Aufgewachsen unter Trümmern von RedViolett ================================================================================ Kapitel 34: Rith ~11~ : Auf falscher Fährte -------------------------------------------- Aufgewachsen unter Trümmern 30tes Kapitel: Rith 11 – Auf falscher Fährte Ich hab deinen Kern nicht. Immer und immer wieder wirbelte jener eine Satz in meinem Geist, wallte haltlos von den Wänden wieder, nur um mir jene eine Angst zu zeigen, die eigentlich schon zu Anfang an in meiner Seele gehaust hatte. Es schmerzte.  Jenes eine Echo, das so leichtfertig dunkle Lippen verlassen hatte und mich blindlings in die Tiefe riss. Mir so heftig den Boden unter den Füßen nahm, das ich rücklings zu fallen drohte und ich dieses Mal, gefangen in meiner eigenen Pein und Hilflosigkeit, nicht auf eine helfende Hand hoffen konnte, die mich wieder an das Tageslicht ziehen würde. Hinein in neue Hoffnung und hinaus aus der bedrückenden Leere, die sich wohl oder übel mein Leben schimpfte. Das Atmen fiel mir mit einem Mal schwerer denn je, kam gar kraftlos über meine Lippen und noch ehe ich es aufhalten konnte, sackte ich zusammen.  Meine Knie zitterten und entsagten sich so leichtfertig jenem einen Halt, mit dem sie mich zuvor noch eisern auf den Beinen gehalten hatten und ließen nun jene eine Erschöpfung zu, die sich langsam und schon gar wie von selbst, ins Rollen brachte. Gar eine tiefe Müdigkeit zeigend, die leider nicht aufzuhalten war; nicht wirklich weichen wollte und eigentlich schon immer zu bestehen schien. „Manjéth?“, rief mein Gegenüber alarmierend und war schneller auf den Beinen und an meiner Seite, als ich blinzeln konnte, doch war sein Ruf getrübt, kaum zu hören und tief versteckt in einem bleiernen Nebel der Schwärze.  Schien gefangen in einem dumpfen Sein der Hilflosigkeit, als ich schwach und wie in Zeitlupe zu Boden sackte, zurück in den Dreck zu dem ich gehörte und eine Hand kraftlos in meinem Schoss gebettet hielt. Fahrig einen mir geschockten Blick auf den Boden gerichtet hatte, während bleiche Finger immer noch leicht eisiges Metall umklammertem, so als wollte ich mich vergewissern, dass ich immer noch hier war. Hier an diesem schrecklichen Ort der Einsamkeit und nicht irgendwo - Anders.  Irgendwo, wo es vielleicht doch tröstlicher gewesen wäre, doch wer versicherte mir, dass es auch so war?!? Mein Leben, so kläglich begonnen und von wenig Glück begleitet, schien nun seinen Tiefpunkt erreicht zu haben. Schien haltlos jene eine Schranken des Ungreifbaren passiert zu haben und ließ mich haltlos in die Dunkelheit sehen. Dunkle Schatten gar schon freudig begrüßend, die mich schon ewig zu begleiten schienen und schon immer ein Teil von mir gewesen waren. Mich ewig anstarrten und auf gar schon hämische Art und Weise beim Namen rief. Komm zu uns, schienen sie mir immer und immer wieder ins Ohr zu flüstern und mich mit jener einen Kälte bedeckend, die nichts als purem Eis versprach.  Verwehre dich uns nicht mehr, schien dieses eine Sein gar unverschämt zu wispern. Gar ein jenes Etwas, das nichts als Verderben mit sich bringen konnte; doch hier, am Wendepunkt meines eigenen Seins, fragte ich mich ehrlich und wahrhaftig: Hatte ich es nicht schon längst gefunden?!? Hatte ich meinem eigenen Verderben nicht schon längst Einzug in meine Seele geboten und ihm gar unverschämt freizügig seinen Eintritt gelassen?!? Hatte ich jene eine Schatten, die ich so verbissen versuchte von mir fern zu halten, vielleicht nicht doch schon längst in mein Herz gelassen?!? Ein Herz, das sich eigentlich nur nach Hoffnung und heilendem Licht gesehnt hatte und nun, in Anbetracht der Wahrheit bitter erfahren musste, dass es wahrlich und gar wahrhaftig, nie solch einen Funken besessen hatte. Nie jenes eine Leuchten finden würde, das sich in wärmendes Licht verwandeln konnte und auf seine ganz eigene Art und Weise ein schmerzendes Herz erwärmte. Jene eine Dunkelheit vertrieb, die nichts als Qualen mit sich brachte, nur um endlich diesem einen, heilendem Licht seinen Platz einzuräumen – sodass eine schreiende Seele endlich Frieden finden konnte. Doch all dies tat es nicht und ließ mich nun mehr als haltlos in meinen eigenen Scherben zurück.  Scherben meiner eigenen Dunkelheit und mir ganz persönlichen Hölle. Ließ mich erneut kläglich in mich zusammen sacken und ehe ich mich versah vergruben sich panisch zittrige Hände in meinem Haar, während mir unaufhörlich das Blut durch die Adern schoss und mein Herz abermals unregelmäßig zu schlagen begonnen hatte. „Manjéth!!!“, rief der Tsheheme wieder und dieses Mal klang sein Rufen forscher. Seine Stimme härter und eisern wurde ich an beiden Schultern gepackt und ein Mal heftig durchgeschüttelt, doch vertrieb es nicht jene eine Angst, die mehr und mehr zu steigen schien und mich mehr denn je unkontrollierter atmen ließ. Denn ich hatte eine Panikattacke. „Komm zu dir, verflucht!