Ungewöhnliche Wege der Liebe von Yuri91 (Warum normal, wenn es auch anders geht?) ================================================================================ Kapitel 15: Baby in Gefahr?! ---------------------------- „Oh, das ist so unfair! Das du nicht mit machst, war ja klar. Du bist eine faule Sau! Aber warum darf sie zugucken?“ Empört richtete Ino ihren Zeigefinger auf Sakura, sah Shikamaru anklagend an und verlangte eine Antwort. Sakura war es auch nicht Recht, aber sie kannte das Warum. Während sich Shikamaru mit Ino herumschlug und fadenscheinige Argumente darbrachte, so etwas wie „Sakura kennt unser Training nicht. Sie sollte erst einmal nur zusehen“, zogen bei Ino wohl nicht. Neben ihr saß Choji. Sakura nahm nur am Rande war, dass der Ninja sich mal wieder den Mund vollstopfte. So konnte er aber wenigstens nicht bei dem kleinen Streit mitmachen. Sakura hielt sich ganz raus. Sie war Shikamaru für seine Hilfe dankbar, aber sie wollte wirklich etwas machen. Das sie nicht durfte, ging ihr gewaltig gegen den Strich. Wie sollte das die nächsten Monate werden? Würde Shikamaru sie je mitmachen lassen? Seufzend verfolgte Sakura noch mehrere Minuten den Streit. In der Zwischenzeit sah sie sich um, doch es gab nichts interessantes zu sehen. Sie befanden sich mitten im Wald. Bäume, wohin man auch sah. Viele hatten schon ihr Blätterkleid abgeworfen. Die, die noch ein wenig ihres Kleides trugen, schillerten in prächtigen Farben. „Wird das heute noch was oder kann ich gleich nach Hause gehen?“ erkundigte sich Sakura nach weiteren zehn Minuten des Wartens. Daraufhin blickten Ino und Shikamaru sie erstaunt an. Letztendlich lief es aber dennoch darauf hinaus, dass Sakura am Rand saß und ihren Freunden zusah, wie sie trainierten. Nachdem das Training endlich beendet war, von dem ganzen Herumsitzen tat ihr schon der Hintern weh, stand Sakura auf. Da ihre Laune mehr als im Keller steckte, ging sie, ohne sich von den anderen zu verabschieden. Jetzt würde sie aber ganz gewiss nicht nach Hause gehen. Ihre Füße führten sie in eine ganz andere Richtung. Schwungvoll klopfte Sakura an die Tür von Tsunades Büro. Trotzdem wartete sie keine Antwort ab, sondern ging direkt hinein. Es überraschte Sakura nicht, Tsunade schlafen vorzufinden. Den Kopf hatte die Hokage auf den Tisch gelegt, ihre Arme lagen daneben. Ein leiser Schnarcher entfuhr ihr. „Tsunade!“ donnerte Sakuras Stimme durch das Büro. Erschrocken ruckte der Kopf der noch eben schlafenden Frau hoch. Noch ein wenig verschlafen sah sich Tsunade um, sah dann in Sakuras, vor Wut verzerrtes, Gesicht. „Haben Sie die Anweisung erteilt, dass ich nicht trainiert werden soll oder war es Sensei Kakashi? Egal wer von Ihnen beiden, ich will, dass das augenblicklich rückgängig gemacht wird!“ Erst war Verwirrung auf Tsunades Gesicht zu erkennen, dann tauchte die Erkenntnis auf. Sachlich faltete sie ihre Hände unter dem Kinn zusammen, sah Sakura gelassen an. „Richtig, ich habe Shikamaru angewiesen, dich nicht allzu stark im Training zu fordern, aber…“ „Nicht allzu sehr? Ich durfte überhaupt nicht mit machen! Ich habe nur zugeguckt!“ „Oha, dann hat Shikamaru meine Anweisung ja tatsächlich befolgt. Das tut er sonst gar nicht mal so oft“, meinte Tsunade daraufhin nur. „Das kann doch nicht Ihr Ernst sein!“ empörte sich Sakura, aber es schien die Hokage nicht sonderlich zu interessieren. Dennoch wurde ihr Blick auf einmal Ernst. „Sakura, wann war deine erste Untersuchung?“ Irritiert über den plötzlichen Themenwechsel, sah Sakura Tsunade nur schweigend an. „Wenn ich richtig gerechnet habe, vor zwei Wochen. Ich weiß, du solltest erst in zwei Wochen wiederkommen, aber ich habe etwas in deiner Vorgeschichte gesehen, das mich besorgt.