Nimm mich ... von Vickie (wie ich bin!) ================================================================================ Kapitel 5 ― Sunny side up ------------------------- Ein warmer Sonnenstrahl kitzelte Tamias Nase. Verschlafen zog sie die Decke über ihren Kopf. Es konnte doch nicht schon Morgen sein. War sie nicht erst vor fünf Minuten eingeschlafen? – Moment mal! Sonnenstrahl? Durch den winzigen Fensterschlitz in ihrem Quartier kam keine Sonne durch! Tamia fuhr erschrocken hoch. Sofort pochte ihr Kopf und warf ihr den Alkoholkonsum vor. Sie hielt sich die Hand vor die Augen, um sich vor der Morgensonne zu schützen, die durch die Fensterwand direkt in ihr Gesicht schien. Wo war sie und was war gestern passiert? Skeptisch hob sie die dünne Tagesdecke und kontrollierte, ob sie darunter nackt war. Als sie das lange Shirt und die Hose erkannte, fügten sich die Erinnerungen zusammenfügten: Nach einem beschissenen Abend war sie zu Sanchez gelaufen, er hatte ihr Obdach gewährt. Er gab ihr frische Kleidung, ein Glas Milch und ein wenig Trost. Schließlich war sie auf seiner Couch eingeschlafen. Nun sollte sie aber ihren Kameraden schleunigst Bescheid sagen, dass sie wohlauf war. Sie machten sich sicherlich Sorgen. Das TCD zeigte mehrere verpasste Anrufe von Yon, die andere von den einzigen zwei Soldatinnen in der Kompanie, und im Postfach befanden sich geöffnete – und sogar beantwortete – Mitteilungen. Yon Canaw 00:03 Uhr: Du bist aber »beschäftigt«. Meld dich, wenn du fertig bist. Die nächste ging um 01:36 Uhr ein und war von Nathan: Hey Süße! Kommst du heute noch zurück? Wenn du zu besoffen bist, kann ich dich abholen. Die letzte Nachricht kam eine Stunde später von Yon: Ich mache mir Sorgen. Wann hatte sie die Nachrichten gelesen oder sogar beantwortet? Eigentlich konnte sie sich lückenlos an den gestrigen Tag erinnern. Verwirrt öffnete sie den Postausgang, in dem sich zweimal die gleiche Mitteilung befand, einmal an Nathan und einmal an Yon. Mir geht es gut. Mach dir keine Sorgen. Ich bleibe über Nacht. Tamia Diese Formulierung stammte auf keinen Fall von ihr. Wenn sie selbst eine Nachricht geschrieben hätte, hieße sie: »Yo, Yon! Du Yo-Yo, ich YOLO! XD«. Sanchez musste sie verfasst haben, als sie geschlafen hatte. Wo war er überhaupt? Tamia ließ ihren Blick durch den Raum schweifen. Die Wohnung war nicht groß – besonders wenn man sie mit der gigantischen Dusche verglich. Von der Couch aus konnte sie über den Tresen in die Küche hineinblicken, auf der anderen Seite befand sich die Fensterwand, die das Panorama eines Parks zeigte. Tamia drehte sich um und sah über die Couchlehne in den Flur, von dem aus man ins Bad und in ein weiteres Zimmer gelangen konnte. Es war beunruhigend still. Nur hinter der verschlossenen Badezimmertür hörte sie die Waschmaschine im Trockner-Modus schnurren. Ob sie nach ihm rufen sollte? Aber wie sollte sie ihn nennen? Ihn beim Titel anzusprechen, klang zu formell, und der Nachname alleine war respektlos – vor allem nach dem, was er für sie getan hatte. Schließlich entschied sich Tamia für ein neutrales Hallo. Keine Antwort. Lautlos stieg sie vom Sofa. Ihr Knöchel piekte unter dem Stützverband, als sie zur gegenüberliegenden Wand huschte. Sie lugte in den düsteren Flur. Im Bad piepte die Waschmaschine dreimal, bevor sie verstummte. Dann war es leise. Kein Wasserrauschen, keine Spülung oder