Diesem Einen will ich #Follow von Virdra-sama (Was macht der Zwergenkönig in meinem Onlinegame?) ================================================================================ Kapitel 28: 28. Schlaflos ------------------------- Festgehalten von Kili und Fili, die mich nebenher vor neugierigen Blicken anderer Zeltstadtbewohnern abschirmten, gingen wir wieder hinüber ins andere Zelt. In meinem Kopf drehte sich immer noch alles. Klar denken war überhaupt nicht mehr möglich. Ich wusste nicht genau ob Fili recht und man die beiden Diebe verflucht hatte. Ich selbst glaubte nicht wirklich an Flüche. Aber ich hatte ja auch nicht wirklich dran geglaubt einmal waschechten Zwergen zu begegnen. Und erst recht nicht, dass sie sich in irgendeiner Art und Weise mit mir anfreunden würden. Doch begann ich mich allmählich um diese spezielle Freundschaft zu sorgen. Das wurde mir bewusst, nachdem ich wieder ins andere Zelt gekommen war und dort aufgeräumt wurde. Niemand sprach ein Wort. Alles wurde nur wie gehabt an seinen Platz gelegt oder eben wieder in die Taschen gepackt. Ich hätte mir gewünscht zu verstehen, wie sie sich gerade alle fühlten. Doch das konnte ich ja nun in keinster Weise nach empfinden. Was ich im Moment nur in mir spürte, war ein großes brennendes Schuldgefühl. Wäre ich im Zelt geblieben und hätte mich da umgezogen, dann wäre ich nie so wütend geworden, nachdem ich das Gespräch belauscht hatte. Ich wäre wahrscheinlich nicht auf meiner Liege eingenickt und Ori hätte das Essen nicht zu mir bringen müssen. Andererseits war es ja gut, dass wir da gewesen waren. So wurde wenigstens nichts gestohlen. Aber ich fragte mich doch, ob der Arkenstein es wirklich wert war, dass sich so ein unschuldiger junger Bursche dazu bereit erklärte sein Leben zu riskieren, um nicht nur ihn, sondern auch eine Frau zu schützen. Da ich gerade daran dachte, sah ich mich flüchtig nach dem Dieben um. Die schienen sich in Luft aufgelöst zu haben. Aber zumindest hatte Thorin sie nicht getötet. Es wäre sicherlich aufgefallen, wenn sich irgendwo im Zelt Blutspuren befunden hätten. Besonders im Gras und das war, bis auf die Tatsache, dass es inzwischen ziemlich platt getreten war, noch Grün. Und ich glaubte auch nicht, dass man zwei Leichen so schnell ungesehen von hier entfernen könnte, ohne dass es jemand bemerkte. Ich ließ matt den Kopf hängen und mich von den beiden Jungs zu meiner Liege bringen. Als wir an Gloin vorbei kamen, der einige von Filis Dolchen auf dessen Lager legte grummelte er grantig:" Und das alles nur wegen dieser Frau." "Was hast du grade gesagt, Gloin?", fragte Kili leise und die beiden Brüder blieben zusammen mit mir stehen. Er schnaubte und drehte sich zu uns um. "Ich hab die Wahrheit gesagt. Seit Thorin diese Frau an geschleppt hat, haben wir nichts als ärger. Sie wickelt hier doch alle um den kleinen Finger. Selbst Dwalin schuftet schon für sie. Und jetzt ist ihretwegen der kleine Ori schwer verletzt. Der naive Dummkopf. Wie konnte ihm nur in den Sinn kommen, sich auf eine dahergelaufenen Menschenfrau einzulassen", knurrte er. "Wie hast du sie grade genannt?", kam es von Fili und er machte einen großen Schritt auf den rothaarigen Zwerg zu. Ich keuchte erschrocken und sah zu den Beiden hinüber. Kili hielt mich an der Schulter fest und fixierte Gloin mit scharfen Augen. "Sie ist ein dahergelaufenes Menschenweib. Ich frage mich, wie ihr so blind sein könnt. Sie wird noch unser aller Verderben sein. Ich sags euch", fauchte er und