Dead Society von Gepo (Die Hoffnung stirbt zuerst) ================================================================================ Kapitel 53: Confusion --------------------- Welch ein wahrer Titel ^.- Nun, hier ist schon das neue Kapitel. Bei "Poison" ist nun auch das zweite (und letzte) Kapitel on und ob ich heute noch eins bei den Nebensequenzen hochlade, muss ich noch überlegen. Ich hoffe das unerwartete Verhalten in diesem Kapitel verständlich dargestellt zu haben... und ich habe die Vermutung, dass ein paar Leute dieses Kapitel mit Herzchenaufklebern abstecken. Ich freue mich auf eure Rückmeldungen ^.^ Viel Spaß beim Lesen ^.- ________________________________________________________________________________ Ring. Ring. Die Tür? „Hast du irgendwen eingeladen?“, fragte Ryou vorsichtig. „Nein…“, murmelte der Silberhaarige, griff nach seiner Waffe und stand auf. „Habt ihr Feinde?“, flüsterte der Braunäugige dem Jüngsten zu. „Keine Ahnung… das überlasse ich Bakura.“ Genannter entriegelte soeben die Tür. Die beiden Zurückgebliebenen horchten. Das Entsichern der Waffe. Die Klinke. Aufschlagen der Tür. Stille. „Zweite rechts…“, brummte Bakura. Zwei Schritte. Der Wolf musste zur Seite getreten sein. Herrenschuhe auf dem Boden. Dieser Schritt… das war… „Kaiba…“, flüsterte Katsuya und nur einen Moment später erschien Genannter im Türrahmen, gegen den er sich nach Erblicken der Sitzenden lehnte. „Guten Abend, Herr Lehrer.“, entgegnete der Weißhaarige pflichtbewusst. Ein Nicken seinerseits, während er Katsuya musterte. Triebtäter. Perverser. Krank. Er spürte das Blut durch seine Ohren rauschen. Eltern tot. Adoptivvater tot. Bruder tot. Katsuya sackte langsam in sich zusammen, doch wandte den Blick nicht ab. Egomanisch. Emotional isoliert. Posttraumatische Belastungsstörung. Fachbegriffe psychischer Krankheiten rasten ihm durch den Kopf, alles, was Yami ihm je erzählt hatte. Kaiba auf Yamis Bett. Kaiba in der Seitengasse. Kaiba in seinem Traum. Seine Halsmuskeln erstarrten in tiefster Spannung, während imaginäre Hände über seine Haut strichen und sich sanft um seine Kehle legten. Seine Schuld… Seine Schuld… Seine Schuld… „Das sieht nicht nach Mathe aus.“, entgegnete der Brünette mit der Andeutung eines Lächelns. „Äh, nein…“, Ryou warf ihm einen schnellen Blick zu, „Das hatten wir gerade beendet.“ Hinter ihnen lagen verstreut die Blätter, die Katsuya in die Luft geworfen hatte. Vollständiges Chaos. „Möchten sie etwas zu trinken?“ „Nein, danke.“ Sie wandten die Augen nicht voneinander ab. Blau in Braun. Braun in Blau. Spiegel der Seele. War alles eine Lüge gewesen? Bakura lehnte hinter Kaiba an der Wand des Flures. War es nur ein Spiel? Ein grausames, tödliches Spiel? „Seid ihr fertig?“, fragte der Brünette in den Raum. „Äh… ja.“, der Jüngste sah noch einmal von Katsuya zu Kaiba und zurück, dreht sich aber schließlich um und sammelte die verstreuten Blätter auf. „Und, was gelernt?“ „Hm-hm…“, entgegnete der Blonde ohne die Lippen zu bewegen. „Wollen wir nach Hause?“ Der Braunäugige legte den Kopf ein wenig schief, doch bewegte sich ansonsten nicht. „Dass Ryou nicht nachfragt, sagt mir, dass du es ihm doch erzählt hast.“, in Kaibas Miene war keine Regung auszumachen. Er wirkte fast… gleichgültig. Aber wenn man genau hinsah, war er nur eins: extrem angespannt. „Oh…“, murmelte der Kleinste, zog den Kopf ein und wandte seinen Blick zu Katsuya, „’Tschuldige…“ „Das verzeiht er dir schon.“, erwiderte der Älteste, „Mir war es irgendwie schon klar.