Ungewöhnliche Wege der Liebe von Yuri91 (Warum normal, wenn es auch anders geht?) ================================================================================ Kapitel 2: Sakuras "Geschenk" an Sasuke --------------------------------------- „So, ihr habt euch, denke ich, jetzt genug aufgewärmt. Wir werden jetzt ein bisschen unsere Kampfkünste verbessern“, verkündete Kakashi. Augenblicklich betete Sakura innerlich, ja nicht gegen Sasuke kämpfen zu müssen. Erleichtert nahm sie Naruto Ausruf wahr. „Ich kämpf gegen Sasuke!“ Sofort stellte sich Naruto zu Sasuke, der, wenn sich Sakura das nicht einbildete, erleichtert wirkte. Was fällt dem Kerl ein... schoss es Sakura durch den Kopf, als Kakashi entschieden verneinte. „Nein Naruto. Du wirst gegen mich kämpfen. Du hast jetzt schon oft genug gegen Sasuke gekämpft, auch gegen Sakura. Es wird Zeit das ich einmal teste, wie weit du bist.“ „Na gut“, murmelte Naruto vor sich hin, schlenderte zu Kakashi und stellte sich neben ihn. Sakura konnte sich von dem Anblick nicht losreißen. In ihrem Kopf herrschte nur ein Gedanke. Ich muss gegen Sasuke kämpfen! „Was ist? Wollt ihr zwei nicht endlich anfangen?“ riss der Sensei sie aus ihren panischen Gedanken. Er machte eindeutige Gesten, dass sie auf die andere Seite des Geländes gehen sollten. Aus den Augenwinkel nahm Sakura eine Bewegung war. Sasuke war bereits auf dem Weg. Es fiel der Kunoichi sichtlich schwer, sich ebenfalls in Bewegung zu setzen. Als sie endlich Sasuke hinterher lief, begann ihre innere Stimme sie aufzubauen. Das ist doch eine super Chance! Denk mal drüber nach! Du kannst deine Wut jetzt an Sasuke auslassen. Ja, ich muss zugeben, er verhält sich wirklich nicht sonderlich nett. »Nett? Das ist ja wohl die Untertreibung des Jahrhunderts! Es hat bei weitem nicht so weh getan, als Sasuke uns verraten hat und zu Orochimaru übergelaufen ist! Ihn kümmert es doch überhaupt nicht, was mit mir ist. Ob er meine Gefühle verletzt hat oder nicht! Und ihn scheint es auch nicht zu interessieren, dass ich mich benutzt fühle!« Genau diese Wut will ich sehen! Lass alles raus! Verpass dem arroganten, egoistischen Uchiha die Prügel seines Lebens! Mehr als angespornt, einerseits durch ihre eigenen Gedanken, aber auch durch ihre innere Stimme – weiß der Himmel warum sie auf einmal ihre Meinung zu Sasuke geändert hatte – stapfte Sakura regelrecht zu Sasuke, stellte sich mit grimmiger Entschlossenheit ihm gegenüber und ging in Position. „Vergiss es Sakura. Du kommst in fitten Zustand nicht gegen mich an und jetzt verkatert erst recht nicht.“ Oh, dieser eingebildete Uchiha würde was erleben! Die ersten Worte, die Sasuke heute an sie gerichtet hatte, war der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen brachte. In ihrer Wut reichte das vollkommen auf. Fest entschlossen Sasuke für letzte Nacht büßen zu lassen, rannte Sakura los, die rechte Hand zur Faust geballt. In ihrer Faust konzentrierte sie ihr Chakra. Sasuke, der eindeutig nicht mit dieser plötzlichen Aktion gerechnet hatte, versuchte noch auszuweichen. Aber zu spät. Donnernd krachte Sakuras Faust mitten in Sasukes Gesicht. „Ha! Unterschätz mich nie wieder“, dachte sich Sakura siegesgewiss. Doch noch während sie ihr Glücksgefühl verspürte, fühlte sie, wie unter ihrer Faust Sasukes Wangenknochen bracht. Ja , sie konnte sogar ein leises knirschendes Geräusch hören. Noch während sich Sakuras Glücksgefühl in Luft auflöste, flog Sasuke einige Meter weit weg. Mit voller Wucht schlug er auf den Erdboden auf. Zwar konnte er seinen Kopf vor einen harten Aufprall schützen, dafür