“ Augenblicklich war Sakuras Wut verflogen. Dafür machten ihr Tsunades Worte Angst. „Wie, meine Vorgeschichte…“ „Ich habe mir, ganz der Vorschrift nach, die Unterlagen von deiner Mutter zu deiner Geburt durchgesehen. Dabei bin ich auf etwas gestoßen. Du warst eine ziemlich schwierige Geburt, wie es aussieht. Du bist zu früh gekommen, per Kaiserschnitt. Wie es scheint konntest du nicht genügend durch den Mutterkuchen und die Nabelschnur ernährt werden. Als ich mir daraufhin die Akte deiner Großmutter angesehen habe, kam dasselbe Ergebnis heraus. Sie hatte sogar zwei Fehlgeburten erlitten.“ Sakura konnte Tsunades Erklärung nur schwer begreifen. Ihre Oma hatte zwei Fehlgeburten gehabt? Aber… Ihr wurde mulmig, der Herzschlag erhöhte sich. Besorgt legte Sakura ihre Hände auf den Bauch, umschlang ihn mit ihren Armen. „Es scheint wohl so, als würde es in deiner Familie liegen. Das kann ich jetzt bei dir leider noch nicht genau bestimmen, aber dennoch hast du ein ziemliches Risiko für eine Problemschwangerschaft. Du solltest vorerst sehr behutsam sein. Deshalb habe ich Shikamaru angewiesen, dich zu schonen.“ Nachdem Sakura diese Information einigermaßen verdaut hatte, wünschte sich Sakura, Sasuke wäre jetzt bei ihr. Da das nicht ging, musste Sakura wohl oder übel alleine durch diese Situation. „Was heißt das genau? Bei Kakashi durfte ich doch auch mit trainieren.“ „Ja, aber deine Schwangerschaft ist auch noch nicht weit fortgeschritten. Ich würde dir jetzt gerne etwas Fruchtwasser entnehmen und es auf diesen Defekt hin untersuchen.“ Mit leicht zitternden Beinen ging Sakura auf die Untersuchungsliege zu, legte sich hin und wartete. An sich kannte sich Sakura mit dem Verfahren aus, hatte es auch ab und an schon selbst durchgeführt. Dennoch hatte sie Angst. Tsunade neben ihr nahm eine Spritze zur Hand. Sakuras Herz schlug schneller, ihre Hände verkrampften sich. Sie hatte keine allzu große Angst vor dem stechenden Schmerz, der unweigerlich folgen würde. Sie hatte jetzt schon große Angst vor dem Ergebnis. Von ihrer Mutter oder ihrer Oma hatte sie nie etwas darüber erfahren. Daher war sie umso besorgter, wenn sie bedachte, dass ihre Großmutter zwei Fehlgeburten hatte. „Bereit?“ fragte Tsunade, als sie wenige Zentimeter über dem noch flachen Bauch die Spritze hielt. Angespannt nickte Sakura, schloss die Augen und atmete tief ein. Obwohl sie auf den Schmerz gefasst war, konnte sie ein schmerzhaftes Keuchen nicht unterdrücken. Die Spritze hatte eine recht dicke Spitze. Die durchbohrte Haut brannte und stach. Ihre Hände hatte Sakura schmerzhaft verkrampft. Ihre Fingernägel bohrten sich in ihre Haut, dennoch half es nicht über den stechenden Schmerz in ihrem Bauch hinweg. Übelkeit stieg in Sakura auf, als Tsunade die Spritze, voll aufgezogen mit Fruchtwasser, aus ihrem Bauch hinauszog. Schnell hatte die Hokage die kleine Wunde mit ihrem Chakra geheilt, dennoch war Sakura noch etwas mulmig zumute. Daher blieb sie noch einen Moment liegen, bevor sie sich langsam aufrichtete. Meist wurde so etwas in späteren Schwangerschaftswochen gemacht. Da war es nicht ganz so gefährlich wie jetzt. Immerhin war in Sakuras Unterleib der Embryo noch nicht groß herangewachsen. Dementsprechend war die Gebärmutter noch nicht erweitert und bot nicht allzu viel Platz. Bei der Fruchtwasserentnahme musste daher stark aufgepasst werden, dass der Embryo nicht verletzt wurde. Sakura hatte jedoch Vertrauen in ihre ehemalige Sensei. „In den nächsten Tagen kann ich dir bescheid sagen. Bis dato möchte ich, dass du dich zurückhältst. Du kannst Shikamaru sagen, dass er dich ruhig ein wenig fordern darf, aber nicht so sehr auf körperlicher Ebene. Da Shikamaru ein ziemlicher Denker und Taktiker ist, habe ich dich mit Absicht in sein Team gesteckt.