Ungewöhnliche Wege der Liebe von Yuri91 (Warum normal, wenn es auch anders geht?) ================================================================================ Kapitel 8: Neues Heim --------------------- Von dem was gerade vor sich ging, verstand Sakura nichts. Gerade eben hatte sie sich in einem Alptraum befunden. In ihrem Kopf hatte nur Leere geherrscht. Nichts was um sie herum geschah, registrierte sie, weder die Kälte, noch das Ende des Tages oder das Sasuke sie ins Haus trug. Langsam war die Leere in ihrem Kopf verschwunden. Zuerst hatte sie die Wärme um sich herum gespürt, dann Sasukes beruhigende Berührung. Aus ihrem Horror war ein schöner Traum geworden, aus dem sie viel zu früh erwachte. Was ging mit Sasuke vor sich? Sicherlich stand er genauso unter Schock, wie sie zu Beginn auch. Sie hatte danach alleine sein wollen, also ließ sie Sasuke in Ruhe. Sie war ihm sehr dankbar für alles, was er bisher für sie getan hatte. Sie konnte hier bleiben, für heute zumindest. Was danach aus ihr werden sollte, wusste sie nicht. Jetzt musste sich Sakura erst einmal um eine neue Wohnung kümmern. Wie sollte sie nur das Geld dafür zusammenbekommen? Vor allem, da sie eine Zeit lang nicht arbeiten können würde. »Genug davon. Jetzt muss ich erst einmal das wichtigste machen. Essen und duschen. Das wird mir gut tun.« Sakura hatte die Vermutung, Sasuke würde sich im Gästezimmer aufhalten. Unbedingt musste sie mit ihm reden, aber erst später. Er musste selbst erst einmal begreifen, was passiert war. Dennoch wollte Sakura nicht riskieren ihm über den Weg zu laufen. Auf Zehenspitzen schlich sie in die Küche, stibitze sich aus dem Kühlschrank ein wenig Marmelade. Auf einer Anrichte lag Brot. Auf der Suche nach einem Messer, öffnete Sakura mehrere Schubladen und Schränke. Gläser, Teller, gut, das brauchte sie schon einmal. Die zweite Schublade enthielt Besteck. Das Essen war schnell gemacht. Im Kühlschrank hatte sie eine Flasche Wasser gesehen gehabt. Sie goss sich das Glas voll und trank es in einem Zug leer. Vor dem Essen wusch Sakura schnell das Messer und ab und stellte es zurück. Danach setzte sich Sakura an den Küchentisch. Während sie das Brot aß, merkte sie erst, wie hungrig sie war. Nach der ersten Scheibe, folgte noch eine zweite und dritte Scheibe. Anschließend wusch Sakura den Teller und ging hinauf, wieder auf Zehenspitzen. Hoffend, dass sie nicht zu laut gewesen war, betrat Sakura das hübsche Badezimmer. Sasuke würde schon nicht sauer sein, hoffte sie. Sie wollte die Tür abschließend, doch sie fand keinen Schlüssel. Ohne musste auch funktionieren. Im Bad war echt recht warm, dennoch drehte Sakura die Heizung hoch. Nach und nach zog Sakura ihren Pullover, die Jeans und Unterwäsche aus und ließ sie zu Boden fallen. Als ihre nackten Füße den Boden berührten, merkte sie, dass eine Fußbodenheizung den Marmor bereits schön aufwärmte. Sakura beeilte sich, sich in die Duschkabine zu stellen, drehte den Wasserhahn an und sprang mit einem spitzen Aufschrei zurück. Das Wasser war eiskalt. Schnell drehte Sakura die Temperatur höher, bis ein wohlig warmer Wasserstrahl auf sie niederprasselte. Mit geschlossenen Augen und einem tiefen Seufzer stand Sakura da, genoss das warme Wasser und die Ruhe. Mit der Zeit entspannten sich ihre Muskeln, wurden wieder weicher und der Kopfschmerz, der sie schon so lange quälte, wurde ebenfalls besser. Nach einer kleinen Ewigkeit, in der Sakura all ihre Sorgen und Probleme für den Moment hatte von sich abspülen konnte, beugte sie sich hinunter um in Augenschein zu nehmen, was Sasuke für Hygieneartikel besaß. Sie wollte seine Großzügigkeit nicht länger ausnutzen und das gesamte warme Wasser verbrauchen. Wie nicht anders zu erwarten hatte Sasuke hier nur Männershampoo und Duschgel. Na ja, das würde es trotzdem