Mi pajarito von Koenigsberg (PirateSpain x PriestPrussia) ================================================================================ Kapitel 2: Dos - Piratenheim ---------------------------- Lautes Getrampel und Geschrei weckte den Piraten. Ärgerlich verzog er das Gesicht. Mit dem Rum hatte er gestern doch etwas übertrieben. So stand er nun grummelnd auf und ging an Deck. "Meine Fresse, was SOLL DAS?!", brüllte er. "Ah Käpten, ¡perdón! Wir dachten, Sie wären schon wach und ... naja..." "Ach, Schnauze. Jetzt ist es auch egal..." Wütend stellte er sich an die Reling, um wach zu werden. Gilbert hatte nur schlecht geschlafen und dann wurde er auch noch von so einem Lärm geweckt. Murrend richtete er sich auf, sah sich verschlafen und verwirrt um. Als seine Erinnerungen dann wieder zurück waren zog das seine Laune gleich nochmal ein gutes Stück runter. Aber was war da draußen bloß los? Antonio grummelte noch immer, als er Gilbert das Frühstück und einen Krug Wasser brachte. "Morgen..." Er stellte ihm das Essen hin. "Ach verdammt, nun hab ich deine Robe vergessen...", brummelte er, machte aber keine Anstalten, sie zu holen. "Morgen...?" Das war keine Begrüßung seitens Gilberts, eher eine Feststellung, dass es eben erst morgens war. Es kam ihm wie eine Ewigkeit vor, bis die Tür aufgegangen war. "Ja, morgen." Antonio schüttelte den Kopf. "Auch wach geworden, wegen dem Lärm?", fragte er und gähnte. Der Mönch seufzte, nickte dann. "Mal davon abgesehen, dass man in eurem hübschen Gästezimmer eh nicht sonderlich gut schlafen kann." Der Pirat lachte. "Haha, stimmt, kannst ja mit in mein Bett..." "Ich verzichte.", kam sofort die Antwort von Gilbert. Kurz blieb er still, dann stellte er die Frage, die er schon seit dem Aufwachen im Kopf hatte laut: "Was passiert da draußen?" Antonio sah zur Türe. "Die meisten streiten mal wieder um die Beute, wer welchen Rum bekommt und so. Andere wiederum sind betrunken..." Er grinste. "Obwohl ich mal selten nicht betrunken bin..." Es dauerte einen Moment bis Gilbert in den Sinn kam, dass das wohl normal war. Er mochte dieses Grinsen nicht. Bei jeden anderen Menschen hätte er es schön gefunden. Bei jedem anderen hätte er auch angefangen zu grinsen. Aber der Mann vor ihm war ein Pirat, so ein sonniges Grinsen konnte gar nichts Gutes bedeuten. "Oh, wie schön" murmelte er nur, mit einem Hauch von Sarkasmus in der Stimme. "Warst ja sicher noch nie betrunken, du frommer Priester!", meinte der Spanier lachend. "Naja, das mit dem Bett kannst du dir nochmal überlegen, aber du musst ja nicht..." Etwas Verschlagenes schlich sich in seinen Blick und er kniete sich vor ihn. "Außer, ich zwing dich~" Natürlich war auch Gilbert schon mal betrunken gewesen, auch in einem Kloster gab es hin und wieder Alkohol. Aber das musste er einem Piraten ja nicht erzählen. Ein wenig rutschte er mehr an die Wand als der sich vor ihn kniete, die Nähe machte ihn irgendwie nervös. "Wag es nicht mich anzufassen." Er blieb weiterhin sitzen und sah nun genervt zu ihm rauf als er lachend wieder aufstand. "Thehehe, doch werde ich. Aber nicht jetzt. Wäre doch zu berechenbar, oder?" Er grinste noch immer. Man könnte fast meinen, dass er sich an der Unsicherheit des Priesters labte. Es verschlug dem Priester die Sprache als der Pirat ihm das mit einem breiten Grinsen ins Gesicht sagte. "Naja, frühstücke erst mal, dann