Diesem Einen will ich #Follow von Virdra-sama (Was macht der Zwergenkönig in meinem Onlinegame?) ================================================================================ Kapitel 5: 5. Begegnung der bärtigen Art ---------------------------------------- In wenigen Stunden war es soweit. Dann würde ich mit Chu und Richi unterwegs zum Zeltplatz sein. Die letzten Tage allerdings hatte ich damit verbracht mich endlich mal an diese sonderbaren Zwerge zu gewöhnen, die mir im Spiel einfach überall hin folgten. Egal wohin ich mich auch hin verzog, sie waren schon da. Dabei wurden es nicht weniger sondern mehr. Wo Kili, Fili, Dwalin, Balin und Bofur hinzu gekommen waren, gesellten sich im laufe der Tage noch die restlichen Zwerge der gesamten Thorin Sippschaft hinzu. Fehlte nur noch, dass sich einer der zigmillionen Gandalfs und Bilbos dazu kamen, um mit mir und den Zwergen zu versuchen gemeinsam den Erebor zurück zu erobern. Ich hoffe inständig, dass keiner von denen auf diese glorreiche Idee kam. Denn das ganze Rollenspiel getue ging mir zeitweilig wirklich gehörig auf den Sack. Zumindest schien Thorin mit der Zeit etwas mehr zu begreifen, wann es zu viel wurde. Meistens dann, wenn ich einmal mehr entnervt meinen Unmut an meiner Tastatur ausließ, um dem ein oder anderen Zwerg ordentlich die Meinung zu sagen. Aber ich musste definitiv zugeben, dass man sie gut für Gefährtenaufgaben brauchen konnte. Sie waren ausgezeichnet aufeinander eingespielt. Doch kratzte ich mich mehrfach am Kopf, wenn Situationen auftraten, die für diese Spielmechanik eigentlich untypisch waren. Ich kannte ja Duell-Funktionen aus anderen Onlinerollenspielen, aber von der Funktion Massenduell hatte ich noch nie gehört. Sobald nämlich eine Unstimmigkeit in der Gruppe ausbrach, gingen alle gleichzeitig aufeinander los. Thorin stand dann meistens neben meinem Charakter und schrieb dann immer:"Beachtet das gar nicht. Die beruhigen sich schon wieder." Meine Antwort darauf war jedes mal:"Wie soll man so was nicht beachten? Die machen einen Lärm, wie eine Horde Trolle. Stinken nur weniger." Und ein paar mal hätte ich schwören können, dass ich seinen Charakter habe lachen sehen. "Sagt mal. Wo war dieses Zeltlager doch gleich wo Ihr hin gehen werdet?", fragte er, nachdem wir ein Gasthaus in den leeren Landen betreten hatten, um uns, wie sie sagten, auszuruhen. "Ich hab dir die Adresse schon fünf mal genannt. Die steht doch auf der Internetseite, von der ich dir erzählt habe. Aber warum fragst du?", entgegnete ich. "Nun ja. Ich überlegte ob es nicht vielleicht eine gute Sache wäre, sich dies einmal anzusehen. Natürlich nur, wenn es Euch keine Umstände macht", meinte er schlicht "Mir macht so etwas keine Umstände. Ich gehöre nicht zum Team der Veranstalter dort. Ich bin dort so gesehen auch nur Gast. Und da ist eigentlich jeder willkommen, wie du ja weißt. Vorausgesetzt er hat nicht vor dort zu randalieren. Dann wird man vom Platz geworfen. Man darf auch keinen Alkohol mitbringen. Erst recht keinen Starken und auch Drogen sind nicht erlaubt", erklärte ich nun zum gefühlt dritten Mal. Aber bei der Begriffsstutzigkeit der Gruppe konnte man dies gar nicht oft genug wiederholen. "Kein Alkohol?!", rief Kili entsetzt, der bei seinem 'Bruder' Fili im Schwitzkasten hing. "Ja, kein Alkohol. Es geht nicht darum, sich die Nase zu zu saufen sondern um in einer