Diesem Einen will ich #Follow von Virdra-sama (Was macht der Zwergenkönig in meinem Onlinegame?) ================================================================================ Kapitel 56: 56. Aller Anfang ist schwer --------------------------------------- "Also noch mal von Vorne. Ihr kommt rein. Seht das alles durcheinander ist und dann sagst du, Bofur", wiederholte ich nun zum zehnten Mal innerhalb einer halben Stunde. "Es scheint jemand im Haus zu sein", erwiderte er und ich seufzte erneut. "Nein Bofur. Das ist Oris Text. Du sagst zunächst: 'Was ist denn hier geschehen?' Dann sagt Balin", meinte ich und deutete auf den alten Zwerg, der mich freundlich anlächelte. "Wer ließ die Türe offen stehen?", sagte er ganz ruhig und ich nickte zufrieden. Danach deutete ich auf Bifur, der vor sich hin grummelte und das Gesicht hinter dem langen schwarz-weißen Bart verzog. "Als ich ging war sie fest verschlossen", maulte er träge. Ich nickte ihm ebenso zu. Aber nicht ganz so zufrieden wie Balin, da ich ihm ansah, dass ihm das dauernde Wiederholen der Szene tierisch auf den Keks ging. Wie den meisten, anderen Zwergen auch. Aber was sollte ich tun? Sie hatten ja diese irrwitzige Idee gehabt und nun musste ich sie dort hindurch ziehen. Buchstäblich auf Gedeih und Verderb. Wir hatten sofort nach dem Frühstück angefangen und in der ersten Stunde danach zunächst ein paar Sprachübungen durchgenommen, damit sie sich bewusst wurden, auch klar und deutlich zu sprechen, wenn sie auf der Bühne standen. Außerdem hatte ich jedem ein kurzes Kantholzstück vom Brennholzplatz in die großen, groben Zwergenhände gedrückt. Damit sie zumindest schon einmal ansatzweise ein Gefühl für ein Mikrofon bekamen. Sie hatten mich natürlich zunächst mit Fragen bombardiert, warum sie denn ausgerechnet mit einem Stück Holz reden sollten. Aber echte Mikros wollte ich ihnen noch nicht in die Finger drücken. Davon abgesehen, dass ich auch keine hatte, also war improvisieren die einzige Möglichkeit. Doch bei dem, was sich derzeit ergab, würde ich sehr sehr viel bei unserem Auftritt improvisieren müssen. Es war nicht nur, dass sie mühe hatten sich ein paar einfache Sätze zu merken. Nein, auch wie man sie in der richtigen Stimmung auszusprechen hatte fiel ihnen ungemein schwer. So hatte Dwalin in den zuvor geprobten Szenen des Jägers, alles so trocken ausgesprochen, dass man hätte meinen können, ihm wäre die ganze Sahara zum Frühstück serviert worden. Sei es nun die mit der Königin gewesen, in der sich Kili wirklich allerhand mühe gab eine hohe Stimme zu imitieren, was unter der Gesellschaft für einiges an Gelächter sorgte. Oder eben jene in der er mich in den Wald schicken sollte, damit ich nie wieder kehrte. Aber gut, ich konnte nicht wirklich von ihnen verlangen, dass sie binnen dieser kurzen Zeit ein wahres Meisterwerk zustande brachten. Schließlich beließ ich es irgendwann dabei ihre Aussprache zu korrigieren und ließ sie einfach machen. Der Textinhalt war mir dann doch wesentlich wichtiger. Daher hielt ich mich auch sehr damit ran, dass die Zwerge, die auch im Stück Zwerge sein sollten, die Reihenfolge der Ereignisse genau einhielten. So musste ich mich öffter in Wiederholungen stürzen, da stetig einer seinen Einsatz verpasste oder den Text eines anderen aufsagte. Es fiel mir von mal zu mal schwerer geduldig zu bleiben. Aber auch bei den kleinen Männern spürte ich wachsenden Ärger, je häufiger ich sie mit einer Sache bedrängte. Schließlich warf Gloin irgendwann seine Axt zu Boden, als wir nun auch zum X-ten mal die Szene durchgingen, in der sie mich schlafend auf meiner Liege fanden, die wir dafür auf die Bühne räumen wollten. "Ich hab die Nase voll davon! Das ist absolut lächerlich! Wieso können wir das Prinzesschen nicht einfach in ihrem Bett erschlagen und damit wäre die Geschichte dann zu ende!", rief er aus und stampfte zornig herum. "Glaub mir das fände ich auch schöner. Aber es wurde sich dafür entschieden, dass wir das hier durchziehen, also tun wir das auch. Und jetzt heb deine Axt auf und bring dich in Position. Ich habe keine Lust mit euch zu diskutieren. Schon gar nicht mit dir, Gloin", meinte ich und knirschte schon gereizt mit den Zähnen. "Sie hat uns doch vorhin gesagt, dass es harte Arbeit wird. Also stell dich mal nicht