sehen wir weiter. Irgendwann musst du ja mal was machen!" Er ging wieder und ließ Gilbert alleine. In Gedanken versunken merkte dieser erst, dass Antonio weg war, als er das Geräusch der sich schließenden Türe hörte. Er rührte sich nicht, sah einfach nur stumm das Frühstück an. Er wollte es eigentlich nicht essen. Nach weiteren Minuten des Nachdenkens fing er aber doch an zu essen. Er brauchte all seine Kräfte, wenn der andere sich wirklich an ihm vergehen wollte, um ihn davon abzuhalten. Als der Teller dann leer war stellte er diesen zur Seite. Was sollte er nun machen? Auch als gläubiger Mensch konnte man nicht den ganzen Tag beten und das hatte er schon getan bevor der Braunhaarige zu ihm gekommen war. Also lauschte er den Geräuschen, die mittlerweile leiser geworden waren. Noch immer breit grinsen ging Antonio an Deck, um seinen täglichen Arbeiten nachzugehen. Auch wenn die Routine manchmal langweilte, war es doch immer wieder interessant zu sehen, wie die Mannschaft zusammen hielt. Heute schweiften seine Gedanken allerdings immer wieder ab, zu Gilbert, zu seinen leuchtenden roten Augen und immer wieder wurde er auf sein Grinsen angesprochen, was ihn sichtlich nervte. Gegen Nachmittag landeten sie an der Insel Tabarca. Schon weit vorher auf dem Meer hatten sie ihren Jolly Roger abgenommen und steuerten wie ganz normale Seeleute den Hafen an. Hier würden sie, wie immer nach einer Plünderungsfahrt, eine Weile bleiben, ihre Reserven auftanken, sich ein wenig erholen. Viele würden auch zu ihren Familien gehen. Antonio würde wahrscheinlich wieder die meiste Zeit in seinem eigenen Haus sein, nur dieses Mal eben nicht alleine oder in Gesellschaft leichter Mädchen, wie sonst immer. Mit der Robe im Arm ging er zu Gilbert und gab ihn diese. "Wir landen bald und machen eine paar Wochen Pause. Oder ein paar Tage, je nachdem. Du wirst mit mir kommen!" Schnell hatte Gilbert das Kleidungsstück wieder angezogen. Es war ihm deutlich anzusehen, dass er sich mit mehr Kleidung wohler fühlte. Es fiel dem Priester schwer ein Grinsen zu unterdrücken, Gott schien doch auf seiner Seite, da war seine Möglichkeit zur Flucht. "Ach, zur Info! In dem Dorf wohnen viele Piraten. Nur zivil... mehr oder weniger. Nur als Warnung.", meinte der Pirat lächelnd, was ihn schnauben ließ, als würde ihn das aufhalten. "Ach... Das hab ich ja die ganze Zeit vergessen… dich nach deinem Namen fragen und mich nicht vorstellen... Ich heiße Antonio!" Dann ging er auch schon wieder zur Türe. Gilbert hinterher, weil er nicht wusste, was er sonst machen sollte. "Antonio, hmm?" Der Name passte zu ihm, fand Gilbert. Er hatte schon am gestrigen Abend überlegt ob er ihn auch nach seinen Namen fragen sollte, aber hatte es nicht getan. Ein Name machte alles so persönlich. Beschäftigt gab der Spanier die Befehle, damit nichts schief lief und rannte hin und her, um mitzuhelfen. Als das Schiff fest vertäut war, ging er in seine Kajüte und packte alles zusammen in eine Stofftasche, die schlecht genäht und geflickt war. Mit Gilbert an seiner Seite verließ er als Letzter das Schiff. Er betrachtete Gilbert aus den Augenwinkeln und nahm das neugierige Umsehen als Anschauen der Insel wahr. "Schön hier, nicht?", fragte er und lächelte - ganz normal. Er sorgte noch kurz dafür, dass keiner das Schiff unbemerkt klauen konnte und ging dann Richtung Dorf. "Ja" Schön war