Die dunkle Ritterin von Dolette ================================================================================ Kapitel 21: Die Verteidigungslinie wird errichtet ------------------------------------------------- + Die Verteidigungslinie wird errichtet Tage später erreichte das ungewöhnliche Bündnis aus Menschen, Orks, Tauren und Trollen die Ausläufer des dicht bewaldeten Berges Hyjal, an dem sie auf die ersten Nachtelfen stießen. Große aufrechte Wesen, die mit Dolette kaum noch etwas gemein hatten. Wo die Paladin in Größe, Statur und vor allem Hautfarbe beinah einem Menschen glich, unterschieden sie sich ganz prägnant. Die männlichen Wachen hier, waren sicher drei Köpfe größer als Marialle. Mit breiten Schultern und von muskulöser Statur. Die Hautfarbe war in unterschiedliche Blautöne bis hin zu violette getaucht und die Priesterin wunderte sich nun nicht mehr warum man die Kaldorei Nachtelfen nannte. Sie waren kein bisschen freundlich gesonnen. Der Tod von Cenarius, einem Waldgott und Anführer der nachtelfischen Druiden, und ihren Brüdern und Schwestern die an seiner Seite sstarbe, hatte zu tiefe Spuren hinterlassen. Nach einigen zähen Verhandlungen mit den Wachen, hatten sich die Nachtelfen jedoch schließlich bereit erklärt, eine kleine Gruppe zu ihren beiden Anführern auf den Gipfel des Berges steigen zu lassen und dort die Verhandlungen von ihren Oberhäuptern weiter führen zu lassen. Dolette, Marialle, Jaina, Thrall, Cairne und Vol'jin würden den Berg besteigen, um die Nachtelfenfürsten aufzusuchen, wie das Orakel es ihnen befohlen hatte. Die sechs ungleichen Gefährten wurden von einem Dutzend Nachtelfen auf den Gipfel des Hyjal geführt. Die Umgebung war satt und grün. Marialle fühlte sich von der Aura, die hier herrschte sofort in ihren Bann gezogen. Eine natürliche Magie schien hier in jedem Baum, jedem Busch und jedem Tier zu wohnen. Sie wurden in ein Haus geführt, das mit schönen Holzschnitzereien verziert war. Im Inneren wurden sie von zwei Nachtelfen erwartet, der Mann war von beeindruckender Größe, an seinen Armen hatte er Flügel und auf dem Kopf wuchs aus seinem grünen Haar, ein mächtiges Geweih, was ihn stark von seinen Artgenossen unterschied. Trotz seines Äußeren umgab ihn eine Sanftmut und Weisheit, die seinesgleichen suchten. Die Frau an seiner Seite war von atemberaubender Schönheit, schlank und Hochgewachsen, ihr Türkises Haar umspielte offen die filigranen Gesichtszüge und vollen Lippen. Einige Körperlängen hinter ihnen Stand eine weitere Frau mit dunkelblauen Haare, aus denen, genau wie bei den beiden anderen, lange, blaue oder violette Ohren ragten. Sie trug eine dunkle Rüstung und den kunstvollen Bogen im Anschlag. "Der Erzdruide Malfurion Sturmgrimm und die Hochpriesterin Tyrande Whisperwind.", wurden sie von einer der Wachen vorgestellt. "Wir haben euch erwartet, Fremde.", erklang die ruhige, aber bestimmte Stimme, des Nachtelfenmannes. "Wir sind zu Verhandlungen über ein Bündnis bereit, sofern ihr euch von den Mördern meines Shan'dos und der Verräterischen Hochgeborenen lossagt.", sprach er erhaben und bedachte Thrall und Dolette mit einem missgünstigen Blick. Hochgeborene war eine Bezeichnung für Dolettes Volk aus der Zeit, als sich die Quel'Dorei von ihren Brüdern und Schwestern lossagten. Das Volk der Kaldorei wurde gespalten. Großes Unheil für ganz Azeroth war die Folge dieser Entzweiung und es löste die Zerstörung des Brunnens der Ewigkeit aus, der ersten Quelle der Macht der Nachtelfen, die ihnen die Unsterblichkeit