Dead Society von Gepo (Die Hoffnung stirbt zuerst) ================================================================================ Kapitel 21: Fight back ---------------------- Wie von allen erwartet hier ein weiterer Versuch Katsuyas Kaiba eine zu verpassen. Ob er es schafft oder nicht, das liegt wohl ganz im Auge des Betrachters. Gerade zu diesem Kapitel würde ich mich übrigens sehr über Kommis freuen ^.^ (nicht, dass ich mich sonst nicht freue, aber hier bin ich sehr an eurer Meinung interessiert und... ich höre mich schon an wie Kats v.v) Auch würde ich sehr gerne wissen, was IHR eigentlich über Wahrheit denkt. _______________________________________________________________________________ „Oh je… hat er dich rausgeschmissen?“ Katsuya wandte sich vom Fenster ab. „Dein böser Blick sagt alles.“, stellte Herr Muto fest. Die Mundwinkel des Schülers sackten gefährlich nach unten. „Ach, nun guck nicht so verbittert.“, der Ältere ging auf ihn zu und lehnte sich neben ihm an das Fenster, „Erzähl, was hat er getan?“ „Mich rausgeschmissen.“, antwortete der Blonde knapp. „An dem Punkt waren wir schon.“ „…“ „Warum hat er dich rausgeschmissen?“ „Weil ich ein miserabler Schüler bin – O-Ton.“ Der junge Mann mit den Amethystaugen atmete tief ein und seufzte langsam. „Warum mutiert er plötzlich zu so einem Arschloch?“ „Aus Angst…“, flüsterte er. Katsuya wandte den Kopf zu ihm, blinzelte und schüttelte verwirrt den Kopf, nachdem sich seine Stirn in Falten gelegt hatte. „Du hast schon richtig gehört.“ „Wieso sollte er Angst haben?“ Mit einem Schlenker über den Boden richtete auch der Lehrer seinen Blick auf ihn. Die Brauen des Braunäugigen zogen sich schmerzhaft zusammen und lockerten sofort wieder. „Warum nicht?“, flüsterte der Ältere. „Aber…“, der Größere schüttelte wieder leicht den Kopf, „Wovor hat er Angst? Und warum?“, mit einem Seufzer sah er nach draußen, „Außerdem wirkt er überhaupt nicht so, als hätte er Angst.“ „Dann solltest du ihn erstmal kennen lernen, bevor du es wagst über ihn zu urteilen.“ „Ich… Entschuldigung, ich habe mich vergessen.“ „Schon gut.“, der Schwarzhaarige legte den Kopf in den Nacken, „Vielleicht sollte ich dir ein wenig über deinen frisch erkorenen Feind erklären…“ Katsuyas Lider zuckten kurz und zogen sich langsam zusammen. Sein Blick fixierte einen Punkt jenseits des Horizonts. Durch einen tiefen Atemzug schwoll seine Brust an, während sich seine Hände zu Fäusten formten. „Nein.“ Der Kleinere zeigte keine Regung. „Nein.“, wiederholte der Blonde und richtete seine brauen Augen auf den Regungslosen, „Ich besiege meine Feinde nicht, indem ich auf ihre Schwächen ziele. Ich greife frontal an. Entweder gelingt es – oder eben nicht.“ Der Andere schnaubte nur, schloss die Augen und lächelte. Die Glocke klingelte. „Komm, wir haben Mathe.“ „Sag mal, Katsuya, was war das vorhin?“, fragte Ryou, während er sich auf einem Stuhl vor diesem sitzend auf Katsuyas Pult abstützte, „Ich dachte, du und Kaiba, ihr würdet euch verstehen… der hat dich ja echt total vorgeführt. Richtig gruselig…“ „Deine ewig gute Laune ist viel gruseliger.“, konterte der Angesprochene. „Was – ist – mit – Kaiba?“ „Sag mal, was bist du? Ein Mann oder ein Klatschweib? Bis’ ja richtig sensationsgeil.“ „Entschuldige bitte…“, betrübt lehnte sich der Jüngere zurück. „Wah! Nein! Ryou, Stopp!“ Der sah nur verwundert auf. „So war das doch nicht gemeint…“, der Blonde seufzte, „Ich mag das nur nicht erzählen, wo uns jeder zuhören kann…“ „Sag das doch einfach!