es hier wirklich, dennoch wollte Gilbert nicht hier sein. Es war auch interessant gewesen zu zusehen, wie es auf einem Schiff so ablief. Nun lief er hinter dem Piraten her. Im Moment verhielt er sich ruhig, er musste auf den richtigen Moment warten. „Ah, da vorne sieht man es schon!" Antonio drehte sich zu ihm um und deutete auf ein Haus, das nicht gerade klein aber auch nicht auffallend groß war, abgelegen hinter dem Dorf auf einem Hügel lag. "Komm. Bin sicher, du wirst es gemütlich finden." Im Dorf zogen die Beiden einiges an Aufmerksamkeit auf sich. "Und du kriegst dann gleich mal Klamotten von mir, damit du dich frei bewegen kannst. Obwohl du wegen deiner Haarfarbe und deiner Augenfarbe dann immer noch auffallen wirst..." Vielleicht war es wirklich besser ein wenig zu warten, mit anderen Klamotten und in der Nacht würde er sicher nicht so viel Aufmerksamkeit bekommen. Über den letzten Satz musste er dennoch kurz grinsen. Er war es gewohnt Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen, bis jetzt hatte ihn das nur selten gestört. Es gab Leute, die hatten ihn für einen Dämon gehalten, wegen seiner Augen und sich geweigert ihn in ihr Kloster zu lassen. Auch in seinem Dorf gab es solche, die meisten mieden ihn, kannten ihn aber und die wenigen, mit denen er sich außerhalb des Klosters traf, mochten ihn auch. Im Kloster selber war er für seine lockere Art bekannt. An die Regeln hielt Gilbert sich ja, nur ab und an reizte er sie doch gerne bis an ihre Grenzen aus. Leise war er auch nicht gerade. Ein wenig vorlaut, oder auch etwas mehr. Und oft eingebildet oder zumindest sehr von sich selber überzeugt und das zeigte er auch. An dem Haus angekommen, warf Antonio seine Tasche auf einen einfachen Stuhl. „Mach’s dir bequem.“ Gilbert sah sich einfach um. Er stellte für sich selber fest, dass er ungewohnt still war. Aber mit was sollte er sich auch mit einem Piraten unterhalten? Er ging ein paar Schritte, strich mit dem Finger durch den Staub auf einem Regal. "Warst wohl lange nicht mehr zu Hause, was?" "Nein. Merkt man, wie?", meinte der Pirat lächelnd. "Naja, hab auch niemanden, der sich ums Haus kümmert, daher muss ich immer putzen, wenn ich von einer langen Reise wieder komme." Das Sonnenscheinlächeln verschwand und wurde traurig. "Gott sieht für so einen Rüpel wie dich halt keinen Menschen an deiner Seite vor." gab Gilbert etwas schnippisch als Erwiderung. "Haha, mag sein. Ich gehe dennoch in den Gottesdienst, wenn ich hier bin...", meinte Antonio kichernd. Verwundert wurde er daraufhin angesehen. "Du gehst in den Gottesdienst?" "Ja, geh ich. Auch Piraten können gläubig sein." Mit einem breiten Grinsen holte er einen Rosenkranz unter dem Hemd hervor. „Bitte.“ "Ich muss zugeben, das überrascht mich.", meinte Gilbert und sah sich dann weiter um. "Ich hol dir mal Klamotten, ja?" Doch der Priester achtete gar nicht mehr richtig auf ihn. Bis er mit einem Arm voller Klamotten wieder kam. "Mal schauen, was dir so passt, bist ja so klein." Gilbert sah die Kleidungsstücke durch, murmelte dabei ein "So klein bin ich doch gar nicht." und suchte sich ein paar Teile zum Anprobieren raus. "Wo kann ich die Sachen anprobieren?" Er würde sich sicher nicht vor dem anderen umziehen. "In meinem Zimmer, komm mit..." Antonio führte ihn in sein Schlafzimmer. „Bitte.