“, rief mich wieder jene eine Stimme und wieder ging ein heftiger Ruck durch meinen Körper, doch spürte ich ihn kaum – bis mit unter gar nicht. Sah nicht jenes eine Flehen, das so ehrlich in dunkelgrünen Augen lag und mit dem mich mein Gegenüber nun betrachtete. Sorgenvoll betrachtete, doch konnte mein überforderter Geist mit dieser Emotion wenig anfangen und ließ nichts weiter zu, als ein Chaos der Gefühle. Ein Strom an Gedanken, der niemals zu weichen schien, gar niemals enden wollte und wieder erschütterte jene eine Angst mein Herz, als die Panik erneut stieg und mich kraftlos in die Schatten warf. Denn ich hatte versagt. Mein Plan war nicht aufgegangen, hatte nicht gefruchtet und mit einem Mal schien alle Kraft von mir gegangen zu sein. Meine Chance, diesem bedrückendem Leben, gesponnen aus endloser Qual und kaltem Leid, endlich entkommen zu können war mit einem Mal dahin und panischer wurde mein Blick, als sich jene eine Erkenntnis so einfach in mein Herz stahl. So spielend einfach meine Seele benetzte und durch meine Gedanken tanze, als wäre es da Leichteste von der Welt und zeitgleich dabei solch einen Schmerz anrichten konnte, der mich innerlich zweifeln ließ. Ich habe deinen Kern nicht. Mir wurde schlecht. Mit einem Mal so brechend übel, dass ich mich am liebsten übergeben hätte, doch gab es in meinem Körper nichts mehr, dass er sich hätte entbehren können und somit blieb dieser eine widerliche Schwindel bestehen. Bleib zurück jene eine Schwäche die mein gefoltertes Sein zu übermannen schien und sich der Boden unter meinen Füßen verräterisch zu drehen begonnen hatte. Doch konnte und wollte sich mein überforderter Geist nicht jenem einen Luxus hingeben und Vergessen in ewiger Schwärze suchen. Niemals jenen einen Schlaf finden konnte, der mich aus dieser misslichen Lage hätte befreien können und somit blieb die Angst bestehen. Blieb zurück alleinig mein panischer Blick, mit dem ich eher mehr durch meinen Vordermann hindurch zu sehen schien, als dass ich ihn ernsthaft wahrnehmen konnte und wieder rüttelte Esrás stärker an meinen Schultern, als ich abermals zu hyperventilieren begann. Diese ganze Situation anfing, sich dem Tshehemen aus seinen Fängen zu lösen und nun gar eigene Bahnen einschlug, die in keinster Weise mehr zu kontrollieren waren und sein sonst so leichtfertiger Blick endloser Sorge wich. „Manjéth. Ich... ich hab nurn Spaß gemacht!!!“, brachte er nun fast schon zittrig über seine Lippen, seine Stimme überschlug sich dabei verräterisch, doch hörte ich jene eine Panik nicht. Nicht jene eine Sorge, die sich so schamlos in eine eigene kleine Angst verwandelt hatte und sah mein Gegenüber einfach nur an. Versuchte in seine unergründbaren Augen zu lesen, doch herrschte nichts als Schwärze. Herrschte nichts als reine Panik, als ich abermals und fast schon verzweifelt versuchte, diesen einen Satz des Tshehemen in seine Einzelteile zu zerlegen, nur um dann jene einzelnen Worte genauer zu beleuchten, welche er so unwirsch und mir völlig verständnislos über die Lippen gebracht hatte; doch fehlte mir einfach die Kraft dazu. Was.... Was hatte er gesagt?!? „Manjéth, verflucht noch mal!“, kam es wieder, diesmal eine Ecke boshafter und wütend verengten sich dunkelgrüne Opale zu Schlitzen, bevor sich ein endgültiger Entschluss in ihnen festgesetzt hatte. „Na gut, du willst es wohl nich anders...“, brachte mein Gegenüber zittrig über dunkle Lippen und löste dann seine Hände von meiner kalten Haut, nur um sie kurz schmerzlich zu Fäusten zu ballen. „Sag aber am Ende nich, ich hätt dich net gewarnt.“, waren seine letzten Worte, bevor mich abermals ein gar fast schon wehmütiger Blick bedachte.  Ein Zögern in der Stille, so als wollte er doch noch vermeiden, was der Tsheheme in Bedacht war, tun zu wollen; doch dann überlegte er es sich anders, schüttelte verbissen den Kopf, richtete ein letztes Mal bestärkte Augen auf mich und dann... Traf er. Dieser eine Schlag, der mich augenblicklich aus den Träumen riss und hinein in eine mir kalte und ehrliche Welt. Esrás Ohrfeige hallte gar schon boshaft von den Wänden wieder und der brennende Schmerz, der sofort durch meinen Körper jagte, riss mich sofort aus den Gedanken. Schien geholfen zu haben, denn mit einem Mal verflog meine Panik in die hintersten Ecken meiner Seele und machte reiner Empörung Platz. „Was...“ So als würde man aus einem langen Schlaf geweckt werden, sah ich verschleiert auf meinen Vordermann, bevor sich eine zittrige Hand, meine wohlgemerkt, auf eine brennende Stelle legte und haltlos über errötete Haut strich. „Was soll das?!?“, brachte ich endlich entrüstet über meine Lippen und sah dem Tsheheme vor mir zornig in die Augen. Hatte er jetzt vollkommen den Verstand verloren?, fragte ich mich, während sich dunkelbraune Opale langsam zu Schlitzen verzogen und ich gerade noch so ein tiefes Knurren unterdrücken konnte, das sich vehement aus meiner Kehle stehlen wollte. „Dir brennt wohl der Arsch, oder was!“, war die nächste Beleidigung die traf und so leichtfertig über meine Lippen kam, dass es unweigerlich nur eine Reaktion meines Vordermannes wecken konnte: Er lachte! Wieder jenes eine wirre und belanglose Kichern, dass mich rasend vor Zorn werden ließ und jener Schmerz von vorhin einfach nur noch vergessen war. „Manjéth, du bis herrlich, weißte das eigentlich?!?