Diesem Einen will ich #Follow von Virdra-sama (Was macht der Zwergenkönig in meinem Onlinegame?) ================================================================================ Kapitel 24: 24. Schadensbegutachtung ------------------------------------ Das Unwetter hatte sich endlich verzogen und selbst auf unserem kleinen Campingplatz ordentlich gewütet. Einigen Bäumen fehlten die Äste, unbefestigte Sachen waren durch die Gegend geschleudert und Autos auf dem Parkplatz von Vogelei großen Hagelkörner durchschlagen worden. Der erste Blitz, der mitten in den Platz geschlagen war, hatte das Ortsschild auf dem Sandybor getroffen. Dieses hatte es daraufhin regelrecht in Stücke gerissen und in dem Berg einen kleinen Krater hinterlassen. Die einzigen Orte, die halbwegs heil geblieben waren, waren das Fisse Ma "Tent" chen, die Anmeldung, das "ROZ" und sämtliche Gruppenzelte. Dazu gehörten natürlich auch die der Zwerge. "Na. Sind wir ja noch mit nem blauen Auge davon gekommen", meinte Moe, der aus dem Fisse Ma "Tent" chen zu uns herüber gekommen war, um sich einen Überblick über die Schäden zu verschaffen. "Ja und wie. Vermutlich doch nur ein kleiner Ausläufer des Unwettertiefs. Wer weiß, wo der richtig für Action gesorgt hat", meinte ich und zuckte nachdenklich mit den Achseln. Er nickte hingegen ruhig. "Wie siehts bei deiner Hängematte aus? Ist da alles heil geblieben?", fragte er kurz drauf. Ach ja. Richtig. Die hatte ich ganz vergessen. Ich schüttelte den Kopf. "Du, das weiß ich gar nicht. War während dem Gewitter nicht da. Aber ich geh gleich mal hin", antwortete ich. "Gut mach das. Und sag mir dann wenn was kaputt ist. Wegen der Versicherung", rief er mir noch nach, als ich schon auf dem Weg nach klein Mordor war. Ich nickte noch mal nach hinten und schritt dann zügig davon. Die Zwerge waren derweilen damit beschäftigt, die starken Befestigungen wieder etwas zu lockern, also achteten sie gar nicht auf mich. An meinem Schlafplatz angekommen musste ich seufzend feststellen, dass meine Regenplane in dem Wind durch die Bäume gerissen worden war. Folglich sah diese ziemlich zerfetzt aus. Die Hängematte selbst war klatschnass und hing nur noch an einem Bäumchen, da das andere umgeknickt war und etwas den Trampelpfad versperrte. Mein Moskitonetz war gar nicht mehr aufzufinden und meine LARP-Laterne lag zerdeppert auf dem Boden. "Ja, scheiße..", maulte ich und sammelte die Scherben ein. Nun gut, damit war mein Schlafplatz nicht mehr zu gebrauchen. Und insgeheim musste ich den Zwergen dafür danken, dass sie mich in der Zeit in ihrem Zelt festgehalten hatte. Wer weiß, was sonst mit mir geschehen wäre. Nun musste ich mich aber nach einen neuen Schlafplatz umsehen. Vielleicht gab es ja noch einen freien Platz in dem großen Gruppenzelt der Mädchen. Oder es war noch eines der Einzelzelte übrig. Wobei ich mir da überhaupt nicht sicher war. Mit der kaputten Lampe in der Hand, machte ich mich auf die Suche nach Moe, um ihm zu berichten, wie es bei mir aussah. Dieser strich sich verlegen über die Glatze und verzog das Gesicht, nachdem ich ihn gefunden und meine Situation erklärt hatte. "Das sind ja mal schlechte Nachrichten. Wir haben nämlich das Problem, dass wir kaum noch Liegen in den Gruppenzelten haben. Eigentlich nur noch bei den Jungs um ehrlich zu sein. Und die Einzelzelte sind alle belegt. Was ich dir anbieten könnte