“ Gilbert wartete bis Antonio wieder raus ging, murmelte dann erst ein leises "Danke." Allerdings eher gegen die Decke und darauf bezogen, dass Antonio nicht da geblieben war. Ein Stück nach dem anderen probierte er an, die Sachen waren wirklich etwas zu groß für ihn, aber passen taten sie dennoch. Als er alle durch hatte behielt er das letzte gleich und ging mit den anderen Sachen und seiner Robe zurück. Antonio saß wartend auf einem Sofa. "Um Längen männlicher. Hast du außer dem noch was gefunden?", fragte er. "Willst du etwa meine Männlichkeit in Frage stellen, nur weil ich eine Robe trage?" Er legte die rausgesuchten Sachen auf einen Stuhl ab, nur ein paar Sachen behielt er im Arm. "Die passen alle, bis auf die hier." "Nein, nein, sicherlich nicht!", meinte der Pirat nur lachend. "Dann tu ich sie zurück." Er nahm ihm die Sachen ab und verstaute sie wieder. "Sag mal, wohin wolltest du eigentlich bevor ich dich mitgenommen hatte?", fragte er als er wieder kam. Doch Gilbert lachte nur kurz abfällig auf. "Mitgenommen, du bist lustig." Auch Antonio musste lachen, nur bei ihm klang es ehrlicher. "Wie soll ich es sonst ausdrücken? Hm, höfflich…?" "Verschleppt hast du mich!" stellte Gilbert ernst fest. Dann setzte er sich auf einen der Stühle und antwortete doch noch auf die vorherige Frage. "Ich wollte nach Santiago de Compostela." Er sah Antonio an, dass der kurz nachdachte. "Jacobsweg? Du warst auf Pilgerreise?" Gilbert nickte. "Was dachtest du denn will ich hier?" Er hob seine Robe hoch, zeigte auf das charakteristische Kreuz. "Schon mal was vom Deutschritterorden gehört? Ich hab einen weiten Weg hinter mir und kurz vor meinem Ziel werde ich einfach verschleppt." Genervt seufzend rutschte er etwas schief auf den Stuhl. Antonio hob eine Augenbraue hoch. "Uhm, okay... Ich kann dich ja irgendwann mit dem Schiff dort absetzen..." Er grinste wieder. ‚Irgendwann‘ könnte sehr lange sein. Schon wieder wurde er verwundert angesehen. "Das würdest du tun?" Die Gedanken des Piraten konnte der kleine Priester ja nicht lesen. "Thehehe, vielleicht ja..." Um das Thema zu wechseln meinte er dann nur: "Aber einen lustigen Kleidergeschmack habt ihr, was die Kirche betrifft!" Was ihm ein Schnauben einbrachte. "Du willst mich doch nicht erzählen, dass eure Priester und Mönche besser aussehen würden?" Antonio dachte kurz nach und schüttelte dann den Kopf. „Naja, okay, ihre Mönchskutten sehen auch nicht besser aus, aber sie… sehen Kleidern nicht so ähnlich." Doch Gilbert zuckte nur mir den Schultern und lächelte. Antonio würde ihn zurück bringen, das erfreute ihn, daran konnte auch die Aussage, dass seine Robe wie ein Kleid aussah, nichts ändern. "Ich hab mir das nicht ausgesucht." antwortete er schlicht. Doch der Spanier setzte sich auf und grinste. "Hey, du kannst ja lächeln! Schön...", meinte er und lachte. "Aber das stimmt. So ist die Kirche halt!" Er lehnte sich wieder zurück. "Aber was soll‘s. Manchen steht‘s, manchen nicht." Gilberts Lächeln allerdings verblasste augenblicklich bei dieser Aussage. Er sollte nicht so nett sein zu einem Piraten. Nicht zu seinem Entführer. Obwohl er ihn ja zurück bringen wollte… "Mir steht es!" meinte er dann ein wenig hochmütig. "An mir sieht alles gut aus!" Das brachte den Piraten nur dazu, noch lauter zu lachen. "Ja, das sehe ich gerade." Grinsen stand er auf. Als er an Gilbert vorbei ging, wuschelte er ihm durch die Haare, der dabei zusammen