so an", erwiderte Bofur ruhig. "Das ist doch keine Arbeit, das ist ein drittklassiger Zirkus. Und dann sollen wir auch noch diese albernen Mützen tragen", brummte er und schaute kurz rüber zu Dori, der bereits eifrig damit beschäftigt war aus einigen bunten Stoffetzen, die wir zufällig noch im kleinen Bastellager der Zeltstadt hatten, ein paar passgenaue Zipfelmützen her zu stellen. Er machte das für meinen Geschmack äußerst gut. Ich konnte nur immer wieder die geschickten Finger dieser Herren bewundern. Man erwartete gar nicht, dass sie mit ihren schweren, großen Hände eine solche Filigranarbeit wie Nähen zustande brachten. Wobei ich allerdings Gloin ein wenig recht geben musste, was die Bezeichnung "Albern" betraf. Da wir leider keine neutralen Farben gefunden hatten, waren in den Stoffen so bizarre Muster wie Herzchen, Blümchen und sogar Vögel vorhanden. Dennoch gab sich der etwas ältere Zwerg große Mühe, sie so gut wie möglich aussehen zu lassen. Allerdings blickte er Gloin nach dessen Aussage reichlich verstimmt an, da er so offenkundig seine Arbeit als albern bezeichnete. "Wenn du meinst es besser machen zu können, dann übernimm doch du das Nähen und ich tue das, was du tun sollst", maulte er und seine Augen funkelten dabei mahnend. "Pah, nähen. Das ist Weiberarbeit. Warum macht sie das eigentlich nicht", raunte Gloin, verschränkte die Arme vor der Brust und warf mir einen abschätzigen Blick zu. "Weil ich damit beschäftigt bin euch irgendwas beizubringen, damit wir bis heute Abend zumindest eine Kleinigkeit vorzeigen können. Und jetzt nimm deine gottverdammte Axt und geh wieder auf deine Position!", fuhr ich ihn sehr unwirsch an. Nun reichte es mir endgültig. Dieser Herr Hochwohlgeboren strapazierte wirklich mein sehr dünnhäutiges Nervenkostüm, welches ich an diesem Tag sowieso schon hatte. Ich hatte mich zwar auf deren Idee eingelassen, um so gesehen meinen Frieden mit den Männern bewahren zu können. Aber dieses Herumgezickt, war das Letzte was ich gebrauchen konnte. Schnaubend erhob ich mich von meiner Liege, auf der ich mich platziert hatte und bückte mich danach wieder, um die viel zu große und schwere Waffe am Stiel aufzuheben, die er selbst nach meiner deutlichen Aufforderung noch nicht einmal angesehen hatte. Dann stapfte ich leicht gebeugt auf den grantigen Zwerg zu, der mich plötzlich verblüfft und entgeistert ansah. Ich schleifte zwar die Klinge etwas unschön über den steinigen Boden, aber das war mir in dem Moment völlig egal. Auch wenn es noch so sehr knirschte, dass einem vom Zuhören schon die Zähne weh taten. Ich wollte, dass die Sache, die wir angefangen hatten, auch irgendwie zu ende gebracht wurde. Komme was da wolle. Als ich schließlich vor Gloin stand, fasste ich die Waffe etwas tiefer und näher an der Klinge, um das schwere Teil hoch zu wuchten. "Das würde ich nicht tun, wenn ich du wäre", hörte ich noch Thorin mahnend aus dem Hintergrund sagen. Doch da war es auch schon zu spät. Meine leicht feuchten Finger rutschten vom Holz der Stange und ich landete mit einem Ruck auf meinem Hintern. Der lange Stiel der Axt schwang dabei in die entgegengesetzte Richtung und traf den rothaarigen Zwerg ganz unvorbereitet an einer sehr unglücklichen Stelle unterhalb seiner Gürtellinie. Ich hörte wie er vor Schmerz aufkeuchte und es ihm die anderen Herren fast zur selben Zeit gleich taten. Erschrocken riss ich die Augen auf, als er vor mir auf die Knie ging. "Oh, Verdammt. Gloin, das tut mir leid. Das wollt ich nicht". stammelte ich entschuldigend. Ich rutschte auf die Knie und ging dabei etwas näher an ihn heran. Da hatte ich ihn wirklich nicht treffen wollen, egal wie wütend ich in den Moment auch gewesen war. Ich streckte langsam die Hand aus, um ihn vorsichtig an der Schulter zu berühren, doch schon schlug er diese weg und funkelte mich zornig mit seinen Zwergenaugen an. "Behalt deine Finger bei dir du Unglückswurm!", fauchte er mit einer Stimme die fast fünf Oktaven über seiner normalen lag. Ich zog meine Hand wieder zurück und seufzte. "Hättest du getan was ich dir gesagt habe, dann wäre das nie passiert", erwiderte ich trocken und stemmte mich wieder auf die Beine. "Pah. Red keinen Unsinn daher. Das machst du doch alles mit Absicht", fauchte er und kam ebenfalls in eine stehende