Ungewöhnliche Wege der Liebe von Yuri91 (Warum normal, wenn es auch anders geht?) ================================================================================ Kapitel 27: Düstere Zeiten -------------------------- Durch heftiges Schütteln an der Schulter wachte Sakura plötzlich aus ihrer Bewusstlosigkeit auf. Die Nebelschwaden, die ihren Geist umgaben, lösten sich in Fetzen auf. Langsam öffnete Sakura die Augen. Augenblicklich hörte das Gerüttel auf. Mit einem Stöhnen fasste sie an ihren Kopf. Er fühlte sich so an, als würde er jeden Moment zerspringen. Mit einem Mal jedoch waren die Kopfschmerzen vergessen, als ihre Augen eine orange Maske fokussierten. Hatte sich Sakura eben noch gefragt, was geschehen war, mit einem Mal wusste sie es wieder. Dieser Freak mit der orangenen Maske hatte sie von daheim entführt und ihr eins über den Schädel gezogen! Kein Wunder das ihr Kopf so dröhnte! Der abtrünnige Ninja hockte nur wenige Zentimeter vor ihr. Zu Sakuras Erleichterung jedoch kam er nicht näher. Mit einem Kopfnicken deutete er auf den Boden zwischen ihnen, erhob sich anschließend und ging auf die andere Seite der Höhle und setzte sich auf den harten Steinboden. Verdammt, warum eine Höhle? Prüfend ließ Sakura ihren Blick durch das provisorische Lager wandern. Die Höhle war klein und niedrig. Aufrecht konnte sie vielleicht gerade so hier stehen, für die meisten jedoch war die Decke zu niedrig. Die Höhle war nur drei, maximal vier Meter breit und ebenso lang. Die einzige Lichtquelle bot ein kleines, flackerndes Feuer in der Mitte der Höhle. Der Eingang war groß und spendete tagsüber sicherlich viel Licht. Mit Erschrecken musste Sakura jedoch feststellen, dass draußen tiefste Dunkelheit herrschte. Es war mitten in der Nacht. Sie war fast den gesamten Tag über bewusstlos gewesen! Wie weit befanden sie sich wohl von Konoha entfernt? Viel wichtiger war jedoch die Frage, hatte jemand ihr Fehlen bemerkt und wurde bereits nach ihr gesucht? Während sich Sakura darüber Gedanken machte, fiel ihr Blick direkt auf den Boden vor ihr. Der abtrünnige Freak hatte vorhin ebenfalls dorthin geblickt. Erst hatte Sakura gedacht, er würde ihren runden Bauch anstarren. Jetzt wusste sie es besser. Direkt vor ihren Füßen lag ein Stück Brot und Trockenfleisch. Schnell griff Sakura danach und biss ein Stück Fleisch ab. Sie machte sich keinerlei Gedanken darüber ob das Essen vergiftet war. Würde er sie umbringen wollen, hätte der Abtrünnige bereits mehr als eine Gelegenheit dafür gehabt. Während Sakura aß, protestierte ihr Körper. Ihre Knochen fühlten sich alle steif an und schmerzten. Vor allem ihr Nacken und ihre Wirbelsäule. Der Steinboden war mehr als unbequem und kalt. Wenn sie Pech hatte, würde sie zusätzlich zu der Entführung auch noch eine Blasenentzündung bekommen! Schnell hatte Sakura das wenige Essen regelrecht herunter geschlungen. Doch noch immer hatte sie Hunger. Die ganze Zeit über hatte der Abtrünnige schweigend in seiner Ecke gesessen und ihr beim Essen zugesehen. Jetzt ließ er den Blick kurz zum Höhlenausgang schweifen. „Was habt ihr jetzt mit mir vor?“ verlangte Sakura zu wissen. Schweigend blickte ihr Entführer sie mit schiefgelegtem Kopf an. Sie hatte nicht mit einer Antwort gerechnet. Vor allem dann nicht, nachdem die Sekunden verstrichen und sie nichts als Schweigen erhielt. Laut hallten in dieser Höhle die Worte ihres Entführers wider: „Wir werden warten. Natürlich auf Sasuke. Diese Höhle ist mit einer Illusion versehen. Sie wird nur für ihn sichtbar sein. Dafür habe ich gesorgt.