irgendetwas, das auf einen Menschen hinwies. Leider hatte sie ihr Display bei der Kleidung im Bad abgelegt und konnte daher nicht mithilfe eines Wärmebildes Eindringlinge orten. Die Tür vom Zimmer an der linken Seite war nur angelehnt. Wahrscheinlich war es sein Schlafzimmer, denn nur diesen Raum hatte sie nicht betreten. Tamia presste sich eng an die Wand und betete, dass im Flur der Bewegungsmelder für die Beleuchtung am Tage ausgeschaltet war. Sie streckte den Arm aus und tippte vorsichtig gegen die Tür, die daraufhin wie vom Luftzug bewegt langsam aufging. Da Tamia sein Schlafzimmer nicht betreten wollte, versuchte sie im Spiegel des Kleiderschranks den Raum vollständig zu erfassen. Der leichte Vorhang wehte vor dem gekippten Fenster. Das Bett sah unberührt aus. Niemand. Völlige Stille. Ihr Herz klopfte laut und sie spürte den eigenen Puls am Hals schlagen. Ob ihm etwas passiert war? Horrorvisionen schlugen wie Brandungswellen auf sie ein. Still war es, wenn es kein Leben mehr gab. Still war es, als sie ihre Familie entdeckt hatte. An diesem Tag hatte sie sich nicht an die Abmachung mit ihren Eltern gehalten und war nicht zum Abendessen erschienen. Stattdessen war sie mit ihrer Freundin in einer Eisdiele gewesen und sie hatten sich verquatscht. Als sie und ihre Freundin bezahlten, ging ein Raunen durch die Einkaufspassage. Tamia folgte den Blicken der Menschen: Am Shoppingcenter auf der gegenüberliegenden Straßenseite, auf dessen Fassade normalerweise Werbung lief, waren Nachrichten eingeblendet worden. Zerstörte Gebäude. Schwarzer Rauch stieg in den Himmel, aus dem Fallschirmjäger regneten. Männer mit Gewehren. Panische Flüchtlinge. Schwerverwundete Opfer. Leichen. Und das alles nur wenige Kilometer entfernt. Dort, wo ihr Zuhause war. Gewesen war. Schritte hallten im Hausflur. Ein Einbrecher? Tamia fuhr herum. Ihr Blick fiel auf die Garderobe, wo Sanchez’ Jacken und sein Holster hingen. Sie nahm sich die Waffe heraus und versteckte sich hinter der Eingangstür. Das Schloss klackte, die Tür öffnete sich. Tamia sprang mit dem unverletzten Beim nach vorn und hielt dem Eindringling den Lauf an den Hinterkopf. Sanchez hob die Arme und drehte sich grinsend zu ihr um. »Versuch’s doch.« Natürlich konnte sie nicht schießen, da die Pistole mit seinem Fingerabdruck gesichert war. Seine lässige Haltung ärgerte sie aber. Mit einer schnellen Bewegung drehte sie die Waffe und schlug ihm mit dem Griff gegen die Schläfe. Sanchez zuckte zusammen. »Eins zu null für dich. Das habe ich nicht erwartet.« Er nahm ihr die Pistole aus der Hand und steckte sie zurück in den Holster. »Aber keine Spielchen mit meinen Sachen mehr, okay?« »Das war kein Spiel.« Das Adrenalin floss noch durch ihren Körper. »Ich hatte wirklich Angst.« »Weil ich dich fünf Minuten alleine gelassen habe?« »Ich habe eben meine Macken!«, rief sie. »Ich hasse es, wenn ich rufe und niemand antwortet!« »Armes Mädchen«, neckte er. »Ich hätte dir die Knarre ordentlich über den Kopf ziehen sollen, dass du nicht mehr aufstehst!« Erbost drehte sie sich von ihm weg. Sie atmete tief durch, bevor sie fortfuhr: »Ich … ich gehöre zu den fünf Soldaten, die letztes Jahr in Chiang Mai überlebt haben.