Zwischen zwei Seelen von RedViolett ================================================================================ Kapitel 54: Seele 54 -------------------- Fayeth in ihrem Schlaf zuzusehen und gar ihren regelmäßigen Atemzügen zu lauschen wich irgendwie etwas Tröstlichem und wenn schon ich nicht zur Ruhe finden konnte, war ich umso glücklicher, dass meine alte Gefährtin dies zumindest tun konnte. Ich seufzte, fuhr mir mit einer freien Hand durch sprödes Haar und lehnte mich dann an die Wand zurück. Genoss mehr denn je die Kühle in meinem Rücken und starrte dann aus dem Fenster. Es war eine eisige Nacht. Hell standen die Sterne am Himmelszelt, verströmten ihre ganze Pracht und dennoch konnte mich deren Anblick nicht wie sonst in ein stummes Staunen versetzten. Ebenso der Mond, der hier auf Ìva riesig zu sein schien und in der Ferne fast das halbe Firmament einnahm.  Wie ein eisiger Zwilling erhob er sich in den Tiefen des Alls, leuchtete genauso wie die Stadt unter mir in einem Schimmer aus reinstem Blau und endlich kam ich mal dazu, meine Umgebung richtig zu betrachten. Ìva war eine futuristische Stadt. Jedenfalls konnte ich das anhand der vielen Lichter sagen, die sich unter mir mehr denn je tummelten, nie zu schlafen schienen und in allen Richtungen ausströmten. Es glich einem Netz, gewebt aus so kleinsten Teilen ergab es doch und betrachtete es man aus weiter Ferne, ein Gesamtbild, das sich wahrlich sehen lassen konnte. Genauso wie die Westliche Hauptstadt auf der Erde. Genauso, wie ich sie in Erinnerung hatte, erstrahlte auch Ìva zu meinen Füßen und dennoch weckte der Anblick von sich bewegendem und lebendem Licht nichts als etwas Trauriges in meiner Seele. Denn es ließ mich daran zurückerinnern, wie ich meine neue Heimat verloren hatte, mehr denn je mein ganzes Leben und hier auf einem fremden Planeten gestrandet war. Einen Ort, an dem man mich hinter Gittern sehen wollte. Für eine Sache so bitterlich verurteilt, die eigentlich mit dem Tode ihres Ausführers beendet worden war, doch Kumarì schien hierbei keine Gnade zu kennen. Ja, Freezer war tot. Das eigentliche Übel dieser Welt schon längst entrissen und dennoch wollte man mir keine Gnade schenken. Dennoch schien ich für längst vergangene Taten gerichtet zu werden, doch das war wohl mein Preis, den ich für mein bis jetzt gut geführtes Leben zahlen musste. Jeder von uns musste Opfer bringen und vielleicht war das hier meine Art, die Dinge wieder zu begradigen, die ich falsch gemacht hatte. Mich selbst aus meinen Schatten zu befreien, eher alle die diesem innewohnten und wieder lenkte ich meinen Blick von der Stadt unter mir und zurück zu Fayeth. Ja... Auch sie hatte leiden müssen. Auch sie, so unmissverständlich für ihre Freundschaft zu mir bestraft, dass ich diese lieber und an so manchen Tagen für nichtig erklären wollte, konnte ich sie alleine damit schützen. Denn... seien wir mal ehrlich. Was hatte meine Freundschaft ihr gebracht? Weder noch all meine Liebe, die ich für sie empfand? Das erste Mal hatte es sie sterben lassen. So einfach entrissen aus meinen Händen, dass ich damals selbst und so bitterlich ehrlich von Freezer selbst getötet werden wollte, nur um diesen Schmerz zu vergessen, den er mir mit ihrem Verlust schenkte. Doch mich niemals wahrhaft vergessen ließ. Denn das zweite Mal hatte ich sie enttäuscht. Mehr als das, hatte ich meine Bershabesh mir so eisig und durch mein Verschulden in nichts als Ketten gelegt. Ihr gutes Wesen hinter nichts als Gitter sehend und langsam tastete ich mich näher an sie heran. Streckte zögerlich meine Hände nach ihr aus und diese durch die Gitterstäbe, nur um ihr in einer sachten Bewegung eine wirre Strähne ihrer Haare aus dem Gesicht zu streichen. Sie