Blood-red Diamond von MarySae (- Blutrote Seele -) ================================================================================ Prolog: Prolog -------------- Eine unheimliche Stille erfüllte die kahlen, weißen Flure. Kein einziger Windhauch verirrte sich so tief in die verwinkelten Gänge des Gebäudes. Die Luft stand still. Kein Mensch war zu sehen. Nur erahnen konnte man sie. Sie, die in den kleinen Zimmern lagen und sich im Reich der Träume befanden. Es fühlte sich an, als hätte die Zeit angehalten. Als hätte die Welt sich unter dem Teppich aus Abermillionen Sternen zur Nachtruhe gelegt. Es war buchstäblich die Ruhe vor dem Sturm. Immer wieder rollte der weit entfernte Donner wie das leise Knurren eines Hundes über die nachtschlafende Stadt. Die Fenster begannen zu vibrieren, als das Röhren des Himmels ertönte. Wie eine kaputte Glühbirne zuckten Blitze über die Dächer der Stadt. Doch das alles blieb unbemerkt von den wenigen Personen, die zu dieser späten Zeit überhaupt nicht an Schlaf dachten. Ein Schrei durchbrach die Stille und ein gequältes Stöhnen folgte. Schweißperlen rannen wie die klaren Tropfen eines Wasserfalls über ihre blasse Haut. Die Hitze des Tages war längst gewichen und doch fühlte sich die Luft noch unerträglich heiß an. Der beinahe eisige Wind, der plötzlich die bunten Gardinen an den Fenstern, wie die Umrisse eines Geistes, blähte, schien das Bett überhaupt nicht zu erreichen. Ein erneutes Stöhnen folgte und echote unnatürlich laut von den Zimmerwänden wieder. Die Unruhe wuchs sekündlich. Plötzlich war die unheimliche Stille verschwunden und einer Lautstärke gewichen, die der Stimmung auf den sonnengefluteten Straßen der Stadt glich. Menschen rannten durch den Raum, als der Alarm geschlagen wurde. Immer mehr strömten in das kahle, überhitze Zimmer. Schreie hingen in der Luft. Die nervöse Stimmung drückte auf die Anwesenden. Weitere Schreie und der salzige Geruch von Tränen mischten sich unter die abgestandene Luft. Als wenn die Natur ebenfalls erwachte, erschütterte ein lauter Donnerschlag die Szene. Die Lichter flackerten, ehe ein gezackter Blitz das Schwarz des Himmels in ein unheimliches Glühen tauchte. Wie eine Armee von Tausendfüßlern wedelten dutzende Hände hektisch über dem kleinen, schmalen Bett herum. Dicht gedrängt, sodass kaum ein Entkommen aus dessen Mitte war. Schwarze Fäden zogen sich wie Spinnenweben wild über den schneeweißen Untergrund. Ein letzter lauter Schrei ertönte und plötzlich war alles ruhig. Die Welt hielt den Atem an. Eine ohrenbetäubende Stille legte sich über die Anwesenden. Jeder von ihnen wartete gespannt auf das lang ersehnte Geräusch. Das Geräusch, welches den Unterschied zwischen Tränen und Gelächter bedeutete. Bange Sekunden, die sich wie Jahre anfühlten und dann … Der kleine Körper schien sich seine winzige Lunge aus dem Leib zu schreien. Die angespannte Atmosphäre löste sich in einem kurzen Moment in Luft auf. Ein Wunder war geschehen. „Es ist ein wunderschönes Mädchen! Herzlichen Glückwunsch!“ Die Stimme des Mannes zauberte den Anwesenden ein Lächeln auf ihre verschwitzen Gesichter. „Du hast es geschafft, Liebling!“ Ein erleichtertes Lachen. Eine Hand, die liebevoll gedrückt wurde. „Ich möchte sie sehen!“, ertönte die schwache Stimme der Frau, kurz bevor der Arzt zu ihr heran trat und das kleine, frisch geborene Lebewesen zu ihr auf das Krankenhausbett legte. Ihre schwachen Arme legten sich zärtlich um den kleinen Körper und ihre dunklen Augen strahlten vor Freude. Ihr persönliches Wunder lag endlich in ihren Armen. „Sie ist wunderschön.“ Eine weiße Haut, schwarze Haare und dieselben dunkelbraunen Augen, wie ihre Mutter. Ein Engel, der auf Erden gekommen war. „Und etwas Besonderes noch dazu“, lächelte der Vater des Kindes, als er seine Hand nach seiner Tochter ausstreckte und die winzige, linke Hand des Babys berührte. So sanft, als wäre sie aus dem feinsten Porzellan, schob er ihre Finger beiseite und entblößte das wohl Schönste, was die anwesenden Personen je in ihrem Leben gesehen haben. „Ihre Tochter ist wirklich etwas ganz Besonderes“, sagte der Arzt ehrfürchtig, als er den Stein bewunderte. „Ich habe noch nie ein Baby gesehen, das mit so einem wunderschönen Edelstein gesegnet wurde.“ Rot, wie Blut. Das Licht funkelte in ihm, als würden tausend Flammen darin lodern. Ein mystisches Flackern zierte sein Inneres und unterstrich die Einzigartigkeit dieses Schmuckstücks. „Er wird ihr sicherlich viel Glück in ihrem Leben bringen! Sie wird einen wundervollen Mann kennen lernen und der Segensstein wird zu ihr sprechen.“ Die Frau lächelte die Mutter an, in deren Augen der Stolz leuchtete. „Unsere Amelina wird immer etwas Besonderes sein genau wie das Geschenk, das ihr bereits so früh gemacht wurde. Möge ihr Leben scheinen, wie dieser Edelstein. Möge sie ihren Weg finden.“ Rot, wie das lodernde Feuer. Schwarz, wie die tiefe Dunkelheit. Und Weiß, wie die reine Unschuld. Ein blutroter Diamant. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)