zuckte und ihm dann misstrauisch hinterher sah. Selber wuschelte er sich auch noch mal durch die Haare, bei jedem anderen würde man meinen, er würde sich die Haare wieder richten, doch bei ihm wirkte es wie eine kleine Trotzaktion. "Willst du auch etwas zu trinken?" rief er fragend, bevor er die Treppe runter ging und aus Gilberts Blickfeld verschwand. Er seufzte kurz, rief ihm dann ein "Ja" hinterher. Den Kopf in die Hände gestützt dachte er nach. Wie konnte er am besten von hier verschwinden? Ob dieser Antonio die Türe nachts absperrte? Ob die Fenster verriegelt waren? Er stand auf und ging zu einem der Fenster. Gerade hatte er das Fenster geöffnet, es war mühelos aufgegangen, da kam Antonio wieder. "Man, hier oben ist ja eine Hitze!" Gilbert zuckte ertappt zusammen. Er sah zu dem anderen, doch der schien den wirklichen Grund warum er das Fenster geöffnet hatte nicht durchschaut zu haben. "Ist dir auch zu warm?", fragte Antonio grinsend und stellte den Krug auf den Tisch. "Nein, die Luft ist nur etwas abgestanden." Das stimmte sogar. "Moment..." Antonio verschwand kurz in der Küche und kam mit zwei Weingläsern wieder. "Was anderes hab ich leider nicht, aber das sollte gehen oder?" Er schenkte für beide ein. Gilbert ließ das Fenster offen und ging wieder zum Tisch. "Sollte ich denn mehr erwarten?" Er setzte sich wieder auf den Stuhl und nahm dann das Glas Wasser. "Naja… hätte ja sein können, dass du erwartest, weil ich der Kapitän einer Piratenbande bin, sei hier alles Prunk und Glitter..." Auch er nippte an dem kühlen Wasser und lächelte. "Nun ja, einen Goldschatz vergraben im Vorgarten erwarte ich..." meinte der Priester scherzhaft, auch wenn er immer noch ernst klang. Kurz sah er sich das Weinglas an. Als einfach konnte man das auch nicht bezeichnen, nicht jedes Glas hatte Verzierungen. Dann trank auch er etwas. Vor Lachen verschluckte sich der Andere an seinem Wasser. "Dann darfst du aber lange suchen!" Er kicherte noch immer. "Soll ich dir später mal das Dorf zeigen?" Eine ganze Weile sahen sie sich an. Der Typ konnte doch unmöglich wirklich so nett sein, nicht zu einem Fremden, nicht zu einem Gefangenen… "Gerne doch." Gilbert grinste ein wenig schief, spielte er halt ein wenig mit und Antonio grinste zurück. Geheuchelte Freundlichkeit war immer noch besser als Gewalt und Ärger. Da war es ihm auch egal, dass es nicht gerade die Art eines Priesters war. "Sollst dich ja später nicht verlaufen. Oder versehentlich ein paar Schlägern in die Arme laufen.“ "Wie voraussehend von dir." Er würde schon niemanden in die Arme laufen, er würde WEGlaufen von hier. Als sein Schienbein von der Fußspitze des Spaniers berührt wurde sah er kurz zu ihm, dann aber sofort wieder auf sein Glas in seinen Händen. "Na, man weiß ja nicht, wie lange du bleibst..." Nicht sehr lange, dachte er sich, da stand Antonio plötzlich auf, stellte sein Glas auf den Tisch, nahm ihm auch seines aus der Hand, stellte es ebenso auf den Tisch und packte ihn bei der Hand. Erschrocken wurde er nach draußen gezogen. Als er nicht mehr hinterher stolperte, sondern normal ein wenig schräg hinter ihm laufen konnte versuchte er seine Hand aus dem Griff zu befreien. Doch diesen Versuchen wurde kaum Aufmerksamkeit geschenkt. Erst auf dem Marktplatz kamen sie zum Stehen und seine Hand wurde losgelassen. Vor ihnen stand eine Kapelle. "Das sollte ein