Dead Society von Gepo (Die Hoffnung stirbt zuerst) ================================================================================ Kapitel 48: Jugendsünden ------------------------ Ich möchte doch einmal darauf hinweisen, dass Kaiba im letzten Kapitel sehr nett war. Zu nett für seine Verhältnisse. Nur so als Hinweis. Ich hoffe, ihr habt alle einen schönen Feiertag ^.^ Hier ist also das neue Kapitel. Wir stochern mal ein wenig in der Vergangenheit. Und ich habe eine Gastrolle vergeben ^.^ Es ist nicht geplant, dass diese Figur noch einmal auftaucht, aber das könnte sich vielleicht noch ändern. Ich bin bei einer Szene etwas unsicher, ob er nicht auch vorkommen sollte. Aber egal, das entscheide ich wohl nicht heute - ich wünsche euch viel Spaß beim Lesen ^.^ ________________________________________________________________________________ „Welch eine…“, Ryou lehnte sich in seine Richtung und durchbohrte ihn mit seinen blauen Augen, „…fabelhafte Neuigkeit.“ „Ich meine das ernst!“, zischte der Blonde. Der Kleinere antwortete mit einem Lächeln. „Du glaubst, ich phantasiere?“ Der Weißhaarige zuckte mit den Schultern. „Ich will dich nur nicht für größenwahnsinnig erklären.“ Katsuya verdrehte die Augen. „Und, wann findet die Hochzeit statt?“ „Darf man doch hier in Japan nicht, dachte ich.“, erwiderte er verwirrt. Der Jüngere lehnte sich an die Arbeitsplatte und zog langsam die Augenbrauen zusammen. Der Braunäugige verschränkte die Arme. „Du… meintest das wirklich ernst?“ „Sag’ ich doch.“ „Du wohnst bei ihm?“ Er nickte mit einem Seufzen. Einige Sekunden schwieg Ryou regungslos. „Und jetzt?“ „Was jetzt?“ „Habt ihr was miteinander?“ „Ryou!“, jetzt errötete Katsuya doch ein wenig, „Er ist mein Lehrer.“ Was ihn auch nicht davon abgehalten hatte ihn in sein Büro zu locken und geschminkt mit nacktem Oberkörper breitbeinig auf seinem Schreibtisch zu hocken und- „Aber du hast irgendetwas gemacht.“, stellte der andere fest, „Du wirst immer roter.“ Der Blonde wandte sich ab. „Gestern ist noch etwas geschehen, nicht?“, mutmaßte der Kleine, „Hat er dich angemacht, weil du halbnackt durch die Gegend gerannt bist?“, seine Augen weiteten sich, „Er hat dich doch nicht sexuell genötigt, oder?“ Ein weiteres Seufzen – anders herum, Ryou… „Katsuya?“ Angesprochener drehte sich wieder zu dem Jüngeren und stemmte die Fäuste in die Hüften. „Ryou.“ Der Blauäugige zog der Kopf ein, wich jedoch nicht zurück. „Vor zwei Wochen standen wir hier und du warst zu schüchtern um normal zu sprechen. Jetzt stellst du Vermutungen über mein Sexleben an.“ Er schluckte, was man deutlich an seinem Adamsapfel erkennen konnte. „Ich habe nichts mit Kaiba und da du ihn kennst, müsste dir klar sein, dass da auch nie etwas sein wird. Vielleicht möchte ich das, aber er wird nie dasselbe empfinden wie ich.“ „Entschuldigung…“, kam es kleinlaut, „Warum bist du dir sicher, dass er nie dasselbe empfinden wird?“ „Ich darf es dir nicht sagen.“, Katsuya seufzte, „Aber ich weiß es.“ „Und warum hat er dich dann aufgenommen?