bekam seine linke Schulter die ganze Kraft des Aufschlags ab. Wie angewachsen starrte Sakura auf die Stelle, wo Sasuke regungslos lag. Sie konnte sich einfach nicht bewegen. Du hast ihn umgebracht! Du dumme Pute! Ich werde dir nie wieder helfen! schrie die innere Stimme Sakura an, doch nichts interessierte sie im Moment, außer Sasuke, der ein leises Stöhnen von sich gab. In dem Moment kam auch schon Kakashi herangeeilt, beugte sich zu dem verletzten Uchiha hinab. „Ach du heilige…Sakura, was ist denn mit dir los? Du hast Sasuke ja beinahe umgebracht!“ ließ Naruto neben der Angesprochenen verlauten, während er, genauso wie Sakura, nervös zu Kakashi und Sasuke blickte. „Keine Angst, so schlimm ist es dann doch nicht, Naruto“, erklärte Kakashi, der wohl Narutos Kommentar mitbekommen hatte. „Aber wir müssen ihn zu Tsunade bringen.“ „Mir geht’s gut“, ließ Sasuke leise verlauten, wenig überzeugend. Als er versuchte sich aufzusetzen, zuckte er vor Schmerz zusammen. Mit der rechten Hand hielt er sich die linke Schulter, schaffte es alleine aber nicht aufzustehen. Sasukes Nase wirkte ziemlich eingedrückt und Blut floss daraus. „Du bleibst liegen. Naruto“, wandte sich Kakashi an den Uzumaki, „du holst Tsunade hierher. Sasuke ohne eine Trage zu transportieren wäre viel zu schmerzhaft und vielleicht verletzt er sich dadurch nur noch mehr. Sag ihr, wir haben auf jeden Fall einen Schulter- und Nasenbruch.“ „Und die Wange“, warf Sakura kleinlaut ein. Mit einem Nicken ließ Naruto verstehen, dass er seinen Sensei verstanden hatte und beeilte sich, Hilfe zu holen. Sakura sah ihm kurz nach, doch nach wenigen Sekunden hatte er das Trainingsgelände bereits verlassen. So wie sie hier stand, kam sich Sakura ziemlich nutzlos vor. Sie wusste nicht, was sie tun sollte. In einer solchen Situation hatte sie sich noch nie befunden! Auf der einen Seite war sie erleichtert, dass Sasuke nicht lebensbedrohlich verletzt war, aber gleichzeitig konnte sie nicht glauben, was sie ihm in ihrer Wut angetan hatte. Das, was letzte Nacht geschehen war, ließ ihr jetziges Verhalten nicht entschuldigen. Während Sakura da stand und wartete, redete, nein, diskutierte Kakashi regelrecht mit Sasuke, der nicht einsah, dass er Hilfe brauchen würde. Noch immer hatte sich Sakura nicht von der Stelle bewegt, auch nicht, als kurze Zeit später Naruto, gefolgt von Tsunade, das Trainingsgelände betrat. Als die Hokage zu Kakashi und Sasuke trat, begann sie sofort mit ihrer Untersuchung. Auf dem Weg hierher hatte Naruto sie wohl unterrichtet, was vorgefallen war. Während Tsunade ihre Arbeit tat, redete Kakashi kurz mit Naruto, der, nach einem langen Blick zu Sakura, sich umdrehte und ging. Dann kam der Sensei zu ihr. „Ich hab Naruto nach Hause geschickt. Das Training ist für heute vorbei“, erklärte er ihr. „Du kannst auch gleich gehen, aber ich würde dennoch gerne mit dir reden.“ Ohne auf eine Antwort von Sakura abzuwarten, zog Kakashi sie ein Stück abseits. „Sasuke hatte Glück gehabt. Wäre er auf den Kopf oder gar auf das Gesicht gefallen, anstatt auf die Schulter, hätte das Ganze hier ziemlich schlimm ausgehen können. Aber selbst so… Sakura, was ist los mit dir? Was ist zwischen dir und Sasuke vorgefallen? Dein Verhalten war mehr als… Nun ja, der Kampf war vorbei bevor er überhaupt angefangen hatte.“ Kakashis Worte waren wie ein Eimer eiskaltes Wasser, das jemand über sie gekippt hatte. Schlecht war eine riesige Untertreibung. Sakura fühlte sich schrecklich! Und ihr tat das Ganze so Leid! „Sensei“, begann Sakura leise, den Blick fest auf Tsunades Rücken geheftet. „Du musst mir das nicht jetzt erklären. Aber wenn ihr beide ein Problem habt, dann tragt es nicht während des Trainings aus.