erwachte nicht. Natürlich tat sie das nicht, denn die Ereignisse des heutigen Tages; ja gar der letzten vergangenen Wochen hatte sie mehr denn je erschöpft und somit ließ sie es gänzlich zu, dass eine zweite Locke der Ersten folgte und sich blaues Licht verspielt um meine Hände schlossen. Zugegeben, die Farbe ihrer Haare hatte mich schon immer fasziniert. Weder noch die Art, wie es sich bewegte und die mir so dunkelsten Stunden mit nichts als Licht erhellten. So auch jetzt und wieder konnte ich nicht anders, als ein kleines blaues Lichtpartikel, so funkelnd und leuchtend wie die Sterne selbst, in meine Hand zu nehmen. Du bist wie Licht...., hörte ich mich selbst in einer mir verblassten Erinnerung sagen und wieder konnte ich nicht anders, als zu schlucken. Als den dicken Kloß in meinem Hals hinzunehmen, der und so erschien es mir, seit einer stummen Ewigkeit zu existieren schien und nie mehr wieder weichen würde. Er zitterte, brach und zerstreute meine Selbstbeherrschung in nichts als kleinste Einzelteile. Und dennoch konnte ich nicht verhindern, dass sich ein bitteres Lachen aus meiner Kehle stahl und ich weiterhin den kleinen Funken Licht in meiner Hand umschlossen hielt, während ich mir mit der andern abermals durch wirre Strähnen fuhr. Welch.... Ironie des Schicksal, dachte ich bitterer denn je und sah dann wieder auf die schlafende Bershabesh neben mir. Damals konnte ich Bulmas Anblick nicht ertragen, weil mich dieser so sehr an sie erinnerte und nun war es genau umgekehrt. Nun war der Schmerz mehr denn je so deutlich zu spüren. Mehr denn je so greifbar nahe, sah ich in Fayeth ganzes Antlitz und die Ähnlichkeit zu meiner Gefährtin in ihr.  Wieder brannten meine Augen verräterisch, als ich an Bulma dachte und an alles, was sie mir jemals bedeutete. Du bist wie Licht. So hell. So warm... Und so schön.   Ich schloss die Augen. Verbannte somit das Einzige aus meinem Blickfeld, das mir in diesem Moment am meisten Schaden konnte und begrüßte die aufkeimende Dunkelheit von Neuem. Doch blieb diese nicht still. Nicht stumm und untätig, sondern füllte sich mit nichts als Erinnerungen. Mit Momenten, die ich zusammen mit meiner Gefährtin erlebt hatte und die mehr denn je von einem gemeinsamen Leben zollten.  Ich hörte ich Lachen. Hörte die Wut in ihrer Stimme, benahm ich mich mal wieder nicht so wie ich sollte und wie sie mich manchmal gerne hätte. Sah all die Wut in ihrem Blick, die sich dennoch nicht lange würde halten können und so ehrlich wie stetig, ewiger Wärme wich. Ich sah ihre Güte, mehr denn je so wahrer Liebe gleich, wandelnd in der Zeit und mir immer alles verzeihend, egal welche Fehler ich auch beging. Egal wie viel ich ihrer Welt in Chaos versinken ließ, sie schaffte es immer wieder, mich aus dieser Dunkelheit zu holen. Sie war es, die mich verändert hatte.  So zum positiven verändert hatte, von dem ich selbst nicht ein Mal geglaubt hatte, dass dies möglich war und letztendlich sah ich Bulma selbst vor mir. Vor meinem inneren Auge erscheinend, mit all ihrer Liebe, ihrem ganzen Sein und Herz, dass ich abermals nicht anders konnte und nun geschlossene Lider wieder ruckartig öffnete. Mehr denn je nach Atem ringend und sich meine nun zitternden Hände nur merklich beruhigen konnte. Stumm sah ich zu Boden. Nicht wissend, wohin ich meinen Blick nun lenken konnte, ohne an etwas erinnert zu werden, das wahrlich so sehr schmerzte. Das mich hielt in meiner eigenen Pein und mir so unmissverständlich zeigte, wie viel ich eigentlich in meinem Leben aufs Spiel gesetzt hatte. Wie... verletzlich ich mit der Zeit geworden war; eher schon immer gewesen bin, doch auch der Umstand dessen konnte mich nicht von Bulma trennen.  