wäre, dass du auf dem Sofa im Fisse Ma "Tent" chen schlafen könntest. Nur müsstest du damit leben, dass du morgens Früh geweckt würdest", meinte er. "Naja, Sofa is besser als nichts. Sonst müsste ich heute abreisen", erwiderte ich ruhig. "Muss ja nicht sein. Aber deine Tasche und so müsstest du dann bei uns in den Technik-Container stellen. Die sollte ja nicht unbedingt offen da rum stehen", erklärte er mir sachlich. "Wenns weiter nichts ist. Davon abgesehen bin ich die letzten Tage eh immer viel zu früh wach geworden. Das geht schon klar", erwiderte ich mit einen tiefen Seufzen. Er nickte und klopfte mir väterlich auf die Schulter. Danach wand er sich den Problemen der anderen zu. Mit etwas schwerem Gemüt, suchte ich meinen Weg zurück zu meinen Sachen, die immer noch bei den Zwergen herum standen. Als Fili mich von Fern sah kam er umgehend auf mich zu gerannt. "Cuna, komm schnell!", rief er abgehetzt. "Was ist denn los, Fili?", fragte ich verwirrt, als er mich am Arm hinter sich her zog. "Dein Plapperkasten schreit wie verrückt. Ich glaube der stirbt", sagte er und schon waren wir drin. Sämtliche Zwerge standen im Kreis um mein Handy herum, dessen Klingelton tatsächlich ein weiblicher Schrei war. Diesen hatte ich eingestellt, wenn mich jemand anrief, mit dem ich seltener telefonierte. Ich musste lachen, als ich mich durch die Gruppe verstört drein blickender Männer quetschte. Oin hatte sich mit fragendem Blick darüber gebeugt und seufzte. "Also ich kann beim besten willen nicht feststellen, was es hat. Es schreit einfach nur", meinte er, als ich mich bückte um es aufzuheben. Ich musterte ruhig die Nummer auf dem Display. Der Friedhofswärter? Was wollte der denn jetzt von mir? Für gewöhnlich rief der doch nur meine ehemaligen Schwiegereltern an. Ich drückte auf grün und nahm das Ding dann an mein Ohr. "Ja, bitte?", sagte ich und musste mir ein Kichern verkneifen, weil sie alle der Reihe nach verdutzt zusammen zuckten. "Ah, gut dass ich Sie endlich mal ans Telefon bekomme. Ich versuche schon seit gut einer halben Stunde Sie zu erreichen", meckerte die alte, aber viel zu laute Stimme in den Hörer. Der Typ war wie Oin verdammt schwerhörig. Aber meistens nur, wenn es drauf ankam. "Ja, nun sagen Sie schon was los ist. Ich hab nicht viel Zeit", meinte ich ungeduldig. "Es geht um das Grab Ihres Mannes." "Was ist damit?" "Die große Tanne ist drauf gestürzt und hat das Grabmal völlig zerstört. Sie müssen her kommen und bei der Feuerwehr dafür unterschreiben, dass die den Baum beseitigen." "Warum rufen Sie denn dafür nicht meine Schwiegerdrachen an?" "Hab ich versucht. Der Anrufbeantworter sagt sie sind um Urlaub. Also wäre ich Ihnen doch sehr verbunden, wenn sie sofort her kommen könnten." "Sofort? Ich bin aber nicht zuhause. Ich bin unterwegs." "Der Feuerwehrhauptmann sagt, Sie sollten das besser jetzt, als gleich erledigen. Sonst liegt der Baum noch länger hier rum. Also, wir warten auf sie." Noch bevor ich widersprechen konnte hatte er ohne "Tschüss" zu sagen aufgelegt, das grantige alte Ekel. Ich nahm mein Handy seufzend vom Ohr und steckte es weg. Die Zwerge sahen mich alle samt neugierig und fragend an. "Was?", fragte ich kurz angebunden, ohne lange drüber nach zu denken. "Wie hast du gemacht, dass es aufhört zu schreien? Und mit wem hast du da gesprochen?", fragte Ori verblüfft und wollte näher komme, doch