“ „Sensei, es tut mir unglaublich Leid, wirklich! Das wollte ich nicht! Ich hatte nicht vorgehabt…“ „Ist gut Sakura! Ich glaube dir. Du wirkst im Moment genauso fertig wie Sasuke sich wohl gerade fühlt.“ Mitfühlend legte Kakashi seine Hand auf ihre Schulter. „Du hast es ein wenig übertrieben, ja, aber wenn du mir versprichst, das so etwas nie wieder passiert, dann…“ „Auf keinen Fall! Ich werde so etwas ganz gewiss nie wieder tun!“ versicherte Sakura, den Tränen nahe. Heute war einfach ein schrecklicher Tag. Und wenn Kakashi nicht sofort gehen würde, dann würde sie sicherlich gleich in Tränen ausbrechen. Was in Anbetracht der Situation völlig fehl am Platz wäre. Schließlich war Sasuke verletzt, nicht sie. „Schon gut. Sagst du mir, was passiert ist?“ Eindringlich musterte Kakashi die junge Frau, die leichenblass vor ihm stand und langsam anfing unkontrolliert zu zittern. Aus dem Augenwinkel sah Kakashi, wie mehrere Sanitäter kamen und Sasuke abtransportierten. Als er wieder zu Sakura blickte, sah diese noch geknickter aus als vorher. „Sakura“, begann er und dann fing die Kunoichi auch schon an, ungehemmt los zu weinen. „Sensei, ich kann nicht! Ich kann es Ihnen nicht sagen, aber es tut mir so leid!“ Laut schluchzte Sakura, sah völlig überfordert und hilflos aus, sodass Kakashi nichts anders einfiel, als sie tröstend an sich zu ziehen. Erst versteifte sie sich, doch dann flossen die Tränen nur so aus ihr heraus. Es erleichterte Sakura regelrecht, auch wenn sie Kakashi nicht erklären konnte, was los war. Trotzdem tat es gut. Sie weinte nicht nur wegen dem, was eben passiert war, sondern auch wegen letzter Nacht, heute Morgen und überhaupt. Wann hatte sie wohl das letzte Mal so richtig ausgiebig geweint? Sie konnte sich nicht erinnern. „Ist es jetzt besser?“ Kakashi schob Sakura etwas von sich, musterte sie erneut und langsam hatte sie sich wieder etwas beruhigt. Schniefend nickte sie, fuhr sich mit der Hand über ihr Gesicht und versuchte die vielen Tränen wegzuwischen. „Kakashi, kann ich mit dir reden?“ Tsunade gesellte sich zu ihr und dem Sensei. Kurz blickte Tsunade zu ihrer ehemaligen Schülerin, dann meinte sie ernst: „Du hattest Recht, Kakashi. Nase, Wange und Schulter sind gebrochen. Aber andere Verletzungen konnte ich glücklicherweise nicht feststellen. Dennoch muss er eine Weile im Krankenhaus bleiben.“ „Entschuldigung, aber darf ich…“ fragte Sakura kleinlaut, traute sich aber nicht weiter zu sprechen. Sie hatte ja wohl auch kaum das Recht dazu, Sasuke zu besuchen. „Du kannst heute Nachmittag zu ihm. Wenn du das fragen wolltest.“ Mit einem Nicken wandte sich Tsunade Kakashi zu, dann verließ die Hokage den Platz. Kakashi erkundigte sich noch bei Sakura, ob er sie jetzt wohl alleine lassen konnte. Nachdem sie bejaht hatte, ging auch der Sensei. In ihrem Zimmer war es noch immer dunkel, aber Sakura machte keine Anstalten das Licht anzumachen. Sie wusste nicht, wie sie nach Hause gekommen war. Sie wusste nur, dass sie froh war, niemandem begegnet zu sein. Grübelnd hatte sie hier stundelang auf ihrem Bett gesessen. Immer wieder war ihr Blick auf die Anzeige ihres Weckers gefallen. Minute um Minute war verstrichen und jetzt, gegen 17 Uhr, wollte Sakura Sasuke im Krankenhaus besuchen. Ein kurzer Blick in den Spiegel sagte ihr, dass sie schrecklich aussah. Aber das hatte sie wohl verdient. Ohne sich um ihr Äußeres weiter zu kümmern, verließ sie das Haus und ging zum Krankenhaus. Auf