No Remains von -Eisregen- (Gajeevy - FF) ================================================================================ Kapitel 5: Männlich ------------------- Kapitel 5 Männlich (Bonuskapitel Elfman/Evergreen) Es ist zehn nach drei Uhr am Nachmittag. Ungeduldig sitzt die brünette Magierin auf dem Barhocker und rührt genervt mit dem Strohhalm in ihrer Cola herum. Dieser Berg von einem Mann ist noch nicht da, obwohl sie ihm gedroht hatte, ihn zu Stein zu verwandeln, falls er sich verspäten sollte. Sie schmunzelt, wahrscheinlich ist das sein Ziel, er hat nur keine Lust auf das stundenlange herumstehen bis Sergio mit der Statue von ihm fertig ist. Für einen kurzen Moment betrachtet es Evergreen tatsächlich als Möglichkeit, doch kopfschüttelnd verwirft sie den Gedanken wieder. Sie würde es nie zugeben, aber wahrscheinlich würde er ihr fehlen, wenn sein Gebrüll die Stimmung in der Gilde nicht mehr anheizt. Was ist nur aus ihr geworden? Seit den Kämpfen auf Tenrou Jima versucht sie mit aller Kraft, Elfman aus ihren Gedanken zu verbannen, doch es hilft alles nichts. Vor ein paar Tagen hat er sie heimlich im Mädchenwohnheim besucht und es hätte auch alles wunderbar geklappt, wenn er nicht ihre Statue von Adonis kaputt gemacht hätte. Ihr lag sehr viel an dieser marmorierten Figur, denn ihr Freund Sergio hat sie eigens für sie angefertigt. Ein schiefes Grinsen stiehlt sich auf ihre Wangen. Der Gedanke daran, jetzt nachts nicht mehr von Adonis, sondern von einem steinernen Elfman beschützt zu werden, gefiel ihr irgendwie. Mit einem lauten Krachen poltert die Eingangstür zur Gilde gegen das steinerne Gemäuer. Das Holz krächzt verdächtig und als sie hinter dem eingetretenen Mann wieder zurück ins Schloss fällt, kann man deutliche Absplitterungen im Lack erkennen. Abgehetzt rennt die dunkle Gestalt auf Evergreen zu, deren Lächeln einem leicht geschockten Ausdruck gewichen ist. Schwer schnaufend kommt Elfman vor ihr zum Stehen, seine Hände auf seine Knie gestützt und nach Luft ringend. „Wie siehst du denn aus?“ Evergreen starrt ihn fassungslos an. Als Elfman an sich herunterschaut, erkennt er auch sofort den Grund. Ihm fehlt das T-Shirt. Seine Wangen färben sich schlagartig rot und er stammelt „Sportmachen… fürs Modelstehen eine gute Figur machen… Zeit…“ Um sich zu sammeln schließt der große Mann seine Augen und genießt ein paar tiefe Atemzüge. „Ich hab noch ein wenig trainiert, damit ich für deine Statue auch ein tolles Modell bin und hab darüber die Zeit vergessen.“ Er reiht seine Worte sorgsam aneinander, denn er ist zu nervös, besonders wenn Evergreen ihn so anstarrt. „Und da hab ich wohl mein T-Shirt vergessen“ als er seinen Vortrag beendet, der eigentlich seine Verspätung entschuldigen soll, traut er sich kaum Evergreen anzusehen. Er weiß wie sehr sie es hasst zu warten. Doch sie sieht ihn immer noch mit offenem Mund an und um ihre Nase hat sich ein leichter Rotschimmer gebildet „Training ist männlich“, zieht er sie auf. Der Weißhaarige liebt es, wenn sie sich künstlich über ihn aufregt. Dann kräuselt sich ihre Nase nämlich so süß und ihre Augen bekommen einen eigentümlichen Glanz. Bei diesem Gedanken konnte Elfman nicht verhindern, dass ihm das Blut in die Wangen schoss. Er sollte wirklich damit aufhören sich dauernd wegen ihr den Kopf zu zerbrechen. So gelassen wie möglich geht er an ihr vorbei und schlendert zur Theke, hinter der sich Mirajane und Lisanna belustigten und eindeutige Blicke zuwerfen. „N‘ Bier bitte“, nuschelt der Takeover-Magier und stürzt das goldgelbe Getränk in einem Zug herunter. Evergreen hat derweil ihren Platz verlassen und ihre Cola vor Mira auf den Tresen abgestellt. „Ist keine Kohlensäure mehr drin.