verschränkte die Arme vor der Brust. "Nimm das sofort zurück Gloin", kam es entrüstet von Kili. "Sonst was, Prinzchen?", fragte Gloin provokant und schaute an Fili vorbei. Ich musste schlucken. Die Stimmung schien nahe dem Siedepunkt zu sein. Gerade als Kili etwas auf Gloins Worte erwidern wollte mischte sich Bifur ein der Gloin eine Hand auf die Schulter legte und ihm etwas in Ohr flüsterte. Daraufhin nickte dieser, warf uns dreien nur einen vernichtenden Blick zu und verschwand dann aus dem Zelt. Als er verschwunden war, fauchte Fili kurz etwas in seiner Volkssprache. "Fili! Das will ich nicht noch mal von dir gehört haben", kam es zornig von Thorin und der blonde Junge zuckte heftig zusammen. "Aber es ist doch wahr", meinte Kili trotzig. "Ob es wahr ist oder nicht interessiert mich nicht. Meine Neffen nehmen solche Schimpfworte nicht in den Mund. Schon gar nicht gegenüber Mitgliedern ihres eigenen Volkes. Und jetzt bringt endlich Cuna in ihre Ecke. Ich will sie heute nicht mehr sehn", knurrte er mit schneidender Stimme und knallte einige Waffen auf den Ständer, die bei der Rangelei runter gefallen waren. Ich zog bei dem Knall den Kopf ein und starrte zu Boden. Nun war es wirklich überdeutlich, dass er sauer auf mich war. Und ich konnte es ihm nicht mal verübeln. Vermutlich hatte ich durch mein Eingreifen seine ganze Autorität vor seinen Männern untergraben. Bei einem so stolzen Mann wie ihm, zehrte dies wohl ordentlich am Nervenkostüm. Alles in allem lagen bei jedem dort die Nerven blank. So übel gelaunt hatte ich die Herren noch nicht erlebt. Nichtmal Balin sah sich noch im Stande mir ein tröstendes Lächeln zu schenken, als ich zu ihm hinüber sah. Er schüttelte einfach nur den Kopf, als er bemerkte das ich ihn musterte. Die beiden Brüder hatten sich derweilen wieder zusammen gefunden und führten mich hinter meinen Leinenvorhang. "Brauchst du noch was?", fragte Kili leise mit bedrückter Stimme. Ich sah ihn an und schüttelte nur den Kopf. "Besser ihr.,.. geht raus und... räumt mit auf... bevor... euer Onkel... ihr wisst schon...", sagte ich schlicht mit stockender Stimme und suchte in meinem Rucksack nach einen neuen Shirt, das ich mir über warf. Kili seufzte und ging schon mit hängenden Schultern hinaus. Fili blieb noch hinter dem Vorhang stehen. "Hör mal... Egal was Gloin gerade über dich gesagt hat. Das ist nicht wahr", sagte er entschlossen und ich blickte zu ihm auf. "Doch Fili. Es ist wahr", murmelte ich. Der blonde Zwerg hockte sich vor mich und fasste mich an den Schultern. "Lass dir doch von diesem alten Stinkstiefel so was nicht einreden. Er hat dich ja nicht mal so kennen gelernt wie wir dich", sagte er und sah mich ernst an. "Fili. Ori hat sich meinetwegen von diesen Kerlen zusammen schlagen lassen. Er wollte mich beschützen. Und ich... ich hab ihm nicht mal helfen können", sagte ich und mir bebten die Lippen. "Cuna. Du hast ihm geholfen indem du uns dazu geholt hast. Du konntest einfach nicht mehr tun. Jetzt wein bitte nicht weiterhin. Er kommt wieder auf die Beine. Du wirst sehen. Er ist immerhin ein Zwerg. Morgen sieht bestimmt alles wieder besser aus. Vertrau mir ", erwiderte Fili ruhig und optimistisch. "Fili!", blaffte eine sehr barsche Stimme vor dem Vorhang. "Du musst gehen", sagte ich und schob ihn sanft von mir weg. Er nickte und erhob sich. Als er draußen war, zog jemand anderes den Vorhang fest zu. Nun saß ich im Dunkeln mit mir allein. Ich blieb auf dem Rand meiner Liege sitzen und schloss