“ Berechtigte Frage. Warum hatte Kaiba ihn aufgenommen? Reine Nächstenliebe? Keinesfalls. Und er hatte selbst gesagt, dass er generell niemandem half. Katsuya seufzte. Den Grund für Kaibas Verhalten herauszufinden war wahrscheinlich ähnlich wie die Suche nach der Stecknadel im Heuhaufen. Kaiba wollte also, dass sein neuer Mitbewohner ihn verstand – und wie bitte sollte er das anstellen? Die Erklärung heute Morgen war hilfreich gewesen, zweifelsohne, es erklärte einiges, sogar für Katsuya teilweise extreme Verhaltensweisen. Aber das hier? Er warf einen Blick zur Seite, wo Kaiba am Steuer saß. Nein, das verstand er nicht. So wie er Kaiba kennen gelernt hatte, war er ein durch und durch egoistischer Mensch, der gerne die Wahrheit verdrehte, sich stritt und gleichzeitig von aller Welt ein wenig verehrt werden wollte. Ein Mann mit einem unglaublichen Ego halt. Dieses Ego hatte sich letztlich als gar nicht so unglaublich erwiesen, wie Katsuya immer gedacht hatte. Auch Kaiba war verletzbar – vielleicht sogar sehr verletzbar – und seine Selbstsicherheit war oft gespielt. Er kämpfte, wie Katsuya sich schon gedacht hatte, aber sein Gegner war wohl eher er selbst. Kaiba kämpfte um sowie gegen sich. Keine leichte Sache. Dennoch, Kaiba tat nichts ohne Grund. Und dieser Grund musste einen persönlichen Vorteil beinhalten. Nur welchen? „Herr Lehrer und stellvertretender Direktor Kaiba?“ Der Angesprochene warf dem Jüngeren einen sehr irritierten Blick zu. Katsuya blieb regungslos. „Ja?“, fragte der Fahrer etwas unsicher. „Warum haben sie mich aufgenommen?“ Kaiba heftete seinen Blick auf die Straße, seufzte leise und drückte sich in seinen Sitz. Der Blonde biss sich leicht auf die Unterlippe. Keine gute Idee? „Ist das warum nicht egal, solange ich es getan habe?“ Auch Katsuya achtete auf die Straße. „Es würde mich nur interessieren… es scheint nicht ihre Art zu sein, wenn ich sie richtig verstanden habe.“ Ein tieferes Seufzen. „Mein Bruder ist seit fünf Jahren tot.“, erklärte der Brünette tonlos, „Ich möchte endlich damit abschließen. Es akzeptieren und ihn auch in meinen Gedanken begraben. Um meinen Blick nicht länger nach hinten zu wenden.“ „Und…“, begann Katsuya einige Momente später, „…sie brauchen mich dafür?“ „Ja.“ Ende des Gespräches. Ende des Themas. Manchmal war Kaiba doch wirklich ein wenig wortkarg. Wie sollte er denn bitte bei irgendeinem innerpsychischen Prozess helfen? Na ja, wenn Kaiba dachte ihn zu brauchen, dann war er halt da. Das war wohl das Mindeste, was er tun konnte. Nach allem, was er angestellt hatte… Das Auto wurde während seiner Gedankengänge in einem Parkhaus direkt in der Innenstadt abgestellt und beide stiegen aus. Er… er war hier schon einmal hier gewesen. Jahre zuvor. „Da habe ich mit Mutter eingekauft…“, murmelte Katsuya, dem Tränen in den Augen standen, die fest auf ein Kinderbekleidungsgeschäft gerichtet waren, „Für meine Schwester.“ Kaiba schwieg und ging unbeirrt weiter. „Da war sie immer für ihre Zigaretten.“, der Blick des Blonden fiel auf ein Spielzeuggeschäft direkt neben ihm, was ihn anhalten ließ, „Und hier… hier hat sie Spielzeug für mich gekauft…“ Selbst der Ältere blieb kurz stehen. Katsuyas Fingerkuppen strichen sanft über das Glas des Schaufensters und ein Lächeln legte sich auf seine Lippen. „Was hat sie dir gekauft?“, fragte der Lehrer nach. „Ein Plastikauto. Und Kreide, damit ich dem Auto auch eine Fahrbahn malen konnte. Und ein paar Bauklötze…“ „Wie alt warst du da?