“ Bei den Worten des Abtrünnigen rannen kalte Schauer über Sakuras Rücken. Sasuke durfte auf keinen Fall nach ihr suchen! Sie würde schon alleine einen Weg hier heraus finden. Aber Sasuke durfte sich nicht in einen Kampf verwickeln lassen. Das hier war ein Hinterhalt. Sakura war die Geißel. Ihr Entführer würde sicherlich mit ihrem Tod drohen, ihn eventuell auch in die Tat umsetzen. Egal was geschah, Sakura war sich sicher, Sasuke würde sich von seinen Gefühlen leiten lassen. Und das war genau das, was ihr Feind wollte! Sasuke würde unweigerlich verlieren. Vielleicht würden auch noch weitere Akatsuki-Mitglieder hier auftauchen. Dann war Sasuke der Tod sicher. Vor lauter Angst bildete sich ein kalter, schwerer Klumpen in ihrem Magen. Verzweifelt schlang Sakura die Arme um sich. Das Ungeborene trat und strampelte. Wenigsten für einen von ihnen war die Welt noch in Ordnung und sorgenfrei. Sakura saß in der Klemme. Verfluchter Mist! Sie musste von hier verschwinden, um Sasuke das Leben zu retten. Eine Flucht war aber viel zu gefährlich. Sie konnte nicht kämpfen und sich rausschleichen barg ebenso ein zu großes Risiko. Sie hatte schließlich noch ein weiteres, unschuldiges Leben, auf das sie zu achten hatte. Verzweifelt dachte Sakura über eine mögliche Lösung nach. Dabei fuhr sie unermüdlich mit der Hand über ihren rundlichen Bauch. Es war schon spät in der Nacht, als die Müdigkeit über Sakuras angstvolle Gedanken siegte. In unruhigem Schlaf verstrichen die Stunden schnell, bis die ersten Sonnenstrahlen des neuen Tages durch den Höhleneingang fielen. Kurz darauf erwachte Sakura aus ihrem alles andere als erholsamen Schlaf. Im ersten Moment wusste Sakura nicht, wo sie sich befand. Zu schnell kam jedoch die Erkenntnis über sie. Unter leisem Stöhnen streckte Sakura sich. Als sie aufstehen wollte, um ihre schmerzenden Gelenke ein wenig Bewegung zu verschaffen, stand ihr Entführer auch schon vor ihr. Ein Kunai in der Hand. “Schon gut“, gab Sakura von sich und ließ sich wieder zurück auf den harten Boden zurück fallen. „Ich müsste aber mal wohin.“ Einen kurzen Moment musterte der Fremde sie. Schließlich nickte er kaum merklich. “Ich werde mitkommen.“ Protestieren würde nicht helfen. Da war sich Sakura sicher. Wenigsten würde sie aber ihre Blase und ihren schmerzenden Knochen ein wenig Linderung verschaffen können. Ihr Entführer brachte Sakura zum Höhleneingang. Kaum das sich Sakura umsah, wusste sie sofort, wo sie sich befand. Vor ihr erstreckte sich Wald. Nichts als dichter Wald. Sie waren mitten im Wald von Konohagakure! Der Wald war dicht und bot gute Versteckmöglichkeiten. Doch auch eine Gesteinsader zog sich durch das Gebiet, in der es mehrere kleine und auch die ein oder andere große Höhle gab. In einer dieser vielen war sie untergebracht. “Da vorn“, wies der Abtrünnige Sakura an und zeigte auf die Baumreihe direkt vor der Höhle. Wenig begeistert ging Sakura zu dem ihr angewiesenen Baum. Ihr Entführer bezog davor Stellung, während sich Sakura etwas Erleichterung verschaffte. Viel zu schnell war der kleine Ausflug in die Natur vorbei. Kein angenehmer Wind wehte mehr über ihr Gesicht, keine warmen Sonnenstrahlen streichelten mehr ihre Haut. Dafür fühlte sie den kalten Steinboden wieder unter ihrem Hintern und die harte Wand in ihrem Rücken. Verzweiflung kam in Sakura auf. Die Minuten und