“, gackerte mein Gegenüber von neuem und wischte sich dann die Tränen aus den Augen. „Dir brennt wohl der Arsch...“, äffte er mich treffend nach und ich konnte nicht anders, als entrüstet zu Schnauben. Seine Sorglosigkeit hätte ich gerne. „Dat muss ich mir merken.“, sprach Esrás mehr zu sich selbst, als dass er mich beachtete und dieses Mal konnte ich meinen Frust nicht hinunter schlucken und ließ ihn hinaus. Das erste Zischen verließ mir vernarbte Lippen und zornig biss ich die Zähen zusammen, als ich mein Gegenüber betrachtete und nicht richtig schlau aus seiner Geste wurde, die immer noch schamlos meine Haut benetzte.  Gar endlos brannte wie die Hölle, doch würde ich jenen einen Schmerz niemals zugeben und verbarg ihn gekonnt hinter einer Maske der Gleichgültigkeit. „Musste dich ja irgendwie da rausholen...“, versuchte der Tsheheme die Situation noch zu retten, griff sich dann in die Hosentasche und schien nach irgendetwas zu suchen. Wieder schürte seine Sorglosigkeit neue Wut in mir und nur noch vage konnte ich meinen ganzen Zorn zurückhalten. Krallte zittrige Finger nervös in den Stoff meiner Hose und versuchte jene eine Wut zu schlucken, die haltlos in meiner Seele tobte, denn diesmal würde ihn nichts mehr retten können. Selbst dann würden mich diese Gitterstäbe nicht mehr aufhalten können, doch als mir Esrás nach einer langen Suche, etwas Altbekanntes unter die Nase hielt, platze mein innerer Geduldsfaden in tausend Einzelteile und machte reiner Rage Platz. „Sagte doch, ich hab nurn Spaß gemacht!“, wiederholte mein Gegenüber frech jene einen Worte, die er schon ein Mal gesprochen hatte und hielt mir dann abermals meinen Energiekern entgegen. Irgendetwas in meinem Inneren brach. Zersprang in seine kleinsten Einzelteile und ließ mich augenblickliche Rot sehen. „Du Spinner, ich bring dich um!!!“, war alles was ich über meine zittrigen Lippen bringen konnte, bevor ich meiner Wut freien Lauf ließ und eifrig versuchte den Tshehemen durch die Gitterstäbe zu fassen zu bekommen. „Wow. Immer schön langsam, Manjéth!“, brachte der Andere erschrocken über seine Lippen und rückte dann etwas von mir ab.  Schutz in der Dunkelheit der Zelle suchend und meinen Kern abermals an sich reißend. „So sieht aber kein Dankeschön aus.“ Wieder schürte jene eine Trotzigkeit seiner Stimme neue Wut in mir und nun konnte ich mein fahriges Knurren einfach nicht mehr zurück halten und ließ es hinaus. Drohend durchschnitt es haltlos die Barrieren meiner Schweigsamkeit und hallte erbost von den Wänden wieder, doch schien dies mein Gegenüber wenig zu stören. „Du hast sie doch echt nicht mehr alle!“, knurrte ich wieder erbost und verkrampfte meine Hände fester um die eisigen Barrieren, die mich an meiner wohlverdienten Rache hinderten. Denn es war zu viel. Einfach zu viel gewesen, dass sich dieser Irre einen Scherz erlaubt hatte und meinem gequältes Herz beinahe den Freitod gewährt hätte. Er habe nur einen Scherz gemacht.  Pah! Dieser Spinner. Mit so etwas machte man keine Scherze, machte man keine Witze, denn nicht nur mein eigenes Leben hing an diesem Stück Metall, welches so friedfertig; gar unschuldig, in seinen Armen lag.  Dieser dreckige Tsheheme konnte von Glück sagen, dass mein Ki in den Tiefen meines Körpers gefangen war, sonst könnte mich jetzt nichts mehr halten. Rein gar nichts mehr. Wieder knurrte ich zornig und versuchte meinen Gegenüber zu fassen zu bekommen, doch lachte der andere nur spöttisch auf und bescherte mir dabei nicht nur ein Mal eine Gänsehaut. „Wenn de netter zu mir bist, kriegst ihn vielleicht wieder zurück, Manjéth.“, brachte Esrás belustigt grinsend über seine Lippen und hielt meinen Kern dann nahe an seine eigene Brust gedrückt. Oh Gott, wie sehr ich ihn hasste, war wirklich unbeschreiblich. „Will nur en: Vielen Lieben Dank für deine Hilfe Esrás, von dir hören.“, verließ es wieder dunkle Lippen und aus zornigen Augen sah ich mit an, wie sich besagter Tsheheme eine Hand überlegen an das Kinn legte und zur Decke sah. „Oder vielleicht ein: Ohne deine Hilfe hätt ich das niemals geschafft, Esrás.“, wiederholte er in einem unbekümmerten Sing-Sang und sah mich dann wieder aus belustigten Augen an. „Irgend wie sowas.“, betonte er mit einem Lachen und hielt meinen Kern weiterhin in seinem Besitz. „Lass dir wat einfallen und erst dann...“, kurz ließ er seine Pause, in der er sanft, gar liebevoll, über die Außenhülle des Gehäuses strich und mein Blut erneut damit zum Kochen brachte. „...kannste deinen Kern wieder haben, Manjéth.“, beendete mein Gegenüber seinen Satz und tippte mir dabei spielerisch auf die Nasenspitze. Wenn Blicke töten könnten, so war er wahrlich hunderte, nein, abertausende Male gestorben.  Gar in dieser einen Sekunde, die für mich die Ewigkeit bedeutete und mit einem entrüsteten Schnauben entließ ich meine zittrigen Hände aus ihrem festen Griff. Nur um sie dann fahrig in meinen Haaren zu vergraben und gar schon schier verzweifelt an dunkelbraunen Strähnen zog, da mir dieser Typ wahrlich noch selbst den Verstand raubte - und dies beinahe auch geschafft hatte. „Mann, Manjéth...