die Augen. Den Kopf legte ich auf die Knie und ich lauschte dem, was sich sonst noch im Zelt um mich herum tat. Viel wurde nicht gesprochen. Und wenn dann redeten sie nur noch in ihrer Muttersprache. Es war ganz so, als wollten sie nicht, dass ich hörte über was sie sich unterhielten. Oder vielleicht war es ihnen auch gerade etwas zu wider die Menschensprache zu benutzen, weil sie alle samt recht aufgeregt waren. So was passierte mir auch wenn ich gerade etwas überdreht war. Dann begann ich irgendetwas in meinem Heimatdialekt von mir zu geben, dass in dieser Gegend niemand verstehen konnte. Manchmal war es sehr hilfreich und auch belustigend die Gesichter der Menschen dabei zu beobachten, wie sie den Sinn in meinem Worten suchten. Doch das hier war etwas anderes. Es fühlte sich so an, als hätten sie von dem einen auf den anderen Moment ihr Vertrauen in mich wieder verloren. Beziehungsweise in die Menschen allgemein, die sich dort befanden. Mit diesen kleinen Kerlen war es auch immer das selbe. Man konnte sich nie wirklich sicher sein, mit was man wann zu weit ging, worin man sich einmischen konnte und wo man besser seine, in meinem Fall, gebrochene Nase raus hielt. Allein dass Thorin gesagt hatte, er wolle mich an diesem Tag nicht mehr sehn, nagte sehr an meinen Gefühlen. Aber was erwartete ich da eigentlich von ihm? Dass er mich in den Arm nahm und mir sagte: "Hey ist doch alles gar nicht so schlimm. Ori wurde verletzt und du hast die Typen beschützt, die uns beklauen wollten und dich entstellt haben. Aber das nehm ich so hin" ? Das würde er niemals tun. Nicht mal in meiner blühenden Fantasie könnte er sich so verhalten, wenn es für ihn um so etwas wichtiges ging. Nein, dem Zwerg gingen da wohl doch seine Schätze, sein Stolz und seine Familie über alles andere. Und offensichtlich hatte ich es unbewusst beinahe geschafft, eines davon kaputt zu machen. Was ich mit Balin an diesem Morgen, der eigentlich so schön begonnen noch besprochen hatte. Es schien inzwischen weit entfernt von mir zu sein. Das mit dem Widerspruch bezüglich des Turniers, war ja eine Sache gewesen. Aber ich hatte nun seinen Geduldsfaden mir gegenüber endgültig zum Reißen gebracht. Da half keine einfache Entschuldigung mehr. Der Käse war buchstäblich gegessen. Aus und vorbei, die Chance ihm vielleicht ein wenig näher zu kommen. Wobei ich mich fragte, warum ich überhaupt auf diesen gloreichen Gedanken kam. Was bildete ich mir denn auch ein? Ich und ein Thorin Eichenschild eng umschlungen auf meinem Nachtlager? Da sprachen nur die weiblichen Hormone aus mir. Die zwei Jahre Abstinenz, die ich hinter mir hatte. Wieso traf ich auch ausgerechnet auf so einen Mann, bei dem mir sämtliche guten und schlechten Vorsätze abhanden kamen, wenn ich ihn nur von Ferne sah? Und machte mir selbst, dann noch Hoffnungen auf ein kleines Techtelmechtel oder Stelldichein? Wenn nicht sogar mehr? Wie absolut verpeilt konnte ich denn noch werden? Oder würde ich bald auch so bei ihm sitzen wie Ori und mich dann ebenfalls Freind-zonen lassen müssen, weil ich einfach nie im Leben in der Liga diese Kerls spielen konnte? Gloin hatte wirklich recht mit seinen Worten. Ich war nur eine dahergelaufene Menschenfrau. Noch dazu eine so selten dämliche. Sicher würde Thorin mich einfach aus dem Stegreif sitzen lassen. Sich seine Freunde und Familie schnappen und dann für immer aus dieser und anderen Welten verschwinden. Ich war mir zu hundert Prozent sicher, dass er dann nicht mal mehr im Online