“ „Männer sind halt manchmal etwas kompliziert…“, er fuhr sich mit der Hand durchs Haar und wollte sich gerade wieder aufstützen, „Ah, nein! So war das jetzt auch nicht gemeint!“ Der Weißhaarige sah schon wieder bedrückt aus. „Das soll jetzt nicht heißen, dass du nicht auch ein Mann bist! Oder irgendwie keine verstehen kannst! Ich meine nur- also- ich wollte- eben… ach, verdammt!“ Aber Ryou lachte nur herzhaft über den errötenden Punk – um sich danach sofort wieder zu entschuldigen. „Sag mal, kannst du mir einen Gefallen tun?“, wechselte der Ältere das Thema. „Welchen denn?“, fragte der Kleinere gleich wieder vergnügt. „Könntest du mir Mathe beibringen? Ich blick’ da voll nicht durch.“ Ryou nickte nur lächelnd. „Danke, Kumpel.“, auch Katsuya lächelte. „Morgen Nachmittag wieder?“ „Klar.“ „Aber ich verlange da für auch etwas…“, Ryou zwinkerte, „Morgen will ich die volle Wahrheit über Kaiba.“ Die volle Wahrheit? Was war das denn überhaupt? Er wusste ja nicht einmal, was in ihm vorging. Und seine Gefühle waren wahrlich mehr als nur gemischt, während er Kaiba zusah, wie vor dem Pult stand, ein ganz klein wenig breitbeinig, in der linken Hand das Religionsbuch und mit der Rechten seine Aussagen mit Gesten unterstrich. Er wirkte so kraftvoll, stark und zugleich anmutig… und Katsuya kam die Galle hoch bei dem Bild. Was zur Hölle fühlte er für diesen Mann? Er kannte ihn gerade mal eine Woche und sein Kopf spielte einfach nur verrückt. Womit hatte er das denn nur verdient? Und vor allen Dingen: Was sollte er jetzt nur tun? Kaiba würde ihn doch nie wieder mögen! Das war so gut wie aussichtslos. Er hatte ihn ja nicht einmal gemocht. Da gab es kein wieder… „Katsuya!“, donnerte es von vorne. „Äh… ja?“ „Ich habe dir eine Frage gestellt.“ Der Blonde schluckte nur. „Und… welche war das bitte?“ „Ob du heute Abend mit mir ausgehen willst.“, erwiderte der Lehrer sarkastisch und brachte die Klasse damit zu lachen – bis auf einen, „Ich habe gefragt, welche wichtigen Ereignisse außerhalb von Japan im Jahre 1866 geschahen.“ „Es gab einen Krieg in Europa.“, antwortete der Blonde so überzeugt wie möglich. Hey, nur weil Kaiba ihn nicht mochte, hieß das nicht, dass auch alle seine Tipps falsch waren, was? Und in Europa gab es sowieso andauernd Krieg, also konnte in dem Jahr auch einer gewesen sein. „Richtig.“, sagte der Ältere etwas leiser, „Kannst du mir auch sagen, welcher?“ „Nein.“, Katsuya hatte kaum Ahnung von Europa, „Vielleicht einer mit Frankreich?“ „Der war fünf Jahre später.“ Okay, gar nicht so falsch gezielt… „Kann mir jemand etwas Genaueres sagen?“, fragte Kaiba nun wieder die gesamte Klasse. War das jetzt eigentlich die vierte verlorene Runde? Eigentlich nicht, etwas hatte er ja gewusst. Vielleicht Nummer dreieinhalb… „Herr Lehrer Kaiba?“ „Was ist?“, knurrte dieser schon fast und würdigte seinen Schüler keines Blickes, während er gerade seine Sachen wieder zusammen räumte. „Ich… wollte sie fragen, ob sie heute vielleicht nach der Schule Zeit haben. Ich würde gerne mit ihnen sprechen.“, brachte der Blonde mit einem Seufzen heraus. „Tu’s doch jetzt.“, meinte der Ältere nur schnippisch. Katsuya senkte den Blick zu Boden. Da war etwas in seiner Brust, das hatte sein Herz betäubt, um jetzt daran zu ziehen und zu reißen und es zu fressen. Man konnte zwar keinen Schmerz spüren, aber seine Brust wurde leerer und leerer… Angst? Was sollte denn daran bitte Angst sein? Das war Hass, nichts außer purer Verachtung. „Ist noch irgendetwas?“, fragte Kaiba gelangweilt und nahm seine Unterlagen, „Sonst würde ich jetzt gehen, ich habe glatt noch etwas Besseres zu tun.