“, kam es wieder glucksend von vorne und zu geschwächt von den Gefühlen, die in meinem Inneren tobten, konnte ich einfach nicht aufsehen.  Konnte meinem Gegenüber nicht in die Augen blicken und verkrallte meine bleichen Finger nur noch mehr in einem wirren Schopf. Den Kopf gesenkt, tief in Demut und einer gewissen Art der Verzweiflung, dass es eigentlich nur noch erbärmlich war – doch konnte ich einfach nicht anders. „Nich die schönen Haaren, is nich gut für die.“, sang der Tsheheme wieder tröstlich und fuhr mir dann durch zottelige Strähnen. Ich ließ es zu. Ließ es geschehen und Esrás eigensinnigen Charakter über mich ergehen, da ich einfach nicht mehr konnte. Die letzten Minuten hatten mich erschöpft, ja gar haltlos ermüdet und kraftlos in der Dunkelheit zurück gelassen.  Alle Energie schien mit einem Mal aus meinem Körper gewichen zu sein und wieder ließ ich die Schultern hängen. Keine innere Stärke mehr findend um mich aufrecht halten zu können und sah dann zur Seite.  Nicht wirklich diesem Nichtsnutz vor mir eine Antwort geben wollend, doch...hatte ich eine andere Wahl? Was...blieb mir noch anderes übrig, als mich selbst zu erniedrigen und schamlos meine eigene Hilflosigkeit einzugestehen?!? Nichts mehr - da ich schon alles verloren hatte, was mir ein Mal wichtig gewesen war und ich nie wieder mein Eigen nennen konnte. Nie mehr und.... Niemals wieder. „Danke...“, verließ es grummelnd und so leise meine Lippen, das es kaum zu hören war, doch schrie mein Innerstes vor Zorn.  Zorn darüber, dass ich schon wieder nicht alleine aus meiner eigenen Hölle entfliehen konnte und so bitter erneut nach einer helfenden Hand greifen musste. Gar endlose Wut empfindend, dass ich es nicht aus eigener Kraft geschafft hatte und enger zogen sich meine Augen zu Schlitzen, als mein Vordermann belustigt auflachte und dann seine Hand aus meinem Haar entfernte. „Bisschen lauter, habs nich gehört.“, erwiderte der Tsheheme gar schon frech und ruckartig sah ich zu ihm auf. Seinen freudigen Blick, welcher auf gewisse Art und Weise so verspielt zu gleich war, mit einem bösen Blitzen erwidernd und nur noch vage konnte ich jene Worte über meine Lippen bringen, die nur noch einem Zischen wichen. „Treibs nicht zu weit!“, drohte ich von neuem und griff dann wieder an kaltes Metall um mich näher an die Gitter zu ziehen. „Meine Geduld weilt nicht für ewig, Tsheheme.“, flüsterte ich erbost und spuckte dann angewidert zur Seite, somit meine ganze Abscheu zeigend, die ich in diesem Moment für ihn empfand. „Du hilfst mir hier raus zu kommen und im Gegenzug schenke ich dir die Freiheit. Eine Hand wäscht die Andere.“, kam es bitter über meine Lippen und genau konnte ich sehen, wie sich dunkelgrüne Opale überrascht weiteten und mein Gegenüber verdutzt in meine Augen starrte. Ha.  Hättest nicht gedacht, dass ich dazu im Stande bin, was?!? Na warte. Ihr werdet mich alle noch kennen lernen. So richtig...kennenlernen. „Wir sind quitt, Tsheheme! Also kannst du deine Spielchen langsam lassen.“, flüsterte ich leise und griff mir dann den Stoff seines Oberteiles um Esrás zu mir hinunter zu ziehen. Mein Gegenüber war viel zu geschockt, als sich wehren zu können und wenn auch nur für kurze Zeit, huschte ein selbstgefälliges Grinsen über meine Lippen.  Ich machte im Angst. Gut, dachte ich wieder und erneut wurde mein schwaches Grinsen eine Spur breiter. Das war sogar sehr gut und wieder bohrte sich mein stechender Blick in dunkles Grün, als ich meinem Gegenüber in ein geschocktes Augenpaar sah. „Denn wenn nicht, dann kann ich...langsam...für nichts mehr garantieren.“, war alles was ich erneut monoton über meine Lippen brachte, doch meine eiskalte Drohung schien gewirkt zu haben. Kein dümmliches Kommentar verließ rauchige Lippen und zittrig hielt mir Esrás die Kugel entgegen. Zu tief beeindruckt von der Stille, die mich zu umgeben schien und ohne ein weiteres Wort zu verlieren, nahm ich ihm meinen Besitz aus den Händen. „Dankeschön!“, erwiderte ich gespielt schnippisch, ja gar fast schon bissig und drehte mich dann um.  Meinem wundersamen Nachbarn nur noch den Rücken zeigend und prüfte ein letztes Mal mit einem schwachen Blick, ob wir auch wirklich alleine waren.  So schien es zumindest und eifrig nahm ich den Kern in beide Hände und betrachtete die Außenhülle. Gut, die äußere Schicht war nicht beschädigt worden und wie in Trance strich ich einmal über das erkaltete Metall. Besah mir die Kugel genauer, die nicht größer als meine eigene Faust war und konnte die Freude förmlich spüren, die mit einem Mal in meiner Seele hauste. Endlich diese eine Chance in meinen Händen zu halten und mein Eigen nennen zu können. Endlich – nach so langer Zeit der Qual und endlosen Pein. Eisig war die Gänsehaut, die sich nun über meinen ganzen Körper zog und mich mit einem wohligen Schauer erfüllte. Stetig wallte jenes Adrenalin, welches nun durch meine Adern schoss, als ich mit einem leisen Knacken den Kern in beide Hälften brach, nur um dann das Innenleben freizulegen. Sofort öffnete sich das