dem Weg hatten sie immer wieder Zweifel überkommen, ob sie wirklich hingehen sollte. Letztendlich hatte sich Sakura aber überwunden. Sasuke war schließlich in ihrem Team und irgendwann würde sie ihm so oder so wieder gegenüber stehen. Also konnte sie es auch jetzt hinter sich bringen. Den Weg zum Krankenhaus, bis hin zu Sasukes Zimmer, hatte Sakura schneller bewältigt als gehofft. Nun stand sie vor dem Krankenzimmer, in dem Sasuke lag. Einen tiefen Seufzer stieß die junge Frau hervor, ehe sie entschlossen an die Tür klopfte. Ohne auf eine Antwort abzuwarten, öffnete Sakura die Tür. Sie verhielt sich entschlossener und sicherer, als sie sich fühlte. Dennoch ging sie in das Zimmer, schloss die Tür hinter sich und wandte sich dem Krankenbett zu. Der weiße Vorhang vor dem Bett war zurückgezogen. Das Fenster rechts vom Bett stand einen Spalt breit offen. Aufrecht im Bett saß Sasuke, von mehreren Kissen im Rücken gestützt. Sein Oberkörper war frei, lediglich ein straffer Verband ging von der linken Schulter quer über die Brust. Seine Gesicht dagegen sah nicht so gut aus. Das rechte Auge wurde inzwischen von einen üblen blauen Fleck geziert, die linke Seite wirkte ebenso verunziert. Seine Wange war grün und blau. Ein Verband oder ähnliches fehlte jedoch. „Was willst du hier?“ blaffte Sasuke seine Besucherin regelrecht an. Seine harschen Worte ließen Sakura kurz zusammenzucken, dennoch ließ sie sich nicht beirren. „Ich wollte mich entschuldigen. Ich hätte das nicht tun sollen.“ „Ts! Das war eh nur ein Glückstreffer. Ich hatte nur kurz nicht aufgepasst.“ Mit dieser Reaktion hatte Sakura nicht gerechnet. Sasuke war wohl sauer, aber nicht auf sie, sondern auf sich, weil er sich hatte verletzen lassen. Konnte das wirklich sein? Egal, sie wollte sich jetzt nicht über Sasuke aufregen. Sie war hierher gekommen um sich zu entschuldigen. „Nun ja, ich habe mich jetzt trotzdem entschuldigt.“ „Eigentlich war das keine richtige Entschuldigung“, entgegnete Sasuke, woraufhin Sakura ihn nur fragend ansehen konnte. „Du hast gesagt, du wärst hier um dich zu entschuldigen. Das ist noch lange keine Entschuldigung.“ Du meine Güte, machte Sasuke hier einen auf Oberschullehrer! Vor ein paar Jahren hätte sich Sakura nur gedacht, wie intelligent er doch war, aber jetzt nervte sie das ganze nur. „Gut, wenn du nicht willst, entschuldige ich mich eben nicht.“ Schweigend sahen sich Sakura und Sasuke an. Noch immer stand Sakura in der Mitte des Zimmers, da ihr das aber langsam unangenehm wurde, ging sie auf das Bett zu. Ohne Aufforderung von Sasuke ließ sich Sakura auf dem Besucherstuhl an seinem Bett nieder. Sasukes Verhalten erleichterte ihr den Besuch ungemein. Mit dem Wissen, dass er ihr anscheinend nicht böse war, konnte sie jetzt viel freier aufatmen. Ja, sogar die Erinnerung an letzte Nacht konnte sie für einen Moment vergessen. „Ich gehe davon aus, dass Tsunade den Nasen-und Wangenbruch bereits gerichtet hat. Sonst könntest du wohl kaum so frei reden.“ Sasukes Antwort bestand nur aus einem Nicken, dennoch ließ sich die Kunoichi jetzt nicht mehr beirren. „Und wie sieht es mit deiner Schulter aus?“ Nach kurzem Schweigen und einen langen Blick zu ihr, antwortete Sasuke schließlich. „Es ist ein glatter Bruch. Tsunade meinte, in etwa drei Wochen ist es wieder verheilt, wenn ich die ganze widerlichen Medikamente zu mir nehme, die sie mir gibt. Aber es wird dann noch eine Weile dauern, bis ich mit der Schulter wieder so beweglich bin wie vorher. Ich wäre wirklich sauer auf dich, wenn es einen bleibenden Schaden hinterlassen hätte.