Last Desire 4.5 von Sky- (Another Desire) ================================================================================ Kapitel 2: Computerprobleme und Wassermelonen --------------------------------------------- Sie gingen ins Wohnzimmer und setzten sich auf die Couch, nachdem sie den ganzen Müll beiseite geräumt hatten. Sogleich schnappte sich Oliver seinen Laptop und begann auf der Tastatur zu tippen, während er eine Melodie vor sich hinsummte, die er womöglich im Radio aufgeschnappt hatte. Andrew, der eigentlich nur untätig herumsaß und ihm zuschaute, sah ihn unsicher an und fragte „Muss ich irgendetwas tun?“ „Moment…“ Nachdem der gebürtige Ire fertig war, legte er den Laptop kurz zur Seite und holte ein kleines Taschengerät aus, welches er Andrew an den Hinterkopf drückte. „Damit kann ich sehen, ob das Signal steht aber so wie es aussieht, scheint alles zu klappen. Normalerweise müsste man dich verkabeln, aber auf diesen Riesenaufwand habe ich überhaupt keine Lust und du sicherlich genauso wenig. Deshalb mache ich alles über kabellose Verbindung, allerdings funktioniert das nur über eine recht kurze Distanz, weil das sonst zu ungenau ist und das Signal nicht richtig übertragen wird. Das könnte sonst zu Fehlern führen. Aber ich hab glücklicherweise schon alles vorbereitet und installiert, deshalb sollte es recht schnell gehen.“ Damit steckte er das Gerät wieder ein und setzte sich wieder an den Laptop. Er begann wieder zu tippen, dann wartete er. Er wartete und selbst nach einigen Augenblicken tat sich nichts. Also begann er wieder zu tippen und seufzte schließlich ein wenig entnervt. „Maaaaa… das gibt’s ja wohl nicht. Immer wenn es wichtig ist, streikt das blöde Ding. Der hat sich einfach aufgehängt und macht, was er will. Ist ja noch schlimmer als meine Ex.“ Oliver versuchte noch die ganze Zeit, etwas zu retten, aber so wie es sich anhörte, funktionierte da wohl nichts. Also verschob er vorerst die Untersuchung, schaltete den Laptop aus und stand auf. „Da kann man nichts machen. Der Laptop hat sich gerade verabschiedet. Ich muss mal gucken, wieso er schon wieder so herumzickt. Sorry Andy, aber wir müssen das erst mal verschieben. Aber da sowieso alles bei dir funktioniert, ist das ja auch kein Problem.“ „Und wie lange dauert es, bis der Laptop wieder funktioniert?“ „Null Ahnung. Erst mal muss ich schauen, wieso er sich wieder so querstellt. Aber bevor ich da wieder rangehe und mich weiter so ärgere, muss ich mich erst einmal abreagieren, sonst kann ich mich nicht konzentrieren. Zum Glück kenne ich die perfekte Lösung für solche Probleme: eine Wassermelone!“ Wassermelone? Wie zum Teufel sollte das denn gegen Frust helfen? Andrew sah, wie Oliver in die Küche verschwand und herumwühlte. Wenig später kam er mit einer Wassermelone unterm Arm zurück und sagte „Bin kurz auf dem Dach.“ „Und… was willst du dort?“ „Na was wohl? Die Wassermelone vom Dach schmeißen.“ Irgendwie wurde dieser Oliver ihm immer rätselhafter. Nicht nur, dass er eine sehr fragwürdige Lebensphilosophie hatte, jetzt wollte er eine Wassermelone vom Dach werfen, weil er genervt war, dass sein Laptop nicht funktionierte? Wo lag darin denn bitteschön der Sinn? Will er mich jetzt irgendwie verschaukeln, oder meint er das ernst? „Willst du auch?