Diesem Einen will ich #Follow von Virdra-sama (Was macht der Zwergenkönig in meinem Onlinegame?) ================================================================================ Kapitel 62: 62. Versöhnung -------------------------- "Nun lass mich doch runter. Ich kann alleine gehen!", fauchte ich ein wenig beleidigt, als mich Dwalin über den Platz zurück zu den Zelten schaffte. "Das könnte dir so passen, Weibstück. Ich habe klare Anweisungen bekommen und an die halte ich mich auch", raunte der Zwerg mit der Glatze und packte mich noch fester. "Eure übertriebene Fürsorge ist nicht notwendig. Mir ist nur etwas die Luft weg geblieben. Ich lebe ja noch", schnaubte ich beleidigt, doch er grunzte nur belustigt und ging gar nicht erst auf meinen Kommentar ein. Er lief einfach nur schnurstracks geradeaus und manövrierte mich geschickt durch die Leute, denen immer noch vor Staunen und Verwirrung der Mund offen stand. Mir hingegen war der ganze Umstand mal wieder mehr als peinlich. Vor allem, da ich vor all diesen Menschen auch noch einen kleinen Einlauf von Thorin bekam, der mich ordentlich ausgeschimpft hatte. Für ihn war es absolut unverständlich, dass ich dumm genug gewesen war, den letzten Ball von Gloin aufzufangen. Gut, ich konnte seine Sorge in der Hinsicht ja nachvollziehen. Es war ordentlich Wums dahinter gewesen und ziemlich übel war mir nun auch, als das Taubheitsgefühl in meinen Gliedern nachließ. Aber bei all der Wut behandelte er mich trotzdem wie ein rohes Ei. So hatte er nicht lange nach der Standpauke gefackelt und mir umgehend seinen persönlichen Bodyguard an die Seite gestellt, der mich zu Oin bringen sollte. Dieser sollte sicherstellen, dass ich nicht schwer verletzt war. Allerdings sprang Dwalin nicht gerade sanft mit mir um. Er hatte mich einfach vom Boden aufgehoben, nachdem mich der Zwergenkönig in eine sitzende Position gebracht hatte und mich dann einfach über seine Schulter geworfen. Nun hing ich da wie ein Sack Kartoffeln und verzog beleidigt eine Schnute, während ich sah, wie sich Thorin mit meinen Freunden unterhielt. Diese hatten zuvor noch heftig protestiert, dass ich so ohne weiteres weg gebracht wurde. Gerade Chu hatte mehrfach darauf gepocht mich zu Moe bringen zu lassen, weil dieser immerhin für die Erste Hilfe zuständig war. Doch da hätte sie auch mit dem nächstbesten Baum reden können. Der hätte ihr vermutlich genauso viel Antwort gegeben. Aber das kannte ich ja ebenfalls zu genüge. Während ich mich also meinem Schicksal ergeben musste, beobachtete ich aus meiner hängenden Haltung, wie sich Thorin nun doch endlich dazu erbarmte auf meine beste Freundin einzugehen und soweit ich erkennen konnte mit halbwegs ruhiger Miene. Bedauerlicherweise war ich nicht gerade geübt im Lippenlesen, weshalb ich nur erahnen konnte worüber er sich gerade mit ihr und den anderen unterhielt. Sicherlich ging es dabei schon mal um die Sache mit dem Arkenstein, beziehungsweise eine Art Einladung für den Nachmittag, die Zwergenzelte aufzusuchen. Die anderen kleinen Männer machten sich währenddessen daran, das provisorische Fußballfeld aufzuräumen. Auch wenn es da nicht viel zum Aufräumen gab. Bis auf die selbst zusammen gebastelten Tore. Irgendwann verlor ich die Gruppe aus dem Sichtfeld, nachdem mich Dwalin auf einem der Schemel im Nachbarzelt absetzte und Oin heran trat, um mich eingehend zu musterten. "Was ist genau geschehen?", fragte er den Zwerg mit der Glatze und dieser raunte genervt: "Sie hat sich mit deinem Bruder angelegt und einen Ball in die Magengrube bekommen. Thorin will, dass du nachsiehst, ob sie sich was gebrochen hat." "Ich hab nichts gebrochen. Mir geht es wieder gut", warf ich ein, aber die Herren hören natürlich nicht auf mich. Stattdessen holte Oin seinen Rucksack herbei in dem er seine Medizin und Verbände aufbewahrte und stellte ihn zu meiner Rechten ab. Dabei schnalzte er mehrfach missbilligend mit der Zunge und schüttelte seine graue Haarmähne. "Also wirklich. Ich weiß bald nicht mehr, wen ich häufiger behandeln muss. Entweder Euch oder Thorin", grummelte er und griff ohne zu fragen an mein T-shirt, damit er sich meinen Bauch ansehen konnte. "Ich sagte doch, dass es mir wieder gut geht. Du brauchst da gar nicht nachsehen", erwiderte ich augenrollend, versuchte das Shirt seiner Hand zu entreißen und wieder runter zu ziehen. "Das lasst einmal meine Sorge sein. Nun stellt Euch nicht so an Mädchen und erlaubt mir Euch zu betrachten. Dann könnt Ihr auch gleich wieder verschwinden", meinte er bestimmt und zog das Shirt erneut hoch. Ich gab nun doch seufzend auf und ließ den alten Zwerg seine Arbeit machen. Vorsichtig aber dennoch mit genug Kraft ließ der kleine Mann seine