Mittelerde zu finden sein würde. Da bräuchte ich schon mal gar nicht anfangen zu suchen. Wer weiß was er denn noch mit dem Arkenstein tun konnte? Vielleicht alle Bilder von ihm, auch die, die andere als Fanarts gezeichnet hatten, auf nimmer wiedersehen verschwinden lassen? Oder konnte er sogar sämtliche Erinnerungen an unser Treffen hier aus meinem Gedächtnis verbannen? Würde ich mich dann gar nicht mehr erinnern, wer dieser Mann, dessen Bild ich tausendfach schon bewundert hatte war? Könnte ich darüber vielleicht sogar glücklich sein? Oder würde mir unterbewusst etwas fehlen? Mein Herz verkrampfte sich Schmerzhaft. Es tat plötzlich so unglaublich weh, dass ich kaum noch Luft bekam. So heftig hatte ich es seit dem einen Abend nicht mehr geschmerzt, als ich Ori von meinem Mann erzählen wollte. Infolge dessen bahnte sich bei mir wieder eine Panikattacke an. Ich musste irgendwas tun, um nicht los zu schreien. Ich wollte nicht noch mehr Aufmerksamkeit bekommen. Geschweige denn die Herren vor meinem Vorhang noch mehr reizten. Also griff ich so schnell ich konnte mein Kissen und rammte einfach meine Zähne in den Stoff. Diesmal sah mich niemand und es sollte mich auch keiner hören, als ich neben meine Liege rollte und mich am Boden zusammen krampfte. Es war krank. Es war einfach nur noch Krank. Ich hatte mich von der einen Sache noch nicht ganz gelöst und schon setzte mir eine Neue zu. Dazu auch noch eine, die unmöglicher nicht sein konnte. Eine, die ich hätte vermeiden können, wenn ich sie von Anfang an nicht so auf die leichte Schulter genommen hätte. Aber es war definitiv zu spät für mich. Und seit dem Nachmittag erst recht. Wieder begann es in mir zu kribbeln, als ich die Bilder dieser verfänglichen Situation in meinem Bewusstsein aufrief. Die erhitze Fantasie, die mir in der Dusche durch den Kopf gestreift war. Ich wollte nicht daran denken. Nicht schon wieder! Ich wollte nicht wieder seine Berührungen auf meiner Haut spüren. Nicht seine Stimme hören, die mir zärtlich ins Ohr flüsterte. Erst recht nicht diese drei Worte, die er nie zu mir sagen würde. Seine Lippen, von denen ich nun wirklich nicht wusste, wie sie sich anfühlten, auf meinen ruhen zu lassen. Ich wollte nicht seinen verführerischen Duft einatmen, der mir sämtlichen Verstand raubte und mich in seiner Gegenwart willenlos werden ließ. Mein ganzer Körper stand unter Spannung. Die Fantasie wollte und wollte nicht vergehen. Sie wurde nur noch intensiver, je mehr ich versuchte sie abzuschütteln. Es war so lange her. So verdammt lange, dass ich mich in etwas Vergleichbarem verloren hatte. Zuletzt vor knapp zehn Jahren bevor ich mit meinem Mann zusammen gekommen war. Doch diesmal war es kein gutes Omen. Hier stand nichts unter einem guten Stern. Ich war diesmal offensichtlich dabei einem Mann zu verfallen, dessen Herz sich niemals für eine Frau öffnen würde. Und für eine Menschenfrau erst recht nicht. Ich interpretierte gewiss nur zu viel in reines Wohlwollen hinein. Oder wie er es am Vortag gesagt hatte... Mitleid. Mitleid war es, was ihn dazu bewogen hatte, mich nicht mies zu behandeln. Vermutlich hatte Dwalin ihm auch von dem zerstörten Grab erzählt, weshalb er an diesem Tag trotz schlechter Laune mir gegenüber so lange ruhig geblieben war. Ich kam in einem zu dem Schluss, wenn es soweit war, dass er lediglich so was für mich übrig hatte, dann konnte sich daraus unmöglich mehr ergeben. Dann war nicht mal eine normale Freundschaft mit ihm möglich. Es würde immer