“ fragte der Hacker schließlich und wandte sich an Andrew. Dieser verstand erst mal nicht so wirklich, was sein Gastgeber damit meinte und so fragte er nach. Der erklärte „Na ne Wassermelone! Ich hab noch eine in Reserve. Vielleicht hast du ja auch die Schnauze voll und willst dich abreagieren. Und da ist eine Wassermelone wirklich hilfreich.“ Doch der 25-jährige schüttelte entschieden den Kopf und erklärte „Probleme werden doch nicht davon gelöst, wenn man Obst vom Dach wirft!“ „Das schon, aber es macht Spaß und ist alle Male besser, als die ganze Zeit nur Trübsal zu blasen. Das Leben ist einfach zu kurz, um immer nur ein langes Gesicht zu machen. Ob du es glaubst oder nicht, aber wenn du dich gar nicht erst von deinem Frust und Kummer beherrschen lässt, lebst du glücklicher und länger und vor allem schläft man besser. Und eine Wassermelone vom Dach zu schmeißen, hilft manchmal mehr, als zig Stunden beim Seelenklempner festzusitzen und ihn mit deinen Problemen zu belästigen. Also, mein Angebot mit der Melone steht.“ Der hat sie doch nicht mehr alle. So langsam geht er mir mit seinen komischen Melonen echt auf den Zeiger. „Himmel nein! Ich werde ganz sicher keine Melonen vom Dach werfen. Was soll das denn bringen und wie kommst du auf die bescheuerte Idee, dass es mir dadurch besser gehen wird? Und überhaupt ist es doch totale Verschwendung, einfach so Obst vom Dach zu schmeißen.“ „Ach jetzt mach dir mal nicht ins Höschen. Wenn du gleich bei so etwas an den Hunger in der dritten Welt denkst, musst du echt mal deine Denkweise überdenken. Es ist echt ungesund, dir für alles Leid der Welt die Schuld zu geben oder dich als großer Retter verantwortlich zu sehen. Dann ist es ja kein Wunder, dass du dich umbringen willst. Klingt arschig von mir, aber scheiß doch drauf, welches Leid sich in der Welt zuträgt. Du bist dir in erster Linie selber wichtig und du musst schauen, was dir gut tut. Denn wie willst du denn anderen Menschen helfen, wenn du dir nicht mal selbst helfen kannst? Genauso geht es auch mit der Liebe: lerne zuerst, dich selbst zu lieben, dann kannst du auch jemand anderen lieben. Und jetzt entschuldige mich, aber ich muss jetzt dringend diese Wassermelone vom Dach schmeißen, um mich besser zu fühlen.“ Und damit ging Oliver einfach und kopfschüttelnd folgte Andrew ihm, wobei er sich wirklich ernsthaft fragte, welche Schraube bei dem Kerl wohl locker saß. Entweder war er wirklich so bescheuert wie er tat, oder er hatte ein ernsthaftes psychisches Problem, das mal dringend in der geschlossenen Psychiatrie behandelt werden musste. Was hat sich L bloß dabei gedacht, als er beschlossen hat, mich bei diesem Verrückten einzuquartieren? Der hat sie nicht mehr alle! Wie zum Teufel kommt man auf die bescheuerte Idee, Obst vom Dach zu werfen? Das kann ja noch heiter werden. Nachdem sie auf dem Dach waren, ging Oliver zum Geländer hin und schaute hinunter. Da das Haus gut zwei Stockwerke hoch war und locker mehrere Familien hier wohnen konnten, waren es schon locker 15 Meter nach unten und als Andrew das Geländer ergriff, da musste er sich wieder an seinen tödlichen Sturz erinnern. Wenn er ehrlich war, konnte er sich gar nicht mehr an den Aufprall erinnern, oder was danach passiert war. Seine Erinnerungen fehlten komplett, sodass er nur noch wusste, wie es sich angefühlt hatte, als er hinuntergestürzt war und wie Beyond noch versucht hatte, ihn festzuhalten. Irgendwie wurde ihm ganz mulmig zumute und dann begann es auch noch zu regnen. Oliver stellte sich an den Rand des Geländers und hob die ca. drei Kilo schwere Wassermelone hoch über seinen Kopf. „Und ab damit!