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The Child of a Dragon

Kurikara x Hisoka
von

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Dunkle Stunden

Titel: Tatsu no kodomo (Drachenkind)

Autor: mangacrack

Email: mangacrack.ju-san@web.de

Fandom: Yami no Matsuei

Genre: General, Romanze

Warning: Darkfic, Angst

Teil: 1/ca. 11

Pairing: Hisoka x ...

Kommentar: Die Bände 9, 10, und 11 werden vorausgesetzt! Im Moment gibt es nur dieses eine Kapitel, wenn aber Interesse besteht, setze ich die Fanfiction fort.

Inhalt: Hisokas mentale Barrieren fallen in sich zusammen und diesmal kann Tsuzuki seinem Partner nicht helfen. Doch wer dann?
 

::Kapitel 1 – Dunkle Stunden::
 

Die Nacht lag über der Traumwelt. Es war dunkel und die Sonne erst vor ein paar Stunden untergegangen. Der Himmel sah aus wie auf einem Gemälde, lauter Sterne, aber Millionen von Sternen funkelten auf die Landschaft herab. Hisoka lag im Tenku Palast in einem Zimmer und wälzte sich auf seinem Futon. Er wusste, er sollte schlafen, konnte es aber nicht. In seinem Inneren herrschten zu viele ungeklärte Gefühle. Zu viele Fragen durchdrangen seinen Geist und hielten ihn wach. Tsuzuki hatte ihn ins Bett geschickt, da er kaum noch die Augen offen halten konnte. Trotzdem reichte Müdigkeit anscheinend nicht aus um ihn einschlafen zu lassen. Nach einer Weile schlug er die Decke beiseite und richtete sich auf. Er zog sich einen Yukata Mantel über und trat nach draußen. Kühle Nachluft umfing ihn. Er befand sich auf der Tatarasse einer der oberen Geschosse des Palastes. Von hier oben konnte man die ewig weite Landschaft sehr gut betrachten. Doch sehen tat man nicht wirklich viel. Denn der Mond leuchtete schwach und trat nur selten hinter den Wolken hervor. Die Sterne allein warfen nicht viel Licht. Weit hinten konnte man ein Gebirge erahnen und hinter dem Palast lagen tiefe weite Wälder, doch anders als in der Menschenwelt waren keine Lichter zu sehen.
 

Außer ihm und Tsuzuki gab es im Moment wohl keine Menschen hier in der Traumwelt. Die Götter waren zwar menschenähnlich, trotzdem völlig anderes. Das hatte er lernen müssen als er Souryuu zum ersten Mal begegnet war. Der Herr des Ostens war ein Paradebeispiel dafür, dass Götter anderes fühlten als Menschen. Genervt rieb sich Hisoka über die Stirn. Er lehnte sich an die Außenmauer neben der Tür, die in sein Zimmer führte und ließ sich auf dem Boden nieder. Er zog die Beine an und legte seinen Kopf dann auf die gekreuzten Arme, welche nun auf den Knien ruhten. Ermattet schloss er die Augen. Er war müde. Aber müde im Sinne von geistig erschöpft. Er fühlte die Kopfschmerzen, die sich in sein Hirn bohrten als wäre es Pfähle, die mir roher Gewalt hinein gerammt wurden. Es war eine Folge seiner Emphatie, der Fähigkeit die Gefühle anderer wahrzunehmen. Eigentlich hatte er gelernt damit zu leben, doch in letzter Zeit war es als hätte er eine schlimme Migräne. Er fühlte sich zum Zerreißen angespannt und seine Seele war in wilder Aufruhr. Seine Gedanken im seinem Inneren überschlugen sich, drehten sich im Kreis, wirbelten seine Gefühle auf wie Wind den Staub auf einer Landstraße und ließen ihn nicht schlafen.
 

Dabei hätte er Schlaf dringend nötig gehabt.

Seine letzten Barrieren waren dabei sich vollkommen aufzulösen. Das Fundament, das ihn in den letzten paar Tagen vor den mentalen Wahnsinn bewahrt hatte, bröckelte. Dabei brauchte er sie. Er brauchte diese Barrieren so dringend, wie ein Fisch das Wasser zum Schwimmen oder der Vogel die Luft zum Fliegen. Er konnte nicht ohne sie leben. Nun schlug Hisoka die Hände über den Kopf zusammen und unterdrückte die Tränen des Schmerzes. Nur selten in seinem Leben hatte Hisoka geweint, da er hatte lernen müssen, das dieses Zeichen von Schwäche in der Welt verwünscht und verachtet war. Man hatte ihn so erzogen und wegen seiner Abneigung Menschen gegenüber, war er über die Jahre hinweg distanziert geworden. Doch jetzt, jetzt in der tiefsten und einsamsten Nacht seines bisherigen Lebens wünschte sich der Kurosaki, dass er jemanden hätte, bei dem er sich ausweinen konnte. Jemand der ihn halten würde, ihn beruhigen würde. Jemand der ihm die Chance geben würde aus diesem schrecklichen Teufelskreis heraus zu brechen, in den er irgendwie hinein geraten war und nicht von selbst wieder herauskam. Jemand, dem er vertrauen konnte.

Doch an wen sollte er sich wenden? Er hatte doch niemanden. Sicher, er könnte zu Tsuzuki gehen, doch das würde ihm auch nicht weiter helfen. Nicht jetzt, wo seine Seele sowieso schon angeknackst war. Sein Partner meinte er sicherlich gut mit ihm, aber leider belastete dessen Vergangenheit ihn selbst und auch wenn Tsuzuki es nicht wahrhaben wollte, so würde dieser ebenfalls dringend Hilfe benötigen. Hilfe von einem gesunden Wesen, das ihn aus seinem Tief wieder herausholte, in dem er schon seit so langer Zeit feststeckte. Warum er ihm nicht half? Einfach zu beantworten, wie Hisoka fand. Der Grund, warum er und Tsuzuki sich nicht gegenseitig helfen konnten, war der, dass sie beide die Probleme des Anderen zusätzlich nicht verkraften würden. Er wusste das. Es half nichts, diese Wahrheit zu kaschieren und zu beschönigen. Es blieb die reine nackte Wahrheit. Tsuzuki konnte ihm nicht helfen. Auch wenn dieser das weder realisieren, einsehen oder gar akzeptieren wollte. Aber das war nun Mal eben die Natur seines Partners. Außerdem durfte Tsuzuki ihm gar nicht helfen, selbst wenn er es gewollt und auch gekonnt hätte.
 

Ein leichtes Lächeln schlich über seine Lippen, auch wenn es wohl auch bei Tageslicht kaum zu erkennen gewesen wäre. Es war ein Ansatz zu dem Anflug eines Lächelns. Nicht mal als ein Zucken der Mundwinkel nach oben konnte man das bezeichnen. Doch für ihn war das viel. Er hatte nur selten etwas zum Lachen gehabt und die Probleme der anderen Menschen bedrängten ihn zusätzlich. Doch es war ein bitteres Lächeln. Er war einsam. Und er war allein. Beides half ihm nicht über seine Lage hinwegzukommen. Für ihn gab es keinen Hoffnungsschimmer am Horizont. Weil es nie eine Sonne gegeben hatte, die den Himmel hätte erhellen können. Ein Zittern lief über seinen Körper. Ihm war kalt. Innerlich und äußerlich, doch er bewegte sich nicht um in das Zimmer zu gehen und unter die Bettdecke zu schlüpfen, damit er sich aufwärmen konnte.

Ihm war jetzt schon alles egal. Fast wünschte er sich, er könnte tatsächlich erfrieren, doch er war ein Todesengel. Ein Shinigami. Ein Bote des Todes und des Untergangs. Er konnte nicht sterben. Nicht so. Selbst als er in Todas Feuer gesprungen war, wusste er, dass er nicht sterben würde. Denn in den Flammen hatte er dessen Gefühle gespürt. Auch der Schlangengott wollte Tsuzuki nicht verletzten. Toda wollte nur, dass sein Herr endlich glücklich wurde. Dennoch war das Höllenfeuer nicht heiß genug gewesen um sie wirklich ernsthaft in Gefahr zu bringen. Hisoka wusste das, nur wusste Toda nicht, dass er es wusste. Darauf ansprechen würde er ihn vielleicht irgendwann einmal. Wenn der richtige Zeitpunkt dafür eintrat. Doch das definitiv nicht jetzt. Er hatte genug eigene Probleme zu lösen.
 

Denn trotz allem, war seine Suche nach einem Shinigami noch nicht vorbei. Auch wenn er jetzt aus der Wüste des ewigen Sandes zurückgekehrt war, wo Kurikara hauste. Oder besser gesagt gehaust hatte. Ein Wurmloch hatte ihn dorthin gebracht und anscheinend hatte er aus irgendeinen, ihm nicht sichtbaren Grund, den Bannkreis zerstört, der den Drachenkönig eigentlich dort festhalten sollte. Hisoka wusste nicht, wie er das angestellt hatte, denn als in der Wüste gelandet war, hatte er beim besten Willen keinen Bannkreis spüren können. Dennoch gab man ihm die Schuld dafür, dass der Drachenkönig sich nun wieder im Palast der Himmelswelt befand. Warum wollten sie ihn weiter einsperren? Es war nicht richtig ein Lebewesen gegen seinen Willen festzuhalten, das hatte er in seiner Vergangenheit oft genug erlebt.
 

Ob sie ihn bestrafen würden? Souryuu würde sicher darauf bestehen. Hisoka wusste, dass im Moment unten ein paar Stockwerke unter ihm die anderen Götter versammelt waren und sich beratschlagten, was nun weiter passieren würde. Ob sie ihm die gesamte Schuld dafür gaben? Es war doch durch das Wurmloch Zufall gewesen, dass er in der Wüste Kurikaras gelandet war. Es war nur logisch gewesen diesen aufzusuchen um irgendwie aus der Wüste herauszukommen, die kein Anfang und kein Ende hatte. würden sie ihn bestrafen? Wenn ja wie?

Verfluchen konnten sie ihn nicht. Es gab nichts an ihm, was nicht verflucht wäre. Sein Körper, sein Blut und seine Seele. All das war verflucht. Auch nach seinem Tod existierten diese Flüche noch in ihm. Leicht streifte Hisoka die Ärmel seines Yukatas nach hinten, sodass die roten Schriftzeichen sichtbar wurden. Sie würden wohl nie verschwinden. Vielleicht nicht einmal, wenn Muraki sterben würde. Diese Zeichen hatten ihn gebrandmarkt und sie würden auf ewig zeigen, was ihm angetan worden war. Hisoka seufzte. Er hatte Tsuzuki nie die ganze Wahrheit erzählt. Er hatte seine Vergangenheit in groben Worten zusammengefasst und einige wichtige Details ausgelassen. Es war besser so. Sein Partner sollte nicht wissen, was für dreckiges Blut er doch hatte. Dennoch wünschte er sich, er könnte irgendjemand davon erzählen. Jemand, der ihm dann sagen würde, was falsch und was richtig war. Jemand, dem er vertrauen konnte. Doch wäre er überhaupt in der Lage dazu? Nachdem er erlebt hatte, was Muraki ihm angetan hatte und ihm niemand zu Hilfe gekommen war, wie sollte er da je wieder irgendjemandem vertrauen?
 

Nun liefen ihm doch die Tränen an den Wangen herunter. Er konnte sie nicht länger zurückhalten. Er war schwach. Er besaß keine Stärke. Er kam mit seiner Vergangenheit nicht klar, sie fraß ihn von innen auf und nun hatte er auch noch die Götter verärgert. Souryuu hatte ihn schon bei seiner Ankunft als Unheil bringendes Übel bezeichnet. Genau das war er. Ein Übel. Er sollte nicht leben. Er trug schon Schuld auf sich noch bevor er überhaupt geboren worden war. Er war Schuld daran, dass seine Schwester nicht lebte. Wenn er früher geboren worden wäre, dann hätte seine Schwester leben können. Dann hätte seine Familie sie nicht umgebracht.

Hisoka fühlte wie er den mentalen Boden in seinem Geist verlor und dann ins ewige Nichts seines dunklen Geistes stürzte. Es war als wenn man in eine Schlucht fiel, die kein Ende nehmen wollte. Kälte umfing ihn. Und als er die Augen wieder öffnete sah er nur schwarz. Doch von irgendwo her hörte er Schritte und je näher die Schritte kamen, desto mehr veränderte sich die Landschaft. Ein Kischbaum in voller Blüte. Der rote Mond und ein Mann in einem weißen Mantel, der gerade einen Mord beging.

Hisoka schrie. Tief im Innersten seines Geistes. Der Traum hatte wieder einmal begonnen. Doch niemand würde seine Schreie hören. Oder gar ihm zu Hilfe kommen.
 

*
 

Souryuu bewegte seine Hand, sodass der Spiegel, in den er geblickt hatte, wieder blank wurde. Die Bilder verschwammen wie als wenn sich Wasser glätten würde. Jetzt zeigte der Spiegel nur, wie der Herr der Ostens und der Gebieter des Wassers sich wegdrehte und auf seinem Stuhl Platz nahm. Schweigen erfüllte den Raum und er ließ das eben gesehne in die Köpfe der anderen Anwesenden einsickern. Da waren einmal die vier Götter. Souryuu - der Herr des Wassers und Verwalter der Traumwelt, Suzaku - die Herrin des Feuers, Genbu - der alte wissende Greis der Erde und Byakko - der Windgott. Doch das waren nicht alle. Da waren auch noch Rikugo - der Wächter der Zeit, Kijin - der Sohn von Souryuu, Toda der Schlangengott und schlussendlich noch Tamio der Meister der Zaubersprüche. Sie waren dem Ruf Souryuus gefolgt, da sie eigentlich noch beraten mussten, was mit Hisoka geschehen würde. Doch jetzt stand eher die Frage im Raum, wer würde dem Jungen helfen? Es war ein erbärmliches Bild gewesen, dass sich ihnen geboten hatte. Souryuu selbst hatte nicht damit gerechnet eine derart zerstörte Seele vorzufinden. Schon als der dem Jungen das erste Mal begegnet war, hatte er gespürt, dass etwas nicht mit ihm stimmte. Da war etwas Dunkles gewesen. So dunkel und schwarz, dass es fast schon böse war.

Resigniert sah er in die Runde. Scheinbar dachten alle dasselbe wie er. Sie hatten es alle gespürt. Tamio hatte ihm gesagt, dass ein Zauber auf dem Jungen läge, sehr alt und nur schwer wahrzunehmen. Am besten Rikugo sollte sich Hisoka mal ansehen, aber sie wollten auch nicht, dass der Junge etwas davon mitbekam. Jedenfalls nicht so schnell. Es war immerhin noch eine Prüfung. Denn es war Hisoka verschwiegen worden, dass man zuerst getestet wurde, ob man überhaupt würdig war einen dienstbaren Geist, also einen Shikigami, zu erhalten. Und sie hatten ihn testen wollen.
 

Allerdings war die Sache mit Kurikara nicht mit eingeplant gewesen. Der Drachenkönig war einst vor sehr langer Zeit verbannt worden und das hatte seine guten Gründe. Doch der Menschenjunge Hisoka hatte es geschafft diesen zu befreien. Ohne Zweifel war Hisoka der Auslöser dafür gewesen, doch war er wirklich mächtig genug um auch nur aus Versehen den Bannkreis aufzuheben? Selbst wenn der Bannkreis geschwächt gewesen war, hätte das dem Jungen nicht gelingen können. Oder war es Kurikara selbst gewesen? Doch warum hatte er den Bannkreis dann ausgerechnet jetzt verlassen? Oder hing das etwa doch mit Kurosaki zusammen? Souryuu wusste nicht, was er tun sollte und winkte die anderen hinaus. Er musste jetzt allein sein und nachdenken. Schweigend verließen die anderen den Raum. Eigentlich waren sie nur zu ihrer üblichen abendlichen Versammlung zusammengekommen, doch das hatte sich jetzt wohl erledigt.

Bei den heißen Quellen

Kommentar:Vielen Dank für eure Kommentare. Es freut mich, dass ihr sie mögt. Bei dem Pairing bin ich mir noch nicht sicher, da es eher eine Hisoka Centric Fanfiction werden wird. Jeder Teil ist in mehrere Kapitel unterteilt. Deswegen wird es mehr als ‚nur‘ elf Kapitel geben. Dafür werden die Kapitel nicht sonderlich lang, aber häufiger veröffentlicht.
 

::Kapitel 1.2 - Bei den heißen Quellen::
 

Als Hisoka am nächsten Morgen aufwachte, war er schweißgebadet. Sein Yukata, in dem er geschlafen hatte, war steif und hart von dem kalten Schweiß, der in der Nacht über seinen Rücken gelaufen war. Nun war ihm schrecklich kalt. Hisoka setzte sich auf und schlug die Decke seines Futons zur Seite. Vor ihm erblickte er die offene Balkontür. In der Nacht war deswegen der Raum furchtbar ausgekühlt und scheinbar hatte keiner sich dazu befleißigt gefühlt die Tür zu schließen. Das bedeutete, dass entweder keiner hier gewesen war, um nach ihm zu sehen oder aber die Person war so ignorant gewesen, dass sie die Kälte in seinem Raum einfach übergangen hatte. Wenn er nicht so fertig gewesen wäre, dann würde er sich jetzt darüber ärgern, doch dazu hatte er einfach keine Kraft mehr. Der Schlaf war nicht erholsam gewesen, die ganze Nacht über hatten ihn Alpträume heimgesucht und für einen Moment schien er sogar den stechenden Schmerz an der Unterseite seines Rückens wahrzunehmen. Hisoka hasste es. Er wusste, es war nur Einbildung, aber die Träume waren so realistisch, dass er jedes Mal glaubte, dass Muraki ihn in der vergangenen Nacht schon wieder heimgesucht und vergewaltigt hätte. Deswegen war er ein absoluter Morgenmuffel. Es dauerte immer seine Zeit bis er sich wirklich davon überzeugt hatte, dass seine Träume nur Träume waren.
 

Hisoka kämpfte sich auf die Füße, musste aber darauf achten, dass er wegen seines Kreislaufs nicht sofort wieder umkippte. Wenn er nicht gut drauf war, und das war er oft, dann reagierte sein Körper immer sehr unterschiedlich auf anstrengende Einflüsse. Der zu wenige Schlaf, das unzureichende Essen in den letzten Tagen in der Wüste und die Strapazen der Selbstheilung nach Kurikaras Angriff waren genug um ihn für noch längere Zeit so fertig zu machen. Es war sowieso ein Wunder, dass er den Angriff des Schwertes überlebt hatte. Der Schmerz war unglaublich tief gewesen. Doch einerseits nicht so schwer und qualvoll, wie er es gedacht und erwartet hatte. Auch wenn es im in dem betreffenden Augenblick nicht aufgefallen war. Er wusste nicht wieso, aber aus irgendeinem Grund hatte Kurikara ihn nicht tödlich verletzten können. Die Heilung war viel schneller vorangegangen als es eigentlich bei so schweren Verletzungen hatte sein können.
 

Sicher, wenn Futsu ihn angegriffen hätte, dann wäre er auf der Stelle gestorben, das hatte er gespürt. Futsu war ein bösartiges Schwert gewesen, von dunkler Macht durchtränkt und krankhaft besessen davon alles auszulöschen, was seinem Herren zu Nahe kam. Hisoka hatte eigentlich nur einen kurzen Blick auf den Drachenkönig werfen können, aber diese Erinnerung hatte sich für immer in sein Gedächtnis gebrannt. Das Gefühl, als er vor ihm gestanden hatte, war durch seinen gesamten Geist gedrungen. Auch ohne seine empathischen Fähigkeiten hätte er gespürt, was für eine Macht der Drache in sich trug. Die Geschichten waren keine Lügen gewesen. Doch Hisoka musste ehrlich zugeben, dass er in diesem Moment gar nicht daran gedacht hatte, wie er sich die Kraft des Shikigamis aneignen könnte. Zu gefesselt war er von dessen Erscheinung gewesen. Es hatte ihn erstaunt, dass Kurikara ein Kind war, doch in Wirklichkeit hatte dieser nur den Körper eines Kindes. Die Augen waren so unglaublich alt und weise gewesen. Der Drache hatte ihn sogar vor Futsus erstem Angriff beschützt. Mit Leichtigkeit hatte er das Schwert gestoppt. Hisoka schauerte schon fast als er an die göttliche Macht zurückdachte, die er da gespürt hatte. In den letzten Tagen, in denen er Bettruhe verordnet bekommen hatte, nachdem er in den Tenku Palast zurückgekehrt war, hatte er viel Zeit zum Nachdenken gehabt, weil er wieder einmal Angst davor hatte in den Schlaf zu fallen.
 

Hisoka beschloss - da es ihm immer noch verboten war den Palast zu verlassen, bis entschieden war, ob er Schuld an der Befreiung des Drachenkönigs hatte oder nicht - baden zu gehen. Es war noch sehr früh, wie er feststellte und hoffte deswegen draußen in eine der Quellen baden zu können, wo er vielleicht nicht gesehen wurde. Er wollte Tsuzukis Shikigamis nicht begegnen. Er kannte sie einfach noch nicht gut genug um ihnen so ohne Weiteres zu vertrauen. Außerdem wusste er nicht, ob sie böse auf ihn waren, weil er einen Verräter der Traumwelt befreit hatte. Hisoka legte den alten Yukata ab und nahm sich einen neuen aus dem Schrank. Die Diener des Palastes hatten dafür gesorgt, dass jeder der Gäste genügend Kleidung bekam, obwohl sie ja ohne aufgebrochen waren. Deswegen zog er sich einfach einen frischen Yukata an und nahm sich einen einfach Kimono für später heraus. Etwas anderes war ja im Moment nicht da und früher war er ständig so gekleidet gewesen, weil bei sich zu Hause die neumodische Kleidung nur selten geduldet wurde. Nur manchmal zum Training durfte er ein T-Shirt tragen. Die moderne Kleidung war eigentlich erst normal geworden als er Shinigami geworden war.
 

Hisoka trat hinaus auf den Rundsteg, der das ganze Gebäude umfasste. Es war ein frischer klarer Morgen. Der Nebel hing noch auf den Dächern und nirgends war eine Seele zu sehen. Aber er konnte spüren, dass ein paar Leute schon auf waren. Die Schwingungen ihrer Energien streiften ihn wie eine Brise des Windes, doch Hisoka ignorierte sie und blockte die fremden Gefühle so wie möglich ab. Er nutzte seine Flugfähigkeiten um ungesehen vom Gebäude zu gleiten und schwebte dann in Richtung der etwas abgelegenen Quellen, die Byakko ihm gezeigt hatte. Der Tiger hatte gemeint, dass es vollkommen in Ordnung wäre, wenn er baden würde. Denn üblicherweise war das bloß ein Platz, der für die zwölf Göttergeneräle bestimmt war. Doch als seltener Gast würde niemand etwas dagegen haben, wenn er oder Tsuzuki ihn benutzen würden, um sich ein wenig zurückzuziehen. Als Hisoka den Ort erreichte, den Byakko ihn beschrieben hatte, war dieser wirklich leer und verlassen. Zufrieden über die Aussicht für die nächste Zeit ein wenig allein sein zu können, öffnete Hisoka seinen Yukata, schob diesen von seinen Schultern und ließ ihn zu Boden gleiten. Dann hob er ihn auf und tat ihn auf einen nahe gelegnen Stein am Rand einer Quelle, zusammen mit dem Kimono und einem Handtuch, das er ebenfalls mitgebracht hatte. Er entschied sich dann für eine relativ warme, aber nicht zu heiße Quelle. Er hasste extreme Temperaturschwankungen. Da machte sein Körper nicht mit. Die Tage in der Wüste waren einfach nur der Horror gewesen.
 

Als Hisoka im Wasser lag und sich langsam entspannte, fragte er sich, ob er Kurikara je wirklich getroffen hätte, wenn er nicht durch dieses Wurmloch gefallen wäre. Irgendwie war das schon ein seltsamer Zufall, oder? Das Wurmloch hätte ihn überall hinbringen können und ausgerechnet ihn verschlug es in die Wüste des treibenden Sandes. War es Schicksal gewesen, dass er hatte Kurikara treffen sollen? Denn ohne Kurikara wäre er aus der Wüste sicherlich nicht mehr herausgekommen. Nun gut, er war entkommen, weil der Bannkreis zerbrochen war, aus welchem Grund auch immer. Hisoka konnte sich nur schwer vorstellen, dass er das gewesen sein sollte. Er verstand zwar recht viel von Bannkreisen, aber seine Kraft reichte ganz bestimmt nicht dafür aus um aus Versehen einen Bannkreis aufzuheben, der vor mehreren tausend Jahren von den zwölf Göttergenerälen geschaffen worden war. Und ob Kurikara da mitgeholfen hatte? Aber warum hatte er dann den Bannkreis nicht schon vorher geöffnet? Hisoka verstand es nicht. Es gab keine wirkliche Erklärung dafür und scheinbar hatten die Götter auch keine. Nun hing sein Schicksal von der Willkür der Götter ab. Wenn Kurikara Unruhe stiftete und sie einen Schuldigen dafür brauchten, dann würden sie ihn nehmen, darauf würde Hisoka sein Leben verwetten - wenn er denn noch am Leben wäre. Doch vielleicht erkannte auch nur einer von ihnen, dass er eigentlich nicht daran schuld war. Oder daran schuld sein wollte. Denn wenn sie ihn für schuldig befinden würden, dann würden sie ihn sicherlich bestrafen. Und Götter bestraften auf der scherzhaftem Wege, da hatte er bereits seine Erfahrungen mit gemacht. Vielleicht würden sie ihn sofort töten - was bei seiner Existenz als Shinigami unsinnig wäre, er würde einfach nur wiedergeboren werden. Oder aber sie schlossen seine Seele irgendwo ein und ließen ihn alle Ewigkeit dort. Oder aber sie wählten eine andere Variante und sperrten ihn zusammen mit Kurikara zurück in die Wüste unter den Bannkreis.
 

Bei dem Gedanken musste er auflachen. Das wäre zu skurril. Dann hätte er theoretisch, was er wollte, nur das er nicht wegkam und diesmal würden sie den Bannkreis besonders stark machen. Wenn Hisoka auch nur ein wenig optimistischer gewesen wäre, dann hätte er vielleicht in Betracht gezogen, dass es auch friedvollere Wege gab und ein einzelner Mensch wahrscheinlich nicht als schuldig befunden werden konnte, weil niemand glauben würde, dass er den Bannkreis aufgehoben hätte, doch Hisoka hatte seine Erfahrungen mit Schuldzusprüchen gemacht. Er wusste ganz genau, dass er für schuldig befunden werden würde. Weil er es nicht anders kannte. In der Vergangenheit war er immer der Schuldige gewesen und das hatte sich in seine Seele, in seinen Verstand und in sein Urteilsvermögen gebrannt. Deswegen dachte er nur daran wie er sein Strafmaß am besten mildern konnte.
 

Hisoka hatte bisher einfach nur in der Quelle gelegen, nachdem er hinein gestiegen war. Jetzt wurde ihm klar, dass er sich erst einmal beruhigen sollte. So begann er in der sehr großen Quelle herum zu schwimmen. Er zog seine Bahnen und tauchte dann irgendwann unter. Als er sich unter Wasser befand, bemerkte er wie gut das tat. Hier unten war es still. Niemand war da, der ihn stören oder bemitleiden konnte. Er war einfach nur für sich allein. Als er sich im Wasser drehte, kam ihm eine Idee. Früher als er noch sehr jung war, hatte er gerne sich in der Natur befunden. Später hatte er fast panisch weite offene Natur vermieden, weil er - wenn er sich zu sehr entspannte und gehen ließ - seine Magie benutzte. Sein Vater hatte ihn dann immer bestraft, weswegen er verständlicherweise es bald unterlassen und versucht hatte seine Fähigkeiten nicht zu verwenden. Doch geliebt hatte ihn sein Vater deswegen immer noch nicht. Doch jetzt war sein Vater ja nicht hier, oder?
 

Hisoka rang für einen Moment mit sich, ob er es wirklich wagen sollte, doch dann beschloss er, es zu versuchen. Er begann mit dem Wasser zu spielen. Einem normalen Menschen würde das gar nicht auffallen und die Bewegungen des Wassers für eine normale Strömung halten, doch Hisoka wusste, dass es anders war. Er griff mit seinem Geist nach der Energie des Wasser, die ihn umgab. Es war, als ob er an Fäden zog und diese seiner Wunschbahn folgten. Nur reichte dazu seine Gedankenkraft. Es fiel ihm sogar unerwartet leicht das Wasser zu bewegen. Kein Schmerz in seinem Kopf tauchte auf und wunderbare Weise fühlte es sich angenehm und natürlich an. Hisoka genoss dieses Gefühl. Nur selten hatte er wirklich das tun können, was er wollte und deswegen wollte er diesen Moment einfach nur ausschöpfen.
 

Ehe die Dunkelheit wieder umschlingen würde. Mit aller Kraft kamen nun die Sorgen und Ängste wieder hervor, die für einen kleinen Augenblick dahingespült worden waren. Hisoka tauchte aus dem Wasser auf und zog tief die Luft ein. Ein Shinigami konnte nicht ertrinken, weil er ja ein Geist war, aber solange er einen Körper besaß, der dafür sorgte, dass er ungehindert essen, trinken und Magie benutzen konnte, war ertrinken die unangenehmste Art zu sterben. Denn wenn man sich im Wasser befand konnte man sich nur schwer regenerieren, weil man sofort wieder ertrinken würde - sofern man sich noch unter Wasser befand. Und irgendwann wäre die Kraft sich zu regenerieren ganz einfach erschöpft. Hisoka wusste, dass jene Kraft ei ihm außergewöhnlich hoch war und sogar soviel davon hatte, dass er sie auf andere übertragen konnte - ansonsten wäre er nicht in der Lage gewesen diesen Tenku zu retten. Aber dennoch wollte er es nicht darauf ankommen lassen. Als er im Wasser stand, bis zur Hüfte, und die Luft Wasser an ihm herunter perln ließ, wurde ihm bewusst, wie sehr er sich doch einen anderen Körper wünschte. Vieles würde dadurch einfacher werden. Tsuzuki würde ihn zum Beispiel nicht ständig wie ein Kind behandeln. Niemand nahm ihn wirklich ernst. Er war nicht stark genug und nur selten konnte er seine angeborenen Eigenschaften wirklich gebrauchen, weil sein Körper entweder einfach zu schwächlich für die in ihm ruhende Kraft war oder es unmoralisch die Fähigkeiten überhaupt zu verwenden oder aber sein Partner hatte bereits alles in Schutt und Asche gelegt.
 

„Hmm“, machte Hisoka und stieß die Luft aus. Noch immer bewegte sich das Wasser mit seiner Kraft. Doch jetzt, da er aufgetaucht war, floss das Wasser sogar nach oben. Er streckte die Arme aus und sofort zog er das Wasser an wie ein Magnet. Es floss direkt in seine Hände. Lächelnd betrachtete er das Phänomen. Niemand wusste davon, dass er das konnte. Weder der Abteilungsleiter noch Tsuzuki. Und er war froh darüber. Er hatte darüber gelesen, dass es sehr selten war, dass ein Mensch eines der Elemente kontrollieren konnte. Er wollte nicht angegafft werden wie ein Tier, deswegen versteckte er diese Gabe. Außerdem konnte er sie im Kampf sowieso nicht beziehungsweise nur selten gebrauchen.
 

Deswegen hatte er zu Kurikara gehen wollen. Er hatte nicht erwartet sofort den Test bestehen zu wollen. Er hatte vor gehabt es immer und immer wieder zu versuchen, wenn es erforderlich gewesen wäre. Aber es war schief gelaufen. Die Götter waren nicht darauf gefasst gewesen, dass sie sich schon so bald mit Kurikara persönlich befassen müssen. Deswegen hatten sie ihm geboten hier zu bleiben und den ganzen Palast abgeriegelt. Niemand kam hier rein oder raus ohne gesehen zu werden.
 

„Du bist ein interessanter Shinigami“, kam es plötzlich von hinten.
 

Hisoka drehte sich um, sah aber zunächst niemanden. Wer hatte da gesprochen? Die Stimme kam ihm bekannt vor. Dann wanderte sein Blick nach oben und seine Augen weiteten sich. Starr blickte er die Gestalt an, die oben auf einem Felsen thronte und zu ihm herunter sah.
 

„Wirklich, ich hätte nicht gedacht, dass du meinen Angriff überleben würdest. Das hat noch kein einfacher Gott, geschweige denn ein Mensch geschafft. Und du bist nach so weniger Tagen schon wieder so fit genug, dass du Magie wie diese verwenden kannst. Vielleicht sollte ich dich doch testen, ob du meiner würdig bist“
 

„Kurikara-RyuOh“, flüsterte Hisoka.

Die Herausforderung

Kommentar: Vielen Dank für eure Kommentare. Ich habe über die Sache mit dem Adultkapitel nachgedacht. Es wäre eigentlich logisch, wenn so etwas in die Richtung kommt, weil es Hisoka in der Vergangenheit ja schlechte Erfahrungen damit gemacht hat. Ich werde sehen, in wie fern sich das einbauen lässt.
 

::Kapitel 2.1 - Die Herausforderung::
 

Hisoka starrte wie gebannt auf den Drachenkönig, der oben auf dem Felsen thronte. Sein schwarzes Haar fiel in Wellen ihm den Rücken herunter und glänzte seidig in der Sonne. Der Kimono war etwas zu kurz, doch das schien den Shikigami nicht zu stören. Sein Schwert hatte der Kurikara auf den Rücken gebunden und sah ihn nun herausfordernd an. Hisoka hatte Angst. Er erinnerte sich an den brennenden Schmerz, den Kurikaras Angriff verursacht hatte.
 

“Wie bist du hier herein gekommen?”, fragte Hisoka. “Der ganze Palast ist abgeriegelt wegen dir!”
 

Kurikara lachte kurz auf. Es klang ein wenig spöttisch und auch ein wenig amüsiert. Er konnte die Vorsicht in den Augen des Jungen lesen. Zumindest war dieser nicht dumm genug ihn zu unterschätzen.
 

“Glaubst du, dass diese jämmerlichen Wachen mich aufhalten könnten?”, gab er zurück. “Ich bin der Drachenkönig, ich habe alleine gegen Souryuus Armee gekämpft. Du nimmst doch nicht wirklich an, dass mich diese Hampelmänner bemerken können, wenn ich es nicht will?”
 

Kurikara wusste, dass das jetzt ein wenig großspurig klang, aber es war wirklich verhältnismäßig einfach gewesen, hier herein zu kommen. Sie rechneten wohl nicht damit, dass er sich hierher trauen würde. Dabei wollte er doch einfach nur wieder seine Heimat sehen.
 