Dori hielt ihn zurück. "Bleib weg von ihr. Das ist bestimmt Hexenwerk", zischte er ihm zu und musterte mich argwöhnisch. Ich rollte genervt mit den Augen. "Das ist kein Hexenwerk, das nennt sich Technik. Und mein Gerät ist auch kein Plapperkasten, das nennen wir Handy. Damit können wir mit Anderen über sehr, sehr weite Entfernung sprechen ohne lästige Briefe schreiben zu müssen, die Wochenlang unterwegs sein würden", meinte ich. "Wie funktioniert das denn?", fragte Nori neugierig. "Da fragst du besser meinen Freund Richi. Der kann das besser erklären als ich", sagte ich knapp und machte mich an meinem Rucksack zu schaffen. Ich nahm die dreckigen, nassen Sachen vom Boden auf und stopfte sie hinein, bevor ich das Ding schulterte. "Wo, in Durins Namen, willst du denn hin?", kam es von Thorin, der sich auch wieder gefangen hatte, nachdem er, wie die Anderen, völlig verdattert mein schreiendes Handy gemustert hatte. "Ich muss für ein paar Stündchen nach Hause. Der Friedhofswärter hat mich nämlich gerade angerufen. Ich soll zum Grab meines Mannes kommen. Und wenn ich schon mal da bin, bringe ich die dreckigen Sachen weg und nehm neue mit", sagte ich ruhig und wollte gerade gehen, doch schon stellte er sich mir wieder in den Weg. "Das kommt nicht in frage. Nicht in deinem Zustand", sagte er verbissen und schwupp hatte ich wieder eine Hand an meiner Stirn. Ich zog den Kopf weg und sah ihn genervt an. "Mir gehts gut, Thorin. Der Sturm ist vorbei. Ich kann wieder gerade laufen. Davon abgesehen, muss ich ja eh hier raus und mir nen neuen Schlafplatz suchen. Mein Alter ist nicht mehr zu gebrauchen", maulte ich leicht beleidigt. "Dein Schlafplatz ist zerstört?", fragte Kili besorgt. Ich nickte ihm zu und versuchte immer noch an Thorins breiter Gestalt vorbei zu kommen, der partout den Weg nicht frei geben wollte. "Hast du denn schon was gefunden?", kam es von Bofur. "Ja. Ich schlafe drüben im Barzelt auf dem Sofa. Ist besser als nichts", antwortete ich. "Bleib doch hier", warf Fili ein. Ich musste spöttisch das Gesicht verziehen. "Ich? Hier? Über eine Woche mit fünf Männern?", fragte ich kopfschüttelnd. "Was ist daran denn auszusetzen?", fragte Kili und sah dabei schulterzuckend zu seinem Bruder, der es ihm gleich tat. "Kommt ja nicht in frage, dass das Weibstück hier schläft", protestierte Dwalin lauthals. "Das sollte Thorin entscheiden", meinte Balin ruhig und sah freundlich und diplomatisch lächelnd zwischen uns hin und her. "Wieso soll er das allein entscheiden? Gilt bei euch denn die Meinung der anderen nicht?", fragte ich ruhig. "Doch natürlich. Nur gehört alles, was du hier siehst, mit Ausnahme unserer eigenen Sachen, ihm. Daher kann nur er das allein entscheiden", erklärte Balin. Wieder seufzte ich und sah dann zum Zwergenkönig, der mich eindringlich und abschätzig ansah. Eine Weile spielten wir unablässiges, ernstes Anstarren, bis er seine Entscheidung verkündete. "Du bleibst", sagte er knapp und mir klappte empört der Mund auf. "Ich hab doch vorhin gesagt, dass ich auf dem Sofa im Barzelt...", erwiderte ich und wurde sofort wieder unterbrochen. "Und genau deswegen bleibst du. Ein Schankraum ist kein Ort, wo eine wehrlose Frau nächtigen sollte", sagte er kurz angebunden und wollte mir den Rucksack vom Rücken ziehen. "Hey, jetzt wart doch mal. Thorin. Ich muss erst mal nach Hause", sagte ich und entzog