verlieh. Kalimdor riss es dabei auseinander und alles was davon übrig blieb war der Mahlstrom mitten im Meer. "Meister Sturmgrimm, mit denen die euch, vor tausenden von Jahren betrogen haben, haben die wenigsten meines Volkes heute noch etwas gemein. Dazu kommt, dass ein Großteil von ihnen im Kampf gegen unseren gemeinsamen Feind, gefallen ist. Der Ork, der die Euren und den Halbgott getötet hat, stand unter einem mächtigen Fluch. Er und sein Gefolge wurden von unseren Priestern, Schamanen und Hexendoktoren in einem Ritual gereinigt. Bei dem Unterfangen, den Verantwortlichen dieses Fluchs zur Strecke zu bringen, ließ dieser Ork sein Leben. Ausserdem..." Dolette sprach ruhig und unterwürfig, nichts von der Erhabenheit, die ihre Worte sonst begleitete lag in ihnen. Und zumindest bei Tyrande schien sie nicht auf taube Ohren zu stoßen, doch sie wurde jäh vom krächzen einer Krähe unterbrochen, die zwischen ihnen landete und augenblicklich die Gestalt eines vermummten Mannes annahm. "Das Orakel!", flüsterte Marialle, ehrfürchtig. "Ihr!", rief Malfurion überrascht. Das Orakel nahm seine Kapuze ab und unter ihr kamen die grauen Haare eines gealterten Menschen zum Vorschein. "Nun da ihr alle versammelt seid, hört ein letztes mal meine Warnung. Ich bin Medivh, Sohn Aegwynns und der letzte Wächter von Tirisfal. Nachdem mein Schüler Kadghar meiner verdorbenen Existenz ein Ende bereitet hat, gab meine Mutter mir mit der, ihr verbliebenen Kraft, ein neues Leben, wenn man es denn so nennen will. Und so schickte ich euch Visionen und Träume, um ein wenig davon wieder gut zu machen was ich dieser Welt und seinen Völkern einst antat. Hört meine Worte, die Legion wird kommen und den Weltenbaum Norddrassil in ihre Klauen reißen. Azeroth wird dies nicht überleben. Überdenkt eure Differenzen und errichtet lieber eure Abwehrlinien!" Wie schon in der Höhle, schien seine Stimme von allen Seiten zu kommen und direkt als er geendet hatte, verwandelte er sich zurück in die Krähe und flog davon. "Mal, er hat recht. Wir müssen Norddrassil schützen, dabei ist jede helfende Hand wertvoll." Der Nachtelf sah hinab zu Tyrande und überdachte ihre Worte, dann trat er näher an Thrall heran. "Sind eure Absichten ehrenvoll, Ork?", fragte er den Kriegshäuptling und sah ihm tief in die klaren blauen Augen. "Bei meiner Ehre, Meister Sturmgrimm.", sprach er ruhig und der Druide schien überzeugt. Er trat einige Schritte, weiter zu der Paladin und sah auch ihr in die dunklen, blauen Augen in denen der sanfte, goldene Schimmer tanzte. Er stockte und starrte sogar einige Augenblicke, bevor er seine Stimme fand. "Und ihr, Hochgeborene? Seid ihr bereit euer Leben zu geben um den Weltenbaum zu schützen?" Dolette senkte ihren Kopf. "Mittlerweile nennen wir uns nicht mehr so, wir sind nun Quel'dorei und ich habe die Fehler meiner Ahnen weit hinter mir gelassen, Meister Sturmgrimm." Er nickte kaum merklich und ließ seinen Blick über die restlichen Gefährten streifen, dabei erstarrte er wieder einige Herzschläge lang, als er die Augen der jungen Menschenpriesterin entdeckte. "Wenn es sich ergibt haben wir zu reden Myladys...", sagte er an die Hochelfe und Marialle gewandt. Diese schluckte hart. Was wollte dieses erhabene Wesen wohl von einem unbedeutenden Menschen, wie ihr? Sie nickten beide und er schritt zurück an die Seite Tyrandes. "Vielleicht dürften wir erst einmal erfahren, wer unsere neuen Verbündeten sind?", sprach sie freundlich und lächelte sanft, was ihrer Erscheinung nur noch mehr zur