tun. Achselzuckend griff Sakura nach der dunklen Shampooflasche und gab ein wenig von der Flüssigkeit auf ihre Handinnenfläche. Kurz schnupperte Sakura daran. Ah, es roch wunderbar nach Mann und Sasuke. Schnell wusch sich Sakura die Haare, spülte sie aus und seifte anschließend ihren Körper ein. Als sie mit der Hand über ihren Bauch fuhr, hielt sie einen Moment inne. Bis jetzt konnte man ihr noch nicht viel von der Schwangerschaft ansehen, doch wenn man es wusste, konnte man eine leichte Rundung an ihrem Unterleib erkennen. Langsam fuhr Sakura immer wieder über ihren Bauch, blickte auf ihre Hand hinab, wie sie über die weiche Haut fuhr. Sie konnte sich gar nicht vorstellen wie sie wohl in ein paar Monaten aussehen würde. Eine Weile stand Sakura so da, bis das Wasser langsam kälter wurde. Mit einem Griff drehte sie die Dusche ab, stieg aus der gläsernen Dusche und nahm sich ein Handtuch von der warmen Heizung. In den weichen Stoff gehüllt, setzte sich Sakura einen Moment auf den Badewannenrand. Die Situation war wirklich surreal. Hier saß sie in Sasukes Bad und hatte geduscht. Aber die Dusche hatte etwas an sich. Es war ein wirklich interessantes Gefühl gewesen zu wissen, dass jederzeit jemand hinein kommen konnte und sie nackt unter der Dusche sehen konnte. Nicht jemand, verbesserte sich Sakura, Sasuke. Aber was dachte sie da nur! Sie hatte den Uchiha schon vor langer Zeit abgehakt. Das waren sicherlich nur ihre Hormone. Die spielten verrückt. Natürlich empfand sie Sasuke gegenüber eine gewisse Zuneigung, schließlich war er nicht ganz unschuldig an ihrem Zustand. Außerdem war er heute sehr aufmerksam und nett gewesen. Würde ihr jemand davon erzählen, würde sie demjenigen kein Wort glauben. Aber vielleicht war Sasuke gar nicht so kalt und distanziert, wie er immer tat. Vielleicht war es eine Art Schutz für ihn und in Wirklichkeit war er ganz…nett, freundlich, vielleicht auch liebevoll. Das er ein guter Freund sein konnte, wenn er wollte, sah man an seiner Freundschaft zu Naruto. Nachdem Sakura genug davon hatte, wieder nur ihren Gedanken nachzuhängen und – wie so oft in letzter Zeit – zu keiner Antwort zu kommen, stand sie auf und trocknete sich ab. Aus Mangel an Alternativen zog Sakura wieder ihre Kleidung von vorhin an. Der grüne Pullover war einer ihrer Lieblingskleidungsstücke. Er hielt schön warm. Ein wenig zu warm, in dem aufgeheizten Badezimmer. Nachdem Sakura sich ihre nassen Haare zu einem Zopf zusammen gebunden hatte und die Handtücher wieder aufgehängt hatte, verließ Sakura das Bad. Kurz ging Sakura in das Schlafzimmer. Ein Wecker stand auf dem Nachtisch, neben einer Tischlampe. Das Ziffernblatt zeigte 00:30 Uhr an. Du meine Güte, es war schon nach Mitternacht? Sakura wollte nachsehen ob Sasuke schon schlief. Wenn nicht, würde sie jetzt mit ihm reden. Sakura wollte das geklärt haben, bevor sie morgen ins Training gingen. Solang sie sich damit beschäftigen konnte, musste sie nicht länger darüber nachdenken, was heute zwischen ihr und ihrer Mutter vorgefallen war. Im Haus war es dunkel. Ohne das Licht anzuschalten, ging Sakura die Treppe nach unten. Versuchte so leise wie möglich zu sein. Falls Sasuke schlief, wollte sie ihn nicht wecken. Daher klopfte sie auch nicht an der Zimmertür des Gästezimmers. Mit einem leisen „Klick“ öffnete Sakura die Tür. In dem Raum dahinter war es dunkel. Noch halb hinter der Tür fragte Sakura leise in den Raum hinein: „Sasuke? Bist du wach?“ Daraufhin ging eine Lampe an, erhellte das Zimmer spärlich. Es war die Nachttischlampe, die das Bett ein wenig in Licht tauchte. Darauf saß Sasuke. Er sah nicht aus, als hätte er bereits geschlafen, dennoch trug er nur eine Boxershorts, wie Sakura interessiert feststellte. „Ich wollte nicht stören“, begann Sakura, ging ein wenig weiter hinein, ließ die Tür aber offen stehen. „Du störst nicht.