“ Der Kleinere seufzte, lehnte seine Stirn gegen das Glas und antwortete leise: „Sieben.“ „Nicht unbedingt das, was man normalerweise einem Siebenjährigen schenkt.“, urteilte Kaiba. „Sie wollte nicht viel Geld ausgeben.“, der Blonde seufzte, „Und ich war glücklich damit.“ „Und wann hast du eine Spielkonsole gekriegt?“ Er blinzelte. „Du wusstest sie zu bedienen. Also musst du mal eine gehabt haben.“ Katsuya trat von der Scheibe weg und nuschelte: „Gehörte einem Freund…“ Der Brünette legte den Kopf schief, wandte sich nach einigen Sekunden schließlich ab und betrat den Laden. „Kaiba, mein Junge!“, begrüßte ein älterer Mann hinter der Theke den Lehrer. „Guten Nachmittag, Herr Muto.“ „Muto?“, fragte Katsuya verwirrt, der Kaiba unsicher in den Laden gefolgt war. „Yugis und Yamis Großvater.“, erklärte der Ältere. „Yami?“, der Opa legte die Stirn in Falten, „Meinst du Atemu?“ Der Brünette sah zu seinem Anhang. „Ich weiß, dass sein richtiger Name Atemu ist. Ich habe ihn doch letzte Woche vor Herrn Muto so genannt.“, antwortete Katsuya auf die ungestellte Frage. Kaibas Augenbrauen zogen sich kurz zusammen, dann nickte er langsam. „Kennt ihr beide Atemu?“, fragte der Alte. „Er ist mein bester Freund.“, der Blonde lächelte ihn an, „Wir nennen ihn aber alle Yami.“ „Yami…“, der Opa überlegte, „Hat er sich das ausgesucht?“ „Jupp.“ „Es passt zu ihm.“, breites Lächeln, „Geht es ihm gut? Ich habe ihn nicht mehr gesehen, seit er von zuhause weggelaufen ist.“ „Ja, alles okay.“, Katsuya schluckte. Sollte er fragen, was in Yamis Vergangenheit passiert war? Der Mann könnte es ihm sicher sagen… Nein. Das wäre Verrat. Yami sollte ihm das selber sagen. „Sag ihm doch bitte, dass er bei mir immer willkommen ist, ja? Ich werde ihn auch nicht fragen, weshalb er gegangen ist. Ich würde ich nur gerne sehen.“, der Alte lächelte freundlich. „Mach ich.“ Der Mann schien wirklich nett zu sein. So ein Opa zum Liebhaben halt. Was war denn Yami bloß passiert? „Nun, wie kann ich euch denn helfen?“, fragte der Herr Kaiba, der schweigend dem Gespräch gelauscht hatte. „Drei Packungen Magic&Wizards hätte ich gerne. Und eine Table Arena… bitte.“ Der Alte lachte, während er unter die Theke griff und das Gewünschte herauszog. Magic&Wizards? Table Arena? Fragezeichen? „Ich dachte, du hättest aufgehört.“, meinte Muto und packte die Sachen in eine Tüte, „Woher der plötzliche Sinneswandel?“ „Ich werde nicht wieder offiziell spielen.“, der Lehrer zog einen Schein aus seinem Portmonee. „Die Medien würden Kopf stehen.“, der Mann suchte das Wechselgeld zusammen, „Vielleicht würde sogar Yugi wieder anfangen.“ „Vielleicht.“, Kaiba nahm es entgegen, „Ich werde es nicht ausprobieren. Noch einen schönen Nachmittag.“ „Komm öfter mal vorbei!“, rief der Alte, während die beiden Jüngeren wieder auf die Straße traten. „Medien? Offiziell spielen? Magic&Wizards? Was läuft hier?“, fragte Katsuya stürmisch, während sich die Tür schloss. „Ich bin Vizeweltmeister.“, erklärte der Ältere ohne jede Gefühlsregung, „Yugi ist Weltmeister. Wir haben beide vor zehn Jahren aufgehört.“ „In diesem Spiel?“ „Nein, im Eiskunstlauf.“, Kaiba warf ihm einen abschätzigen Blick zu. Der Blonde zog eine Schnute. Hey, das war doch wohl etwas überraschend, oder? Da konnte man auch mal ein bisschen verwirrt sein. Vizeweltmeister… „Warum sind sie dann beide Lehrer geworden?