Finger über meinen Bauch wandern und drückte gelegentlich. Hin und wieder gab ich ein kurzes Keuchen von mir, wenn er einen recht schmerzhaften Punkt erwischte. Als er nach geschlagenen zehn Minuten endlich mit der Untersuchung fertig war nickte er nur sachte und zog mein Shirt wieder runter. Dwalin hatte die ganze Zeit schweigend mit verschränkten Armen vor der Brust am Eingang gestanden und gewartet. "Wie sieht es aus, Oin?", fragte er ruhig. "Nun ja. Gebrochen ist nichts. Allenfalls eine schwere Prellung. Daher wäre es ratsam, wenn sie drauf achten würde heute nicht zu viel zu Essen. Das wird die nächsten Tage immerhin noch sehr unangenehm. Aber davon abgesehen. Wie kann man nur so töricht sein und sich mit Gloin anlegen?", fragte er zum Ende hin an mich gewandt. Ich zuckte nur locker mit den Schultern und erhob mich langsam von dem Schemel. "Hat sich so ergeben", erwiderte ich trocken. "Kindchen. So was ergibt sich nicht einfach. Ich habe den Lärm vom Platz ebenso vernommen wie jeder andere, obwohl mein Gehör nicht das Beste ist. Also, was hat Euch dazu bewogen so leichtsinnig zu sein?", hakte er noch einmal energisch nach, aber dieses mal war es Dwalin, der für mich antwortete. "Sie wollte Thorins Ehre wieder herstellen, nachdem dein Bruder ihn beleidigt hat. Deshalb ist sie mit Gloin eine Wette eingegangen, dass sie es schafft einen seiner Bälle aufzuhalten. Und ich muss zugeben, dass hat sie ganz ordentlich hin bekommen", meinte er und nickte mir kurz mit einer für ihn seltenen, anerkennenden Miene zu. Oin schüttelte unterdessen nur wieder den Kopf. "Wirklich sehr sehr unvernünftig. Wenn auch überaus beeindruckend. Trotz alledem. Nichts auf der Welt ist es wert, dass Ihr Euch so dermaßen in Schwierigkeiten bringt", sagte er mit einer Stimme, wie ein alter Erdkundelehrer. Ich seufzte kurz und nickte schlapp. "Ja, ich weiß Oin. Aber mir ist einfach nichts Besseres eingefallen. Ich wollte ja nicht, dass er und Thorin sich weiterhin prügeln. Ich trage schließlich irgendwo die Verantwortung für euer ganzes Verhalten hier. Und da heute der letzte Tag ist, hatte ich nicht wirklich Lust zu sehen, dass ihr jetzt schon abreist müsst", erklärte ich mal wieder rechtfertigend, doch Dwalin grunzte nur belustigt. "Solche Aktionen solltest du zukünftig unterlassen. Diesmal bist du vielleicht noch glimpflich davon gekommen, aber das hätte auch anders ausgehen können. Du kannst dir jetzt auf jeden Fall sicher sein, dass Thorin dir nicht mehr so leicht freie Hand lässt. So gut deine Absichten auch sein mögen. Als Frau unseres Königs hast du gefälligst besser auf dich zu achten", meinte er und trat ein paar Schritte auf mich zu. "Ja, ist ja gut. Ich habs verstanden. Ist angekommen und vermerkt. Darf ich jetzt gehen? Ich möchte schauen was der Herr König so treibt und ihm zeigen, dass es mir soweit gut geht", seufzte ich leicht Augen rollend. Oin nickte knapp und antwortete: "Selbstverständlich. Aber, solltet Ihr stärkere Schmerzen bekommen, sucht mich umgehend wieder auf." Ich erwiderte sein Nicken und trat dann gefolgt von Dwalin aus dem zweiten Zelt heraus. Draußen erwartete mich schon die übliche Traube an schwatzenden Zwergen, die nach den Aufräumarbeiten zurück gekehrt war und zu meiner Verwunderung, Chu, Richi, Ani-chan und Rainbow. Eigenartig, da sie doch eigentlich erst zum Nachmittag hier antraben sollten. Aber vielleicht hatte es sich ja im Verlauf, der letzten Minuten einfach so ergeben. Diese standen bei Thorin, welcher immer noch auf sie einredete. Chu und Rainbow waren, nachdem was ich an Wortfetzen verstehen konnte, immer noch ziemlich außer sich, weil man mich nicht zum Ersthelfer gebracht hatte. Nur Richi und Ani-chan hörten einfach nur zu. Langsam kam ich der Gruppe näher und als mich Dori und Nori in den hinteren Reihen bemerkten, drehten sie sich mit erleichterten Mienen um. "Cuna. Geht es dir schon wieder besser?", kam es lächelnd von Nori. "Ach. Könnte schlimmer sein. Unkraut vergeht nicht", erwiderte ich. gelassen während Dwalin wieder grunzte. "Mahal sei Dank. Tu uns einen Gefallen und mach so was nie wieder", ermahnte mich Dori, der mir einen sehr ernsten Blick schenkte. "Ja, ist ja schon gut. Ich schwöre es euch. Aber nun lasst mich bitte durch. Ich muss zu Thorin, damit der auch wieder ruhig schlafen kann", meinte ich etwas in Eile. "Na, da warte mal lieber kurz. Er hat offenbar etwas sehr Wichtiges mit deinen Freunden zu besprechen. Allerdings verstehe ich nicht ganz warum. Hast du vielleicht eine Ahnung?", fragte Nori neugierig und schielte immer wieder hinüber zu seinem König. Ich nickte kurz bevor ich ihm antwortete: "Ja, ich weiß worum es da geht. Und deshalb muss ich da jetzt auch