Position zurück, nachdem er wieder Luft bekommen hatte. "Ja. Allerdings mit der Absicht, dass ihr euch ran halten sollt, wenn ihr den Quatsch hier heil über die Bühne bringen wollt. Ich verzichte schon darauf, dass ihr lernt, wie man sich auf der Bühne natürlich verhält. Das Einzige worauf ich es wirklich anlege ist, dass ihr konzentriert und diszipliniert arbeitet. Das ist wirklich nicht zu viel verlangt", meinte ich und schaute dabei reihum in die bärtigen Gesichter. "Und ich sage es noch einmal, das ist keine Arbeit. Ich hätte dem nie zugestimmt, wenn ich gewusst hätte, dass ich mich derartig lächerlich machen muss", knurrte er. "Das hab ich euch allen vorher gesagt. Aber ihr wollt ja nicht hören. Und dir hab ich vorhin gesagt, ich habe keine Lust zu diskutieren. Jetzt nimm endlich deine Axt und lass uns weiter machen. Herr im Himmel!", fluchte ich und stapfte zu meiner Liege zurück auf die ich mich fallen ließ. "Unglaublich, dass ich mich von einem Menschenweib herum kommandieren lassen muss", grollte der Zwerg ungehalten und schwang seine Axt über die Schulter. "Gloin. Du hast gehört was sie gesagt hat. Nun halte dich gefälligst auch dran", kam es ungeduldig von Thorin, der an meinem Kopfende stand und zu dem Angesprochenen hinüber sah. "Wenn es nicht auf deinen Befehl hin wäre, dann hätte ich ihr schon längst den Schädel gespalten, damit sie ihr freches Mundwerk hält", erwiderte er und trat näher. "Ja, Gloin. Wir wissen langsam, dass du mich und meine Existenz hasst, wie hunderte andere auf diesem Planeten. Aber darum geht es gerade nicht. So, jetzt ist ende mit der Diskussion. Nochmal alles von vorne", blaffte ich ungehalten Richtung Zeltdecke. Die restlichen Männer gehorchten freiwillig, auch wenn der rothaarige Zwerg noch ein wenig herum zickte. Wobei dies bis zum Mittagessen nicht die einzige Diskussion blieb. Geschweige denn der einzige Unfall. So musste ich hin und wieder unterbrechen, wenn die Herren, die für die Materialien, Kostüme und Requisiten eingeteilt waren, Fragen hatten und meine Meinung einholten, ob das was sie hergestellt hatten, denn nun so richtig und in Ordnung waren. Ich nickte das Meiste einfach ab. Zu beanstanden hatte ich in dieser Hinsicht wenig. Für die gering vorhandenen Arbeitsutensilien machten sie einen sehr guten Job. Wo es allerdings große Probleme gab, waren die Kleider der Frauen. Dafür reichten weder die Stofffetzen, noch das was ich dabei hatte. Mein blaues Bauernmädchenkleid mit den Silbernen Ärmeln war definitiv ruiniert. Auch wenn Nori sein bestes gab um die Blut und Dreckflecken dort heraus zu waschen. Eigentlich konnte ich es getrost in den Müll werfen. Doch für diesen Abend hatte ich kein besseres. Hinzu kam, dass auch Kili noch mindestens zwei benötigte, um als Königin durch zu gehen. Allerdings konnte man einmal mehr gut improvisieren, dass man ihm für die Lumpenkleider der Krämersfrau einfach ein paar Decken über warf und sein Gesicht mit einem Leinentuch verschleierte, sodass man ihn fast nicht erkannte. Die anderen Männer konnten ihre gewöhnliche Kleidung tragen, worüber sie sehr dankbar waren. Sie freuten sich allerdings weniger über die ständigen Unterbrechungen, die nun einmal auch sehr wichtig waren, damit alle voran kamen. Dann verloren sie sich wieder in schier endlosen Streitereien miteinander, in denen nicht nur mir der Krangen mehr als einmal platzte. Ich hatte wirklich Probleme sie alle so weit bei Laune zu halten, dass sie auch weiter motiviert mit machten. Wobei ich bemerkte, dass ich selbst immer weniger Lust darauf bekam, das ganze Theater weiter mit zu machen. Das machte sich umso deutlicher bemerkbar, als sie mich mit meiner Liege bei der Sargszene viel zu hoch über ihre Köpfe hoben und ich dabei extrem unglücklich auf dem Bauch landete. Grund war, dass Bifur unbeabsichtigt über einen Schemel stolperte und seine beiden Hintermänner mit sich riss, die sich nun ebenfalls auf dem Boden herum wälzten und lauthals Flüche aussprachen. "Ihr Papnasen! Passt doch mal auf!", rief ich ihnen entgegen und rollte mich keuchend auf den Rücken. "Tut uns leid, Cuna", stammelte Ori verlegen und setzte das Bett mit Balin und Bofur ab. Thorin, der dem Zug vorne weg gehen sollte, drehte sich um und hockte sich umgehend zu mir auf den Boden. "Bist