gemütlichen Runde mit anderen Menschen Spaß zu haben. Außerdem kann man vor Ort das ein oder andere Bier bekommen. Nur mitbringen ist nicht. Gab zu viel ärger damit in der Vergangenheit." "Dann bleib ich lieber zu Hause", schrieb er und boxte Fili von sich weg. Ich seufzte meinen PC an. Sollte mir recht sein. Eigentlich wäre es mir sehr unangenehm gewesen, wenn diese Chaostruppe plötzlich auf dem Zeltplatz aufgetaucht wäre. Die Vorstellung von diesen verrückten Rollenspielern dort heimgesucht zu werden, war mir ein Graus. Ich schüttelte mich kurz bei dem Gedanken, was denn da für Typen auftauchen würden. Vielleicht leichenblasse, spindeldürre Nerds nach Sheldon Cooper Art wie aus "The Big Bang Theorie". Oh nein, bitte nicht so was, schoss mir durch den Kopf. Wobei die Zwergentruppe hier alles andere war, als eine Versammlung Sheldon Cooper Klone. Besonders Helle war so wirklich keiner davon. Naja von Thorin und Balin mal abgesehen, die doch vielmehr den Überblick über die Männer behalten konnten. Als ich mich dann endlich am Abend verabschiedete, um in meinen wohlverdienten, notwendigen Urlaub zu verschwinden, meinte Thorin noch so beiläufig:"Vielleicht bis demnächst." Zumindest klang es für mich Beiläufig. So loggte ich mich aus und ging danach unbehelligt schlafen. Am nächsten Tag, auf dem Weg zum Bahnhof kamen mir schon Chu und Richi entgegen. Und sie waren nicht allein. Auch ein paar Andere, die ich bereits vor ein paar Jahren auf der Zeltstadt kennen gelernt hatte, warteten vor dem Gebäude auf mich. Rainbow und Ani-Chan. Auf der Zeltstadt war es unter anderem üblich, dass man sich nicht zwingend mit seinem richtigen Namen vorstellte. Pseudonyme erfreuten sich dort größter Beliebtheit. So war es auch bei Rainbow und Ani-Chan. Sie kannten mich dort alle nur unter dem Namen Jacky, da ich seinerzeit auf meinem ersten Zeltstadtbesuch eine Comedy Nummer als Jackeline Kolanzski oder auch Jacky-Kola aufgeführt hatte. Rainbow war noch etwas kleiner, als ich und Ani-Chan war etwa genauso groß wie sie. Beide waren dunkelhaarig und trugen Brille. Sie sahen aber alles andere als glücklich darüber, wie sie mich so zugerichtet musterten und dann erfuhren was passiert war. Aber sie wussten mich zumindest sehr gut aufzuheitern. "Jacky, du musst das so sehen. Mit ner so großen Nase, kannst du besser riechen wann das Essen fertig ist", meinte Rainbow breit grinsend. "Will ich gar nicht. Vor allem dann nicht wenn Moe gekocht hat", meinte ich nur schulterzuckend. "Wie letztes Jahr als ihm der Fisch angebrannt ist. Ich sagte mir da nur..", ich holte tief Luft und meine Freunde wussten was jetzt kam. "Jacky.... Näääääää!", gaben alle gleichzeitig von sich und wir grinsten uns an. Anschließend brachen wir dann endlich auf. Mit der Bahn waren es nur vier Stationen, bis zu dem Ort wo wir hin wollten. Den Rest mussten wir zu Fuß gehen. Ich fühlte mich in dieser ausgelassenen Stimmung richtig wohl. Sie war die willkommene Ablenkung von meinem tristen Alltag. Unser Weg führte über grüne Feldwege mit einzelnen Baum bewachsenen Flecken an den Rändern. Wir unterhielten uns ausgiebig darüber, welche Überraschungen dieses Jahr auf uns warten würden. Vor allem auf das Nachtgeländespiel waren wir gespannt. Ich hatte mir vor einiger Zeit selbst eines ausgedacht und dieses als Idee an die Teamleiter weitergegeben. Sie sagten mir daraufhin, dass sie es