Nicht... von meinen ganzen Gedanken zu ihr, niemals würde ich das übers Herz bringen und wieder warf ich einen letzten Blick auf meine Bershabesh. Versuchte mir zu sagen, das alles in Ordnung war. Das es Bulma gut gehen musste, egal wo sie jetzt war und hoffentlich ein Leben in Sicherheit führte. Denn was nach diesem Angriff auf das Raumschiff der Tshehemen passiert war, wussten nur die Götter. Das war mir leider nicht mehr vorbestimmt, gar nicht mehr meine Welt in der ich lebte, denn diese hatte man mir genommen. Eher ich mir selbst genommen und abermals folgte ein Blick in eine dunkle Nacht. Würde... ich die Erde jemals wiedersehen? Eine Frage, die sofort nichts als Kälte brachte. Eine Frage, die mehr denn je eine so ehrliche Angst in mir weckte und abermals den Kloß zurück, der ewig in meiner Kehle wohnte. Der sich nicht mit einem einfachen Räuspern abwenden ließ, gar meine Augen erneut verräterisch zum Brennen brachten und dennoch zeitgleich meine Seele auf gewisse Art und Weise beflügelte. Denn ja.... Dieser Umstand hatte auch etwas Gutes. Vielleicht konnte Bulma so lernen mich zu vergessen. Denn nun gab es niemanden mehr, der ihrer Welt schaden konnte. Ich, als Störenfried, der immer nur so neues Chaos wie Unheil in ihre Welt einziehen ließ, schien aus der ihren entrissen zu sein. Etwas, das ich früher ein mal gewollt hatte, schien nun endlich und nach so vielen Jahren einzutreffen. Ja... Die Erde war ohne mich besser dran und vielleicht war das der einzige Ort an den ich wahrhaft hingehörte. Weggesperrt und auf ewig hinter Gittern und auch wenn mein Herz vor laute Trauer weinte, so konnte ich nicht anders, als ein einsames Lächeln auf meine Lippen zu bringen. Ja, Vegeta. Ich denke das hört sich doch ganz plausibel an. Denn wenn man es aus diesem Blickwinkel betrachtete, war dies das Beste, was meiner Gefährtin passieren konnte. So musste sie wenigstens - nicht mehr leiden und nach einer gewissen verstrichenen Zeit, nicht mehr an mich denken. Denn wie sagt man doch? Diese heilt alle Wunden. ~*~ „Du hast... die ganze Nacht kein Auge zugetan.“, riss mich Fayeths Stimme aus meinen eigenen Gedanken und schwach sah ich auf. Immer noch saß ich an der Wand und in selbiger Pose, wie ich wohl mir so einsame Stunden verbracht hatte. Die Beine ausgestreckt auf kühlem Boden, saß ich schwach an kahlen Steinen, die Hände mehr denn je müde im Schoße ruhend und sah aus einem erschöpften Blick auf meine Gegenüber. Sah in blaue Augen, welche mehr denn je die Ringe unter den meinen zählten und ich jetzt schon Fayeths ganze Sorge mir gegenüber mit keinem Mal verstehen und ertragen konnte. Denn ich hatte nichts anderes verdient – als das hier. Müde rang ich mich zu einem Lächeln ab, das mehr denn je verloren in meiner ganze Schwäche schien und dennoch mit einem Mal so existent. Zugegeben... Ich hatte einige Nächte nicht mehr durchgeschlafen, da kam es jetzt auf eine mehr oder weniger auch nicht mehr an. Oder? Was spielt das jetzt noch für eine Rolle?, schien mein Blick mehr denn je zu fragen und entgeistert sahen mich blaue Augen besorgt an. Legten sich zitternde Hände meiner Gegenüber an die Gitterstäbe meiner Zelle und wieder konnte und wollte ich nicht verstehen, wieso jemand für mich so viel Liebe wie Sorge empfinden konnte. Das... bin ich nicht wert, Fayeth. Das bin ich einfach – nicht wert.  „Vegeta, das ist doch Irrsinn...“, flüsterte sie wieder über ihre Lippen und diesmal war die Sorge auch in ihrer Stimme zu hören. „Bitte, leg dich hin. Mach die Augen zu, ich bitte dich. Nur... für ein paar Minuten.