« Sie war mit ein paar Kameraden Vorräte einkaufen gewesen, und als sie zurückgekommen waren, war das Lager still. Totenstill. Sie hatte geglaubt, den Tod ihrer Familie überwunden zu haben. Aber seitdem sie ihre durch Giftgas verblutenden Kameraden, seitdem sie die Leichen von Tess und Tilly am Boden erblickt hatte, träumte sie nachts wieder vom Tod ihrer Eltern und ihrer Schwester. »Meine Familie habe ich auf die gleiche Art verloren. Zur falschen Zeit am falschen Ort.« Sein Ausdruck wurde ernst. »Es tut mir leid.« »Nein, es tut mir leid.« Sie räusperte sich und setzte ein schiefes Lächeln auf. »Ich war irrational.« Sanchez führte sie zurück ins Wohnzimmer. »Belaste deinen Knöchel nicht zu sehr. Setz dich.« Ein gedehntes und genervtes »Jawohl, Sir« kam aus ihrem Mund, als sie sich rückwärts auf die Couch fallen ließ. »Kannst du nicht mit dem Drill-Instructor tauschen? Ich wünschte, er würde mir auch so oft ›Setz dich‹ an den Kopf knallen.« »Ich habe Frühstück vorbereitet.« Er verschwand hinter dem Tresen. »Du hättest mich auch wecken können, dann hätte ich es noch rechtzeitig zurück auf den Stützpunkt geschafft.« »Du hast ja nicht mal die Telefonanrufe gehört.« In der Küche klapperten die Töpfe. »Du wolltest mich nur beim Schlafen beobachten. Du Perverser!« »Wenn du das als pervers empfindest …« Sanchez hob die Pfanne hoch, sodass sie es vom Wohnzimmer aus sehen konnte. »Willst du ein Ei?« »Ja, bitte.« Da es ihr auf der Couch zu langweilig war, gesellte sie sich zu ihm in die Küche. »Was für perverse Vorlieben hast du denn?« »Das willst du nicht wissen … Rührei oder –« »Sunny side up!« Tamia riss freudig die Arme hoch. »Du bist wirklich ein Sonnenschein.« Es lag nur ein winziges Schmunzeln auf seinen Lippen, aber seine Augen lachten. Dann holte er die Ölflasche aus dem Regal. Sein Rücken sah in dem lockeren Muskelshirt so herrlich aus und sie konnte nicht umhin, ihn zu umarmen und ihre Nase gegen seine Wirbelsäule zu drücken. »Und du bist eine Mondfinsternis«, murmelte sie in sein Hemd. »Bist du immer so zutraulich?« »Nur bei Leuten, die ich gut leiden kann.« »Du meinst wohl, bei Leuten, die du gut leiden lassen kannst.« Er löste ihre Arme, bevor er einen Schritt zur Seite tat, um die Eierschalen in den Mülleimer zu werfen. Tamia setzte sich auf die Arbeitsfläche und baumelte mit den Beinen. Er wollte sich nicht umarmen lassen, aber er hatte auch ihr nicht verboten, ihn zu berühren. Das genügte ihr vorerst. Nach wenigen Minuten schob Sanchez das fertige Spiegelei und sein Omelett auf zwei Teller, setzte Deckel darauf und packte sie in die Tasche. »Komm.« Ohne Widerspruch folgte Tamia ihm aus der Wohnung. Es hatte ihr noch keine Nachteile gebracht, ihm zu gehorchen. Der Aufzug fuhr in die höchste Etage und sie stiegen die schmale Treppe zum Dach hinauf. »Ich glaub, ich sitze in einer Zeitschleife fest. Es kommt mir alles so bekannt vor.« Der Unterschied war, dass die Morgensonne lange Schatten auf die Dachterrasse malte und dass unter dem Segel, das von einem Wasserrohr zum anderen gespannt war, ein zweiter Stuhl und ein kleiner Tisch mit Teller, Tassen und Besteck von unterschiedlichem Fabrikat standen. Sanchez hatte zwischen den grauen Betonplatten eine gemütliche Oase geschaffen. Tamia beäugte den Stuhl, der mit breitem Klebeband umwickelt worden war, sodass er nicht zusammenklappen konnte. Auch wenn er sie damit aufziehen wollte, weil sie nicht auf dem klapprigen Gebilde sitzen konnte; er hatte an sie gedacht. Mit klopfendem Herzen beobachtete sie, wie er den Tisch deckte: eine Kanne Kaffee, Brötchen, Aufschnitt und die Eier, die er zubereitet hatte. Tamia stellte die gleiche Frage wie am Vortag: »Führst du deine Dates oft hier her?