sich einmal untereinander durchsprechen wollten. Im Jahr davor war das Geländespiel wegen zu starker Regenfälle in der Nacht ausgefallen. Wir hofften daher sehr, dass es in diesem Jahr trocken blieb. Als endlich der Zeltplatz erreicht war, sog ich die Luft von dort tief in meine Lungen und musterte den Platz ausgiebig. Alles war da wie immer. Die Einzel und Gruppenzelte in der sogenannten Ryan-House-Straße, die Hängematten, die an den Bäumen in "Klein Mordor" hingen, "Der Einsame Sandberg" oder "Sandybor", wie ich ihn einmal Spaßeshalber genannt hatte, Das Häuschen mit dem Zeltplatz Radio, oder auch schlicht als "ROZ" in großer Leuchtschrift gekennzeichnet und zu guter letzt die Anmeldung und das Fisse ma "Tent" chen, die Zeltplatzbar, in der jeden Abend etwas los war. Sei es dass man sich zum Quatschen traf, zum Tischkicker spielen oder es um den Karaoke Abend und die Talent Show ging. Chu und Richi machten sich nach ihrer Anmeldung schon daran ihr Zelt zu errichten. Sie hatten einen Stammplatz in der Nähe von "Klein Mordor", da es bei Regen unter den Bäumen nicht ganz so schlimm nass wurde. Ich selbst hatte mir dieses mal eine der begehrten Hängematten sichern können. Diese waren mit Regenplanen überspannt damit man auch Nachts ruhig liegen konnte, ohne eine unfreiwillige Dusche von oben zu kassieren. Wobei Ruhig relativ war, wenn die Nachtwache vorbei kam oder sich der ein oder andere einen Scherz erlauben wollte und einem Sahne ins Gesicht schmierte. Was zum Glück eigentlich nur sehr selten vorkam. So stellte ich meinen Rucksack ab und zog zunächst ein von mir besorgtes Moskito-Netz heraus, welches ich unter der Regenplane anbrachte. Schließlich wollte ich weder von Wespen noch von Mücken begrüßt werden. Als nächstes kam eine kleine LARP-Laterne an einen Ast, die ich vor ein paar Jahren mal gekauft hatte und eigentlich immer in meinem Rucksack mitführte. Sie hatte eine elektronische Wachskerze im Gehäuse, die bei Nacht gemütliches Licht ausstrahlte. Meinen Schlafsack nutzte ich in dem Fall als Decke und der Rest der Sachen, die ich so nicht brauchte verschwand gut abgesichert neben meiner Hängematte. Diebstahl gab es hier nicht, also war es kein Ding die Sachen so offen stehen zu lassen. Nachdem ich fertig warund das Wäldchen über einen kleinen Trampelpfad verließ, konnte ich Richi und Chu dabei beobachten, wie sie fast ein wenig entnervt die Zeltstangen hin und her schoben, die Spannseile zurecht zogen und dann wieder alles in sich zusammen fiel. Ich musste lachen und dachte mir, es wäre doch eine gute Idee ihnen zu helfen, sonst ständen sie am Abend noch ohne Zelt da. Eigentlich war es ein Auftakt wie immer. Alle die man kannte. Ob sie jetzt nun Rang und Namen hatten, zogen nach und nach auf dem Platz ein. Gegen Nachmittag wurden dann die Buttons an all diejenigen verteilt, die langfristig auf dem Platz blieben. Jeder konnte seinen Namen eintragen und musste diesen Button dann sehr gut verstauen. Wer ihn verlor oder irgendwo hin verlegt hatte, musste am Karaoke Abend noch einmal zur Strafe ein paar Lieder schmettern. Bei manchen war es mehr, bei anderen weniger schlimm. Wenn ein Duett an der Reihe war konnte es sogar doppelt so schlimm werden. Aber dieser Abend war zum Glück noch ein paar Tage entfernt. Zunächst einmal rückte der Abend näher und damit das Große Begrüßungsfeuer und das "Werwolfen", ein