mich seinem Griff. "Das kann warten bis Morgen", sagte er strickt und versuchte erneut an mein Gepäckstück zu kommen. "Nein, kann es eben nicht. Ich muss da sofort hin. Also gehe ich da sofort hin. Und weder du noch die Anderen hier werden mich aufhalten", sagte ich und stolperte dann ungeschickt rückwärts über Kilis Schlafplatz, wobei ich, wie eine Schildkröte, auf dem Rücken landete. "Du kannst dich ja fast nicht mit dem Ding auf den Beinen halten", sagte er und begann spöttisch und genug tuend auf mich herab zu grinsen. Ich schnaubte ihm beleidigt entgegen und rollte mich auf den Bauch um wieder aufzustehen. "Also gut. Aber du nimmst Dwalin mit", hörte ich Thorin hinter mir schließlich sagen, als ich gerade wieder hoch kam und fuhr ruckartig herum. "WAS?!", kam es gleichzeitig von uns beiden. "Ich soll dem Weibstück hinterher laufen?", fragte er entsetzt und deutete unnötigerweise auf mich. "Ich? Mit dem tumben Klotz da?", fragte ich nicht minder empört. "So ist es", meinte der Zwergenkönig entschlossen und machte sich währenddessen an irgendetwas am Boden zu schaffen. Das konnte doch unmöglich sein Ernst sein? Ich mit Dwalin? Unterwegs und womöglich noch in meiner Wohnung? Tickte der Herr denn noch ganz sauber? Ich sah rüber zu Dwalin, der mir einen reichlich giftigen Blick zu warf. Aber trotzdem schienen wir uns beide drüber einig zu sein, dass wir den Anderen nicht mitnehmen wollten. "Such es dir aus. Du sagtest, dass du in Eile bist. Und solange du in meinem Zelt verweilst, unterstehst du meinen Regeln. Deshalb wirst du Dwalin mitnehmen. Ansonsten bleibst du hier", kam es erneut von Thorin. Ich grummelte und scharrte einmal kurz genervt mit dem Fuß im Gras. Dieser unverschämte, schwarz haarige, kleine Mistkerl packte mich richtig an meinem Ego. Das Schlimmste war, dass er durchaus in der Lage wäre, mich aufzuhalten, wenn ich mich gegen ihn auflehnte. Also hatte Widerspruch einfach keinen Zweck. "Hya....Gut, also schön. Aber nur, weil ich keine wirkliche Zeit habe jetzt lange mit dir rum zu diskutieren", meinte ich und stapfte frustriert aus dem Zelt. Wenig später folgte auch Dwalin, mit einer mehr als angesäuerten Laune. Er hatte seine beiden Äxte geschultert, womit er unglaublich gefährlich aussah. Keine wirklich guten Voraussetzungen, um unterwegs zu sein. Ich hoffte nur, die Bahnpolizei würde uns nicht aufgreifen. Nachdem ich mich kurz abgemeldet hatte, schritten wir schweigend den Feldweg entlang. Die Stimmung zwischen uns beiden war alles andere als rosig. Noch dazu, weil er permanent nur am grummeln war. Am Bahnhof angekommen, sah ich mich zunächst nach dem Fahrplan um. Der nächste Zug sollte nicht lange auf sich warten lassen. Aber wir brauchten zumindest noch eine Fahrkarte für den Herrn Glatzen-Zwerg. Ich schaute in meinen Geldbeutel und rümpfte die Nase. "Hast du Geld dabei?", fragte ich, was das Erste war, was wir gesprochen hatten, seit wir vom Platz gegangen waren. Er grunzte und sah mich abschätzig an. "Hab ich. Aber denk bloß nicht, dass ich dir was abgebe", raunte er. Ich seufzte und versuchte ruhig zu bleiben. "Das ist auch nicht für mich, sondern für deine Fahrkarte. Ohne darfst du nicht mit in den Zug", sagte ich. "Dann bleibe ich eben hier", meinte er und stellte sich an den Zaun hinter dem Bahnsteig. "Wäre mir persönlich auch lieber. Musst ja Thorin nicht sagen, dass du