“Was willst du dann hier?”, fragte Hisoka weiter und Kurikara wunderte sich ein wenig über den Mut des Jungen. Am Anfang hatte dieser noch erschrocken ausgesehen, aber jetzt behandelte er ihn ganz normal. Zwar vorsichtig und aufmerksam wurden seine Bewegungen verfolgt, doch er wirkte nicht so, als wenn er gerade einen ausgebrochnem Verbrecher gegenüber stehen würde. Er selbst hielt sich nicht dafür, aber er wusste wie der Rest der Traumwelt über seine Taten dachte. Es wunderte Kurikara, dass der Junge nicht schon längst Alarm geschlagen hatte.
 

“Was willst du hier?”, wiederholte Hisoka seine Frage. Er war wütend, dass der Drachenkönig ihn so nackt so. Eher weniger, weil er fürchtete, dass Kurikara sich über seine Blöße amüsieren könnte, sondern eher, weil dem Drachen die roten Male Murakis sicherlich nicht entgangen waren oder entgehen würden.
 

Kurikara hingegen überlegte stattdessen, was er wirklich im Himmelspalast gewollt hatte. Sein Auftauchen würde nicht unbemerkt bleiben. Nachdem der Bannkreis gebrochen waren - aus welchem Grund auch immer - hätte er sich auf irgendeinen verlassnen Berg niederlassen können und man hätte ihn in Ruhe gelassen. Stattdessen hatte es ihn hierher gezogen. Er hatte ja nur einen kurzen Blick auf den Palast werfen und dann wieder verschwinden wollen, doch dann war ihm der Junge aufgefallen, der in den Quellen zu baden gedachte. Zuerst hatte er geglaubt zu träumen, weswegen er ihm hinterher gegangen war, um sich davon zu überzeugen, dass der Junge tatsächlich noch lebte. Es hatte den Drachenkönig ehrlich erstaunt, ja schon fast geschockt zu sehen, dass der Junge, den er angegriffen hatte, noch lebte. Eigentlich sollte der Junge tot oder wenigstens für immer mit Brandnarben übersäht sein. Es war keine Woche her, dass das passiert war und es waren keine Wunden mehr am Körper des Jungen zu erkennen. Es war ein Wunder. Denn selbst die Heiler des Palastes hätten den Jungen nicht retten können, wenn der nicht von sich aus scheinbar den Großteil der Arbeit selbst erledigt hatte. Guter kleiner Todesengel.
 

Kurikara war sich sicher, dass der Junge etwas Besonderes war. Kein Mensch und auch kein Shinigami konnte sich innerhalb so kurzer Zeit von einem solchen Angriff erholen. Sowieso war der Junge seltsam. Mit leichtem Interesse besah er sich die roten Male auf dem Körper, die den gesamten Rücken und Oberkörper bis runter zu den Oberschenkeln. Auch die Arme waren bis zu den Handgelenken mit den Malen gezeichnet worden. Ob der Junge sich das selbst zugefügt hatte? Irgendwie bezweifelte Kurikara das. Er wusste ganz gut über Flüche und Bannmale bescheid - wie man es von einem König zu erwarten hatte - sodass er sehen konnte, dass diese Male auch dazu gehörten. Er konnte sie von hier aus nicht genau erkennen, doch wenn der Fluch sich über den gesamten Körper ausbreitete, dann musste er sehr mächtig sein. Doch das war gewiss nicht der richtige Zeitpunkt dafür um den Jungen darüber auszufragen.
 

Stattdessen sollte er wohl mal besser dessen Frage beantworten. Der Junge sah nicht gerade so aus als wollte er seine Frage noch einmal wiederholen. Kurikara fragte sich, warum er überhaupt darauf einging. Schließlich konnte der Shinigami ihn ja zu nichts zwingen. Trotzdem antwortete er.
 

“Ach Kleiner. Wenn auch nur ansatzweise wissen würdest, wie es ist solange eingesperrt zu sein und derart verbannt und verraten zu werden, dann würdest du wahrscheinlich auch als erstes nach Hause gehen wollen, trotz dessen was geschehen ist!”
 

Kurikara rechnete mit einem Ausruf des Proteste und dass der Shinigami ihm nicht glauben würde - auch wenn es die Wahrheit war, was er gerade gesagt hatte - so überraschte es ihn, dass sich die Augen des zuerst ein wenig weiteten, ihn ungläubig anstarrten und dann die Wasseroberfläche fixierten. Dann richtete er nach einer Weile das Wort an ihn.
 

“Doch … doch das verstehe ich Kurikara. Vielleicht besser als du glaubst.”
 

Verwundert hob Kurikara eine Augenbraue. Was sollte das? Wie konnte dieser Mensch seine Lage verstehen. Neugierig beugte er sich ein wenig herunter und musterte den Jungen noch einmal. Er war wirklich seltsam und der Drachengott hatte das Gefühl, dass er sich noch eine Weile mit ihm beschäftigen würde. Er sah dabei zu wie Hisoka aus der Quelle stieg und sich mit dem Handtuch abrubbelte. Die Gänsehaut war deutlich zu sehen. Anscheinend war das Wasser doch nicht so warm gewesen, wie zuerst angenommen. Aber was ging ein Mensch in solcher Herrgottsfrühe auch schon baden? Der Nebel lag noch immer auf den Dächern und nur nach und nach gingen jetzt die Diener an ihre Arbeit um alles für den Tag vorzubereiten. Nun schlüpfte der Shinigami in den Kimono. Nun eigentlich war er kein richtiger Kimono, weil die Beinpartie anders geschnitten war. Das war eine richtige Hose, die bis zum Boden reichte.
 

Kurikara beobachtete wie der Junge mit geübten Handgriffen mit der Kleidung umging. Als er ihn das erste Mal getroffen hatte, hatte er moderne Kleidung getragen. Nur wenige Menschen heute trugen noch traditionelle Kleidung. Er hatte sie damals zwar beschützt, doch sie zerstörten mit ihren elektrischen Licht dennoch die Traumwelt. Ja, es war noch nicht mal ihre ursprüngliche Welt. Mit Entsetzten hatte Kurikara feststellen müssen, als er von dem Bannkreis befreit worden war, dass die Traumwelt nun durch die Magie und technische Hilfe des Jou-chous gestützt wurde. Wie konnte Souryuu das nur zulassen? Als sie ihn verbannt hatten, war noch alles in Ordnung gewesen.
 

Kurikara merkte, dass seine Gedanken abschweiften. Er zwang sich an etwas anderes zu denken. Es war nicht gut sich ausgerechnet jetzt damit zu beschäftigen. Ihm standen noch einige Begegnungen bevor.
 

“Hey, Junge”, rief der Drachenkönig Hisoka zu, der sich daraufhin umdrehte und den Drachenkönig ansah.
 

“Ja?”, fragte er zurück.
 

Er hatte keine Ahnung, was Kurikara wollte. Denn dessen Gefühle konnte er nur schwach lesen. Es schien, als wäre da ein Schild, dass ihn abblockte. Das war bisher bei keinem Wesen geschehen, dem er begegnet war. Selbst Muraki hatte kein solches Schild. Der besaß zwar nur schwarze Leere in sich, aber dennoch konnte Hisoka in dessen Kopf eindringen. Es verwirrte ihn, dass er das bei Kurikara nicht konnte. Es war nicht so, dass der Drachenkönig keine hatte, er konnte sie nur nicht lesen und Hisoka fragte sich, ob er über so etwas nicht sogar einmal dankbar sein sollte. Die Anwesenheit Kurikaras hatte ihn mehr entspannt als er es sich hätte vorstellen können.
 

“Wie heißt du?”, wurde er nun aber von Kurikara aus den Gedanken gerissen.
 

Verwirrt blickte Hisoka hoch, ehe ihm einfiel was der Shikigami wollte. Er hatte sich dem Drachenkönig noch gar nicht vorgestellt. Nun, in dessen Höhle war wohl auch kaum die Zeit dafür gewesen.
 

“Hisoka. Hisoka Kurosaki ist mein Name”, antwortete Hisoka ohne zu Zögern. Er hätte es ihm ohnehin nicht verschweigen können.
 

Kurikara dachte nach. Warum hatte er das Gefühl den Namen ‘Kurosaki’ schon zu kennen? Oder assoziierte er da in eine falsche Richtung? Er kannte sicherlich jemanden aus der Vergangenheit, der Kurosaki hieß, doch das war es nicht, was ein vertrautes Gefühl in ihm hervor rief. Es war irgendetwas anderes. Er legte den Kopf schief und meinte dann:
 

“Kurosaki also, hm?”
 

Hisoka wartete, ob das jetzt noch irgendetwas zu bedeuten hatte. Er wollte eigentlich mit seinen morgendlichen Schwertübungen beginnen und wenn er sich geschickt anstellte, dann ließ ihn Kurikara sogar gehen. Doch der Drachenkönig schien wieder in Gedanken versunken.
 

“Wird das jetzt noch etwas oder wie lange soll ich hier noch warten?”, fragte Hisoka nach einer Weile barsch.
 

“Ich glaube nicht, dass das der richtige Ton ist, um mit mir zu reden, Junge!”, kam es ermahnend zurück, doch Hisoka hatte keine Angst davor. Irgendwie glaubte er nicht, dass Kurikara ihn deswegen angreifen würde.
 

“Erstens: Nenn mich nicht Junge! Du kennst jetzt meinen Namen. Und Zweitens: Ich rede mit dir zur Not wie ich will!”
 

“Solange du dir noch nicht meinen Respekt verdient hast, werde ich dich gewiss nicht beim Namen nennen und zudem solltest aufpassen, was du sagst. Ich bin nicht umsonst Drachenkönig.”
 

“Soll mir das jetzt Angst machen?”
 

“Du sollest welche haben. Nur Narren haben keine Angst!”
 

“Ich bin kein Narr. Ich werde nicht den Fehler machen, dich zu unterschätzen Kurikara-RyuOu. Das heißt noch lange nicht, dass ich Angst vor dir haben muss!”
 

“Soll das eine Herausforderung sein?”
 

“Das hast du gesagt!”
 

Herausfordernd und kampflustig, aber nicht feindselig blitzten sie sich an. Hisoka fragte sich, was ihn dazu gebracht hatte Kurikara herauszufordern. Das letzte Mal hätte ihm eigentlich genügen müssen, aber womit er noch weniger gerechnet hatte war, dass der Drachenkönig darauf eingestiegen war. Was war geschehen, dass er auf einmal in dessen Wertschätzung gestiegen war? Beim letzten Mal hatte Kurikara sehr deutlich gemacht, dass er keinen Herren wünschte und eine Herausforderung galt nun einmal als Ansage für den Kampf um die Freiheit eines Shikigami und die Erlangung seiner Kräfte. Irgendwie war Hisoka jetzt nicht darauf vorbereitet.
 

Dem Drachenkönig erging es ähnlich. Auch er hatte gerade erst realisiert, dass dies eine richtige Herausforderung gewesen war. Dabei hatte er doch bisher so etwas immer erfolgreich umgehen können. Er wollte seine Freiheit behalten. Aber einerseits, welche Freiheit hatte er bitteschön zu beschützen? Die zwölf Göttergeneräle würden ihn sicherlich nicht frei herumlaufen lassen und ihm seinen Titel als König der Drachen zurückgeben. Er war zwar dem Bannkreis entkommen, wobei er immer noch nicht wusste wie das geschehen war, doch wo sollte er schon hin? Die Einsamkeit war zum Zerreißen gewesen und sich jetzt erneut auf einen einsamen Berg zu flüchten, wo keiner hinkam war nicht unbedingt das, was man sich unter Gesellschaft vorstellte. Der einzige Unterschied würde sein, dass er sich diesmal einen Berg mit Bäumen suchen würde, sodass er nicht mehr von diesem grässlichen Sand umgeben wäre. Außerdem, das musste er zu der Verteidigung des Jungen sagen, hatte er ihn doch nahezu dazu eingeladen ihn herauszufordern. Denn er war es gewesen, der das Wort ‘Herausforderung’ ausgesprochen hatte. Kurikara seufzte. Der Tag fing nicht so an, wie er es geplant hatte. Es konnte nur noch schlimmer kommen.
 

“Was für ein Schlamassel!”
 

Kurikara sah auf. Hisoka ebenfalls. Hatten sie das etwas gleichzeitig gesagt? Scheinbar schon. Kurikara sprang endlich von seinem Felsen herunter und landete neben Hisoka.
 

“Also ich kann verstehen, warum es für mich ein Schlamassel ist, weil ich dich mehr oder weniger dazu aufgefordert habe, mich herauszufordern. Nach den Gesetzen muss ich dir zumindest eine minimale Chance geben, sodass du vielleicht und möglicherweise mein Herr werden kannst. Aber warum soll es bitte für dich ein Schlamassel sein, dass du mich herausgefordert hast?”
 

Hisoka war kurz verwirrt, weil er den Anderen noch nie hatte soviel reden hören, war dann aber bereit zu antworten und dem Drachenkönig Auskunft zu geben.
 

“Stimmt, eigentlich sollte ich nichts dagegen haben. Am Anfang wollte ich dich auch herausfordern, aber du hast mir sehr deutlich gezeigt, wie viel du davon hältst. Eigentlich wollte ich nur einen Blick auf dich werfen, nachdem selbst Tsuzuki an dir gescheitert ist, aber probieren schadet ja bekanntlich nicht. Nur …”
 

“Nur was?”, fragte Kurikara ungeduldig.
 

“Sie machen mich dafür verantwortlich, dass du aus deinem Gefängnis entkommen bist. Bisher konnte ich sagen, dass es Zufall war, dass sich der schon lockere Bannkreis einfach gelöst hat, als mich das Wurmloch in die Wüste des treibenden Sandes brachte, aber jetzt werden sie mir das wohl kaum noch abkaufen. Nachdem ich dich herausgefordert habe und du mein Shikigami werden sollst.”
 

Kurikara legte den Kopf schief und stützte sein Kinn auf seine geballte Faust. Nachdenklich leckte er sich über die Lippen. Sie machten wirklich diesen Jungen dafür verantwortlich? Der Bannkreis war jahrhunderte alt. Sie glaubten wirklich, dass Hisoka - ein einfaches Menschkind - das fertig gebracht hatte? Das konnte doch nicht sein, oder? Doch Kurikara wäre nicht Drachenkönig, wenn er auch die Gegenthese dazu kennen würde. Er selbst hatte nicht aktiv gegen den Bannkreis gearbeitet. Es wäre für ihn nahezu unmöglich gewesen diesen von innen heraus zu brechen. Nun gut, es hatte ihm die Motivation dazu gefehlt. Aber gänzlich unmöglich wäre es sicherlich nicht gewesen. Nur viel Arbeit.
 

“Du warst höchstens der Auslöser. Aber du konntest ja nicht wissen, wohin dich das Wurmloch bringen würde. Du kannst froh sein, dass es dich nicht woanders hin verschlagen hat.”
 

“Das heißt es war nichts weiter als eine Verkettung von Zufällen, der ich es zu verdanken habe, dass wir beide jetzt nicht in deiner Schmiede hocken und überlegen, wie du mich wieder loswirst?”
 

“Man könnte es auch Schicksal nennen!”
 

Schicksal. Ja man konnte es vielleicht wirklich Schicksal nennen, dass sie jetzt in dieser Lage steckten. Hisoka war durch der Wurmloch gefallen und in seiner Wüste gelandet. Verständlicherweise hatte er nicht bleiben wollen und ihn aufgesucht. Denn Hisoka wusste nicht, wie er wieder weg kam. Doch auch wenn Hisoka mit Absicht einen Weg zu ihm gesucht hätte, wäre es ihm vielleicht gelungen. Sie wären sich also auf jeden Fall begegnet. Denn das Schicksal hatte anscheinend gewollt, dass sie sich trafen. Auch wenn Kurikara zunächst anders darüber gedacht hatte und Hisoka zum Palast gejagt hatte. Auch dieser war nach dem Angriff wohl nicht sonderlich scharf darauf gewesen ihm so schnell wieder zu begegnen. Doch das Schicksal hatte ihnen nun auf sehr deutliche Weise klar gemacht, dass es wollte, dass sie zusammengehörten. Irgendwie.

Denn Kurikara glaubte an das Schicksal. Anders als Souryuu.
 

“Woher wusstest du eigentlich von mir?”, fragte Kurikara plötzlich Hisoka unverwandt. Er war doch schon lange aus der Liste der Shikigami gestrichen worden.
 

Sie standen immer noch im Sichtschutz des Wasserdunsts, des leichten Nebels und der Steinbrocken die hier herumlagen. Die Stimmung war seltsam. Sie beide wussten, dass sie irgendwie in etwas hinein geraten waren, mit dem sie nicht so recht umzugehen wussten. Auch hatten sie nicht wirklich viel Ahnung, was auf sie kam. Hisoka nicht, weil Tzusuki nicht gut erklären konnte und die Hälfte dabei vergaß und Kurikara nicht, weil er nicht wusste, inwiefern sich im Laufe der Jahrhunderte hier die Gesetzte und Sitten geändert hatten.
 

“Du standest auf meiner Liste als möglicher Shikigami. Weil er durchgestrichen war, ist er mir erst am Ende aufgefallen, als ich schon alle herausgefordert hatte, die er zu herausfordern gab.”
 

Ach ja? Stumm hob Kurikara die Augenbrauen. Das war verwunderlich. Es braucht viel, dass ein hoher Shikigami als möglicher dienstbarer Geist zur Auswahl eines Shinigamis stand. Vielen fehlten Potenzial, magische Fähigkeiten oder hatten charakterliche Mängel. Dass er bei dem Jungen trotzdem allem auf der Liste erschienen war, musste doch etwas heißen. Was also bedeuten würde, dass er sich nicht vollkommen in die Sch**** geritten hatte.
 

“Du hast alle herausgefordert?”, fragte Kurikara zur Versicherung nach. Er wollte wissen, ob der Junge vielleicht nicht log um vor ihm anzugeben.
 

“Ja alle. Doch irgendwie hat es bei keinen gepasst.”
 

“Nicht gepasst? Waren sie dir nicht stark genug?”
 

“Das nicht unbedingt. Stärke kann man steigern, wenn man an sich arbeitet, aber dazu ist eine gewisse Zusammenarbeit nötig. Mit keinem habe ich auch nur irgendeine Bindung aufbauen können. Wie soll ich dann mit ihnen arbeiten?”
 

Kurikara schwieg. Der Junge schien nicht zu merken, dass er bereits in einen kleinen Test verwickelt worden war. Er hatte wissen wollen, wie Hisoka über Shikigami dachte. Doch nichts abwertendes war gefallen. Wenn Hisoka nur seinen Wunsch nach Macht hatte stillen wollen, dann hätte Kurikara sofort die Prüfung abgebrochen und Hisoka für durchgefallen erklärt. Denn der Junge wusste sicherlich nicht, das bei so hohen Göttern wie ihm die Herausforderung aus mehreren Teilen bestehen konnte, die sich Tage, wenn nicht gar Monate sich hinziehen konnte. Er betrachtete den Jungen, den er vor nicht allzu langer Zeit in der Quelle gefunden hatte. Er barg viele Rätsel und diese galten gelüftet zu werden.

Souryuus Fehler

Kommentar: Das ich überhaupt dazu komme dieses Kapitel zuschreiben! Wahnsinn, was das Schreiben eines Monster Kapitels so mit einem Menschen anrichten kann. Egal. Ich freue mich, dass es Leser gibt, die mir tatsächlich sagen, was sie von dieser Fanfiction halten und sie nicht nur stumm weiter lesen! In diesem Kapitel möchte ich außerdem darauf hinweisen, dass es manchmal so etwas wie einen Perspektiven Wechsel geben wird. Das heißt, dass Byakko zum Beispiel einmal auf einen Baum springt und es im nächsten Moment gleich noch einmal tut, aber eben aus der Sicht von z. Bsp. Genbu.
 

Verstanden? Ja?

Dann viel Spaß beim Lesen!

mangacrack
 


 

::Kapitel 2.2 - Souryuus Fehler::
 

Hisoka hatte das Gefühl, dass Stunden vergangen waren seit er aufgewacht war. Das Bad hatte ihm gut getan, doch leider war der Tag in eine Richtung verlaufen, die er sich weniger gewünscht hätte. Sicher, er konnte Kurikara herausfordern und versuchen, dass dieser sein dienstbarer Geist wurde, doch könnte er mit einen Shikigami arbeiten, der das Ganze nicht freiwillig mitmachte? Er wollte Kurikara zu nichts zwingen. Er kannte doch das Gefühl, wenn man zum ersten Mal frei von seinen Ketten war. Damals - nachdem er gestorben war - war er lange Zeit verwirrt gewesen, weil sein Vater ihm nichts mehr befehlen konnte. Kurikara befand sich jetzt in derselben Situation. Aber, Hisoka schalt sich im Inneren, Kurikara war um einiges stärker als er damals. Kurikara wusste sicherlich selber, was er wollte. Wenn er nicht ihm nicht dienen wollte, dann hätte Hisoka sicherlich nicht die Macht dazu, den Drachenkönig trotzdem dazu zu zwingen. Aber er wollte sicherlich auch nur die Absicht dazu zeigen. Gerade erst schien der Drachenkönig positiv über ihn gestimmt zu sein, da wollte er nicht noch das Gegenteil heraufbeschwören. Hisoka seufzte. Warum mussten Götter nur so kompliziert sein?
 

“HISOKA!”, ertönte es plötzlich aus der Nähe.
 

Der Gerufene wandte den Kopf. Das war Tzusukis Stimme gewesen. Suchte der etwa nach ihm? Dann durfte er Kurikara nicht finden! Hisoka wirbelte herum um den Drachenkönig zu warnen, doch Kurikara war verschwunden. Er stand nicht mehr da, wo er eben noch gewesen war. Aber Hisoka fand Kurikara schneller als er dachte, dank seiner emphatischen Fähigkeiten. Der Drachenkönig hatte sich in eine Baumkrone verkrochen um von dort zu beobachten, was passieren würde. Denn allzu schnell wollte dieser seine Tarnung nämlich nicht aufgeben und vor allem nicht, wenn keine Notwendigkeit dafür bestand. Es war diesem sogar lieber, wenn Souryuu überhaupt nicht erfahren würde, dass der rote Drache hier war.
 

Hisoka drehte sich weg und ging Tsuzuki entgegen. Er tat so, als wüsste er nichts von Kurikara und bereitete sich darauf vor von seinem besorgten Partner überrannt zu werden. Der meinte es sicherlich ganz nett, aber Hisoka war der Meinung, dass er sich selbst helfen konnte. Er wollte nicht ständig bemuttert werden und um zu wissen, dass es jetzt wieder irgendetwas Banales war, dass Tzusuki in Panik den ganzen Palast durchsuchen ließ, dafür brauchte er noch nicht einmal seine emphatischen Fähigkeiten. Leicht genervt hielt er nach Tsuzuki Ausschau. Bald hatte er ihn schon von weitem entdeckt.
 

“Ich bin hier, Tzusuki!”, rief er mäßig laut.
 

Fast sofort ruckte Tzusukis Kopf herum und stürmte auf ihn zu, nachdem er ihn gesehen hatte. Hisoka versuchte gar nicht erst sich gegen die Naturgewalt zu stemmen, die auf ihn zuraste. Tzusuki davon abzuhalten ihn jetzt zu umarmen, wäre das Gleiche wenn man versuchen wollte Tatsumi beizubringen, dass eine verschwenderische Lebensweise, die Beste wäre. Schlicht und gar unmöglich. Stattdessen überprüfte er lieber seine Barrikaden, denn Tsuzukis Gefühlssturm machte ihm schon jetzt zu schaffen. Dann spürte Tsuzukis Umarmung, die ihn fast zu Boden riss. Er hörte seinen Partner irgendetwas brabbeln und tätschelte diesem liebevoll den Rücken.
 

“AH, HISOKA! Ich hab mir solche SORGEN gemacht!”
 

Hisoka grummelte. Er wollte nicht wie ein Baby behandelt werden. Was sollte ihm denn hier schon groß passieren? Nun gut, Kurikara war hier eingebrochen und wenn dieser ihn hätte verletzten wollen, dann hätte der Drachenkönig das auch ohne weitere Probleme bewerkstelligen können. Nun gut, er war trotzdem kein kleines Kind. Das war doch auch der Grund, warum er Tsuzuki beweisen wollte, dass er nicht beschützt werden wollte. Er konnte sich selbst verteidigen, man gab ihm nur nie die Gelegenheit dazu. Er schob jetzt den anderen Shinigami von sich und wehrte sich vehement gegen eine weitere Umarmung. Tsuzukis Gefühle störten ihn wieder einmal, weil dieser es ja anscheinend nicht nötig hatte, eine zumindest minimale mentale Barriere zu errichten um ihm die Sache ein klein bisschen einfacher zu machen. Allerdings bemerkte er auch, dass Tsuzuki nicht nur hier war, weil er sich Sorgen gemacht hatte. Da war noch etwas anderes.

Argwöhnisch sah er Tsuzuki an und verschränkte seine Arme vor seiner Brust.
 

“Was willst du, Tsuzuki?”, fragte er.
 

“Aber … aber Hisoka! Wo warst du? Ich hab mir Sorgen gemacht. Wir haben dich gesucht!”
 

Der letzte Satz verriet Hisoka schon mehr als die ganzen verwirrenden Gefühle von seinem Partner zusammen. Normalerweise ging die Sorge um ihn immer nur von Tsuzukis Beschützerinstinkt aus, aber nun hatte man ihn anscheinend gemeinschaftlich gesucht und es schien etwas Wichtiges zu sein. Etwas, dass einen Grund hatte.
 

“Was will Souryuu?”, fragte Hisoka misstrauisch.
 

Es konnte kein Anderer als Souryuu, der etwas von ihm wollte. Jeder Andere hätte ihn entweder persönlich aufgesucht oder gewartet bis sie sich das nächste Mal über den Weg liefen, was nicht sonderlich lange dauern würde, dann so groß war das Gelände des Palastes schließlich auch nicht. Und nur Souryuu hatte genug Autorität um selbst die anderen Göttergeneräle herumzuscheuchen um einen einfachen Shinigami suchen zu lassen. Denn Hisoka war sich sicher, dass Tsuzuki mit ’wir’ Suzaku und die Anderen gemeint hatte.
 

“Ah, Hisoka … woher weißt du das schon wieder? Das ist unfair, ich wollte es dir selbst sagen. Warum musst du auch so gut hören können?”, plapperte Tsuzuki aufgeregt.
 

Hisoka hätte Tsuzuki beinahe entgegen geschleudert, dass es ihm auch lieber wäre, wenn seine Gabe nicht so weit ausgeprägt wäre und er zudem auch ohne sie darauf gekommen war, das Souryuu etwas von ihm wollte. Aber er beherrschte sich, denn er wusste, es würde sowieso nichts bringen. Tsuzuki hatte am wenigsten Verständnis dafür wie sehr ihn seine Gabe belastete, doch Hisoka würde sich auch hüten seinem Partner jemals etwas davon zu erzählen.
 

“Na auf jeden Fall”, redete Tsuzuki weiter, “will Souryuu dich sehen. Er hat den halben Götterstab losgeschickt. Es ist irgendwas Wichtiges. Wo bist du überhaupt gewesen?”
 

Der letzte Satz war ruhiger gewesen. Da trat wieder der Shinigami zum Vorschein, den man so selten zu Gesicht bekam, weil sich Tsuzuki seiner schämte. Das ernste Gesicht des Todesengels, der dazu fähig war zwölf der höchsten Götter zu kontrollieren.
 

“War baden!”, meinte Hisoka kurz angebunden. “Was will jetzt Souryuu genau? Kann er mich nicht einfach in Ruhe lassen?”
 

“Nein, kann er nicht”, ertönte es jetzt hinter Hisoka, “Er hat einen wichtigen Grund dafür dich zu belästigen!”
 

Hisoka fuhr herum, erschreckt, weil er die Person hinter sich nicht gespürt hatte und entdeckte Byakko. Innerlich atmete Hisoka auf. Byakko tat es nicht mit Absicht, wenn er seine Gefühle abschirmte. Es erschreckte jeden Emphat, wenn aus dem Nichts einfach so Personen auftauchten, die vorher nicht da gewesen waren. Die meisten Götter schienen auf seinen Umstand Rücksicht zu nehmen und kontrollierten ihre Gefühle soweit, dass sie nur noch oberflächlich zu spüren waren. Ein Umstand, den Hisoka als sehr angenehm empfand. Ganz unterdrückten sie ihre Gefühle nur, wenn sie einen bestimmten Grund dafür hatten, wie zum Beispiel Suzaku, wenn sie kämpfte. Souryuu allerdings schirmte sich vollkommen ab. Und deswegen verabscheute Hisoka den blauen Drachen so sehr. Nicht nur, weil dieser im Charakter seinem Vater sehr ähnlich war, sondern auch, weil er mit seiner Gefühlskälte ihn an Muraki erinnerte. Die Kombination ergab dann seine schrecklichen Alpträume und das Gefühl, dass er nicht erwünscht war. Schließlich hatte Souryuu ihn bereits als Unheil bezeichnet und das, obwohl er ihn nicht einmal richtig gekannt hatte.
 

Hisoka betrachtete Byakko, der ungewöhnlich ernst drein blickte und entschied, dass es vermutlich um seine Anhörung oder so ging. Plötzlich kam Hisoka eine Idee: Hatte man etwa geglaubt er sei verschwunden, weil er erneut zu Kurikara wollte? Unglaublich!
 

“Was soll das heißen?”, fragte Hisoka nun den weißen Tiger ohne Umschweife.
 

Dieser ließ seinen geringelten Schwanz hin und her schwingen und sah sich erst kurz um ehe er antwortete.
 

“Es ist gefährlich hier. Wir haben in den frühen Morgenstunden die Nachricht erhalten, dass Kurikara den Himmelspalast schon sehr nahe ist. Aber anscheinend ist er wieder abgetaucht. Wir wollten sicherstellen, dass du in Sicherheit bist, da wir nicht wissen, was Kurikara tut, wenn er erfährt, dass du seinen Angriff überlebt hast.”
 

Und mehr zu sich selbst murmelte er noch: “Was schon erstaunlich genug ist!”
 

Hisoka war froh über seine Selbstbeherrschung. Denn ansonsten hätte er womöglich nicht so ruhig reagiert. Er zuckte nur kurz zusammen, als Byakko den Namen Kurikaras erwähnte. Der Tiger interpretierte dies jedoch so, dass Hisoka über die Tatsache erschrocken war, dass sein potenzieller Mörder sich in der Nähe befand. In Wirklichkeit machte sich Hisoka aber Sorgen um den Drachenkönig. Es war schon ein Wunder, das Byakko nicht gespürt hatte, dass Kurikara sich in den Baumwipfeln nicht weit von hier verbarg.
 

Auf einmal überkam Hisoka eine nahezu panische Angst. Was würde passieren, wenn man Kurikara entdecken würde? Würde man ihn dafür verantwortlich machen? Auch wenn Kurikara und er eben fast normal miteinander geredet hatten, so war das nicht genug um eine Vertrauensgrundlage zu schaffen. Was, wenn man ihn beschuldigte auf Kurikaras Seite zu stehen oder gar, ihn dazu bezichtigte dem Verräter ins Schloss geholfen zu haben? Würde Kurikara ihn verteidigen? Oder ihn verraten? Hisoka ahnte, dass selbst Tsuzuki nicht viel dagegen machen konnte, wenn Souryuu zu der Annahme kam Hisoka wäre für Kurikaras Eindringen verantwortlich. Und wenn er die Anderen davon überzeugen konnte, sich auf seine Seite zu stellen, dann war es vorbei. Im Inneren fürchtete Hisoka zum ersten Mal seit langer Zeit wieder um sein Leben. Wenn Kurikara ihn nicht verteidigen würde, dann … dann würden sich die Götter einen Schuldigen suchen und eine stichhaltige Verteidigung hatte Hisoka nicht. Und lange genug nicht die Erfahrung sich gegen die Götter durchzusetzen.
 

“Keine Sorge Hisoka”, meinte jetzt Byakko, “Wir werden Kurikara schon finden. Du musst dich nicht fürchten!”
 

Der Tiger hatte den panischen Blick des Jungen gesehen und ihn so interpretiert, dass er sich vor Kurikara fürchtete. Doch zweifellos hatte der Junge auch Angst vor Souryuu, was kein Wunder war, so wie der Herr des Ostens bisher mit Tsuzukis Partner umgesprungen war. Byakko fragte sich eigentlich wieso überhaupt. Schließlich war der Großteil sich darüber einig, dass Hisoka Tsuzuki nur gut tat und es diesem besser ging und sich nicht mehr so einsam fühlte, seit er Hisoka kannte. Es war für den Tiger nahezu unbegreiflich, dass Souryuu ohne erkennbaren Grund so sehr gegen den Jungen vorging. Zugegeben, der Junge war seltsam und sein Auftauchen stand unter vielen merkwürdigen Vorzeichen, die gewiss etwas zu bedeuten hatten, aber musste es deswegen etwas Schlechtes sein? Tsuzukis Auftauchen vor fast 100 Jahren hatte sogar noch mehr Aufruhr verursacht und da hatte niemand etwas Negatives gesagt. Warum gab Souryuu dem Jungen keine Chance? Es war ihm ein Rätsel.
 

“Ich hab keine Angst!”, schnappte Hisoka zurück und Byakko lächelte leicht.
 

“Natürlich nicht!”, antwortete er. Es war ihm klar, dass der Junge sich minder behandelt fühlte und vielleicht auch ganz einfach nur verwirrt war.
 

“BYAKKO! BYAKKO!”, hörte man plötzlich Suzaku über den Platz schreien.
 

Alle Anwesenden sahen zu der rothaarigen Gestalt die alarmiert herangesaust kam, nicht weit hinter ihr, Souryuu und Genbu. Byakko hob eine Augenbraue sah die Wächterin des Feuers fragend an. Irgendetwas war passiert. Also Suzaku so nah herangekommen war, sodass sie nicht mehr schreien musste, bleib sie erstmal kurz stehen und holte tief Luft. Sie sah gehetzt aus.
 

“Was ist los, Suzaku-neechan?”
 

“Lass das Neechan sein und hör mir zu”, fauchte sie ungehalten. “Kurikara ist hier!”
 

“Was? Aber das ist doch nichts Neues.”
 

“Nein, nein. Du verstehst mich falsch. Kurikara ist HIER! Er ist vor ein paar Stunden in den Palast eingedrungen!”
 

“Wie … ? Oh mein Gott…”, brachte Byakko nur heraus.
 

“Ja, wir wissen auch nicht…”, erwiderte Suzaku.
 

Hisoka hörte den Rest schon gar nicht mehr richtig. Ihm war leicht schwindelig. Die Angst, dass sie Kurikara finden würden, war überwältigend. Schon allein wegen seines eignen Wohl würde er nichts lieber als dafür zu sorgen, dass Kurikara niemals hier gewesen war. Vielleicht war dieser ja inzwischen verschwunden, dachte Hisoka hoffnungsvoll. Er versuchte den Drachenkönig mit seinen Sinnen zu orten, doch die aufgewühlten Gefühle der Anwesenden und die mächtigen Auren der Beschützer der vier Himmelsrichtungen machten das unmöglich. Er wich einen Schritt zurück und wollte ein bisschen Abstand gewinnen. Seine Beine waren wacklig geworden und am liebsten hätte er sich jetzt irgendwo hingesetzt. Zudem war ihm schlecht.