Rollenspiel in dem man gerade Neulinge besser kennenlernen und willkommen heißen konnte. Ich wollte gerade sorglos mit Chu und Richi zum Fisse ma "Tent" chen um einen Schluck zu trinken, nachdem dieses widerspenstige Zelt endlich aufgebaut war, da fiel mein Blick mehr zufällig zum Eingang des Zeltplatzes, wo sich eine Kleine Gruppe sonderbarer Gestalten angesammelt hatte. Ungefähr fünf an der Zahl. Der Kleidung nach zu Urteilen waren es alles Mittelalter-Fans. Zumindest konnte ich vorerst nur die langen, schwarzen Umhänge erkennen, da sie ihre Kapuzen tief über die Gesichter gezogen hatten und man auf die Entfernung hin eh nicht viel von ihnen ausmachen konnte. Aber was man sagen konnte war, dass sie alle nicht sehr groß waren. Manche so schätzte ich waren mehr meine Größe, andere kleiner. Ich schüttelte nur den Kopf. Vielleicht waren sie ja unterwegs zu einem Mittelaltermarkt in der Nähe und hatten sich verlaufen. Sicher wollten sie nach dem Weg fragen. Doch sie blieben einfach stur am Eingang stehen und sahen sich offenbar nach allen Richtungen um. "Wer kommt denn da?", fragte Chu und war somit meinem Blick gefolgt. "Sieht aus, als wären das noch ein paar Leute, die hier auf den Zeltplatz wollen", meinte Richi. "Hab ich nicht so den Eindruck. Die sehen so aus als hätten sie sich eher verlaufen. Ist derzeit ein Mittalaltermarkt hier in der nähe?", fragte ich in der Hoffnung das die Antwort Ja wäre, denn ein Ungutes Gefühl machte sich in meinem Hirn breit, welches nicht von den neu aufkommenden Kopfschmerzen her rührte. "Also so viel ich weiß nicht. Sind ja komische Gesellen. Was wollen die denn Darstellen? Die Zwerge aus der Hobbit? Oder irgendeinen Wanderzirkus?", fragte Chu und aus meiner Kehle kam ein ungewohnt hohles Lachen. Nein, das konnte unmöglich sein. Hatten es diese Rollenspieler wirklich bis hier her geschafft? Und hatten sie sich noch dazu wie ihre eigenen Charaktere verkleidet? Oh Herr im Himmel, bitte lass es nicht so sein, flehte ich innerlich. Ich wollte lieber schnell in das Barzelt verschwinden, da hielt Chu mich kurz an. "Schau mal, da redet grade einer mit Moe. Offenbar wollen die doch hier her", meinte sie und ich sah, wie gerade der kleinste der Gruppe hervor getreten war um mit Moe, einem recht großen Mann um die Vierzig mit Glatze und recht langem roten Bart, zu sprechen. Fast entsetzt nahm ich wahr, dass dieser kleiner Kerl dort einen Bauchlangen, weißen Bart unter der Kapuze hervorlugen hatte. Ich schluckte schwer und schüttelte wieder den Kopf. "Leute. Ich hab grade richtig angst", jammerte ich und versuchte mich etwas hinter Chu zu verstecken. "Wovor? Kennst du die?", fragte Richi neugierig. "Ich habe da eine ganz ganz... gaaaanz böse Vorahnung", meinte ich und in dem Moment deutete Moe in unsere Richtung. Die Köpfe der Fünfergruppe am Eingang wandte sich zu uns, dann wieder zu Moe und schließlich verabschiedeten sie sich von ihm mit einer Verbeugung. "Lasst uns schnell in die Bar gehen. Ich muss mich verstecken", meinte ich und zog meine beiden verwirrt drein blickenden Freunde hinter mir her. "Was ist denn los?", fragte Chu und musterte mich besorgt. "Ich fürchte das sind die Rollenspieler von denen ich euch mal erzählt habe. Ich hatte ihnen ja gesagt, dass ich zelten bin, aber ich hätte doch nie gedacht, dass die hier schon am ersten Tag aufschlagen. Noch dazu in solchen albernen