hin." Die Beiden hoben irritiert die Augenbrauen und legten die Köpfe schief. Allerdings zu je einer anderes Seite, weshalb sie unweigerlich mit ihren Schädeln kurz aneinander stießen und nach dem Aufprall fluchten wie die Rohrspatzen. Ich kicherte belustigt, als ich sah wie sie sich die betroffenen Stellen rieben, woraufhin ich nun auch die Aufmerksamkeit des Zwergenkönigs erregte. "Was machst du schon wieder auf den Beinen?", rief er mir barsch über die haarigen Köpfe seiner Männer hinweg entgegen. Die restlichen Herren drehten sich zu mir um und bildeten auf diese weise eine kleine Gasse, sodass ich zu ihm hindurch gehen konnte. "Oin hat gesagt, dass ich gehen darf", meinte ich, als ich angekommen war. Thorin schüttelte nur missbilligend den Kopf. "Du solltest dich unter keinen Umständen überanstrengen. Es ist sehr unklug von dir, dich jetzt schon wieder so herum zu treiben", sagte er in seinem üblichen ernsten Ton. "Lass sie doch einfach, wenn sie sich gut fühlt. Sie muss nicht immer nur nach deiner Pfeife tanzen, Mann", fauchte ihn Chu von der Seite her an. "Was mischt Ihr Euch da ein? Ich habe mich immerhin um ihr Wohl zu sorgen. So wie sie sich um meines. Schließlich ist sie meine Frau", raunte der Zwergenkönig barsch. Ihm war deutlich anzusehen, dass er über Chus Verhalten alles andere als begeistert war. Überhaupt war ihm wohl die kommende Konfrontation sehr unlieb, was ich gut verstehen konnte. Vor allem da meine beste Freundin nicht die Einzige in der Gruppe war, die sich mit dem kleinen Mann anlegen wollte. Auch Rainbow hatte ihm da schon das Eine oder Andere zu sagen. "Ihr Wohl liegt dir also am Herzen? Das kann ich nach den letzten Tagen nur schwer glauben. So mies wie du sie die ganze Zeit über behandelt hast", meinte sie und hob mit skeptischer Miene die Augenbrauen. Ich musste einen Augenblick die Luft anhalten. Das war buchstäblich ein direkter verbaler Angriff auf sein Ego. Binnen Sekunden stellte ich fest, dass sich das Gesicht des Zwerges verhärtete und er sie böse an funkelte. Doch war er es nicht, der ihr die Meinung sagte, sondern Dwalin, der einige Schritte vor trat. "Was bildest du dir ein, wie du mit Thorin redest, Weib? Er hat wahrlich genug getan für sie. Meinem Ermessen nach zu viel. Aber um meine Meinung geht es hier nicht", knurrte er und blieb ein Stückchen vor mir stehen. "Ach ja? Und was bitte? Außer, dass sie mehrere Nervenzusammenbrüche und einen Gedächtnisverlust hatte?", hakte Rainbow nach und stellte sich Dwalin entgegen, der fast einen halben Kopf größer war als sie. "Er hat sich um sie gekümmert, als sie von zwei Bilwissen verletzt wurde, hat sie in unserem Zelt aufgenommen, nachdem sie ihren Schlafplatz verloren hat. Nennst du das nichts?", knurrte er sie an, baute sich vor ihr auf und fixierte sie scharf mit den Augen. Rainbow lachte etwas spöttisch. "Pah! Bilwisse. Ihr habt doch wirklich alle einen Dachschaden", meinte sie und ging auf den kleinen Anstarrwettbewerb mit dem kahlköpfigen Zwerg ein. Nun war es langsam an der Zeit für mich einzugreifen, ehe diese Sache noch eskalierte. Auch wenn mir diese Situation durchaus vertraut vorkam und mir ein kleines Schmunzeln entlockte. Vorsichtig schob ich meine Hände dazwischen, legte eine bei Dwalin auf die Brust und die andere auf Rainbows Schulter. "Leute. Leute. Bitte keinen Zank hier. Beruhigt euch. Wir können doch nun alles klären", sagte ich sachlich und musterte beide mit einem freundlichen Lächeln. Aber sie schienen irgendwie gefallen an ihrem heiteren, kleinen Wettbewerb gefunden zu haben und gafften sich weiterhin stur an. Dann meldete sich zum ersten Mal Ani-chan zu Wort. "Du, Jacky. Hör mal. Rainbow hat doch nicht ganz unrecht. Ich meine. Im Ernst.Wir haben doch die ganze Zeit über mitbekommen, was zwischen dir und diesen Kerlen hier abgeht. Ich mein, ich hab ja nun wirklich nix gegen die. Sind ja teilweise schon ganz drollig. Aber du warst an manchen Tagen einfach nur noch fix und fertig. Und du musst uns da auch verstehen. Es geht halt langsam etwas zu weit damit", erklärte sie mit verlegener Miene und rieb sich dabei den rechten Arm. Ich seufzte kurz und nickte etwas bedrückt. "Ich weiß das alles selbst, Ani-chan. Glaub mir, wer wüsste es besser als ich", erwiderte ich schulterzuckend, sah danach entschuldigend zu Thorin, der meinen Blick auffing und kurz ernst nickte. Ich brauchte ihm gerade nicht sagen was mir im Kopf herum ging. Er wusste es und auch ihn hatten diese Wochen sehr mitgenommen und viele Nerven gekostet. Trotzdem musste ich mir innerlich eingestehen, dass diese ihr Mühe wirklich wert gewesen waren. Denn sonst wären wir niemals zu diesem Punkt angelangt, an dem wir uns nun befanden. Doch