nur DAS zwischen uns stehen. So hatte ich es auf keinen Fall haben wollen. Nie und nimmer! Ich fuhr mir unwirsch durch die eh schon zerzausten Haare und raufte darin herum, während meine Zähne weiterhin das Kissen malträtierten. Ich war so blöd. Absolut saumäßig blöd. "Himmel, Gesäß und Nähgarn! Reiß dich zusammen Jacky!", brüllte ich mich selbst in Gedanken an. "Der Kerl ist es nicht wert! Der lässt dich am ausgestreckten Arm verhungern! Den wird es nie interessieren, was du für ihn fühlst, also lass ihn endlich fallen! Andere Mütter haben auch schöne Söhne. Warum willst du ausgerechnet einen Zwerg an deiner Seite haben? Noch dazu einen Zwergenkönig? Wenn du dir Mühe geben würdest, dann könntest du dir einen von diesen coolen Metaller Jungs angeln, die genauso in dein Beuteschema passten. Also warum ausgerechnet diesen unmöglichen Kerl da?!", schrie mich meine innere Stimme zusammen. Ja... Warum?... Warum ihn? Warum jetzt? Wozu die ganze Aufregung? Er war es nicht wert... Dafür war ich mir doch zu schade... Wozu ließ ich mein Herz zunächst von ihm öffnen und dann unter seinen schmutzigen, eisenbeschlagenen Stiefeln wieder zertreten? Wie war es nur soweit gekommen, dass ich solche Qualen seinetwegen durchleben musste? Dass er womöglich irgendwann noch laut lachend vor mir stand. Mir mit seiner kräftigen Hand in den Brustkorb griff. Mein Herz fest damit umklammerte. Dann mit einem gewaltigen Ruck heraus riss. Es grimmig lächelnd in der selben Hand fest hielt um es dann fallen zu lassen, um es dann laut und gehässig lachend auf dem schmutzigen Boden zu zerquetschen. Mich dann einsam und frierend in der Finsternis zurück zu lassen, um nie wieder zu kehren. Einfach alles auszulöschen was es für mich von ihm gab. Und alles was von mir zurück blieb war eine leer, seelen- und herzlose Hülle. Gefangen in einer Welt voller Menschen ohne Gesichter. Grau in Grau. Sonnenstrahlen, doch keine wärme. Schnee doch berührte die Kälte meine Haut nicht. Die Jahreszeiten Frühling, Sommer, Herbst, Winter verloren jegliche Bedeutung. Ich konnte nur Vorwärts gehen und lief doch auf der Stelle, während sich die Welt weiter um mich drehte. Tag zur Nacht und Nacht zum Tag wurde. Doch es gab kein hell und dunkel mehr. Sonne und Mond konnte man nur allein an ihrer Form erkennen. Unter meinen Füßen gab es auch kein schönes, weiches, fluffiges, grünes Gras. Da war nur kalter, nackter Stein, der sich nahtlos an die Häuser am Rand anschmiegte. Die Fenster der Häuser waren lichtlos und schwer. Regenwolken fegten im Herbst dieser bizarren Welt über den farblosen Himmel. Das Wasser kam herab, doch ich konnte keinen einzigen nassen Tropfen auf meinem Körper fühlen. Die Fenster der Häuser. Sie schienen zu weinen begonnen zu haben. Sie weinten um all das Schöne und Gute, was wohl mal da gewesen war. Doch wo war es hin gegangen? Was war es mal gewesen? Von wo war es gekommen? War es dort hin zurück, wo es her kam? War es dort vielleicht besser? Eine andere Welt? Eine Welt mit Farben, mit Geräuschen, mit Gesang und Tanz? Eine Welt mit hell und dunkel? Eine Welt in der bunte Blumen auf saftigen sonnenbeschienenen Wiesen standen und Vögel am Tage sangen? Wo bei Nacht die Grillen leise auf ihren kleinen Geigenbeinchen spielten und die Sterne und der Mond ein Fest am Nachthimmel zu dieser Musik feierten? Und die Glühwürmchen, die sich mit Freude zu den Sternen gesellten, um mit ihrem Glanz zu beeindrucken? War es dort?... War.... Er... dort?... Wartete