“, brummelt die selbsternannte Fee kleinlaut, ohne die Strauß-Geschwister auch nur anzusehen und schickt sich an, die Gilde zu verlassen. Bemüht ihr Kinn nach oben zu halten und ihre Schultern zu straffen, stolziert sie aus der Pforte hinaus an die frische Luft. Was denkt sich dieser Kerl nur dabei, so auffällig in die Gilde zu rennen und sich dabei noch nicht mal richtig anzuziehen. Er ist doch nicht dieser Eisbubi, sondern ein richtiger Mann. Zugegeben, Elfmans muskulöse, nackte Brust hat sich immer noch nicht aus ihren Gedanken gestohlen und ihre Wangen leuchten immer noch tomatenrot. „Was grinst ihr so schadenfroh?“ Gelassen zu bleiben, ist leichter gesagt, als getan. Eigentlich soll die Gilde nämlich nicht mitbekommen, dass er heute eine Verabredung mit Evergreen hat. Doch das hat er mit seinem Aufritt grade gründlich verbockt. Wobei, es ist ja kein Date oder sowas, im Gegenteil: Er soll für ihren alten Kumpel Modell stehen. Es wundert ihn, warum sie sich grade ihn zum Modelstehen ausgesucht hat. Sicher, er hat die Figur kaputt gemacht, aber er hat ihr auch angeboten, ihr eine neue zu kaufen. Eine, die genauso aussieht wie die Alte. Was will sie also mit IHM? Bei diesem Gedanken klopft sein Herz. Es fühlt sich an, als würde es eine Salsa Party in seiner Brust feiern. Betont männlich knallt er seinen leeren Bierkrug auf den Tresen und brummt seinen Schwestern ein „Bis heute Abend“ zu, dann verlässt er die Gilde ebenfalls. „Hat ja auch lang genug gedauert“ Evergreen tritt hinter einem Baum hervor und blinzelt ihn durch ihre Brille hindurch an. Entschuldigend hebt Elfman seine Hände und schließt zu ihr auf. „Soll doch keiner merken…“ Gemeinsam spazieren sie zum Park am Osttor. Dieser ist zwar kleiner als der am Südtor und auch nicht so gut besucht, aber er ist mindestens genauso schön. Die Umzäunung ist bewachsen mit kleinen roten Heckenröschen und der Weg, der durch ihn hindurchführt, ist mit weißen, kleinen Kieselsteinen belegt. In einer etwas abgelegenen Ecke wartet bereits ein junger Mann auf die beiden Magier. Er begrüßt sie freundlich und fängt an, sich vorzubereiten „Ich bin Sergio, freut mich dich kennenzulernen. Evergreen sagte du wirst heute mein Modell sein“ grüßt Sergio in einem überschwänglichen Tonfall und grummelnd bejaht Elfman diese Aussage. Ever schien ihm nicht verraten zu haben, dass sie ihn dazu zwingt und er sich Schöneres vorstellen kann. Mit flinken Händen legt der Künstler eine schwarze, große Baumwolldecke auf dem Rasen aus und platziert einen großen, marmorierten Steinklotz auf ihr. Elfman schaut ihm nur verwundert zu. Der Kerl ist klein und wirkte schwächlich, doch er bewegt den riesigen Stein mit einer Leichtigkeit, als sei dieser aus Pappmaschee. Eins, zwei, drei… Sieben verschiedene kleine Stemmeisen, ein paar Pinsel und einen feuchten Lappen legt Sergio penibel genau neben sein Arbeitsmaterial und widmet sich dann Elfman. Er dirigiert den Koloss in den Halbschatten und entwickelt gemeinsam mit Evergreen eine passende Pose. „Ab jetzt bitte nicht mehr bewegen.“ Mit einem diabolischen Grinsen setzt sich die Brünette auf eine kleine, weiße Holzbank, die rechts neben den beiden Männern in der Sonne steht und schließt die Augen. Die warmen Strahlen wärmen ihr Gesicht und mit einem leichten Lächeln entspannt sie sich. Es dämmert und Elfman wird immer unruhiger. Seine Arme und Beine tun ihm weh und seit einer halben Stunde hat er das Bedürfnis sich an der Nase zu kratzen. Nicht eine kleine Pause hat Sergio ihm gegönnt, er durfte nicht einmal zur Toilette. Lauthals lachend krümmt sich Evergreen auf ihrer weißen Bank und als Elfman ihr einen Todesblick zuwerfen will, erntet er nur Gemecker seitens des Bildhauers. Er wird dieses Weibsbild umbringen, sobald er sich wieder bewegen darf. Das hat er sich fest vorgenommen. Als die Sonne endgültig untergegangen ist und die kleinen Lampen den Park in ein romantisches Licht tauchen, setzt Sergio zu seinen letzten Handgriffen an. Das Geräusch des Schmirgelpapiers ist kaum zu hören und nachdem er die Statue einmal feucht abgewischt hat, nickt er Evergreen zufrieden zu. Zügig stellt diese sich hinter ihn und ist überrascht von der Genauigkeit, mit der ihr Bekannter, Elfman in Marmor verewigt hat. Jede