Ungewöhnliche Wege der Liebe von Yuri91 (Warum normal, wenn es auch anders geht?) ================================================================================ Kapitel 13: Date, Liebe, Schmerz -------------------------------- Als der Wecker am nächsten Morgen viel zu früh läutete, hatte Sakuras das Gefühl, so gut wie gar nicht geschlafen zu haben. Was auch sicherlich stimmte. Insgesamt hatten sie sich letzte Nacht drei Mal geliebt. Falsch, nicht geliebt. Sie hatten einfach nur genialen Sex gehabt. Nicht mehr und nicht weniger. Verschlafen schaltete Sakura den Wecker aus. Dieses Mal kam sie gleich dran, auch wenn Sasuke sie wie ein Schraubstock umschlungen hielt. Er hatte wirklich einen tiefen Schlaf. Wie kam es nur, dass er sonst jeden Morgen vor ihr wach war? „Hey, Sasuke! Aufwachen!“ Trotz der actionreichen Nacht, war es nun ein seltsames Gefühl in Sasukes Armen aufzuwachen. „Was?“ gab er mehr schlafend als wach von sich. In seinen Armen versuchte Sakura sich umzudrehen, blickte in Sasukes halboffene Augen. Das war sogar noch seltsamer. Angespannt, weil Sakura einfach nicht wusste was sie tun sollte, blickten sich beide tief in die Augen. In ihrem Bauch kribbelte es, dieses mal nicht vor Verlangen, sondern weil sie wollte, dass Sasuke sie küsste. Das ging eindeutig nicht. Das hatte viel zu sehr etwas von einem Pärchenverhalten. Daher war Sakura sichtlich überrascht aber auch froh, als er sie kurz auf den Mund küsste und sich dann auf die andere Seite drehte. Wenn sie sich nicht irrte, rummelte er so etwas wie „und jetzt lass mich schlafen“ vor sich hin. In letzter Zeit kam Sasuke ihr wirklich verändert vor. Jetzt aber musste sie erst einmal etwas erledigen. „Nicht wieder einschlafen! Steh auf Sasuke!“ Immer wieder rüttelte Sakura an Sasukes Schulter, woraufhin dieser als nur grunzte. „Wie kommt es, dass du so eine Schlafmütze bist!“ Seufzend drehte sich Sasuke auf den Rücken, wobei Sakura einen ausgezeichneten Ausblick auf Sasukes nackten Oberkörper hatte. Er sah wirklich zum Anbeißen aus. „Es ist sechs Uhr. Mein Wecker klingelt immer eine gute halbe Stunde, bis ich endlich aufstehe“, erklärte Sasuke und in der Tat war es erst sechs Uhr. Das war ihr gar nicht aufgefallen. Also konnte sie auch ruhig noch eine halbe bis Dreiviertelstunde im Bett liegen bleiben. Sich in die Decke kuschelnd, versuchte Sakura noch ein wenig Ruhe zu finden. Schlafen würde sie wohl kaum, aber einfach nur entspannt dazuliegen half auch. Nach nicht einmal fünf Minuten öffnete Sakura die Augen wieder, als sie Sasuke an ihrem Rücken spürte. Sein heißer Atem traf auf ihren Hals und ließ sie schaudern. „Ich hab’s mir anders überlegt. Die Zeit kann man auch anders nutzen.“ Gerade konnte Sakura noch Sasukes mehr als merkwürdiges Verhalten registrieren und das er, wenn das so weiter ging, sie noch durch Sex umbringen würde, als er sie auch schon küsste. Nach Luft ringend lagen sie beide erschöpft nebeneinander. Wow, wie konnte man innerhalb weniger Stunden nur so oft Sex haben? Es war aber auch eine grandiose Art den Tag zu beenden und zu beginnen. Was das für ihre Beziehung zu Sasuke aussagte, verdrängte sie lieber. „Ich sollte jetzt duschen gehen“, erklärte Sakura und absurderweise wickelte sie sich in die Decke ein. Nicht, dass Sasuke sie jetzt schon mehrmals nackt gesehen hatte, aber trotzdem war es ihr ein wenig peinlich, wenn er sie jetzt so sah. „Ich könnte auch eine“, begann Sasuke, Sakura unterbrach ihn jedoch. „Vergiss es. Ich brauch eine Pause.“ Also stakste Sakura aus dem Raum und direkt unter die Dusche. Das heiße Wasser tat gut. Es spülte die letzten Reste der ereignisreichen Nacht weg, es half aber nicht sonderlich den süßen Schmerz zwischen ihren Beinen zu lindern. Wie sollte sie nur das Training über sich ergehen lassen, wenn ihr bei jedem Schritt brennender Schmerz durch den Körper jagte? Ein Schmerz, der Sakura aber nicht sonderlich störte, was wohl hauptsächlich an dem Grund lag, wie sie dazu gekommen war. Nach der Dusche trocknete sie sich ab und ging in das Bad im Erdgeschoss. Dort hatte sie ihre Zahnbürste und restliche Hygieneartikel verstaut. Nachdem sie auch dort fertig war, zog sich Sakura in ihrem Zimmer an. Nachdem sie ein rosafarbenes Top und darüber einen weißen Pullover und eine lange, schwarze Hose angezogen hatte, ging sie in die Küche. Es war kaum zu glauben, dass sie gestern mit Sasuke zusammen bei der Vorsorgeuntersuchung gewesen war und mehrfach unglaublichen Sex gehabt hatte. Irgendwie fühlte es sich so…richtig an. Blöd fand Sakura nur, dass sie bei Sasuke geschlafen hatte und sich in ihrem eigenen Zimmer angezogen hatte. Sie wohnten zusammen, schliefen miteinander, aber sie hatten getrennte Zimmer. Egal, das war nebensächlich. Zwischen ihnen würde sich sonst nichts verändern. Wie so oft hatte Sasuke den Küchentisch bereits für das Frühstück gedeckt. In den letzten Tagen hatte er herausgefunden, was sie mochte und stellte es ihr immer hin. Das war…nein, es war nicht süß! Man, jetzt geriet sie ja doch auf die Gefühlsschiene! Schluss damit! „Ich bin schon fertig und geh jetzt duschen.