“ Der Blonde ließ den Blick gesenkt, starrte die makellos glänzenden Schuhe seines Lehrers an. Echte schwarze Herrenschuhe aus Leder… Unter dem Verband an seiner Brust begann es zu jucken. Schwarzes Leder, Angst, die kalten Worte… „Verkriech’ dich in deiner Hundehütte, Köter.“, die Schuhe verschwanden aus seinem Blickfeld, „Na ja, falls du eine besitzt.“ Die Sohlen hinterließen ein leichtes Quietschen auf dem Boden. Alle waren bereits draußen, alles war still. Nur das Quietschen, das immer leiser werdende Quietschen. „Wahrheit…“ Kein Quietschen mehr. „Was ist Wahrheit?“ „Vergesslich bist du auch noch…“, höhnte der an der Tür Stehende. Ein einziges Quietschen. Er hatte sich zu ihm gedreht. „Wahrheit… der Mensch hat keine Ahnung, was Wahrheit ist.“ „Was?“, zischte es durch den Raum. „Was haben sie schon für eine Ahnung von Wahrheit?“ Katsuya hob seinen Blick. Der Brünette funkelte ihn mit seinen schwarzen Pupillen zwischen den zusammengezogenen Lidern an. Die Nasenflügel leicht aufgebläht, die Mundwinkel nach unten gezogen, die Falten tief. Der Braunäugige seufzte. „Keine.“ Keine Antwort. Kein Zucken. Keine Bewegung. Keine Veränderung. Stillstand. „Wahrheit…“, setzte Katsuya an, „Wahrheit muss etwas sein, das keine Lüge ist. Und gelogen ist eine ganze Menge.“ Die Lider wirkten nicht mehr so verkrampft. „Der ganze Mensch baut sich seine Wirklichkeit aus einer Menge Lügen auf. Beginnend bei der Frage, wie es einem geht, bis hin zu der Frage, ob das Leben überhaupt einen Sinn hat. Unsere ganze Existenz begründen wir auf Lügen und Unwahrheiten. Wieso sollte denn irgendwer uns mal gewollt haben? Gott oder Eltern oder sonst wer.“, er schnaubte verächtlich, „Uns kannte damals keiner und vermisst hätte uns darum auch niemand. Warum wurden wir denn geboren? Oh ja, weil unsere Eltern uns liebten und uns haben wollten – was für eine Heuchelei. Wir entstehen durch Zufall oder Gewalt oder manchmal dem Egoismus irgendwelcher Erwachsener, die Kinder für einen Nutzen gebären. Und warum gibt es überhaupt Menschen? Weil die Götter es so wollten. Weil auch sie uns so lieben. Pah! Es ist doch alles nur eine elende Heuchelei! Wir kommen mit der Wahrheit nicht klar und genau deshalb erschaffen wir erst Lügen.“, er wurde lauter, „Ohne diese Lügen wären wir doch schon längst tot. Wir ertragen die Wahrheit nicht, zumindest nicht die ganze. Wir erschaffen tausende von Lügen, um uns gut zu fühlen und verleugnen die Wahrheit oder blenden sie einfach aus. Wir sind heuchlerisch. Genau deshalb wollte ich nie Teil dieser Gesellschaft sein! Ich will nicht so stumpf werden und wie alle anderen die Wahrheit verneinen! Alles, was ich möchte, ist doch nur ein kleines bisschen Wahrheit…“, er wandte den Blick ab, „Alles, was ich wollte, war Wahrheit… ein klein bisschen ehrliche Zuneigung… nur…“, er konnte die Tränen nur schwer zurückhalten, „Warum verachten sie mich so?“ Kaiba warf den Kopf in den Nacken und schnaubte, während er mit den Augen rollte. „…wa…rum?“, wiederholte Katsuya mit gebrochener Stimme und kniff die Augen zusammen. „Du benimmst dich wie ein Kleinkind, dem man sein blaues Förmchen weggenommen hat. Erst nein schreien, dann ich will, ich will und schließlich zurück gekrochen kommen und auf den Arm wollen. Sonst noch irgendwelche Probleme?“ Er schniefte und versuchte seine Tränen hinter den herabhängenden Strähnen zu verstecken. „Du willst also Wahrheit?“, antwortete der Ältere im Herausgehen, „Ich hasse dich.“ Katsuyas Beine gaben nach. Sinnlos… Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)