zurück geblieben bist und mich allein hast fahren lassen", meinte ich trocken und wand mich von ihm ab. Zur Antwort auf meine Aussage, gab er ein verstimmtes Knurren von sich und kurz drauf hörte ich ein Klimpern. "Da", meinte er barsch und drückte mir dann einen Zwanziger in die Hand. Ich hob die Augenbraue und musterte ihn verblüfft. Er erwiderte den Blick beleidigt. "Was ist jetzt? Hab ich was im Gesicht?", fragte er, als ich nicht aufhörte ihn anzuschauen. Ich schüttelte nur seufzend den Kopf und fütterte dann den Automaten mit dem Schein, nachdem ich die Haltestelle angegeben hatte. Dieser Spukte die Fahrkarte und das Restgeld aus welches ich ihm zurück reichte. "Behalt die Karte. Wenn du die verlierst, musst du noch mehr Zahlen", erklärte ich und fing mir nur ein kurzes Schnauben ein. Wenig später verkündete die freundliche Frauenstimme aus dem Lautsprecher: "Achtung am Gleis Eins! Zug fährt ein!" Dwalin zuckte zusammen und sah sich verwirrt und wachsam um. "Wer ist da? Wer hat das gesagt?", fragte er und war kurz davor die Äxte zu ziehen. Zum Glück waren wir die Einzigen, die um diese Zeit fuhren, sonst wäre mir sein Verhalten unglaublich peinlich gewesen. "Lass die Waffen stecken. Das war nur die Lautsprecheransage. Die beißt nicht", gab ich belustigt von mir. Als der Zug vor fuhr, machte er erneut Anstalten seine Äxte zu zücken. "Ein Lindwurm! Bleib zurück, Weibstück! Ich werde ihn erledigen!", rief er und ich konnte ihn gerade noch am Pelzkragen packen, bevor er drauf los stürmen konnte. "Das ist kein Lindwurm. Das ist ein Zug. Damit fahren wir jetzt", sagte ich und trat näher an den roten Wagen heran, um an der Tür den Knopf zum Öffnen zu drücken. Ich blieb in der Tür stehen, um ihm zu zeigen, dass es völlig ungefährlich war. Zögerlich und mit viel Bitten trat er dann ein. Die Türen schlossen sich und ich hielt mich an einer der Stangen im Mittelgang fest. Da wir ja nicht weit fuhren, hielt ich es auch nicht für angebracht mich zu setzen. "Eine ungewöhnliche Kutsche", meinte er und schüttelte den haarlosen Schädel. "Halt dich fest", sagte ich ruhig. "Wieso?", fragte er noch, da fuhr der Zug schon an und er landete völlig überrascht drein blickend auf der Nase. Ich musste lachen. Maulend kam er wieder auf die Beine. Er fluchte entrüstet über dieses abartige Menschengefährt und hielt sich dann an der selben Stange fest wie ich. An meinem Bahnhof stiegen wir dann aus. Er war darüber mehr als erleichtert. "Nächstes mal nehmen wir die Ponys", grollte er und versah den Zug mit einem tödlichen Blick. "Es gibt hier keine Ponys Dwalin. Wir fahren mit dem Ding nachher auch wieder zurück. Das ist dann das letzte Mal, okay?", sagte ich beschwichtigend und schritt schon mal voran. Er folgte mir die Treppe vom Bahnsteig hinunter in den Untergrund und dann hinaus in Richtung Hauptstraße. Der Anblick der Kleinstadt, ließ bei ihm den Mund weit offen stehen. Die ganzen Autos, der Lärm und die vielen Menschen um uns herum, die besonders ihn neugierig und verstört angafften. Das alles war komplett neu für ihn. "Komm schon, Großer. Folg mir und sieh zu, dass du mich nicht aus den Augen verlierst", sagte ich und suchte meinen Weg in die Menge hinein. Er kam mir zügig hinterher. Zum Friedhof musste ich eine andere Richtung einschlagen, wie zu mir nach Hause. Da waren die Straßen auch ein wenig ruhiger. Dennoch hatte