“ Benommen nahm Sakura die Erklärung ihrer Hokage zur Kenntnis. Im Moment ging es ihr viel zu schlecht, um sich zu freuen. Schweigend verließ sie, nachdem Tsunade sie entlassen hatte, das Büro. Draußen begann die Sonne gerade unter zu gehen. Wolken waren aufgezogen. Ein feiner Nieselregel prasselte lautlos auf die Erde. Dennoch bekam Sakura davon nichts mit. Erst als sie in Sasukes Haus war, sich in sein Bett gelegt hatte, kamen die Gefühle in ihr hoch. Die Tränen schossen in ihre Augen, ehe sie auch schon hemmungslos zu weinen begann. „Ich hab keine Lust noch länger herum zu laufen.“ „Naruto, kannst du auch noch etwas anderes als nur zu meckern?“ „Kannst du etwas anderes, als schlechte Laune zu verbreiten?“ Mit eisigen und beleidigten Blicken bombardierten sich Sasuke und Naruto. Notgedrungen blieben Kakashi und Sai stehen. Die kleine Gruppe von Männern stand mittig zwischen zwei Reisfeldern. Er war schon abgeerntet worden, weswegen man außer etwas bräunlichem Wasser und abgeknickten Reispflanzen nicht mehr sah. Der Himmel war von einigen grauen Wolken bedeckt. Nur schwerlich konnte die Sonne ab und an einen Strahl zwischen ihnen hindurch bekommen. Dennoch sah es nicht nach Regen aus. „Hört mit den Kindereien auf. Wir müssen noch 15 km in der nächsten Stunde schaffen. Vielleicht haben wir auch noch zwei. Je nachdem wie schnell die Sonne untergeht.“ Mit einem Schnauben wandte sich Naruto von Sasuke ab. Mit verschränkten Armen stapfte er an den drei Männern vorbei. Kopfschüttelnd folgte Kakashi dem Chaosninja, ebenso Sai. Sasuke ließ sich etwas Zeit. Er musste sich erst noch sammeln. Für einen kurzen Moment war er versucht gewesen Naruto seine Faust ins Gesicht zu rammen. Den ganzen Tag über hörte er sich schon dessen Gejammer an. Noch länger und er würde wahnsinnig werden. War es früher auf Missionen auch so schlimm gewesen? Er konnte sich nicht daran erinnern. Das war aber auch egal. Da Sasuke keine Lust hatte, eventuell doch noch nass zu werden oder in der Nacht herum laufen zu müssen, folgte er seinem Team. Nach zwei Stunden kehrten sie endlich in ein Gasthaus ein. Sie waren vorher schon an einigen Dörfern vorbei gekommen, aber Kakashi hatte entschieden, sie würden noch so weit wie möglich weiter gehen. Da die Meinung der drei jungen Männer nicht zählte, hatten sie weiter gehen müssen. Dieses Mal, so fand Sasuke, hatte er Glück bei der Zimmerwahl gehabt. Kakashi hatte zwei Doppelzimmer gebucht. Das Los hatte entschieden. Naruto und Sai mussten sich ein Zimmer teilen. So hatte er selbst den wohl angenehmsten Zimmergenossen erhalten. Wie sollte der Sensei schon groß nerven? Fünf Minuten später bereute Sasuke seine Vorfreude. Mit Sai kam er nicht klar und Naruto war einfach nur ein nerviger Idiot, aber Sensei Kakashi war einfach nur unangenehm. Kaum war die Tür ins Schloss gefallen, Sasuke war gerade dabei gewesen Zahnbürste und ähnliches aus seiner Tasche zu holen, fing Kakashi mit seinem Verhör an. Oder Geschwafel? Er wusste nicht genau, wie er es bezeichnen sollte. Vielleicht etwas dazwischen? „Also ich habe ein Recht darauf es zu erfahren, finde ich zumindest. So als euer Sensei. Und schließlich decke ich euch ja auch. Also, wie ist es dazu gekommen? Du und Sakura? Keine Frage, ich freue mich für euch. Aber wenn ich bedenke, wie es zwischen euch noch vor ein paar Jahren aussah…Also ich hätte nie geglaubt, dass du dich wirklich auf Sakura einlässt. Ich habe aber auch eine Theorie dazu. Lag es einfach auch daran, dass du sie geschwängert hat? Das würde mich aber auch sehr interessieren wie es überhaupt dazu gekommen ist.“ Eigentlich hätte sich Sasuke so etwas ja auch denken können. Würde er damit durchkommen, nicht zu antworten? Vielleicht würde Kakashi ja irgendwann die Klappe halten. Aber hatte er auch so viel Glück? Sasuke bezweifelte es stark. Schweigend verschwand er im Bad, putzte sich die Zähne und wusch sich das Gesicht. Als er wieder aus dem Bad kam, saß Kakashi auf einem der zwei Betten, sah ihn erwartungsvoll an. „Also?