Dead Society von Gepo (Die Hoffnung stirbt zuerst) ================================================================================ Kapitel 49: Ladylike -------------------- Hach, meine Horrorprüfungen sind alle durch ^~^ Jetzt nur noch drei kleinere Klausuren und den TMS, dann sind meine Prüfungen für dieses Halbjahr durch. Entspannung pur! Nun, ich danke allen, die mir die Daumen gedrückt haben ^.^ Dieses Kapitel ist dem letzten nicht unähnlich, nur setzt es nicht auf Kaiba sondern auf Katsuya. Ich hoffe, jeder bemerkt, dass er hier eine Entwicklung durchmacht. Und zwar eine wichtige... Viel Spaß beim Lesen ^.- ________________________________________________________________________________ Katsuya und Kaiba verließen den Laden mit zwei neuen Schuluniformen, einer Jeans, zwei weißen T-Shirts und einem Sportanzug. Gute Ausbeute. „Und jetzt?“, fragte der Blonde. „Brauchst du Schuhe.“ „Schuhe?“ „Eine für den Menschen typische Fußbekleidung aus Leder und Stoff.“, erklärte Kaiba mit so ernster Miene, dass Katsuya losprustete, „Anbei, hast du eigentlich mal Yamis Schuhsammlung gesehen?“ Was war das denn jetzt für ein Thema? „Nö, ich habe nur seine Turnschuhe.“ „Alle seine Schuhe zum Ausgehen haben Absätze. Hast du ihn schon mal auf seinen Zehn-Zentimeter-Teilen gesehen? Dass er damit auch nur einen Schritt gehen kann, finde ich wahrlich unverständlich.“ „Ist das viel?“ „Verdammt viel.“, sie schlenderten die Straße entlang, „Normalerweise tragen nicht einmal Frauen so hohe Schuhe. Am schlimmsten ist es eigentlich, dass er sie zum Sex anbehält. Das macht einem echt Angst.“ „Warum?“, fragte der Blonde und versuchte belustigt zu klingen – wenn er ehrlich war, das hatte ihm einen Stich versetzt. „Ich muss daran denken, wie es sich anfühlen würde, würde er mich damit treten…“ Katsuya unterdruckte sein Lachen, während er sich die Szene vorstellte. „Herr Muto wäre wohl geschockt, wenn er wüsste, was sein Enkel so treibt.“ Er nickte abwesend. „Und das ich da auch noch drin hänge. Er mag mich ja gerade mal, weil Yugi mich mag.“ Es war definitiv Kaiba, der dieses Thema angeschnitten hatte, oder? Hieß, er war bereit darüber zu reden, oder? „Was fühlen sie eigentlich für Yami?“ „Fühlen?“, der Ältere wandte sich zu Katsuya, zog eine Augenbraue hoch und senkte den Kopf dabei, „Was sollte ich denn bitte für ihn fühlen?“ Errötend wandte der Blonde den Blick ab. „Ich habe Sex mit ihm. Das heißt nicht, dass ich etwas für ihn empfinde.“ „Aber er ist ihnen nicht vollkommen egal, oder?“ „Hm…“, der Brünette ging langsam weiter, „Nein, egal ist er mir nicht. Aber er ist ersetzbar. Außer Yugi und meinem Bruder waren eigentlich alle Menschen in meinem Leben ersetzbar.“ Ersetzbar… „Und ich?“, flüsterte Katsuya so leise, dass der Ältere es nicht bemerken konnte. „Ich bin nun mal kein sehr emotionaler Mensch.“ Der Blonde sah vom Gehweg auf und studierte Kaibas Gesicht. „Hm?“, ihre Blicke trafen sich. Angespannt. Wieso hatte er das eigentlich nicht vorher schon bemerkt? Kaiba war gar nicht ausdruckslos – sein Gesicht war jederzeit angespannt und ein wenig verkrampft, selbst wenn er sich unbeobachtet glaubte. „Sind sie kein emotionaler Mensch oder wollen sie keiner sein?“ Kaibas Wangengrübchen zuckten. „Wieso sollte ich keiner sein wollen?“ „Tse…“, der Braunäugige wandte sich wieder dem Weg zu, „Dafür gibt es doch tausende Gründe. Nicht verletzt werden wollen, mächtig wirken, seine ganze Angst verstecken, als stark gelten, akzeptiert werden, vor Hass, Vorwürfen und Anklagen geschützt werden… besonders wenn man ein sensibler Mensch ist das wohl der beste Weg sich selbst zu schützen.“ „Der beste Weg…“, hauchte der Brünette mit einem undeutbaren Unterton, während sein Blick sich in die Ferne richtete, „Wie kommst du auf die Idee, ich könnte ein sensibler Mensch sein?“ „Warum nicht?“, Katsuya verschränkte die Finger, hob beide Arme und streckte sich, „Sie verstehen meine Stimmung ganz gut und können darauf eingehen. Sie können sie auch nutzen um mich ziemlich zu verletzen. Dafür müssen sie aber meine wunden Punkte erkennen, was sicher nicht jeder kann. Dass sie mir wehtun können, beweist schon, dass sie sensibel sind.