« »Du bist kein Date. Setz dich.« »Aber fragen darf ich doch. Oder bin ich wieder eine Unterhaltung?« »Eher ein angefahrenes Häschen, das ich von der Straße aufgesammelt habe.« Seine beiläufige Antwort versetzte ihr einen Stich in die Brust. »Solange du mir Fragen beantwortest, kann ich damit leben.« Mit gespielter Gleichgültigkeit goss sie Kaffee in seine, dann ihre Tasse. Hoffentlich bemerkte er nicht, dass sie enttäuscht war. Sie war kein Date, das es wert war, abgeholt zu werden. Sie war nicht mal eine Unterhaltung. Aber warum tat er das alles für sie? Gerne hätte sie gefragt, was sie für ihn bedeutete. »Eine Frage«, sein Blick drang bis in ihr Inneres, als könnte er ihre Gedanken lesen, »… hast du frei.« »Kannst du bitte aufhören, mich immer so anzustarren?«, stieß sie genervt heraus. »Nein. Frage beantwortet.« »Hey, das war gemein!« Tamia ärgerte sich maßlos, weil sie ihre Chance vertan hatte. »Pech, wenn du so dumm bist.« Unbeeindruckt strich er Butter auf sein Toastbrot. Sie schlug mit der Faust auf den Tisch und das Geschirr klirrte. »Ach, leck mich doch!« Er fuhr mit der Zungenspitze über seine Lippen. »Du kriegst wohl nicht genug.« »Das war eine einmalige Sache!« »Ich hoffe doch.« Erst durch seine Antwort bemerkte Tamia, wie dumm sie reagiert hatte. Warum war sie so trotzig gewesen, anstatt ihm zu gestehen, dass es ihr gefallen hatte? Ernüchtert stocherte sie in dem Spiegelei herum. Liebend gern wollte sie noch einmal von diesem erotischen Mann geritten werden, bis ihr das Hören und Sehen verging. Das Eigelb platzte auf und zerlief. Schließlich fragte sie kleinlaut: »Fandest du es schlecht?« »Das habe ich nicht gesagt. Ich wurde bloß noch nie so derbe beim Sex beschimpft.« Er balancierte eine Scheibe Wurst auf dem Messer und legte sie sorgfältig auf den Toast. »Außerdem war es nicht dein Büro, das geschrottet wurde. Und du musstest auch nicht zum Captain dackeln, um ihm zu gestehen, dass du über den eigenen Stuhl gestolpert bist, dich in den Kabeln verheddert und die gesamten Geräte auf den Boden gefegt hast.« Tamia hob erstaunt die Brauen. Ein einziger Satz von ihm genügte, um sie zu verärgern; aber genauso genügte ein Satz, um sie zu erweichen. Sämtliche Geräte waren im Funknetzwerk verbunden. Es existierten keine Kabel. »Hast du das wirklich gesagt?« Grinsend zuckte Sanchez mit den Schultern, auf der rechten zierte immer noch im schönsten Hellgrün ihr Zahnabdruck. Tamia schaufelte die Eifetzen auf ihr Brot, stopfte es sich in den Mund und kaute genüsslich, bevor sie nach der Kanne griff. Sie schenkte erst sich selbst eine Tasse ein, dann bot sie ihm mit einer Geste an, ihm ebenfalls nachzugießen. Danach nahm sie ihre Tasse in beide Hände, vertraute dem Klebeband am Stuhl und lehnte sich zurück. Dieser Mann gab nicht viel von sich preis, aber das, was er über sich erzählte, überraschte sie positiv. Der abweisende und humorlose Offizier zeigte sich aufmerksam und fürsorglich. Er hatte eine gute Beziehung zu seiner Mutter, stand auf starke, intelligente Frauen, konnte aber anscheinend nicht mit diesem emotionalen Geschlecht umgehen. »Du bist schon in Ordnung.