“ Während sich Sakura an den Tisch setzte und anfing sich ihr Brötchen zu schmieren, verließ Sasuke das Zimmer und ging nach oben. Nach drei Brötchen – wenn Sakura so weiter aß, würde sie bald auf das Dreifache angewachsen sein – war sie endlich fertig, räumte alles weg und stellte fest, dass Sasuke bereits fertig war. Gemeinsam und wie sonst auch, gingen sie schweigend nebeneinander her, gingen zum Training, wo Sai und Naruto bereits warteten. In den letzten Tagen war sie immer gemeinsam hergekommen und jedes Mal wurden sie mit den fragenden Blicken konfrontiert. „Hey, wo wart ihr gestern?“ fragte Naruto neugierig, Sai dagegen wandte den Blick nicht von Sakura ab. Verdammt! Sie hatten sich keine Ausrede einfallen lassen! „Ich hab gestern Hinata getroffen und sie hat erzählt, dass sie euch zusammen einkaufen gesehen hat. Habt ihr zwei was am Laufen?“ Darauf wusste Sakura nichts zu sagen. Naruto wusste eindeutig zu viel und kam ihnen ziemlich nahe auf die Schliche! Sasuke rettete die Situation einigermaßen. „Naruto, ich muss kurz mit dir reden“, und schon zog Sasuke Naruto ein wenig abseits und redete mit ihm über weiß der Himmel worüber. „Geht es dir gut?“ erkundigte sich Sai, wohl wegen ihrem Fehlen gestern. „Ja, ich musste nur zu Tsunade. Ich war doch vor einiger Zeit so krank und es scheint wieder zu kommen.“ „Hoffentlich nicht.“ Kurz herrschte Schweigen zwischen ihnen, dann fragte Sai mit eindringlichem Blick: „Ich wollte dich fragen, ob du heute Abend schon etwas vor hast? Oder auch am Wochenende vielleicht?“ Klar, Zeit hatte sie schon, aber fragte Sai sie da gerade nach einem Date? Aber was konnte es schon schaden, wenn sie zusagte? Letztendlich befand sie sich in keiner festen Beziehung. So würde Sasuke auch nicht auf die Idee kommen, Sakura wäre alleine dazu da, seine Befriedigung zu stillen. „Klar, warum nicht? Morgen Abend, ja?“ Sai war seine Begeisterung über die Verabredung sichtlich anzumerken. Bevor Sakura sich aber noch fragen konnte, ob das wirklich eine gute Idee war, tauchte Kakashi auf. Das Training konnte beginnen. „Was hast du Naruto erzählt?“ fragte Sakura beim Abendessen nach. Das Training war ereignislos verlaufen. Als sie heimgekommen waren, hatte Sakura gekocht. Jetzt saßen sie sich, wie immer, gegenüber und aßen. „Ich hab ihm irgendwas aufgetischt. Keine Ahnung. Auf jeden Fall hat er seine Spekulationen vergessen.“ „Super.“ „Und worüber haben du und Sai geredet?“ Es war doch wohl nichts dabei, Sasuke die Wahrheit zu sagen, oder? Zwischen ihnen lief doch nichts. „Belangloses Zeug. Was man eben so unter Freunden redet. Auf Narutos Frage ist Sai zumindest nicht drauf eingegangen. Aber nur zur Info. Ich war gestern bei Tsunade, weil ich wieder dabei bin eine Grippe zu kriegen.“ Feigling kam es von Sakuras innerer Stimme, da sie beim Essen doch nichts von Sai erzählt hatte. Gekonnt ignorierte Sakura diese nervtötende Stimme. Das Essen war kurz darauf vorbei. Nachdem sie abgeräumt hatten, ging Sakura in ihr Zimmer und nahm sich einen Schwangerschaftsratgeber zur Hand. Langsam war sie es Leid, dass ihre Morgenübelkeit noch nicht vorüber war. Warum hieß es so, wenn man sich den ganzen Tag übergab? Und wie lange sollte das noch so weiter gehen? Laut Ratgeber noch etwa ein bis zwei Monate. Kam ganz auf die Frau drauf an. Inzwischen hatte sich Sakura einigermaßen daran gewöhnt und wusste, von welchem Essen ihr schlecht wurde und welches ging. Seltsame Gelüste hatte sie aber auch. Cornflakes mit Ketchup schmeckten ganz gut, auch Pommes mit Schokolade und Bratensoße mit Pudding. Diesen Gelüsten ging Sakura aber nicht in Sasukes Gegenwart nach. Einmal hatte er sie mit Gurke in Vanillesoße erwischt und sie dafür ausgelacht. Während Sakura in ihrem Bett lag und las, musste sie ab und an kurz ins Badezimmer verschwinden, um sich zu übergeben und anschließend die Zähne zu putzen. Sakura war froh, dass sie im Training so gekonnt mit ihrer Morgenübelkeit umgehen konnte, sodass weder Sai noch Naruto bislang etwas aufgefallen war. Gegen elf Uhr zog sich Sakura ihren Schlafanzug an und legte sich in ihr Bett. Sie war gerade dabei einzuschlafen, als die Tür zu ihrem Zimmer geöffnet wurde und sich wieder leise schloss. Was wollte Sasuke denn jetzt? Wollte er erneut mit ihr schlafen? Ihre Vermutung bestätigte sich, als sich Sasuke vorsichtig auf ihr Bett setzte und sich neben sie legte. Obwohl die letzte Nacht wunderschön gewesen war, hatte Sakura nicht wirklich gedacht, dass sie diese Sache wiederholen würden. Vor allem hatte sie nie erwartet, dass Sasuke den ersten Schritt tun würde. Entweder hatte sich Sasuke deutlich verändert oder sie lernte ihn erst jetzt richtig kennen. Sakura tippte auf Letzteres. Langsam fuhr Sasuke mit seinen Fingern über ihren Hals. Bei dieser zärtlichen Berührung musste Sakura ein Seufzen unterdrücken. Er dachte sie schlief. Sie wollte sehen was er jetzt tat. Würde er wieder gehen oder sie wecken, um zu bekommen, wofür er kam? Zu ihrer Überraschung stellte Sasuke nach einer Weile seine Streicheleien ein und legte sich neben sie. Er ging nicht. Er weckte sie nicht. Nein, er legte sich einfach neben sie! Nach ein, zwei Minuten drehte sich Sakura zu Sasuke um. Sie hatte nicht länger vor sich schlafend zu stellen. Also fragte sie in gespielt verschlafenem Tonfall: „Sasuke? Was machst du hier?“ „Ich wollte dich nicht wecken.“ Wie sanft und ruhig seine Stimme klang. Am liebsten hätte sie sich einfach an ihn gekuschelt und seine Nähe genossen. Das ging dann aber doch zu weit. „Schon gut. Ich hab noch nicht lange geschlafen.