“ Der Blonde seufzte leise und seine Muskeln erschlafften. Der Kopf fiel herab, bis die Wirbelmuskeln sich spannten, der Blick sank zu Boden. Seine Lider zogen sich zusammen und nur müde wieder geöffnet. Es würden Tränen in seinen Augen stehen. Dessen war er sicher. Er durfte nicht aufsehen. Die imaginäre Hand griff nach seinem Herzen. „Sie haben mir von vorneherein nicht vertraut, oder?“ „Ich bin nur vorsichtig – anscheinend gerechtfertigt.“ Er hätte das nicht tun dürfen… Katsuya stockte. Kaiba war vorsichtig? Aber… das hieß, dass er Angst hatte verletzt zu werden. Von ihm verletzt zu werden… Seine braunen Augen suchten Bakura. Der hatte den Kopf zurückgelehnt und die Augenbrauen hochgezogenen. Ziemlich lässig. Ihre Blicke trafen sich. Gleiche Meinung. Kaiba war keinesfalls ein Perverser, der ihn quälen wollte. Er hasste ihn auch nicht. Und er, Katsuya, war ihm wichtig – wofür und warum auch immer. „Was machen sie hier?“, fragte der Blonde mit einem Blinzeln. Ein leichtes Lächeln legte sich auf Kaibas Lippen. „Dich abholen. Oder wolltest du den ganzen Weg zu Fuß kommen? Da bist du gut ’ne Stunde unterwegs.“ „Danke.“, er erwiderte die Geste fröhlich, verharrte kurz und wandte sich dann doch Ryou zu, „Dir auch danke. Für die Nachhilfe. Ich glaub’, ich hab’s verstanden.“ Er griff nach den Blättern, sprang auf und lief zu ihrem Lehrer hinüber. „Schön bei Fuß.“, wies der Wolf ihn an, drückte sich von der Wand ab und schlenderte zu seinem Bruder hinüber. „Dir auch danke…“ Der Silberhaarige warf einen Blick über die Schulter und blinzelte leicht verwirrt. „Für die Auskunft. Ich frag’ trotz allem mal meinen Freund danach.“ „Tu’ dir keinen Zwang an.“, er setzte seinen Weg fort. Währenddessen hatte Kaiba bereits die Tür erreicht und wartete auf dem Gang mit einem Blick auf die Uhr. „Ich komm’ ja schon!“, maulte der Blonde spaßhaft. „Dass Frauen immer so lange brauchen…“ „Hey!“ „Waren sie nicht wütend?“, fragte der Jüngere, während er sich anschnallte. „Nicht produktiv.“, erwiderte Kaiba und startete den Motor. „Und ich dachte schon, es sei ein Märchen, dass sich manche Probleme einfach in Luft auflösen…“ „Probleme?“ „Sie haben mir eine Mordsangst gemacht… und Bakuras Ausführungen zu Triebtätern und Serienmördern waren da nicht unterstützend.“ „Triebtäter…“, der Brünette zog beide Augenbrauen hoch und nickte langsam, „Das ist ein bisschen weit gegriffen, oder?“ „Ich hatte echt Angst! Den ganzen Tag ist mir jedes mögliche Horrorszenario durch den Kopf gerast.“ „Nur weil ich wütend war wegen der Sache mit Yami?“ „Na ja… sie sind irgendwie immer noch unbekanntes Gebiet… ich meine, bei Yami weiß ich, dass er mir den größten Scheiß noch vergeben würde, bei meinem Vater kann ich sicher sein, dass er mir gar nichts vergibt, aber sie? Ich kann sie überhaupt nicht einschätzen. Und erst recht nicht ihre Reaktion. Sie hätten alles Mögliche tun können…“ „Was denn so?“ „Mich umbringen, mich rausschmeißen, mit meinem Vater reden, mich einsperren, Yami was antun, mir was antun, mich von der Schule werfen, hach, keine Ahnung – alles halt!“ „Nummer eins kannst du rausnehmen, das würde ich nie tun. Da kannst du sonst was anstellen, ich habe meinem Bruder geschworen nie wieder zu töten. Und das Letzte kannst du auch wegstreichen, ich habe gesagt, dass wir Privatleben und Schulleben streng voneinander trennen. Der Rest wäre natürlich eine Möglichkeit.“ „Sehr beruhigend…“, murmelte Katsuya sarkastisch. „Okay, von Yami würde ich auch die Finger lassen.“ „Toll… aber verstehe ich das richtig, dass mir vergeben ist?