er... vielleicht... dort auf mich?... Auf der Wiese mit den tausend bunten Blumen? Dort auf dem kleinen, sanften Hügel unter dem Schatten eines uralten Eichenbaumes? Lag er dort an den Stamm gelehnt, in tiefen Schlaf gesunken? Erschöpft von seinem Tagewerk, um der Hitze der Nachmittagssonne zu entkommen? Wartete er vielleicht nur darauf, das jemand zu ihm kam, um ihn zu wecken und zu sagen, dass es Zeit wäre zurück nach Hause zu kehren, weil der Abend bereits angebrochen war? Und wenn er wach war... würde er dann lächelnd aufstehen und Arm in Arm mit mir den sanften Hügel hinab schreiten zu dem kleinen Häuschen am Fluss aus dessen Kamin sich kleine Wölkchen weißen Rauches ringelten? Aßen wir gemeinsam das Abendbrot, was ich zubereitet hatte am Tisch und sprachen über die vergangenen Stunden, die jeder von uns allein zugebracht hatte? Saßen wir des Abends gemeinsam am Kaminfeuer und erzählte er mir von seinen vielen Reisen, während er seine Pfeife rauchte? Gingen wir dann gemeinsam zu Bett, wo er mich, wie jeden Abend in diesem Land, in den Schlaf sang? Wo die Sterne und der Mond durch die kleine Scheibe im Dach auf uns hernieder sahen und uns lächelnd Gute Nacht wünschten?... War es dort wo wir... für immer.... glücklich sein konnten?... "CUNA! BEI DURINS BART!", drang panisch ein Schrei in die friedliche Nacht hinein. Ich zuckte mit dem Kopf hoch und sah mich verwirrt um. Wo war das Flüsschen und das Haus mit dem lächelnden Mond und den Sternen hin? Die wunderschöne Wiese mit den tausend Blumen und dem alten Eichenbaum auf dem sanften Hügel? Gut, Wiese war da. Genau unter mir. Aber da waren keine Blumen und es war auch nicht wirklich hell, obwohl hinter mir Licht herein zu kommen schien. Nur langsam dämmerte es mir. Es war nur ein Traum gewesen. Ich war über meiner Grübelei eingeschlafen und hatte wirr vor mich hin geträumt. Ich erinnerte mich. Ich war neben meine Liege gefallen, nachdem ich eine Panikattacke bekommen hatte. Ich lag nun mit dem Bauch auf dem Boden daneben und mein Mund schmeckte nach Daunenfedern und ein bisschen Gras, in das ich wohl auch noch nebenher gebissen haben musste. Langsam nahm ich auch die Geräusche der Umgebung wahr. Und jemanden, der zu mir gestürzt kam und an den Schultern packte. Er drehte mich herum, um mich genau zu mustern. Ich hob meinen Blick und sah noch etwas benommen in die dunklen Augen von Kili, der mich entsetzt anstarrte. "Kili?...", nuschelte ich heiser. "Ja, ich bin es. Schreck lass nach, wie siehst du aus? Hast du die ganze Nacht neben deinem Schlaflager verbracht?", fragte er und hob mich mit Leichtigkeit wieder darauf. Ich hatte etwas mühe gerade sitzen zu bleiben. Mir platzte fast der Kopf. Sämtliche Körperteile taten mir weh. Und mich fröstelte sogar ein wenig, obwohl es doch eigentlich recht warm war. "Sag doch was, Cuna", bettelte der junge Zwerg neben mir und tastete fahrig mein Gesicht ab. Offenbar versuchte er dieses von Schmutz zu befreien, denn er leckte sich immer wieder am Daumen und fuhr dann über meine Wangen. "Bin raus gefallen... glaub ich", log ich nuschelnd. "Offenbar nicht nur das... Hast du versucht dein Kissen zu fressen?", fragte er entsetzt, hob es hoch und Federn fielen heraus. Tatsächlich war darin ein Loch zu finden. Genau an der Stelle, wo ich hinein gebissen hatte. Ich bewegte mich fast wie in Zeitlupe, als ich es ihm abnahm und sanft auf das Kopfende meiner Liege legte. "Warum bist du hier, Kili?", fragte ich langsam ohne ihn anzusehen. "Warum ich... Oh