“ „Ich sollte besser wieder gehen“, meinte Sasuke und machte Anstalten aufzustehen. „Aber wenn du doch gerade schon einmal da bist“, gab Sakura verführerisch von sich und strich verlockend über seinen Arm. Wieso nicht die Situation ausnutzen, wenn sie konnte? Sasukes ließ sich nicht zweimal bitten. Mit einer fließenden Bewegung rollte sich Sasuke auf sie, begann sie zu küssen und zu verwöhnen. Er gab, sie nahm, genauso wie sie gab und er nahm. Dieses Mal war es nicht ganz so wild wie in der Nacht zuvor, aber die Intensität, das Verlangen war überwältigend. Als Sasuke langsam mit ihrem Körper verschmolz, dachte Sakura, sie würde gleich explodieren. Es war ein so herrliches Gefühl wie Sasuke ein Teil von ihr wurde und sie ergänzte. Sie passten einfach perfekt zueinander. Wie zwei Puzzleteile, die zusammen das Bild ergänzten und abrundeten. Nach dem leidenschaftlichen Moment, lag Sakura keuchend und außer Atem im Bett. Sasukes Gewicht verschwand von ihr und hinterließ ein Gefühl der Leere. Jetzt, wo sein starker Körper sie nicht mehr wärmte, begann ihr verschwitzger Körper zu frieren. Fröstelnd wickelte sie die Decke um ihren nackten Körper. „Jetzt sollten wir aber schlafen“, gab Sakura noch leicht nach Atem ringend von sich. Sasuke neben ihr nickte nur. Er sah eindeutig erschöpft, aber süß aus. Sakura musste den Drang, ihm eine dunkle Strähne aus dem Gesicht zu streichen, unterdrücken. Sie würde sich damit begnügen müssen, was sie bislang bekommen hatte. Sie durfte nicht Gefahr laufen, sich in den unnahbaren, neuen Sasuke zu verlieben. „Gute Nacht“, sagte Sakura und hoffte, Sasuke würde die Traurigkeit in ihrer Stimme nicht mitbekommen. „Nacht“, gab auch der Uchiha von sich, drehte sich auf die Seite und war kurz darauf eingeschlafen. Letzte Nacht hatte es sich besser angefühlt. Nicht der Sex selbst, sondern die Situation danach. Sie hatte sich ziemlich verführerisch gefunden. Schließlich konnte nicht jede Frau von sich behaupten mit Sasuke Uchiha im Bett gewesen zu sein. Jetzt jedoch fühlte sie sich etwas benutzt. Gut, sie hatte Sasuke dazu aufgefordert und es hatte ihr auch gefallen, aber das er sich nun einfach so wegdrehte und einschlief… Nicht einen weiteren Blick hatte er ihr gegönnt. Nachdem er bekommen hatte wofür er herkam, war die Sache wohl für ihn erledigt. Würde sie wirklich damit klar kommen? Konnte Sakura vermeiden Gefühle für Sasuke zu entwickeln? So sicher war sie sich dabei nicht. Unruhig wälzte sich Sakura hin und her, fand lange keinen Schlaf. Erst nachdem sich Sakura hundertprozentig sicher war das Sasuke schlief, kuschelte sie sich ein wenig an ihn heran. Die Wärme seines Körpers tat gut. Seine Nähe half, um ihre Gedanken und Zweifel zum Schweigen zu bringen, bis sie letztendlich einschlief. Es war früher Abend. Draußen war es bereits dunkel und kühl. Daher zog Sakura sich einen weißen Pullover mit V-Ausschnitt, einen schwarzen Rock – er ging nicht ganz bis zu den Knien- und ihre weißen Winterstiefel an. Anschließend steckte sie ihre Haare hoch, ließ eine Strähne hängen, die ihr Gesicht umrahmte. Dezent Make-up und fertig war sie. Sakura war mehr als klar, dass sie gleich ein Date mit Sai haben würde. Warum sollte sie sich dann nicht auch hübsch anziehen? Egal wie der Abend lief, sie wollte etwas Spaß haben. Nicht das sie sich in den letzten Nächten gelangweilt hätte… Du weißt schon, warum du das gerade tust? Du willst dir beweisen, dass du nicht auf Sasuke stehst. Aber damit liegst du falsch. Du machst einen riesen Fehler. »Halt die Klappe. Was weißt du schon?« Alles. Ihre innere Stimme gekonnt ignorierend, griff Sakura im Hausflur nach ihrer schwarzen Tasche und ihrem weißen Wintermantel, als Sasuke aus der Küche trat. „Ich geh noch weg. Du musst also alleine essen, aber das dürfte ja kein Problem für dich sein“, erklärte Sakura, so gut wie möglich um einen neutralen Tonfall bemüht. Doch unter Sasukes prüfenden Blick wurde ihr heiß. „Wo gehst du hin?“ Desinteressiert lehnte sich Sasuke gegen die Wand, sein Blick jedoch ließ keinen Zweifel daran, dass er wissen wollte, wohin Sakura ging. „Weg. Hab ich doch gesagt“, war die wage Antwort. Irgendwie brachte Sakura den Mut nicht auf, Sasuke die Wahrheit zu sagen. „Mit wem?“ Sollte das ein Verhör werden? Interessierte es Sasuke wirklich, was sie machte oder wollte er sie nur kontrollieren? Ach was, sie sprach hier von Sasuke Uchiha. Er war sicherlich nur höflich. „Nein, mit Sai“, gab Sakura widerstrebend zu. Sie waren immerhin alle Freunde. Doch das sollte Sakura noch bereuen… Augenblicklich verfinsterte sich Sasukes Gesichtsausdruck, wurde abweisend. „Viel Spaß“, gab er kühl von sich, ehe er sich von der Wand löste und ging. Konnte es sein das es ihn tatsächlich störte? Als Sakura das Haus verließ, bekam sie Schuldgefühle. Aber warum? Sie tat doch nichts unrechtes! Sie hatte ja nicht vor, mit Sai etwas anzufangen. Er war ein Freund. Mehr nicht. Was hatte Sasuke also für ein Problem? Falls er denn überhaupt eines hatte. Als Sakura die kleine Bar betrat, schlugen ihr Hitze und Stimmengewirr entgegen. Sogleich sah sie Sai in einer Ecke sitzen und steuerte auf ihn zu. Als Sai sie erblickte, stand er auf, um sie zu begrüßen. „Hey Sai. Ich hoffe du hast nicht warten müssen.