“ Das half Sakura aber auch nicht weiter. Durfte sie jetzt zu ihm gehen oder nicht? Da Sasuke nichts weiter sagte, schloss Sakura die Tür hinter sich, ging auf ihn zu. Vor dem Bett wusste sie nicht, was sie tun sollte. Hinsetzen oder stehen bleiben? Außer dem Bett gab es keine Sitzmöglichkeit. „Setz dich, bevor noch irgendwas passiert.“ Froh darüber zu wissen, was sie für den Moment tun konnte, ließ sich Sakura neben Sasuke auf dem Bett nieder. Dennoch schoss ihr ungewollt durch den Kopf, sobald man schwanger ist, denkt jeder, man hätte eine tödliche Krankheit. Sasuke bediente das Klischee ja wirklich fabelhaft! Schweigend saßen sie nebeneinander. Beide wussten, einer von ihnen musste das Gespräch beginnen, aber keiner wollte den Anfang machen. Das Wissen der Schwangerschaft und die Fragen, die damit einhergingen, hingen ungefragt zwischen ihnen. So wohl sich Sakura noch unter der Dusche gefühlt hatte, so schwer lag das Gewicht der Verantwortung nun auf ihren Schultern. Irgendwann hielt sie es aber einfach nicht mehr aus. „Sasuke, ich will dir nur sagen, dass ich nichts von dir erwarte. Ich“, begann Sakura leise. Ihre Hände waren ineinander verschlungen, die Handflächen schwitzig. Es war wirklich schwerer als gedacht. „Du wirst es nicht abtreiben oder weggeben.“ Sasuke Stimme klang klar und deutlich durch den Raum. Kein Zögern, kein Zittern lag in der Stimme. Dafür klang er, als sei er bereits um Jahre älter, als achtzehn. Überrumpelt von dieser Aussage, sah Sakura den jungen Mann neben sich an. Er starrte auf den Schrank an der gegenüberliegenden Seite. Seine Züge waren nicht wirklich angespannt, aber auch nicht weich. Sie wirkten hart, ließen ihn um zehn Jahre gealtert aussehen. „Wie?“ brachte Sakura nur mit hoher Stimme von sich. „Es ist mir egal ob du es haben willst oder nicht, aber es wird nicht weggegeben. Wenn du es nicht willst, nehme ich es.“ Es klang, als würden sie über ein Kleidungsstück oder einen anderen Gegenstand reden. Nicht über ein ungeborenes Kind. Wut flammte in Sakura auf. Sasuke konnte doch nicht so einfach darüber reden und bestimmen was sie mit dem Ungeboren machen würde! „Schön. Aber wer sagt, dass ich das überhaupt vor hatte? Ich hab dir lediglich sagen wollen, dass du keine Verpflichtungen eingehen musst. Ich schaffe das schon alleine.“ Sakuras Stimme klang etwas wirsch, aber fest und entschlossen. Manipulierte er sie gerade oder nicht? Egal. Bislang tendierte sie zur Adoption. Jetzt jedoch tendierte sie eindeutig dazu, das Kind zu behalten. Verdammter Sasuke! Langsam drehte Sasuke den Kopf zu ihr herüber, blickte sie mit ernsten Augen an. „Ich helfe dir dabei schon. Ich weiß wie es ist, auf sich alleine gestellt zu sein.“ Mit dieser offenen Antwort hatte Sakura nicht gerechnet. Auch sein Zugeständnis rührte sie. Sakura merkte, wie ihr bereits wieder die Tränen in die Augen stiegen. Den Kopf abgewandt, damit Sasuke nicht ihre aufwühlte Gefühlswelt mitbekam, bedankte sie sich leise. „Danke. Aber wirklich, du musst das nicht machen. Du kannst ruhig noch ein wenig darüber nachdenken. Du musst dich nicht jetzt entscheiden.“ „Ich habe es doch eben gesagt. Und ich halte mein Wort. Ich hatte genug Zeit zum Nachdenken.“ Ach, tatsächlich? Es waren nur wenige Stunden gewesen, aber Sasuke nahm es tatsächlich ziemlich gut auf. Warum versuchte Sakura, es sich eigentlich schlecht zu reden? So würde sie Hilfe bekommen. Sie wäre nicht mehr allein mit dieser Situation. „Danke!“ Dankbarkeit lag in ihrer Stimme. Schweigen, aber kein bedrückendes mehr, legte sich wieder über die werdenden Eltern. „Ich sollte dann jetzt wohl besser wieder gehen.