Schönheit gereichte. Ihre Gefährten schienen alle irgendwie gefangen, vom Anblick der Hochpriesterin und so war Marialle überrascht, als die Stimme des Trolls erklang. "Meine Bescheidenheit nennt sich Vol'jin, ich bin der jüngste Häuptling der Dunkelspeer Trolle, wenn ich mal mit mir selbst beginnen darf.", sprach er gelassen, offenbar schienen ihn die Auren, die die beiden Nachtelfen umgaben, völlig kalt zu lassen. "Der große behaarte neben mir ist Cairne Bluthuf, er vertritt die herumstreifenden Tauren hier, dank Thrall hier,..." Er deutete auf den Ork. "...dem Kriegshäuptling der neuen Horde und Anführer der Orks, werden die Tauren endlich wieder sesshaft werden können. Kommen wir zu den Damen; das blonde Menschenweibchen in der Mitte ist Lady Jaina Prachtmeer, Magierin der Kirin Tor, was immer das sein mag und Erbin des Reichs Kul Tiraz. Das junge Menschlein daneben ist Marialle Lichtsprung, Gesandte der Priesternschaft der Kirche des heiligen Lichtes, richtig so Kleine?", wandt er sich grinsend an Marialle die leicht errötete, während sie nickte. "Und die dürre Elfe die ihr so wenig leiden könnt, ist Dolette Glutklinge, Paladin der silbernen Hand und gewählte Befehlshaberin unseres Bündnisses." Tyrande konnte sich eines kleinen Grinsens nicht erwehren und auch Malfurion wirkte nun nicht mehr ganz so steif. "Der Troll gefallt mir!, kam es aus dem Dunkel der hintersten Ecke. "Wir wurden ja bereits vorgestellt. Die junge Dame, dort hinten im Schatten, ist Shandris Mondfeder, Generälin meiner Schildwache." Die Nachtelfe trat aus dem Schatten und deutete eine Verbeugung an. "Da wir die Formalitäten nun hinter uns haben, folgt mir bitte in den nächsten Raum, damit wir uns einigen können welches Heer, wo Stellung bezieht." Er ging voran durch eine große Flügeltüre. Der nächste Raum war verhältnismäßig klein, dennoch bot er Platz für eine große Tafel, an die sich alle setzten. Der Raum war hell, von vielen Laternen erleuchtet und ein Feuer wärmte ihn aus einem Kamin heraus. In der Mitte der Tafel lag eine riesige, lederne Karte, auf die der Berg Hyjal samt Umgebung eingezeichnet war. "Meine Späher berichten von einer gewaltigen Armee von Dämonen und Untoten, die von Archimonde angeführt wird. Durch die größe seiner Streitmacht kommt er aber nur sehr langsam voran. Wir schätzen, dass er noch mindestens drei Mondzyklen braucht, bis er am Fuß des Berges eintrifft. Seit wir wissen, dass der Entweiher auf dem Vormarsch ist, speisen wir die Macht, die wir von Norddrassil erhalten haben und uns ewiges Leben gewährte, in den Baum zurück. Falls wir ihn nicht besiegen können, wird der Weltenbaum das können. Allerdings brauchen wir dafür Zeit, so viel es geht, darum schlage ich vor, dass wir Stützpunkte und Festungen an den Engpässen errichten, dadurch gewinnen wir die Zeit die wir brauchen. Die Naturgeister werden zu guter Letzt auf dem Gipfel, beim Weltenbaum, warten, um den vernichtenden Streich gegen die Dämonen und Geißel zu spielen. Die Engpässe sind hier, hier und schlussendlich hier." Erklärte der Nachtelf und deutete auf drei Punkte auf der Karte. "Wir müssen das ganze so lange wie möglich in die Länge ziehen, nur dann können wir sicher sein, dass die Falle zuschnappt. Also wer übernimmt den Posten am Fuß des Berges?" Er sah in die Gesichter seiner neuen Verbündeten und wurde nicht enttäuscht. "Das werden wir übernehmen. Meine Flotte ist die größere Streitmacht.", sprach Jaina und holte sich ein Nicken von Dolette und Thrall, das die Entschlossenheit in ihren