“ „Nein, nein“, versicherte Sai ihr und ließ sich ihr gegenüber nieder. Schweigend saßen sie da, Sakura dachte noch immer an Sasuke, als ein Kellner kam, um ihre Bestellung aufzunehmen. Als sie hörte, was sich Sai für ein fettiges Essen bestellte, drehte sich ihr der Magen um. „Alles in Ordnung? Du siehst ziemlich blass aus“, erkundigte sich Sai, woraufhin dieses Mal Sakura versicherte, alles sei in Ordnung. Bis das Essen kam, sprachen sie kaum ein Wort miteinander. Nur ab und an stellte Sai eine Frage, auf die Sakura kurz antwortete. Das Essen überstand Sakura glücklicherweise ohne das sie sich übergeben musste, auch wenn es mehrfach kritisch wurde. Die Zeit verging nicht schnell. Sakura konnte mit Sai nicht mehr so locker reden, wie vor einigen Wochen, wo sie spontan Essen gewesen waren. Damals war er für sie nur ein Freund gewesen, sie wusste nichts von ihrer Schwangerschaft, wohnte nicht bei Sasuke und schlief erst recht nicht mit ihm. „Sakura, ist wirklich alles in Ordnung bei dir? Du wirkst so abwesend.“ Schuldgefühle kamen in Sakura auf. Sie war mit Sai in einer hübschen, kleinen Bar, ging mit einem Jungen aus und konnte doch nur an Sasuke denken. Ein wenig Aufmerksamkeit verdiente Sai, auch wenn er keine Chancen bei ihr hatte. Außerdem hatte sie ihm zu diesem Treffen zugesagt und wenigstens einer von ihnen sollte heute Abend Spaß haben. „Nein, es ist nichts. In letzter Zeit ist nur so viel passiert. Also, was gibt es so Neues bei dir?“ Obwohl sich für Sakura der Abend noch immer hinzog, so gab sie sich dennoch die größte Mühe, sich nichts anmerken zu lassen. Sie redete, versuchte dabei aber nichts wichtiges preis zu geben, weswegen sie hauptsächlich über Sai redeten. Dennoch konnte sie sich kaum etwas davon behalten. Hatte es einen Sinn, mit Sasuke so weiter zu machen wie bisher? Wollte sie wirklich eine Beziehung, die nur auf Sex beruhte? Gut, es waren nur zwei Nächte gewesen, aber die hatten schon alles verändert. Ihr gefiel es, wie Sasuke sich manchmal um sie kümmerte, wie sie so Vieles gemeinsam taten. Sie mochte das Gefühl am nächsten Morgen neben Sasuke aufzuwachen, den Tag mit ihm zu beginnen, verbringen und letztendlich zu beenden. Ein schwerer Seufzer entrang sich Sakuras Kehle. Sie tauchte erst aus ihren Gedanken auf, als sie merkte, wie Sai bezahlte. Du meine Güte, wie lange hatte sie ihren Gedanken nachgehangen? Wie peinlich! „Sai, tut mir Leid! Ich hab gar nicht…Egal. Ich bezahl schon“, beeilte sich Sakura zu erklären, Sai aber winkte nur ab. „Ich hab dich doch eingeladen“, erklärte er. Kurz darauf standen sie beide auf um zu gehen. „Soll ich dich noch nach Hause bringen? Wo wohnst du im Moment denn?“ „In der Hatchiko-Gegend“, erklärte Sakura widerstrebend, woraufhin sie beide in die Kälte der Nacht traten. Zusammen liefen sie schweigend durch die Nacht. Keiner sagte ein Wort und Sakuras Gedanken wanderten wieder zu dem Uchiha. Als sie letztendlich vor Sasukes Haus anhielten, wollte Sakura sich schnell von Sai verabschieden, als dieser sie am Arm festhielt. „Du wohnst bei Sasuke?“ Ungläubig ging sein Blick zwischen ihr und dem Namensschild hin und her, wo dick und fett der Name Uchiha zu lesen war. „Ähm, ja, scheint so.“ Den Blick hatte Sakura auf den Boden geheftet und hoffte das Sai sie gleich gehen lassen würde, damit die peinliche Situation vorüber ging. Bei Sais Frage jedoch wurde ihre Hoffnung zunichte gemacht. „Warum bist du mit mir ausgegangen?“ Verwundert sah Sakura den dunkelhaarigen, blassen Mann an. „Du hast mich gefragt. Und wir sind Freunde.“ Sakuras Worte sorgten dafür, dass über Sais Gesicht Schmerz huschte. Sie hatte ihn verletzt. „Ich wollte nicht…Ich meine, ich wollte dir nicht weh tun“, sagte Sakura und fühlte sich einfach nur mies. „Du weißt wie ich fühle, oder? Wenn du mit Sasuke zusammen bist, warum hast du dich dann mit mir getroffen?“ verlangte Sai zu wissen. Er sah sie mit festem, wenn auch ein wenig verletztem Gesichtsausdruck an. Musste Sai dafür sorgen, dass sie sich neben ihren Schuldgefühlen auch noch unbehaglich fühlte? „Wir sind nicht zusammen!“ entgegnete Sakura fast schon reflexartig. „Und warum wohnt ihr zusammen, kommt zusammen ins Training oder bleibt auch gemeinsam davon fern? Warum denkst du als an ihn?“ Mist, Sai stellte eindeutig die Fragen, die Sakura immer vermied sich selbst zu stellen. Im Moment erschien es ihr aber mehr als richtig, Sai die Wahrheit zu sagen. „Natürlich, du siehst es selbst nicht, aber wenn du ihn ansiehst…Jemand anderen siehst du nicht so an. Und Sasuke sieht dich mit demselben Blick an. Ich wollte es nicht wahrhaben, deswegen hatte ich gehofft der heutige Abend würde meine Zweifel wegwischen, aber du hast es nur bestätigt“, erklärte Sai, weswegen Sakura die Worte im Hals stecken blieben. Sasuke sah sie anders an? Konnte es sein, dass…? Egal, jetzt musste sie Sai erst einmal die Wahrheit sagen. „Hör zu. Ich sag dir, warum ich bei Sasuke wohne. Meine Mutter hat mich rausgeworfen, als sie erfahren hat das ich schwanger bin.“ Geschockt beschrieb Sais Gesichtsausdruck nicht einmal im Ansatz, dennoch fuhr Sakura fort, bevor sie der Mut verließ. „Es war ein dummer Unfall. Erinnerst du dich, als ich dir erzählte habe, dass Sensei Kakashi uns eingeladen hatte und wir alle zu viel getrunken haben?