Dead Society von Gepo (Die Hoffnung stirbt zuerst) ================================================================================ Kapitel 2: First Lesson ----------------------- Bald ist das Schuljahr vorbei und die Ferien beginnen. Urlaub, Sonne oder einfach nur zuhause rumliegen - Freizeit! Zeit zum Schreiben für mich. Aber was geschieht nach den sechs Wochen? Die Hölle bricht aus. Man zitiert uns wieder in die Schule. Ich für meinen Teil muss das im Gegensatz zu Katsuya nur noch zweimal machen. Und ich habe keinen Klassenlehrer mehr. Katsuya schon. Und ob man ihn darum beneiden sollte, müsst ihr selbst entscheiden ^.- ________________________________________________________________________ Ein Sonnenstrahl fiel durch die fast zugezogenen Fensterläden in ein sonst dunkles Zimmer. Die Wände waren mit Postern tapeziert oder durch Möbel verdeckt, sodass man sie nicht sehen konnte. Abgebildet waren in rot oder weiß gehaltene Namen auf schwarzem Hintergrund, manchmal stachen Figuren in dunklen Klamotten aus der einheitlichen Farbe hervor. Neben einem Schreibtisch standen zwei Kisten, auf der anderen Seite lag eine Matratze auf dem Boden. Schränke gab es keine. Der einzige Schmuck des Zimmers war eine kleine Drachenstatue auf dem Schreibtisch und einige selbst gemalte Bilder, die im Zimmer verstreut lagen. Ein Packen dreckiger Wäsche stapelte sich in einer Ecke. Piep. Piep. Piep. Die Gestalt auf der Matratze murrte, zog das Kissen über den Kopf und schlang beide Arme darum. Piep. Piep. Piep. „Scheiße!“, fluchte der Mensch, schmiss das Kissen gegen eine Wand und setzte sich auf. Er rieb sich die Augen und bemerkte dabei, dass es die Uhr um sein Handgelenk war, die piepste. Seufzend stellte er sie aus und sah sich im Zimmer um. Nachdem er sich gestreckt hatte, stand er auf und zog zuerst einmal die Jalousie herunter. Wie er Sonne hasste! Und das auch noch an einem so beschissen Tag! Was war da noch mal? Ach ja, er musste zur Schule. Grund genug, auf dem Weg von einer Brücke zu springen. Grummelnd machte er sich auf den Weg ins Bad, putzte Zähne und duschte. Wenigstens roch er nicht wie ein Köter und hatte auch keine Flöhe. Was eigentlich ein Wunder bei ihm war… Er öffnete die Tür des Kühlschrankes, sah hinein und schloss sie wieder. Hatten sie nicht mal was zu essen? Er brauchte dringend Geld, sonst würde er nicht lang überleben. Mit einem Blick ins Wohnzimmer, der ihm verriet, dass sein Vater noch nicht wach geworden war, schnappte er sich seinen Schlüsselbund und schlug die Haustür hinter sich zu. Beschissen! Sein Leben war einfach nur beschissen! …doch wenn es schon schlimm war, konnte es nur noch schlimmer werden. Katsuya war glatt ohne Umweg zur Schule gegangen, ohne sein Messer, ohne sein Eisenrohr, aber auch ohne Schulsachen. Er hatte ja nicht mal Geld, sich einen Block zu kaufen! Er hatte nicht mal Geld für was zu essen! Er besaß grad mal ein paar Stifte. Und jetzt saß er in einem Klassenraum, wie immer am Fenster, wie immer allein. Um ihn herum schwatzende Mädchen und albernde Jungen, die ihm andauernd angstvolle Blicke zuwarfen. Was zur Hölle hatte er ihnen denn getan? War er halt Punk! Musste die doch nicht interessieren! Kein Grund, so über ihn abzulästern. Und sie taten es trotzdem. Er würde gleich einem die Fresse einschlagen, wenn das so weiter ging! Um es einfach zu sagen, es war wie immer. Sein Leben war auch wie immer. Alles beschissen! Und wenn dieser Lehrer nicht sofort auftauchen würde, dann würde echt noch ein Unglück passieren. Wo blieb dieses Schwein? Er war pünktlich und jetzt verspätete sich der Lehrer! Echt, verkehrte Welt. Hatten diese Idioten nicht eine Vorbildfunktion? Sollten sie ihren Arsch mal etwas schneller schwingen! Was waren das denn für Typen, die- Katsuya stockte in seinen Gedanken. Der Neue hatte soeben die Klasse betreten. Er war hoch gewachsen, sicherlich über eins-neunzig groß und sehr elegant gekleidet. Der hellblaue Anzug stand ihm wirklich gut. Sein Haar war braun und seine Augen blau, die Lippen strahlten in einem rose-rot. Und er sah gut aus, wahnsinnig gut. Er konnte noch nicht einmal dreißig sein. Einer von den Jungen also… Katsuya lächelte böse. Die waren am einfachsten zu manipulieren. Nichts leichter als das. Und diesen Typen würde er gleich in zwei Fächern haben! Besser konnte es nicht kommen. Aber man sollte sich auch vor stumpfen Zähnen in Acht nehmen. Vielleicht war da Typ ja doch anders. Zumindest wurde sein Blick eiskalt, als er Katsuya sah. Böses Omen. „Guten Morgen.