Stunden verstrichen. Ab und an erhielt Sakura etwas zu Essen oder durfte hinaus, um ihre natürlichen Bedürfnisse zu befriedigen. Dabei war sie keine einzige Sekunde alleine. Ihr Entführer war immer bei ihr und schwieg. Nicht einmal schlief er ein oder ließ sie allein. So würde sich nie eine Gelegenheit für eine Flucht ergeben! Gleichzeitig kreisten ihre Gedanken immer wieder um Sasuke. Ging es ihm gut? Was er wohl gerade tat? So verstrich Minute um Minute, Stunde um Stunde, bis ein neuer Tag anbrach und wieder zu Ende ging. Immer wieder war Sakura eingenickt. Von den Stunden auf dem kalten, harten Boden, waren ihre Knochen ganz steif geworden. Aber auch ihrer Schwangerschaft tat dieser Umstand nicht sonderlich gut. Ja, Sakura brauchte Ruhe. Davon hatte sie hier zwar genug, aber sie brauchte auch ein Bett dafür, ansonsten war das ganze ziemlich sinnlos. Der psychische Stress war auch nicht sonderlich hilfreich. Daher verwunderte es Sakura nicht sonderlich, das sie von Magenschmerzen gequält wurde. Doch genau das machte ihr Angst. Mehr Angst, als sie um Sasuke hatte oder gar um sich selbst. Sie hatte panische Angst, dass diese ganz Entfürhungs-Sache dazu führte, dass sie ihr Baby verlor. Angstvoll rieb Sakura immer wieder mit der Hand über ihren runden Bauch. Dabei ließ sie ihren Blick, wie so oft in den letzten Stunden, durch die kleine, enge Höhle schweifen. Tobi, endlich wusste Sakura den Namen ihres Entführers, saß wie immer ihr schweigend gegenüber. Er hatte nicht mehr ein Wort gesagt. Vor ein paar Stunden war lediglich wie aus dem Nichts eine Projektion mitten in der Höhle aufgetaucht. Kisames Projektion hatte sich eine Zwischenmeldung geben lassen wollen und dabei Sakuras Entführer auch beim Namen genannt. Für sie hatte er keinen Blick übrig gehabt, aber Sakura fragte sich eh, ob man mittels einer Projektion auch sehen konnte. Ihr war das ganz neu. Aber das interessierte sie weniger. Vielmehr hatte sie gehofft in Erfahrung bringen zu können, wo Sasuke sich gerade aufhielt oder aber was mit ihr als nächstes geschehen sollte. Anscheinend hatte sich der Plan, so wie Tobi ihn ihr erklärt hatte, nicht verändert. Sakura diente weiterhin als Köder, über Sasuke war jedoch kein Wörtchen gefallen. Schwer seufzend schloss Sakura für einen Moment die Augen und versuchte die Angst zu verdrängen. Angst würde ihr nicht weiter helfen. Sie musste einen klaren Kopf bewahren. Das sagte sich Sakura immer wieder, aber wenn sie denn einmal dazu in der Lage war über ihre Situation nachzudenken, fiel ihr nichts ein. Dadurch, dass Tobi immer hier war, konnte sie nicht versuchen zu fliehen. Kämpfen kam bei ihrem Zustand sowieso nicht in Frage. So sehr Sakura auch nachdachte, ihr fiel einfach nichts ein, außer abzuwarten und zu hoffen, dass, falls Sasuke sie finden sollte, er mit Verstärkung käme. Und so blieb Sakura nichts anderes übrig als abzuwarten und zwischen Verzweiflung und Hoffnung hin und her zu schwanken. Schwer atmend schob Sasuke die tief hängenden Äste eines Baumes zur Seite. Dahinter kam eine kleine Lichtung zu Tage. Und direkt dahinter eine Höhle. Zweifelnd blieb Sasuke stehen und sah sich um. „Denkst du, sie ist hier?