No Remains von -Eisregen- (Gajeevy - FF) ================================================================================ Kapitel 29: Wenn das Schicksal dich ruft ---------------------------------------- Aufgeregt und mit den Nerven am Ende sprintet Lisanna die Treppen aus dem ersten Stock hinunter. „Mira, Mira!“ Immer wieder brüllt sie den Namen ihrer großen Schwester. Vor Schreck lässt diese fast den Bierkrug fallen, den sie bis eben poliert hat. Während sie sich zu ihrer Schwester umdreht, fängt ihr Blick die trübselige Stimmung in der Gilde ein. An jedem Tisch saßen alteingesessene Mitglieder, keiner von ihnen fühlt sich fähig auf einen Auftrag zu gehen. Natsu, ungewöhnlich ruhig, hat einen Arm um Lucy gelegt. Ihre Augen fürchterlich rot und geschwollen vom vielen Weinen. Happy versucht sie verzweifelt mit einem Fisch aufzumuntern. An einem anderen Tisch sitzt Juvia. Vornübergebeugt, ihren Kopf auf ihre Unterarme abgelegt, bebt ihr zierlicher Körper. In den letzten 8 Wochen hat sie sehr viel abgenommen. Besorgt steht Gray hinter ihr und streicht ihr in rhythmischen Bewegungen über den Rücken. Immer wieder versucht er ihr zumindest Wasser und Brühe einzuflößen, damit sie wenigstens etwas isst. Mira seufzt tief, als sie in Lisannas Augen schaut. Tiefe Augenringe zieren das Gesicht der jungen Weißhaarigen und ihr Ausdruck ist völlig matt. Seit Tagen wacht sie auf der Krankenstation, damit Mira sich um die Gäste kümmern kann. Doch irgendwas ist heute anders. „Mira… Mira, hörst du mir überhaupt zu?!“ Mit einem Kopfschütteln versucht sie die Nebelschwaden ihrer Gedanken zu vertreiben. „Er ist wach!“ Sein ganzer Körper zuckt. Seine Arme, sein Rücken, seine Brust, sein ganzer Körper ist ein einziger Schmerz. Er sieht nur Schwarz, Dunkelheit und reines Schwarz. Doch von Zeit zu Zeit zucken Blitze vor seinem inneren Auge auf. Gleißend helle, grellweiße Blitze, deren Häufigkeit von Minute zu Minute zunimmt. Mit geballten Fäusten versucht er dieses Lodern zu vertreiben, doch erzeugt damit nur ihre Vermehrung und noch mehr Schmerz. „…jeel“ Von weitem vernimmt er eine weibliche Stimme. Ihr glockenheller Klang vibriert in seinen Ohren. Die Blitze verziehen sich und ein deutliches Abbild einer jungen Frau erscheint aus der Dunkelheit. „Gajeel…“ Immer wieder hört er seinen Namen aus ihrem Mund. Lisanna und Mira beugen sich zu dem Schwarzhaarigen hinunter. Immer wieder tauchen sie das feuchte Tuch in kühles Wasser und wischen damit die vielen Schweißtropfen von seinem erhitzten Körper. Der Hüne bebt regelrecht. Immer wieder zucken seine Gliedmaßen unruhig hin und her. „Levy!“ Mit einem Ruck und sitzt er senkrecht im Bett, seine Augen weit aufgerissen. Er bereut es sofort, denn alles um ihn herum beginnt sich zu drehen, doch er kämpft bewusst gegen die verdammte Ohnmacht an. Irgendwann sammelt er sich und die Umgebung wird klarer. Er sieht in die müden, aber dennoch glücklichen Gesichter der Take-Over Schwestern. „Wo ist Levy?“ Eine Frage, die ihn mehr als alles andere interessiert. Wenn er lebt, hat sie es dann auch geschafft? Die Gesichtszüge der beiden Frauen verhärten sich. In ihren Augen sammelt sich Feuchtigkeit, die verräterisch glänzt. „Ruh dich noch ein wenig aus…“, versucht ihn Mirajane zu beruhigen. Behutsam berührt sie seinen Unterarm. Doch Gajeel ist nicht danach, wieder einzuschlafen. „Verdammt, jetzt sagt schon…“, versucht er zu keifen, doch heraus kommt nur ein Krächzen, das in einem hysterischen Hustenanfall endet. Lisanna blickt traurig zu ihrer