“ Damit warf er sie herunter und kurz darauf war das dumpfe Geräusch zu hören, wie sie unten auf dem Boden zerschellte. Oliver jubelte, als hätte er ein Tor gelandet und kam breit grinsend und gut gelaunt zurück. Er sah gleich viel zufriedener aus als vorher und lachte sogar. „Mensch, es gibt nichts Besseres als die gute alte Melonentherapie. Na komm Andy, gehen wir lieber rein, bevor wir noch nass werden.“ Tatsächlich wurde der Regen binnen kürzester Zeit immer heftiger und so eilten sie schnell zurück und verschlossen die Fenster. Es war kaum zu glauben, aber von Ärger oder Frust war bei Oliver rein gar nichts mehr zu sehen. Er ging mit bester Laune ins Wohnzimmer zurück und begann nun, wieder an seinem Laptop zu arbeiten. „Das könnte noch eine ganze Weile dauern bei mir. Wenn ich fertig bin, sag ich dir Bescheid, ja? Falls dir Langeweile aufkommen sollte, kannst du dich gerne im Haus umsehen. Ich hab da eine ganze Bücher-, DVD-, Videospiel- und Musiksammlung, an der du dich jederzeit bedienen kannst.“ „Und ich kann wirklich nicht helfen?“ „Ich sagte doch: heute hast du Schonfrist. Du hast kaum geschlafen, bist blass wie der Tod und nach dem Theater brauchst du erst mal Ruhe.“ Doch trotzdem war Andrew unruhig und hätte sich gerne nützlich gemacht. Zugegeben, er fühlte sich heute nicht besonders gut und so ging es ihm auch schon die letzten Tage, aber er wollte nicht herumjammern oder sich die ganze Zeit nur auf die faule Haut legen. Es fiel ihm schwer zu realisieren, dass er nicht mehr im Institut lebte und sein Leben nie wieder so sein würde wie zuvor. Das Schlimmste aber war, dass er einfach nicht schlau aus Oliver und seinem Verhalten wurde. Warum nur engagierte sich dieser so für ihn, wo er doch nur das machte, wonach ihm gerade lustig war und er es nicht mochte, sich für irgendwelche Sachen fest zu verpflichten? Immerhin hatte er ja diesen gewissen Ruf weg und wirklich durchschauen konnte man ihn auch nicht. Was also war ihm durch den Kopf gegangen, als er sich entgegen seinem Charakter dazu verpflichtet hatte, Andrew aufzunehmen und sich um ihn zu kümmern? Das sah ihm einfach nicht ähnlich, auch wenn er kein schlechter Kerl war. Nein, Oliver schien einer von der Sorte Mensch zu sein, die alles ganz locker sah und es wahrscheinlich nicht mal sonderlich ernst nehmen würde, wenn man ihm einen Schlag ins Gesicht verpasste. Er würde dann wahrscheinlich bloß sagen „So, damit wäre das ja wohl geklärt, oder?“ Wie sollte man denn einen solchen Menschen verstehen? Vor allem quälte Andrew die Frage, was Oliver über ihn dachte und was er mit ihm so alles vorhatte. Nicht, dass er ihm irgendetwas in der Art zutrauen würde, was Dr. Brown mit ihm gemacht hatte, aber er ahnte, dass Oliver irgendwelche Pläne mit ihm hatte. Und genau das bereitete ihm Sorgen. Außerdem wollte er auch nicht seinen Gastgeber verärgern mit seinem Verhalten und ihm schon zeigen, dass er dankbar war, hier wohnen zu dürfen. Was sollte er also tun? Während Andrew darüber nachdachte, ging er durch das weitläufige Haus und sah sich um. Überall standen vollgepackte Kartons herum und es war ihm ein