ja... Natürlich... Ich wollte dich holen, um dir zu sagen das Ori aufgewacht ist. Ich dachte du würdest ihn vielleicht sehen und mit ihm sprechen wollen", meinte er und ich drehte mich bedächtig zu ihm um. "Geht es ihm denn besser?", kam es erneut langsam aus meinem Mund. "Ja.. nun... also... So gut wie es jemandem gehen kann, der am Vortag Prügel bezogen hat. Er ist schon wieder auf den Beinen und war auch bereits beim Frühstück. Aber was in Durins Namen ist mit Dir?" Ich zuckte ruhig mit den Schultern und sah ihn ausdruckslos an. "Was soll denn sein? Ist doch alles gut, Kili", antwortete ich und erhob mich. Er stand ebenfalls auf und packte mich völlig entgeistert an den Oberarmen. "Cuna. Mit dir ist nicht alles gut. Sag mir doch. Was hast du? Hast du schmerzen? Bist du traurig? Oder hast du Hunger?", stammelte er und wirkte mit jeder Frage verzweifelter. "Mit mir ist alles gut, Kili. Wirklich. Zeig mir wo Ori ist. Ich muss mich noch bei ihm bedanken", erwiderte ich ruhig. Er ließ meine Schultern los und machte mit verängstigtem Blick einige Schritte rückwärts. Ich verstand gar nicht, warum er mich so ansah. Er hatte doch gar keinen Grund dafür. Oder sah ich wirklich so furchterregend aus? Das sollte ich mir vielleicht zuerst im Klowagen im Spiegel ansehen. Ich machte ein paar Schritte und ging an ihm vorbei, hinaus aus meiner Kuschelhöhle und ins Zelt. Niemand war da. Das hatte ich schon erwartet. Aber es schien auch nicht wirklich wichtig zu sein, ob jemand da war oder nicht. Stattdessen konnte man von draußen wieder Baulärm hören. Dort waren sicherlich die Anderen am arbeiten. Nun da es auf dem Weg zum Klowagen lag, konnte ich auch gut und gerne dort hin gehen. Vielleicht wäre Ori ja dabei und ich könnte mich bedanken. Also ging ich drauf los. Ja, da waren die Herren. Wieder emsig darum bemüht ihren Hochsitz zu bauen. Als ich näher kam hielten die Ersten in ihrer Arbeit inne. Ich blieb stehen und sah einfach nur schweigend zwischen ihnen umher. Da hinten sah ich den Kleinen, der dabei war die Nägel zu sortieren. Die Schwellung über seinem Auge war nicht mehr ganz so dick, dafür aber blau-lila angelaufen. Ich hielt munter auf ihn zu. Vorbei an den fragenden und misstrauischen Blicken der anderen. Als ich mich vor ihn hin stellte, hob er langsam den Kopf und ein lächeln breitete sich auf seinem geschundenen Gesicht aus. "Cuna. Guten Morgen. Wie geht es dir?", fragte er und unterbrach seine Arbeit. "Mit mir ist alles gut. Was ist mit dir?", fragte ich ruhig und langsam. "Ach schon gut. Zwergenkraut vergeht nicht. Aber bist du dir sicher, dass mit dir alles gut ist?", erwiderte er und musterte mich besorgt. "Ja, Ori. Mit mir ist alles Gut. Ich wollte mich nur kurz bei dir bedanken", sagte ich und trat etwas näher auf ihn zu. "Ach, das hab ich doch gerne gemacht. Ich meine.. also ich... äh... Schließlich hast du ja niemanden, der dich beschützt. Und warum sollte ein Mann eine Frau in Nöten nicht beschützen", sagte er und kratzte sich verlegen am Hinterkopf. Ich kam ihm unterdessen noch viel näher. "Für deine Heldentat hast du dir eine Belohnung verdient", sagte ich ruhig und spürte nur schattenhaft ein Lächeln auf meinen Lippen. Er musterte mich mit einem mal verunsichert und schluckte gut hörbar. "Also... du... du brauchst mich für nichts zu belohnen. Das ist Ehrensache", meinte er zunächst Motiviert, doch dann schien ihm das Herz in die Hose zu rutschen und er sah mich genauso entgeistert an wie Kili. "Cu.... Cuna... was