Verkleidungen", seufzte ich und verzog mich so schnell ich konnte auf einen freinen Platz in der Sofa Ecke, der mit dem Rücken zum Eingang war. Hauptsache man sah mich vom Eingang aus nicht. Von Draußen her dröhnte gerade aus dem "ROZ" Häuschen "Sommer, Sonne, Kaktus" ein Lied von Helge Schneider. Wer hatte sich das nun wieder ausgesucht? Noch dazu in meiner Situation? Doch das war eigentlich nicht ganz so wichtig. Mich beschäftigte mehr, was diese Rollenspieler wohl hier her zu mir trieb. Was war, wenn sie sofort wussten wer ich war? Immerhin war Ihnen ja bekannt das ich verletzt war und eine Maske tragen musste, damit meine gebrochene Nase heilte. Der knirschende Kies kündigte bereits die Ankunft der Fünfergruppe an. Die Gespräche, die im Barzelt geführt wurden verstummten jäh, als aller Augen zum Zelteingang huschten. Ich machte mich extrem klein und ich hoffte, dass man mich hinter der Rückenlehne nicht mehr sah. Ich hörte die Holzbohlen des Bodenbelages knarzen, als einer nach dem anderen herein kam. "Verzeiht die Störung", drang eine sehr tiefe, dunkle Männerstimme an mein Ohr, bei der einem abwechselnd Heiß und Kalt werden konnte. Ich lugte ganz vorsichtig seitlich am Sofa vorbei und sah, dass die Gruppe ihre Kaputzen gelüftet hatten. Das konnte doch nicht Wahr sein! Nein! Das war ein dummer Scherz! Ein Traum, oder Alptraum?! Ich musste mich mehr als einmal Zwicken, um festzustellen das ich nicht träumte. Und trotzdem glaubte ich es nicht. Alle Fünf, wie sie da standen, waren das exakte Ebenbild ihrer Charaktere aus dem Hobbit Film. Vorne Weg, Thorin, Dunkelhaarig mit wachsamen, kühlen Blick und erhabener Haltung. Flankiert neben ihm links Kili, braunhaarig mit einem feixenden Grinsen auf dem wenig bebarteten Gesicht und rechts Fili, blond und sich nach allen Seiten zu den Damen des Zeltplatzes freundlich verneigend. Hinter diesen Balin mit seinem Bauchlangen, weißen Bart und einem freundlich warmen Großvaterlächeln. Direkt am Eingang, mit verschränkten Armen vor der Brust und wesentlich grimmiger drein blickend als seine Begleiter stand Dwalin. Alle schwer bewaffnet und ausgerüstet für einen langen Gewaltmarsch. Ich wurde auf meinem Sofaplatz immer kleiner und kleiner. Ich hoffte so sehr, das ich zu einer Ameise mutieren würde, um diese mehr als unangenehme Spannung los zu werden. Endlich rang sich einer dazu durch die Ankömmlinge anzusprechen, da alle anderen wohl in eine Art Schockstarre gefallen waren. "Ähm... Können wir Euch helfen?", meinte dieser Junge eingeschüchtert. "Das hoffen wir doch einmal. Wir suchen eine Frau. Cuna. Sie soll hier sein", meinte Thorin mit seiner, für seine Größe, ungewöhnlich tiefen Stimme. Einige sahen sich verwirrt an. "Also, ne Cuna gibts hier nicht", meinte eine aus den Reihen der Teamleiter. "Seid Ihr sicher? Sie sagte sie wäre hier", kam es von Kili, dessen Stimme nur unwesentlich höher war, als die von Thorin. Mir brach langsam der kalte Schweiß aus. Sollte ich mich wirklich hier zu erkennen geben? Was wäre wenn ichs täte? Was wenn ichs NICHT täte?! Würden sie das ganze Zelt zerlegen? Die Waffen, die sie an den Gürteln und am Rücken trugen, sahen gefährlich echt aus. "Hab doch gesagt, es is nur Zeitverschwendung. Die hat uns gelinkt. Wenn ich die erwische, kann die was erleben", maulte Dwalin von der Tür mit seiner rauchig, kratzigen Stimme. Man konnte einen Zeltplatzbesucher