Rätsel, was da alles drin war und wieso Oliver so ein Chaot sein musste. Aus reiner Neugier öffnete er einen Karton und sah sogleich, dass da Fotos und irgendwelche Andenken drin waren. Es waren aber ziemlich merkwürdige Dinge, nämlich Ketten aus Tierzähnen, irgendwelche Pulver und Federn und dann auch noch Tierknochen. Amulette waren auch dabei und ein Foto zeigte eine Gruppe Afrikaner, die um ein Feuer tanzte, während eine halbnackte Frau einen Hahn schlachtete. Und auf der Rückseite des Fotos war ein Hahnenfuß festgeklebt. Andrew runzelte verwundert die Stirn und fand noch Zeichnungen von irgendwelchen merkwürdigen Symbolen und Kreisen, die aussahen, als wären sie irgendetwas Okkultes. Und eine Stoffpuppe mit Nadeln bestätigte seinen Verdacht schließlich: das waren alles Sachen, die man für Voodoozauber brauchte. Hatte Oliver am Tag der Abreise nicht erzählt, dass er bei afrikanischen Ureinwohnern gelebt hatte und dort sogar Schamane und später auch Voodoo-Priester geworden war? Dann waren diese ganzen Kisten also voller Erinnerungsstücke, die er von seinen früheren Hobbys aufbewahrt hatte? Wie viele waren das denn bitteschön? Das ganze Haus war ja voll davon! Vor allem fragte sich Andrew, wie sich Oliver all das nur leisten konnte, wenn er nur ab und zu bei Vention vorbeischaute, um dort zu arbeiten. Auch in den anderen Kisten befanden sich Andenken seiner Afrikareise. Geschnitzte Masken, Ketten mit Tierzähnen und Edelsteinen, Schmuck und noch andere Sachen. Auch Fotos und Tierfiguren waren dabei. Schließlich verschloss Andrew die Kiste wieder und ging weiter. Er sah sich in den einzelnen Räumen um, die offenbar auch so etwas wie Hobbyräume waren. Es gab ein Zimmer extra für Filme und Diashows, dann gab es einen riesigen Raum mit Schallplatten, CDs, Filmen und Büchern und dann ein Raum, der ihn nicht schlecht staunen ließ, als er ein riesiges Arsenal an Waffen sah. Angefangen von Schwertern, Wurfsternen und Äxten bis hin zu Pistolen, Sturmgewehren, Messern und Elektroschockern. Das ganze Haus war eine Mischung aus Lagerräumen, Museen, Bibliotheken und Wohnräumen. Im Keller des Hauses hatte Oliver einen Pool und eine Sauna. Andrew war sprachlos und sah sich immer weiter um. Schließlich ging er in die „Bibliothek“ und sah sich die Bücherregale durch. Und wie sich herausstellte, gab es wirklich allerhand zu lesen. Nicht nur moderne, sondern auch klassische Werke. Mark Twain, Oscar Wilde, Emily Brontë, Shakespeare und sogar deutsche Literatur wie Theodor Fontane, Goethe, Schiller, Kleist und Thomas Mann. Er fand sogar französische und russische Werke und war sprachlos, dass jemand wie Oliver so etwas sammelte. Auch was die Musik betraf, so war fast alles vertreten. Schubert, Tschaikowski, Scarlatti, Chopin, Debussy, Beethoven, Mozart und Bach. Gleich neben Linkin Park, Green Day, Get Scared und Film und Game Soundtracks. Im Grunde hatte Oliver wirklich für jeden Geschmack etwas da. Und neben der klassischen Literatur waren Horrorromane von Stephen King oder Thriller von Grange und auch die Stieg Larsson Romane vertreten. Doch dann machte er eine merkwürdige Entdeckung, die ihn stutzig machte: es gab einen Raum, der verschlossen war und an der Tür hing ein Schild mit der Aufschrift „Betreten Verboten!