“ war alles was Kakashi von sich gab. Seufzend ließ sich Sasuke auf dem freien Bett nieder. So schnell würde er wohl keinen Schlaf finden. Fragen beantworten und endlich schlafen können oder sich noch eine Weile mit Kakashi herum ärgern und vielleicht ohne Antworten verspätet schlafen? Da er ziemlich müde war – einen ganzen Tag herumlaufen zerrte auch an seinen Kräften – entschloss sich Sasuke zumindest einen Teil der Fragen zu beantworten. „Als Sie uns eingeladen und uns Alkohol ausgegeben haben. Da ist es passiert. Und warum Sakura jetzt meine Freundin ist? Sie ist reifer und nicht mehr so kindisch. Das reicht, denke ich.“ Um seine Worte zu unterstreichen, legte sich Sasuke ins Bett, zog sich die Decke über und drehte Kakashi den Rücken zu. Und tatsächlich funktionierte es. Als Sasuke am nächsten Morgen aufwachte, war er der Letzte, wie er verwundert feststellte. Naruto wirkte noch ein wenig müde beim Frühstück, Kakashi und Sai waren schweigsam wie immer. Und so verlief das Frühstück auch. Im Laufe des Tages kamen sie endlich bei dem Dorf an, in dem der V-Mann zuletzt gesehen worden war. Es war ein kleines Kaff, recht mittig gelegen in Kirigakure. Mehr als zweihundert Einwohner hatte es sicherlich nicht. Während sie durch die recht leeren Straßen gingen, sah er nur einen Bäcker, Metzger, Friseur und zwei Restaurants. Hier war wirklich nicht viel los. Aber in solch kleinen Gegenden kannte jeder jeden und Fremde fielen auf. In dem größten Restaurant, das auch eine Bar enthielt, kehrten sie am frühen Nachmittag ein. Sie hielten sich nicht lange damit auf sich einen Sitzplatz in dem fast leeren Restaurant zu nehmen. Stattdessen gingen sie an die Theke. Als der Barmann sich ihnen zuwandte, hatte Kakashi bereits ein Foto gezogen und hielt es dem ahnungslosen Mann hin. Mit hochgezogenen Augenbrauen besah sich der junge Mann das Bild. Er hatte kurze, schwarze Haare, ein kantiges Gesicht und helle Augen. Sicherlich war er in diesem Dorf der Frauenschwarm. „Was hat er angestellt?“ fragte der Mann nur. Auf dem Foto war der Tote abgebildet. Nach seinem Tod natürlich. Konoha hatte keine anderen Bilder zur Verfügung, aber man sah es ihm nicht sonderlich an. Rengo Nikita sah aus, als würde er schlafen und nicht, als wäre er mit einem schweren, dicken Ast erschlagen worden. „Warum? Steckte er öfter in Schwierigkeiten?“ stellte Kakashi auch gleich die Gegenfrage. Außer zuhören hatten er und seine Teamkollegen im Moment nichts zu tun. Kakashi als ihr Anführer übernahm solche Dinge. „Na, hier im Dorf war er nicht sonderlich beliebt. Er hängt immer mit zwielichten Gestalten ab. Moment, >steckte?< Ist er tot?“ Kakashi nickte lediglich, fuhr gleich mit seinem Verhör fort. „Wir sind Shinobi aus Konoha. Er wurde bei uns gefunden. Wir untersuchen seinen Tod. Könnten Sie uns bitte mehr über diese Personen sagen, mit denen er sich getroffen hat?“ Im ersten Moment war der Barmann von der Situation überrannt, fasste sich jedoch wieder schnell. „Keine Ahnung. Er hat häufiger mal in der Stadt südlich von hier immer Schlägereien angefangen. Hier hatte er schon lange Hausverbot. Aber ab und an hat man ihn nachts durch die Straßen schleichen sehen. Entweder kam oder ging er gerade aus dem Dorf. Weil ich so spät arbeite, habe ich es mitbekommen können.“ „Gut. Aber Sie haben davon gesprochen, das er mit zwielichten Gestalten zu tun hatte“, fragte Kakashi weiter. Während der junge Mann weiter antwortete, fing er an, ein paar Gläser zu spülen und abzutrocknen. „Ja, richtig. Hab sie nur ein oder zweimal gesehen. War so ein alter Kerl, sieht aus wie ein Säufer und ein jüngerer. Er hatte ´ne Narbe auf der rechten Wange. Mehr weiß ich auch nicht. Sie waren beide nicht so sonderlich groß. Aber sie sahen so aus, als würden sie viel Ärger mit sich bringen.