“ Wie in Trance nickte Sai, doch darauf konnte sie jetzt keine Rücksicht nehmen. Sai verdiente die Wahrheit, egal wie schmerzhaft sie im Moment für ihn erscheinen mochte. Es war so besser für ihn. „Das End‘ vom Lied ist, das Sasuke und ich…Du kannst es dir ja denken.“ „Du bist schwanger von Sasuke?“ fragte Sai ungläubig. „Ja, ich“, begann Sakura, doch Sai unterbrach sie. „Und du willst sagen, obwohl ihr ein Kind erwartet und zusammen wohnt, läuft nicht mehr zwischen euch?“ Unbehaglich wand sich Sakura unter Sais Blick. Sie konnte ihn nicht ansehen, erst recht nicht in die Augen blicken. „Also?“ forderte Sai sie weiter auf. Den scharfen Unterton nahm sie kaum wahr. „Wir, äh…schlafen miteinander“, murmelte Sakura mit geröteten Wangen, wich Sais Blick noch immer aus. Dennoch bemerkte sie aus den Augenwinkeln, wie sich Sai neben ihr verkrampfte. „Ihr solltet wirklich mal über eure Beziehung sprechen. Benutze mich nicht, wenn ihr Probleme habt!“ Seine Stimme klang distanziert und abweisend. Kalt. Unweigerlich zuckte Sakura bei den harten Worten zusammen. „Wir haben nicht…“ „Mir egal. Ich lasse mich von dir nicht benutzen.“ Bei Sais Worten musste Sakura schwer schlucken. Oh Gott, was hatte Sakura da nur getan? Sai hatte vollkommen recht. Um sich selber zu beweisen, dass sie nichts für Sasuke empfand, war sie mit Sai ausgegangen, obwohl sie wusste, dass er von Anfang an keine Chance bei ihr hatte. „Sai, es tut mir Leid. Ich wollte nicht…“ „Was, mich verletzen? Zu spät.“ „Ich habe nicht nachgedacht. Ich kann es nachvollziehen, wenn du mit mir nicht länger etwas zu tun haben willst.“ Sakura meinte es ehrlich, wenngleich es schmerzte. Sie wollte keinen Freund verlieren. Erst recht nicht so! Sais Gesicht, das eben noch zu einer Maske erstarrt war, wurde nun weicher. Zeitgleich stand ein Schmerz und eine Traurigkeit in seinen Augen, die Sakura weh tat. „Liebst du ihn?“ Ihrem ersten Impuls nach, wollte Sakura es bestreiten. Doch es wäre Sai gegenüber unfair. Und da sie sich selber deswegen nicht im Klaren war, sagte sie Sai die Wahrheit. „Ich weiß es nicht.“ „Hatte ich je eine Chance bei dir?“ Die Traurigkeit in Sais Stimme zerriss ihr beinahe das Herz. Da taute Sai nach Jahren endlich auf und Sakura tat ihm solch ein Unrecht! Ihr Verhalten war wirklich indiskutabel. Für ihre Unbesonnenheit hasste sich Sakura im Moment. Doch auch jetzt hatte Sai die Wahrheit verdient. Stumm schüttelte Sakura den Kopf. Ihre Haare flogen ihr dabei um das Gesicht. Ein tiefer, schwerer Seufzer, voller Leid und Schmerz, kam von Sai. „Tu mir einen Gefallen und schließ die Augen“, bat Sai da. Verwundert runzelte Sakura die Stirn, tat aber, worum er sie bat. Sie war es ihm schuldig. Mit geschlossenen Augen stand Sakura in der Kälte und wartete. Lange dauerte es nicht, da spürte sie Sais warmen Atem auf ihrem Gesicht. „Hör auf dir, mir und allen anderen etwas vorzuspielen. Diese Lügerei steht dir nicht. Damit verletzt du nur andere und letztendlich dich.“ Sais Worte mochten stimmen, bewirkten für den Augenblick jedoch nur, dass sich Sakura noch schlechter als ohnehin schon fühlte. Erschrocken riss Sakura die Augen auf, als sie Sais Lippen auf ihren spürte. Sie zuckte zurück, stieß Sai von sich und brachte so Abstand zwischen sie beide Was war jetzt mit Sai los? Vollkommen überrumpelt, starrte Sakura Sai an. Dessen Gesicht wurde zu einer kalten Maske. „Nach allem, was heute Abend passiert ist, kannst du mir nicht mal einen Kuss zugestehen?“ Sai hatte seine Stimme nicht erhoben, doch der Vorwurf und der Schmerz waren klar hörbar. „Ich weiß, das ich Mist gebaut habe, aber das heißt nicht, dass du dir so etwas erlauben kannst“, entgegnete Sakura spitz. Sais Gesicht wurde zu einer hässlichen Fratze der Wut. Er trat einen Schritt auf Sakura zu, die demonstrativ den Kopf hob. Sie würde sich von ihm nicht einschüchtern lassen! Dann, ganz plötzlich, drehte sich Sai um und ging. Ohne noch einmal zu ihr zu sehen, ging er, ließ Sakura alleine in der Kälte stehen. Das hatte sie wohl verdient. Sie sollte sich in Zukunft einfach von sämtlichen Männern fern halten. Und ihr Hirn einschalten. Von Schuldgefühlen geplagt, schloss Sakura die Haustür auf, betrat den Hausflur, hängte ihren Mantel auf, die Tasche daneben. In ihrem Zimmer zog sich Sakura die Schuhe aus, ließ sich auf ihr Bett fallen, nur um gleich wieder aufzustehen. Sais Worte ließen sie nicht in Ruhe. Nicht etwa seine Vorwürfe – wo er Großteils recht hatte – sondern etwas ganz anderes. Etwas, woran sie jetzt eigentlich nicht denken sollte. Für ihn sah es aus, als wären sie und Sasuke schon ein Paar? Nun ja, sie schliefen miteinander, bekamen ein Kind, wohnten zusammen, hatten zusammen Training und nahmen ihre Mahlzeiten gemeinsam ein. Sie gingen zusammen einkaufen und… Okay, vielleicht verhielten sie sich wie ein Paar. Aber es waren doch keine Gefühle im Spiel, oder? Bei Sasuke war sich Sakura sicher, aber bei sich selbst? Süße, ich sag’s ja nur ungern, aber du hast dich voll in Sasuke verknallt! »Nein, hab ich nicht! Ich mag ihn nur, als Freund.« Wer’s glaubt wird selig. Warum hast du wohl heute Abend nur an ihn gedacht? Warum fühlst du dich in seiner Gegenwart wohl? Auch schon bevor der Sex ins Spiel kam. Warum denkst du pausenlos an ihn, wenn er nicht gerade da ist? »Das ist doch nur weil...Okay, vielleicht mag ich ihn doch etwas mehr als gedacht, aber es fühlt sich nicht so an, wie vor Jahren.