Eingabefenster in Form eines Hologrammes und erfüllte meine dunkle Kammer in ein Meer aus leuchtend blauen Lichtern. So wie einst ihre Augen. Wie ihr schimmerndes Licht so ewig in meinem Herzen weilte, doch vertrieb ich diesen Gedanken gekonnt, noch ehe er richtig in mein Bewusstsein sickern konnte. Und erneut tiefe Wunden riss. Genau konnte ich Esrás staunende Blicke hinter mir spüren, doch blendete ich seine Anwesenheit einfach aus. Momentan schien er einfach nicht anwesend und kurzerhand leckte ich mir über spröde, trockene Lippen, als sich die Daten zu laden schienen und mir eine sonst so schnell vergangene Zeit, wie endlose Stunden erschienen. Verdammt. Ging das nicht schneller?!? Wieder sah ich mich um, aus Angst einen der Wärter vor meinen Zelltüren zu sehen, doch begrüßte mich nichts als Stille und die gähnende Leere des Abgrundes. Nichts als die Dunkelheit der Nacht weilte um uns herum und mit einem schwachen Seufzen stieß ich die angehaltene Luft aus den Lungen. Auch wenn ich die Gunst der Nacht auf meiner Seite hatte, musste es schneller gehen und durfte mich nicht ablenken lassen. Ich hatte nur ein knappes Zeitfenster und dieses galt es auch einzuhalten. Sonst war alle Mühen umsonst und was dann geschehen sollte...Nein. Das wollte ich beim besten Willen nicht miterleben und überrascht sah ich nach unten, als mich ein leises Surren aus den Gedanken riss. Zufrieden stellte ich fest, dass sich der Bildschirm geladen hatte und nun nach meinem Passwort verlangte. Schneller als das Auge schauen konnte gab ich meinen verschlüsselten Code ein, der natürlich auf Saiyanisch war und eine Komplexität an Wörter und Buchstaben beinhaltete, die ein Außenstehender nie verstehen würde. Doch bekanntlich sollte man niemals nie sagen, denn wie weit diese Aasgeier gekommen waren, wusste ich nicht und somit blieb mir nichts anderes übrig, als diese eine Option zu wählen, die mir geblieben war.  Zugegeben, sie war riskant, würde mir aber etwas Zeit verschaffen um endlich von diesem Planeten entkommen zu können, der meine eigene persönliche Hölle beschrieb. Wieder blendete ich Esrás bestaunende Wiederworte aus und war mit schnellen Handgriffen im Optionsmenü; rief mein Profil ab und begann dann erneut den Text zu lesen.  Filterte jedes noch so kleinste Detail heraus, dass Freezers Basis und ihn selbst verraten könnte und fing dann an den Text umzuschreiben.  Natürlich ließ ich auch meine eigene Identität nicht außer Acht und dichtete irgend etwas zusammen, was keinen Sinn ergab.  Es dauerte länger als ich gedacht hatte, forderte mehr meines erschöpften Geistes, als ich entbehren konnte - doch musste ich durchhalten. Durfte nicht schwach werden, in jenem Moment, der mir der Wichtigste auf der Welt geworden war und versiegelte dann mein Profil mit einem weiteren Kennwortgeschützen Code, der sich beim Öffnen, selbst löschen würde. Handgriffe, die wir in einen der Einheiten lernen mussten, falls es mal zu solch einem Zustand kommen sollte, in dem ich mich nun befand.  In jener einen Situation der Gefangenschaft und es mich selbst in jener einen Lerneinheit mehr als nur einige Stunden gekostet hatte, dieses eine Unmögliche zu bewerkstelligen, gelang es mir nun heute in wenigen Minuten.  Rith schien mein Wissen gefördert zu haben und wieder rief ich mit flinken Fingerbewegungen das Optionsmenü auf, um nun die Reisedaten zu ändern. Es war beängstigend still um mich herum geworden und wieder suchte ich den Blick ins Freie. Wagte die Sicht ins Dunkel und ignorierte das wilde Schlagen meines eigenen Herzens, das mehr und mehr in meinen Ohren stieg. Mehr und Mehr an Gewicht gewonnen hatte, doch war es momentan nicht wichtig. War nur hinderlich und eisig drängte ich jene eine Angst mit einem schwachen Kopfnicken in seine Schatten zurück. Ich konnte mich später noch um irgend ein Hirngespinst Sorgen machen. Jetzt galt es alles zu vernichten, was auf Freezer deuten konnte und wieder sah ich auf bläuliches Licht, als ich die Reisedaten ab rief. Nun...wo schicken wir dich hin, verehrter Oberst?, schoss es mir durch den Kopf und kurz konnte ich mir ein gehässiges Grinsen nicht mehr verkneifen und ließ es über meine Lippen tanzen. Sein dümmliches Gesicht würde ich nur zu gerne sehen, sollte er erkennen, dass ich ihn auf eine falsche Fährte gelockt hatte, doch wenn er wieder seinen Allerwertesten auf Rith setzten sollte, war ich hoffentlich schon über alle Berge und frustriert durchsuchte ich meinen Geist nach einem geeignetem Ziel. Einem Ort, der weit genug weg war, sodass er mir wahrlich einen guten Vorsprung verschaffen konnte und wieder sah ich in die Dunkelheit hinaus. Betrachtete sich bewegende Schwärze und während mein Hintermann ein mal kurz gähnte und einen genuschelten Satz verlauten ließ, der sich stark nach: Da is ja tanzender Staub interessanter - anhörte, fiel der Groschen. „Esrás, du bist ein Genie!“, erwiderte ich fast schon freudig und drehte mich ehrlich dankbar zu ihm um. Verblüfft sah mich der Tsheheme an und blinzelte verwirrt. „Wenn du´s sagst, Manjéth wird’s wohl so sein...