“ Fragend sah Kakashi zu dem Uchiha. Als Antwort blieb diesem nichts anderes übrig, als mit den Schultern zu zucken. Sasuke hatte keine Ahnung. Vorgestern, als Sasuke den Verlobungsring gefunden hatte, hatte er sofort Alarm geschlagen. Daraufhin hatte Tsunade mehrere Ninjaeinheiten auf die Suche geschickt, eingeschlossen Sasuke und Kakashi. Doch Sasuke hatte, zu seinem Leidwesen, erst verzögert aufbrechen können. Vorerst, so hatte Tsunade bestimmt, mussten seine Wunden versorgt werden. Glücklicherweise hatte Tsunade dafür nicht länger als eine gute Stunde benötigt, für Sasuke jedoch hatte es viel zu lange gedauert. Die ganze Umgebung um Konoha wurde abgesucht. Niemand ging davon aus, dass Sakura sonderlich weit weggebracht wurde. Nicht, wenn sie als Geisel dienen sollte und, so die wahrscheinlichste Theorie, Sasuke damit erpresst werden sollte. Und so kam es, dass sich Sasuke und Kakashi in dem östlichen Gebiet des Waldes um Konoha herum umsahen. Bis jetzt war die Suche erfolglos gewesen. Jetzt jedoch waren sie auf die Höhle gestoßen. Es konnte sich dabei um ein Versteck halten oder aber auch nicht. Sasukes Gefühle liefen Amok. Angst, Hoffnung und unbändiger Hass wechselten sich dabei in sekundenschnelle ab. „Wir sollten es zumindest versuchen. Ich werde vorsichtshalber voraus gehen.“ Kakashis Ton ließ keine Widerrede zu. Wie gern jedoch wäre Sasuke einfach losgestürmt, mit gezückten Kunais und jederzeit bereit, Sakura zu befreien. Und gerade deswegen verkniff sich Sasuke jeden Kommentar und blieb gehorsam zurück. Kakashi kannte ihn gut genug, dass er in dieser Situation unüberlegt handeln würde. Und das konnte sehr schlecht enden. Also blieb Sasuke einsatzbereit zurück, während Kakashi vorsichtig zum Höhleneingang ging. In geduckter Haltung und gezückten Kunais näherte er sich diesem immer mehr. Und dann hatte Kakashi den Eingang erreicht. Aufgeregt krampfte Sasuke seine Hände um die Kunais fester zusammen. Sein Herz und Puls beschleunigten sich, während Kakashi im Höhleninnern verschwand. Keinerlei Geräusche drangen nach draußen. Das hieß, es gab keinen Kampf. Dennoch konnte Sakura darin sein. Vielleicht war sie bewusstlos. Gefesselt war sie sicherlich. Und jetzt würde Kakashi zu ihr eilen und sie befreien. Absurderweise, und dessen war sich Sasuke mehr als bewusst, stieg Eifersucht in ihm hoch. Er sollte derjenige sein, der Sakura befreite, nicht Sensei Kakashi. Er, Sasuke Uchiha, war ihr Verlobter. Also sollte er auch das Recht haben, Sakura zu Retten, anstatt darauf zu warten, dass etwas passierte! Diese albernen Gedanken waren jedoch so schnell verschwunden, wie sie auch gekommen waren. Vor allem, als Kakashi aus der Höhle trat. Allein. Aus der Ferne schüttelte Kakashi resigniert mit dem Kopf in Sasukes Richtung. Die Hoffnung verschwand. Dafür waren Angst und Enttäuschung mehr als präsent. Schon wieder ein Fehlschlag. Sie hatten Sakura immer noch nicht gefunden! Die Zeit verstrich immer mehr. Bis jetzt hatte Sasuke nur Angst gehabt, Sakura würde schlecht behandelt werden als Köder. Einen anderen Gedanken hatte er nicht zugelassen. Jetzt jedoch beschlich ihn immer mehr das Gefühl, dass alles falsch war. Sakura sollte nicht als Geisel dienen. Vielleicht hatte Akatsuki sich einen grausamen Scherz erlauben wollen, indem sie den Ring auf dem Küchentisch hatten liegenlassen, um Sasuke Hoffnung zu machen. Vielleicht war der Ring aber auch nicht einmal mit Absicht dort hing gelegt worden. Vielleicht hatte Sakura ihn kurz abgezogen und dorthin gelegt. Warum auch immer. Vielleicht aber auch, und das kam Sasuke inzwischen viel wahrscheinlicher vor, würde er Sakura niemals finden und wenn, dann sicherlich nur ihre Leiche. Als Kakashi zu Sasuke kam, erklärte der Jonin unnützerweise noch einmal, was Sasuke eh schon wusste. „Tut mir Leid. Sie war nicht dort. Keinerlei Spuren.