ist mit dir?", fragte er und machte einen Schritt rückwärts, als ich noch näher kam. "Mit mir ist alles gut...", sagte ich und hob langsam und vorsichtig die Arme. "Darf ich?", fragte ich dann fast flüsternd. "Was... was hast du... vor...?", fragte er, doch noch ehe er einen weiteren Schritt zurück tun konnte, hatte ich ihn vorsichtig umarmt und ihm ein Küsschen auf die Wange gedrückt. Erschrocken zuckte er in meinen Armen zusammen. Dann löste ich mich wieder. Ich sah wie er die Hand an die Stelle legte, wo ich ihn berührt hatte. Seine Augen weiteten sich verblüfft und gleichzeitig besorgt. "Cuna... Was... was war das?... Wieso...?", stammelte er. "So bedanken sich Frauen nun mal bei ihren Rettern. Aber jetzt entschuldige mich. Ich muss eben woanders hin", meinte ich und zog meines Weges. Im Klowagen stellte ich mich vor den Spiegel. Nun eigentlich sah ich gar nicht so schlecht aus fand ich. Klar meine Haare standen ein wenig zerzaust in alle Richtungen ab und mein Gesicht war etwas schmutzig, aber das konnte ich ja nun Waschen. Nachdem das erledigt war, schritt ich die Stufen des Klowagens hinunter und wurde sofort von einer ganzen Traube Zwerge angestarrt, die alle samt so aussahen, als wäre ihnen gerade ein Geist über den Weg gelaufen. "Äh... Cuna.... ist alles in Ordnung?", fragte Fili, der vorne an der Treppe stand. Ich musterte ihn. Warum fragten das denn auf einmal alle? "Ja Fili. Mir geht es gut", sagte ich wiederholt auch ihm. "Ist es nicht verflixt noch mal!", hörte ich Kili hinter der Gruppe brüllen. Er stürzte nach vorne und sah mich ernst an. "Du... du bist nicht mehr du... Wieso verhältst du dich so komisch?", fragte er und schüttelte mich heftig an den Schultern, wie schon vorhin im Zelt. "Ich verhalte mich komisch? Warum sagst du denn das? Es ist doch alles...", sagte ich und wurde im gleichen von ihm unterbrochen. "Cuna hör auf! Du machst mir angst. Komm wieder zu dir. Du bist nicht bei Sinnen!", rief er mit panischer Stimme. Die anderen Zwerge machten nun ebenfalls einen Schritt zurück. So wie es Ori und Kili zuvor getan hatten. "Sie... Sie ist besessen...", hörte ich Bofur flüstern. Ich sah über Kilis Schulter hinweg und lächelte den Zwerg mit den beiden Zöpfen an. "Aber wo denkst du hin lieber Bofur.... Ich bin doch nicht besessen. Es ist alles gut", sagte ich. "Kili. Geh weg von ihr. Sofort!", hörte ich eine sehr bekannte tiefe Stimme befehlen. Doch von wem kam sie? Wem gehörte diese vertraute Stimme? Ich schien sie zu kennen. Doch konnte ich sie nicht zuordnen. Die Reihen der Zwerge lichtete sich und dort kam noch ein Zwerg auf mich zu. Er war genauso groß wie ich. Hatte langes, dunkles Haar und einen kurzen dunklen Bart. Seine blauen Augen musterten mich ernst, als er genau vor mir stand. Ich kannte dieses Gesicht. Nur woher? "Cuna. Sieh mich an", sagte er und ich blickte ihm ruhig ins Gesicht. Er hob eine Hand und legte diese an meine Wange. Er sah mir in die Augen und ich sah zurück. Er hatte wirklich schöne Augen. Einerseits streng und ernst. Aber andererseits besorgt. "Cuna... Geht es dir gut?", fragte er mich ruhig mit seiner dunklen Stimme. "Ja... Mir geht es gut", sagte ich und er legte den Kopf schief. "Ganz sicher?", hakte er nach. "Ja... ganz sicher", antwortete ich langsam. Doch eine Frage brannte mir auf dem Herzen, wie ich ihn so ansah. "Aber... Kannst du mir sagen... Wer du bist?" - 28. Schlaflos / ENDE - Hosted by Animexx e.V. 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