bofur?" - 95. Pizza, Fernsehen und überraschender Besuch / ENDE - Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)