All diese negativen Gefühle, all dieser Hass den die Anderen im Moment verspürten und auch noch so offen zeigten, erschlugen ihn fast. Das Gefühl der Panik wurde immer größer, sowie das hässliche Gefühl der Unruhe in seiner Bauchgegend.

Nicht mehr lange und er würde zusammenbrechen. Verdammt, warum musste er immer so von der Stimmung anderer Leute abhängig sein?
 

Inzwischen war Souryuu herangetreten und hielt geradewegs auf ihn zu. Hisoka wich zurück. Er fühlte die kalte Ablehnung, die Verachtung und den stechenden Blick, der auf ihm ruhte, ganz deutlich. Es schnürte ihm die Kehle zu und Hisoka bekam Atem Probleme. Warum konnte Souryuu nur Ablehnung zeigen? Die innere Anspannung wurde immer größer, als Souryuu geradewegs auf ihn zustürmte und dessen Hass immer größer wurde, je näher er Hisoka kam. Hisoka wollte sich umdrehen und weglaufen, doch er war wie erstarrt. Panik war in seinen Augen zu lesen und obwohl es für ihn fast ewig dauert, so passierte doch alles viel zu schnell, als das einer der Anderen diesen neuen Umstand bemerkt hätte. Keiner merkte, was sich alles in Hisokas Innerem abspielte und vor allem: Niemand merkte in welcher Geschwindigkeit Hisoka dem seelischen Abgrund immer näher glitt. Doch bevor er wirklich flüchten konnte, stand Souryuu schon vor ihm und packte ihn am Kragen. Er wurde leicht zu Souryuu herangezogen, der ihm mit seinen blauen Augen so kalt ansah, als würden sie aus Eis bestehen. Hisokas Panik wuchs. Und noch was fühlte er. Der Drang die Magie zu benutzen, die er schon einmal bei Tsuzuki angewendet hatte, um diesen fernzuhalten, weil er noch nichts von seinen emphatischen Fähigkeiten wusste, wurde immer stärker. Bisher hatte er sich damit immer zurückgehalten, weil das richtig hässlich werden konnte, wenn man ihn bedrängt und hier in der Traumwelt hatte er die Fähigkeit unterdrückt, weil er sich nicht wirklich mit einem Gott anlegen wollte. Doch im Moment gestand Hisoka sich ein, dass er alles tun würde, um von Souryuu weg zu kommen.
 

“DU!”, schrie Souryuu und zog Hisoka fast vom Boden hoch. “Wo hast du ihn versteckt?”
 

“Was … ich hab nicht…!”, versuchte Hisoka sich zu verteidigen, aber Souryuu hörte ihm nicht zu. Kurikara war ausgebrochen und er hatte seinen Schuldigen gefunden. Weil er wusste, dass er möglicherweise nicht gegen Kurikara ankommen würde, musste er Jemanden finden, den er an dessen Stelle bestrafen konnte. Etwas anderes würden die Vertreter der Götterclans gar nicht zulassen. Der Junge würde bestraft werden und das konnte er nicht ändern.
 

“Schweig still”, donnerte Souryuu. “Es ist deine Schuld, dass Kurikara ausgebrochen ist und du bist der Grund, warum er sich im Palast befindet. Vielleicht hast du dich sogar mit ihm verbündet. Ich wusste, dass du Unheil über die Traumwelt bringen würdest. Man sollte dich töten bevor du noch mehr Schaden anrichtest!”
 

Souryuu hob die Hand um Hisoka mit einem gewaltigen Magieangriff zu zerfetzten. Die Restlichen standen nur wie vom Donner berührt da und starrten auf das Vorhaben Souryuus. Als sie realisierten, was da gerade geschah, war es bereits zu spät. Suzaku wollte losstürmen, erstarrte aber als die Hand des blauen Drachen heranfuhr. Souryuus Hand leuchtete in einem hellen bläulichen Licht und schlug zu. Der Blitz aus seiner Hand blendete alle und Byakko warf sich vor Tsuzuki um seinen Herren vor einem kleineren Nebenblitz zu bewahren und um diesen gleichzeitig davon abzuhalten zu Hisoka zu laufen. Instinktiv wusste er, dass es für den jungen Shinigami zu spät war.
 

“HISOKA!”, hörte man Tsuzuki schreien, doch der Donner, der nach dem Blitz folgte, übertönte dessen Stimme um Vielfaches.
 

Wie gebannt sahen alle in die Richtung, wo eben noch Hisoka gestanden hatte. Alle waren einen weiten Schritt zurückgesprungen, um nicht selbst getroffen zu werden. Sie bereiteten sich auf den hässlichen Anblick vor, den Hisokas Leiche sein würde. Tsuzuki zappelte und strampelte, doch er wurde mit einem starken Griff von Byakko zurückgehalten. Der Tiger wusste, dass der tote Körper Hisokas seinen Herren innerlich sehr verletzten würde, doch keiner von ihnen hatte ahnen können, dass Souryuu zu solchen Maßnahmen schreiten würde. Doch egal, was war … für Hisoka war es zu spät. Es war unmöglich, dass er das überlebt hatte. Und so machtvoll wie Souryuus Magieschlag gewesen war, würde die Leiche nicht einmal mehr ein Fetzen sein.
 

Souryuu stand vor den anderen. Sein Blitzschlag hatte Staub aufgewirbelt und dieser legte sich nur langsam. Auf dem Hof herrschte eisiges Schweigen. Niemand wagte etwas zu sagen. Der Drache kümmerte sich nicht darum, was Enma-DaiOh sagen würde. Der Totengott konnte ihm gar nichts befehlen. Eine einfache Erklärung, dass Hisoka Kurosaki getötet worden war, würde reichen. Und um Tsuzuki musste er sich keine Sorgen machen. Dem würde er das schon beibringen, dass es besser so gewesen war. Er sah zu dem Dunkelhaarigen herüber. Dieser hing in Byakkos Armen und starrte mit Entsetzen auf die Stelle, wo eben noch sein Partner gestanden hatte. Souryuu drehte sich um und richtete seinen Blick in die Ferne. Die Wucht seines Schlages hatte den Körper des Shinigami sicherlich etwas weiter weg geschleudert. Doch zu sehen war immer noch nichts. Verwundert hob er eine Augenbraue. Soweit konnte der Körper doch gar nicht geflogen sein, schließlich hatte Hisoka recht nah bei ihm gestanden.
 

“SOURYUU, DU EHRLOSES STÜCK SCHUPPE VON EINEM DRACHEN!”
 

Souryuu wirbelte herum um denjenigen zu entdecken, der ihn da so schmählich beleidigte. Doch ehe er auch nur sich richtig umgedreht hatte, traf ihn harter Schlag mitten ins Gesicht. Er spürte und hörte, wie sein Wangenknochen brach und er selbst ein Stück zurück flog ehe er hart zu Boden krachte. Sofort war einer der Diener neben ihm, denn inzwischen hatte sich wegen des Lärms der Hof gefüllt. Toda stand am Rand und beobachtete zum Beispiel das Geschehen und Rikugo kam mit Kijin und Tenko heran gelaufen. Doch sie alle starrten auf die Gestalt, die sich jetzt aus den Schatten des Staubes löste.
 

In der Mitte des Platzes aufrecht und stolz, aber vor unheimlicher Wut zitternd, stand Kurikara. Seine langen Haare wehten ihm Wind und seine roten Augen leuchteten zornig. Sie fixierten den am Boden liegenden Souryuu. Erneut erhob Kurikara seine Stimme und jeder hörte ihm zu. Viele wussten nicht einmal, wer der Mann war, der auf dem Platz stand und ein schwaches Bündel in seinem Armen hielt, das die anwesenden Göttergeneräle nach kurzer Zeit als Hisoka erkannten. Kurikara hatte ihn gerettet bevor Souryuus Schlag ernsthaften Schaden anrichten konnte. Sein Bewusstsein hatte Hisoka aber trotzdem verloren, klammerte sich aber nun unbewusst an den Drachenkönig in dessen Stimme soviel Macht mitschwang, dass selbst der Palast zu erbeben schien. Die gleiche Macht ließ auch jeden gefrieren, der es wagen wollte, sich zu bewegen und Souryuu aufzuhelfen.
 

“WAS FÄLLT DIR EIGENTLICH EIN SOURYUU!?!”, donnerte Kurikara mit weit größrer Lautstärke als Souryuu vorhin. “DU VERGREIFT DICH AN SCHWÄCHEREN MIT EINER ABSOLUTEN FADENSCHEINIGEN BEGRÜNDUNG! NUR WEIL MAN EIN PAAR JAHRHUNDERTE NICHT ANWESEND IST, BIST DU DER MEINUNG, DU KÖNNTEST DIR ALLES ERLAUBEN?”
 

Alles war zu Stein erstarrt. Keiner wagte auch nur zu atmen. Langsam ging nun der Drachenkönig herüber zu Souryuu. Trotz seiner geringen Körpergröße schien er nun alle anderen zu überragen und auch Hisokas Gewicht schien ihm absolut nichts auszumachen. Als vor Souryuu stehen bleib, sah er kalt auf diesen herunter und sprach leise, jedoch so, dass ihn alle hören konnten:
 

“Hör mir gut zu Souryuu. Du wirst diesen Jungen nicht anrühren, kapiert? Kurosaki Hisoka steht unter meinem Schutz. Mir, dem Drachenkönig - deinem Herrn - wirst du nicht sein Eigentum rauben. Solltest du es auch nur jemals wagen ihm ein Haar zu krümmen, dann kannst du dich auf eine lange und harte Strafe gefasst machen!”
 

“Wieso?”, flüsterte Souryuu gebannt. Er war vollkommen verwirrt und hatte überhaupt noch nicht begriffen, was geschehen war. “Wieso beschützt du eine Menschen, Kurikara? Du hast noch nie einen Menschen beschützt!”
 

“Ich werde der dienstbare Geist dieses Jungen, also finde dich damit ab. Die Gründe haben dich nicht zu interessieren. Und jetzt GEH UND LEITE DIE NÖTIGEN SCHRITTE DAFÜR EIN!”
 

“Jawohl … Kurikara-RyuOh!”
 

Souryuu hastete davon, die Diener hinter ihm her. Er hatte nicht wirklich begriffen, was eben geschehen war, doch er wusste, dass eben er wieder auf den König getroffen war, den er einst vor langer Zeit verloren geglaubt hatte. Er hörte wie hinter ihm auf dem Platz sich alles wieder in Bewegung setzte und in Hektik ausbrach. Egal, was kommen möge. Er musste erstmal in Ruhe darüber nachdenken.

Der Wille des Drachenkönigs

Kommentar: Diese Fanfiction wird nicht abgebrochen, es dauert manchmal nur etwas mit den Kapiteln, weil ich ansonsten nämlich auch noch was zu tun habe. Aber ich schreibe weiter keine Sorge. Und ich freue mich über jede Unterstützung die bekomme. Ab nächsten Kapitel beginnt Teil 3.

Mangacrack
 

::Kapitel 2.3 - Der Wille des Drachenkönigs::
 

Kurikara betrachtete Hisoka wie er in einem großen Bett lag und schlief. Souryuu hatte ihm schnell ein Zimmer geben lassen und war dann verschwunden. So wie er ausgesehen hatte, war er ziemlich aufgewühlt. Der Drachenkönig ahnte, dass sein Verhalten noch Probleme verursachen würde. Vielleicht setzte sich Souryuu just in diesem Moment mit dem hohen Rat in Kontakt. Gerade deswegen musste Hisoka so schnell wie möglich sein Shinigami werden.
 

Kurikara ließ sich neben dem Bett nieder und atmete tief ein und aus. Als Souryuu auf den Platz gestürmt war, hatte er schon so ein seltsames Gefühl gehabt, doch als dieser ansetzte Hisoka ernsthaft wehzutun, hatte sich sein Körper wie von selbst bewegt. Es hatte ihn selbst erstaunt wie schnell er regiert hatte. Ohne nachzudenken hatte er Souryuus Angriff abgewehrt, der für ihn nun wirklich keine Gefahr darstellte. Wenn der Junge nicht so geschwächt gewesen wäre, wäre das für ihn vielleicht auch nur eine geringfügige Gefahr gewesen. Doch in einem Punkt musste Kurikara Souryuu Recht geben. Er hatte sich noch nie sonderlich für die Menschen im Einzelnen interessiert. Im Krieg hatte er sich auf ihre Seite gestellt, weil es ihm unfair vorkam, dass ihnen das Recht zu leben so einfach abgesprochen wurde, doch persönlich hatte er nie viel mit Menschen zu tun gehabt.
 

Kurikara fragte sich, ob sich das Ganze überhaupt gelohnt hatte. Er hatte den Kampf mehr oder weniger verloren, viele seiner Kinder hatten ihr Leben gelassen um ihm zu helfen und das Ergebnis war, dass er für mehrere hundert Menschjahre verbannt wurde. In der Traumwelt waren inzwischen mehrere tausend Jahre vergangen, weil die Zeit hier anders floss. Und jetzt hing sein Schicksal an einem einzigen Menschenkind. Kurikara strich Hisoka eine Strähne aus dem Gesicht und lächelte dann leicht. Sollte es eben so sein. Hisoka war mehr als nur eine Fahrkarte in die Freiheit. Er würde vielleicht so etwas wie ein Neuanfang sein. Außerdem war Hisoka jung und konnte unmöglich so verdorben sein, wie es viele andere Menschen waren. Doch das würde er erst herausfinden müssen. Genauso wie de Grund, dass der Junge so tiefe traurige Augen hatte. Viel Schmerz hatte Kurikara darin gesehen, zuviel für ein so junges Wesen. Egal, ob Mensch oder Gott.

Um ehrlich zu sein, erinnerten ihn diese Augen an seine eignen Kinder, als er noch Drachenkönig gewesen war und der Krieg noch weit entfernt. Auch wenn er selbst nie etwas mit Menschen hatte anfangen können, so hatte er seinen Söhnen und seinen Töchtern es unmöglich verbieten können diese zu treffen oder gar sich mit ihnen zu paaren. Er hatte es gehasst, wenn sie darunter leiden mussten, ihr Glück nicht zu finden. Manchmal hatte er die entsprechenden Menschen in die Götterwelt geholt, manchmal hatte er sein Kind dann in die Menschenwelt geschickt. Häufig war es aber nicht aufgetreten, dass eines seiner Kinder sich dauerhaft an einen Menschen band.
 

Bei Hisoka würde das sicherlich etwas anderes werden. Sollte das Band wirklich zu Stande kommen, dann würde es mindestens so lange halten bis Hisoka starb und seine Seele sich auflöste oder wiedergeboren wurde. Doch an solches war in der nächsten Zeit erstmal nicht zu denken. Hisoka und er hatten einige Probleme zu überstehen ehe sie überhaupt nur daran denken konnte ihr Band zu vertiefen. Kurikara freute sich im inneren schon auf Hisokas Ausbildungszeit. Viel würde er dem Jungen beibringen können und müssen, wenn dieser sein Shinigami werden wollte. Auch andere Dinge mussten im gleichen Zuge noch erledigt werden, doch das hatte Zeit.
 

Kurikara wollte gerade nach Hisokas Arm greifen um sich die Male an dessen Körper noch einmal genauer anzusehen, als er hinter ihm raschelte. Er stand auf und drehte sich um, eine Gefahr erwartend. Aber am Boden kniete nur eine Drachin, offensichtlich eine Dienerin, wenn man von der Haltung ausging.
 

„Was willst du hier?“, fragte Kurikara fordernd. „Ich wünschte nicht gestört zu werden.“
 

Die Dienerin verneigte sich tief, sodass sie mit ihrer Stirn den Boden berührte.
 

„Verzeiht, RyuOu-sama“, sprach die Dienerin Kurikara mit seinem Titel an. „Ich wurde ihnen zugewiesen. Ich soll ihnen jegliche Wünsche, die sie äußern erfüllen.“
 

Kurikara sah sich die Dienerin genau an. Immerhin gehörte sie zu der Gattung der Drachen und war kein Mensch. Doch woher sollte er wissen, ob Souryuu sie nicht geschickt hatte? Einen Diener zu haben war in mehrfacher Hinsicht mehr als nur nützlich, doch er war gern über die tatsächliche Loyalität der Diener unterrichtet. Früher hatte er sich nur von Dienern umgeben, deren Familien ihm schon seit Jahrhunderten dienten und treu zur Seite standen und jetzt musste er sich womöglich von einer vollkommenen Fremden baden und ankleiden lassen?

Nun gut, er war verbannt worden, doch offensichtlich hatte man ihn nicht seines Titels enthoben. Das allein verschaffte ihm einen Status, den auch Souryuu nicht Weiteres untergraben konnte. Kurikara viel bei dem Gedanken befriedigender Weise auf, dass wohl kein neuer Drachenkönig nach ihm ernannt worden war. Die Frage warum, störte und besorgte ihn zugleich, doch im Moment konnte das nur von Vorteil für ihn sein. Zuerst musste er sich allerdings um die Dienerin kümmern, die zumindest so viel von ihrer Tätigkeit zu verstehen schien, dass sie es nicht wagte aufzublicken.
 

„Nun gut.“, wandte sich Kurikara an die Dienerin. „Bevor ich die einige Anweisungen gebe, möchte ich zuerst wissen, wie du heißt.“
 

Die Dienerin musste sich zurückhalten um keinen Widerspruch zu geben. Was interessierte es einen Herrn, wie sie hieß? Zugeben, sie wusste nicht so ganz, wie sie dem Drachenkönig begegnen sollte. Sie hatte so viele Gerüchte über ihn gehört. Sehr grausame in denen er als mordendes Monster beschrieben wurde und solche, die ihn als Helden der Traumwelt sahen.
 

„Mein Name ist Yui, RyuOu-sama“, sprach die Dienerin unsicher. Was wollte der Drachenkönig noch von ihr?
 

„Woher kommst du?“, fragte Kurikara weiter.
 

Er hatte die Unsicherheit durchaus bemerkt, doch ehe er seine Antworten nicht hatte, würde er nicht nachgeben. Yui hingegen beschloss, dass es besser war nicht zu fragen, was der Drachenkönig von ihr wollte. Sie konnte nur hoffen, dass er sie am Leben ließ.
 

„Ich komme vom Hochplateau zwischen der Nord- und Ostgrenze, Herr.“
 

„Ach ja?“, meinte Kurikara streng.
 

„Herr, bitte verzeiht mit, wenn ich so offen rede, aber … ihr könnt mit mir tun, was ihr wollt, doch tötet mich nicht. Ich muss meine jüngeren Geschwister versorgen, nachdem mein Vater und mein Bruder im letzten Krieg gefallen sind.“
 

Kurikara betrachtete die Dienerin lange. Ging das bei vielen Familien so? Offensichtlich erwartete die Dienerin, dass er sich ihrer bedienen und sich mit ihr vergnügen würde. War das Niveau so tief gesunken? Wie konnte Souryuu es nur zulassen, dass auch nur ein Drache unter solchen Bedingungen arbeiten musste? Wenn früher keine Männer im Haushalt der Familie zugegeben waren, hatten sich die Adligen und die Herren des Landes darum zu kümmern, dass die Familien genug zu essen bekamen. Und jetzt hatte eine Drachenfrau so weit zu reisen um ihrer Familie zu helfen, anstatt zu heiraten und Kinder zu bekommen, wie es eigentlich in ihrer Natur lag. Kurikara befürchtete, dass in diesem Land so einiges schief gegangen war, seit er verbannt worden war.
 

„Steh auf“, sprach Kurikara zu der Dienerin.
 

Diese sah ihn furchtsam an.
 

„Tu was ich sage“, verlangte Kurikara von Yui und diese tat wie ihr geheißen. Dennoch senkte sie sofort ihren Blick um den Herren nicht anzusehen, was äußerst unhöflich gewesen wäre. Was hatte der verbannte König jetzt mir ihr vor? Würde er sie für ihre Unhöflichkeit bestrafen?
 

„Hör mir gut zu und sieh mich an“, sagte Kurikara. Nur zögernd befolgte die Dienerin den Befehl und sah dem Drachenkönig dann scheu in Augen. Die rote Farbe schien regelrecht zu leuchten und Yui musste zugeben noch nie etwas Schöneres gesehen zu haben.
 

„Ich habe nicht die Absicht dir etwas anzutun oder dich unehrenhaft zu berühren. Doch du wirst meinen Anweisungen folgen und mir gehorchen. Du wirst nichts tun, was ich dir nicht erlaubt habe. Vor allem wirst du dich nicht von den hohen Göttern über mich ausfragen lassen oder Angebote von ihnen annehmen. Als Gegenzug werde ich sehen, dass du versorgt wirst und bald zu deiner Familie zurückkehren kannst. Verstanden?“
 

„Ja, Herr“, wisperte Yui und senkte dann schnell wieder den Kopf. Sie konnte nicht so Recht glauben, was sie da gehört hatte. Der RyuOu versprach ihr, dass sie bald nach Hause konnte und dass er für ihre Familie sorgen würde? Dafür sollte sie ihm nur gehorsam sein und ihre Aufgaben erledigen? Ohne das er ‘persönliches‘ Interesse an ihr hätte, so wie andere Götter es zu handhaben pflegten? Sie hatte bisher immer abgelehnt und deswegen nie ausreichend Lohn bekommen. Vielleicht war sie auch Kurikara zugeteilt worden, weil man glaubte, sie würde ihre Arbeit nicht ordentlich erledigen und er sie deswegen bestrafen würde?
 

„Vielen Dank, RyuOu-sama!“, flüsterte sie erstickt und schwor sich im selben Moment alles für ihren neuen Herren zu tun, was dieser verlangen würde. „Was sind eure Befehle?“
 

Kurikara sah der Drachin an, dass er ihr eine große Last von den Schultern genommen hatte und um sein Versprechen musste er sich keine Sorgen machen. Wenn die Problemzeit vorbei war, würde er sie zu seinem Clan schicken mitsamt ihrer Familie. Dort würde sie aufgenommen und versorgt werden.
 

„Ich möchte als Erstes, dass du ein Bad im Nebenzimmer einlässt und alles vorbereitest. Wenn du fertig bist, gehst du in meinem Namen zu Souryuu und richtest ihm aus, dass ich ihn heute Abend zu treffen wünsche. Auf dem Rückweg wirst etwas Nahrung für den Jungen dort hinten besorgen.“
 

„Jawohl, Herr“, antwortete Yui und verschwand in den Nebenraum, wo ein großes Badebecken zu finden war um das Wasser einzulassen. Der Gedanke später noch zum Herren des Tenku Palastes selbst gehen zu müssen, behagte ihr nicht, aber den Anweisungen ihres Herrn war Folge zu leisten. Außerdem stand das Wohl ihrer Familie auf dem Spiel.
 

*
 

Kurikara empfand es als pure Wohltat als er sein Körper das frische kühle Wasser berührte. Es war eine Erlösung nach all den Jahren in der Wüste. Da hatte er spärlich vorhandene Wasser nicht fürs Baden verschwenden können. Er hatte es fürs Schmieden gebraucht, seine einzige Beschäftigung in den ganzen Jahrhunderten. Jetzt allerdings brauchte er darauf keine Rücksicht mehr zu nehmen. Kurikara seufzte wollig auf und lehnte sich zurück. Er war zwar ein Feuerwesen, doch auch die mochten es zu Baden. Er konnte es gar nicht beschreiben, wie sehr ihm dieses Gefühl gefehlt hatte. In der staubigen und sandigen Wüste dachte man irgendwann gar nicht mehr daran. Erst als er sich vorhin gewaschen hatte, war ihm aufgefallen, wie viel Schmutz sich doch überall angesammelt hatte. Es würde ewig brauchen bis der Sand auch aus der letzten Strähne seines Haares verschwunden war.
 

Kurikara schob seine Haare nach hinten. Noch hatte er sie nach oben gebunden, weil sie ihn beim Waschen gestört hätten. Aber nun wollte er untertauchen und dann würden seine Haare sowieso nass werden. Es löste das Band und seine schwarzen Haare vielen hinunter und berührten das Wasser. Sie schwammen auf der Oberfläche, breiteten sich aus. Normalerweise würde sie über den Boden schleifen, wenn er sie nicht hochbinden würde, so lang waren sie. Aber für seine Körpergröße konnte er ja nichts. Im Gegenteil, man hatte sie ihm genommen und damit ein Teil seiner Kraft. Dennoch würde es mit Göttergenerälen aufnehmen können, schließlich hatte er die angesammelte Kraft über die Jahrhunderte hinweg nicht nutzen können. Eben jene Kraft würde er nun dazu verwenden Hisoka zu beschützen. Er hatte den Jungen tiefer da mit hinein gezogen als er zu Anfang beabsichtigt hatte, jetzt war es seine Pflicht dafür zu sorgen, dass es dem Jungen nicht noch schlechter ging als sowieso schon.
 

Denn als er sich vorhin davon überzeugen wollte, dass Hisoka noch da war, wo er ihn zurückgelassen hatte, hatte er festgestellt, dass dieser immer noch schlief. Er musste in der letzten Zeit wenig geschlafen haben und seine Selbstheilung entkräftete den jungen Shinigami zusätzlich. Er hatte über Hisoka einen leichten Schlafbann gelegt, sodass dieser bis morgen früh traumlos schlafen würde, geschützt zusätzlich vor Eindringlingen in seinen Geist. Auch die Räume hatte er nicht ungeschützt gelassen, denn trauen tat er den Göttern hier sicherlich nicht.
 

Vielleicht war er nur Dank Hisoka noch nicht in Ketten und in den Kerker geworfen worden. Um zu verhindern, dass eben genau das womöglich noch geschehen würde, musste er dafür sorgen, dass Souryuu das tat, was er verlangte und zwar noch bevor der Rat irgendetwas davon erfuhr. Hisoka musste mit ihm verbunden sein noch ehe der Prozess gegen ihn eröffnet werden würde. Denn dann würde es unmöglich für den hohen Rat sein ihn erneut zu verbannen. Da Hisoka ihn als Erstes aufgesucht hatte, konnten sie auch nicht behaupten, dass er Hisoka dazu zwingen würde sein Shinigami zu werden. Auch würden sie Hisoka nicht mitverbannen können, da dieser kein Verbrechen begannen hatte - ihn zu befreien gehörte nicht dazu, da er das Wurmloch nicht herbeigerufen hatte - und außerdem als Todesengel dem Recht des Jou-cho unterstand.

Enma-DaiOh würde auf die Barrikaden gehen, wenn er erfahren würde, was man mit seinen Todesengeln anstellt. Denn da Hisoka für Enma-DaiOh wichtig zu sein schien, würde dieser schon dafür sorgen, dass seinen Todesengelen nichts zustoßen würde. Was Kurikara zu der Annahme brachte, dass Hisoka für den Wächter des Jenseits wichtig sein könnte, war eigentlich das, dass Hisoka viel zu jung für diese Tätigkeit war. Man nahm im Regelfall nur ausgewachsene verstorbene, um Probleme vorzubeugen. Da man bei Hisoka diese Regel einfach übergangen hatte, ließ ihn zu dem Schluss kommen, dass Enma-DaiOh persönlich sich für Hisoka eingesetzt hatte. Hinzukommend, dass die Abneigung gegen Papierkram wohl immer noch bei dem Wächter der Toten vorhanden war, würde dieser eher den Drachenkönig bei sich einziehen lassen und wie einen alten Freund behandeln, als das er sich mit einem gerichtlichen Prozess in der Traumwelt auseinander setzen musste, der wieder Berge an Papier und Aufwand fordern würde.
 

Also standen seine Chancen gar nicht schlecht, fand Kurikara. Vorausgesetzt er schaffte es Souryuu ein schlechtes Gewissen einzureden. Denn der blaue Drache konnte sehr stur und hart sein, wenn er wollte, doch nachdem, was bisher von ihm gesehen hatte, war Souryuu eher ratlos und seine Taten von Verzweiflung geprägt. Vielleicht war Souryuu mit der Verwaltung der Traumwelt ganz einfach ein wenig überfordert. Sicherlich hatte sein alter Freund auch seit Jahrzehnten keine Pause mehr gemacht. Überhaupt glich Souryuu nicht mehr dem einstigen Drachen, den er früher seinen Freund und Berater nannte. Wenn er sich jetzt genau überlegte, dann hatte er gar keine so richtige Lust sich mit Souryuu auseinander zusetzen und nach dem Gespräch wieder darüber nachzudenken, was seinen Freund einst dazu bewegt hatte sich gegen ihn zu wenden. Kurikara dachte ungern an den Tag zurück, an dem er es erfahren hatte, doch der wirkliche Schock kam erst, als er Souryuu auf dem Schlachtfeld sah. War es gewesen, weil auch die Traumwelt davon betroffen gewesen war? Souryuus Heimat? Dabei war er früher anders gewesen. Er hatte sich mehr um die Regierungsgeschäfte gekümmert, während Kurikara alle Entscheidungen als König getroffen hatte. Oft war er unterwegs gewesen und hatte nach und nach sein Erbe an seine Kinder weitergegeben als diese groß genug waren um Verantwortung zu übernehmen.
 

Kurikaras Gemüt vertrübte sich bei dem Gedanken. Wie viele von ihnen wohl noch am Leben waren? Kurikara hoffte sehr, dass nicht mehr gefallen waren, als er annahm. Noch heute verfolgten ihn Alträume in denen er zusehen musste wie seine Söhne und seine Töchter starben. Seine Söhne hatte er wirklich auf dem Schlachtfeld fallen sehen, doch nicht alle. Und niemals hatte er sie durch seine eigne Hand getötet, so wie in seinen Träumen. Noch einmal fragte er sich, ob der Krieg wirklich nötig gewesen war. Warum war man so sehr gegen seinen Vorschlag gewesen, die Menschen in Ruhe zu lassen und sie nicht dafür zu bestrafen, dass sie nach und nach den Göttern ihre Kraft raubten. Wenn man die Menschen ändern wollte, dann doch nicht mit Strafe und Folter. Zum ersten Mal kam Kurikara in den Sinn, dass man vielleicht absichtlich gegen ihn gearbeitet hatte. Hatte jemand versucht ihn dadurch vom Thron zu stürzen? Bisher hatte er im angenommen, dass seine Taten Unrecht gewesen waren, war aber noch nie darauf gekommen warum. Doch wenn jemand ganz gezielt gegen ihn gearbeitet hatte? Der Gedanke klang gar nicht so abwegig. Warum war er nicht schon früher draufgekommen? Kurikara ärgerte sich. Wenn das wahr war und er den Betreffenden fand, der dafür verantwortlich war, dass er für mehrere tausend Jahre in eine Steinwüste verbannt worden war, dann würde dieser auf Knien um Gnade winseln!
 

Kurikara erhob sich aus dem Wasser. Er musste unbedingt mit Souryuu reden! Seine Augen funkelten vor Zorn und das Wasser um ihn herum verdampfte als er sich aus dem Becken schwang. Yui, die gerade die neuen Kleider für ihren Herrn bereit gelegt hatte, erstarrte, als sie durch den Dunst den Drachenkönig auf sich zu kommen sah. Sofort warf sie sich auf den Boden, beachtete dabei nicht, dass ihre Kleider nass wurden, denn ihr neuer Herr sah es sicherlich nicht gern, wenn er angestarrt wurde, zudem wenn er nackt war. Doch einen kurzen Blick hatte sie auf den Körperbau werfen können und es erstaunte sie, dass ein so kleiner Mann, derart stark wirken konnte. Die Muskeln waren die eines Kriegers, gestählt durch Kampf und tägliches Training. Der Gang war gerade und aufrecht wie der eines Herrschers. Das lange schwarze Haar wirkte wie ein seidener Umhang. Yui empfand nichts als Ehrfrucht vor Kurikara als dieser seine Kleidung aufnahm und an ihr vorbei schritt.

Ängste und Umarmungen

Kommentar: Ihr seid genial. Danke für eure Meinung und dafür, dass euch die FF so gut gefällt. Als Ausgleich für die lange Wartezeit, präsentiere ich euch hiermit aber auch das längste Kapitel bisher. 3600 Wörter bisher. Aber ich bin mir sicher, dass ich das noch toppen werde, aus Angst, ich kriege nicht alles und muss ein weiteres Kapitel schreiben. Also werde ihr wohl wieder warten müssen und dann erneut viel zu lesen kriegen. Also nicht verzweifeln, wenn es mal wieder länger dauert, ja?

mangacrack
 


 

::Kapitel 3.1 - Ängste::
 

Hisoka hatte den ganzen Tag mit schlafen verbracht. Wie ein Stein hatte er in dem großen Bett gelegen und vor sich hin geschlummert. Tief und traumlos.

Als er am nächsten Morgen erwachte brauchte er eine Weile um sich zu orientieren. Er strich sich die Strähnen aus dem Gesicht und gähnte dabei. Er war so müde, dass er sich am liebsten gleich wieder hingelegt hätte, doch er spürte, dass er Hunger hatte. Aber das war erst einmal nebensächlich, als er gewahr wurde, dass die Decke anders aussah als sonst. Hisoka richtete sich auf streckte sich. Er jetzt bemerkte er die feinen Laken und Decken auf denen er geschlafen hatte. Wo war er? Jedenfalls nicht in dem Zimmer, wo er sonst immer gewesen war. Dieses Zimmer hatte ein richtiges Bett, nicht nur einen Futon und war auch sonst nahezu prunkvoll eingerichtet.

Es erinnerte ihn ein wenig an seinen Geburtsort. In seinem Clanhaus hatte es ähnlich ausgesehen. Nur wirkte dieser Ort hier gemütlicher. Sehr viel gemütlicher.
 

„Wo …?“, fragte er leicht benommen.
 

Neben sich entdeckte er eine schattenhafte Gestalt. Er konnte sie nicht genau sehen, weil sie außerhalb seines Blickwinkels in einer Ecke des Raumes stand. Doch jetzt trat sie heraus und kam zu ihm ans Bett. Hisoka starrte einige Sekunden lang zu der Gestalt hoch, ehe sein Blick sich klärte und er sie erkannte.
 

„Kurikara?“, fragte Hisoka verwirrt.

„Was machst du … was mache ich hier?“, korrigierte er sich selbst.
 

Er sah, wie Kurikara kurz amüsiert die Mundwinkel nach oben ob, ehe dann schnell wieder ernst wurde und sich dann an den Rand des Bettes setzte. Noch immer sagte er nichts. Stattdessen legte er eine seiner Hände auf Hisokas Wange und sah ihn mit seinem undurchdringlichen Blick an.
 

Hisoka machte sich darauf gefasst zurückzucken, als der Drachenkönig ihn berührte, doch er wurde nicht wie sonst von den Gefühlen des Anderen überschwemmt. Die Nähe allein würde normalerweise reichen um in die Gedanken des Gegenübers einzudringen, doch bei Berührungen war er sogar in der Lage vollkommen in den Geist des Anderen zu lesen, Vorhaben aufzudecken und Erinnerungen zu öffnen. Besonders letzteres war eine grausame Fähigkeit. So hatte er schon vieles gesehen, was er nicht hatte sehen wollen.
 