“ Sakura war dabei aufzustehen, bis Sasukes Hand auf ihrem Arm sie zurückhielt. Überrascht blickte Sakura auf seine Hand, sah Sasuke ins Gesicht. „Vielleicht kommt das etwas früh und darüber nachgedacht habe ich auch nicht wirklich, aber wenn du jetzt keine Wohnung mehr hast, kannst du sehr gerne hier wohnen.“ Perplex sah Sakura Sasuke weiterhin an, in ihrem Kopf herrschte erst Leere. Nur langsam konnte sie seine Worte verarbeiten. Überschwänglich fiel Sakura Sasuke um den Hals, schmiss ihn beinahe aus dem Bett, aber das war ihr egal. Wieder einmal sammelten sich Tränen in ihren Augen, dieses Mal jedoch vor Freude. „Oh, danke! Danke, danke, danke!“ Während Sakura sich noch überschwänglich bei Sasuke bedankte, merkte sie erst nach einer kleinen Weile, dass Sasuke sie erstens, nicht einfach wegschob und zweitens, einen Arm um sie geschlungen hatte. Seine Hand lag auf ihrer Taille und Sakura schoss sofort die Röte ins Gesicht. Verlegen löste sie sich von Sasuke, strich sich eine Strähne aus dem Gesicht und murmelte eine Entschuldigung. „Ähm, ich sollte dann jetzt wohl besser gehen.“ Ohne Sasuke weiter zu beachten, zumindest tat Sakura ihr Bestes, rutschte sie vom Bett und verließ schon beinahe Fluchtartig das Zimmer. Erst als sie in dem Schlafzimmer stand, fiel ihr auf, dass sie eigentlich das Gästezimmer hätte nehmen müssen. Ihr war aber nicht danach noch einmal zu Sasuke zu gehen. Sich der Hose und ihren Pullover entledigt, legte sich Sakura unter die weiche Decke. Ihre Haare waren nur noch wenig feucht. Es würde auch ohne Föhn gehen. »Ich hatte wirklich nicht mit Sasukes Angebot gerechnet. Trotzdem, egal was er gesagt hat, er tut es nur aus Pflichtgefühl. Warum sonst? Etwas anderes ist unlogisch.« Vielleicht stimmt es aber, was er gesagt hat. Er hatte eine ziemlich üble Kindheit. Und wie sich Naruto ohne Eltern entwickelt hat, ist, finde ich ein abschreckendes Beispiel. Vielleicht ist Sasuke wirklich Manns genug und stellt sich der Verantwortung. Vielleicht will er einfach ein besserer Vater sein, als seiner. Vielleicht wäre dann sein Bruder auch nie Amok gelaufen. Ihre innere Stimme konnte durchaus recht haben, auch wenn sich Sakura das nicht gerne eingestand. Von ihnen beiden hielt sich Sakura immer für die vernünftigere Erwachsene. Aber wenn sie schon über eine innere Stimme verfügte, warum dann nicht auch auf sie hören? Und das mit Mama bekommen wir auch noch hin! Wenn sie erst einmal sieht, wie super wir das meistern, wird sie uns verzeihen. Das konnte Sakura nur hoffen. Bevor sie einschlief, betete sie das alles gut gehen würde und ihr Leben wieder in geregelten Bahnen verlief. Nicht einfach nur parallel zu ihrem alten, in dem sie sich vorkam, als würde sie inzwischen alles nur aus weiter Ferne betrachten, wie ein Zuschauer. „Sakura? Bist du wach?“ Licht fiel durch den Flur einen Spalt breit in das Schlafzimmer, reichte aber nicht aus, um mehr als eine schemenhafte Gestalt im Bett auszumachen. Es war halb acht. Er hatte um eine Stunde verschlafen. Und wie es schien nicht nur er. Leise ging Sasuke weiter in sein Zimmer hinein. Es war ein merkwürdiger Anblick, eine schlafende Sakura in seinem Bett liegen zu sehen. Sollte er sie wecken oder sich einfach nur schnell etwas zum Anziehen aus dem Schrank holen? Er wollte nicht riskieren, dass Kakashi, Naruto und Sai auf die Idee kamen Fragen zu stellen. Nach der Tortur von gestern würde ein wenig Ruhe Sakura sicherlich gut tun. In dem Zwiespalt, den er mit sich ausfocht, ging Sasuke im Dunkeln an seinen Schrank, öffnete ihn geräuschlos und griff nach dem erstbesten Oberteil und Hose die er in die Hand bekam. Ebenso leise wie zuvor wurde der Schrank geschlossen. Sasuke war fast schon aus dem Zimmer, als sich Sakura im Bett bewegte. Direkt darauf flammte das Licht der Nachttischlampe auf. „Sasuke?