“, kam es schwach über dunkle Lippen, doch genau sah ich meinem Gegenüber an, dass er kein bisschen von dem verstand, was er mit seinen Worten in mir geweckt hatte.  Beiläufig kratze sich mein schwarzhaariger Nachbar durch wild zerzaustes Haar und sah dann wieder neugierig zu mir herüber. Alle Wut von vorhin schien vergessen und eifrig wandte ich mich erneut meinem Energiekern zu. Tanzender Staub. Wieder huschte ein Grinsen über meine Lippen und kurzerhand tippte ich die Koordinaten ein. Zaghaft bedachte mich ein neugieriger Blick und näher trat Esrás an die Gitterstäbe heran, nur um dann über meine gebeugte Haltung sehen zu können. „Wohin geht die Reise?“, fragte er fast schon in einem Flüstern und ich war froh um den Umstand, dass er endlich die Ernsthaftigkeit der Lage zu verstehen schien und seine Belanglosigkeit nicht in jede hinterste Ecke des Komplexes brüllte. „Nach Orliás“, antwortete ich knapp, doch schrie meine Stimme gerade zu nach Vorfreude. „Ein unbekannter Planet in der entfernten Galaxie Rheméth, auf dem nichts weiter zu finden ist als heißer Staub der endlos weiten Wüste.“ Verstehend war sein Blick, den mir Esrás nun entgegen brachte und wieder fuhr ich fort, meinen Plan in geflüsterten Worten fortzuführen. „Kundschafter unserer Einheit spähten dieses unberührte Fleckchen auf, doch Freezer hegte kein Interesse daran.“, wiederholte ich matt jene eine Vergangenheit, die nun so lange zurück lag und mich dennoch frösteln ließ. „Die Flugzeit beträgt 320 Jaghal. Das sind umgerechnet fast sechs Wochen . Von hier aus vielleicht sogar mehr, aber das weiß ich leider nicht so genau.“  Schrill war des Tshehemen Pfeifen, welches augenblicklich von den Wänden widerhallte und mir sofort die Nackenhaare aufstellte. Mein Gott, ging das vielleicht noch lauter?!? Geschockt sah ich mich um, löste den Blick von meinem Bordcomputer, nur um ihn dann erneut die Runde machen zu lassen, doch herrschte nichts weiter als endloses Schweigen. Gut, keiner schien etwas gehört, geschweige denn bemerkt zu haben und nun wanderten zornige Augen abermals zu meinem Mitgefangenen, der mir nun unschuldig entgegen blickte. „Wassn?“, fragte er so gleichgültig, dass mir abermals das Gesicht zu entgleiten schien und ich mir am liebsten die flache Hand an die Stirn geschlagen hätte. „Nichts, Esrás...“, erwiderte ich matt und begab mich dann wieder an meine Arbeit. „Gar nichts.“ Es war besser die Dinge unausgesprochen zu belassen und erneut umgab mich bläuliches Licht, als flinke Finger wirre Kabel aneinander steckten. Tanzte gar verführerisch von den Wänden wieder und brachte gar schon ein kleines bisschen Schönheit in ein graues Sein, das sich mein Leben nannte.  In dieses geplagte Etwas, dass sich in meine Zukunft verwandeln konnte – ob gut oder böse, konnte ich nicht sagen, doch immerhin war ich jetzt einen Schritt in vergangene Zeiten näher gekommen. Denn etwas schien zu wachsen. Etwas ließ mich hoffen, auch dieses eine Übel überstehen zu können und während sich die Stunden der Nacht dahinzog und die tanzenden Sterne am Firmament ewig verweilten, wusste ich nur eines. So haltlos und aufs Neuste brennend, dass es meinen Geist vor freudig beflügelte und ich jenes eine Gefühl nicht mehr vertreiben konnte, was sich tief in meine Seele setzte und nie mehr weichen würde. Es war... Hoffnung. ~*~ Nur noch vage konnte ich mein eigenes Gähnen unterdrücken und ließ es hinaus. Ließ die Müdigkeit geschehen, die sich so haltlos nicht nur in meinem Gesicht präsentierte, sondern auch meinen ganzen Körper befallen hatte und rieb mir schläfrig über die Augen. Verdammt. Mein Arbeiten der letzten Nacht waren leider doch nicht so zügig von statten gegangen, wie ich mir dies vielleicht erhofft hatte und nahmen mehr Zeit in Anspruch, als ich einst einplante. Somit saß ich die ganze Zeit über im Dunkeln, auch dann noch als mein Nachbar eingeschlafen war (und nicht nur sein lautes Schnarchen mich selbst am wohligen Schlafe hinderte) und hatte mit unter fast kein Auge zugetan. Konnte einfach nicht zur Ruhe finden; auch dann nicht, als mein Kern wieder sicher verschlossen und in Esrás Obhut zurück gegeben worden war, nur um dann am nächsten Tag wieder ausgetauscht werden zu können. Nein. In dieser einen Nacht konnte ich einfach nicht zur Ruhe finden und hatte mich von einer zur anderen Seite gewälzt, nur um dann nach wenigen Stunden, die aufgehende Sonne zu begrüßen, welche so frohlockend vom Himmel schien. Es war doch zum Kotzen. Wieder huschte ein schwaches Gähnen über meine Lippen, das es wahrlich in sich hatte und mich dann plötzlich ein lautstarkes Lachen begrüßte. „Manjéth, jetzt machs einem halt net so offensichtlich...“, gluckste mein Gegenüber belustigt und schob sich dann einen Löffel voll Grieß in den Mund. „Wennde weiterhin noch son müdes Gesicht ziehst, hast gleich die ganzen Wärter an der Backe.“, raunte mir Esrás witzelnd entgegen und schnippte dann vor meinen Augen um mich wach zu halten, da ich Anstalten machte schon wieder im Sitzen ein zunicken. Doch half es wenig, seine eine Tat, die ich einfach nur noch hinter bleiernen Schleier wahrnahm, doch dann durch einen kräftigen Tritt an mein Schienbein erneuert wurde und mich augenblicklich zusammenzucken ließ. „Hallo, Manjéth. Ich red mit dir.