« Damals war es nur eine Schwärmerei, jetzt gehen die Gefühle tiefer. Vertrau mir, ich weiß am besten wie es mit deiner Gefühlswelt aussieht, schließlich bin ich ein Teil von dir. Mit dieser Niederlage musste sich Sakura wohl geschlagen geben. Ihre innere Stimme hatte wohl recht. Länger konnte sie es selbst nicht mehr vor ihr leugnen. Sie hatte sich in Sasuke Uchiha verliebt! Schlecht gelaunt zappte Sasuke durch das Fernsehprogramm. Sakura vermieste ihm den Abend. Obwohl er nicht daran denken wollte, sah er unweigerlich Sai und Sakura vor sich, wie sie miteinander redeten, lachten und Spaß hatten. Ja, er stellte sich sogar vor, wie sie sich küssten, was seine Laune nur noch weiter in den Keller rutschen ließ. Seine Faust schloss sich um die Fernbedienung, das Plastikgehäuse knarzte gefährlich. Er würde Sai umbringen. Das würde sicherlich seine Probleme lösen. Für den Augenblick zumindest. „Sasuke? Ich bin wieder da.“ Sakura stand in der Tür und blickte ihn an, als wäre etwas Schreckliches passiert. Oh ja, vielleicht hatte Sai sie ja abblitzen lassen. Das hätte sie verdient. „Schön für dich.“ Eiskalt klang Sasukes Stimme, ließ Sakura zusammenzucken, doch das war ihm egal. „Ich hab Sai die Wahrheit gesagt.“ Mit seinem Blick nagelte er Sakura regelrecht fest, durchbohrte sie. Eiskalte Wut durchdrang seine Adern. Langsam stand er auf, ging auf Sakura zu, die langsam vor ihm zurückwich. „Sasuke, ich“, setzte sie an, doch er ließ sie nicht ausreden. „Wie kommst du dazu, das zu tun? Denkst du, nur weil er die Wahrheit kennt, kannst du mit ihm in die Kiste steigen? Ist das dein Grund?“ Sakura konnte nicht weiter zurück. Hinter ihr befand sich die Wand. Vor ihr stand Sasuke. Bedrohlich hatte er sich vor ihr aufgebaut. Sein Blick jagte ihr Wellen der Angst durch den Körper. Langsam hob er seine Arme, stützte sie seitlich ihres Kopfes an der Wand ab. „Ich…ich will nichts von Sai. Erst recht keinen Sex“, brachte Sakura leise, mit ängstlicher Stimme von sich. „Ach ja? Sicher? Der Sex mit mir reicht dir ja wohl nicht. Warum triffst du dich sonst mit ihm?“ Bedrohlich senkte Sasuke seinen Kopf, blickte von oben auf sie hinab, während er seine Worte wirken ließ. Im Moment wollte er nichts mehr, als Sakura leiden lassen. Sie hatte die Dreistigkeit besessen, ihn einfach so zu hintergehen. Scheiß auf alles, was war. So einfach würde er sie nicht damit durchkommen lassen. Er war ein Uchiha. Er teilte nicht. Mit niemanden. Egal, um was oder wen es ging. „Sasuke, du machst mir Angst.“ „Du solltest noch weitaus mehr als nur Angst empfinden.“ Sasukes Gefühle waren kalt, nichts drang zu ihm durch. Sakuras Antworten interessierten ihn nicht. Er wollte sie bestrafen. Merkte sie denn nicht, was er alles für sie tat? Als ob er alles nur um des Kindeswillen tat! Und wie dankte sie es ihm? Indem sie sich mit einem anderen Mann traf! Er würde ihr schon zeigen, dass sie ihn so nicht behandeln konnte. Er war kein Zeitvertreib. Er würde ihr seine Macht schon zeigen. Sakura sollte sich klar machen, dass sie so etwas nie wieder mit ihm tun konnte. Dabei war es ihm egal, dass er log. „Denkst du, es interessiert mich wirklich, was mit dir ist? Glaubst du wirklich, mir bedeutet es etwas, dass ich mit dir schlafe? Ich benutze dich nur, um meine Bedürfnisse zu stillen. Klar soweit?“ Während Sasuke Sakura diese Worte um die Ohren schmiss, konnte er mit ansehen, wie etwas in ihr zerbrach. Ihre wunderschönen, grünen Augen füllten sich mit Tränen. Abrupt hielt Sasuke inne, hielt die Beleidigungen zurück, die er ihr entgegen schleudern wollte. Sasuke bewegte sich nicht mehr, war wie erstarrt. Daher hielt er Sakura auch nicht zurück, die sich aus seiner Umklammerung befreite und die Treppe hinunter rannte. Bevor ihre Zimmertür zuschlug, konnte er noch ein Schluchzen vernehmen. Scheiße! Was hatte ihn da bloß geritten! In seiner Eifersucht hatte er Sakura verletzt, die eigentlich nichts getan hatte. Langsam ließ er seine Arme sinken, blieb angespannt im Flur stehen. Verdammt! Verdammt! Verdammt! Er war so ein Idiot! Wegen ihm weinte Sakura jetzt. Er hatte sie verletzt und weswegen? Weil er in seinem Stolz gekränkt gewesen war. Weil es ihm nicht gepasst hatte, dass sie sich mit einem anderen Mann traf. Dabei konnte Sakura tun, was sie wollte! Sie führten keine Beziehung. Sie hatten nur Sex! Etwas, das Sasuke so gewollt hatte. Warum fühlte er sich dann so schlecht? Abgesehen davon, dass er Sakura verletzt hatte. Warum ging es ihn gegen den Strich, das Sakura ein eigenes Leben führte? Einzig logische Schlussfolgerung. Er war eifersüchtig. Gut, das mochte vielleicht stimmen, aber auf Gefühlsebene spielte sich nichts ab. Klar, von wegen. Er war nur eifersüchtig weil er nicht wollte, das jemand anderes Sakura nackt sah. Alles für den Arsch. Damit konnte Sasuke niemanden mehr belügen. Erst recht nicht, sich selbst. Aber wann hatte er begonnen, etwas für Sakura zu empfinden? Am Sex lag es nicht, auch nicht das sie hier wohnte. An dem Kind? Vielleicht. Vielleicht aber auch, als er gemerkt hatte, das Sakura nicht mehr so nervig und kindisch war, das sie ihm nicht mehr hinterherlief und vor allem, als er gemerkt hatte, was für eine reife, wunderschöne Frau sie geworden war. Scheiße, hatte