“ Mit seiner Kleidung in der Hand drehte sich Sasuke um, beobachtete, wie sich Sakura verschlafen aufrichtete, durch ihre wirren Haare fuhr und sich mit der Hand über die Augen fuhr. Unweigerlich senkte sich Sasukes Blick. Die Decke war Sakura bis auf die Hüften hinunter gerutscht und entblößte Sakuras fast nackten Oberkörper. Lediglich ein Spitzen-BH in rosa verdeckte spärlich ihre straffen, runden Brüste. „Wieso zieht Sakura so etwas an, wenn sie ihre Mutter besuchen geht?“ schoss es Sasuke durch den Kopf. Obwohl er rein theoretisch schon deutlich mehr von Sakura gesehen hatte, fiel es ihm schwer den Blick abzuwenden. Er war letztendlich auch nur ein Mann und an so einen Anblick nicht gewöhnt. Daher wunderte es Sasuke nicht, wie sich das Blut in seiner Lendengegend anstaute. Glücklicherweise war es zu dunkel, als das Sakura die deutliche Beule in seiner Hose hätte sehen können. Hoffte er zumindest. „Sasuke?“ fragte Sakura erneut. Augenblicklich riss er seine Augen von dem verführerischen Anblick los. „Äh, ja?“ Wenn er es nicht besser gewusst hätte, würde er sagen seine Stimme klang ein wenig belegt. Sicherlich waren seine Stimmbänder noch nicht geölt. Eine Tasse Kaffee würde dem Abhelfen. Woran sollte es sonst liegen? „Was machst du hier?“ „Ich…Sakura, die Decke.“ Sein Pflichtgefühl sagte Sasuke, dass es richtig war sie darauf hin zu weisen. Er konnte kein Gespräch mit ihr führen, wenn sie halb nackt vor ihm saß. Mit Decke wäre sie zwar immer noch so spärlich bekleidet, aber so musste er es nicht sehen. Sakuras Blick fiel nach unten, erkannte die Situation und zog in Windeseile die Decke bis unters Kinn. Selbst mit dem wenigen Licht war die Röte in ihren Wangen deutlich zu erkennen. Nachdem Sasuke nun nicht länger abgelenkt wurde, erklärte Sasuke ihr die Situation, wobei er nicht unbetont ließ das es in Ordnung wäre, wenn sich Sakura heute ausruhen würde. „Wie spät ist es?! Wir kommen zu spät zum Training!“ Eilig, in die Decke gewickelt, stand Sakura auf, griff nach ihrer Kleidung, die auf dem Boden lag und stürmte an Sasuke vorbei ins Bad. Mit hochgezogenen Augenbrauen blieb Sasuke zurück. Gut, dann konnte er sich auch hier fertig machen. Als er begann sich anzuziehen, fiel Sasuke erst auf, dass er die ganze Zeit nur seine Boxershorts getragen hatte. Glücklicherweise war Sakura zu verschlafen und dann zu sehr in Eile gewesen, als das sie es mitbekommen hätte. In wenigen Minuten war Sasuke angezogen, ging zur Badezimmertür und klopfte an. „Herein“, erklang Sakuras Stimme auf der anderen Seite. Die junge Frau, die sein Leben im Moment völlig auf den Kopf stellte, stand vor dem großen Spiegel und kämmte sich die Haare in aller Eile. „Ich denke es stellt kein Problem dar, wenn du vor dem Training noch nach Hause gehst. Ich hab leider keine weitere Zahnbürste im Haus und eventuell möchtest du ja auch etwas anderes anziehen. Kakashi kommt schließlich eh immer zu spät.“ Nach diesem Vorschlag sah Sakura Sasuke einfach nur an. Einmal, zweimal blinzelte sie, ehe sich Sakura mit der flachen Hand gegen die Stirn schlug. „Daran hab ich überhaupt nicht gedacht! Danke! Bis nachher!“ Und schon hatte sich Sakura an ihm vorbei gequetscht, eilte die Treppe hinunter. Sasuke hatte sich noch nicht von der Stelle wegbewegt, da schlug die Haustür auch schon krachend ins Schloss. Kopfschüttelnd stellte sich Sasuke ans Waschbecken, nahm die Zahnbürste zur Hand und begann sich fertig zu machen. Diese Frau war wirklich chaotisch, aber wer konnte es ihr im Moment übel nehmen? Er war sicherlich der Letzte, war er doch an dieser ganzen Situation nicht ganz unschuldig. Als Sasuke etwas verspätet das Trainingsgelände betrat, waren Sai und Naruto bereits da. Er hatte sich fast um eineinhalb Stunden verspätet gehabt. Von Sakura fehlte bislang noch jede Spur. „Da bist du ja endlich! Sakura ist auch noch nicht da“, kommentierte Naruto sein Kommen prompt. Diesen Kommentar überhörte Sasuke wissentlich, blieb neben Naruto stehen und ließ die Hände in den Hosentaschen verschwinden. Von der Seite aus bemerkte er den fragenden Blick von Sai. Auch das ignorierte er gekonnt. „Was denkst du? Hat Sakura wohl verschlafen? Ich persönlich tippe ja drauf, dass Sakura wieder einmal Alkohol getrunken hat und sich mit einem dicken, fetten Brummschädel rumschlägt.