“ Jetzt war Sakura erst recht erleichtert. Sasuke war nicht sauer auf sie. Sie hatte ihn trotz der ganzen Aufregung nicht allzu schwer verletzt. Jetzt würde bestimmt wieder alles gut. „Wo hast du denn eigentlich das blaue Auge her?“ Unbedacht, nur um ein wenig Konversation zu betreiben, hatte Sakura diese Frage gestellt. Mit der so offenen, ehrlichen Antwort, die Sasuke ihr lieferte, hätte sie jedoch nicht gerechnet. „Das ist letzte Nacht passiert. Als ich Bekanntschaft mit deinem Bettpfosten gemacht habe.“ Verblüfft und mit offenem Mund starrte Sakura Sasuke an. Sie hatte mit allem gerechnet, aber nicht damit. Jetzt war das Gespräch auf letzte Nacht gekommen. Sollte sie jetzt weiter darüber reden oder nicht? Sollten sie sich vielleicht aussprechen oder… Sakuras Überlegungen wurden unterbrochen, als Sasuke durch ein Räuspern ihre Aufmerksamkeit für sich gewann. „Worüber grübelst du nach? Es ist dir regelrecht anzusehen, dass dich etwas beschäftigt.“ Anstatt weiter ihre Finger zu begutachten, sah Sakura direkt in Sasukes grün-blaue geschlagenes Gesicht. Was sollte sie denn jetzt sagen? Die Wahrheit? „Äh“, gab Sakura wenig intelligent von sich. Unter Sasukes Blick spürte sie, wie ihre Wangen sich röteten. Was wohl Antwort genug für ihn war. „Deswegen hast du das wohl getan, oder? Du bist wegen letzter Nacht ausgetickt und hast mich deswegen verletzt. Stimmt doch, oder?“ Jetzt wusste Sakura erst recht nicht, was sie darauf antworten sollte. Sasuke sagte das so einfach, als wäre es etwas ganz normales. Als würde ihm so etwas andauernd passieren! Kaum dachte sie darüber nach, flammte in ihr wieder die Wut auf. „Schön für dich, wenn du eh schon alles weißt!“ keifte Sakura den Uchiha an, der jetzt an der Reihe war, überrascht drein zu sehen. Ja, er war es weiß Gott nicht gewohnt von Sakura, die ihn doch immer angehimmelt hatte und die immer so lästig war, auf einmal angefahren zu werden, geschweige denn verletzt zu werden. Am liebsten wäre Sakura jetzt einfach gegangen, aber ihr Stolz verbot es ihr. Wenn sie jetzt gehen würde, dann hätte sie Sasuke damit nur gezeigt, dass er sie noch immer verletzten konnte und das er immer noch Macht über sie ausüben konnte, auch wenn es dieses Mal eine etwas andere Situation war. Nun breitete sich Schweigen zwischen den zwei Shinobi aus. Ein ziemlich unangenehmes. Die unausgesprochenen Fragen hingen deutlich zwischen ihnen, doch keiner von beiden war gewillt, das Schweigen zu brechen. Um nicht als nur zu Sasuke zu blicken, ließ die Haruno ihren Blick durch den Raum schweifen. Sie wusste sehr genau wie es hier in den Krankenzimmern aussah, schließlich hatte sie sich hier von Tsunade zur Medic-nin ausbilden lassen. Die Zimmer sahen hier alle in etwa gleich aus. Wände und Böden waren in weis gehalten, um die Betten herum war immer ein weiser Vorhang, der vor unerwünschten Blicken schützte. Ein oder zwei Stühlen standen immer für die Besucher am Bett bereit, direkt bei dem kleinen Nachttisch, auf dem bei Sasuke jedoch nichts lag. Ein Schrank, in einem hellen Holz gehalten, stand dem Bett gegenüber. „Brauchst du irgendetwas an Kleidung?“ fiel Sakura beim Anblick des Schrankes die Frage ein. „Nein“, lautete die kurze Antwort. Aber wenigstens war so für kurze Zeit die Stille durchbrochen worden, wofür Sakura ziemlich froh war. Auf das was folgte, hätte sie jedoch gut verzichten können. „Lass uns nicht länger um den heißen Brei herumreden. Irgendwann würdest du sowieso fragen.