Augen noch weiter anwachsen ließ. Malfurion nickte ebenfalls. "Dann bitte ich euch Thrall, zusammen mit Vol'jin und Meister Bluthuf, die zweite Festung zu errichten und zu verteidigen. Tyrande, du und deine Schildwache wartet dann am dritten Stützpunkt." Sie nickte Malfurion entschlossen zu, dann fuhr er fort: "Ich werde mit meinen Druiden und den Naturgeistern direkt am Tor zu Norddrassil auf Archimonde lauern. Hat jemand einwände?" Nach einigen Augenblicken des Wartens ergriff nun Tyrande das Wort. "Dann sollten wir es für heute dabei belassen und uns morgen für weitere Gespräche hier versammeln. Ihr und eure Leute, werden von meinen Schildwachen zu den Stützpunkten geführt und könnt eure Lager aufschlagen. Bis dahin eine angenehme Nacht euch allen." Die Nachtelfenpriesterin verbeugte sich. Die anderen taten es ihr gleich und verließen den Besprechungsraum. Im Flur wurden sie von einigen Wachen in Empfang genommen, die sie zu ihren Leuten zurück und schließlich zu den Stützpunkten führten. Nachdem die Planungen fürs Erste abgeschlossen waren begannen die Arbeiten an den Festungen. Mit der Unterstützung der Nachtelfen, kamen die drei Stützpunkte schnell voran und bald waren die Festungen und viele Hütten für die verschiedenen Völker errichtet. So wurden die Tage zu Wochen und die Wochen zu Monaten. Es wurde ruhig in den Festungen, die Bewohner spielten sich langsam ein und gewöhnten sich an ihre provisorische Bleibe. Es kam der Tag an dem Archimonde und sein Heer von einem der Menschenspäher gesichtet wurde und eine Versammlung der Befehlshaber einberufen wurde und so traf man sich, einmal mehr, in dem kleinen Besprechungszimmer. Diese Treffen waren mittlerweile ein festes Ritual geworden, dass alle paar Tage stattfand und so kam Dolette auch ohne jegliche Höflichkeiten zur Sache: "Unsere Späher berichten, dass Archimonde ein paar Meilen entfernt eine Basis errichtet, er fällt Bäume, baut Erze ab und errichtet Gebäude, er will sich wohl länger hier einrichten." Die Paladin musste bei ihren Worten etwas schmunzeln und Malfurion tat es ihr gleich, auch wenn deutliche Bitterkeit in den Gesichtszügen der unterschiedlichen Elfen, mitschwang. "Offenbar weiß er auf was er sich einlässt. Gut so, wir brauchen noch immer eine Menge Zeit." "Unsere Festung wurd' vor'n paar Tag'n fertig gestellt, soll'n diese Viecher nur komm'n!", ließ der Troll verlauten, worauf hin er einige Klopfer auf dem massiven Tisch erntete. Vol'jin riss sich, was seine gute Aussprache anging, schon lange nicht mehr zusammen. Offenbar fühlte er sich recht wohl unter den Anführern der Völker. "An meiner Festung wurden die Bauarbeiten heute ebenfalls beendet, es wäre mir eine Ehre euch zu einer kleinen Feier, heute Abend, laden zu dürfen.", berichtete Tyrande nun an alle Anwesenden gewandt. "Wer weiß wie lange noch Leben in uns ist, da sollte man doch genießen was man hat. Außerdem stärkt es die Moral.", brummte der Taure ungewohnt fröhlich. "Ich hätt' da noch das ein oder and're Gift, das ein' viel schöner berauscht als Met's jemals könnt'. Natürlich weiß ich nich, ob ihr zart'n Wes'n das vertragt, aber es wär sicher'n Spaß es raus zukrieg'n.", stimmte Vol'jin in die gelöste Stimmung mit ein. "Das Gesöff, das einen Ork umhauen soll, muss erst noch gebraut werden, mein Freund.", lachte Thrall und klopfte dem Troll freundschaftlich auf die Schulter. Die drei Frauen schauten einander lächelnd an und nickten dann Tyrande zu. "Wie erfreulich! Dann findet euch zum Sonnenuntergang in meiner