“ „Warum sagst du das andauernd? Wenn dich einer so reden hört, könnte man meinen, Sakura sei eine Alkoholikerin. Freunde machen so etwas nicht, oder irre ich mich?“ Sai. Pah. War ja klar, dass er sich für Sakura einsetzte. Während Sai und Naruto über Sakuras Fernbleiben redeten, fixierte Sasuke den dunkelhaarigen Mann. Sais Interesse an Sakura ging deutlich über Freundschaft hinaus. Eventuell war es Sakura nicht aufgefallen, aber immer wenn sie nicht hinsah, beobachtete Sai sie. Zum Ausgehen hatte er sie auch schon gefragt. Doch das war Sasuke gegen den Strich gegangen. Nur deswegen hatte er im Krankenhaus diese Farce gespielt. Nicht um Sakura zu helfen. Nein. Nur für sich. Nach dem sie die verhängnisvolle Nacht miteinander geteilt hatten, legte Sasuke ein irrationales Revierverhalten an den Tag. Vor sich selbst konnte er das gut leugnen und auch sonst niemand schien das zu bemerken. Auch wenn er keinerlei romantische Gefühle für Sakura hegte, vielleicht kam es daher, dass er sein erstes Mal mit Sakura geteilt hatte. Niemand sonst sollte sie so einfach haben. Bevor sich Sasuke weiter in diesen Gedankengängen verstricken konnte, zwang er sich an etwas anderes zu denken. Wie wäre es damit zu analysieren, warum er Sakura angeboten hatte, bei ihm einzuziehen? Bisher war Sasuke mehr als froh gewesen, ganz für sich alleine zu wohnen. Er wollte niemanden um sich haben. Die Sozialkontakte, die er auf Missionen und im Training erhielt, reichten im durchaus. Sicherlich hätte er so etwas nicht getan, wenn Sakura nicht schwanger wäre. Aber er wusste wie es war, als Kind alleine zu sein. Oder einen Vater zu haben, dem man es nie recht machen konnte. Wenn er schon die Chance dazu hatte, würde er es weitaus besser machen, als sein Vater es bei ihm getan hatte. Außerdem nagte es an seinem Ehrgefühl, wenn er Sakura nicht half. Sein Stolz wäre verletzt, wenn er Sakura abwies. Letztendlich war er ein Uchiha und kein Problem war zu groß für ihn. Außerdem tippte Sasuke darauf, dass er irgendwie ein kleinwenig unter Schock stand. Sasuke hatte an etwas anderes denken wollen, ja, aber nicht an so etwas! Etwas erfreulicheres wäre weitaus besser gewesen. Was stand im Moment noch so an? Ah ja, seine Schulter. Mit ihr ging es gut voran. Er konnte zwar noch nicht so schwere Sachen damit anheben und ein Schlag darauf tat verdammt weh, aber in spätestens zwei Wochen wäre alles wieder in Ordnung. Das waren doch viel bessere Gedanken, dachte sich Sasuke, als Sakura endlich auftauchte. Ein kurzer Blick auf die Uhr, die an einer Metallstange befestigt war, sagte ihm, dass Sakura fast eine Stunde nach ihm auftauchte. „Was schleppt Sakura denn alles mit sich herum?“ fragte Naruto und blickte Sai und Sasuke fragend an. Und die Frage war berechtigt. Sakura hatte zwei Koffer übereinander gestapelt, rechts waren es drei und um die linke Schulter trug sie noch eine große Reiseumhängetasche. Hatte sie etwa jetzt schon gepackt, um bei ihm einzuziehen? Jetzt, wo er Sakura so vollgepackt vor sich sah, kam in Sasuke ein ungutes Gefühl auf. Das Angebot zu machen und es dann in die Tat umgesetzt zu sehen waren zwei völlig verschiedene Dinge. Das hier zeigte ihm, wie ernst es war. Hätte Sakura nicht nach dem Training ihre Sachen holen können oder vertraute sie ihm vielleicht auch gar nicht? Dachte sie, er würde einen Rückzieher machen? Egal wie unbehaglich sich Sasuke jetzt auch fühlte, er war ein Uchiha und würde sein Wort halten. Damit hatte er gestern Nacht keine Scherze gemacht. „Man, Sakura, was hast du denn damit vor?