Deswegen konnte er sch jetzt nicht entspannen. Noch immer rechnete er damit in den Geist des Drachenkönigs gezogen zu werden, dessen dunkelste Gedanken zu sehen und den Schmerz zu fühlen, den der Drachenkönig fühlte.

Doch es kam nichts.
 

Hisoka merkte gar nicht, wie er zu zittern und heftig zu atmen begonnen hatte. Nur langsam beruhigte er sich, als er realisierte, dass er wohl keine Gefühle von dem Drachenkönig empfangen konnte. Er legte seine Hand auf das Handgelenk von Kurikara und war für einen Moment versucht den seelischen Kontakt zwangsweise herzustellen, um doch noch Gefühle zu empfangen, aber stattdessen drückte er sie leicht weg. Nicht, weil er die Hand sie unangenehm anfühlte, aber er hatte keine Kontrolle über sich, wenn er angefasst wurde. Doch statt, dass Kurikara der Geste nachkam und seine Hand entfernte, wanderte er mit ihr ein wenig hinauf und legte sie dann auf Hisokas Haarschopf.
 

Der junge Shinigami konnte fühlen, wie in ihm die Panik hochstieg. Er würde ihn nicht verletzten, oder? Der Drachenkönig würde ihn nicht verletzten, redete Hisoka sich ein. Er schloss schnell die Augen, um nicht zu sehen, wie sich die warmen roten Augen in kalte Grausamkeit verwandeln würden, wenn er ihn bestrafen würde. Hisoka schlang seine Arme um seinen Oberkörper um die Kälte zu vertreiben, die sich in seinem Körper ausbreitete.
 

Kurikara allerdings bemerkte die panische Reaktion des Jungen und begann diesen zu beruhigen. Er rückte näher an ihn herab und zog den zitternden Shinigami in seine Arme.
 

„Shh … Hisoka. Ich werde dir nicht wehtun“, flüsterte er beruhigend auf ihn ein.
 

Hisoka lehnte sich in die wärmende Umarmung und entspannte sich, als er von irgendwoher ein beruhigendes Gefühl empfang. Schneller als gewöhnlich beruhigte sich Hisoka von der Panikattacke, welche er von seinen Träumen gewöhnt war, wenn er nachts schweißgebadet aufwachte und nicht schnell genug realisierte, dass alles nur Einbildung gewesen war. Er hatte den Verdacht, dass Kurikara ein bisschen nachhalf, um ihn zu beruhigen, doch im Moment kümmerte ihn das nicht.
 

„Wo bin ich …?“, wiederholte er seine Frage von vorhin, als er aufgewacht war. Diesmal antwortete ihm der Drachenkönig, dessen Haare sich teilweise um Hisoka gelegt hatten, als er diesen in die Umarmung zog.
 

„Im Tenku Palast. Nachdem du gestern das Bewusstsein verloren hast, habe ich veranlasst, dass du ein Zimmer bekommst.“
 

Hisoka löste sich langsam aus der Umarmung. Es war ihm ein wenig peinlich, dass er sich vor Kurikara so hatte gehen lassen. Der Shikigami entließ ihn ohne Widerstand zu leisten und ohne ein Wort des Vorwurfs verlauten zu lassen. Er erschrak nur ein wenig, als Hisoka ihn plötzlich wieder ansah.
 

„Souryuu! Er hat … mich angegriffen, oder?“, fragte Hisoka.
 

Der Drachengott nickte.
 

„Ja. Hat er. Auch wenn ich immer noch verstehe, warum er sich dazu herablässt zu solchen Mitteln zu greifen. Du musst wissen, dass es unter Drachen ein Verbrechen ist, Kinder zu töten. Und was Souryuu getan hat, war eindeutig ein tödlicher Angriff. Wenn ich dich nicht gerettet hätte, wärst du zerrissen worden. Egal ob Shinigami Kräfte oder nicht.“
 

Hisoka sah den Drachenkönig verwundert an, als dieser ihm das sagte. In ihm drängte sich die Frage auf, warum dieser in dann in der endlosen Wüste des treibenden Sandes angegriffen hatte, doch er beschloss besser nicht nachzufragen. Er sollte lieber dankbar sein, dass dieser ihn vor dem blauen Drachen gerettet hatte. Stattdessen formte er seine rechte Hand zu einer Faust, legte diese dann in die andere, leicht gekrümmte Hand und verbeugte sich.
 

„Ich danke ihnen, dass sie mir das Leben gerettet haben, RyuOu-sama!“
 

Kurikara lächelte im Inneren über den Anstand des jungen Shinigami. Er war teilweise noch ein unsicherer Jugendlicher, den man öfter verletzt hatte, als gut für ihn war, aber er wusste, wie man sich zu benehmen wusste. Es war zwar nicht nötig, hier im privaten Raum, vor allem nicht, da Hisoka das Wesen war, das ihn aus seiner Gefangenschaft befreit hatte, aber für das was noch kommen würde, war es sicher von Vorteil, wenn Hisoka wusste, wie man sich gegenüber Wesen verhielt, die seit Jahrhunderten nur dafür lebten die alten Regeln und Traditionen fortzusetzen.
 

„Ist schon gut … aber mal, was anderes!“
 

Kurikara stand wieder auf und winkte Yui heran. Die Dienerin hatte bis zu dem Zeitpunkt mit gesengtem Kopf an der Tür gekniet. Sofort stand sie auf, als sie das Zeichen Kurikaras sah. Sie verbeugte sich vor ihm und ließ sich dann vor ihm nieder.
 

„Eure Befehle, RyuOu-sama?“, fragte sie höflich.
 

„Bring Hisoka etwas zu Essen und gib ihm neue Kleidung, wenn er gebadet hat. Ich warte in Nebenraum!“
 

Mit diesen Worten ging Kurikara aus dem Zimmer. Hisoka sah ihm verwundert nach. Er wurde einfach nicht schlau aus diesem Drachen!
 

„Kurikara-sama ist ein sehr gnädiger Herr!“, hörte er die Dienerin sagen.
 

Er drehte den Kopf und sah sie an.

Sofort erkannte er, dass sie kein Mensch war. Sie groß, schlank gebaut und für menschliche Verhältnisse edel gekleidet, für das, was er aber in der Traumwelt schon gesehen hatte, sehr einfach und schlicht. Ihre Haare waren lang und grün, fielen ihr im Zopf gebunden, den Rücken herunter. Wenn man einen ersten Blick auf die warf, dann sah man ihre Schönheit. Hisoka vermutete, dass Götter, wie eben alle Bewohner der Traumwelt, Wesen waren, die bis zu einem gewissen Grad, einfach perfekt waren und für die so etwas wie Schönheitsmakel überhaupt nicht existierte. Dennoch erkannte er, dass die Kleidung von der Arbeit schmutzig und die Hände rau waren. Das Haar sah ein wenig glanzlos aus und hatte sich schon teilweise aus dem Zopf gelöst.
 

Wieder erinnerte das Hisoka an sein eignes Zuhause. Auch da hatte er die Mädchen aus dem Dorf bedauert, die am ihrem Anwesen arbeiten mussten, mehr oder weniger gezwungen. Auch sie bekamen vom Hof und Haus zu essen, wurden versorgt und bekamen einen Schlafplatz, aber oft mussten sie hart und lange arbeiten, bekamen Abfälle zu essen und durften nur selten baden. Das Leben dieser Dienerin würde nicht anders aussehen.
 

„Hisoka-sama?“, fragte ihn die Dienerin. „Wünscht ihr erst zu baden und dann zu essen, oder umgekehrt?“
 

„Ähm … erst baden und dann essen, danke sehr!“
 

Er nickte ihr freundlich zu und sie verschwand dann. Hisoka machte sich auf und begab sich in das große Becken, indem schon Kurikara zuvor gebadet hatte. Er nutze die kurze Zeit der Ruhe um sich zu waschen und ein wenig nachzudenken. Der Drachenkönig hatte sehr ernst gewirkt. Nicht herausfordernd und halb scherzend so wie gestern. Was in der Zwischenzeit wohl passiert war? Hisoka versuchte seine Gedanken zu ordnen, doch viel kam dabei nichts heraus. Er hatte das Gefühl, dass hier etwas ablief, das seinen Verstand und seine Vorstellungen bei Weitem überstieg.
 


 

Eine Weile später betrat er frisch gewaschen und gesättigt das Zimmer.

Kurikara saß schweigend am Fenster und blickte hinaus. Er schien in Gedanken versunken, der mit einem ersten Blick sah er zum Himmel hinauf und immer wenn sich eine Strähne aus seinem langen schwarzen Haar löste, unterließ er es sie zurück zu streichen, sondern schien eher den Wind in seinem Haar zu genießen, der durch das Fenster hereinwehte.
 

Hisoka wusste nicht so recht, was er tun sollte. Den Drachenkönig in seinen Überlegungen zu stören, erschien ihm unhöflich, deswegen setzte er sich ebenfalls in die Nähe des Fensters, allerdings ein Stück hinter Kurikara, weil er diesen nicht bedrängen wollte, und wartete. Hisoka hatte das Gefühl, dass Kurikara zu ihm sprechen würde, wenn er es für richtig hielt, so nutzte er die Zeit um seine eignen Gedanken ein wenig zu ordnen. In den letzten Tagen war viel passiert und die Ereignisse hatten sich überschlagen.
 

Um ehrlich zu sein, hatte er nicht die geringste Ahnung, wohin ihn das alles führen würde.

Alles war so plötzlich geschehen. Auf einmal kam es ihm wie gestern vor, dass er den Abteilungsleiter bat, ihm zu helfen einen dienstbaren Geist zu finden. Er hatte sich zu diesem Zeitpunkt nicht viel darunter vorstellen können. Er hatte angenommen, die Dienstbaren Geister seien Wesen konzentrierter Energie, die beschworen werden konnte. Aber niemals, nie im Leben hatte er vermutet, dass sich hinter den Dienstbaren Geistern die Götter verbargen, die aus dem Leben der Menschen der heutigen Zeit weitestgehend verschwunden waren, an keiner mehr so Recht zu glauben wagte.
 


 

Hisoka schloss die Augen und rief sich in Gedanken ein Bild seiner Kindheit vor Augen.

Es war der Tempel in der Nähe ihres Anwesens, das er sah. Regelmäßig hatte sein Vater ihn gezwungen dort hinzugehen und die Traditionen zu befolgen. Sein Vater hatte das stets sehr ernst genommen und die Namen und Bilder der Götter immer sehr ehrvoll behandelt.

Für ihn war deswegen es nichts Besonderes gewesen, es seinem Vater gleich zu tun.

Selbstverständlich hatte er zu den Göttern gebetet, später mehr noch, als sich seine Gabe manifestierte und er oft Stunden in dunklen Räumen zubrachte. Allein und weggesperrt, ohne eine Seele, die Mitleid mit ihm hatte.
 

Doch es war nie einer gekommen.

Zu Anfang war es nur ein Kindertraum gewesen, doch bald, als die Tränen versiegten und die Erkenntnis kam, dass er alleine bleiben würde, war der Traum zusammen geschrumpft bis am Ende nur ein kleiner Funken Hoffnung übrig geblieben war. In den langen Nächten, die er alleine im abgeschiednen Trakt verbrachte, hatte er sich manchmal gewünscht, dass ein Naturgeist kommen und ihm helfen würde. Deswegen war er in dieser einen Nacht nach draußen gegangen. Er hatte gespürt, dass da etwas gewesen war.
 

Heute verfluchte er sich dafür.
 

Hisoka dachte nicht gerne daran zurück, was ihn dazu bewogen hatte aus dem sicheren Haus zu treten und sich in Murakis Fänge zu begeben. Es war ein dummer Fehler gewesen. Warum hatte er das Böse nicht gespürt, das von Muraki ausgegangen war? Er hätte es bemerken müssen, doch sein Wunsch auf Hoffnung hatte ihn geblendet. Für einen Moment, für einen nur wirklich winzigen Moment, hatte ebenfalls wie alle anderen in Muraki einen Engel gesehen. Ein Wesen, das ihn erlösen würde.

Doch es war anders gekommen.
 

Das Wesen hatte ihm nur Schmerz gebracht.
 

Die Jahre bis zu seinem Tod waren die Hölle gewesen. Sein Vater hatte den Anzeichen nicht glauben wollen und ihn noch mehr lernen lassen. Egal, was es war, er hatte es zu können gehabt. Sein Körper war schwächer geworden und die Kampfstunden zu einer Folter unvorstellbaren Ausmaßes. Am Ende hatte ihn nur noch sein Hass vorwärts getrieben. Sein Hass auf das Schicksal, das ihn so grausam verflucht hatte. Er hatte nicht so einfach klein bei geben wollen.
 

Doch es hatte ihm nichts genützt.

Je näher er dem Tode gekommen war, desto klarer wurde seine Sicht darauf. Hisoka begann Dinge zu sehen, die er nie hatte sehen wollen. Aber schließlich hatte es ihn dann am Ende auch nicht überrascht, als er im Jou-cho aufgewacht war und man ihm angeboten hatte ein Shinigami zu werden.

Auf einmal kam Hisoka sich alt vor.

Das war noch gar nicht so lange her, doch er fühlte sich als wäre jedes Jahr ein Jahrzehnt gewesen. Er hatte so viel erlebt und er fühlte sich so müde. Woher sollte er die Kraft nehmen weiter zu machen?
 

Hisoka sank in sich zusammen und versuchte die Last auszublenden, die nun auf seinen Schultern ruhte. Ihm war auf einmal bewusst geworden, dass vielleicht Kurikaras Leben von ihm abhing. Konnte er wirklich die Verantwortung tragen Kurikara als seinen Dienstbaren Geist zu haben?
 

Nein.
 

Er wollte nicht darüber nachdenken. Die Vorstellungen, die Möglichkeiten, die sich ihm auftaten, was passieren könnte, versuchte er zu verdrängen. Wie konnte man ihm das aufhalsen? Er war doch nur ein Shinigami, ein Kind noch aus der Sicht der residierenden Götter hier, kaum zwei Jahrzehnte alt. Er fühlte sich zu schwach, zu unbedeutend dazu, doch Hisoka wusste auch, dass dies hier zu wichtig war, als das es ignorieren konnte.
 

Aber er fühlte sich so verloren.
 


 

„Shh, Hisoka“, flüsterte plötzlich jemand leise neben ihm. „Es gibt keinen Grund Tränen zu vergießen.“
 

Hisoka schrak hoch, als auf einmal etwas an seiner Wange spürte. Wieder begegnete er in den Augen des Drachengottes. Und wieder war es die beruhigende Umarmung, die verhinderte, dass er in Panik verfiel. Dennoch hörte er sein Herz laut klopfen, als in der Gesicht Kurikaras blickte. Er konnte die Panik bekämpfen, die Abscheu vor Nähe konnte er unterdrücken, doch der Drang wegzurücken und die Angst an sich blieben.
 

Die Furcht musste in seinen Augen gestanden haben, denn so urplötzlich wie Kurikara bei ihm gewesen war, so schnell das Hisoka noch nicht einmal ein Veränderung mit seiner Emphatie hatte feststellen können, genauso schnell befand sich Kurikara wieder auf seinem Platz, sah ihn diesmal aber gütig an. Hisoka wischte sich schnell über die Augenwinkel und setzte sich richtig hin.

Hatte er wirklich geweint?
 

Da Kurikara aber nicht darauf einzugehen schien, beschloss Hisoka nicht darüber nachzudenken, jedenfalls noch nicht jetzt. Heute Nacht würde er sicher darüber nachdenken, wie er Drachenkönig wieder ins Gesicht blicken konnte, mit dem Wissen, dass er mehr oder weniger zwei Mal von ihm umarmt worden war.
 


 

„Hisoka?“, wurde er sanft angesprochnen.
 

Er sah auf.

Kurikara hatte sich zu ihm gewandt und die Augen des Drachen zogen ihm wieder einmal magisch an. Sie wirkten, als hätten sie schon so unglaublich viel gesehen. Wahrscheinlich war es auch so. Diese Augen waren alt, sagte sich Hisoka. Alt und weise. Der junge Shinigami brachte es nicht fertig das Bild abzuschütteln, das diese Augen ihm zeigten.
 

Er sah nicht den Kinderkörper, der vor ihm saß, sondern einen alterlosen Mann, jung und alt zugleich, hoch gewachsen, stolz und vom Leben geprüft und geplagt. Hisoka kam sich so unglaublich klein und bedeutend vor. Wie konnte er so jemandem wichtig sein?
 

Weshalb sollte Kurikara …?
 

Hisoka schob den Gedanken beiseite. Er wollte nicht schon wieder darüber nachdenken.
 

„Hisoka“, sagte Kurikara noch einmal. „Ich muss er zu Anfang gleich betonen, weil du sicherlich Fragen hast. Fragen, die deine und auch meine Zukunft betreffen. Es tut mir leid, dass das Ganze am Anfang so verwirrend gelaufen ist, doch es musste schnell gehen! Kannst du mir folgen?“
 

Hisoka nickte.
 

„Gut. Es ist so, dass wir beide jetzt an diese Herausforderung gebunden sind. Du hast mich bereits zweimal gefragt, ich habe beim zweiten Mal bestätigt, was heißt, dass die Prüfung, die ich dir stellen werde, nicht nur stattfinden muss, sondern gewisse Bedingungen mit sich bringt.“
 

„Was sind das für Bedingungen?“, fragte Hisoka. Er hatte noch nie davon gehört.
 

„Nun, man wird sie dir nicht mitgeteilt haben“, erriet Kurikara Hisokas Gedanken. „Die wenigsten Götter haben die Güte, so weit zu denken. Regeln interessieren sie meistens nicht und an Menschen haben sie noch viel weniger Interesse. Und die, die dafür verantwortlich wären daran zu denken, kommen meist nicht dazu diese Regeln auf zur Anwendung zu bringen, weil es extrem selten ist, dass davon Gebrauch gemacht wird.“
 

„Die Bedingungen sind eigentlich relativ einfach:“, sprach Kurikara weiter, „Bei einmaliger Herausforderung und sofortiger Annahme derselbigen liegt das Recht des Prüfers beim Herausgeforderten. Also bei dem Shikigami, den du ansprichst. In diesem Fall ist auch egal, welche Art von Prüfung stattfindet. Es könnte ein Kartenspiel oder ein Hindernislauf sein. Auch ist dem Herausgeforderten überlassen wie hart er die Prüfung bewertet. Manche Götter setzen voraus, dass du verlierst und den wahren Sinn der Aufgabe entdeckst, als das du mit Auszeichnung bestehst.“
 

„Und … und wie sieht das jetzt in unserem Fall aus?“, fragte Hisoka vorsichtig.
 

Wie eben beschrieben, hatte er das immer erlebt. Er hatte herausgefordert und dann war ihm die Prüfung gestellt worden. Danach hatte er allerdings abgelehnt die Besiegten als Shikigami anzunehmen. Die Art der Prüfung war auch jedes Mal anders gewesen. Die Meisten hatten sein magisches Potenzial testen wollen. Nur Rico hatte drauf verzichtet und hatte ihn zu diesem Glücksauswahlspiel Schere-Stein-Papier überredet.
 

Auf Götter, die allerdings auch sinnvollere Aufgaben stellten, war er allerdings nicht gestoßen.
 

„In unserem Fall“, sprach Kurikara weiter, „ist es noch mal ein bisschen anders. Denn ich bin nicht nur durch die zweimalige Herausforderung mit Zusage daran gebunden dich fair und gerecht ohne jegliche Willkür zu prüfen, ich bin als Ryu-Oh auch dazu verpflichtet dich offiziell prüfen zu lassen?“
 

„Prüfen zu lassen?“, hackte Hisoka nach. „Heißt das, dass nicht du die Prüfung stellen wirst?“
 

Kurikara schlug die Augen nieder. Bedauern lag in seiner Stimme.
 

„Das ist leider so. Jeder Herausforderer ist später als mein Meister in der Lage meine Stellung zu beeinflussen. Bei hochrangigen Göttern ist es Pflicht geworden, nachdem Enma-Daioh einst versucht hat unsere Politik zu beeinflussen, indem er versuchte seine Shinigami an uns zu binden. Aber das ist schon sehr lange her, keine Sorge Hisoka, das ist nicht mehr von belang. Viel wichtiger ist, dass dir klar wird, das sich offiziell noch den Status eines Verbannten trage. Einen Verbrecher wie mich, hätte man sofort bekämpft, vielleicht auch getötet, wenn ich hier ohne Erlaubnis erschienen wäre.“
 

„Und ich habe dir diese Erlaubnis, dich frei auf dem Gelände zu bewegen, verschafft, indem ich dich herausgefordert habe und du nun verpflichtet bist, mich prüfen zu lassen?“, fragte Hisoka noch einmal nach.
 

Kurikara nickte wohlwollend. Der Junge war schlau genug, um die Problematik begreifen zu können.
 

„Das bedeutet doch aber auch, dass man vermuten wird, du hättest mich dazu gebracht, dich herauszufordern“, schlussfolgerte Hisoka.
 

„Genauso ist es.“
 

„Wird das …“, Hisoka berichtigte sich, „in wie weit wird das Probleme geben?“
 

Das machte ihn doch ein wenig unsicher.

Einige der Götter hatten klare Angaben gemacht, was sie von Kurikara hielten.
 

„Es ist vielleicht nicht so schlimm wie du es dir vorstellst. Die Prüfung wird von den Beschützern der Vier Elemente abgehalten. Also Suzaku, Byakko, Genbu und Souryuu. Sie prüfen dich und niemand ist berechtigt ihr Urteil anzuzweifeln. Allerdings habe ich auch nur wenig Mitspracherecht. Ich darf dich beraten, dich unterstützen und dir zur Seite stehen, aber die Prüfung musst du alleine bestehen.“
 

Hisoka schluckte.

Das war hart. Geprüft von Suzaku, Byakko, Genbu und Souryuu? Die ersten drei waren ihm eigentlich wohl gesonnen, doch bei Souryuu bekam er Angst. Dieser hatte vom ersten Moment ihn als Feind betrachtet, ihn angegriffen. Der würde doch sicherlich ihn mit Absicht durchfallen lassen?
 

Kurikara erriet erneut Hisokas Gedanken.
 

„Darum musst du dir keine Sorgen machen. Er darf dich absichtlich durchfallen lassen. Denn alle Prüfungen werden überwacht. Weniger wegen dir, sondern damit ich nichts anstelle. Gleichzeitig stellt das aber auch sicher, dass die Prüfer nur Aufgaben stellen, die du auch bewältigen kannst!“
 

Hisoka seufzte erleichtert auf. Er war also nicht alleine.

Er würde das nicht alleine durchstehen müssen.

Er zog die Beine an und vergrub sein Gesicht in den Armen, die er auf seine Knie gelegt hatte.

Ihn erfüllte eine Mischung auf Erleichterung und Angst. Aber zumindest fühlte er sich nicht mehr so miserabel wie vorhin. Bevor er wieder sich seinen Ängsten und seinen Zweifel hingeben konnte, wurde er nach vorne gezogen und sein Kopf landete an Kurikaras Schulter. Dessen Arme umschlagen ihn und hielten ihn fest.
 

„Keine Sorge, Hisoka. Ich lasse dich nicht im Stich.“
 

Das bewirkte in Hisoka mehr, als er je vermutet hätte. Er gab seine gesamte abweisende Haltung auf und ließ sich vollends gegen den Drachenkönig fallen. Dieser kümmerte es nicht, dass Hisoka eigentlich größer und schwerer war als er. Starke Arme hielten den Shinigami fest und strichen beruhigend über Hisokas Rücken, während dieser den Geruch von Kurikaras Haar einatmen konnte. Nach einer Weile umfassten Hisokas Arme sogar den Torso seines Gegenübers.
 

Eine Geste des Vertrauens, die Kurikara zu schätzen wusste.

Die Quelle des blauen Drachen

Kommentar: Ich danke allen meinen lieben Lesern, die wirklich geduldig mit mir sind. In diesem Kapitel, das eigentlich nicht so geplant war, ich jetzt aber persönlich sehr schön finde. Es enthält eine Komponente mit deren Entwicklung ich ein wenig liebäugele, doch lest besser selbst. Im nächsten Kapitel bestehen einige Konfrontationen bevor.

mangacrack
 

::Kapitel 2.5 - Die Quelle des blauen Drachen::
 

Tsuzuki lief aufgebracht den Gang im Palast hinunter. Er war auf der Suche nach Souryuu. Ärger wallte in ihm auf. Was hatte sich der blaue Drache nur dabei gedacht Hisoka anzugreifen? Ohne Kurikara, das musste Tsuzuki leider zugeben, wäre sein Partner jetzt tot. Er hoffte nur, dass Souryuu eine verdammt gute Erklärung dafür hatte. Es lang einfach nicht in der Natur des Wasser Drachen so zu handeln. Er war manchmal vielleicht ein wenig voreilig, aber Souryuu meinte es niemals böse.
 

Allerdings wusste der Todesengel so langsam nicht mehr, wo er suchen sollte. Er hätte zwar ganz einfach einen anderen seiner Dienstbaren Geister bitten können Souryuu für ihn zu finden, doch er wollte nicht, dass sich Andere in die Sache einmischten. Auch widerstrebte es ihm Souryuu ganz einfach zu sich zu befehlen. Er war als Gebieter dazu in der Lage und Souryuu hätte keine andere Wahl als zu folgen, doch Tsuzuki hasste es. Für ihn war das eine Symbol für Knechtschaft und das war nicht die Art von Verhältnis, das er mit seinen Geistern haben wollte.
 

Auf einmal hatte Tsuzuki eine Vorstellung, wo sich der blaue Drachen aufhalten konnte. Er hatte ihn bisher immer nur im Gebäude gesucht, doch da er hier offensichtlich nicht war, hieß das, dass Souryuu ganz für sich allein sein wollte. Und es gab nur einen Ort, wo er dann hingen würde. Tsuzuki machte auf dem Absatz kehrt, da sich jener Ort auf der anderen Seite befand. Er durchquerte einige Innenhöfe und schreckte ein paar Diener auf, die seit dem Vorfall am Morgen alle auf den Beinen waren.
 

Schon bald erreichte Tsuzuki den Teil des Gebäudes, der zum Wassergarten führte. Souryuus eigner Privatbereich, magisch errichtet und vergrößert, dass der Garten sogar seine wahre Form, seine Drachenform fassen würde. Nur kurz zögernd stand er am riesigen Torbogen, der mit Schlingenpflanzen umwoben war. Der Anblick des Wassergartens war wie immer eine Pracht. Ein riesiger Bereich voll mit Wasserpflanzen in allen Farben und Formen. Doch heute hing ein nebliger Dunst über dem Garten und das Wasser, dass in Becken, Teichen und Brunnen vorhanden war, wirkte trüb.
 

Tsuzuki betrat den Holzwerg vorsichtig, der über einen großen Teich führte. Es hatte gerade mal eine Person darauf Platz und würde er nicht auf seine Schritte achten, so würde er in de tiefen Teich fallen, den man eigentlich schon See nennen konnte. Auf der Oberfläche schwammen Seerosen, so groß und schön, dass ein Zuhause für kleine Wasser Feen bildeten, die nun neugierig den Besucher betrachten. Von der anderen Seite des Stegs kam ein kleiner Wasserdrache geschwommen, der Tsuzuki seltsam und zugleich misstrauisch ansah. Er sah aus, als wollte er ihn ins Wasser stoßen, um zu verhindern, dass Tsuzuki die andere Seite erreichte, doch nachdem er einige Minuten regungslos den Fremden angestarrt hatte, drehte er um und tauchte ab, nicht mehr als ein Kräuseln im Wasser zurück lassend.
 

Erleichtert ging Tsuzuki weiter. Er hatte vom Wächter des Gartens die Erlaubnis erhalten Souryuu sehen zu dürfen. Diese Wesen im Wassergarten unterstanden ihm nicht und wenn sie ihren Herrn bedroht sahen, dann würden sie sogar dessen Gebieter angreifen, um ihn zu beschützen. Sie fürchteten wohl, dass er Souryuu hart betrafen würde, wenn er ihn maßregelte. Kaum einem war es entgangen, dass Souryuu einen Todesengel angriffen hatte, hatten sich die Gerüchte doch schneller verbreitet, als der Wind.
 

Doch das würde er nicht tun. Das wusste Tsuzuki. Er recht nicht, nachdem er das Häufchen Elend erblickt hatte, das am Fuß einer Quelle saß, die sich auf einer Art Insel im Teich befand. Es war eindeutig Souryuu, doch die Gestalt hatte fast nichts mit dem stolzen Drachen zu tun. Die langen blauen Haare waren nass und hingen wirr herunter. Sie verdeckten Souryuus Gesicht, der unter einem kleinen Wasserfall stand und den Druck des fallenden Wassers auf seinen Rücken treffen ließ.
 

Man musste kein Emphat sein, um zu wissen, dass er sich schuldig fühlte. Nicht nur, dass diese Art von Ritual unter Wasser Wesen dazu diente, sich von alten unerwünschten Gedanken zu befreien, es war auch um Sünden rein zu waschen und einen klaren Kopf zu bekommen. Ohne zu zögern ging Tsuzuki auf den Rand der Quelle zu und zog seine Sachen aus. Das Wasser war rein, sauber und heilig. Etwas wie Kleidung zu tragen, wenn man diese Quelle betrat, war ein Gottesfrevel. Souryuus Kleider lagen ebenfalls am Rand auf einem Stein.
 

Langsam ließ sich Tsuzuki ins Wasser gleiten. Es war nicht warm. Es war sogar eiskalt, doch das durfte ihn jetzt nicht kümmern. Souryuu hatte diese Eisquelle vielleicht sogar mit Absicht ausgewählt, denn das Wasser war so kalt, dass es sogar schon auf der Oberfläche zu frieren begann. Nicht genug, um daraus Eis zu machen, doch es reichte, um den Frost auf der Haut zu fühlen. Wieder einmal erinnerte sich der Todesengel daran, wie irritierend die Welt der Götter doch sein konnte. Im Moment kam er sich vor als wäre es tiefster Winter, während es draußen in Wirklichkeit doch warm war. Die Kälte kroch in seine Glieder und Tsuzuki versuchte sich darauf zu konzentrieren, dass er ja eigentlich tot war und die Kälte nicht spüren durfte. So wie er mit seinen medialen Kräften dafür sorgte, dass er essen konnte, so sorgten diese auch für sein Wärmeempfinden.
 

Doch schon bald hatte er Souryuu erreicht und die Kälte um ihn herum, wurde irrelevant. Er trat dicht an den Drachen heran und schob dessen Haare aus dem Gesicht. Die Augen waren geschlossen, doch es liefen blaue Spuren über dessen Wagen. Tsuzuki wusste, dass es Tränen waren. Vorsichtig legte er seine Hand auf Souryuus Wange, die noch kälter war als das Wasser, in dem sie sich befanden. Er hatte den Eindruck einen Eisblock zu berühren, wäre da nicht das geschmeidige Gefühl von Souryuus Haut gewesen.
 

„Oh, Souryuu“, meinte Tsuzuki leise, auch wenn sie niemand hören konnte, „Was tust du denn hier? Ich habe dich überall gesucht!“
 

Der Drache hatte ihn schon lange bemerkt und wenn er gewollt hätte, dann hätte er nicht mit Tsuzuki reden müssen. Ein Zauber und Tsuzuki wäre nicht einmal in der Lage gewesen ihn zu sehen, auch wenn er direkt an der Quelle stand. Allerdings schien der Drache in Gedanken versunken oder wollte ihm ganz einfach keine Antwort geben, denn auf seine Frage antwortete Souryuu eine Weile lang nicht. Tsuzuki ahnte, dass er hier behutsam vorgehen musste, war doch Souryuu der am wenigsten umgängliche von seinen dienstbaren Geistern.
 

„Souryuu antworte mir bitte“, bat Tsuzuki, „oder sieh mich wenigstens an!“
 

Langsam öffnete Souryuu seine Augen und sah den Todesengel mit einem verklärten Blick an. Das tiefe Blau, das sonst so intensiv war, als würde man in einen Ozean blicken, hatte eine graue Färbung und wirkte wie ein verunreinigter Tümpel! Er konnte sehen, wie Schuldvorwürfe, Zweifel und Leid den Drachen von ihnen zerfraßen.
 

„Asato“, flüsterte Souryuu.
 

Tsuzuki erkannte, wie ernst es dem blauen Drachen beziehungsweise wie schlecht es ihm gehen musste, wenn er ihn mit seinem Vornamen ansprach. Es fühlte sich für ihn immer ein wenig fremd an, so genannt zu werden, da sein Nachname doch mit mehr Vertrautheit verbunden war. Es gab kaum jemanden, der ihn so rief.
 

„Bitte verachte mich nicht!“, flüsterte Souryuu.
 

„Verachten? Souryuu, wieso sollte ich dich verachten?“
 

Verständnislos sah er dem Drachen ins Gesicht. Sanft strich er mit seiner Hand über die kalte Haut.
 

„Ich habe ein Verbrechen begannen“, meinte Souryuu reuevoll. „Ich habe deinen Partner angriffen. Das Kind es Drachen noch dazu. Das ist unentschuldbar.“
 

„Hisoka, das Kind eines Drachen?“, fragte Tsuzuki. „Was bedeutet das?“
 

Souryuu seufzte.
 

„Kinder der Drachen nennen wir Leute wie Hisoka eben. Verlorene Seelen, vom Schicksal im Stich gelassen und vom Leben bestraft. Nur selten finden solche Leute ein Licht am Ende ihres Weges. Dein Partner hat sehr viel Glück gehabt, dass er Kurikara ausgefallen ist, denn es gibt so viele denen nicht geholfen wird. Wir Götter wären dafür zuständig, aber die Zeiten haben sich geändert. Viel tun können wir nicht. Auch wenn es eine Schande ist“, beendete Souryuu seine Erklärung.
 

Dann ließ er Kopf hängen: „Eine Schande, wie ich sie verdiene.“
 

Tsuzuki trat noch dichter an Souryuu heran und umarmte diesen vorsichtig, aber bestimmt. Er legte seine Stirn auf Souryuus Brust und fuhr mit seinen Händen über den nackten, nassen Körper und durch das vom Wasser voll gezogene, nun schwere Haar. Er sagte nichts, sondern versuchte Souryuu ein Gefühl von Nähe und Akzeptanz zu vermitteln.
 

„Was war denn überhaupt los, Souryuu?“, fragte Tsuzuki. „Es ist doch sonst nicht deine Art so auszurasten.“
 

„Es tut mir wirklich Leid, das ich Hisoka angegriffen habe. Als ich hörte, dass Kurikara im Palast habe ich die Nerven verloren. Wir waren früher gut befreundet, doch nun verstehe ich sein Herz nicht mehr. Was er getan hat, war schrecklich. Der Krieg hat die Traumwelt tief fallen lassen, so viele haben ihre Leben verloren oder jemanden, der ihnen etwas bedeutet hat und ich könnte es nicht ertragen, wenn das noch einmal passiert.“
 

Tsuzuki zögerte. Der Krieg war lange vorbei, doch in Souryuu lebte er weiter. Der Drache hatte womöglich über sich selbst gesprochen, aber Tsuzuki hatte auch das Gefühl, dass das nicht die ganze Wahrheit gewesen war.
 