“ Ohne eine Reaktion Sasukes, setzten sich die zwei Ninja wieder in Bewegung, um weiter den Wald zu erkunden. Es war früher Nachmittag. Draußen auf den Straßen Konohas wirkte eine Hektik, obwohl sich gar nicht so viele Menschen darauf tummelten. Die Nachricht von Sakuras Entführung - davon ging hier jedermann aus - hatte schnell die Runde gemacht. Auch wenn versichert wurde, dass den anderen Bewohnern Konohas keine Gefahr drohte, so gingen die kleinen Kinder nicht mehr alleine nach draußen. Besorgte Mütter und Väter begleiteten ihre Kinder überall hin oder aber man ging erst gar nicht vor die Tür. Ein tiefer Seufzer entfuhr Hinata. Sie war, wie so viele hier, besorgt. Doch während die meisten Menschen einen Angriff auf Konoha erwarteten, machte sich Hinata große Sorgen um ihre Freundin. Noch immer konnte sie nicht ganz begreifen, was vorgefallen war. Alles war so schnell gegangen! Erst tauchte Sasuke verletzt, aber wütend und angstvoll im Büro der Hokage auf, dann wurden auch schon die Suchtrupps losgeschickt. Hinata wusste alles aus erster Hand. Sie war gerade im Büro der Hokage zugegen gewesen, als Sasuke schwer atmend den Raum betreten hatte. Noch nie hatte die Hyuga Sasuke so besorgt, fast schon panisch erlebt. Sie hatte nicht einmal die Gelegenheit gehabt, Sasuke und Tsunade Privatsphäre für ihr Gespräch zu gönnen, da war Sasuke mit den schlechten Nachrichten rausgeplatzt. Hinata hatte anschließend Tsunade assistiert, um Sasukes Wunden zu flicken. Als Tsunade den Befehl zu Sakuras Suche gegeben hatte, wollte Hinata nichts lieber, als ebenfalls nach ihrer vermissten Freundin zu suchen. Trotz ihres Elans, hatte Tsunade abgelehnt. Sie bräuchte hier ihre Hilfe, hatte die Hokage erklärt. Dennoch war sich Hinata sicher, Tsunade traute ihr diese Aufgabe einfach nicht zu. War sie denn immer noch die schüchterne, schwache, hilflose Kunoichi, wie vor so vielen Jahren? Eigentlich, so hatte Hinata gedacht, hätte sie sich gebessert. Oh ja, im Kampf konnte sie sich nun besser behaupten. Sie hatte lange dafür trainiert und sehr hart. Daran konnte es nicht liegen. Vielleicht aber traute Tsunade es ihr aus einem emotionalem Aspekt heraus nicht zu. Schließlich hatte Tsunade Sasuke nur gehen lassen, weil er ansonsten gegen ihren Befehl gehandelt hätte und sich alleine auf die Suche nach Sakura gemacht hätte. Hinata wollte hoffen, dass es so war. “Ach, Naruto.“ Hinata wandte den Blick vom Fenster ab und ließ sich auf den weißen Besucherstuhl neben Narutos Bett nieder. Sie kam sich egoistisch vor, wie sie so über Tsunades Handeln nachdachte. Dabei sollte sie sich doch viel eher Sorgen um Sakura machen und beten, dass ihre Freundin unbeschadet zurückkehren würde. Und das hoffentlich bald! “Ich hab Angst. Wenn du jetzt doch nur wach wärst! Mit deinem Optimismus würdest du mir sicherlich bei dieser Situation helfen. Du bist doch immer, egal wie aussichtslos die Situation auch wirkt, entschlossen, alles zum Guten zu wenden!