“ fragte Naruto, Sai fuhr sofort fort. „Fährst du in den Urlaub?“ Mit einem Stöhnen ließ Sakura die schweren Koffer los, ließ die Reisetasche auf den Boden fallen, schüttelte mit dem Kopf. „Nein. Bei mir daheim ist ein Wasserschaden. Ich muss für einige Zeit aus der Wohnung raus. Und bevor alles unter Wasser steht, habe ich schnell meine Sachen zusammen gepackt.“ Gute Lüge musste Sasuke anerkennen. Wenigstens hatte Sakura mitgedacht. „Und wo wohnst du jetzt?“ wollte Naruto weiter wissen. „Du kannst gerne bei mir wohnen“, bot Sai sogleich an. Es war wirklich widerlich, wie sich Sai anbiederte! „Nein, danke. Ich hab schon einen Unterschlupf gefunden. Ich wohn wieder bei…meiner Mutter.“ Nur kurz hatte Sakura gezögert. Den anderen mochte es vielleicht nicht aufgefallen sein, aber Sasuke erkannte sofort, das Lächeln, das Sakura aufgesetzt hatte, war viel zu gequält um ehrlich zu sein. „Sensei Kakashi ist noch nicht da?“ lenkte Sakura das Gespräch auf ein anderes Thema. „Nee. Bisher sind es ja erst zwei Stunden!“ Gequält ließ sich Naruto auf den kalten Boden sinken, setzte seine >Denkermiene< auf und meinte besserwisserisch: „Gleich wird er auftauchen und wieder von einer alten Oma erzählen, die seine Hilfe gebraucht hat! So viele hilflose Omis gibt es in Konoha nicht! Einmal, als ich beinahe zu spät zum Rahmenessen gekommen wäre, bin ich gegen so ne alte Frau gestoßen. Es war kaum der Rede wert, wirklich! Aber die hat sofort ihre Handtasche genommen und mich damit verprügelt! Andauernd sagte sie, ich sei ein gemeiner Dieb. Das war total unfair! Aber zum Glück hab ich gerade noch so zwei Teller Rahmen bekommen!“ „Oh, Naruto, du bist so ein Idiot!“ entgegnete Sakura. „Wenn du besser aufpassen würdest, würde dir so etwas sicherlich nicht passieren! Ich wette, du warst frech zu der armen, alten Frau. Du hast es verdient!“ Wenn es Sasuke nicht besser gewusst hätte, würde er sagen, Sakura war so wie sonst auch. Lediglich in ihren Augen lag ein etwas melancholischer Ausdruck. Es war fast Mittag, die Sonne stand hoch am Himmel und versuchte mit ihren Strahlen ein wenig Wärme auf die spätherbstliche Erde zu bringen. Nach all den Stunden des Wartens wurde es Sasuke ein wenig frisch. Den anderen schien es nicht besser zu ergehen. Sakura lief auf und ab, manchmal fluchte sie leise vor sich hin. Sai war, ebenso wie er selbst, ruhig. Naruto dagegen meckerte seit einigen Minuten, er habe Hunger und würde gleich sterben, wenn er nichts zu Essen bekam. „Wenn du wirklich sterben würdest, hätten wir wenigstens unsere Ruhe!“ fauchte Sakura Naruto an. Daraufhin schwieg der Uzumaki. Beinahe hätte sich Sasuke ein Lächeln nicht verkneifen können, als Narutos Magen dafür lautstark zu knurren begann. „Kam es früher schon öfter vor, dass Sensei Kakashi sich so sehr verspätet hat?“ erkundigte sich Sai nach einer weiteren halben Stunde. Alle drei des alten Team 7 verneinten. „Können wir nicht nach Hause gehen? Kakashi wird eh nicht mehr kommen!“ Es war nicht weiter verwunderlich das der Vorschlag von Naruto kam. Sai und Sakura schwiegen. Eigentlich hatte Sasuke vorgehabt, Naruto zu erklären, dass es ihnen untersagt war einfach so zu gehen. Dann jedoch führte er ein Argument auf, das Sasuke vom Gegenteil überzeugte. „Guckt euch doch nur mal Sakura an! Sie zittert schon ganz stark. Und ich habe Hunger!“ Sasuke kannte sich mit einer Schwangerschaft nicht aus, aber die Kälte war wohl wirklich nicht das Beste für Sakura. Eine Grippe oder Erkältung half ganz bestimmt nicht. „Ich denke, Naruto hat recht. Kakashi scheint wirklich nicht mehr zu kommen.