“ „Das kommt wohl ganz auf die Definition von sensibel an…“, murmelte der Ältere und ließ seinen Blick auf den imaginären Horizont hinter all den Häusern weilen, während er sprach, „Es gibt wohl wenige Menschen, die mich als sensibel bezeichnen würden.“ „Weil sie sich kalt geben?“, der Blonde stieß die Luft aus, „Das sind dieselben, die mich für emotionslos und grausam halten.“ „Wer tut das?“, fragte der Brünette und sah Katsuya wieder an, der bei dieser Frage laut auflachte, „Was denn?“ Der war jetzt nicht wirklich verwirrt, oder? „Guter Witz…“, murmelte der Jüngere. „Hey, wieso Witz? Was heißt das? Wer glaubt das denn?“, der Ältere zog die Augenbrauen zusammen und drückte die Unterlippe ein paar Millimeter vor. Ach du… Der Mann schien das echt nicht zu checken… „Fragen sie doch einfach mal die anderen Lehrer, was sie von mir denken.“, erwiderte der Blonde mit einem Grinsen, „Anscheinend werden sie sehr überrascht werden.“ Aber ganz nebenbei… der Blauäugige war richtig süß, wenn er etwas nicht verstand. Wie ein kleines Kind, das versuchte böse zu gucken… Katsuya stieß einen sehnsüchtigen Seufzer aus, als sie an einem Cosplay-Geschäft vorbei kamen, worauf ihn ein fragender Blick traf. „Cosplay?“, der Ältere musterte das Schaufenster, „Oh, Visual Kei. Ah, natürlich.“, er stieß die Luft aus, „Springerstiefel und Nietenketten. Was findest du daran eigentlich hübsch?“ „Leder.“, beide waren stehen geblieben, „Außerdem kombiniere ich gerne Punk mit Gothic im Kleidungsstil, auch wenn das nicht immer leicht ist. Gothic setzt auf schwarz, Punk oft auf Farbe und vor allen Dingen Auffälligkeit. Punk vermittelt Rebellion, Gothic ist eine friedliche Bewegung. Ich mag schwarz und gleichzeitig Rebellion. Das soll sich in meiner Kleidung und an meinem Körper widerspiegeln. Andere setzen auf Piercings und Tattoos, die nächsten auf Bodypaintings. Ich bin halt einfach für Klamotten zu haben.“ Kaiba zog eine Augenbraue ein Stück nach oben. „Komm’ mir jetzt noch mit einem Ideologiekampf, dann halte ich dich endgültig für komisch.“ „Komisch?“, der Braunäugige warf den Kopf in den Nacken, „Wenn ich in Japanisch in den wenigen Stunden meines Lebens, wo ich da war, aufgepasst habe, ist Komik gleichzusetzen mit Tragik. Und beides zusammen ist ein Drama.“ „Es ist tragisch.“, bestätigte der Lehrer, „Denn alles, was ich sehe, ist Verzweiflung.“ Katsuya, der den Blick noch immer zum Himmel gerichtet hatte, sah die Wolken langsam mit dem Himmel verschwimmen. „Verzweiflung und Hoffnungslosigkeit.“ Die Massen um sie herum eilten die Straße hinab. Doch mit ihrem Stehen stand auch die Zeit still. „Ich habe mit Ryou und Yami gesprochen.“, flüsterte er gerade noch hörbar, „Mir ist klar geworden, dass ich nur leben kann, wenn ich einen Sinn habe und mindestens ein Ziel verfolge. Ich dachte, jedes Ziel wäre recht dafür…“, er schloss die Augen und ließ den Kopf sinken, „Aber ich merke, es gibt Dinge, an denen kämpft man sich selbst zu Tode. Denn es gibt Wege, die sind einfach nicht begehbar. Rache ist kein Sinn, kein Ziel, nicht einmal ein Weg. Ebenso wenig wie Hass. Ich kann nicht leben um zu hassen.“, er schüttelte langsam den Kopf, „Und ich kann nicht leben um gehasst zu werden.“ Eine Hand legte sich auf seinen Schopf, fuhr ihn hinab und eine seiner Strähnen wurde um einen Finger gewickelt. „Wenn man jemanden wahrhaft hasst, führt das nur zu Selbsthass. Und Selbsthass zu größerem Hass. Das ist ein Teufelskreis, dem man nur entkommen kann, indem man beginnt sich selbst zu schätzen. Und damit hast du doch begonnen, nicht wahr?“ Katsuya schaute mit Tränen in den Augen zu Kaiba auf. „Der Weg ist steinig, aber gib’ nicht auf.“ Sein Blick wanderte zum Schaufenster zurück. Es war wie ein Spiegel. Er wusste, er stand hier – und doch wünschte er sich auf die andere Seite. Aber man konnte nicht auf die andere Seite. Die Welt hinter dem Spiegel war nur zum Anschauen da. Mit einem Lächeln über seine Gedanken wandte Katsuya sich ab und ging weiter. „Leder ist nett.