Festung ein." Als die Sonne schließlich untergegangen war, fanden die Gefährten und einige ihrer Gefolgsleute, sich im Hof der dritten Festung ein. Der Platz war hell erleuchtet und überall herrschte reges Treiben, der unterschiedlichen Völker. Ein großer Grill schwang in der Mitte des Innenhofes über einem Feuer, der von drei Nachtelfen gleichzeitig bedient wurde. Die meisten der Gefährten wurden von ihm magisch angezogen. Cairne Bluthuf suchte nach dem Anführer der Druiden, die beiden verstanden sich auf Anhieb und der Nachtelfe hatte versprochen, ihm in den Lehren der Druiden zu unterweisen, damit der Taure sie unter seinem Volk verbreiten konnte. Dolette und Marialle entschieden sich erst einmal der Gastgeberin die Ehre zu erweisen. Sie deuteten eine Verbeugung an und Tyrande schenkte ihnen ein strahlendes Lächeln. "Mylady Whisperwind, vielen Dank für die Einladung. Ihr habt ein wahrlich prächtiges Fest zustande gebracht.", begrüßte die Hochelfe die schöne Nachtelfe. Dolette war heute Abend wunderschön, wie Marialle fand, sie trug ein helles, beiges Hemd aus Samt, das je nach Lichteinfall eine Spur blau aufwies. Es lag eng an und umspielte die schmale Figur der Paladin, nahezu perfekt. Die Hose, war dunkelblau mit je einem weißen Streifen an der Seite und endete in den kniehohen, schwarzen Stiefeln. An dem breiten schwarzen Gürtel hing ihr Raseur, ein Schwert das sie mittlerweile nur noch zu Festivitäten trug. Ihre Haare waren wie immer offen und fielen in seichten Wellen herab. Marialle trug passend zu ihrer Liebsten eine beige, kunstvoll verzierte Robe mit einem blauen Gürtelband, das ihr locker um die Taille gebunden war. Ihr kecker Bob war in den letzten Monaten deutlich länger geworden und so steckte sie ihr Haar meist hoch, wie auch am heutigen Abend. Die Nachtelfe hielt es wie die junge Menschenfrau, schlicht in eine helle fast weiße Robe gehüllt war der einzige Blickfang, ein filigrane Halskette mit einem Mondanhänger, der jeden Betrachter wie ein funkelnder Köder in ihrem Antlitz gefangen nahm. Ihr türkises Haar war kunstvoll hochgesteckt und betonte ihren langen, schmalen Hals. "Vielen Dank, Lady Glutklinge. Ich hoffe ihr und Lady Lichtsprung fühlt euch wohl. Habt ihr schon gegessen?" "Wir sind grade erst angekommen, Mylady. Zuerst wollten wir euch unsere Aufwartung machen." Die Hochelfe neigte leicht ihren Kopf und Marialle musste grinsen als sie daran erinnert wurde wie charmant die schöne Frau doch sein konnte. Ihr entging nicht, mit wieviel gefallen die Nachtelfe das ebenfalls registrierte. "Ich hatte gehofft mich heute Abend etwas mit euch unterhalten zu können. Es ist für mich persönlich äußerst spannend eine Quel'dorei kennen zu lernen. Ich möchte gerne wissen wie euer Volk sich entwickelt hat. Und zu gern würde ich auch wissen wie eure...Lady Lichtsprung?" Marialle wurde just in dem Augenblick, als sie angesprochen wurde von der jungen Magierin Odessa von den beiden Frauen fort gezogen. "Sag mal Odi, spinnst du? Ich habe mich grade mit Tyrande Whisperwind unterhalten! Wie stehe ich denn jetzt da?" Die junge Frau schenkte ihr ein strahlendes Lächeln, dem sie sich nicht erwehren konnte. "Komm schon Mari, heute Abend hast du frei, lass uns Spaß haben!" Die Priesterin schüttelte, lächelnd den Kopf, doch ließ sie sich mitziehen. Sie wurde von der flippigen Magierin zu allerlei Ecken auf dem großen Platz gezogen, wo es die verschiedensten Köstlichkeiten gab, die die Nachtelfen zu bieten hatten. Als der Abend fortgeschritten war und die