Schwester und schüttelt den Kopf. „Wir wissen es nicht…“ Das ist ja wohl die Höhe. Gajeel ist außer sich vor Wut. Doch das schlimmste für ihn ist, dass er sich noch nicht einmal Luft machen kann. Wie ein Irrer versucht er mit seinen Armen zu gestikulieren und die Weißhaarigen um Informationen anzubetteln, doch ihr Schweigen fühlt sich schlimmer an, als jede Strafpredigt, die ihm bisher gehalten wurde. „Schsch“ Vorsichtig tupft Lisanna ihm die Stirn ab und Mira bugsierte ihn zurück in Rückenlage „Du hast noch hohes Fieber“, seufzt sie und versucht seine Fragen damit zu umgehen. Alles in ihr schreit danach, ihm die Wahrheit zu sagen, doch sie will seinen Heilungsprozess nicht gefährden. Fluchend schließt Gajeel seine Augen. Langsam verlässt der Schmerz seinen Körper und er versinkt erneut in der Dunkelheit. Vorsichtig zieht Mirajane die Nadel aus seinem Unterarm. Auch wenn er ein Magier ist, das klassische Beruhigungsmittel scheint in diesem Fall die beste Wahl zu sein. Zufrieden verlassen beide Frauen die Krankenstation. Sie werden in zwei Stunden wieder nach ihm schauen. Gemächlich betreten sie den Schankraum. Niemandem ist entgangen, dass es auf der Krankenstation zu einem Tumult kam. Als Lisanna mit einem Lächeln Entwarnung gibt, heben alle ihre Bierkrüge und prosten sich fröhlich zu. Gajeel lebt, er ist über den Berg und wird in ein paar Wochen wieder einsatzfähig sein. Juvia klatscht in die Hände. Sie hat sich so schnell aufgesetzt, dass Gray erschrocken das Wasserglas fallengelassen hat. „Gajeel-kun!“ Doch ihr Blick trübt sich in der nächsten Sekunde erneut. Was wird wohl passieren, wenn er es erfährt? Ein paar Tage später sitzt Gajeel aufrecht in seinem Bett. Er kann Mirajane letztendlich davon abhalten, ihn erneut ins Land der Träume zu befördern und nun starrt er die Take-Over-Magierin in Grund und Boden. Er hasst es, das sie seine Fragen nicht beantwortet, sondern immer wieder die Antwort vermeidet. „Wo ist Levy?“, knurrt er. Sein Geduldsfaden ist zum Zerreißen gespannt. Sie hat ihm erklärt, dass er acht Wochen im Koma gelegen hat und dass sich alle um ihn gesorgt haben. Dass es Juvia gut geht, hat er auch erfahren, doch die alles entscheidende Antwort scheint ihm niemand geben zu wollen. Nicht mal das Bunnygirl, das mit dem Feuerschädel einen Krankenbesuch vollführte, hat sich zu einer Antwort überreden lassen. Mira spürt den alles durchdringenden Blick des Eisenmagiers. Er scheint sie regelrecht zu durchbohren. Nur wie soll sie es ihm sagen? „Gajeel…“ Der Eisenmagier horcht auf. „… Levy ist…“ Sie legt eine verheißungsvolle Pause ein. Während sie tief ein und ausatmet hebt und senkt sich ihr Brustkorb. Dann seufzt sie schwer „… Levy ist in einer Klinik am anderen Ende von Magnolia. Ihr Zustand ist nach wie vor sehr kritisch. Keiner von uns weiß, ob sie es überstehen wird. Jet und Droy sind grade bei ihr. Wenn sie kommen werde ich dir Bescheid geben. Solange…“ Geschockt unterbricht sie ihren Satz. Gajeel kann es nicht länger mitanhören. Er liegt hier faul im Bett, während Levy noch um ihr Leben kämpft? Und dann auch noch mit Jet und Droy an ihrer Seite? Das kann er nicht akzeptieren. Ohne Mirajane eines weiteren Blickes zu würdigen, oder ihren Ausführungen bis zum Ende Gehör zu schenken, fängt er an, sich die restlichen Verbände abzuwickeln und die Nadeln aus dem Arm zu ziehen. Den Schwindel und die Schmerzen unterdrückend, hievt er sich aus dem Bett. Ans andere Ende von Magnolia - Das ist eine ganze Strecke, doch er wird einen Teufel tun und sie