“ Es war schon etwas, aber nicht genau das, was sie an Informationen brauchten. Daher setzten die jungen Männer ihre Suche fort. Sie teilten sich auf. Je einer beim Friseur, Bäcker, Metzger und das andere Restaurant. Auch die Leute auf der Straße, wenn denn mal jemand vorbei kam, wurden befragt. Als sich das Team eine Stunde später wieder traf, Treffpunkt war die Ausgangsstraße nach Hitschiko – die nächst größere Stadt – hatten sie nicht mehr Informationen zusammen gebracht. Im Gegenteil. Nur zwei weitere Personen, eine alte Frau und ein fast ebenso blinder alter Mann hatten etwas beobachtet. Die Aussagen gingen weit auseinander. Die alte Frau hatte nur einen Mann gesehen, an die zwei Meter groß, der Alte dagegen wollte einen Mann und sogar eine Frau gesehen haben. Es war einfach ein großes Durcheinander. Deswegen wollten sie es jetzt in Hitschiko ihr Glück versuchen. Dort war Rengo immer eingekehrt, hatte ordentlich getrunken und sich geschlagen. Vielleicht hatten sie hier eine größere Erfolgschance. Es dauerte nur eine Viertelstunde bis sie in Hitschiko ankamen. Hier herrschte am frühen Abend ein reges Treiben. Manche waren auf dem Weg von der Arbeit nach Hause, andere waren noch schnell einkaufen und auf dem Heimweg, aber es gab auch genügend, die in Bars oder Spielotheken gingen. Genau dort würden sie auch hingehen. Als er eine kleine, schäbige Bar betrat, schlug Sasuke abgestandene, rauchige Luft entgegen. Er hatte kein Verständnis für diejenigen, die jetzt bereits betrunken über der Theke hingen. Dennoch hatte er Hunger. Hoffentlich würde es hier schnell gehen, sodass er etwas Essen konnten. Sasuke ging an die Theke. Er war alleine hier. Kakashi, Sai und Naruto übernahmen die anderen entsprechenden Etablissements. Heute Abend wollten sie noch so viel wie möglich an Informationen erlangen. Den morgigen Tag müssten sie wahrscheinlich auch hier verbringen. Aber Sasuke gefiel das hier alles nicht. Obwohl man Hitschiko schon als Kleinstadt bezeichnen konnte, starrten die Leute – Großteils Männer – ihn argwöhnisch an. Fremde verirrten sich wohl nicht sonderlich oft in diese Gegend, geschweige denn in diese Bar. Das wiederum ließ hoffen, dass er schnell etwas über Rengo erfahren würden. Das Gegenteil konnte aber auch der Fall sein. Als Sasuke erschöpft ins Bett fiel, war die zweite Möglichkeit am wahrscheinlichsten. Sie hatten absolut nichts herausgefunden. Immer wenn er jemandem das Foto gezeigt hatte, hatten die Personen wirklich keine Ahnung um wen es sich handelte oder aber sie logen. Sasuke erkannte es sofort, aber mit Drohungen kam er auch nicht weiter. Seinen Teamkollegen war es nicht viel anders ergangen, wie er vor wenigen Minuten erfahren hatte. Morgen konnten sie ausschlafen. Allzu früh würde morgen noch nicht so viel los sein. Dafür abends umso mehr. Lediglich der morgige Tag stand ihnen noch zur Verfügung. Dann mussten sie Tsunade Bericht erstatten. Diese würde ihnen per Brieftaube zukommen lassen, was sie weiter unternehmen sollten. Obwohl Sasukes Gedanken sich um die Mission drehten, sah er Sakura vor sich, als er einschlief. Lachend saßen Hinata, Tenten, Ino und Sakura vor dem Fernseher, schauten sich eine Liebeskomödie an und riefen immer wieder der Schauspielerin zu, sie solle sich endlich den Kerl schnappen! Die vier jungen Frauen saßen in Sasukes Wohnzimmer, zusammen gedrängt auf dessen Couch. Sie hatten sich dazu entschlossen, seit langem wieder einmal einen Frauenabend zu machen. Dementsprechend stand auf dem Glastisch mehrere Schälchen mit den letzten Eisresten, viel Schokolade und auch Chips durften nicht fehlen. Sakura war es wirklich sehr schwer gefallen, sich nicht alles in den Bauch zu schlagen, genauso wie sie hatte an sich halten müssen, nicht noch Ketchup zu holen und es auf ihre Schokolade zu kippen. „So, aber Sakura, jetzt sei mal ehrlich, warum machst du beim Training nicht so mit wie wir anderen auch?