Falte seiner weiten Stoffhose und jeder Schatten seiner ausgeprägten Muskulatur ist fein ausgearbeitet. Sie muss sich stark konzentrieren, um den Rotschimmer und den schneller werdenden Herzschlag zu unterdrücken. Perfekt. Zufrieden schlendert Evergreen neben Elfman her. Nachdem er die Statue in ihr Zimmer getragen hatte, haben sie sich noch gemeinsam zur Gilde aufgemacht. „Wenn diese Statue jemals einer zu Gesicht bekommt…“, setzt Elfman an, doch die Brünette schneidet ihm das Wort mit schallendem Gelächter ab „Dann wüssten die doch, dass ich dich mag und das werde ich so schnell nicht zulassen.“ Elfman poltert in ihr Gelächter ein. Es ist ihm ganz recht, dass niemand von ihrer Beziehung weiß, so braucht er sich jedenfalls nicht den ständigen Ratschlägen seiner Schwestern aussetzten. Und auch vor Macao und Wakaba ist er dadurch erstmal geschützt. Als sie der Gildentür näher kommen, bleibt Elfman stehen „Ladies first, ich komme in fünf Minuten nach“ Evergreen strahlt ihn an und nimmt ihren Weg kommentarlos wieder auf. Vor der Pforte angekommen setzt sie ihren mürrischen Blick auf, schaut in ihren kleinen Handtaschenspiegel und betritt den Schankraum. Wie gewöhnlich herrscht eine ausgelassene Stimmung, da aber Team Natsu unterwegs ist, ist es etwas ruhiger als sonst. Sie kann Gajeel an seinem Stammplatz entdecken und auch die geknickt wirkende Gestalt von Juvia springt ihr sofort ins Auge. Bixlow und Fried winken ihr grinsend von der Galerie des ersten Stockes zu. Mit ernster Miene bestellt sie bei Mira eine Minzcola und drei Schnaps und mit dem Tablett auf ihrer Hand balancierend, steigt sie die Stufen hinauf zum Team Raishinshu. Versprochene fünf Minuten später, stapft lächelnd Elfman in die Gilde und setzt sich zu seinen Schwestern. °°° Mit schreckgeweiteten Augen und offenem Mund schaut Elfman Gajeel hinterher, als dieser wutentbrannt aus der Gilde stürmt. Tsumei, dieser Wald ist auch ihm geläufig. An einer Felswand, nur wenige Kilometer weiter, hatte er damals im Beast Take Over seine kleine Schwester fast getötet. Der große Magier beginnt bei dieser Erinnerung leicht zu zittern, als er eine schmale, warme Hand auf seiner Schulter spürt. „Ever…?“ Geschockt von der Reaktion des Eisendragonslayers hat das Team Raishinshu die Empore verlassen und sich mit gesenkten Köpfen und sorgevollen Blicken zu den anderen Gildenmitgliedern gesellt. „Das ist furchtbar.“ Evergreens Stimme klingt gefasst, doch die Besorgnis ist in ihrer Haltung deutlich sichtbar. Das zierliche, blauhaarige Mädchen, verdient in ihren Augen als Einzige wirklich den Titel der Fee, denn ihre zarte Erscheinung gleicht den Beschreibungen, die in den Märchen immer wieder erzählt werden. „Ob Gajeel es alleine schafft?“ Fried macht sich ebenfalls Sorgen um Levy. Er mag sie gerne, nicht zuletzt, weil sie ihn immer um Rat fragt, wenn sie mit ihrer Magie nicht weiterkommt. Er war es auch, der sie damals, als sie klein war, auf die Schriftmagie aufmerksam machte. Denn schon da bemerkte er, wie klug und belesen sie schon im Kindesalter war. „Ach was, das ist ein Monster, der wird den Wyvern und den Wölfen schon in den Arsch treten und den Sonnenschein schon wieder herbringen!“ Bixlow ist der Einzige, der sichtlich entspannt ist und klopft seinem Team aufmunternd auf die Schultern. Er weiß wie stark Gajeel ist, denn er hat schon einige heimliche Trainingsrunden mit ihm und dem schwarzen Exceed hinter sich. Elfman schaut in die besorgten Gesichter seiner Freunde und seiner Schwestern. Er hasst es sie so zu sehen. „ Rettungsmissionen sind männlich“ Bixlows Zuversicht färbt auf den Weißhaarigen ab und mit gequälten Lachen heben die Gildenmitglieder ihre Krüge in die Luft, „Kanpai!*“ und nach und nach nimmt der Abend in der Gilde seinen gewohnten Verlauf. „Gajeel ist ein Mann…“ _______________________________________________________________ Anmerkung: Kanpai ist das japanische Wort für Prost Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)