“ Ziemlich überheblich, war alles, was sich Sakura dazu dachte. Ihren Unmut ließ sie Sasuke dafür spüren. „Ach ja? Wie kommst du darauf, dass ich so etwas tun würde? Glaub mir, ich bin nicht mehr das kleine, dumme Mädchen, dass dir überall hin folgt und alles tut, nur in der Hoffnung, von dir wahrgenommen zu werden!“ „Von mir aus. Wir können es auch einfach dabei belassen“, entgegnete Sasuke außerordentlich ruhig. Anschließend veränderte er seine Position um ein wenig bequemer zu sitzen. Unter anderen Umständen hätte sie Sasuke ihre Hilfe angeboten, aber so ganz sicher nicht! Sie würde dem eingebildeten Uchiha schon zeigen, wie sehr sie sich gewandelt hatte und wie stark sie inzwischen war! Ihm war es in all den Monaten wohl noch nicht aufgefallen. Erneut machte sich Schweigen zwischen den jungen Leuten breit. Dieses Mal war sie jedoch von dem Versprechen erfüllt, dass keiner von ihnen zuerst das Schweigen brechen würde. Doch so sehr es sich Sakura auch vorgenommen hatte, sie wollte Antworten! Den ganzen Tag hatte sie bisher die vergangene Nacht gequält. Hätten sie gleich miteinander geredet, wäre Sasuke nicht verletzt gegangen. Ziemlicher sicher, dass Sakura nicht einfach wieder zu dem vorherigen Verhältnis, was sie zu Sasuke gepflegt hatte, zurückkehren konnte, musste sie jetzt einfach darüber reden. Sasuke selbst schien das ganze ja eh ziemlich locker zu nehmen. „Okay, du hast gewonnen. Also, was sollte das letzte Nacht?“ platzte es irgendwann aus Sakura heraus. Wenigstens hast du zehn Minuten durchgehalten, versuchte ihre innere Stimme sie etwas aufzubauen, doch Sasukes Antwort interessierte sie im Augenblick mehr. Eigentlich hatte Sakura irgendeine überhebliche Reaktion erwartet, weil sie letztendlich doch nachgefragt hatte, aber wenn sie es nicht besser gewusst hätte, hätte sie gesagt, dass es Sasuke nun doch etwas unangenehm wurde. Selbst schuld, dachte sich Sakura, während sie auf eine Antwort des Uchihas wartete. Mit festem Blick sahen sich beide in die Augen. Obwohl sein Gesicht im Moment etwas entstellt war, konnte man in Sasukes dunklen, tiefen Augen immer noch versinken. Mit einem kläglichen Versuch mit den Achseln zu zucken, was anschließend ein schmerzverzerrtes Gesicht mit sich zog, begann Sasuke seine Erklärung. „Was soll ich groß sagen. Wir haben beide gestern etwas über den Durst getrunken und anschließend die Nacht miteinander verbracht.“ Sakura konnte nicht anders. Vor Unglauben klappte ihr der Unterkiefer hinunter. Das konnte doch wohl kaum seine ganze Erklärung sein! Gut, sie selbst hatte, ab dem Schlafzimmerteil, nur noch bruchstückhafte Erinnerungen, aber dennoch konnte er das doch nicht so abgebrüht erklären und einfach so stehen lassen! Sasuke hatte doch angedeutet, das er mehr wisse! „Geht’s noch?“ platzte es irgendwann, nach dem sich Sakura einigermaßen von ihrem Schock erholt hatte, aus ihr heraus. „Das ist alles? Klar, ich habe jetzt nicht groß irgendein Gerede über Gefühle erwartet, aber es kann ja wohl kaum der einzige Grund sein! Nur weil du betrunken warst?“ „Was willst du denn hören? Das ich mich wegen letzter Nacht Hals über Kopf in dich verliebt habe?“ Skeptisch und auch arrogant zog Sasuke seine Augenbraue hoch, sah sie an, als hätte sie nicht mehr alle Tassen im Schrank. Aber das würde sie nicht auf sich beruhen lassen. „Hast du nicht zugehört? Das hab ich nicht erwartet. Aber nur weil du betrunken warst, ist das doch wohl noch lange kein Grund, einfach mit mir…Ich meine…“ Wieder stieg Sakura die Röte in die Wangen, dennoch war sie noch immer empört. Um ihre Verlegenheit zu überspielen, strich sich Sakura eine lange, rosa Strähne aus dem Gesicht und verschränkte die Arme vor der Brust. „Du meinst, dass wir Sex hatten?