du verletzt?", fragte er besorgt und versuchte mich mit einem Arm wieder hoch zu ziehen. "Nur mein Stolz", grummelte ich und klopfte meine Sachen vom Staub frei, nachdem ich wieder stand. "Ich finde wir sollten eine kleine Pause einlegen", schlug Balin mit ruhiger Stimme vor. "Der Meinung bin ich auch. Ich brauch jetzt umgehend ein Bier", kam es von Bofur, der sich mit seiner Mütze Luft zu wedelte. "Kommt ja gar nicht in frage! Hier macht keiner Pause bis es Mittagessen gibt. Und Alkohol ist bis nach der Aufführung gestrichen", fuhr ich sie an, worauf alle die Köpfe hoben und mir empörte Blicke zu warfen. "Kein Bier? Keine Pause? Bist du noch bei verstand, Cuna?", fragte Nori und erhob sich von seinem Schemel. "Ich bin mehr bei verstand als ihr wie mir scheint. Das ganze Stück sitzt Vorne und Hinten nicht. Weder der Text, noch die Abläufe. Außerdem fallt ihr ja schon nüchtern über eure eigenen Füße. Wie soll das denn aussehen, wenn ihr angeheitert seid? Wenn ihr mich dann fallen lasst, könnte ich mir da oben sämtliche Knochen brechen. Hier ist mir das vielleicht noch egal, weil die Erde etwas weicher durch das Gras ist. Aber die Bühne und der Boden davor bestehen aus hartem Holz und Metallschienen. Ihr müsst mehr bei der Sache bleiben", knurrte ich und ging dabei vor ihnen auf und ab. "Aber wir brauchen wirklich mal eine Pause. Wir üben jetzt schon seit Stunden. Und wir haben Durst", klagte Bofur. "Dann trinkt Wasser oder Limonade. Ist mir egal was. Aber es gibt weder Bier noch sonst irgendwas mit Alkohol. Und wie ich schon sagte. Ich bestimme hier wann Pause gemacht wird. Die bekommt ihr frühestens wenn es Mittagessen gibt. Ich will, dass vernünftig geübt wird! Aber wenn ihr euch weiterhin so saudämlich anstellt, streich ich das Essen auch noch! Habt ihr das endlich verstanden?!", brach es plötzlich aus mir hervor, obwohl ich es nicht hatte sagen wollen. In meiner Frustration und meinem Stress war ausgerechnet das aus meinem Mund entschlüpft. Doch als es ausgesprochen war, war es bereits zu spät. Ich konnte sehen, wie sich die Empörung der Gruppe in pure Fassungslosigkeit verwandelte. Meine Lippen und meine Hände begannen zu zittern, als eine schier endlose, angespannte Stille über uns alle herein brach. Nur Ori war der Einzige, der sich nach einigen Minuten traute schüchtern zu mir zu sprechen. "Cuna. Das meinst du doch nicht wirklich ernst, oder?", fragte dieser mit erschütterter Stimme. Mir klappte der Mund auf und wieder zu. Ein Schwall von Übelkeit und Ansätze einer Ohnmacht überkamen mich. Himmel was war nur in mich gefahren? Wie zum Teufel hatte ich so was nur sagen können? Vor allem ihnen, wo sie sich so sehr anstrengten? Ich musste das irgendwie wieder richtig stellen. Doch ehe ich Antworten konnte, kam mir Thorin zuvor und legte mir seine Hand auf die Schulter. "Das genügt. Ich habe genug gehört. Ihr legt eine Pause ein. Ich habe mit Cuna ein ernstes Wörtchen zu reden", sagte er und der Griff seiner Finger festigte sich, als er den letzten Satz beendet hatte. Die Zwölf nickten knapp und verstreuten sich dann über den Platz, um uns allein zu lassen. Der Zwergenkönig wartete bis er sich sicher war, dass keiner mehr in hörweite war, dann drehte er mich energisch zu sich um und starrte mir verbissen ins Gesicht. "Kannst du mir einmal verraten, was du dir dabei gerade gedacht hast?", fragte er umgehend und verengte die blauen Augen. "Ich. Ich hab. Ich hab nicht", begann ich zu stammeln, doch er führte meine Gedanken fort. "Du hast nicht nachgedacht. Kein Zweifel. Und falls du dich jetzt dafür entschuldigen willst, vergiss es. Das werde ich dir nicht abnehmen. Diese Bürde musst du nun tragen", sagte er und ging einen Schritt von mir weg, um mich etwas allein stehen zu lassen. "Das. Das hab ich wirklich nicht gewollt. Ich weiß nicht, was in mich gefahren ist", erwiderte ich völlig niedergeschlagen und atemlos. "Aber ich weiß es. Ich habe dir Macht verliehen über meine Männer und deren Handeln zu verfügen. Du hast versucht dieser Position gerecht zu werden, wie ich es eigentlich auch von dir erwartet habe. Zu Anfang verlief es recht gut. Du hast die nötige Härte und Strenge gezeigt, um alle dazu anzuhalten, sich ihrer Aufgaben bewusst zu sein. Das war gar nicht mal verkehrt. Allerdings