“, der Lehrer ließ den Blick über die Stehenden schweifen. Selbst Katsuya war diesmal aufgestanden. „Guten Morgen.“ , begrüßte die Klasse. Manche lehnten etwas zur Seite, um freien Blick auf den Lehrer zu haben. Andere standen nur stumm an ihrem Tisch oder sahen desinteressiert an die Decke, auf den Boden oder aus dem Fenster. Katsuya hingegen sah ohne sich zu regen auf den Punkt, an dem er den Lehrer vermutete. Was war denn das gewesen? Der Typ kannte ihn nicht einmal und speiste ihn mit nur einem Blick ab! Er hatte nicht einmal mit der Wimper gezuckt! Nein, er hatte ihm kurz in die Augen gesehen, ein grausames Lächeln aufgesetzt und sich weggedreht. Wie unverschämt konnte man eigentlich sein! Glaubte der etwa, mit so einem Schwachsinn durchzukommen? Oh, er würde ihn noch kennen lernen… und zwar mehr, als ihm lieb war. Er ballte die Hände zu Fäusten. Im selben Moment kam der Lehrer auch wieder in sein Blickfeld. „Mein Name ist Kaiba. Ich bin euer neuer Klassenlehrer, die Lehrperson für Japanisch und Religion und weiterhin der neue stellvertretende Schulleiter.“, stellte der Brünette sich vor, „Ich bin der Überzeugung, dass wir gut miteinander auskommen, wenn ihr euch benehmt und euch an die Regeln haltet.“ Katsuyas Augenlider zuckten gefährlich hoch und runter. Was bildete der Kerl sich eigentlich ein? Was sollte diese beschissene Mentalität, dass alles, was nicht Liebkind war, gleich verabscheut werden musste? Das war ja wohl eine Kampfansage! Und vor allen Dingen eine Provokation! Dieses verdammte Miststück eines hirnverbrannten Idioten! Er atmete tief aus. Er musste Ruhe bewahren. Er würde sich von diesem Typen nicht dazu bringen lassen, irgendetwas Dummes zu tun. Als stellvertretender Rektor konnte dieser Neue ihn schließlich rausschmeißen. Er musste erstmal vorsichtig sein. Aber sollte er sich das wirklich gefallen lassen? „Für alle Individuen in diesem Raum, die damit nicht klarkommen: Ich empfehle euch, euch zu fügen oder ich werde höchstpersönlich dafür sorgen, dass ihr spurt.“ Beinahe hätte Katsuya geknurrt. Dieses Schwein! Wie widerwärtig konnte man sein? Das war keine Kampfansage mehr, das war eine Kriegserklärung! Das konnte er nicht tolerieren! Er fixierte den Lehrer mit einem hasserfüllten Blick. „Und wenn wir mit ihnen nicht klarkommen, sollen wir dann auch dafür sorgen, dass sie spuren?“ Ein Paar blauer Augen richtete sich auf ihn, kalt, arrogant, herablassend. Das Lächeln von vorhin schlich sich wieder auf seine Lippen. „Das können sie gerne versuchen.“, meinte der Ältere amüsiert, wobei seine Stimmlage im krassen Gegensatz zu seinem Blick stand, „Am besten wir diskutieren das heute nach der Schule, da führe ich Aufsicht über die Leute, die nachsitzen müssen.“ „Ich glaube nicht, dass ich da Zeit habe.“, konterte Katsuya trocken, während der Funke in seinen Augen zu lodern begann. Sein Gegenüber zog die Augenbrauen hoch, legte den Kopf schief und lächelte noch grausamer. „Ich glaube nicht, dass das in ihrer Entscheidungsgewalt steht.“ „Wenn es so wichtig ist, dann sollten wir das vielleicht sofort klären. Ich möchte ja schließlich nicht, dass sie aus einem Missverständnis heraus eine schlechte Meinung von mir haben.“, erwiderte der Blonde höflich, während sich seine Lider noch weiter verengten und seine Lippen sich zu einem ähnlich gemeinen Grinsen verzogen. „Ich freue mich, einen so aufgeschlossenen Schüler zu haben. Unsere Diskussionen werden sicher eine Bereicherung sein. Ich sehe sie ja dann heute Nachmittag.“, der Lehrer wurde lauter und erstickte so Katsuyas Kommentar, „Um dies als eine gute Einführung zu nutzen, werde ich nun mit dem Unterricht beginnen. Unser erstes Thema werden die verschiedenen Formen der kontroversen Kommunikation sein. Im Rahmen dieses Themas werden sie mit Diskussionen, Debatten, Disputationen und anderen Möglichkeiten zur Auseinandersetzung bekannt gemacht. Ich bitte sie zunächst einmal das Buch auf Seite achtundneunzig aufzuschlagen und kurz diese Zettel zu verteilen.“, er reichte einem Schüler in der ersten Reihe die Stundenpläne und begann daraufhin mit dem Unterricht. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)