“ Und wieder war der Uchiha einfach nur arrogant. Oh, wenn sie sich doch nur besser an letzte Nacht erinnern könnte! Dann wüsste sie vielleicht auch, ob Sasuke gut oder schlecht im Bett war! Auch wenn ihr der Vergleich fehlte, so etwas merkte man doch wohl sofort. Außerdem wollte sie wissen, ob es für ihn wohl genauso war wie für sie. War sie seine Erste gewesen? „Na und? Was ist mit einer Erklärung?“ „Wie wäre es mit einer Gegenfrage. Warum hast du es getan? Wenn du es weißt, kannst du dir ja auch meine Beweggründe erklären.“ „Schön, aber das kann ich leider nicht. Ich weiß so gut wie nichts mehr!“ Was ja auch der Wahrheit entsprach, aber dennoch musste sie Sasuke eine Spitze verpassen. „Das einzige, woran ich mich noch gut erinnern kann ist, dass du eindeutig nicht so gut bist, wie du es wohl gerne hättest.“ Das saß, stellte Sakura mit großer Genugtuung fest. Jetzt war es ihr Gegenüber, dem der Mund offen stand. Doch Sasuke hatte sich schnell wieder gefangen. Selbstsicher entgegnete er nur: „Wenn du meinst. Aber du solltest noch mal richtig nachdenken. Wenn ich mich richtig erinnere, hast du dich unter mit gewunden und nach mehr gebettelt!“ Erneut rötete sich Sakuras Gesicht, dieses Mal jedoch vor Wut. „Also wirklich!“ Voller Empörung sprang die aufgebrachte junge Frau auf, wusste aber nicht, was sie erwidern sollte. Sie wusste ja nicht einmal, ob es der Wahrheit entsprach oder nicht! Also entschied sich Sakura dafür, nicht weiter über dieses spezielle Thema zu reden. Energisch warf Sakura ihre Haare nach hinten, ließ sich wieder auf dem Stuhl nieder und entgegnete ruhig: „Erklär mir das. Wenn du dich nicht wegen deiner schlechten Leistung heimlich aus dem Staub gemacht hast, warum dann?“ Um ja jede seiner Regungen mitzubekommen, beobachtete Sakura Sasuke genau. Doch der Uchiha ließ sich nichts anmerken. Sein Gesicht war zu einer starren Maske geworden. „Ich hatte keine Lust mich mit deinem Gefühlsgeschwafel auseinander zu setzen. Ich kann dir versichern, ich habe nicht die Absicht eine Beziehung oder Ähnliches mit dir anzufangen.“ Überraschenderweise verletzte sie das kaum. Klar hörte man so etwas nicht gerne von dem Kerl, in den man jahrelang verknallt war, aber Sakura war inzwischen geistig und gefühlsmäßig gewachsen. Ein One-night-stand war kein Weltuntergang und wenn es sich Sakura genauer überlegte, würde sie lieber mit einem Fremden einen one-night-stand haben, anstatt mit Sasuke. Einen Fremden müsste sie dann nicht jeden Tag sehen. „Keine Angst. Ich kann es dir ebenso versichern, ich bin nicht an dir interessiert. Und jetzt“, erklärte Sakura und stand auf, „werde ich nach Hause gehen. Gute Besserung und tschüss.“ Ohne auf eine Reaktion von Sasuke zu warten, durchquerte Sakura den Raum und verließ ihn, ohne zurückzublicken. Kaum war Sakura durch die Tür getreten, wäre sie beinahe mit Naruto zusammengestoßen. „Pass doch auf!“ fuhr die Kunoichi ihren Teamkollegen an, ehe sie anschließend energisch den Flur entlang stampfte. Verblüfft sah Naruto ihr nach. „Hey, Sasuke!“ Genervt beobachtete der Uchiha, wie Naruto sein Krankenzimmer betrat. Er war froh, gerade Sakura losgeworden zu sein und wollte einfach nur ein bisschen Ruhe haben und da tauchte natürlich Naruto auf! „Was willst du?