unterliefen dir danach immer mehr Fehler. Auch wenn sie dir selbst nicht bewusst waren. Nun siehst du das Ergebnis daraus", erklärte er und umkreiste mich dabei mit langen Schritten. "Warum? Warum hast du nicht eingegriffen, bevor es soweit kam? Warum hast du mir überhaupt diese Macht anvertraut?", fragte ich und versuchte ihm mit meinen Augen zu folgen. "Weil ich sehen wollte, ob du ohne meine Hilfe fähig bist Verantwortung zu tragen. Das wird später sehr wichtig sein, wenn ich für unseren Lebensunterhalt sorge und du unsere Kinder hütest", meinte er und bliebt dann nach einer weiteren Umrundung vor mir stehen. Ich kniff die Lippen zusammen und starrte auf den Boden. In meiner Brust zog sich ein Knoten fest um mein Herz. Ich hatte seit gestern nicht mehr mit ihm darüber gesprochen. Geschweige denn, dass ich daran überhaupt noch gedacht hatte. Aber diese Sache mit den Kindern war ein Punkt, der mir sehr schwer im Magen lag. Verlegen kratzte ich mir über die Unterarme und versuchte mir in Gedanken schon einmal zurecht zu legen, wie ich es ihm so schonend wie möglich beibringen konnte, was mich in dieser Hinsicht beschäftigte. "Was ist mit dir? Denkst du über das nach, was ich dir gerade gesagt habe?", fragte er und kam wieder näher. Mir entfuhr ein tiefer Seufzer und ich hob mit einem sehr zerknirschten Gesichtsausdruck den Kopf, um ihn anzusehen. "Thorin. Es. Es tut mir leid aber. Aber das geht einfach nicht", meinte ich und er hob verwirrt die Augenbrauen. "Was geht denn nicht? Wenn du das mit meinen Männern meinst, das ist nicht weiter tragisch. Sie haben dich alle genauso ins Herz geschlossen wie du sie. Anderenfalls wären sie nach der letzten Aussage von dir mit ihren Waffen auf dich los gegangen", sagte er und legte mir mit einem sanften Lächeln seine Hand an die Wange. Ich schüttelte nur den Kopf und schob diese ganz sachte von mir weg. Im Augenblick empfand ich seine Streicheleinheiten alles andere als angenehm und passend. Es musste irgendwann raus. So oder so. Mit dem was mich beschäftigte, sollte ich gerade bei ihm nicht so lange warten, sonst wäre es womöglich beim nächsten Mal zu spät. Jedoch ließ mich sein ersterbendes Lächeln noch leicht zögern, nachdem ich seine Hand von meiner Wange nahm und diese einfach locker fest hielt. Als ich dann zu ihm sprach und ihm dabei in die Augen sah, klangen meine Worte sonderbar fremd und verunsichert. "Darum geht es gar nicht. Ich werde mich dafür noch bei den Jungs entschuldigen. Was mir im Kopf herum geht ist, das was du zuletzt gesagt hast", meinte ich und er schüttelte kurz mit dem Kopf. "Ich verstehe nicht", sagte er und sah mich genauso verunsichert an, wie ich mich fühlte. Doch so schrecklich ich mich danach auch fühlen würde, ich musste es ihm sagen. Also nahm ich all meinen Mut zusammen. "Thorin ich. Ich kann keine Mutter werden", presste ich hervor und schaute ihm gequält in die Augen. Was folgte war ein langes, angespanntes Schweigen. Ihm klappte der Mund auf und seine Augenbrauen schossen bis fast unter seinen Haaransatz. Dann schüttelte er den Kopf wie schon zuvor und auf seine Lippen trat ein eher steifes Lächeln. "Du machst Scherze nicht wahr? Ich meine, du bist doch für eine Menschenfrau noch jung und soweit gesund. Wie sollte es denn da nicht sein, dass du nicht Mutter werden könntest?", fragte er und legte den Kopf schief. Ich seufzte kurz und löste dann meinen Blick von seinen, um auf den Boden zu schauen, ehe ich fort fuhr. "Ja, das ist soweit auch richtig. Ich weiß, dass ich durchaus Kinder bekommen kann. So ist es ja nicht. Aber sieh doch mal. Ich war ja jetzt schon mit der ganzen Verantwortung, die mir übertragen wurden so sehr überfordert, dass ich es nicht mal bemerkt habe. Ich bin herrschsüchtig geworden. Und hättest du nicht zum Ende hin eingegriffen, dann wäre es vermutlich noch mehr eskaliert. Dann wäre ich vielleicht sogar gewalttätig geworden. Hätte ich es hier nicht mit dreizehn ausgewachsenen und überaus kräftigen Kerlen zu tun, die sich zu wehren wüssten, sondern mit hilflosen kleinen Kindern. Wer weiß wie das ausgegangen wäre", erklärte ich ihm und fuchtelte dabei unwirsch mit meinem freien Arm herum. Ich hatte mich so sehr in meine Worte hinein gesteigert, dass sie mich regelrecht aufwühlten und noch nervöser