eine Sekunde länger als nötig aus den Augen lassen. Ohne zu zögern fängt er an, das eiserne Behandlungsequipment aufzuessen. Die Magie, die ihn durchströmt hemmt seine Schmerzempfindlichkeit. Stumm schiebt er sich an der Weißhaarigen vorbei. Mira schüttelt verdutzt den Kopf. Wäre auch zu komisch gewesen, wenn er einfach liegen geblieben wäre. Mit leichtem Druck legt sie ihre Hand auf seine Schulter. Als er sich zu ihr umdreht, erkannt sie in seinem Blick Furcht, Schuldgefühle und eine gewisse Hoffnung. Sie wird ihn nicht aufhalten. Mit einem Lächeln drückt sie ihm lediglich einen kleinen Beutel in die Hand. Zwischen einigen Eisenteilen liegt ein neues Haarband. „Sag ihr, dass die Gilde auf sie wartet“ Wortlos nimmt Gajeel das Geschenk an sich, greift sofort zu seiner Lieblingsspeise und macht sich kauend auf dem Weg. Völlig durchnässt erreicht er die Pforte und den Eingangsbereich. Er hat noch nicht einmal bemerkt, dass es wie aus Eimern schüttet. Im Stimmengewirr erfährt er, dass es scheinbar seit acht Wochen nicht mehr aufgehört hat. Missmutig erkundigt er sich nach dem Weg zu ihrem Zimmer, bedroht das Pflegepersonal, dass ihm erst die Auskunft verweigert und stapft dann schweren Schrittes die Stufen in den richtigen Stock hoch. Bei jedem seiner Schritte hinterlässt er quietschenden Geräusches riesige Wasserpfützen auf dem sterilen Kunststoffboden. Von ihm unbemerkt stellt das Pflegepersonal Warnschilder auf. Der weiße Krankenhausflur wirkt erdrückend. Nur der Boden, dessen Farbe an einen blauen Sommerhimmel erinnert, erhellt seine Stimmung. Langsam greift Gajeel zur Türklinke. Er hat Angst vor dem, was ihn erwartet. Behutsam schiebt er diese auf und schaut in das kleine Zimmer. Das erste was ihm auffällt sind Jet und Droy. Mit rotgeheulten Augen, die vor Müdigkeit glänzen schauen sie ihn an. Ein Lächeln stiehlt sich auf ihre Lippen. Das zweite das ihm auffällt ist Pantherlily, der am Fußende des Bettes liegt. Zusammengerollt schläft er. Seine Atemzüge sind rhythmisch und passen sich dem Piepsen der vielen Maschinen an. Da ist die untreue Tomate also die ganze Zeit gewesen. Gajeel ist froh, dass sein Partner scheinbar auch Gedanken eines Komapatienten lesen kann. Denn er hätte ihn gewiss hierher geschickt. Und da wären wir auch schon bei dem großen Problem. Geschockt begutachtet Gajeel die vielen Apparate und Schläuche, die um Levy herum aufgebaut sind. Immer wieder wird Luft in ihre Lungen gepumpt. Immer wieder ertönen Signalgeräusche. Der Schwarzhaarige bekommt eine Gänsehaut. Wie paralysiert tragen ihn seine Füße an das Bett heran. Im Gehen bemerkt er fast nicht, wie Jet ihm eine Hand auf die Schulter legt und ihm aufmunternd zulächelt. „Sie hat auf dich gewartet“, flüstert er und auch Droy erhebt sich. Dann verschwinden sie. Alleine steht der Hüne nun in diesem Zimmer. Das Licht der aufgehenden Sonne wirft einige Schatten an die Wand. Die Apparate wirken bedrohlich neben der zierlichen Frau, die regungslos auf dem Bett liegt und schläft. Gajeel spürt, wie sich eine Feuchtigkeit hinter seinen Lidern bildet. Nervlich am Ende lässt er sich neben ihrem Bett auf die Knie fallen. Das laute Knacken der Dielen und den durchziehenden Schmerz in seinen Gliedern ignoriert er. „Levy“, haucht er oder versucht er, denn wieder einmal verlässt nur ein Krächzen seine rauen Lippen. „… ich soll dir das hier geben.