No Remains von -Eisregen- (Gajeevy - FF) ================================================================================ Kapitel 6: Wyvern Kurono ------------------------ Schlaftrunken reibt sich Levy die Augen. Es ist immer noch finstere Nacht, die dritte in Folge. Mühsam rappelt sie sich von ihrem Schlaflager auf. Das Feuer knistert leise und ihr Blick wandert durch die Höhle. Auf den kahlen Steinwänden tanzen die Schatten mit dem Licht der Flammen einen langsamen Walzer. Levy fröstelt. Draußen regnet es. Leider handelt es sich dabei nicht nur um einen leichten Schauer, sondern ganze Massen an Wasser prasseln auf die harten Felsen und den Wald der vor ihr liegt. Aus ihrer Position kann sie sehen, wie die Welt draußen untergeht. Kleine Hagelkörner springen mit Leichtigkeit auf den unebenen Steinen auf und nieder, bevor sie vom abfließenden Regenbächen davongespült werden. Levy seufzt tief. Sie fühlt sich wie eines dieser Hagelkörner. Verloren und ohne Halt. Keiner ihrer Freunde ist bei ihr, niemand. Sie ist gefangen in diesem Wald, aus dem sie keinen Ausweg findet und in dem unendliche Gefahren lauern. Drei Nächte ist es mittlerweile her, für ihren Geschmack eine viel zu lange Zeitspanne. Sie erhebt sich langsam von ihrem Lager und tapst den kühlen Höhlenboden entlang zur Öffnung. Ihre Hand wird schlagartig nass und kalt, als sie diese in den prasselnden, kühlen Regen hält. Sie möchte sich ablenken, vor ihrer Angst, niemals wieder einen Fuß aus der grünen Hölle setzen zu können. Sie hat den Weg aus dem Wald heraus immer noch nicht gefunden und kommt zum Schlafen nun immer wieder in die Felsspalte zurück. Dank ihrer Runen fühlt sie sich einigermaßen sicher. Doch was in den letzten Tagen geschehen ist, verstärkt ihre Furcht nur mehr, ihre Freunde vielleicht nie mehr zu sehen. Mit verschleiertem Blick starrt sie in die orange-goldenen Flammen. ~ Gestern verließ sie die Höhle bereits am frühen morgen. Seichte Nebelschwaden bedeckten den grünen Wald und er wirkte unheimlicher denn je. Ihre Füße trugen sie über den weichen Erdboden immer weiter in das Geäst und Gebüsch. Der Geruch von schimmelnden Laubbergen und frischem Moos drang in ihre Nase und sie atmete tief ein. Die Luft war warm und sie versuchte die Kälte, die sich in ihr aufgestaut hatte, mit ihr zu vertreiben. Stundenlang irrte sie durch die Büsche und Sträucher, die kleine schmale Kratzspuren auf ihren nackten Armen und Beinen hinterließen, als sie plötzlich ein lautes Gebrüll hörte. Es echote in ihr und erschütterte sie durch Mark und Bein. Ihr Körper fror zu Eis und starr blieb sie mit offenem Mund auf einer kleinen Lichtung stehen. Erst als die warmen Sonnenstrahlen, die durch das dichte Laubdach des Waldes schienen, auf ihrer Haut tanzten und eine gewisse Wärme auf ihr hinterließen, traute sie sich wieder zu atmen und sich wieder in Bewegung zu setzten. Obwohl ihr Geist sich schreiend und alarmierend dagegen wehrte, lief sie in die Richtung aus der sie die Geräusche gehört hatte, doch als sie auf eine freie Fläche kam, sah sie nichts. Nichts als Bäume die umgeknickt waren, als seien sie Zahnstocher und eine Schneise der Verwüstung. Levy ballte ihre Faust vor ihrer Brust und wagte nicht einen Atemzug zu tun. Genau vor ihren Augen ergoss sich eine Blutlache und an den Resten von Fell konnte sie erkennen, dass hier ein Kampf zwischen zwei Tieren stattgefunden haben muss. Sie beugte sich zaghaft hinunter, um die herumfliegenden Fellbüschel genauer zu betrachten, sie waren weich und die blutigen Tümpel waren groß genug, dass das tote Tier wahrscheinlich die Größe eines ausgewachsenen Hundes haben müsste. Ihr Körper begann zu zittern und eh sie es sich versah trugen sie ihre Beine wieder zurück, in den tiefen Wald hinein. Was für ein Monster hat das nur getan? ~ Eine kleine Träne kullert ihre Wange herab. Ob sich ihre Freunde bereits um sie Sorgen machen? Ob er sich Sorgen macht? Vielleicht hat man ja einen Suchtrupp ausgesendet. Schniefend kratzt sich die zierliche Blauhaarige den Nacken. Selbst