machten, als es die Gedanken daran schon taten. Mir war gar nicht wohl dabei ihm das so gesagt zu haben und Erleichterung stellte sich erst recht nicht bei mir ein. Schon gar nicht, weil mich ja Fili davor gewarnt hatte, ihm gegenüber nichts Falsches zu sagen, damit er nicht irgendwie ausflippte. Doch mit dem Nächsten hatte ich gar nicht gerechnet. "Cuna. Sieh mich an", drangen unverhofft schnell seine Worte an meine Ohren und ich hob meinen Kopf wieder auf Augenhöhe. Anders als ich erwartet hatte, war seine Miene ungewöhnlich sanft und ruhig. Er löste seine Hand aus meiner und griff mir damit liebevoll zwischen Nacken und Kiefer, um mein Gesicht aufrecht zu halten. Seine eisblauen Augen drangen tief in die meinen ein und strahlten dabei eine wohltuende Wärme aus, die mich einmal mehr sprachlos machte. Er war wirklich ein Mann mit tausenden von Gesichtern und Charakterzügen, die er alle bis ins kleinste Detail beherrschte und einzusetzen wusste wenn er wollte. Genauso wie er nun auch seine Worte mir gegenüber sorgsam wählte. "Cuna. Hör zu. Niemand verlangt von dir, dass du jetzt und hier alles richtig machst. Geschweige denn dass du später alles was du anfasst hin bekommst. Noch sind unsere Kinder nicht einmal gezeugt. Du wirst Fehler über Fehler machen. Aber du wirst daraus lernen. Ich habe vertrauen darin, dass du die beste Mutter werden wirst, die ich mir für meine Erben nur wünschen kann. Aber vorerst, solltest du versuchen aus den Erfahrungen zu lernen, die du jetzt machst. Und nun lass diese finsteren Gedanken los. Konzentriere dich zunächst darauf, was derzeit vor dir liegt. Aber vorher solltest du wie die anderen eine kurze Pause einlegen und deine Gedanken neu ordnen", sagte er und legte seine Stirn an meine. Nachdem er geendet hatte, schenkte er mir wieder ein aufmunterndes Lächeln. Meinen Lippen entrann ein leises Seufzen und ich schloss kurz die Augen, ehe ich leicht mit dem Kopf nickte. "Du hast recht. Ich hab es überstürzt. Am besten ist es. Wenn ich mich eben abkühlen gehe. Eine Dusche kann jetzt wirklich nicht schaden", murmelte ich mit leicht erschöpfter und matter Stimme. Er schnaubte kurz belustigt und ehe ich mich versah hatte er seine Stirn gelöst und legte seinen Lippen auf meine, bevor er mich nach ein paar Sekunden ganz los ließ. Ein wenig perplex und überrumpelt blieb ich zunächst auf der Stelle stehen und blinzelte ihm verwirrt entgegen. Der Zwergenkönig aber schritt schmunzelnd an mir vorbei und nahm auf einem der Schemel platz. Er zog seine Pfeife hervor, die er neben seinem Beutel am Gürtel befestigt hatte und begann diese zu reinigen. Wieder seufzte ich leicht und verzog mich dann hinter meinen Vorhang, um meine ganzen Duschutensilien einzusammeln. In der Zwischenzeit vernahm ich, wie sich das Zelt wieder mit Schritten und Gesprächen füllte. Die Männer waren wohl zurück gekehrt und eifrig in Plauderlaune. Ich schluckte kurz und kam dann langsam hinter meinem Vorhang hervor, woraufhin alle die mich erblickten sofort verstummten, bis auch der Letzte mich bemerkte und in Schweigen verfiel. Sie standen überall ein bisschen verteilt herum, aber sie bildeten dennoch vor dem Eingang einen Halbkreis, durch den ich wohl oder übel hindurch musste, wenn ich zu den Duschen wollte. Aber zuerst musste ich mich den Herren stellen, die mich ausdruckslos anstarrten. Ich biss mir kurz auf die Unterlippe und sah alle der Reihe nach an. Ganz sachte setzte ich einen Fuß vor den anderen, bis ich in der Mitte zwischen ihnen stand. Ich schnaufte und öffnete dann meinen Mund um zu sprechen. "Ich...", brachte ich gerade noch hervor, doch schon fuhr mir Thorin in die Parade. "Ich habe dir vorhin gesagt, ich will keine Entschuldigung von dir hören. Du gehst, sammelst dich und kommst dann wieder. Alles weitere überlässt du mir ", sagte er und stand von seinem Schemel auf. Wie auf Kommando schloss ich meinen Mund und nickte ihm knapp zu. Verwirrt warfen die übrigen Zwerge immer wieder Blicke zwischen mir und Thorin hin und her. Sie verstanden wohl nicht, was das Ganze zu bedeuten hatte und waren wohl eher darauf gefasst gewesen, von mir eine Rechtfertigung oder dergleichen zu hören. Aber wenn er es ihnen erklären wollte, so kam mir das nur gelegen. Dann brauchte ich mir zumindest darum keine