“ Mit zitternden Fingern zieht er die Haarschleife aus dem Beutel und versucht damit Levys blaue Lockenmähne zu bändigen. „Die ganze Gilde wartet auf dich… Ich warte auf dich…“ Bei seinem letzten Satz kann er die Tränen nicht mehr zurückhalten. Seine Fassade bricht. Stumm perlt die Flüssigkeit seine Wange hinab und tropft auf den fast leichenblassen Unterarm der Scriptmagierin. Er ist froh, dass Jet und Droy gegangen sind, dass er alleine ist. Regungslos betrachtet er Levys Gesicht. Hinter ihren Lidern zucken ihre Pupillen arrhythmisch hin und her. Langsam streicht er ihr über die Wange. „Bitte…“ Resigniert beugt er sich zu der jungen Magierin hinunter. Nur ganz leicht berühren seine Lippen die ihren. Der Geschmack von Beeren und Minze verblasst in Sekunden. „Bitte wach wieder auf“ Mit einem feuchten Tuch tupft er ihr die Schweißperlen von der Stirn. Pantherlily schaut seinem Partner stumm zu. Jedes Wort wäre in dieser Situation zu viel. Er selbst wüsste nicht, was er sagen sollte, wie er ihm beistehen sollte, deswegen sagt er lieber gar nichts. Es ist ungewohnt für den schwarzen Exceed, seinen Partner so derart emotional zu sehen. Doch auf irgendeine Art und Weise freut es ihn auch. Vorsichtig krabbelt er über das weiße Bettlaken zu Gajeel herüber und rollt sich auf der Höhe von Levys Taille wieder zusammen. „Na Partner, hast du auf sie aufgepasst?“ Gajeel streichelt seinem Freund sachte über das Fell. „Mhh“, nuschelt Pantherlily. Noch immer weiß er nicht, welches in so einer Situation die richtigen Worte sind und beschränkt sich auf ruhiges Schnurren. So vergehen Stunden und Tage. Wochenlang harrt der Eisendragonslayer am Krankenbett der Scriptmagierin aus. Jegliche gutgemeinte Ratschläge, er solle selbst erstmal wieder zu Kräften kommen, werden umstandslos ignoriert. Hin und wieder schauen die Mitglieder der Gilde vorbei, doch keiner von ihnen bleibt lange. Niemand weiß so wirklich, wie er mit der Situation umzugehen hat. Nach zwölf Wochen hat sich immer noch nichts geändert. Gajeel ist mal wieder an Levys Bett eingeschlafen und hat seinen Kopf auf ihrem Laken abgelegt. Das leise Surren der Beatmungsmaschine und das regelmäßige piepsen des EKGs haben eine einschläfernde Wirkung. Vorsichtig versucht sie einen Finger zu bewegen. Gleißende Schmerzen durchfließen ihren Körper und echoen in jeder einzelnen Zelle. Sie weiß genau, dass er da ist. Seit drei Wochen spürt sie seine Anwesenheit. Immer wieder hat sie versucht, sich aus der Dunkelheit heraus zu kämpfen, doch erst jetzt scheint es endlich zu funktionieren. Langsam schlägt sie die Augen auf. Das Licht des Mondes, dessen stählernes Silber auf der Bettdecke glänzt, brennt darin zunächst. Nach einigen Minuten klart ihre Sicht auf. Der Blauschopf versucht sich auf ihre Hand zu konzentrieren. Immer wieder zuckt ihr Finger unruhig hin und her, bis sie ihn nach gefühlten Stunden unter Kontrolle bekommen hat. Mit größter Anstrengung dreht sie ihren Kopf und wendet sich Gajeel zu. Doch der auftretende Schwindel hält sie in ihrem Vorhaben zurück. Sein Handrücken beginnt zu kribbeln. Wie ein Kirschblütenblatt, welches der Wind auf der Haut zum Tanzen bringt, strahlt eine Wärme von dort aus seinen Arm hinauf. Müde blinzelt er sich den Schlaf aus den Augen und hebt seinen Kopf. Er kann es nicht fassen. Auf seiner Hand liegen die zarten Finger einer gewissen blauhaarigen Magierin. Ruckartig dreht er den Kopf und sein Blick trifft auf ihren. „Levy…“, haucht er und sein Herz beginnt vor Freude zu rasen. ________vorletztes Kapitel Ende_____ Ja, nun hoffe ist, es hat euch gefallen und Gajeel ist nicht zu "weich" Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)