Nachtelfen anfingen zu musizieren riss sie die Priesterin auch noch mit zum Tanzen, bis Marialle irgendwann die Geduld verlor. "Odi! Jetzt reicht es mir aber, ich habe mich die ganze Zeit von dir, über den gesamten Platz ziehen lassen, obwohl du mich nicht mal gefragt hast und aus einer Unterhaltung gerissen hast. Jetzt würde ich gern auch etwas Zeit mit Dole verbringen.", rief sie ihr, gegen die Musik ankämpfend, zu. Die junge Magierin sah enttäuscht drein, doch nickte sie. "Ja natürlich, entschuldige bitte, Mari." Die Priesterin war überrascht wie viel Autorität sie tatsächlich mittlerweile ausstrahlte. Odessa hatte schon des Öfteren die ein oder andere ihrer Grenzen, voller überschwänglicher Zuneigung überschritten, doch so einsichtig hatte sie die junge Frau noch nicht erlebt. Der Anblick ihrer Geliebten, die ihren Kopf hinauf zum Ohr der Hochpriesterin neigte, um gegen die Musik an, ihre Unterhaltung weiter zuführen, riss sie jäh aus ihren Gedanken. Es freute sie, dass Tyrande ihr soviel Interesse entgegenbrachte. Die anfänglich, ablehnende Haltung Malfurions ließ sie schon befürchten hier einem dauerhaften Kampf ausgesetzt zu sein, in dem die Paladin ihre Glaubwürdigkeit ein ums andere mal hätte beweisen müssen. Doch dieser Anblick versetzte ihr dennoch einen kleinen Stich. Die beide Elfen sahen in diesem Moment auf und die Blicke der drei Frauen trafen sich. Marialle lief hoch rot an, sie fühlte sich ertappt. Das Gefühl wich so schnell wie es gekommen war, als sie erkannte wie ernst die beiden sie betrachteten, was sie veranlasste zu ihnen hinüber zu gehen. Sie sagten nichts, die Hochpriesterin drehte sich um und schritt durch einen Gang hinaus aus der Festung. Die Paladin legte einen Arm um die Taille der jungen Frau und führte sie hinterher. "Stimmt etwas nicht, Dole?", fragte Marialle nun etwas verwirrt von der Einvernehmlichkeit mit der die beiden Frauen sie raus aus dem Tumult führten. "Alles in Ordnung, Liebste. Bei der lauten Musik kann man sich, mit mehr als zwei Personen nur nicht mehr unterhalten, darum führt Lady Whisperwind uns an einen anderen Ort." Die Priesterin nickte abwesend, betrachtete die schlanken Konturen der Nachtelfe, die sich, trotz der hellen Farben die sie trug, perfekt in das Dunkel der Nacht, einfügten. An einem kleinen Teich der vor einer malerischen Lichtung lag, kam die Hochpriesterin an einem filigranen, weißen Tisch mit drei Stühlen zum Stehen. "Wusstet ihr etwa, dass es heute zu diesem Gespräch kommen würde, Lady Whisperwind?", fragte die Paladin schmunzelnd. "Ich sage es mal so, ich habe es gehofft und bin einfach gut vorbereitet. Setzt euch doch Lady Lichtsprung.", bat sie die junge Priesterin und Marialle kam der Bitte sofort nach. "Leider wurden wir vorhin ja recht unwirsch von eurer jungen Freundin unterbrochen. Einen Becher Wein, meine Damen?", begann Tyrande freundlich lächelnd, nachdem auch sie und die Hochelfe sich an den kleinen Tisch gesetzt hatten. Dolette nickte freundlich. "Ja...ja, ich auch, warum nicht?", antwortete Marialle leise. Nachdem die Nachtelfe eingeschenkt und jeder einen Schluck genommen hatte, fuhr Tyrande fort: "Ihr müsst euch nicht unwohl fühlen, Lady Lichtsprung. Ich bin sicherlich um ein beträchtlich Vielfaches älter als ihr, aber so wie mir Lady Glutklinge berichtet hat, störte das eure spitze Zunge bei ihr kein bisschen. Also versucht doch bitte eure Anspannung abzulegen. Ich habe nichts göttergleiches, oder ähnliches an mir. Ich bin auch nur eine Frau, so wie ihr." Die