mussten an diesem tag ja noch weitere Punkte geklärt werden, was schlecht ging, wenn meine Freunde immer noch mit den anderen Zwergen zankten. So trat Thorin langsam auf mich zu und schob mich etwas beiseite, damit er die Beiden ins Anstarren vertieften Kontrahenten auseinander bringen konnte. "Schluss jetzt. Ich habe die Menschen nicht her geholt, damit sie uns weiterhin Misstrauen entgegen bringen", sagte er im scharfen Ton an Dwalin gewandt, der kurz zusammen zuckte, als habe er eine Kopfnuss erhalten. "Aber, Thorin. Ich verstehe nicht. Was genau hast du denn mit denen vor?", fragte er barsch in Richtung Rainbow. Der Zwergenkönig seufzte kurz um Fassung ringend. Ich spürte dass ihm die Worte, die nun auf seiner Zunge lagen schwer über seine Lippen kommen mochten, aber mit einiger Mühe und etwas Kopfschütteln schaffte er es doch sie auszusprechen. "Sie. Werden eingeweiht", sagte er knapp. Dem Zwerg mit der Glatze klappte vor Entsetzen der Mund auf und er weitete die Augen. "Das ist nicht dein Ernst", keuchte er. Aber der Zwergenkönig sah seinen Freund nur kurz streng an und da schüttelte dieser den Kopf. Unter den Männern breitete sich reihum Empörung aus. Bis auf Kili, Fili und Thorin wusste ja keiner von meinem Ausrutscher und dieser wurde nun auf diese eigentümliche Art öffentlich gemacht. Nachdem der erste Schock von den Herren verdaut worden war, brach ein heftiges Protestgewitter über allen herein. "Wieso auf einmal?", kam es von Ori. "Thorin, das kannst du doch nicht tun!", rief dessen Bruder Dori aus. "Wir wissen doch gar nicht ob wir diesen Menschen da trauen können. Was ist wenn sie uns danach auch bestehlen wollen?", fragte Bifur aufgebracht und verschränkte die Arme vor der Brust. Balin schritt zögerlich an Thorin heran und sah ihn dabei irritiert an. "Bist du dir sicher, dass du das tun willst?", fragte der alte Zwerg leise. "Ruhe!", rief Thorin einmal kurz aus und schon verstummten seine Männer. Wieder ging von ihm diese einmalige Präsens aus, die ihn deutlich als König unter den Herren hervor hob. Zum Einen sehr gefährlich und zum Anderen erhaben und gewissenhaft. Ich konnte gar nicht anders, als ihn für dieses unsagbar starke Charisma zu bewundern. In solchen Momenten sehnte ich mich manchmal innerlich danach auch nur halb so viel davon zu haben wie er. Aber sicher waren es Jahre voll harte Arbeit, um sich derartig Respekt verschaffen zu können. Jahre die ich in meinem kurzen Menschenleben niemals haben würde. Aber wenn ich ehrlich zu mir war, brauchte ich das eigentlich auch gar nicht. Immerhin hatte ich ja irgendwo meine eigenen Methoden entwickelt, um mir Respekt zu erarbeitet. Schließlich konnte nicht jeder ein Thorin Eichenschild sein. Das wäre auch viel zu langweilig auf die Dauer gesehen. Dennoch konnte ich mir einen kleinen Funken Neid nicht verkneifen. Vor allem als sich der kleine Mann ruhig um sah und alle sehr scharf musterte, sodass es auch ja keiner wagen würde ihn zu unterbrechen bei dem was er ihnen zu diesem haarsträubenden Thema zu sagen hatte. "Mir ist bewusst, dass euch diese Lage alles andere als gefällt. Für mich selbst ist sie das auch nicht. Allerdings ist es zu spät dafür. Sie wissen bereits über uns Bescheid. Wären sie nicht Cunas Freunde, hätte ich schon etwas unternommen. Und ihr zuliebe will ich, so bitter das auch für uns alle ist, versuchen diesen Menschen zu vertrauen", schloss er seine Erklärung ab und warf nun meinen Freunden seinen ernsten Blick zu. Ich schluckte kurz und ließ den Kopf hängen. Betreten sah ich auf meine Füße. Ich spürte ein unangenehmes Kribbeln im Nacken, was sicherlich davon kam, dass die Augen der Männer immer wieder zwischen Thorin, meinen Freunden und mir hin und her wanderten. Niemand sprach ein Wort. Die Stille unter uns wurde lediglich durch den Wechsel eines Liedes aus dem "ROZ" unterbrochen. Eine sehr unangenehme Spannung lag in der Luft, die einen fast erdrücken konnte. Man konnte vereinzelt verärgertes Knurren unter den Zwergen hören und das auch zurecht. Aber nicht einer von diesen erhob das Wort, sondern mein Freund Richi, der mutig ein paar Schritte auf Thorin zu machte. Er sprach zwar etwas zögerlich und zurückhaltend, aber dennoch sehr überzeugend, als er vor dem Zwergenkönig stand und auf diesen hinab schaute. "Also. Mir ist natürlich auch so klar, wie den Mädels da drüben, dass die ganze Sache hier einen sehr üblen Beigeschmack hat. Aber wenn es Jacky wirklich ernst ist und du es genauso ernst mit ihr meinst, wie du gesagt hast, dann möchte ich für meinen Teil hören was du zu sagen hast. Danach kann ich immer noch entscheiden was ich von euch allen hier halte", sagte er sehr sachlich und förmlich. Ich hob