er sich etwa in Sakura verliebt? Mit schnell pochendem Herz und zittrigen Fingern glitt Sasuke an der Wand hinab, fuhr sich durch die Haare und fühlte sich wie der letzte Arsch. Wie sollte er jetzt noch die Situation wieder gerade biegen? Als Sakura am nächsten Morgen aufwachte, fühlte sie sich erledigt und schlapp. Ihr Kopf schmerzte, weil sie die ganze Nacht durchgehend geweint hatte. Sie war so eine Idiotin! Verletzte Sai und ließ sich so von Sasuke behandeln! Sasuke war so ein Arsch! Das hatte sie nun davon, dass sie sich ihre Gefühle zu ihm eingestand. Wie sie es hatte kommen sehen, wartete nur Schmerz auf sie. In der vergangenen Nacht hatte Sakura in ihrer Verzweiflung angefangen, ihre Koffer zu packen, hatte mittendrin jedoch aufgehört, als ihr aufgefallen war, das sie niemanden hatte, zu dem sie hätte gehen können. Ein Blick in den Spiegel im Bad ließ Sakura erschauern. Rote Augen, aufgequollene Lieder und Wangen. Sie sah einfach furchtbar aus. Eine Dusche würde vielleicht helfen, aber Sakura brachte es nicht über sich in den ersten Stock zu gehen. Damit war sie zu nahe an Sasuke. Allein der Gedanken an ihn, ließ einen brennenden Schmerz durch ihr Herz fahren. Sie fühlte sich so benutzt und schäbig. Wie konnte er ihr nur so etwas antun? Er war so ein Dreckskerl! In den nächsten Tagen würde sie hier ausziehen. Sie würde es nicht aushalten, länger mit Sasuke unter einem Dach zu leben. Das war einfach zu viel für sie. Was für ein schöner Start in das Wochenende es doch war… Als Sakura in die Küche ging, um sich etwas zum Frühstücken zu holen – nicht das sie Hunger hatte, aber an ihr Ungeborenes musste sie auch denken – sah sie einen Zettel an der Kühlschranktür kleben. Vorsichtig, um ihn nicht zu zerreißen, nahm Sakura die Notiz und besah sie sich. Komm ins Speisezimmer , stand in Sasukes schwungvoller Handschrift darauf. Ja klar, als ob sie das tun würde. Sie war doch nicht sein dressierter Hund der tat, was immer sein Herrchen von ihm verlangte! Aber jetzt war sie auch schon wütend. Sie konnte Sasuke sagen, was sie von ihm hielt und würde sich ganz sicher nicht wieder verletzten lassen. Oh ja, er würde schon merken was es hieß, sich mit Sakura Haruno anzulegen! Mit entschlossenen Schritten, den bescheuerten Zettel in der Hand, stapfte Sakura ins Esszimmer, stieß die Tür kraftvoll auf, nur um abrupt stehen zu bleiben. Der Tisch war gedeckt. Frische Brötchen, verschiedene Marmeladen, Käse und Wurst. Teller, Messer und frisch duftender Kaffee war ebenso vorhanden. Sogar Tee, Milch und Kakaopulver waren da. Nicht immer vertrug Sakura morgens Kaffee, dann trank sie Tee oder Kakao. Auch eine gläserne Vase mit frischen Blumen – wunderschöne gelbe Tulpen – standen auf dem Tisch. Sakura musste beinahe loslachen, als sie eine Packung Cornflakes und daneben eine Flasche Ketchup fand. Irritiert sah Sakura zu Sasuke, der von seinem Stuhl aufgestanden war und sie erwartungsvoll ansah. Er trug seine übliche Kleidung, ganz in schwarz. Wie ein Panther kam er mit geschmeidigen Bewegungen auf sie zu, blieb einen Schritt vor Sakura stehen. „Entschuldige. Wegen gestern.“ „Du entschuldigst dich mit einem Frühstück?“ Sakura wusste gar nicht, was hier vor sich ging. War das nur eine neue Masche von Sasuke um sie ins Bett zu kriegen? Oder entschuldigte er sich gerade tatsächlich bei ihr? „Nein, das ist als nette Geste gemeint“, gab Sasuke locker zurück, wurde dann jedoch ernst. Er sah Sakura tief in die Augen und meinte ehrlich: „Ich hab mich gestern wirklich wie der letzte Arsch verhalten. Ich wollte dir erklären wieso. Hauptsächlich wohl, weil ich eifersüchtig war.“ Eigentlich hatte Sakura Sasuke sagen wollen, das ihr seine Erklärung am Arsch vorbei ging und er sich seine Entschuldigung sonst wohin stecken konnte. Seine offene Antwort hatte Sakura aber so sehr überrascht, dass sie ihn nur mit offenem Mund anstarren konnte. „Ich habe überreagiert. Ich wollte dich nicht verletzten oder erschrecken. Aber gestern wollte ich dich nur leiden lassen, weil ich es ätzend fand, dass du mit Sai aus warst.“ „Wenn es dich stört, hättest du auch was sagen können“, gab Sakura ruhig von sich. Woher sie die Kraft fand, Sasuke nicht anzuschnauzen, wusste sie nicht. „Ich weiß“, sagte Sasuke. „Ich habe gelogen, um dich zu verletzen. Aber jetzt sage ich es dir. Mir passt es nicht, wenn du dich mit anderen Männern triffst. Ich will das nicht“, gestand er ehrlich. Wenn Sasuke pampig oder wütend reagiert hätte, wäre Sakura wohl ausgerastet, aber Sasuke war ruhig. In seinem Blick lag Reue. Und so blieb auch Sakura ruhig. „Du weißt schon, was du da verlangst? Ich meine…Wenn ich mich nicht mit anderen treffen soll, gilt für dich dasselbe.“ Sasukes Herz schlug schnell, doch seine Ruhe und Gelassenheit strahlte er weiterhin aus. Verstehend nickte er. „Ich brauche niemand anderen. Nur wir zwei. Was für dich gilt, gilt für mich. Abgemacht?