“ Interessiert sahen die drei Freundinnen Sakura an. Die letzten drei Tage hatte Sakura beim Training zwar mitgemacht, aber es war kaum der Rede wert gewesen. Ino hatte natürlich Tenten und Hinata darüber aufgeklärt. Tenten konnte nicht verstehen wieso. Sie war schließlich auch eine typische Powerfrau. Hinata dagegen hatte sich bei diesem Thema ruhig verhalten. „Ach, das ist eine Anweisung von Tsunade. Sie hat bei mir etwas entdeckt, das muss sie erst noch untersuchen. Aber bis dato soll ich mich schonen.“ Hoffentlich kauften ihr die Mädels diese schwammige Erklärung ab. Ihr war einfach nichts Besseres eingefallen. Und irgendwie stimmte es ja auch. Aber Ino war wohl nicht damit zufrieden. Es war ihr anzusehen das sie noch etwas sagen wollte, aber unverhofft half Hinata ihr. Ob es wirklich in der Absicht der Hyuga lag, ihr zu helfen oder nicht, Sakura war dankbar dafür. „Ich kann es kaum glauben. Ich hätte nie gedacht, dass wir alle einmal bei Sasuke zu Hause sitzen würden.“ Diese Aussage reicht, um Ino abzulenken. Sofort schwärmte sie von dem Haus, wie wunderbar es doch hier war. Und das sie sich natürlich vorstellen konnte mit Sasuke hier für immer zu leben. Tenten, die wohl eine Schwäche für dunkelhaarige, schweigsame Kerle hatte, warf immer wieder einen bewundernden Kommentar ein. In der Zwischenzeit blickte Sakura zu Hinata. Die junge Frau lächelte sie schüchtern an. Ihr Blick war dennoch klar und…wissend? Konnte es sein das Hinata Bescheid wusste? „Und dein Zimmer war unten, richtig?“ fragte Ino bestimmt schon zum zehnten Mal den Abend. Natürlich bejahte Sakura diese Frage immer, obwohl sie der Wahrheit nicht wirklich entsprach. Ja, ihre Kleidung befand sich zum Großteil noch im Schrank des Gästezimmers, aber jede Nacht verbrachte sie in Sasukes Bett. „Wollt ihr noch etwas?“ fragte Sakura in die Runde. „Oh ja, ich will jetzt endlich Sasukes Zimmer sehen!“ platzte es auch sogleich aus Ino heraus. Seufzend schüttelte Sakura den Kopf. „Okay, dann drücke ich mich etwas konkreter aus. Braucht ihr noch was zu trinken? Ich wollte noch ein wenig Eis holen.“ Enttäuscht ließ Ino den Kopf hängen, bejahte aber wie Tenten und Hinata. Daraufhin sah Sakura ihre Chance, mit Hinata alleine reden zu können. Sie bat ihre Freundin ihr zu helfen. Natürlich lehnte Hinata nicht ab. Und so standen sie kurz darauf vor dem Eisfach des Kühlschranks. Eine Packung Schokoladen-Kirsch und Erdbeereis war noch da. „Danke Hinata.“ Sie stellte gerade das Eis auf den Küchentisch, während Hinata sie nur fragend ansah. „Vorhin. Da hast du mir geholfen. Wegen dem Training“, erklärte Sakura weiter. Es war nur eine Ahnung, aber Sakura war sich sicher, dass Hinata zumindest einen Teil der Wahrheit kannte. Wenn nicht, würde sie es wohl jetzt erfahren. „Oh, das…das habe ich doch…Also es war ja keine große Sache“, stammelte Hinata aufgrund des Dankes vor sich hin. „Äh, ich weiß, es hört sich komisch an, aber was weißt du denn alles?“ Gespannt sah Sakura ihre Freundin an. Bei Hinata war ein Geheimnis sicher, das wusste sie. Aber sie musste es wissen. Bei dieser Frage wurde Hinata rot, sah auf den Fußboden hinab. Es war ihr eindeutig unangenehm. Für die schüchterne Hinata war ein Thema wie Schwangerschaft und damit verbunden Sex wohl ein ziemlich neues Thema für sie. „Du weißt, das ich schwanger bin oder?“ half Sakura daher der jungen Frau etwas. Hinata nickte, den Blick immer noch auf die Fließen der Küche geheftet. „Weißt du von wem?