“, lachte Esrás wieder und hielt mir dann meine eigenen befüllte Schale hin. „Nächstes mal isser Tritt ne Nummer härter. Wollt dich nur warnen.“, spottete er von Neuem und hielt mir dann einen vollen Löffel entgegen. „Ich an deiner Stelle würde was essen. En hungriger Körper is nix für so ne Schlafmütze wie dich.“  Wieder begrüßte mich ein schamloses Grinsen und mit einem entrüsteten Knurren, das ich eher in meinen nicht vorhandenen Bart nuschelte, nahm ich meinem Gegenüber den Löffel aus den Händen und ließ den Blick wandern. Die Hallen der Speiseräume waren wie immer gut gefüllt und das ewige Raunen der Menge klingelte widerlich in meinen Ohren. Schmerzten gar unaufhörlich in meinem Geist und wieder verzog ich gequält das Gesicht, als sich ebenso zu den lauten Stimmen, ein nun ewiges Klirren der Teller gesellte. Sich mein ganzer Kopf in einem widerlichen Schwindel zu drehen schien und ich immer und immer wieder ein dumpfes Pochen vernehmen konnte. Bei allen Göttern meines Planeten. Wieso war das hier drinnen so verdammt laut?!? Erneut huschte ein Murren über meine Lippen und nur noch vage konnte ich dicke verquollene Augen offen halten.  Ich erkannte nicht viel.  Nicht die ganze Meute, die mir manches Mal mürrische Blick zuwarfen und hämisch hinter meinem Rücken flüsterten. Ich erkannte ja nicht ein Mal mein Essen selbst, welches so unschuldig vor mir lag, gar nur darauf wartete verspeist zu werden und es brauchte schon mehrere Versuchen bis der Löffel den Weg in meinen Mund – und zurück fand. So erschöpft und müde hatte ich mich lange nicht mehr gefühlt und wieder wollte ein Gähnen meiner Lippen entweichen, doch hielt ich es verbissen zurück. „Man könnt glatt meinen, du hast ne Ewigkeit kei Aug mehr zugemacht.“, grinste der Tsheheme belustigt und beobachtete mich dann aus wachen Augen. „Kann dir doch egal sein...“, antwortete ich fahrig, doch ging meine Stimme erneut in meiner Müdigkeit unter und wieder sah ich auf meine Schüssel hinab. Mein Magen knurrte verräterisch und abermals schob ich mir eine gute Portion in den Mund. Esrás hatte Recht.  Ich sollte etwas essen. Wer wusste, was dieser neue Tag noch alles für mich beinhalten sollte und verstohlen musterte ich mein Gegenüber vor mir. „Hast du ihn auch gut verwahrt?“, raunte ich dem Tsheheme in einem Flüstern zu und fragend sahen mich dunkelgrüne Opale an. Mein Gott, das konnte doch nicht wahr sein. Dieser Idiot konnte ja nicht Mal eine Bohne von einer Linse unterscheiden und wieder entlockte sich ein schwaches Seufzen meiner Lippen. Das konnte ja noch was werden. „Ach das meinste!“, schrie Esrás schon wieder fast über die ganze Tischplatte hinweg, fing dann an in seinen Hosentaschen zu kramen und sofort sprang ich panisch auf, als ich erkannte, was er im Begriff war zu tun. Packte mein Gegenüber erschrocken bei den Schultern, da er überstürzt aufgesprungen war und sofort fragende Augenpaare der Anderen auf uns gerichtet waren. „Setzt dich bitte wieder hin, du Spinner!“, zischte ich zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor und drückte dann meinen Mitgefangenen auf seinen Allerwertesten zurück. „Merkst du nicht, dass du mit deinem Gestammel, die ganze Aufmerksamkeit auf dich ziehst?“ Zornig sah ich meinem Gegenüber in die Augen und strich mir über die schweißnasse Stirn, als sich fragende Blicke langsam abzuwenden schienen, ich aber dennoch ein wirres Raunen hören konnte. So schnell schien die Gefahr nicht gebannt zu sein, aber immerhin war der Augenmerk auf etwas anderes gelenkt worden und wieder strich ich mir durch das dunkelbraune Haar, als ich mich erschöpft zurücklehnte und mich mein Gegenüber verwirrt anstarrte. „Bring ihn heute einfach nur an seinen alten Platz zurück, der Rest ist mir egal...“, flüsterte ich ihm zu und verschränkte dann die Arme vor der Brust.  Denn das war es wirklich. Es war mir so was von egal, was danach passierte - ich wollte nur, das alles einfach unbeschadet von Statten ging. Ich wollte endlich meiner Flucht einen Schritt näher sein und diesen kalten Planeten endlich hinter mir lassen. Endlich wieder in das mir vertraute Antlitz meiner Gefährten blicken können und wieder strich ich mir nervös durch das Haar. Hoffend, dass ich mit dieser einen Tat endlich das Unmögliche geschaffen hatte und sah dann aus einem der Fenster. Meinem Gegenüber damit signalisierend, dass jetzt dieser eine brenzlige Zeitpunkt gekommen war, der alles ins Rollen bringen konnte. Nur noch heute. Nur noch heute musste Esrás den Köder spielen.  Musste gar in eine andere Rolle schlüpfen um den Oberst zu täuschen, danach konnte er von mir aus wieder in seine eintönigen Lethargie verfallen.  All das war mir völlig gleich. Solange ich an mein Ziel kommen würde, sollte mir jedes Mittel recht sein; auch wenn das bedeuten sollte, das Andere dafür leiden mussten.  Wie gesagt, es war mir gleich und dennoch schrie ein kleiner Teil meines Herzens gefährlich bei diesem Gedanken auf.  