nach dem anderen zusammen zucken sehen, als man ihn sprechen hörte. Er machte wirklich den bedrohlichsten Eindruck. "Nun aber mal ganz ruhig. Wir wollen den lieben Leuten hier ja keinen ärger machen", kam es von Balin in Richtung des Herren, der so freundlich den Eingang wie ein Türsteher blockierte. "Ähm... also, also... wisst ihr vielleicht wie sie aussieht? Oder ob sie besondere Merkmale besitzt, an denen man sie erkennt?", fragte die Frau aus der Teamleitung und schien deutlich zu erwägen in ihre Tasche zu greifen um die Polizei zu rufen. "Wir wissen nicht wie sie hier aussieht. Aber sie ist vor einiger Zeit versetzt worden. Also müsste sie irgendeinen Verband oder so etwas tragen", meinte Fili ganz beiläufig. Mich überkam das ungute Gefühl, dass sich plötzlich alle Augen im Zelt mir zugewand hatten. Ich betete inzwischen, ich möge nur eines der alten Sofakissen sein und nicht weiter beachtet werden. Aber es hatte ja wohl keinen Zweck. Denn alles Verstecken half nichts mehr, da ich umgehend nach der kurzen Beschreibung schon verraten wurde. "Dann sucht ihr bestimmt Jacky", kam es von Rainbow, die an einem anderen Tisch gesessen hatte und mit Ani-Chan am Kartenspielen gewesen war. Unwillkürlich und mehr reflexartig entfuhr mir bei Erwähnung des Namens ein ziemlich hohes "Näää". Damit hatte ich den Salat. Nun hatte ich die Aufmerksamkeit der fünf Männer auf mich gezogen. Zögerlich und zitternd kam ich auf die Beine und auf meinem Gesicht bildete sich ein sehr unnatürliches, künstliches Grinsen. Thorin legte den Kopf schief, Kili und Fili stießen sich gegenseitig an und grinsten breit, Balin lächelte weiterhin mit diesem großväterlichen Lächeln und Dwalin, nun ja, blockierte weiterhin mürrisch den Eingang. Das Schweigen zwischen uns wurde langsam zu einer peinlichen Qual. Inzwischen hatten sich aber die anderen wieder Schulterzuckend ihren vorherigen Gesprächen und Tätigkeiten gewidmet. Thorin hob skeptisch die Augenbrauen und machte ein paar Schritte auf mich zu. Er war wirklich genauso groß, wie ich und seine Augen genauso Blau, wie die von Richard Armitage, der ja seinen Charakter einst gespielt hatte. Ich konnte es drehen und wenden wie ich wollte. Dieses Cosplay war der Gruppe wirklich gelungen. Alles sah zum Verwechseln echt aus. Auch die Körperhaltungen und die Gebärden. Als hätten sie dies über Wochen und Monate nur für diesen einen Tag einstudiert. Thorins Blick, der auf mir ruhte wurde allerdings langsam unangenehm. Auch der Kloß, der sich plötzlich in meinem Hals bildete begann schmerzhaft zu pochen. Ich musste etwas sagen. Irgendwas. "Ha-ha-ha-ha-ha...", stotterte ich. "Was lacht Ihr so komisch?", kam es von Dwalin, der sich langsam bequemte ins Zelt hinein zu treten. "Ha-ha-hallo", presste ich schließlich hervor und mir rann der kalte Schweiß von der Stirn. "Cuna? Seid Ihr das?", fragte Thorin und war nun sehr nah heran gekommen. Ich konnte nur zitternd mit dem Kopf nicken. Nun umspielte unerwartet ein freundliches, warmes Lächeln seine bisher kühlen Gesichtszüge. "Schön das wir uns endlich begegnen. Mein Name ist Thorin Eichenschild", sprach er in ruhigem Ton und machte kurz die Andeutung einer Verbeugung. Und erneut flehte ich in diesem Moment den Himmel an. Bitte! Bitte lass das ganze nur ein Traum sein! -5. Begegnung der bärtigen Art / ENDE- Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)