ich einige Mühe den sehr auffälligen Kerl hinter mir, der von vielen wohl für einen Miniatur Wikinger gehalten wurde, durch den Verkehr zu bringen. Schließlich waren Ampeln und Zebrastreifen für seinesgleichen ja etwas vollkommen unnatürliches. Mehr als einmal musste ich ihn hinten am Kragen packen, damit er nicht bei Rot mitten auf die Fahrbahn stiefelte und überfahren wurde. Und jedes mal fluchte er genervt. "Jetzt komm mal runter. Wir sind ja gleich da", sagte ich, als wir über die letzte Fußgängerampel gingen. "Diese vermaledeihte Menschenwelt. Dieser ganze unnütze Kram, den ihr hier habt. Und erst diese sonderbaren Eisenkutschen. Wie haltet ihr das hier nur aus?", grollte er. "Ich für meinen Teil fast gar nicht. Aber ich kann leider nirgendwo anders hin, bevor ich nicht eine Arbeit gefunden habe", sagte ich ruhig und latschte den kleinen Hügel zum Friedhof nach oben. Dort konnte man schon die Einsatzwagen der Feuerwehr und des Forstamtes sehen, die sich bemühten die umgestürzten Bäume zu entfernen. Der Friedhofswärter wartete mit dem Einsatzleiter am Eisentor. "Ach, kommen Sie auch endlich", sagte er ohne auch nur ein kurzes "Hallo" von sich zu geben. "Ja, ich bin auch endlich da. Zeigen sie mir mal, wie das Grab aussieht. Ich mach dann Fotos", gab ich mit beflissener Miene zurück. Die Herren nickten mir zu und gingen voraus. Ich war an diesem Abend nicht die Einzige, die man zum Grab ihrer Nächsten gerufen hatte. Viele andere waren auch gekommen um die Schäden an ihren Gräbern zu dokumentieren und beim Aufräumen zu helfen. Beim Grab meines Mannes angekommen, musste ich es zuerst einmal suchen. Die Tanne war mitten drauf gekracht und den Engel hatte es offensichtlich gut zerlegt. Die Trümmer lagen wild verstreut am Boden herum. Ich seufzte und zog mein Handy, um damit Schadensfotos zu machen. "Hier ist es also?", hörte ich Dwalin fragen, der mit einem Mal überhaupt nicht mehr grantig klang. Ich atmete tief durch. "Ja. Hier liegt er", meinte ich ruhig ohne weiter darauf einzugehen. Nachdem ich fertig war, wandte ich mich an den Einsatzleiter der Feuerwehr, bei dem ich kurz dafür unterzeichnete, dass sie die dicke Tanne entfernen konnten. Bevor die Herren aber anfingen, kroch ich noch einmal zwischen die Äste und suchte nach dem Bild, was im Sockel der Statuentrümmer angebracht worden war. Das Glas war gesprungen und es hing halb heraus. Ich verzog ein wenig das Gesicht und griff danach. Dummerweise bemerkte ich die Scherbe nicht die Abstand, als ich es packen wollte. "Gna... Verdammt", fluchte ich und nahm meinen Zeigefinger in den Mund. "Was ist los, Weibstück?", fragte Dwalin der hinter mich getreten war. "Hab mich geschnitten", erwiderte ich, stand auf und suchte in meiner Hosentasche nach einem Taschentuch. "Zeig mal her", grummelte er und zog meine Hand heran. Und das nicht mal grob, wie ich es eigentlich von ihm erwartet hätte. "Ist doch nichts", meinte ich und fand schließlich eins. "Wie ihr Weiber euch immer anstellen könnt, wegen einem kleinen Schnitt im Finger. Was wolltest du denn da holen?", fragte er und kniete sich nun an die Stelle wo ich herum gefummelt hatte. "Das Bild meines Mannes. Es ist im Sockel angebracht", erklärte ich. Ich drückte das Taschentuch auf den Finger und beobachtete, wie der Zwerg ins Gestrüpp griff und kurz drauf das Foto hervor zog. Er besah es sich und