“ Sasuke wusste, seine Stimme hörte sich nicht so gelangweilt und neutral wie sonst an, dennoch konnte er den frustrierten Unterton nicht verhindern. Ob er es sich nun eingestehen wollte oder nicht, das Gespräch mit Sakura hatte ihn doch einigermaßen mitgenommen. Das lag sicherlich eh nur an den Verletzungen. Sicherlich nicht die Erinnerung an letzte Nacht oder an Sakuras Reaktion, die so gar nicht zu ihrer Art von früher passte. Was aber wirklich an ihm nagte, war, ob er, wie Sakura behauptete, so schlecht war. Natürlich hatte er Sakura gegenüber sein überhebliches und selbstsicheres Verhalten gezeigt, aber Tatsache war, er hatte kaum eine Ahnung, was letzte Nacht passiert war. Er konnte sich noch daran erinnern, wie Sakura auf dem Bett lag. Sie hatte unglaublich verführerisch ausgesehen. Etwas, das er sich nie hatte vorstellen können. Und dann, irgendwann, hatten sie sich wild und voller Verlangen geküsst. Als sie beide auf das Bett sanken, ging es ebenso wild weiter. Was, unter Berücksichtigung des Alkohols, irgendwann dazu führte, dass er mit dem Gesicht gegen den Bettpfosten knallte. Dieser Teil hatte tatsächlich gestimmt. Aber kurz danach waren seine Erinnerung nur noch verschwommen. An den Sex selbst konnte er sich kaum erinnern. Dafür aber umso genauer daran, wie er am frühen Morgen aufgewacht war. Sakura hatte halb auf ihm gelegen. Beide waren sie nackt. Etwas perplex über das, was geschehen war, hatte er sich vorsichtig unter Sakura hervor geschält, hatte sich und auch die fast komatöse Sakura angezogen, nur in der Hoffnung, so die Spuren der letzten Nacht zunichte zu machen. Und dann, mehr aus Panik, war Sasuke nach Hause geflüchtet. „Hey, Sasuke! Hast du mir überhaupt zugehört?“ Das nervende Gewedel von Narutos Händen, riss Sasuke aus seinen Gedanken. Anstatt zuzugeben, dass er tatsächlich nicht zugehört hatte, setzte Sasuke sein übliches Gesicht auf. Wenn er gekonnt hätte, hätte er auch noch die Arme vor der Brust verschränkt, was wegen Sakura im Moment ein Ding der Unmöglichkeit war. „Also, habt ihr euch gestritten? Du und Sakura? Sie ist ziemlich sauer raus gestürmt. Aber ernsthaft, das war heute was! Ich hab Sakura noch nie so erlebt. Was ist denn gewesen?“ Sasuke ließ Naruto einfach weiter reden. Er hatte nicht die Absicht Naruto auch nur im Ansatz eine Erklärung zu liefern. „Woher soll ich das wissen? Vielleicht hat sie ja Stimmungsschwankungen aufgrund der Menstruation. Frauen werden da ja bekanntermaßen Unberechenbar.“ Stirnrunzelnd sah Naruto seinen Freund nur an. Ihm war anzusehen, dass er nur der Hälfte von Sasukes Worten verstanden hatte, aber das war ihm egal. „Was willst du hier?“ fragte Sasuke irgendwann seufzend. „Dich besuchen. Was sonst? Schließlich bist du verletzt und wir sind Freunde und so.“ „Schön, jetzt warst du ja da, jetzt kannst du wieder gehen.“ „Echt jetzt?“ Ungläubig sah Naruto zu Sasuke. Dieser hatte im Moment wirklich keinen Nerv für den mehr als anstrengenden Uzumaki übrig. „Hör zu. Ich bin verletzt. Mir tut alles weh und ich bin ziemlich erschöpft von den ganzen Torturen, die mir Tsunade alle zugemutet hat. Ich würde jetzt wirklich gerne ein wenig schlafen.“ „Ach so.“ Es war Naruto anzumerken, dass er ziemlich geknickt war. Obwohl Sasuke im Moment mehr als genug um die Ohren hatte, wollte er seinen Freund, der immer an ihn geglaubt hatte, nicht verletzten. Für heute reichte es wohl, sich aus Freunden, Feinde zu machen. „Wenn du magst, kannst du heute Abend noch mal vorbei kommen“, schlug Sasuke vor, woraufhin sich Narutos Gesicht augenblicklich aufhellte. „Geht klar! Gute Besserung! Bis nachher dann!“ Und so schnell wie Naruto gekommen war, war er auch wieder verschwunden. Erleichtert, endlich alleine zu sein, ließ sich Sasuke in die Kissen sinken und schloss die Augen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)