“, warf Kaiba eher beiläufig ein. Der Blonde warf ihm einen schnellen Seitenblick zu. Na klar, Yami trug schließlich Leder. Seinen Worten nach das, aus dem er sich am liebsten schälen ließ. Für Kaiba war Leder demnach wohl wie Geschenke auspacken… Er seufzte. Woher kam seine schlechte Laune, dass er plötzlich so fies war? „Findest du eigentlich den Fehler in deiner Logik?“ „Fehler?“ „Da sagst: Hass ist der falsche Weg. Aber eine Maske aufzuziehen um sich selbst zu schützen – das nennst du den besten Weg.“ „Eine Maske ist kein Hass.“, erwiderte der Jüngere. „Du stimmst mir zu, dass jedem Hass auch Selbsthass zugrunde liegt?“ Nicken. „Und man Selbsthass nur mit Selbstakzeptanz gegenübertreten kann?“ Nicken. „Ist eine Maske nicht ein Widerspruch zur Selbstakzeptanz und somit der erste Schritt zum Selbsthass?“ Schlucken. „Eine Maske ist eine Verzerrung deines selbst. Eine Rolle ist eine Verzerrung, die es immer geben muss und die mit deinem Wesen konsistent bleibt. Aber eine Maske ist widernatürlich, sie macht dich zu etwas, das du nicht bist. Eine Maske gebrauchst du nur, wenn du nicht du selbst sein kannst – aus welchen Gründen auch immer. Bist du nicht du selbst, verleugnest du dich und beginnst deinen Selbsthass damit. Warum ist eine Maske für dich der beste Weg?“ „Es ist leichter…“, flüsterte der Blonde. „Der beste Weg soll der leichteste sein?“, Kaiba lachte freudlos, „Junge, damit wirst du nicht weit kommen.“ „Sie sind mit einer Maske reich geworden…“, warf der Jüngere ein. „Spielst du auf KC an?“, ihn traf ein abschätziger Seitenblick, „Eigentlich sagte ich, du sollst nicht nachfragen.“, Seufzen, „Nun, das sollte ich allerdings klären. Dieses Ich, das skrupellos seinen Adoptivvater umgebracht und mit fünfzehn Jahren eine der führenden Firmen dieser Welt übernommen hat – dieses Ich war keine Maske. Das war ich. Es ist ein Teil meines Ichs, den ich irgendwann zu akzeptieren gelernt habe. Sicher ein Teil, den ich mittlerweile zumindest nicht mehr schätze, aber dennoch ein Teil von mir.“ „Sie akzeptieren es wissentlich einen Menschen in den Tod getrieben zu haben?“, fragte Katsuya entsetzt nach, „Und ihr Gewissen?“ „Wurde mir nicht anerzogen.“, entgegnete der Ältere kalt. „Was soll das heißen?“ Es wurde ihm nicht anerzogen? Hieß das, er hatte keins? Aber dann hätte er sich nicht entschuldigt! Er musste ein Gewissen haben. Jeder Mensch hatte ein Gewissen! Obwohl… wie war das noch? Jeder Mensch hatte ein Über-Ich. Ja, so hieß das. Also, auch Kaiba hatte ein Über-Ich. Aber… wenn das Mord zum Erreichen der persönlichen Ziele nicht ausschloss… „Vielleicht hat man mich zu Recht ein Monster genannt…“, murmelte der Ältere, während sie die Straße überquerten, „Schau, da ist der Schuhladen. Jetzt kriegst du noch zwei paar Turnschuhe und dann ist’s gut für heute.“ Hä, Schuhladen? Der Braunäugige sah auf. Ach ja, sie wollten ja Schuhe kaufen… „Sneaker – nicht Turnschuhe.“, wechselte Katsuya mit einem leisen Seufzer das Thema. „Was sind Sneaker?“ „Amerikanische Turnschuhe.“ Kaiba verdrehte theatralisch die Augen. „Das ist ein wichtiger Unterschied!“ „Katsuya, das sind ganz normale Turnschuhe, in China oder Südamerika hergestellt wie alle anderen auch, nur mit einem Aufdruck drauf.“ „Aber nicht, wenn man nach High-Tech-Sneakern sucht!“ „Ich wette, du kommst ohne aus.“ „Dann spar’ ich halt auf welche.“, beschloss der Blonde. „Tu’, was dir Spaß macht.“ Sie betraten den Laden. Was ihm Spaß machte? Komischer Ausdruck… Er ließ den Blick sinken. Nein, keine schlechte Laune schieben! Yami zu treffen und mit Hiroto durch die Straßen zu ziehen machte Spaß – weg mit den blöden Gedanken. Er hatte eine zweite Chance, also sollte er nicht andauernd seiner Vergangenheit nachhängen. Trotz allem blieb er doch der Sturm, nicht wahr? Susano… Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)