schnaubte. "Das ist er also", sagte er mehr feststellend als fragend und reichte mir das Bild über seine Schulter zurück. Ich nahm es entgegen und steckte es weg. "Musst du hier noch was erledigen oder können wir gehen?", fragte er als er aufstand. "Nein, hier bin ich vorläufig Fertig. Den Rest erledigt die Feuerwehr. Ich werd erst wieder hier hin müssen, wenn der Baum weg ist. Dann kann ich die Trümmer beseitigen", antwortete ich und der Zwerg nickte. "Dann gehn wir. Ich mag Grabstätten nicht besonders", grummelte er und ging mir voran davon. Ich folgte ihm schweigend. Als nächstes gingen wir zu mir nach Hause. Ich öffnete den Briefkasten und entleerte die ganze Post, die sich angesammelt hatte. Darunter waren schon mal mindestens zehn Absagen von Firmen, bei denen ich mich vor meiner Krankschreibung beworben hatte. Jede menge Werbung und das ein oder andere Schreiben vom Amt. "Na war ja zu erwarten", murmelte ich und schloss die Haustür auf. Dwalin schwieg unterdessen, bis wir im obersten Stock in meiner Wohnung angekommen waren. Er sah sich neugierig um, während ich die dreckigen Sachen aus meinem Rucksack holte und sie im Wäschekorb verstaute. "So lebt ihr Menschen also hier?", fragte er, als er noch im Flur stand und ins Schlafzimmer schaute. "Nicht alle. Das hier ist noch recht bescheiden", antwortete ich ihm knapp. Er schnaubte und verschwand mit verschränkten Armen vor der Brust im Wohnzimmer. Als ich gerade frische Sachen eingepackt und den Rucksack in den Flur gestellt hatte, hielt ich Ausschau nach dem Zwerg, der offenbar meine kleine aussortierte Waffensammlung in einem offenen Karton entdeckt hatte. "Was machst du denn da Dwalin?", fragte ich, als ich erkannte, dass er ein paar Dolche in Händen hielt. Er drehte sich um und musterte mich spöttisch. "Sag mal Weibstück, sind das deine?", fragte er belustigt. "Ja und nein. Manche gehören mir. Andere gehörten meinem Mann. Leg sie bitte wieder zurück. Die will ich noch verkaufen." "So was willst du verkaufen? Die sind ja zum Teil nicht mal Scharf. Und das Schwert hier ist ja wohl auch lächerlich." Er legte die Dolche in die Kiste und nahm das Schaukampfschwert hoch, das daneben am Polster gelehnt hatte. "Die meisten Dolche sind nur Modelle, die man sich zuhause hinstellt oder an die Wand hängt als Dekoration. Und das Schwert da ist nicht für echte Kämpfe gedacht, sondern nur dafür um Leute zu unterhalten und einen Kampf zu trainieren. Leg es wieder weg und fuchtel nicht damit rum, bevor du mir hier noch was kaputt machst", mahnte ich ihn an. Doch Zwerg wie er war, konnte es nicht sein lassen und schwang es während ich noch sprach umher. Ich musste neidlos eingestehen, dass er trotz seiner plumpen Gestalt äußerst gut damit umzugehen wusste. Allerdings empfand ich es in meiner kleinen Wohnung alles andere als zuträglich, wenn er es so leichtfertig herum wirbelte. Ich verschränkte meine Arme und trippelte nervös mit einem Fuß auf dem Laminatboden herum. "Hast dus bald mal? Ich bin fertig. Wir können wieder zurück", gab ich ungeduldig von mir. "Ja ja. Ist ja schon gut", meinte er und ausgerechnet mit dem letzten Schwinger fegte er eine Reihe von Bildern von meiner Anrichte, die ich noch nicht weggepackt hatte. "DU VERDAMMTES TROTTELKIND!", brüllte ich wütend und entsetzt. Er war zusammen gezuckt und machte kurz einen etwas verdrießlichen Eindruck. Wütend