“ Es war der einzige Raum im ganzen Haus, welcher verschlossen war. Was sich wohl dahinter verbarg? Na, da musste er wohl Oliver fragen. Doch plötzlich, als er diese Stimme hörte, da fuhr er erschrocken zusammen. „Kein Weg! Ins Unbetretene, nicht zu Betretene; ein Weg ins Unerbetene!“ Es war Oliver, der da gerade herbei kam und sich offensichtlich darüber amüsierte, dass er Andrew erschreckt hatte. Dieser sah ihn ungläubig an, als dieser wortwörtlich aus „Faustus“ zitiert hatte. „Sorry, ich wollte dich nicht erschrecken. Na? Hast du dich überall umgesehen?“ „Ja schon, zumindest bis auf diesen einen Raum hier.“ „Der ist auch sehr privat und da darf auch sonst niemand rein.“ „Ähm… okay. Aber sag mal, du hast doch gerade Faust zitiert, oder?“ Ein Nicken war die Antwort und sogleich legte Oliver noch einen drauf, indem er den Mephistopheles zitierte. „Verzeih, ich kann nicht hohe Worte machen. Und wenn mich auch der ganze Kreis verhöhnt, mein Pathos brächte dich zum Lachen, hättest du dir nicht das Lachen abgewöhnt.“ Andrew konnte sich ein Lächeln nicht verkneifen und ging dann direkt darauf ein. „Euer Grinsen gibt Verdacht; alle meine Widersacher drängen mich in dieser Nacht. Hier! Ein Freund ist Feind geworden, seine Maske kenne ich schon.“ „Ich sehe wohl, dass du den Teufel kennst.“ „Dämonen, weiß ich, wird man schwerlich los.“ „Den Teufel spürt das Völkchen nie und wenn er sie am Kragen hätte.“ „O sprich mir nicht von jener bunten Menge, bei deren Anblick uns der Geist entflieht!“ „Das Heidenvolk geht mich nichts an. Es haust in seiner eigenen Hölle.“ „Es ist gar hübsch, von einem großen Herrn so menschlich mit dem Teufel selbst zu sprechen.“ Sie lachten beide darüber, dass sie so gut darin waren, mit literarischen Auszügen zu kontern und einen solchen Dialog zu führen. Selten hatte Andrew so mit jemandem sprechen können. Das letzte Mal war vor zehn Jahren, da Beyond damals auch eine gewisse Leidenschaft für Literatur hatte und auch gerne mal in Andrews Gegenwart zitierte. Und wie sich herausstellte, schien Oliver ebenfalls sehr bewandt zu sein. „Unglaublich, dass du tatsächlich so belesen bist. Und ich dachte, die Bücher wären alle bloß gesammelt. Hast du sie wirklich alle schon gelesen?“ „Manche schon, manche will ich noch lesen. Je nachdem, ob ich irgendwann mal Lust dazu habe. Problem ist, dass ich mich einfach nicht selbst dazu zwingen kann, etwas zu tun, wenn ich nicht wirklich Lust darauf habe. Ich bringe dann einfach nicht die Konzentration dafür auf und mein Hirn blockiert mich total. Irgendwie schaffe ich es dann einfach nicht, mich darauf einzulassen. Manchmal ist es schon sehr ärgerlich, aber irgendwann gewöhnt man sich daran und lernt damit zu leben.“ Andrew betrachtete ihn nachdenklich und fragte sich, was Oliver wohl fühlte und ob er wirklich immer so gut gelaunt und unbeschwert war, wie er immer tat, oder ob dies auch nur eine Maske war. „Sag mal, warum hast du mich eigentlich bei dir aufgenommen? Ich meine, mit mir hast du sowieso nur Arbeit.“ „Weil wir beide mehr gemeinsam haben, als du denkst und weil ich ein ganz bestimmtes Ziel verfolge. Aber das erkläre ich dir alles später, okay? Ich wollte eigentlich nur kommen und Bescheid sagen, dass der Laptop wieder läuft. Wir können also weitermachen.