“ „Ich…Also Naruto hat es nicht gesagt, aber ich kann mir schon denken von wem. Sonst würdest du, glaube ich, nicht hier wohnen oder?“ Fragend sah Hinata sie nun an. Sakura musste an sich halten, um nicht frustriert um sich zu schlagen. Naruto, dieser Idiot! War ja klar, dass Hinata es von ihm hatte. Welcher Vollpfosten hätte es denn auch sonst sein können?! Hinata zuliebe schimpfte Sakura aber nicht über Naruto. Sie war sich der Gefühle von Hinata für ihren Freund bewusst und da Hinata ihr Geheimnis für sich behielt, war es nur recht, Naruto nicht in ihrer Anwesenheit zu beleidigen. „Ja. Kannst du dir vorstellen, dass wir ein Paar sind?“ platzte es aus Sakura heraus. Sie hatte die ganze Zeit schon mit jemandem darüber reden wollen. Kakashi und Tsunade halfen ihr zwar, aber mit ihnen konnte sie wohl kaum darüber reden. Sai war auch die falsche Anlaufstelle, ebenso Ino. Von Naruto erst gar nicht zu sprechen. „Allzu lange sind wir es noch nicht. Die Schwangerschaft war…na ja, ein dummer Unfall. Aber meine Mutter hat mich daraufhin rausgeschmissen. Und Sasuke hat mich dann, wohl aus Pflichtgefühl heraus, bei sich auf genommen. Aber mit der Zeit haben wir uns wirklich ineinander verliebt!“ Wie ein Wasserfall sprudelten die angestauten, überglücklichen Worte aus Sakura heraus. Sie erzählte Hinata, wie toll alles war. Wie sie gemeinsam bei ihrer ersten Ultraschalluntersuchung gewesen waren. Wie Sasuke nach ihrem Streit sich so süß bei ihr entschuldigt hatte. Hinata hörte lächelnd zu. Ihr war die Freude darüber, dass Sakura ihr Glück gefunden hatte, deutlich anzusehen. Nachdem Sakura geendet hatte, zerstörte Hinata die fröhliche Stimme jedoch mit einer einzigen, neugierigen, an sich harmlosen Frage. „Wenn ich fragen darf, du bist doch noch gar nicht so weit im Verlauf der Schwangerschaft. Wieso darfst du dann nicht auf die Mission mit und trainierst nicht richtig?“ Augenblicklich verschwand das glückliche Lächeln von Sakuras Lippen. Ein trauriger Ausdruck tauchte in ihren Augen auf. Sofort fühlte sich Hinata schuldig. „Tut mir leid, ich wollte nicht…“ begann Hinata, aber Sakura wischte ihre Sorge mit einer Handbewegung weg. „Schon gut. Vor ein paar Tagen hat Tsunade gesagt es könnte sein, dass ich eine Risikoschwangerschaft habe. Es scheint so, als wäre es in meiner Familie erblich bedingt, dass die Placenta mit der Zeit das Ungeborene nicht mehr richtig ernähren kann.“ „Oh, das ist schrecklich! Das heißt aber auch, dass es sein kann, dass es zu einer Fehlgeburt oder Frühgeburt kommen kann, richtig?“ Ebenso wie sie hatte Hinata auch eine Ausbildung zur Medic-nin gemacht. Daher wussten sie beide mehr als genau, wie gefährlich es sein konnte. „Genug davon! Lass uns hochgehen, bevor sich die anderen wundern, wo wir bleiben“, erklärte Sakura entschieden und nahm sich eine Packung Eis. Hinata nahm die andere und folgte ihr. Als die zwei Freundinnen das Wohnzimmer betraten, erkundigte sich Tenten auch gleich, warum sie so lange gebraucht hatten. Sakura überlegte verzweifelt nach einer Ausrede. Erneut war es Hinata, die ihr zur Seite sprang. Überrascht sah Sakura die sonst so schüchterne Frau bei ihren folgenden Worten an. „Ich hab Sakura gefragt…wie Naruto so zu mir steht.“ Mit offenem Mund sahen Ino und Tenten zu Hinata. Sie waren genauso verwundert wie Sakura. An sich wusste jeder, außer Naruto natürlich, wie Hinata zu dem Chaosninja stand, aber zugegeben hatte sie es noch nie, geschweige denn, das sie etwas unternahm, um eine mögliche Beziehung mit Naruto zu führen. Und so war es nicht weiter verwunderlich, dass die vier jungen Frauen, jeder mit einer Schale Eis in der Hand, darüber beratschlagten, was Hinata machen konnte, um sich Narutos Aufmerksamkeit zu sichern. „Du solltest vielleicht mal einen kurzen Rock oder ein Top mit tiefem Ausschnitt tragen. Eben richtig sexy und dann fallen Naruto bestimmt die Augen aus dem Kopf!