Klangheimlich, still und leise. Weckte eisige Dämonen meines Seins, die ich so noch nie gehört hatte und ließ mich selbst zweifeln.  Ließen mich gar beängstigend in den Schatten zurück, doch war meine Situation momentan zu eingefahren, als dass ich an etwas anderes denken konnte. Als das ich den Blick von der Wahrheit verschließen konnte und stand dann langsam auf, als das Heulen der Sirenen ertönte und unseren Arbeitstag einläutete. Alles bewegte sich im Schleier. Alles hatte an Sinn und Zweck verloren, als ich die verworrenen Gänge entlang lief und dem ewigen Strom der Meute folgte. Zeit und Raum verschwamm zu einer Maße, bildete eine Einheit um mir gänzlich wahrhaft mein ganzes Chaos zu präsentieren - doch sah ich es nicht. Spürte nicht wie es schamlos in den Ecken meiner Seele wartetet und mein Herz erneut zum Rasen brachte. Abermals jenes eine Adrenalin durch meinen Körper schickte und mein Blut wild in meinen Ohren zum Rauschen brachte, je näher wir den Arbeitsräumen kamen. Esrás lief stumm an meiner Seite und ein kurzer Blick auf sein Profil, ließ mich erahnen, dass auch er nervös war. Angespannt traf es da wohl doch schon eher und kurz fröstelte ich auf, als ich seinen starren Blick sehen konnte. Denn meine Aufgabe war auch für ihn nicht ganz ungefährlich. Beinhaltete auch für ihn blankes Chaos und wilden Schmerz, denn die Gefahr entdeckt zu werden, war groß.  Zu groß, wie mir sidentheiß in den Sinn kam und wieder wurde das Klopfen meines Herzen stärker, als wir eine der Gabelung passierten. Eine Kreuzung, an dem sich unser Weg von nun an trennen sollten und ich Esrás ein letztes Mal in die Augen blickte. Vermassle es ja nicht, schien mein starrer Blick zu sagen, doch umspielte ein Hauch von Sorge meine Lider. Kurz verzog Esrás die Miene zu einer Grimasse und hob dann eine Hand - wie zum Gruß. Eine Geste des Abschiedes, wie es mich grauenhaft beschlich, doch sollte es bei Weitem nicht für lange sein. So hoffte ich zumindest. „Sehn uns später, Manjéth.“, raunte er in einem Flüstern und lief dann den langen Korridor entlang. „Ich weiß wo de wohnst.“, grinste der Tsheheme spöttisch, als er sich ein letztes Mal zu mir umdrehte und wieder jenes eine Lachen von den Wänden widerhallte, dass mich zeitgleich zusammenzucken und doch innerlich frohlocken ließ.  Mir bestärkt in die Augen sah und es doch tatsächlich schaffte, dass sich nun ein kleines Lächeln auf meine Lippen stahl. Lachend schüttelte ich den Kopf und steckte dann die Hände in die Hosentaschen. Armer Irrer, schoss es mir wieder durch den Kopf, doch sah ich dann ein letztes Mal auf.  Sah auf Esrás ganz eigene Art und Weise und wieder beschlich mich Gänsehaut. `Danke.`, hauchte mein Geist und ehrlicher hätte jener eine Gedanke nicht sein können, als ich mich nun selbst umdrehte und meinen langen Weg beschritt. Erneut tief in Gedanken gefangen war und während meine Schritte monoton von den Wänden widerhallten, kam mir ein altes saiyanisches Sprichwort in den Sinn. „Beginne mit dem was notwendig ist, dann mit dem dir Möglichen und plötzlich, gar ohne es selbst zu ahnen, erreichst du das Unmögliche.“ Ja. Verbissen sah ich auf, bestärkt durch meine eigenen Gedanken und wieder huschte, wenn auch nur kurz, ein siegessicheres Grinsen über meine Lippen. Das Unmögliche. Breiter wurde jene eine Freude, die langsam in meiner Seele zu wachsen schien und mein Herz unkontrolliert schlagen ließ.  Lauter, jene eine Stimme, die mir Mut zu sprach und mich haltlos gegen jene eine Dunkelheit trotzen ließ, welche so unabwendbar mein Innerstes berührte. Ja. Das Unmögliche. Nun neue Kraft geschöpft, sah ich auf. Sah auf jene eine Meute, die mit dem Wandel der Zeit zur Gewohnheit geworden war und nichts als eine bedrückende Schwere hinterließ. Ein Sein, dass sich auf Ewig in bleierne Schwärze fortzubewegen schien und mich mit einem Mal erschütterte. Meine Seele bis aufs Blut in eine endlose Angst zog, aus der es kein Entrinnen gab und ich mich unweigerlich meiner eigenen Furcht gegenüber fand. Sollte das mein Ende sein? Gefangen an einem Ort ohne die Aussicht auf Wiederkehr?!? Gefangen auf ewig, nur um jene eine Chance vertan zu haben, die letzte Bürde meines Volkes zu erfüllen, welche sich Freiheit nannte? Nein. Das würde ich nicht. Denn ich hatte noch etwas zu tun.  Hatte eine mir letzte Aufgabe, die ich um alles in der Welt erfüllen wollte und entschlossen ballten sich zitternde Hände zu Fäusten. Nein. Das hier... sollte nicht mein Ende sein. Nicht so und nicht in...Gefangenschaft. Denn wer Großes tut ist auch dann bewundernswert, wenn er fällt. Und ich würde fallen.  Würde die Schranken des Unmöglichen beschreiten und daraus neue Wege gehen.  Ich würde meine Pfade selbst legen.  Würde alles in meiner Macht stehende tun und jenes eine Wagnis eingehend, um das erfüllen zu können, was mein Schicksal geworden war. Auch dann, wenn dies bedeuten sollte, dass ich wie der Phönix aus toter Asche wieder auferstehen sollte. Selbst dann noch und im Wandel... ...aller Zeit. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)