knurrend machte ich mich daran die Bilder wieder einzusammeln. Bei der Hälfte war das Glas oder der Rahmen gesprungen. Darunter auch mein Hochzeitsfoto. Ich sollte mir wirklich merken, dass man Zwerge nicht in Kleinstadtwohnungen hinein lässt, wenn man Waffen offen herum stehen hat. "Ist viel kaputt?", fragte er trocken. "Wenn du meine Nerven damit meinst. Da kann schon nichts mehr kaputt gehen. Wenn du meine Bilder meinst, dann darf ich dich beglückwünschen, du hast soeben mein halbes Leben zerstört", meinte ich bissig, stand auf und schlug die kaputten Sachen auf meine Anrichte. Er trat näher und besah sich die Bilderrahmen. "Nimm die mit. Ich bring das wieder in Ordnung", sagte er dann schlicht. Ich hob verblüfft den Kopf und starrte ihn an. "Meinst du das ernst?", fragte ich. Er nickte nur und stapfte dann in den Flur wo er meinen Rucksack holte. Ich nahm leicht erstaunt die Bilder auf. Packte sie aber vorher in eine Leinentasche, damit keine Scherben in meinem Rucksack herum fielen und stopfte sie dann hinein. "Beeilen wir uns. Es gibt sicher gleich Abendessen", sagte der Zwerg und ging mir voraus die Straße entlang, nachdem ich die Haustür hinter mir geschlossen hatte. Dwalin hatte mir meinen Rucksack abgenommen und trug diesen selbst. Auf dem Rückweg zum Lager redeten wir eigentlich genauso wenig wie zuvor schon. Als wir ankamen und das Zwergenzelt betraten, sah ich, dass man in der hintersten Ecke ein Leinentuch aufgehangen hatte. Es schien einen bestimmten Bereich abzuschirmen. "Da seid ihr ja endlich wieder", meinte Fili und begrüßte uns lächelnd. "Deine Schlafstätte ist fertig, Cuna. Komm sieh es dir an", sagte Kili und zog mich am Arm nach hinten, hinter den Leinenvorhang. Ich staunte nicht schlecht über das, was ich da zu sehen bekam. Innerhalb dieser kurzen Zeit hatten es diese kleinen fleißigen Männer geschafft eine halbwegs, gemütlich aussehende Liege da hin zu zimmern. Sie war mit Decken und auch Fellen belegt. Eine richtig schöne Kuschelhöhle konnte man sagen. Auf meinem Gesicht bildete sich ein überraschtes Lächeln. "Das ist echt schön geworden, Kili", sagte ich und ging hinein. "Hier drin kannst du dich in ruhe umziehen, ohne dass dich einer von uns sieht", meinte er grinsend und offensichtlich sehr zufrieden darüber, dass es mir gefiel. "Ach ihr seid einfach zu süß", meinte ich und konnte nicht umhin den kleinen, dunkelhaarigen Zwerg einmal zu umarmen. Er klopfte mir kichernd auf den Rücken. Sein Bruder der hinter ihm stand verschränkte beleidigt die Arme vor der Brust. "Und was ist mit mir? Ich hab auch mitgeholfen", klagte er. "Dann komm doch her", sagte ich, löste einen Arm und winkte ihn heran. Er kam näher und so konnte ich ihn auch mit drücken. "Nun hört mal auf mit diesem weibischen Getue da drüben. Es gibt Abendessen. Los kommt!", kam es von Thorin der belustigt drein blickend im Zelteingang stand. Wir lösten uns kichernd voneinander und zogen dann geschlossen Richtung Zeltplatzküche. Ich fühlte mich nun wirklich bei den Herren aufgenommen. Auch wenn es mir noch sehr unangenehm war darüber nachzudenken, wie es wohl wäre für den Rest der Zeltstadt Zeit bei ihnen zu übernachten. Doch hatte ich schon das Gefühl, dass ich dort wesentlich sicherer sein würde, als sonst irgendwo auf dem Platz. - 24. Schadensbegutachtung / ENDE - Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)