“ Wie jeden Tag war Hinata im Krankenhaus, um Naruto zu besuchen. Und wie in den letzten Tagen auch, hatte sie ihm von Sakuras Entführung erzählt und das seitdem keinerlei Neuigkeiten gemeldet wurden. Ein Blick auf die Uhr, und Hinata wusste, dass in genau sieben Minuten die Besuchszeit zu Ende ging. Bisher war sie noch nie länger geblieben. Sie brach nicht gerne Regeln. Und der hoffnungslose Teil von ihr war eh der Meinung, die täglichen Besuche würden nichts bringen. Niemand wusste, ob jemand, der im Koma lag, auch um sich herum etwas mitbekam. Manchmal war das der Fall. Aber bei Naruto wussten die Ärzte und allen voran Tsunade nicht, ob Naruto jemals wieder aufwachen würde. Ihr Vater hatte ihr bereits vor Wochen verboten, Naruto weiterhin zu besuchen. Jedes Mal, wenn sie von ihren Besuchen nach Hause kam, war sie niedergeschlagen. Das musste auch ihrem Vater aufgefallen sein. Dennoch hatte sich Hinata über dieses Verbot hinweg gesetzt. Das erste Mal in ihrem Leben! Und so besuchte sie weiterhin Naruto. Das ihr Vater davon wusste, davon war Hinata überzeugt. Aber vielleicht war er auch zu der Einsicht gekommen, egal was er ihr verbot und welche Strafe eine Missachtung zur Folge hätte, Hinata würde dennoch Tag für Tag hierher kommen. Jetzt waren nur noch zwei Minuten übrig geblieben. Zwei Minuten, in denen Hinata - wie fast immer - schweigend an Naruto Bett saß und wartete. Wenn die Zeit vorbei war, würde sie aufstehen, sich verabschieden und gehen. Anfassen tat sie Naruto nie. Na ja, so gut wie nie. Dabei kam sich Hinata wie eine Voyeurin vor, obwohl sie niemanden bespannte. Dennoch fühlte es sich für sie nicht richtig an, einen wehrlosen Schlafenden zu berühren. Manchmal jedoch war der Drang so groß Naruto zu fühlen, dass sie ihn kurz über die Hand fuhr oder durch sein, inzwischen plattes, sprödes Haar, strich. Wenn Naruto wach wäre, würde sich Hinata so etwas niemals trauen. Vielleicht kam es ihr deswegen falsch vor. Ein Blick zur Uhr und Hinata wusste, die Besuchszeit war vorbei. Langsam erhob sich die Hyuga vom Stuhl und blickte auf den schlafenden Ninja. Auch heute war der Drang, Naruto zu spüren oder auch nur ein Wort von seinen Lippen zu vernehmen, ungebändigt groß. Ein kurzer Blick zur Tür, dann beugte sich Hinata vorsichtig über Naruto. Jedes Mal hatte sie eine Heidenangst, eine der Schwestern würde in diesem Moment das Zimmer betreten. Ihr Herz rate, während sie langsam ihre Hand nach Narutos Gesicht ausstreckte. An sich war nichts Schwieriges dabei, bei dem, was sie hier tat. Andere taten so etwas andauernd. Nicht bei Komapatienten. Aber dennoch, jemand anderen zu berühren, war kein Staatsakt. Nichts Verbotenes. Hatte Hinata nicht eben noch darüber gegrübelt, ob sie sich verändert hatte? Die Hyuga fasste einen Entschluss. Es bekam niemand mit. Also konnte sie doch auch tun, was sie schon so lange wollte. Natürlich war Hinata klar, es war nicht dasselbe. Doch wenn Naruto wach war, würde sie sich das niemals trauen. Das hier war die Gelegenheit! Mit wild klopfendem Herz, zog Hinata ihre Hand langsam zurück. Stattdessen beugte sie sich nun mit dem Gesicht über Narutos. Fest fixierten ihre Augen seinen Mund. Er war ein wenig trocken und rissig. Schließlich erhielt Naruto seine Nahrung über eine Magensonde. Dennoch ließ Hinata sich immer weiter hinab. Tief einatmend, spitzte sie die Lippen. Gleich würde sie Naruto küssen! Zum erste Mal in ihrem Leben! Nur wenige Millimeter trennten ihre Lippen noch voneinander. Schwach nahm Hinata Narutos Atem auf ihrem Gesicht war. Ihr Herz schlug immer schneller und wilder. Gleich! Gerade, als Hinata im Inbegriff war, ihre Lippen auf Narutos zu pressen, piepsten die Maschinen, die an Naruto befestigt waren, laut und hektisch auf. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)