“ Einen Moment diskutierten die vier Ninja über das weitere Vorgehen. Sai war dafür zu bleiben, Naruto und Sasuke fürs Gehen. Sakura sagte zwar, sie wolle warten, aber man sah ihr an das sie gehen wollte. „Du kannst ja gerne bleiben, Sai, ich werde jetzt jedoch gehen“, erklärte Sasuke, woraufhin Naruto prompt aufstand und anfing sich von allen zu verabschieden. Anschließend setzte sich Sasuke in Bewegung. Da Sai keine Anstalten tat zu gehen, konnte er Sakura schlecht begleiten. Nach einer Biegung, die auf seinem Heimweg lag, direkt aber nach dem Trainingsgelände kam, wartete Sasuke auf seine neue Mitbewohnerin. Diese jedoch ließ sich Zeit. Was konnte sie denn nur machen? Sie würde doch nicht wirklich mit Sai warten! Vielleicht hielt Sai sie aber auch auf! Eventuell sollte er… Nein, ganz gewiss würde er nicht nachgucken gehen. Wenn Sakura in fünf Minuten nicht kam, würde er einfach gehen. Sollte Sakura doch selbst alles schleppen! Die Hände vor der Brust verschränkt wartete Sasuke. Eine Minute war vorbei, dann die zweite. Kurz darauf hörte er Frauengelächter. Sakura! Und ganz bestimmt war sie nicht allein. Um einen Baum herum sah Sasuke auf den Weg. Gerade verabschiedete sich Sai von einer vollgepackten Sakura. Also wirklich, da wartete er extra auf Sakura und sie flirtete mit Sai herum! „Oh, Sasuke! Hast du auf mich gewartet?“ Natürlich hatte er das! Warum sollte er sonst hier stehen? „Lass, ich nehme das“, erklärte Sasuke stattdessen und schaffte es Sakura zwei Koffer abzunehmen, ehe diese protestierte. „Ich schaff das schon alleine.“ Dennoch ließ sich Sasuke davon nicht beirren. Sakura war schwanger. Da sollte sie sich nicht so sehr anstrengen, egal wie stark sie war. Nach einem strengen Blick zu Sakura, ergab sich die junge Frau in ihr Schicksal und streckte ihm die anderen drei Koffer entgegen. „Die Tasche nehme ich schon. Das geht.“ Sasuke, jetzt mit fünf Koffern beladen, ging schweigend neben Sakura her. Zu sich nach Hause. Nein, ihn ihr gemeinsames Haus. Ein neuer, erschreckender Gedanke. Erst nachdem er die Tür zu seinem Haus aufgeschlossen hatte, meldete sich Sakura zu Wort. „Danke noch mal. Wenn es dir nichts ausmacht, kannst du sie in das Gästezimmer stellen?“ Im ersten Moment wollte Sasuke fragen, warum dort? Erst dann erkannte er, dass er automatisch davon ausgegangen war, dass Sakura bei ihm im Zimmer schlafen würde. Mit ihm. Sicherlich kam es daher, weil Ehepaare beziehungsweise Eltern sich immer ein Bett teilten. So jedoch brachte Sasuke die Koffer in das Gästezimmer. Verdammt war er naiv. „Ich hoffe, ich habe dich nicht überrumpelt. Aber als ich daheim ankam, befand sich bereits ein Kündigungsschreiben im Postfach. Fristlose Kündigung. Also hab ich schnell alle sieben Sachen zusammengepackt. Die Möbel gehören jetzt eh wieder meiner Mutter. Und mehr als ich mithabe, besitze ich eh nicht.“ Nickend nahm Sasuke Sakuras Erklärung zur Kenntnis. Er hätte viel zu dem Verhalten von Frau Haruno sagen können, ließ es aber. Sakura schlug sich schon mit genug Problemen herum. Er musste ihre Mutter ja nicht auch noch vor ihr schlecht machen, auch wenn er das Verhalten missbilligte. „Soll ich uns etwas zu Essen machen?“ bot Sakura an, nachdem auch sie ihre Tasche in ihr neues Zimmer gebracht hatte. Es war merkwürdig diese Frage zu hören. Vor über zehn Jahren hatte er das zuletzt gehört. Hier hatte Sasuke noch nie mit jemandem zusammen gegessen. Daran würde er sich wohl aber in Zukunft gewöhnen müssen. „Anschließend können wir auch darüber reden, was ich finanziell aufbringen soll. Glaub ja nicht, ich nehme Almosen an! Ich bin jetzt sozusagen deine Untermietern.“ Gut, störte ihn nicht weiter. Sasuke schwieg, bis er sich auf halber Höhe der Treppe befand. „Mach was du willst. Du findest mich oben.“ Damit erklomm Sasuke die restlichen Stufen. Anschließend verschwand er in sein Wohnzimmer. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)