langsam den Kopf und musterte die Beiden neben mir. Thorin sah ihn einen Augenblick mit vor Erstaunen geweitete Augen an, als sein Gegenüber ihm mit einem leichten Kopfneigen noch zusätzlich Respekt bezeugte und tat dies danach auch. "Also gut. Aber du hast nur für dich gesprochen, Mensch. Was ist mit den Anderen?", fragte er und schiele an ihm vorbei zu Chu, Rainbow und Ani-chan, welche mit verblüfften Gesichtern, aufgrund von Richis Vorstoß, in der Gegend herumstanden, wie bestellt und nicht abgeholt. Als der Zwergenkönig sie ansprach zuckten alle kurz zusammen und warfen sich gegenseitig fragende Blicke zu. Offenbar hatten sie auch nicht damit gerechnet, dass ausgerechnet Richi sich trauen würde, dieser Idee eine Chance zu geben. Aber ich kannte zumindest Chu insoweit, dass, wenn ihr Herzblatt so viel Zuversicht hatte, sie auch nachziehen würde. Und das tat sie schließlich. Wenn auch mit einem leichten grollen in der Stimme. "Na, also gut. Ich bin dabei. Aber nur weil mir Jacky am Herzen liegt und wehe deine Antwort schafft es nicht mich zufrieden zu stellen", meinte sie und gesellte sich neben ihren Lebensgefährten. Nach ihr gaben dann auch Rainbow und Ani-chan klein bei und stimmten mit einem Kopfnicken zu. Ich atmete erleichtert durch. "Danke Leute", murmelte ich und strich mir eine Haarsträhne aus den Augen. Thorin schaute unterdessen noch einmal zu seinen Männern, um sich zu vergewissern, dass niemand von ihnen Einwände erhob oder dem Ganzen widersprach. Ich bemerkte zwar, dass der ein oder andere den Mund kurz öffnete und wieder schloss, um gegebenenfalls irgendetwas zu sagen. Aber sobald denjenigen die Augen des Königs trafen, nahm er sich zurück und senkte den Blick. Es fiel den Meisten sichtlich schwer, die Worte, die ihnen auf den Zungen lagen herunter zu schlucken. Aber sie waren dann doch bemüht, sich mit dieser unangenehmen Situation abzufinden. Bald nickte Thorin zufrieden drein und sah schließlich zu mir. "Bring sie rein. Ich geben hier noch einige Anweisungen, dann bin ich bei euch", sagte er, legte mir kurz eine Hand auf die Schulter und drückte diese leicht. "Ist gut", erwiderte ich knapp und winkte meine Freunde hinter mir her ins Zwergenzelt. Als wir das leicht schattige Innere betraten, hörte ich wie man Thorin draußen noch einmal kurz bestürmte. Allerdings auf Zwergisch, sodass keiner von uns verstand, was sie gerade besprachen. Ich nahm unterdessen hinter dem Waffenständer auf dem zertrampelten Gras platz und deutete den Vieren an sich in einem Kreis zu mir zu setzen. Auf meinen Wink hin ließen sie sich zu Boden sinken und harrten der Dinge, die bald in Form des Zwergenkönigs zu uns stoßen würden. "Ich halt davon immer noch nichts", murmelte Chu irgendwann Richi entgegen, als Thorin auf sich warten ließ. "Hör es dir einfach mal an", meinte er geduldig und legte ihr eine Hand auf die Knie. Schließlich hörte ich, wie hinter mir an den Leinentüchern des Zeltes gewerkelt und es insgesamt im Innern dunkler wurde. Bald drauf kamen ein paar schwere Stiefel näher und blieben kurz zu meiner Rechten stehen. "Ich habe meine Männer angewiesen die Ausgänge des Zeltes zu bewachen, damit wir hier drin ungestört sind", hörte ich die tiefe, dunkle Stimme Thorins über mir. "Soll das heißen, wir sind hier drin gefangen?", fragte Ani-chan unruhig von links. "Nein. Dann hätten wir euch gefesselt und geknebelt. Es steht euch allen Frei jederzeit zu gehen. Aber diese Vorsichtsmaßnahme ist nötig, da ich vermeiden will, dass noch mehr Ohren unsere kleine Unterredung hier mitbekommen oder gar stören", sagte er angespannt und setzte seinen Weg hinter mir vorbei fort, um zu seinem Rucksack zu gehen. "So, nun bist du auch da. Dann kannst du uns jetzt langsam mal erklären, was wir hier sollen und warum das so wichtig ist", hörte ich Rainbow sehr barsch ins halbdunkel hinein fragen, doch Thorin brummte ihr nur verärgert entgegen. "Hört zu, Menschen. Ich biete euch hiermit die einmalige Gelegenheit unsere wahre Identität kennen zu lernen und das geschieht weder auf meinen Wunsch hin, noch hat es jemals in meinem Interesse gelegen euch diese preis zu geben. Das tue ich allein nur wegen Cuna und weil wir von nun an gemeinsame Wege miteinander bestreiten werden", meinte er schlicht und trat dann von seinem Rucksack wieder weg, um seinen zwergischen Hintern auf meine rechte Seite zu pflanzen. Als ich zu ihm rüber sah, stellte ich fest, dass er ein kleines Bündel in der Hand hielt, von dem ich genau wusste, dass er darin den Arkenstein aufbewahrte. "Aber, warte erst mal, Thorin oder wie auch immer du heißen magst. Wenn das irgendwas Illegales ist, dann sag uns das vorher. Ich hab keinen Bock irgendwelche Bullen