passender Ort für dich sein." Gilbert allerdings verstand im ersten Moment überhaupt nichts. Natürlich, das war eine Kapelle und er war ein heiliger Mann, aber was wollte Antonio hier mit ihm? Verwirrt ging er ihm hinterher, als der Pirat in das kleine Gotteshaus ging. Es war nicht wenig los. Mehr als die halbe Piratencrew war hier und viele sahen neugierig zum Eingang, als Antonio, mit Gilbert im Schlepptau, die Kapelle betrat. "Möchtest du vielleicht als Mann Gottes für unsere sichere Heimkehr danken?" Der Piratenkäpten lächelte Gilbert lieb an. Doch der war einfach für einen Moment sprachlos. Nun sollte er wirklich für dieses Piratenpack beten? Dafür danken, dass die Leute, die ihn verschleppt hatten, gut zu Hause angekommen waren? Die Leute, die dafür verantwortlich waren, dass er selber nicht so einfach wieder nach Hause gehen konnte. Es machte ihn wütend, doch es wäre nicht sehr vorteilhaft wenn er das hier zeigen würde. "Ich..." Was sollte er antworten? "So?" er zeigte auf seine jetzige Kleidung, die nun nicht mehr sehr an Kirche erinnerte. "Es stört Gott doch nicht, was du anhast...", meinte Antonio und zog eine Augenbraue hoch. Aber sein Widerwille war deutlich zu erkennen. "Schon okay, ich mach es selber..." Er ging ganz nach vorne an den Altar, nahm seinen Rosenkranz zwischen seine Finger und fing an, laut und auf Spanisch zu beten. Irritiert sah Gilbert ihm nach, dann stellte er sich in eine der Reihen, wollte doch nicht mitten im Gang stehen bleiben. Mal davon abgesehen, dass er nicht alles verstand, war er fast schon zu fasziniert um sich auf Beten zu konzentrieren. War es richtig, einen Piratenkapitän die Leitung eines Gottesdienstes übernehmen zu lassen? Natürlich durfte jeder gläubig sein, aber Gilbert fand das Bild, was sich ihm bot, doch seltsam. Als Antonio fertig war, schloss er nochmals mit einem Danke den Gottesdienst. Erst als die Crew die Kapelle verlassen hatte kam er wieder zu Gilbert. "Phu, bis mir immer die Worte einfallen!", meinte er lachend. "Und, war gar nicht so schlecht oder?" Gilbert grinste leicht. "Das war gut... für einen Piraten." Er wollte ihn nicht loben, aber Gebet war Gebet, das wollte er auch nicht schlecht machen. Und letztendlich hatte er auch nur die Hälfte mitbekommen. "Freut mich! Na dann komm, ich zeig dir noch den Rest!" Mit jedem den Antonio begrüßte wurde ihm unwohler. Er schien fast jeden hier zu kennen. Ihn durfte bei der Flucht wirklich keiner sehen. Das würde werden schwerer als gedacht. Dennoch prägte er sich alles gut ein. "So, dann hast du auch mal alles gesehen..." Lächelnd hielt Antonio Gilbert die Türe auf. "Hast du Hunger?", fragte er bevor er in der kleinen Küche verschwand. "Eh ja..." Gilbert setzte sich wieder an den Tisch, trank den letzten Schluck Wasser aus seinem Glas. Seufzend legte er die Arme auf den Tisch und den Kopf darauf. Warum war dieser verdammte Pirat nur so freundlich? Fast so, als wäre er wirklich nur ein Gast. So fiel es schwer, wütend zu sein, ihn so zu behandeln als wäre er nur ein dreckiger Pirat, wie seinen Entführer. Es rumpelte und polderte etwas aus der Küche. Mit einem schweren Brett beladen kam Antonio wieder. Darauf war eine typisch spanische Mahlzeit: Brot, Oliven, ein paar Tomaten, Käse und etwas Butter. Zwei Messer lagen daneben. "So..." Er setzte sich und grinste. "Ach eh ich es vergesse... willst du