“ Angespannt sah Sasuke ihr in die Augen, konnte ihre Antwort kaum abwarten. Noch nie hatte er sich jemandem so sehr geöffnet, geschweige denn so hilflos ausgeliefert. Und er hoffte, er würde es nicht bereuen. Sakura dagegen war sich nicht ganz sicher, ob das alles nur ein makabrer Scherz war, doch dafür sie sah Sasuke viel zu nervös aus. Ja, nervös. Sasuke Uchiha war nervös. Und hatte er tatsächlich vorgeschlagen, dass sie eine Beziehung führen sollten? Na ja, zumindest eine monogame Affäre war wohl drin… Aber das ging über das Körperliche hinaus. Auch wenn Sasuke es nicht sagte, warum sollte es ihn sonst stören, wenn sie mit einem anderen Mann zusammen sein sollte? Das Kind hatte Sasuke mit keinem Wort erwähnt. Im Augenblick ging es nur um sie beide, um ihre Beziehung zueinander, die Sasuke bereit war, auf eine höhere Ebene zu bringen. Nur am Rande bemerkte Sakura, wie ihre Beine erst zittrig wurden und dann unter ihr nachgaben. Sofort war Sasuke zur Stelle, umfasste ihre Hüften und hielt sie fest. „Sakura? Alles okay?!“ Wäre es nicht so ein besonderer Moment, hätte Sakura wohl wegen Sasukes übertriebener Sorge gelacht. So jedoch brachte sie nur eine Frage mit zittriger Stimme hervor. „Meinst du das ernst?“ Noch immer waren ihre Blicke miteinander verbunden, gaben ihr Halt, als Sasuke die Worte sagte, die sie sich nie zu hören gewagt hatte. „Ich lüge nicht. Ich sage die Wahrheit. Im Gegensatz zu gestern.“ Tränen bahnten sich ihren Weg. Leise kullerte die erste Träne Sakuras Wange hinunter, woraufhin Sasuke sie geschockt ansah. „Nicht weinen. So war das nicht geplant.“ Vor Überwältigung brachte Sakura kein Wort hervor. Dafür stahl sich ein Lächeln auf ihre Lippen. Das schönste, das Sasuke je gesehen hatte. Kopfschüttelnd schlang sie ihre Arme um seinen Hals, ließ ihren Tränen freien Lauf. Ein erleichterter Seufzer entrang sich Sasuke. Die Anspannung fiel von ihm ab, als er Sakura in die Arme nahm. Jetzt erreichte die Gelassenheit, die er Sakura gegenüber gezeigt hatte, auch ihn selbst. Er hatte sich geöffnet und bereute es nicht. Sakura hatte ihn nicht verstoßen, nicht verletzt, so wie er sie letzte Nacht. In ihr Haar murmelte er noch ein paar Entschuldigung, bis Sakura sich von ihm löste und sich die Tränen wegwischte. „Hör auf Sasuke. Ich glaube dir ja. Ich bin dir nicht länger böse. Vielleicht nur noch ein bisschen.“ Lächelnd sah sie ihn an, konnte ihr Glück noch immer nicht fassen. So katastrophal der gestrige Tag auch geendet hatte, umso schöner begann er heute. Ausgiebig streckte sich Sakura, kuschelte sich danach an Sasuke und genoss das Gefühl von Geborgenheit. Nachdem sich Sakura beruhigt hatte – im Nachhinein war Sakura ihr Verhalten ein wenig peinlich, aber hey, sie war schwanger! - und Sasuke nicht länger besorgt war, weil Sakura so viel geweint hatte, hatten sie beide ausgiebig gefrühstückt. Zu Beginn war die Stimmung noch ein wenig ungewohnt und angespannt gewesen, doch das hatte sich schnell gelegt. Locker waren sie miteinander umgegangen, hatten sich verschiedenes erzählt und sogar gemeinsam gelacht. Noch immer war Sakura von dem Anblick gefesselt, wenn sie Sasuke einmal grinsen sah oder lachen hörte. Anschließend waren sie in Sasukes Schlafzimmer gelandet und hatten miteinander geschlafen. Sich geliebt, korrigierte sich Sakura in Gedanken. Ab sofort würden sie nur noch miteinander Liebe machen. Und es war der beste Sex in ihrem Leben gewesen. Er war nicht ganz so wild und hemmungslos gewesen wie vorher, dafür aber umso intensiver. „Bin ich eingeschlafen?“ fragte Sakura und genoss es, wie Sasuke ihr über die Haare fuhr. Ihren Kopf hatte sie auf Sasukes Brust gebettet und sah ihm in die wunderschönen dunklen Augen. „Nur kurz. Vielleicht zehn Minuten.“ Seufzend kuschelte sich Sakura noch näher an Sasuke, der daraufhin die Arme um sie schlang. Es war ein wunderbares Gefühl hier mit Sasuke zu liegen. Jetzt fühlte sie sich nicht mehr benutzt sondern überglücklich. Dennoch brannte eine Frage in ihr, die sie ihm unbedingt stellen musste. „Warum?“ Mit hochgezogenen Augenbrauen sah Sasuke sie an. „Warum was? Der Himmel blau ist?“ Nachdem Sakura die Augen verdrehte hatte, knuffte sie ihm leicht in die Seite, was er mit einem Schmunzeln abtat. „Warum hast du das gesagt? Heute meine ich.“ So gut es ging zuckte Sasuke liegend mit den Schultern, sah zur Decke hinauf, während er antwortete. „Hab ich doch schon gesagt. Nach der Sache gestern hab ich mich mies gefühlt.“ „Nicht nur du“, murmelte Sakura, doch Sasuke überging es, bevor er die Stimmung kaputt machte. „Ich habe mich gefragt wieso. Bis dato hatte ich mir nicht viel dazu gedacht, dass du jetzt hier wohnst und wir miteinander schlafen. Es gefiel mir so wie es war. Aber ich hätte mich nicht schlecht gefühlt, wenn mir nicht etwas an dir liegen würde. Also habe ich fast die gesamte Nacht darüber nachgedacht und als ich zu einer Antwort gekommen war, habe ich die restliche Nacht darüber nachgedacht, wie ich es wieder gut machen kann.“ Mit so einer Antwort hatte Sakura nicht gerechnet. Sasuke hatte mit so wenigen Worten, so viel gesagt. Aber noch schöner wäre es gewesen die Worte „Ich liebe dich“ aus Sasukes Mund zu hören. Allerdings bezweifelte Sakura, dass sie dies in all zu naher Zukunft hören würde. Weil sie Sasuke nicht drängen wollte und den Moment nicht kaputt machen wollte – außerdem traute sie sich auch nicht recht – behielt Sakura diese Worte für sich. Mit der Zeit würde es sich bestimmt ergeben. Denn dass sie jetzt eine Beziehung führten, die über Freundschaft und das Körperliche hinaus ging, war Sakura klar, auch ohne das Sasuke es sagen musste. Manchmal sagten Taten mehr als Worte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)