“, er presste die Lippen aufeinander und kaute auf der Innenseite. „Ja ja, schon gut. Sag’ Yami ’nen Gruß von mir und dass es seine Schuld ist, dass er nie wieder solch guten Sex haben wird.“ Kein Stich? Wo blieb der Schmerz bei diesen Worten? Na ja, auch egal, so war es eh besser. „Ich vermute, ich würde die Regeln verletzen, wenn ich darauf einen Kommentar abgebe.“, provozierte der Blonde. „Die Regeln verletzt du doch eh alle.“, ein Funkeln schlich sich in Kaibas Blick. „Dann sollte ich mir wohl als nächstes die Haare grün färben.“ „Grün? Na, endlich tust du etwas für deine Gesundheit, wird auch mal Zeit.“ „Ich lebe gesünder als sie mit ihrem spartanischen Mittagessen.“ „Wo wir gerade bei Gesundheit sind…“, unterbrach der Lehrer ihre Neckerei, „…der Arzt hat bezüglich der Ergebnisse der Blutuntersuchung angerufen. Er hat sich glatt wirklich darum gekümmert, dass man sich mit deinen Unterlagen ein bisschen beeilt. Er hat mir das ganze vor einer Stunde zugefaxt.“ Katsuya ließ sich in den Sitz sinken und murmelte: „Und?“ „Nichts, was man nicht beheben kann. Das Wichtigste ist erstmal, dass du HIV negativ bist und auch keine anderen tödlichen Krankheiten hast. Allerdings eine recht starke Anämie und besonders deine Mineralwerte sind ziemlich im Keller. Es wurde eine Hypovitaminose festgestellt und er hat außerdem Besorgnis bezüglich deiner Proteinwerte angemeldet. Er fragte an, ob du in den letzten Monaten vielleicht gehungert hast.“ „Was haben sie gesagt?“, fragte der Blonde leise nach. „Er soll seine Nase aus Dingen raushalten, die ihn nichts angehen. Er kann sich deine Vorgeschichte aus deinen Daten selbst denken, da muss man doch den Anstand haben nicht nachzufragen. Deine Wunden sprechen für sich, da dürfte man jede andere Erklärung wohl gleich ausschließen.“ „Ist aber nicht die feine englische Art…“, erwiderte er mit einem leichten Lächeln. „Ich bin auch kein Engländer. Auf jeden Fall hat er einen Ernährungsplan mitgeschickt, an den du dich mindestens zwei Wochen halten musst. Außerdem ein paar Rezepte über Mineraltabletten, für die ich vorhin in der Apotheke war. Und wir müssen morgen noch mal einkaufen – für das alles, was auf diesem blöden Plan steht, habe ich sicherlich nicht genug Nahrungsmittel im Haus. Jede Menge Milchprodukte und verschiedene Fisch- und Fleischsorten und Getreidezeugs und erst das ganze Obst und Gemüse, ich werde arm, wenn das so weitergeht. Anbei, wie gut kannst du kochen?“ „Recht gut, wenn’s nicht allzu kompliziert ist.“, antwortete der Jüngere und setzte sich wieder auf. „Sehr schön, dann kochst du ab jetzt, ich kann das nämlich nicht. Der Doktor meint, du brauchst auch abends warme Mahlzeiten und das Kantinenzeugs solltest du lieber vergessen. Und er meint weiterhin, das wäre ja die perfekte Gelegenheit für mich mal etwas Neues zu probieren und kochen zu lernen – das kann er echt vergessen.“ „Danke.“, sagte Katsuya mit einem ehrlichen Lächeln. „Dass ich nicht koche? Das würde ich dir dann doch nicht antun wollen.“ Aber Kaibas Lächeln verriet, dass er ganz genau wusste, was sein Kleiner damit gemeint hatte. „Weißt du…“, seine Gesichtsmuskeln erschlafften schlagartig und er atmete tief aus, doch wandte den Blick nicht von der Straße ab, „Der Anruf vom Doc hat mich an etwas erinnert, was ich unter den Umständen vollkommen verdrängt hatte. Und da konnte ich auch nicht mehr wegen solch einer Lappalie wie Yami sauer sein.“ Katsuya musterte sein ernstes Gesicht. An seinen Bruder vielleicht? Aber was hätte das mit ihm zu tun? „An was hat es sie erinnert?“ „Auch du könntest jeden Moment tot sein.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)