“ Dieser Vorschlag kam natürlich von Ino. Für sie zählte immer nur, wie sie mit ihrem Körper auf andere wirkte. Tenten schüttelte ablehnend mit dem Kopf. „Du musst ihm zeigen, wie stark du in Wahrheit bist. Du bist taffer geworden. Zeig ihm das. Geige ihm vielleicht mal die Meinung oder gehe selbst in die Offensive. Zum Beispiel könntest du ihn fragen, ob ihr mal zusammen weggehen wollt.“ Es wunderte Sakura auch nicht, dass Tenten diesen Vorschlag darlegte. Letztendlich zählte für Tenten nur die Stärke, die sie ausstrahlte und so versuchte sie Neji zu beeindrucken. Wenngleich sie ihn nie nach einem Date gefragt hatte. „So wird das nichts“, entschied Sakura. „Hinata ist nicht der Typ, der so offensiv vor geht. Aber optisch ist bestimmt was drin. Hinata ist doch wirklich hübsch. Du versteckst es nur.“ Die anderen Frauen stimmten Sakura zu. Sogar Hinata. „Und wie soll es ihr dabei helfen Naruto anzusprechen?“ Berechtigte Frage. Schweigend dachten sie nach. „Ich könnte Naruto ja mal fragen, ob wir zusammen weggehen wollen. Gleich mehrere von uns. Und wir sorgen dafür, dass Naruto und Hinata beieinander sitzen und immer schön miteinander reden. Mit der Zeit werdet ihr euch dann schon näher kommen. Da bin ich mir sicher“, schlug Sakura vor. Tenten und Ino stimmten gleich zu, Hinata dagegen wurde gar nicht gefragt. „Gut, also so machen wir es. Okay Hinata?“ Mit rotem Kopf nickte Hinata. Anschließend redeten sie darüber, was Hinata so an Kleidung hatte, die sie anziehen konnte, wer alles mitkommen sollte und wann es passieren sollte. Den restlichen Abend interessierte sich glücklicherweise keiner mehr dafür, warum Sakura nur bedingt am Training teilnahm. Auch auf Sasuke kam das Gespräch nicht mehr zurück. Gegen halb zwei in der Nacht verließen Hinata, Ino und Tenten das Haus, gingen in die dunkle, wolkenbehangene Nacht hinaus, nach Hause. Vorher jedoch hatten die jungen Frauen das Wohnzimmer noch aufgeräumt, die schmutzigen Schalen und Besteck in die Küche gebracht. Jetzt lagen nur noch verschiedene DVDs verstreut auf dem Glastisch. Es waren alles ihre eigenen DVDs. Wie nicht anders zu erwarten war, besaß Sasuke keine Romantikkomödien oder Liebesdramen. Und so räumte Sakura, neben Sasukes DVD-Sammlung, „Stolz und Vorurteil“, „Pretty Woman“, „Love Vegas“ und „Ghost-Nachricht von Sam“, in den Schrank rein. Der Abend war schön gewesen, dennoch war Sakura nun ziemlich müde. Um das schmutzige Geschirr würde sie sich morgen kümmern. Jetzt wollte sie nur noch ins Bett. Als sie aber in dem gemütlichen Doppelbett lag, fühlte sich Sakura einsam. Das Bett war so leer ohne Sasuke. Jeden Tag vermisste sie ihn. Abends war die Sehnsucht nach ihm aber besonders groß. So auch jetzt. Noch immer kam es Sakura wie ein wunderschöner Traum vor, dass sie zwei wirklich ein Paar waren. Bald sogar eine kleine Familie. Wie die Zukunft mit ihnen aussehen würde, wagte Sakura sich nicht vorzustellen. Würden sie vielleicht sogar heiraten, wenn sie doch schon eh zusammen ein Kind hatten? Sie konnte sich nicht vorstellen das Sasuke so etwas tat. Aber sie hatte sich auch nie vorstellen können, das Sasuke je eine Beziehung mit ihr oder sonst wem führen würde, geschweige denn auch noch eifersüchtig zu sein! Diese und ähnliche Gedanken wirbelte Nacht für Nacht in ihrem Kopf herum, hinderten Sakura daran schnell einzuschlafen. Irgendwann gewann die Müdigkeit den Kampf mit ihren Gedanken. Als sich langsam die Dunkelheit über Sakura legte, galt ihr letzter Gedanke Sasuke, bevor sie in einen tiefen Schlaf fiel. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)