“, flehte sie von neuem, doch tat ich nichts anderes, als meine Bershabesh einfach nur anzusehen. Denn schlafen – würde ich nie wieder können. Nicht, nachdem ich so bitter begreifen musste, dass ich sie verloren hatte. Und nicht wie sonst und wie ich immer dachte, vielleicht durch einen Kampf, oder ein Versagen meiner statt. Nein. Eher hatte ich Bulma durch meine Taten verloren. Durch etwas, was ich wahrhaft war, niemals an meiner Person ändern konnte und dieser Umstand machte es noch schwieriger, mich selbst noch zu ertragen. Stumm schüttelte ich langsam den Kopf und sah aus einem müden Blick, wie meine Gegenüber resignierte. Wie sie wortlos ihre Hände sinken ließ, als sie meine Botschaft verstanden hatte und ich mich endlich wieder mir selbst widmen konnte. Mich und meinem ganzen Hass. Erschöpft wandte ich den Blick ab. Zugegeben...  Gerne, nur zu liebend gerne, würde ich das tun, was Fayeth von mir verlangte, doch... Jedes Mal wenn ich die Augen schloss, waren die Bilder grausamer denn je, welche ich vor Augen sah. Alle nur einen Inhalt zeigend und jedes Mal schreckte ich aus diesem Alptraum auf, nur um mich dann doch in einer bitteren Realität zu finden. Nein, Fayeth.... Schlaf würde ich niemals wieder in meinem Leben finden und abermals lauschte ich dem Rauschen des Windes, welcher sich durch das offene Gitterfenster schob und mehr denn je sanft mit meinen Haaren spielte. Lauschte den Lauten der lebenden Stadt unter mir und schloss dann die Augen. Fühlte mich auf die Erde zurückversetzt und hinein in diese eine Stadt, die ich einst und zu einer Zeit mehr denn je verflucht hatte. Doch nun alles auf der Welt dafür tun würde, um sie wieder zu sehen, da sie meine neue Heimat war. Na ja... Eher fast alles und wieder öffnete ich meine Lider, als ich an Kumarìs Angebot dachte. „Ich brauche dich im Kampf gegen Korun-Kàn.“, hörte ich sie wieder zischen und abermals war mir, als würden mich blaue Augen der obersten Shiva durchdringend ansehen. Stechend, fordernd und so, als hätte ich ihr meine Seele verschrieben und mich gar mit allem was ich bin, verkauft. Aber konnte ich diese Forderung eingehen? Konnte ich mich abermals zum Sklaven eines Anderen machen lassen? Das Öffnen einer Türe riss mich aus meinen Gedanken und erschrocken fuhr ich auf. Schreckte gar zusammen, denn der wenige Schlaf, all die Strapazen und die Schmerzen meines Körpers hatten mich geschwächt. Ließen mich mehr denn je unachtsam zurück und somit sah ich verwirrt auf die Gruppe an Wächtern, die nun unsere Zellen betraten. Fayeth war aufgestanden, stand nun mehr denn je schützend an meiner Seite und auch wenn uns immer noch die Gitterstäbe meiner Zelle voneinander trennten sah ich in ihrem Blick, dass sie selbst diese Hürde überwinden würde, konnte sie damit mein Leben retten. „Vegeta, anò Saiyajin no Ouji!“, donnerte einer der Älteren über seine Lippen und wieder zuckte ich zusammen. Rappelte mich nun selbst vom Boden auf, auch wenn ich dafür mehr Zeit als meine Bershabesh benötigte und kam zittrig auf die Beine. „Sofort mitkommen!“, dröhnte es von den Wänden wieder und aus dem Augenwinkel konnte ich sehen, wie mir Fayeth einen unsicheren Blick zuwarf. Abermals besorgt, denn ich schwankte gefährlich und  mehr denn je wurde meine Sicht schleierhaft und trübe. Ja, der wenige Schlaf hatte mir sicherlich nicht gut getan, doch... was sollte ich machen? Ich wurde von nichts als Alpträumen geplagt. Von nichts als diesem einen Wissen, dass ich diesen Luxus in keinster Weise verdient hatte und wieder blinzelte ich schwach, als die Worte meiner Gegenüber endlich zu fruchten schienen. Ich... sollte mitkommen? Sofern ich mich erinnerte, war das Urteil noch nicht ausgesprochen. Ja gar diese ganze bescheuerte Verhandlung vertagt und nun war es wiedermal mein gutes, altes Bauchgefühl, das mich vor dieser Warnung – warnte. „Was, wenn nicht?