« Ein wahnsinniges Kompliment so nebenher gesagt. »Okay«, nahm er zur Kenntnis. Okay? Mehr nicht? Tamia rieb sich an der Nasenwurzel. Ein dumpfes Gefühl beschlich sie, eine ganz schlimme Vorahnung. So wie gestern saß sie mit diesem Mann auf dem Dach, so wie gestern verfiel sie ihm mit jeder unerwarteten Aussage mehr, so wie gestern wollte sie wegrennen, weil er sie nicht so mochte wie sie ihn. Auf Tamias TCD piepte eine private Nachricht. Nathan fragte, ob mit ihr alles in Ordnung sei, da sie nicht zum Frühstück erschienen war. »Ich werde schon gesucht. Ich muss zurück.« Sie stand auf und verneigte sich. »Vielen Dank für die Gastfreundlichkeit.« »Ich rufe dir ein Taxi.« Sanchez zückte seinen Organizer und bestellte mit knappen Worten einen Wagen. »Zehn Minuten«, gab er Bescheid, wobei er eigentlich »In zehn Minuten wird das Taxi kommen« meinte. In der Zwischenzeit gingen sie zurück in seine Wohnung, wo Sanchez aufräumte, während Tamia ihre Kleidung anzog, die er am Vormittag gewaschen hatte. Die High Heels nahm sie in die Hand. Abgesehen davon, dass sie mit einer Verstauchung keine fünfzehn Zentimeter hohen Absätze tragen wollte, würde ihr Fuß samt Verband nicht in den Schuh passen. Sie warteten bereits unten am Eingang, als das Taxi ankam. Während Tamia einstieg, gab der Offizier dem Taxifahrer die Adresse durch. Er wies mit Zeige- und Mittelfinger auf seine Augen hinter dem Display und dann auf die des Fahrers. »Versuchen Sie nicht, von der Strecke abzukommen. Ich komme persönlich und reiße Ihnen die Kehle raus.« »Is’ ja okee, Mann! Ich tu der ja nischts.« Der Mann hob beschwichtigend seine Hände. »Schnall dich an!«, befahl Sanchez. »Jaja …« Tamia lächelte wegen seiner harschen Art, sich um sie zu kümmern. Dann fuhren sie los. Sie drehte sich um und sah ihn am Hauseingang stehen, die Arme verschränkt und die Lippen zusammengekniffen – wie immer. Seufzend drehte sie sich zurück. Über ihre Navigationsanzeige erschien eine betrefflose Nachricht von einer unbekannten ID. Sie musste die E-Mail erst öffnen, um das Anliegen zu erfahren. Ich möchte dich wiedersehen. Nicht als Date, Unterhaltung oder Häschen. Sondern als Tamia. War es Sanchez’ private Nummer? Hastig fuhr sie herum. Noch immer stand er mit verschränkten Armen am Eingang des Hochhauses. Tamia las die Zeilen nochmals. Überlegte, wie sie seine Nachricht zu verstehen hatte. Schließlich antwortete sie: Wenn die Tamia dich dann Ruben nennen darf, gerne. Eine Sekunde später erhielt sie die nächste Nachricht. Selbstverständlich. »Ruben.« Sie murmelte seinen Namen vor sich hin. Es fühlte sich ungewohnt an. »Fahren Sie zurück!« Der Taxifahrer zögerte und Tamia schrie ihn an. »Haben Sie keine Ohren im Kopf? Zurück habe ich gesagt. Sofort!« Sie gab keine Ruhe, ließ ihn nicht in eine Seitenstraße fahren, sondern drängte ihn, unverzüglich umzudrehen. Das Sicherheitssystem schlug Alarm, als er mitten auf der Fahrbahn wendete. Aber wahrscheinlich war es weniger nervtötend als Tamias schrille Stimme. Das Auto kam noch nicht zum Stillstand, als Tamia an der Tür rüttelte. Sobald die Sicherung des Schlosses klackte, stürzte sie hinaus. Ihr Knöchel war ihr egal. Die Steinchen auf dem Boden waren ihr egal. Seine Reaktion war ihr egal. Er kam auf sie zu. »Hast du was vergessen?« »Ja.« Tamia ignorierte Sanchez’ … nein, Rubens skeptischen Blick. Sie stellte sich auf die Zehenspitzen, nahm sein Gesicht in die Hände und küsste ihn. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)