ins Haus zu bekommen", warf Chu mit vorsichtiger, aber auch eindringlicher Stimme ein, als sich der Zwergenkönig schon anschickte das Bündel zu öffnen. Ein schwacher Schimmer drang bereits durch den Stoff und erhellte leicht seine Gesichtszüge, als er noch einmal inne hielt und auf sah. Der sanfte Schein ließ seine Züge irgendwie gespenstisch wirken, was meinen Freunden reihum ein kurzes, erschrockenes Keuchen entlockte. "Seid versichert, dass keinem von euch irgendeine Gefahr droht, die aus eurer Welt stammt. Es sei denn ihr hätten vor dies hier irgendeiner anderen Seele zu verraten, was ich euch hier offenbaren will. Und es sei euch noch einmal gesagt, dass ich es nur Cuna zuliebe tue, weil sie mir eure Verschwiegenheit zugesichert hat", sagte er langsam und schielte einmal kurz mit ernster Miene zu mir herüber. Dann machte er sich daran das Leinenpäckchen weiter zu entpacken, bis der Schein des faustgroßen Edelsteines unsere Mitte erhellte, als er diesen ins Gras legte. Ich faltete angespannt die Hände auf meinem Schoß und atmete einmal tief durch. Zunächst herrschte Schweigen unter uns. Aber ich konnte in dem schwachen, wogenden Licht des Arkensteines sehen wie allen Vieren der Mund weit auf klappte. Nun bekam ich in etwa eine Vorstellung davon, wie ich damals ausgesehen haben musste, als ich diesen zum aller ersten Mal zu Gesicht bekam. Nachdem sich die kleine Gruppe allerdings wieder gefangen hatte, kamen die ersten Fragen auf. "Was zur Hölle ist das?", fragte Rainbow mit leiser, aber sehr ehrfürchtigen Stimme. "Das ist der Arkenstein", antwortete Thorin knapp in ihre Richtung. "Wie machst du, dass das Ding da leuchtet?", fragte Ani-chan von meiner linken Seite her und streckte die Finger danach aus. Sofort hörte ich den Zwergenkönig neben mir knurren und sah wie er blitzartig die Hand nach ihrem Arm ausstreckte, bevor sie ihn berühren konnte. Er packte ihn sichtlich fest und zog diesen langsam zurück."Nicht. Anfassen", fauchte er sie barsch an und musterte sie wachsam. Erschrocken fuhr sie zusammen und entriss sich seinem Griff. "Also, ich bin noch nicht ganz überzeugt. Wer sagt uns, dass das Ding da echt ist? Kann auch immerhin so ein billiger Leuchtstein sein, den du im Discounter gekauft hast", kam es von Chu, die die Arme vor der Brust verschränkte. "Das ist kein billiger Stein, Chu. Ich hab ihn selbst überprüft. Der ist echt", erwiderte ich auf ihren Einwand. "Wie hast du das denn feststellen können?", hakte Rainbow bei mir nach und konnte die Augen nicht von dem Ding abwenden. Ich schluckte einen Augenblick und rutschte nervös auf dem Gras herum, während ich kurz verlegen zu Thorin hinüber schielte. Verdammt. Der wusste ja auch noch nicht, wie ich das einst festgestellt hatte. Er war wohl davon ausgegangen, dass es für mich hätte klar sein müssen, was ich für einen Gegenstand gefunden hatte, als er mich während dem ersten Gewittersturm damit erwischte. "Also. Das war so. Ähm. Als ich das erste Mal hier im Zelt unfreiwillig übernachtet hab, da war ich morgens schon vor allen anderen wach. Und ich hatte Durst. Eigentlich wollte ich zu meinem Schlafplatz, aber mein Button war weg, also musste ich da bleiben und hab in Thorins Rucksack nach dem Wasserschlauch gewühlt. Ich weiß, das hätte ich nicht ungefragt machen sollen. Aber ich hatte nunmal einen unglaublichen Durst. Jedenfalls. Dabei bin ich dann rein zufällig auf den Stein gestoßen. Ich dachte erst es wäre ein Handy oder eine Taschenlampe. Als ich ihn raus geholt hab, hab ich ihn halt genauer untersucht. Ich hab nen Schalter gesucht, hab ihn abgeklopft, geschüttelt und um ganz sicher zu sein da... ", erzählte ich und spürte wie mir der Zwergenkönig von der rechten Seite mit jedem Wort mehr auf den Pelz rückte. Seine Augen hatten sich geweitet und er hatte beide Augenbrauen sich hoch gehoben, sodass sie fast mit seinem Haaransatz verschmolzen. Ich schluckte wieder und wich ein wenig von ihm zurück. "Da hast du was getan?", fragte er leise mit einem leichten Anflug von Schärfe im Ton. Sofort schoss mir die Hitze in den Kopf, als mich seine eisblauen Augen trafen und ich hob zur Sicherheit abwehrend den Arm, bevor ich antwortete: "Also. Ich ähm", stammelte ich und beugte mich immer weiter in Ani-chans Richtung, als Thorin mich weiterhin bedrängte. "Ja. Ich höre?", sagte er und lag dabei schon bald auf mir. "Ich. Ich hab. Rein gebissen", stammelte ich und zuckte zusammen, als er mich plötzlich anfuhr. "WAS HAST DU?!", rief er aus und schaffte es damit mich endgültig auf den Rücken zu zwingen. " 'Tschuldigung", japste ich in dieser Haltung und starrte ihm verlegen grinsend ins Gesicht. Was diese Szenerie jedoch für Auswirkungen auf die anderen