„Doch hat dir der Krieg nicht auch deine Kinder beschert? Wäre der Krieg nicht gewesen, wären dann Kijin und Tenko vielleicht nie geboren worden.“
 

Tsuzuki wusste es war nicht korrekt, Souryuu auf diese Weise davon abzubringen sich über Krieg und Frieden Gedanken zu machen. Aber es war der beste Weg ihn wieder zu Vernunft zu bringen.
 

„Aber…“, wollte Souryuu einwenden, doch er wurde von Tsuzuki unterbrochen.
 

„Sicher ist Krieg etwas grausames, aber du weißt genauso wie ich, dass er auch zum Kreis des Lebens dazu gehört. Der Grund für das Leid der Traumwelt liegt sicherlich nicht nur am Krieg selbst, sondern in den Gründen warum er geführt wurde … sag Souryuu, warum wurde dieser Krieg geführt? Warum stand Kurikara der König der Drachen auf der anderen Seite und führte sein Heer gegen das der Traumwelt?“
 

Souryuu schwieg zunächst.
 

„Das ist nicht einfach zu erklären. An alle Einzelheiten erinnere selbst ich mich nicht. Doch damals wurden … Beschlüsse gefasst, die heute sicherlich anders betrachtet werden, aber zu diesem Zeitpunkt konnten wir nicht anders. Als sich dann Kurikara gegen uns stellte, war das ein herber Schlag. Sein Status als König aller Drachen stand über allem, seine Macht war gewaltig, ebenso wie sein Einfluss. Mehr als die Tatsache, dass er die Menschen beschützen wollte, die ihm bis heute noch egal sind, schockte es uns, dass er sich so vehement gegen uns stellte.“
 

Tsuzuki wusste nicht was er sagen wollte. Aus Erfahrung konnte er sagen, dass es immer ein wenig beängstigend war, von vergangnen Taten zu hören als wären sie erst vor kurzer Zeit passiert und nicht vor hunderten von Jahren. Der Krieg war Teil von Legenden, Sagen und Heldengesang. Aber selten eine persönliche Erzählung von Erfahrungen.
 

„Souryuu, du…“
 

Diesmal wurde Tsuzuki unterbrochen.
 

„Nein, Tsuzuki. Nicht jetzt bitte, ich kann jetzt nicht ein ganzes Jahrtausend voller Krieg in wenigen Minuten erzählen. Ein anderes Mal, ja?“
 

Schneller als Tsuzuki schauen konnte, hatte Souryuu sich von ihm gelöst und ging auf den Rand der Quelle zu, um das Bad im eiskalten Wasser zu beenden. Der Todesengel astete ihm nach.
 

„Souryuu.“
 

Es tat Tsuzuki weh, so abgewiesen zu werden. Besonders jetzt, wo er angenommen hatte, Souryuu würde ein wenig zugänglich. Der blaue Drache bedeutete ihm viel und das er so schnell das Thema wechselte, hieß doch, dass ihn der Bruch mit Kurikara bis heute verfolgte. Tsuzuki wünschte sich, er könnte mehr tun, als ihm nur nachzulaufen.
 

Souryuu schien zu erkennen, was er angerichtet hatte. Es wäre noch beschämender Tsuzuki so zurück zu weisen, als Hisoka anzugreifen. Vor allem, weil er sich so aufopfernd um ihn gekümmert hatte.
 

/Wir verdienen deine Fürsorge gar nicht, Tsuzuki/, dachte Souryuu und zog den Todesengel zu sich heran. Überrascht ließ Tsuzuki ihn gewähren, war doch so eine Behandlung eher von Byakko oder Suzaku gewöhnt.
 

Souryuu vergrub sein Gesicht in Tsuzukis Halsbeuge, umfasst die Hüfte mit seinen Händen fester und presste ihn an sich. Er fragte sich, womit er das eigentlich verdient hatte, das eine reine Seele wie Tsuzuki sich die Mühe machte, ihn aus seiner Trauer zu holen und das Eis schmelzen ließ, dass sich um sein Herz geschlossen hatte. Regungslos verharrten sie so ihm Wasser.
 

Tsuzuki merkte, dass diese Berührungen anders waren als die zuvor. Vorher waren sie von ihm ausgegangen, doch was Souryuu jetzt damit bezweckte, konnte er nicht so recht sagen. Allerdings fiel ihm jetzt aus, das sie beide immer noch vollkommen unbekleidet waren. Im Grunde machte das ja nichts, denn er hatte schon mit allen seinen Dienstbaren Geistern gebadet, dennoch war das irgendwie anders.
 

Doch bevor er weiter darüber nachdenken konnte, löste sich Souryuu wieder von ihm, aber nicht ohne ihm ein leises ‚Danke Asato‘ ins Ohr zu flüstern. Dann stieg er aus der Quelle und warf sich seine Kleidung über. Souryuu wandte sich zum Gehen, sprach Tsuzuki aber noch einmal an, der im Wasser stand und verwirrt zu Souryuu hinauf blickte.
 

„Ich werde … mich bei Gelegenheit bei Kurosaki entschuldigen.“
 

Dann war er verschwunden.
 

Tsuzuki merkte plötzlich wie eiskalt das Wasser der Quelle war, in der stand.

Eine Nacht unter Kirschblüten

Kommentar: Das Kapitel hier sollte es eigentlich gar nicht geben. Doch als ich den Einfall hatte, dass ich von Souryuu und Tsuzuki nicht einfach so zum nächsten Abschnitt übergehen kann und die Idee zu diesem Kapitel hier hatte, konnte ich es nicht einfach weglassen. Je mehr ich darüber nachdachte, desto sündhafter wäre es, dies wirklich zu tun. Ich hoffe, ihr freut euch über dieses ungeplante Kapitel. Was eure Vermutungen angeht, schweige ich erst einmal. Ihr werde ja sehen, ob ihr Recht hattet.
 

mangacrack
 

::Kapitel 2.6 - Eine Nacht unter Kirschblüten::
 

Wie schon in der vorherigen Nacht saß Hisoka auf der Terrasse vor dem Zimmer und betrachtete den Abendhimmel. Nachdem Kurikara ihn umarmt hatte, nein, besser gesagt sie sich umarmt hatten, korrigierte Hisoka sich selbst, war eine leicht unangenehme Stille entstanden, sodass sich Hisoka ein wenig von ihn distanziert hatte. Er wollte dem Drachenkönig nicht zu nahe treten. Außerdem brauchte er eine Zeit für sich, um seine Gedanken und die Geschehnisse des Tages ordnen zu können.
 

Als er ohnmächtig gewesen war, hatte er ein Teil der Gefühle verarbeiten können, die er empfangen hatte, doch etwas störte ihn noch ein wenig. Wenn er zurück dachte, dann war er ohnmächtig geworden, bevor der Angriff Souryuus ihn erreicht hatte. Die Welle aus Gefühlen, die ihn getroffen hatte, als er in die Augen von Souryuu blickte, hatte ihn das Bewusstsein verlieren lassen. Es war ihm erst gerade eben aufgefallen, dass er in seinen Erinnerungen auf einen Schmerz getroffen war, der nicht ihm gehörte.
 

Es hatte ihn irritiert und eine Weile lang konnte er nicht sagen, von wem diese Gefühle stammten. Eigentlich wollte er sie verarbeiten und von sich stoßen, ohne konkret darauf eingehen zu müssen, aber wenn er den Besitzer der Gefühle nicht kannte, war das nur schwer möglich. Die Tatsache, dass ausgerechnet der kalte Souryuu soviel Schmerz empfand, ließ Hisoka sich seine Schläfen reiben.
 

Seine innere Ruhe kam so auch nicht zurück, wenn er sich zusätzlich zu Tsuzukis aufgebrachten Gefühlen, die er auch in diesem Moment noch, trotz der großen Distanz zwischen ihnen, wahrnehmen konnte, noch die eines Jahrhunderte alten Drachen bedenken musste, dessen größter Schmerz vom der Gestalt eines Giganten im Kindeskörper ausging?
 

Auf einmal stutze Hisoka.

Woher war diese Formulierung gekommen?
 

Das mussten Souryuus Gedanken sein, die sich in seine Eignen gemengt hatten, da sie von demselben Thema waren. Aber es war auch nicht sonderlich verwunderlich, wurden anscheinend doch ihr beider Gedanken von dem rotem Drachen beherrscht. Von seiner Seite aus war das auch nur allzu verständlich. Er musste sich in den nächsten Tagen einigen Prüfungen stellen, konzipiert und überwacht von den Götter der vier Elementen selbst, welche darüber entscheiden würden, ob Kurikara sein dienstbarer Geist werden durfte oder nicht.
 

Hisoka erinnerte sich daran, dass er eine andere Bezeichnung als ‚dienstbarer Geist‘ brauchte. Es war nicht angemessen den roten Drachen … Kurikara, erinnerte sich der junge Todesengel und versuchte die Erinnerungen an Souryuus Gefühle zu verdrängen, so zu nennen. Auch wenn er Kurikaras Gefühle, Empfindungen und Gedanken aus irgendeinem von den Götter gesegneten Grund nicht wahrnehmen konnte, so erkannte er dennoch, die magische Kraft, die in dem kleinen Körper wohnte.
 

Hisoka wünschte sich diese magische Kraft bald mal näher betrachten zu können. In ihm sangen seine Gefühle vor Aufregung, wenn er daran dachte. Die Aura, die Kurikara zu jeder Zeit einhüllte, war so intensiv, das alles andere in der Umgebung vertrieb und bis auf das eine Mal, wo Kurikara ihn angegriffen hatte, war sie noch nicht zum Einsatz gekommen. Da Hisoka nicht noch einmal als Ziel dieser Kraft enden wollte, wünschte er sich einen anderen, vielleicht auch harmloseren Anlass, den Drachenkönig einmal im Einsatz beobachten zu können. Nur hoffte Hisoka, dass nicht Souryuu Ziel dieser eingesetzten Macht werden würde, denn man musste kein Emphat sein, um erkennen zu können, das Kurikara immer noch über Souryuus Verhalten maßlos verärgert war.
 

Hisoka stand auf und streckte sich. Er würde ja sowieso so schnell noch nicht schlafen können. Die Träume der letzten Nacht würden sicherlich zurück kehren, wie jedes Mal und der Tag war ereignisreich genug gewesen. Aber weil die Terrasse ihn in seiner Freiheit einschränkte und Hisoka sich nach dem geruhsamen Tag ein wenig Bewegung wünschte, sprang er mit einem Satz über das Geländer und landete in dem Garten, der er eben noch von oben betrachtete hatte.
 

Tief sog er die kühle Abendluft ein. Es war eine Befreiung aus den Räumen hinaus zu kommen und die Gärten den Palastes waren so schön wie nichts andere auf dieser Welt. Etwas derartiges durfte Hisoka sich nicht entgehen lassen.
 

Tsuzuki hatte er das nie gesagt, aber er hatte sich in großen Städten immer unwohl gefühlt. Er war in einer ländlichen Gegend aufgewachsen, das von Hochhäusern, moderner Medizin oder elektrischem Licht noch nicht viel Ahnung hatte. Die technischen Neuerungen der Zeit hatten seine Heimat nicht berühmt und Fremde empfanden es oft, als wäre die Stadt Kamakura in der Zeit eingefroren worden. Betrachtete man sämtliche Geschehnisse seiner Kindheit und alles andere, was vorgefallen war, so war diese Vermutung gar nicht mal so unangebracht.
 

Aber er fand es genauso unangebracht jetzt darüber nachzudenken. Er war tot und würde nie wieder an diesen Ort zurück kehren müssen. Hoffentlich.
 

Hisoka wanderte durch den Garten unter den Bäumen entlang. Es war nun völlig dunkel geworden und der Mond war aufgegangen. Die Kirschblütenbäume wogen sich im Wind und stellten das einzige Geräusch in der Nacht dar.
 

Doch Unbehagen kam in Hisoka auf. Die Umgebung und die Geräusche waren so ähnlich wie in jener Nacht vor sechs Jahren. Ein Schaudern lief ihn den Rücken runter. Geschwind versuchte sich Hisoka einzureden, dass das nur seinem Geist entsprang. Wegen der Ähnlichkeit projizierte er Dinge, die nicht da waren. Sein Verstand versuchte ihn zu verwirren. Doch es tat dennoch weh. Seit er in der Traumwelt war, hatte er nicht mehr daran denken müssen, doch letzte Nacht waren die Träume zurück gekehrt. Sie verfolgten ihn, seit er die Erinnerung daran wieder erlangt hatte. An diese eine grausame und furchtbare Nacht in seinem verfluchten Leben.
 

Hisokas Füße setzten sich wie von selbst in Bewegung. Er fing an zu rennen, tat alles, um vor den Gedanken, die sein Denken beherrschten, davonlaufen zu können. Panisch lief er über den angelegten Weg, immer weiter fort, bis er schließlich irgendwann ins Gras fiel. Schwer atmend lag er da und versuchte das Schwindelgefühl los zu werden.
 

Er wollte jetzt nicht daran denken.

Jedoch tat ihm das Schicksal keinen Gefallen.
 

Meine Puppe...
 

„AH! Nein!“, rief Hisoka und schlug sich die Hände auf die Ohren. „Lass mich zufrieden.“
 

Verzweifelt versuchte er die Worte aus seiner Kopf zu vertreiben, die ihn nun schon seit Jahren verfolgten. Das Ereignis lag nun schon Jahre zurück, aber er konnte immer noch nicht damit umgehen. Die Erinnerung daran hatte er erst nach seinem Tod wiedererlangt, aber das machte es keineswegs besser. Die regelmäßigen Auseinandersetzungen mit Muraki, diesem schrecklichen Scheusal, der es immer wieder darauf anlegte, ihnen im Diesseits zu begegnen, zerrten an seinen Nerven. Mit dem Mal wurde es schlimmer.
 

Er hielt es nicht mehr aus.
 

Beim ersten Mal hatte Muraki im gezeigt, was damals wirklich passiert war, hatte den Alptraum aus Kirschblüten wieder an die Oberfläche geholt, die er zusammen mit der Hypnose hatte verdrängen können. Auf dem Schiff Queen Camelia hatten sie sich wieder gesehen und der Doktor hatte ihm eindrucksvoll demonstriert, wie hilflos Hisoka in seinen Händen doch war. Damals hatte er zum ersten Mal einen Menschen umgebracht.
 

Die Träume, die darauf folgten, waren grausam gewesen. Nächtelang hatte er Angst davor zu schlafen. Meist hatte er in einer Ecke gelesen, war nur zum Duschen und Umziehen in seine Behausung des Enma-Chos gegangen, weil in die Stille Dinge sehen ließ, die er nicht sehen wollte. Diese schrecklichen Bilder, Träume gepaart mit Vorstellungen, die seine schlimmsten Ängste war werden ließen. Seine emphatischen Kräfte verstärkten den Effekt zusätzlich. Oft fühlten sich Illusionen echter an als die Wirklichkeit.
 

Genauso wie jetzt.
 

Komm zu mir...
 

Hisoka richtete sich halb auf und sah sich angsterfüllt um.

Es klang so nah, so real.
 

Er war doch nicht etwa hier oder?
 

Die Traumwelt war sicher für ihn. Dieses Scheusal konnte unmöglich hergelangt sein. Es gab Götter, heilige starke Wesen, die jeden Eindringling in Stücke fetzen würden. Zumindest redete Hisoka sich das ein. Immer noch sah er nichts. Es war komplett finster und die Dunkelheit umgab ihn, wie ein nasser Mantel, der sich auf seine Schulter legte.
 

Wo war er?
 

Hisoka wusste es nicht.

Alles was er sehen konnte, war die Gruppe von Kirschbäumen nicht all zu weit weg.
 

Kirschbäume.
 

Nein!

Er musste hier weg. Er wollte das nicht erneut durchleben müssen, einerlei ob es Traum oder Wirklichkeit war.
 

Hisokas Schultern zitterten. Ihm war kalt.

Die Kälte kroch unter seinen leichten Yukata und gab ihm das abscheuliche Gefühl schutzlos zu sein. Er hasste es, wenn er sich so fühlte. Er konnte es nicht einfach abstreifen und nun, da die Erinnerungen wieder hochkamen, verstärkte sich das nur noch.
 

Hisoka
 

Nein, nicht hier. Bitte, bitte nicht.

Hisoka flehte verzweifelt, dass es aufhören würde.
 

Angsterfüllt sah er sich um. Die Kirschblüten schienen zu leuchten und die einzige Licht Quelle in der Dunkelheit zu sein, doch es beruhigte Hisoka keineswegs. Der Schimmer, der über den Bäumen hing, war undeutlich, aber für Hisoka trotzdem zu sehen. Es war zwielichtig um ihn herum und es erschien ihm so, als würde nichts mehr anderes geben, als diesen bösen unheilvollen Ort. Doch Hisoka musste feststellen, dass das Unheil nicht nur ein Traum war. Unter einem besonders großen Kirschbaum, sah er nun eine Gestalt sehen, die er überall erkennen würde und die ihm leider nur allzu vertraut war.
 

„Muraki“, ächzte Hisoka.
 

Das konnte jetzt nicht wahr sein!

Hisoka krabbelte langsam rückwärts, die weiße Gestalt immer im Blick behaltend. Doch seine Glieder wollten den jungen Shinigami nicht gehorchen. Er war wie steif gefroren vor Angst. Der Gedanke an Flucht wurde immer stärker, aber die silberne Figur, die nun auf ihn zukam, hielt ihm im Bann.
 

Deutlich konnte Hisoka Murakis Gesicht ausmachen. Die silbernen, mehr als nur unnatürlichen Haare, die bleichen, starren Augen, die mehr einem Toten als einem Menschen glichen und der weiße Anzug, der das Bild des falschen Engels nur noch vervollständigte. Hisokas Hand krallte sich in die kalte Erde und jeder Atemzug blieb ihm Hals stecken, bis er glaubte vor Furcht zu ersticken.
 

Inzwischen stand Muraki bereits vor ihm. Hisoka verstand nicht, was dieser grausame, als falscher Arzt getarnter Mörder hier wollte. Aber er hoffte zumindest, dass dies nur ein Abbild seiner Gedanken war, ein viel zu echter Traum womöglich. Doch beides hieß, dass er alles noch einmal würde durchleben müssen.
 

„Ich will nicht“, wimmerte Hisoka, als Muraki sich zu ihm herunterbeugte. „Lass mich zufrieden.“
 

Hisoka wünschte sich, er hätte mehr Widerstandkraft gehabt, doch die schlaflosen Nächte in der letzten Zeit hatten an seinen Nerven gezerrt und Kurikaras Angriff zu wieder stehen hatte fast alle seine Kraft verbraucht.
 

Entsetzt schloss Hisoka die Augen, als sich Murakis Hand seiner Wange näherte. Er konnte sich immer noch nicht bewegen. Innerlich bereitete er sich darauf vor die kalte, grausame Leere zu spüren, die jederzeit von Murakis barbarischer Seele ausging. Die kranke Lust sich an Leiden zu erfreuen und das grausame Verlangen Macht war zusammen mit dem blanken Wahnsinn, der in der Kopf von Murakis Kopf herrschte noch schrecklicher als die ekelhaften, aufdringlichen Berührungen.
 

„Nein“, schluchzte Hisoka. „Nicht. Bitte“
 

Verzweifelt betete Hisoka, dass ihm das diesmal erspart bleiben möge, das er in Ohnmacht fallen und morgen ohne jede Erinnerung aufwachen würde. Oder das er einfach alles ausblenden könnte, was gleich geschehen würde.
 

„Hilfe“, wimmerte Hisoka noch einmal ganz leise, hatte die Hoffnung aber schon aufgegeben.
 

„HISOKA“, rief auf einmal eine Stimme und der blonde Shinigami riss die Augen auf.
 

Gerade noch rechtzeitig, um zu sehen, wie Muraki in Flammen aufging.
 

Hisoka schreckte zurück und sah zu, wie das weiße Scheusal, von roten Flammen verschlungen wurde und sich schließlich auflöste. Ungläubig starrte Hisoka das Geschehen an. Was war hier geschehen? Nur langsam fand er in die Wirklichkeit zurück. Die Bäume sahen wieder normal aus, der hörte das Rauschen des Windes, das Plätschern eines Baches in der Nähe und den Gesang einer Nachtvögel. Erschöpft sank er zurück und die Spannung, die von seinem Körper Besitz ergriffen hatte, viel wieder ab.
 

„Hisoka“, hörte nun die Stimme direkt neben sich.
 

Er wandte sich um, um sich bei seinem Retter zu bedanken und blickte in das besorgte Gesicht des Drachenkönigs.
 

„Kurikara?“, fragte Hisoka schwach. „Was tust du hier? Was war das eben?“
 

Kurikara ließ sich vorsichtig neben Hisoka nieder und legte dem Jungen behutsam eine Hand auf die Schulter. Immer noch war Sorge in den Augen zu erkennen, die durch den Schein der Nacht tiefrot glänzten.
 

„Ich habe deine Aufregung vernommen und deine Angst verspürt“, sagte Kurikara. „Es tut mir leid, dass du das Erleben musstest, aber dies eben war das Werk von einer Horde wilder Affen, denen es ein Spaß ist, die Ängste anderer zu verwenden, um ihnen einen Schrecken einzujagen.
 

Hisoka konnte es noch gar nicht richtig fassen. Dieses Trugbild hatte so echt ausgesehen.
 

„Das ist ihnen mehr als nur gelungen“, murmelte er und rieb sich die Arme.
 

Hisoka senkte den Kopf zu Boden. Er fühlte sich elend. Das war keine Glanzleistung. Wie ein Anfänger hatte er sich davon überrumpeln lassen. Dann fühlte er, wie ein Arm sich um seine Hüfte legte und ihn leicht zurück zog, bis er vollständig an der Brust Kurikaras lehnte. Noch immer konnte Hisoka sich nicht richtig bewegen und ließ es geschehen. Außerdem war alles im Moment besser, als die schreckliche Kälte, die er nicht aus seinen Knochen vertreiben konnte.
 

„Shh“, hörte er Kurikara sanft hinter sich wispern. „Das ist nicht deine Schuld. Diese Affen sind hinterlistig und sie haben nur auf ein Opfer gewartet. Für das hier kannst du nichts.“
 

Ein wenig durch Kurikaras Stimme beruhigt, schluckte Hisoka den Kloß in seinem Hals hinunter und atmete tief durch. Doch obwohl er fühlte wie es ihm langsam besser ging, so war die Angst noch nicht gänzlich aus seinem Körper gewichen. Eher im Gegenteil, er zitterte immer noch und sein Herz wummerte gegen seinen Brustkorb.
 

Kurikara spürte die Spannung des jungen Shinigamis.
 

Sanft wiegte er ihn in seinen Armen, zog in dafür noch dichter zu sich. Kurikara hatte gesehen, welche Panik in Hisokas Augen gestanden hatte, als der Mann in weiß sich anschickte ihn zu berühren. Er würde jetzt nicht danach fragen, denn er wollte Hisoka erst einmal die Angst überwinden lassen, die noch in seinem Körper rumorte. Aber er würde sicher noch einmal nachfragen, vielleicht nicht bei Hisoka direkt, sondern bei seinem Partner. Zu irgendwas musste Souryuus vertrotteltes Herrchen ja gut sein.
 

Doch dies war im Moment noch Nebensache. Später konnte er sich darum Gedanken machen, jetzt war nur Hisoka wichtig. Deswegen versuchte Kurikara etwas, wovon er sich erhoffte, das Hisoka sich entspannen würde.
 

Er fuhr mit der Hand, die er um Hisokas Taille geschlungen hatte, langsam über den Stoff des Yukatas. Mit seinen geschmeidigen Fingern streichelte er über den Bauch, während er mit der anderen Hand den Hals vorsichtig betastete. Natürlich nahm er das kurze Zucken wahr, dass durch Hisokas Körper ging, doch nachdem Kurikara kurz inne gehalten hatte, aber kein weiterer Widerstand kam, nahm er an, dass Hisoka die Berührungen zu ließ. Kurikara rückte nun noch ein wenig dichter an Hisokas Körper heran, sodass er direkt hinter ihm kniete, die Arme noch dicht um den Todesengel geschlungen.
 

Kurikara fühlte das Zittern des schmächtigen Körpers an ihm und ließ ein wenig von seiner Körperwärme auf Hisoka überleiten. Als Feuerdrache hatte ständig mehr Wärme in sich, als er eigentlich benötigte. Ein Gott wie er tränkte mit dieser Wärme, dieser Kraft das Land und die Leute um sich herum, doch meist nie so auf dem direkten Weg, von Körper zu Körper.
 

Aber er wollte Hisoka wissen lassen, er keine Angst vor ihm haben musste. Kurikara konzentrierte sich auf den Kontakt ihrer Energien. Hisokas Energie war von dunklen Schatten durchzogen, die das Leid des Jungen bezeichneten und anders als bei vielen, streckte sich die Energie in die Umgebung und zog Spuren anderen Kräfte in Hisokas Körper hinein. Es passierte auf eine derartige natürliche Weise, dass Kurikara sofort wusste, das dies eine angeborene Fähigkeit sein musste und kein Zufall. Nicht viele konnten die Energien aus der Umwelt beziehen. Vermutlich hatte es große Auswirkungen auf den Jungen, denn etwas derartiges erhöhte die Sinneswahrnehmung auf jeder Ebene.
 

/Vermutlich erklärt das auch, warum er meinen Angriff in der Wüste so einfach weggesteckt hat/, dachte sich Kurikara im Stillen. /Es ist anzunehmen, das er die Energien aufsaugt, ohne es zu wissen, mit allen Konsequenzen, die es mit sich mit bringt./
 

Kurikara ließ seine eigene Energie einen direkten Kontakt herstellen und zwar mit den äußersten Fäden von Hisokas Energie Fühlern, die in der Luft umher wirbelten. Nun umschlangen sich die Energien wie Schnüre, die zusammen gefügt wurden. Und anders als Hisoka selbst, wusste dessen Unterbewusstsein sofort, was es tun musste. Es saugte an der ihm dargebotnen Kraft, tankte Hisokas Körper auf, dessen Reserven deutlich gesunken waren und dem nun diese ungewohnte Spende zu Gute kam.
 

Hisoka stöhnte wollig auf und sein Oberkörper hob sich nahezu von selbst nach oben, nur um dann genau so schnell zurück zu sinken, als ihm klar wurde, das ihn dies nur weiter weg von der Quelle wegbringen würde, die ihn wärmte und die Kälte vertrieb. Es war ihm, als würde er heißen, süßen Tee an einem kalten Wintertag trinken. Es drang bis in die tiefste Pore seines Körpers ein. Wenn er atmete, hatte er das Gefühl glühenden Dampf einzusaugen.
 

Abgehackt stieß Hisoka die kühle Luft der Nacht ein und aus. Jetzt, wo es ihm so vorkam, als würde sein Körper in Flammen stehen, war der Unterschied beim Kontakt des kühlen Hauchs auf seiner Haut überwältigend. Hisoka merkte, wie seine empathischen Fähigkeiten zurückgekehrten, die durch seine Angst fast taub gewesen waren. Es erleichterte ihn, denn so sehr er sie manchmal auch hasste, so war es jedes Mal eine Qual, wenn er nicht die Umgebung um sich herum wahrnehmen konnte. Es war als würde man ihm die Fähigkeit zu sehen oder zu hören nehmen.
 

Verwirrt und leicht durcheinander sah Hisoka in den Himmel hinauf, wo er die hell leuchtenden Sterne erblickte. Es waren die gleichen, die er in seiner Kindheit vom Kellerfenster aus hatte betrachten können. In den einsamen Stunden des Kerkers hatte er viel Zeit damit verbracht sich die Sterne anzusehen. Er kannte auch viele Geschichten darüber, denn er hatte bald mehr über die Legenden hören wollen, die er nahezu jeden Abend angeblickt hatte.
 

Und wie auch schon zuvor, vermittelten sie ihm, dass er nicht alleine war. Damals war das seine einzige Hoffnung gewesen, doch jetzt konnte er Kurikaras warmen Atem auf seiner Haut fühlen. Hisoka erschauderte, als eine sanfte Berührung in seiner Nacken empfand. Sanft, zärtlich und liebevoll. Hisoka schloss die Augen und genoss das Gefühl. Noch immer konnte er keine Empfindungen oder Gedanken von Kurikara empfangen, trotzdem wusste Hisoka auf andere Weise, dass er sicher war.
 

Das sanfte Gefühl in seinem Nacken verstärkte sich und Hisoka keuchte auf. Nun war da etwas anderes, härteres, aber genauso angenehm. Hisoka konnte nur vermuten, dass es Kurikaras Zähne waren, die dieser behutsam in seine Haut drückte. Es war wohltuend, doch er dachte nicht weiter darüber nach. Erst als flüchtig etwas heißes, feuchtes über seinen Nacken seinen Hals hinunter glitt, keuchte Hisoka auf. Er konnte seine eignen Gefühle nicht ignorieren, die dadurch ausgelöst wurden, aber die Welle die ihn dadurch fast überrollte, war zu gut und intensiv, als das er dazu in der Lage gewesen wäre, zu protestieren.
 

Auf den Gedanken kam er auch gar nicht. Hisoka konnte förmlich fühlen, wie die warme Energie, die auf ihn einwirkte, die dunklen Erinnerungen zurückdrängte und verbannte. Er drehte sich leicht zu Kurikara und schlang nun zum wiederholten Male seine schmächtigen Arme um den gestählten Arme. Die verlockende Wärme kroch immer noch seinen Körper hinauf und Hisoka gab ihr nach. Nur am Rande bekam er mit, wie Kurikara einen Arm unter seine Knie schob, den anderen vorsichtig um seinen Rücken und dann Hisoka durch die Luft zurück zum Palast trug.

Zeichen der Erkenntnis

Kommentar: Ich muss euch um Geduld bitten, es geht nur sehr langsam voran. Aber eure Kommentare ermuntern mich sehr. Ob Souryuu jetzt netter zu Hisoka wird? Wir werden sehen... Viel Spaß beim Lesen. mangacrack
 

::Kapitel 3.0 – Zeichen der Erkenntnis::
 

Yui hastete durch die Gänge, vorbei an tuschelnden Mitarbeitern des Palastes und anderen Dienern, die sich nur auf ihre eigenen Aufgaben konzentrierten. Viele trugen Schriftrollen, von einem Raum in den Anderen, quer durch den gesamten Trakt. Voran schritt immer ein Bibliothekar, der den Wert der Rollen höher schätzte, als das Leben derer, die sie trugen. Sie seufzte und drängte sich mit gesenktem Blick an mehreren Dienstboten vorbei. Den Ort, den sie nun aufsuchen wurde, hatte sie noch nie betreten.
 

Sie war noch nie in Souryuu-samas Büro gewesen. Dafür war sie nicht wichtig genug. Sie wischte normalerweise lediglich den Boden auf. Das tat sie zusammen mit anderen ihrer Klasse. Nachts, klang heimlich und mit nichts weiter als einem Lappen und ein bisschen Wasser. Es war harte Arbeit für wenig Geld. Früher war so etwas nicht nötig gewesen, doch der letzte Krieg und die nun instabile Traumwelt ließen sie alle die vergangenen glücklichen Zeiten vergessen. Selbst unter der Bevölkerung wusste man inzwischen, dass es schlecht um die Welt der Götter stand.
 

Das künstliche Licht der Menschen war schuld.
 

Licht kam aus dem Feuer, gebar Wärme und kam gegen Erde nicht an. Wasser konnte Licht spiegeln und die Luft trug es weiter. Doch es konnte auch Licht im Nebel verschlucken, die Sonne mit Wolken verdecken und Feuer löschen. Dieser Kreislauf, war schon seit Urzeiten derselbe gewesen, doch die Menschen und ihre Erfindungen genau das unterbrochen. Lampen, die den Nebel durchbrachen, in das Innere eines Körpers sehen konnte und niemals erloschen, waren unnatürlich und störten den Kreislauf, der ihre Welt zusammen hielt.
 

Viel mehr wusste sie nicht, das war alles sie mal zwischendurch auf geschnappt hatte. Im Inneren hatte sie stets den Menschen die Schuld gegeben. Die Folgen des Krieges wirkten immer noch, auch schon mehrere tausend Jahre vergangen waren, seit dieser geendet hatte. Es war wohl ein seltsamer Wink des Schicksals, dass ausgerechnet sie den legendären König der Drachen und dessen Menschen dienen sollte. Sie war geschockt gewesen, als der Haushofmeister ihr das mitgeteilt hatte. Dieser hatte das sicherlich nicht mit Absicht getan. Er hatte den Raum betreten, wohl gerade die Neuigkeiten des Morgens erfahren, und hatte die erstbeste Seele dazu bestimmt Kurikara zu dienen, sich nicht einmal darum kümmernd, auf wessen Gesicht er gezeigt hatte.
 

Leicht zitterten trat Yui nun auf einen viel größeren und breiteren Gang, der an den Wänden und an der Decke mit Bildern und Ornamenten geschmückt war. Normalerweise war es ihr verboten hierher zu kommen, denn es handelte sich hierbei um einen der Hauptgänge, der allein den hohen Göttern vorbehalten war, doch dies war der einzige Weg, um zu Souryuu-sama zu gelangen. Alle Dienstbotengänge, die in diese Richtung liefen, mündeten in dem Seitengang, den sie gerade zuvor verlassen hatte.
 

Als bald erblickte sie den Hof, den sie überqueren musste, um das Haus zu erreichen, in dem sich Souryuu-samas Büro befand. Es war kein einzelner Raum, sondern mehr eine kleine Villa, damit der Verwalter der Traumwelt auch beim Arbeiten nicht gestört wurde.
 

Unsicher blickte sie sich um. Es stand eine Wache am Ausgang und die sah eine weitere auf dem Hof hin und her gehen. Sicher waren an der Villa noch mehr und sie fürchtete sich vor ihnen. Diese Wachen konnten sie ohne große Mühen in Stücke reißen, wenn sie entschieden, dass sie eine Gefahr darstellte. Oder sie konnten sie zurück schicken, wenn sie ihr nicht glaubten.
 

Davor fürchtete sie sich am meisten. Was würde der RyuOu-sama sagen, wenn sie versagte? Wäre er wütend oder gar enttäuscht? Nein, das durfte sie nicht zulassen. Er war nett zu ihr gewesen und auch der Mensch, dieser Todesengel, der sich in RyuOu-samas Obhut befand hatte freundlich behandelt.
 

Sie schritt auf die Wache zu, die sie zwar kurz ansah, aber sich dann abwandte. Er wusste wohl, dass eine Dienerin ihren Ranges nicht aus eigenem Antrieb herkommen würde. Nur, wenn sie einen Auftrag hatte und wer so weit gekommen war, musste nicht überprüft werden.
 