wenn es einen solchen gäbe, würde dieser sie wahrscheinlich eh niemals finden. Was ist sie auch so dumm, sich zu verlaufen? Aus der kleinen Träne sind mittlerweile ganze Sturzbäche geworden. Die kleine Magierin zittert wie Espenlaub und ihre Kehle fühlt sich an, als ziehe man einen alten Strick darum fest zu. Sie will mutig sein, doch heute, jetzt in dieser dunklen Nacht, kann sie nicht mehr. Sie will nicht mehr. Ihre Nerven sind am Ende. Und im Prasseln des Hagels kann man sie schreien hören. Zaghaft suchen sich kleine Sonnenstrahlen den Weg zwischen die Felsspalten und kitzeln der schlafenden Magierin die Nasenspitze. Als sie ihre Augen aufschlägt und sich langsam aufrichtet, bemerkt Levy, dass sie immer noch am Höhleneingang auf den Steinen sitzt. Sie ist wohl eingeschlafen. Mit zitternden Knien begibt sie sich zu ihrer roten Tasche und kramt ihr letztes Brötchen heraus. Sie kann selbst nicht fassen, wie lange sie mit ihrem Proviant aushalten konnte, doch sie ist froh, jetzt nicht auch noch Nahrung suchen zu müssen. Vor einer kleinen Pfütze mit klarem Wasser lässt sie sich auf die Knie sinken und wäscht sich das Gesicht und die Arme. Danach tritt sie aus ihrem Unterschlupf heraus. Heute wird irgendetwas passieren! Woher sie dieses Wissen nimmt? Es ist einfach ein Gefühl, welches ihren Körper durchzieht. Voller Tatendrang schultert die Scriptmagierin ihre Tasche und verschwindet im dichten Unterholz des Waldes. Sie will nochmal zu der Stelle, an der scheinbar ein Kampf stattgefunden hatte. Vielleicht kann sie dort Hinweise auf einen Waldausgang finden, oder zumindest auf die Wölfe, sodass sie ihren Auftrag ausführen kann. Eine Stunde später betritt sie den Schauplatz. Das Blut, das sie dort bei ihrem letzten Besuch gesehen hatte, hat der Regen weggespült und auch die vielen kleinen Äste und umgerissene Sträucher sind großen Pfützen gewichen oder im matschigen Erdboden untergegangen. Levy blickt sich ziellos um. Was soll sie nun tun? Ihre Anhaltspunkte sind alle weg, als sie ein Geräusch hinter sich hört. Zielsicher greift sie in ihre Tasche und schnappt sich ihren magischen Runenschreiber, doch da sieht sie aus dem Dickicht heraus schon eine große Gestalt auf sie zuschießen. Kreischend kann sie mit einem Hechtsprung ausweichen und rappelt sich in Sekundenschnelle wieder hoch. Was sie vor sich sieht, raubt ihr erneut den Atem. Es ist ein Wyvern, ein drachenähnliches Monster. Es ist vollkommen schwarz geschuppt, nur seine Klauen und seine Augen leuchten flammenrot. Ihr Magen dreht sich und sie versucht das Gefühl der Übelkeit zu unterdrücken. Das Monster bleckte die Zähne. Sie glänzen schneeweis und sie sind rasiermesserscharf. Ein Schrei verebbt in ihrer Kehle, als der Wyvern wieder auf sie zuschießt. Ein Kurono, sie hat zwar schon viel von ihnen gelesen, den stärksten Wyvern, die es auf der Welt geben soll, doch sie hätte nie geglaubt, mal einem gegenüberzustehen. Die Klauen des Monsters erwischen Levy am Arm. Sie beißt sich auf die Unterlippe und versucht weiter tapfer auszuweichen. Blut fließt ihren Arm hinunter, doch das Gefühl des Schmerzes ignorierend hievt sie beide Hände in die Höhe „Solid Script: Fire“ der Feuerball trifft den Kurono an der rechten Klaue, hinterlässt jedoch keinen Kratzer. Ein weiterer Hechtsprung verhindert, dass Levy von den scharfen Zähnen des Wyvern gepackt wird. Unsanft rollt sie über den Waldboden. „Solid Script: Wall“ Zum Schutz lässt sie einen Schutzwall erscheinen, der ihr wenigstens ein paar Minuten Zeit zum überlegen und verschnaufen lässt. „Solid Script: Gunshot“ eine Salve kleiner, metallener Kugeln trifft den Kurono am rechten Auge und tatsächlich kann Levy eine kleine Wunde erkennen. Im nächsten Moment wird jedoch ihre kleine Mauer eingerissen und der Schwarze bohrt seine Krallen in die Brust der blauhaarigen Magierin. Ein spitzer Schrei entfährt ihr, bevor ihr schwarz vor Augen wird und sie das Bewusstsein verliert. „Gajeel…“ ---to be continued--------- Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)