beiden ungleichen Elfen strahlten sich einvernehmlich lächelnd an, während die junge Menschenfrau die Hitze spürte, die ihr erneut ins Gesicht schoss. Ihr war schleierhaft, wie dieses Wesen einerseits von sich behaupten konnte, nichts Göttliches in sich zu haben und andererseits ihre Gefühle zu lesen schien, als stünden sie in ihr Gesicht geschrieben. Marialle hatte sehr wohl die Geschichten um die Mondpriesterin gehört. Auserwählt von der letzten Hochpruesterin, gilt sie als Elunes Ebenbild und Stimme auf Azeroth. Sie spürte die Hand ihrer geliebten Paladin auf der ihren und entspannte sich augenblicklich. Sie sah Auszüge des Gesprächs, dass die beiden Elfen führten und musste seicht lächeln, als sie verfolgte wie Dolette der Nachtelfe von ihr erzählte. "Nun, deshalb sind wir hier, nicht wahr?", sagte Tyrande sanft und deutete nickend hinunter zu ihren ineinander verschränkten Händen. Die beiden sahen einen kurzen Augenblick liebevoll auf das sanfte Leuchten, dass von ihren Händen ausging, ehe die Nachtelfe weiter sprach: "Es ist wirklich faszinierend, Myladys. Ich sah Augen schon in den unterschiedlichsten Farben und auf die merkwürdigsten Arten leuchten, schimmern, Glimmern oder wie auch immer, aber das was sich in euren Augen abspielt ist so viel mehr. Vielleicht sind nur Malfurion und ich in der Lage zu sehen welch tiefe und alte Verbindung darin zu erkennen ist." Tyrande sah ihnen abwechselnd in die Augen. In ihren eigenen lag unendlich viel Wärme, aber auch kühle Intelligenz, jahrtausende alte Weisheit und ein klarer Verstand. "Und, könnt ihr uns sagen was es damit auf sich hat?", fragte die junge Priesterin, die schmunzelnde ältere. "Nun, vielleicht wisst ihr, dass wir Nachtelfen die Mondgöttin Elune anbeten. Die Tauren nennen sie übrigens Mu'sha. In gewisser Weise teilen wir also denselben glauben." Tyrande machte eine Pause und Dolette nutzte sie, um Marialle einen Blick zuschenken, der soviel hieß wie 'hätten wir mal den Tauren angesprochen'. "Die Tauren glauben, dass Mu'sha das linke Auge und An'she das rechte Auge, der Erdenmutter waren, die einst die Welt formte und alles Leben schuf. Sie gab ihr rechtes Auge und erschuf die Sonne, ihr linkes Auge gab sie um den Mond zu formen. Noch lange bevor die Titanen auf die Welt kamen, gab die große Erdenmutter ihr Sein auf und verschmolz mit allem was uns umgibt. Mit der Erde, der Luft, dem Wasser und dem Wind, sie ist in allem was wir sehen können, in jedem Baum, in jedem Stein. Einfach überall, doch sie hat keine Macht mehr und so kam es dass ihre Kinder, die Alten Götter, sie verrieten und Chaos über Azeroth brachten. Belare und Elune, wie wir sie nennen, gebaren jede eine Tochter und schickten sie ins Chaos, um einander zu finden und ein Licht an die Titanen zu senden, auf dass sie die Welt vor dem Untergang bewahren. Das Licht zu erschaffen, kostete die Töchter ihre Existenzen und in der Trauer, sich grade erst gefunden zu haben, um sich gleich darauf wieder zu verlieren, ließen sie einen Teil von sich hier, um einander wieder zu finden und vereint zu sein, wenn die Welt droht wieder ins Dunkel gestürzt zu werden. So wurde die Geschichte uns und den Tauren überliefert und schließlich zur Legende." Tyrande verstummte und sah verträumt zum Mond hinauf. "Nicht verwunderlich, dass die Hochelfen das Gegenstück zum Mond, als ihren neuen lebensbestimmenden Mittelpunkt erwählten.", dachte Marialle laut. "Überhaupt nicht, Lady Lichtsprung. Die Legende war lange Teil unserer Kultur, bis unser Glaube