Wein oder so?" Doch der Priester schüttelte den Kopf. "Nein, nein, Wasser reicht mir." Auch Antonio setzte sich und sah dem Kleinen neugierig dabei zu, wie er leise, für sich ein Tischgebet sprach. Seinen Wein würde er sich später holen. Wahrscheinlich würde er den Priester vorher schlafen lassen und würde noch länger wach bleiben... Immerhin hatte er im Keller, versteckt für aller Augen, einen riesiger Weinkeller, ein Rumlager und natürlich auch ein sauberer Brunnen. Dann fingen beide an zu essen, schweigend. "Das ist gut" murmelte Gilbert irgendwann, als ihm die Stille zu viel wurde, ihm war es lieber, wenn immer etwas los war, jemand sprach, am besten er. Das Schweigen ging ihm auf die Nerven. Antonio zuckte mit den Schultern. "Was einfaches. Richtig gutes Essen gibt es einmal im Monat. Persönlich reicht es mir." Der Priester nickte leicht. "Und es schmeckt, ich hab schon schlimmeres gegessen." Er aß sein Brot auf und steckte sich dann noch eine Olive in den Mund. Auch Antonio nickte. Hatte er selbst auch schon... Während er noch an seinem Brot rum kaute, beobachtete er zwischendurch Gilbert, so unauffällig wie möglich. "Vielen Dank für das Essen" murmelte der als er fertig war. Es kam ihm seltsam vor sich zu bedanken, wäre aber unhöflich, es nicht zu tun. Ein wenig gedankenverloren pickte er noch ein paar Krümel vom Tisch uns leckte sie sich dann vom Finger. "Bitte. Hey, bevor du mir vom Fleisch fällst." Der Spanier lächelte und beobachtete ihn erstaunt. Interessant, dachte er und brachte, als er auch fertig war, alles wieder in die Küche rüber. Um den ‚Abwasch‘, wenn man das Bisschen so bezeichnen konnte, würde er sich morgen kümmern. Gilbert stand auch auf, ging Antonio hinterher. Was sollte er am Tisch schon noch machen? Vielleicht konnte er ihm ja helfen. Wie er auf diesen Gedanken kam wusste er nicht, aber es schien ihm angebracht zumindest mal zu fragen. Außerdem hatte er hier ja sonst nichts zu tun und nur rumsitzen wollte er nicht. Dann würde er nur wieder mit den Gedanken davon schweifen. "Kann man helfen?" "Mhmm..?" Antonio dachte kurz nach. "Kannst mir beim Entstauben helfen, wenn du willst..." Er kratzte sich am Hinterkopf. Mit so einem freundlichen Gefangenen… oder als was auch immer er Gilbert mittlerweile sah, hatte er nicht gerechnet. Der lachte kurz auf. "Ja... da brauchst du wohl wirklich Hilfe." Er nahm einen Lappen von Antonio entgegen und schellte sich in Gedanken selber einen Idioten. Staub wischen, na wunderbar. War er ein Sklave oder so was? Warum bot er diesem Piraten auch noch seine Hilfe an? Aber zurück nehmen konnte er das jetzt auch nicht mehr. Grinsend entstaubte Antonio sein Mobiliar in der Küche. Leise pfiff er vor sich hin und kümmerte sich dann wirklich noch um den Abwasch. Im Wohnzimmer fing der Priester an, die Regale abzuwischen. Er war es ja gewohnt, im Kloster mussten sie auch jede Woche putzen. Gerade war er dabei ein Regal neben dem Fenster abzustauben, da fiel sein Blick nach draußen. Die Sonne ging gerade unter, ein wirklich schöner Anblick. Verträumt stellte er sich direkt ans Fenster und sah raus. ___ Im nächsten Kapitel: Antonio stellt seine Besitzansprüche klar, sehr zu Gilberts Missfallen. (Keine Sorge, der kleine Priester wird schon noch etwas frecher. Und ewig bleiben sie auch nicht auf der Insel.) Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)