“ Wow, das ging ja aber schnell, dachte Andrew und folgte Oliver zurück ins Wohnzimmer. Aber andererseits war dieser ja ein Genie, was Computer betraf, also war das ja auch kein Wunder. Na hoffentlich ging dieses Mal alles gut. Andrew setzte sich wieder auf die Couch und wartete etwas nervös. Der Hacker machte es sich ebenfalls bequem und öffnete das Programm. „So, dann lass uns mal beten, dass das Schätzchen hier nicht schon wieder zickt. Sonst muss nämlich gleich die nächste Melone daran glauben“ Er hielt kurz inne und faltete die Hände, während er gespannt wartete. Und als es tatsächlich klappte, lächelte er zufrieden und rief „Yes! Es funzt endlich. Super, dann können wir endlich den ganzen Kram abhaken. So, dann wollen wir mal die Einstellungen abgleichen.“ Oliver begann zu tippen und las sich die Daten durch. Zwischendurch legte er die Stirn in Falten und begann zu grübeln. Schließlich bemerkte er „Das ist merkwürdig…“ Andrew wurde nervös, als er das hörte und ahnte nichts Gutes. „Was… was meinst du damit?“ „Da ist eine Einstellung nicht ganz richtig. Demnach ist es kein Wunder, wieso es dir so schlecht geht. Der feine Doktor hat etwas nicht richtig einprogrammiert, weshalb deine Energie so unten ist. Aber keine Bange, das hab ich gleich wieder behoben. Ich vermute mal, das hat er so eingerichtet, damit du nicht so viele Probleme machst und dich nicht allzu stark zur Wehr setzen kannst.“ „Und was genau machst du jetzt?“ „Dafür sorgen, dass dieses Problem behoben wird, dann müsste es dir demnächst auch wieder deutlich besser gehen als sonst. Es kann nur sein, dass du nachher ein wenig Kopfschmerzen haben wirst. Das kommt davon, weil sich dein Kopf erst mal an diese Neueinstellung gewöhnen muss.“ „Ich weiß. Im Institut hatte ich fast ständig Migräne deswegen gehabt.“ „Na, so schlimm wird es sicherlich nicht werden. Problem ist einfach, dass Dr. Brown die Einstellung zu schnell geändert hat und dass es deswegen immer so unangenehm für dich war. Ich stelle alles so ein, dass es sich nach und nach anpasst und dann wird es auch nicht ganz so wehtun.“ Andrew beobachtete Oliver, der nicht eine Sekunde seine Augen vom Bildschirm abwandte und hochkonzentriert war. Irgendwie ein sehr befremdlicher Anblick bei einem so sorglos und gelassen wirkenden Menschen wie ihn. Er war voll und ganz in seinem Element und so sah er wohl aus, wenn er sich auf eine Sache konzentrierte, die ihn vollkommen begeisterte und faszinierte. Andrew konnte einfach nicht den Blick von ihm abwenden. Oliver ist so anders als ich, dachte er sich. Allein schon wenn man in seine Augen sieht, erkennt man doch, wie viel Spaß er an der ganzen Sache hat. Er lässt sich rein gar nichts sagen und er lässt sich auch nicht entmutigen. Und dabei war er damals so todtraurig und depressiv gewesen, weil er niemals draußen mit den anderen Kindern spielen durfte und immerzu in Angst leben musste, der nächste Herzinfarkt könnte sein letzter werden. Wie nur hatte er es geschafft, sich so zu verändern und eine so positive Lebenseinstellung zu entwickeln? Ob ich auch mal irgendwann so sein werde und genauso unbeschwert lachen kann wie er? Natürlich wollte Andrew das und er wollte endlich glücklich werden, so wie Frederica und Beyond es sich für ihn gewünscht hatten. Aber leider konnte er es sich beim besten Willen einfach nicht vorstellen. Denn wenn er sein ganzes Leben betrachtete, konnte er einfach nichts Positives sehen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)