Sorgen machen. Ich holte noch einmal tief Luft, nachdem mir der Zwergenkönig mit einem kurzen Kopfnicken andeutete endlich zu verschwinden und setzte meinen unsicheren Weg fort. Die Männer machten mir bereitwillig platz und schlossen den Kreis wieder, nachdem ich an ihnen vorbei geschritten war. Als ich sie hinter mir ließ, hörte ich wie sie Thorin mit allerhand Fragen bestürmten. Doch ich bekam nur Bruchstücke davon mit, da ich mich zügig daran machte zu den Duschen zu kommen. Dort angekommen schloss ich mich umgehend in der Kabine von "Marilyn" ein, wo ich im Halbdunkeln des Bretterverschlages zunächst einmal auf dem Stuhl zusammen sackte, wo ich für gewöhnlich meine Anziehsachen positionierte. In meinem Kopf drehte sich einiges. Vor allem ließen mich die Gedanken nicht los, was Thorin den anderen wohl über unser Gespräch erzählen würde und wie sie danach auf mich reagierten wenn ich zurück kam. Ich wusste zwar, dass ich ihm vertrauen konnte und dass er zu mir hielt. Dennoch war mir ein bisschen flau. Aber er hatte schon recht gehabt. Ich brauchte diese kurze Pause, um ein bisschen runter zu kommen und meine Kräfte zu sammeln, die ich für den Abend noch brauchte. Ich hatte mich wirklich wie ein riesengroßer Trampel aufgeführt. Doch er hatte mich noch im letzten Moment auf den rechten Weg zurück geleitet. Es war wieder einer dieser Augenblicke, in denen ich ihm mehr als nur dankbar dafür war, dass ich ihn kennen gelernt und an meiner Seite hatte. Auch wenn wir es beide nicht immer leicht miteinander hatten in den zwei Wochen. Aber zumindest war es hilfreich um dem jeweils Anderen näher zu kommen. Zumindest deuteten alle Anzeichen darauf hin, dass wir uns inzwischen sehr nahe standen. Ob man es nun Beziehung nennen konnte oder nicht, ließ ich dahingehend außen vor. Noch war die Sache zwischen uns viel zu frisch. Aber nachdem ich die letzten Minuten noch einmal Revue passieren ließ und mir dabei ein sanftes schmunzeln über die Lippen rann, erhob ich mich Kopfschüttelnd wieder von dem Stuhl und nahm mir ausgiebig Zeit damit mich unter dem warmen Wasser zu entspannen, und alle trüben Gedanken los zu lassen. Danach war ich wesentlich ausgeglichener und ging sogar munter Pfeifend zurück zum Zelt. Auf dem Weg dort hin stieß ich allerdings beinahe mit dem guten Rumpel zusammen, der gerade dabei war mit ein paar Bällen zu jonglieren. Wobei er sich recht ungeschickt anstellte und mir im Vorbeigehen fast einer seiner Bälle auf den Kopf knallte. Erschrocken machte ich einen Satz zur Seite und sah ihn vorwurfsvoll an. "Hey! Willst du mich erschlagen?", fragte ich ihn und hob seinen Ball auf. "Oh, tut mir leid Jacky. Ich bin nur ein wenig aus der Übung", meinte er und kratzte sich mit einem verlegenen Lächeln am Hinterkopf. Ich seufzte kurz und schüttelte dann meinen eigenen. "Ach, ist schon gut. Pass beim nächsten Mal besser auf. Probst du für deinen Auftritt heute Abend?", fragte ich ihn und beobachtete, wie er wieder anfing mit den Bällen zu jonglieren, als er alle beisammen hatte. "Ja, ganz recht. Und was planst du dieses Jahr? Wieder so eine Nummer, bei der du dich in mehrere Kostüme zwängst wie letztes Jahr?", erwiderte er und beobachtete dabei konzentriert, was er da bewerkstelligte. Ich verzog das Gesicht zu einem gequälten Lächeln, als er mich daran erinnerte. Im Jahr davor hatte ich zum Talentabend eine Art Sailor Moon Parodie zusammen mit Rainbow und Ani-chan auf die Beine gestellt. Dafür hatten wir aber ein halbes Jahr geprobt und auch unsere Kostüme zusammen gestellt. Wir hatten es als "Aufstieg der Drachenkönigin" bezeichnet. Wir drei spielten die Kriegerinnen, die jeweils einen Aspekt der Drachen ausfüllen sollten. Mir fiel damals die Rolle des Feueratems zu. Rainbow hatte den Flügelschlag übernommen und Ani-chan war die Klaue gewesen. Am Ende der Vorstellung sollte es dann so aussehen, als wäre aus einer Fusion der drei Frauen eine Einzige geworden. Die von uns bezeichnete Drachenkönigin. Wir hatten damals Strohhalme gezogen, um zu entscheiden, wer diese am Ende spielen sollte und ich hatte da buchstäblich den Kürzeren gezogen. Ich hatte damals eine selbstgebastelte Blechkrone auf dem Kopf tragen müssen, die wir mit Goldlack bepinselt und mit Plastiksteinchen beklebt hatten. Das Kleid hatte