“, hörte ich mich wie von selbst sprechen und nun richteten sich alle Augen auf mich. Doch ich meinte das ernst und schon so wie ich sagte. Da brauchte dieser Großkotz gar nicht so grimmig zu schauen und wenn ich könnte, so würde ich hier und heute wahrlich ein überhebliches Grinsen an den Tag legen. Doch so brachte ich gerade mal ein klägliches Schulterzucken zu Stande, während ich dann gelangweilt zur Seite sah und somit ebenso auch mein ganzes Desinteresse zeigte. Denn es war mir völlig gleich, was Kumarì mir nun wieder zu sagen hatte. Es war mir so was gleich, was sie sich erneut für neue Qualen meiner Seele ausgedacht hatte – da machte ich nicht mehr mit. Diesen ganzen Scheiß konnte sie, wenn dann, höchst selbst abziehen. Ich würde mich ihr nicht beugen. Niemals! Ich konnte nur hoffen, dass Korun-Kàn mit meinem Verschwinden auch das Interesse an der Erde verloren hatte und wieder hörte ich ein eisiges Zischen meines Vordermannes, bevor dieser zu sprechen begann. „Das war keine Frage, weder noch eine Bitte, Saiyajin...“, stieß er vor lauter Abscheu über seine Lippen und schon jetzt konnte ich sehen, dass mich dieser Kerl ebenso wenig leiden konnte. Gut war mir gleich – ich ihn auch nicht und somit trafen sich unsere Blicke, als er seinen Satz zu beenden schien. „Sondern ein Befehl!“ Genervt rollte ich mit den Augen, als man einfach so die Türe meiner Zelle öffnete. Kaum hängte man einem Satzende das Wort Befehl an, dachte alle, dass man sofort nach dessen Nase tanze. Dabei war das nur – ein Wort. Was sollte er machen, würde ich es dennoch nicht tun und seiner Forderung nachkommen?!? Würde er mich eigenhändig hier raus tragen? Pah! Da konnte er lange drauf warten und bevor ich mich soweit herablassen würde, ging ich dann doch. Wurde mehr denn je erneut an meinen Ketten gezogen und somit stolperte ich mehr denn je über meine Beine. „Was ist mit ihr?“, fragte ein anderer Wächter und zeigte dann mit einer kurzen Kopfbewegung auf Fayeth. Doch eben gefragter schüttelte nur den Kopf. Brachte aber sonst kein Wort der Erklärung über seine Lippen und zog mich dann so einfach mit sich. Besorgt drehte ich mich um. Warf meiner Bershabesh einen letzten Blick zu, der mehr Flehen in sich trug, als alles auf der Welt. Denn ich wollte nicht, dass man sie hier alleine zurück ließ. Nun sah dieses Bild, sie grausam in Ketten und hinter Gittern gefangen, noch erdrückender aus und wieder hob Fayeth eine Hand. Schwach und wie zum Gruß und erwiderte dann meinen sorgenvollen Blick mit nichts als Wärme. Wir sehen uns wieder, sollte das bedeuten und während man eisige Türen nun hinter mir so vollkommen schlossen, hoffte ich nur eines. Das dies wahrhaft stattfinden würde. Sonst Gnade dir Gott, Kumarì, solltest du es wagen und während meiner Abwesenheit ihr etwas anzutun. Dann Gnade dir Gott. ~*~ „Ihr könnt wegtreten!“, hörte ich Kumarìs Stimme sagen und sah dann in ihr eisiges Lächeln, das sie mir hiermit schenkte. Ich wurde in ihre Gemächer geführt. Eher schien es eine Art... Arbeitszimmer zu sein, denn sie saß hinter einem großen Schreibtisch, dessen Holz verspielt mit irgendwelchem bläulichem Metall, schimmernd im Licht des neuen Tages glänzte. Denn das war es nun, was mich hier auf Ìva begrüßte. Ein neuer Tag und mehr denn je blendete mich das helle Licht der Sonne, was sich durch ein riesengroßes Fenster hinter der Bershabesh stahl. Wieder wollte ich mich umsehen. Wollte versuchen jedes noch so kleinste Detail aufzufassen, denn wer weiß; vielleicht würde es eines Tages noch wichtig sein und somit ließ ich meinen Blick schweifen. Sah über den hell gefliesten Boden, der in einem reinstem Weiß erstrahlte. Dann hinüber auf das große Bücherregal, das sich fast bis über die ganze Wand erstreckte und irgendwelche