“ Ein leichtes Lächeln schlich sich auf Kaibas Züge. „So als weltbekannte Menschen…“ „Keine Lust mehr. Keine guten Gegner. Und nur von alten Titeln kann man sich nicht ernähren. Dass wir beide Lehrer sind, ist Zufall. Ich habe ihn erst vor zwei Monaten wieder getroffen. Vorher waren wir Erzfeinde.“ Katsuya nickte langsam. Vizeweltmeister… wow… Vor zehn Jahren war Kaiba achtzehn und Yugi sechzehn gewesen. „Was haben sie in ihrer Jugend noch so gemacht?“ „Ich war Firmenchef der Kaiba Cooperation.“ „Echt jetzt?“, fragte der Blonde entsetzt und trat einen Schritt von dem Lehrer weg. Kaiba Cooperation? KC? Der riesige Spielzeughersteller? Firmenchef? „Ja.“, Kaiba ging einfach weiter, sodass auch der Jüngere sich wieder in Bewegung setzte, „Ich habe die Firma mit fünfzehn übernommen und sie mit neunzehn meinem Stiefbruder Noah geschenkt.“ „Mit fünfzehn?“, erwiderte Katsuya entsetzt. „Ja.“ „Wie haben sie das denn geschafft?“ „Ich habe meinen Adoptivvater umgebracht.“, antwortete der Ältere ohne jede Gefühlsregung und zeigte zur Seite, „Hier ist der Bekleidungsladen. Rein mit dir.“ Katsuya schwieg. Was sollte er auch sagen? Kaiba sah nicht aus, als wäre das ein Scherz gewesen. „Muss man dafür nicht ins Gefängnis?“ Der Brünette packte nur Katsuyas Arm und zog ihn hinter sich her in das Geschäft. „Herr Kaiba?“ „Er hat Suizid begangen, okay? Offiziell bin ich von jeder Schuld frei. Es weiß zwar jeder, dass ich ihn dazu gebracht habe, aber das interessiert die Justiz nicht. Hält mir eine Menge Ärger vom Hals. Und jetzt frag’ nicht weiter.“ Ups… So ein unbeschriebenes Blatt schien der Gute nicht zu sein. „Was haben sie noch so in ihrer Jugend gemacht?“ „Blonde Hunde tot gestarrt.“, Katsuya traf ein eiskalter Blick. „Okay, ich frag’ nicht mehr…“ „Gut.“ Der Lehrer richtete den Blick nach vorne, da gerade eine Verkäuferin auf sie zukam. „Wie kann ich ihnen helfen?“ „Eine Schuluniform der Domino High für diesen jungen Mann, bitte.“, der Größere setzte ein charmantes Lächeln auf, was auf Katsuya nur umso falscher wirkte, je mehr er an Kaibas letzte Sätze dachte. Schweigend ließ er sich von der Dame zu Abteilung für Schulbekleidung führen, wo sie seine Größe vermaß und ihm einige Kleidungsstücke zum Anprobieren gab. Der Blonde zog der Vorhang der Umkleide zu, lehnte sich gegen die Wand und seufzte. Sein Blick traf sein Spiegelbild. Zu kleine Klamotten, mager, bleich. Er war echt ein Schandbild. „Er hatte etwas anderes erwartet…“ Katsuya schloss die Augen. „Der Sinn seines Lebens war es mich zu hassen und seinen Bruder zu rächen…“ Er ließ den Kopf sinken. „Er hat seinen Adoptivvater umgebracht…“ Ein Seufzen. „Na, Katsuya… in was hast du dich jetzt schon wieder reingeritten?“, er sah zu seinem Spiegelbild auf, „Du gerätst echt andauernd an Psychos.“, ein Lächeln verzerrte seine Züge, „Was meinst du, was der Kerl mit seinen Eltern angestellt hat? Oder seinem Bruder, dass der ein Junkie war? Und wie krank muss man sein, um eine Milliarden-Dollar-Firma zu verschenken?“ Er hob die Nase und sah auf sich selbst herab. „Aber guck…“, seine Lider verengten sich, „Der ist noch kranker als du.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)