Der Hof war groß und es befand sich ein großer, edel verzierter Springbrunnen in der Mitte auf dem weiße Wasserrosen schwammen. Gerne wäre sie einen Moment stehen geblieben und hätte sich den Brunnen näher angesehen, aber sie musste weiter. Zögerlich blieb sie am Eingang des Torbogens stehen, der zu Souryuu-samas Räumen führte. Eine Wache stand daneben und sah sie durchdringend an. Er war zwar auch ein Drache, aber war ein Krieger mit Rüstung, Lanze und Schwert, während sie nur eine einfache Dienerin war.
 

„Entschuldigung“, wisperte sie leise. „Kurikara-RyuOu-sama schickt mich. Ich soll eine Botschaft an Souryuu-sama ausrichten.“
 

Für einen Moment sah die Wache verärgert aus und Yui fragte sich wieso, dann fiel ihr ein, dass ihr Satz womöglich eine Beleidigung an Souryuu gewesen sein könnte, da sie Kurikara mit einem höheren Titel bezeichnet hatte, als den Verwalter der Traumwelt, auch wenn der Ausrichter der Botschaft der Drachenkönig war. Doch die Wache schien wohl nicht darauf eingehen zu wollen, sondern wies Yui nur an, die Räume zu betreten. Diese war erleichtert, dass die Wache sie nicht aufgehalten hatte, dann hätte sie es getan, hätte sie umkehren und Kurikara-sama ihr Versagen berichten müssen. Doch schlimmer als das wäre die Tatsache, dass Kurikara dann den Weg eigenständig hätte machen müssen.
 

Yui presste leicht eingeschüchtert ihre Hände an die Brust, setzte ihren Weg aber entschlossen fort. Sie würde das hier schaffen und es zu Ende bringen.
 

~
 

Souryuu ächzte einige Zeit später, als er die Botschaft von der Dienerin erhalten hatte. Er hatte sich hier in seine Arbeitsräume verkrochen, um den Kopf frei zu bekommen. Im großen und ganzen war der Tag nämlich mehr als nur schrecklich gewesen. Souryuu hatte sich auf eine schlaflose Nacht gefasst gemacht, denn er musste den Schaden abwenden, den Kurikara fabriziert hatte. Heute Morgen noch hatte er gedacht, das Kurikara sich wohl noch in der westlichen Bergkette herum trieb und jetzt hatte er ihn unter seinem Dach. Es war die reinste Katastrophe.
 

Er hätte Kurikara nie in der Wüste des treibenden Sandes aufsuchen sollen. Auch wenn es um diesem Menschen Jungen ging. Souryuu bekämpfte die Schuldgefühle, die trotz alle dem noch besaß, weil er Tsuzukis Partner angegriffen hatte. Tsuzuki selbst hatte ihm keinen Vorwurf gemacht, aber er wusste doch selbst, dass dieser Junge der erste Mensch seit Jahrzehnten war, der es mit Tsuzuki aushielt. Mit der Tsuzuki ebenfalls klar kam. Schon allein deswegen fühlte er sich schlecht, der weitere Aspekt war, dass dieser Kurosaki Junge noch kein Erwachsener war, selbst nach sterblichen Maßstäben.
 

Trotzdem konnte er das schlechte Gefühl nicht ignorieren, dass er bei dem Shinigami hatte. Da war etwas Dunkles an ihm, tief verborgen und nicht klar wahrzunehmen, aber Souryuu war sich sicher, dass es da war. Er wäre dem gerne nachgegangen, vor allem weil es vielleicht einige ungelöste Fragen beantwortet hätte. Schließlich hatte er - trotz der Aufregung über Kurikaras Erscheinen - die Merkwürdigkeiten nicht vergessen, die Kurosaki umrankten. Da wäre schon alleine die Tatsache, dass er Kurikaras Angriff einfach so überstanden hatte. Er hatte Kurosaki zwar erst wieder gesehen, als dieser weites gehend geheilt war, doch er hatte Berichte gehört und er wusste aus Erfahrung, was Kurikaras Feuer anrichten konnte.
 

Eigentlich sollte Kurosaki tot sein, Shinigami hin oder her. Allerdings beruhigte es Souryuu einigermaßen, dass Kurikara darüber genauso überrascht gewesen war. Zumindest konnte Souryuu sich so sicher sein, dass die ungewöhnliche Verbindung zwischen dem Menschenkind und dem Drachenkönig erst kürzlich und nicht schon in der Wüste entstanden war. Was aber auch hieß, dass Kurosaki Kurikara nicht bei seiner Flucht aus dessen Gefängnis geholfen hatte.
 

Aber das hieß noch keineswegs, dass er glaubte, der Bannkreis wäre einfach so zusammen gefallen. Es brauchte viel, um einen solchen Bannkreis zu zerbrechen und eine solche Macht hatte Kurosaki nicht. Dürfte sie nicht haben, korrigierte sich Souryuu selbst, denn aus irgendeinem Grund musste Kurikara sich ja entschieden haben sich des Jungen anzunehmen.
 

Auch wenn schon allein diese Tatsache einfach nur erschreckend war.
 

Kurikara mochte sich über die Jahrtausende hinweg in der Wüste verändert haben, aber sein Geist war immer noch genauso frei und klar wie früher. Souryuu wusste, dass er sich davor hüten musste Kurikara zu unterschätzen, besonders solange er nicht wusste, was Kurikara vorhatte. Denn er würde es Kurikara niemals abkaufen, dass dieser still und leise der Shikigami Kurosakis werden würde.
 

Allein dieser Umstand verlangte erstmal Vorbereitungen. Es war Kurosakis Recht als Todesengel des Juo-chous jeden Geist zu fragen, ob er ein Bündnis mit ihm eingehen wollte und da Kurikara offensichtlich, der Himmel weiß warum, dem zugestimmt hatte, musste Souryuu die Vorkehrungen treffen die zu dem Test Kurosakis nötig waren. Schon allein dies war ein Ereignis des Jahrtausends. Dass die Göttergeneräle hin und wieder in den Dienst vom Enma-DaiOh gestellt wurden, war nötig und nichts ungewöhnliches. Aber selbst Tsuzuki würde nicht mit der horrenden Anzahl von zwölf dienstbaren Geistern mithalten können, wenn Kurosaki sich tatsächlich an den Drachenkönig binden würde.
 

Verbannt und als Kriegsgegner gebrandmarkt oder nicht, Kurikara WAR der Drachenkönig. Nicht irgendeiner hoher hoher Krieger oder Shamane, sondern eben der Herr aller Drachen. Souryuu wurde ein wenig mulmig zu mute, wenn er bedachte, was passieren würde, würde man im Jenseits oder gar die Traumwelt davon erfahren. Die Bevölkerung musste unbedingt im Unklaren darüber bleiben.
 

„Findest du Souryuu?“, fragte plötzlich jemand hinter ihm.
 

Souryuu schreckte zusammen und fuhr herum, sich fragend wer unerlaubt in seine Räume eindrang und dann noch nicht mal von ihm bemerkt wurde. Aber seine Anspannung ließ nach, als Genbu entdeckte. Der Greis machte ein ernstes Gesicht und offensichtlich wollte er seine Meinung zu dem Geschehen abgeben. Souryuu fragte nicht, woher der Wächter der Erde nun wieder seine Gedanken kannte, aber rein aus Erfahrung wusste er, dass Genbu meist viel besser ihm Bilde war, als man ihm zutraute. Und Souryuu wahr sich ebenfalls bewusst, dass Genbu nicht eher gehen würde, bis er Souryuu da hatte, wo er ihn haben wollte. Byakko nannte das liebevoll 'Souryuu die Augen öffnen'.
 

„Ich weiß nicht, ob ich es überall in der Traumwelt bekannt geben soll, dass Kurikara zurück ist“, antwortet Souryuu nun endlich. „Es birgt Risiken.“
 

Das Angenehme an den Unterhaltungen mit Genbu war, dass man diesem nichts erklären musste. Der alte Gott verstand auch so.
 

„Es dürfte viel gefährlicher sein, nichts zu sagen“, belehrte Genbu Souryuu. „Sagen wir nichts und es kommt trotzdem heraus, dann haben wir möglicherweise die gesamte Traumwelt gegen uns, nun da die Wurmlöcher zunehmen und wir keine Lösung finden.“
 

Souryuu dachte lange nach ehe sagte: „Aber was sollen wir ihnen sagen? Dass der Herrscher aller Drachen zurück ist? Wenn wir das tun, heben damit sofort die Strafe auf, die wir ihm damals auferlegt haben und das ist ausgeschlossen. Kurikara bekäme dadurch einen zu großen Vorteil.“
 

„Aber du wirst ihn nicht ein zweites Mal dazu zwingen können, sich dem Gericht der Götter zu unterwerfen. Das war beim ersten Mal schon ein Wunder, dass Kurikara sich hat fast freiwillig entmachten lassen“, meinte Genbu bestimmend und fügte dann leiser hinzu, „Wenn es denn tatsächlich aus freiem Willen geschah.“
 

Souryuus Kopf ruckte herum und sah auf Genbu herunter. Bisher hatte er auf seinen Schreibtisch gestarrt und es vermieden den Greis anzusehen.
 

„Was heißt das?“, fragte er fordernd, aber keineswegs drohend, weil er damit bei Genbu nicht weit gekommen wäre.
 

Genbu ließ sich mit der Antwort Zeit und schlug ein paar Mal mit seinem Stab auf dem Holzfußboden.
 

„Viele sind Kurikara ohne zu zögern in den Krieg gefolgt und viele würden es auch heute noch tun. Ein Ruf von ihm und hunderte würden sich ihm auf der Stelle anschließen. Seine Macht ist der unseren ebenbürtig, so war es gedacht, aber stattdessen haben wir uns gegenseitig bekämpft. In den Wirren des Krieges geht vieles unter, aber es bleibt die Frage, wer am Ende vom Ausgang profitiert hat.“
 

Souryuu ließ das sinken, was Genbu zu ihm gesagt hatte. Er selbst war am Ende des Krieges ausgezerrt und nicht bei klarem Verstand gewesen. Verletzt durch Kurikaras Handlungen, hatte er auf dessen Verurteilung bestanden, aber so wie Genbu es darlegte, so war Kurikaras Nachgiebigkeit mehr als nur verdächtigt. Der stolze Drache, dessen rote Schuppen wie Schnee im Winter auf das Land gefallen waren, hatte nicht einmal abgeschritten was er getan hatte. Nicht einmal protestiert hatte Kurikara als Magier kamen und die Strafe vollzogen.
 

Stumm hatte er die Erniedrigung über sich ergehen lassen und Kurikaras Anhänger hatten sich nach der Niederlage ihres Anführers in alle Winde verstreut.
 

„Du meinst eine dritte Partei hat Kurikara dazu gezwungen am Ende klein bei zu geben?“, fragte Souryuu vorsichtig. Er wollte nicht, dass Kurikara möglicherweise doch nicht so schlimm war, wie er ihn immer hinstellte. Doch Genbu ging noch einen Schritt weiter.
 

„Nicht nur das“, meinte er, „Ich halte es sogar für wahrscheinlich, dass dieser Krieg eine einzige Intrige war.“
 

Souryuu schloss die Augen, weigerte sich aber darüber nachzudenken, ob Genbu vielleicht richtig lag und verdrängte auch, dass Genbu derartige Theorien nie unbegründet in den Raum stellte.
 

„Ich ziehe es vielleicht in Erwägung, dass gewisse Leute von der Machtlücke profitiert haben, die damals entstanden ist, aber ich kann die Geschichte jetzt umschreiben und Kurikara als Opfer des Krieges hinstellen.“
 

/Ich kann mich Kurikara nicht stellen/, dachte Souryuu, als er das sagte. /Seit ich ihn wieder gesehen habe, muss ich daran denken, wie groß die Schlucht zwischen uns geworden ist. Sein Feind zu sein war schon schlimm genug, doch nun behandelt er mich ... uns, als hätte es die Vergangenheit nie gegeben./
 

„Opfer des Krieges ist er sicherlich nicht, Souryuu. Auch ich habe ihn kämpfen sehen, doch so erschreckend der Anblick des Schlachtfeldes auch war, so würde ich dennoch vieles tun, um tun Roten Drachen wieder über den Himmel fliegen zu sehen.“
 

„Sag bloß, du befürwortest das?“, zischte Souryuu und er wusste, Genbu verstand, was er meinte. „All der Tod in unserem Heiligen Land. Die fliehenden Frauen und Kinder. All jene, die ihre Väter, Brüder und Söhne verloren haben. Er hat niemals gezögert sie zu töten, Genbu. Er kennt keine Gnade, er ist ein Monster.“
 

„Ein Monster also ja?“, fragte Genbu leise. „So willst du ihn also sehen, Souryuu?“
 

Souryuu zuckte fast unmerklich bei der Enttäuschung, die in Genbus Stimme mitschwang.
 

„Lass uns abwarten, ob du ihm das auch ins Gesicht sagen kannst.“
 

Genbu wandte sich zum Gehen und schob die Tür auf, die zum hinteren Garten führte. Kurz bevor er die Tür durchschritten hatte, drehte er sich noch einmal um und sagte:
 

„Den Kurosaki Jungen halte ich übrigens für unschuldig. Du solltest ihn nicht für seine Gefühle verantwortlich machen.“
 

Damit trat Genbu hinaus und die Gestalt verschwand in den Schatten. Souryuu schüttelte ratlos den Kopf und setzte sich in seinen Sessel, um seine Gedanken zu ordnen. Er war nicht schlauer als vorher und eine Antwort auf seine vielen Probleme hatte er ebenfalls nicht gefunden.
 

/Wo soll das nur hinführen?/, dachte Souryuu und widmete sich wieder seinen Aufgaben. Das würde eine lange Nacht werden, aber da er nicht glaubte nach diesen Ereignissen noch Schlaf zu finden, konnte er genauso gut auch arbeiten.
 

~
 

Müde und niedergeschlagen vom Gespräch schlich Genbu leise den Gang hinunter. Rechts von ihm lag der prächtige Garten in seiner nächtlichen Schönheit, doch heute konnte ihn das nicht aufmuntern. Souryuu war stur und eigensinnig wie immer, aber es war dem Wächter des Wassers anzusehen, wie nahe ihm die gesamte Sache mit Kurikara ging. Fast wünschte sich Genbu, dass Souryuu wirklich so kaltherzig war, wie er immer tat. Es würde ihm Leid ersparen, denn Genbu konnte nicht versprechen, dass sich alles wieder zum Guten wenden würde.
 

Wobei sich allein die Frage stellte, wie er 'gut' definieren sollte. Ihre Position in der Traumwelt war in der Tat geschwächt, die Bewohnter bekamen zusehends mehr Angst, was die Wurmlöcher betraf und brachten es mit der Menschenwelt in Verbindung. Dann die Sache mit Kurikara, die jetzt ins Haus gefallen war. Genbu hatte gewusst, dass Kurikara auf der Weg hier war, lange dieser die Grenze zum Himmelspalast überschritt, doch Alarm geschlagen hatte nicht. Kurikara war frei. Dass war zwar im Moment ein wenig problematisch, doch sobald sich die Lage ein wenig beruhigt hatte, würde alles wieder in Ordnung kommen.
 

Genbu wusste, dass Kurikara sich nicht wieder einsperren lassen würde und nach den letzten Jahrhunderten hoffte er, waren einige Kräfte hier im Palast bereit den Konflikt mit Worten und Diplomatie zu lösen, nicht mit Schwertern. Auch wenn Kurikara nie wirklich der große Diplomat gewesen war. Es war ihm lästig und widersprach der Natur eines Feuerdrachen geduldig zu warten und Kompromisse einzugehen. Aber voreilig konnte man Kurikara nun auch nicht nennen, nein.
 

Er war schließlich nicht umsonst König der Drachen und seit vielen Jahrtausenden ungeschlagen.
 

Aber so günstig es vielleicht sein mochte, dass Kurikara dem Himmelspalast politisch ein wenig den Rücken stärken konnte, wenn sie es richtig anstellten, so musste Genbu Souryuu auf recht geben, wenn dieser der Ansicht war, dass es zu früh für eine Auseinandersetzung mit der Vergangenheit und war. Viele Bewohner kannten Kurikara nur als Herrscher aus vergangenen Tagen. Wenige erinnerten sich tatsächlich daran, sondern machten ihn nur für den langen Krieg verantwortlich, den Kurikara zwar vielleicht angezettelt, den die Traumwelt aber weder verhindert, noch beendet hatte.
 

Aber dessen war sich kaum einer bewusst. Einzig und allein die älteren Götter senkten schuldbewusst ihre Köpfe, wenn das Thema mal zur Sprache kam. Doch sie alle schauderten gemeinsam, wenn sie an den Roten Drachen dachte, der weit weg in seiner Wüste vor sich hin vegetierte und hoffentlich nie wieder herauskommen würde. Das war jetzt eingetreten und Genbu war sich sicher, dass die Herren Hohen Räte zusammen zucken würden, wenn sie von den Neuigkeiten erfuhren.
 

„So sorgenvolle Gedanken, Meister Genbu?“, fragte nun plötzlich eine Stimme und Genbu wusste genau wer es war. Auch wenn er sie seit Jahrhunderten nicht mehr vernommen hatte. Langsam drehte sich Genbu zu der Person, die ihn aus dem Schatten einer Laterne heraus angesprochen hatte.
 

Der alte Erdgott stützte sich noch ein wenig mehr auf seinen Stock ab und wurde sich bei Kurikaras Anblick mal wieder schmerzlich seines Alters bewusst. Es war lange her, dass Kurikara geboren worden war, damals war er selbst noch jung gewesen, doch er hatte inzwischen die besten Jahre seines Lebens hinter sich, Kurikara hatte immer noch das zeitlose Aussehen, das auch nicht von dem Kinder Gesicht überdeckt werden konnte.
 

Genbu tat es schon fast weh Kurikara in dieser Form zu sehen, der Rote Drache, gefangen in einem Kindeskörper. Aber er müsste blind sein, wenn er nicht sehen würde, dass die wahre Macht immer noch dicht unter der Oberfläche schlummerte. Die langen schwarzen Haare zeugten von seiner Macht und Genbu fragte sich, wie viel Kraft Kurikara wohl wirklich in der Wüste des Treibenden Sandes gesammelt hatte. Vielleicht hatte Souryuu mit seiner Angst ja recht, dass niemand in der Lage sein würde Kurikara aufzuhalten, sollten die Geschehnisse aus den Fugen geraten.
 

Aber nun würde er erstmal antworten müssen.

Es wäre unhöflich den Drachen König warten zu lassen, auch wenn er zur Zeit ein verurteilter Kriegsgegner war.
 

„RyuOu-san, die Zeiten sind schwer und nicht alle erkennen den richtigen Weg.“
 

Genbu erinnerte sich daran, dass Kurikara einer der wenigen Personen in seinem langen Leben gewesen war, die er respektiert hatte. Das geschah nicht sehr häufig, denn Genbu verachtete alles, was dumme selbstsüchtige Taten anbelangte. Aber Kurikara war nie selbstsüchtig gewesen. Nun, ein bisschen vielleicht, aber er hatte nie seine Launen seine Entscheidungen beeinflussen lassen. Kurikara hatte immer genau gewusst, was er wollte und wie er es erlangte. Doch ob der Kurosaki Junge ebenfalls dazu gehörte?
 

„Manchmal geht es weniger darum den richtigen Weg zu finden, als den falschen zu vermeiden“, vollendete Kurikara nun den Satz aus einem alten Lied.
 

Genbu sah Kurikara an und nickte dann zustimmend.
 

„Ich nehme an, du hast unser Gespräch belauscht?“, fragte Genbu gerade heraus. Es war unmöglich, dass Kurikara nicht wusste, was er mit Souryuu besprochen hatte. Kurikaras Gehör war so fein, dass er noch in weiter Entfernung das Gras wachsen hören konnte.
 

„Unbeabsichtigt“, gestand Kurikara, schien aber weniger darüber nachzudenken, als Genbu vermutet hatte. Dann grinste der Drache und sah Genbu amüsiert an. „Aber das du direkt Partei für mich ergreift, alter Mann, hätte ich nicht erwartet.“
 

Am liebsten hätte Genbu nun gleich noch einmal geseufzt, wenn es etwas gebracht hätte. Eigentlich hatte er Kurikara das nicht hören lassen wollen, aber er musste Souryuu einfach umstimmen, nicht allzu feindselig zu dem Roten Drachen zu sein. Suzaku war vernünftig genug, um eine nützliche Unterstützung in schwierig Zeiten nicht abzulehnen und Byakko würde Kurikara vielleicht sogar mit offenen Armen empfangen, aber keiner würde Kurikara willkommen heißen, wenn Souryuu da nicht mit zog.
 

„Es ist, wie es ist“, antwortete Genbu. „Nur eines würde ich noch gerne wissen: was hast du mit jungen Kurosaki vor?“
 

Kurikaras Augen leuchten auf in der Dunkelheit der Nacht und Genbu konnte Kurikaras heißem Drachen Atem auf seiner Haut spüren, als dieser sich zu ihm herunter beugte und sagte: „Das, Meister Genbu, bleibt vorerst noch mein Geheimnis.“
 

Im nächsten Augenblick war Kurikara lautlos verschwunden und ließ dem Erdgott allein zurück.

Drachen träumen nicht

Kommentar: Danke für eure Kommentare. Ich fühle mich sehr geehrt. Das letzte Kapitel war so in der Form eigentlich nicht geplant, aber es hat am Ende nicht mehr alles hinein gepasst, sodass das Verhältnis sich ein wenig verschoben hat.

Das Souryuu durcheinander ist, müsst ihr verstehen ... er war Jahrtausende der Verwalter der Traumwelt und Kurikaras Verrat am Gelben Kaiser sowie dessen Entscheidung sich gegen Souryuu zu stellen, sogar einen Krieg daraus hat werden lassen, ist nicht sehr leicht weg zu stecken.

Habt ein wenig Mitleid mit ihm.
 

Viel Spaß beim Lesen

mangacrack
 

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::Kapitel 3.1 – Drachen träumen nicht::
 

Ein paar Tage später saß Hisoka spät abends vor seinem Zimmer und blickte in den Garten hinunter. In der letzten Zeit war dies sein Zufluchtsort geworden. Kurikara hatte sich nur selten blicken lassen und war nirgendwo anzutreffen gewesen. Hisoka glaubte nicht, dass einer gemerkt hatte, dass der Drachen König sich irgendwo herum trieb, denn ansonsten hätte Souryuu einen Suchtrupp losgeschickt, aus Angst Kurikara könnte etwas anstellen. Hisoka hatte nicht fragen wollen, wohin Kurikara verschwand, aber er hatte es für besser gehalten, nicht zu fragen.
 

Kurikara schien gereizt zu sein seit er an dem einen Abend wieder gekommen war, nachdem er Hisoka vor der Illusion von ein paar wilden Affen gerettet hatte. Seit dem hatte den Drachen König wieder eine Aura der Unnahbarkeit umgeben und auch wenn er so gut wie keine Gefühle von Kurikara wahrnehmen konnte, so hatte erhascht, dass Kurikara wirklich in Ruhe gelassen werden wollte.
 

Da sie immer noch sich nachts hier drin aufhalten mussten, kehrte Kurikara meist kurz vor Sonnenuntergang wieder zurück und tat vor den Wachen, die um den Abschnitt ihres Flügels positioniert waren, wo Souryuu sie zeitweilig untergebracht hatte, als wäre nichts gewesen. Hisoka hatte sich zuerst gewundert, warum die Wachen Kurikara raus und rein spazieren ließen, doch dann fiel ihm ein, dass es für Kurikara wohl nicht allzu schwer war, den Eindruck zu erzeugen, als würde er noch brav in seiner Zimmer hocken.
 

Eine Weile lang hatte es Hisoka noch irritiert, mit welcher Selbstverständlichkeit Kurikara aus dem Trakt spaziert war und sich von Nichts und Niemand stören ließ. Doch einiges Nachdenken brachte Hisoka dazu sich einzugestehen, dass er irgendwie enttäuscht gewesen wäre, hätte Kurikara sich anders verhalten. Es zeigte nur wieder allzu deutlich, dass der Drache sich durch etwas wie Mauern aus Stein und einigen Wachen nicht aufhalten ließ. Möglicherweise hatte Kurikara noch nicht einmal einen Zauber benutzt, um sich zu verhüllen, sondern vielleicht wussten die Wachen auch so, was besser für sie war.
 

Ihn hatten sie gar nicht beachtet, aber Hisoka wollte sichergehen, dass er nicht schon wieder Ärger mit Souryuu bekam und hielt deswegen die Füße still. Nach Gesellschaft verlangte es ihm nicht und nachdenken konnte er dann auch hier. Der bewachte Ort hatte auch den Vorteil, dass er sich von Gefühlen, die er empfing erholen konnte, da sich hier weniger Lebewesen aufhielten. So konnte er ungehindert über seine eignen Empfindungen grübeln, aus denen er nicht schlau wurde.
 

Hisoka ließ sich rücklings auf fallen, sodass er nun auf dem Rücken lag und den roten Abendhimmel betrachten konnte, ohne einen steifen Hals zu kriegen. Es war friedlich hier. Sehr viel friedlicher als im Diesseits, wo zu weder Tageszeit ein Geräusch die Umgebung durchdrang und wo die Gedanken anderer Menschen in seinem Kopf summten, wie in einem Bienenstock. Im Jenseits war die Anzahl der Menschen zwar nicht so hoch, weil sich im Jou-cho nur Shinigamis aufhielten, aber zumeist waren die Empfindungen tief gehender und intensiver.
 

Die Traumwelt glich einem Ort der Erholung und der Ruhe. Die Energien, die den Palast umgaben, waren klar und rein. Jeder Atemzug war eine Befreiung für seine geschundenen Nerven, doch so sehr Hisoka sich jetzt auch wieder erholt fühlte, er fand es bisweilen einsam hier. Tsuzuki hatte ihm in den vergangenen Tagen Gesellschaft geleistet, wann immer er konnte und mal nicht seine Geister besuchte, aber es war nicht dasselbe. Hisoka ertappte sich jeden Abend dabei, wie er den Himmel nach Kurikara absuchte, in der Hoffnung der Drache würde zurück kommen, bevor Hisoka sich schlafen legte.
 

Häufig ging Kurikara auch schon, bevor Hisoka aufwachte und es zeugte nur ein Hauch davon, dass er überhaupt da gewesen war. Wenn er es nicht besser wüsste, dann würde er vermuten, dass Kurikara ihn mied. Eine Weile lang hatte er das für lächerlich gehalten, denn warum sollte Kurikara das tun, schließlich würde Kurikara sich wegen ihm nicht zurückhalten.
 

Dachte er zumindest.

Doch egal wie sehr er über Kurikaras Verhalten nachdachte, er wurde nicht schlau daraus. Möglicherweise wurde es dadurch erschwert, dass er bei Kurikara wie jeder andere Mensch auch seinen Kopf und sein Gefühl dazu benutzten musste, um heraus zu finden, was los war.
 

/Kaum zu glauben, dass ich das einmal vermissen würde. Sonst habe ich diese Gabe immer verflucht./
 

Sie war wirklich ein Fluch gewesen. Vor seinem Tod noch mehr, weil er als abnormal gegolten hatten. Wie seine Mutter ihn stets angesehen hatte … ob sie überhaupt sein Grab besuchte? Er bezweifelte es. Sie hatte immer Angst gehabt, wenn er mehr wusste, als er eigentlich sollte. Seine Eltern hatten es zunächst nicht bemerkt. Das er ihnen, besonders seiner Mutter, unheimlich war, war eine Sache, doch als er ihnen den Beweis für seine magischen Kräfte lieferte war sein Leben zur Hölle geworden.
 

Sein Vater hatte ihn in den Keller gebracht.

Diese dunkle Keller, wo er nur durch die Holzplanken ein bisschen Licht hatte. Der Boden war immer feucht und nass gewesen. Im Winter war es stets entsetzlich kalt gewesen.
 

In Gedanken noch bei dieser Erinnerung rieb sich Hisoka die Arme. Er meinte die nasse Kälte und den Geruch des Moders wahrnehmen zu können, obwohl er deutlich die Sonne auf seinem Gesicht spüren konnte. Aber er wusste nur zu gut, dass sich diese Erinnerungen nicht einfach so verdrängen ließen. Obwohl er tot war.
 

„Schließlich ist es ja das, was mich in Diesseits hält...“, murmelte Hisoka vor sich hin.
 

Hoffentlich bekam er bald etwas zu tun. Selbst die Papierarbeit oder die Fälle im Diesseits, die meist mit der Jagd nach Muraki endeten, waren besser als diese Warterei. Würde das so weiter gehen, würden noch mehr unangenehme Erinnerung zurück kommen, so wie den einen Abend, als er Murakis Illusion gesehen hatte.
 

Hisoka schloss krampfhaft die Augen und versuchte das Bild des Arztes verschwinden zu lassen, dass sich vor seinem inneren Auge auftat. Der kalte Blick... Hisokas Hände krallten sich in den hölzernen Boden. Er wollte sich nicht noch einmal daran erinnern! Nicht jetzt. Die lebhaften Albträume würden früh genug zurückkehren.
 

„Was machst du da unten?“, hörte Hisoka auf einmal jemanden über sich fragten.
 

Er blickte auf. Es war Kurikara, der vor ihm stand und sich zu wundern schien.
 

„Nachdenken“, meinte Hisoka kurz angebunden, weil er nicht so recht wusste, was er sonst sagen sollte.
 

Ihm war der Ausgang verboten, wollte aber Kurikara nicht vorhalten, dass er ihm keine Gesellschaft leistete. Dennoch fühlte Hisoka sich leicht übergangen. Sollte Kurikara nicht wenigstens ein bisschen bei ihm sein, bei allem was auf sie zukam? Denn er selbst hatte immer noch keine Ahnung davon wie diese Prüfung jetzt aussehen oder womit sie beginnen sollte.
 

-
 

„Es gibt nichts zu erklären“, erklang es von oben und Hisoka blickte überrascht Kurikara an, so weit er es konnte.
 

Der Drache stand nun vor ihm, sodass seine Umrisse mit dem roten Abendhimmel verschmolzen. Das schwarze Haar bekam einen goldenen Glanz und Hisoka musste die Augen zusammen kneifen, um richtig sehen zu können, als die letzten Sonnenstrahlen sich am Himmel brachen und Kurikaras Augen kurz aufleuchten ließen.
 

Doch dies war wirklich nur der Schein der Sonne der Götterwelt gewesen. Hisoka bemerkte in diesem kleinen Moment, dass Kurikara auf dem rechten Auge wirklich blind sein musste, denn es reagierte kein bisschen auf den Lichteinfall. Hisoka verspürte den Impuls aufzustehen und sich das Auge näher anzusehen, aus reinem Interesse, doch er blieb liegen.
 

Die Verletzung stammte vermutlich aus dem letzten Krieg.

Vielleicht sogar von Souryuu.
 

/Hat er es deswegen nicht heilen lassen?/, fragte sich Hisoka. /Oder was sonst die Ursache sein, dass eine derartig nichtige Verletzung nicht verschwindet?/
 

Denn für einen Drachengott wie Kurikara war so eine Augenverletzung nicht mehr als ein Kratzer. Wenn überhaupt.
 

/Seltsam.../
 

„Was kannst du mir nicht erklären?“, fragte Hisoka, nachdem er merkte, dass seine Gedanken abgedriftet waren.
 

„Den Beginn der Prüfung“, antwortete Kurikara und Hisoka überlegte sich, ob der Andere Gedanken lesen konnte. Überraschen würde es nicht. Aber aus Erfahrung heraus, was eine solche Kraft mit sich bringen konnte, wünschte Hisoka sich von ganzen Herzen, dass es nicht so wäre.
 

„Musst du auch nicht“, erwiderte Hisoka ruhig und war selbst erstaunt, wie wenig ihm das aus machte. Er drehte den Kopf, als Kurikara sich neben ihm ins Gras fallen ließ, um mit ihm in den Himmel zu starren. „Es macht mir nichts aus.“
 

Er konnte nicht sagen 'es kümmerte ihn nicht', denn das wäre gelogen und anlügen wollte er Kurikara nicht. Aber es machte ihm nichts aus, wenn Kurikara es nicht durfte oder, wie Hisoka glaubte, seine Gründe dafür hatte.
 

Er sprach den Gedanken aus: „Ich meine, es ist deine Prüfung. Sie bestimmt, ob ich...“, Hisoka suchte nach den richtigen Worten, „dein Prüfling sein kann. Wenn du bereit bist, dich dem Zweifel und Groll der anderen Götter zu unterziehen, anstatt dir irgendwo ein ruhiges Fleckchen zu suchen, wo dich keiner stört, dann werde ich mich auch dieser Prüfung stellen können.“
 

Kurikara sah ihn nicht an und Hisoka war sich nicht sicher, ob er es richtig gesagt hatte. Er wollte nicht, dass Kurikara ihn missverstand und das dünne Band zwischen ihn, noch rissiger wurde. Es war ein vorsichtiges Band des Vertrauen, von dem Hisoka glaubte, es würde zerstört werden, wenn er es zu sehr belastete. Aber er wollte diese Tests bestehen, die von ihm gefordert wurden.
 

Zögerlich, weil er Kurikara nicht zu nahe kommen wollte, blickte er wieder in den Himmel, wo über den Baumkronen das letzte Blau zu einem Lila verschmolz und die Wolken rötlich färbte.
 

Deswegen bekam er nicht mit, als Kurikara den Kopf wandte. Der Drachenkönig hatte extra gewartet, bis er sicher sein konnte, dass der Junge ihn nicht mehr ansehen würde. Auch er fühlte die Distanz zwischen ihnen und er wusste, dass diese nicht besonders groß war. Es war auch nicht einmal eine Grenze zwischen ihnen, so wie er es vermutet hatte.
 

Es gab nichts, was sie von einander trennte.
 

Zu sagen, dies würde ihm Angst machen, wäre falsch. Er hatte keine Angst vor Hisoka. Doch das, was hinter dem Band lag, wenn sie sich vereinigen würden, das machte ihm Angst. Aber er war zu alt und zu erfahren, als das er es ignorieren könnte.
 

Er war nicht Souryuu, der diese Gefühle mit Vernunft aus seinem Körper vertreiben konnte. Das sachte warme Gefühl, dass ihn erfasste wie ein von der Sonne angewärmter Stein, löste ihm das Bedürfnis aus, die Augen zu schließen und zu Träumen.
 

Drachen schliefen selten.

Wenn sie es taten, dann hatten sie immer Gründe dafür.
 

Es gab Drachen, deren Erwachen Krieg und Kämpfe bedeutete und dies solange wie sie ihre Augen offen hielten. Oder auch schliefen Drachen, wenn sie seelisch erschöpft waren und Ruhe brauchten.
 

Doch sie legten sie niemals schlafen um zu Träumen.
 

Drachen träumten nicht. Drachen brauchten keine Träume. Kein friedliches Wunschbild ihrer Fantasie, was sie haben wollten. Sie verwirklichten es. Sie waren der Traum.
 