alten Schriften zu beinhalten schien, die ich noch nie in meinem Leben gesehen hatte. Wieder lenkte sich mein Blick aus dem großen Fenster und zum ersten Mal sah ich ein bisschen mehr von dieser einen Großstadt, die schon bald die letzte Bleibe meines Lebens werden würde. Gläserne Bauten ragten in den Himmel empor, wirkten so gigantisch wie noch nie und auch hier schien ein buntes Treiben auf den Straßen maßgebend zu sein. Etwas, dass ich von der westlichen Hauptstadt mehr denn je gewohnt war und dennoch schien Ìva ein anderes Kaliber zu sein. Aber ein ganz anderes. „Aber bevor ihr geht, nehmt ihm die Ketten ab. Ich bitte euch.“, hörte ich Kumarì doch glatt spöttisch lachen und dachte, mich verhört zu haben. Man tat wie befohlen. Nahm mir besagte Ketten ab und während man uns nun alleine ließ, rieb ich mir raue Handgelenke, die mehr denn je durch kalten Stahl aufgeschürft waren. Es tat weh, denn das Sigel der Tshehemen war immer noch intakt, doch schien dieser Schmerz ein so wahrhaft milder zu sein. Ich hatte.... schon wahrlich schlimmeres erlebt, dachte ich spottend und dennoch tat es gut, von kaltem Eisen befreit zu sein. Vorerst. „Reine Vorsichtsmaßnahmen, musst du wissen. Wir nehmen die Protokolle ziemlich genau.“, pflichtete mir Kumarì nun bei und wieder konnte ich ihren durchdringenden Blick auf mir spüren, während sie mich zu beobachten schien. Genaustens studierte, doch erwiderte ich ihren Blick noch nicht, sondern sah mich dann weiter im Zimmer um. Erst jetzt war mir der größere Flachbildschirmfernseher aufgefallen, der wohl gerade irgendwelche Live-Nachrichten zu übertragen schien. Denn eine, zugegeben, ziemlich gutaussehende Bewohnerin des Planeten mit roten Haaren, spitzen Ohren, sowie leicht rötlich schimmernder Haut, schien die neusten Nachrichten zu verkünden und verwirrt versuchte ich auftretende Bilder zu verstehen. Irgendwie so etwas, doch leider war mir die Sprache so völlig fremd und somit verstand ich nicht ein Mal die Hälfte. Doch Kumarìs Stimme riss mich in das Hier und Jetzt zurück und belustigt lehnte sie sich in ihrem Stuhl zurück. „Du fragst dich sicherlich, wieso ich dich zu mir rufen ließ, denn deine Verhandlungen laufen noch an.“, ließ sie mich mit einem versteckten Grinsen wissen und abermals beobachteten mich ihre Augen stumm. Doch antwortete ich der obersten Shiva nicht. Ganz gleich was sie von mir wollte; was sie mir zu sagen hatte – sie würde ein Nein von mir als Antwort erhalten. Das hatte ich mir geschworen und nun erwiderte ich ihren Blick. „Ich frage dich ein allerletztes Mal, Vegeta, denn es tut mir wahrlich in der Seele weh, dein Potential vergeuden zu müssen...“, sprach meine Gegenüber nach einiger Zeit ruhig und gelassen. Lehnte sich dann mit den Ellenbogen auf den Tisch und verschränkte beide Hände ineinander, bevor sie wieder zu sprechen begann. Mich ihre blauen Augen nicht fortließen und wieder versteifte ich mich ein bisschen mehr. Wissend, was sie mich hier und heute gleich fragen würde, doch ich hatte nur eine Antwort für sie parat. Eine Einzige. „Willst du meine Forderung nicht doch annehmen und in meinen Armeen gegen Korun-Kàn kämpfen?“ „Nein.“, kam es schneller über meine Lippen als es sollte, aber doch ruhiger, als mein Herz hektisch hinter meiner Brust schlug und wieder setzte ich dem ganzen eine Krone auf. „Nein, das will ich nicht.“ Ich sah wie Kumarì ruhig ausatmete. Wie sie langsam die Augen schloss, gar nach den richtigen Worten suchte und mehr denn je zuckten ihre langen Ohren vor unterdrückter Wut. Doch... irgendetwas war anders. Irgendetwas bahnte sich an, das konnte ich spüren und dennoch nicht beim Namen fassen. Denn wieder schüttelte meine Gegenüber nur den Kopf und verschränkte abermals ihre Hände ineinander. „Vegeta, Vegeta...