Anwesenden hatte, nahmen wir erst war, als Chu, Rainbow, Ani-chan und Richi lauthals anfingen zu lachen. Thorin war allerdings weniger nach Lachen zumute. Er war furchtbar empört darüber was ich mit seinem besten Stück gemacht hatte. Doch dazu sagte er vorerst nichts, sondern schüttelte nur grollend den Kopf, erhob sich wieder von mir und sah alle über die Schulter hinweg kühl an. "Was ist denn bitte so lustig?", fragte er barsch, nachdem er sich aufgerichtet hatte. Chu war die Erste, die wieder zu Atem kam nach ihrem Lachanfall und wischte sich die Tränen aus den Augen. "Das war mal eine typische 'Jacky-in-Action' Situation. Wenn man etwas nicht versteht. Einfach rein beißen", gluckste sie. "Soll das heißen so etwas kommt öfter vor?", fragte der kleine Mann und sah mit irritiertem Blick zu mir hinunter. Ich zuckte nur verlegen mit den Schultern. "Zeitweillig. Ich war wohl in meinem ersten Leben Nagetier", sagte ich mit bedröppelter Stimme und versuchte mich langsam hoch zu drücken. Dabei keuchte ich ein wenig, weil ich meinen Bauch sehr anspannen musste, worauf hin der natürlich anfing schmerzhaft zu pochen. Sofort schob mir der Zwergenkönig seinen Arm hinter den gebeugten Rücken, um mir wieder in eine sitzende Position zu helfen. "Verzeih. Das hatte ich ganz vergessen", murmelte er hastig und ernsthaft besorgt. Ich schüttelte nur den Kopf. "Alles gut. Mach dir darum keine Sorgen. Jetzt ist erst einmal wichtiger, was meine Freunde zu all dem zu sagen haben", erwiderte ich und wand mich endlich wieder sitzend an die Vier, die immer noch kicherten. Richi räusperte sich kurz und atmete einmal ganz tief durch, bevor er zu meinen Einwurf Stellung nahm. "Also. In Anbetracht der Tatsache, dass du wohl gefahrlos da rein beißen konntest, ohne dich zu vergiften oder mögliche Elektronik zu zerstören, gehe ich mal davon aus, dass es sich nicht um etwas handelt, das man mit Strom betreiben kann. Nur frage ich mich dann, wie kommt dieses Leuchten zustande?", fragte er und hob dabei in fachmännischer Haltung den Zeigefinger. Thorin, der mich immer noch stützend im Arm hielt, schüttelte nur den Kopf. "Das wissen wir selbst nicht. Als der Stein gefunden wurde, haben wir ihn seinerzeit eingehend untersucht. Aber wir kamen zu keinem Ergebnis. Was wir allerdings heute mit Sicherheit wissen ist, dass er geheimnisvolle Kräfte besitzt, die es unter anderem mir ermöglicht haben mit meinen Männern zu euch zu gelangen", erklärte er ein wenig nachdenklich. "Das klingt alles total bekloppt. Sogar zu bekloppt für meinen Geschmack. Aber ich bin auf der anderen Seite doch irgendwo überzeugt, dass an der ganzen Sache was Wahres dran ist", warf Rainbow ein und erntete dabei von allem Umsitzenden ein leichtes Kopfnicken. "Es ist so wie wir es euch gesagt haben. Ich weiß zwar nicht, wie wir euch das sonst noch beweisen sollen. Aber es wäre schön, wenn ihr uns da einfach vertrauen könntet", erwiderte ich und sah alle nacheinander flehend an. Sie schwiegen kurz und tauschten nur hin und wieder skeptische Blicke untereinander aus. Sicher, ich konnte ja schlecht erwarten, dass sie die Geschichte auf Anhieb glaubten, wo ich sie ja selbst immer noch nicht ganz begreifen konnte. Allerdings war es auch wiederum zu real, wie der kleine, dunkelhaarige Mann neben mir saß und gerade nachdenklich über den Rücken streichelte. Nach einigen ungezählten Minuten rang sich Richi dazu durch etwas zu sagen. "Wisst ihr. Ich mag ja bekloppte Ideen und Sachen. Und wenn Jacky hier tatsächlich mit einem echten Zwergenkönig sitzen sollte. Dann ist das so bekloppt, dass ich es einfach mal glaube", meinte er und grinste uns an. Ich atmete erleichtert auf und grinste zurück. Wenn er schon den Vorreiter machte, dann würden die anderen sicherlich auch mit ziehen. Das bestätigte sich auch kurz drauf, als Chu schlapp mit dem Kopf nickte. "Also. Also ja. Gut. Ich denke ich schließe mich Richi voll und ganz an. Jacky hatte immer schon was übrig für solche Geschichten und Männer. Und ich sehe ja jetzt auch mal wie fürsorglich und umgänglich du sie behandelst. Von daher. Ja, ich glaube dir, Thorin", sagte sie und der Zwergenkönig neigte leicht den Kopf. Rainbow und Ani-chan sagten dazu gar nichts, sie nickten einfach nur zustimmend, was mir persönlich auch schon reichte. Das war aus meiner Sicht mehr als genug. Nur der kleine Mann neben mir hatte in der Hinsicht noch etwas auf dem Herzen. "Eine Sache wäre da aber noch", warf Thorin ein. "Was gibts denn noch?", fragte Rainbow ruhig. "Ich muss euch allen das Versprechen abnehmen, dass ihr über uns und das was wir hier besprochen haben kein Sterbenswörtchen verliert. Und zwar niemandem gegenüber. Egal wer euch auf unsereins