immer mehr an Elune ging. Man kann darüber streiten ob die Verehrung der Sonne bewusst oder unbewusst im Geist der Quel'dorei verankert ist, aber es hat seinen Ursprung in dieser Legende. Tyrande und ich, wir glauben, dass ihr die verlorenen Teile der Töchter von Belare und Elune in euch tragt und euch schließlich zusammen führten. Und wir glauben auch, dass es kein Zufall ist, dass ihr jetzt hier seid, um uns im Kampf gegen Archimonde und seine Schergen beizustehen." Malfurion war hinzu getreten und beendete die Ausführungen der Hochpriesterin. Die Paladin nickte gedankenverloren, doch Marialle konnte ihre Gedanken nicht für sich behalten. "Das passt ja alles ganz wunderbar zusammen, aber eins stört mich daran. Wir sprechen hier von Sonne und Mond, Belare und Elune. Mein Volk glaubt nicht an diese Schöpfungsgeschichte. Wäre es nicht viel sinnvoller, dass Dole und eine Nachtelfe die Lichter in sich tragen? Ich meine allein schon meine kurze Lebensspanne. Ich kann mit dieser Macht, nur ein einziges Menschenleben lang tun wozu sie gedacht ist und Dole wird mich überleben und ist ohne mich machtlos? Kein besonders guter, göttlicher Plan. Ich meine, könnte es nicht sein, dass...ach ich weiß auch nicht." Sie sah resignierend zu Boden, das machte doch alles keinen Sinn, sie empfand sich als das einzige Glied was nicht in diese Kette passte. Tyrande lächelte sie verständnisvoll an, doch war es Malfurion der wieder das Wort ergriff: "Lady Lichtsprung, es ist wahr, ihr seid ein Mensch und als solcher eine Schöpfung der großen Erdenmutter, so wie wir alle. Ich habe einige Theorien, darüber wie das Schicksal, oder wie auch immer man es nennen mag, zwei Seelen die zusammen gehören immer wieder zueinander führt, aber lasst mich euch zuerst eine Frage stellen. Spürt ihr die Veränderungen nicht, die mit eurer Verbindung einhergehen?" Er sah die junge Priesterin eindringlich an. Sie linste zu der Hochelfe, die den Druiden aber nur eben so gespannt ansah wie sie selbst grade noch. "Doch, eine Menge sogar, aber das sind alles Dinge die eh schon durch die Verbindung entstanden." Er lächelte müde, so dass sie sich ein wenig dumm vorkam. "Mein Kind, wir wissen selbst nicht wie alt wir ohne unsere Unsterblichkeit werden, die vom Weltenbaum und bei den Quel'dorei vom Sonnenbrunnen ausgeht, aber eins ist sicher, euer Lebensstrom hat sich schon ganz massiv verändert und hat nichts mehr mit dem eines Menschen gemein. Vielleicht habt ihr sogar eine Weile die Unsterblichkeit von Lady Glutklinge geteilt, bis dieser Menschenprinz den Sonnenbrunnen zerstört hat. Das kann ich euch nicht sagen, aber eines ist gewiss, eure Seelen wurden zueinander geführt und Mutter Sonne und Mutter Mond, haben dafür gesorgt, dass ihr euch in diesem Leben nicht direkt wieder verliert. Bei ihrem ersten Besuch auf der Welt, mussten die Töchter ihren Weg noch alleine gehen, das sollte nicht noch mal geschehen." Ein warmes Lächeln umspielte nun seine Gesichtszüge und Marialle war versucht in seine Arme zu springen und ihren Kopf an seine Brust zu schmiegen, doch sie riss sich zusammen und sah in das erkennende Gesicht ihrer geliebten Paladin. Sie reichte ihr die Hand und das Leuchten in den Augen der Hochelfe war nie so warm und dem der Sonne gleich. Malfurion stellte sich hinter den Stuhl auf dem Tyrande saß, legte seine Hände auf ihre Schultern und gemeinsam betrachteten sie die beiden Lichtgestalten die ihnen das Schicksal gesandt zu haben schien. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)