“, seufzte sie wieder, sah dann kurz auf die Tischplatte und mir nach einem Zögern in die Augen. Streng in die Augen und dennoch trug ihr Blick kurz und für einen Moment nichts - als Trauer. Ich stutzte, war ich das von ihr nicht gewöhnt und mehr denn je ließ mich dieser Umstand wortlos zurück. „Ich will offen und ehrlich zu dir sein.“, begann sie wieder und weckte damit nichts als Zweifel in mir. Nichts als eine ungeahnte Angst, denn wenn das Gespräch schon so anfing, konnte nichts gutes dabei herauskommen und unsicher biss ich mir auf die Unterlippe. Gebannt wartend, was mir meine Gegenüber nun zu sagen hatte und sah mehr denn je in blaue Augen. „Wenn du diese Forderung nicht annimmst, wirst du gerichtet werden. Das ist dir klar, oder?“ Ich wusste nicht ob ich antworten oder nicken sollte und somit entschied ich mich dafür, einfach nur auf den Boden zu starren und ihre Worte weiter über mich ergehen zu lassen.  Doch... wieso ich zitterte wusste ich selbst nicht und verzweifelt ballte ich meine Hände zu Fäusten. Hoffend, das meine Gegenüber meine ganze Qual nicht sehen würde und wie schwer sie es mir in diesem Moment machte, meinen mir gesetzten Schwur noch aufrecht zu halten. „Merkst du nicht, dass ich dir eigentlich... nur helfen will?“, flüsterte sie nun, beugte sich dann ein Stück vor und legte mir eine ihrer Hand auf die meine. Ich schluckte. Zuckte mehr denn je unter ihrer Berührung zusammen und sah dann auf. Mitten in ihre blauen Augen, die nichts als Sorge in sich trugen und wieder war dieser mir verhasste Kloß in meinem Hals, der wohl zu meinem Leidwesen niemals weichen würde. „Willst du nicht zurück zu deiner Familie? Willst du nicht zurück... zu deiner Frau?!?“, fragte mich ihre Stimme wieder. Mehr denn je meine ganze Qual damit weckend, gar allen Schmerz meiner Seele und damit schienen all meine Dämme gebrochen. Verzweifelt sah ich meine Gegenüber einfach nur an, während ich kein Wort über meine Lippen bringen konnte und mein Innerstes mehr denn je so ehrlich starb. Kumarì.... Wieso... tust du mir das an?   „Nein....“, flüsterte meine Stimme wieder, doch war sie jeglicher Härte beraubt und war nun nichts weiter als ein schwacher Hauch. Beraubt, jeglicher Strenge mit der ich mich hier eigentlich verteidigen wollte, mich und meinen verdammten Stolz und somit schüttelte ich langsam den Kopf. Schien damit mein Urteil einzuläuten und resignierend lehnte sich Kumarí in ihrem Stuhl zurück. Konnte aber dennoch nicht ihre Augen von mir lassen, beobachtete mich weiterhin aus einem versteckten Blick, doch nahm ich dies schon gar nicht mehr wahr.  Starrte teilnahmslos vor mich hin und sah aus dem Augenwinkel, wie abermals der Bildschirm des Fernsehers flackerte. Erneut das Bild zu wechseln schien, doch gerade als Kumarí abermals zum Wort ansetzten wollte, unterbrach uns eine hektische Stimme aus dem Lautsprecher. Zugegeben... ich verstand die Sprache nicht. Ich verstand mit keinem Mal die Wörter, die nun hektisch über ein Mikrofon gesprochen wurden und sich mehr denn je von hellen Lippen lösten. Aber ich verstand die Bilder, die ich nun sah und aus geschockten Augen starrte ich auf das Bild der Erde, die gerade als Liveübertragung gezeigt wurde. Ich sah sie in ihrer ganzen Pracht. Erkannte diesen mir und mit der Zeit so sehr geliebten blauen Planeten, dass es mich abermals kurz schlucken ließ und meine Augen verräterisch brannten. Ich sah meinen Planeten, ein allerletztes Mal, bevor ein plötzlich gleißender Strahl in seine Mitte schoss und meine zweite Heimat vor meinen eigenen Augen so einfach explodieren ließ. In nichts als seine Einzelteile.       Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)