Rainbows Mutter für mich genäht, die leidenschaftliche Hobby-Schneiderin war. Es hatte aus einem langem, wallendem dunkelrotem Stoff bestanden, dessen Ränder mit goldfarbenen Borten umsäumt waren und meine recht füllige Figur damals sehr gut kaschierten. Die Ärmel waren so lang gewesen, das sie über den Boden geschliffen waren. Auch eine Schleppe hatte ich besessen, über die ich fast jedes mal bei den Proben gefallen wäre. Ich erinnerte mich gut daran, wie mich alle Leute nach unserem Auftritt angestarrt hatten, als wäre ich das neunte Weltwunder. Eigentlich hätte ich es behalten sollen, aber ich hatte mich anders entschieden, weil ich es einfach nicht brauchte. Am Tag danach hatte ich es für gut Hundert Euro bei der traditionellen Zeltplatz-Auktion am Abschiedsabend an Rumpel versteigert, der dieses samt Krone für seinen Mittelalterverein haben wollte. Ich vermisste es nicht wirklich, da ich eigentlich genug Kleider im Schrank hatte, aber nun im Nachhinein betrachtet, hätte ich es für den kommenden Abend noch einmal gut gebrauchen können. Wehmütig beobachtete ich Rumpel, der weiter munter Bälle in die Luft warf und wieder auffing, wobei er die verschiedensten Techniken ausprobierte. "Was ist jetzt? Hast du etwas für heute Abend oder nicht?", fragte er dann und unterbrach für eine Weile seine Nummer. "Ja und nein. Ich studiere mit den Zwergen gerade eine Eigenkreation von Schneewittchen ein", meinte ich schulterzuckend und rieb mir verlegen den Arm. "Du klingst ja wenig begeistert. Läuft es denn nicht so gut?", hakte er nach. Ich seufzte kurz und nickte dann. "Es ist, sagen wir mal, eine mittelschwere Katastrophe. Sie sind nicht gerade Textsicher, haben noch nie auf einer Bühne gestanden und Kostüme haben wir auch nicht", erklärte ich ihm lang und breit. "Hrm. Das hört sich ja nicht so gut an. Aber vielleicht kann ich dir ein wenig helfen", sagte er und strich sich dabei nachdenklich mit seinem Zeigefinger über seinen kurzen Kinnbart. "Du? Wie willst du mir helfen? Außer du hättest noch irgendwo ein Wunder in deinem Zelt versteckt", erwiderte ich mit sarkastischem Unterton. Er aber begann zu kichern. "Ich glaube, das habe ich sogar. Komm doch mal mit zu meinem Zelt", sagte er, machte auf dem Absatz kehrt und ging mir voran davon. Ich legte fragend den Kopf schief und folgte ihm verwundert. Sein Zelt war eigentlich leicht zu erkennen. Nirgendwo sonst lagen so viele Sachen draußen, wie auch drinnen querbeet übereinander. Das er sich überhaupt darin zurecht fand, war allein schon das größte Wunder. Aber wie sagte man immer so schön. Das Genie überblickt das Chaos, oder so ähnlich. "Warte kurz hier. Ich hole eben was", meinte er dann und ließ mich vor seinem Sammelsurium stehen, ehe er sich mitten hinein stürzte. Ich ließ einen Moment den Blick umher schweifen und sah dann kurz auf meine Armbanduhr. Bald würde es Mittagessen geben und sicherlich fragten sich die Zwergen schon, wo ich ab geblieben war. Unruhe ergriff mein Gemüt und ich trippelte nervös mit dem Fuß auf dem Kies herum, während Rumpel in seinem Zelt wütete. Es schepperte und krachte gelegentlich. Mich hätte auch eine klischeehafte Bombenexplosion nicht verwundert, bei dem ganzen Krach. Doch dann kam er nach einigen Minuten endlich rückwärts zu mir zurück gekrochen. Er zog einen großen, blauen Kleidersack hinter sich her und drehte sich mit diesem um. "Was hast du da?", fragte ich neugierig und musterte das Ding lange. "Mach ihn mal auf", erwiderte er gelassen und mit einem breiten Grinsen im Gesicht. Ich zuckte kurz mit den Schultern und griff dann nach oben, um den Reißverschluss runter zu ziehen. Als sich der Sack öffnete, sah ich bereits ansatzweise, wie mir etwas Goldenes und Rotes im Licht der Mittagssonne entgegen blitzte. Als ich bei der Hälfte angelangt war, ließ ich den Verschluss los und griff hinein. Meine Augen weiteten sich und meine Kinnlage rutschte mir mehrere Etagen nach unten, als ich den Inhalt hervor zog. Was sich mir dort offenbarte, vertrieb mir alle Sorgen und alle schlechten Gedanken des turbulenten Vormittags. Denn das was ich nun in Händen hielt, war wie Rumpel versprochen hatte, das Wunder welches ich gerade brauchte. - 56. Aller Anfang ist schwer / ENDE- Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)