Doch gerade jetzt war so ein Moment, wo er träumen wollte.
 

/Aber jetzt ist ein so ein Moment … in dem ein Drache träumt!/, dachte Kurikara.
 

Der Himmel über ihm, schien ihn zu hypnotisieren. Die Wärme unter stieg an, bis er den Puls der Erde spüren konnte. Das Rauschen des Grundwassers, dass tief unter ihm wie Adern den Boden durchzog. Ein Körper, der lebte und atmete, nach seiner Kraft zerrte, die im Boden jede Sekunde ausschüttete.
 

„Ah“, seufzte Kurikara und ließ sich fallen.
 

Er hatte die Augen geschlossen, sodass sein Körper bedeutungslos wurde, als die Erde ihn zu verschlucken schien, ehe er meinte sein Geist würde herauf gewirbelt und durch die Luft getragen, ehe er das unendliche Grün der Wälder unter sich sah. Weit entfernt hörte er das Meer rauschen.
 

Weiter und immer weiter zog ihn das Gefühl der Wärme, bis er selbst das restliche Gefühl für die Orientierung verlor und ein eigenartiges Zittern durch seinen Körper lief, das ihn dann halbwegs daran erinnerte, dass er überhaupt noch einen Körper hatte.
 

-
 

„Hmm.“
 

Hisoka blickte auf, als er hörte, was für seltsame Geräusche Kurikara von sich gab. Zuerst dachte er, er würde nur die Abendsonne genießen, doch ein kurzer Blick seitwärts, ließ den jungen Todesengel auffahren.
 

Er starrte Kurikara mit einer Mischung aus Unglaube und Faszination an. Kurikara schien im Licht des Himmels zu leuchten, doch Hisoka war sich nicht komplett sich, ob er dieses Leuchten, wirklich mit seinen Augen wahrnahm.
 

Da war eindeutig eine Schwingung in seinem Inneren, die sich heiß, warm und mächtig anfühlte. Es war als wäre Kurikara die Sonne selbst und zum ersten Mal konnte sich Hisoka ein wirkliches Bild von dem Drachen machen. Da war Hitze. Diese unbeschreibliche Hitze, die er selbst körperlich spüren konnte, obwohl er ein gutes Stück entfernt im Gras hockte.
 

/Diese Tiefe der Gefühle.../, dachte Hisoka, /Ist das alles Kurikara? Es fühlt sich an wie bei Muraki … nur anders herum. Keine endlose kalte Schwärze, sondern … was anderes./
 

Was anderes. Anders konnte Hisoka es nicht benennen, doch entschlossen es herauszufinden, kroch er schließlich vorsichtig auf Kurikara zu. Immer noch bis ins Innerste faszinierte von dem Anblick der zugleich am Boden klebte und dennoch zu fliegen schien, bewegte sich Hisoka langsam vorwärts. Kurz darauf, hatte er ihn erreicht.
 

Unfähig sich loszureißen, von dem Drachengott der jetzt mit geöffneten Augen in den blanken Himmel starrte, fühlte Hisoka langsam mit seiner Hand nach Kurikaras Brust. Es war eine instinktive Bewegung, die sich der Shinigami selbst nicht erklären konnte. Eine winzig leise Stimmte sagte ihm, dass er das tat, weil er wissen wollte, ob Kurikara noch atmete, aber in Wirklichkeit wurde er von der Wärme angezogen, die von dem Körper ausging.
 

Hisoka wusste nicht, dass seine empathischen Kräfte daran schuld waren, dass er es so hautnah und wirklich miterlebte und das Kurikaras Veränderung einen so großen Einfluss auf ihn hatte.
 

„Kurikara?“, fragte Hisoka leicht benommen.
 

Er fühlte sich, als würden ihm gleich die Augenlider vor lauter Müdigkeit zufallen, doch er konnte nicht, weil es so warm und aufregend war.
 

/Ich kann … mich nicht davon lösen!/, stellte Hisoka nur leicht erschrocken fest, ehe auch dieser Gedanke wieder von der Wärme davon gespült wurde. Es ging sogar soweit, dass ihm warme Tränen in die Augen stiegen, auch wenn Hisoka keine Ahnung hatte warum. Selbst sie seine Wangen hinunter liefen und Hisoka wirklich weinte, bemerkte er es nicht richtig, weil er sich noch nie so gut gefühlt hatte.
 

„Kuri...kara...“, hauchte Hisoka und seine Hand berührte die bebende Brust den Drachenkönigs und beugte sich über dessen Kopf.
 

Es musste der Kontakt sein, mehr konnte Hisoka nicht vermuten, als er fühlte, wie irgendwo ein Tor aufriss und eine Flutwelle von Gefühlen ihn überschwemmte. Sie war zu heftig, zu groß und zu heiß, als das er sie differenzieren konnte. Hisoka japste ein letztes Mal auf, ehe vor seinen Augen alles weiß wurde und jemand ihn zu Boden riss.
 

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Es folgte ein heftiges Zusammenprallen zweier Körper, wobei beide trotz der Heftigkeit des Zusammenstoßes keinen Schmerz verspürten, da die Überladung in ihren Geist zu groß war, als das der geringe Moment die Gefühle überschatten konnte, die Kurikara und Hisoka gefangen nahmen. Der Shinigami befeuchtete mit seiner Zunge seine Lippen, weil er befürchtete, dass er sonst austrocknen würde. Mehr, als das Kurikara ihn an sich gerissen hatte, als er dessen Brust berührte, bekam Hisoka nicht mit.
 

In dem Strudel aus Farben und verzerrten Formen nahm er nicht einmal die Signale seines Körpers war, als warme Lippen auf seine prallten und sie in Beschlag nahmen. Allein dieser Körperkontakt forderte ein weiteres Beben, das beide Körper durchlief und Drache wie Shinigami nach Luft schnappen ließ, ohne allerdings das zu unterbrechen, was man im Entferntesten vielleicht einen Kuss nennen konnte.
 

Es war ein gieriges, blindes Schlucken von gegenseitigen Gefühlen, weil keiner von beiden noch in der Lage war klar zu sehen, geschweige denn zu denken. Hisoka registrierte die Wärme, die Hitze und er wusste nicht mehr, als dass es da noch mehr davon zu vergeben versprach. Mit einem Stöhnen packte er Kurikaras Haar und suchte noch engeren Kontakt, während der Drache Hisokas Hüfte packte und mit einer Hand am dessen Rücken verhinderte, dass sich der Andere weiter weg bewegen konnte.
 

Es war weniger das Gefühl ihrer tanzenden Zungen, als die Bewegung der Wärme durch ihr beider Körper hindurch, der sie den Verstand verlieren ließ. Hisoka hatte, in dem blinden Gesuch nach mehr Verbindung, nach mehr Kontakt, irgendwann ein Bein, über Kurikara geschwungen, sodass sie jetzt übereinander lagen.
 

Trotz Hisokas etwas längerem Körper ging die gesamte Kraft von dem Drachenkönig aus, der mit seinem Mund alles aufzusaugen schien, was er von Hisokas Lippen erhalten konnte.
 

Es war ein Ablauf rhythmischer Bewegungen, die noch einmal eine neue Stufe erreichten, als Kurikara mit seiner Hand, die zuvor auf Hisokas Rücken gelegen hatte, dessen Nacken packte und ihn zu sich herunter drückte, als Hisokas Körper dem trainierten Atemreflex nachkommen wollte.
 

Doch das erlaubte der Drache nicht und so wurde Hisoka noch weiter mit fortgerissen, bis er sich sicher war, dass seine Lippen brennen würden, genauso wie der Rest seines Körpers. Auch war er sich sicher, dass wenn er nicht schon tot wäre, dies jetzt seinen sicheren Tod bedeutet hätte, weil Hisoka nicht sicher war, ob er je in den letzten Minuten nach Luft geschnappt hatte.
 

„Hm … ahm“, machte Hisoka, als vor seinen geschlossen Augen Lichter explodierten und ein weiteres Beben Kurikaras Körper erfasste.
 

Diesmal allerdings schien der Kontakt zwischen Hisoka und dem Drachen zu eng zu sein, als das es sich auf Kurikara beschränken würde, sodass Hisoka sich an Kurikara fest krallen musste, um nicht durch die Heftigkeit des unerwarteten Verlangens herunter geschleudert zu werden.
 

Jetzt endlich rang Hisoka nach Luft und unterbrach den Kontakt zwischen ihren Lippen, als flüssige Lava durch seinen Körper zu rinnen begann und irgendwo in der Bauchgegend etwas explodieren ließ.
 

Während das Beben langsam nachließ und Hisoka in einen weißen, warmen Schlummer tauchte, sodass er irgendwann auf Kurikaras starker Brust eingeschlafen war, kehrte der Drachenkönig in die Wirklichkeit zurück und begriff, was geschehen war.
 

„Ich sagte doch“, keuchte Kurikara atemlos und strich Hisoka ein paar verschwitzte Strähnen aus dem Gesicht, „es lässt sich nicht erklären.“
 

/Drachenträume.../, dachte Kurikara noch, ehe er zurück ins Gras sank und Hisoka auf seiner Brust ruhen ließ, während er selbst versuchte wieder zu Atem zu kommen.
 

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Huh …
 

Nun ja, SO hatte ich das Kapitel nicht geplant, aber es gefällt mir. Es ist ein seltener Einfall von Genialität, der mich heute Nacht erwischt hat und dafür sorgte, dass ich nach über einem halben Jahr dieses Kapitel beenden konnte.
 

Bei der langen Wartezeit kann ich als Grund nur das Abitur nennen. In den letzten Monaten war der Prüfungsstress arg grässlich, sodass ich keinen vernünftigen Satz schreiben konnte. Schon gar nicht ein Kapitel wie dieses hier.
 

Ich hoffe, euch gefällt diese Lime Szene.

Vergebt mir diese lange Wartezeit.
 

mangacrack

Durch die Gänge der Dunkelheit

Kommentar: Es freut mich, dass ihr das letzte Kapitel so gut aufgenommen habt. Erklärung … erfolgt in gewisser Weise später. Für das späte Update entschuldige ich mich, aber diesmal ist der Grund vielleicht verständlich. Ich bin in Neuseeland. Zwar mit meinem Laptop, doch das Internet will häufig nicht. Schreiben tu ich so oft ich kann und so oft mir die richtigen Worte einfallen.
 

Viel Spaß beim Lesen

mangacrack
 

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::Kapitel 3.2 – Durch die Gänge der Dunkelheit::
 

Zu sagen, Hisoka wäre nicht nervös, wäre eine glatte Lüge gewesen. In wenigen Minuten sollte seine erste Prüfung beginnen und er hatte immer noch keine Ahnung, wie diese aussehen sollte. Nachdem er gestern Abend im nassen Gras aufgewacht war, hatte ihm eine Wache gesagt, dass morgen geprüft werden würde, ob er würdig genug war, Kurikaras Partner werden zu dürfen.
 

Man hatte ihm geraten sich auszuruhen, weil es früh losgehen würde. Mehr Informationen hatte man ihm nicht zu kommen lassen und inzwischen dachte Hisoka, dass das Absicht war. Man wollte wahrscheinlich verhindern, dass er diese Prüfung unter Einfluss bestand. Dies mochte auch der Grund sein, warum sie Kurikara weg gebracht und ihn zurück gelassen hatten.
 

Kurikara hatte ihm über die Schulter hinweg noch einen langen Blick zu geworfen, doch Hisoka hatte ihn nicht zu deuten gewusst. Kein Augenzwinkern oder aufmunterndes Nicken. Nur dieser lange Blick aus den roten Augen, die ihn verfolgten.
 

Wie hatten sie alle annehmen können, dass Hisoka danach noch schlafen konnte?

Fest stand, dass er jetzt auf sich alleine gestellt war. Er musste das durchstehen. Umdrehen ging jetzt nicht mehr, auch wenn er wusste … fühlte, dass einige dies vorziehen würde, wenn er jetzt kneifen würde. Hisoka konnte die Zweifel des Dienstboten spüren, der ihn jetzt durch den Palast zu seinem Bestimmungsort führte.
 

Der kleine Mensch wird das sowieso nicht schaffen. Er sollte lieber gleich ausgeben, dachte der Dienstbote gerade. Doch gerade diesen Gedanken trieben ihn an und vertrieben die Angst. Er wollte das. Er wollte es diesen dummen Göttern, allen voran Souryuu beweisen, dass er das konnte. Dass er es wert war. Doch sicherlich leichter wäre es gewesen, wenn er wusste, wie Kurikara dazu dachte. Den irgendwo nagte noch der Gedanke an ihm, dass Kurikara es vielleicht wirklich nur tat, weil er nicht wieder verbannt werden wollte.
 

/Ich sollte nicht so denken/, schalt sich Hisoka. /Das gibt nur Probleme./
 

Und würde ihn ablenken.
 

Sie schritten durch eine große Flügeltür, die im natürlichen Stil des Palastes riesengroß war und zudem noch reich verziert. Langsam gingen die Flügel auf und Hisoka blinzelte für einen Moment, um sich an das Licht zu gewöhnen. Kaum war er in den schummrigen Raum getreten, erfasste ihn ein seltsames Gefühl. Der Boden, die Wände und selbst die Luft schienen zu vibrieren. Es kam von den dumpfen Gesangslauten, die von Leuten ausgestoßen wurden, die er durch die Schatten an der Wand nicht sehen konnte.
 

Der Dienstbote war an dem Eingang stehen geblieben, deutete Hisoka aber weiter zu gehen. Es war nicht schwer zu erraten wohin. Der Raum war kreisrund und hatte die Größe eines gigantischen Saals. Einige Schritte hinein wurde der Raum durch einen Vorsprung abgegrenzt, der in der Mitte sich auf Säulen stützte und wohl der eigentliche Versammlungsort war. Rechts und links bemerkte Hisoka die Gestalten, die unter dem Vorsprung im Dunkeln standen und anscheinend für die Vibrationen verantwortlich waren.
 

Hisoka konnte ein kurzes Schaudern nicht unterdrücken, als er merkte das jener Gesang, der ihn entfernt an lateinische Kirchenlieder erinnerte, sich auf seine empathischen Kräfte auswirkte. Sie waren nicht komplett, sondern nur ausgefüllt. Sicherlich sollte das dazu dienen, dass er nicht im voraus wusste, was er tun sollte. Man zwang ihn dazu auf derselben Stufe zu sein, wie alle Anderen, welche sich der Prüfung unterziehen wollten. Wobei Hisoka nicht sicher war, wie oft das geschehen war.
 

Er wusste von Tsuzuki, das der versucht hatte Kurikara durch einen ähnlichen Handel aus seinem Gefängnis zu befreien, wie er es bei Toda getan hatte. Vermutlich war es Mitleid gewesen, weswegen Tsuzuki es versucht hatte, doch Kurikara hatte abgelehnt und Tsuzuki im Kampf vernichtend geschlagen. Wie vernichtend, hatte Tsuzuki nicht sagen wollen, doch Hisoka dachte, dass dies eher war, um die Ehre seiner Geister nicht zu verletzten.
 

Denn bei einer normalen Herausforderung durfte der Herausforderer all seine Geister verwenden, die er hatte und das waren zu diesem Zeitpunkt alle zwölf gewesen, über die Tsuzuki auch jetzt gebot. Vielleicht musste er sich deswegen dieser seltsamen Prüfung unterziehen, weil die Generäle sehen wollte, warum Kurikara ausgerechnet ihn auserwählt, ihm gestattet hatte die Prüfung überhaupt zu machen.
 

Hisoka trat durch einen Torbogen des Vorsprungs hindurch und stand jetzt auf einer kreisrunden Plattform, so wirkte es, da auf dem Boden anstatt einfachen Platten, Zeichen eingraviert waren. An den Säulen waren Fackeln angebracht, deren brennendes Licht den Saal kaum erhellte, denn der Vorsprung, der sich auf die breiten Säulen stützte, ragte hoch bis an die Decke des Himmelspalastes. Nur schwach drang von oben ein Lichtstrahl herein.
 

Vier Gestalten standen in der Mitte des Saal, Hisoka erkannte Byakko, Suzaku, Genbu und Souryuu. Alle waren in offiziellen Roben gekleidet und sahen jetzt, fand Hisoka, zum ersten Mal auch aus wie Götter. Er bleib vor ihnen stehen und musterte einen nach dem Anderen.
 

Souryuu wirkte regungslos wie immer, die dunklen blauen Augen verrieten kein Stück, was der Drache dachte, doch Hisoka war schon froh, nicht schon wieder Verachtung in ihnen lesen zu müssen. Suzaku und Byakko wirken entgegen ihrem üblichen Auftreten ausgesprochen ernst, wobei Byakko seine Augen hinter den Fransen seines weißen Haares versteckte. Der Einzige, der ihn freundlich ansah, war Genbu. Der Schutzgott der Erde hatte sich auf seinen Stab gestützt, hatte aber eine eindeutig andere Haltung als bei ihren Treffen davor. Bisher hatte er sich immer als wirrer alter Mann gezeigt, nun erinnerte er ihn eher an einen weisen Mönch, dessen Alter unmöglich zu bestimmen war.
 

„Wo ist Kurikara?“, fragte Hisoka, als er endlich vor den Vieren stand. Er hatte angenommen, dass Kurikara wenigstens hier dabei sind würde.
 

Hisoka kam sich ein wenig verraten und im Stich gelassen vor. Die letzten Tage war der Drache ihm sehr aus dem Weg gegangen, bis auf gestern Abend. Seine Nackenhaare stellten sich auf, als Hisoka sich erinnerte. Bisher hatte er nicht eingehender darüber nachgedacht, sondern viel mehr verdrängt, dass Kurikara ihn tatsächlich geküsst hatte. Aber es war kein normaler Kuss gewesen.
 

Das wusste er einerseits, weil irgendetwas dabei passiert war, dass er nicht genau bestimmen konnte, aber eindeutig in die magische Kategorie gehörte und andererseits, weil seine bisherigen Erfahrungen im sagten, dass das eigentlich anders ablief.
 

Es waren nicht viel Erfahrungen gewesen, die er hatte machen können, weil er bereits mit 16 Jahren gestorben war, doch da hatte es das Mädchen aus dem Krankenhaus gegeben, welches in den letzten Wochen, besser gesagt, seinen letzten Wochen neben ihm den Raum bewohnt hatte. Sie hatten es ein paar Mal getan, die Küsse wurden von dem beider Wissen getrübt, dass sie in nicht allzu ferner Zeit sterben würden. Das Mädchen hatte es ihm nicht gesagt, doch durch seine Empathie hatte er gewusst, dass ihre Familie keinen Spender für ihr Rückenmark fand.
 

Dann war da noch der Nachbarjunge gewesen, den er ein oder zweimal geküsst hatte. Hauptsächlich, weil er sich einsam gefühlt und sich Gesellschaft gewünscht hatte. Dieser Nachmittag war eine der wenigen Male gewesen, wo er seine Gabe dazu benutzt hatte, andere Menschen zu beeinflussen. Leid tat es ihm bis heute nicht, denn er wusste, dass der Nachbarjunge aus dem Dorf mit freudigen, wenn auch verwirrten Gefühlen darauf zurück blickte.
 

Aber das Erlebnis gestern mit Kurikara war anders. Auch anders als der eine Abend mit Tsuzuki, wo sie beide, betrunken wie sie waren, aneinander Halt gesucht hatten. Hoffentlich gehörte es nicht zu der Prüfung seinen mit seinen dunklen Stunden der Vergangenheit auseinander zu setzen. Muraki wollte er nicht schon wieder begegnen und seine Kindheit war auch nicht die Angenehmste.
 

Jetzt stand er direkt vor den vier Göttern, doch mehr als deren Blicke störten ihn die der Unsichtbaren hinter ihm. Doch mit seiner antrainierten Ignoranz jene Gedanken zu ignorieren, sah er zuerst alle vier Götter an, ehe er sich vor jedem einzeln verneigte. Es hatte ihn keiner mit dem Protokoll vertraut gemacht, doch Hisoka war nicht umsonst in einem vornehmen Haus von Adel geboren und aufgewachsen worden.
 

Die vier Götter zeigten nicht, ob sie von Hisokas Respekt überrascht waren, sondern nickten nur. Ihnen war das erlaubt, da sie ranghöher waren als er. Und wegen des Anlasses durften sich sich nicht einmal anders verhalten, selbst wenn sie das wollten.
 

„Willkommen, Hisoka Kurosaki“, sprach nun Suzaku erstaunlicherweise als Erstes, irgendwie hatte Hisoka erwartet, dass Souryuu das Wort ergreifen würde. „Bist du bereit die Prüfung abzulegen, welche über den weiteren Verlauf deines Lebens entscheiden wird?“
 

„Ja“, sagte Hisoka und fragte sich, ob sie den letzten Satz wörtlich meinte.
 

„Bitte bestätige, dass du dich dieser Prüfung aus freiem Willen unterziehst und von niemandem dazu überredet oder gezwungen wirst.“
 

Hisoka fragte sich, ob sie ihn damit von Kurikara trennen wollten oder im Zweifel ihn ebenfalls bestrafen konnten. Doch im Grunde war es egal. Es war nur eine Frage des Protokolls, ob er für Kurikara einstehen würde.
 

„Ja, ich tue das freiwillig. Ich habe mich selbst dazu entschieden, mich prüfen zu lassen, ob ich dessen würdig bin Kurikaras Partner zu sein.“
 

Nichts verriet, ob er richtig geantwortet hatte, doch Hisoka hörte die Reaktionen der im Schatten versteckten Leute, dass sie sich darüber wunderten, warum er nicht annahm, dass er Kurikaras Meister sein würde. So wie man es von einem Menschen erwartete. Hisoka hätte ab liebsten geschnaubt. Er hatte die Macht des Drachenkönigs gesehen und nichts und niemand würde je behaupten können, Kurikaras Meister zu sein.
 

Kurikara war sein eigener Meister und daran hatte auch seine Gefangenschaft nichts geändert, dessen war Hisoka überzeugt.
 

„Hisoka Kurosaki“, sprach jetzt Souryuu, „Ist dir bewusst, dass du nach dieser Prüfung, solltest du sie bestehen, jegliches Schicksal mit Kurikara teilen wirst, wie auch immer es aussehen mag?“
 

Das klang aus Souryuus Mund unangenehm, konnte sich Hisoka gut vorstellen, dass der blaue Drache sie beide ohne zu zögern zu den Dämonen schickt hätte.
 

„Ja, dessen bin ich mir bewusst“, sagte Hisoka mit fester Stimme. Was auch immer Souryuu in Sinne hatte, schlimmer als sein Leben vor seinem Tod konnte es nicht sein. „Selbst wenn ihr ihn zurück in die Wüste schickt, werde ich ihn begleiten.“
 

SO spannend war der Job als Shinigami auch nicht. Außerdem war sich Hisoka bewusst geworden, dass er den Job nur für Tsuzuki machte. Auch wenn es mit seiner Aussage jetzt hieß, dass die vier Götter sich Tsuzukis Zorn stellen mussten, wenn sie Kurikara wieder verbannen wollten und Hisoka mit ihm. Sie schienen allerdings von Hisokas Standhaftigkeit überrascht zu sein, zumindest schienen es für einen Moment so.
 

Dies war einer der Momente, wo Hisoka bedauerte, dass er die Gefühle der Götter nur verschwommen wahrnehmen konnte. Es wäre jetzt verdammt nützlich gewesen, zu wissen was sie dachten. Oder was sie vor ihm geheim hielten. Denn sicherlich liefen hier im Hintergrund noch ganz andere Dinge ab. Die Göttergeneräle waren ganz bestimmt in argem Bedrängnis, ausgehend von einigen Parteien, wie sie zulassen konnten, dass sich ein Mensch ausgerechnet an den Drachenkönig band. Oder umgekehrt. Die Freuden der Politik eben.
 

„Schön“, sprach jetzt Suzaku wieder, scheinbar nicht im mindesten von dem Gemurmel beeindruckt, dass im Saal entstanden war. „Hisoka“, sagte sie und es klang jetzt eher wie ein guter gemeinter Ratschlag. „Nun wird die Prüfung beginnen. Je weiter du kommst, desto klarere Anweisungen bekommst du. Du sollst wissen, dass die Prüfungen zwar schwer sind, du aber jederzeit abbrechen kannst. Des weiteren kannst du Pausen machen solange und sooft es dir beliebt.“
 

Ha ha! Hisoka hätte um seinen rechten Arm gewettet, dass einige der Prüfungen Zeitlimits enthielten, die er einhalten musste. Allerdings war dies Prüfungen die von von Göttern gemacht worden war. Wer kannte schon deren Auffassung von Zeit? Aus dieser Sicht könnte Suzaku recht haben.
 

„Trinken und Essen kannst du nehmen, was immer dir angeboten wird, allerdings könntest du mit Gegenleistungen rechnen.“
 

Hisoka nickte. Doch so langsam wünschte er sich, dass es endlich losgehen würde. Das wäre ihm lieber, als hier den Gedanken der Leute lauschen zu müssen.
 

„Hast du noch fragen?“, erkundigte sich jetzt Byakko.
 

Hisoka überlegte, ob er nach Kurikara fragen sollte, doch etwas sagte ihm, dass er sowieso eine Antwort erhalten würde. Vielleicht gehörte diese Abschottung zur Prüfung. Dennoch wünschte er sich, dass er wenigstens noch einen Blick auf Kurikara erhaschen könnte, bevor es es los ging.
 

„Nein, nichts. Danke.“
 

Die vier Götter sahen sich an und nickten dann.
 

„Gut“, sagte Suzaku wieder und trat einen Schritt beiseite, sodass die vier Götter einen Durchgang bildeten. Byakko und Souryuu auf der einen, Suzaku und Genbu auf der anderen Seite. Eingehend sah Hisoka sie an, dann folgte sein Blick Suzakus ausgestreckter Hand, die auf einen weiteren Torbogen deutete, ähnlich wie der, durch den er gekommen war.
 

Er sollte gehen. Allein.
 

Hisoka atmete tief durch und schritt dann voran, ohne die vier Götter noch einmal zu beachten. Alles war er mitbekam, als er durch sie hin durchschritt, war Souryuus stechender Blick, Byakkos Sorge, Suzakus Zweifel und Genbus Zuversicht. Er fragte sich, als er ihnen den Rücken zudrehte, womit er der das Vertrauen des alten Mannes verdient hatte. Doch es tröstete ihn ein wenig darüber hinweg, dass er Kurikara nicht noch einmal gesehen hatte. Mit festem Schritt ging er auf den Torbogen zu hinter dem endlose Dunkelheit lag. Er hatte keine Ahnung, was ihn dahinter erwarten würde. Trotzdem bereute er es kein bisschen, dass er Kurikara erst vor nicht mal einem Monat begegnet war. Auch wenn jetzt vielleicht die schwerste Aufgabe, die er sich je gestellt hatte, beginnen würde.
 

-
 

Schweigend sah Suzaku dem Menschenjungen nach. Sie hatte keine Ahnung, ob er sich würde behaupten können.
 

„Kommt“, sprach Souryuu jetzt. „Die Prüfung hat bereits begonnen. Wir müssen überwachen, dass auch alles richtig läuft.“
 

Suzaku nickte.
 

Den ersten Teil würde der Tenku Palast selbst übernehmen. Danach würde je einer von ihnen Hisoka einen Part der Prüfung übernehmen. Bei allen Aufgaben war es den Göttern erlaubt zuzusehen. Nur eine davon musste Hisoka im Geheimen erledigen, ohne dass je ein anderer zusehen, zuhören oder ihm helfen durfte. Suzaku wusste nicht genau, ob das bei dem Kurosaki Jungen eine gute Idee war.
 

Sie hatte Angst, was sie bei dem Jungen finden würde. Und ob Souryuu recht behalten würde. Doch den Gedanken verbannte sie schnell. Sie musste nur einen Blick auf Tsuzuki werfen, um zu hoffen, dass alles gut ausgehen würde. Wenn der Kurosaki Junge Tsuzukis Seele auch nur ein bisschen erhellte und ihrem Herrn helfen würde mit sich selbst fertig zu werden, dann konnte er sein wer er wollte und sich ihretwegen auch an Kurikara binden. Solange Tsuzuki dabei glücklich war.
 

„Mach dir nicht so viele Sorgen Suzaku“, sagte Byakko nun und legte ihr eine Hand auf die Schulter. „Hisoka ist ein guter Junge, er wird das packen.“
 

Suzaku seufzte und strich sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht.
 

„Ich hoffe es Byakko“, sagte sie. „Ich wünschte, ich hätte deine Zuversicht. Aber du von uns allen kennst ihn noch am besten.“
 

„Ein bisschen“, gab Byakko zu. „Habe ihn in der Welt draußen öfter gesehen als ihr und habe ihn hier oft begleitet, doch soweit ich mich erinnere hat Tsuzuki dich mal durch Hisokas Körper gerufen. Oder irre ich mich?“
 

Suzaku legte gerade eine Falte zurecht, als sie das hörte und erstarrte. Dann sah sie auf. Byakko hatte recht. Sie war einmal durch den Geist des Jungen in die Menschenwelt gelangt. Sie hatte es komplett vergessen. Es war so gewesen wie immer, doch hätte es nicht damals dem Jungen etwas ausmachen müssen? Immerhin war eine Gottheit durch seinen Körper gefahren, auch wenn es Tsuzukis Geist war, der sie gerufen hatte.
 

Himmel, Suzaku hatte das Gefühl sich setzen zu müssen.
 

Damals war der Junge wirklich noch ein Frischling gewesen, nicht einmal lange Todesengel. Dennoch hatte es ihm nichts ausgemacht, obwohl es ihn hätte zerfetzten könnte.
 

/Wie ist das möglich?/, dachte Suzaku, als sie sich schweigend von Byakko verabschiedete und in einen der Gänge hechtete, um den ersten Zielpunkt Hisokas zu erreichen. Einiger ihrer Untergebenen folgten ihr, welche ihr bei der Ausführung und Überwachung der Prüfung behilflich sein würden.
 

/Seine Elemente sind Wasser und Wind. Nicht einmal das haben wir gemeinsam, geschweige denn das wir gebunden sind. Sein Körper und sein Geist hätten mich abwehren müssen. Zumal es unsere erste Begegnung war. Wenn Byakko mich nicht daran erinnert hätte, wäre es mir gar nicht aufgefallen.../
 

Suzakus Gedanken rasten.
 

/Das macht keinen Sinn. Ich hätte damals nicht erscheinen dürfen. Oder können/, sagte sie sich in Gedanken. /Aber andererseits ist Kurikara auch ein Feuerdrache. Er muss doch auch wissen, dass Hisoka seine Kraft nicht handhaben kann, wenn er keine Verbindung zum Element Feuer hat./
 

In dem Fall wäre die Prüfung wirklich nur eine Farce, damit Kurikara nicht verbannt oder hingerichtet werden würde. Aber ihr Instinkt sagte Suzaku, dass dem nicht so war. Kurikara wollte Hisoka eine echte Chance geben und die Prüfung verhinderte jeglichen Täuschungsversuch.
 

Was hatte das zu bedeuten, fragte sich Suzaku. Oder besser: war das Ganze auf Kurikaras Mist gewachsen oder verbarg Hisoka Kurosaki mehr als es den Anschein hatte?
 

-
 

Sobald Hisoka durch den Torbogen getreten war, umfasste ihn Dunkelheit. Selbst das Licht in der Halle schien nicht in den Raum zu dringen. Es war alles komplett schwarz. Hisoka blieb stehen und sammelte sich. Er fühlte den Steinboden unter seinen Füßen, aber das war auch schon alles.
 

Ansonsten war da nichts. Gar nichts.
 

Er konnte nicht einmal sagen wie breit der Gang war und schon gar nicht, wo er hinführen würde.
 

Hisoka unterdrückte die natürliche Angst des Menschen vor der Dunkelheit. Vorsichtig trat er einen Schritt vorwärts, dann noch einen. Es war ein ganz normaler Gang und es gab erst einmal keinen Grund weswegen er sich fürchten müsste.
 

/Außerdem ist hier nichts. Kein Lebewesen.../, stellte Hisoka fest.
 

Denn jedes Lebewesen hatte Gefühle. Egal ob Tier oder Mensch. Allerdings, rief sich Hisoka in Erinnerung, war dies eine Prüfung und zudem die Welt der Götter. Er sollte mit Magie rechnen, doch da er davon ausging, dass er nicht um 'Leben und Tod' kämpfen musste, sollte es machbar sein.
 

Dann lief Hisoka los immer gerade aus.
 

Es half nichts sich verrückt zu machen. Und wenn Suzaku nicht gelogen hatte, dann müssten ihm die Aufgaben gestellt werden. Einfach würden sie nicht sein, das wusste er aus Erfahrung mit den anderen Geistern, die er herausgefordert hatte. Aber davon würde er sich nicht unterkriegen lassen.
 

Es schien endlos weiter zu gehen. Die Gänge waren lang und verzweigt. Einmal musste Hisoka umkehren, weil gemerkt hatte, dass er in der Dunkelheit den Falschen weg genommen hatte. Das brachte ihn auf die Idee sich mit magischen Zeichen zu helfen, die er in der Grundausbildung zum Shinigami gelernt hatte. Er brachte sie an jeder Ecke an, an die er abbog und bei langen Gängen in regelmäßigen Abständen. Dennoch zählte er seine Schritte, denn er war sich nicht sicher, ob die magischen Zeichen von Dauer sein würden.
 

Irgendwann erreichte Hisoka eine Tür. Zumindest musste es eine Tür sein. Es war ein mannshoher rechteckiger Bereich aus Holz, war der restliche Bereich jedoch aus Stein. Allerdings hatte die Tür keine Klinke.
 

Verwirrt stand Hisoka davor. Er musste dadurch. Zurück laufen würde nichts bringen.
 

„Wie öffne ich eine Tür, die keine Klinke hat?“, fragte in die Dunkelheit hinein und seine Stimme klang gedämpft.
 

„Eine gute Frage“, antwortete auf einmal jemand neben ihm.
 

Hisoka sprang beinahe einen Satz zurück, weil er nicht mit dem Auftauchen eines anderen Wesens gerechnet hatte. Das Wesen schien nicht wirklich hier, sondern nur eine Projektion zu sein. Er sah aus wie eine von Wakabas Krähen.
 

/Ein Tenku/, dachte Hisoka.
 

„Guten Tag“, grüßte Hisoka. „Ich nehme an, dass eine meiner Aufgaben ist, diese Tür zu öffnen.“
 

Der Tenku schien davon überrascht begrüßt worden zu sein. Allerdings nickte er dann, was ein wenig seltsam aussah, da er aus kleinen funkelnden Lichtpunkten bestand, die das Ende des Ganges ein wenig erhellten.
 

„Ja und nein“, sagte der Tenku ruhig. „Diese Tür wird sich öffnen, allerdings musst du dafür nichts tun, außer preis geben, was du am meisten willst.“
 

„Was ich am meisten will?“, wiederholte Hisoka argwöhnisch und legte den Kopf leicht schief, ehe er wieder die solide Holztür betrachtete.
 