anspricht. Ich kann nicht riskieren, dass noch mehr von unserer Existenz erfahren. Ich hatte das selbe Versprechen zwar auch Cuna abgenommen, welches sie leider nicht einhalten konnte. Aber im Gegensatz zu ihr, besitzt ihr vier dahingehend nicht das Privileg mir gegenüber, dass ich euch verschone werde, solltet ihr mich oder einen meiner Männer verraten", raunte er ziemlich streng. "Thorin", keuchte ich und sah ihn empört an. "Es tut mir leid, Cuna. Aber dieses mal kann ich keine derartige Ausnahme machen wie bei dir. Mit deinen Freunden wissen es bereits fünf Menschen aus dieser Welt. Das sind mir persönlich zu viele. Bedenke immerhin die Konsequenzen", ermahnte er mich und versetzte mir einen seiner strengen Blicke, mit denen er normalerweise seine Neffen belehrte. "Aber du wirst sie doch nicht umbringen oder so was?", hakte ich vorsichtig nach. "Nicht, wenn es sich vermeiden lässt und sie ihre Lippen versiegelt lassen", sagte er und musterte einen nach dem anderen noch einmal scharf in dem fahlen Licht. "Also. Thorin. Du kannst zu hundert Prozent darauf zählen, dass keiner von euch Leutchen erfährt. Mal im Ernst. Das glaubt uns doch sowieso keiner", sagte Richi mit belustigtem Unterton. "Genau. Ich glaubs ja selbst immer noch nicht", kam es offenherzig von Chu. "Ob euch das jemand nun glaubt oder nicht ist mir egal. Ich will euer Wort darauf", raunte Thorin beharrlich. "Also gut. Zwergenkönig. Wenns dir so wichtig ist, dann versprechen wir es dir. Geht ja dabei auch um Jacky", meinte Rainbow und hob beschwichtigend die Hände. "Gut. Dann habe ich euer aller Wort darauf?", hakte er noch einmal nach und meine Freunde antworteten ihm wie im Chor: "Ja wir schwören es dir hoch und heilig. Kein Wort zu irgendwem." Zufrieden neigte Thorin leicht den Kopf und streckte die Hand nach dem Arkenstein aus, um diesen wieder einzupacken. "Nun gut. Ich denke das wäre nun alles", sagte er während er das Leinenpäckchen schnürte. Daraufhin kam wieder Bewegung in die Gruppe, als meine Freunde der Reihe nach aufstanden, um zum Zelteingang zu gehen. Thorin stand ebenso auf, um den Arkenstein wieder in seinem Rucksack zu verstauen. Doch gerade als Richi die Leinenplane beiseite ziehen wollte, hörte ich den kleinen Mann kurz seufzen und die Stimme erheben. "Wartet noch einen Moment", sagte er hastig, ehe einer von ihnen verschwinden konnte. "Was ist? Was möchtest du denn noch?", fragte Ani-chan neugierig. Wieder hörte ich Thorin seufzen und sich langsam auf dem zertrampelten Gras umdrehen. Ich versuchte im Halbdunkeln zu erkennen, was genau mit ihm los war, doch ich erkannte bedauerlicherweise nicht viel. Stattdessen sah ich nur, wie seine Silhouette an mir vorbei auf meine Freunde zu schritt und mit dem Rücken zu mir gewandt vor ihnen stehen blieb. "Also. Was ist denn jetzt?", hakte Chu ungeduldig nach. Offenbar hatte der kleine Mann Schwierigkeiten die passenden Worte für das zu finden, was er ihnen sagen wollte. Aber schließlich schaffte er es doch sich so kurz zu fassen wie er konnte. "Ich. Werde morgen vor Sonnenaufgang mit meinen Männern hier abreisen. Und da ist es mein Wunsch an euch, dass ihr bei Cuna seid, wenn wir uns verabschieden", erklärte er dann schließlich schlicht. Mir rutschte in dem Moment ein ganzer Packen Eis in den Magen. Mir wurde leicht übel, als er mir plötzlich durch seine Aussage bewusst machte, dass wir nicht mehr viel gemeinsame Zeit hatten. Zumindest bis er zurück aus Mittelerde kam. Sicherlich würde das einige Tage, wenn nicht sogar Wochen dauern, ehe wir uns wiedersahen. Verdammt. Ich hatte das alles völlig verdrängt und beiseite geschoben. Aber nun, nachdem er es ausgesprochen hatte, stach es mir wie einer von Filis Dolchen ins Herz. Bedrückt sah ich nun zu den Fünfen auf und musterte ihre dunklen Gestalten, die sich zunächst noch einmal an schwiegen. Dann ergriff Rainbow das Wort. "Klar Thorin. Du kannst auf uns zählen", meinte sie ruhig und freundlich. Die Anderen murmelten zustimmen und der Zwergenkönig atmete hörbar erleichtert auf. "Ich danke euch", sagte er schlich zur Verabschiedung und schob dann selbst den Vorhang zur Seite. Ein blendender Sonnenstrahl erleuchtete das Zeltinnere, weshalb ich die Augen zu kneifen musste. Meine Freunde verschwanden unterdessen mit einigen Abschiedsfloskeln auf den Lippen und ließen mich mit dem Zwergenkönig allein zurück. Alles in allem war die Aussprache sehr gut verlaufen. Aber dennoch zog sich nun trotz der wiederkehrenden Helligkeit im Raum ein dunkler Schatten durch mein Bewusstsein. Ein Schatten der mir immer wieder zu flüsterte: "Ihr habt nicht mehr viel Zeit." -62. Versöhnung / ENDE - Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)