„Ja“, antwortete der Tenku.
 

Hisoka blickte die Tür an und versuchte daraus schlau zu werden. Sollte er sein aktuellstes Ziel preisgeben? Das wäre hier heil herauszukommen und Kurikara nicht zu enttäuschen. Aber er nahm an, dass dies nicht alles war. Dies war wohl einer der Punkte, wo man die Gier des Menschen testete.
 

/Alle Menschen sind habgierig/, dachte Hisoka. /Doch die meisten geben es nicht zu und verstecken sich hinter falscher Bescheidenheit./
 

Das wusste er aus den vielen, vielen Gedanken die er von den anderen Menschen empfangen konnte. Es war meist nicht einmal absichtlich, doch sie nahmen stets das, was sie kriegen konnten und es viel ihnen schwer etwas freiwillig herzugeben. Hisoka nahm an, dass es bei ihm nicht anders sein würde.
 

„Du musst etwas nennen, wenn du hier nicht festsitzen willst“, meinte der Tenku nach einer Weile.
 

Hisoka nickte, doch er war sich nicht sicher, was er am meisten wollte. Sicherlich war hier nach seinem eignen Ziel gefragt, was er erreichen wollte. Da wäre einmal, dass Muraki endlich tot wäre und Tsuzuki nie wieder anrühren würde. Dann wäre da, dass er selbst von dem Fluch befreit werden würde, den Muraki ihm auferlegt hatte.
 

Doch all das wurde nebensächlich in Anbetracht dessen, was er schon seit frühester Kindheit gewollt, jedoch nie erhalten hatte.
 

Kurz zögerte Hisoka noch, dann meinte er: „Die Liebe und die Anerkennung meines Vaters.“
 

Der Tenku sagte nichts dazu, sondern drückte mit seinen klauenartigen Fingern gegen die Tür, die daraufhin sich ins Nichts auflöste. Dann deutete er Hisoka hindurch zu gehen.
 

„Folge dem Pfad“, sagte der Tenku. „Dein Ziel ist es, die andere Seite zu erreichen. Es ist eine Plattform.“
 

Dann verstand der Tenku so lautlos, wie er gekommen war.
 

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Ende des Kapitels. Freut mich, dass ihr soweit gekommen seit.

Wäre nett, wenn ihr mein ein Review da lasst.
 

Was Hisokas Wunsch/Ziel betrifft: Ich denke schon, dass es so ist. In Band Drei wollte er Rache an Muraki, doch ich denke auch, dass ihn der Wunsch nach Liebe von seinen Eltern an die menschliche Welt bindet.
 

mangacrack

Die Regeln des Himmels

Kommentar: Tut mir Leid, dass das solange gedauert hat, doch ich hing in einem schrecklichen KreaTief! Doch dann hat die Nachricht, dass Yami no Matsuei Band 12 in Japan erschienen ist, mir wieder Mut gemacht. Also werde ich jetzt fleißig weiter schreiben. Ich bin sicher, dass das ein Zeichen ist. Meine bewunderte Mangaka zeichnet wieder!
 

Viel Spaß beim Lesen

mangacrack
 

xxx
 

::Kapitel 3.3 – Die Regeln des Himmels::
 

Im Palast war das Licht nach wie vor gedämpft, als die Zeugen, die am Beginn sich noch mit im Raum aufgehalten hatten, da sie die Zeremonie einzuleiten hatten, sich zurück zogen, blieben nur noch die vier obersten Götter zurück. Die schwere Holztür wurde geschlossen und dann waren Suzaku, Genbu, Byakko und Souryuu allein. Für einen Moment standen sie schweigend nebeneinander, nicht wirklich wissend, was sie sagen sollten. Jeder von ihnen hatte eine eigne Meinung zu dieser Sache.
 

Irgendwann brach Suzaku das Schweigen.
 

„Ich gehe dann. Meine Prüfung ist die Erste“, sagte sie.
 

Dennoch war sie nicht ganz so stürmisch wie sonst. Im Gegenteil, etwas hielt sie zurück.
 

„Suzaku“, meinte Souryuu ruhig.
 

„Ja?“, fragte sie argwöhnisch.
 

Sie hatte ihre Bedenken, was diese ganze Prüfung betraf, doch sie wusste, dass Souryuu den Kurosaki Jungen nicht mochte. Es wäre ihm durchaus zuzutrauen, dass er sich von seinen persönlichen Gefühlen leiten lassen würde.
 

„Sie dir die Seele des Jungen genau an“, forderte Souryuu scharf. „Das ist unsere beste Gelegenheit.“
 

„Ich werde meinen Status aus Prüferin nicht für deine Politik missbrauchen“, fauchte Suzaku wütend.
 

Souryuu schürzte die Lippen.
 

„So habe ich das nicht gemeint“, sagte er.
 

„Ach ja?“, höhnte Suzaku, „klang aber so. Ehrlich: hör auf, auf dem Jungen rumzuhacken. Ich weiß nicht, was du gegen ihn hast.“
 

Souryuu sah für einen Moment lang so aus, als würde er Suzaku packen und ihr eine ganze Reihe von Gründen aufzählen, doch er unterließ es, da ihm bewusst war, das Genbu und Byakko zusahen. Streit oder Voreingenommenheit würde sich jetzt nicht gut machen.
 

„Ich habe einfach ein schlechtes Gefühl“, gab Souryuu ehrlich zu, als er entschuldigend den Kopf senkte. „Und ich möchte einfach nur wissen, ob er … tiefere Gelüste hat. Bei machen Shinigami bleibt nach ihrem Tod eine gewisse Dunkelheit in der Seele hängen. Und ich will nicht, dass Tsuzuki trauern muss, wenn dem Jungen etwas passiert.“
 

Schweigen erfüllte den Raum und Suzaku fühlte, wie sich ihr Magen verkrampfte. Sie drehte sich um und verschwand in einem Feuerball, um Souryuu nicht antworten zu müssen. Es geschah durchaus, dass das Juo-cho Shinigami an die Dunkelheit des Todes verlor. Oft waren es mächtige Shinigami, die aber leider alle etwas gemeinsam hatten: sie waren emotional angreifbar und labil. Wurde dies festgestellt, wurden die betreffenden Shinigami aus dem Dienst entfernt. Wenn Hisoka ein solcher Shinigami war …
 

/Aber das wissen wird nicht/, sagte sie zu sich selbst, als sie sich zu ihren Zielort teleportierte.
 

Die Dunkelheit des Todes war ein wunder Punkt zwischen ihnen allen. Allerdings nicht wegen Hisoka.
 

/Wir in Tsuzukis Diensten machen ihn unersetzlich. Entlassen wir ihn oder befinden wir ihn als wahnsinnig, wird er abgeschoben./
 

Als Suzaku auf einer hohen Säulen erschien, entschied sie, dass sie das nicht zulassen konnte. Tsuzuki mochte den Jungen und sie würde alles tun, um ihren Herrn glücklich zu machen. Im Endeffekt war ihr Kurosaki, ja selbst Kurikara egal.
 

Nur Tsuzuki zählte.
 

Mit diesem Gedanken beschwor sie ihre Flammen, als sie Kurosaki durch eine Tür des Palastes treten sah.
 

-
 

Erneut erfüllte Schweigen den Raum, nachdem Suzaku verschwunden war. Souryuu holte unter seinem Robe einige Papiere hervor und ging in eine Ecke, um sie zu studieren. Als er die seltsamen Blicke der anderen beiden Götter bemerkte, meinte er nur:
 

„Das wird eine Weile dauern. Ich werde solange nicht tatenlos hier herumstehen.“
 

Genbu nickte nur und beschwor sich dann einen Stuhl. Er war zu alt, um sich es wie Byakko auf dem Fußboden bequem zu machen.
 

„Also“, verlangte der Tiger zu wissen, als Souryuu außer Hörweite war. „Was geht hier ab, dass ich nicht weiß?“
 

Es ärgerte Byakko, dass er solche Dinge immer als Letzter erfuhr.
 

Genbu wiegte seinen Kopf hin und her.
 

„Schwierige Geschichte, Byakko“, sagte er. „Kurikaras Ausbruch alleine hat Souryuu in Aufruhr versetzt, doch durch Hisoka kann er ihn einfach nicht wieder dorthin zurück schicken, wo er hergekommen ist.“
 

„Wo liegt das Problem?“, fragte Byakko. Sein Schwanz schwang hin und her. „Eigentlich hat Kurikara doch nichts mehr zu sagen.“
 

„Nicht ganz“, erklärte Genbu. „Da Kurikara immer noch König der Drachen ist, besitzt er immer noch fast alle seine alten Rechte, auch wenn sie ihm jetzt nicht mehr viel nutzen. Man ihn damals lediglich verbannt. Das ist für einen Drachen hart und so gerne einige andere Götter weiter gegangen wären, so haben sie es nicht gewagt Kurikara zu töten.“
 

„Wieso nicht? Und was hat der Krieg von damals jetzt mit Hisokas Prüfung zu tun?“
 

„Die Regeln des Himmelspalastes besagen, dass niemand wegen desselben Verbrechens zwei Mal bestraft werden darf. Da Kurikara nun frei ist und dabei ist einen Vertrag mit einen Shinigami einzugehen, würde ihn das vor der Wiederverbannung schützen. Damit würde Kurikara rein theoretisch Zeit genug gewinnen, um in der Traumwelt wieder Fuß zu fassen.“
 

Byakko schwieg für einen Moment und schnaubte dann.
 

„Kurikara ist nicht an der Politik interessiert. Wenn er es gewollt hätte, hätte er vermutlich damals schon Radau gemacht und mehr Widerstand geleistet, als sie ihn verurteilt haben. So viel sollte Souryuu eigentlich wissen.“
 

Genbu pochte mit seinem Stab auf die Erde.
 

„Was er fürchtet, hat eigentlich weniger direkt mit der Traumwelt zu tun. Es die Vergangenheit, die ihn nicht in Ruhe lässt. Auch Souryuu weiß, dass Kurikaras Verurteilung einigen Göttern sehr gelegen kam und es kein Zufall, dass seit dem das Gleichgewicht immer mehr ins Schwanken gerät.“
 

Nach einer kurzen Pause meinte er dann leiser:
 

„Doch das, was Souryuu eigentlich Angst macht, ist die Frage, ob Kurikara damals mit voller Kraft gekämpft hat, als er ihn besiegte.“
 

Genbu holte daraufhin seine Pfeife hervor und begann sie zu Rauchen. Er hatte keine Probleme damit zu warten. Byakko hingegen überdachte die voran gegangene Unterhaltung.
 

Irgendwann traf die Erkenntnis den weißen Tiger wie ein Schlag.
 

„Souryuu hat Angst gegen Kurikara zu verlieren“, flüsterte der Herr des Windes zu sich selbst. „Es geht nicht um die Traumwelt, Tsuzuki oder Hisoka. Sondern nur, um das Dominanzstreben zweier männlicher Drachen!“.
 

-
 

Heiß!
 

Hisoka keuchte, als der Rauch in seine Lunge stieg. Es war so heiß und da war so viel Feuer um ihn herum! Er sah nichts außer die roten Flammen, die um ihn hoch schossen und denen er ständig ausweichen musste. Sie versuchten ihn zu packen, ihn zu zerreißen...
 

Mit großen Schritten lief er weiter.

Seine Haut war heiß von den hohen Temperaturen und Schweiß lief ihm von der Stirn.
 

Fast wünschte sich Hisoka, dass es Wasser statt Flammen wären, doch das hielt er zurück. Wer wusste was noch kam! Außerdem konnte er nicht so einfach aufgeben. Nicht gleich bei der ersten Prüfung.
 

/Scheiß auf die Flammen!/, dachte Hisoka, als er sich seitwärts über den Boden rollte, um einer Feuerbrunst auszuweichen. /Kurikara ist ebenfalls ein Feuertyp. Wie soll ich ihm gegenübertreten, wenn ich Angst vor Flammen habe?/
 

Außerdem war ihm in seinem Leben immer kalt gewesen. Seine Familie hatte in einer feuchten Umgebung gelebt. Und in ihrem Keller war es auch nie schön gewesen, wenn sie ihn weggesperrt hatten! Nein, er würde den Feuertod dem Ertrinken vorziehen.
 

-
 

In einem anderen Teil des Palastes hatten sich zwei Personen zusammengefunden, die alles andere als erfreut darüber waren.
 

In der einen Ecke, auf einem Stuhl vor einem Tisch mit reichlich viel Essen, hockte Tsuzuki und versuchte sich damit abzulenken, die Törtchen zu verschlingen, die Byakko ihm gebracht hatte. Doch stattdessen stocherte er mehr oder weniger mit der Gabel darin herum. Es war das erste Mal, dass ihm Kuchen nicht schmecken wollte.
 

Doch wie sollte er den auch genießen, wenn Hisoka sich in Gefahr befand?

Er wusste, wie diese Prüfungen aussahen. Egal, wie nett Götter eigentlich auch sein mochten, wie sie Seelen oder Menschen testen, kannten sie kein erbarmen. Zum Glück gehörten die vier Himmelsgeneräle zu ihm und waren Menschen freundlich. Ansonsten könnte das tödliche für Hisoka enden.
 

Warum tat sich Hisoka das überhaupt an?

Einen Vertrag mit einem Shikigami einzugehen war kein Zuckerschlecken!
 

Vorsichtig linste Tsuzuki zu dem Übeltäter.
 

Kurikara hatte sich auf eine Bank am Fenster geschmissen und starrte hinaus, das Kinn auf die Faust gestützt. Ihn schien die Umgebung überhaupt nicht zu kümmern und hatte nur protestiert, als die Wachen ihn unsanft in den Raum geschoben hatten. Dann hatte er sich mit einem Schnaufen gesetzt, die Polster zurecht geschoben und schließlich geschwiegen. Die Beine weit von sich gestreckt und sich lässig zurück gelehnt, wirkte Kurikara als gehörte dies alles eigentlich ihm, doch kümmerte sich nicht darum, was vor sich ging. Er starrte immer weiter zum Fenster hinaus und betrachtete den Horizont der Traumwelt.
 

Tsuzuki fühlte Ärger in sich aufsteigen.
 

Wie konnte Kurikara nur so ruhig da sitzen und nichts tun? Zwar durften sie nicht hinaus, um zu verhindern, dass die Prüfung beeinflusst wurde, doch Kurikara könnte doch wenigstens ein bisschen mehr Anteilnahme zeigen. Es ging schließlich um Hisoka!
 

„Wie kannst du hier einfach so herum sitzen?“, rief Tsuzuki aus und sprang wütend aus. „Hisoka könnte gerade wer weiß wo sein und du starrst bloß aus dem Fenster! Weißt du eigentlich wie gefährlich Prüfungen sind, die nicht zwischen dem herausfordernden Shinigami und dem eigentlichen Shikigami stattfinden? Ich...“
 

„Halt den Rand!“, schnauzte Kurikara und Tsuzuki trat instinktiv einen Schritt zurück, als die Augen des Drachen ihn durchbohrten.
 

Der hatte bloß den Kopf gedreht, doch etwas wie Angriffslust war deutlich in seinem Gesicht zu lesen. Das gesunde Auge war dunkler als üblich und das mit der Narbe glimmte seltsam. Auch schien Kurikara ein wenig kurzatmig zu sein, seine Lippen waren geöffnet, sodass die spitzen Eckzähne zum Vorschein traten. Auch rannen ein paar Schweißtropfen dem Drachen die Stirn herunter und verklebten das seidige schwarze Haar.
 

„Kurikara?“, fragte Tsuzuki vorsichtig. „Was hast du? Geht es dir nicht gut?“
 

Das wäre schlecht, denn Kurikara würde sicherlich keine Hilfe annehmen wollen und jemandem Bescheid sagen ging schon gar nicht. Und Tsuzuki wusste aus Erfahrung, dass verletzten beziehungsweise kranken Drachen nicht logisch beizukommen war. Dann musste man alles aufbieten, was der Verstand hergab, um sie dazu zu bewegen sich versorgen zu lassen.
 

„Lass mich“, fauchte Kurikara und wandte sich ab, um wieder aus dem Fenster zu blicken. „Es ist alles in Ordnung.“
 

„Das bezweifle ich“, sagte Tsuzuki ruhig und ging vorsichtig auf Kurikara zu. Er hatte keine Lust gebraten zu werden. „Ich kenne die Anzeichen für Fieber und wenn ein Drache Fieber bekommt, ist es meistens etwas ernstes, denn dazu muss schon etwas gewaltig auf sie einwirken, um sie aus der Bahn zu werfen.“
 

„Ich“, betonte Kurikara und sah Tsuzuki wieder an, „bin aber kein Drache des Wasser, sondern des Feuers. Für uns sind Temperaturerhöhungen normal. Es nichts ernstes, kapiert? Lediglich die Umstellung meines Körpers auf das gemäßigtere Klima hier im Himmelspalast. Nach so langer Zeit in der Wüste brauchte es eine Weile bis der Effekt sich bemerkbar macht.“
 

Unsicher sah Tsuzuki Kurikara an. Sprach der Drache wirklich die Wahrheit? Er glaubte nicht, dass das eine Lüge gewesen war, doch es konnte gut sein, dass Kurikara noch etwas anderes verschwiegen hatte. Wundern würde es ihn nicht. Immerhin war Kurikara ein Drache und, wenn dies möglich war, sogar noch sturer als Souryuu.
 

/Da heißt es eigentlich nur Geduld bewahren/, ermahnte sich Tsuzuki.
 

Also ließ er sich in der Nähe von Kurikara auf einem Stuhl nieder und legte den Kopf in die Hände.
 

„Ich mache mir Sorgen um Hisoka“, murmelte er.
 

Denn was konnte nicht alles passieren? Er vertraute seinen Shikigami, doch was wenn sie Hisoka falsch einschätzten? Der Junge war noch nicht lange ein Todesengel, noch viel von seinen menschlichen Überlebensinstinkten war noch da und Zeit, um die wirklich mächtigen und wichtigen Bannkreise und Zauber zu meistern hatte Hisoka auch nicht wirklich gehabt. Das brauchte Jahre, wenn nicht Jahrzehnte und diese Zeit hatte Hisoka nicht gehabt. Auch wenn Hisoka begabt in der dieser Art der Magie war.
 

„Es geht ihm gut“, unterbrach eine raue Stimme Tsuzukis Gedanken.
 

„Bitte?“, fragte der Todesengel und hob den Kopf.
 

„Ich sagte: es geht ihm gut!“, wiederholte Kurikara.
 

Es lag eine Sicherheit in der Stimme, die Tsuzuki vermuten ließ, dass Kurikara wirklich wusste, dass es Hisoka gut ging.
 

„Woher...?“, wollte er wissen.
 

Kurikara drehte sich jetzt wieder zu ihm um und hatte ein triumphierendes Lächeln auf dem Gesicht. Die Art von Lächeln, die andeutete, dass Kurikara irgendetwas getan hatte. Dass er sie alle ausgetrickst hatte. Dass Kurikara wusste, dass er sie alle ausgetrickst hatte.
 

„Die Regeln des Himmels verbieten mir bei Hisokas Prüfung mit dabei zu sein“, erklärte Kurikara und das Lächeln wurde zu einem Grinsen. „Aber das gilt bloß für die physische Anwesenheit. Mein Körper muss von Hisoka und der Prüfung fernbleiben, mein Geist allerdings...“
 

Tsuzuki ging ein Licht auf und fragte sich, ob Kurikara das von Anfang an geplant hatte. Er wusste nicht wie oder was Kurikara am Wirken hatte, doch er bezweifelte nicht eine Sekunde, dass in irgendeiner Weise regelwidrig war. Offensichtlich waren Kurikara die Regeln egal gewesen und hatte sich, in seiner eignen Weise, darüber hinweg gesetzt.
 

„Habe ich nicht“, sagte Kurikara, als hätte er Tsuzukis Gedanken gelesen. „Ich weiß nur, wie man dafür sorgt, dass die Regeln für einen arbeiten.“
 

„Hast du keine Angst, dass du erwischt wirst?“, fragte Tsuzuki. „Souryuu wird dich köpfen, wenn er heraus findet, dass du dich eingemischt hast.“
 

Kurikara bereitete die Arme aus und grinste noch breiter.
 

„Wie will er das denn beweisen? Ich bin hier, die Wachen können das bezeugen und selbst wenn du ihm von der Gespräch hier erzählst“, meinte Kurikara herausfordernd, „wie willst du es ihm beweisen?“
 

Frustriert musste Tsuzuki sich eingestehen, dass Kurikara recht hatte, so überheblich es auch klingen mochte.
 

/Er war über tausend Jahre in dem verdammten Bannkreis und dennoch beherrscht er das Spiel der Politik immer noch. Er behandelt die Regeln der Traumwelt wie gezinkte Karten: zu seinem eignen Vorteil und rücksichtslos, da er annimmt, dass es die Anderen nicht besser machen./
 

Und das Schlimme war, dass Tsuzuki das nicht einmal komplett abstreiten konnte. Nicht mit komplett ruhigen Gewissen. Seine Shikigamis waren Götter und die meisten von ihnen waren es gewöhnt ihren Willen zu bekommen, wenn auch sie häufig auf rauere Methoden als Regelmanipulation zurück griffen. Der Einzige, dem Tsuzuki das überhaupt zutrauen würde, wäre Souryuu an einem geduldigen Tag.
 

Tsuzuki seufzte geschlagen.
 

Offenbar hatte er Kurikara unterschätzt.
 

„Siehst du, kleiner Shinigami?“, fragte Kurikara jetzt, der seinen Sieg witterte. Er lehnte sich vor, sodass sein Gesicht plötzlich nur noch Zentimeter von Tsuzukis entfernt war, dem diese Nähe überhaupt nicht behagte. „Du kannst nichts tun. Hisoka gehört mir.“
 

Kurikara sprach die letzten Worte aus, als wären sie bereits Fakt. Sie klangen besitzergreifend, leicht höhnisch und schnitten Tsuzuki unerbittlich in sein Herz. Er war nicht in der Lage zu antworten, denn egal was er gesagt hätte, es wäre sinnlos gewesen. Kurikara hatte Hisoka als sein beansprucht und Tsuzuki befürchtete, ahnte … wusste, dass er ihn nicht wieder hergeben würde. Drachen waren nun ein Mal so. Sie waren unglaublich stur und würden eher die Welt und Zeit zum umkehren bewegen, als etwas herzugeben, dass sie als ihr Eigentum betrachteten.
 

Souryuu war da etwas nachlässiger, doch er war auch ein Wasserdrache. Solange die Dinge so verliefen, wie er es für richtig hielt, war es ihm egal, was die Anderen trieben, doch Kurikara war ein Feuerdrache. Der Feuerdrache, wie man vielleicht auch sagen konnte. Es war schwer zu bestimmen, was hinter dem Gedanken gesteckte, Hisoka als sein zu bezeichnen. Tsuzuki kämpfte mit sich, um nicht komplett wegen dem auszuklinken, was Kurikara gesagt hatte. Es war nur mal die Art der Drachen die Dinge so zu formulieren, er musste ja nicht gleich das Schlimmste annehmen, aber jetzt den Mund zu halten, um nicht noch alles schlimmer zu machen, viel ihm fast zu schwer.
 

-
 

Schwer atmend rieb sich Hisoka mit seinem Ärmel den Schweiß aus dem Gesicht. Es war verdammt heiß und der Fluss aus Lava, der vor ihm entlang floss, sah nicht gerade abkühlend aus. Er konnte nur froh sein, dass seine Kleidung lang war, denn trotz der Hitze, die ihm ganz schön zu schaffen machte, würde er ohne wohl langsam gebacken werden. Seine Wangen fühlten sich heiß an und der Schweiß hatte kaum Zeit seine Sachen zu durchnässen, denn er wurden sofort wieder verdampft. Schwerer fiel es ihm allerdings zu wenig wie möglich zu atmen. Eigentlich brauchte er das nicht, aber es war ein Reflex und die Traumwelt war angefüllt von Luft, zu Atmen war eine ganz natürliche Reaktion, aber hier war das eine Qual. Jedes Mal, wenn Hisoka einen Atemzug tat, war es als würde flüssiges Magma in seine Lunge eindringen.
 

Das Kratzen in seinem Hals war grässlich, jedoch auch das, was ihn dazu trieb weiter zu gehen. Sein Körper war noch nie gut mit Hitze fertig geworden und wäre der Drang nach frischer Luft nicht so groß, würde er hier vermutlich zusammen brechen.
 

/Verdammt/, fluchte Hisoka und bahnte sich seinen Weg durch den Rauch, der ihm größtenteils die Sicht versperrte. /Schlimmer als Toudas Feuer ist das auch nicht und damals bestand die Gefahr, dass ich mit verbrenne. Ganz zu schweigen von dem Schlag, den Kurikara mir verpasst hat, als er mich angriff./
 

Die Erinnerung daran tat weh, doch weniger wegen des Schmerzes, den er am eigenen Leib hatte erfahren müssen, sondern weil es ein Akt der Dummheit gewesen war, einfach in Kurikaras Heim einzudringen. In dem Moment, wo Kurikara zugeschlagen, ihn mit seinem Feuer getroffen hatte, welches nur durch das Schwert Futsu ein wenig gedämpft worden war, hatte er gesehen und gefühlt, was für ein Wesen sich hinter der trügerisch kleinen Gestalt verbarg. Der große rote Drache, den Hisoka für einen winzigen Augenblick in seinem Geist gesehen hatte, zusammen mit etwas, das er selbst als Empath nicht identifizieren konnte, hatte ihn dazu gebracht die Welt und Kurikara mit anderen Augen zu sehen.
 

Sie war kleiner, unbedeutender im Angesicht des Drachenkönigs und machte ihm, Hisoka, einem einfachen menschlichen Todesengel, bewusst, dass er für Kurikaras Anerkennung, sein Wohlwollen und all das Andere, was sich hinter diesen alten Augen verbarg, arbeiten musste.
 

Somit kämpfte sich Hisoka weiter durch das mehr der Flammen und den Flüssen aus Lava, ohne jenem Gedanken Aufmerksamkeit zu schenken, der ihm durch den Kopf schoss und sagte, dass er sich nicht so alleine fühlte, wie er es eigentlich sein sollte.
 

-
 

Kurikara warf einen verstohlenen Blick zu Tsuzuki, dem Todesengel, der einst versucht hatte, ihn freizukaufen und kläglich gescheitert war. Er würde ihm dies am liebsten ins Gesicht reiben, dass er dennoch hier war. Ohne Ketten und Versprechungen an den Himmelspalast, dabei freizubrechen aus dem Gefängnis, dass sich sein Körper nannte. Dieser verdammte Körper, an den er sich so gewöhnt hatte, das sein Anblick fast natürlich war. Doch er würde es nicht darauf beruhen lassen.
 

/Frei. Bald werde ich wieder frei sein/, dachte Kurikara und unterdrückte ein rauchiges Husten.
 

Genauso wie er den Ärmel über seine rechte Hand fallen ließ, um die Brandblasen zu verbergen, die rötlich schwellend auf der blassen Haut schimmerten.



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Kommentare zu dieser Fanfic (33)
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Von:  SezunaChan
2010-12-15T19:02:47+00:00 15.12.2010 20:02
Ech geil.,
Hab die FF gerade entdeckt und gleich mit einmal durch gelesen.
Ich mag das PAaring iwie. Bin ein großer Hisoka Fan^^
Ja Kurikara kenn ich nicht so gut, hab auch noch nciht so weit gelesen. weiß aber das was ich wissen muss um die ff zu verstehen.
hm am liebsten gefiel mir die stelle mit kurikara und hisoka im garten XD das war gut beschrieben und leicht vorstellbar.

allerdings finde ich auch, dass du die prüfung gut und interressant gemacht hast. ich bin richtig gepannt. kurikaras art die dinge nach seinen willen zu formen gefällt mir XD
aber tzubaki tut mir etwas leid. immerhin mag ich den auch X3

ich hoffe es geht bald, oder eher überhaupt noch weiter^^ weiß ja das du viele ffs schriebst^^
also dann bis zum nächste kapi

gz
sezunachan
Von:  Silverdarshan
2010-06-26T10:57:35+00:00 26.06.2010 12:57
wirklich faszinierend, wie sehr kurikara nun doch ehrliches intreresse an hisoka entwickelt. ich frage mich, welcher natur sein besitzanspruch ist... wirklich sehr spannend. irgendwie leide ich gerade sowohl mit hisoka als auch mit kurikara .___.
der letzte abschnitt irritiert mich ein wenig. der kleine körper ist sein gefängnis? aha. das heißt ihm strebt es nach seiner wahren gestalt (die sicherlich seiner macht angemessen recht große maße aufweisen dürfte). ich freue mich wirklich sehr, dass du deine muse wiedergefunden hast und hoffe du lässt uns bis zum nächsten kapitel nicht allzu lange zappeln ;D

lg
Silverdarshan
Von:  SakuraxChazz
2010-06-25T17:30:29+00:00 25.06.2010 19:30
Es kommt echt ein 12 Band?? Den muss ich dann auch haben!! Danke für die Info^^

Und das Kapitel ist umwerfend^^
Ich mag Kurikara^^ Der ist so wahnsinnig listig und schlau^^ Einfach genial^^
Hast du wirklich gute Arbeit geleistet^^ Und Hisoka wird das schon schaffen^^ Aber dafür das er bei der Hitze am Strand so zusammen geklappt war... oder wars noch im Büro? Er verträgt Hitze auf jedenfall ja nicht^^ Da ist ein Feuerdrache bestimmt sinnvoll als Partner^^'' Aber die schaffen das schon...
Wobei man sich ja jetzt die Frage stellen muss was Kurikara da so alles noch geplant hat... er will ja nur frei sein.. ob ihm der Junge wirklich so viel bedeutet wie man vorher gesehen hat oder er doch nur der Freiheit wegen mit ihm zusammen arbeitet... Man... Dieses Unwissen ist fast unerträglich... Aber ich hoffe ja mal das es irgendwann heraus kommt^^

LG SakuraxChazz^^
Von: abgemeldet
2009-11-07T23:49:33+00:00 08.11.2009 00:49
Hey,
ich bin heute erst auf diese Fanfiction gestoßen und muss sagen:
Ich finde sie echt total super! <3
Das Pairing ist ungewöhnlich und dadurch sehr interessant, ich habe alle Teile am Stück gelesen und bin unheimlich gespannt, wie es weitergehen wird.

Also, wirklich ganz große Klasse und weiter so!
*Daumen hoch*

Laeila
Von:  Silverdarshan
2009-09-01T12:21:32+00:00 01.09.2009 14:21
sehr spannend!
ich bin wirklich äußerst gespannt, welche prüfungen du hisoka noch auferlegen wirst, wo du kurikara versteckst und was es mit hisokas ungewöhnlichen fähigkeiten auf sich hat.
auch wenn du in neuseeland (oder war es jetzt doch norwegen? ^^") bist und sicherlich viel zu tun hast, hoffe ich sehr, dass es alsbald weiter geht. ich bin zwar zuversichtlich, dass hisoka die prüfungen besteht, doch was ihm alles auf dieser reise blüht macht natürlich einen großen reiz aus ^^ wie gesagt, ich kann es kaum erwarten ^^

LG
Silverdarshan
Von:  SakuraxChazz
2009-08-31T14:27:14+00:00 31.08.2009 16:27
^^
So aj also mir hat das Kapitel auch sehr gefallen. Bin echt gespannt wie die restlichen Prüfungen aussehen werden. Und wie es mit Hisoka und Kurikara weiter geht.^^
Sehr schön geschrieben, sind zwar noch leichte Rechtschreibfehler drin aber man muss sich nciht sonderlich anstrengen um den Text trotzdem zu verstehen, also sind sie verzeihlich^^
Ich mag es wie du das Kapitel immer aufteilst und einteilst mit den Absätzen^^ Kann ich so viel besser lesen^^
Joa dann also bis zum nächsten Kapitel^^

LG SakuraxChazz
Von:  Starsailor
2009-08-31T14:22:56+00:00 31.08.2009 16:22
Yay~...Ein nees Kapitel..*-*
Das hat jetzt wie lange gedauert?T_T
*sigh*
Aber immerhin hast du ein neues Kapitel fertig bekommen..*smiles*
Und ich bin wieder voll auf begeistert hier von, es macht das Kapitel vor dem 10. wieder vollkommen wett..xD
Auch dein Stil hat sich wieder gefestigt, er war nichz ganz so verwirrend wie zuvor.. Alles in allem finde ich den Beginn der Prüfung sehr interesant, auch die Beweggründe aus denen Hisoka das alles auf sich nimmt ud die ganzen Hoffnungen der Götter die ihm wohl gesonnen sind, sind verständlich und nachvollziehbar.
Beosnders Suzzakus Erkenntnis hat mich zum nachdeneken gebracht. Und es hat mich wieder an den den 11.Band erinnert, wo hisoka plötzlicherweise 2 verschiedene Pupillen hatte. Und ich bin mir immer noch sicher, dass es NICHT einfach nur aus Hast so gezeichnet wurde, sondern das es einen Grund hat.*niggt*
*smiles*
Ich wünsche Hisoka schon mal viel Erfolg bei seinem Weg durch die weiteren Prüfungen, auf dass er endlich anerkannt wird als das was er ist. Denn er ist stark, selbst wenn er keine 12 Schutzgeister hat und an die Hülle eines Kindes gebunden ist..

Ich warte sehnsüchtigst auf das neue Kapitel.
Viel Spaß dir in Neuseeland, was auch immer du da machst..
Pass auf deine Hände auf, sonst fällt das schreiben flach..x.x;

MfG,

Kyon
Von:  SakuraxChazz
2009-08-25T19:19:15+00:00 25.08.2009 21:19
Also ich kann mit der Wartezeit leben, wenn da sowas geniales bei rum kommt^^
Also ich habe bewusst nur hier einen Kommi geschrieben, weil ich die FF erst heute entdeckt habe und gelsen habe. Das einzigste was ich zu allen Kapiteln sagen kann, ist, das manchmal die Rechtschreibung zwar etwas hapert, aber das völlig okay ist, bei der Textlänge und dem wundervollen Schreibstil. Diese Geschichte wird zu Recht in meiner Favoritenliste sein^^
Schreib nur weiter so schöne Kapitel.^^

LG SakuraxChazz
Von:  Starsailor
2009-06-10T15:55:14+00:00 10.06.2009 17:55
Ich werde dir bei Gelegenheit noch einen ausführlichen Kommie schreiben.
Gelesen hab ich das Kapitel vor einer kappen Woche, zurecht gekommen bin ich damit nur teilweise, weil dein Schreibstil kolett anders war. Er kammir komplett anders vor und ich bin nicht wie bei den anderen Kapiteln in die Storie rein gekommen, es ging nicht..*sigh*
Es hat mir aber trotz allem gefallen.^^
Von:  SchwarzerAngel
2009-05-31T10:18:37+00:00 31.05.2009 12:18
hey

Ein wirklich tolles kapitel was du on gestellt hast.Ich freue mich das es weiter geht.


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